GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft ein Ankerelement nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Das
Ankerelement ist dazu vorgesehen, ein (Beton-)Fundament oder einen Bauuntergrund mit
einer tragfähigen Baukonstruktion zum Tragen von Bauwerkskomponenten zu verankern.
Die Baukonstruktion kann Holz oder einen Holzwerkstoff oder einen holzartigen Werkstoff
umfassen oder aus Holz oder einem Holzwerkstoff oder einem holzartigen Werkstoff gebildet
sein. Als Holzwerkstoff kann beispielsweise Brettsperrholz (Cross Laminated Timber,
CLT) verwendet werden. Sie kann aber auch Beton umfassen oder aus Beton gebildet sein,
insbesondere als Betonfertigteil, oder aus zumindest einem anderen Werkstoff gebildet
sein. Bei dem Verankern ist vorgesehen, dass Fundament oder Baugrund mit der darauf
angeordneten oder anzuordnenden Baukonstruktion durch mechanische Verbindung, insbesondere
Verkrallung, aneinander mechanisch gekoppelt sind. Das Ankerelement ist aus einem
Kernelement und zumindest einem Mantelelement gebildet.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner ein Verankerungssystem nach dem Oberbegriff des Anspruchs
14 sowie eine Baukonstruktion zum Tragen von Bauwerkskomponenten nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 16.
[0003] Außerdem betrifft die Erfindung ein Bauwerk nach dem Oberbegriff des Anspruchs 19
sowie ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 21. Bei dem Verfahren wird
Energie verursacht durch seismische Beanspruchungen in einem Bauwerk dissipiert. Schließlich
betrifft die Erfindung eine Verwendung eines Ankerelementes nach Anspruch 22.
TECHNOLOGISCHER HINTERGRUND
[0004] Ankerelemente werden in der Bautechnik regelmäßig eingesetzt, wenn Kräfte und/oder
Momente von einer Bauwerkskomponente auf eine andere Bauwerkskomponente oder in den
Baugrund abgeleitet respektive übertragen werden sollen. Dabei ist zu beachten, dass
Bauwerke verschiedenen Belastungen ausgesetzt sind. So bedarf es regelmäßig der Berücksichtigung
statisch-dynamischer Beanspruchung, verursacht etwa durch Eigengewicht, Windlast,
Schneelast, etc.. Derartige Lasten werden auf zumeist steife Ankerelemente übertragen
und bei einer Überbelastung, etwa bei einer Nutzungsüberbelastung, kann das (steife)
Ankerelement versagen.
[0005] Eine weitere Belastung bilden zyklische seismische Beanspruchungen (Erdbeben). Ein
Versagen der Bautechnik ist speziell bei den seismischen Spannungen abhängig vom jeweiligen
bautechnischen Erdbebenverhalten (Güte), insbesondere vom Tragwiderstand und der Duktilität
der Komponenten.
[0006] Durch das Verwenden von Baukomponenten mit vergleichsweise hoher Duktilität können
bei den (statischen) Berechnungen die Erdbebenkräfte reduziert in Ansatz gebracht
werden, d. h. der in der Bautechnik relevante Verhaltensbeiwert (q) kann erhöht werden.
Es besteht somit ein Bedarf an bautechnischen Konstruktionen, die einerseits ausreichend
steif und somit tragfest sind und andererseits ausreichend duktil (d. h. ausreichend
plastisch verformbar) für den Erdbebenfall.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0007] Vor diesem Hintergrund besteht die Aufgabe darin, Maßnahmen anzugeben, mit denen
die Duktilität von Baukonstruktionen, insbesondere im Bereich der Aussteifungselemente
respektive aussteifender Wände, verbessert wird, so dass konstruktive Beschränkungen
im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in der Konstruktion
weniger relevant werden. Diese Aufgabe wird durch ein Ankerelement nach Anspruch 1
gelöst. Weitere Ausgestaltungen sind Gegenstand der Neben- und Unteransprüche. Bei
dem eingangs beschriebenen Ankerelement ist demnach vorgesehen, dass das Mantelelement
eine höhere Steifigkeit aufweist als das Kernelement. Das Kernelement wiederum weist
eine höhere Duktilität als das Mantelelement auf. Duktilität meint hier i. W. plastische
Verformbarkeit innerhalb bautechnisch vorgegebener Parameter, d. h. ohne wesentliche
Festigkeitsreduktion. Die Duktilität bewirkt, dass beim Auftreten von Beanspruchungen
nicht sofort Materialversagen im Ankerelement eintritt, sondern zunächst eine Materialveränderung,
etwa plastische Verformungen. Das Mantelelement des Ankerelements hat eine das Ankerelement
versteifende Funktion. Das Mantelelement weist zumindest eine Materialschwächung auf.
