[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine mit einem
Verbrennungsmotor während einer Warmlaufphase, die sich insbesondere an einen Kaltstart
des Verbrennungsmotors anschließen kann.
[0002] Um möglichst geringe Schadstoffemissionen einer Brennkraftmaschine zu realisieren,
sollten die in einen Abgasstrang der Brennkraftmaschine integrierten Abgasnachbehandlungskomponenten
einer Abgasnachbehandlungseinrichtung, die insbesondere einen oder mehrere Katalysatoren
sowie einen Partikelfilter umfassen kann, möglichst stets Betriebstemperaturen aufweisen,
die oberhalb der jeweiligen Anspringtemperaturen (auch "Light-off-Temperatur genannt)
liegen, ab denen von einer ausreichenden Wirksamkeit hinsichtlich der jeweils vorgesehenen
Abgasnachbehandlung ausgegangen werden kann. Nach einem Kaltstart der Brennkraftmaschine,
bei dem nicht nur der Verbrennungsmotor sondern auch die Abgasnachbehandlungskomponenten
Betriebstemperaturen aufweisen, die deutlich unterhalb der jeweiligen Anspringtemperatur
liegen, sollten die Betriebstemperaturen zumindest einiger der Abgasnachbehandlungskomponenten
möglichst schnell die jeweilige Anspringtemperatur erreichen. Um dies zu gewährleisten,
ist es bekannt, einzelne Abgasnachbehandlungskomponenten aktiv zu beheizen, was zum
einen mittels hierfür vorgesehener Heizvorrichtungen, die beispielsweise elektrische
Heizelemente umfassen oder als Brenner ausgebildet sein können, möglich ist. Weiterhin
können sogenannte innermotorische Maßnahmen umgesetzt werden, die darauf abzielen,
durch einen gezielten Betrieb des Verbrennungsmotors mit einem relativ schlechten
Wirkungsgrad relativ heißes Abgas zu erzeugen, so dass über das Abgas eine relativ
schnelle Erwärmung der Abgasnachbehandlungskomponenten erreicht werden kann.
[0003] Die
DE 10 2018 124 869 A1 offenbart ein Verfahren zur Abgasnachbehandlung eines Verbrennungsmotors mit mindestens
einem Brennraum. Der Verbrennungsmotor ist über seinen Einlass mit einem Luftversorgungssystem
und über seinen Auslass mit einer Abgasanlage des Verbrennungsmotors verbunden. In
der Abgasanlage ist mindestens eine Abgasnachbehandlungskomponente zur Konvertierung
von Schadstoffen im Abgas des Verbrennungsmotors angeordnet. Vorgesehen ist, dass
der Lastzustand des Verbrennungsmotors sowie die streckenbezogenen Emissionen, insbesondere
die streckenbezogenen NOx-Emissionen ermittelt werden. Nähern sich die streckenbezogenen
Emissionen einem definierten Schwellenwert an und ist abzusehen, dass bei unveränderten
Motorparametern diese streckenbezogenen Emissionen nicht erfüllt werden können, wird
die Leistung und/oder das Drehmoment des Verbrennungsmotors reduziert, um die Rohemissionen
des Verbrennungsmotors zu verringern.
[0004] Die
DE 10 2018 220 121 A1 beschreibt ein Abgasnachbehandlungssystem für einen Verbrennungsmotor, der eine Abgasanlage
mit einem Abgaskanal umfasst, wobei in dem Abgaskanal ein Oxidationskatalysator, anschließend
ein Dosierelement zur Eindosierung eines Reduktionsmittels und daran anschließend
eine Abgasnachbehandlungskomponente zur selektiven, katalytischen Reduktion von Stickoxiden
angeordnet sind. Vorgesehen ist, dass der Oxidationskatalysator ein elektrisches Heizelement
aufweist, über welches ein Abschnitt des Oxidationskatalysators beheizbar ist. Nach
einem Kaltstart wird der Oxidationskatalysator auf seine Anspringtemperatur aufgeheizt
und anschließend das weitere Aufheizen durch innermotorische Maßnahmen und eine exotherme
Umsetzung von unverbrannten Abgaskomponenten auf dem Oxidationskatalysator unterstützt.
