[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern einer Personentransportanlage.
Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Steuereinrichtung, ein Computerprogramm und
ein computerlesbares Medium zum Ausführen eines solchen Verfahrens sowie eine Personentransportanlage,
die mit einer solchen Steuereinrichtung ausgestattet ist.
[0002] Ein Antriebsmotor einer Fahrtreppe oder eines Fahrsteigs kann beispielsweise mittels
eines Frequenzumrichters angesteuert werden. Dabei können Sensorsignale eines mit
einer Schwungscheibe zusammenwirkenden induktiven Sensors oder sonstiger sicherheitsrelevanter
oder nicht sicherheitsrelevanter Sensoren oder durch den Frequenzumrichter bereitgestellte
Frequenzwerte in einer Steuereinrichtung ausgewertet werden. Je nach Art der Eingangsgrössen
kann die Auswertung in der Steuereinrichtung relativ hohe Taktraten erfordern. Eine
solche Steuereinrichtung ist daher üblicherweise als eingebettetes System realisiert.
Einfache Funktionen können jedoch auch durch eine speicherprogrammierbare Steuerung,
kurz SPS oder englisch PLC (Programmable Logic Controller) genannt, übernommen werden.
[0003] In
EP 1 323 661 B1 ist beispielsweise ein Verfahren zum Abbremsen eines Antriebsmotors einer Personenfördereinrichtung
mittels eines Frequenzumrichters und einer zweikanaligen Sicherheitsschaltung beschrieben.
[0004] Es kann daher ein Bedarf an einem Verfahren zum Steuern einer Personentransportanlage
bestehen, mit dem Eingangssignale mit grösserer Flexibilität und/oder geringerem Rechenaufwand
gegenüber gängigen, beispielsweise auf eingebetteten Systemen basierenden Verfahren
verarbeitet werden können. Ferner kann ein Bedarf an einer Steuereinrichtung, einem
Computerprogrammprodukt und einem computerlesbaren Medium zum Ausführen eines solchen
Verfahrens sowie an einer mit einer solchen Steuereinrichtung ausgestatteten Personentransportanlage
bestehen.
[0005] Diesem Bedarf kann durch den Gegenstand eines der unabhängigen Ansprüche entsprochen
werden. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen und in der
nachfolgenden Beschreibung definiert.
[0006] Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern einer Personentransportanlage.
Die Personentransportanlage umfasst einen Antriebsmotor, einen mit einer Antriebswelle
des Antriebsmotors mechanisch gekoppelten Drehgeber und eine Steuereinrichtung. Das
Verfahren umfasst zumindest die folgenden Schritte: Empfangen von durch den Drehgeber
bereitgestellten Messwerten für eine Drehgeschwindigkeit und/oder einen Drehwinkel
der Antriebswelle in der Steuereinrichtung; Auswerten der Messwerte, wobei ein Auswertungsergebnis
erzeugt wird; Erzeugen eines Steuersignals zum Ansteuern des Antriebsmotors und/oder
einer Bremseinrichtung der Personentransportanlage basierend auf dem Auswertungsergebnis.
[0007] Das Verfahren kann beispielsweise automatisch durch einen Prozessor der Steuereinrichtung
ausgeführt werden. Die Steuereinrichtung kann Hardware- und/oder Softwaremodule umfassen.
[0008] Die Personentransportanlage kann beispielsweise als Fahrtreppe oder Fahrsteig ausgeführt
sein. Möglich ist aber auch eine Ausführung der Personentransportanlage als Aufzug.
[0009] Der Antriebsmotor kann beispielsweise als Synchron- oder Asynchronmotor ausgeführt
sein. Ist die Personentransportanlage als Fahrtreppe oder Fahrsteig ausgeführt, so
kann der Antriebsmotor über ein Getriebe mit einem Stufenband, einem Palettenband
und/oder einem Handlauf gekoppelt sein.
[0010] Der Antriebsmotor kann über einen Frequenzumrichter ansteuerbar sein.
[0011] Bei der Antriebswelle des Antriebsmotors kann es sich um eine Hauptantriebswelle
der Personentransportanlage handeln. Ein rotierender Teil des Drehgebers kann in geeigneter
Weise drehfest mit der Antriebswelle verbunden sein. Beispielsweise kann der rotierende
Teil direkt auf der Antriebswelle sitzen oder über einen Flansch mit dieser gekoppelt
sein. Der Drehgeber, auch Encoder genannt, kann als Inkrementalgeber oder Absolutwertgeber
ausgeführt sein.