Die Materialschwächung ist bevorzugt von einem Ende, insbesondere von beiden Enden,
des Ankerelementes beabstandet, beispielsweise mittig, angeordnet. Statisch-dynamische
Beanspruchungen verursacht etwa durch Nutzung, Eigengewicht, Wind, Schnee, etc. werden
auf das steife Mantelelement übertragen. Bei starker, beispielsweise zyklischer seismischer
Beanspruchung, etwa oberhalb eines geeigneten Schwellenwertes, versagt das steife
Mantelelement des Ankerelementes strukturell aufgrund der darin angeordneten Materialschwächung,
und die auf das Ankerelement einwirkenden Beanspruchungen werden auf das duktile Kernelement
übertragen und dissipieren von dort, ohne dass es zu einem strukturellen Versagen
des Ankerelementes kommt. Auf diese Weise halten das Ankerelement und die damit ausgestattete
Baukonstruktion auch zyklischen seismischen Beanspruchungen stand. Im Erdbebenfall
werden Tragwiderstand des Ankerelementes (Mantelelement) und Duktilität des Kernelementes
gewissermaßen adaptiv substituiert.
[0008] Bevorzugt ist das Mantelelement steifer als das Kernelement. Die Stabilität der Anordnung
basiert einerseits auf der Mantel-Steifigkeit, andererseits darauf, dass das Ankerelement
in der Baukonstruktion, etwa in der Wand oder Stütze, gegen seitliches Ausknicken
entsprechend angeordnet respektive fixiert ist. Dies umso mehr als die Beanspruchung
des Ankerelementes insbesondere im Erdbebenfall (alternierende respektive zyklische)
Zug- und Druck-Beanspruchungen umfasst. Kritisch bei der Druckbeanspruchung ist ein
etwaiges Ausknicken der Komponenten. Indem das Ankerelement in einer entsprechenden
Bohrung oder Aussparung der Baukonstruktion ohne oder mit wenig Spiel angeordnet ist,
unterbleibt ein Ausknicken der Komponenten auch bei hoher Druckbeanspruchung.
[0009] Mit der erfindungsgemäßen Anordnung wird erreicht, dass bei einem statisch-dynamischen
Kraft- respektive Energie-Eintrag die Energie von dem steiferen Mantel aufgenommen.
Das Mantelelement kann als Versteifungselement des Ankers gebildet sein. Treten Beanspruchungen
seismischen Ursprungs auf, versagt (bricht) zunächst der steifere Mantel aufgrund
der Materialschwächung und die Energie wird von dem duktilen, d. h. plastisch verformbaren,
Kern aufgenommen und dort u. A. durch plastische Verformung dissipiert. Bei einem
Erdbeben beispielsweise, also bei einer Situation mit hefiger seismischer Aktivität,
wird der stabile Mantel überlastet, und es kommt dort zum Knick oder Bruch. Der duktile
Kern der Anordnung übernimmt dann die Ankerfunktion, d. h. mit respektive in ihn wird
Energie dissipiert, ohne dass ein strukturelles Versagen des Ankerelementes eintritt.
Die Ankerwirkung der Ankerelement-Anordnung bleibt demnach erhalten, die bautechnische
Konstruktion respektive das Bauwerk sind weiterhin sicher abgestützt. Dies ist insbesondere
bei Holzkonstruktionen oder Holzbauwerken vorteilhaft.
