[0001] Die Erfindung betrifft ein Lackierverfahren und eine Druckvorrichtung zur Verwendung
in einem solchen Verfahren.
[0002] Bislang werden Luftfahrzeugbauteile, nicht zuletzt wegen ihrer gekrümmten Oberflächen,
vor dem Lackieren von Hand maskiert. Der Maskierungsaufwand für Flugzeuge ist dabei
beispielsweise an den Tür- und Fensterbereichen sowie den mit Buchstaben oder Logos
versehenen Oberflächen besonders hoch.
[0003] Es gibt daher ein Bedürfnis, den Maskiervorgang soweit wie möglich zu automatisieren.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde Lackierverfahren für Bauteile zu verbessern,
vorzugsweise im Hinblick auf eine weitere Automatisierung.
[0005] Die Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte
Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Die Erfindung schafft ein Lackierverfahren zum Lackieren eines Bauteils, vorzugsweise
eines Luftfahrzeugbauteils, mit den Schritten:
- 1.1
- Bereitstellen des Bauteils;
- 1.2
- bereichsweises Aufbringen eines filmbildenden Maskiermittels durch Drucken des Maskiermittels
mittels eines Druckkopfes auf das Bauteil, um wenigstens einen maskierten Oberflächenbereich
zu schaffen;
- 1.3
- Ausbildenlassen oder Ausbilden eines Maskierfilmes aus dem Maskiermittel
- 1.4
- Lackieren des Bauteils mit einem Lackierungsmittel; und
- 1.5
- Entfernen des Maskierfilmes von dem Bauteil zum Freilegen des maskierten Oberflächenbereichs.
[0007] Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.1 das Bauteil mit einem Untergrund versehen ist
oder wird.
[0008] Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.1 auf das Bauteilmaterial oder auf den Untergrund
eine weitere Schicht aufgebracht wird.
[0009] Es ist bevorzugt, dass das in Schritt 1.2 gedruckte Maskiermittel ein flüssiges filmbildendendes
Maskiermittel ist. Das Maskiermittel ist vorzugsweise eine Sprühfolienflüssigkeit,
eine Drucktinte oder ein flüssiges Formtrennmittel.
[0010] Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.3 der Maskierfilm durch Verdunstenlassen von
Lösungsmittel aus dem Maskiermittel oder durch Aktivieren des Maskiermittels durch
Erwärmen oder durch Bestrahlen, vorzugsweise durch Bestrahlen mit (UV-)Licht, gebildet
wird.
[0011] Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.5 der Maskierfilm durch mechanisches Entfernen,
vorzugsweise durch mechanisches Abziehen entfernt wird. Es ist bevorzugt, dass in
Schritt 1.5 der Maskierfilm geschwächt wird, beispielsweise durch Schneiden oder Lasern.
Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.5 der Maskierfilm mit Hilfe von Druckluft entfernt
wird, vorzugsweise weggeblasen wird. Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.5 der Maskierfilm
mittels einer Saugeinrichtung entfernt wird, vorzugsweise abgesaugt wird. Es ist bevorzugt,
dass das mechanische Entfernen durch eine Greifeinrichtung erfolgt. Es ist bevorzugt,
dass der Maskierfilm eine Startstelle zum Entfernen aufweist, wobei die Startstelle
durch ein in den Maskierfilm eingebettetes Streifenelement, beispielsweise einen Klebestreifen,
gebildet ist, wobei in Schritt 1.5 die Startstelle mechanisch erfasst wird, um das
Entfernen zu beginnen. Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.5 der Maskierfilm mittels
Bürsten, Rubbeln, Radieren, Wasserstrahl und/oder Hochdruckreiniger entfertn wird.
[0012] Es ist bevorzugt, dass in Schritt 1.5 eine Decklackschicht aufgebracht wird, um die
Anhaftung des Maskierfilms zu verringern, und anschließend der Maskierfilm durch mechanisches
Entfernen vom Bauteil abgelöst wird.
[0013] Die Erfindung schafft ferner eine Druckvorrichtung zum Bedrucken von Bauteilen, vorzugsweise
von Luftfahrzeugbauteilen, wobei die Druckvorrichtung einen relativ zu dem Bauteil
bewegbaren Druckkopf und ein mit dem Druckkopf fluidverbundenes Reservoir aufweist,
das den Druckkopf mit zu druckendem Material versorgt, wobei das Reservoir ein flüssiges
Maskiermittel enthält. Das Maskiermittel ist vorzugsweise eine Sprühfolienflüssigkeit,
eine Drucktinte oder ein flüssiges Formentrennmittel.
