TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft eine Biomasse-Heizanlage mit einer mittels maschinellem Lernen
optimierten Steuereinrichtung und ein entsprechendes Verfahren.
[0002] Insbesondere betrifft die Erfindung eine Biomasse-Heizanlage mit einer optimierten
Regelung durch eine Steuereinrichtung, welche ein durch maschinelles Lernen optimiertes
Regelverhalten aufweist.
STAND DER TECHNIK
[0003] Biomasse-Heizanlagen, insbesondere Biomasse-Kessel, in einem Leistungsbereich von
20 bis 500 kW sind bekannt. Biomasse kann als ein günstiger, heimischer, krisensicherer
und umweltfreundlicher Brennstoff angesehen werden. Als verfeuerbare Biomasse beziehungsweise
als biogene Festbrennstoffe gibt es beispielsweise Hackgut oder Pellets.
[0004] Die Pellets bestehen meistens aus Holzspänen, Sägespänen, Biomasse oder anderen Materialien,
die in kleine Scheiben oder Zylinder mit einem Durchmesser von ca. 3 bis 15 mm und
einer Länge von 5 bis 30 mm verdichtet worden sind. Hackgut (auch als Holzschnitzel,
Holzhackschnitzel oder Hackschnitzel bezeichnet) ist mit schneidenden Werkzeugen zerkleinertes
Holz.
[0005] Biomasse-Heizanlagen für Brennstoffe in Form von Pellets und Hackgut weisen im Wesentlichen
einen Kessel mit einer Brennkammer (der Verbrennungsraum) und mit einer daran anschließenden
Wärmetauschvorrichtung auf. Aufgrund der in vielen Ländern verschärfter gesetzlicher
Vorschriften weisen einige Biomasse-Heizanlagen auch einen Feinstaubfilter auf. Regelmäßig
ist weiteres verschiedenes Zubehör vorhanden, wie beispielsweise Brennstoff-Fördereinrichtungen,
Regelungseinrichtungen, Sonden, Sicherheitsthermostate, Druckschalter, eine Rauchgas-
bzw. Abgasrückführung, eine Kesselabreinigung und ein separater Brennstoffbehälter.
[0006] Bei der Brennkammer sind regelmäßig eine Einrichtung zur Zuführung von Brennstoff,
eine Einrichtung für die Zufuhr der Luft und eine Zündvorrichtung für den Brennstoff
vorgesehen. Die Einrichtung zur Zufuhr der Luft weist wiederum normalerweise ein Gebläse
mit niedrigem Druck auf, um die thermodynamischen Faktoren bei der Verbrennung in
der Brennkammer vorteilhaft zu beeinflussen. Eine Einrichtung zur Zuführung von Brennstoff
kann beispielsweise mit einem seitlichen Einschub vorgesehen sein (sog. Quereinschubfeuerung).
Dabei wird der Brennstoff von der Seite über eine Schnecke oder einen Kolben in die
Brennkammer eingeschoben.
[0007] In der Brennkammer einer Festbettfeuerung ist weiter üblicherweise ein Feuerungsrost
vorgesehen, auf welchem kontinuierlich der Brennstoff im Wesentlichen zugeführt und
verbrannt wird. Dieser Feuerungsrost lagert den Brennstoff für die Verbrennung und
weist Öffnungen, beispielsweise Schlitze, auf, die den Durchgang eines Teils der Verbrennungsluft
als Primärluft zu dem Brennstoff erlauben. Weiter kann der Rost starr oder beweglich
ausgeführt sein. Zudem gibt es Rostfeuerungen, bei denen die Verbrennungsluft nicht
durch den Rost, sondern nur seitlich zugeführt wird.
[0008] Beim Durchströmen des Rosts mit der Primärluft wird unter anderem auch der Rost gekühlt,
wodurch das Material geschont wird. Zudem kann es bei unzureichender Luftzuführung
auf dem Rost zu Schlackenbildung kommen. Insbesondere Feuerungen, die mit unterschiedlichen
Brennstoffen beschickt werden sollen, womit sich die vorliegende Offenbarung insbesondere
beschäftigt, weisen die inhärente Problematik auf, dass die unterschiedlichen Brennstoffe
unterschiedliche Ascheschmelzpunkte, Wassergehalte und unterschiedliches Brennverhalten
aufweisen. Damit ist es problematisch eine Heizanlage vorzusehen, die für unterschiedliche
Brennstoffe gleichermaßen gut geeignet ist. Die Brennkammer kann weiterhin regelmäßig
in eine Primärverbrennungszone (unmittelbare Verbrennung des Brennstoffes auf dem
Rost sowie im Gasraum darüber vor Zuführung einer weiteren Verbrennungsluft) und eine
Sekundärverbrennungszone (Nachverbrennungszone des Rauchgases nach einer weiteren
Luftzufuhr) eingeteilt werden. In der Brennkammer erfolgen die Trocknung, pyrolytische
Zersetzung sowie die Vergasung des Brennstoffes und der Holzkohleausbrand. Um die
entstehenden brennbaren Gase vollständig zu verbrennen wird zudem eine weitere Verbrennungsluft
in einer oder mehreren Stufen (Sekundärluft bzw. Tertiärluft) bei Beginn der Sekundärverbrennungszone
eingebracht.
[0009] Die Verbrennung der Pellets oder des Hackguts weist nach der Trocknung im Wesentlichen
zwei Phasen auf. In der ersten Phase wird der Brennstoff durch hohe Temperaturen und
Luft, die in die Brennkammer eingeblasen werden kann, und zumindest teilweise pyrolytisch
zersetzt und in Gas umgewandelt. In der zweiten Phase treten die Verbrennung des in
Gas umgewandelten (An-)Teils sowie die Verbrennung der eventuell vorhandenen restlichen
Feststoffe (beispielsweise Holzkohle) ein. Insofern gast der Brennstoff aus, und das
entstandene Gas sowie die darin vorhandene Holzkohle werden mitverbrannt.
[0010] Unter Pyrolyse versteht man die thermische Zersetzung eines festen Stoffes unter
Sauerstoffabschluss. Die Pyrolyse lässt sich in die primäre und sekundäre Pyrolyse
aufteilen. Die Produkte der primären Pyrolyse sind Pyrolysekoks und Pyrolysegase,
wobei sich die Pyrolysegase in bei Raumtemperatur kondensierbare und nicht kondensierbare
Gase unterteilen lassen. Die primäre Pyrolyse findet bei grob 250-450°C und die sekundäre
Pyrolyse bei ungefähr 450-600°C statt. Die in weiterer Folge auftretende sekundäre
Pyrolyse basiert auf der Weiterreaktion der primär gebildeten Pyrolyseprodukte. Die
Trocknung und Pyrolyse finden zumindest weitgehend ohne den Einsatz von Luft statt,
da flüchtige CH - Verbindungen vom Partikel austreten und daher keine Luft an die
Partikeloberfläche gelangt. Die Vergasung kann als Teil der Oxidation gesehen werden;
es werden die bei der pyrolytischen Zersetzung entstandenen festen, flüssigen und
gasförmigen Produkte durch weitere Wärmeeinwirkung in Reaktion gebracht. Dies geschieht
unter Zugabe eines Vergasungsmittels wie Luft, Sauerstoff, Wasserdampf, oder auch
Kohlendioxid. Der Lambda-Wert bei der Vergasung ist größer als null und kleiner als
eins. Die Vergasung findet bei rund 300 bis 850°C oder sogar bis 1.200 °C statt. Die
vollständige Oxidation mit Luftüberschuss (Lambda größer 1) findet durch weitere Luftzugabe
an diese Prozesse anschließend statt. Die Reaktionsendprodukte sind im Wesentlichen
Kohlendioxid, Wasserdampf und Asche. Bei allen Phasen sind die Grenzen nicht starr,
sondern fließend. Mittels einer am Abgasausgang des Kessels vorgesehenen Lambdasonde
kann der Verbrennungsprozess vorteilhaft geregelt werden.
[0011] Allgemein ausgedrückt wird der Wirkungsgrad der Verbrennung durch die Umwandlung
der Pellets in Gas erhöht, weil gasförmiger Brennstoff mit der Verbrennungsluft besser
vermischt und damit vollständiger umgesetzt wird, und eine geringere Emission von
Schadstoffen, weniger unverbrannte Partikel und Asche (Flugasche bzw. Staubpartikel)
erzeugt werden.
[0012] Bei der Verbrennung von Biomasse entstehen gasförmige bzw. luftgetragene Verbrennungsprodukte,
deren Hauptbestandteile Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff sind. Diese können
in Emissionen aus vollständiger Oxidation, aus unvollständiger Oxidation und Stoffen
aus Spurenelementen bzw. Verunreinigungen unterschieden werden. Bei den Emissionen
aus vollständiger Oxidation handelt es sich im Wesentlichen um Kohlenstoffdioxid (CO
2) und Wasserdampf (H
2O). Die Bildung von Kohlenstoffdioxid aus dem Kohlenstoff der Biomasse ist das Ziel
der Verbrennung, da so die freigesetzte Energie vollständiger genutzt werden kann.
Die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid (CO
2) verhält sich weitgehend proportional zum Kohlenstoffgehalt der verbrannten Brennstoffmenge;
somit ist der Kohlenstoffdioxid auch abhängig von der bereitzustellenden Nutzenergie.
Eine Reduzierung kann im Wesentlichen nur durch eine Verbesserung des Wirkungsgrades
erzielt werden. Ebenso entstehen Verbrennungsrückstände, wie beispielsweise Asche
oder auch Schlacke.
[0013] Allerdings sind die vorstehend beschriebenen komplexen Verbrennungsvorgänge nicht
einfach zu beherrschen. So besteht ganz allgemein formuliert ein Verbesserungsbedarf
betreffend der Verbrennungsvorgänge in Biomasse-Heizanlagen.
[0014] Neben der Luftzufuhr in die Brennkammer sind weiterhin Rauchgas- bzw. Abgasrückführungseinrichtungen
bekannt, die Abgas aus dem Kessel zur Kühlung und zur erneuten Verbrennung in die
Brennkammer zurückführen. Hierbei existieren im Stand der Technik üblicherweise Öffnungen
in der Brennkammer zur Zufuhr von Primärluft durch eine die Brennkammer speisende
Primärluftleitung, und weiterhin existieren Umfangsöffnungen in der Brennkammer zur
Zufuhr von Sekundärluft aus einer Sekundärluftleitung bzw. eventuell von Frischluft.
Eine Rauchgasrezirkulation kann unter oder über dem Rost erfolgen. Zudem kann die
Rauchgasrezirkulation gemischt mit der Verbrennungsluft oder separat erfolgen.
[0015] Das Rauchgas bzw. das Abgas der Verbrennung in der Brennkammer wird dem Wärmetauscher
zugeführt, so dass die heißen Verbrennungsgase durch den Wärmetauscher strömen, um
Wärme auf ein Wärmetauschmedium zu übertragen, bei dem es sich normalerweise um Wasser
bei etwa 80°C (üblicherweise zwischen 70 °C und 110°C) handelt. Der Kessel weist weiter
üblicherweise einen Strahlungsteil, der in die Brennkammer integriert ist, und ein
Konvektionsteil (dem daran anschließenden Wärmetauscher) auf.
[0016] Bei der Zündvorrichtung handelt es sich meistens um eine Heißlufteinrichtung oder
eine Glüheinrichtung. Im ersten Fall wird die Verbrennung in Gang gesetzt, indem der
Brennkammer Heißluft zugeführt wird, wobei die Heißluft durch einen elektrischen Widerstand
aufgeheizt wird. Im zweiten Fall weist die Zündvorrichtung eine Glühkerze / einen
Glühstab oder mehrere Glühkerzen auf, um die Pellets oder das Hackgut durch direkten
Kontakt zu erhitzen, bis die Verbrennung beginnt. Die Glühkerzen können auch mit einem
Motor versehen sein, um während der Zündphase mit den Pellets oder dem Hackgut in
Berührung zu bleiben, und dann zurückzufahren, um nicht den Flammen ausgesetzt zu
bleiben. Diese Lösung ist verschleißanfällig und aufwändig.
[0017] Des Weiteren gibt es für eine Vielzahl von Anwendungen, beispielsweise automatisierte
Diagnoseverfahren, Erkennung von Kreditkartenbetrug, Aktienmarkt-analysen, Klassifikation
von Nukleotidsequenzen, Sprach- und Texterkennung sowie autonome Systeme, Vorrichtungen
und Verfahren, die sich dem sogenannten "maschinellen Lernen" bedienen. Dabei lernt
eine künstliche Intelligenz aus Beispielen, beispielsweise Sensordaten, und kann diese
nach Beendigung der Lernphase verallgemeinert anwenden. Dazu bauen Algorithmen beim
maschinellen Lernen ein (statistisches) Modell (vorliegend ein KI-Modell einer Biomasse-Heizanlage)
auf, das auf Trainingsdaten beruht. Dabei kann das Modell eine Berechnung mittels
eines neuronalen Netzwerks durchführen, welches durch ein Training in dessen Gewichtungen
bzw. Gewichten parametriert wird.
[0018] Im Kern werden mit dieser Systematik nicht einfach die Beispiele auswendig gelernt,
sondern es werden Muster und Gesetzmäßigkeiten in den Lerndaten erkannt, um ein KI-Modell
zu parametrieren. Die Gewichte des neuronalen Netzes können zusammengefasst als Parameterdaten
verarbeitet und/oder gespeichert werden. Ein Beispiel für derartige Parameterdaten
(Gewichte eines neuronalen Netzes) ist in Fig. 24 gezeigt.
[0019] Die Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Teilgebiet der Informatik. Sie imitiert menschliche
kognitive Fähigkeiten, indem sie Informationen aus Eingabedaten erkennt und sortiert.
Diese Intelligenz kann auf programmierten Abläufen basieren oder durch maschinelles
Lernen erzeugt werden. Dabei wird üblicherweise zwischen einem überwachten Lernen
und einen nicht-überwachten Lernen unterschieden.
[0020] Beim überwachten Lernen lernt der Algorithmus eine Funktion aus gegebenen Paaren
von Ein- und Ausgaben. Dabei stellt während des Lernens ein "Lehrer" den korrekten
Funktionswert zu einer Eingabe bereit. Ziel beim überwachten Lernen ist, dass dem
neuronalen Netz nach mehreren Rechengängen mit unterschiedlichen Ein- und Ausgaben
die Fähigkeit antrainiert wird, Assoziationen herzustellen. Ein Teilgebiet des überwachten
Lernens ist dabei die automatische Klassifizierung.
[0021] Beim nicht-überwachten bzw. unüberwachten Lernen erzeugt der Algorithmus für eine
gegebene Menge von Eingaben ein statistisches Modell, das die Eingaben beschreibt
und erkannte Kategorien und Zusammenhänge enthält und somit Vorhersagen ermöglicht.
Dabei gibt es Clustering-Verfahren, die die (Roh-)Daten in mehrere Kategorien einteilen,
die sich durch charakteristische Muster voneinander unterscheiden. Das Netz erstellt
somit selbständig Klassifikatoren, nach denen es die Eingabemuster einteilt. Ein wichtiger
Algorithmus in diesem Zusammenhang ist der EM-Algorithmus, der iterativ die Parameter
eines Modells so festlegt, dass es die gesehenen Daten optimal erklärt. Er legt dabei
das Vorhandensein nicht beobachtbarer Kategorien zugrunde und schätzt abwechselnd
die Zugehörigkeit der Daten zu einer der Kategorien und die Parameter, die die Kategorien
ausmachen. Eine Anwendung des EM-Algorithmus findet sich beispielsweise in den Hidden
Markov Modellen (HMMs). Andere Methoden des unüberwachten Lernens, z. B. Hauptkomponentenanalyse,
verzichten auf die Kategorisierung. Sie zielen darauf ab, die beobachteten Daten in
eine einfachere Repräsentation zu übersetzen, die sie trotz drastisch reduzierter
Information möglichst genau wiedergibt.
[0022] Das sog. "Deep Learning" (deutsch: mehrschichtiges Lernen, tiefes Lernen oder tiefgehendes
Lernen) bezeichnet eine Methode des maschinellen Lernens, die künstliche neuronale
Netze mit zahlreichen Zwischenschichten (englisch: hidden layers) zwischen Eingabeschicht
und Ausgabeschicht einsetzt und dadurch eine umfangreiche innere Struktur herausbildet.
Es ist eine spezielle, dem Fachmann bekannte, Methode der Informationsverarbeitung,
dessen Verständnis für diese Anmeldung vorausgesetzt ist.
[0023] Deep Learning, eine -nach dem üblichen Verständnis- spezielle Art des maschinellen
Lernens, nutzt eine Reihe hierarchischer Schichten bzw. eine Hierarchie von Konzepten,
um den Prozess des maschinellen Lernens durchzuführen. Die hierbei benutzten künstlichen
neuronalen Netze beinhalten sog. Neuronen, die wie ein Netz miteinander verbunden
sind. Die erste Schicht des neuronalen Netzes, die sichtbare Eingangsschicht, verarbeitet
eine Rohdateneingabe, beispielsweise Sensordaten, wie beispielsweise die einzelnen
Temperaturwerte eines Temperatursensors. Die Dateneingabe enthält Variablen, die der
Beobachtung zugänglich sind, daher wird diese als "sichtbare Schicht" bezeichnet.
[0024] Diese erste Schicht leitet ihre Ausgaben an die nächste Schicht weiter. Diese zweite
Schicht verarbeitet die Informationen der vorherigen Schicht und gibt das Ergebnis
ebenfalls weiter. Die nächste Schicht nimmt die Informationen der zweiten Schicht
entgegen und verarbeitet sie weiter. Diese Schichten werden als versteckte Ebenen
(englisch: "hidden layers") bezeichnet. Die in ihnen enthaltenen Merkmale werden zunehmend
abstrakt. Ihre Werte sind nicht in den Ursprungsdaten angegeben. Stattdessen muss
das Modell bestimmen, welche Konzepte für die Erklärung der Beziehungen in den beobachteten
Daten nützlich sind. Dies geht über alle Ebenen des künstlichen neuronalen Netzes
so weiter. Das Ergebnis wird in der sichtbaren letzten Schicht ausgegeben. Hierdurch
wird die gewünschte komplizierte Datenverarbeitung in eine Reihe von verschachtelten
einfachen Zuordnungen unterteilt, die jeweils durch eine andere Schicht des Modells
beschrieben werden.
[0025] Zusammengefasst sind neuronale Netze Maschinenlernmodelle, die eine oder mehrere
Schichten von nicht linearen Einheiten zur Prognose einer Ausgabe für eine empfangene
Eingabe einsetzen. Ein einmal trainiertes bzw. gelehrtes neuronales Netz kann vorliegend
als (zu trainierendes und trainiertes) KI-Modell für die Biomasse-Heizanlage verwendet
werden.
[0026] Einige neuronale Netze sind tiefe neuronale Netze, die zusätzlich zu einer Ausgabesicht
eine oder mehrere verborgene Schichten umfassen. Die Ausgabe jeder verborgenen Schicht
wird als Eingabe für die nächste Schicht im Netz verwendet, d. h. die nächste verborgene
Schicht oder die Ausgabeschicht. Jede Schicht des Netzes erzeugt eine Ausgabe von
einer empfangenen Eingabe in Übereinstimmung mit aktuellen Werten eines entsprechenden
Satzes von Parametern. Das trainierte neuronale Netz ist dann der Kern dessen, was
verallgemeinert als "künstliche Intelligenz" bezeichnet wird.
[0027] Eine Umsetzung eines tiefen neuronalen Netzes bzw. vom sog. "Deep-Learning" kann
mit der Software "TensorFlow"
™ erfolgen. TensorFlow
™ ist ein Framework zur datenstromorientierten Programmierung. Populäre Anwendung findet
TensorFlow
™ im Bereich des maschinellen Lernens. Der Name "TensorFlow"
™ stammt von Rechenoperationen, welche von künstlichen neuronalen Netzen auf mehrdimensionalen
Datenfeldern, sog. Tensoren, ausgeführt werden. TensorFlow
™ wurde ursprünglich vom Google-Brain-Team für den Google-internen Bedarf entwickelt
und 2015 unter der Apache-2.0-Open-Source-Lizenz veröffentlicht. Mit diesem Framework
kann das später in den Ausführungsbeispielen dargelegte implementiert werden, wodurch
der Fachmann auch sein Verständnis eines KI-Modells herleiten kann.
[0028] Die Technologie des maschinellen Lernens (ML) wird häufig als ein Teilgebiet der
künstlichen Intelligenz verstanden. Insofern betrifft die vorliegende Anmeldung auch
den neuartigen Einsatz von künstlicher Intelligenz zur verbesserten Regelung einer
Biomasse-Heizanlage.
[0029] Grundsätzlich bestehen bei herkömmlichen Biomasse-Heizanlagen die Probleme, dass
die gasförmigen oder festen Emissionen zu hoch sind, dass der Wirkungsgrad zu niedrig
ist und dass die Staubemissionen zu hoch sind. Problematisch ist weiter die variierende
Qualität des Brennstoffs, aufgrund des variierenden Wassergehalts und der Stückigkeit
des Brennstoffs, womit ein gleichmäßiger Abbrand des Brennstoffs mit niedriger Emission
erschwert wird. Insbesondere bei Biomasse-Heizanlagen, welche für verschiedene Arten
von biologischem bzw. biogenem Brennstoff tauglich sein sollen, erschwert es die variierende
Qualität und Konsistenz des Brennstoffs, eine durchgängig hohe Effizienz der Biomasse-Heizanlage
aufrechtzuerhalten.
[0030] Diese Probleme führen häufig dazu, dass der Nutzer der Biomasse-Heizanlage manuell
eingreifen muss, und beispielsweise Regelungsparameter oder Grundeinstellungen selbst
vornehmen muss, um den Betrieb der Anlage zu optimieren oder gar zu ermöglichen. Dabei
erfolgt eine Einstellung der Biomasse-Heizanlage häufig nach "Bauchgefühl" oder nach
langjährigen manuellen Aufzeichnungen und Optimierungsversuchen, womit der Betrieb
der Biomasse-Heizanlage erschwert und nachteilig kompliziert ist.
[0031] Zudem sind die Regelungen herkömmlicher Biomasse-Heizanlagen regelmäßig recht primitiv
und weisen ein unzureichendes Regelverhalten auf. So komme es nach den Erfahrungen
des Erfinders häufig zu überstarken Regelschwankungen, unerwünschten Regelreaktionen
und /oder einem stark verzögerten Regelverhalten bei üblichen Biomasse-Heizanlagen.
[0032] Beispielsweise wird bei der Regelung von Ventilen in Rezirkulationseinrichtung häufig
nur ein primitiver Stufenwertalgorithmus basierend auf einem einzelnen erfassten Wert
(üblicherweise die Kesseltemperatur) verwendet, womit die Luftrezirkulation regelmäßigen
Schwankungen unterworfen ist (d.h. der entsprechende Regelkreis schwingt). Damit ist
eine stationäre und optimierte Regelung der Kesselleistung letztlich unmöglich. Ähnliches
gilt für viele weitere Regelungsaufgaben in herkömmlichen Biomasse-Heizanlagen (Leistung,
Lambda etc.), für die Optimierungsbedarf herrscht.
[0033] Die herkömmlichen Regelungen führen deshalb in der Folge häufig zu Effizienzverlusten
der Biomasse-Heizanlagen, erhöhtem Schadstoffausstoß und einem erhöhten Wartungsaufwand.
[0034] Diesbezüglich besteht somit erheblicher Optimierungsbedarf.
[0035] Biomasse-Heizanlagen für Pellets oder Hackgut weisen die folgenden weiteren Nachteile
und Probleme auf.
[0036] Es kann eine Aufgabe der Erfindung sein, eine Biomasse-Heizanlage in Hybridtechnologie
vorzusehen, welche emissionsarm (v.a. bzgl. Feinstaub, CO, Kohlenwasserstoffen, NOx)
ist, und welche einfach betrieben werden kann.
[0037] Zudem soll die Biomasse-Heizanlage insbesondere brennstoffflexibel mit Hackgut und
Pellets betrieben werden können, und dabei einen hohen Wirkungsgrad aufweisen.
[0038] Dabei können erfindungsgemäß und ergänzend folgende Überlegungen eine Rolle spielen:
Die Hybridtechnologie soll sowohl den Einsatz von Pellets als auch von Hackgut mit
Wassergehalten zwischen 8 und 35 Gewichtsprozent ermöglichen.
[0039] Möglichst niedrige gasförmige Emissionen (kleiner als 50 oder 100 mg/Nm
3 bezogen auf trockenes Rauchgas und 13 Volumenprozent O
2) sollen erzielt werden.
[0040] Sehr niedrige Staubemissionen kleiner 15 mg/Nm
3 ohne und kleiner 5 mg/Nm
3 mit Elektrofilterbetrieb werden angestrebt.
[0041] Ein hoher Wirkungsgrad von bis zu 98% (bezogen auf die zugeführte Brennstoffenergie
(Heizwert) soll erreicht werden.
[0042] Weiter kann man berücksichtigen, dass der Betrieb der Anlage optimiert sein soll.
Beispielsweise soll eine einfache Entaschung, einfache Reinigung oder eine einfache
Wartung ermöglicht werden.
[0043] Zudem sollte eine hohe Anlagenverfügbarkeit vorhanden sein.
[0044] Dabei kann/können sich die vorstehend genannte Aufgabe(n) oder die potentiellen Einzelproblemstellungen
auch auf einzelne Teilaspekte der Gesamtanlage beziehen, beispielsweise auf die Regelung
und/oder Steuerung.
[0045] Dies vorstehend genannte(n) Aufgabe(n) wird/werden durch die Gegenstände der unabhängigen
Ansprüche gelöst. Weitere Aspekte und vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0046] Gemäß einen Aspekt ist Biomasse-Heizanlage, vorzugsweise zur Verfeuerung von Fest-Brennstoff
(bspw. in Form von Pellets und/oder Hackgut) oder auch zur Verfeuerung von biogenem
(gasförmigen) Brennstoff), offenbart, die Biomasse-Heizanlage aufweisend das Folgende:
einen Kessel mit einer Brenneinrichtung und mit einem Wärmetauscher ;
eine Steuereinrichtung mit einem Speicher ;
zumindest einen Sensor zur Bereitstellung von Sensordaten, welcher zumindest eine
chemische und/oder physikalische Größe der Biomasse-Heizanlage erfassen kann und welcher
mit der Steuereinrichtung kommunikativ verbunden ist;
zumindest einen Aktor der Biomasse-Heizanlage, welcher mit der Steuereinrichtung kommunikativ
verbunden ist und von dieser angesteuert werden kann;
wobei die Steuereinrichtung zumindest ein KI-Modell zur Regelung der Biomasse-Heizanlage
basierend auf den bereitgestellten Sensordaten beinhaltet, wobei das KI-Modell mittels
maschinellem Lernen parametriert wird.
[0047] Biomasse-Heizanlage gemäß dem vorhergehenden Aspekt, wobei
das KI-Modell ein neuronales Netzwerk mit mindestens 3 Schichten und mindestens 200
Neuronen ist.
[0048] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung derart eingerichtet ist, dass
die Sensordaten über einen vorbestimmten Zeitraum während eines Betriebs der Biomasse-Heizanlage
aggregiert werden, und
die aggregierten Sensordaten zum maschinellen Lernen verwendet werden.
[0049] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage eine maschinelle Lerneinheit aufweist;
und
die Biomasse-Heizanlage derart eingerichtet ist, dass
die von dem zumindest einem Sensor erfasste Größe als die Sensordaten in dem Speicher
der Steuereinrichtung abgespeichert werden; und
das maschinelle Lernen mittels der maschinellen Lerneinheit unter Verwendung der in
dem Speicher abgespeicherten Sensordaten erfolgt.
[0050] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Biomasse-Heizanlage derart eingerichtet ist, dass
die von dem zumindest einem Sensor erfasste zumindest eine Größe als die Sensordaten
in dem Speicher der Steuereinrichtung abgespeichert wird; und
die in dem Speicher der Steuereinrichtung gespeicherten Sensordaten über eine Netzwerkverbindung
an eine zentrale Recheneinheit übertragen werden; und
von der zentralen Recheneinheit ein KI-Modell oder Gewichtsdaten zur Regelung der
Biomasse-Heizanlage an die Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage übertragen wird/werden,
wobei das KI-Modell durch maschinelles Lernen mittels einer maschinellen Lerneinheit
der zentralen Recheneinheit zumindest unter Verwendung der übertragenen Sensordaten
parametriert wird.
[0051] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
das KI-Modell eingerichtet ist, eine Klassifizierung des Brennstoffs durchzuführen,
und
die Klassifizierung des Brennstoffs auf folgenden Sensordaten basiert:
einem Sauerstoffgehalt des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welcher mit einer Lambda-Sonde
erfasst wird; sowie zumindest eines des Folgenden:
einer Abgastemperatur des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem Abgastemperatursensor
erfasst wird;
einer Brennkammertemperatur eines Brennraums der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem
Brennraumtemperatursensor erfasst wird;
wobei der Sauerstoffgehalt, die Abgastemperatur und die Brennkammertemperatur in einem
Zeitraum nach einer Zündung des Brennstoffs durch eine Zündeinrichtung bis zum Erreichen
eines vordefinierten Sauerstoffgehalts, vorzugsweise 16 Vol %-O2, erfasst werden.
[0052] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung mit dem KI-Modell eingerichtet ist, eine Regelung eines Motors
einer Brennstoffzufuhr in die Brenneinrichtung auf eine vorgegebene Brennstoffbetthöhe
durchzuführen, wobei die Regelung auf zumindest einem der folgenden Sensordaten basiert:
einem Sauerstoffgehalt des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welcher mit einer Lambda-Sonde
erfasst wird; sowie zumindest eines des Folgenden:
einer Abgastemperatur des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem Abgastemperatursensor
erfasst wird;
einer Brennkammertemperatur eines Brennraums der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem
Brennraumtemperatursensor erfasst wird.
Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung mit dem KI-Modell eingerichtet ist, eine Lambda-Regelung der
Biomasse-Heizanlage auf einen vorbestimmten Lambda-Wert des Abgases durchzuführen,
wobei die Regelung auf zumindest einem der folgenden Sensordaten basiert:
einem Sauerstoffgehalt des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welcher mit einer Lambda-Sonde
erfasst wird; sowie zumindest eines des Folgenden:
einer Abgastemperatur des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem Abgastemperatursensor
erfasst wird;
einer Brennkammertemperatur einer Brennkammer der Biomasse-Heizanlage, welche mit
einem Brennraumtemperatursensor erfasst wird;
einem Unterdruck in der Brennkammer, welcher durch einen Unterdrucksensor erfasst
wird;
einer Brennstoffbetthöhe auf dem Drehrost , welche durch einen Brennstoffbetthöhensensor
erfasst wird;
und wobei durch das KI-Modell zumindest eines der Luftventile der Rezirkulationseinrichtung
angesteuert wird.
[0053] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung mit dem KI-Modell eingerichtet ist, eine Leistungs-Regelung
der Biomasse-Heizanlage auf einen vorbestimmten Leistungswert der Biomasse-Heizanlage(
1) durchzuführen, wobei die Regelung auf zumindest einem der folgenden Sensordaten
und/oder externen Daten basiert:
eine Brennkammertemperatur einer Brennkammer der Biomasse-Heizanlage, welche mit einem
Brennraumtemperatursensor erfasst wird;
einer Brennstoffbetthöhe auf dem Drehrost , welche durch einen Brennstoffbetthöhensensor
erfasst wird;
eine Kesseltemperatur, welche eine Temperatur des Wärmetauschmediums im Kessel ist;
eine abgegebene Wärmemenge des Kessels, welche mittels eines Wärmemengensensors erfasst
wird;
Wetterprognosedaten, welche über ein Netzwerk, vorzugsweise das Internet, abgerufen
werden; und
und wobei durch das KI-Modell zumindest eines der Luftventile der Rezirkulationseinrichtung
und/oder der Primärluftzufuhr angesteuert wird, oder das Gebläse der Biomasse-Heizanlage
angesteuert wird.
[0054] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung mit dem KI-Modell eingerichtet ist, eine Regelung der Stellung
eines Ventils eines Primärluftkanals der Biomasse-Heizanlage( 1) auf eine vorbestimmte
Primärluftmenge durchzuführen, wobei die Regelung auf zumindest einem der folgenden
Sensordaten basiert:
einer Brennkammertemperatur einer Brennkammer der Biomasse-Heizanlage, welche mit
einem Brennraumtemperatursensor erfasst wird;
einer Brennstoffbetthöhe auf dem Drehrost , welche durch einen Brennstoffbetthöhensensor
erfasst wird;
einem Sauerstoffgehalt des Abgases der Biomasse-Heizanlage, welcher mit einer Lambda-Sonde
erfasst wird;
eine Kesseltemperatur, welche eine Temperatur des Wärmetauschmediums im Kessel ist;
eine abgegebene Wärmemenge des Kessels, welche mittels eines Wärmemengensensors erfasst
wird;
[0055] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung mit dem KI-Modell eingerichtet ist, eine Ein/Aus-Regelung der
Biomasse-Heizanlage durchzuführen, wobei die Regelung auf Folgendem basiert:
Wetterprognosedaten, welche über ein Netzwerk, vorzugsweise das Internet, abgerufen
werden; und
eine vorgegebene Kesselsolltemperatur;
eine Kesseltemperatur, welche eine Temperatur des Wärmetauschmediums im Kessel ist;
sowie optional auf zumindest einem der folgenden Sensordaten basieren kann:
eine Temperatur eines Wärmespeichers, vorzugsweise eines Puffers, in einem Heizkreislauf,
welcher von der Biomasse-Heizanlage mit Energie versorgt wird;
eine Leistungsabgabefähigkeit der Biomasse-Heizanlage, beispielsweise die Leistungsklasse
des Kessels (kW);
eine abgegebene Wärmemenge des Kessels, welche mittels eines Wärmemengensensors erfasst
wird.
[0056] Biomasse-Heizanlage gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
wobei das Ergebnis der Berechnung des trainierten KI-Modells als zumindest eine Eingangsgröße
für einen Regelalgorithmus, beispielsweise einer P-, PI-, PID-, oder PD-Regelung,
verwendet wird.
[0057] Verfahren zur Regelung einer Biomasse-Heizanlage zur Verfeuerung von Fest-Brennstoff
in Form von Pellets und/oder Hackgut, die Biomasse-Heizanlage aufweisend:
einen Kessel mit einer Brenneinrichtung und einem Wärmetauscher ;
eine Steuereinrichtung mit einem Speicher ;
wobei das Verfahren das Folgende aufweist:
Regeln der Biomasse-Heizanlage mittels eines KI-Modells der Steuereinrichtung, welches
durch maschinelles Lernen parametriert wird.
[0058] Verfahren gemäß dem vorhergehenden Aspekt, wobei
das Regeln der Biomasse-Heizanlage Folgendes beinhaltet:
Erfassen von zumindest einer chemischen und/oder physikalischen Größe der Biomasse-Heizanlage
durch zumindest einen Sensor der Biomasse-Heizanlage , welcher mit der Steuereinrichtung
kommunikativ verbunden ist; und
Verarbeiten der zumindest einer chemischen und/oder physikalischen Größe unter Verwendung
des KI-Modells; und
Ansteuern des zumindest eines Aktors der Biomasse-Heizanlage, welcher mit der Steuereinrichtung
kommunikativ verbunden ist, basierend auf dem Ergebnis des Schritts des Verarbeitens.
[0059] Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei das Verfahren weiter die
folgenden Schritte aufweist:
Aggregieren der Sensordaten über einen vorbestimmten Zeitraum während eines Betriebs
der Biomasse-Heizanlage, und
Verwenden der aggregierten Sensordaten zum maschinellen Lernen.
[0060] Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei
die Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage eine maschinelle Lerneinheit aufweist;
und
das Verfahren weiter den folgenden Schritt aufweist:
Abspeichern der von der Mehrzahl von Sensoren erfassten zumindest einen Größe in dem
Speicher der Steuereinrichtung als die Sensordaten; wobei das maschinelle Lernen mittels
der maschinellen Lerneinheit unter Verwendung der in dem Speicher gespeicherten Sensordaten
erfolgt.
[0061] Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, wobei das Verfahren ferner die
folgenden Schritte aufweist:
Speichern der von dem zumindest einem Sensor erfassten zumindest einen Größe in dem
Speicher der Steuereinrichtung als die Sensordaten; und
Übertragen der in dem Speicher der Steuereinrichtung gespeicherten Sensordaten über
eine Netzwerkverbindung an eine zentrale Recheneinheit; und
Parametrieren des KI-Modell durch maschinelles Lernen mittels einer maschinellen Lerneinheit
der zentralen Recheneinheit unter Verwendung der übertragenen Sensordaten; und
Übertragen des parametrisierten KI-Modells an die Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage
von der zentralen Recheneinheit .