[0010] Mantelelement und Kernelement ergänzen einander bei dem jeweiligen, d. h. situativen,
(Trag-)Verhalten. Wenn sich das steife Mantelelement bei seismischer Beanspruchung
stark verformt oder wenn es bricht, übernimmt das duktile Kernelement die Energiedissipation.
Dadurch wird es möglich, dass die Abmessungen der tragenden Baukonstruktion, insbesondere
Holzbaukonstruktion, spürbar geringer dimensionierbar sind. Vor einer strukturellen
Veränderung des Mantelelementes infolge großer (seismischer) Kräfte ist das Ankerelement
vergleichsweise steif und verformt sich im Bereich elastischer Verformungen, nach
einer strukturellen Veränderung des Mantelelementes (Knick, Bruch, Zugversagen infolge
seismischer Wirkung) wird das Ankerelement duktil und verformt sich im Bereich der
plastischen Verformung, ohne dass die Baukonstruktion versagt oder gefährdet ist.
Somit hat das Ankerelement eine adaptive oder situative Steifigkeit (steif im Lastfall
Wind o. ä., weich bei Erdbeben - Materialschwächung versagt; duktil bei Erdbeben -
Kernelement plastifiziert). Durch die adaptive Steifigkeit wird die gesamte Baukonstruktion
somit gegen Erdbeben geschützt. Bei starker Windlast o. ä. oder bei leichten Erdbeben
kann der Fall eintreten, dass sich Mantelelement und Kernelement aufgrund einer Kapazitätsbemessung
beim Schutz der Konstruktion einender ergänzen. Im Ergebnis ist das Tragwerk bei Wind
o. ä. steif, wodurch angemessener Wohnkomfort erreicht wird. Im Erdbebenfall wird
das Tragwerk "weich", wodurch eine dynamische Verstärkung (Resonanz) der wirkenden
Kräfte/Schwingungen vermieden wird.
[0011] Es kann vorgesehen sein, dass das Kernelement und/oder das Mantelelement zumindest
ein Metall umfasst/umfassen oder aus zumindest einem Metall oder zumindest einer Metalllegierung
gebildet ist/sind. Das Kernelement kann aus einem anderen Material gebildet sein als
das Mantelelement. Beispielsweise kann das Metall des Kernelementes weniger spröde
sein als das des Mantelelementes. Eine geeignete Duktilität kann auch durch die Formen
respektive Geometrien der beteiligten Elemente erreicht werden.
[0012] Das Ankerelement kann eine zylindrische Geometrie haben, d. h. einen (kreis-) runden
Querschnitt und eine Längsausdehnung. Das Mantelelement umschließt den Kern und kann
insofern als Hohlzylinder gebildet sein. Auch das Kernelement kann hohl respektive
hohlzylindrisch gebildet sein. Es kann alternativ auch vorgesehen sein, dass das Ankerelement
oder das Mantelelement einen rechteckigen Querschnitt aufweist, wodurch sich zumindest
hinsichtlich der äußeren Abmessungen eine Quader-Geometrie ergibt. In dem Mantelelement
kann ein eckiges Kernelement angeordnet sein oder eines mit einem (kreis-)runden Querschnitt.
[0013] Gemäß einer bevorzugten Variante kann die Materialschwächung in einem Schwächungsbereich
des Ankerelementes angeordnet sein. Der Schwächungsbereich kann zu einem Ende des
Mantelelementes beabstandet sein, insbesondere zu beiden Enden des Mantelelementes.
Beispielsweise kann der Schwächungsbereich in der Mitte der Längsausdehnung des Mantelelementes
angeordnet sein oder im Bereich der Ankerelement-Mitte.
