[0001] Die Erfindung betrifft eine selbstfahrende Baumaschine, insbesondere Straßenfräsmaschine,
Recycler oder Stabilisierer, welche einen Maschinenrahmen und eine Fräswalze aufweist,
welche in einem Fräswalzengehäuse angeordnet ist, das eine Abdichteinrichtung aufweist,
welche mindestens ein in Arbeitseinrichtung der Baumaschine hinter der Fräswalze angeordnetes
Abdichtelement zum Verschließen des Fräswalzengehäuses, eine Verstelleinrichtung zur
Verstellung der Höhenposition des Abdichtelements in Bezug auf die Fräswalze und eine
Steuereinrichtung zum Ansteuern der Verstelleinrichtung des Abdichtelements aufweist.
[0002] Mit den bekannten Straßenfräsmaschinen kann der Straßenbelag konturgetreu und eben
abgefräst werden. Von den Straßenfräsmaschinen sind die sogenannten Stabilisierer
oder Recycler zu unterscheiden, die durch Zugabe von Bindemitteln aus einem nicht
tragfähigen Untergrund, beispielsweise einem losen Boden (Stabilisierer) oder einer
schadhaften Fahrbahn (Recycler) einen tragfähigen Unterbau herstellen, der für die
spätere Überbauung mit einer Fahrbahn geeignet ist. Straßenfräsmaschinen und Stabilisierer
oder Recycler verfügen über eine Arbeitswalze, um den Boden zu bearbeiten, die nachfolgend
als Fräswalze bezeichnet wird.
[0003] Die Straßenfräsmaschinen weisen eine Transporteinrichtung auf, um das gesamte abgefräste
Material aus dem Fräswalzengehäuse zu einem Transportfahrzeug fördern zu können (vollständige
Materialverladung). Das Volumen des aus dem Fräswalzengehäuse abzutransportierenden
Fräsguts wird von der Breite der Fräswalze (Fräsbreite) und der Frästiefe bestimmt.
Wenn das abgefräste Material während des Arbeitseinsatzes verladen werden soll, gleitet
oder kratzt die Unterkante des höhenverstellbaren Abdichtelements der Abdichteinrichtung
auf der abgefrästen Oberfläche, so dass die Oberfläche sauber abgezogen wird. Daher
wird bei einer Straßenfräsmaschine das Abdichtelement auch als Abstreifelement oder
Abstreifschild oder Abstreifer bezeichnet. Mit dem Abdichtelement wird das Fräswalzengehäuse
in Arbeitsrichtung hinter der Fräswalze verschlossen.
[0004] Die Straßenfräsmaschinen verfügen neben dem hinteren Abdichtelement noch über ein
in Arbeitsrichtung vor der Fräswalze angeordnetes Abdichtelement, das auch als Niederhalter
bezeichnet wird. Neben dem Niederhalter und dem Abstreifer weisen Straßenfräsmaschinen
jeweils einen in Arbeitsrichtung sich erstreckenden rechten und linken Kantenschutz
auf, welche das Fräswalzengehäuse seitlich verschließen.
[0005] Die Straßenfräsmaschinen sehen auch einen anderen Betriebsmodus vor, in dem nur ein
Teil des abgefrästen Materials verladen werden soll (teilweise Materialverladung)
oder kein Fräsgut verladen (keine Materialverladung) werden soll, so dass der restliche
Teil des Fräsguts bzw. das gesamte Fräsgut in der Frässpur liegen bleibt. Für diesen
Betriebsmodus ist es erforderlich, das Abdichtelement anzuheben. Wenn das Abdichtelement
aber eine zu geringe Höhe über dem liegenbleibenden Fräsgut hat, wird das abgefräste
Material im Fräswalzengehäuse zurückgehalten, so dass sich das Fräswalzengehäuse zunehmend
mit Material füllt, wodurch zusätzliche Reibung erzeugt und die Arbeitsleistung herabgesetzt
wird und der Verschleiß und Kraftstoffverbrauch erhöht wird. Andererseits kann das
Abdichtelement auch nicht beliebig hoch gefahren werden, da das Fräswalzengehäuse
ansonsten in Arbeitsrichtung hinter der Fräswalze zumindest teilweise geöffnet wäre.
Das Fräswalzengehäuse sollte aber immer weitgehend verschlossen sein, da ansonsten
Fräsgut aus dem Fräswalzengehäuse herausgeschleudert werden könnte und die Gefahr
des unbeabsichtigten Hineingreifens in das Fräswalzengehäuse besteht.
[0006] Stabilisierer verfügen nicht über eine Transporteinrichtung. Daher ist bei Stabilisieren
das Abdichtelement, welches das Walzengehäuse nach hinten hin abdichtet, so einzustellen,
dass das Material aus dem Walzengehäuse austreten kann. Dies ist auch bei Ausführungsformen
von Recyclern der Fall, welche nicht über eine Transporteinrichtung verfügen.
[0007] Die
DE 10 2013 013 967 A1 beschreibt eine Straßenfräsmaschine, die über eine Abdichteinrichtung mit einem höhenverstellbaren
Abdichtelement verfügt. Die Baumaschine weist eine Steuereinrichtung für eine Verstelleinrichtung
zur Höhenverstellung des Abdichtelements und eine Messeinrichtung zum Messen des Abstandes
zwischen der Unterkante des Abdichtelements und dem in der Frässpur verbleibenden
abgefrästen Material auf. Die Steuereinrichtung ist derart ausgebildet, dass die Höhe
des Abdichtelements in Abhängigkeit von der Höhe des abgefrästen Materials verstellt
wird. Dadurch wird sichergestellt, dass einerseits das abgefräste Material aus dem
Fräswalzengehäuse in Arbeitsrichtung hinter der Fräswalze weitgehend ungehindert austreten
kann und andererseits das Fräswalzengehäuse oberhalb des austretenden Materials weitgehend
verschlossen ist. Nachteilig ist jedoch, dass eine zusätzliche Abstandsmesseinrichtung
mit einer entsprechenden Sensorik vorgesehen werden muss. Darüber hinaus kann in dem
Betriebsmodus, in dem das abgefräste Material nicht vollständig verladen werden soll,
das abgefräste Material nicht abgezogen werden, da zwischen der Unterkante des Abdichtelements
und dem Fräsgut ein Spalt verbleibt.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine selbstfahrende Baumaschine, insbesondere
Straßenfräsmaschine, zu schaffen, welche auch dann betrieben werden kann, wenn das
abgefräste Material zumindest nicht vollständig verladen werden soll, sondern zumindest
teilweise in der Frässpur verbleiben soll. Eine weitere Aufgabe der Erfindung liegt
darin, ein Verfahren zum Betrieb einer selbstfahrenden Baumaschine anzugeben, wenn
das Fräsgut zumindest nicht vollständig verladen, sondern in der Frässpur verbleiben
soll.