[0005] Die
DE 10 2017 123 492 A1 offenbart ein Abgasnachbehandlungssystem für einen Verbrennungsmotor. Das Abgasnachbehandlungssystem
weist einen Abgaskanal auf, in dem eine Abgasturbine eines Abgasturboladers, daran
anschließend ein erster Katalysator, insbesondere ein Oxidationskatalysator, und dann
ein zweiter Katalysator, insbesondere ein SCR-Katalysator oder ein Partikelfilter
mit einer SCR-Beschichtung, angeordnet sind. Vorgesehen ist, dass ein Bypasskanal
den Abgaskanal stromaufwärts der Abgasturbine mit dem Abgaskanal stromabwärts des
ersten Katalysators und stromaufwärts des zweiten Katalysators verbindet, wobei in
dem Bypasskanal ein dritter Katalysator, insbesondere ein Oxidationskatalysator, angeordnet
ist. Bei einem Schwachlastbetrieb des Verbrennungsmotors wird ein Bypassventil des
Bypasskanals geöffnet und dadurch ein Abgasstrom an der Abgasturbine und an dem ersten
Katalysator vorbei geleitet sowie durch den in dem Bypasskanal befindlichen dritten
Katalysator gereinigt.
[0006] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, in einer Warmlaufphase im Betrieb einer Brennkraftmaschine
möglichst geringe Schadstoffemissionen zu realisieren.
[0007] Diese Aufgabe ist bei der Durchführung eines Verfahrens gemäß dem Patentanspruch
1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen dieses Verfahrens sind Gegenstände der weiteren
Patentansprüche und ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der Erfindung.
[0008] Erfindungsgemäß ist ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine vorgesehen,
wobei die Brennkraftmaschine zumindest einen Verbrennungsmotor, insbesondere einen
selbstzündenden Verbrennungsmotor, einen Frischgastrang und einen Abgasstrang umfasst.
In den Abgasstrang sind zumindest eine Abgasturbine mit variabler Turbinengeometrie
(VTG), die Teil eines Abgasturboladers ist, und eine Abgasnachbehandlungseinrichtung
integriert. Die Abgasnachbehandlungseinrichtung oder zumindest einzelne Abgasnachbehandlungskomponenten
davon können vorzugsweise stromab (bezüglich der Strömungsrichtung von Abgas durch
den Abgasstrang ausgehend von dem Verbrennungsmotor) der Abgasturbine angeordnet sein.
In den Frischgasstrang ist zumindest ein Frischgasverdichter der Abgasturbine integriert.
Weiterhin ist eine ND-Abgasrückführleitung vorgesehen, die stromab der Abgasturbine
und vorzugsweise auch stromab der Abgasnachbehandlungseinrichtung oder zumindest stromab
einiger der Abgasnachbehandlungskomponenten davon aus dem Abgasstrang abzweigt und
die stromauf (bezüglich der Strömungsrichtung von Frischgas durch den Frischgasstrang
in Richtung des Verbrennungsmotors) des Frischgasverdichters in den Frischgasstrang
mündet.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass während einer Warmlaufphase,
die insbesondere mit einem Kaltstart der Brennkraftmaschine beginnen kann, (zumindest
temporär und/oder gleichzeitig)
- die VTG derart eingestellt wird, dass die Verdichtung des Frischgases mittels des
Frischgasverdichters im Vergleich zu einem Normalbetrieb in einem entsprechenden Betriebspunkt
(d.h. bei gleicher Betriebslast und Betriebsdrehzahl) größer und insbesondere maximiert
ist, woraus eine maximale Brennraumfüllung resultieren kann, und
- eine (direkte) Nacheinspritzung von Kraftstoff in zumindest einen Brennraum des Verbrennungsmotors
(zumindest auch) während eines Expansionstakts in diesem Brennraum durchgeführt wird
und
- Abgas über die ND-Abgasrückführleitung geführt wird.
[0010] Ein Einbringen von Kraftstoff ist erfindungsgemäß dann eine Nacheinspritzung, wenn
diese zusätzlich und vorzugsweise auch zeitlich beabstandet zu einer zuvor erfolgten
Haupteinspritzung erfolgt.
[0011] Vorzugsweise kann vorgesehen sein, dass die die Nacheinspritzung in einem Bereich
des Drehwinkels (Kurbelwellenwinkel) einer Abtriebswelle des vorzugsweise als Viertakt-Hubkolbenmotor
ausgebildeten Verbrennungsmotors, der zwischen 10°KW und 180°KW nach dem oberen OT
in einem Arbeitshubzyklus liegt, stattfindet.
[0012] Sofern der Verbrennungsmotor eine Mehrzahl von Brennräumen aufweist, kann die Nacheinspritzung
von Kraftstoff in einen, mehrere oder, vorzugsweise, in alle Brennräume erfolgen.
