[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine lastabtragende Halbzeugstruktur, insbesondere
Abdeckrost oder Schachtabdeckung für Entwässerungsrinnen, Ablauf- oder Einlaufkästen
oder Schächte, umfassend seitliche Auflagerbereiche mit Längsträgern, sowie eine Mehrzahl
zwischen den Längsträgern verlaufender Querrippen, wobei die Querrippen einen formstabilen
Kern aufweisen, welcher zwischen einem oberseitigen Deckgelege und einem unterseitigen
Deckgelege stoffschlüssig aufgenommen ist.
[0002] Eine derartige Halbzeugstruktur ist bereits aus der
WO 2017/220487 A1 vorbekannt. Dort ist eine Schachtabdeckung beschrieben, welche eine oberseitige Platte
unter Zwischenlage eines gerippten Kunststoffkörpers mit einem unterseitigen Verstärkungselement,
wenngleich nicht stoffschlüssig, verbindet. Die durch die Schachtabdeckung aufzunehmende
Last wird hierbei in das Verstärkungselement, und von dort in die Wandung des Entwässerungskörpers
eingeleitet.
[0003] Entwässerungsrinnen werden sowohl im industriellen als auch im öffentlichen oder
privaten Bereich eingesetzt. Ihre Aufgabe besteht darin, Oberflächenwasser von befestigten
Flächen aufzunehmen und gezielt abzuleiten. Bei einem Großteil der Anwendungen müssen
die Entwässerungsrinnen überfahrbar ausgeführt werden, denn die zu entwässernden Flächen,
wie etwa Straßen, Parkplätze, Hof- und Industrieflächen sollen in ihrer gesamten Fläche
zur Verfügung stehen.
[0004] Für diese Aufgabe werden geeignete Abdeckungen oder Abdeckroste verwendet, die den
im Boden eingebetteten Rinnenkörper einerseits vollständig überdecken, da jedoch andererseits
wasserdurchlässig sind, damit das zulaufende Oberflächenwasser abfließen kann. Um
ein ungewolltes Ausheben der Abdeckungen beim Überfahren zu verhindern, werden die
Abdeckungen in der Regel fest mit dem Rinnenkörper verbunden. Dies geschieht entweder
kraftschlüssig durch Verschraubung oder über ein Schnellverschlusssystem, bei welchem
die in eine Rinnenzarge eingelegte Abdeckung formschlüssig zurückgehalten wird.
[0005] Die EN DIN 1433 klassifiziert Entwässerungssysteme in unterschiedliche Belastungsklassen,
beginnend von der Klasse A für ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer vorgesehene
Verkehrsflächen bis hin zur Klasse F für Flächen, die mit besonders hohen Radlasten
befahren werden können, wie etwa Flugbetriebsflächen. Je nach Anwendung müssen die
Entwässerungssysteme, insbesondere deren Abdeckungen, sehr hohe statische und dynamische
Belastungen aufnehmen können. Daher weisen Abdeckungen in einem unteren Bereich tragende
Strukturen in Form von Rippen oder Waben auf, über welche die Belastungen aufgenommen
werden können. Die Strukturen sind so ausgelegt, dass aufgrund ihrer Geometrie, also
Struktur und Bauteildicke, sowie aufgrund des eingesetzten Werkstoffes erhebliche
Belastungen übertragbar sind.
[0006] Klassische Werkstoffe für Abdeckroste sind der Sphäroguss, sowie feuerverzinkter
Stahl oder Edelstahl. Die
DE 102014104744 A1 beschreibt die Geometrie der Tragstruktur einer Rinnenabdeckung aus Sphäroguss. Dabei
nimmt die Dicke der Träger in den Bereichen zu, wo die Zugspannung am höchsten ist.
In Bereichen mit niedriger Zugspannung nimmt die Dicke der Träger ab. Die Lastaufnahme
erfolgt hier über materialtechnisch homogene Tragstrukturen.
[0007] Für einfachere Anwendungen bis Klasse C gemäß EN DIN 1433 bzw. DIN 19580 werden Abdeckungen
auch aus Kunststoffen im Spritzgussverfahren hergestellt. Für höhere Anforderungen
im Hinblick auf die Belastbarkeit, wie sie etwa im Straßenbereich vorkommen, sind
derzeit keine Kunststoffabdeckungen bekannt.