[0012] Das Steuersignal kann beispielsweise ein Schaltsignal für ein oder mehrere Schütze
oder für ein oder mehrere elektrische Ventile sein. Das Steuersignal kann aber auch
ein Eingangssignal für eine Drehzahlsteuerung des Antriebsmotors sein.
[0013] Die Messwerte, die in der Steuereinrichtung empfangen werden, können beispielsweise
mit einem Vorzeichen behaftet sein. Durch Auswerten des Vorzeichens kann zusätzlich
eine Drehrichtung der Antriebswelle bestimmt werden.
[0014] Das Gleiche kann für zusätzliche Messwerte zutreffen, die durch mindestens einen
zusätzlichen Sensor der Personentransportanlage bereitgestellt wurden und in der Steuereinrichtung
empfangen werden (siehe weiter unten).
[0015] Dadurch, dass die Messwerte für die Drehgeschwindigkeit und/oder den Drehwinkel der
Antriebswelle durch einen Drehwertgeber bereitgestellt werden, kann der Rechenaufwand
beim Steuern der Personentransportanlage gegenüber einer Lösung, bei der diese Messgrössen
erst durch Umwandeln eines Sensorsignals, beispielsweise eines HallSensors, innerhalb
der Steuerung der Personentransportanlage bestimmt werden müssen, erheblich verringert
werden. Dies ermöglicht die Implementierung verschiedener Steuerungsfunktionen mittels
einer speicherprogrammierbaren Steuerung, insbesondere auch von Sicherheitsfunktionen,
die erforderlich sind, um im Störungsfall einen sicheren Betrieb bzw. ein sicheres
Ausserbetriebsetzen der Personentransportanlage zu gewährleisten.
[0016] Vorteilhaft ist zudem, dass komplexe Sicherheitsfunktionen wie beispielsweise die
Überwachung der Drehzahl des Antriebsmotors oder die Überprüfung des Handlaufs und/oder
des Personentransportbands auf Über- und/oder Untergeschwindigkeit mit dem hier und
im Folgenden beschriebenen Verfahren auch dann aktiv bleiben, wenn der Frequenzumrichter
im Störungsfall überbrückt werden muss, was auch als Bypass-Betrieb bezeichnet werden
kann.
[0017] Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft eine Steuereinrichtung mit einem Prozessor,
der konfiguriert ist, um das Verfahren gemäss einer Ausführungsform des ersten Aspekts
der Erfindung auszuführen. Zusätzlich zum Prozessor kann die Steuereinrichtung einen
Speicher und Datenkommunikationsschnittstellen zur Datenkommunikation mit Peripheriegeräten
umfassen. Merkmale des Verfahrens gemäss einer Ausführungsform des ersten Aspekts
der Erfindung können auch Merkmale der Steuereinrichtung sein und umgekehrt.
[0018] Ein dritter Aspekt der Erfindung betrifft eine Personentransportanlage, die einen
Antriebsmotor, einen Drehgeber, der mit einer Antriebswelle des Antriebsmotors mechanisch
gekoppelt ist, und eine Steuereinrichtung gemäss einer Ausführungsform des zweiten
Aspekts der Erfindung umfasst.
[0019] Ein vierter Aspekt der Erfindung betrifft ein Computerprogramm. Das Computerprogramm
umfasst Befehle, die einen Prozessor bei Ausführung des Computerprogramms durch den
Prozessor veranlassen, das Verfahren gemäss einer Ausführungsform des ersten Aspekts
der Erfindung auszuführen.
[0020] Ein fünfter Aspekt der Erfindung betrifft ein computerlesbares Medium, auf dem das
Computerprogramm gemäss einer Ausführungsform des vierten Aspekts der Erfindung gespeichert
ist. Das computerlesbare Medium kann ein flüchtiger oder nicht flüchtiger Datenspeicher
sein. Beispielsweise kann das computerlesbare Medium eine Festplatte, ein USB-Speichergerät,
ein RAM, ROM, EPROM oder Flash-Speicher sein. Das computerlesbare Medium kann auch
ein einen Download eines Programmcodes ermöglichendes Datenkommunikationsnetzwerk
wie etwa das Internet oder eine Datenwolke (Cloud) sein.
[0021] Merkmale des Verfahrens gemäss einer Ausführungsform des ersten Aspekts der Erfindung
können auch Merkmale des Computerprogramms und/oder des computerlesbaren Mediums sein
und umgekehrt.
[0022] Mögliche Merkmale und Vorteile von Ausführungsformen der Erfindung können unter anderem
und ohne die Erfindung einzuschränken als auf nachfolgend beschriebenen Ideen und
Erkenntnissen beruhend angesehen werden.
