[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Schlauchwehr mit einem an einer Wehrsohle befestigten,
mit Wasser befüllbaren Schlauch als Staukörper und mit einer am Schlauch aufliegenden,
flexiblen Membranbahn, die mit ihrem oberwasserseitigen Ende zugfest gegenüber dem
Schlauch gehalten und mit ihrem unterwasserseitigen Ende mit Abstand vom Schlauch
an der Wehrsohle verankert ist.
[0002] Der Staukörper von in Fließgewässern eingesetzten Schlauchwehren wird durch einen
mit Wasser befüllbaren Schlauch aus einer flexiblen Membran gebildet, die flüssigkeitsdicht
mithilfe von Klemmschienen an der Wehrsohle sowie an seitlichen Wehrwangen bzw. Wehrpfeilern
angeklemmt ist. Die projektierte Stauhöhe gibt die Abmessungen des Schlauches vor
und bedingt einen festgelegten Innendruck im Schlauch. Bei Überwasser wird die Wehrkrone
abgesenkt, wobei dann die Querschnittsform des Schlauches den Strömungsverlauf des
Überfallstrahls bestimmt (
DE 101 31 873 A1,
DE 10 2007 041 611 B3). Der Überfallstrahl trifft mit einer erheblichen Strömungskomponente senkrecht zur
Wehrsohle auf diese auf, wobei ein Großteil seiner kinetischen Energie verlorengeht,
was üblicherweise erwünscht ist, um Erosionen auf der Unterwasserseite zu vermeiden.
[0003] Dieser Energieverlust ist jedoch beim Einsatz von Schlauchwehren zur Bereitstellung
eines Überwasserstrahls nachteilig, dessen kinetische Energie genützt werden soll,
wie dies beispielsweise bei Ejektorkraftwerken der Fall ist, bei denen das Überwasser
zusätzlich entlang einer über dem Saugrohrauslauf einer Turbine endenden Ejektorrampe
beschleunigt wird, um sich dann mit dem Triebwasser zur Steigerung der nutzbaren Fallhöhe
zu vereinigen (
AT 519 155 B1).
[0004] Zur Erzeugung stehender Wellen in einem Fließgewässer ist es bekannt (
WO 2004/076779 A1), im Anschluss an eine von einem Schlauchwehr abfallenden Leitrampe einen mit Wasser
befüllbaren Schlauchkörper nachzuordnen, an dem sich die stehende Welle aufbaut. Oberwasserseitig
dieses Schlauchkörpers ist eine flexible Membranbahn zugfest verankert, die mit dem
freien Ende auf dem Schlauchkörper aufliegt und ein vergleichsweise hohes Eigengewicht
aufweist. Mit der Befüllung des Schlauchkörpers wird die Membranbahn angehoben und
abgesenkt. Aufgrund des hohen Eigengewichts der Membranbahn kann die Schwingungsanfälligkeit
des Schlauchkörpers verringert werden, insbesondere bei geleertem bzw. nur zum Teil
gefülltem Schlauchkörper. Da diese Membranbahn die Strömungsverhältnisse auf der Oberwasserseite
des Schlauchkörpers, nicht aber auf der Unterwasserseite beeinflusst, kann eine solche
Membranbahn nicht dazu beitragen, die kinetische Energie des Überfallstrahls eines
Schlauchwehrs möglichst verlustfrei auf der Unterwasserseite zu nützen.
[0005] Damit bei Schlauchwehren die Umweltbelastung durch Geräusche, insbesondere bei eisführendenden
Fließgewässern, verringert werden kann, wurde bereits vorgeschlagen (
JP S57-137512 A), dem den Staukörper bildenden Schlauchwehr einen weiteren, niedrigeren Schlauchkörper
nachzuordnen und über diese beiden Schlauchkörper eine flexible Membranbahn zu führen,
deren oberwasserseitiges Ende stromaufwärts des Staukörpers und dessen unterwasserseitiges
Ende mit Abstand vom niedrigeren Schlauchkörper an der Wehrsohle verankert sind, sodass
das Überlaufwasser unter einem entsprechenden Abbau der kinetischen Energie entlang
der flexiblen Membranbahn in zwei Stufen der Unterwasserseite zugeführt wird.
[0006] Zur Geräuschminderung ist es bei Schlauchwehren darüber hinaus bekannt (
JP S60-112913 A), auf der Ablaufseite des Schlauchkörpers eine starre Platte zu befestigen, die mit
ihrem stromabwärtsseitigen Ende lose auf der Wehrsohle aufliegt und das Überfallwasser
entlang eines vorgegebenen Strömungswegs vom Schlauchkörper zur Wehrsohle führt. Um
ein durch das Überwasser bedingtes Durchbiegen der Platte möglichst zu vermeiden,
sind in der Platte Durchtrittsöffnungen für das Überfallwasser vorgesehen, sodass
der Raum unterhalb der Platte mit Wasser gefüllt wird, das zwischen der Wehrsohle
und dem lose auf der Wehrsohle aufliegenden Plattenende abfließen kann.