[0008] Dies hängt mit den gegenüber Stahl bzw. Stahlguss schlechteren mechanischen Werkstoffeigenschaften
der Kunststoffe zusammen. Um in höhere Belastungsklassen zu gelangen, muss gegenüber
Stahl bzw. Stahlguss deutlich mehr Material eingesetzt und daher mit massiveren Konstruktionen
gearbeitet werden. Darüber hinaus sind die für die technische Lösung notwendigen technischen
Kunststoffe, etwa Polyamid (PA) oder Polyphthalamid (PPA), die zudem mit Kurz- oder
Langglasfasern gefüllt sind, deutlich teurer als beispielsweise Stahlguss.
[0009] Dabei bieten Abdeckungen aus Kunststoff durchaus auch zahlreiche Vorteile. Zunächst
sind sie rostfrei und antimagnetisch, wobei letzteres insbesondere bei einem Einsatz
im Bereich von Bahnsteigen aufgrund der dort bestehenden magnetischen Felder vorteilhaft
ist. Auch weisen sie einen hohen Dämpfungsgrad auf, was im Betrieb auftretende Störgeräusche
reduziert. Lärmbelästigung durch Klappergeräusche wird vermindert oder findet gar
nicht statt.
[0010] Das geringe Gewicht von Abdeckrosten aus Kunststoff sorgt darüber hinaus für eine
einfache Handhabung beim Einbau und einen schnellen und günstigen Transport. Das Herausnehmen
der Abdeckungen, um ein Reinigen der Rinnenkörper zu ermöglichen, ist einfach und
ohne großen Kraftaufwand möglich. Kunststoffabdeckungen können zudem maßgenau hergestellt
werden, was eine hohe Funktionsintegration und hochwertige Designs ermöglicht.
[0011] Um Kunststoffe für hohe Belastungsfälle nutzbar zu machen, werden diese mit anderen
Komponenten kombiniert. Faserverbundkunststoffe oder auch faserverstärkte Kunststoffe
sind eine Untergruppe der Verbundwerkstoffe. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die
Fasern die Kunststoffe verstärken und auf ein höheres mechanisches Niveau anheben.
Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel zwischen Faser und Kunststoffmatrix. Fasern
allein können zwar hohe Zugkräfte aufnehmen, aber keine auf Biegung oder Druck beanspruchte
Bauteile darstellen. Unverstärkte Kunststoffe können zwar Bauteile sein, sind aber
etwa im Fall duroplastischer Reaktionsharze teilweise spröde oder im Fall von Thermoplasten
zu flexibel. Erst durch Kombination von Fasern und Kunststoff und die feste Anbindung
der Kunststoff-Matrix an die Fasern können hochbelastbare Bauteile produziert werden.
[0012] Die
DE 102015101672 A1 beschäftigt sich mit faserverstärktem Kompositmaterial und einem Herstellungsverfahren
dafür. Es werden zwei faserverstärkte Komponenten beschrieben, die verfahrensbedingt
eine bessere Haftungsfestigkeit erlangen. Die
DE 10105812 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines flächigen Halbzeugs. Hierbei handelt
es sich um eine faserverstärkte Komponente. Die
EP 2679377 B1 beschreibt ein computerimplementiertes Verfahren zur Bestimmung der Faserorientierungen
in einer Flüssigkeit mit Polymerketten für das Spritzgussverfahren mit Hilfe von Simulation.
Das Verfahren behandelt Kurz- und Langfasern.
[0013] Weiter kennt der Stand der Technik zahlreiche Beschreibungen von Verbundwerkstoffen.
So ist auf die
EP 1901912 B1, die
EP 0956193 A1 und die
EP 1868796 B1 zu verweisen, bei denen thermoplastisch verformbare Verbundkörper aus Halbzeugen
beschrieben sind. In der
EP 2791409 B1 und der
WO 2010139077 A1 geht es um einen flächigen Verbundwerkstoff aus zwei Komponenten.
[0014] In der
WO 2017009152 A1 wird ein holzfurnier-beschichteter Kunststoffformkörper beschrieben. Die Deckschicht
besteht hier aus Holz; die Materialstärke liegt zwischen 0,05 und 6,0 mm. Es handelt
sich um dünnwandige Strukturen, die für den Automobilbereich vorgesehen sind. Die
DE 10105813 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines thermoplastisch verformbaren, faserverstärkten,
dünnen Halbzeugs, während in der
DE 10114553 A1 ein Verfahren zur Herstellung eines dicken, thermoplastisch verformbaren, faserverstärkten
Halbzeugs beschrieben ist.