[0009] Die Lösung dieser Aufgaben erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen der unabhängigen
Ansprüche. Die abhängigen Ansprüche betreffen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung.
[0010] Die erfindungsgemäße selbstfahrende Baumaschine ist insbesondere eine Straßenfräsmaschine,
die insbesondere eine Transporteinrichtung zum Fördern des abgefrästen Materials von
dem Fräswalzengehäuse zu einem Transportfahrzeug aufweist. Die Straßenfräsmaschine
kann eine Frontlader-Straßenfräse sein, bei der das abgefräste Material über die Front
der Maschine auf einen vorausfahrenden LKW verladen werden kann, oder eine Hecklader-Straßenfräse
sein, bei der das abgefräste Material über das Heck auf einen nachfolgenden LKW verladen
werden kann.
[0011] Die selbstfahrende Baumaschine weist einen Maschinenrahmen und eine Fräswalze auf,
welche in einem Fräswalzengehäuse angeordnet ist, das eine Abdichteinrichtung aufweist,
welche mindestens ein in Arbeitsrichtung der Baumaschine hinter der Fräswalze angeordnetes
Abdichtelement zum Verschließen des Fräswalzengehäuses, eine Verstelleinrichtung zur
Verstellung der Höhenposition des Abdichtelements in Bezug auf die Fräswalze und eine
Steuereinrichtung zum Ansteuern der Verstelleinrichtung des mindestens einen Abdichtelements
aufweist.
[0012] Unter einem Abdichtelement wird jedes Element verstanden, mit dem das Fräswalzengehäuse
zum Boden hin verschlossen wird. Dies bedeutet aber nicht, dass das Walzengehäuse
vollständig dicht verschlossen ist. Mit dem Abdichtelement wird aber ein Herausschleudern
von abgefrästem Material aus dem Fräswalzengehäuse und ein unbeabsichtigtes Hineingreifen
in das Walzengehäuse verhindert. Da das Abdichtelement bei der erfindungsgemäßen Baumaschine
nicht dem Abstreifen von abgefrästem Material dienen muss, braucht das Abdichtelement
nicht auf dem abgefrästen Material aufzuliegen.
[0013] Die selbstfahrende Baumaschine zeichnet sich dadurch aus, dass die Abdichteinrichtung
mindestens ein Abstreifelement aufweist, welches derart an dem mindestens einem Abdichtelement
schwenkbar angeordnet ist, dass das mindestens eine Abstreifelement in einem Betriebsmodus
der Baumaschine auf dem abgefrästen Material aufliegt, so dass, wenn das Abstreifelement
beim Vorschub der Baumaschine über das abgefräste Material gezogen wird, das Abstreifelement
in Abhängigkeit von der Höhe des abgefrästen Materials in Bezug auf die Fräswalze
verschwenkt wird. Unter Abstreifelement wird also jedes Element verstanden, dass über
die Oberfläche des abgefrästen Materials gezogen werden kann.
[0014] Der oben genannte Betriebsmodus der Baumaschine kann ein vom Maschinenführer vorgegebener
Betriebsmodus sein. Die Baumaschine kann aber auch noch andere Betriebsmodi vorsehen,
die vom Maschinenführer vorgegeben werden können, in denen das Abdichtelement und/oder
Abstreifelement andere Positionen einnimmt.
[0015] Die selbstfahrende Baumaschine weist eine Messeinrichtung zum Bestimmen der Schwenkstellung
des mindestens einen Abstreifelements auf. Die Messeinrichtung erzeugt ein mit der
Schwenkstellung korrelierendes Messsignal, welches die Steuereinrichtung der Verstelleinrichtung
des mindestens einen Abdichtelements empfängt. Das Messignal kann ein analoges oder
digitales Messsignal sein, welches die Schwenkstellung des Abstreifelements beschreibt.
Die Schwenkstellung des Abstreifelements wird wiederum von der Höhe des abgefrästen
Materials bestimmt, an dem sich das schwenkbare Abstreifelement abstützt.
[0016] Die Steuereinrichtung der Verstelleinrichtung des mindestens einen Abdichtelements
ist derart konfiguriert ist, dass die Verstelleinrichtung die Höhenposition des mindestens
einen Abdichtelements in Abhängigkeit von der Schwenkstellung des mindestens einen
Abstreifelements derart einstellt, dass die Schwenkstellung des Abstreifelements innerhalb
eines vorgegebenen Schwenkbereichs liegt. Dadurch wird erreicht, dass sich das mindestens
eine Abdichtelement beim Vorschub der Baumaschine immer in einer korrekten Höhenposition
befindet, ohne dass die Gefahr des Zurückhaltens von Fräsgut im Fräswalzengehäuse
und des unbeabsichtigten Hineingreifens in das Walzengehäuses besteht. Wenn sich das
abgefräste Material im Walzengehäuse ansammeln sollte, wird das Abdichtelement automatisch
angehoben. Im Fräswalzengehäuse kann sich Fräsgut beispielsweise dann ansammeln, wenn
die Fräsparameter, beispielsweise die Vorschubgeschwindigkeit und/oder Frästiefe verändert
werden, oder wenn ein nicht ausreichendes Volumen an Fräsgut pro Zeiteinheit dem Walzengehäuse
entnommen wird, um das Fräsgut zu verladen.
[0017] Das Abstreifelement dient bei der erfindungsgemäßen Baumaschine nicht nur dem Abstreifen
von abgefrästem Material, sondern gleichzeitig als ein taktiles Element zum Abtasten
des in der Frässpur verbleibenden Fräsguts.
[0018] Für das Funktionsprinzip der Erfindung ist unerheblich, wie die Verstelleinrichtung
zum Anheben und Absenken des mindestens einen Abdichtelements beschaffen ist. Unerheblich
ist auch, wie das Abstreifelement beschaffen ist, solange das Abstreifelement mit
einer ausreichenden Auflagekraft auf dem abgefrästen Material aufliegt, um das abgefräste
Material noch abstreifen zu können. Das Abstreifelement sollte also nicht nur über
das abgefräste Material gleiten. Die Auflagekraft des Abstreifelements kann dessen
Gewichtskraft sein. Das Abstreifelement kann aber auch mit einer Auflagekraft auf
das abgefräste Material gedrückt werden, die größer als die Gewichtskraft des Abstreifelement
ist.