[0023] Gemäss einer Ausführungsform ist die Steuereinrichtung eine speicherprogrammierbare
Steuerung. Anders ausgedrückt können die Messwerte in der speicherprogrammierbaren
Steuerung empfangen und dort ausgewertet werden. Ebenso kann das Steuersignal durch
die speicherprogrammierbare Steuerung erzeugt werden. Die speicherprogrammierbare
Steuerung kann als eine besonders vorteilhafte Bauform der Steuereinrichtung aufgefasst
werden.
[0024] Eine speicherprogrammierbare Steuerung kann, beispielsweise im Gegensatz zu einer
verbindungsprogrammierten Steuerung oder einem eingebetteten System, als ein Computer
oder ein Computersystem zum Ausführen eines in einer speziellen, auf Flussdiagrammen
basierenden Programmiersprache geschriebenen Computerprogramms verstanden werden.
Die speicherprogrammierbare Steuerung kann beispielsweise als Mikrocontroller mit
eigener CPU und speziellem Betriebssystem ausgeführt sein. Möglich sind aber auch
andere Bauformen der speicherprogrammierbaren Steuerung. Eine solche Steuerung bietet
den Vorteil einer hohen Flexibilität und Zuverlässigkeit, einer schnellen Fehleranalyse
und -behebung sowie einer einfachen Einbindung in ein bestehendes Datenkommunikationsnetzwerk.
[0025] Gemäss einer Ausführungsform werden die Messwerte in ein Auswertemodul zum Bestimmen
einer sicherheitsrelevanten Störung der Personentransportanlage eingegeben. Dabei
wird das Auswertungsergebnis basierend auf Ausgaben des Auswertemoduls erzeugt. Unter
einem Auswertemodul kann eine Sicherheitsfunktion zum Schalten eines Sicherheitskreises
der Personentransportanlage oder eine Komponente einer solchen Sicherheitsfunktion
verstanden werden. Unter einer sicherheitsrelevanten Störung kann in diesem Zusammenhang
eine Störung verstanden werden, die unter anderem einen schädigungsfreien Betrieb
der Personentransportanlage und/oder einen unversehrten Transport von Passagieren
gefährdet. Das Auswertemodul kann derart konzipiert sein, dass es hohen Sicherheitsanforderungen
wie z. B. einem Sicherheitsintegritätsniveau (Safety Integrity Level 3 - SIL3) genügt.
Somit kann ein sicherer Betrieb bzw. ein sicheres Ausserbetriebsetzen der Personentransportanlage
gewährleistet werden.
[0026] Gemäss einer Ausführungsform werden die Messwerte in mindestens ein weiteres Auswertemodul
zum Bestimmen einer weiteren sicherheitsrelevanten Störung der Personentransportanlage
eingegeben. Dabei wird das Auswertungsergebnis ferner basierend auf Ausgaben des weiteren
Auswertemoduls erzeugt. Unter einem weiteren Auswertemodul kann eine weitere Sicherheitsfunktion
zum Schalten eines Sicherheitskreises der Personentransportanlage oder eine Komponente
einer solchen weiteren Sicherheitsfunktion verstanden werden. Damit können unterschiedliche
Arten sicherheitsrelevanter Störungen der Personentransportanlage erkannt werden.
[0027] Gemäss einer Ausführungsform wird das Auswertemodul durch eine speicherprogrammierbare
Steuerung ausgeführt. Zusätzlich oder alternativ kann auch das weitere Auswertemodul
bzw. können auch die weiteren Auswertemodule durch die speicherprogrammierbare Steuerung
ausgeführt werden. Somit können komplexe Sicherheitsfunktionen mit relativ geringem
Rechenaufwand umgesetzt werden. Darüber hinaus können die betreffenden Auswertemodule
mittels der speicherprogrammierbaren Steuerung flexibel an unterschiedliche Typen
von Personentransportanlagen angepasst werden.
[0028] Zusätzlich zu den vorstehend genannten sicherheitsrelevanten Auswertemodulen kann
mindestens ein nicht sicherheitsrelevantes Auswertemodul zum Auswerten der Messwerte
und/oder zusätzlicher Messwerte (siehe weiter unten) durch die speicherprogrammierbare
Steuerung ausgeführt werden. Dabei kann das Auswertungsergebnis zusätzlich basierend
auf Ausgaben des nicht sicherheitsrelevanten Auswertemoduls oder der nicht sicherheitsrelevanten
Auswertemodule erzeugt werden.