[0015] Die
EP 1714772 A1 beschreibt einen thermoplastisch verarbeitbaren Verbundwerkstoff aus mindestens einer
Faservliesschicht aus Thermoplastfasern und gegebenenfalls Verstärkungsfasern, sowie
einer Gewebe- oder Gelegeschicht aus Verstärkungsfasern, wobei die Schichten zusammengenadelt
sind.
[0016] Auch die in der
EP 1719611 A1 geht es um ein Verfahren zur Herstellung eines thermoplastisch verformbaren, faserverstärkten
Halbzeugs, bestehend aus zwei faserverstärkten Komponenten. In der
EP 1770115 A1 wird ein weiteres faserverstärktes, flächiges Halbzeug beschrieben.
[0017] Die
EP 1890868 B1 beschreibt eine biegesteife Verbundplatte aus zwei faserverstärkten Komponenten.
Die
EP 2374611 A1 betrifft eine Betonschaltafel aus Leichtkunststoff mit einer Kernschicht aus Polypropylen,
das Luftporen enthält und mindestens einer Deckschicht aus kompaktem Polypropylen.
[0018] Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, eine
lastabtragende Halbzeugstruktur, insbesondere einen Abdeckrost oder eine Schachtabdeckung
für Entwässerungsrinnen, Ablauf- oder Einlaufkästen oder Schächte zu schaffen, welche
aus Kunststoff besteht und sowohl leicht als auch antimagnetisch, dennoch aber ausreichend
belastbar für Verkehrsflächen und gleichzeitig kostengünstig herstellbar ist.
[0019] Dies gelingt durch eine Halbzeugstruktur gemäß den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs
1. Sinnvolle Ausgestaltungen einer solchen Halbzeugstruktur können den sich anschließenden
abhängigen Ansprüchen entnommen werden.
[0020] Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, eine aus dem Stand der Technik bekannte lastabtragende
Halbzeugstruktur, insbesondere einen Abdeckrost oder eine Schachtabdeckung für Entwässerungsrinnen,
Ablauf- oder Einlaufkästen oder Schächte, umfassend seitliche Auflagerbereiche mit
Längsträgern, sowie eine Mehrzahl zwischen den Längsträgern verlaufender Querrippen,
wobei die Querrippen einen formstabilen Kern aufweisen, welcher zwischen einem oberseitigen
Deckgelege und einem unterseitigen Deckgelege stoffschlüssig aufgenommen ist, weiterzuentwickeln.
[0021] Beste mechanische Eigenschaften werden in einem Verbundwerkstoff erreicht, wenn dessen
Fasern endlos und gleichsinnig ausgerichtet, also unidirektional und isotrop, eingebracht
werden. Abminderungen gibt es, wenn die Fasern endlich und ungerichtet, also anisotrop,
vorliegen. Letzteres ist in der Regel beim Spritzgießen der Fall. Beim Pressverfahren
kann demgegenüber ein isotroper Zustand hergestellt werden. Die Erfindung sieht aus
diesem Grund vor, einen Abdeckrost zu schaffen, bei dem die oberseitige Deckgelege
und die unterseitige Deckgelege jeweils aus einem faserverstärkten Verbundwerkstoff
mit gleichsinnig ausgerichteten Langfasern oder, besonders bevorzugt, Endlosfasern
gebildet sind. Hierbei können die Deckgelege je nach Anwendung jeweils einschichtig
oder mehrschichtig ausgeführt sein.
[0022] Gerade bei strukturtragenden Komponenten im Bauwesen unterliegen die Materialien
sehr hohen statischen und dynamischen Lasten und werden aus diesem Grund hinsichtlich
der Festigkeiten und Steifigkeiten in besonderer Weise gefordert. Folglich ist eine
Verwendung von lang- oder endlosfaserverstärkten Halbzeugstrukturen zumeist unabdingbar.