[0019] Der vorgegebene Schwenkbereich des Abstreifelements kann durch einen oberen und unteren
Grenzwert definiert werden. Der Schwenkbereich kann für die Baumaschine fest vorgegeben
sein oder vom Maschinenführer vorgegeben werden.
[0020] Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Steuereinrichtung der Verstelleinrichtung
des mindestens einen Abdichtelements derart konfiguriert ist, dass die Verstelleinrichtung
das mindestens eine Abdichtelement anhebt, wenn beim Vorschub der Baumaschine das
Abstreifelement nach oben verschwenkt wird, und das Abdichtelement absenkt, wenn beim
Vorschub der Baumaschine das Abstreifelement nach unten verschwenkt wird. Die Höhenverstellung
des Abdichtelements kann in einem kontinuierlichen Prozess erfolgen, so dass die Bewegung
des Abdichtelements der Bewegung des Abstreifelements folgt.
[0021] Die Steuereinrichtung der Verstelleinrichtung des mindestens einen Abdichtelements
kann derart konfiguriert sein, dass die Verstelleinrichtung das mindestens eine Abdichtelement
anhebt, wenn sich ein Winkel zwischen Abstreifelement und Abdichtelement einstellt,
der größer als ein oberer Grenzwert ist, und das Abdichtelement absenkt, wenn sich
ein Winkel zwischen Abstreifelement und Abdichtelement einstellt, der kleiner als
ein unterer Grenzwert ist. Dabei wird ein Winkel zwischen Abstreifelement und Abdichtelement
definiert, der sich beim Anheben des Abstreifelements vergrößert und beim Absenken
des Abstreifelements verringert, was dem kleinsten Schnittwinkel entspricht. Wenn
ein anderer Winkel definiert wird, erfolgt die Bewegung in analoger Weise. Durch Vorgabe
der Grenzwerte für die entsprechenden Winkel kann der zulässige Schwenkbereich und
somit die Reaktionszeit des Systems bestimmt werden.
[0022] Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass ein oberer Abschnitt des mindestens
einen Abstreifelements um eine parallel zu der Drehachse der Fräswalze verlaufenden
Achse schwenkbar an dem Abdichtelement befestigt ist. Vorzugsweise ist das Abstreifelement
an seiner obersten Kante gelenkig gelagert. Grundsätzlich braucht das Abstreifelement
nicht direkt an dem Abdichtelement befestigt zu sein. Das Abstreifelement sollte aber
der Höhenbewegung des Abdichtelements folgen. Das Abstreifelement kann an der in Arbeitsrichtung
rückwärtigen Seite des mindestens einen Abdichtelements schwenkbar befestigt sein.
Eine besondere Ausführungsform sieht vor, dass das Abstreifelement als eine schwenkbar
an dem Abdichtelement befestigte Platte ausgebildet ist.
[0023] Die Messeinrichtung zum Messen des Winkels zwischen dem mindestens einem Abdichtelement
und dem mindestens einen Abstreifelement kann mindestens einen Winkelsensor aufweisen,
um den Winkel direkt messen zu können. Die Messeinrichtung kann aber auch andere Sensoren
aufweisen, mit denen der Winkel nicht direkt gemessen, sondern eine mit dem Winkel
korrelierende Größe erfasst wird.
[0024] Eine weitere Ausführungsform sieht zur Verstellung des mindestens einen Abstreifelements
ein Linearantriebssystems vor, welches derart an dem mindestens einem Abstreifelement
angreift, dass bei dessen Betätigung eine untere Abstreifkante des Abstreifelements
in Bezug auf das Abdichtelement angehoben oder abgesenkt wird, wobei eine vorgegebene
Auflagekraft aufgebracht werden kann.
[0025] Zur Ansteuerung des Linearantriebssystems kann eine Steuereinrichtung vorgesehen
sein, welche derart konfiguriert ist, dass die untere Abstreifkante des mindestens
einen Abstreifelements mit einer vorgegebenen Auflagekraft auf dem abgefrästen Material
aufliegt.
[0026] Eine Ausführungsform des Linearantriebssystems sieht mindestens eine Kolben-/ZylinderAnordnung
vor, deren Kolben an dem mindestens einen Abdichtelement und deren Zylinder an dem
mindestens einen Abstreifelement oder deren Kolben an dem mindestens einen Abstreifelement
und deren Zylinder an dem mindestens einen Abdichtelement angreift. Diese Ausführungsform
hat den Vorteil, dass der Winkel zwischen Abstreifelement und Abdichtelement einfach
durch die Hubstellung des Kolbens der Kolben-Zylinder-Anordnung erfasst werden kann.
Bei dieser Ausführungsform kann die Messeinrichtung mindestens einen Wegsensor zum
Messen der Hubstellung des Kolbens der Kolben-Zylinder-Anordnung aufweisen.
[0027] Das Linearantriebssystem erlaubt nicht nur die Aufbringung der erforderlichen Andruckkraft,
sondern auch eine Höhenverstellung des Abstreifelements. Die Steuereinrichtung zur
Ansteuerung des Linearantriebssystems kann derart konfiguriert sein, dass ein Betriebsmodus
einstellbar ist, in dem das Abstreifelement hochgeklappt ist. Es können auch zwei
Betriebsmodi vorgesehen sein, wobei die Steuereinrichtung derart konfiguriert sein,
dass in dem einen Betriebsmodus das Abstreifelement nur teilweise hochgeklappt, beispielsweise
in eine horizontale Position, oder vollständig hochgeklappt ist.
[0028] Die für das Abstreifelement erforderliche Andruckkraft kann auch mit einer Feder
aufgebracht werden, die einerseits an dem mindestens einen Abstreifelement und andererseits
an dem mindestens einen Abdichtelement angreift.
[0029] Das erfindungsgemäße Verfahren betrifft den Betrieb einer selbstfahrenden Baumaschine,
insbesondere Straßenfräsmaschine, Recycler oder Stabilisierer, welche einen Maschinenrahmen
und eine Fräswalze aufweist, welche in einem Fräswalzengehäuse angeordnet ist, das
eine Abdichteinrichtung aufweist, welche mindestens ein in Arbeitsrichtung der Baumaschine
hinter der Fräswalze angeordnetes Abdichtelement zum Verschließen des Fräswalzengehäuses
aufweist. Das erfindungsgemäße Verfahren sieht eine Bestimmung der Schwenkstellung
mindestens eines Abstreifelements vor, welches derart an dem mindestens einem Abdichtelement
schwenkbar angeordnet ist, dass das mindestens eine Abstreifelement in einem Betriebsmodus
der Baumaschine auf dem abgefrästen Material aufliegt, so dass beim Vorschub der Baumaschine
das Abstreifelement über das abgefräste Material gezogen und in Abhängigkeit von der
Höhe des abgefrästen Materials in Bezug auf die Fräswalze verschwenkt wird. Die Höhenposition
des mindestens einen Abdichtelements wird in Abhängigkeit von der Schwenkstellung
des mindestens einen Abstreifelements derart einstellt, dass beim Vorschub der Baumaschine
die Schwenkstellung des Abstreifelements innerhalb eines vorgegebenen Schwenkbereichs
liegt. Dabei kann das mindestens eine Abdichtelement mit einer vorgegebenen Auflagekraft
auf den Boden gedrückt werden.