[0007] Um eine zunächst in Fließrichtung ansteigende und dann abfallende Führungsfläche
für eine Wasserströmung einer Anlage zum Wellenreiten zu erhalten, ist es außerdem
bekannt (
EP 0 547 117 B1), eine flexible Membranbahn über mehrere zunächst im Durchmesser zunehmende und dann
im Durchmesser abnehmende, mit Wasser befüllbare Schlauchkörper zu spannen. Durch
eine entsprechende Beaufschlagung der Schlauchkörper kann somit die Wellenreitfläche
zusätzlich wellenförmig bewegt werden.
[0008] Mit den bekannten, unterschiedlichen Zwecken dienenden Leiteinrichtungen für das
vom Schlauchkörper eines Schlauchwehrs auf die Unterwasserseite strömenden Überfallwasser
ist stets ein Abbau der kinetischen Energie des Überfallstrahls verbunden. Der Erfindung
liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Schlauchwehr mit konstruktiven Mitteln so auszugestalten,
dass die kinetische Energie des Überfallstrahls möglichst verlustfrei auf der Unterwasserseite
verfügbar ist.
[0009] Ausgehend von einem Schlauchwehr der eingangs geschilderten Art löst die Erfindung
die gestellte Aufgabe dadurch, dass die Membranbahn zwischen einer oberwasserseitigen
Anlage am Schlauch und der unterwasserseitigen Verankerung frei geführt ist und eine
flexible Leitrampe für den Überfallstrahl bildet und dass das unterwasserseitige Ende
der Membranbahn mit einer Spanneinrichtung verbunden ist.
[0010] Aufgrund des freien Durchhangs der flexiblen Membranbahn zwischen der oberwasserseitigen
Anlage am Schlauch und ihrer unterwasserseitigen Verankerung stellt sich auch bei
unterschiedlichen, jedoch entlang des Strömungswegs gleichbleibenden Belastungen durch
das Überfallwasser ein Membranbahnverlauf entlang einer Seilkurve ein, der bei einem
entsprechenden Abstand der unterwasserseitigen Verankerung vom Schlauch und einer
angepassten Bahnlänge eine flexible Leitrampe für eine weitgehend laminare Strömung
des Überfallstrahls und damit geringe Energieverluste im Bereich des Strömungsübergangs
von der flexiblen Leitrampe zu einer anschließenden Wehrsohle, beispielsweise einer
horizontalen Sohlplatte oder einer geneigten Schussrampe, sichert. Um einen weitgehend
verlustfreien Strömungsübergang von der durch die flexible Membranbahn gebildeten
Leitrampe zur anschließenden Wehrsohle zu schaffen, ist für einen strömungsgünstigen,
möglichst stetigen Übergang zu sorgen. Dies gelingt vorteilhaft dadurch, dass das
unterwasserseitige Ende der Membranbahn mit einer Spanneinrichtung verbunden ist,
mit deren Hilfe ein im Wesentlichen tangentialer Anschluss der Membranbahn an die
weiterführende Wehrsohle eingestellt werden kann.
[0011] Umfasst die Spanneinrichtung eine in einer Schlaufenführung des unterwasserseitigen
Endes der Membranbahn gelagerte Gewichtsrolle, so kann auf die Membranbahn eine von
äußeren Umständen unabhängige, sich selbst regelnde Zugspannung aufgebracht und damit
ein von der jeweiligen Belastung durch das Überfallwasser abhängiger Durchhang eingestellt
werden. Eine andere Möglichkeit der konstruktiven Ausgestaltung einer Spanneinrichtung
besteht darin, eine das unterwasserseitige Ende der Membranbahn aufnehmende Spannwelle
vorzusehen, die entsprechend betätigt wird, um den Durchhang der Membranbahn zu bestimmen.
[0012] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- ein erfindungsgemäßes Schlauchwehr in einer schematischen, zum Teil aufgerissenen
Draufsicht,
- Fig. 2
- dieses Schlauchwehr in einem Schnitt nach der Linie II-II der Fig. 1 in einem größeren
Maßstab und
- Fig. 3
- eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung einer Ausführungsvariante der Spanneinrichtung.