[0014] Die Erfindung schafft zudem eine Verwendung einer solchen Druckvorrichtung bei der
Durchführung eines zuvor beschriebenen Lackierverfahrens.
[0015] Eine Idee der Erfindung ist es das Maskierungsmittel bzw. den Maskierungsfilm per
Tintenstrahlverfahren auf dem Bauteil aufzubringen. Dies kann ein vollautomatisierter
Prozess sein, sodass manuelles Maskieren des Bauteils vor der Lackierung entfallen
kann. Tintenstrahlverfahren zum Bedrucken von dreidimensionalen Objekten sind zwar
als solches bekannt (beispielsweise Heidelberger Druckmaschinen Omnifire).
[0016] Das hier vorgeschlagene Verfahren ist eine neue Anwendung für Tintenstrahlverfahren,
indem das damit aufgebrachte Material als Maskierfilm für eine später erfolgende Lackierung
benutzt wird. Der so aufgedruckte Maskierfilm kann im Unterschied zu dem konventionellen
Verfahren nach dem Lackieren einfach abgezogen werden. Die Drucktinte kann beispielsweise
eine UV-Tinte sein, die durch Bestrahlung mit UV-Licht in einen fertigen Maskierfilm
aushärtet.
[0017] Versuche der Anmelderin haben gezeigt, dass übliche Drucktinten auf einem in der
Luftfahrt üblichen Lackuntergrund oder einer Lackweitere Schicht als Maskiermittel
funktionell geeignet sind. Die funktionelle Drucktinte ist zwar abdeckend, jedoch
nicht zwingend farbgebend und haftet nur geringfügig an und kann daher manuell, mittels
eines Greifers oder anderer Methoden von dem Bauteil abgezogen werden.
[0018] Es ist auch möglich eine Sprühfolienflüssigkeit als Maskiermittel zu verdrucken,
sofern diese etwa die gleiche Viskosität wie funktionelle Drucktinten aufweist. Ferner
ist es auch denkbar, dass ein flüssiges Formentrennmittel, wie es bei der Herstellung
von Faserverbundbauteilen in einer Form verwendet wird, als Maskiermittel verdruckt
werden kann. Das Formentrennmittel hat vorzugsweise eine ähnliche Viskosität, wie
die funktionelle Drucktinte.
[0019] Ferner haben die Versuche der Anmelderin ergeben, dass das Auftragen einer Decklackschicht
(Klarlack oder dergleichen), das Ablösen des Maskiermittels unterstützen kann.
[0020] Mit den hierin beschriebenen Ideen wird ein druckbarer Maskierfilm ermöglicht, der
die Handarbeit am Bauteil entfallen lassen kann. Das Drucken ermöglicht es vorzugsweise
eine genaue und zielgerichtete Dosierung auf dem Bauteil, dass weniger Abfallstoffe
anfallen und die Qualität des Ergebnisses gesteigert werden kann. Ferner ermöglicht
das Drucken eine volle Automatisierung des Maskierungsprozesses, sodass letztendlich
der gesamte Lackiervorgang automatisiert werden kann. Insgesamt lässt sich hierdurch
auch die gesamte Prozesszeit für das Lackieren verringern.
[0021] Ausführungsbeispiele werden anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen näher
erläutert. Darin zeigt:
- Fig. 1
- ein Ausführungsbeispiel eines Lackierverfahrens;
- Fig. 2
- ein Ausführungsbeispiel einer Druckvorrichtung;
- Fig. 3
- eine Ansicht der Druckvorrichtung beim Maskieren; und
- Fig. 4
- eine Ansicht vom Entfernen des Maskierfilms aus einem Versuch der Anmelderin.
[0022] Fig. 1 zeigt schematisch ein Lackierverfahren mit den Schritten S10 bis S18.
[0023] In dem ersten Schritt S10 wird ein Luftfahrzeugbauteil 10 bereitgestellt. Das Luftfahrzeugbauteil
10 kann beispielsweise ein außen an einem Luftfahrzeug angeordnetes Bauteil sein.
Das Luftfahrzeugbauteil 10 kann erstmals lackiert werden oder zu einer Neulackierung
behandelt werden. Das Luftfahrzeugbauteil 10 kann eine Vorbehandlung (beispielsweise
Reinigung, Abschleifen und dergleichen) erfahren.