[0062] Verfahren zur Regelung einer Biomasse-Heizanlage zur Verfeuerung von Fest-Brennstoff
in Form von Pellets und/oder Hackgut, aufweisend die Biomasse-Heizanlage und die Vorgänge
gemäß einem der vorhergehenden Aspekte.
[0063] Verfahren für ein System mit einer Mehrzahl von Biomasse-Heizanlagen und mit zumindest
einer zentralen Recheneinrichtung, wobei die Biomasse-Heizanlagen mit der zentralen
Recheneinrichtung kommunikativ über ein Netzwerk verbunden sind, wobei die Mehrzahl
der Biomasse-Heizanlagen das Folgende aufweist:
einen Kessel mit einer Brenneinrichtung und einem Wärmetauscher ;
eine Steuereinrichtung mit einem Speicher ;
eine Mehrzahl von Sensoren zur Bereitstellung von Sensordaten, welche chemische und/oder
physikalische Größen der Biomasse-Heizanlage erfassen können und welche mit der Steuereinrichtung
kommunikativ verbunden sind;
eine Mehrzahl von Aktoren der Biomasse-Heizanlage, welche mit der Steuereinrichtung
kommunikativ verbunden sind und von dieser angesteuert werden können;
wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist:
Erfassen von zumindest einer chemischen und/oder physikalischen Größe der Biomasse-Heizanlage
durch zumindest einen Sensor (86, 111-117, 582), 592 der Biomasse-Heizanlagen; und
Abspeichern der erfassten Größen in den Speichern der Steuereinrichtungen der Biomasse-Heizanlagen
als Sensordaten;
Übertragen zumindest eines Teils der in den Speichern der Steuereinrichtungen der
Biomasse-Heizanlagen gespeicherten Größen über zumindest eine Netzwerkverbindung an
die zentrale Recheneinheit.
[0064] Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, weiter aufweisend die folgenden
Schritte:
Aggregieren der übertragenen Sensordaten in der zentralen Recheneinheit;
Maschinelles Lernen mittels der maschinellen Lerneinheit unter Verwendung der aggregierten
Sensordaten, woraus ein parametriertes KI-Modell resultiert;
Übertragen des parametrierten KI-Modells an die Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage
von der zentralen Recheneinheit über das Netzwerk;
Regeln der Biomasse-Heizanlage mittels des übertragenen KI-Modells durch die der Steuereinrichtung.
Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Aspekte, weiter aufweisend die Merkmale von
zumindest von einem der vorstehenden vorrichtungsbezogenen Aspekte.
[0065] Computerlesbares Speichermedium, das Befehle enthält, die, wenn Sie von einer Recheneinrichtung
ausgeführt werden, veranlassen, dass die Recheneinrichtung eines der vorstehenden
Verfahren oder die Vorgänge eines der vorstehenden Aspekte ausführt.
[0066] Die Vorteile dieser des Hauptaspekts, seiner Konfiguration und auch der zugehörigen
(Einzel-) Aspekte und auch die Vorteile der jeweiligen Verfahren ergeben sich aus
der folgenden Beschreibung der zugehörigen Ausführungsbeispiele.
[0067] "Horizontal" kann vorliegend eine ebene Ausrichtung einer Achse oder eines Querschnitts
in der Annahme bezeichnen, dass der Kessel ebenso horizontal aufgestellt ist, womit
beispielsweise das Erdniveau die Referenz sein kann. Alternativ kann "Horizontal"
vorliegend "parallel" zur Grundebene des Kessels bedeuten, so wie diese üblicherweise
definiert wird. Weiter alternativ kann, insbesondere bei einem Fehlen einer Bezugsebene,
"horizontal" lediglich als "Parallel" zur Verbrennungsebene des Rosts verstanden werden.
[0068] Obschon alle vorstehenden Einzelmerkmale und Details eines Aspekts der Erfindung
und der Weiterbildungen dieses Aspekts in Zusammenhang mit der Biomasse-Heizanlage
und der Rezirkulationseinrichtung beschrieben sind, so sind diese Einzelmerkmale und
Details auch als solche unabhängig von der Biomasse-Heizanlage offenbart.
[0069] Insbesondere sind unabhängig von der Biomasse-Heizanlage eine KI-Modell basierte
Regelung für eine Biomasse-Heizanlage, die Regel-Verfahren der Fig. 18 ff. für eine
Biomasse-Heizanlage und eine optimierte Selbstlern-Funktion der Fig. 22 für eine Biomasse-Heizanlage
beschrieben und können entsprechend unabhängig davon beansprucht werden. Ebenso ist
auch ein KI-Modell für eine Biomasse-Heizanlage offenbart, welche beispielsweise als
Steuereinrichtung mit einem KI-Modell für eine Biomasse-Heizanlage gesondert beansprucht
werden kann. Dabei können die Merkmale aller vorstehend offenbarten Aspekte, aller
Ausführungsformen und Abwandlungen und die der ergänzenden Beispiele mit dem Regel-Verfahren,
mit der Selbstlern-Funktion, und mit der Steuereinrichtung mit einem KI-Modell für
eine Biomasse-Heizanlage kombiniert werden, so wie das der Fachmann als machbar erachtet.
[0070] Es versteht sich, dass ein KI-Modell ein umso besseres Regelungsverhalten aufweist,
je mehr Eingangsparameter zum Lernen und zum Regeln vorhanden sind. Insofern sind
die vorstehend bei den Aspekten beschriebenen "zumindest einem der folgenden Sensordaten"
eine Angabe eines Mindestparameters, wobei die Auswahl von mehr als des einen Parameters
regelmäßig zu einem besseren Verhalten des KI-Modells führt.
[0071] Die erfindungsgemäße Biomasse-Heizanlage wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen
und einzelnen Aspekten anhand der Figuren der Zeichnung näher erläutert:
- Fig. 1
- zeigt eine dreidimensionale Überblicksansicht einer Biomasse-Heizanlage gemäß einer
Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 2
- zeigt eine Querschnittsansicht durch die Biomasse-Heizanlage der Fig. 1, welche entlang
einer Schnittlinie SL1 vorgenommen wurde und welche aus der Seitenansicht S betrachtet
dargestellt ist;
- Fig. 3
- zeigt ebenso eine Querschnittsansicht durch die Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 mit
einer Darstellung des Strömungsverlaufs, wobei die Querschnittsansicht entlang einer
Schnittlinie SL1 vorgenommen wurde und aus der Seitenansicht S betrachtet dargestellt
ist;
- Fig. 4
- zeigt eine Teilansicht der Fig. 2, die eine Brennkammergeometrie des Kessels der Fig.
2 und Fig. 3 darstellt;
- Fig. 5
- zeigt eine Schnittansicht durch den Kessel bzw. die Brennkammer des Kessels entlang
der Vertikalschnittlinie A2 der Fig. 4;
- Fig. 6
- zeigt eine dreidimensionale Schnittansicht auf die Primärverbrennungszone der Brennkammer
mit dem Drehrost der Fig. 4;
- Fig. 7
- zeigt entsprechend zur Fig. 6 eine Explosionsdarstellung der Brennkammersteine;
- Fig. 8
- zeigt eine Aufsicht auf den Drehrost mit Drehrostelementen von oben aus Sicht der
Schnittlinie A1 der Fig. 2;
- Fig. 9
- zeigt den Drehrost der Fig. 2 in geschlossener Position, wobei alle Drehrostelemente
horizontal ausgerichtet bzw. geschlossen sind;
- Fig. 10
- zeigt den Drehrost der Fig. 9 in dem Zustand einer Teilabreinigung des Drehrosts im
Gluterhaltungsbetrieb;
- Fig. 11
- zeigt den Drehrost der Fig. 9 im Zustand der Universalabreinigung, welche bevorzugt
während eines Anlagenstillstands durchgeführt wird;
- Fig. 12
- zeigt eine herausgestellte Schrägansicht einer beispielhaften Rezirkulationseinrichtung
mit Brennkammersteinen, die eine Primärverbrennungszone umgeben;
- Fig. 13
- zeigt eine herausgestellte semitransparente Schrägansicht der Rezirkulationseinrichtung
der Fig. 12;
- Fig. 14
- zeigt eine Seitenansicht der Rezirkulationseinrichtung 5 der Figuren 12 und 13;
- Fig. 15
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm, dass den Strömungsverlauf in den jeweiligen
Einzelkomponenten der Biomasse-Heizanlage und der Rezirkulationseinrichtung der Fig.
12 bis 14 zeigt;
- Fig. 16
- zeigt eine herausgestellte semitransparente Schrägansicht einer Rezirkulationseinrichtung
einer weiteren Ausführungsform;
- Fig. 17
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm, dass den Strömungsverlauf in den jeweiligen
Einzelkomponenten einer Biomasse-Heizanlage und der Rezirkulationseinrichtung der
Fig. 16 gemäß einer weiteren Ausführungsform offenbart.
- Fig. 18
- zeigt ein schematisches Blockdiagramm einer Vorrichtung und eines Verfahrens mit beispielhaften
Komponenten der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis Fig. 17, wobei dies auf einem lokalen
Ansatz des maschinellen Lernens basiert;
- Figuren 19a, 19b und 19c
- zeigen schematische Blockdiagramme von Vorrichtungen und Verfahren mit beispielhaften
Komponenten der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis Fig. 17, wobei dies auf einem zentralen
Ansatz des maschinellen Lernens basiert;
- Fig. 20
- zeigt ein schematisches Diagramm, das ein Grundkonzept für ein Neuron darstellt, welches
eine mögliche Grundlage eines maschinellen Lernens ist;
- Fig. 21
- zeigt ein schematisches Diagramm, das ein dreischichtiges neuronales Netzwerk darstellt,
das durch Zusammenfassen von in Fig. 21 dargestellten Neuronen gebildet wird;
- Fig. 22
- zeigt ein Blockdiagramm, welches einen Datenfluss bzw. einen Ablauf eines maschinellen
Lernens einer Biomasse-Heizanlage und der Anwendung des erlernten Modells auf die
Biomasse-Heizanlage darstellt;
- Figuren 23a und 23b
- zeigen Beispiele von Lernkurven beim Lernen / Trainieren des Modells
- Fig. 24
- zeigt beispielhafte Gewichtsdaten, welche Gewichte eines neuronalen Netzwerks beinhaltet.
- Fig. 25
- zeigt einen Verbrennungsbetrieb bzw. ein Betriebsverfahren der Biomasse-Heizanlage
der Fig. 1 bis 24;
- Fig. 26
- zeigt ein schematisches Diagramm einer Anwendung des maschinellen Lernens zur Klassifizierung
von Brennstoff mit diversen Eingangsparametern bzw. Sensordaten;
- Figuren 27a, 27b und 27c
- zeigen entsprechend Sensordaten von Sensoren, welche für die Anwendung der Fig. 26
verwendet werden;
- Fig. 28
- zeigt ein Verfahren zur Materialerkennung/Klassifizierung von Brennstoff der Biomasse-Heizanlage
der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell;
- Fig. 29
- zeigt ein Verfahren zur Brennstoffbetthöhenregelung der BiomasseHeizanlage der Fig.
1 bis 24 mit einem KI-Modell;
- Fig. 30
- zeigt ein Verfahren zur Lambda-Regelung bzw. zur Sauerstoffgehaltsregelung des Abgases
der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell;
- Fig. 31
- zeigt ein Verfahren zur wetterprognoseabhängigen Ein-/Aus-Regelung der Biomasse-Heizanlage
der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell;
- Fig. 32
- zeigt ein Verfahren zur wetterabhängigen Leistungsregelung der Biomasse-Heizanlage
der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell.
- Fig. 33
- zeigt ein Verfahren zur Leistungsregelung der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis 24
mit einem KI-Modell;
- Fig. 34
- zeigt ein Verfahren zur Primärluftregelung der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis
24 mit einem KI-Modell.
BESCHREIBUNG VON BEISPIELHAFTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
[0072] Im Folgenden werden verschiedene Ausführungsformen der vorliegenden Offenbarung unter
Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen lediglich beispielhaft offenbart. Ausführungsformen
und darin verwendete Begriffe sollen jedoch nicht dazu dienen, die vorliegende Offenbarung
auf bestimmte Ausführungsformen zu beschränken, und sie sollte so ausgelegt werden,
dass sie verschiedene Änderungen, Äquivalente und/oder Alternativen gemäß den Ausführungsformen
der vorliegenden Offenbarung beinhaltet.
[0073] Sollten in der Beschreibung allgemeinere Begriffe für in den Figuren dargestellte
Merkmale oder Elemente verwendet werden, so ist beabsichtigt, dass für den Fachmann
nicht nur das spezielle Merkmal oder Element in den Figuren offenbart ist, sondern
auch die allgemeinere technische Lehre.
[0074] In Bezug auf die Beschreibung der Figuren können die gleichen Bezugszeichen in den
einzelnen Figuren verwendet werden, um auf ähnliche oder technisch entsprechende Elemente
zu verweisen. Weiter können der Übersichtlichkeit halber in einzelnen Detail- oder
Ausschnittsansichten mehr Elemente oder Merkmale mit Bezugszeichen dargestellt sein,
als in den Überblicksansichten. Dabei ist davon auszugehen, dass diese Elemente oder
Merkmale auch entsprechend in den Überblicksdarstellungen offenbart sind, auch wenn
diese dort nicht explizit aufgeführt sind.
[0075] Es ist zu verstehen, dass eine Singularform eines Substantivs, das einem Gegenstand
entspricht, eines oder mehrere der Dinge beinhalten kann, es sei denn, der betreffende
Kontext weist eindeutig auf etwas anderes hin.
[0076] In der vorliegenden Offenbarung kann ein Ausdruck wie "A oder B", "mindestens einer
von "A oder/und B" oder "einer oder mehrere von A oder/und B" alle möglichen Kombinationen
von zusammen aufgeführten Merkmalen beinhalten. Ausdrücke wie "erster", "zweiter",
"primär" oder "sekundär", die hierin verwendet werden, können verschiedene Elemente
unabhängig von ihrer Reihenfolge und/oder Bedeutung darstellen und schränken entsprechende
Elemente nicht ein. Wenn beschrieben wird, dass ein Element (z. B. ein erstes Element)
"funktionsfähig" oder "kommunikativ" mit einem anderen Element (z. B. einem zweiten
Element) gekoppelt oder verbunden ist, kann das Element direkt mit dem anderen Element
verbunden werden oder mit dem anderen Element über ein anderes Element (z. B. ein
drittes Element) verbunden werden.
[0077] Ein in der vorliegenden Offenbarung verwendeter Ausdruck "konfiguriert zu" (oder
"eingerichtet") kann beispielsweise durch "geeignet für", "geeignet zu", "angepasst
zu", "gemacht zu", "fähig zu" oder "entworfen zu" ersetzt werden, je nach dem technisch
Möglichen. Alternativ kann in einer bestimmten Situation ein Ausdruck "Vorrichtung
konfiguriert zu" oder "eingerichtet zu" bedeuten, dass die Vorrichtung zusammen mit
einer anderen Vorrichtung oder Komponente arbeiten kann, oder eine entsprechende Funktion
ausführen kann.
[0078] Alle Größenangaben, welche in "mm" angegeben sind, sind als ein Größenbereich von
+- 1 mm um den angegebenen Wert zu verstehen, sofern nicht eine andere Toleranz oder
andere Bereiche explizit angegeben sind.
[0079] Anzumerken ist, dass die vorliegenden Einzelaspekte, beispielsweise der Drehrost,
die Brennkammer oder die Filtereinrichtung gesondert von bzw. getrennt von der Biomasse-Heizanlage
hierin als Einzelteile oder Einzelvorrichtungen offenbart sind. Es ist dem Fachmann
also klar, dass auch einzelne Aspekte oder Anlagenteile hierin auch für sich genommen
offenbart sind. Vorliegend sind die einzelnen Aspekte oder Anlageteile insbesondere
in den durch Klammern gekennzeichneten Unterkapiteln offenbart. Es ist vorgesehen,
dass diese einzelnen Aspekte auch gesondert beansprucht werden können.
[0080] Weiter sind der Übersichtlichkeit halber in den Figuren nicht alle Merkmale und Elemente,
insbesondere wenn sich diese wiederholen, einzeln bezeichnet. Es sind vielmehr die
Elemente und Merkmale jeweils exemplarisch bezeichnet. Analoge oder gleiche Elemente
sind dann als solche zu verstehen.
(Biomasse-Heizanlage)
[0081] Fig. 1 zeigt eine dreidimensionale Überblicksansicht der Biomasse-Heizanlage 1 gemäß
einer Ausführungsform der Erfindung.
[0082] Der Pfeil V bezeichnet in den Figuren die Vorderansicht der Anlage 1, und der Pfeil
S bezeichnet in den Figuren die Seitenansicht der Anlage 1.
[0083] Die Biomasse-Heizanlage 1 weist einen Kessel 11 auf, der auf einem Kesselfuß 12 gelagert
ist. Der Kessel 11 weist ein Kesselgehäuse 13, beispielsweise aus Stahlblech, auf.
[0084] Im vorderen Teil des Kessels 11 befindet sich eine Brenneinrichtung 2 (nicht dargestellt),
die über eine erste Wartungsöffnung mit einem Verschluss 21 erreicht werden kann.
Eine Drehmechanikhalterung 22 für einen Drehrost 25 (nicht dargestellt) lagert eine
Drehmechanik 23, mit der Antriebskräfte auf Lagerachsen 81 des Drehrosts 25 übertragen
werden können.
[0085] Im Mittelteil des Kessels 11 befindet sich ein Wärmetauscher 3 (nicht dargestellt),
der von oben über eine zweite Wartungsöffnung mit einem Verschluss 31 erreicht werden
kann.
[0086] Im Hinterteil des Kessels 11 befindet sich eine optionale Filtereinrichtung 4 (nicht
dargestellt) mit einer Elektrode 44 (nicht dargestellt), die mit einer isolierenden
Elektrodenhalterung 43 aufgehängt ist, und die über eine Elektrodenversorgungsleitung
42 unter Spannung gesetzt wird. Das Abgas der Biomasse-Heizanlage 1 wird über einen
Abgasausgang 41 abgeführt, der der Filtereinrichtung 4 (fluidisch) strömungstechnisch
nachgelagert angeordnet ist. Hier kann ein Ventilator vorgesehen sein.
[0087] Hinter dem Kessel 11 ist eine Rezirkulationseinrichtung 5 vorgesehen, die einen Teil
des Rauch- bzw. Abgases über Rezirkulationskanäle 51, 53 und 54 und Klappen 52 zur
Kühlung des Verbrennungsvorgangs und Wiederverwendung beim Verbrennungsvorgang rezirkuliert.
Diese Rezirkulationseinrichtung 5 wird später mit Bezug auf die Figuren 12 bis 17
im Detail erläutert.
[0088] Weiter weist die Biomasse-Heizanlage 1 eine Brennstoffzufuhr 6 auf, mit der der Brennstoff
kontrolliert zu der Brenneinrichtung 2 in die Primärverbrennungszone 26 von der Seite
auf den Drehrost 25 befördert wird. Die Brennstoffzufuhr 6 weist eine Zellradschleuse
61 mit einer Brennstoffzufuhröffnung 65 auf, wobei die Zellradschleuse 61 einen Antriebsmotor
66 mit einer Ansteuerelektronik aufweist. Eine von dem Antriebsmotor 66 angetriebene
Achse 62 treibt eine Übersetzungsmechanik 63 an, die eine (nicht dargestellte) Brennstoff-Förderschnecke
67 antreiben kann, so dass der Brennstoff in einem Brennstoff-Zufuhrkanal 64 zu der
Brenneinrichtung 2 gefördert wird.
[0089] Im unteren Teil der Biomasse-Heizanlage 1 ist eine Ascheabfuhreinrichtung 7 vorgesehen,
welche eine Ascheaustragungsschnecke 71 in einem Ascheaustragungskanal aufweist, die
von einem Motor 72 betrieben wird.
[0090] Die Biomasse-Heizanlage 1 weist des Weiteren eine Steuereinrichtung 100 auf. Diese
Steuereinrichtung 100 ist mit einem herkömmlichen Prozessor, flüchtigem- und nicht-flüchtigem
Speicher (beispielsweise (S-) RAM, ROM, Flash und/oder Cache-Speicher), sowie diversen
Schnittstellen vorgesehen. Als Schnittstellen können analoge oder digitale Ein- und
Ausgänge vorgesehen sein. Beispielsweise können CAN-Bus Schnittstellen, 0-10V analoge
Eingänge oder 4-20 mA analoge Eingänge/Ausgänge für Sensoren und Aktoren und/oder
RS-232 Schnittstellen vorgesehen sein. Zudem kann die Steuereinrichtung vorzugsweise
(optional) zumindest eine Schnittstelle mit einem Internet-Protokoll (IP, Ethernet,
WLAN) nach den bekannten Standards auf. Damit kann die Steuereinrichtung bevorzugt,
über das Internet, mit den von der Biomasse-Heizanlage 1 entfernt installierten Datenverarbeitungseinrichtungen
kommunizieren.
[0091] Mit der Möglichkeit einer Kommunikation zu entfernt angeordneten Datenverarbeitungseinrichtungen
oder auch einem zentralen Server kann die Steuereinrichtung 100 ein Teil eines verteilten
Systems zum maschinellen Lernen darstellen, welches später in Bezug auf die Figuren
19 näher erläutert ist.
[0092] Weiterhin kann die Steuereinrichtung 100 eine Tastatur und/oder ein Display zur Anzeige
von Betriebsdaten aufweisen. Das Display kann ebenso eine sog. Touch-Funktion aufweisen,
bei der ein Bediener Eingaben auf dem Display vornehmen kann.
[0093] Neben der Steuereinrichtung 100 sind eine Mehrzahl von Sensoren zur Erfassung von
physikalischen und/oder chemischen Größen der Biomasse-Heizanlage 1 vorgesehen. Beispiele
solcher Sensoren sind in Bezug auf die Fig. 2 näher beschrieben.
[0094] Einer der Sensoren, der mit der Steuereinrichtung 100 kommunikativ verbunden sein
kann, kann ein Kesseltemperatursensor 115 sein. Eine Brennkammer 24 oder Kesselrohre
32 (vgl. Fig. 2) sind zumindest teilweise von einem Wärmetauschmedium 38 (vgl. Fig.
2), beispielsweise (Heizungs-)Wasser, umgeben. Der Kesseltemperatursensor 115 misst
oder erfasst die Temperatur des Wärmetauschmediums 38 im Kessel 11 vorzugsweise an
einer Stelle, die für eine Durchschnittstemperatur des Wärmetauschmediums 38 im Kessel
11 repräsentativ ist.
[0095] Die von dem Kesseltemperatursensor 115 erfasste Temperatur wird an die Steuereinrichtung
100 kommuniziert (vorzugsweise als Signal, beispielsweise als Spannungssignal, als
Stromsignal oder als digitales Signal), womit der Steuereinrichtung 100 die Temperatur
(welche eventuell noch aus dem Signal berechnet werden muss, beispielsweise könnte
die Spannung von 1 Volt 10 Grad Celsius über einem Nullpunkt entsprechen) zur weiteren
Verarbeitung zur Verfügung steht.
[0096] Dabei kann die Steuereinrichtung die von dem Kesseltemperatursensor 115 erfasste
Temperatur in einem (permanenten oder flüchtigen Speicher) abspeichern, und/oder die
Temperatur als Trainingsdaten für das maschinelle Lernen verwenden.
[0097] Das vorstehend betreffend Kesseltemperatursensor 115 und der erfassten Temperatur
(als erfasste physikalische Größe) dargelegte kann auch auf weitere Sensoren und physikalische
oder chemische Größen Anwendung finden, insbesondere auf die Sensoren welche später
mit Bezug auf Fig. 2 und Fig. 12 beschrieben werden. Als Sensoren können insbesondere
Sensoren der Brennstoffbetthöhe bzw. Glutbetthöhe 86, die Lambdasonde 112, der Abgastemperatursensor
111, der Unterdrucksensor 113, der Heizungswassertemperatursensor 114 verwendet werden.
[0098] Zudem können auch die Aktoren der Biomasse-Heizanlage 1 mit der Steuereinrichtung
100 kommunikativ verbunden sein. Dabei können beispielsweise die Luftventile 52 der
Rezirkulationseinrichtung 5, die Zündeinrichtung 201, die Motoren 231 und 66, der
elektrostatische Filter 4 bzw. der Elektrofilter 4 (bspw. dessen Elektrodenspannung),
die Ascheabfuhr 7 bzw. deren Motor 72, die Brennstoffzufuhr 6 mit deren Zellenradschleuse
61 bzw. deren Antriebsmotor 66 oder die Reinigungseinrichtung 9 mit deren Antrieb
91 durch die Steuereinrichtung 100 angesteuert werden.
[0099] Die Steuereinrichtung 100 kann damit eine Regelung der Biomasse-Heizanlage 1 vornehmen.
Zumindest eine erfasste physikalische / chemische Größe zumindest eines Sensors der
Biomasse-Heizanlage 1 wird zu der Steuereinrichtung 100 kommuniziert, die Biomasse-Heizanlage
1 verwendet diese Größe(n) zur Berechnung einer Regelantwort, wobei die Regelantwort
wiederum zur Einstellung zumindest eines Aktors der Biomasse-Heizanlage 1 verwendet
wird. Aufgrund der Einstellung des zumindest eines Aktors wiederum werden die physikalisch/chemischen
Vorgänge in der Biomasse-Heizanlage 1 (insb. diejenigen der Verbrennung) beeinflusst,
was wiederum von dem zumindest einem Sensor erfasst wird. Damit schließt sich zumindest
ein Regelkreis. Aufgrund der Vielzahl von möglichen Regelungsaufgaben der Steuereinrichtung
100 kann durch die Steuereinrichtung 100 auch mehr als ein Regelkreis der Biomasse-Heizanlage
gleichzeitig geregelt werden.
[0100] Im Unterschied zu herkömmlichen Biomasse-Heizanlagen basiert die Regelung der vorliegenden
Biomasse-Heizanlage 1 auf einer künstlichen Intelligenz, welche wiederum mit vorab
erfassten Sensordaten zumindest einer Biomasse-Heizanlage 1 angelernt wurde bzw. auch
im Betrieb "live" optimiert werden kann. Damit ist die vorliegende Biomasse-Heizanlage
1 in der Lage bessere Regelergebnisse zu erzielen und auch Regelaufgaben zu lösen,
welche sonst regelmäßig den Eingriff eines Menschen im Betrieb erforderten oder die
ohne KI bzw. dem Einsatz eines KI-Modells 104 fehlerbehaftet sind. Beispiele hierfür
werden mit Bezug auf die Fig. 26 ff. beschrieben.
[0101] Fig. 2 zeigt eine Querschnittsansicht durch die Biomasse-Heizanlage 1 der Fig. 1,
welche entlang einer Schnittlinie SL1 vorgenommen wurde und welche aus der Seitenansicht
S betrachtet dargestellt ist. In der korrespondierenden Fig. 3, welche den gleichen
Schnitt wie Fig. 2 darstellt, sind der Übersichtlichkeit halber die Strömungen des
Rauchgases, und strömungstechnische Querschnitte schematisch dargestellt. Zu Fig.
3 anzumerken ist, dass einzelne Bereiche im Vergleich zu der Fig. 2 abgeblendet dargestellt
sind. Dies dient nur der Übersichtlichkeit der Fig. 3 und der Sichtbarkeit der Strömungspfeile
S5, S6 und S7.
[0102] Von links nach rechts sind in Fig. 2 die Brenneinrichtung 2, der Wärmetauscher 3
und eine (optionale) Filtereinrichtung 4 des Kessels 11 vorgesehen. Der Kessel 11
ist auf dem Kesselfuß 12 gelagert, und weist ein mehrwandiges Kesselgehäuse 13 auf,
in welchem Wasser oder ein anderes fluides Wärmetauschmedium 38 zirkulieren kann.
Zur Zufuhr und Abfuhr des Wärmetauschmediums ist eine Wasserzirkulationseinrichtung
14 mit Pumpe, Ventilen, Leitungen, etc. vorgesehen.
[0103] Die Brenneinrichtung 2 weist eine Brennkammer 24 auf, in der im Kern der Verbrennungsprozess
des Brennstoffes stattfindet. Die Brennkammer 24 weist einen, später näher erläuterten,
mehrteiligen Drehrost 25 auf, auf dem das Brennstoffbett 28 aufliegt. Der mehrteilige
Drehrost 25 ist mittels einer Mehrzahl von Lagerachsen 81 drehbar gelagert angeordnet.
[0104] Weiter bezugnehmend auf Fig. 2 und Fig. 3 ist die Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer
24 durch (eine Mehrzahl von) Brennkammersteine(n) 29 umfasst, womit die Brennkammersteine
29 die Geometrie der Primärverbrennungszone 26 definieren. Der Querschnitt der Primärverbrennungszone
26 (beispielsweise) entlang der Horizontalschnittlinie A1 ist im Wesentlichen oval
(beispielsweise 380 mm +- 60mm x 320 mm +- 60 mm; dabei ist anzumerken, dass einige
der vorstehenden Größenkombinationen auch einen kreisförmigen Querschnitt ergeben
können). Der Pfeil S1 gibt die Strömung aus der Sekundärluftdüse 291 schematisch wieder,
wobei diese Strömung (diese ist rein schematisch dargestellt) einen durch die Sekundärluftdüsen
291 induzierten Drall aufweist, um die Durchmischung des Rauchgases zu verbessern.
[0105] Dabei sind die Sekundärluftdüsen 291 derart ausgestaltet, dass diese die (durch die
Brennkammersteine 29 vorgewärmte) Sekundärluft tangential in die Brennkammer 24 mit
ihrem dortigen ovalen Querschnitt einführen. Damit entsteht eine wirbel- oder drallbehaftete
Strömung S1, die grob spiral- oder helixförmig nach oben verläuft. In anderen Worten
wird eine nach oben verlaufende und um eine Vertikalachse rotierende Spiralströmung
ausgebildet.
[0106] Es sind die Sekundärluftdüsen 291 somit derart ausgerichtet, dass diese die Sekundärluft
-in der horizontalen Ebene betrachtet- tangential in die Brennkammer 24 einführen.
In anderen Worten sind die Sekundärluftdüsen 291 jeweils als nicht auf die Brennkammermitte
ausgerichteter Eintritt für die Sekundärluft vorgesehen. Im Übrigen kann ein solcher
tangentialer Eintritt auch bei einer kreisförmigen Brennkammergeometrie zum Einsatz
kommen.
[0107] Dabei sind alle Sekundärluftdüsen 291 derart ausgerichtet, dass diese jeweils entweder
eine rechtsdrehende oder eine linksdrehende Strömung bewirken. Insofern kann jede
Sekundärluftdüse 291 zur Entstehung der Wirbelströmungen beitragen, wobei jede Sekundärluftdüse
291 eine gleichartige Ausrichtung aufweist. Zu Vorstehendem ist anzumerken, dass in
Ausnahmefällen einzelne Sekundärluftdüsen 291 auch neutral (mit Ausrichtung in die
Mitte) oder gegenläufig (mit entgegengesetzter Ausrichtung) angeordnet sein können,
obschon dies die strömungstechnische Effizienz der Anordnung verschlechtern kann.
[0108] Die Brennkammersteine 29 bilden die Innenverkleidung der Primärverbrennungszone 26
aus, speichern Wärme und sind dem Feuer direkt ausgesetzt. Damit schützen die Brennkammersteine
29 auch das weitere Material der Brennkammer 24, beispielsweise Gusseisen, vor der
direkten Flammeneinwirkung in der Brennkammer 24. Die Brennkammersteine 29 sind vorzugsweise
an die Form des Rosts 25 angepasst. Die Brennkammersteine 29 weisen weiter Sekundärluft-
bzw. Rezirkulationsdüsen 291 auf, die das Rauchgas in die Primärverbrennungszone 26
zur erneuten Teilnahme am Verbrennungsprozess und insbesondere zur bedarfsweisen Kühlung
rezirkulieren. Die Sekundärluftdüsen 291 sind dabei nicht auf die Mitte der Primärverbrennungszone
26 ausgerichtet, sondern azentrisch ausgerichtet, um einen Drall der Strömung in der
Primärverbrennungszone 26 zu bewirken (d. h., eine Drall- und Wirbelströmung, welche
später näher erläutert wird). Die Brennkammersteine 29 werden später noch eingehender
erläutert. Eine Isolation 311 ist am Kesselrohreintritt vorgesehen. Die ovale Querschnittsform
der Primärverbrennungszone 26 (und der Düse) sowie die Länge und Lage der Sekundärluftdüsen
291 begünstigen die Ausbildung und den Erhalt einer Wirbelströmung vorzugsweise bis
zur Decke der Brennkammer 24 vorteilhaft.
[0109] Eine Sekundärverbrennungszone 27 schließt sich, entweder auf der Höhe der Brennkammerdüsen
291 (funktional bzw. verbrennungstechnisch betrachtet) oder auf Höhe der Brennkammerdüse
203 (rein strukturell bzw. baulich betrachtet) an die Primärverbrennungszone 26 der
Brennkammer 26 an und definiert den Strahlungsteil der Brennkammer 26. In dem Strahlungsteil
gibt das bei der Verbrennung entstandene Rauchgas seine Wärmeenergie hauptsächlich
durch Wärmestrahlung insbesondere an das Wärmetauschmedium ab, welches sich in den
beiden linken Kammern für das Wärmetauschmedium 38 befindet. Die entsprechenden Rauchgasströmungen
sind in Fig. 3 durch die Pfeile S2 und S3 rein beispielhaft angegeben. Diese Wirbelströmungen
werden eventuell auch leichte Rückströmungen oder weitere Turbulenzen beinhalten,
die durch die rein schematischen Pfeile S2 und S3 nicht dargestellt werden. Das Grundprinzip
der Strömungsausprägung in der Brennkammer 24 ist dem Fachmann jedoch ausgehend von
den Pfeilen S2 und S3 klar bzw. berechenbar.
[0110] Durch die Sekundärlufteindüsung hervorgerufen bilden sich in der isolierten bzw.
begrenzten Brennkammer 24 ausgeprägt Drall- bzw. Rotations- bzw. Wirbelströmungen
aus. Dabei trägt insbesondere die ovale Brennkammergeometrie 24 dazu bei, dass sich
die Wirbelströmung ungestört bzw. optimal entwickeln kann.
[0111] Nach dem Austritt aus der Düse 203, die diese Wirbelströmungen nochmals bündelt,
zeigen sich kerzenflammenförmige Rotationsströmungen S2, welche vorteilhaft bis zur
Brennkammerdecke 204 reichen können, womit der verfügbare Raum der Brennkammer 24
besser ausgenutzt wird. Dabei sind die Wirbelströmungen auf die Brennkammermitte A2
konzentriert und nutzen das Volumen der Sekundärverbrennungszone 27 ideal aus. Weiter
mindert die Einschnürung, die die Brennkammerdüse 203 für die Wirbelströmungen darstellt,
die Rotationsströmungen, womit Turbulenzen zur Verbesserung der Durchmischung des
Luft- Rauchgasgemischs erzeugt werden. Es findet also eine Quervermischung durch die
Einschnürung bzw. Verengung durch die Brennkammerdüse 203 statt. Der Rotationsimpuls
der Strömungen bleibt allerdings zumindest teilweise auch oberhalb der Brennkammerdüse
203 erhalten, was die Ausbreitung dieser Strömungen bis zur Brennkammerdecke 204 erhält.
[0112] Die Sekundärluftdüsen 291 sind in den elliptischen bzw. ovalen Querschnitt der Brennkammer
24 somit derart integriert, dass sie aufgrund ihrer Länge und ihrer Ausrichtung Wirbelströmungen
induzieren, die das Rauchgas-Sekundärluftgemisch in Rotation versetzen und dadurch
(nochmals durch in Kombination mit der darüber positionierten Brennkammerdüse 203
verbessert) eine vollständige Verbrennung bei minimalem Luftüberschuss und somit maximalem
Wirkungsgrad ermöglichen. Dies ist auch in den Figuren 19 bis 21 illustriert.
[0113] Dabei ist die Sekundärluftzufuhr derart gestaltet ist, dass diese die heißen Brennkammersteine
29 durch Umströmung derselben kühlt und die Sekundärluft im Gegenzug selbst vorgewärmt
wird, wodurch die Ausbrandgeschwindigkeit der Rauchgase beschleunigt wird und die
Vollständigkeit des Ausbrandes auch bei extremer Teillast (z. B. 30% der Nennlast)
sichergestellt wird.