[0029] Die Auswertemodule können beispielsweise zyklisch durch die speicherprogrammierbare
Steuerung ausgeführt werden.
[0030] Beispielsweise können die Auswertemodule in jedem Zyklus nacheinander aufgerufen
werden. Dabei kann die Ausführung eines jeden Zyklus mit einer Priorität erfolgen,
die davon abhängt, ob in dem Zyklus sicherheitsrelevante oder nicht sicherheitsrelevante
Auswertemodule aufgerufen werden. So kann ein Zyklus mit einer höheren Priorität,
beispielsweise mit der höchsten Priorität, ausgeführt werden, wenn darin nur sicherheitsrelevante
Auswertemodule aufgerufen werden, oder mit einer niedrigeren Priorität ausgeführt
werden, wenn darin mindestens ein nicht sicherheitsrelevantes Auswertemodul aufgerufen
wird. Beispielsweise kann der Zyklus mit der niedrigsten Priorität ausgeführt werden,
wenn darin nur nicht sicherheitsrelevante Auswertemodule aufgerufen werden.
[0031] Beispielsweise kann jedes nicht sicherheitsrelevante Auswertemodul mit einer geringeren
Priorität als jedes sicherheitsrelevante Auswertemodul ausgeführt werden.
[0032] Insbesondere können sämtliche für einen normgerechten Betrieb der Personentransportanlage
erforderliche Sicherheitsfunktionen durch entsprechende Auswertemodule, die durch
die speicherprogrammierbare Steuerung ausführbar sind, implementiert sein. Unter einem
normgerechten Betrieb kann verstanden werden, dass die Personentransportanlage während
ihres Betriebs den Normen oder Regularien genügt, die an ihrem Betriebsort einzuhalten
sind, beispielsweise Regularien der Europäischen Normen EN81 für Aufzüge und EN115-1
für Fahrtreppen oder Fahrsteige.
[0033] Gemäss einer Ausführungsform werden alle sicherheitsrelevanten Funktionalitäten und,
optional, mindestens eine nicht sicherheitsrelevante Funktionalität der Personentransportanlage
basierend auf Steuersignalen gesteuert werden, die durch die Steuereinrichtung erzeugt
werden. Dabei erzeugt die Steuereinrichtung die Steuersignale mittels mindestens einer
speicherprogrammierbaren Steuerung. Somit kann auf zusätzliche Ressourcen, etwa in
Form von Hard- und/oder Softwarekomponenten eines eingebetteten Systems, verzichtet
werden.
[0034] Gemäss einer Ausführungsform werden zusätzliche Messwerte, die durch mindestens einen
zusätzlichen Sensor der Personentransportanlage bereitgestellt wurden, in der Steuereinrichtung
empfangen und ausgewertet. Dabei kann das Auswertungsergebnis basierend auf den Messwerten
und den zusätzlichen Messwerten erzeugt werden. Der zusätzliche Sensor kann beispielsweise
ein mit einem Handlauf zusammenwirkender Handlaufsensor und/oder ein mit einem Personentransportband,
etwa einem Stufen- oder Palettenband, zusammenwirkender Personentransportbandsensor
sein. Durch die Auswertung mindestens zweier verschiedener, beispielsweise an unterschiedlichen
Stellen der Personentransportanlage erfasster Messgrössen kann die Zuverlässigkeit
des Verfahrens erhöht werden.
[0035] Gemäss einer Ausführungsform zeigen die zusätzlichen Messwerte eine Geschwindigkeit
eines Handlaufs und/oder eines Personentransportbands der Personentransportanlage
an. Anders ausgedrückt können die zusätzlichen Messwerte durch Messung der Geschwindigkeit
des Handlaufs und/oder des Personentransportbands erzeugte Geschwindigkeitswerte sein.
Anhand derartiger Eingangsgrössen können komplexe Sicherheitsfunktionen zum Absichern
der Personentransportanlage realisiert werden.
[0036] Gemäss einer Ausführungsform werden die zusätzlichen Messwerte und/oder die Messwerte
zusammen mit den zusätzlichen Messwerten ausgewertet, um zu bestimmen, ob der Handlauf
und das Personentransportband synchron laufen. Hierzu können beispielsweise die Geschwindigkeit
des Handlaufs und die Geschwindigkeit des Personentransportbands miteinander und/oder
mit der Drehgeschwindigkeit des Antriebsmotors verglichen werden. Somit erübrigt sich
die Definition einer Nenngeschwindigkeit für den Handlauf. Dadurch können Fehler bei
der Definition der Nenngeschwindigkeit für den Handlauf vermieden werden. Das Auswertungsergebnis
kann beispielsweise anzeigen, ob der Handlauf und das Personentransportband synchron
laufen oder nicht. Zusätzlich oder alternativ kann das Auswertungsergebnis eine Differenz
zwischen mindestens zwei der drei folgenden Geschwindigkeiten anzeigen, nämlich der
Geschwindigkeit des Handlaufs, der Geschwindigkeit des Personentransportbands und
der Drehgeschwindigkeit des Antriebsmotors.