[0014] Die Materialschwächung kann durch zumindest eine Aussparung in der Wand des Mantelelementes
gebildet sein, vorzugsweise durch zwei gegenüberliegende Aussparungen. Durch die Aussparung
wird zumindest ein vergleichsweise dünner Steg im Mantelelement oder eine Art Zunge
gebildet, der/die strukturell dann versagt, wenn die auf das Ankerelement einwirkenden
Beanspruchungen einen kritischen Wert übersteigen. Der Steg oder die Stege (Zungen)
sollten eine Mindestduktilität haben, damit ein möglichst "sanfter" (d. h. ein möglichst
wenig sprunghafter) Übergang zu Beginn der (seismisch induzierten) Plastifizierung
gelingt. Dann versagt die Struktur des Mantels und der duktile (verformbare) Kern
übernimmt die tragende respektive Kräfte aufnehmende Funktion. Eine Abwicklung der
Fläche der Aussparung auf der Mantelfläche kann im Wesentlichen rechteckige Geometrie
aufweisen, insbesondere mit einer oder mehreren abgerundeten Ecken. Die Aussparung
kann auch eine ovale Geometrie haben oder eine beliebige Geometrie. Bevorzugt sind
zwei gegenüberliegende Aussparungen vorgesehen, die seitlich durch zwei gegenüberliegende
Stege begrenzt sind. Es können auch mehrere Aussparungen vorgesehen sein, etwa mit
drei, vier oder fünf oder weiteren Stegen.
[0015] Die Materialschwächung kann sich über den gesamten Umfang des Mantelelementes erstrecken.
Beispielsweise kann der Mantel im Schwächungsbereich dünner sein, d. h. einen dünneren
Wandabschnitt aufweisen. Es kann auch eine (umlaufende) Perforation in der Mantelwand
zur Bildung einer Materialschwächung vorgesehen sein.
[0016] Das Mantelelement kann gemäß einer Variante des Ankerelementes mehrteilig, insbesondere
zweiteilig, gebildet sein, so dass es in Längsrichtung aus einem ersten Mantelelement-Abschnitt
gebildet ist und zumindest einem zweiten Mantelelement-Abschnitt. Zwischen zwei benachbarten
Mantelelement-Abschnitten kann zumindest ein Verbindungselement angeordnet sein, welches
die benachbarten Mantelelement-Abschnitte miteinander strukturell verbindet. Das Verbindungselement
wäre dabei bevorzugt so ausgebildet, dass es strukturell schwächer ist als jeder der
Mantelelement-Abschnitte. Das Verbindungselement kann durch Schweißen oder Löten oder
Kleben oder durch eine andere Art der Verbindung mit dem Mantelelement respektive
mit den Mantelelement-Abschnitten verbunden sein.
[0017] An einem Ende oder an beiden Enden, d. h. endseitig, kann zumindest ein Befestigungsmittel
anordbar oder angeordnet sein. Das Befestigungsmittel kann eine Schraubverbindung
umfassen oder als Schraubverbindung gebildet sein. Mit dem Befestigungsmittel wird
das Ankerelement in einem Fundament befestigt und/oder in einer bautechnischen Konstruktion
oder Bauwerkskomponente.
[0018] Das Kernelement kann (einseitig oder an beiden Enden) länger gebildet sein als das
Mantelelement, etwa damit an dem Kernelement endseitig zumindest ein Befestigungsmittel
anordbarwird angeordnet werden kann. Mit dem oder den Befestigungsmitteln wird das
Ankerelement mit der Baukonstruktion mechanisch verbunden, etwa durch Verschrauben
oder anderweitige stabile Verbindungsmaßnahmen. Es kann vorgesehen sein, dass in der
Baukonstruktion zumindest ein Befestigungs-Gegenmittel vorgesehen ist, an oder in
dem das Befestigungsmittel stabil anordbar ist. Damit gelingt auch ein "Zurück'-Plastifizieren
des Kernelementes, d. h. eine plastische Verformung mit invertierter Richtung.
[0019] Zu dem Kernelement benachbart kann ein erstes, insbesondere inneres Mantelelement
angeordnet sein, und zu dem inneren Mantelelement wiederum benachbart und zu dem Kernelement
insofern beabstandet ein zweites, insbesondere äußeres, Mantelelement. Das Ankerelement
kann insofern drei Komponenten umfassen, einer äußere, eine innere und eine Zwischenkomponente
zwischen der äußeren und der inneren. Die innere Komponente (Kernelement) kann als
Voll-Zylinder gebildet sein. Die äußere Komponente (Mantelelement) und die Zwischenkomponente
(Zwischenelement) können als Hohlzylinder gebildet sein, d. h. als erster Hohlzylinder
(inneres Mantelelement, Zwischenelement) und als zweiter Hohlzylinder (äußeres Mantelelement).