[0114] Die erste Wartungsöffnung 21 ist mit einem Dämmmaterial, beispielsweise Vermiculite
™, isoliert. Die vorliegende Sekundärverbrennungszone 27 ist derart eingerichtet, dass
ein Ausbrand des Rauchgases gewährleistet wird. Die spezielle geometrische Ausgestaltung
der Sekundärverbrennungszone 27 wird später noch eingehender erläutert.
[0115] Nach der Sekundärverbrennungszone 27 strömt das Rauchgas in die Wärmetauscheinrichtung
3, welche ein Bündel von parallel zueinander vorgesehenen Kesselrohren 32 aufweist.
In den Kesselrohren 32 strömt das Rauchgas nun abwärts, wie in Fig. 3 durch die Pfeile
S4 angegeben. Man kann diesen Teil der Strömung auch als Konvektionsteil bezeichnen,
da die Wärmeabgabe des Rauchgases im Wesentlichen an den Kesselrohrwänden über eine
erzwungene Konvektion erfolgt. Durch die im Kessel 11 verursachten Temperaturgradienten
im Wärmetauschermedium, beispielsweise im Wasser, stellt sich eine natürliche Konvektion
des Wassers ein, welche eine Durchmischung des Kesselwassers begünstigt.
[0116] In den Kesselrohren 32 sind Federturbulatoren 36 und Spiral- bzw. Bandturbulatoren
37 angeordnet, um den Wirkungsgrad der Wärmetauscheinrichtung 4 zu verbessern. Dies
wird später noch eingehender erläutert werden.
[0117] Der Ausgang der Kesselrohre 32 mündet über den Wendekammereintritt 34 bzw. -einlass
in die Wendekammer 35. Dabei ist die Wendekammer 35 derart gegenüber der Brennkammer
24 abgedichtet, dass kein Rauchgas aus der Wendekammer 35 direkt zurück in die Brennkammer
24 strömen kann. Allerdings ist trotzdem ein gemeinsamer (Ab-)Transportweg für die
Verbrennungsrückstände vorgesehen, die im gesamten Strömungsbereich des Kessels 11
anfallen können. Falls die Filtereinrichtung 4 nicht vorgesehen ist, wird das Rauchgas
wieder im Kessel 11 nach oben abgeführt. Der andere Fall der optionalen Filtereinrichtung
4 ist in den Fig. 2 und 3 dargestellt. Dabei wird das Rauchgas nach der Wendekammer
35 wieder nach oben in die Filtereinrichtung 4 eingeleitet (vgl. Pfeile S5), welche
vorliegend beispielhaft eine elektrostatische Filtereinrichtung 4 ist. Dabei können
am Eintritt 44 der Filtereinrichtung 4 Strömungsblenden vorgesehen sein, die die Einströmung
des Rauchgases in den Filter vergleichmäßigen.
[0118] Elektrostatische Staubfilter, auch Elektroabscheider genannt, sind Einrichtungen
zur Abscheidung von Partikeln aus Gasen, die auf dem elektrostatischen Prinzip beruhen.
Diese Filtereinrichtungen werden insbesondere zur elektrischen Reinigung von Abgasen
verwendet. Bei Elektrofiltern werden Staubteilchen durch eine Koronaentladung einer
Sprühelektrode elektrisch aufgeladen und zur entgegengesetzt aufgeladenen Elektrode
(Niederschlagselektrode) gezogen. Die Koronaentladung findet auf einer dafür geeigneten,
geladenen Hochspannungselektrode (auch als Sprühelektrode bezeichnet) im Inneren des
Elektrofilters statt. Die (Sprüh-) Elektrode ist bevorzugt mit herausragenden Spitzen
und eventuell scharfen Kanten ausgeführt, weil dort die Dichte der Feldlinien und
damit auch die elektrische Feldstärke am größten und somit die Koronaentladung begünstigt
ist. Die gegengesetzte Elektrode (Niederschlagselektrode) besteht für gewöhnlich aus
einem geerdeten Abgasrohrabschnitt, der um die Elektrode gelagert ist. Der Abscheidungsgrad
eines Elektrofilters ist insbesondere von der Verweilzeit der Abgase im Filtersystem
und der Spannung zwischen Sprüh- und Abscheidungselektrode abhängig. Die dafür notwendige
gleichgerichtete Hochspannung wird von einer Hochspannungserzeugungseinrichtung (nicht
dargestellt) bereitgestellt. Die Hochspannungserzeugungsanlage und die Halterung für
die Elektrode sind vor Staub und Verschmutzung zu schützen, um ungewollte Kriechströme
zu vermeiden und die Standzeit der Anlage 1 zu verlängern.
[0119] Wie in Fig. 2 gezeigt, ist eine stabförmige Elektrode 45 (welche vorzugsweise wie
eine längliche, plattenförmige Stahlfeder ausgestaltet ist, vgl. Fig. 15) in etwa
mittig in einem annähernd kaminförmigen Innenraum der Filtereinrichtung 4 gehaltert.
Die Elektrode 45 besteht zumindest weitgehend aus einem hochwertigen Federstahl oder
Chromstahl und ist von einer Elektrodenhalterung 43 über einen Hochspannungsisolator,
d. h., eine Elektrodenisolation 46, gehaltert.
[0120] Die (Sprüh-) Elektrode 45 hängt schwingungsfähig nach unten in den Innenraum der
Filtereinrichtung 4. Dabei kann die Elektrode 45 beispielsweise quer zur Längsachse
der Elektrode 45 hin- und herschwingen.
[0121] Ein Käfig 48 dient gleichzeitig als Gegenelektrode und als Abreinigungsmechanik für
die Filtereinrichtung 4. Der Käfig 48 ist mit dem Masse- bzw. Erdpotential verbunden.
Durch den herrschenden Potentialunterschied wird das in der Filtereinrichtung 4 strömende
Rauchgas bzw. Abgas, vgl. die Pfeile S6, gefiltert wie vorstehend erläutert. Im Falle
der Abreinigung der Filtereinrichtung 4 wird die Elektrode 45 stromlos geschaltet.
Der Käfig 48 weist vorzugsweise ein achteckiges regelmäßiges Querschnittsprofil auf,
so wie sich das beispielsweise der Ansicht der Fig. 13 entnehmen lässt. Der Käfig
48 kann vorzugsweise bei der Herstellung mit dem Laser zugeschnitten werden.
[0122] Das Rauchgas strömt nach dem Austritt aus dem Wärmetauscher 3 (aus dessen Austritt)
durch die Wendekammer 34 in den Eintritt 44 der Filtereinrichtung 4.
[0123] Dabei ist die (optionale) Filtereinrichtung 4 optional vollintegriert in den Kessel
11 vorgesehen, womit die dem Wärmetauscher 3 zugewandte und von dem Wärmetauschermedium
durchspülte Wandfläche auch aus Richtung der Filtereinrichtung 4 zum Wärmetausch eingesetzt
wird, womit die Effizienz der Anlage 1 nochmals verbessert wird. Damit kann zumindest
ein Teil der Wand die Filtereinrichtung 4 mit dem Wärmetauschmedium durchspült sein,
womit zumindest ein Teil dieser Wand mit Kesselwasser gekühlt wird.
[0124] Am Filteraustritt 47 strömt das gereinigte Abgas aus der Filtereinrichtung 4 hinaus,
wie durch die Pfeile S7 angegeben. Nach dem Filteraustritt wird ein Teil des Abgases
über die Rezirkulationseinrichtung 5 wieder zu der Primärverbrennungszone 26 zurückgeführt.
Auch dies wird später noch näher erläutert werden. Dieses zur Rezirkulierung bestimmte
Abgas bzw. Rauchgas kann kurz auch als "Rezi" oder "Rezi-Gas" bezeichnet werden. Der
verbleibende Teil des Abgases wird über den Abgasausgang 41 aus dem Kessel 11 hinausgeleitet.
[0125] Eine Ascheabfuhr 7 ist im unteren Teil des Kessels 11 angeordnet. Über eine Ascheaustragungsschnecke
71 wird die beispielsweise aus der Brennkammer 24, den Kesselrohren 32 und der Filtereinrichtung
4 abgeschiedene und herausfallende Asche seitlich aus dem Kessel 11 ausgefördert.
[0126] In Fig. 2 und Fig. 3 sind weitere Sensoren abgebildet, die mit der Steuereinrichtung
100 zumindest kommunikativ verbunden sind. Mit den Sensoren werden (physikalische
und/oder chemische) Größen der Biomasse-Heizanlage 1 erfasst.
[0127] Ein Abgastempertatursensor 111 ist stromabwärts zu dem Ausgang des Wärmetauschers
3 vorgesehen. Dieser misst eine Temperatur des Abgases bzw. Rauchgases nach dem dieses
durch den Wärmetauscher 3 hindurchgeströmt ist.
[0128] Als Abgastempertatursensor 111 kann ein herkömmlicher Temperaturfühler oder auch
ein PT-100 oder PT-1000 Sensor zum Einsatz kommen, welcher in der Wand des Abgaskanals
vorgesehen ist oder in den Abgaskanal hineinragt. Mit Hilfe des Abgastempertatursensors
111 kann die Temperatur des Abgases in Grad Celsius bestimmt werden.
[0129] Es kann der Abgastempertatursensor 111 beispielsweise vor oder nach der optionalen
Filtereinrichtung 4 vorgesehen sein. Ebenso beispielsweise kann der Abgassensor 111
vor dem Abgasausgang 41 vorgesehen sein. Des Weiteren kann auch mehr als ein Abgastempertatursensor
111 vorgesehen sein, um die Genauigkeit der Messung zu erhöhen oder auch messtechnische
Redundanzen vorzusehen. Es kann beispielsweise ein Abgastempertatursensor 111 direkt
nach dem Ausgang des Wärmetauschers 3 und ein weiterer Abgastemperatursensor 111 kann
nach der Filtereinrichtung 4 vorgesehen sein.
[0130] Des Weiteren ist zumindest eine Lambdasonde 112 vorgesehen. Sie ist als Sensor für
die Lambdaregelung der Biomasse-Heizanlage 1 vorgesehen. Mit der Lambdasonde wird
zumindest eine physikalische/chemische Größe erfasst, der eine Regelung des Verbrennungsvorgangs
im Kessel 11 ermöglicht. Die Lambdasonde 112 ermöglicht eine O2-Gehaltsmessung bzw.
eine Sauerstoffgehaltsmessung des Abgases bzw. des Rauchgases nach der Brennkammer
24.
[0131] Eine Lambdasonde kann üblicherweise den Restsauerstoffgehalt im Abgas mit dem Sauerstoffgehalt
einer Referenz, meist der momentanen Atmosphären- bzw. Umgebungsluft, vergleichen.
Daraus kann das Verbrennungsluftverhältnis λ (Verhältnis von Verbrennungsluft zu Brennstoff)
bestimmt und eingestellt werden. Es können zwei Messprinzipien verwendet werden: Spannung
eines Festkörperelektrolyts (Nernst-Sonde) und Widerstandsänderung einer Keramik (Widerstandssonde).
[0132] Bei der vorliegenden Verwendung in der Biomasse-Heizanlage kann die Lambdasonde 112
den Sauerstoffgehalt des Abgases (beispielsweise in Vol-%) messen und so kann am Kessel
11 ein optimales Gemisch, vorzugsweise mittels einem KI-Modell, geregelt werden, um
so ein Überangebot an kühlender Zuluft oder infolge Sauerstoffmangels entstehendes
Kohlenstoffmonoxid (mit ungenutztem Restheizwert) zu verhindern, welche dem Heizungssystem
Energie "rauben" würden.
[0133] Für die zumindest eine Lambdasonde 112 sind in Fig. 2 zwei mögliche Einbaupositionen
vorgeschlagen. Die eine befindet sich benachbart zum Eingang 33 des Wärmetauschers
3 (vgl. Fig. 2, oben, Mitte) und die andere befindet sich im Abgasausgang 41 und damit
nach den Ausgang des Wärmetauschers 3 (vgl. Fig. 2, oben rechts). Generell kann die
Lambdasonde 112 an einer beliebigen Position in der Abgasführung des Kessels 11 vorgesehen
sein, solange diese das Abgas bzw. Rauchgas vermessen kann.
[0134] Je größer allerdings die Entfernung zwischen Flamme in der Brennkammer 24 und Lambdasonde
112 gewählt wird, desto schwieriger wird die Regelung des Kessels 11 wegen der dann
auftretenden Totzeit. Deshalb ist es vorzuziehen, die Sonde möglichst nahe an der
Brennkammer 24 zu montieren. Mit dem Signal der Lambdasonde 112 können über die Steuereinrichtung
100 beispielswiese die Zufuhr an Primärluft in die Brennkammer und die Brennstoffzufuhrmenge
geregelt werden.
[0135] Weiter ist ein (optionaler) Unterdrucksensor 113 oder Druckdifferenzsensor 113 vorgesehen.
Dieser Unterdrucksensor 113 misst den (Unter-)Druck in der Brennkammer 24, beispielsweise
in der Einheit [mPas], beziehungsweise den Differenzdruck der Brennkammer 24 zum Umgebungsluftdruck.
Über den Unterdruck wird die Primärluft (und optional die Sekundärluft) in die Brennkammer
24 zur Verbrennung angesaugt.
[0136] Weiter ist ein (optionaler) Rücklauf- (oder Vorlauf-)Temperatursensor 114 bzw. ein
Heizungswassertemperatursensor 114 vorgesehen. Dieser ist beispielsweise im Rücklauf
oder im Vorlauf einer üblichen Wasserzirkulationseinrichtung 14 vorgesehen und erfasst
die Temperatur des Heizungswassers im Wasserkreislauf, in welchem der Kessel 11 vorgesehen
ist. Dabei ist das Wärmetauschmedium 38 vorzugsweise das Heizungswasser.
[0137] Damit kann die Temperatur des Wärmetauschmediums 38 in bzw. außerhalb des Kessels
mit dem vorher erläuterten Kesseltemperatursensor 115 bzw. mit dem Heizungswassertemperatursensor
114 (bevorzugt ein Rücklauftemperatursensor 114) erfasst werden.
[0138] Ein Brennstoffbetthöhensensor 116 (vorliegend in den Fig. ohne eine beispielhafte
Mechanik dargestellt) erfasst die Höhe des Brennstoffbetts 28 über dem Rost und damit
eine Menge des Brennstoffs, beispielsweise der Hackschnitzel, auf dem Rost 25. Ein
Beispiel für einen derartigen Sensor in mechanischer Ausführung ist in der
EP 3 789 670 B1 in Bezug auf deren Fig. 17 und 18 beschrieben, vorauf Bezug genommen wird. Alternativ
kann der Brennstoffbetthöhensensor 116 beispielsweise als Ultraschallsensor vorgesehen
sein.
[0139] Weiter ist ein Brennkammertemperatursensor 117 vorgesehen. Dieser erfasst eine Temperatur
der Brennkammer 24, beispielsweise in Grad Celsius. Der Brennkammertemperatursensor
117 kann am Ausgang der Brennkammer 24 oder auch in der Brennkammer 24 vorgesehen
sein.
[0140] Anzumerken ist, dass die Orte der Sensoren der Fig. 2 und 3 auch von den dargestellten
Orten abweichen können, so wie dies von Fachmann als sinnvoll erachtet wird. Beispielsweise
kann die Brennkammertemperatur auch an einem anderen Ort erfasst werden.
[0141] Die Brennkammer 24 und der Kessel 11 dieser Ausführungsform wurden mittels CFD-Simulationen
berechnet. Weiter wurden Praxisexperimente durchgeführt, um die CFD-Simulationen zu
bestätigen. Ausgangspunkt der Überlegungen waren Berechnungen für einen 100 kW Kessel,
wobei jedoch ein Leistungsbereich von 20 bis 500 kW berücksichtigt wurde.
[0142] Eine CFD-Simulation (CFD = Computational Fluid Dynamics = numerische Strömungsmechanik)
ist die räumlich und zeitlich aufgelöste Simulation von Strömungs- und Wärmeleitprozessen.
Dabei können die Strömungsprozesse laminar und/oder turbulent sein, von chemischen
Reaktionen begleitet auftreten, oder es kann sich um ein mehrphasiges System handeln.
CFD-Simulationen eignen sich somit gut als Design- und Optimierungswerkzeug. Bei der
vorliegenden Erfindung wurden CFD-Simulationen eingesetzt, um die strömungstechnischen
Parameter derart zu optimieren, dass die vorstehend aufgeführten Aufgaben der Erfindung
gelöst werden. Insbesondere wurden im Ergebnis die mechanische Ausgestaltung und Dimensionierung
des Kessels 11, der Brennkammer 24, der Sekundärluftdüsen 291 und der Brennkammerdüse
203 maßgeblich durch die CFD-Simulation und auch durch zugehörige praktische Experimente
definiert. Die Simulationsergebnisse basieren auf einer Strömungssimulation mit Berücksichtigung
der Wärmeübertragung.
[0143] Die vorstehend aufgeführten Bestandteile der Biomasse-Heizanlage 1 und des Kessels
11, die Ergebnisse der CFD-Simulationen sind, werden nachstehend eingehender beschrieben.
(Brennkammer)
[0144] Die Gestaltung der Brennkammerform ist von Wichtigkeit, um die aufgabengemäßen Anforderungen
einhalten zu können. Durch die Brennkammerform bzw. -geometrie sollen eine möglichst
gute turbulente Durchmischung und Homogenisierung der Strömung über den Querschnitt
des Rauchgaskanals, eine Minimierung des Feuerungsvolumens, sowie eine Reduktion des
Luftüberschusses und des Rezirkulationsverhältnisses (Wirkungsgrad, Betriebskosten),
eine Reduktion der CO- und CxHx- Emissionen, der NOx-Emissionen, der Staubemissionen,
eine Reduktion von lokalen Temperaturspitzen (Fouling und Verschlackung) sowie eine
Reduktion von lokalen Rauchgas-Geschwindigkeitsspitzen (Materialbeanspruchung und
Erosion) erreicht werden.
[0145] Die Fig. 4, die eine Teilansicht der Fig. 2 ist, und die Fig. 5, welche eine Schnittansicht
durch den Kessel 11 entlang der Vertikalschnittlinie A2 ist, stellen eine Brennkammergeometrie
dar, die den vorstehend genannten Anforderungen für Biomasse-Heizanlagen über einen
weiten Leistungsbereich von beispielsweise 20 bis 500 kW gerecht wird. Die Vertikalschnittlinie
A2 kann im Übrigen auch als Mittel- oder Mittenachse der ovalen Brennkammer 24 verstanden
werden. In der Fig. 4 sind diejenigen Sensoren eingezeichnet, so wie diese in Bezug
auf die Fig. 2 und 3 erläutert wurden.
[0147] Alle Maß- und Größenangaben sind um Übrigen lediglich beispielhaft zu verstehen.
[0148] Mit diesen Werten werden vorliegend sowohl die Geometrien der Primärverbrennungszone
26 als auch der Sekundärverbrennungszone 27 der Brennkammer 24 optimiert. Die angegebenen
Größenbereiche sind Bereiche, mit denen die Anforderungen ebenso (annähernd) erfüllt
werden, wie mit den angegebenen exakten Werten.
[0149] Dabei kann vorzugsweise eine Kammergeometrie der Primärverbrennungszone 26 und der
Brennkammer 24 (bzw. ein Innenvolumen der Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer
24) anhand der folgenden Grundparameter definiert werden:
Ein Volumen mit einer ovalen horizontalen Grundfläche mit den Maßen von 380 mm +-
60 mm (vorzugsweise +-30 mm) x 320 mm +- 60 mm (vorzugsweise +-30 mm), sowie einer
Höhe von 538 mm +- 80 mm (vorzugsweise +- 50 mm).
[0150] Die vorstehenden Größenangaben können im Verhältnis dieser zueinander skaliert auch
Anwendung auf Kessel anderer Leistungsklassen (bspw. 50 kW oder 200 kW) finden.
[0151] Als Fortbildung dessen kann das vorstehend definierte Volumen eine obere Öffnung
in Form einer Brennkammerdüse 203 aufweisen, die in der Sekundärverbrennungszone 27
der Brennkammer 24 vorgesehen ist, welche eine in die Sekundärverbrennungszone 27
hineinragende Brennkammerschräge 202 aufweist, welche vorzugsweise das Wärmetauschmedium
38 beinhaltet. Die Brennkammerschräge 202 verringert den Querschnitt der Sekundärverbrennungszone
27. Dabei ist die Brennkammerschräge 202 um einen Winkel k von zumindest 5%, bevorzugt
um einen Winkel k von zumindest 15% und noch mehr bevorzugt um zumindest einen Winkel
k von 19% in Bezug auf eine fiktive horizontale bzw. gerade vorgesehene Brennkammerdecke
H (vgl. die gestrichelte Horizontallinie H in Fig. 4) vorgesehen.
[0152] Zudem ist eine Brennkammerdecke 204 ebenfalls in Richtung des Eintritts 33 aufsteigend
geneigt vorgesehen. Die Brennkammer 24 in der Sekundärverbrennungszone 27 weist somit
die Brennkammerdecke 204 auf, die in Richtung des Eintritts 33 des Wärmetauschers
3 nach oben geneigt vorgesehen ist. Diese Brennkammerdecke 204 erstreckt sich im Schnitt
der Fig. 2 zumindest weitgehend gerade bzw. geradlinig und geneigt. Der Neigungswinkel
der geraden bzw. ebenen Brennkammerdecke 204 kann gegenüber der (fiktiven) Horizontalen
vorzugsweise 4 bis 15 Grad betragen.
[0153] Mit der Brennkammerdecke 204 ist eine weitere (Decken-)Schräge in der Brennkammer
24 vor dem Eintritt 33 vorgesehen, die zusammen mit der Brennkammerschräge 202 einen
Trichter ausbildet. Dieser Trichter dreht die nach oben gerichtete Drall- bzw. Wirbelströmung
zur Seite und lenkt diese Strömung in etwa in das Horizontale um. Aufgrund der schon
turbulenten Aufwärtsströmung und der Trichterform vor dem Eintritt 33 wird sichergestellt,
dass alle Wärmetauscherrohre 32 bzw. Kesselrohe 32 gleichmäßig beströmt werden, womit
ein gleichverteilter Durchfluss des Rauchgases in allen Kesselrohren 32 sichergestellt
ist. Dies optimiert den Wärmeübergang im Wärmetauscher 3 ganz erheblich.
[0154] Dabei kann insbesondere die Kombination der vertikalen und horizontalen Schrägen
203, 204 in der Sekundärverbrennungszone in Kombination als Einströmgeometrie in dem
konvektiven Kessel eine gleichmäßige Verteilung des Rauchgases auf die konvektiven
Kesselrohre erreichen.
[0155] Die Brennkammerschräge 202 dient der Homogenisierung der Strömung S3 in Richtung
des Wärmetauschers 3 und damit der Beströmung der Kesselrohre 32. Somit wird eine
möglichst gleichmäßige Verteilung des Rauchgases auf die einzelnen Kesselrohre bewirkt,
um dort den Wärmeübergang zu optimieren.
[0156] Im Detail dreht die Kombination der Schrägen mit dem Einströmquerschnitt des Kessels
die Rauchgasströmung so, dass eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Rauchgasdurchflusses
bzw. der Durchflussmenge auf die jeweiligen Kesselrohre 32 erfolgt.
[0157] Im Stand der Technik gibt es häufig Brennkammern mit rechteckiger oder polygonaler
Brennkammer und Düse, wobei jedoch die unregelmäßige Form der Brennkammer und der
Düse sowie deren Zusammenspiel ein weiteres Hindernis für eine gleichmäßige Luftverteilung
und eine gute Mischung von Luft und Brennstoff und somit einen guten Ausbrand darstellen,
wie vorliegend erkannt wurde. Insbesondere mit einer eckigen Geometrie der Brennkammer
entstehen Strömungsfäden bzw. Vorzugsströmungen, die nachteilhaft zu einer ungleichmäßigen
Beströmung der Wärmetauscherrohre 32 führen.
[0158] Deshalb ist vorliegend die Brennkammer 24 ohne Totecken oder Totkanten vorgesehen.
[0159] Vorliegend wurde somit erkannt, dass die Geometrie der Brennkammer (und des gesamten
Strömungsverlaufs im Kessel) eine maßgebliche Rolle bei den Überlegungen zur Optimierung
der Biomasse-Heizanlage 1 spielt. Deshalb wurde (in Abkehr von den üblichen rechteckigen
oder mehr-eckigen oder rein zylindrischen Formgebungen) die hierin beschriebene ovale
oder runde Grundgeometrie ohne Totecken gewählt. Zudem wurden auch diese Grundgeometrie
der Brennkammer und deren Aufbau mit den vorstehend angegebenen Maßen / Maßbereichen
für einen 100 kW Kessel optimiert. Dabei sind diese Maße /Maßbereiche derart gewählt,
dass insbesondere auch unterschiedliche Brennstoffe (Hackgut und Pellets) mit unterschiedlicher
Qualität (beispielsweise mit unterschiedlichem Wassergehalt) bei sehr hohem Wirkungsgrad
verbrannt werden können. Dies haben die Praxistests und CFD-Simulationen ergeben.
[0160] Insbesondere kann die Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer 24 ein Volumen umfassen,
das bevorzugt im Außenumfang einen ovalen oder annähernd kreisförmigen Horizontalquerschnitt
aufweist (ein solcher Querschnitt ist in Fig. 2 beispielhaft mit A1 gekennzeichnet).
Dieser Horizontalquerschnitt kann zudem bevorzugt die Grundfläche der Primärverbrennungszone
26 der Brennkammer 24 darstellen. Über die durch den Doppelpfeil BK4 angegebene Höhe
kann die Brennkammer 24 einen annähernd gleichbleibenden Querschnitt aufweisen. Insofern
kann die Primärverbrennungszone 24 ein annähernd oval-zylindrisches Volumen aufweisen.
Bevorzugt können die Seitenwände und die Grundfläche (der Rost) der Primärverbrennungszone
26 senkrecht aufeinander stehen. Dabei können die vorstehend beschriebenen Schrägen
203, 204 integriert als Wände der Brennkammer 24 vorgesehen sein, wobei die Schrägen
203, 204 einen Trichter ausbilden, der im Eintritt 33 des Wärmetauschers 33 mündet
und dort den geringsten Querschnitt aufweist.
[0161] Vorstehend wird der Begriff "annähernd" verwendet, da selbstverständlich einzelne
Kerben, konstruktiv bedingte Abweichungen oder kleine Asymmetrien vorhanden sein können,
beispielsweise bei den Übergängen der einzelnen Brennkammersteine 29 zueinander. Diese
geringfügigen Abweichungen spielen strömungstechnisch jedoch nur eine untergeordnete
Rolle.
[0162] Der Horizontalquerschnitt der Brennkammer 24 und insbesondere der Primärverbrennungszone
26 der Brennkammer 24 können ebenso bevorzugt regelmäßig ausgeführt sein. Weiter kann
der Horizontalquerschnitt der Brennkammer 24 und insbesondere der Primärverbrennungszone
26 der Brennkammer 24 bevorzugt eine regelmäßige (und/oder symmetrische) Ellipse sein.
[0163] Zudem kann der Horizontalquerschnitt (der Außenumfang) der Primärverbrennungszone
26 über eine vorgegebene Höhe, (beispielsweise 20 cm) gleichbleibend ausgestaltet
sein.
[0164] Damit ist vorliegend eine oval-zylindrische Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer
24 vorgesehen, die nach CFD-Berechnungen eine deutlich gleichmäßigere und bessere
Luftverteilung in der Brennkammer 24 ermöglicht als bei rechteckigen Brennkammern
des Stands der Technik. Die fehlenden Toträume vermeiden zudem Zonen in der Brennkammer
mit schlechter Luftdurchströmung, was die Effizienz steigert und die Schlackebildung
verringert.
[0165] Ebenso ist die Düse 203 in der Brennkammer 24 als ovale oder annähernd kreisförmige
Verengung ausgestaltet, um die Strömungsverhältnisse noch weiter zu optimieren. Der
vorstehend erläuterte Drall der Strömung in der Primärverbrennungszone 26, welcher
durch die erfindungsgemäßen speziell konzipierten Sekundärluftdüsen 291 bedingt ist,
führt zu einem grob helixförmig oder spiralförmig nach oben gerichteten Strömungsverlauf,
wobei eine ebenso ovale oder annähernd kreisförmige Düse diesen Strömungsverlauf begünstigt,
und nicht wie übliche rechteckige Düsen stört. Diese optimierte Düse 203 bündelt das
nach oben rotierend strömende Rauchgas-Luft-Gemisch und sorgt für eine bessere Durchmischung,
einen Erhalt der Wirbelströmungen in der Sekundärverbrennungszone 27 und damit für
eine vollständige Verbrennung. Dadurch wird auch der erforderliche Luftüberschuss
minimiert. Dies verbessert den Verbrennungsvorgang und erhöht die Effizienz.
[0166] Damit dient insbesondere die Kombination der vorstehend erläuterten Sekundärluftdüsen
291 und der dadurch induzierten Wirbelströmungen mit der optimierten Düse 203 der
Bündelung des nach oben rotierenden Rauchgas-/Luftgemischs. Dies sorgt für eine zumindest
annähernd vollständige Verbrennung in der Sekundärverbrennungszone 27.
[0167] Somit wird eine wirbel- bzw. drallbehaftete Strömung durch die Düse 203 gebündelt
und nach oben gerichtet, womit sich diese Strömung weiter nach oben erstreckt als
im Stand der Technik üblich. Dies hat, wie für den Fachmann aus den Gesetzen der Physik
betreffend des Drehimpulses ersichtlich, seine Ursache in der durch die Düse 203 erzwungenen
Verkleinerung des drallbehafteten Abstandes des Luftstromes zur Rotations- bzw. Drallmittenachse
(vgl. analog die Physik des Pirouetteneffekts).
[0168] Zudem wird vorliegend der Strömungsverlauf in der Sekundärverbrennungszone 27 und
aus der Sekundärverbrennungszone 27 zu den Kesselrohren 32 optimiert, wie nachstehend
näher erläutert.
[0169] Die Brennkammerschräge 202 der Fig. 4, welche ohne Bezugszeichen auch in den Fig.
2 und 3 zu erkennen ist und an der sich die Brennkammer 25 (bzw. deren Querschnitt)
von unten nach oben hin zumindest annähernd linear verjüngt, sorgt nach CFD-Berechnungen
für eine Vergleichmäßigung der Rauchgasströmung in Richtung der Wärmetauscheinrichtung
4, womit deren Effizienz verbessert werden kann. Dabei verjüngt sich die horizontale
Querschnittsfläche der Brennkammer 25 von Anfang bis Ende der Brennkammerschräge 202
bevorzugt zumindest um 5%. Die Brennkammerschräge 202 ist dabei auf der Seite der
Brennkammer 25 zur Wärmetauscheinrichtung 4 vorgesehen, und ist an der Stelle der
maximalen Verjüngung abgerundet vorgesehen. Im Stand der Technik üblich sind parallele
bzw. gerade Brennkammerwände ohne eine Verjüngung (um die Rauchgasströmung nicht zu
behindern). Hinzu kommt, einzeln oder in Kombination, die zur horizontalen schräg
nach oben in Richtung des Eintritts 33 verlaufende Brennkammerdecke 204, die die Wirbelströmungen
in der Sekundärverbrennungszone 27 seitlich ableitet, und dabei in deren Strömungsgeschwindigkeitsverteilung
vergleichmäßigt.
[0170] Die Einströmung bzw. Umlenkung des Rauchgasstromes vor dem Rohrbündelwärmetauscher
ist derart ausgestaltet, dass eine ungleichmäßige Anströmung der Rohre bestmöglich
vermieden wird, womit Temperaturspitzen in einzelnen Kesselrohren 32 niedrig gehalten
werden können und damit der Wärmeübergang im Wärmetauscher 4 verbessert werden kann
(bestmögliche Nutzung der Wärmetauscherflächen). In der Folge ist die Effizienz der
Wärmetauscheinrichtung 4 verbessert.
[0171] Im Detail wird der gasförmige Volumenstrom des Rauchgases durch die schräge Brennkammerwandung
203 mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit (auch im Falle unterschiedlicher Verbrennungszustände)
zu den Wärmetauscherrohren bzw. den Kesselrohren 32 geführt. Durch die schräge Brennkammerdecke
204 wird dieser Effekt nochmals verstärkt, wobei ein Trichtereffekt bewirkt wird.
Im Ergebnis entsteht eine gleichmäßige Wärmeverteilung der einzelnen Kesselrohre 32
betreffenden Wärmetauscherflächen und damit eine verbesserte Nutzung der Wärmetauscherflächen.
Die Abgastemperatur wird somit gesenkt und der Wirkungsgrad erhöht. Dabei ist die
Strömungsverteilung insbesondere an der in der Fig. 3 dargestellten Indikatorlinie
WT1 deutlich gleichmäßiger als im Stand der Technik. Die Linie WT1 stellt eine Eintrittsfläche
für den Wärmetauscher 3 dar. Die Indikatorlinie WT3 gibt eine beispielhafte Querschnittslinie
durch die Filtereinrichtung 4 an, in der die Strömung möglichst homogen eingerichtet
bzw. über den Querschnitt der Kesselrohre 32 in etwa gleichverteilt ist (u. A. aufgrund
von Strömungsblenden am Eingang der Filtereinrichtung 4 und aufgrund der Geometrie
der Wendekammer 35). Eine gleichmäßige Durchströmung der Filtereinrichtung 3 bzw.
des letzten Kesselzuges minimiert Strähnenbildung und optimiert dadurch zudem die
Abscheideeffizienz der Filtereinrichtung 4 sowie den Wärmeübergang in der Biomasse-Heizanlage
1.
[0172] Weiter ist im unteren Teil der Brennkammer 25 am Brennstoffbett 28 eine Zündeinrichtung
201 vorgesehen. Diese kann eine Initialzündung oder eine erneute Zündung des Brennstoffes
bewirken. Es kann die Zündeinrichtung 201 ein Glühzünder sein. Die Zündeinrichtung
ist vorteilhaft ortsfest und horizontal seitlich versetzt zum Ort der Einführung des
Brennstoffs angeordnet.
[0173] Weiter kann (optional) nach dem Ausgang des Rauchgases (d. h., nach S7) aus der Filtereinrichtung
die Lambdasonde 112 vorgesehen sein. Durch die Lambdasonde kann eine Steuereinrichtung
100 den jeweiligen Heizwert erkennen. Die Lambdasonde 112 kann somit eine Regelung
des idealen Mischverhältnisses zwischen den Brennstoffen und der Sauerstoffzufuhr
ermöglichen. Trotz unterschiedlicher Brennstoffqualitäten werden im Ergebnis eine
hohe Effizienz und ein höherer Wirkungsgrad erreichbar.
[0174] Dabei dient einer guten und flexiblen Regelung der (Betriebs-)Parameter der Verbrennung
und der Biomasse-Heizanlage 1 der Einhaltung oder der Verbesserung der vorstehend
erläuterten Vorgänge in der Biomasse-Heizanlage 1. Die Einstellung der Aktoren basierend
auf dem sensorischen Feedback mittels KI bzw. trainiertem KI-Modell verbessert die
vorstehend erläuterten Vorgänge erheblich.
[0175] Das in Fig. 5 gezeigte Brennstoffbett 28 zeigt eine grobe Brennstoffverteilung aufgrund
der Zuführung des Brennstoffs von der rechten Seite der Fig. 5. Dieses Brennstoff-bett
28 wird von unten mit einem Rauchgas-Frischluft Gemisch beströmt, das von der Rezirkulationseinrichtung
5 bereitgestellt wird. Dieses Rauchgas-Frischluft Gemisch ist vorteilhaft vortemperiert
und weist die ideale Menge (Massenstrom) und das ideale Mischungsverhältnis auf, so
wie die Steuereinrichtung 100 aufgrund diverser sensorisch erfasster Messwerte und
zugehöriger Luftventile 52 regelt. Das Abbrennverhalten des Brennstoffbetts kann dabei
insbesondere mit der Brennstoffbetthöhe, welche durch den Brennstoffbetthöhensensor
116 erfasst wird, beeinflusst werden. Die Höhe des Brennstoffbetts hat sich nach Experimenten
als ein guter für das KI-Modell verwendbarer Indikator erwiesen, welche Brennstoffmenge
für einen Abbrand zur Verfügung steht. Die Höhe des Brennstoffbetts ist zur Optimierung
des Verbrennungsvorgangs auch eine relevante zu regelnde Größe für die Biomasse-Heizanlage
1.
[0176] Weiter ist in den Fig. 4 und 5 eine Brennkammerdüse 203 gezeigt, in der eine Sekundärverbrennungszone
27 vorgesehen ist und die die Rauchgasströmung beschleunigt und bündelt. Dadurch wird
die Rauchgasströmung besser durchmischt und kann in der Nachverbrennungszone 27 bzw.