[0013] Zur Realisierung einer "variablen Turbinengeometrie (VTG)" umfasst eine Abgasturbine
eine Vorrichtung, mittels der ein Strömungsquerschnitt, über den Abgas zu einem, Turbinenlaufrad
der Abgasturbine geführt werden kann, zumindest hinsichtlich der Wirksamkeit veränderbar
ist, wozu insbesondere die Größe des freien Strömungsquerschnitts und/oder der Winkel
der Anströmung von Schaufeln des Turbinenlaufrads veränderbar sein kann.
[0014] Als "Warmlaufphase" gilt erfindungsgemäß ein Betrieb der Brennkraftmaschine, bei
dem zumindest eine Abgasnachbehandlungskomponente der Abgasnachbehandlungseinrichtung
eine Betriebstemperatur aufweist, die unter der dazugehörigen Anspringtemperatur liegt.
Als "Kaltstart" gilt erfindungsgemäß eine Inbetriebnahme der Brennkraftmaschine, bei
der zumindest eine Abgasnachbehandlungskomponente der Abgasnachbehandlungseinrichtung
eine Betriebstemperatur aufweist, die ungefähr (d.h. auch mit einer Abweichung von
bis zu 10%, 20% oder 30%) der Umgebungstemperatur entspricht. Eine Warmlaufphase muss
sich dabei nicht immer an einen Kaltstart oder an eine Inbetriebnahme der Brennkraftmaschine
mit einer unterhalb einer dazugehörigen Anspringtemperatur liegenden Betriebstemperatur
zumindest einer Abgasnachbehandlungskomponente anschließen; vielmehr kann eine Warmlaufphase
auch damit beginnen, dass die Brennkraftmaschine und insbesondere der Verbrennungsmotor
davon zuvor derart betrieben wurde, dass die zuvor bereits überschrittene Anspringtemperatur
wieder (für einen definierten Mindestzeitraum) unterschritten wird, wie dies gegebenenfalls
bei einem länger andauernden Leerlauf- oder Schubbetrieb des Verbrennungsmotors der
Fall sein kann.
[0015] Die Erfindung zielt darauf ab, durch den Kraftstoff, der über die Nacheinspritzung
in den zumindest einen Brennraum eingebracht wird, gezielt eine Erhöhung der Temperatur
des von dem Verbrennungsmotor erzeugten Abgases zu erreichen. Dieses relativ heiße
Abgas kann dann dazu genutzt werden, die Abgasnachbehandlungseinrichtung möglichst
schnell aufzuheizen. Durch die relativ spät erfolgende Nacheinspritzung kann erreicht
werden, dass dieser Kraftstoff, der noch in dem entsprechenden Brennraum umgesetzt
wird, nur noch zu einem geringen Anteil zur Erzeugung von Antriebsleistung des Verbrennungsmotors
beiträgt, so dass relativ viel der in dem Kraftstoff gebundenen chemischen Energie
als Wärmeenergie des Abgases von dem Verbrennungsmotor abgeführt und damit in den
Abgasstrang eingeleitet wird.
[0016] Diese zusätzliche Wärmeenergie steht demnach für ein Aufheizen der Abgasnachbehandlungseinrichtung
zur Verfügung.
[0017] Die erfindungsgemäß weiterhin vorgesehen Vergrößerung und insbesondere Maximierung
der Verdichtung des Frischgases mittels einer entsprechenden Einstellung der VTG sorgt
dafür, dass dem Verbrennungsmotor ausreichend Sauerstoff für eine Umsetzung auch des
über die Nacheinspritzung eingebrachten Kraftstoffs zur Verfügung steht.
[0018] Die erfindungsgemäß weiterhin vorgesehene Rückführung von Abgas über die ND-Abgasrückführleitung
sorgt einerseits dafür, dass die bei den Verbrennungen auftretenden Spitzentemperaturen
relativ gering bleiben, was sich vorteilhaft auf die Stickoxidrohemissionen des Verbrennungsmotors
auswirkt. Hinzu kommt, dass über die Abgasrückführung eine zusätzliche, inerte Gasmasse
in den zumindest einen Brennraum eingebracht und damit auch als Teil des Abgases wieder
von dem Verbrennungsmotor abgeführt wird, so dass insgesamt ein relativ großer Abgasmassen-
bzw. Enthalpiestrom realisiert werden kann, der sich vorteilhaft hinsichtlich der
angestrebten Aufheizung der Abgasnachbehandlungseinrichtung auswirkt.