[0037] Dabei kann in dem Fall, dass der Handlauf und das Personentransportband nicht synchron
laufen, insbesondere in dem Fall, dass der Handlauf langsamer als das Personentransportband
läuft, das Steuersignal erzeugt werden, um die Personentransportanlage anzuhalten
oder ausser Betrieb zu setzen. Möglich sind jedoch auch andere Überwachungsfunktionen
auf Basis der Messwerte und/oder der zusätzlichen Messwerte.
[0038] Gemäss einer Ausführungsform werden ferner die zusätzlichen Messwerte in das Auswertemodul
eingegeben. Zusätzlich oder alternativ können die zusätzlichen Messwerte ferner in
das weitere Auswertemodul oder die weiteren Auswertemodule eingegeben werden. Damit
kann die Zuverlässigkeit des Verfahrens beim Erkennen unterschiedlicher Arten sicherheitsrelevanter
Störungen der Personentransportanlage erhöht werden.
[0039] Gemäss einer Ausführungsform zeigt das Auswertungsergebnis an, ob eine sicherheitsrelevante
Störung der Personentransportanlage vorliegt oder nicht. Dabei wird das Steuersignal
erzeugt, um den Antriebsmotor und/oder die Bremseinrichtung so anzusteuern, dass die
Personentransportanlage angehalten wird, wenn das Auswertungsergebnis anzeigt, dass
eine sicherheitsrelevante Störung der Personentransportanlage vorliegt. Beispielsweise
kann die Personentransportanlage mittels des Steuersignals auch von einem Stromnetz
getrennt werden. Somit kann das Risiko dafür minimiert werden, dass Personen gefährdet
werden, wenn eine sicherheitsrelevante Störung der Personentransportanlage vorliegt.
[0040] Eine sicherheitsrelevante Störung kann beispielsweise anhand einer ausserhalb eines
als sicher definierten Bereichs liegenden Drehzahl des Antriebsmotors und/oder anhand
einer ausserhalb eines als sicher definierten Bereichs liegenden Geschwindigkeit des
Handlaufs und/oder des Personentransportbands erkannt werden. Eine sicherheitsrelevante
Störung kann beispielsweise auch dann erkannt werden, wenn die Geschwindigkeit des
Handlaufs erheblich kleiner oder erheblich grösser als die Geschwindigkeit des Personentransportbands
ist.
[0041] Es ist möglich, dass das Steuersignal nicht erzeugt wird, wenn das Auswertungsergebnis
anzeigt, dass keine sicherheitsrelevante Störung der Personentransportanlage vorliegt.
[0042] Wie bereits erwähnt, kann das Auswertungsergebnis zyklisch erzeugt werden. Dabei
kann das Auswertungsergebnis eines jeden Zyklus in einem Speicher der Steuereinrichtung,
beispielsweise in einem Speicher der speicherprogrammierbaren Steuerung, gespeichert
werden. Die gespeicherten Auswertungsergebnisse können dann beispielsweise zu Diagnosezwecken
ausgelesen werden, beispielsweise über ein Ethernet-Interface oder über eine Internet-Anbindung.
[0043] Nachfolgend werden Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen beschrieben, wobei weder die Zeichnungen noch die Beschreibung als die
Erfindung einschränkend auszulegen sind.
[0044] Fig. 1 zeigt eine Personentransportanlage gemäss einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
[0045] Fig. 2 zeigt eine Steuereinrichtung gemäss einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
[0046] Die Figuren sind lediglich schematisch und nicht massstabsgetreu. Gleiche Bezugszeichen
bezeichnen in den verschiedenen Figuren gleiche oder gleichwirkende Merkmale.
[0047] Fig. 1 zeigt eine Personentransportanlage 100, hier beispielhaft in Form einer Fahrtreppe
mit einem Stufenband 102 und einem Handlauf 104. Das Stufenband 102 und der Handlauf
104 sind mit einem Antriebsmotor 106 mechanisch gekoppelt, beispielsweise mit einem
über einen Frequenzumrichter ansteuerbaren Asynchronmotor.