Sekundärverbrennungszone 27 effizienter verbrennen. Das Flächenverhältnis der Brennkammerdüse
203 liegt in einem Bereich von 25 % bis 45 %, beträgt jedoch bevorzugt 30 % bis 40
%, und ist, beispielsweise für eine 100 kW Biomasse-Heizanlage 1, idealerweise 36
% +- 1 % (Verhältnis der gemessenen Eingangsfläche zur gemessenen Ausgangsfläche der
Düse 203).
[0177] Mithin stellen die vorstehenden Angaben zur Brennkammergeometrie der Primärverbrennungszone
26 zusammen mit der Geometrie der Sekundärluftdüsen 291 und der Düse 203 eine vorteilhafte
Weiterbildung der vorliegenden Offenbarung dar.
(Brennkammersteine)
[0178] Die Fig. 6 zeigt eine dreidimensionale Schnittansicht (von schräg oben) auf die Primärverbrennungszone
26 sowie den isolierten Teil der Sekundärverbrennungszone 27 der Brennkammer 24 mit
dem Drehrost 25, und insbesondere auf die besondere Ausgestaltung der Brennkammersteine
29. Die Fig. 7 zeigt entsprechend zur Fig. 6 eine Explosionsdarstellung der Brennkammersteine
29. Die Ansichten der Fig. 6 und 7 können bevorzugt mit den vorstehend aufgeführten
Abmessungen der Fig. 4 und 5 ausgeführt sein. Dies ist jedoch nicht zwingend der Fall.
[0179] Die Kammerwand der Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer 24 ist mit einer Mehrzahl
von Brennkammersteinen 29 in einem modularen Aufbau vorgesehen, was unter anderem
die Fertigung und die Wartung erleichtert. Die Wartung wird insbesondere durch die
Möglichkeit der Entnahme einzelner Brennkammersteine 29 erleichtert.
[0180] An den Auflageflächen 260 der Brennkammersteine 29 sind formschlüssige Nuten 261
und Vorsprünge 262 (in Fig. 6 sind zur Vermeidung von Redundanzen in den Figuren exemplarisch
nur jeweils ein paar dieser bezeichnet) vorgesehen, um eine mechanische und weitgehend
luftdichte Verbindung zu schaffen, um wiederum das Eindringen von störender Fremdluft
zu vermeiden. Bevorzugt bilden je zwei zumindest weitgehend symmetrische Brennkammersteine
(mit Ausnahme eventuell der Öffnungen für die Sekundärluft bzw. das rezirkulierte
Rauchgas) einen vollständigen Ring aus. Weiter sind bevorzugt drei Ringe aufeinandergestapelt,
um die oval-zylindrische oder alternativ auch zumindest annähernd kreisförmige (letzteres
ist nicht dargestellt) Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer 24 auszubilden.
[0181] Als oberer Abschluss sind drei weitere Brennkammersteine 29 vorgesehen, wobei die
ringförmige Düse 203 durch zwei Halterungssteine 264 gelagert wird, die formschlüssig
auf den oberen Ring 263 aufgesetzt werden. Bei allen Auflageflächen 260 sind Nuten
261 entweder für passende Vorsprünge 262 und/oder zur Einfügung von geeignetem Dichtmaterial
vorgesehen.
[0182] Die Halterungssteine 264, welche bevorzugt symmetrisch ausgebildet sind, können bevorzugt
eine nach innen geneigte Schräge 265 aufweisen, um ein Abkehren von Flugasche auf
den Drehrost 25 zu vereinfachen.
[0183] Der untere Ring 263 der Brennkammersteine 29 liegt auf einer Bodenplatte 251 des
Drehrosts 25 auf. An der Innenkannte zwischen diesem unteren Ring 263 der Brennkammersteine
29 lagert sich vermehrt Asche ab, was somit diesen Übergang vorteilhaft im Betrieb
der Biomasse-Heizanlage 1 selbstständig und vorteilhaft abdichtet.
[0184] Im mittleren Ring der Brennkammersteine 29 sind die (optionalen) Öffnungen für die
Rezirkulationsdüsen 291 bzw. Sekundärluftdüsen 291 vorgesehen. Dabei sind die Sekundärluftdüsen
291 zumindest annähernd auf der gleichen (horizontalen) Höhe der Brennkammer 24 in
den Brennkammersteinen 29 vorgesehen.
[0185] Vorliegend sind drei Ringe von Brennkammersteinen 29 vorgesehen, da dies den effizientesten
Weg der Herstellung und auch der Wartung darstellt. Alternativ können auch 2, 4 oder
5 solcher Ringe vorgesehen sein.
[0186] Die Brennkammersteine 29 bestehen vorzugsweise aus Hochtemperatur-Siliziumkarbid,
wodurch diese sehr verschleißfest sind.
[0187] Die Brennkammersteine 29 sind als Formsteine vorgesehen. Die Brennkammersteine 29
sind derart geformt, dass das Innenvolumen der Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer
24 einen ovalen Horizontalquerschnitt aufweist, womit durch eine ergonomische Formgebung
Totecken bzw. Toträume vermieden werden, die üblicherweise vom Rauchgas- Luftgemisch
nicht optimal durchströmt werden, wodurch der dort vorhandene Brennstoff nicht optimal
verbrannt wird. Aufgrund der vorliegenden Formgebung der Brennkammersteine 29 wird
die Durchströmung des Rosts 25 mit Primärluft, die auch zur Verteilung des Brennstoffs
über dem Rost 25 passt, und die Möglichkeit von unbehinderten Wirbelströmungen verbessert;
und folglich wird die Effizienz der Verbrennung verbessert.
[0188] Der ovale Horizontalquerschnitt der Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer 24
ist bevorzugt ein punktsymmetrisches und/oder regelmäßiges Oval mit dem kleinsten
Innendurchmesser BK3 und dem größten Innendurchmesser BK11. Diese Maße waren das Ergebnis
der Optimierung der Primärverbrennungszone 26 der Brennkammer 24 mittels CFD-Simulation
und von praktischen Versuchen.
(Drehrost)
[0189] Fig. 8 zeigt eine Aufsicht auf den Drehrost 25 von oben aus Sicht der Schnittlinie
A1 der Fig. 2.
[0190] Die Aufsicht der Fig. 8 kann bevorzugt mit den vorstehend aufgeführten Abmessungen
ausgeführt sein. Dies ist jedoch nicht zwingend der Fall.
[0191] Der Drehrost 25 weist die Bodenplatte 251 als Basiselement auf. In einer grob ovalförmigen
Öffnung der Bodenplatte 251 ist ein Übergangselement 255 vorgesehen, welches einen
Zwischenraum zwischen einem ersten Drehrostelement 252, einem zweiten Drehrostelement
253 und einem dritten Drehrostelement 254 überbrückt, welche drehbar gelagert sind.
Damit ist der Drehrost 25 als Drehrost mit drei Einzelelementen vorgesehen, d. h.,
dieser kann auch als 3-fach Drehrost bezeichnet werden. In den Drehrostelementen 252,
253 und 254 sind Luftlöcher zur Durchströmung mit Primärluft vorgesehen.
[0192] Die Drehrostelemente 252, 253 und 254 sind flache und hitzebeständige Metallplatten,
beispielsweise aus einem Metallguss, die auf deren Oberseite eine zumindest weitgehend
eben konfigurierte Oberfläche aufweisen und an deren Unterseite mit den Lagerachsen
81 beispielsweise über Zwischenhalterungselemente verbunden sind. Von oben betrachtet
weisen die Drehrostelemente 252, 253 und 254 gekrümmte und komplementäre Seiten bzw.
Umrisse auf.
[0193] Insbesondere können die Drehrostelemente 252, 253, 254 zueinander komplementäre und
gekrümmte Seiten aufweisen, wobei vorzugsweise das zweite Drehrostelement 253 jeweils
zu dem benachbarten ersten und dritten Drehrostelement 252, 254 konkave Seiten aufweist,
und vorzugsweise das erste und dritte Drehrostelement 252, 254 jeweils zu dem zweiten
Drehrostelement 253 hin eine konvexe Seite aufweist. Damit wird die Brecherfunktion
der Drehrostelemente verbessert, da die Länge des Bruchs vergrößert wird, und die
zum Brechen wirkenden Kräfte (ähnlich wie bei einer Schere) gezielter angreifen.
[0194] Die Drehrostelemente 252, 253 und 254 (sowie deren Umfassung in Form des Übergangselements
255) weisen gemeinsam betrachtet in der Aufsicht eine annähernd ovale Außenform auf,
womit hier wiederum Totecken bzw. Toträume vermieden werden, in denen eine nicht optimale
Verbrennung stattfinden könnte oder sich Asche unerwünscht ansammeln könnte. Die optimalen
Abmessungen dieser Außenform der Drehrostelemente 252, 253 und 254 sind in Fig. 8
mit den Doppelpfeilen DR1 und DR2 bezeichnet. Bevorzugt, aber nicht ausschließlich,
sind DR1 und DR2 wie folgt definiert:

[0195] Diese Werte haben sich bei den CFD-Simulationen und dem folgenden Praxistest als
Optimalwerte (-bereiche) herausgestellt. Diese Maße korrespondieren mit denen der
Fig. 4 und 5. Diese Maße sind insbesondere für die Verbrennung von unterschiedlichen
Brennstoffen bzw. den Brennstoffarten Hackgut und Pellets (Hybridfeuerung) in einem
Leistungsbereich von 20 bis 200 kW vorteilhaft.
[0196] Dabei weist der Drehrost 25 eine ovale Verbrennungsfläche auf, die für die Brennstoffverteilung,
die Luftdurchströmung des Brennstoffs und den Abbrand des Brennstoffs günstiger ist
als eine übliche rechteckige Verbrennungsfläche. Die Verbrennungsfläche 258 wird im
Kern durch die Oberflächen der Drehrostelemente 252, 253 und 254 (im horizontalen
Zustand) gebildet. Die Verbrennungsfläche ist somit die nach oben zeigende Oberfläche
der Drehrostelemente 252, 253 und 254. Diese ovale Verbrennungsfläche entspricht vorteilhaft
der Brennstoffauflagefläche, wenn diese seitlich auf den Drehrost 25 aufgebracht bzw.
aufgeschoben wird (vgl. der Pfeil E der Fig. 9, 10 und 11). Insbesondere kann die
Brennstoffzufuhr aus einer Richtung erfolgen, die parallel zu einer längeren Mittelachse
(Hauptachse) der ovalen Verbrennungsfläche des Drehrosts 25 liegt.
[0197] Das erste Drehrostelement 252 und das dritte Drehrostelement 254 können bevorzugt
in deren Verbrennungsfläche 258 identisch ausgebildet sein. Weiter können das erste
Drehrostelement 252 und das dritte Drehrostelement 254 identisch oder baugleich zueinander
sein. Dies ist beispielsweise in Fig. 9 zu sehen, wobei das erste Drehrostelement
252 und das dritte Drehrostelement 254 die gleiche Form aufweisen.
[0198] Weiter ist das zweite Drehrostelement 253 zwischen dem ersten Drehrostelement 252
und dem dritten Drehrostelement 254 angeordnet.
[0199] Bevorzugt ist der Drehrost 25 mit einer annähernd punktsymmetrischen ovalen Verbrennungsfläche
258 vorgesehen.
[0200] Ebenso kann der Drehrost 25 eine annähernd elliptische Verbrennungsfläche 258 ausbilden,
wobei DR2 die Maße von deren Hauptachse und DR1 die Maße von deren Nebenachse ist.
[0201] Weiter kann der Drehrost 25 eine annähernd ovale Verbrennungsfläche 258 aufweisen,
welche achsensymmetrisch in Bezug auf eine Mittenachse der Verbrennungsfläche 258
ist.
[0202] Weiter kann der Drehrost 25 eine annähernd kreisförmige Verbrennungsfläche 258 aufweisen,
wobei dies geringfügige Nachteile bei der Brennstoffzuführung und der - verteilung
nach sich zieht.
[0203] Weiter sind zwei Motoren bzw. Antriebe 231 der Drehmechanik 23 vorgesehen, mit denen
die Drehrostelemente 252, 253 und 254 entsprechend gedreht werden können. Näheres
zur besonderen Funktion und zu den Vorteilen des vorliegenden Drehrosts 25 wird später
mit Bezug auf die Figuren 9, 10 und 11 beschrieben.
[0204] Insbesondere bei Pellet- und Hackgutheizungen (und insbesondere bei hybriden Biomasse-Heizanlagen)
kann es vermehrt zu Ausfällen durch Schlacke-Bildung in der Brennkammer 24, insbesondere
auf dem Drehrost 25, kommen. Schlacke entsteht bei einem Verbrennungsvorgang immer
dann, wenn in der Glut Temperaturen über dem Ascheschmelzpunkt erreicht werden. Die
Asche wird dann weich, verklebt und bildet nach dem Abkühlen feste, und oft dunkel
gefärbte Schlacke. Dieser auch als Versinterung bezeichnete Vorgang ist bei der Biomasse-Heizanlage
1 unerwünscht, da es durch die Anreicherung von Schlacke in der Brennkammer 24 zu
einer Funktionsstörung kommen kann: sie schaltet sich ab. Die Brennkammer 24 muss
üblicherweise geöffnet werden und die Schlacke muss entfernt werden.
[0205] Der Ascheschmelzbereich (dieser erstreckt sich vom Sinterpunkt bis zum Fließpunkt)
hängt ganz wesentlich von dem verwendeten Brennmaterial ab. Fichtenholz hat beispielsweise
eine kritische Temperatur von ca. 1.200 °C. Doch auch der Ascheschmelzbereich eines
Brennstoffes kann starken Schwankungen unterliegen. Je nach Menge und Zusammensetzung
der im Holz enthaltenen Mineralien ändert sich das Verhalten der Asche im Verbrennungsprozess.
[0206] Ein weiterer Faktor, der die Schlackebildung beeinflussen kann, sind Transport und
Lagerung der Holzpellets oder der Hackschnitzel. Diese sollten nämlich möglichst unbeschädigt
in die Brennkammer 24 gelangen. Sind die Holzpellets bereits zerbröselt, wenn sie
in den Verbrennungsprozess gelangen, so erhöht sich dadurch die Dichte des Glutbetts.
Stärkere Schlackebildung ist die Folge. Insbesondere der Transport vom Lagerraum zur
Brennkammer 24 ist hier von Bedeutung. Besonders lange Wege, sowie Bögen und Winkel,
führen zu einer Beschädigung bzw. einem Abrieb der Holzpellets.
[0207] Ein weiterer Faktor betrifft die Führung des Verbrennungsvorgangs. Bislang war man
bestrebt, die Temperaturen eher hoch zu halten, um einen möglichst guten Ausbrand
und niedrige Emissionen zu erzielen. Durch eine optimierte Brennkammergeometrie und
Geometrie der Verbrennungszone 258 des Drehrosts 25 ist es möglich, die Verbrennungstemperatur
am Rost niedriger und im Bereich der Sekundärluftdüsen 291 hoch zu halten, und somit
die Schlackebildung am Rost zu verringern.
[0208] Zudem kann entstehende Schlacke (und auch die Asche) durch die besondere Formgebung
und die Funktionalität des vorliegenden Drehrosts 25 vorteilhaft entfernt werden.
Dies wird nun mit Bezug auf die Figuren 9, 10 und 11 näher erläutert.
[0209] Die Figuren 9, 10 und 11 zeigen eine dreidimensionale Ansicht des Drehrosts 25 mit
der Bodenplatte 251, dem ersten Drehrostelement 252, dem zweiten Drehrostelement 253
und dem dritten Drehrostelement 254. Die Ansichten der Fig. 9, 10 und 11 können bevorzugt
mit den vorstehend aufgeführten Abmessungen korrespondieren. Dies ist jedoch nicht
zwingend der Fall.
[0210] Diese Ansicht zeigt den Drehrost 25 als freigestelltes Einschubteil mit Drehrostmechanik
23 und Antrieb(en) 231. Der Drehrost 25 ist mechanisch derart vorgesehen, dass er
nach Art des Baukastensystems einzeln vorgefertigt werden kann, und als Einschubteil
in eine vorgesehene längliche Öffnung des Kessels 11 eingeführt und eingebaut werden
kann. Dies erleichtert zudem die Wartung dieses verschleißanfälligen Teils. Damit
kann der Drehrost 25 bevorzugt modular ausgebildet sein, wobei dieser als Komplettteil
mit Drehrostmechanik 23 und Antrieb 231 schnell und effizient entnommen und wieder
eingesetzt werden kann. Der modularisierte Drehrost 25 kann damit auch mittels Schnellverschlüssen
montiert und demontiert werden. Im Gegensatz dazu sind die Drehroste des Stands der
Technik regelmäßig fest montiert, und somit schwer zu warten oder zu montieren.
[0211] Der Antrieb 231 kann zwei getrennt ansteuerbare Elektromotoren aufweisen. Diese sind
vorzugsweise seitlich an der Drehrostmechanik 23 vorgesehen. Die Elektromotoren können
Untersetzungsgetriebe aufweisen. Weiter können Endanschlagsschalter vorgesehen sein,
die Endanschläge jeweils für die Endpositionen der Drehrostelemente 252, 253 und 254
vorsehen.
[0212] Die Einzelkomponenten der Drehrostmechanik 23 sind austauschbar vorgesehen. Beispielsweise
sind die Zahnräder aufsteckbar vorgesehen. Dies erleichtert die Wartung und auch einen
Seitenwechsel der Mechanik bei der Montage, falls erforderlich.
[0213] In den Drehrostelementen 252, 253 und 254 des Drehrosts 25 sind die schon erwähnten
Öffnungen 256 vorgesehen. Die Drehrostelemente 252, 253 und 254 können über deren
jeweilige Lagerachsen 81, die über die Drehmechanik 23 von dem Antrieb 231, vorliegend
den beiden Motoren 231, angetrieben werden, jeweils zumindest um 90 Grad, bevorzugt
zumindest um 120 Grad, noch mehr bevorzugt um 170 Grad um die jeweilige Lager- bzw.
Drehachse 81 gedreht werden. Dabei kann der maximale Drehwinkel 180 Grad, oder auch
etwas weniger als 180 Grad sein, so wie das die Rostlippen 257 zulassen. Dabei ist
die Drehmechanik 23 derart eingerichtet, dass das dritte Drehrostelement 254 einzeln
und unabhängig vom ersten Drehrostelement 252 und vom zweiten Drehrostelement 243
gedreht werden kann, und dass das erste Drehrostelement 252 und das zweite Drehrostelement
243 gemeinsam und unabhängig von dem dritten Drehrostelement 254 gedreht werden können.
Die Drehmechanik 23 kann beispielsweise mittels Laufrädern, Zahn- oder Antriebsriemen
und/oder Zahnrädern entsprechend vorgesehen sein.
[0214] Die Drehrostelemente 252, 253 und 254 können bevorzugt als Gussrost mit einem Laserzuschnitt
hergestellt werden, um eine exakte Formhaltigkeit sicherzustellen. Dies insbesondere
um die Luftführung durch das Brennstoffbett 28 so genau wie möglich zu definieren,
und störende Luftströmungen, beispielsweise Luftsträhnen an den Rändern der Drehrostelemente
252, 253 und 254, zu vermeiden.
[0215] Die Öffnungen 256 in den Drehrostelementen 252, 253 und 254 sind derart eingerichtet,
dass diese für das übliche Pelletmaterial und/oder die üblichen Hackschnitzel klein
genug sind, dass diese nicht hindurchfallen, und dass diese groß genug sind, dass
der Brennstoff gut mit Luft beströmt werden kann. Zudem sind die Öffnungen 256 groß
genug bemessen, dass diese durch Aschepartikel oder Störstoffe (z. B. keine Steine
im Brennstoff) blockiert werden können.
[0216] Fig. 9 zeigt nun den Drehrost 25 in geschlossener Position, wobei alle Drehrostelemente
252, 253 und 254 horizontal ausgerichtet bzw. geschlossen sind. Dies ist die Position
im Regelbetrieb. Durch die gleichmäßige Anordnung der Vielzahl der Öffnungen 256 wird
eine gleichmäßige Durchströmung des Brennstoffbetts 28 (dieses ist in Fig. 9 nicht
dargestellt) auf dem Drehrost 25 sichergestellt. Insofern kann hier der optimale Verbrennungszustand
hergestellt werden. Der Brennstoff wird aus Richtung des Pfeiles E auf den Drehrost
25 aufgebracht; insofern wird der Brennstoff von der rechten Seite der Fig. 9 auf
den Drehrost 25 hinaufgeschoben.
[0217] Im Betrieb sammelt sich Asche und oder Schlacke auf dem Drehrost 25 und insbesondere
auf den Drehrostelementen 252, 253 und 254 an. Mit dem vorliegenden Drehrost 25 kann
eine effiziente Abreinigung des Drehrosts 25 erfolgen.
[0218] Fig. 10 zeigt den Drehrost in dem Zustand einer Teilabreinigung des Drehrosts 25
im Gluterhaltungsbetrieb. Dazu wird nur das dritte Drehrostelement 254 gedreht. Dadurch,
dass nur eines der drei Drehrostelemente gedreht wird, erhält sich die Glut auf dem
ersten und dem zweiten Drehrostelement 252, 253, während zugleich die Asche und Schlacke
nach unten aus der Brennkammer 24 hinausfallen kann. In der Folge ist keine externe
Zündung zur Wiederaufnahme des Betriebs erforderlich (dies spart bis zu 90% Zündenergie).
Eine weitere Folge sind eine Verschleißminderung der Zündeinrichtung (beispielsweise
eines Zündstabes) und eine Stromersparnis. Weiter kann vorteilhaft eine Aschereinigung
im Betrieb der Biomasse-Heizanlage 1 erfolgen.
[0219] Fig. 10 zeigt ebenso einen Zustand der Gluterhaltung während einer (oft schon ausreichenden)
Teilabreinigung. Damit kann der Betrieb der Anlage 1 vorteilhaft kontinuierlicher
erfolgen, womit im Gegensatz zur üblichen Vollabreinigung eines herkömmlichen Rostes
keine langwierige vollständige Zündung erfolgen muss, die einige zehn Minuten in Anspruch
nehmen kann.
[0220] Zudem wird eine potentielle Schlackebildung bzw. Schlackeansammlung an den beiden
Außenkanten des dritten Drehrostelements 254 bei der Drehung dessen (auf-)gebrochen,
wobei aufgrund der kurvenförmigen Außenkanten des dritten Drehrostelements 254 nicht
nur die Abscherung über eine größere Gesamtlänge als bei herkömmlichen rechteckigen
Elementen des Stands der Technik erfolgt, sondern auch mit einer ungleichmäßigen Bewegungsverteilung
in Bezug auf die Außenkante (in der Mitte erfolgt eine größere Bewegung als an den
unteren und oberen Rändern). Damit ist die Brecherfunktion des Drehrosts 25 deutlich
verstärkt.
[0221] In Fig. 10 sind (beidseitige) Rostlippen 257 des zweiten Drehrostelements 253 erkennbar.
Diese Rostlippen 257 sind derart eingerichtet, dass das erste Drehrostelement 252
und das dritte Drehrostelement 254 im geschlossenen Zustand dieser auf der Oberseite
der Rostlippen 257 aufliegen, und somit die Drehrostelemente 252, 253 und 254 zueinander
spaltfrei vorgesehen und damit dichtend vorgesehen sind. Damit werden Luftsträhnen
und unerwünschte ungleichmäßige Primärluftströmungen durch das Glutbett vermieden.
Vorteilhaft wird damit die Effizienz der Verbrennung verbessert.
[0222] Fig. 11 zeigt den Drehrost 25 im Zustand der Universalabreinigung, welche bevorzugt
während eines Anlagenstillstands durchgeführt wird. Dabei werden alle drei Drehrostelemente
252, 253 und 254 gedreht, wobei das erste und zweite Drehrostelement 252, 253 bevorzugt
in die entgegengesetzte Richtung gedreht werden wie das dritte Drehrostelement 254.
Realisiert wird damit einerseits eine vollständige Entleerung des Drehrosts 25, und
andererseits wird die Asche und Schlacke nunmehr an vier ungeraden Außenkanten aufgebrochen.
Mit anderen Worten wird eine vorteilhafte 4-fache Brecherfunktion realisiert. Das
vorstehend in Bezug auf Fig. 9 zu der Geometrie der Außenkanten Erläuterte gilt auch
in Bezug auf Fig. 10.
[0223] Zusammengefasst realisiert der vorliegende Drehrost 25 neben dem Normalbetrieb (vgl.
Fig. 9) vorteilhaft zwei unterschiedliche Arten der Abreinigung (vgl. Fig. 10 und
11), wobei die Teilabreinigung eine Abreinigung während des Betriebs der Anlage 1
erlaubt.
[0224] Im Vergleich dazu sind marktübliche Drehrostsysteme nicht ergonomisch und haben durch
ihre rechteckige Geometrie nachteilige Totecken, in welchen die Primärluft den Brennstoff
nicht optimal durchströmen kann, womit eine Luftsträhnenbildung auftreten kann. An
diesen Ecken kommt es auch gehäuft zu einer Schlackenbildung. Diese Punkte sorgen
für eine schlechtere Verbrennung mit einem schlechteren Wirkungsgrad.
[0225] Der vorliegende einfache mechanische Aufbau des Drehrosts 25 gestaltet diesen robust,
zuverlässig und langlebig.
(Rezirkulationseinrichtung)
[0226] Zur Optimierung der vorstehend kurz erwähnten Rezirkulationseinrichtung 5 wurden
wiederum CFD-Simulationen, weitere Überlegungen und Praxistests durchgeführt. Dabei
wurde die nachstehend beschriebene Rauchgasrezirkulation für eine Biomasse-Heizanlage
vorgesehen.
[0227] Bei den Berechnungen wurden beispielsweise ein 100 kW Kessel im Nennlastbetriebsfall
mit einem Lastbereich von 20 bis 500 kW mit verschiedenen Brennstoffen (beispielsweise
Hackgut mit 30% Wasseranteil) simuliert. Vorliegend wurde zudem für alle mit Rauchgas
in Berührung stehenden Flächen eine leichte Verschmutzung oder Verrußung (sogenanntes
Fouling mit einer Dicke von 1 mm) berücksichtigt. Die Emissivität einer derartigen
Fouling-Schicht wurde mit 0,6 angesetzt.
[0228] Das Ergebnis dieser Optimierung und der einhergehenden Überlegungen ist in den Fig.
12 bis 17 dargestellt. Die Figuren 12 bis 14 zeigen verschiedene Ansichten der Rezirkulationseinrichtung
5, welche in den Figuren 1 bis 3 ersichtlich ist.
[0229] Fig. 12 zeigt eine herausgestellte Schrägansicht der Rezirkulationseinrichtung 5
mit den Brennkammersteinen 29, die die Primärverbrennungszone 26 umgeben. Fig. 13
zeigt eine herausgestellte semitransparente Schrägansicht der Rezirkulationseinrichtung
5 der Fig. 12. Die Fig. 14 zeigt eine Seitenansicht der Rezirkulationseinrichtung
5 der Figuren 12 und 13. Der Pfeil S der Figuren 12 bis 14 entspricht jeweils dem
Pfeil S der Fig. 1, welcher die Richtung der Seitenansicht auf die Biomasse-Heizanlage
1 angibt.
[0230] Die Rezirkulationseinrichtung 5 wird nachstehend anhand der Figuren 12, 13, 14 und
15 näher beschrieben.
[0231] Die Rezirkulationseinrichtung 5 weist einen Rezirkulationseintritt 53 mit einem Rezirkulationseintrittskanal
531 und einem Rezirkulationseintrittskanalteiler 532 auf. Der Rezirkulationseintritt
53 und der Rezirkulationseintrittskanal 531 sind stromabwärts eines Gebläses 15 (vgl.
Fig. 3) am Rauchgasausgang der Biomasse-Heizanlage 1 nach dem Wärmetauscher 3 oder
nach der (optionalen) Filtereinrichtung 4 vorgesehen. Der Rezirkulationseintrittskanalteiler
532 kann das zu rezirkulierende Rauchgas beziehungsweise das Rezi-Gas in einen Primärrezirkulationskanal
56 und einen optionalen Sekundärrezirkulationskanal 57 verzweigen. Ist keine Sekundärrezirkulation
vorhanden, ist auch kein Rezirkulationseintrittskanalteiler 532 erforderlich.
[0232] Der Primärrezirkulationskanal 56 mündet über ein Luftventil 52, vorliegend beispielhaft
ein Drehschieberventil 52, in einer Primärmischkammer 542. In die Primärmischkammer
542 mündet über ein weiteres Luftventil 52, vorliegend beispielhaft ein Drehschieberventil
52, zudem ein Primärluftkanal 58, welcher wiederum einen Primärlufteintritt 581 für
beispielsweise Raum- oder Frischluft, entsprechend als Primärfrischluft bezeichnet,
aufweist. Der Primärluftkanal 58 kann einen Primärluftsensor 582 (beispielsweise zum
Erfassen der Temperatur und/oder des Sauerstoffgehalts der Primärfrischluft und/oder
des Durchflusses der Luft) aufweisen.
[0233] Über den Primärlufteintritt 581 und den Primärluftkanal 58 sowie das Luftventil 52
gelangt noch unvermischte Primärluft, d. h. Frischluft oder Umgebungsluft, in die
Primärmischkammer 542, in der die Umgebungsluft entsprechend der Ventilstellung der
Luftventile 52 mit dem rezirkulierten Rauchgas aus dem Primärrezirkulationskanal 56
gemischt wird. Stromabwärts anschließend an die Primärmischkammer 542 ist ein Primärmischkanal
54 vorgesehen, in welchem das Gemisch aus Primär(-frisch)luft und Rauchgas weiter
vermischt wird. Die Primärmischkammer 542 mit deren Ventilen 52 und der Primärmischkanal
54 bilden zusammen eine Primärmischeinheit 5a aus.
[0234] Der Sekundärrezirkulationskanal 57 mündet über ein Luftventil 52, vorliegend beispielhaft
ein Drehschieberventil 52, in einer Sekundärmischkammer 552. In die Sekundärmischkammer
552 mündet über ein weiteres Luftventil 52, vorliegend beispielhaft ein Drehschieberventil
52, zudem ein Sekundärluftkanal 59, welcher wiederum einen Sekundärlufteintritt 591
für Sekundärfrischluft aufweist. Der Sekundärluftkanal 59 kann einen Sekundärluftsensor
592 (beispielsweise zum Erfassen der Temperatur und/oder des Sauerstoffgehalts der
Sekundärluft und/oder des Durchflusses der Luft) aufweisen.
[0235] Über den Sekundärlufteintritt 591 und den Sekundärluftkanal 59 sowie das Luftventil
52 gelangt die Sekundärfrischluft, d. h. Umgebungsluft, in die Sekundärmischkammer
552, in der die Umgebungsluft entsprechend der Ventilstellung der Luftventile 52 mit
dem rezirkulierten Rauchgas aus dem Sekundärrezirkulationskanal 57 gemischt wird.
Stromabwärts anschließend an die Sekundärmischkammer 552 ist ein Sekundärmischkanal
55 vorgesehen, in welchem das Gemisch aus Sekundärfrischluft und Rauchgas weiter vermischt
wird. Die Sekundärmischkammer 552 mit deren Ventilen 52 und der Sekundärmischkanal
55 bilden die Sekundärmischeinheit 5b aus.
[0236] Die Stellung der vier Luftventile 52 wird jeweils mittels eines Ventilstellaktors
521, der beispielsweise ein Elektromotor sein kann, eingestellt. In der Fig. 12 ist
aus Gründen der Übersichtlichkeit nur einer der vier Ventilstellaktoren 521 bezeichnet.
Diese Aktoren können durch die Steuereinrichtung 100 zur Regelung der jeweiligen Luftmenge
angesteuert werden und sind mit der Steuereinrichtung 100 kommunikativ verbunden.
[0237] Der Primärmischkanal 54 weist eine Mindestlänge L1 auf. Die Mindestlänge L1 beträgt
beispielsweise zumindest 700 mm von Beginn des Primärmischkanals 54 am Durchtritt
aus der Primärmischkammer 542 bis zu dem Ende des Primärmischkanals 54. Es hat sich
gezeigt, dass die Länge L1 des Primärmischkanals 54, für eine gute Durchmischung auch
länger, vorzugsweise zumindest 800 mm, idealerweise 1200 mm betragen sollte. Die Länge
L1 sollte zudem vorzugsweise aus konstruktiven und drucktechnischen Gründen beispielsweise
2000 mm nicht überschreiten. Der Primärmischkanal 54 kann an dessen stromaufwärtigen
Anfang einen Einlauftrichter aufweisen, der sich in Richtung des Endes des Primärmischkanals
54 verjüngt. Damit wird die Strömung am stromaufwärtigen Anfang des Kanals 54 in die
Mitte gebündelt, und vermischt sich nochmals besser, da aufgrund thermischer Unterschiede
eine Strähnenbildung insbesondere an der oberen Seite des Kanals 54 auftreten kann.
Dieser Strähnenbildung wird mittels der Verjüngung des Primärmischkanals 54 an dessen
Anfang vorteilhaft entgegengewirkt.
[0238] Der (optionale) Sekundärmischkanal 55 weist eine Mindestlänge L2 auf. Die Mindestlänge
L2 beträgt beispielsweise zumindest 500 mm von Beginn des Sekundärmischkanals 55 am
Durchtritt aus der Sekundärmischkammer 552 bis zu dem Ende des Sekundärmischkanals
55. Es hat sich gezeigt, dass die Länge L2 des Sekundärmischkanals 55, für eine gute
Durchmischung auch länger, vorzugsweise zumindest 600 mm, idealerweise 1200 mm betragen
sollte. Auch die Länge L2 sollte zudem aus konstruktiven und drucktechnischen Gründen
beispielsweise 2000 mm nicht überschreiten. Der Sekundärmischkanal 55 kann an dessen
stromaufwärtigen Anfang ebenso einen Einlauftrichter aufweisen, der sich in Richtung
des stromabwärtigen Endes des Sekundärmischkanals 55 verjüngt.
[0239] Der Primärmischkanal 54 und der (optionale) Sekundärmischkanal 55 können mit einem
rechteckigen Querschnitt mit einer jeweiligen Innenbreite von 160 mm +-30 mm (vertikal)
/ 120 mm +- 30 mm (vertikal) und einer Innendicke (horizontal) von 50 mm +-15 mm ausgeführt
sein. Aufgrund dieser Ausgestaltung des Primärmischkanals 54 und des Sekundärmischkanals
55 jeweils als langer, flacher und an dem Wärmetauscher 3 und der Brenneinrichtung
anliegender Kanal, werden mehrere vorteilhafte Effekte erzielt. Zum einen wird das
Gemisch aus Rauchgas und Primär(-frisch)luft/Sekundär(-frisch)luft vorteilhaft vorerwärmt,
bevor es zur Verbrennung gelangt. Beispielsweise kann ein Gemisch, das nach der Primärmischkammer
542 eine Temperatur von +25 Grad Celsius aufweist, am stromabwärtigen Ende des Primärmischkanals
54 eine im Nennlastfall um 15 Grad Celsius höhere Temperatur aufweisen. Zum anderen
ist der Querschnitt und die Längsausdehnung so groß gewählt, dass die Vermischung
auch nach den Mischkammern 542, 552 fortgesetzt wird, womit eine Verbesserung der
Homogenisierung der Strömung verursacht wird. Dabei wird der Strömung genügend Weg
zu einer weiteren Vermischung der eh schon zu Beginn des Weges turbulent vorliegenden
Strömung bereitgestellt.
[0240] In anderen Worten wird mit dem länglichen Primärmischkanal 54 eine Wegstrecke zur
weiteren Vermischung nach der Primärmischkammer 542 bereitgestellt, wobei die Primärmischkammer
542 gezielt zur Schaffung von erheblichen Turbulenzen zu Beginn der Wegstrecke vorgesehen
ist. Hierzu kann der optionale Einlauftrichter der Kanäle 54, 55 ebenso beitragen.
[0241] Es können vorzugsweise die beiden Längen L1 und L2 im Rahmen einer gewissen Toleranz
(+- 10 mm) übereinstimmen.
[0242] Über einen Primärdurchtritt 541 wird das rezirkulierte Rauchgas, welches vorausgehend
mit "frischer" Primärluft gut vermischt wurde, von unten zum Drehrost 25 zugeführt.
Durch dessen Öffnungen 256 tritt dieses Gemisch aus rezirkuliertem Rauchgas und Primärfrischluft
(d.h. die Primärluft für die Brennkammer 24) in die Primärverbrennungszone 26 der
Brennkammer 24 ein. Insofern ist die Primärrezirkulation zum Rezirkulieren des Rauchgas-Primärfrischluft
Gemischs derart vorgesehen, dass dieses von unten in die Primärverbrennungszone 26
eintritt.