Es können auch mehr als drei Komponenten vorgesehen sein, etwa vier, fünf, usw..
[0020] Das innere und/oder das äußere Mantelelement kann/können als Spiralfeder, insbesondere
als Spiral-Druckfeder, gebildet sein. Indem das Zwischenelement als (Spiral-)Feder,
respektive als Druckfeder gebildet ist,
[0021] Das als, insbesondere dicke, (Druck-)Feder ausgebildete Zwischenelement respektive
(äußere) Mantelelement kann die Funktion eines Halteelementes haben für zumindest
eine andere Komponente das Ankerelementes. Es kann somit als seitliche Halterung dienen,
insbesondere als Knickhalterung. Dies ist insofern zweckmäßig, als das Kernelement
im Falle eines Erdbebens zunächst auf Zug plastisch verformt wird, d. h. es wird entlang
der Längsachse gedehnt, wodurch das Kernelement zumindest abschnittsweise dünner respektive
schlanker wird. Da eine seismische Einwirkung zyklisch alternierend ist, findet eine
Lastumkehr statt, und das Kernelement wird danach zurückplastifiziert, d. h. es wird
in Längsrichtung gestaucht. Das verdünnte respektive verschlankte Kernelement könnte
dabei einknicken, was durch das Zwischenelement respektive durch die Knickhalterung
vermieden wird. Insofern gestattet die Ausgestaltung mit Knickhalterung, dass das
Kernelement abwechselnd auf Zug und auf Druck belastet werden kann, ohne dass es seitlich
ausknickt. Die Knickhalterung (Zwischenelement) und/oder das Mantelelement leiten
die transversalen, d. h. quer oder nahezu quer zur Längsrichtung gerichteten Kräfte
an die Umgebung das Ankerelementes ab, d. h. an die Baukonstruktion.
[0022] Bei der Ausgestaltung des Zwischenelementes als, insbesondere dicke, (Druck-) Feder
kann sich das Zwischenelement mit dem (möglichst satt respektive formschlüssig) innenliegenden
Kernelement bei den zyklischen seismischen Erdbebenbeanspruchungen in Längsrichtung
den plastischen Verformungen anpassen. Dies sowohl bei einer Verkürzung (infolge Druckbeanspruchung)
oder Verlängerung (infolge Zugbeanspruchung).
[0023] Das Zwischenelement oder das (äußere) Mantelelement kann die Funktion eines Halteelementes
für zumindest ein anderes Element des Ankerelementes haben. Es kann somit als seitliche
Halterung dienen, insbesondere als Knickhalterung. Dies ist insofern zweckmäßig, als
das Kernelement im Falle eines Erdbebens zunächst auf Zug plastisch verformt wird,
d. h. es wird entlang der Längsachse gedehnt, wodurch das Kernelement zumindest abschnittsweise
dünner respektive schlanker wird. Da die seismische Einwirkung zyklisch alternierend
ist, findet eine Lastumkehr statt und das Kernelement wird danach zurückplastifiziert,
d. h. es wird in Längsrichtung gestaucht. Das verdünnte respektive verschlankte Kernelement
könnte dabei einknicken, was durch ein geeignetes Zwischenelement respektive durch
die Knickhalterung vermieden wird. Insofern gelingt es mit der Anordnung mit Knickhalterung,
dass das Kernelement abwechselnd auf Zug und auf Druck belastet werden kann, ohne
dass es seitlich ausknickt. Die Knickhalterung (Zwischenelement) und/oder das Mantelelement
leiten die transversalen, d. h. i. W. quer zur Längsrichtung gerichteten Kräfte an
die Umgebung das Ankerelementes ab, d. h. an die Baukonstruktion.
[0024] Auch in dem zweiten Mantelelement kann zumindest eine Materialschwächung angeordnet
sein. Sofern nur eine Materialschwächung im Ankerelement vorgesehen ist, ist diese
vorzugsweise in dem äußeren Mantelelement angeordnet. Im Übrigen kann jede Materialschwächung
die bereits hierin beschriebenen Eigenschaften aufweisen.