[0013] Das dargestellte Schlauchwehr weist in herkömmlicher Weise einen an einer Wehrsohle
1 befestigten Staukörper in Form eines flexiblen Schlauchs 2 auf, der mithilfe von
Klemmschienen 3 wasserdicht mit der Wehrsohle 1 und mithilfe von Klemmschienen 4 an
den seitlich an die Wehrsohle 1 anschließenden Wehrwangen 5 angeklemmt ist. Die Steuerung
des Schlauchwehrs durch eine entsprechende Befüllung des Schlauchs 2 mit Wasser erfolgt
in herkömmlicher Weise über Zu- und Ableitungen, die lediglich schematisch unter dem
Bezugszeichen 6 angedeutet sind.
[0014] Gemäß der Erfindung ist dem Schlauchwehr eine Membranbahn 7 zugeordnet, die oberwasserseitig
zusammen mit dem Schlauch 2 in der Klemmschiene 3 an der Wehrsohle 1 festgeklemmt
ist, am Schlauch 2 aufliegt und mit Abstand vom Schlauch 2 auf der Unterwasserseite
verankert ist. Die Anordnung ist dabei so getroffen, dass die Membranbahn 7 zwischen
der Anlage am Schlauch 2 und der unterwasserseitigen Verankerung 8 frei geführt ist
und eine flexible Leitrampe für den Überfallstrahl bildet. Aufgrund des freien Durchhangs
der Membranbahn 7 entlang einer Seilkurve können in einfacher Art vorteilhafte Strömungsbedingungen
für den Überfallstrahl sichergestellt werden, um den Überfallstrahl weitgehend verlustfrei
in einer laminaren Strömung auf die an die Membranbahn 7 möglichst stetig übergehende
Wehrsohle 9 weiterleiten zu können, sodass die dem Überfallstrahl innewohnende Energie
auf der Unterwasserseite vorteilhaft genützt werden kann, sei es in Verbindung mit
einem Ejektorkraftwerk, sei es zur Ausbildung einer stehenden Welle zu Surfzwecken
oder einer anderen Nutzung der kinetischen Energie des Überfallstrahls. Die weitgehend
laminare Strömung des Überfallstrahls entlang der flexiblen Leitrampe bringt außerdem
einen gefahrlosen Abstieg der Fische über den Wehrüberfall mit sich.
[0015] Um den Verlauf der Membranbahn 7 beispielsweise an die jeweilige Befüllung des Schlauchs
2 oder an andere äußere Anforderungen anpassen zu können, ist das unterwasserseitige
Ende 10 der Membranbahn 7 mit einer Spanneinrichtung 11 verbunden, die unterschiedlich
ausgeführt sein kann.
[0016] Gemäß der Fig. 2 bildet das unterwasserseitige Ende 10 der Materialbahn 7 eine Schlaufenführung
12 für eine in dieser Schlaufenführung 12 gelagerte Gewichtsrolle 13, sodass sich
auf den frei durchhängenden Abschnitt der Membranbahn 7 eine konstante Zugspannung
aufrechterhalten lässt, was zusätzliche Steuerungseingriffe erübrigt.
[0017] Die in der Fig. 3 dargestellte Spanneinrichtung 11 umfasst eine Spannwelle 14 mit
einer Wickeltrommel 15, auf der das Ende 10 der Membranbahn 7 zugfest befestigt ist,
sodass mithilfe eines entsprechenden Stelltriebs für die Spannwelle 14 der Durchhang
der Membranbahn 7 eingestellt werden kann.
[0018] Da die Spanneinrichtung 11 die laminare Strömung des Überfallstrahls nicht beeinträchtigen
soll, ist die Spanneinrichtung 11 in einem Schacht 16 untergebracht, der durch eine
einen Teil der Wehrsohle 9 bildende Abdeckung 17 nach oben verschlossen ist.
1. Schlauchwehr mit einem an einer Wehrsohle (1) befestigten, mit Wasser befüllbaren
Schlauch (2) als Staukörper und mit einer am Schlauch (2) aufliegenden flexiblen Membranbahn
(7), die mit ihrem oberwasserseitigen Ende zugfest gegenüber dem Schlauch (2) gehalten
und mit ihrem unterwasserseitigen Ende (10) mit Abstand vom Schlauch (2) an der Wehrsohle
(1) verankert ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Membranbahn (7) zwischen einer oberwasserseitigen Anlage am Schlauch (2) und
der unterwasserseitigen Verankerung (8) frei geführt ist und eine flexible Leitrampe
für den Überfallstrahl bildet und dass das unterwasserseitige Ende (10) der Membranbahn
(7) mit einer Spanneinrichtung (11) verbunden ist.
2. Schlauchwehr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Spanneinrichtung (11) eine in einer Schlaufenführung (12) des unterwasserseitigen
Endes (10) der Membranbahn (7) gelagerte Gewichtsrolle (13) umfasst.
3. Schlauchwehr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Spanneinrichtung (11) eine Spannwelle (14) für das unterwasserseitige Ende (10)
der Membranbahn (7) umfasst.