[0019] Um zu gewährleisten, dass ein möglichst großer Abgasmassenstrom über die Abgasnachbehandlungseinrichtung
und auch über die Abgasturbine geführt wird, kann vorzugsweise vorgesehen sein, dass
die Brennkraftmaschine entweder keine HD-Abgasrückführleitung, die stromauf der Abgasturbine
aus dem Abgasstrang abzweigt und stromab des Frischgasverdichters in den Frischgasstrang
mündet, aufweist oder dass dann, wenn die Brennkraftmaschine eine solche HD-Abgasrückführleitung
aufweist, bei dem Betrieb der Brennkraftmaschine während der Warmlaufphase kein oder
nur relativ wenig Abgas im Vergleich zu dem Normalbetrieb in dem entsprechenden Betriebspunkt
über die HD-Abgasrückführleitung geführt wird. Dadurch kann sichergestellt werden,
dass möglichst viel Wärmeenergie von dem Abgas auf die Abgasnachbehandlungseinrichtung
übertragen werden kann und zudem, dass möglichst viel Abgasenthalpie zur Verfügung
steht, um über die Abgasturbine eine möglichst große Verdichtungsleistung des Frischgasverdichters
realisieren.
[0020] Erfindungsgemäß kann weiterhin bevorzugt vorgesehen sein, dass eine Haupteinspritzung
von Kraftstoff in zumindest einen/den Brennraum des Verbrennungsmotors (zumindest
auch) während eines Verdichtungstakts in diesem Brennraum verspätet im Vergleich zu
dem Normalbetrieb durchgeführt wird. Dadurch soll auch der über die Haupteinspritzung
eingebrachte Kraftstoff gezielt so umgesetzt werden, dass ein relativ großer Anteil
der darin chemisch gebundenen Energie nicht in Antriebsleistung des Verbrennungsmotors
sondern in Wärmeenergie des Abgases gewandelt wird.
[0021] Um zu vermeiden, dass die erfindungsgemäß vorgesehene Erhöhung der Temperatur des
Abgases, die insbesondere durch die späte Nacheinspritzung von Kraftstoff bewirkt
wird, zu überhöhten Schadstoffrohemissionen des Verbrennungsmotors führt, kann vorzugsweise
vorgesehen sein, dass ein Einstellen der Kraftstoffmengen, die bei den Nacheinspritzungen
in den zumindest einen Brennraum eingebracht werden, in Abhängigkeit von dem Verbrennungsluftverhältnis,
mit dem der Verbrennungsmotor betrieben wird, durchgeführt wird. Dabei kann insbesondere
vorgesehen sein, dass die Kraftstoffmengen derart eingestellt werden, dass ein Verbrennungsluftverhältnis
(λ) von zwischen 0,98 und 1,02 oder von zwischen 1,1 und 1,2 erreicht wird. Ein Verbrennungsluftverhältnis
von zwischen 0,98 und 1,02 kann dabei insbesondere dann vorgesehen sein, wenn ein
Fokus auf einem Geringhalten der Stickoxidrohemissionen (NOx) liegt, während durch
ein Verbrennungsluftverhältnis von zwischen 1,1 und 1,2 insbesondere die Rohemissionen
von Kohlenmonoxid (CO), unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) und (Ruß-)Partikeln
gering gehalten werden können.
[0022] Der Sauerstoffgehalt des Abgases kann dabei vorteilhafterweise mittels eines geeigneten
Abgassensors, beispielsweise mittels eines konventionellen NOx-Sensors oder einer
Lambdasonde, der in den Abgasstrang integriert sein kann, gemessen werden. Alternativ
oder ergänzend ist aber auch eine beispielsweise modellbasierte, rechnerische Ermittlung
des Verbrennungsluftverhältnisses möglich, d.h. dieser wird aus den Betriebsparametern
der Brennkraftmaschine, insbesondere den eingespritzen Kraftstoffmengen, der Betriebsdrehzahl,
dem Ladedruck, etc., berechnet.
[0023] Die Einstellung des Verbrennungsluftverhältnisses kann insbesondere geregelt erfolgen,
wobei dann in dem entsprechenden Regelkreis der Sollwert des Verbrennungsluftverhältnisses
die Führungsgröße, der Istwert des Verbrennungsluftverhältnisses die Regelgröße und
die Kraftstoffmenge, die über die Nacheinspritzung in den Brennraum eingebracht wird,
die Stellgröße ist.
[0024] Bei dem Verbrennungsmotor einer erfindungsgemäßen Brennkraftmaschine kann es sich
insbesondere um einen (selbstzündenden und qualitätsgeregelten) Dieselmotor handeln.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass es sich bei dem Verbrennungsmotor um einen
(fremdgezündeten und quantitätsgeregelten) Ottomotor oder um eine Kombination aus
selbstzündendem und fremdgezündeten Verbrennungsmotor, z.B. um einen Verbrennungsmotor
mit homogener Kompressionszündung, handelt. Der Verbrennungsmotor kann dabei sowohl
mit Flüssigkraftstoff (d.h. Diesel oder Benzin) als auch mit einem gasförmigen Kraftstoff
(insbesondere Erdgas, LNG oder LPG) betrieben werden.