[0025] Die Duktilität von Baukonstruktionen, insbesondere im Bereich der Aussteifungselemente
respektive aussteifender Wände, wird auch verbessert, insbesondere sodass konstruktive
Beschränkungen im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in
der Konstruktion weniger relevant werden, mittels einem Verankerungssystem nach Anspruch
14. Das Verankerungssystem ist zum Verankern zumindest eines Fundaments oder zumindest
eines Bauuntergrunds mit zumindest einer tragfähigen Baukonstruktion zum Tragen von
Bauwerkskomponenten. In der zumindest einen Baukonstruktion sind zumindest zwei der
hierin beschriebenen Ankerelemente angeordnet.
[0026] Es kann zumindest ein mit dem Fundament oder Bauuntergrund verbindbarer Schubanker
vorgesehen sein, welcher, bevorzugt zwischen den Ankerelementen, in oder an der Baukonstruktion
angeordnet ist. Der Schubanker kann eine (metallische) Bodenplatte umfassen, welche
mit dem Fundament/Bauuntergrund etwa durch Verschrauben verbindbar ist, sowie ein
in oder an der Baukonstruktion anordbares (Metall-)Profil, etwa ein U-Profil. Zusätzlich
kann eine (Anker-)Verschraubung vorgesehen sein, welche z. B. in einer Bohrung oder
Ausnehmung der Baukonstruktion angeordnet ist. Im Erdbebenfall wird die Baukonstruktion
zyklisch ("hin- und her") beansprucht, wobei das mechanische kraft- und moment-bedingte
Zusammenspiel aus den Wirkungen in den (seitlichen) Ankerelementen und in dem (etwa
mittigen) Schubanker eine optimale Energiedissipation bei gleichzeitig hoher Stabilität
und Tragfähigkeit der Konstruktion gewährleistet.
[0027] Die Duktilität von Baukonstruktionen, insbesondere im Bereich der Aussteifungselemente
respektive aussteifender Wände, wird auch verbessert, insbesondere sodass konstruktive
Beschränkungen im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in
der Konstruktion weniger relevant werden, mittels einer Baukonstruktion nach Anspruch
16. Die Baukonstruktion ist zum Tragen von Bauwerkskomponenten und es ist zumindest
ein hierin beschriebenes Ankerelement vorgesehen oder ein hierin beschriebenes Verankerungssystem.
Das Ankerelement respektive die Ankerelemente sind beispielsweise in einer passenden
(Kern-)Bohrung der Baukonstruktion knicksicher angeordnet, wodurch sich ein stabiler,
erdbebensicherer Verband ergibt. Die Baukonstruktion kann Holz oder einen Holzwerkstoff
oder einen holzähnlichen Werkstoff umfassen oder aus Holz oder einem Holzwerkstoff
oder einem holzähnlichen Werkstoff gebildet sein. Der Werkstoff kann als Brettsperrholz
gebildet sein, als CLT, als Massivholz oder Brettschichtholz. Die Baukonstruktion
kann eine (aussteifende) Wand oder eine Stütze sein. Die Anker respektive das Verankerungssystem
kann auch i. Z. m. einer Holzrahmenbauweise (Timber Frame) verwendet werden. Die Baukonstruktion
kann beispielsweise in den Randstützen von Holzrahmenwänden verwendet werden oder
als Randstütze einer Holzrahmenwand gebildet sein.
[0028] Es kann in der Baukonstruktion zumindest ein Kontrollmittel zum Kontrollieren der
Beschaffenheit eines oder mehrerer Ankerelemente vorgesehen sein. Das Kontrollmittel
kann beispielsweise eine Öffnung umfassen, durch die das Ankerelement betrachtet werden
kann, insbesondere der Bereich des Ankerelementes, in der die Materialschwächung angeordnet
ist. Mit dem Kontrollmittel kann nach einem Erdbebenvorfall kontrolliert werden, ob
in dem Anker ein kontrolliertes Versagen des Mantelmaterials stattgefunden hat. Gegebenenfalls
kann nach Prüfung der Beschaffenheit des Ankers mit dem Kontrollmittel überlegt werden,
ob die Konstruktion nach dem Erdbebenvorfall repariert oder ausgetauscht werden soll.