[0243] Über einen (optionalen) Sekundärdurchtritt 551 und einen anschließenden Ringkanal
50 (vgl. Fig. 13) um die Brennkammersteine 29 wird das rezirkulierte Rauchgas, welches
vorausgehend mit "frischer" Sekundärluft d.h., Sekundärfrischluft (oder bei Entfall
der Sekundärrezirkulation mit Primär(-frisch)luft) gut vermischt wurde, zu den (ebenso
optionalen) Rezirkulations- bzw. Sekundärluftdüsen 291 zugeführt. Die Sekundärluftdüsen
291 sind dabei, wie erläutert, nicht auf die Mitte der Primärverbrennungszone 26 ausgerichtet,
sondern sind diese azentrisch ausgerichtet, um einen Drall der nach oben aus der Primärverbrennungszone
26 in die in die Sekundärverbrennungszone 27 verlaufende Strömung zu bewirken (d.
h. eine nach oben gerichtete Wirbelströmung mit einer vertikalen Drallachse). Insofern
kann die Sekundärrezirkulation zum Rezirkulieren des Rauchgas-Sekundärfrischluft-Gemischs
zumindest teilweise in die Sekundärverbrennungszone 27 vorgesehen sein.
[0244] Die Figuren 13 und 14 zeigen entsprechend zu der Fig. 12 den Verlauf der Strömungen
der Luft, des rezirkulierten Rauchgases und der Rauchgas-Luft-Gemische in der Rezirkulationseinrichtung
5 anhand der (schematischen) Strömungspfeile S8 bis S16. Die Pfeile S1 bis S16 geben
die strömungstechnische Konfiguration an, d.h., den Verlauf des Flusses der diversen
Gase oder bewegten Massen in der Biomasse-Heizanlage 1. Viele der vorliegenden Komponenten
oder Merkmale sind dabei strömungstechnisch verbunden, wobei dies mittelbar (d.h.,
über andere Komponenten) oder unmittelbar erfolgen kann.
[0245] Wie in der Fig. 13 und der Fig. 14 jeweils ersichtlich ist, tritt das Rauchgas, das
nach dem Wärmetausch aus dem Wärmetauscher 3 und aus der optionalen Filtereinrichtung
4 ausströmt, durch den Rezirkulationseintritt 5 in den Rezirkulationseintrittskanal
531 der Rezirkulationseinrichtung 5 ein (vgl Pfeil S8). Nach einer (optionalen) Aufteilung
der Rauchgasströmung durch einen (optionalen) Rezirkulationseintrittskanalteiler 532
strömt das Rauchgas der Primärrezirkulation durch den Primärrezirkulationskanal 56
(vgl. Pfeil S10), abhängig von der Stellung eines der einstellbaren Luftventile 52
in die Primärmischkammer 541, in der das Rauchgas mit der Primärfrischluft vermischt
wird, die durch den Primärluftkanal 58, abhängig von der Stellung eines weiteren der
einstellbaren Luftventile 52, ebenso in die Primärmischkammer 541 einströmt (vgl.
Pfeil S12).
[0246] In der Folge entsteht eine Mischströmung (vgl. Pfeil S14) in dem Primärmischkanal
54 aus Rauchgas und Primärfrischluft, in der sich diese beiden Komponenten aufgrund
der Turbulenzen und der Länge des Primärmischkanals 54 vorteilhaft vermischen. Am
Ende des Primärmischkanals 54 ist ein homogenes Gemisch aus Rauchgas und Primärfrischluft
entstanden, welches durch den Primärdurchtritt 541 zur Primärverbrennungszone 26 strömt
(vgl. Pfeil S16).
[0247] Sollte eine (strömungstechnisch ähnlich der Primärrezirkulation vorgesehene) Sekundärrezirkulation
vorhanden sein, strömt das Rauchgas nach dessen Aufteilung im Rezirkulationseintrittskanalsteiler
532 durch den Sekundärrezirkulationskanal 57 über ein weiteres einstellbares Luftventil
52 in die Sekundärmischkammer 552 (vgl. Pfeil S9), in welcher das Rauchgas mit der
über den Sekundärluftkanal 59 und ein weiteres einstellbares Ventil 52 ebenso in die
Sekundärmischkammer 552 einströmenden Sekundärfrischluft (vgl. Pfeil S11) vermischt
wird. Diese Vermischung des Rauchgases und der Sekundärfrischluft setzt sich im Sekundärmischkanal
fort (vgl. Pfeil S13), womit die Durchmischung beider Komponenten verbessert wird.
Das entstandene vorteilhaft homogene Gemisch strömt durch den Sekundärdurchtritt 551
in den Ringkanal 50 um die Brennkammersteine 29 und durch die Rezirkulationsdüsen
291 in die Brennkammer 24 (vgl. Pfeil S15).
[0248] Dabei können die physikalischen/chemischen Größen dieser Rezirkulation von den entsprechenden
Sensoren 582, 592 etc. erfasst werden. Ebenso kann die Rezirkulation (beispielsweise
das Mischverhältnis, Durchflussmengen, etc.) mittels der entsprechenden Aktoren 52,
15 etc. geregelt werden.
[0249] Das schematische Blockdiagramm der Fig. 15 zeigt den vorstehend mit Bezug auf die
Figuren 12 bis 14 erläuterten Strömungsverlauf in den jeweiligen Einzelkomponenten
der Rezirkulationseinrichtung 5, sowie der der Biomasse-Heizanlage 1. In dem Blockdiagramm
der Fig. 15 sind sowohl die Primärrezirkulation als auch die optionale Sekundärrezirkulation
als vollständiger Kreislauf dargestellt. Entsprechend sind auch die Sensoren und Aktoren
der Biomasse-Heizanlage 1 eingezeichnet, mit denen die Biomasse-Heizanlage 1 geregelt
werden kann. Die Rezirkulationseinrichtung 5 kann auch nur eine Primärrezirkulation
aufweisen, vgl. Fig. 17.
[0250] Mittels der Rezirkulation des Rauchgases wird dieses im Grundsatz nach der Verbrennung
mit Frischluft vermischt, wobei insbesondere der Sauerstoffgehalt erhöht wird, und
einer erneuten Verbrennung zugeführt. Damit können brennbare Reste im Rauchgas, die
ansonsten ungenutzt durch den Kamin abgeführt werden würden, nun doch noch einen Beitrag
zur Verbrennung leisten.
[0251] Die jeweiligen Ventile 52 mit der Primärmischkammer 541 und dem (sich vorzugsweise
annähernd horizontal erstreckenden) Primärmischkanal 54 bilden die Primärmischeinheit
5a aus. Die jeweiligen Ventile 52 mit der Sekundärmischkammer 552 und dem Sekundärmischkanal
55 können die Sekundärmischeinheit 5b ausbilden. Betreffend der in Fig. 14 verdeckten
Teile der Strömungsführung, wird auf die Fig. 3 und die zugehörigen Erläuterungen
verwiesen.
[0252] Weiter ist in Fig. 15 ergänzend der sogenannte Falschlufteintrag berücksichtigt,
der vorliegend als Störfaktor berücksichtigt wurde. Dabei gelangt Falschluft aus der
Umgebung über Undichtigkeiten und insbesondere auch die Brennstoffzufuhr in die Brennkammer
24, wobei dies eine zusätzliche Luftquelle für die Verbrennung darstellt, die bei
der Einstellung des Mischungsverhältnisses des Gemischs oder der Gemische zu berücksichtigen
ist. Deshalb ist die Biomasse-Heizanlage 1 vorliegend vorzugsweise derart eingerichtet,
dass der Falschlufteintrag im Nennlastbetriebsfall auf weniger als 6%, vorzugsweise
weniger als 4%, der Luftmenge des Gemischs aus Primärfrischluft und rezirkuliertem
Rauchgas (und bei vorhandener Sekundärrezirkulation der Luftmenge des Gemischs aus
Sekundärfrischluft und rezirkuliertem Rauchgas und des Gemischs aus Primärfrischluft
und rezirkuliertem Rauchgas) beträgt.
[0253] Falschluft könnte im Übrigen auch Nachteilhaft von dem weiteren Strömungsweg des
Rauchgases nach der Verbrennung zurück in die Brennkammer 24 gelangen, beispielsweise
über die übliche Ascheabfuhr.
[0254] Die in den Figuren 14 und 15 eingezeichneten Sensoren 111, 112, 113, und 117, sowie
582 und 592 entsprechen den vorstehend in Bezug auf die Fig. 1 bis 3 und Fig. 12,
sowie den in Bezug auf Fig. 18 beschriebenen Sensoren.
(Rauchgasrezirkulation einer weiteren Ausführungsform)
[0255] Fig. 16 zeigt eine herausgestellte semitransparente Schrägansicht einer Rezirkulationseinrichtung
einer weiteren Ausführungsform.
[0256] Bei dieser weiteren Ausführungsform ist bei der Sekundärluftzuführung keine Rezirkulation
wie bei der Ausführungsform der Fig. 13 vorgesehen, sondern eine einfache gesteuerte
oder geregelte Frischluftzuführung. Diese weitere Ausführungsform ist insofern einfacher
und kostengünstiger herzustellen, und kann jedoch trotzdem viele der oben genannten
Vorteile der Ausführungsform der Fig. 13 bieten. Insbesondere konnten auch mit dieser
Ausführungsform, wie praktische Tests ergeben haben, auch die gesetzten Effizienzziele
erreicht werden.
[0257] Übereinstimmende Bezugszeichen der Fig. 16 offenbaren im Kern die gleiche Lehre der
Fig. 13, weshalb zur Vermeidung von Wiederholungen im Kern nur auf die Unterschiede
zwischen den beiden Ausführungsformen eingegangen wird.
[0258] Die Drehschieberventile der Ausführungsform der Fig. 13 sind bei der weiteren Ausführungsform
der Fig. 13 durch Gleitschieberventile ersetzt worden. Weiter findet bei der weiteren
Ausführungsform der Fig. 16 keine Sekundärmischung von Rezi und Frischluft statt,
sondern es wird lediglich die Zufuhr(menge) der Frischluft zu den Rezirkulationsdüsen
291 gesteuert oder geregelt. Dabei wurde der Sekundärmischkanal 55 als Sekundärtemperierungskanal
55a beibehalten, wobei die Funktion einer Temperierung der Frischluft erfüllt. Dabei
ist der Sekundärtemperierungskanal 55a an der Wand des Kessels 11 entlang vorgesehen,
womit die Frischluft, welche von dem Sekundärluftkanal 59 zugeführt wird, durch die
Wärme des Kessels 11 vor der Einführung der Sekundärluft in die Brennkammer 24 vorerwärmt
wird (vgl. Pfeil S13a). Entsprechend ist der Sekundärtemperierungskanal 55a mit einem
rechteckigen Querschnitt vorgesehen, der eine größere (vertikale) Höhe als (horizontale)
Dicke aufweist, womit sich der Sekundärtemperierungskanal 55a an die Kesselwand "anschmiegt",
und die Fläche für einen Wärmeaustausch groß gehalten ist. Eine vorgewärmte Sekundärluft
steigert die Verbrennungseffizienz. Zur Ausgestaltung des Sekundärtemperierungskanals
55a im Einzelnen wird weiterhin auf die Ausführungen zum Sekundärmischkanal 55 verwiesen.
[0259] Der Pfeil S15 zeigt die Sekundärluftströmung strömt durch den Sekundärdurchtritt
551 in den Ringkanal 50 um die Brennkammersteine 29 und durch die Rezirkulationsdüsen
291 in die Brennkammer 24. Damit wird nicht nur die Sekundärluft weiter vorteilhaft
erwärmt, sondern werden auch die Brennkammersteine 29 vorteilhaft gekühlt, was beispielsweise
die Schlackebildung an den Brennkammersteinen verringert (vgl. die vorstehenden Ausführungen
zur Mindesttemperatur bei der Schlackebildung).
[0260] Die Pfeile S8 und S10 geben lediglich die Strömung des Rauchgases stromabwärts des
Wärmetauschers 3 (oder der optionalen Filtereinrichtung 4) zu der Primärmischeinheit
5a an, welche bei dieser Ausführungsform einfacher und kostengünstiger konstruiert
ist.
[0261] Fig. 17 zeigt ein schematisches Blockdiagramm, dass den Strömungsverlauf in den jeweiligen
Einzelkomponenten einer Biomasse-Heizanlage und der Rezirkulationseinrichtung der
Fig. 16 gemäß der weiteren Ausführungsform offenbart.
[0262] Gleiche Bezugszeichen der Fig. 17 offenbaren im Kern die gleiche Lehre der Fig. 15,
weshalb zur Vermeidung von Wiederholungen im Kern nur auf die Unterschiede eingegangen
wird.
[0263] Es fehlt an einer Mischung der Sekundärluft aus Frischluft und Rezi-Gas. Insofern
sind keine Sekundärmischkammer 552 und kein ein Ventil 52 für das Rezi-Gas vorgesehen.
Ebenso entfällt der Rezirkulationseintrittskanalteiler 532. Der Sekundärmischkanal
55 kann zwar mechanisch identisch zu der Ausführungsform der Fig. 15 sein, ist jedoch
funktional keine Kanalstrecke zur Vermischung von Frischluft und Rezi-Gas, sondern
dient nur mehr (dies ist weiterhin gleich der Ausführungsform der Fig. 15) der Vortemperierung
der Frischluft vor der Einbringung in die Brennkammer 24.
[0264] Bei der weiteren Ausführungsform kann im Übrigen auch komplett auf die Sekundärluftzuführung
verzichtet werden, wobei die Biomasse-Heizanlage 1 nur mit einer Primärrezirkulation
vorgesehen sein kann.
[0265] Die in den Fig. 17 eingezeichneten Sensoren 111, 112, 113, und 117, sowie 582 und
592 entsprechend den vorstehend in Bezug auf die Fig. 1 bis 3 und Fig. 12, sowie in
Bezug auf Fig. 18 beschriebenen.
(Biomasse-Heizanlage mit einem KI-Modell bzw. mit einer mittels maschinellem Lernen
optimierten Steuereinrichtung)
[0266] Die vorstehend beschriebene Biomasse-Heizanlage 1 ist mit einer Steuereinrichtung
100 vorgesehen, die eine künstliche Intelligenz (KI) bzw. ein KI-Modell 104 aufweist.
Diese KI wird durch ein maschinelles Lernen präpariert und erlaubt eine optimierte
Regelung der Biomasse-Heizanlage 1.
[0267] Mit Hilfe der nachstehend erläuterten Fig. 18 wird ein lokaler Ansatz (d. h. ein
Vor-Ort Ansatz) eines maschinellen Lernens erläutert, während später in Bezug auf
die Figuren 19a bis 19c ein zentralisierter Ansatz (d. h. Lernen in einem zentralen
Server und Ausführung und Datensammlung Vor-Ort) erläutert wird.
[0268] Fig. 18 zeigt ein schematisches Blockdiagramm mit den Komponenten einer Regelung
der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis Fig. 17.
[0269] Zu der Regelung gehören die drei Schritte des Erfassens der relevanten physikalischen
und/oder chemischen Größen in der Biomasse-Heizanlage 1 durch Sensoren, des Verarbeitens
der erfassten Größen in der Steuereinrichtung 100, und des Einstellens der jeweiligen
Aktoren der Biomasse-Heizanlage 1 im Ergebnis des Verarbeitens.
[0270] Mit diesen drei grundlegenden Schritten können unterschiedlichste Anwendungen mit
der Unterstützung durch maschinelles Lernen umgesetzt werden. Zu diesen konkreten
Anwendungen gehören u.A. die Klassifizierung des Brennstoffs (Pellets, Hackschnitzel,
Elefantengras, Nussschalen etc.), die Ermittlung des Füllgrads der Brennkammer 24
mit Brennstoff, die Berechnung des Lambda-Wertes, die Optimierung der Ansteuerung
der elektrostatischen Filtereinheit, die Steuerung der Kesselaktivität (An/Aus), die
Regelung der Leistungsabgabe des Kessels 11 oder die Steuerung der Luftventile der
Biomasse-Heizanlage 1. Näheres hierzu findet sich in den Figuren 26 bis 33.
[0271] Anzumerken ist, dass die von den Sensoren erfassten chemischen und/oder physikalischen
Größen aus datentechnischer Sicht auch als Rohdaten bzw. Sensordaten bezeichnet werden
können. Diese Sensordaten können analog oder digital vorliegen.
[0272] Der erste Schritt des Erfassens der relevanten physikalischen/chemischen Größen in
der Biomasse-Heizanlage 1 kann mit Hilfe folgender Sensoren, vgl. auch die Figuren
1 und 17 und die zugehörige Beschreibung, durchgeführt werden: Abgasstempertursensor
111, Lambdasonde 112, Unterdrucksensor oder Druckdifferenzsensor 113, Rücklauftemperatursensor
bzw. Heizungswassertemperatursensor 114, Kesseltemperatursensor 115, Brennstoffbetthöhensensor
116, 86 und/oder Brennkammertemperatursensor 117. Ebenso können zumindest ein Primärluftsensor
582 oder/und ein Sekundärluftsensor 592 zum Einsatz kommen. Je nach Anwendung kann
einer oder können mehrere dieser Sensoren 111-117, 582, 592 zum Einsatz kommen. Diese
Liste ist auch nicht zwingend vollständig, beispielsweise können externe Sensoren
oder andere Quellen Informationen über relevante Messgrößen oder Eingangsdaten für
das maschinelle Lernen liefern. Ein Beispiel wäre ein Durchflusssensor für das Heizungswasser,
einen Wärmemengensensor für die Wärmemenge des im Gebäude zirkulierenden Heizungswassers,
der (aktuelle oder angeforderte) Leistungsbedarf des Gebäudes, ein Sensor zur Ermittlung
des aktuellen Sonnenstands oder auch Informationen aus einer Wettervorhersage (welche
beispielsweise über das Internet abgefragt werden können). Beispielsweise aus einer
Wettervorhersage könnte mittels maschinellen Lernens induktiv den zukünftigen Energiebedarf
des Gebäudes ermitteln und eine entsprechende Leistungsregelung vornehmen. Am Abgasausgang
41 oder am Ausgang oder Eingang des Gebläses 15 kann weiter ein (nicht dargestellter)
Luftmengensensor vorgesehen sein. Als Sensor kommt auch ein Durchflusssensor zum Messen
beispielsweise der Durchflussmenge des Kesselwassers, oder zur Messung des Durchflusses
des Rauchgases in Betracht.
[0273] Durch die Sensoren 111-117 und weitere Sensoren werden physikalische Größen erfasst,
wobei das Ergebnis dieser Erfassung über eine Verbindung 198 an die Steuereinrichtung
100 übermittelt wird. Eine solche Übermittlung kann beispielsweise mittels diverser
Signale erfolgen (bspw. digital über den CAN-Bus, oder analog über ein 4-20 mA Signal).
Insofern sind die Sensoren kommunikativ mit der Steuereinrichtung 100 verbunden. Im
Ergebnis der Erfassung werden der Steuereinrichtung 100 durch die Sensoren 111-117
Sensordaten zur Verfügung gestellt.
[0274] Dabei können, aus datentechnischer Sicht, diese Sensordaten entweder schon im Sensor
gewonnen werden (und dann beispielsweise als digitale Werte an die Steuereinrichtung
übertragen werden) und/oder auch erst in der Steuereinrichtung 100 aus den übertragenen
Signalen gewonnen werden. In ersterem Fall kann beispielsweise ein sog. Smart-Sensor
zum Einsatz kommen, der über eine digitale Schnittstelle einen konkreten Temperaturwert
oder einen Druckwert als die Sensordaten überträgt. In zweiterem Fall kann beispielsweise
ein 0-10V Spannungssignal des Sensors von einem A/D Wandler der Steuereinrichtung
100 in digitale Werte umgewandelt werden und die digitalen Werte können dann (beispielsweise
über eine Umrechnungsformel) in die Sensordaten umgewandelt werden, welche beispielsweise
eine Temperatur oder einen Druck repräsentieren. Im Sinne der vorliegenden Lehre ist
es unerheblich, wo die (finalen) Sensordaten erzeugt werden, ob im Sensor 111-117
oder erst in der Steuereinrichtung 100.
[0275] Die Steuereinrichtung 100 weist zumindest eine Eingangsschnittstelle, zumindest eine
Ausgangsschnittstelle, einen Speicher und eine Recheneinheit zur Verarbeitung der
erfassten Daten im zweiten Schritt auf.
[0276] Weiter ist eine maschinelle Lerneinheit 101 vorgesehen, welche beispielsweise als
Softwaremodul oder ein eigenes Hardwaremodul vorgesehen sein kann, um ein maschinelles
Lernen durchzuführen. Die Funktion der maschinellen Lerneinheit 101 wird später in
Bezug auf die Fig. 22 noch näher erläutert. Die maschinelle Lerneinheit 101 kann in
der Steuereinrichtung 100 vorgesehen sein, wie in Fig. 18 gezeigt, oder auch gesondert
von der Steuereinrichtung 100, beispielsweise in einer zentralen Recheneinheit 190
(vgl. Figuren 19a bis c) oder als gesondertes Modul der Steuereinrichtung 100.
[0277] Im Grundsatz wird eine Anzahl von erfassten physikalischen Größen, welche in Form
von Sensordaten abgespeichert werden, ausgewählt, dann zum Training eines entsprechenden
Modells verwendet, welches dann wiederum iterativ evaluiert und optimiert wird, bis
die Vorhersagegenauigkeit des Modells als ausreichend erachtet wird. Ein ausreichend
optimiertes Modell wird dann als KI-Modell für den laufenden Betrieb der Biomasse-Heizanlage
verwendet.
[0278] Die Steuereinrichtung 100 kann weiter eine optionale Benutzerschnittstelle 102 bzw.
ein Userinterface 102 (bspw. ein Display, ein Touchscreen, eine Tastatur, eine Netzwerkvorrichtung
wie einen Tablet-PC oder ein Handy etc.) aufweisen, welche insbesondere für das Training
mit der maschinellen Lerneinheit 101 verwendet werden kann. Dabei kann beispielsweise
eine Optimierung und Evaluierung des Modells mit oder ohne Unterstützung durch den
User erfolgen.
[0279] Die Steuereinrichtung 100 kann einen Speicher zur Speicherung der erfassten physikalischen
und/oder chemischen Größen und/oder des Ergebnisses des maschinellen Lernens umfassen.
[0280] Mit dem Ergebnis des Verarbeitens wird wiederum in einem dritten Schritt ein Einstellen
der Aktoren vorgenommen, um eine optimierte Regelung der Biomasse-Heizanlage vorzunehmen.
Insofern wird das Ergebnis des maschinellen Lernens verwendet, um das Regelverhalten
der Biomasse-Heizanlage 1 zu beeinflussen oder direkt zu kontrollieren. Zu den Aktoren
gehören beispielsweise und nicht exklusiv die Ventile 52, 52s (bzw. die Luftklappen),
die Zellradschleuse 61, die Zündeinrichtung 201, die Motoren des Drehrosts 231, die
Brennstoffzufuhr bzw. der Antriebsmotor 66, die Ascheaustragung 71, 72, der Reinigungsantrieb
91, die Filtereinrichtung 4, die Wasserzirkulationseinrichtung 14 und das Gebläse
15. Es können auch weitere, hier nicht genannte, Aktoren angesteuert werden. Diese
Aktoren können über eine Verbindung 198, beispielsweise analog oder digital, mit der
Steuereinrichtung 100 kommunikativ verbunden sein.
[0281] Der erste, zweite und der dritte Schritt können bevorzugt im Sinne eines Regelkreises
iterativ durchgeführt werden.
[0282] Obschon dargestellt ist, dass die Verbindung 198 unidirektional erfolgt, so kann
diese natürlich auch bidirektional erfolgen, beispielsweise mittels eines Busssystems.
[0283] Kurz gefasst kommuniziert die Steuereinrichtung 100, welche die maschinellen Lerneinheit
101 beinhaltet, mit diversen Sensoren und Aktoren der Biomasse-Heizanlage 1. Dabei
kann die Steuereinrichtung bei dem Verarbeitern zuerst ein maschinelles Lernen durchführen,
um eine KI einzustellen. In der Folge kann die KI dann eine optimierte Regelung der
Biomasse-Heizanlage 1 ermöglichen.
[0284] Zusammengefasst ist die Regelung ist in Fig. 18 mit folgenden Schritten dargestellt:
- Erfassen der zumindest einen relevanten physikalischen/chemischen Größe der Biomasse-Heizanlage
1 durch zumindest einen Sensor 111-117, 582, 592 (oder durch eine Mehrzahl von Sensoren)
der Biomasse-Heizanlage 1 zur Bereitstellung von entsprechenden Sensordaten, wobei
der Sensor/die Sensoren mit der Steuereinrichtung 100 kommunikativ verbunden ist/sind;
- Verarbeiten der erfassten Größe oder der Größen (bzw. der Sensordaten);
- Einstellen des zumindest eines Aktors (oder der Aktoren) der Biomasse-Heizanlage 1,
welcher (welche) mit der Steuereinrichtung (100) kommunikativ verbunden ist (sind)
und von dieser angesteuert werden kann (können).
[0285] Dabei ist in Fig. 18 mit dem gestrichelten Pfeil "Biomasse-Heizanlage 1" die (physikalische
und/oder chemische) Reaktion der Anlage auf das Einstellen der Aktoren dargestellt.
Beispielsweise wird sich bei einer Änderung der Einstellung von Luftventilen 52 auch
das Verbrennungsverhalten in der Brennkammer ändern, beispielsweise ändert sich die
Brennkammertemperatur oder der Lambda-Wert.
[0286] Der Schritt des Verarbeitens der der erfassten Größen beinhaltet im Regelmodus, d.h.,
während des normalen Betriebs der Biomasse-Heizanlage 1, das Verwenden eines KI-Modells
(104), mit welchem die Einstellung diverser Aktoren unter Verwendung selektierter
Sensordaten bzw. zumindest einer gefilterten Größe berechnet wird. Näheres hierzu
findet sich in den Figuren 20 bis 22.
[0287] Es wird das KI-Modell mittels maschinellem Lernen parametriert. Es erfolgt somit
ein Trainieren des KI-Modells in einem Lernmodus, bei welchem gespeicherte Größen
bzw. Sensordaten verwendet werden.
[0288] Dieses maschinelle Lernen im Kontext der vorliegenden Biomasse-Heizanlage 1 (im Lernmodus)
wird nachfolgend näher beschrieben.
[0289] Das maschinelle Lernen hat die Funktion zum Extrahieren, z.B. einer nützlichen Regel,
einer Wissensrepräsentation und/oder eines Bestimmungskriteriums basierend auf einer
Analyse eines in die Vorrichtung eingegebenen Datensatzes, Ausgeben der Bestimmungsergebnisse
und Lernens des Wissens (maschinelles Lernen). Es ist eine Vielzahl von Lerntechniken
verfügbar, die grob in z.B. "überwachtes Lernen", "unüberwachtes Lernen" und "bestärkendes
Lernen" klassifiziert werden, wie eingangs erläutert. Um diese Techniken umzusetzen,
ist eine weitere, als "Deep Learning" bezeichnete Technik verfügbar, bei der das Extrahieren
von Merkmalsbeträgen selbst gelernt wird. Obwohl diese Arten des maschinellen Lernens
einen Allzweck-Computer oder -Prozessor verwenden können, ermöglicht die Verwendung
von z.B. GPGPU (General-Purpose computing on Graphics Processing Units) oder Rechnern
mit hoher Rechenleistung eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit.
[0290] Zunächst wird beim überwachten Lernen eine (vorzugsweise große) Anzahl von Datensätzen
von bestimmten Eingaben und Ergebnissen (Labels) in die Steuereinrichtung 100 eingeführt
bzw. dieser zugeführt, die in diesen Datensätzen beinhaltete Zusammenhänge oder Merkmale
lernt und induktiv ein Modell zum Vorhersagen bzw. Schätzen des Ergebnisses aus der
Eingabe, d.h. ihrer Beziehung, erlernt. Das überwachte Lernen ist auf diese Ausführungsform
beispielsweise anwendbar für die Verwendung zur Klassifizierung des verwendeten Brennstoffs
(bspw. Hackgut oder Pellets). Überwachtes Lernen kann durch Verwendung eines Algorithmus,
wie eines neuralen Netzwerks (wird später näher erläutert), verwirklicht werden. In
diesem Zusammenhang werden als "Labels" die Kategorien von Daten bezeichnet, in die
die Datensätze der Sensordaten eingeordnet werden sollen. Somit sind Labels (auf Deutsch
"Beschriftung" oder "Kategorie") der Output bzw. das Ergebnis auf den das Modell trainiert
wird. Beispielsweise gibt ein Klassifizierungsmodell als Ergebnis ein Label zurück.
Ein Label ist die Basis für die Optimierung des Modells auf eine "Aussage". In vielen
Fällen werden Labels für eine spezifische Anwendung vordefiniert.
[0291] Beim unüberwachten Lernen werden nur Eingabedaten in großer Menge in eine Lerneinheit
der Steuereinrichtung 100 eingeführt bzw. dieser zugeführt, die eine Verteilung bzw.
Charakteristik der Eingabedaten lernt und wiederum ein Lernen mit einer Vorrichtung
ausführt, die z.B. die Eingabedaten komprimiert, klassifiziert und die eingeführten
Daten formt, ohne dass entsprechende Interaktionen mit einem User zum Lernen erforderlich
sind. Dies ermöglicht, z.B. das Zusammenfassen von in diesen Datensätzen gesehenen
Merkmalen bzw. Charakteristiken in ähnliche Merkmale bzw. Charakteristiken. Das erzielte
Ergebnis kann dazu verwendet werden, bestimmte Kriterien zu definieren und Ausgaben
in optimierter Weise entsprechend den Kriterien zuzuordnen und somit eine Ausgabe
vorherzusagen. Anzumerken ist, dass das unüberwachte Lernen diese Zusatzinformation
nicht benötigt, da die zugehörigen Algorithmen rein auf den Dateninhalten operieren.
Unüberwachtes maschinelles Lernen arbeitet mit Ähnlichkeiten der Daten, nicht aber
auf vorher definierten Kategorien.
[0292] Eine zwischen dem unüberwachten Lernen und überwachten Lernen liegende Problemlösung,
die als teilüberwachtes Lernen bezeichnet wird, ist ebenfalls auf die vorliegende
Biomasse-Heizanlage 1 anwendbar. Dies trifft zu, wenn beispielsweise nur einige Daten
als Datensätze von Eingaben und Ausgaben dienen und die übrigen Daten nur Eingaben
umfassen. Bei diesem Aspekt kann das Lernen effektiv ausgeführt werden, indem Daten
(z.B. Bilddaten oder Simulationsdaten) auch ohne aktuellen Verbrennungsvorgang in
der Biomasse-Heizanlage 1 angewendet werden können.
[0293] Der schematische Aufbau der Fig. 18 zeigt eine Vorrichtung und ein Verfahren für
ein lokales Lernen (d.h. ein Lernen Vor-Ort in, an oder bei der Biomasse-Heizanlage
1). Es sind folglich an oder in der Biomasse-Heizanlage 1 alle Komponenten vorhanden,
damit das maschinelle Lernen durchgeführt werden kann. Ein überwachtes Lernen kann
beispielsweise mit Hilfe eines Benutzers durchgeführt werden, welcher einen Lernvorgang
des maschinellen Lernens an einem Touch-Screen begleitet.
[0294] Dabei kann die Biomasse-Heizanlage 1 iterativ eine Anzahl an "Lernzyklen" durchlaufen,
wobei die Anlage 1 in Betrieb ist und die Sensoren die benötigten Größen erfassen
und an die Steuereinrichtung 100 übermitteln. Diese erfassten Größen werden in der
Steuereinrichtung 100 gespeichert und ermöglichen dann das vorstehend beschriebene
maschinelle Lernen mittels der Lerneinheit 101. Dies kann je nach Art des maschinellen
Lernens mittels einer Benutzerschnittstelle 102, beispielsweise ein Display an der
Biomasse-Heizanlage 1 oder auch ein Handy oder ein Tablet-PC, welche mit der Steuereinrichtung
100 über ein Netzwerk verbunden sind, auch unter Einbeziehung des Benutzers erfolgen
oder auch nicht.
[0295] Figuren 19a, 19b und 19c zeigen schematische Blockdiagramme von Vorrichtungen und
Verfahren mit beispielhaften Komponenten der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis Fig.
17, wobei dies im Unterschied zu Fig. 18 auf einem zentralen Ansatz des maschinellen
Lernens basiert. Dabei kann eine Mehrzahl von Biomasse-Heizanlagen 1 über eine Netzwerkverbindung
199, beispielsweise das Internet, mit einer zentralen Recheneinrichtung 190, beispielsweise
einem Server 190, verbunden sein. Die Sensoren und auch die Aktoren entsprechen denen
der Figuren 1 bis 17 und der Fig. 18.
[0296] Ziel dieser zentralen Konfiguration ist es, Daten bzw. Größen von einer Mehrzahl
von Biomasse-Heizanlagen 1 zu sammeln und dann gesammelt zum Lernen bereitzustellen,
damit die resultierenden KI-Modelle auf einer breiteren bzw. besseren Datenbasis basieren.
[0297] Damit unterschieden sich der zentrale Ansatz bzw. die zentrale Konfiguration der
Figuren 19a, b und c von dem lokalen Ansatz bzw. der lokalen Konfiguration der Fig.
18 im Kern in der Architektur.
[0298] Die Figuren 19a und 19b zeigen aus Gründen der Übersichtlichkeit nur jeweils eine
einzelne Biomasse-Heizanlage 1 und eine einzelne Steuereinrichtung 100. Wie in Zusammenschau
mit Fig. 19c ersichtlich ist, ist bei dem zentralen Ansatz jedoch eine Mehrzahl von
Biomasse-Heizanlagen 1 und eine Mehrzahl von Steuereinrichtungen 100 vorgesehen, welche
entsprechend in den Fig. 19a und 19b gedanklich ergänzt werden müssen.
[0299] In der Fig. 19a und der Fig. 19b ist die Biomasse-Heizanlage 1 mit deren Sensoren
und Aktoren (linker Block) mit der Steuereinrichtung 100 (mittlerer Block) über eine
Verbindung 198 verbunden. Die Steuereinrichtung 100 ist wiederum mit einer zentralen
Recheneinrichtung 190 bzw. einem Server 190 (rechter Block) über eine Netzwerkverbindung
199 (beispielsweise eine Internet Protokoll (IP) Verbindung über das Internet) verbunden.
Entsprechende Schnittstellen sind, wie in Fig. 18, vorhanden.
[0300] Der linke Block jeweils der Fig. 19a und der Fig. 19b (die Biomasse-Heizanlage 1)
korrespondiert in etwa mit dem linken und den rechten Block der Fig. 18. Zur Vereinfachung
sind in Fig. 19a und in Fig. 19b die einzelnen Angaben des linken und des rechten
Blocks 1, 1 der Fig. 18 nicht wiederholt angegeben. Insofern wird diesbezüglich auf
die Fig. 18 verwiesen und deren Inhalt in die Fig. 19a und die Fig. 19b durch Verweis
mit aufgenommen. Der linke Block 1 der Fig. 19a und der Fig. 19b beinhaltet damit
die bezüglich Fig. 18 beispielhaft genannten Sensoren und Aktoren. Entsprechend ist
zumindest eine Verbindung 198 zur Steuereinheit 100 (mittlerer Block 100 der Fig.
19a) vorgesehen, mit denen Signale von den Sensoren/Aktoren der Biomasse-Heizanlage
1 an die Steuereinheit 100 und zurück übertragen werden können.
[0301] Die Steuereinrichtung 100 der Biomasse-Heizanlage(n) 1 der Fig. 19a und Fig. 19b
weist ein KI-Modell 104 auf, welches zur Regelung der Biomasse-Heizanlage 1 verwendet
wird. Weiterhin werden in der Steuereinrichtung 100 Sensordaten bzw. erfasste chemische
und/oder physikalische Größen der Biomassen-Heizanlage 1 in einem Speicher 105a zwischengespeichert.
Diese gesammelten chemischen und/oder physikalischen Größen werden dann an die zentrale
Recheneinrichtung 190 bzw. den Server 190 übermittelt, wobei dieser mithin physikalisch/chemische
Größen von einer Mehrzahl von Steuereinrichtungen 100 sammelt und in einem Speicher
105b speichert.
[0302] Folglich werden beim zentralen Ansatz der Figuren 19a, b und c Sensordaten bzw. chemische
und/oder physikalische Größen einer Mehrzahl von Biomassen-Heizanlagen 1 aggregiert.
Damit kann eine Lerneinheit 101 des Servers 190 ein maschinelles Lernen basierend
auf aggregierten chemischen und/oder physikalischen Größen einer Mehrzahl von Biomasse-Heizanlagen
durchführen.