[0025] Eine erfindungsgemäß betriebene Brennkraftmaschine kann insbesondere zur (direkten
oder indirekten) Bereitstellung der Fahrantriebsleistung für ein Kraftfahrzeug vorgesehen
sein. Das Kraftfahrzeug kann dabei insbesondere ein radbasiertes und nicht schienengebundenes
Kraftfahrzeug (vorzugsweise ein PKW oder ein LKW) sein.
[0026] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Darin zeigt die
- Fig. 1
- eine für die Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Brennkraftmaschine
in vereinfachter Darstellung.
[0027] Die Fig. 1 zeigt in vereinfachter Darstellung eine für die Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens geeignete Brennkraftmaschine für ein Kraftfahrzeug.
[0028] Diese umfasst einen (Viertakt-)Verbrennungsmotor 1, der beispielhaft in Form eines
Hubkolbenmotors mit vier in Reihe angeordneten Zylindern 2 ausgestaltet ist. Die Zylinder
2 begrenzen mit darin geführten Hubkolben 3 und einem Zylinderkopf jeweils einen Brennraum
4. Diesen Brennräumen 4 wird im Betrieb des Verbrennungsmotors 1 und damit der Brennkraftmaschine
Frischgas über einen Frischgasstrang 5 zugeführt. Bei dem Frischgas handelt es sich
zumindest teilweise um Luft, die aus der Umgebung angesaugt wird und die anschließend
über einen Frischgasverdichter 22 geführt wird. Dieser Frischgasverdichter 22 ist
Teil eines Abgasturboladers, der weiterhin eine Abgasturbine 6 umfasst, die in einen
Abgasstrang 7 der Brennkraftmaschine integriert ist. Abgas, das bei der Verbrennung
von Gemischmengen entstanden ist, die aus dem Frischgas sowie aus direkt über Kraftstoffinjektoren
(nicht dargestellt) in die Brennräume 4 eingespritztem Kraftstoff bestehen, wird über
den Abgasstrang 7 der Brennkraftmaschine abgeführt. Das Abgas durchströmt dabei neben
der Abgasturbine 6 auch eine Abgasnachbehandlungseinrichtung 11, die dafür vorgesehen
ist, Bestandteile des Abgases, die als Schadstoffe angesehen werden, aus dem Abgas
zu entfernen und/oder in unschädliche Bestandteile umzuwandeln.
[0029] Jedem der Brennräume 4 sind gemäß dem in der Fig. 1 dargestellten Ausgestaltungsbeispiel
zwei Einlassventile 8 und zwei Auslassventile 9 zugeordnet, die über eine Ventilbetätigungsvorrichtung
10, die beispielsweise jeweils eine Nockenwelle (nicht dargestellten) für einerseits
die Einlassventile 8 und andererseits die Auslassventile 9 umfassen kann, betätigt
werden.
[0030] Im Betrieb des Verbrennungsmotors 1 werden die Hubkolben 3, geführt von einer Kurbelwelle
21, mit der die Hubkolben 3 über Pleuel (nicht dargestellt) verbunden sind, in den
Brennräumen 4 oszillierend zwischen einem oberen Totpunkt (OT) und einem unteren Totpunkt
(UT) bewegt, wobei die Hubkolben 3 abwechselnd einen Ladungswechselhubzyklus und einen
Arbeitshubzyklus durchführen. Der Ladungswechselhubzyklus umfasst eine Ausstoßhubbewegung
des jeweiligen Hubkolbens 3 (entsprechend einem Ausstoßtakt in dem dazugehörigen Brennraum
4) sowie eine Ansaughubbewegung (entsprechend einem Ansaugtakt in dem dazugehörigen
Brennraum 4). Der Arbeitshubzyklus umfasst eine Verdichtungshubbewegung des jeweiligen
Hubkolbens 3 (entsprechend einem Verdichtungstakt in dem dazugehörigen Brennraum 4)
und eine Arbeitshubbewegung (entsprechend einem Arbeitstakt in dem dazugehörigen Brennraum
4). Die vier Hubbewegungen der Hubkolben 3 beziehungsweise die vier entsprechenden
Takte der in den Brennräumen 4 ablaufenden Kreisprozesse entsprechen dabei einem Betriebszyklus,
der in dem jeweiligen Brennraum 4 des Verbrennungsmotors 1 stattfindet.