Dabei können diese hohen Beanspruchungen bei einer reinen Faser-Kunststoffverbund-Bauweise
zu sehr dickwandigen Bauteilen mit Wandstärken im Bereich von 20-50 mm oder mehr führen,
was für die Rinnenabdeckung nicht mit anderen Materialien vergleichbar und zum Teil
auch nicht ressourceneffizient ist. Insbesondere bei einer Biegebeanspruchung eines
dickwandigen Bauteils liegen die größten Druck- bzw. Zugspannungen und somit die höchsten
Materialbeanspruchungen an den Außenflächen vor. Keine Spannungen treten hingegen
in der so genannten neutralen Zone auf, welche die Ebene des geometrischen Schwerpunktes
der Querschnittsfläche darstellt.
[0023] Ein solcher mechanischer Spannungszustand ist der Ansatzpunkt für die Erfindung.
Durch die Kombination von Materialien unterschiedlicher textiler Strukturen, Faserverstärkungsarten
und variierender Faservolumengehalte ergibt sich ein mehrschichtiger funktional-gradierter
Multimaterialverband.
[0024] Endlosfaserverstärkte, unidirektionale Deckgelege ermöglichen zusammen mit biege-
und beulsteifen, gradierten Kernmaterialien eine leichtere Bauweise bei gleichzeitiger
Aufnahme hoher Lasten. Damit kann bei dickwandigen Strukturen ein effektiver Materialeinsatz
erfolgen.
[0025] Die Pressmassen werden vorzugsweise als textile Flächengebilde, als Gelege oder Matten,
aber auch in allen sonstigen Bereitstellungsformen wie formlosen Massen oder anderen
Gebinden bereitgestellt. Dabei erfolgt eine sukzessive Reduzierung der mechanischen
Eigenschaften, vor allem der Festigkeit und gegebenenfalls des Gewichtes des eingesetzten
Materials vom Rand hin zur neutralen Biegezone im Kern des Bauteils. Hochfeste Materialien
befinden sich in den Randbereichen aus Endlosfasern sowohl auf der Druck-, als auch
auf der Zugseite des Bauteils. Im Kern des Bauteils befinden sich kurz- oder langfaserverstärkte
und/oder ungefüllte Materialien. Im Ergebnis entsteht ein Abdeckrost, welcher an der
Druckseite und der Zugseite aufgrund der dort eingelegten Verbundwerkstoffe mit Lang-
oder Endlosfasern besonders belastbar ist, während der Kern der Konstruktion aus kostengünstigem
und leichtem Material gebildet sein kann.
[0026] In bevorzugter Ausgestaltung können sich die ein- oder mehrschichtigen Deckgelege
entlang einer Oberseite und entlang einer Unterseite der Querrippen bis in die Auflagerbereiche
hinein erstrecken. Hierbei kann es ergänzend auch sinnvoll sein, die textilen Flächengebilde
auch an seitlichen Flächen vorzusehen, um eine durchgehende Oberfläche zu erhalten.
[0027] Weiter kann bevorzugtermaßen der formstabile Kern aus einem Matrixmaterial mit Füllstoffen
gebildet sein. Konkret können dafür thermoplastische Matrixsysteme, vorzugsweise Polyethylen
oder Polyolefine, eingesetzt werden die entweder Füllstoffe aufweisen oder ungefüllt
verwendet werden. Soweit Füllstoffe Verwendung finden, kann es sich hierbei mit besonderem
Vorteil um thermoplastische Schäume oder um Hohlglaskugeln handeln, welche die mechanischen
Eigenschaften und das Bauteilgewicht der Matrixsysteme beeinflussen.
[0028] Alternativ kann der formstabile Kern auch aus unverstärkten Thermoplasten, bevorzugtermaßen
mit Verarbeitungsadditiven, gebildet sein.
[0029] Als Verarbeitungsadditive können Talkum, Calciumcarbonat oder Aluminiumhydrat Verwendung
finden, welche bei Thermoplasten als Füllstoffe und Verstärkungsmittel eingesetzt
werden. Während Talkum und Calciumcarbonat die Thermoformbarkeit der Thermoplaste
verbessern, findet Aluminiumhydrat, oder auch Aluminiumhydroxid, wegen seiner flammhemmenden
Eigenschaften Anwendung. Anstelle von Aluminiumhydrat kann insbesondere bei Verarbeitungstemperaturen
über 200°C auch Magnesiumhydroxid verwendet werden.