[0048] Eine Antriebswelle 108 des Antriebsmotors 106 ist ferner mit einem Drehgeber 110
zum Erfassen einer Drehgeschwindigkeit und/oder eines Drehwinkels des Antriebsmotors
106 mechanisch gekoppelt. Der Drehgeber 110 kann ein Inkrementalgeber oder ein Absolutwertgeber
sein. Dabei kann ein rotierender Teil des Drehgebers 110 drehfest mit der Antriebswelle
108 verbunden sein. Beispielsweise kann der rotierende Teil direkt auf der Antriebswelle
108 sitzen oder über einen entsprechenden Flansch damit verschraubt sein. Selbstverständlich
kann zwischen dem Antriebsmotor 106 und dem Stufenband 102 auch ein nicht dargestelltes
Untersetzungsgetriebe vorhanden sein, um die Drehgeschwindigkeit des Antriebsmotors
106 zu untersetzen und das auf das Stufenband 102 wirkende Drehmoment zu erhöhen.
Gattungsgemäss kann der Drehgeber 110 auch auf einer Welle dieses Untersetzungsgetriebes
angeordnet sein, wobei natürlich das Untersetzungsverhältnis bei der Auswertung berücksichtigt
werden muss.
[0049] Der Drehgeber 110 ist konfiguriert, um eine Drehbewegung der Antriebswelle 108 in
Messwerte 112 für die Drehgeschwindigkeit und/oder den Drehwinkel umzusetzen. Die
Messwerte 112 gehen in eine Steuereinrichtung 114 der Personentransportanlage 100
ein, wo sie ausgewertet werden. Je nach Ergebnis dieser Auswertung erzeugt die Steuereinrichtung
114 ein Steuersignal 116 zum Ansteuern des Antriebsmotors 106, etwa zum Ändern von
dessen Drehzahl und/oder dessen Drehmoments.
[0050] Das Steuersignal 116 kann auch erzeugt werden, um eine Bremseinrichtung 118 zum Bremsen
der Personentransportanlage 100 anzusteuern und/oder die Personentransportanlage 100
von einem Stromnetz zu trennen. Die Bremseinrichtung 118 kann beispielsweise eine
elektrische oder hydraulische Bremse sein.
[0051] Die Auswertung der Messwerte 112 und etwaiger zusätzlicher Messwerte in der Steuereinrichtung
114 wird im Folgenden anhand von Fig. 2 näher beschrieben.
[0052] Fig. 2 zeigt verschiedene Komponenten der Steuereinrichtung 114 in einem Blockdiagramm.
In diesem Beispiel umfasst die Steuereinrichtung 114 eine speicherprogrammierbare
Steuerung 200, nachfolgend kurz Steuerung 200 genannt, mit einem Speicher 202 und
einem Prozessor 204. In dem Speicher 202 ist eine Steuerungssoftware 206 gespeichert.
Durch Ausführen der Steuerungssoftware 206 durch den Prozessor 204 wird ein im Folgenden
beschriebenes Verfahren zum Steuern der Personentransportanlage 100 ausgeführt.
[0053] Hierzu werden die Messwerte 112 in der Steuerung 200 empfangen. Die Steuerung 200
wertet die Messwerte 112 aus und erzeugt ein entsprechendes Auswertungsergebnis 208.
[0054] Das Auswertungsergebnis 208 kann in ein Steuersignalerzeugungsmodul 210 der Steuerung
200 eingegeben werden, das in Abhängigkeit von dem Auswertungsergebnis 208 das Steuersignal
116 erzeugt.
[0055] Beispielsweise kann das Steuersignalerzeugungsmodul 210 das Steuersignal 116 erzeugen,
wenn das Auswertungsergebnis 208 anzeigt, dass eine sicherheitsrelevante Störung der
Personentransportanlage 100 vorliegt. In diesem Fall kann das Steuersignal 116 beispielsweise
bewirken, dass der Antriebsmotor 106 angehalten wird und/oder die Bremseinrichtung
118 aktiviert wird und/oder die Personentransportanlage 100 vom Stromnetz getrennt
wird. Auf diese Weise kann die Personentransportanlage 100 im Fall einer sicherheitsrelevanten
Störung kontrolliert ausser Betrieb gesetzt werden.
[0056] Zeigt das Auswertungsergebnis 208 hingegen an, dass keine sicherheitsrelevante Störung
der Personentransportanlage 100 vorliegt, so kann das Steuersignalerzeugungsmodul
210 die Erzeugung des Steuersignals 116 beispielsweise auch unterdrücken.