[0024] In dem zweiten Schritt S12 kann auf dem Luftfahrzeugbauteil ein erster Lackaufbau
als Untergrund 12 aufgebracht werden. Der Lackaufbau kann verschiedene Schichten,
beispielsweise Haftvermittler, Grundierung oder weitere funktionale Schichten (z.B.
Korrosions- und/oder Erosionsschutz) enhalten. Zur Verbesserung der Anhaftung weiterer
Schichten kann zudem auf dem Untergrund 12 eine weitere Schicht 14 aufgebracht werden.
Das Aufbringen kann auf übliche Weise durch Rollen, Streichen oder Sprühen erfolgen.
[0025] In dem dritten Schritt S14 wird ein flüssiges filmbildendes Maskiermittel 16 aufgedruckt.
Das Aufdrucken erfolgt durch einen Tintenstrahldruckkopf. Das Maskiermittel 16 kann
eine Sprühfolienflüssigkeit, eine funktionelle Drucktinte oder ein Formtrennmittel
sein.
[0026] Das Maskiermittel 16 bildet einen geschlossenen Maskierfilm 18, indem das Lösemittel
aus dem Maskiermittel 16 verdunstet. Es ist auch möglich, dass das Maskiermittel 16
den Maskierfilm 18 erst durch Aktivierung bildet, beispielsweise durch UV-Licht oder
Wärme. Der Maskierfilm 18 liegt an der Oberfläche an bzw. haftet lediglich minimal
an der Oberfläche, geht jedoch keinen Verbund ein. Damit ergibt sich eine gute Ablösbarkeit
des Maskierfilms 18 von der darunterliegenden Schicht.
[0027] In dem vierten Schritt S16 können übliche Decklacke als Lackierungsmittel 20 auf
an sich bekannte Art aufgebracht werden. Diese können vorzugsweise farbgebend sein,
um beispielsweise ein gewünschtes Logo zu erzeugen. Es kann zusätzlich noch eine Decklackschicht
22 (meist Klarlack) auf dem Lackierungsmittel 20 aufgebracht werden. Das Lackierungsmittel
20 und/oder die Decklackschicht 22 können im weiteren Verfahren beim Ablösen des Maskierfilms
18 helfen.
[0028] In dem fünften Schritt S18 wird der Maskierfilm 18 mechanisch entfernt, beispielsweise
abgezogen, wodurch der maskierte Oberflächenbereich 24 freigelegt wird.
[0029] Fig. 2 und Fig. 3 zeigt schematisch eine Druckvorrichtung 26, die für das zuvor beschriebene
Verfahren verwendet werden kann. Die Druckvorrichtung 26 umfasst einen Roboterarm
28 an dessen Ende ein Druckkopf 30 angebracht ist. Der Druckkopf 30 ist als Tintenstrahldruckkopf
32 ausgebildet und kann, je nach Tintenart, eine Aktivierungseinheit 34 zum Aktivieren
bzw. Aushärten der gedruckten funktionellen Drucktinte aufweisen. Die Druckvorrichtung
26 weist ferner ein Reservoir 36 auf, das die funktionelle Drucktinte bzw. das Maskiermittel
16 enthält.
[0030] Wie näher aus Fig. 3 ersichtlich fährt der Druckkopf 30 einen vorgegebenen Maskierungspfad
38 auf dem Luftfahrzeugbauteil 10 ab, um den Oberflächenbereich 24 zu maskieren, beispielsweise
in einer elliptischen Form. Durch die zielgerichtete Auftragung wird der Oberflächenbereich
24 scharf maskiert, wodurch eine klare Kontur nach dem Entfernen entsteht.
[0031] Ferner kann die Druckvorrichtung 26 eine Maskierfilm-Entfernungsvorrichtung 40 umfassen.
Die Maskierfilm-Entfernungsvorrichtung 40 kann den Maskierfilm 18 erfassen und von
dem Luftfahrzeugbauteil 10 mechanisch entfernen. Je nach Art der mechanischen Entfernung,
kann die Maskierfilm-Entfernungsvorrichtung 40 einen Laser, ein Messer, eine Druckluftdüse,
einen Greifer, einen Saugnapf, ein Saugrohr, eine Vorrichtung für einen Wasserstrahl
oder Hochdruckwasserstrahl, eine Bürste und/oder eine Rubbel- oder Radiervorrichtung
aufweisen.