[0030] In bevorzugter Ausgestaltung kann zwischen dem Kern und dem oberen, bereits in sich
ein- oder mehrschichtigen Deckgelege und/oder zwischen dem Kern und dem unteren ein-
oder mehrschichtigen Deckgelege wenigstens eine weitere Zwischenschicht angeordnet
sein, welche mit den umliegenden Schichten der ein- oder mehrschichtigen Deckgelege
stoffschlüssig verbunden ist. In konkreter Ausgestaltung kann die wenigstens eine
Zwischenschicht aus einer faserverstärkten Matrix mit ungerichteten Kurz- oder Langfasern
gebildet sein.
[0031] Bei den verwendeten Fasern, sei es in der Zwischenschicht oder in den Deckgelegen,
kann es sich um Fasern aus Glas, Basalt oder Kohlenstoff, insbesondere um Naturfasern
oder synthetische Fasern, oder um eine Mischung aus mehreren der vorgenannten Fasern,
in jeweils einer oder mehreren Schichten handeln. Auch kommen Kohlenstoff- und Aramidfasern
hierfür in Frage. Bei der Matrix handelt es sich vorzugsweise um einen thermoplastischen
Kunststoff. Insbesondere kommen Polyolefine, Polyamid, Polybutylen-Terepthalate und
Polycarbonate als Matrixmaterialien zum Einsatz.
[0032] Ergänzend kann mit einigem Vorteil das oberseitige Deckgelege mit einer Schutzschicht
für einen mechanischen, medialen und/oder thermischen Schutz des oberseitigen Deckgeleges
überzogen sein, wobei es sich bei dieser Schutzschicht vorteilhafterweise um einen
gefüllten oder ungefüllten, thermoplastischen Kunststoff, vorzugsweise Polyolefine
oder Polyamid, handeln kann. Dies schützt zum Einen die in das obere Deckgelege eingearbeiteten
Fasern, andererseits ermöglicht es, die Oberfläche des Abdeckrostes freier zu gestalten.
[0033] Insoweit kann die Schutzschicht besondere Merkmale wie in die Oberfläche eingebettete
Reflektoren, eingeprägte Muster, rutschhemmende Elemente und/oder Markierungen aufweisen.
[0034] Die vorstehend beschriebene Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0035] Es zeigen
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines unter einem Druck stehenden Abdeckrostes,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung des Schichtaufbaus eines erfindungsgemäßen Abdeckrostes,
- Figur 3
- ein Ausschnitt einer Schnittdarstellung quer durch eine Querrippe eines erfindungsgemäßen
Abdeckrostes, sowie
- Figur 4
- ein Ausschnitt einer Schnittdarstellung längs durch eine Querrippe eines erfindungsgemäßen
Abdeckrostes.
[0036] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung einen allgemeinen Abdeckrost 1, welcher
auf zwei Auflagern platziert ist und auf den ein Druck 10 ausgeübt wird. Ein solcher
Druck kann etwa beim Überfahren des Abdeckrostes 1 wirken, indem eine Gewichtskraft
eines Fahrzeugs auf den Abdeckrost 1 wirkt. Zunächst wird der Abdeckrost 1 sich unter
dem Druck 10 nach unten biegen. Hierbei entsteht an einer oberen Druckseite 11 eine
Druckspannung 13, das Material des Abdeckrostes 1 wird also im Bereich der Oberfläche
zusammengedrückt, da die Biegung des Abdeckrostes für eine Stauchung sorgt. Auf der
gegenüberliegenden Unterseite des Abdeckrostes 1 hingegen befindet sich nun die Zugseite
12, wo sich das Material ausbaucht. Aufgrund der Wölbung des Materials auf der Zugseite
12 ist es dort einer Zugspannung 14 ausgesetzt. Mittig zwischen beiden Seiten befindet
sich ein Kernbereich des Abdeckrostes 1, deren exakte Mittelebene die so genannte
neutrale Zone 15 darstellt. Die neutrale Zone 15 ist spannungsfrei, die Druckspannung
13 wächst ausgehend von der neutralen Zone 15 in Richtung der Druckseite 11 an, die
Zugspannung 14 in Richtung der Zugseite 12. Die verschiedenen Schichten des Abdeckrostes
1 sind also abhängig von der Schichttiefe unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt.