[0030] Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahren sieht vor, dass das mindestens
eine Abdichtelement angehoben wird, wenn sich beim Vorschub der Baumaschine ein Winkel
(a) zwischen Abstreifelement und Abdichtelement einstellt, der größer als ein oberer
Grenzwert ist, und das mindestens eine Abdichtelement abgesenkt wird, wenn sich beim
Vorschub der Baumaschine ein Winkel zwischen Abstreifelement und Abdichtelement einstellt,
der kleiner als ein unterer Grenzwert ist.
[0031] Ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahren sieht vor, dass
das mindestens eine Abstreifelement mit einer vorgegebenen Auflagekraft auf den Boden
gedrückt wird.
[0032] Ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass
ein Betriebsmodus eingestellt werden kann, in dem das mindestens eine Abstreifelement
hochgeklappt ist.
[0033] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnungen
näher erläutert.
[0034] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße selbstfahrende Baumaschine in der Seitenansicht,
- Fig.2A
- eine Teilansicht des Fräswalzengehäuses einer erfindungsgemäßen selbstfahrenden Baumaschine,
welches eine Abdichteinrichtung aufweist, wobei das Abdichtelement nach oben gefahren
ist,
- Fig.2B
- eine Teilansicht des Fräswalzengehäuses einer erfindungsgemäßen selbstfahrenden Baumaschine,
welches eine Abdichteinrichtung aufweist, wobei das Abdichtelement nach unten gefahren
ist,
- Fig. 3
- das Abdichtelement und das Abstreifelement der Abdichteinrichtung und die Steuereinrichtung
zur Ansteuerung der Stelleinrichtung zur Höhenverstellung des Abdichtelements in vereinfachter
schematischer Darstellung, wobei sich das Abstreifelement in einer korrekten Winkelstellung
befindet,
- Fig.4
- ein Hydraulikschaltplan der Steuereinrichtung zur Ansteuerung des Linearantriebssystems
des Abstreifelements der Abdichteinrichtung,
- Fig.5
- ein Ausführungsbeispiel des Abstreifelements der Abdichteinrichtung in der Draufsicht,
- Fig. 6A
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements in Bezug auf die Fräswalze
beim Vorschub der selbstfahrenden Baumaschine mit keiner oder einer teilweisen Materialverladung
zu einem Zeitpunkt T1, wobei das Volumen von abgefrästem Material in dem Fräswalzengehäuse zunimmt, wodurch
das Abstreifelement angehoben wird,
- Fig. 6B
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements zu einem Zeitpunkt T2 nach dem Anheben des Abdichtelements,
- Fig. 7A
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements zu einem Zeitpunkt T1, wobei das Volumen von abgefrästem Material in dem Fräswalzengehäuse abnimmt, wodurch
das Abstreifelement abgesenkt wird,
- Fig. 7B
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements zu einem Zeitpunkt T2 nach
dem Absenken des Abdichtelements,
- Fig. 8
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements in einem Betriebsmodus,
in dem das abgefräste Material vollständig verladen wird,
- Fig. 9
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements in einem Betriebsmodus,
in dem sich das Abdichtelement in einer teilweisen angehobenen Position befindet,
und
- Fig. 10
- die Position des Abdichtelements und des Abstreifelements in einem Betriebsmodus,
in dem sich das Abdichtelement in einer vollständig angehobenen Position befindet.
[0035] Fig. 1 zeigt die wesentlichen Komponenten einer Straßenfräsmaschine als Beispiel
für eine selbstfahrende Baumaschine. Die Straßenfräsmaschine weist einen Maschinenrahmen
1 und ein Fahrwerk 2 auf, das vordere und hintere Räder 3 oder Kettenlaufwerke umfassen
kann. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel weist die Straßenfräsmaschine ein linkes
und rechtes Hinterrad und nur ein Vorderrad 3 auf. Die Straßenfräsmaschine kann aber
auch ein linkes und rechtes Vorderrad aufweisen.
[0036] Darüber hinaus verfügt die Straßenfräsmaschine über eine Fräswalze 4, die in einem
Fräswalzengehäuse 5 am Maschinenrahmen 1 angeordnet ist. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
befindet sich das Fräswalzengehäuse 5 am Heck der Maschine.
[0037] Der Maschinenrahmen 1 ist bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel nur mittels hinteren
Kolben/Zylinder-Anordnungen 6 gegenüber der Oberfläche 7A des Bodens 7 in der Höhe
verstellbar. Durch Anheben bzw. Absenken des Maschinenrahmens 1 gegenüber dem Boden
7 wird die Frästiefe eingestellt. Die Baumaschine kann aber auch über eine vordere
Kolben/Zylinder-Anordnung zur Höhenverstellung des Maschinenrahmens verfügen, welche
dem oder den Rädern oder Laufwerken zugeordnet ist.
[0038] Die Frässpur ist mit dem Bezugszeichen 7B und deren Oberfläche mit 7C bezeichnet.
Das abgefräste Material kann auf einem Transportfahrzeug verladen werden. Hierzu weist
die Straßenfräsmaschine eine Transporteinrichtung 8 mit einem Förderband 9 auf, die
das Fräsgut von dem Fräswalzengehäuse 5 zu einem LKW befördert. Wird das gefräste
Material nicht verladen, so befindet es sich in der Frässpur 7B auf der Oberfläche
7C.
[0039] An der in Arbeitsrichtung 10 linken und rechten Seite ist das Fräswalzengehäuse 5
von seitlichen Platten 5A, 5B verschlossen, wobei in Fig. 1 nur die in Arbeitsrichtung
rechte Seitenplatte 5B zu erkennen ist. In Arbeitsrichtung 10 hinter der Fräswalze
4 befindet sich eine Abdichteinrichtung 11.