[0303] Damit beinhaltet der zentrale Ansatz aus Sicht einer Biomasse-Heizanlage 1 die folgenden
Verfahrensschritte:
Regeln der Biomasse-Heizanlage 1 mittels eines KI-Modells 104 der Steuereinrichtung
100, welches durch maschinelles Lernen parametriert wird, wobei das Regeln der Biomasse-Heizanlage
1 folgendes beinhaltet:
- Erfassen von zumindest einer chemischen und/oder physikalischen Größe der Biomassen-Heizanlage
(1) durch zumindest einen Sensor 111-117, 582, 592 (oder durch eine Mehrzahl von Sensoren)
111-117, 582, 592 der Biomasse-Heizanlage 1, welcher (welche) mit der Steuereinrichtung
100 kommunikativ verbunden ist (sind), wobei Sensordaten zur Verfügung gestellt werden;
- Ansteuern einer Mehrzahl von Aktoren 4, 5, 52, 6, 61, 66, 7, 72, 91, 201, 231 der
Biomasse-Heizanlage (1), welche mit der Steuereinrichtung (100) kommunikativ verbunden
sind und von dieser angesteuert werden können;
- Abspeichern der von dem zumindest einem Sensor 86, 111-117, 582, 592 erfassten Größe
(oder der Mehrzahl von Sensoren erfassten Größen) als Sensordaten in dem Speicher
105a der Steuereinrichtung 100;
- Übertragen der in dem Speicher 105a der Steuereinrichtung 100 gespeicherten Sensordaten
über eine Netzwerkverbindung 199 an die zentrale Recheneinheit 190; und
- Übertragen, von der zentralen Recheneinheit 190 an die Steuereinrichtung 100 der Biomasse-Heizanlage
1 über das Netzwerk 199, des KI-Modells 104 zur Regelung der Biomasse-Heizanlage 1,
wobei das KI-Modell 104 mittels der maschinellen Lerneinheit 101 der zentralen Recheneinheit
190 durch maschinelles Lernen zumindest unter Verwendung der übertragenen Sensordaten
parametriert wird.
[0304] Dabei kann die zentrale Recheneinheit 190 beispielsweise in regelmäßigen Intervallen
die Sensordaten bzw. gespeicherten Größe(n) von der Steuereinrichtung 100 abfragen,
oder es kann die Steuereinrichtung 1 der Biomasse-Heizanlage die Größen bzw. Sensordaten
selbstständig in regelmäßigen Intervallen oder bei Eintreten sonstiger auslösender
Bedingungen an die zentrale Recheneinheit 190 übertragen. Die Übertragung kann mittels
üblicher Netzwerkprotokolle und -technologien erfolgen.
[0305] Es kann der zentrale Ansatz aus Systemsicht eines verteilten Systems mit einer Mehrzahl
von Biomasse-Heizanlagen 1 und mit zumindest einer zentralen Recheneinrichtung 190
(bzw. einem zentralen Server 190) die folgenden Verfahrensschritte aufweisen:
- Erfassen von zumindest einer chemischen und/oder physikalischen Größe der Biomassen-Heizanlage
(1) durch zumindest einen Sensor 111-117, 582, 592 (oder eine jeweilige Mehrzahl von
Sensoren) der Biomasse-Heizanlagen 1, welcher (welche) mit der Steuereinrichtung 100
kommunikativ verbunden ist (sind), wodurch Sensordaten zur Verfügung gestellt werden;
- Abspeichern der erfassten Größe(n) bzw. Sensordaten in den Speichern 105a der Steuereinrichtungen
100 der Biomasse-Heizanlagen 1 als Sensordaten bzw. Sensordatensatz;
- Übertragen zumindest eines Teils der in den Speichern 105a der Steuereinrichtungen
100 der Biomasse-Heizanlagen 1 gespeicherten Sensordaten über zumindest eine Netzwerkverbindung
199 an die zentrale Recheneinheit 190; und
[0306] Es sind (optional) weiter die folgenden Schritte vorgesehen:
(Weiteres) Aggregieren der von der Mehrzahl der Biomasse-Heizanlagen 1 übertragenen
Sensordaten in der zentralen Recheneinheit, womit die jeweiligen Sensordaten der Biomasse-Heizanlagen
1 zusammengefasst werden;
Maschinelles Lernen mittels der maschinellen Lerneinheit 101 unter Verwendung der
aggregierten Sensordaten, woraus ein parametriertes KI-Modell 104 resultiert;
- Übertragen des parametrierten KI-Modells 104 zur Regelung der Biomasse-Heizanlage
1 an die Steuereinrichtung 100 der Biomasse-Heizanlage 1 von der zentralen Recheneinheit
190 über das Netzwerk 199;
- Regeln der Biomasse-Heizanlage 1 durch die Steuereinrichtung 100 mittels des übertragenen
KI-Modells 104.
[0307] Der Schritt des Regelns kann dabei vorzugsweise die folgenden Schritte aufweisen:
- Erfassen von chemischen und/oder physikalischen Größen der Biomassen-Heizanlage (1)
durch eine zumindest einen Sensor 111-117, 582, 592 (oder eine jeweilige Mehrzahl
von Sensoren) der Biomasse-Heizanlagen 1, welche mit der Steuereinrichtung 100 kommunikativ
verbunden ist (sind);
- Ansteuern zumindest eines Aktors (oder einer Mehrzahl von Aktoren der Biomasse-Heizanlage
1), welcher mit der Steuereinrichtung 100 kommunikativ verbunden ist (sind) basierend
auf den erfassten Größen und dem übertragenen KI-Modell.
[0308] Das Vorstehende wird auch noch in Bezug auf die Fig. 22 näher erörtert.
[0309] Um die Qualität des Vorhersagen bzw. des Verwendens des (Regel-)Modells für die Biomasse-Heizanlage
1 zu verbessern und maschinelle Lernlösungen für komplexere Anwendungen zu optimieren
oder auch diese Anwendungen zu ermöglichen, ist eine ausreichende Menge an Trainingsdaten
sinnvoll.
[0310] Dabei gilt der Grundsatz, dass je größer die Menge der Trainingsdaten ist, desto
größer ist die Vorhersagegenauigkeit des Modells. Insofern ist es ein Vorteil des
vorstehend dargelegten zentralen Ansatzes, dass eine Vielzahl von Sensordaten von
einer Mehrzahl von Biomasse-Heizanlagen gesammelt und aggregiert wird. Damit ist die
Datenbasis für das maschinelle Lernen größer und das Ergebnis des Lernens genauer.
[0311] Zwar können auch kleine Modelle des maschinellen Lernens mit kleineren (lokalen)
Datenmengen (lokal) trainiert werden, jedoch wächst auch die erforderliche Rechenleistung
für das Lernen größerer Modelle in neuronalen Netzen exponentiell mit der Anzahl der
Parameter und erfassten Größen.
[0312] Dabei ist es ein Problem, eine entsprechend hohe Rechenleistung mit den üblicherweise
lokal vorhandenen Recheneinheiten kaufmännisch sinnvoll zur Verfügung zu stellen.
[0313] Zur Lösung dieses Problems ist es mit dem den hierein erläuterten Ansatz möglich,
die Arbeitslast für das maschinelle Lernen von der lokalen Steuereinrichtung 100 auf
einen zentralen (und vorzugsweise darauf spezialisierten) Server 190 umzulegen, welcher
zudem über die Daten einer Vielzahl von Biomasse-Heizanlagen verfügen kann. Damit
ist nicht nur die Datenbasis größer, sondern kann vorteilhaft auch eine deutlich größere
Rechenleistung (beispielsweise mittels eines auf Berechnung großer Datenmengen optimierten
Server) ressourcenschonend zur Verfügung gestellt werden.
[0314] Zudem ist es bei dem zentralen Ansatz mit einem betreuten maschinellen Lernen vorteilhaft
möglich, dass ein Spezialist des Serverbetreibers (Herstellers), den Lernvorgang überwacht,
ohne dass die lokalen Betreiber der Biomasse-Heizanlagen 1 den Aufwand hierfür betreiben
müssen oder diese Kenntnisse vom maschinellen Lernen (und der entsprechenden Bedienung)
haben müssen.
[0315] Dabei kann das Lernen beim zentralen Ansatz zudem vor der Verteilung des parametrisierten
KI-Modells an die Biomasse-Heizanlagen erprobt bzw. getestet werden. In anderen Worten
kann erst ein vom Hersteller freigegebenes KI-Modell, welches mithin geprüft ist,
bei der Biomasse-Heizanlage 1 des Kunden zum Einsatz kommen, womit die üblichen Risiken
des Einsatzes einer KI deutlich minimiert werden.
[0316] Fig. 20 zeigt ein schematisches Diagramm, das ein (Beispiel-) Modell für ein Neuron
darstellt, welches eine mögliche Grundlage eines maschinellen Lernens ist. Fig. 21
zeigt ein schematisches Diagramm, das ein dreischichtiges neurales Netzwerk darstellt,
das durch Zusammenfassen von in Fig. 21 dargestellten Neuronen gebildet wird. Mit
Hilfe der Fig. 20 und 21 wird damit das Parametrisieren bzw. das Trainieren des KI-Modells
und auch das Verwenden des KI-Modells der Biomasse-Heizanlage 1 mit dessen Grundlagen
näher erläutert.
[0317] Neurale Netzwerke werden bevorzugt als Lernmodelle für überwachtes Lernen und unüberwachtes
Lernen (oder auch als Näherungsalgorithmen für Wertefunktionen im bestärkenden Lernen)
verwendet werden.
[0318] Insbesondere wird das neurale Netzwerk durch z.B. eine Recheneinheit, eine Arithmetik-Vorrichtung
und einen Speicher realisiert, die ein Grundkonzept für ein Neuron, wie z.B. in Fig.
20 dargestellt, rechnerisch nachbilden.
[0319] Wie in Fig. 20 dargestellt dienen die Neuronen dazu, eine Ausgabe (Ergebnis) y für
mehrere Eingaben x auszugeben (Fig. 20 stellt die drei Eingaben x1 bis x3 als ein
mögliches Beispiel dar). Jede Eingabe x (x1, x2, x3) wird mit einem Gewicht w (w1,
w2, w3) multipliziert, das der Eingabe x entspricht. Mit diesem Vorgang geben die
Neuronen Ergebnisse y aus, die angegeben werden durch:

[0320] wobei 0 die systematische Messabweichung ist und fk die Aktivierungsfunktion ist.
Es wird angemerkt, dass die Eingabe x, das Ergebnis y und das Gewicht w jeweils Vektoren
sind.
[0321] Ein beispielhaftes dreischichtiges neurales Netzwerk, das durch rechnerisches Vernetzen
von in Fig. 20 dargestellten Neuronen gebildet wird, wird nachfolgend mit Bezug Fig.
21 beschrieben.
[0322] Mehrere Inputs bzw. Eingaben x (die drei Eingaben x1 bis x3 werden hierin lediglich
als Beispiel dargestellt) werden von der linken Seite des neuralen Netzwerks eingegeben,
und die Ergebnisse y (die drei Ergebnisse y1 bis y3 werden hierin lediglich als ein
Beispiel dargestellt) werden von der rechten Seite dieses Netzwerks ausgegeben.
[0323] Weiter werden die Eingaben x1, x2 und x3 mit einem Gewicht multipliziert, das jedem
von drei Neuronen N11 bis N13 entspricht, und diese werden dann in die Neuronen eingegeben.
Die zum Multiplizieren dieser Eingaben verwendeten Gewichte werden gemeinsam hierin
als W1 bezeichnet.
[0324] Die Neuronen N11 bis N13 geben jeweils entsprechend z11 bis z13 aus. Mit Bezug auf
Fig. 21 werden z11 bis z13 gemeinsam als Merkmalsvektoren Z1 bezeichnet und können
als Vektoren betrachtet werden, die durch Extrahieren der Merkmalsbeträge von Eingabevektoren
erhalten werden. Die Merkmalsvektoren Z1 werden zwischen den Gewichten W1 und W2 definiert.
Z11 bis Z13 werden mit einem Gewicht multipliziert, das jedem der zwei Neuronen N21
und N22 entspricht und werden dann in die Neuronen eingegeben. Die zum Multiplizieren
dieser Merkmalsvektoren verwendeten Gewichte werden hierin gemeinsam als W2 bezeichnet.
[0325] Die Neuronen N21 und N22 geben jeweils entsprechend z21 und z22 aus. Mit Bezug auf
3 werden z21 und z22 gemeinsam als Merkmalsvektoren z2 bezeichnet. Die Merkmalsvektoren
Z2 werden zwischen den Gewichten W2 und W3 definiert. z21 und z22 werden mit einem
Gewicht multipliziert, das jedem von drei Neutronen N31 bis N33 entspricht, und eingegeben.
Die zum Multiplizieren dieser Merkmalsvektoren verwendeten Gewichte werden hierin
gemeinsam als W3 bezeichnet.
[0326] Schließlich geben die Neuronen N31 bis N33 jeweils entsprechend Ergebnisse y1 bis
y3 aus. Zusammengefasst verarbeitet ein neuronales Netzwerk eine Mehrzahl von Eingangsdaten
und gibt eine berechnete Mehrzahl von Ausgangsdaten aus. Im Kern stellt ein neuronales
Netzwerk eine lernfähige Berechnungsfunktion zur Verarbeitung von Eingangsdaten zu
Verfügung.
[0327] Diese Berechnungsfunktion ist dabei für vorliegende Anwendung auf eine Biomasse-Heizanlage
1 ein KI-Modell, welches Eingangsdaten von Sensoren der Biomasse-Heizanlage 1verarbeitet
und entsprechende Ausgangsdaten zur Regelung der Aktoren der Biomasse-Heizanlage 1
ausgibt.
[0328] Die Verwendung des neuralen Netzwerks umfasst dabei zwei Modi:
- einen Lernmodus, und
- einen Wert-Vorhersagemodus, der im Kontext der vorliegenden Biomasse-Heizanlage 1
als Regelmodus bezeichnet wird.
[0329] Beispielsweise wird das Gewicht W unter Verwendung eines Lerndatensatzes im Lernmodus
gelernt (bzw. angepasst) und eine Ausgangs- bzw. Regelgröße wird als Ausgang in dem
Vorhersagemodus bzw. Regelmodus unter Verwendung des Gewichts W bestimmt.
[0330] Obwohl der Einfachheit halber obenstehend auf "Vorhersage" bzw. ein "Regeln" Bezug
genommen wurde, ist selbstverständlich mit einem derartigen neuronalen Netzwerk eine
Vielfalt von Aufgaben, wie z.B. Erkennung, Klassifikation und Schlussfolgerung oder
Einstellung von Regelparametern möglich. Da aber letztlich alle diese Aufgaben wiederum
eine Einstellung der Aktoren der Biomasse-Heizanlage 1 basierend auf erfassten Größen
beinhalten, werden diese hierin zusammengefasst als "Regeln" bezeichnet. Als erfasste
Größe kommen dabei für eine Regelung nicht nur Größen der Biomasse-Heizanlage 1 in
Betracht, sondern auch erfasste Größen / Werte von außerhalb der Biomasse-Heizanlage,
beispielsweise Wetterdaten.
[0331] Größen bzw. Sensordaten, die abgerufen werden, während die Biomasse-Heizanlage 1
mit deren Steuervorrichtung 100 im Regelmodus betrieben wird, können dabei auch gleichzeitig
und unmittelbar gelernt werden, und können damit in der nachfolgenden Aktion widergespiegelt
werden (dies wird auch als "Online-Lernen" bezeichnet, wobei bei dieser Variante Lernmodus
und Regelmodus zusammenfallen).
[0332] Oder aber kann eine Gruppe von im Voraus gesammelten Daten verwendet werden, um ein
"kollektives Lernen" auszuführen und nachfolgend den Regelmodus unter Verwendung dieser
Größen auszuführen (dies wird als Kollektives oder Batch-Lernen bezeichnet und hierin
in Bezug auf Fig. 22 näher erörtert). Als Zwischenansatz kann der Lernmodus beispielsweise
jedes Mal zwischengeschaltet werden, wenn sich eine bestimmte Datenmenge angesammelt
hat.
[0333] Die Gewichte W1 bis W3 können im Übrigen durch das Fehlerrückführungsverfahren gelernt
werden. Die Information von Fehlern tritt rechts ein und fließt nach links. Das Fehlerrückführungsverfahren
wird verwendet, um jedes Gewicht anzupassen (lernen), um die Differenz zwischen der
wahren Ausgabe y (Lehrer) und der Ausgabe y, wenn die Eingabe x eingegeben wird, zu
reduzieren. Dies kann auch als Trainieren bzw. Parametrisieren des Modells bezeichnet
werden.
[0334] Ein solches neurales Netzwerk kann auch mehr als drei Schichten aufweisen (dies wird
als Deep-Learning bezeichnet). Ebenso kann die Anzahl der Neuronen anwendungsspezifisch
vordefiniert sein. Weiter kann die Art der Vernetzung der Neuronen von vorstehemden
Beispiel abweichen.
[0335] Es kann die Steuereinrichtung 100 mit der maschinellen Lerneinheit 101 für maschinelles
Lernen insofern ein neurales Netzwerk aufweisen, das als Wertefunktion bzw. KI-Modell
verwendet wird.
[0336] Das vorstehend beschriebene neuronale Netzwerk kann damit eine Basis für das maschinelle
Lernen bilden, welches nachstehend im Kontext mit der hierin erläuterten Biomasse-Heizanlage
1 beschrieben ist.
[0337] Fig. 22 zeigt ein Blockdiagramm, welches einen Grundkonzept eines Datenflusses bzw.
einen Ablaufs eines maschinellen Lernens einer Biomasse-Heizanlage (d.h. den Lernmodus
des KI-Modells 104) und der zugehörigen Ausführung des erlernten Modells (d.h. den
Regelmodus des KI-Modells 104) darstellt. Dieses Grundkonzept auf die Regelung der
Biomasse-Heizanlage 1 angewendet werden, wobei die folgenden Figuren 26 ff. Beispiele
für derartige Anwendungen darstellen. Die Figuren 23 und 24 zeigen Ergänzungen zu
Fig. 22.
[0338] Im Grundsatz werden im Lernmodus Parameter eines KI-Modells 104 durch einen iterativen
Lernvorgang verändert bzw. optimiert. Beispielsweise werden Gewichte eines neuronalen
Netzwerks verändert. Allerdings können im Lernmodus beispielsweise auch Parameter
betreffend der Grundeinstellung des KI-Modells verändert werden; beispielsweise könnte
die Anzahl der Neuronen eines neuronalen Netzes verändert werden.
[0339] Weiter wird im Grundsatz im Regelmodus ein trainiertes KI-Modell mit seinen erlernten
(fixen) Parametern verwendet, um aus Eingangswerten bestimmte Ausgangswerte zu berechnen.
[0340] Bei Schritt S20 werden Sensordaten bzw. die von den Sensoren # erfassten Größen zur
Verfügung gestellt. Dies kann mittels aktuell erfasster Daten erfolgen (beim online-Lernen)
oder aber können gespeicherte Sensordaten als Ausgangsbasis verwendet werden (beispielsweise
beim Batch-Lernen). Vorzugsweise werden die Sensordaten in einem Speicher 105, 105a
der Steuereinrichtung 100 oder zentralen Recheneinrichtung 190 abgespeichert. Dabei
können diese Sensordaten beispielsweise als jeweilige Datensätze für eine physikalischer
und/oder chemische Größe über eine vorbestimmten Zeitraum erfasst und im Speicher
105, 105a abgelegt werden.
[0341] In diesem Schritt S20 können diese Daten zudem für das Training als erster Teil der
Trainingsdaten vorbereitet werden. Dies kann einerseits maschinell erfolgen, beispielsweise
können Referenzdaten automatisch mit den Sensordaten abgespeichert werden, oder aber
können diese Trainingsdaten manuell aus den Sensordaten durch Kombination mit einem
sog. "Lerninput" aufbereitet werden. Dabei können die Sensordaten durch einen Benutzer/User
beispielsweise mit den gewünschten Ergebnissen bzw. den Zielvorgaben als Lerninput
versehen werden (diese Ergänzung ist optional). Beispielsweise kann ein Benutzer/User
Sensordaten für das Training mit seinem Wissen über die Herkunft der Daten ergänzen.
Ein Beispiel hierfür ist die Erkennung bzw. die Klassifizierung von Brennstoff. Die
erfassten Sensordaten (bspw. Temperatur, LambdaWerte, etc.) aus diversen Verbrennungsvorgängen
(mit unterschiedlichen Brennstoffen) können von dem Benutzer/User mit der Angabe des
Labels des Brennstoffs ergänzt werden. Dabei kann beispielsweise eine Anzahl der Sensordaten
mit dem Label "Pellets" ergänzt werden, und eine weitere Anzahl der Sensordaten kann
manuell mit dem Label "Hackgut" ergänzt werden. Auch dies kann den Lernvorgang des
KI-Modells 104 nochmals optimieren.
[0342] Beispielsweise können dabei Datensätze mit Sensordaten betreffend der Anwendung der
Brennstofferkennung von einem User mit ergänzenden Daten betreffend der Brennstoffkennung
versehen werden. Hierbei kann somit ein User die Sensordaten mit Ergebnisdaten versehen
(beispielsweise wird für einen Satz an Sensordaten angegeben, dass diese Messungen
mit Pellets als Brennstoff erfolgten), welche dann zusammengenommen als erster Teil
der Trainingsdaten für den nächsten Schritt S21 zur Verfügung gestellt werden.
[0343] Bei Schritt S21 findet eine Datenfilterung statt. Die Datenfilterung dient der zielgerichteten
Selektion und -Vorbereitung von Sensordaten und/oder des ersten Teils der Trainingsdaten
für das Lernen/Trainieren (Schritt S23) des Modells. Diese Datenfilterung kann auch
als Merkmalsextraktion bezeichnet werden.
[0344] Bei der Datenfilterung können vorzugsweise Filtertechniken zum Einsatz kommen, welche
die Datenmenge für das Lernen/Trainieren reduzieren. Zudem können (optional) auch
Filtertechniken zum Einsatz kommen, welche fehlerhaft erfasste oder zum Lernen/Trainieren
nicht gut geeignete Daten entfernt.
[0345] Beispielsweise extrahiert Schritt S21 Daten aus den gespeicherten Daten von Schritt
S20 mittels zumindest einem Filter. Ein solcher Filter kann beispielsweise folgendes
bewirken:
- Interpolation; beispielsweise das Ersetzen von unerwünschten 0-Werten durch Mittelwerte
des Signals (Interpolationsfilter);
- Glättung; beispielsweise durch einen Median- oder Mittelwertfilter;
- Plausibilitätsfilterung; beispielsweise das Entfernen von zu großen oder zu kleinen
Messwerten; Beispielsweise wäre es nicht plausibel, wenn ein O2-Sensor einen Sauerstoffwert
von 30% angeben würde (Schwellwertfilter);
- Selektion; Auswahl der zum Lernen bestimmten Daten aus den insgesamt vorhandenen (live-gemessen
oder gespeichert) Sensordaten (Selektionsfilter);
- Anwendung fortgeschrittener Filtertechniken, wie beispielsweise HOG (Histogram of
oriented gradients, vgl. US 4 567 610 A) oder SIFT (Scaleinvariant feature transform).
- Wavelet-Filterung, beispielsweise Haar-Wavelets.
[0346] Die Selektion mittels eines Selektionsfilters ist wohl der wichtigste Punkt der Datenfilterung
des Schritts S21. Bei der Datenfilterung durch Selektion werden zunächst grundsätzlich
die Sensordaten ausgewählt, die für das maschinelle Lernen verwendet werden sollen.
Beispielsweise wird damit vorgegeben, dass Sensordaten nur von bestimmten Sensoren
verwendet werden. Folglich wird das KI-Modell mit vordefinierten Sensordaten arbeiten.
Zudem kann bei der Selektion auch der genaue Zeitraum der Daten vorgegeben werden.
[0347] Zusammengefasst kann bei Schritt S21 eine Datenfilterung durch Selektion von Sensordaten
erfolgen, wobei diese nach Art der Sensordaten und/oder dem Zeitraum der Sensordaten
selektiert werden können.
[0348] Weiterhin werden bei Schritt S22 sog. "Labels" zur Verfügung gestellt, falls überwachtes
maschinelles Lernen zum Einsatz kommt. Im Fall von nicht-überwachtem maschinellem
Lernen ist der Schritt S22 überflüssig. Jedes Label ist, wie schon erläutert, der
Name eines bestimmten Konzepts oder Kategorie oder einer bestimmten Klasse an Daten,
die das Modell zu erkennen lernt. Ein Label kann beispielsweise die Art des Brennstoffs
sein, oder aber beispielsweise das Label "Brennkammertemperatur" sein, womit als Sensordaten
mit dem Label "Brennkammertemperatur" alle vom Brennkammertemperatursensor 117 erfassten
Sensordaten bezeichnet sind.
[0349] Diese Labels werden noch im Schritt S22 mit den gefilterten Sensordaten bzw. dem
ersten Teil der Trainingsdaten zusammengeführt, wobei eine entsprechende Datenmatrix
aus Labels und gefilterten und vorbereiteten Sensordaten entsteht. Dabei stellten
die Labels den zweiten Teil der Trainingsdaten zur Verfügung.
[0350] Diese Datenmatrix beinhaltet somit die kompletten Trainingsdaten für das KI-Modell
104.
[0351] Schritt S23 betrifft das eigentliche Lernen/Trainieren des Modells. Bei diesem Schritt
wird beispielsweise ein vordefiniertes / vorkonfiguriertes neuronales Netzwerk trainiert,
welches sich somit in dem Lernmodus befindet. Dabei ist das neuronale Netz in seiner
Anzahl der Neuronen (welche in der Programmierung auch als "Nodes" bezeichnet werden)
und seiner Anzahl Schichten, je nach Anwendung des Modells, üblicherweise vorbestimmt
oder kann an die Anwendung angepasst werden. Beispielsweise können 600 Neuronen in
3 Schichten zum Einsatz kommen. Ist beispielsweise die Komplexität der Anwendung jedoch
größer und die Vorhersagegenauigkeit des KI-Modells 104 nicht zufriedenstellend, kann
die Anzahl der Neuronen vergrößert werden. Im Kern lernt das KI-Modell durch dessen
Input, wie "gut" die vorausgehende Berechnung war und verändert entsprechend seine
Parametrierung zur Optimierung seiner Vorhersagegenauigkeit. Nach einer Anzahl von
iterativen Lernvorgängen hat sich die Vorhersagegenauigkeit des KI-Modells 104 üblicherweise
deutlich verbessert, womit die Parametrierung des KI-Modells 104 optimiert wurde.
Diese Parametrierung, beispielsweise die Gewichte des neuronalen Netzes, können als
Parameterdaten 106 verarbeitet und gespeichert werden (vgl. Fig. 24 als ein Beispiel
hierzu). Damit steckt zu einem guten Teil in den Parameterdaten 106 das Ergebnis des
Lernvorgangs. Bei vorbekannten Rahmenbedingungen betreffend das KI-Modell 104 reicht
es also im einfachsten Fall aus, nur die Parameterdaten 106 von dem Trainingsmodell
zu dem KI-Modell zur Regelung (für den Regelungsmodus) zu übertragen, um das Ergebnis
des Lernvorgangs im Lernmodus effektiv weiterzugeben.
[0352] Als Ergebnis des Schritts S23, dem Trainieren des Modells, entsteht ein parametriertes
Modell, welches als solches in Schritt S24 gespeichert wird. Dieses Modell ist vorzugsweise
ein parametriertes neuronales Netzwerk mit dessen Gewichtungen. Dabei sind die Grundparameter
des neuronalen Netzwerks grundsätzlich vorgegeben, allerdings verändern sich in Schritt
S23 die Gewichte bzw. Gewichtungen des neuronalen Netzwerks. Damit sind die Gewichtungen
des neuronalen Netzwerks variable Parameter des Modells, welche mit dem Lernen anwendungsspezifisch
verändert werden.
[0353] Fig. 24 zeigt beispielhaft einen Auszug aus Parameterdaten, welchen die Gewichte
eines parametrierten neuronalen Netzes wiedergeben. Dabei steht eine Zahl für ein
Gewicht des neuronalen Netzes. Durch die Position der Zahl in den Daten ist gleichzeitig
die Position des Gewichts im neuronalen Netz bezeichnet. Damit reicht eine Speicherung
der Parameterdaten beispielsweise als Array oder als String in der gezeigten Art aus,
um die variablen Parameter des neuronalen Netzes ausreichend zu definieren. Im Übrigen
können Parameterdaten aber auch weitere Parameter, beispielsweise die Anzahl der erforderlichen
Schichten beinhalten.
[0354] In Schritt S25 der Fig. 22 wird eine Evaluierung des Modells vorgenommen. Dies kann
entweder automatisch erfolgen (beispielsweise ist eine gewünschte Genauigkeit nicht
erreicht) oder aber erfolgt eine manuelle Evaluierung durch einen User.
[0355] Die Schritte S23, S24, S25 und optional S21 werden iterativ (in zumindest zwei Durchläufen,
eher in dutzenden oder gar hunderten an Durchläufen bzw. sog. Epochen) durchgeführt,
wobei das Lernen / Trainieren des Modells wiederholt wird, um die Genauigkeit / Vorhersagequalität
des Modells zu verbessern. Diese Iteration führt üblicherweise nach der Evaluierung
des Schritts S25 zurück zum erneuten Trainieren des Schritts S23. Allerdings kann
die Evaluierung des Modells auch ergeben, dass beispielsweise Sensordaten eines weiteren
Sensors erforderlich sind oder, dass Filterparameter angepasst werden müssen. Insofern
kann in Ausnahmefällen die Iteration auch zu Schritt S21 zurückführen.
[0356] Diesbezüglich zeigen die Figuren 23a und 23b Beispiele von Lernkurven als Ergebnis
des iterativen Lernen / Trainieren des Modells, welche vorliegend bei einem Training
des Modells einer Brennstofferkennung der Biomasse-Heizanlage mit Datensätzen von
dieser Anlage gewonnen wurden. Die Horizontalachse "Epoche" bezieht sich auf die Anzahl
der Iterationen, wobei eine (1) "Epoche" einen (1) Durchlauf beim Trainieren des Modells
bezeichnet. Die Vertikalachse "Kreuzentropie" bezeichnet allgemein erläutert die Genauigkeit
des Modells; je kleiner der Wert auf dieser Achse, desto besser bzw. genauer ist es.
[0357] Die Kreuzentropie ist in der Informationstheorie und der mathematischen Statistik
ein Maß für die Qualität eines Modells für eine Wahrscheinlichkeitsverteilung. Eine
Minimierung der Kreuzentropie in Bezug auf die Modellparameter kommt einer Maximierung
der Log-Likelyhood-Funktion gleich. Die durchgezogene Linie zeigt die Kreuzentropie
des Trainings und die gestrichelte Linie die Kreuzentropie der Validierung.
[0358] Der Effekt des wiederholten Trainierens des Modells ist aus dieser Figur ersichtlich:
Die Vorhersagegenauigkeit des Modells steigt mit der Anzahl der Trainingsdurchläufe.
Anzumerken ist, dass das Trainieren umso effektiver ist, je größer die Anzahl der
verfügbaren Lerndaten für jede Iteration (für jede Epoche) ist.
[0359] Wird beim Durchführen der Iterationen festgestellt, dass das KI-Modell ausreichend
genau ist, wird das Training beendet. Im Ergebnis des iterativen Prozesses der Fig.
22, welcher im oberen Drittel der Fig. 22 dargestellt ist, besteht ein parametriertes
KI-Modell für eine spezifische Anwendung.
[0360] Die trainierten Parameter, d.h. Parameterdaten 106, oder auch das gesamte KI-Modell
104 wird/werden dann an die Steuereinrichtung 100 der Biomasse-Heizanlage 1 übergeben.
Diese kann dann eine optimierte Regelung der Biomasse-Heizanlage 1 vornehmen. Im Einzelnen:
Bei Schritt S30 werden Sensordaten bereitgestellt. Diese können entweder direkt von
Sensoren im Betrieb durch Erfassung zumindest eines physikalischen und/oder chemischen
Parameters bereitgestellt werden, oder aber können erfasste Sensordaten aus dem Speicher
105, 105a der Steuereinrichtung 100 (in welchen diese zwischen gespeichert sind) abgerufen
werden.
[0361] Die bereitgestellten Sensordaten werden im folgenden Schritt S31 wiederum einer Datenfilterung
unterzogen. Dieser Schritt S31 entspricht üblicherweise dem Schritt S21, worauf verwiesen
wird. Hierbei entsteht ein Datenvektor bzw. Merkmalsvektor mit den gefilterten Daten
dem KI-Modell 104. Dieser Datenvektor wird dem KI-Modell 104 im Regelmodus zugeführt.
Dabei bleiben die Gewichte des Modells üblicherweise unverändert. Mit Hilfe des KI-Modells
wird ein Modellergebnis berechnet, welches im folgenden Schritt S40 verwendet wird.
[0362] In Schritt S40 wird das Modellergebnis in konkrete Anweisungen zur Steuerung zumindest
eines Aktors der Biomasse-Heizanlage 1 umgesetzt. Wenn das Modellergebnis beispielsweise
eine bestimmte Brennstoffart als erkannt angibt, werden entsprechende Voreinstellungen
(beispielsweise eine Stellung eines Ventils 52 der Rezirkulationseinrichtung 5), abgerufen.
[0363] Mit diesen Anweisungen findet dann in Schritt S41 ein Einstellen / Ansteuern von
zumindest einem Aktor der Biomasse-Heizanlage 1 statt.
[0364] Aufgrund der Einstellung des zumindest einen Aktors der Biomasse-Heizanlage 1 kann
sich nunmehr auch zumindest eine physikalische oder chemische Größe in der Biomasse-Heizanlage
1 ändern.
[0365] Beispielsweise kann sich aufgrund der Änderung einer Stellung eines Ventils 52 der
Rezirkulationseinrichtung 5 die Temperatur in der Brennkammer 24 ändern. Insofern
werden sich wiederum Sensordaten betreffend der Brennkammertemperatur ändern. Damit
liegt ein Regelkreis vor, womit mittels des KI-Modells eine Regelung der Biomasse-Heizanlage
1 erfolgen kann.
[0366] Um die Regelung der Biomasse-Heizanlage 1 besser zu erörtern, wird nachstehend mit
Bezug auf Fig. 25 ein Verbrennungsbetrieb bzw. ein Betriebsverfahren der Biomasse-Heizanlage
1 erläutert.
[0367] Nach einen Start des Verbrennungsbetriebs, üblicherweise durch Einschalten der Biomasse-Heizanlage
1 durch einen Nutzer oder durch eine externe Automatik, kann zunächst bei dem optionalen
Schritt S50 ein Vorbereiten des Verbrennungsvorgangs erfolgen.
[0368] Bei dem Vorbereiten des Schritts S50 kann die Biomasse-Heizanlage mechanisch und
elektronisch initialisiert werden. Dabei fährt beispielsweise das Betriebssystem der
Steuereinrichtung 100 hoch, es wird ein Selbsttest der Elektronik durchgeführt und/oder
es werden die Drehrostelemente 252, 253, 254 um einen vorbestimmten Winkel angedreht
(geöffnet), um etwaige Ablagerungen auf dem Rost zu entfernen und die Mechanik vor
einem Verbrennungsvorgang zu testen. Bei einem solchen Mechaniktest des Drehrosts
25 kann mittels der Dreh(geber)sensoren überprüft werden, ob eine Ansteuerung der
Motoren 231 der Drehmechanik zum gewünschten Ergebnis führt, oder ob etwas blockiert
ist. Weiter können die mechanische Kesselreinigung (über Tubulatoren), die Entaschung
und die optionale Elektrofilterabreinigung für eine vordefinierte Zeit (z.B. 30 Sekunden)
betrieben werden. Auch kann ein Spülen der Luftwege des Kessels 11 erfolgen. Hierzu
wird die Biomasse-Heizanlage durch Öffnen der Primärluft- und Sekundärluftventile
mit Luft gespült. Dann werden die Luftschieber geschlossen und die Rauchgasrezirkulationsleitung
wird gespült.
[0369] Im nächsten Schritt S52 erfolgt ein Füllen der Brennkammer 24 mit Brennstoff. Dabei
wird der Brennstoff über die Brennstoffzufuhr 6 auf den Drehrost 25 gefördert, biss
eine vorbestimmte Brennstoffbetthöhe erreicht ist. Dazu wird die Brennstoffbetthöhe
mit dem Brennstoffbetthöhensensor 116 gemessen. Der Brennstoffbetthöhensensor 116
ist beispielsweise eine mechanische Niveauklappe 86 mit einem Drehwinkelsensor.