[0037] Figur 2 zeigt den Aufbau des erfindungsgemäßen Abdeckrostes 1, bei dem entsprechend
den in Figur 1 wiedergegebenen Erkenntnissen ein Schichtaufbau wie folgt vorgesehen
wird. In der Mitte des Schichtmodells, also in einem Materialkern einer Querrippe
4 des Abdeckrostes 1, befindet sich ein Kern 5, welcher keiner besonderen Druck- oder
Zugbelastung standhalten muss. In diesem niedrig belasteten Bereich werden Materialien
verwendet, welche dem Kern Stabilität geben. Es handelt sich hierbei um thermoplastische
Matrixsysteme aus Polyolefinen oder Polyamid. Wahlweise können diese Füllstoffe wie
thermoplastische Schäume oder Hohlglaskugeln enthalten, oder aus unverstärkten Thermoplasten
mit Verarbeitungsadditiven wie Talkum, Calciumcarbonat oder Aluminiumhydrat hergestellt
sein. Auch eine Schichtung mehrerer dieser möglichen Matrixsysteme zu einem Schichtkern
ist erfindungsgemäß möglich.
[0038] An der Druckseite 11 ist hingegen ein oberseitiges, ein- oder mehrschichtiges Deckgelege
6 vorgesehen, welche die Druckspannung 13 aufnehmen kann. Hierfür eignen sich lang-
oder endlosfaserverstärkte, thermoplastische Matrixsysteme aus Polyolefinen oder Polyamid
mit Verstärkungsfasern aus Glas, Basalt, Kohlenstoff, synthetische oder Naturfasern,
sowie deren Mischungen. Entsprechend wird mit einem an der Zugseite 12 vorgesehenen
unterseitigen, ein- oder mehrschichtigen Deckgelege 7 verfahren, welche die Zugspannung
14 aufnimmt. Die Lang- oder besonders bevorzugt Endlosfasern, welche aufgrund ihrer
Längsstruktur in der Lage sind, die in Längsrichtung wirkenden Kräfte in besonderem
Maße zu absorbieren, sind in Unidirektionalgelegen, etwa als mit Matrixmaterial getränkte
Fasermatten, vorbereitet und werden in eine Pressform eingelegt, die weiter schichtweise
mit dem Material des Kerns 5 beaufschlagt wird. Hierbei können die Fasermatten durchaus
auch rings um die Außenwandungen des entstehenden Abdeckrostes 1 gelegt werden, so
dass der in Figur 3 gezeigte Rippenquerschnitt mit einem umlaufenden Deckgelege 6,
7 entsteht. Das oberseitige Deckgelege 6, wie auch das unterseitige Deckgelege 7 reichen
in einer oder mehreren Schichten bis in einen Auflagerbereich 2 hinein, können aber
auch um die seitlich die Querrippen 4 abschließenden Längsträger 3 herum verlaufen,
um eine vollständige Außenhaut zu bilden. Bevorzugtermaßen wird dies jedoch nicht
vorgesehen und das oberseitige, ein- oder mehrschichtige Deckgelege 6, wie auch das
unterseitige, ein- oder mehrschichtige Deckgelege 7 enden beide, wie in Figur 4 gezeigt,
noch vor dem Erreichen der Längskante.
[0039] Zwischen den ein- oder mehrschichtigen Deckgelegen 6 und 7 und dem Kern 5 der Querrippen
4 können zusätzliche vermittelnde Zwischenschichten 8 vorgesehen sein, welche die
Bereiche mittlerer Zug- oder Druckbelastung ausfüllen. Diese bestehen insoweit aus
thermoplastischen Matrixsystemen wie Polyolefine oder Polyamid, welche zwar faserverstärkt
sind wie die ein- oder mehrschichtigen Deckgelege 6 und 7, jedoch nicht notwendigerweise
mit Lang- oder Endlosfasern. Ausreichend sind in diesem Bereich Kurzfasern, bedarfsweise
allenfalls Langfasern oder Mischungen hieraus. Während es sich bei den Endlosfasern
um Fasern der Länge 50 mm bis hin zu tatsächlich durchgehenden Fasern handelt, haben
die Langfasern eine Länge von einem bis 50 mm, die Kurzfasern hingegen 0,1 bis 1 mm.
[0040] Es entsteht durch die beschriebene Schichtung in dem Abdeckrost 1 ein Dichtegradient,
da die Dichte des verwendeten Materials von außen nach innen abnimmt, während umgekehrt
die Dicke der Schichten in gleicher Richtung zunimmt, so dass der Kern 5 die stärkste
Schicht bildet, während die Deckgelege 6 und 7, trotzdem sie aus einer oder mehreren
Schichten aufgebaut sein können, die feinsten Schichten darstellen.