[0040] Fig. 2A und Fig. 2B zeigen das Fräswalzengehäuse 5 mit der Abdichteinrichtung 11
in perspektivischer Darstellung. Die Abdichteinrichtung 11 weist ein höhenverstellbares
Abdichtelement 12 auf, mit dem das Fräswalzengehäuse 5 an der Rückseite verschlossen
werden kann. Das plattenförmige Abdichtelement 12 ist in einem Portal 13 am Maschinenrahmen
1 in seitlichen Führungen 14 geführt. Dabei kann das Abdichtelement 12 gegenüber dem
Boden leicht schräg gestellt sein. Anstelle eines einzigen Abdichtelements können
auch mehrere Abdichtelemente vorgesehen sein.
[0041] Zur Höhenverstellung des Abdichtelements 12 ist eine Verstelleinrichtung 16 vorgesehen,
die eine Kolben/Zylinder-Anordnung 15 aufweist, deren Zylinder 15A an dem Portal 13
und deren Kolben 15B an dem Abdichtelement 12 gelenkig befestigt ist. Fig. 2A zeigt
das Abdichtelement 12 in der abgesenkten und Fig. 2B in der angehobenen Position.
[0042] Zur Ansteuerung der Verstelleinrichtung 16 zur Höhenverstellung des Abdichtelements
12, insbesondere der Kolben-Zylinderanordnung 15, ist eine Steuereinrichtung 17 vorgesehen,
die derart konfiguriert ist, dass das Abdichtelement 12 angehoben bzw. abgesenkt werden
kann. Die Steuereinrichtung 17 des Abdichtelements 12 kann eine separate Steuereinrichtung
sein oder Bestandteil der zentralen Steuer- und Recheneinheit der Baumaschine sein.
[0043] Die Abdichteinrichtung 11 weist darüber hinaus ein schwenkbar an der in Arbeitsrichtung
10 rückwärtigen Seite des Abdichtelements 12 befestigtes Abstreifelement 18 auf. Das
Abstreifelement 18 ist bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel als eine im Wesentlichen
rechteckförmige Platte ausgebildet, die an einem oberen Abschnitt einer Breitseite
gelenkig mit dem plattenförmigen Abdichtelement 12 verbunden ist, wobei das Abdichtelement
12 um eine parallel zu der Drehachse 4A (Fig. 3) der Fräswalze 4 verlaufende (horizontale)
Achse schwenkbar ist. Das Abstreifelement 18 erstreckt sich vorzugsweise über die
gesamte Breite der Fräswalze 4, kann sich aber auch nur über einen Teil der Breite
der Fräswalze erstrecken. Es können auch mehrere Abstreifelemente an dem Abdichtelement
schwenkbar befestigt sein. Der untere Abschnitt des Abstreifelements 18 bildet eine
parallel zu der Drehachse 4A der Fräswalze 4 verlaufende (horizontale) Abstreifkante
18A, die auf der Oberfläche 7D des in der Frässpur 7B verbleibenden abgefrästen Materials
7E aufliegt.
[0044] Zum Verschwenken des Abstreifelements 18 ist ein Linearantriebssystem 19 (Fig. 4)
vorgesehen, welches bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel eine Kolben/Zylinderanordnung
20 umfasst, die in einer senkrecht zu der Achse 4A der Fräswalze 4 verlaufenden Ebene
angeordnet ist. Das obere Ende des Zylinders 20A der Kolben/Zylinderanordnung 20 ist
mittels einer ersten Gelenkverbindung 21 gelenkig mit der rückwärtigen Seite des plattenförmigen
Abdichtelements 18 verbunden und das untere Ende des Kolbens 20B der Kolben-/Zylinderanordnung
20 mittels einer zweiten Gelenkverbindung 22 gelenkig mit der Oberseite des plattenförmigen
Abstreifelements 18 verbunden, so dass das Abstreifelement 18 durch Ausfahren des
Kolbens 20B abgesenkt und durch Einfahren des Kolbens 20B der Kolben-/Zylinderanordnung
20 angehoben werden kann.
[0045] Das Abstreifelement 18 ist bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel eine im Wesentlichen
rechteckförmige Metallplatte, an deren unteren Breitseite und den beiden Schmalseiten
jeweils ein Streifen 18B, 18C, 18D aus einem flexiblen Material, beispielsweise Gummilappen,
befestigt ist (Fig. 5). Der untere Materialstreifen 18B bildet die Abtreifkante18A
und die seitlichen Materialstreifen 18C, 18D dichten das Abstreifelement 18 zu beiden
Seiten gegenüber den Seiten der Frässpur 7B flexibel ab, so dass das Fräswalzengehäuse
5 nach unten abgeschlossen ist. Diese flexible Abdichtung verhindert weiterhin eine
Beschädigung des Abstreifelements 18 bei mechanischer Belastung. Die Materialstreifen
18B, 18C, 18D können mit der Metallplatte verschraubt sein, so dass die Streifen ausgetauscht
werden können, wenn sie verschlissen sind.
[0046] Die Abstreifkante 18A des Abstreifelements 18 wird bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
mit einer vorgegebenen Auflagekraft auf dem Boden gedrückt gehalten. Beim Vorschub
der Baumaschine wird das abgefräste Material in der Form eines Walls aufgeworfen,
der in der Mitte der Frässpur die größte Höhe haben kann. Das mit einer vorgegebenen
Auflagekraft über den Boden streifende Abstreifelement 18 glättet das abgefräste Material,
wobei das Fräsgut zu den Seiten hin verschoben wird, so dass der Bereich unterhalb
des Abstreifelements über die gesamte Breite der Frässpur verschlossen ist.
[0047] Zur Ansteuerung des Linearantriebssystems 19 ist eine vorzugsweise hydraulische Steuereinrichtung
27 vorgesehen, von der in Fig. 4 nur ein Teil deren Hydraulik dargestellt ist. Die
Steuereinrichtung 27 des Linearantriebssystems 19 zum Verschwenken des Abstreifelements
18 und die Steuereinrichtung 17 der Verstelleinrichtung 16 zur Höhenverstellung des
Abdichtelements 12 können separate Einrichtungen sein oder eine gemeinsame Einrichtung
bilden, die auch zumindest teilweise Bestandteil der zentralen Steuereinheit der Baumaschine
sein kann.