[0031] In Abhängigkeit von dem Drehwinkel der Kurbelwelle 21 während der Ladungswechselhubzyklen
der einzelnen Hubkolben 3 werden die Einlassventile 8 und die Auslassventile 9 mittels
der Ventilbetätigungsvorrichtung 10 zu definierten Steuerzeiten geöffnet und geschlossen
und dadurch gesteuert Frischgas in die Brennräume 4 eingebracht oder Abgas aus diesen
abgeführt.
[0032] Um in einem Betrieb des Verbrennungsmotors 1 mit unterschiedlichen Betriebslasten
und unterschiedlichen Betriebsdrehzahlen eine möglichst optimale Nutzung der Enthalpie
des Abgases zur Erzeugung von Verdichtungsleistung mittels des Abgasturboladers realisieren
zu können, umfasst die Abgasturbine 6 eine mittels einer Steuerungsvorrichtung (nicht
dargestellt) ansteuerbare Vorrichtung zur variablen Turbinenanströmung (VTG) 23. Diese
kann in bekannter Weise eine Mehrzahl von in einem Einlass der Abgasturbine 6 angeordnete
Leitschaufeln (nicht dargestellt) umfassen, die individuell drehbar ausgebildet sind,
wobei diese gemeinsame mittels einer Verstellvorrichtung (nicht dargestellt) verstellbar
sind. In Abhängigkeit von den Drehstellungen der Leitschaufeln verengen diese den
freien Strömungsquerschnitt in dem Einlass der Abgasturbine 6 mehr oder weniger und
beeinflussen zudem den Abschnitt der primären Anströmung des Turbinenlaufrads und
die Ausrichtung dieser Anströmung.
[0033] Die Abgasnachbehandlungseinrichtung 11 der Brennkraftmaschine umfasst in Strömungsrichtung
des Abgases gesehen eine erste Abgasnachbehandlungskomponente 12, bei der es sich
um einen Stickoxidspeicherkatalysator oder um eine Kombination aus einem Oxidationskatalysator
und einem Stickoxidspeicherkatalysator handeln kann.
[0034] Dieser ersten Abgasnachbehandlungskomponente 12 schließt sich eine zweite Abgasnachbehandlungskomponente
in Form eines Partikelfilters 13 an. Dabei ist beispielhaft vorgesehen, dass der Partikelfilter
13 beziehungsweise der diesen ausbildende Filterkörper eine katalytisch wirksame Beschichtung
aufweist, wodurch der Partikelfilter 13 gleichzeitig einen ersten SCR-Katalysator
der Abgasnachbehandlungseinrichtung 11 darstellt. Die für die katalytische Reduktion
von in dem Abgas enthaltenen Schadstoffen, insbesondere Stickoxiden, erforderliche
Anwesenheit von Reduktionsmittel in dem Abgas, das den als erster SCR-Katalysator
wirksamen Partikelfilter 13 durchströmt, wird mittels einer stromauf des Partikelfilters
13 angeordneten ersten Dosiervorrichtung 14 für ein solches Reduktionsmittel realisiert.
Bei dem Reduktionsmittel kann es sich insbesondere um Ammoniak oder um eine ammoniakhaltige
Lösung handeln. Zwischen der ersten Dosiervorrichtung 14 und dem Partikelfilter 13
ist eine erste Mischvorrichtung 15 angeordnet, die beispielsweise in Form von Strömungsleitelementen,
die Verwirbelungen in der Strömung des bereits mit dem Reduktionsmittel vermischten
Abgases bewirken, ausgebildet sein kann.
[0035] Die Abgasnachbehandlungseinrichtung 11 umfasst, in einer Anordnung stromab des Partikelfilters
13, als dritte Abgasnachbehandlungskomponente einen (weiteren) SCR-Katalysator 16.
Dem SCR Katalysator 16 ist in einer Anordnung stromauf davon eine zweite Dosiervorrichtung
17 für ein Reduktionsmittel sowie, in einer Anordnung zwischen dieser zweiten Dosiervorrichtung
17 und dem SCR-Katalysator 16, eine zweite Mischvorrichtung 18 zugeordnet. Die zweite
Dosiervorrichtung 17 ist vorgesehen, weil zwischen dem Partikelfilter 13 und dieser
zweiten Dosiervorrichtung 17 eine ND-Abgasrückführleitung 19 aus dem Abgasstrang 7
abzweigt, über die bedarfsweise, gesteuert mittels eines AGR-Ventils 24, zumindest
ein Teil des Abgases in den Frischgasstrang 5 zurückgeführt werden kann. Die ND-Abgasrückführleitung
19 mündet dazu in einen Abschnitt des Frischgasstrangs 5, der stromauf des Frischgasverdichters
22 gelegen ist. Sofern eine solche ND-Abgasrückführung durchgeführt wird, sollte vermieden
werden, dass in dem dabei zurückgeführten Abgas noch nicht umgesetztes Reduktionsmittel
enthalten ist. Eine Dosierung mittels der ersten Dosiervorrichtung 14 sollte daher
zumindest dann, wenn eine ND-Abgasrückführung durchgeführt wird, derart erfolgen,
dass stromab des Partikelfilters 13 möglichst kein Reduktionsmittel mehr in dem Abgas
enthalten ist. Dies erfordert dann jedoch ein zusätzliches Einbringen von Reduktionsmittel
in das Abgas vor dem SCR-Katalysator 16, um durch diesen eine Reduktion von Stickoxiden
realisieren zu können.