[0370] Als nächstes erfolgt ein Zünden des Brennstoffs in Schritt S52. Dies kann auch als
Zündphase bezeichnet werden. Dabei wird dem Brennstoff über die Zündeinrichtung 201
Energie zugeführt, bis dieser brennt. Des Weiteren die können die Ventile bzw. Ventilstellungen
beim Zünden des Brennstoffs derart eingestellt werden, dass diese das Zünden des Brennstoffs
begünstigen. Bei einem solchen Zünden wird im Übrigen auch das Gebläse 15 aktiviert,
um einen entsprechenden Unterdruck in der Brennkammer 24 zu erzeugen. Die Primärluft-
und Sekundärventile können dabei auf vordefinierte Werte (z.B.: 60% und 15%) gestellt
werden und es wird ein vordefinierter Unterdruck in der Brennkammer (z.B. 75 Pa) eingeregelt.
[0371] Erreicht nun die Biomasse-Heizanlage 1 eine vorbestimmte Brennraumtemperatur (beispielsweise
50°C) und/oder ein vorbestimmtes Lambda (beispielsweise 17%) geht die Biomasse-Heizanlage
1 zu Schritt S53 über, der Stabilisierung der Verbrennung. Bei diesem Schritt, der
auch als Stabilisierungsphase bezeichnet wird, wird ein Entzünden des Brennstoffbetts
weiter gefördert. Entsprechend werden die Stellungen der Luftventile 52, die Funktion
des Gebläses 15 und auch die Brennstoffzufuhr angepasst. Dabei sollen sich der Kessel
11 und auch die Brennkammer 24 weiter erwärmen. Vorzugsweise soll der Verbrennungsvorgang
sukzessive in einen stationären Zustand übergehen, in welchem aus thermodynamischer
Sicht ein Gleichgewicht herrscht. Erhöht sich die Verbrennungstemperatur bis auf einen
vorbestimmten Wert, beispielsweise 400°C, ist Schritt S53 abgeschlossen.
[0372] Entsprechend geht das Verfahren zu Schritt S54 über: der stabilisierten Verbrennung
und dem eigentlichen Heizbetrieb. In diesem Schritt S54 erfolgt eine Regelung der
Leistungsabgabe bzw. der Verbrennungsintensität mittels der Brennstoffzufuhr 6, des
Gebläses 15, der Stellung der Ventile 52, und weiterer Aktoren basierend auf den Sensordaten
von Sensoren der Biomasse-Heizanlage 1, beispielsweise basierend auf der Brennkammertemperatur,
dem Lambda-Wert und/oder der Kessel(wasser bzw. medium)temperatur.
[0373] In Schritt S54 kann optional zumindest eines der folgenden Regelungskonzepte der
Biomasse-Heizanlage 1 zum Einsatz kommen:
[0374] Es muss immer ein ausreichend hoher Brennkammerunterdruck aufrechterhalten werden,
damit (i) die Primär- und die Sekundärverbrennungsluft von außen und das rezirkulierte
Rauchgas aus der Rauchgasleitung angesaugt werden können und (ii) kein Überdruck entsteht,
bei dem Rauchgase über die Zuluftöffnungen und etwaige Undichtheiten in den Aufstellungsraum
entweichen können.
- O2-Regelung bzw. Lambda-Regelung
[0375] Um eine schadstoffarme Verbrennung zu gewährleisten, muss der Kessel bei einem gewissen
Luftüberschuss betrieben werden. Das so genannte Verbrennungsluftverhältnis (= zugeführte
Luftmenge dividiert durch die für die Verbrennung des Brennstoffes unter stöchiometrischen
Bedingungen minimal benötigte Luftmenge) muss somit größer als 1 sein. Es sollte aber
auch möglichst niedrig gehalten werden, da mit steigendem Luftüberschuss der feuerungstechnische
Wirkungsgrad des Kessels absinkt.
[0376] Üblicherweise werden Biomessekessel bei Verbrennungsluftverhältnissen zwischen 1,5
und 2,3 betrieben (entspricht Sauerstoffgehalten im trockenen Rauchgas zwischen 7
und 12 Vol%). Durch das besonders effiziente, mit CFD-Simulationen optimierte, Feuerraum-
und Verbrennungslufteindüsungskonzept, können mit der vorliegenden Biomasse-Heizanlage
1 deutlich niedrigere Verbrennungsluftverhältnisse erzielt werden, die typischerweise
zwischen 1,3 und 1,75 (bzw. 5 und 9 Vol% O2 im trockenen Rauchgas) liegen. Eine solche
Regelung kann mittels maschinellem Lernen deutlich optimiert werden.
[0377] Die Aufgabe der Leistungsregelung ist es, die Aktoren des Kessels 11 so einzustellen,
dass die im Kessel erzeugte Wärmemenge der vom Abnehmer angeforderten Wärmemenge entspricht.
Dazu wird ein Sollwert für die Kesseltemperatur (=Vorlauftemperatur) definiert (z.B.:
85°C). Steigt die Wärmeabnahme durch die Verbraucher, so sinkt bei gleich bleibender
Kesselleistung die Vorlauftemperatur, sinkt die Wärmeanforderung so steigt die Vorlauftemperatur.
Es wird somit die Kesselleistung so angepasst, dass diese Soll-Vorlauftemperatur möglichst
konstant gehalten werden kann. Dies geschieht über Anpassung der Brennstoffzufuhr
sowie über Anpassung der in das Brennstoffbett aufgegebenen Primärverbrennungsluft.
Die Einstellwerte für diese Parameter sind stark von der Brennstoffqualität (Stückigkeit,
Wassergehalt, Heizwert, Energiedichte) anhängig. In Abhängigkeit der errechneten angeforderten
Kesselleistung (in % der maximalen Leistung) wird auf Basis der Vorgabewerte für den
Brennkammerunterdruck bei maximaler und minimaler Leistung der Sollwert für den Brennkammerunterdruck
über einen linearen Abgleich zwischen Leistung und Unterdruck berechnet. Die Drehzahl
des Gebläses 15 kann beispielsweise stufenlos über einen PID-Regler so angepasst werden,
dass der gemessene Unterdruck in der Brennkammer 24 dem Sollwert entspricht. Da der
Unterdruck sich durch für Biomasse typische Schwankungen im Verbrennungsprozess ständig
ändert, schwingt der Istwert des Unterdrucks in geringem Ausmaß um den Sollwert. Eine
solche Regelung kann mittels maschinellem Lernen deutlich optimiert werden.
- Brennstoffflexible Leistungsregelung
[0378] Zudem kommt bei der vorliegenden Biomasse-Heizanlage 1 eine brennstoffflexible Leistungsregelung
zum Einsatz.
[0379] Wird die Feuerungsleistung erhöht, so wird durch den höheren Brennkammerunterdruck
und die höhere Öffnung des Primärluftschiebers mehr Verbrennungsluft in den Rostbereich
eingebracht, was zu einem schnelleren Abbrand des Brennstoffbettes führt. Dadurch
sinkt bei konstantem Brennstoffeinschub die Brennstoffbetthöhe ab. Die Geschwindigkeit
dieses Höhenverlustes hängt auch von der Schüttdichte, der Stückigkeit und vom Wassergehalt
des Brennstoffes ab.
[0380] In konventionellen Regelungsstrategien wird auf eine Laständerung mit einer Änderung
des Brennstoffeinschubs über die Taktung der Brennstoffzufuhr reagiert, wobei die
Anpassung üblicherweise linear zwischen den Einstellwerten für die maximale und die
minimale Leistung passiert. Dadurch kann nicht ausreichend genau auf Änderungen der
Brennstoffqualität (Schüttdichte, Wassergehalt) reagiert werden.
[0381] Bei der vorliegenden Biomasse-Heizanlage 1 hingegen erfolgt eine brennstoffabhängige
Anpassung des Brennstoffeinschubs unter Berücksichtigung der Brennstoffqualität und
der Leistungsanforderung. Die Taktung des Brennstoffeinschubs kann dabei so geändert
werden, dass die von der Brennstoffbettsensor gemessene Brennstoffbetthöhe in einem
(für jede Brennstoffart gesondert) vorgegebenen Höhenbereich verbleibt.
[0382] Die Anpassung der Brennstoffeinschubtaktung erfolgt dabei schrittweise in definierten
Zeitintervallen (z.B.: 120 Sekunden). Dabei werden in erster Linie die Pausenzeiten
verlängert oder verkürzt. Überschreitet die Zykluszeit (Summe aus Betriebszeit und
Pausenzeit) im Schwachlastbetrieb einen bestimmten Wert, so wird auch die Betriebszeit
des Einschubs zurückgenommen. Dadurch ergibt sich für dieselbe Laufzeit der Brennstoffzufuhr
pro Minute (= derselbe eingebrachte Brennstoffmassenstrom) eine aliquot verkürzte
Pausenzeit. So wird vermieden, dass zwischen zwei Einschüben zu hohe Pausezeiten entstehen,
die die Reaktionsfähigkeit der Regelung negativ beeinflussen würden.
[0383] Änderungen bei der Lastanforderung und damit verbundenen Änderungen der Primärluftzufuhr
wirken sich erst zeitlich (um einige Minuten) verzögert in Form eines Absinkens oder
Ansteigens der Brennstoffbetthöhe aus. Deshalb wird die Brennstoffeinschubtaktung
bei diesem Regelungskonzept vorausblickend geändert, wenn der Gradient der Kesseltemperaturänderung
über die Zeit (Indikator dafür wir stark ausgeprägt eine Ansteigen oder Abfallen der
Lastanforderung ist) ein gewisses Niveau erreicht. In diesem Fall erfolgt auch eine
prozentuell stärkere Änderung des Brennstoffeinschubs (konkret der Pausenzeit).
[0384] Eine solche Regelung kann mittels maschinellem Lernen zudem nochmals deutlich optimiert
werden.
- Brennstoffabhängige Maximallastanpassung
[0385] Bei herkömmlichen Regelungen müssen die Einstellungen der Aktoren für die minimale
und die maximale Leistung für unterschiedliche Brennstoffqualitäten manuell durch
den Benutzer (über eine manuelle Auswahl eines Brennstoffes) vorgegeben werden. Würde
das nicht geschehen, dann kann zum Beispiel der Fall eintreten, dass die Verbrennung
eines Brennstoffs mit niedrigem Wassergehalt mit den Einstellungen, die für einen
Brennstoff mit hohem Wasser-gehalt gelten, geregelt wird. Dabei würde ein höherer
Brennstoffumsatz und somit eine zu hohe Leistung erzielt werden. Dies resultiert in
zu hohen thermischen Feuerraumbelastungen, die die Standzeit der Anlage verringern
(Materialbelastung erhöhen) und erhöhte Emissionen bedingen können.
[0386] Bei der vorliegenden Biomasse-Heizanlage kann die Vorgabe für die Stellung des Primärluftventils
und den Brennkammerunterdruck bei Maximalleistung für einen Hackgutbrennstoff üblicher
Qualität (Auslegungsbrennstoff), das heißt, mit einem Wassergehalt im oberen Drittel
des erlaubten Brennstoffspektrums erfolgen. Eine entsprechende Brennstofferkennung
wird mittels der Fig. 26 näher erläutert.
[0387] Der Schritt S54 wird beendet, wenn beispielsweise genügend Wärmeleistung zur Verfügung
gestellt wurde.
[0388] Danach findet bei Schritt S55 ein Ausbrennen der Brennkammer 24 und insbesondere
des Drehrosts 25 statt. Dabei wird die Brennstoffzufuhr beendet und es sinkt die Brennkammertemperatur.
Es verbrennen die Reste des Brennstoffs auf dem Drehrost 25. Hierzu können beispielsweise
auch die Stellungen der Ventile 52, das Gebläse 15 entsprechend eingestellt werden.
Am Ende des Ausbrennens erfolgt eine Abreinigung des Drehrosts 25 durch entsprechendes
Drehen bzw. Öffnen der Drehrostelemente.
[0389] Nach Beendigung des Schritts S55 kann das Verfahren deaktiviert werden (ENDE), oder
aber kann das Verfahren nach einiger Zeit erneut zu Schritt S50 übergehen, womit ein
erneuter Heizzyklus beginnt.
(Brennstofferkennung)
[0390] Fig. 26 zeigt ein schematisches Diagramm einer beispielhaften Anwendung des maschinellen
Lernens zur Erkennung bzw. Klassifizierung des Brennstoffs der Biomasse-Heizanlage
1. Die Figuren 27a, 27b und 27c zeigen entsprechend Sensordaten von Sensoren, welche
für diese Anwendung verwendet werden (zum Training und zum Vorhersagen). Dabei bezeichnet
das Kürzel "HK" (für Hackgut) Sensordaten von der Erfassung von Hackgut, und es bezeichnet
das Kürzel "PL" (für Pellets) Sensordaten von der Erfassung von Pellets.
[0391] Als Sensordaten für das KI-Modell 104 kommen vorliegend zumindest 2 der folgenden
Größen zum Einsatz:
- O2, erfasst durch die Lambda-Sonde 112; und
- Abgastemperatur, erfasst durch den Abgastemperatursensor 111; oder
- Brennkammertemperatur, erfasst durch den Brennkammertemperatursensor 117
[0392] Diese Größen können bevorzugt in einem Zeitraum erfasst werden, der von der Zündung
(d.h. von der Aktivierung der Zündeinrichtung 201) bis zum Erreichen eines Schwellwerts
von vorzugsweise 16% O2 definiert ist. Alternativ kann auch ein längerer Zeitraum
verwendet werden.
[0393] Sensordaten, welche aus beispielhaften Erfassungen mit einer Biomasse-Heizanlage
1 stammten, sind in den Figuren 27a, 27b und 27c gezeigt. Alle Temperaturdiagramme
der Figuren 27a, 27b und 27c zeigen den gleichen Zeitraum und resultieren jeweils
für Pellets und Hackgut aus einem Verbrennungsvorgang nach Zündung in der Biomasse-Heizanlage
1.
[0394] Dabei zeigt die Fig. 27a rein beispielhaft den Verlauf einer Temperatur des Abgases
nach der Zündung von Hackschnitzeln (HK) und im Vergleich dazu von Pellets (PL) (vgl.
Horizontalachse, Zündung erfolgt zum Zeitpunkt 0) in einem Ausschnittszeitraum. Die
Abgastemperaturen wurden jeweils mit dem Abgastemperatursensor 111 erfasst. Beide
Temperaturdiagramme von Hackgut und Pellets zeigen den gleichen Zeitraum nach Zündung
(die Erweiterung der Horizontalachse wurde bei dem Temperaturdiagramm betreffend Pellets
nur der Übersichtlichkeit halber weggelassen)
[0395] Es verhalten sich die Temperaturkurven beider Brennstoffe der Fig. 27a im gleichen
(beispielhaften) Erfassungszeitraum von ca. Sekunde 600 bis ca. Sekunde 1000 unterschiedlich.
[0396] Die Fig. 27b zeigt rein beispielhaft für den gleichen Zeitraum wie Fig. 27a vergleichend
die entsprechenden Sauerstoffgehaltskurven, welche mit der Lambda-Sonde 112 ermittelt
wurden, für Pellets und Hackgut. Hier zeigt sich, dass die entsprechenden Temperaturkurven
recht ähnlich verlaufen.
[0397] Die Fig. 27c wiederum zeigt rein beispielhaft für den gleichen Zeitraum wie Fig.
27a vergleichend die entsprechenden Brennkammertemperaturkurven, welche mit der Brennkammertemperatursonde
117 ermittelt wurden, für Pellets und Hackgut. Hier sind trotz ähnlichen Kurvenverlaufs
klare Unterschiede in der Temperatur festzustellen. Beispielsweise endet die Temperaturkurve
betreffend des Hackguts (HK) bei ca. 900°C, während die Temperaturkurve betreffend
der Pellets (PL) bei ca. 1150°C endet
[0398] Mit diesen Beispielen der Figuren 27a, 27b und 27c wird nochmals veranschaulicht,
was unter Sensordaten verstanden werden kann. Es handelt sich bei vorliegendem Beispiel
um Sensordaten, welche über einen Zeitraum erfasst werden und eine physikalische oder
chemische Größe wiedergeben. Beispielsweise beinhalten die Sensordaten des Abgastemperatursensors
111 die Temperatur des Abgases über den Verlauf der Zeit.
[0399] Dabei kann der Zeitraum der Sensordaten je nach Anwendung vorteilhaft auf einen Zeitraum
beschränkt werden, der besonders charakteristisch für die Anwendung ist. Es hat sich
beispielsweise gezeigt, dass die Art des Brennstoffs insbesondere nach dessen Zündung
zu charakteristischen und damit für eine KI gut unterscheidbaren Sensordaten führt.
[0400] Bezugnehmend auf Fig. 26 können diese derart nach Zeit und Quelle (Sensor) selektierten
Sensordaten zum Training des KI-Modells 104 als auch zur Ausführung des KI-Modells
104 im laufenden Betrieb des Kessels 11 verwendet werden, um eine Klassifizierung
des Brennstoffs vorzunehmen.
[0401] Die Erprobung durch den vorliegenden Erfinder hat gezeigt, dass ein Training mit
Sensordaten der Verbrennung von unterschiedliche Brennstoffen und ebenso mit Sensordaten
von (gleichen) Brennstoffen unterschiedlicher Qualität zu einem KI-Modell 104 führt,
welche gute Vorhersagen über die Art des Brennstoffs und dessen Qualität treffen kann.
[0402] Folglich kann diese Klassifizierung nicht nur die generelle Art des Brennstoffs betreffend,
sondern den Brennstoff grob in dessen Qualität (insb. dessen Wassergehalt) einteilen.
[0403] Diesbezüglich anzumerken ist, dass während des Trainings einem Klassifizierungsmodell
die in Fig. 26 gezeigten Sensordaten (bzw. der Sauerstoffgehalt des Abgases der Biomasse-Heizanlage
und zumindest eine der beiden in Fig. 26 dargestellten weiteren Größen) und auch die
zugehörigen Labels zugeführt werden. Diese Labels sind in Fig. 26 der Übersichtlichkeit
halber nicht gesondert dargestellt, da diese im Kontext der jeweiligen erfassten Größe
selbstverständlich schon enthalten sind.
[0404] Bei ausreichend vorhandenen Trainingsdaten (häufig Hunderte oder Tausende von Sensordaten
oder gar Datensätzen pro Label) kann ein Klassifizierungsmodell lernen, vorherzusagen,
ob neue Daten zu einer der Klassen gehören, für die es trainiert wurde. Dieser Vorhersageprozess
wird Inferenz genannt.
[0405] Wenn man anschließend beim Verwenden bzw. Vorhersagen neue bzw. aktuelle Sensordaten
als Eingabe für das Modell bereitstellen, werden vom trainierten Modell Wahrscheinlichkeiten
betreffend der Sensordaten ausgegeben, wobei diese für jedes Label ausgegeben werden,
für die es trainiert wurde. Eine Beispielausgabe des trainierten Modells bzw. der
KI könnte wie folgt lauten:
Label 1: 80%
Label 2: 15%
Label 3: 5%
[0406] Jede Zeile dieses Beispiels entspricht einem Label der Trainingsdaten (d.h. dem zweiten
Teil der Trainingsdaten). Mittels dieser Ausgabe der Wahrscheinlichkeiten kann entsprechend
die Klassifikation mit der höchsten Wahrscheinlichkeit ermittelt werden. In diesem
Fall würde das Label 1 klassifiziert bzw. erkannt werden. Dabei könnte Label 1 beispielsweise
Pellets, Label 2 für Hackschnitzel und Label 3 für Elefantengras stehen, womit bei
vorliegendem Beispiel Pellets als Brennstoff erkannt werden würde.
[0407] In anderen Worten wird das regelmäßig statistisch einzuordnende Vorhersageergebnis
des KI-Modells 104 durch die Steuereinrichtung derart ausgewertet, dass das Ergebnis
mit der größten Vorhersagewahrscheinlichkeit als Endergebnis des Modells 104 verwendet
wird.
[0408] Als weitere Label könnten nun betreffend der Qualität des Brennstoffs weitere Label
namens "Brennstoffqualität 1 ... 10" verwendet werden, welches beispielsweise auf
einer Skala von 1 bis 10 (von schlecht bis sehr gut) ein Indikator für die Qualität
des Brennstoffs ist. Damit könnten dem KI-Modell 104 weitere Label in dem zweiten
Teil der Trainingsdaten zu Verfügung gestellt werden, um den Brennstoff noch genauer
zu klassifizieren. Das gleiche gilt im Übrigen auch für die vom KI-Modell ausgegebenen
Zahlenwerte, welche ebenso nach Label (z.B. Sauerstoffgehalt 16,1% (Vol-%), Sauerstoffgehalt
16,2%, Sauerstoffgehalt 16,3"...) mit deren Wahrscheinlichkeiten ausgegeben werden.
[0409] Derartige Label werden in den Beispielen der Fig. 28 ff. nicht gesondert erwähnt,
da sich diese wie selbstverständlich aus der Art der Sensordaten bzw. aus den jeweiligen
Angaben ergeben. Allerdings sind diese dann entsprechend in die Fig. 28 ff. hineinzulesen.
[0410] Eine der hervorzuhebenden Eigenschaften der vorliegenden Biomasse-Heizanlage 1 ist
es nun, dass diese hybrid befeuerbar sein soll. Damit können unterschiedlichste kohlenstoffbasierte
Festbrennstoffe zum Einsatz kommen, beispielsweise Hackschnitzel oder Pellets, aber
beispielsweise auch Schilfgras (Miscanthus bzw. Elefantengras) oder Olivenschalen.
[0411] Die vorgenannten Brennstoffe weisen üblicherweise ein stark unterschiedliches Brennverhalten
auf. Derartige biogene Brennstoffe verbrennen aufgrund Ihrer natürlichen Herkunft
regelmäßig nicht in der gleichen Weise, obwohl es mittlerweile auch etliche Normen
betreffend Brennstoffen, beispielsweise Pellets, gibt. So kann (auch bei genormten
Brennstoffen) die Länge, der Staubanteil, die Holzart, etc. des Brennstoffs schwanken.
Zudem kann die Konsistenz oder der Wassergehalt des Brennstoffs stark variieren. Dies
kann beispielsweise auch von einer unsachgemäßen Lagerung oder einer nicht qualitätsgesicherten
Herstellung des Brennstoffs herrühren.
[0412] Allerdings bestimmt die Art des Brennstoffs die Regelparameter der Biomasse-Heizanlage
1 maßgeblich, was wiederum Verbrennungsvorgang stark beeinflusst. Beispielsweise beeinflusst
oder bestimmt die Erkennung des Brennstoffs den Betrieb der Aktoren des Kessels 11,
beispielsweise die Regelparameter der Luftventile, die Materialzufuhrmenge des Brennstoffs
oder auch den Reinigungsvorgang des Kessels 11 (bspw. Reinigungsintervalle und -intensität).
Damit führt eine fehlerhafte Erkennung des Brennstoffs üblicherweise zu einer Verringerung
der Effizienz der Biomasse-Heizanlage 1 bis hin zu Störungen der Biomasse-Heizanlage
1 im Betrieb, beispielsweise durch verstärkte Verschlackung.
[0413] Eine falsche Materialerkennung kann zudem zu einer Verzögerung des Anfahrens des
Kessels 11 bzw. zu einer langen Startzeit, einem schnellen Leistungsabfall und einem
Leistungsverlust führen.
[0414] Allerdings haben herkömmliche Biomasse-Heizkessel 1 ein großes Problem darin, die
Art (und Qualität) des Brennstoffs korrekt zu klassifizieren, da sich diese üblicherweise
rein auf punktuelle Messungen der Lambdasonde verlassen. Dabei wird die Art des Brennstoffs
bei herkömmlichen Biomasse-Heizanlagen 1 regelmäßig nur mittels des Sauerstoffgehalts
des Abgases/Rauchgases und zugehöriger Schwellwerte im stationären Betrieb, beispielsweise
nach 30 Minuten oder mehr, ermittelt. Versuche haben gezeigt, dass diese rudimentäre
Umsetzung einer Brennstofferkennung eine vergleichsweise hohe Fehlerwahrscheinlichkeit
aufweist und zudem bei mehr als zwei Brennstoffen zur Klassifikation mangels Zuordenbarkeit
der Sauerstoffmessung zu einem bestimmten Brennstoff auch ganz versagen kann.
[0415] Zudem wird mit dieser Art und Weise der Brennstofferkennung der Brennstoff verzögert
ermittelt, womit schon das Anfahren des Kessels 11 mit fest eingestellten Parametern
erfolgt, und somit eine Anpassung der Regelung des Kessels 11 an die Art des Brennstoffs
nachteilhaft erst zu einem späten Zeitpunkt des Verbrennungsvorgangs erfolgen kann.
[0416] Mittels dem KI-Modell 104 zur Klassifizierung des Brennstoffs der Biomasse-Heizanlage
1, welches mit den im Kontext mit Fig. 26 erläuterten Sensordaten arbeitet, kann die
Erkennungsgenauigkeit bzw. Klassifizierungsgenauigkeit des Brennstoffs deutlich verbessert
werden.
[0417] Mit dem Ergebnis der Klassifizierung des Brennstoffs kann einerseits die Art des
Brennstoffs bestimmt werden, und optional auch die Qualität des Brennstoffs. Damit
wiederum werden diverse Grundeinstellungen der Biomasse-Heizanlage 1 bestimmt. Beispielsweise
können die diversen Grundeinstellungen (beispielsweise Ventilgrundstellungen der Ventile
52, Gebläsearbeitsbereiche des Gebläses 15, etc.) in der Steuereinrichtung 100 pro
Art (und Qualität) des Brennstoffs vorgespeichert sein. Bei erfolgter Klassifizierung
des Brennstoffs werden diese Grundeinstellungen abgerufen und angewandt.
[0418] Für die Figuren 28 ff. gilt, dass die vorstehend in Bezug auf die Fig. 18 bis 27
erläuterten Grundlagen gelten und diese nicht wiederholt dargelegt werden. Betreffend
der für das KI-Modell 104 jeweils genannten Sensordaten bzw. physikalischen oder chemische
Größen gilt, dass die in den Fig. 1 bis 27 genannten Sensoren zur Erfassung zum Einsatz
kommen. Die entsprechend zur Verfügung gestellten Sensordaten werden ebenso zum Training
und zur Ausführung des KI-Modells 104 verwendet.
[0419] Fig. 28 zeigt ein Verfahren zur Materialerkennung -/Klassifizierung von Brennstoff
der Biomasse-Heizanlage 1 mit einem KI-Modell 104;
[0420] Erfasst werden können das Lambda des Abgases, die Brennkammertemperatur, die Rauchgastemperatur,
und ergänzend zur Erhöhung der Genauigkeit des Modells die Zeitdauer von der Zündung
bis zum Erreichen einer vordefinierten Brennkammertemperatur und die Zeitdauer von
der Zündung bis zum Erreichen einer vorbestimmten Brennstoffbetthöhe.
[0421] Fig. 29 zeigt ein Verfahren zur Brennstoffbetthöhenregelung der Biomasse-Heizanlage
1 der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell 104.
[0422] Einem KI-Modell 104 zur Brennstoffbetthöhenregelung werden zum einen ein voreingestellter
Soll-Brennstofffüllgrad und zum anderen Sensordaten von zumindest einer der folgenden
Größen zur Verfügung gestellt: Lambda bzw. O2, Brennkammertemperatur, Rauchgastemperatur,
Zündungszeit (d.h., die Zeit von der Initiierung der Zündung bis zum Erreichen einer
vorbestimmten Temperatur in der Brennkammer) und Füllzeit (d.h die Zeit vom Beginn
des Einschubs an Brennstoff in eine leere Brennkammer bis zum Erreichen einer vorbestimmten
Brennstoffbetthöhe).
[0423] Jede der vorgenannten Größen bzw. die daraus resultierenden Sensordaten kann / können
in einer der in Fig. 25 genannten Phasen oder auch in mehreren davon erfasst werden.
Besonders vorteilhaft hat sich als Zeitraum für die Sensordaten die Phase der (Regel-)
Verbrennung (Schritt S54) erwiesen, in welchen die Brennstoffbetthöhe am besten recht
konstant auf einem "Idealwert" gehalten werden soll, um die zur Verfügung gestellte
Brennstoffmenge und damit Brennstoffenergie konstant zu halten.
[0424] Das Ergebnis der Ausführung des KI-Modells 104 im Training bzw. beim "Lernen" (d.h.
im Trainingsmodus, welcher hierin als Lernmodus bezeichnet wird) und im laufenden
Betrieb (d.h. im Regelmodus) kann vorzugsweise als Regelparameter einem Regelalgorithmus
107 zugeführt werden, welcher den Motor 66 der Brennstoffzufuhr 66 ansteuert und von
dem Höhensensor 116 die Höhe des Brennstoffbetts mitgeteilt bekommen. Ein solcher
Regelalgorithmus 107 kann ein herkömmlicher P, PI, PID, PD Algorithmus sein, bei welchem
jedoch (im Unterschied zum Stand der Technik) einer der Regelparameter durch den (weiteren)
Regelparameter des KI-Modells 104 zumindest beeinflusst wird. Beispielsweise kann
das Ergebnis des KI-Modells 104 der P, der I oder der D-Anteil des Regelalgorithmus
oder zumindest ein Teil davon sein (beispielsweise kann ein P-Anteil des KI-Modells
in einem vordefinierten Wertebereich zu einem vordefinierten Offsett hinzuaddiert
werden). Damit kann beispielsweise der P-Anteil oder auch der I-Anteil eines PID Algorithmus
von dem KI-Modell 104 stammen. Zudem können auch alle Regelparameter des Regelalgorithmus
107 vom KI-Modell 104 stammen.
[0425] Anzumerken ist, dass der Regelalgorithmus 107 auch bei allen anderen hierin erläuterten
Regelungen zum Einsatz kommen kann (vgl. Fig. 18 bis 34). Insofern kann das Ergebnis
der Berechnung des KI-Modells 104 einerseits direkt zur Steuerung eines Aktors etc.
verwendet werden (beispielsweise kann der Kessel 11 an oder ausgeschaltet werden)
oder anderseits kann das Ergebnis der Berechnung des KI-Modells 104 als Eingangsgröße
für einen Regelalgorithmus 107 dienen, welcher Regelungsberechnungen durchführt. Alternativ
kann das Ergebnis der Berechnung des KI-Modells 104 auch zur Einstellung von Grundeinstellungen
(beispielsweise Regelungsbereiche der Luftventile 52, Abreinigungsintervalle, etc.)
der Biomasse-Heizanlage 1 verwendet werden. Ein Fall hierfür wäre beispielhaft das
Ergebnis der Klassifizierung des Brennstoffs. Ist ein bestimmter Brennstoff erkannt,
wird ein dem Brennstoff entsprechendes Reinigungsintervall eingestellt.
[0426] Herkömmliche Regelalgorithmen, welche ohne einen zusätzlichen Input eines KI-Modells
arbeiten, führen zu starken Schwankungen bei der Höhe des Brennstoffbetts, da diese
zu grob, zu ungenau und/oder zeitlich unangepasst sind. Mittels des KI-Modells 104
kann die Biomasse-Heizanlage 1 "lernen", die Höhe des Brennstoffsbetts unter Berücksichtigung
der Besonderheiten der Anlage (d.h., unter Berücksichtigung der Art des Brennstoffs
und der Spezifika der Biomasse-Heizanlage 1 an sich) besser zu regeln. Insbesondere
kann mit der KI ermittelt werden, welcher Füllstand erforderlich ist, um die gewünschte
Energieklasse des Kessels 11 zu erreichen, indem die Parameter von jetzt und von früheren
Daten verwendet werden.
[0427] Fig. 30 zeigt ein Verfahren zur Lambda-Regelung bzw. zur Sauerstoffgehaltsregelung
des Abgases der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell. Das Ziel
des Verfahrens ist eine optimierte Lambda-Regelung der Biomasse-Heizanlage 1. Der
Lambda-Wert bzw. Sauerstoff(rest)gehalt des Abgases ist, wie schon erläutert, ein
maßgeblicher Faktor, der die Qualität und Effizienz des Verbrennungsvorgangs beeinflusst.
Damit wird vorliegend mit dem KI-Modell 104 der Verbrennungsvorgang in der Biomasse-Heizanlage
1 optimiert.
[0428] Einem KI-Modell 104 zur Lambda-Regelung werden Sensordaten von zumindest einer der
folgenden Größen zur Verfügung gestellt: erfasstes Lambda bzw. O2, Brennkammertemperatur,
Abgasgastemperatur, Unterdruck in der Brennkammer, Stellung bzw. Öffnungsgrad des
zumindest einen Primärventils 52, Stellung bzw. Öffnungsgrad des zumindest einen Sekundärventils
52, sowie Brennstoffbetthöhe. Als Vorgabe wird dem KI-Modell 104 weiter die gewünschte
Leistungsabgabe des Kessels 11 zur Verfügung gestellt.
[0429] Jede der vorgenannten Größen bzw. die daraus resultierenden Sensordaten kann / können
in einer der in Fig. 25 genannten Phasen oder auch in mehreren davon erfasst werden.
Für die Anwendung zur Lambda-Regelung hat sich als Zeitraum für die Sensordaten die
Phase der (Regel-) Verbrennung (Schritt S54) als besonders vorteilhaft erwiesen, da
in diesem Zeitraum eine Lambda-Regelung auf einen optimalen Lambda-Wert die größte
Wirkung in Sachen Effizienz und Sauberkeit des Verbrennungsvorgangs zeigt.
[0430] Mit KI berechnet die Biomasse-Heizanlage somit, welches Lambda-Niveau optimal ist,
um mit den Parametern zu arbeiten, und wie das Verhalten in der Vergangenheit mit
diesen Einstellungen war, insbesondere mit Sekundärluft und mit Austrittsluft.
[0431] Fig. 31 zeigt ein Verfahren zur Ein/Aus Regelung der Biomasse-Heizanlage der Fig.
1 bis 24 mit einem KI-Modell 104. Eine der Grundregelentscheidungen bei der Beheizung
eines Hauses o.Ä. ist die Entscheidung die Biomasse-Heizanlage zum richtigen Zeitpunkt
zu aktivieren oder nicht zu aktivieren.
[0432] Eine beispielsweise bei einem Kälteeinbruch zu spät aktivierte Biomasse-Heizanlage
1 könnte unter Umständen nicht ausreichend Leistung zur Verfügung stellen, womit die
Temperaturen im Haus unangenehm sinken könnten.
[0433] Umgekehrt könnte eine nur bei einem kurzen Kälteeinbruch "zu vorsorglich" aktivierte
Biomasse-Heizanlage überschießend nicht benötigte Leistung zur Verfügung stellen,
und damit ineffizient sein.
[0434] Ebenso kann beispielsweise eine auftretende Hitzewelle den Einsatz der Biomasse-Heizanlage
1 entbehrlich gestalten.
[0435] So hat sich gezeigt, dass herkömmliche Biomasse-Heizanlagen entweder gar nicht vorausschauend
aktiviert und deaktiviert werden, oder aber nur in sehr statischen oder begrenztem
Rahmen mittels einer Benutzerinteraktion aktiviert oder deaktiviert werden.
[0436] Da allerdings ein KI-Modell aus den "Erfahrungen" einer Vielzahl von Heizvorgängen
und Wetterereignissen lernen kann, kann auch eine Ein/Aus Regelung des Verbrennungsvorgangs
der Biomasse-Heizanlage 1 optimiert werden.
[0437] Einem KI-Modell 104 zur Lambda-Regelung Sensordaten von den folgenden Größen zur
Verfügung gestellt: eine vorbestimmte Energieklasse der Biomasse-Heizanlage 1 (beispielsweise
50 oder 120 kW, d.h., die Leistungsfähigkeit der Biomasse-Heizanlage 1), die aktuelle
Temperatur eines Heizungswasserpuffers (bzw. allgemeiner formuliert: eine aktuell
vorhandene Wärmemenge für die Beheizung), optional eine vorgegebene Zeit zur Reaktion
auf eine Wetteränderung, und Daten über die Entwicklung des Wetters.
[0438] Die Daten über die Entwicklung des zukünftigen Wetters beinhalten vorzugsweise die
(Außen-) Temperaturen über einen Zeitraum von einem (1) Tag oder bis zu drei Tagen.
Dabei können insbesondere Daten verwendet werden, die beispielsweise im Stundentakt
die vom Wetterdienst vorhergesagten Temperaturen am Ort der Aufstellung der Biomasse-Heizanlage
1 beinhalten. Ebenso können die zukünftigen Wetterdaten Daten über den zukünftigen
Schneefall und/oder den zukünftigen Regenfall beinhalten. Aus diesen Wetterdaten lassen
sich Indikatoren über den zukünftigen Leistungsbedarf zum Heizen mit der Biomasse-Heizanlage
1 ableiten. In anderen Worten sind zukünftige Wetterdaten diejenigen Daten, welche
als Prognose von einem Wetterdienst abgerufen werden können und welche eine Vorhersage
über einen zu erwartenden Leistungsbedarf von der Biomasse-Heizanlage 1 zulassen.