[0048] Fig. 4 zeigt einen vereinfachten Hydraulikschaltplan der Steuereinrichtung des Abstreifelements
18 mit der Kolben-/Zylinderanordnung 20 zum Anheben oder Absenken Abstreifelements
18. Während des Vorschubs der Baumaschine befindet sich das Abstreifelement 18 in
einer Schwimmstellung, so dass das Abstreifelement mit einer vorgegebenen Auflagekraft
auf dem abgefrästen Material aufliegt. Ein Hydraulikventil 23 einer nicht näher dargestellten
Hydraulikeinheit verbindet in der Schwimmstellung über an den Zylinderanschlüssen
angeschlossenen Hydraulikleitungen 24, 25 den oberen und unteren Zylinderraum des
Zylinders 20A der Kolben-/Zylinderanordnung 20 mit einem nicht dargestellten Hydrauliktank,
so dass die Zylinderräume nicht mit dem Systemdruck beaufschlagt werden. Bei dem Hydraulikventil
23 handelt es sich um ein 4/3 Wegeventil. Die zu dem Ventil führenden Hydraulikleitungen
sind der Einfachheit halber nicht dargestellt. Da auf den Zylinder 20A keine spezifische
Hydraulikkraft wirkt, kann sich der Kolben 20B in dem Zylinder verschieben, so dass
das Abstreifelement 18 aufgrund seiner Gewichtskraft nach unten schwenkt. Bei gleichem
Druck in beiden Zylinderräumen kann diese nach unten gerichtete Bewegung bei einer
entsprechenden Ausbildung der wirksamen Anlageflächen des Hydraulikzylinders noch
unterstützt werden, wenn beide Kammern in der Schwimmstellung mit einem Druck beaufschlagt
sind, der vorzugsweise nicht dem Systemdruck entspricht. Durch Umschalten des Hydraulikventils
23 kann jeweils die eine oder andere Hydraulikleitung 24, 25 mit dem Systemdruck beaufschlagt
werden (Druckleitung) oder mit dem Tank verbunden werden (Tankleitung), so dass der
Kolben 20B zum Verschwenken des Abstreifelements 18 nach oben oder unten gefahren
wird. Der Anpressdruck kann ein von der Steuerung vorgegebener Anpressdruck sein,
der vom Maschinenführer vorzugsweise in vorgegebenen Grenzen anpassbar sein kann.
[0049] Anstelle einer Kolben-/Zylinderanordnung kann die Abdichteinrichtung zum Aufbringen
einer Andruckkraft auch über ein Federelement verfügen, beispielsweise eine oder mehrere
Druckfedern, wobei das eine Ende der Feder mit dem Abstreifelement und das andere
Ende der Feder mit dem Abdichtelement verbunden ist.
[0050] Die Abdichteinrichtung 11 verfügt weiterhin über eine Messeinrichtung 26 zum Bestimmen
des von dem Abdichtelement 12 und dem Abstreifelement 18 eingeschlossenen Winkels,
der in Fig. 3 mit α bezeichnet ist. Anstelle des Winkels α kann aber auch der Winkel
β (β = 180° - α) definiert werden, wobei sich allerdings dann die Verhältnisse umkehren.
Beim Hochklappen des Abdichtelements wird α größer und β kleiner. Zur Bestimmung des
Winkels kann die Abdichteinrichtung einen Winkelsensor aufweisen. Derartige Sensoren
gehören zum Stand der Technik. Bei der vorliegenden Ausführungsform wird der Winkel
aber mit einem Wegsensor 26A gemessen, der den Weg misst, um den der Kolben 20A der
Kolbenzylinder-Anordnung 20 eingefahren bzw. ausgefahren ist. Der Wegsensor 26A erzeugt
eine Messsignal, das mit dem Winkel α (β) korreliert. Da die geometrischen Verhältnisse
bekannt sind, kann von dem Weg auf den Winkel geschlossen werden. Wegesensoren für
Kolben-Zylinderanordnungen gehören zum Stand der Technik. Die Verwendung eines Wegsensors
anstelle eines Winkelsensors hat den Vorteil, dass sich der Wegsensor 26A einfach
in die Kolben-/Zylinderanordnung 20 integrieren lässt.
[0051] Die Baumaschine sieht unterschiedliche Betriebsmodi vor, die vom Maschinenführer
vorgegeben werden können. Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf Fig. 3 und die Figuren
6A und 6B sowie Fig. 7A und 7B ein Betriebsmodus der Baumaschine beschrieben, in dem
das abgefräste Material nicht von der Transportvorrichtung 8 aus dem Fräswalzengehäuse
5 abtransportiert wird und somit in der Frässpur 7B liegen bleibt oder nur ein Teil
des Materials aufgenommen wird. In diesem Betriebsmodus, den der Maschinenführer vorgeben
kann, kratzt das Abdichtelement 12 nicht mit der unteren Kante über die Oberfläche
des abgefrästen Bodens.
[0052] Fig. 3 zeigt das Abstreifelement 18 in einer für die Höheneinstellung des Abdichtelements
optimalen Schwenkstellung. Das Abdichtelement 12 befindet sich in einer Position,
in der dessen untere Kante kurz oberhalb der Oberfläche 7D des abgefrästen Materials
7E liegt, so dass Material von dem Abdichtelement nicht zurückgehalten wird. Das Abstreifelement
18 befindet sich in einer Position, in der sich dessen untere Abstreifkante 18A unterhalb
der Unterkante des Abdichtelements 12 befindet. Das Fräswalzengehäuse 5 ist somit
nach unten und zu den Seiten abgedichtet.
[0053] Das Abstreifelement 18 ist gegenüber dem Abdichtelement 12 derart geneigt, dass im
Fräswalzengehäuse 5 ein Materialstau nicht auftritt. Bei erhöhtem Gegendruck infolge
eines Materialstaus wird die Abstreifkante 18A des Abstreifelements 18 angehoben,
d. h. das Abstreifelement im Uhrzeigersinn verschwenkt, und bei verringertem Gegendruck
wird die Abstreifkante des Abstreifelements 18 abgesenkt, d. h. das Abstreifelement
entgegen dem Uhrzeigersinn verschwenkt. Der Sollwinkel ason zwischen Abstreifelement
und Abdichtelement sollte zwischen 10° und 80° liegen, vorzugsweise größer als 45°
sein, besonders bevorzugt größer als 60° sein. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
wird ein Sollwinkel von 65° angenommen, wobei das Abstreifelement 18 angehoben werden
soll, wenn der Winkel α größer als 68° ist und abgesenkt werden soll, wenn der Winkel
α kleiner als 62° ist. Der Soll-Winkel α
soll ist vorzugsweise ein voreingestellter Winkel, der vom Maschinenführer nicht verändert
werden kann oder der Soll-Winkel α
soll kann vom Maschinenführer nur innerhalb vorgegebener Grenzen verändert werden.