[0029] Die Duktilität von Baukonstruktionen, insbesondere im Bereich der Aussteifungselemente
respektive aussteifender Wände, wird auch verbessert, insbesondere sodass konstruktive
Beschränkungen im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in
der Konstruktion weniger relevant werden, mittels einem Bauwerk, insbesondere Gebäude,
nach Anspruch 19. Dabei ist ein hierin beschriebenes Verankerungssystem vorgesehen
und/oder eine hierin beschriebene Baukonstruktion. Das Bauwerk kann Holzwerkstoffe
oder holzähnliche Werkstoffe umfassen.
[0030] Die Duktilität von Baukonstruktionen, insbesondere im Bereich der Aussteifungselemente
respektive aussteifender Wände, wird auch verbessert, insbesondere sodass konstruktive
Beschränkungen im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in
der Konstruktion weniger relevant werden, mittels einem Verfahren nach Anspruch 21.
Bei dem Verfahren wird Energie verursacht durch zyklische seismische Beanspruchungen
in einem Bauwerk, insbesondere in einem hierin beschriebenen Bauwerk, dissipiert.
Dabei wird zumindest ein hierin beschriebenes Ankerelement verwendet, und/oder ein
hierin beschriebenes Verankerungssystem, vorzugsweise mit zumindest einer hierin beschriebenen
Baukonstruktion. In einem Erdbebenfall erfolgt die Energiedissipation durch plastische
Verformung im Kernelement des Ankerelements.
[0031] Die Duktilität von Baukonstruktionen wird auch verbessert, insbesondere sodass konstruktive
Beschränkungen im Hinblick auf eine Berücksichtigung seismischer Beanspruchungen in
der Konstruktion weniger relevant werden, mittels einer Verwendung eines Ankerelementes
nach Anspruch 22. Demnach wird das Ankerelement in einer, insbesondere hierin beschriebenen,
Baukonstruktion eingesetzt, wobei das Ankerelement als Strebenelement, insbesondere
als Zug-/Druck-Glied in einer Strebe, verwendet wird.
[0032] Die vorgenannten sowie die beanspruchten und in den Ausführungsbeispielen beschriebenen
erfindungsgemäß zu verwendenden Bauteile unterliegen in ihrer Größe, Formgestaltung,
Materialauswahl und technischen Konzeption keinen besonderen Ausnahmebedingungen,
so dass die in dem Anwendungsgebiet bekannten Auswahlkriterien uneingeschränkt Anwendung
finden können.
[0033] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegenstandes der Erfindung ergeben
sich aus den Unteransprüchen, sowie aus der nachfolgenden Beschreibung und der zugehörigen
Zeichnung, in der - beispielhaft - u. A. ein Ausführungsbeispiel eines Ankerelementes
dargestellt ist. Auch einzelne Merkmale der Ansprüche oder er Ausführungsformen können
mit anderen Merkmalen anderer Ansprüche und Ausführungsformen kombiniert werden.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0034] In der Zeichnung zeigen
- Fig. 1A-C
- ein Ankerelement in schematischen perspektivischen Ansichten,
- Fig. 2A-C
- eine Variante eines Ankerelementes in schematischen perspektivischen Ansichten,
- Fig. 3A-E
- eine weitere Variante eines Ankerelementes in schematischen perspektivischen Ansichten,
- Fig. 4A-E
- eine weitere Variante eines Ankerelementes in schematischen perspektivischen Ansichten,
- Fig. 5A/B
- ein Mantelelement eines Ankerelementes in verschiedenen Ansichten,
- Fig. 6A/B
- eine Variante eines Mantelelementes in verschiedenen Ansichten,
- Fig. 7A-C
- eine Baukonstruktion mit einem Verankerungssystem in verschiedenen schematischen Ansichten,