[0036] Als in Strömungsrichtung letzte Komponente beziehungsweise als vierte Abgasnachbehandlungskomponente
der Abgasnachbehandlungseinrichtung 11 ist ein Sperrkatalysator 20 vorgesehen. Hierbei
handelt es sich um einen Oxidationskatalysator, der Reduktionsmittel umsetzt (insbesondere
Ammoniak zu N
2 und H
2O), das in dem SCR-Katalysator 16 nicht umgesetzt wurde, so dass ein Freisetzen dieses
Reduktionsmittels in die Umgebung vermieden wird.
[0037] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass während einer Warmlaufphase, die sich insbesondere
an einen Kaltstart der Brennkraftmaschine anschließen kann, Kraftstoff sowohl über
eine Haupteinspritzung, die während der jeweiligen Verdichtungstakte in den Brennräumen
4 durchgeführt wird, als auch über eine Nacheinspritzung, die während der jeweiligen
Arbeitstakte durchgeführt wird, in die Brennräume 4 eingebracht wird. Im Vergleich
zu einem Normalbetrieb der Brennkraftmaschine, der immer oder zumindest meistens dann
vorgesehen ist, wenn die Betriebstemperaturen zumindest einiger und insbesondere aller
der Abgasnachbehandlungskomponenten oberhalb der jeweiligen Anspringtemperatur liegen,
erfolgt die Haupteinspritzung während der Warmlaufphase der Brennkraftmaschine relativ
spät, wodurch ein relativ großer Anteil der in diesem Kraftstoff chemisch gebundenen
Energie zu Wärmeenergie des Abgases und nicht zu Antriebsleistung des Verbrennungsmotors
1 umgewandelt wird. Dasselbe gilt für den über die Nacheinspritzungen eingebrachten
Kraftstoff, der nur zu einem geringen Teil zur Erzeugung von Antriebsleistung des
Verbrennungsmotors 1 beiträgt und somit hauptsächlich relativ hohe Abgastemperaturen
bewirkt. Da sich dies offensichtlich negativ auf den Wirkungsgrad im Betrieb des Verbrennungsmotors
1 auswirkt, ist erfindungsgemäß vorgesehen, diese Nacheinspritzung von Kraftstoff
ausschließlich während der Warmlaufphase, nicht jedoch während eines Normalbetriebs
der Brennkraftmaschine durchzuführen.
[0038] Durch die erfindungsgemäß vorgesehene Art der Einbringung des Kraftstoffs in die
Brennräume 4 wird relativ heißes Abgas erzeugt, das bei der anschließenden Durchströmung
des Abgasstrangs 7 zu einem möglichst schnellen Aufheizen der Abgasnachbehandlungseinrichtung
11 beiträgt.
[0039] Um dem Verbrennungsmotor 1 ausreichend viel Sauerstoff für eine Umsetzung des gesamten
zugeführten Kraftstoffs zuzuführen, ist erfindungsgemäß weiterhin vorgesehen, die
VTG 23 während der Warmlaufphase derart einzustellen, dass die Verdichtung des Frischgases
mittels des Frischgasverdichters 22 im Vergleich zu dem Normalbetrieb in einem entsprechenden
Betriebspunkt des Verbrennungsmotors 1 größer ist. Insbesondere ist vorgesehen, die
Verdichtungsleistung des Frischgasverdichters 22 dauerhaft während der Warmlaufphase
zu maximieren, soweit dies der Betrieb des Verbrennungsmotors 1 und insbesondere die
von diesem angeforderte Antriebsleistung zulässt.
[0040] Zudem wird während der Warmlaufphase Abgas über die ND-Abgasrückführleitung 19 und
damit als Teil des Frischgases in die Brennräume 4 des Verbrennungsmotors 1 zurück
geführt. Dadurch können zum einen die Stickoxidrohemissionen des Verbrennungsmotors
1 gering gehalten werden. Zum anderen wird dadurch ein relativ großer Abgasmassenstrom
erreicht, über den entsprechend viel Wärmeenergie für ein Aufheizen der Abgasnachbehandlungseinrichtung
11 zur Verfügung gestellt wird.