[0054] Die Steuereinrichtung 27 des Linearantriebssystems 19 zum Verschwenken des Abstreifelements
18 und/oder die Steuereinrichtung 17 der Verstelleinrichtung 16 können analoge oder
digitale Schaltkreise umfassen und können eine separate Einrichtung sein oder Bestandteil
einer zentralen Rechen- und Steuereinrichtung der Baumaschine sein. Die Daten- oder
Signalverarbeitungseinrichtung kann beispielsweise einen allgemeinen Prozessor, einen
digitalen Signalprozessor (DSP) zur kontinuierlichen Bearbeitung digitaler Signale,
einen Mikroprozessor, eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung (ASIC), einen
aus Logikelementen bestehenden integrierten Schaltkreis (FPGA) oder andere integrierte
Schaltkreise (IC) oder Hardware-Komponenten aufweisen. Auf den Hardware-Komponenten
kann ein Datenverarbeitungsprogramm (Software) laufen. Es ist auch eine Kombination
der verschiedenen Komponenten möglich.
[0055] Die Steuereinrichtung 17 der Verstelleinrichtung 16 ist derart konfiguriert, dass
das Abdichtelement 12 so verfahren wird, dass der Winkel α innerhalb des gewünschten
Schwenkbereichs liegt.
[0056] Fig. 6A zeigt den Fall, dass sich in dem Fräswalzengehäuse Material ansammelt, beispielsweise
aufgrund einer Veränderung der Fräsparameter, so dass der Druck des Materials gegen
das Abdichtelement 12 und das Abstreifelement 18 ansteigt. Dadurch wird das Abstreifelement
18 angehoben, so dass der Winkel α größer wird. Diese Winkeländerung wird von der
Messeinrichtung 26 erfasst. Bei einer Vergrößerung des Winkels betätigt die Steuereinrichtung
17 die Kolben-/Zylinderanordnung 15 derart, dass das Abdichtelement 12 angehoben wird.
Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel wird das Abdichtelement 12 aber erst angehoben,
wenn der Winkel α größer als ein oberer Grenzwert ist.
[0057] Wenn das Abdichtelement 12 angehoben ist, verringert sich der Druck des Materials
gegen das Abdichtelement 12 und das Abstreifelement 18 wieder, so dass sich das Abstreifelement
18 wieder absenkt (Fig. 6B). Diese Winkeländerung wird von der Messeinrichtung 26
erfasst. Bei einer Verkleinerung des Winkels betätigt die Steuereinrichtung 17 die
Kolben-/Zylinderanordnung 15 derart, dass das Abdichtelement 12 abgesenkt wird. Wenn
das Abstreifelement 18 einen vorgegebenen unteren Grenzwert erreicht hat, insbesondere
den vorgegebenen Soll-Winkel α einnimmt, bleibt das Abstreifelement 18 in der aktuellen
Höhenposition, so dass das Walzengehäuse weiterhin abgedichtet ist und ein Materialstau
verhindert wird.
[0058] Fig. 7A zeigt den umgekehrten Fall, dass das Volumen von in dem Fräswalzengehäuse
angesammelten Materials abnimmt, so dass sich der Druck des Materials verringert.
Dadurch wird das Abstreifelement 18 abgesenkt, so dass der Winkel α kleiner wird.
Diese Winkeländerung wird von der Messeinrichtung 26 erfasst. Bei einer Verkleinerung
des Winkels betätigt die Steuereinrichtung 17 die Kolben-/Zylinderanordnung 15 derart,
dass das Abdichtelement 12 abgesenkt wird.
[0059] Die Steuereinrichtung 27 des Linearantriebssystems 19 kann darüber hinaus derart
konfiguriert sein, dass sich weitere Betriebsmodi vom Maschinenführer vorgeben lassen.
Der Maschinenführer kann diese Betriebsmodi beispielsweise auf einer Eingabeeinheit
auswählen.
[0060] Fig. 8 zeigt den Fall einer vollständigen Materialverladung. Wenn das abgefräste
Material vollständig abtransportiert werden soll, d. h. nicht in der Frässpur liegenbleiben
soll, wird das Abdichtelement 12 nach unten gefahren, so dass dieses beim Vorschub
der Maschine über den Boden kratzt. Das Abdichtelement 12 dichtet das Fräswalzengehäuse
somit nach hinten ab. In diesem Betriebsmodus fungiert das Abdichtelement 12 gleichzeitig
als Abstreifelement. Das Abstreifelement 18 wird für diesen Betriebsmodus mit der
Kolben/Zylinderanordnung 20 soweit wie möglich nach oben verschwenkt, so dass sich
dieses bei Lenkbewegungen nicht in der Frässpur verkanten kann (Fig. 8).
[0061] Fig. 9 zeigt den Betriebsmodus einer Rangierfahrt. Zum Rangieren wird das Abstreifelement
mit der Kolben-/Zylinderanordnung 20 in eine Position verschwenkt, in der Winkel α
90° ist.
[0062] Fig. 10 zeigt den Betriebsmodus einer Wartungsposition, beispielsweise für einen
Wechsel der Meißel der Fräswalze. Das Abdichtelement 12 wird für die Wartung vollständig
angehoben, wozu der Kolben 15B der Kolben-/Zylinderanordnung 15 von der Steuereinrichtung
17 vollständig eingefahren wird. Das Abstreifelement 18 wird soweit wie möglich nach
oben geschwenkt, wozu der Kolben 20B der Kolben/Zylinderanordnung 20 vollständig eingefahren
wird.
[0063] Darüber hinaus kann das Abstreifelement 18 auch durch Betätigung eines Bedienelements
vom Maschinenführer manuell gesteuert werden.