[0439] Aus einem Abgleich der (zukünftigen) Wetterdaten mit der Leistungs(abgabe)fähigkeit
(bzw. der Energieklasse) der Biomasse-Heizanlage 1, sowie der aktuell vorhandenen
Wärmeenergiemenge kann ein entsprechend trainiertes KI-Modell eine optimierte Prognose
über den Zeitpunkt treffen zu welchem die (Verbrennung in der) Biomasse-Heizanlage
1 aktiviert oder deaktiviert wird.
[0440] Fig. 32 zeigt ein Verfahren zur wetterabhängigen Leistungsregelung der Biomasse-Heizanlage
der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell.
[0441] Eine herkömmliche Leistungsabgaberegelung einer Heizung erfolgt üblicherweise über
Thermostaten an den Heizkörpern und einem Außentemperaturfühler, mit welchen der allgemeine
Leistungsbedarf der Anlage abgeschätzt wird. Allerdings können viele weitere Wetterfaktoren
den allgemeinen Leistungsbedarf der Heizung zumindest beeinflussen, beispielsweise
Regen, Schnee, Sonneneinstrahlung- und stand, Wind, etc. Ebenso wird eine Leistungsabgabe
einer Heizung üblicherweise nur mit dem aktuell vorhandenen Temperaturwerden bestimmt,
eine vorausschauende Regelung der Leistungsabgabe aufgrund einer Wetterprognose ist
nicht üblich.
[0442] Damit haben herkömmliche Leistungsregelungen von Biomasse-Heizanlagen 1 oft das Problem,
dass diese oft hohe Leistungsschwankungen beinhaltet. Allerdings wiederspricht dies
dem Idealfall eines möglichst stationären und gleichmäßigen Verbrennungsvorgangs am
optimalen (Leistungs-) Arbeitspunkt bzw. im optimalen Leistungsarbeitsbereich der
Biomasse-Heizanlage 1.
[0443] Zur Lösung dieser Problematik wird vorliegend wieder ein KI-Modell zur wetterabhängigen
Leistungsregelung eingesetzt, welches einerseits vorrausschauend arbeiten kann, und
welches andererseits auch zu starke Leistungsschwankungen vermeiden kann.
[0444] Das KI-Modell 104 erhält zumindest eine der folgenden Größen als Sensordaten: erfasstes
Lambda bzw. O2, Brennkammertemperatur, Abgasgastemperatur, Unterdruck in der Brennkammer,
Stellung bzw. Öffnungsgrad des zumindest einen Primärventils 52, Stellung bzw. Öffnungsgrad
des zumindest einen Sekundärventils 52, Brennstoffbetthöhe, sowie Wasserdurchfluss
in den Kessel oder aus diesen hinaus, eine Kesseltemperatur (bzw. betreffend der beiden
vorstehenden Größen allgemeiner formuliert: einen Wärmemengensensor betreffend der
vom Kessel abgegebenen Wärmemenge, beispielsweise einen Durchflussmengensensor mit
Temperatursensor und einhergehender Berechnung der Wärmemenge).
[0445] Jede der vorgenannten Größen bzw. die daraus resultierenden Sensordaten kann / können
in einer der in Fig. 25 genannten Phasen oder auch in mehreren davon erfasst werden.
Für die Anwendung zur Leistungsregelung hat sich als Zeitraum für die Sensordaten
die Phase der (Regel-) Verbrennung (Schritt S54) als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0446] Als Vorgabe erhält das KI-Modell 104 weiterhin die Kessel-Soll-Leistung.
[0447] Weiter erhält das KI-Modell 104 zumindest aktuelle Wetterdaten, beispielsweise die
aktuelle Außentemperatur am Ort der Biomasse-Heizanlage 1, und vorzugsweise ergänzende
Wetterdaten, wie beispielsweise den Sonnenstand.
[0448] Ergänzend kann das KI-Modell 104 auf Wetterprognosedaten über einen vordefinierten
zukünftigen Zeitraum erhalten, wie in Bezug auf die Fig. 31 schon erläutert.
[0449] Das Ergebnis des KI-Modells 104 kann einem Regelalgorithmus 107 zugeführt werden,
wie vorstehend in Bezug auf die Fig. 29 schon erläutert, worauf verwiesen wird.
[0450] Dabei wird der Regelalgorithmus 107 die Abgabeleistung des Kessels einstellen, welche
wiederum mittels geeigneter Sensoren als Kessel-Ist-Leistung erfasst wird. Die Kessel-Ist-Leistung
wird wiederum dem Regelalgorithmus 107 als Regeleingangsgröße zugeführt.
[0451] Fig. 33 zeigt ein Verfahren zur (nun wetterunabhängigen) Leistungsregelung bzw. Temperaturregelung
der Biomasse-Heizanlage der Fig. 1 bis 24 mit einem KI-Modell 104.
[0452] Das KI-Modell 104 verwendet bei diesem Verfahren zumindest zwei der folgenden Größen
bzw. der daraus resultierenden Sensordaten: Brennkammertemperatur, Kesseltemperatur,
abgegebene Wärmemenge (beispielsweise ermittelt mittels eines Wärmemengensensors,
der den Durchfluss und die Temperatur des durchfließenden Wassers ermittelt und daraus
die Wärmemenge ermittelt), Brennstoffbetthöhe.
[0453] Jede der vorgenannten Größen bzw. die daraus resultierenden Sensordaten kann / können
in einer der in Fig. 25 genannten Phasen oder auch in mehreren davon erfasst werden.
Für die Anwendung zur Leistungsregelung hat sich als Zeitraum für die Sensordaten
die Phase der (Regel-) Verbrennung (Schritt S54) als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0454] Das Ergebnis des KI-Modells 104 wird wiederum einem Regelalgorithmus 197 zugeführt.
Dieser regelt auf eine Kesseltemperatur hin, welche wiederum durch den Kesseltemperatursensor
115 erfasst wird, woraus wiederum eine Abweichung T2-T1 (Solltemperatur T2 minus erfasste
Kesseltemperatur T1) ermittelt wird, welche wiederum dem Regelalgorithmus 107 zugeführt
wird.
[0455] Auch damit kann eine Regelung der Kesselleistung bzw. - temperatur in einer optimierten
Art und Weise erfolgen.
[0456] Fig. 34 zeigt ein Verfahren zur Primärluftregelung der Biomasse-Heizanlage der Fig.
1 bis 24 mit einem KI-Modell. Die Stellung bzw. der Öffnungsgrad des zumindest einen
Primärventils 52 und auch des Sekundärventils 52 sind für die Optimierung des Verbrennungsvorgangs
im Kessel 11 erhebliche Einflüsse. Auch hier kann eine Regelung mittels eines KI-Modells
erheblich zur Optimierung beitragen.
[0457] Das KI-Modell 104 verwendet bei diesem Verfahren zumindest zwei der folgenden Größen
bzw. der daraus resultierenden Sensordaten: Brennkammertemperatur, Kesseltemperatur,
abgegebene Wärmemenge (beispielsweise ermittelt mittels eines Wärmemengensensors,
der den Durchfluss und die Temperatur des durchfließenden Wassers ermittelt und daraus
die Wärmemenge ermittelt), Brennstoffbetthöhe.
[0458] Jede der vorgenannten Größen bzw. die daraus resultierenden Sensordaten kann / können
in einer der in Fig. 25 genannten Phasen oder auch in mehreren davon erfasst werden.
Für die Anwendung zur Leistungsregelung hat sich als Zeitraum für die Sensordaten
die Phase der (Regel-) Verbrennung (Schritt S54) als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0459] Dabei kann die Stellung des zumindest einen Sekundärventils unmittelbar von dem Ergebnis
des KI-Modells 104 und der Stellung des zumindest einen Primärventils 52 abgeleitet
werden. Zudem wird die Ist-Leistung des Kessels 11 erfasst, und in eine Differenzregelung
der Stellung des zumindest einen Primärventils 52 in Abhängigkeit von der Ist-leistung
des Kessels 11 und der Stellung des Primärventils 52 einbezogen.
[0460] Beispielsweise wird eine Reduzierung der Primärluft wird auch durchgeführt, wenn
die Sekundärluft über einen vorgegebenen Zielwert liegt. Mit dem Einsatz des KI-Modells
104 kann man den Zielwert der Primärluft für eine bestimmte Abgabeleistung einhalten
und mit Hilfe des Lernvorgangs des KI-Modells 104 aus "alten Daten" kann man kleine
Anpassungen in das System aus der Sekundärluft mittels der Stellung der Sekundärluftklappe
optimiert berechnen und die Einstell-Parameter der Ventile 52 entsprechend anpassen.
Damit kann man Schwankungen im System der Luftführung des Kessels deutlich minimieren
(Weitere Ausführungsformen)
[0461] Die Erfindung lässt neben den erläuterten Ausführungsformen und Aspekten weitere
Gestaltungsgrundsätze zu. So können einzelne Merkmale der verschiedenen Ausführungsformen
und Aspekte auch beliebig miteinander kombiniert werden, solange dies für den Fachmann
als ausführbar ersichtlich ist.
[0462] Vorliegend wird die Rezirkulationseinrichtung 5 mit einer Primärrezirkulation und
einer Sekundärrezirkulation beschrieben. Die Rezirkulationseinrichtung 5 kann jedoch
in deren Basiskonfiguration auch nur eine Primärrezirkulation und keine Sekundärrezirkulation
aufweisen. Bei dieser Basiskonfiguration der Rezirkulationseinrichtung können entsprechend
die für die Sekundärrezirkulation erforderlichen Komponenten vollständig entfallen,
beispielsweise können der Rezirkulationseintrittskanalteiler 532, der Sekundärrezirkulationskanal
57 und eine zugehörige Sekundärmischeinheit 5b, welche später erläutert wird, sowie
die Rezirkulationsdüsen 291 entfallen.
[0463] Es kann wiederum alternativ auch nur eine Primärrezirkulation derart vorgesehen sein,
dass zwar die Sekundärmischeinheit 5b und die zugehörigen Kanäle entfallen, und das
Gemisch der Primärrezirkulation jedoch nicht nur unter den Drehrost 25 zugeführt wird,
sondern dieses auch (beispielsweise über einen weiteren Kanal) zu den in dieser Variante
vorgesehenen Rezirkulationsdüsen 291 zugeführt wird. Diese Variante ist mechanisch
einfacher und damit kostengünstiger, und weist jedoch trotzdem die Rezirkulationsdüsen
291 zur Drallbildung der Strömung in der Brennkammer 24 auf.
[0464] Weiter können anstatt von nur drei Drehrostelementen 252, 253 und 254 auch zwei,
vier oder mehr Drehrostelemente vorgesehen sein. Bei beispielsweise fünf Drehrostelementen
könnten mit der gleichen Symmetrie und Funktionalität angeordnet sein, wie bei den
vorgestellten drei Drehrostelementen. Zudem können die Drehrostelemente auch unterschiedlich
zueinander geformt oder ausgebildet sein. Mehr Drehrostelemente haben den Vorteil,
dass die Brecherfunktion verstärkt wird.
[0465] Zu den angegebenen Maßen ist anzumerken, dass auch abweichend von diesen andere Maße
bzw. Maßkombinationen vorgesehen werden können.
[0466] Anstelle der konvexen Seiten der Drehrostelemente 252 und 254 können auch konkave
Seiten dieser vorgesehen sein, wobei die Seiten des Drehrostelements 253 in Folge
komplementär konvex geformt sein können. Dies ist funktional annähernd gleichwertig.
[0467] Als Brennstoffe der Biomasse-Heizanlage können auch andere Brennstoffe als Hackgut
oder Pellets verwendet werden. Hierbei kommen insbesondere Olivenschalen, Elefantengras
und biogene Abfälle als weitere Brennstoffe in Frage.
[0468] Die vorliegend offenbarte Biomasse-Heizanlage kann auch ausschließlich mit einer
Art eines Brennstoffs befeuert werden, beispielsweise nur mit Pellets. Die Brennstofferkennung
kann dabei auch derart zu Einsatz kommen, dass die Qualität (zB der Wassergehalt)
nur eines Brennstoffs erkannt wird.
[0469] Die Brennkammersteine 29 können auch ohne die Rezirkulationsdüsen 291 vorgesehen
sein. Dies kann insbesondere für den Fall gelten, bei welchem keine Sekundärrezirkulation
vorgesehen ist.
[0470] Die Rotationsströmung bzw. Wirbelströmung in der Brennkammer 24 kann rechtsdrehend
oder linksdrehend vorgesehen sein.
[0471] Die Brennkammerdecke 204 kann auch abschnittsweise, beispielsweise stufenförmig,
geneigt vorgesehen sein.
[0472] Die Sekundär(re)zirkulation kann auch nur mit Sekundärluft bzw. Frischluft beströmt
werden, und insofern nicht das Rauchgas rezirkulieren, sondern lediglich Frischluft
zuführen.
[0473] Die Sekundärluftdüsen 291 sind nicht auf rein zylindrische Bohrungen in den Brennkammersteinen
291 beschränkt. Diese können auch als kegelstumpfförmige Öffnungen oder taillierte
Öffnungen ausgebildet sein.
[0474] Die angegebenen Maße und Größenangaben sind lediglich beispielhaft zu verstehen,
und können abgewandelt werden.
[0475] Vorliegend wird die Rezirkulationseinrichtung 5 bei der Ausführungsform der Fig.
12 mit einer Primärrezirkulation und einer Sekundärrezirkulation beschrieben. Die
Rezirkulationseinrichtung 5 kann jedoch in deren Basiskonfiguration auch nur eine
Primärrezirkulation und keine Sekundärrezirkulation aufweisen. Bei dieser Basiskonfiguration
der Rezirkulationseinrichtung können entsprechend die für die Sekundärrezirkulation
erforderlichen Komponenten vollständig entfallen, beispielsweise können der Rezirkulationseintrittskanalteiler
532, der Sekundärrezirkulationskanal 57 und eine zugehörige Sekundärmischeinheit 5b,
welche erläutert wird, sowie die Rezirkulationsdüsen 291 entfallen.
[0476] Es kann wiederum alternativ auch nur eine Primärrezirkulation derart vorgesehen sein,
dass zwar die Sekundärmischeinheit 5b und die zugehörigen Kanäle entfallen, und das
Gemisch der Primärrezirkulation jedoch nicht nur unter den Drehrost 25 zugeführt wird,
sondern dieses auch (beispielsweise über einen weiteren Kanal) zu den in dieser Variante
vorgesehenen Rezirkulationsdüsen 291 zugeführt wird. Diese Variante ist mechanisch
einfacher und damit kostengünstiger, und weist jedoch trotzdem die Rezirkulationsdüsen
291 zur Wirbelstrom- bzw. Drallbildung der Strömung in der Brennkammer 24 auf.
[0477] Auch oder nur am Eingang der Rauchgasrezirkulationseinrichtung 5 können ein Luftmengensensor,
eine Unterdruckdose, ein Temperatursensor, ein Abgassensor und/oder ein Lambda-Sensor
vorgesehen sein.
[0478] Die Sensoren 111 bis 117 können an jedem geeigneten Ort zur Messung der entsprechenden
Größen vorgesehen sein, und insofern sind die Orte für diese Sensoren nicht auf die
in den Figuren gezeigten Orte beschränkt.
[0479] Obschon in den Figuren und in den Ausführungsformen eine Vielzahl von Sensoren dargestellt
und beschrieben sind, so kann für ein maschinelles Lernen im Sinne der vorgestellten
Anwendungen auch nur ein einzelner dieser Sensoren oder nur ein Teil dieser Sensoren
verwendet werden. In anderen Worten sind nicht alle der erläuterten Sensoren notwendig,
um ein maschinelles Lernen im Sinne der vorliegenden Ausführungsformen und Aspekte
zu realisieren. Dabei können insbesondere die Kombinationen der einzelnen Sensoren
(und damit der gemessenen physikalischen Größen) zum Einsatz kommen, die in den einzelnen
Anwendungsbeispielen der Fig. 25 ff. aufgeführt sind.
[0480] Die Position der Sensoren 111, 112, 113, 114, 116 und 117 etc. ist in den Figuren
lediglich beispielhaft dargestellt und kann variieren, solange eine Erfassung der
jeweils beabsichtigen Betriebsgröße direkt oder indirekt (bspw. durch Korrekturrechnung)
möglich ist.
[0481] Ebenso können auch mehr oder weniger Sensoren oder Aktoren vorgesehen sein, als in
den Figuren angegeben. Für die jeweilige Anwendung der Fig. 26 ff. sind jeweils nur
bestimmte Sensoren erforderlich, wobei auch nur ein Teil der in den Fig. 26 ff. angegebenen
Sensoren ausreichend sein können. Allerdings gilt natürlich der beschriebene Grundsatz,
dass die jeweiligen KI-Modelle umso bessere Vorhersagen liefern können, je mehr Eingangsdaten
zum Trainieren und Ausführen verwendet werden. Insofern sind die vorliegend beschriebenen
KI-Modelle umso genauer, je mehr Sensoren mit entsprechenden Sensordaten zum Einsatz
kommen.
[0482] Obschon ein lokales und ein zentrales Training des KI-Modells beschrieben sind, kann
im Grundsatz auch eine Mischform dessen zum Einsatz kommen. Beispielsweise kann ein
Teil der Trainingsdaten vor Ort gewonnen und damit das Modell antrainiert werden,
und dieses dann mit Trainingsdaten von anderen Biomasse-Heizanlagen zentral weiter
trainiert werden.
[0483] Als Aktoren, die von der Biomasse-Heizanlage 1 geregelt werden, kommen auch Aktoren
in Frage, welche hierin nicht explizit erwähnt sind. Unter den Begriff "Aktor" fällt
jeglicher Aktor, unabhängig davon, ob er die Verbrennungsvorgänge in der Biomasse-Heizanlage
unmittelbar oder mittelbar oder auch nicht beeinflusst. Beispielsweise kann eine Anzeige
auf einem Display, welche das Ergebnis der Erkennung des Brennstoffs (der Klassifizierung
des Brennstoffs) anzeigt, als ein "Aktor" im Sinne dieser Anmeldung verstanden werden.
Gemäß einem speziellen Verständnis kann allerdings der Begriff "Aktor" dieser Offenbarung
auch nur als ein Aktor verstanden werden, welcher die Verbrennungsvorgänge in der
Biomasse-Heizanlage 1 beeinflussen kann (beispielsweise ein (Luft- oder Wasser-) Ventil,
ein Gebläse, eine Heizungswasserpumpe, ein Stellmotor des Drehrosts, ein Motor zur
Abreinigung der Biomasse-Heizanlage 1.
[0484] Als Wetterprognosedaten können jegliche Daten verstanden werden, die Auskunft über
die zukünftige Entwicklung des Wetters geben (beispielsweise Temperaturentwicklungen,
Regenwahrscheinlichkeiten, etc.). Derartige Daten werden üblicherweise online durch
sog. Wetterdienste in einem vorbestimmten Datenformat bereitgestellt, womit diese
von dem KI-Modell 104 nach einer Vor-Filterung verarbeitet werden können. Protokolle
zum Abrufen der Wetterprognosedaten sind dem Fachmann bekannt und werden für diese
Anmeldung inhaltlich vorausgesetzt.
[0485] Als KI-Modell können auch andere mathematische Modelle bzw. Konzepte als das hierin
erläuterte neuronale Netzwerk verwendet werden.
[0486] Ein Computerprogramm, das auch als Programm, Software, eine Softwareanwendung, eine
Anwendung, ein Modul, ein Softwaremodul, ein Script oder Code bezeichnet oder beschrieben
werden kann, kann in beliebiger Form von Programmiersprache geschrieben sein, umfassend
kompilierte oder interpretierte Sprachen oder deklarative oder prozedurale Sprachen;
und es kann in einer beliebigen Form eingesetzt werden, einschließlich als spezifisches
Programm oder als ein Modul, eine Komponente, ein Unterprogramm oder eine andere geeignete
Einheit für die Verwendung in einer Rechnerumgebung. Ein Programm kann, muss aber
nicht mit einer Datei in einem Dateisystem übereinstimmen. Ein Programm kann in einem
Abschnitt einer Datei gespeichert sein, die andere Programme oder Daten hält, z. B.
ein oder mehrere Scripts, gespeichert in einem Nachverfolgungs-Sprachdokument, in
einer einzelnen dem betreffenden Programm gewidmeten Datei oder in mehrfachen koordinierten
Dateien, z. B. Dateien, die auf einem oder mehreren Modulen, Unterprogrammen oder
Codeabschnitten speichern. Ein Computerprogramm kann eingesetzt werden, um auf einem
Computer oder auf mehrfachen Computer ausgeführt zu werden, die sich an einem Ort
befinden oder über mehrfache Orte verteilt und durch ein Datenkommunikationsnetz verbunden
sind.
[0487] Die in dieser Beschreibung beschriebenen Verfahren und Logikflüsse können durch einen
oder mehrere programmierbare Computer ausgeführt werden, die ein oder mehrere Computerprogramme
zum Ausführen von Funktionen durch den Betrieb durch Eingabedaten und das Erzeugen
einer Ausgabe ausführen. Die Verfahren und Logikflüsse können außerdem durch eine
Speziallogikschaltung, z. B. FPGA oder ASIC, oder durch eine Kombination von Speziallogikschaltung
und einem oder mehreren programmierten Computern ausgeführt werden.
[0488] Geeignete Computer für die Ausführung eines Computerprogramms können auf allgemeinen
oder Spezialmikroprozessoren oder beiden beruhen oder auf einer beliebigen anderen
Art von zentraler Verarbeitungseinheit. Im Allgemeinen empfängt eine zentrale Verarbeitungseinheit
Anweisungen und Daten von einem Festwertspeicher oder einem Direktzugriffsspeicher
oder von beiden. Die wesentlichen Elemente eines Computers sind eine zentrale Verarbeitungseinheit
zum Ausführen von Anweisungen und eine oder mehrere Speichervorrichtungen zum Speichern
von Anweisungen und Daten. Die zentrale Verarbeitungseinheit und der Speicher können
durch eine Speziallogikschaltung ergänzt oder in diese integriert werden. Im Allgemeinen
umfasst ein Computer außerdem eine oder mehrere Massenspeichervorrichtungen zum Speichern
von Daten oder ist operativ zum Empfangen von Daten davon oder zum Übertragen von
Daten zu diesen mit einem oder mehreren Massenspeichervorrichtungen verbunden, z.
B. magnetische, magnetooptische oder optische Disks. Ein Computer muss jedoch nicht
derartige Vorrichtungen aufweisen. Darüber hinaus kann ein Computer in eine andere
Vorrichtung eingebettet sein, z. B. ein Mobiltelefon, ein persönlicher digitaler Assistent
(PDA), ein mobiler Audio- oder Videoplayer, eine Spielekonsole, ein globales Positionierungssystem(GPS)-Empfänger,
oder eine tragbare Speichervorrichtung, z. B. ein universeller serieller Bus(USB)-Stick,
um nur ein paar aufzuzählen.
[0489] Geeignete computerlesbare Medien zum Speichern von Computerprogrammanweisungen und
Daten umfassen alle Formen von nichtflüchtigem Speicher, Medien und Speichervorrichtungen,
beispielhalber umfassend Halbleiter-Speichervorrichtungen, z. B. EPROM, EEPROM und
Flashspeichervorrichtungen; Magnetdisks, z. B. interne Festplatten oder Wechseldatenträger;
magnetooptische Disks; und CD-ROM und DVD-ROM-Disks.
[0490] Um eine Interaktion mit einem Benutzer bereitzustellen, können Ausführungsformen
des in dieser Beschreibung beschriebenen Inhalts auf einem Computer ausgeführt werden,
der eine Anzeigevorrichtung aufweist, z. B. einen CRT(Kathodenstrahlröhren)- oder
LCD(Flüssigkristallanzeige)-Monitor, zum Anzeigen von Informationen für den Benutzer,
und eine Tastatur und eine Zeigevorrichtung, z. B. eine Maus oder eine Steuerkugel,
durch die der Benutzer eine Eingabe für den Computer bereitstellen kann. Andere Arten
von Vorrichtungen können außerdem verwendet werden, um eine Interaktion mit einem
Benutzer bereitzustellen; z. B. ein für den Benutzer bereitgestelltes Feedback kann
eine beliebige Form von sensorischem Feedback sein, z. B. visuelles Feedback, hörbares
Feedback oder taktiles Feedback; und eine Eingabe vom Benutzer kann in einer beliebigen
Form empfangen werden, umfassend akustische, sprachliche oder taktile Eingabe. Zusätzlich
dazu kann ein Computer durch das Senden von Dokumenten und das Empfangen von Dokumenten
von einer Vorrichtung, die vom Benutzer verwendet wird, mit einem Benutzer interagieren;
z. B. durch Senden von Webseiten zu einem Webbrowser auf der Vorrichtung eines Benutzers
in Reaktion auf vom Webbrowser empfangenen Anfragen. Außerdem kann ein Computer mit
einem Benutzer durch das Senden von Textnachrichten oder anderen Formen von Nachrichten
an eine persönliche Vorrichtung, z. B. ein Smartphone, auf dem eine Nachrichtenanwendung
abläuft, und das Empfangen antwortender Nachrichten vom Benutzer interagieren.
[0491] Datenverarbeitungsvorrichtungen, beispielsweise die Steuereinrichtung 100, zum Umsetzen
von Maschinenlernmodellen können außerdem beispielsweise Spezial-Hardware-Beschleunigungseinheiten
zum Verarbeiten gewöhnlicher und rechenintensiver Bestandteile des Maschinenlerntrainings
oder der Produktion, d. h. Interferenz, Auslastungen, umfassen.
[0492] Maschinenlernmodelle können unter Verwendung eines Maschinenlern-Frameworks ausgeführt
und angewendet werden, z. B. ein TensorFlow-Framework, ein Microsoft Cognitive Toolkit-Framework,
ein Apache Singa-Framework oder ein Apache MXNet-Framework.
[0493] Ausführungsformen des in dieser Beschreibung beschriebenen Inhalts können in einem
Computersystem ausgeführt werden, das eine Back-End-Komponente umfasst, z. B. als
ein Datenserver, oder das eine Middleware-Komponente umfasst, z. B. einen Anwendungsserver,
oder das eine Front-End-Komponente umfasst, z. B. einen Client-Computer mit einer
graphischen Benutzerschnittstelle, einem Webbrowser oder einer Anwendung, durch die
ein Benutzer mit einer Ausführung des in dieser Beschreibung beschriebenen Inhalts
interagieren kann, oder eine beliebige Kombination von einem oder mehreren derartigen
Back-End-, Middleware- oder Front-End-Komponenten. Die Komponenten des Systems können
durch eine beliebige Form oder ein beliebiges Medium der digitalen Datenkommunikation
verbunden sein, z. B. ein Kommunikationsnetz. Beispiele für Kommunikationsnetze umfassen
ein lokales Netzwerk (LAN) und ein Weitbereichsnetz (WAN), z. B. das Internet.
[0494] Das Computersystem kann Clients (die Biomasse-Heizanlage 1) und zumindest einen Server
190 umfassen. Ein Client und ein Server sind im Allgemeinen voneinander entfernt und
interagieren üblicherweise durch ein Kommunikationsnetz. Die Beziehung des Clients
und des Servers entsteht durch Computerprogramme, die auf den entsprechenden Computern
laufen und die eine Client-Server-Beziehung miteinander haben.
[0495] Die hierin offenbarte Biomasse-Heizanlage dient der Verfeuerung von biogenem Festbrennstoff.
Die Grundprinzipien der hierin erläuterten Lehre (insb. betreffend der KI) können
jedoch auch bei gasförmigen Brennstoff zur Anwendung kommen. Beispielsweise kann das
vorliegende KI-Modell (oder die Lehre des Anspruchs 1) auch auf eine Heizanlage angewendet
werden, welche Produktgas (beispielsweise von einem Biomasse-Vergaser) verfeuert.
Hier können beispielsweise die hierin offenbarten Verfahren und auch die Grundprinzipien
des Lernens des KI-Modells 104 und der Ausführung der Regelung ebenso zum Einsatz
kommen.
[0496] Die hierin offenbarten Ausführungsformen und Aspekte wurden zur Beschreibung und
zum Verständnis der offenbarten technischen Sachverhalte bereitgestellt und sollen
den Umfang der vorliegenden Offenbarung nicht einschränken. Daher ist dies so auszulegen,
dass der Umfang der vorliegenden Offenbarung jede Änderung oder andere verschiedene
Ausführungsformen beinhaltet, die auf dem technischen Geist der vorliegenden Offenbarung
basieren.
- 1
- Biomasse-Heizanlage
- 11
- Kessel
- 12
- Kesselfuß
- 13
- Kesselgehäuse
- 14
- Wasserzirkulationseinrichtung
- 15
- Gebläse
- 16
- Außenverkleidung
- 100
- Steuereinrichtung der Biomasse-Heizanlage 1
- 111
- Abgasstempertursensor
- 112
- Lambdasonde
- 113
- Unterdrucksensor oder Druckdifferenzsensor
- 114
- Rücklauftemperatursensor bzw. Heizungswassertemperatursensor
- 115
- Kesseltemperatursensor
- 116
- Brennstoffbetthöhensensor
- 117
- Brennkammertemperatursensor
- 101
- maschinelle Lerneinheit
- 102
- Userinterface bzw. Benutzerschnittstelle
- 104
- KI-Modell
- 105, 105a, 105b
- Speicher (lokal oder zentral)
- 106
- Parameterdaten
- 107
- Regelalgorithmus
- 190
- Server
- 191
- weitere (vorzugsweise externe) Datenquelle bzw. Sensoren
- 198
- Verbindung
- 199
- Netzwerkverbindung
- 2
- Brenneinrichtung
- 21
- erste Wartungsöffnung für die Brenneinrichtung
- 22
- Drehmechanikhalterung
- 23
- Drehmechanik
- 24
- Brennkammer
- 25
- Drehrost
- 26
- Primärverbrennungszone der Brennkammer
- 27
- Sekundärverbrennungszone bzw. Strahlungsteil der Brennkammer
- 28
- Brennstoffbett
- 29
- Brennkammersteine
- A1
- erste Horizontalschnittlinie
- A2
- erste Vertikalschnittlinie
- 201
- Zündeinrichtung
- 202
- Brennkammerschräge
- 203
- Brennkammerdüse
- 204
- Brennkammerdecke
- 211
- Dämmmaterial bspw. Vermiculite
- 231
- Antrieb bzw. Motor(en) der Drehmechanik
- 251
- Bodenplatte des Drehrosts
- 252
- Erstes Drehrostelement
- 253
- Zweites Drehrostelement
- 254
- Drittes Drehrostelement
- 255
- Übergangselement
- 256
- Öffnungen
- 257
- Rostlippen
- 258
- Verbrennungsfläche
- 260
- Auflageflächen der Brennkammersteine
- 261
- Nut
- 262
- Vorsprung
- 263
- Ring
- 264
- Halterungssteine
- 265
- Schräge der Halterungssteine
- 291
- Sekundärluft bzw. Rezirkulationsdüsen
- 3
- Wärmetauscher
- 31
- Wartungsöffnung für Wärmetauscher
- 32
- Kesselrohre
- 33
- Kesselrohreintritt
- 34
- Wendekammereintritt
- 35
- Wendekammer
- 36
- Federturbulator
- 37
- Band- oder Spiralturbulator
- 38
- Wärmetauschmedium
- 331
- Isolation am Kesselrohreintritt
- 4
- Filtereinrichtung
- 41
- Abgasausgang
- 42
- Elektrodenversorgungsleitung
- 43
- Elektrodenhalterung
- 44
- Filtereintritt
- 45
- Elektrode
- 46
- Elektrodenisolation
- 47
- Filteraustritt
- 48
- Käfig
- 49
- Rauchgaskondensator
- 411
- Rauchgaszuleitung zum Rauchgaskondensator
- 412
- Rauchgasausgang aus dem Rauchgaskondensator
- 481
- Käfighalterung
- 491
- erster Fluidanschluss
- 491
- zweiter Fluidanschluss
- 493
- Wärmetauscherrohr
- 4931
- Rohrhalteelement
- 4932
- Rohrbodenelement
- 4933
- Schlaufen/Umkehrstellen
- 4934
- erste Zwischenräume der Wärmetauscherrohre zueinander
- 4935
- zweite Zwischenräume der Wärmetauscherrohre zu der Außenwand des Rauchgaskondensators
- 4936
- Durchlässe
- 495
- Kopfelement
- 4951
- Kopfelementströmungsführung
- 496
- Kondensataustritt
- 4961
- Kondensatsammeltrichter
- 497
- Flansch
- 498
- Seitenfläche mit Wartungsöffnung
- 499
- Halterungseinrichtung für den Rauchgaskondensator
- 5
- Rezirkulationseinrichtung
- 50
- Ringkanal um Brennkammersteine
- 52
- Luftventil
- 52s
- Schieberventil
- 53
- Rezirkulationseintritt
- 54
- Primärmischkanal
- 55
- Sekundärmischkanal
- 55a
- Sekundärtemperierungskanal
- 56
- Primärrezirkulationskanal
- 57
- Sekundärrezirkulationskanal
- 58
- Primärluftkanal
- 59
- Sekundärluftkanal
- 5a
- Primärmischeinheit
- 5b
- Sekundärmischeinheit
- 521
- Ventilstellaktor
- 522
- Ventilstellachsen
- 523
- Ventilflügel
- 524
- Ventilgehäuse
- 525
- Ventilvorkammer
- 526
- Ventildurchtrittsöffnung
- 527
- Ventilkörper
- 528
- Ventilfläche
- 531
- Rezirkulationseintrittskanal
- 532
- Rezirkulationseintrittskanalteiler
- 541
- Primärdurchtritt
- 542
- Primärmischkammer
- 543
- Primärmischkammeraustritt
- 544
- Primärreziventileintritt
- 545
- Primärluftventileintritt
- 546
- Primärmischkammergehäuse
- 551
- Sekundärdurchtritt
- 552
- Sekundärmischkammer
- 553
- Sekundärmischkammeraustritt
- 554
- Sekundärreziventileintritt
- 555
- Sekundärluftventileintritt
- 556
- Sekundärmischkammergehäuse
- 581
- Primärlufteintritt
- 582
- Primärluftsensor
- 591
- Sekundärlufteintritt
- 592
- Sekundärluftsensor
- 6
- Brennstoffzufuhr
- 61
- Zellradschleuse
- 62
- Achse der Brennstoffzufuhr
- 63
- Übersetzungsmechanik
- 64
- Brennstoffzufuhrkanal
- 65
- Brennstoffzufuhröffnung
- 66
- Antriebsmotor
- 67
- Brennstoff-Förderschnecke
- 7
- Ascheabfuhr
- 71
- Ascheaustragungsschnecke
- 711
- Schneckenachse
- 712
- Zentrierungsscheibe
- 713
- Wärmetauscherabschnitt
- 714
- Brennerabschnitt
- 72
- Motor der Ascheabfuhr mit Mechanik
- 73
- Übergangsschnecke
- 731
- rechter Unterabschnitt - nach links steigende Schnecke
- 732
- linker Unterabschnitt -nach rechts steigende Schnecke
- 74
- Aschebehälter
- 75
- Übergangschneckengehäuse
- 751
- Öffnung des Übergangsschneckengehäuses
- 752
- Begrenzungsblech
- 753
- Hauptkörperabschnitt des Gehäuses
- 754
- Befestigungs- und Trennelement
- 755
- Trichterelement
- 81
- Lagerachsen
- 82
- Drehachse der Brennstoff-Niveauklappe
- 83
- Brennstoff-Niveauklappe
- 831
- Hauptfläche
- 832
- Mittenachse
- 833
- Oberflächenparallele
- 834
- Öffnungen
- 84
- Lagerkerbe
- 85
- Sensorflansch
- 86
- Glutbetthöhenmessmechanik
- 9
- Reinigungseinrichtung
- 91
- Reinigungsantrieb
- 92
- Reinigungswellen
- 93
- Wellenhalterung
- 94
- Fortsatz
- 95
- Turbulatorhalterungen
- 951
- Drehlageraufnahme
- 952
- Fortsätze
- 953
- Durchlässe
- 954
- Ausnehmungen
- 955
- Drehlagergestänge
- 96
- zweiarmiger Schlaghebel
- 97
- Anschlagkopf
- E
- Einschubrichtung des Brennstoffs
- S∗
- Strömungspfeile