[0057] Es ist möglich, dass das Auswertungsergebnis 208 in dem Speicher 202 zwischengespeichert
wird. Die darin gespeicherten Auswertungsergebnisse 208 können dann beispielsweise
zu Diagnosezwecken ausgelesen werden.
[0058] Die Steuerungssoftware 206 kann ein Auswertemodul 211a zum Bestimmen einer sicherheitsrelevanten
Störung der Personentransportanlage 100 umfassen. Zusätzlich kann die Steuerungssoftware
206 mehrere weitere Auswertemodule 211b zum Bestimmen weiterer sicherheitsrelevanter
Störungen der Personentransportanlage 100 umfassen. Somit können unterschiedliche
Arten sicherheitsrelevanter Störungen der Personentransportanlage 100 erkannt werden.
[0059] Hierzu können die Messwerte 112 in das Auswertemodul 211a und zusätzlich in mindestens
eines der weiteren Auswertemodule 211b eingegeben und dort ausgewertet werden, wobei
entsprechende Ausgaben 212 durch die jeweiligen Auswertemodule 211a bzw. 211b erzeugt
werden.
[0060] Die Auswertemodule 211a, 211b können ähnlich wie bei einem eingebetteten System auf
der Basis von Interrupts durch die Steuerung 200 ausgeführt werden. Dabei können die
unterschiedlichen Teile eines die Steuerungssoftware 206 codierenden Programmcodes,
beispielsweise in einem Single-Task-Mikrocontroller, durch Interrupts je nach Priorität
ausgeführt werden. Der Programmcode, der die sicherheitsrelevanten Auswertemodule
211a, 211b codiert, hat zweckmässigerweise die höchste Priorität.
[0061] Aus den Ausgaben 212 kann in einem Ausgabenverarbeitungsmodul 214 das Auswertungsergebnis
208 erzeugt werden.
[0062] Es ist möglich, dass die Personentransportanlage 100 mindestens einen zusätzlichen
Sensor 216 umfasst, der zusätzliche Messwerte 218 bereitstellt. Der zusätzliche Sensor
216 kann beispielsweise als Handlaufsensor zum Erfassen einer Handlaufgeschwindigkeit,
mit der sich der Handlauf 104 fortbewegt, und/oder als Stufenbandsensor zum Erfassen
einer Stufenbandgeschwindigkeit, mit der sich das Stufenband 102 fortbewegt, ausgeführt
sein. Möglich sind jedoch auch andere sicherheitsrelevante und/oder nicht sicherheitsrelevante
Ausführungen des zusätzlichen Sensors 216 oder der zusätzlichen Sensoren 216.
[0063] Die zusätzlichen Messwerte 218 können analog zum vorstehend anhand der Messwerte
112 beschriebenen Verfahren durch das Auswertemodul 211a und, optional, durch mindestens
eines der weiteren Auswertemodule 211b ausgewertet werden.
[0064] Beispielsweise können die Messwerte 112 und die zusätzlichen Messwerte 218 in dem
Auswertemodul 211a und/oder in mindestens einem der weiteren Auswertemodule 211b miteinander
verglichen werden, um zu bestimmen, ob der Handlauf 104 und das Personentransportband
102 synchron laufen.
[0065] Zusätzlich kann die Steuerungssoftware 206 mindestens ein nicht sicherheitsrelevantes
Auswertemodul zum Auswerten der Messwerte 112 und/oder der zusätzlichen Messwerte
218 umfassen. Dabei kann das Auswertungsergebnis 208 zusätzlich basierend auf Ausgaben
des nicht sicherheitsrelevanten Auswertemoduls erzeugt werden.
[0066] Das nicht sicherheitsrelevante Auswertemodul kann sich von dem Auswertemodul 211a
und den weiteren Auswertemodulen 211b insofern unterscheiden, als es zur Gewährleistung
eines sicheren Betriebs der Personentransportanlage 100, insbesondere im Fall einer
sicherheitsrelevanten Störung der Personentransportanlage 100, nicht zwingend erforderlich
ist.
[0067] Abschliessend wird daraufhingewiesen, dass Begriffe wie "aufweisend", "umfassend"
etc. keine anderen Elemente oder Schritte ausschliessen und Begriffe wie "eine" oder
"ein" keine Vielzahl ausschliessen. Ferner wird daraufhingewiesen, dass Merkmale oder
Schritte, die mit Verweis auf eines der obigen Ausführungsbeispiele beschrieben worden
sind, auch in Kombination mit anderen Merkmalen oder Schritten anderer der obigen
Ausführungsbeispiele verwendet werden können. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind
nicht als Einschränkung anzusehen.