1. Selbstfahrende Baumaschine, insbesondere Straßenfräsmaschine, Recycler oder Stabilisierer,
welche einen Maschinenrahmen (1) und eine Fräswalze (4) aufweist, welche in einem
Fräswalzengehäuse (5) angeordnet ist, das eine Abdichteinrichtung (11) aufweist, welche
mindestens ein in Arbeitsrichtung der Baumaschine hinter der Fräswalze (4) angeordnetes
Abdichtelement (12) zum Verschließen des Fräswalzengehäuses (5), eine Verstelleinrichtung
(16) zur Verstellung der Höhenposition des Abdichtelements (12) in Bezug auf die Fräswalze
(4) und eine Steuereinrichtung (17) zum Ansteuern der Verstelleinrichtung (16) des
mindestens einen Abdichtelements aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Abdichteinrichtung (11) mindestens ein Abstreifelement (18) aufweist, welches
derart an dem mindestens einem Abdichtelement (12) schwenkbar angeordnet ist, dass
das mindestens eine Abstreifelement (18) in einem Betriebsmodus der Baumaschine auf
dem abgefrästen Material (7E) aufliegt, so dass beim Vorschub der Baumaschine das
Abstreifelement (18) über das abgefräste Material gezogen und in Abhängigkeit von
der Höhe des abgefrästen Materials (7E) in Bezug auf die Fräswalze (4) verschwenkt
wird, wobei
eine Messeinrichtung (26) zum Bestimmen der Schwenkstellung des mindestens einen Abstreifelements
(18) vorgesehen ist, welche ein mit der Schwenkstellung korrelierendes Messsignal
erzeugt, welches die Steuereinrichtung (17) der Verstelleinrichtung (16) des mindestens
einen Abdichtelements (12) empfängt,
und die Steuereinrichtung (17) der Verstelleinrichtung (16) des mindestens einen Abdichtelements
(12) derart konfiguriert ist, dass die Verstelleinrichtung (16) die Höhenposition
des mindestens einen Abdichtelements (12) in Abhängigkeit von der Schwenkstellung
des Abstreifelements (18) derart einstellt, dass die Schwenkstellung des Abstreifelements
(18) innerhalb eines vorgegebenen Schwenkbereichs liegt.
2. Selbstfahrende Baumaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (17) der Verstelleinrichtung (16) des mindestens einen Abdichtelements
(12) derart konfiguriert ist, dass die Verstelleinrichtung (16) das mindestens eine
Abdichtelement (12) anhebt, wenn das Abstreifelement (18) nach oben verschwenkt wird,
und das Abdichtelement (12) absenkt, wenn das Abstreifelement (18) nach unten verschwenkt
wird.
3. Selbstfahrende Baumaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (17) der Verstelleinrichtung (16) des mindestens einen Abdichtelements
(12) derart konfiguriert ist, dass die Verstelleinrichtung (16) das mindestens eine
Abdichtelement (12) anhebt, wenn sich ein Winkel (a) zwischen Abstreifelement (18)
und Abdichtelement (12) einstellt, der größer als ein oberer Grenzwert ist, und das
Abdichtelement (12) absenkt, wenn sich ein Winkel (a) zwischen Abstreifelement (18)
und Abdichtelement (12) einstellt, der kleiner als ein unterer Grenzwert ist.
4. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein oberer Abschnitt des mindestens einen Abstreifelements (18) um eine parallel
zu der Drehachse (4A) der Fräswalze (4) verlaufenden Achse schwenkbar an dem Abdichtelement
(12) befestigt ist.
5. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Abstreifelement (18) an der in Arbeitsrichtung (10) rückwärtigen
Seite des mindestens einen Abdichtelements (12) schwenkbar befestigt ist.
6. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Abstreifelement (18) als eine schwenkbar an dem mindestens einen
Abdichtelement (12) befestigte Platte ausgebildet ist.
7. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Messeinrichtung (26) mindestens einen Winkelsensor zum Messen des Winkels zwischen
dem mindestens einem Abdichtelement (12) und dem mindestens einen Abstreifelement
(18) aufweist.
8. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein Linearantriebssystems (19) vorgesehen ist, welches derart an dem mindestens einem
Abstreifelement (18) angreift, dass bei dessen Betätigung eine untere Abstreifkante
(18A) des Abstreifelements (18) in Bezug auf das Abdichtelement (12) angehoben oder
abgesenkt wird.
9. Selbstfahrende Baumaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuereinrichtung (27) zur Ansteuerung des Linearantriebssystems (19) vorgesehen
ist, welche derart konfiguriert ist, dass die untere Abstreifkante (18A) des mindestens
einen Abstreifelements (18) mit einer vorgegebene Auflagekraft auf dem Boden aufliegt.
10. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Linearantriebssystem (19) mindestens eine Kolben/Zylinder-Anordnung (20) aufweist,
deren Kolben (20B) an dem mindestens einen Abdichtelement (12) und deren Zylinder
(20A) an dem mindestens einen Abstreifelement (18) oder deren Kolben (20B) an dem
mindestens einen Abstreifelement (18) und deren Zylinder (20A) an dem mindestens einen
Abdichtelement (12) angreift.
11. Selbstfahrende Baumaschine nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Messeinrichtung (26) mindestens einen Wegsensor (26A) zum Messen der Hubstellung
des Kolbens (20B) der Kolben-Zylinder-Anordnung (20A) aufweist.
12. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Feder vorgesehen ist, die einerseits an dem mindestens einen Abstreifelement
(18) und andererseits an dem mindestens einen Abdichtelement (12) angreift.
13. Selbstfahrende Baumaschine nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (27) zur Ansteuerung des Linearantriebssystems (19) derart
konfiguriert ist, dass ein Betriebsmodus einstellbar ist, in dem das Abstreifelement
(18) hochgeklappt ist.
14. Verfahren zum Betrieb einer selbstfahrenden Baumaschine, insbesondere Straßenfräsmaschine,
Recycler oder Stabilisierer, welche einen Maschinenrahmen (1) und eine Fräswalze (4)
aufweist, welche in einem Fräswalzengehäuse (5) angeordnet ist, das eine Abdichteinrichtung
(11) aufweist, welche mindestens ein in Arbeitsrichtung (10) der Baumaschine hinter
der Fräswalze (4) angeordnetes Abdichtelement (12) zum Verschließen des Fräswalzengehäuses
(5) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schwenkstellung mindestens eines Abstreifelements (18) bestimmt wird, welches
derart an dem mindestens einem Abdichtelement (12) schwenkbar angeordnet ist, dass
das mindestens eine Abstreifelement (18) in einem Betriebsmodus der Baumaschine auf
dem abgefrästen Material (7E) aufliegt, so dass beim Vorschub der Baumaschine das
Abstreifelement (18) über das abgefräste Material gezogen und in Abhängigkeit von
der Höhe des abgefrästen Materials in Bezug auf die Fräswalze (4) verschwenkt wird,
wobei die Höhenposition des mindestens einen Abdichtelements (12) in Abhängigkeit
von der Schwenkstellung des Abstreifelements (18) derart eingestellt wird, dass beim
Vorschub der Baumaschine die Schwenkstellung des Abstreifelements (18) innerhalb eines
vorgegebenen Schwenkbereichs liegt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Abdichtelement (12) angehoben wird, wenn beim Vorschub der Baumaschine
das mindestens eine Abstreifelement (18) angehoben wird, und das mindestens eine Abdichtelement
(12) abgesenkt wird, wenn beim Vorschub der Baumaschine das mindestens eine Abstreifelement
(18) abgesenkt wird.