[0041] Vorstehend beschrieben ist somit eine lastabtragende Halbzeugstruktur, insbesondere
einen Abdeckrost oder eine Schachtabdeckung für Entwässerungsrinnen, Ablauf- oder
Einlaufkästen oder Schächte, welche aus Kunststoff besteht und sowohl leicht als auch
antimagnetisch, dennoch aber ausreichend belastbar für Verkehrsflächen und gleichzeitig
kostengünstig herstellbar ist.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0042]
- 1
- Abdeckrost
- 2
- Auflagerbereich
- 3
- Längsträger
- 4
- Querrippe
- 5
- Kern
- 6
- oberseitiges, ein- oder mehrschichtiges Deckgelege
- 7
- unterseitiges, ein- oder mehrschichtiges Deckgelege
- 8
- Zwischenschicht
- 9
- Schutzschicht
- 10
- Druck
- 11
- Druckseite
- 12
- Zugseite
- 13
- Druckspannung
- 14
- Zugspannung
- 15
- neutrale Zone
1. Lastabtragende Halbzeugstruktur, insbesondere Abdeckrost oder Schachtabdeckung für
Entwässerungsrinnen, Ablauf- oder Einlaufkästen oder Schächte, umfassend seitliche
Auflagerbereiche (2) mit Längsträgern (3), sowie eine Mehrzahl zwischen den Längsträgern
(3) verlaufender Querrippen (4), wobei die Querrippen (4) einen formstabilen Kern
(5) aufweisen, welcher zwischen einem oberseitigen Deckgelege (6) und einem unterseitigen
Deckgelege (7) stoffschlüssig aufgenommen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass das oberseitige Deckgelege (6) und das unterseitige Deckgelege (7) jeweils aus einem
faserverstärkten Verbundwerkstoff mit einer oder mehreren Schichten aus gleichsinnig
ausgerichteten Lang- oder Endlosfasern gebildet sind und gemeinsam mit dem formstabilen
Kern (5) einen mehrschichtigen, funktionalgradierten Multimaterialverband bilden.
2. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Kern (5) und dem oberseitigen, ein- oder mehrschichtigen Deckgelege
(6) und/oder zwischen dem Kern (5) und dem unterseitigen, ein- oder mehrschichtigen
Deckgelege (7) wenigstens eine Zwischenschicht (8) angeordnet ist, welche mit den
umliegenden Schichten (5, 6, 7) stoffschlüssig verbunden ist.
3. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Zwischenschicht (8) aus einer faserverstärkten Matrix mit ungerichteten
Kurz- oder Langfasern gebildet ist.
4. HalbzeuAnemdegstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Fasern um Fasern aus Glas, Basalt oder Kohlenstoff, insbesondere
um Naturfasern oder synthetische Fasern, oder um eine Mischung aus mehreren der vorgenannten
Fasern, handelt.
5. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Matrix um einen thermoplastischen Kunststoff handelt.
6. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich das ein- oder mehrschichtige Deckgelege (6, 7) entlang einer Oberseite und entlang
einer Unterseite der Querrippen (4) bis in die Auflagerbereiche (2) hinein erstrecken.
7. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der formstabile Kern (5) aus einem Matrixmaterial mit Füllstoffen gebildet ist.
8. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Füllstoffen um thermoplastische Schäume oder um Hohlglaskugeln handelt.
9. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der formstabile Kern (5) aus unverstärkten Thermoplasten gebildet ist.
10. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 5 und/oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Thermoplasten um Polyolefine oder Polyamid handelt.
11. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 9 und/oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass den Thermoplasten als Verarbeitungsadditive Talkum, Calciumcarbonat oder Aluminiumhydrat
beigemischt ist.
12. Halbzeugstruktur gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das oberseitige, ein- oder mehrschichtige Deckgelege (6) mit einer Schutzschicht
(9) für einen mechanischen, medialen und/oder thermischen Schutz des oberseitigen,
ein- oder mehrschichtigen Deckgeleges (6) oder dessen Schutz vor ultravioletter Strahlung
überzogen ist.
13. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht (9) aus einem gefüllten oder ungefüllten, thermoplastischen Kunststoff
gebildet ist.
14. Halbzeugstruktur gemäß Anspruch 12 und/oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht (9) eingebettete Reflektoren, eingeprägte Muster, rutschhemmende
Elemente und/oder Markierungen aufweist.