1. Verfahren zum Steuern einer Personentransportanlage (100),
wobei die Personentransportanlage (100) einen Antriebsmotor (106), einen mit einer
Antriebswelle (108) des Antriebsmotors (106) mechanisch gekoppelten Drehgeber (110)
und eine Steuereinrichtung (114) umfasst,
wobei das Verfahren umfasst:
Empfangen von durch den Drehgeber (110) bereitgestellten Messwerten (112) für eine
Drehgeschwindigkeit und/oder einen Drehwinkel der Antriebswelle (108) in der Steuereinrichtung
(114);
Auswerten der Messwerte (112), wobei ein Auswertungsergebnis (208) erzeugt wird; und
Erzeugen eines Steuersignals (116) zum Ansteuern des Antriebsmotors (106) und/oder
einer Bremseinrichtung (118) der Personentransportanlage (100) in Abhängigkeit von
dem Auswertungsergebnis (208).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die Messwerte (112) in ein Auswertemodul (211a) zum Bestimmen einer sicherheitsrelevanten
Störung der Personentransportanlage (100) eingegeben werden und das Auswertungsergebnis
(208) basierend auf Ausgaben (212) des Auswertemoduls (211a) erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei die Messwerte (112) in mindestens ein weiteres Auswertemodul (211b) zum Bestimmen
einer weiteren sicherheitsrelevanten Störung der Personentransportanlage (100) eingegeben
werden und das Auswertungsergebnis (208) ferner basierend auf Ausgaben (212) des weiteren
Auswertemoduls (211b) erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
wobei das Auswertemodul (211a) durch eine speicherprogrammierbare Steuerung (200)
ausgeführt wird; und/oder
wobei das weitere Auswertemodul (211b) durch eine speicherprogrammierbare Steuerung
(200) ausgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei alle sicherheitsrelevanten Funktionalitäten und, optional, mindestens eine nicht
sicherheitsrelevante Funktionalität der Personentransportanlage (100) basierend auf
Steuersignalen (116) gesteuert werden, die durch die Steuereinrichtung (114) erzeugt
werden, und wobei die Steuereinrichtung (114) die Steuersignale (116) mittels mindestens
einer speicherprogrammierbaren Steuerung (200) erzeugt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei ferner zusätzliche Messwerte (218), die durch mindestens einen zusätzlichen
Sensor (216) der Personentransportanlage (100) bereitgestellt wurden, in der Steuereinrichtung
(114) empfangen und ausgewertet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
wobei die zusätzlichen Messwerte (218) eine Geschwindigkeit eines Handlaufs (104)
und/oder eines Personentransportbands (102) der Personentransportanlage (100) anzeigen.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
wobei die zusätzlichen Messwerte (218) und/oder die Messwerte (112) zusammen mit den
zusätzlichen Messwerten (218) ausgewertet werden, um zu bestimmen, ob der Handlauf
(104) und das Personentransportband (102) synchron laufen.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8 in Kombination mit einem der Ansprüche
2 bis 4,
wobei ferner die zusätzlichen Messwerte (218) in das Auswertemodul (211a) eingegeben
werden; und/oder
wobei ferner die zusätzlichen Messwerte (218) in das weitere Auswertemodul (211b)
eingegeben werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Auswertungsergebnis (208) anzeigt, ob eine sicherheitsrelevante Störung
der Personentransportanlage (100) vorliegt oder nicht;
wobei das Steuersignal (116) erzeugt wird, um den Antriebsmotor (106) und/oder die
Bremseinrichtung (118) so anzusteuern, dass die Personentransportanlage (100) angehalten
wird, wenn das Auswertungsergebnis (208) anzeigt, dass eine sicherheitsrelevante Störung
der Personentransportanlage (100) vorliegt.
11. Steuereinrichtung (114), umfassend einen Prozessor (204), der konfiguriert ist, um
das Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche auszuführen und/oder zu steuern.
12. Steuereinrichtung (114) nach Anspruch 11,
wobei die Steuereinrichtung (114) eine speicherprogrammierbare Steuerung (200) ist.
13. Personentransportanlage (100), umfassend:
einen Antriebsmotor (106);
einen Drehgeber (110), der mit einer Antriebswelle (108) des Antriebsmotors (106)
mechanisch gekoppelt ist; und
eine Steuereinrichtung (114) nach Anspruch 11 oder 12.
14. Computerprogramm, umfassend Befehle, die einen Prozessor (204) bei Ausführung des
Computerprogramms durch den Prozessor (204) veranlassen, das Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 10 auszuführen.
15. Computerlesbares Medium, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 14 gespeichert
ist.