[0041] Durch das relativ weitgehende und insbesondere maximale Schließen der VTG 23 soll
demnach ein möglichst großes Sauerstoffangebot - reduziert um einen sinnvollen Anteil
an zurückgeführtem Abgas - in den Brennräumen realisiert werden, damit mehr Kraftstoff
(unter Berücksichtigung von definierten (Lambda-)Grenzen bezüglich des Verbrennungsluftverhältnisses)
zur Steigerung der Abgastemperatur eingespritzt werden kann.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0042]
- 1
- (Viertakt-)Verbrennungsmotor
- 2
- Zylinder
- 3
- Hubkolben
- 4
- Brennraum
- 5
- Frischgasstrang
- 6
- Abgasturbine
- 7
- Abgasstrang
- 8
- Einlassventil
- 9
- Auslassventil
- 10
- Ventilbetätigungsvorrichtung
- 11
- Abgasnachbehandlungseinrichtung
- 12
- erste Abgasnachbehandlungskomponente
- 13
- Partikelfilter
- 14
- erste Dosiervorrichtung für ein Reduktionsmittel
- 15
- erste Mischvorrichtung
- 16
- SCR-Katalysator
- 17
- zweite Dosiervorrichtung für ein Reduktionsmittel
- 18
- zweite Mischvorrichtung
- 19
- ND-Abgasrückführleitung
- 20
- Sperrkatalysator
- 21
- Kurbelwelle
- 22
- Frischgasverdichter
- 23
- Vorrichtung zur variablen Turbinenanströmung (VTG)
- 24
- AGR-Ventil
1. Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine mit einem Verbrennungsmotor (1),
einem Frischgastrang (5) und einem Abgasstrang (7), wobei in den Abgasstrang (7) eine
Abgasturbine (6) mit variabler Turbinengeometrie (23) eines Abgasturbolader und eine
Abgasnachbehandlungseinrichtung (11) integriert sind und in den Frischgasstrang (5)
ein Frischgasverdichter (22) des Abgasturboladers integriert ist und wobei eine ND-Abgasrückführleitung
(19) stromab der Abgasturbine (6) aus dem Abgasstrang (7) abzweigt und stromauf des
Frischgasverdichters (22) in den Frischgasstrang (5) mündet,
dadurch gekennzeichnet, dass während einer Warmlaufphase
- die variable Turbinengeometrie (23) derart eingestellt wird, dass die Verdichtung
des Frischgases mittels des Frischgasverdichters (22) im Vergleich zu einem Normalbetrieb
in einem entsprechenden Betriebspunkt größer ist und
- Abgas über die ND-Abgasrückführleitung (19) geführt wird und
- eine Nacheinspritzung von Kraftstoff in zumindest einen Brennraum (4) des Verbrennungsmotors
(1) während eines Arbeitstakts in diesem Brennraum (4) durchgeführt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Verbrennungsmotor (1) selbstzündend ausgestaltet ist.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Brennkraftmaschine keine HD-Abgasrückführleitung, die stromauf der Abgasturbine
(6) aus dem Abgasstrang (7) abzweigt und stromab des Frischgasverdichters (22) in
den Frischgasstrang (5) mündet, aufweist oder dass die Brennkraftmaschine eine solche
HD-Abgasrückführleitung aufweist, wobei dann kein oder relativ wenig Abgas im Vergleich
zu dem Normalbetrieb in dem entsprechenden Betriebspunkt über die HD-Abgasrückführleitung
geführt wird.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Haupteinspritzung von Kraftstoff in zumindest einen/den Brennraum (4) des Verbrennungsmotors
(1) während eines Verdichtungstakts in diesem Brennraum (4) verspätet im Vergleich
zu dem Normalbetrieb durchgeführt wird.
5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Einstellung der Kraftstoffmengen, die bei den Nacheinspritzungen in den zumindest
einen Brennraum (4) eingebracht werden, in Abhängigkeit von dem Verbrennungsluftverhältnis,
mit dem der Verbrennungsmotor betrieben wird, durchgeführt wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Verbrennungsluftverhältnis durch eine Messung des Sauerstoffgehalts des Abgases
mittels eines Abgassensors ermittelt wird.
7. Verfahren gemäß Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kraftstoffmengen derart eingestellt werden, dass das Verbrennungsluftverhältnis
von zwischen 0,98 und 1,02 oder von zwischen 1,1 und 1,2 beträgt.