[0032] Fig. 4 ist ein Foto eines Abziehversuchs bei der Anmelderin. Der Maskierfilm 18 wurde
auf eine weiße Grundlackschicht 42 aufgetragen und anschließend mit einem Klarlack
bedeckt. Sodann wurde der Maskierfilm 18 zwischen zwei vorgegebenen Trennlinien 44
von der Grundlackschicht 42 manuell erfolgreich abgezogen.
[0033] Um den aufwendigen Lackierungsprozess von großen dreidimensional geformten Bauteilen,
vorzugsweise Luftfahrzeugbauteilen zu verbessern, wird vorgeschlagen den Maskierschritt
zu automatisieren. Dies kann erreicht werden, indem ein Maskiermittel im Tintenstrahlverfahren
auf das Bauteil aufgedruckt wird, das einen Maskierfilm bildet. Der Maskierfilm maskiert
den gewünschten Oberflächenbereich und kann nach dem Ende der Lackierung entfernt
werden. Als Maskiermittel werden vorzugsweise Sprühfolien, funktionelle Drucktinten
oder Formtrennmittel verwendet.
Bezugszeichenliste:
[0034]
- 10
- Luftfahrzeugbauteil
- 12
- Untergrund
- 14
- weitere Schicht
- 16
- Maskiermittel
- 18
- Maskierfilm
- 20
- Lackierungsmittel
- 22
- Decklackschicht
- 24
- Oberflächenbereich
- 26
- Druckvorrichtung
- 28
- Roboterarm
- 30
- Druckkopf
- 32
- Tintenstrahldruckkopf
- 34
- Aktivierungseinheit
- 36
- Reservoir
- 38
- Maskierungspfad
- 40
- Maskierfilm-Entfernungsvorrichtung
- 42
- Grundlackschicht
- 44
- Trennlinie
1. Lackierverfahren zum Lackieren eines Bauteils, vorzugsweise eines Luftfahrzeugbauteils
(10), mit den Schritten:
1.1 Bereitstellen des Bauteils (10);
1.2 bereichsweises Aufbringen eines filmbildenden Maskiermittels (16) durch Drucken
des Maskiermittels (16) mittels eines Druckkopfes (30) auf das Bauteil (10), um wenigstens
einen maskierten Oberflächenbereich (24) zu schaffen;
1.3 Ausbildenlassen oder Ausbilden eines Maskierfilmes (18) aus dem Maskiermittel
(16);
1.4 Lackieren des Bauteils (10) mit einem Lackierungsmittel (20); und
1.5 Entfernen des Maskierfilmes (18) von dem Bauteil (10) zum Freilegen des maskierten
Oberflächenbereichs (24).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei in Schritt 1.1 das Bauteil (10) mit einem Untergrund
(12) versehen ist oder wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in Schritt 1.1 auf das Bauteilmaterial
oder auf den Untergrund (12) eine weitere Schicht (14) aufgebracht wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das in Schritt 1.2 gedruckte
Maskiermittel (16) ein flüssiges filmbildendendes Maskiermittel (16), vorzugsweise
eine Sprühfolienflüssigkeit, eine Drucktinte oder ein flüssiges Formtrennmittel, ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in Schritt 1.3 der Maskierfilm
(18) durch Verdunstenlassen von Lösungsmittel aus dem Maskiermittel (16) oder durch
Aktivieren des Maskiermittels (16) durch Erwärmen oder durch Bestrahlen gebildet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in Schritt 1.5 der Maskierfilm
(18) durch mechanisches Entfernen entfernt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in Schritt 1.5 eine Decklackschicht
(22) aufgebracht wird, um die Anhaftung des Maskierfilms (18) zu verringern, und anschließend
der Maskierfilm (18) durch mechanisches Entfernen vom Bauteil abgelöst wird
8. Druckvorrichtung (26) zum Bedrucken von Bauteilen, vorzugsweise von Luftfahrzeugbauteilen
(10), wobei die Druckvorrichtung einen relativ zu dem Bauteil (10) bewegbaren Druckkopf
(30) und ein mit dem Druckkopf (30) fluidverbundenes Reservoir (34) aufweist, das
den Druckkopf (30) mit zu druckendem Material versorgt, wobei das Reservoir (34) ein
flüssiges Maskiermittel (16), vorzugsweise eine Sprühfolienflüssigkeit, eine Drucktinte
oder ein flüssiges Formentrennmittel, enthält.
9. Verwendung einer Druckvorrichtung (30) nach Anspruch 8 bei der Durchführung eines
Lackierverfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7.