- Fig. 8A-E
- eine CLT-Wand mit einem Verankerungssystem in verschiedenen Ansichten,
- Fig. 9A
- eine weitere Variante eines Ankerelementes,
- Fig. 9B-D
- Komponenten eines Ankerelementes gemäß Fig. 9A,
- Fig. 10A
- eine weitere Variante eines Ankerelementes,
- Fig. 10B-C
- Komponenten eines Ankerelementes gemäß Fig. 10A und
- Fig. 11A-B
- schematische Darstellungen von Einbaubeispielen.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG VON AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
[0035] Eine perspektivische Ansicht eines Ankerelements 1 mit einem Kernelement 2 und einem
Mantelelement 3 kann der Fig. 1A entnommen werden. Die Fig. 1B zeigt das zylinderförmige
Kernelement 2 und in Fig. 1C ist das Mantelelement 3 dargestellt. Das Mantelelement
3 hat eine hohlzylindrische Geometrie, wobei der Innendurchmesser des Mantelelementes
3 im Wesentlichen dem Außendurchmesser des Kernelementes 2 entspricht, so dass das
Kernelement 2 mit keinem oder mit sehr wenig Spiel in dem Mantelelement 3 anordbar
ist, etwa durch Hineinschieben. Das in dem Mantelelement 3 angeordnete Kernelement
1 bildet das Ankerelement 1 gemäß Fig. 1A.
[0036] Das Kernelement 2 hat gegenüber dem Mantelelement 3 eine höhere Duktilität. Das Mantelelement
3 ist verglichen mit dem Kernelement 2 steifer ausgebildet. In dem Mantelelement 3
ist, in etwa in der Mitte des Ankerelementes 1, eine Materialschwächung 4 des Materials
des Mantelelementes 3 vorgesehen. Die Materialschwächung 4 ist gemäß der Fig. 3A/D
als Aussparungen 5 in der Wand 6 des Mantelelementes 3 gebildet. Die Fig. 3D zeigt
zwei gegenüberliegende Aussparungen 5, wobei zwischen den Aussparungen 5 jeweils ein
Steg 7 gebildet ist. Erste (zyklische) Tests mit einem Ankerelement 1 haben ergeben,
dass die Duktilität D
C des Ankerelementes 1 im Bereich von etwa 10 bis etwa 20 liegt, insbesondere im Bereich
von etwa 12 bis etwa 18. Tests mit einer (geprüften) CLT-Wand 21 haben eine effektive
Duktilität D
C ergeben im Bereich von etwa 5 bis etwa 10, insbesondere im Bereich von etwa 8 bis
etwa 9. Diese Werte sind vergleichsweise hoch, so dass die Konstruktionen (21) mit
der erfindungsgemäßen Verankerungstechnologie einen sehr effektiven Erdbebenschutz
gewährleisten.
[0037] Werden auf das Ankerelement 1 gemäß Fig. 1A Kräfte übertragen, werden diese von dem
Ankerelement 1 zunächst übernommen und beispielsweise auf ein mit dem Ankerelement
1 verbundenes Fundament (8) übertragen. Übersteigen die Kräfte einen Schwellenwert,
versagt zunächst das Mantelelement 3 strukturell, etwa durch Verbiegen oder Bruch
im Schwächungsbereich 9, d. h. in demjenigen Bereich des Mantelelementes 3, in dem
die Aussparungen 5 der Materialschwächung 4 angeordnet sind.
[0038] Die den Schwellenwert überragenden, auf das Ankerelement 1 einwirkenden Kräfte werden
bei Versagen des Mantelelementes 3 von dem duktilen Kernelement 2 aufgenommen und
dort dissipiert. Die hohe Duktilität des Kernelementes 2 wird dadurch erreicht, dass
das Kernelement 2 eine andere Geometrie aufweist als das Mantelelement 3 und/oder
indem das Kernelement 2 aus einem anderen Material gebildet ist, etwa aus einem anderen
Metall oder einer anderen Metalllegierung, als das Mantelelement 3.
[0039] Bei der Variante des Ankerelementes 1 gemäß der Figuren 2A bis 2C ist das Kernelement
2 hohlzylindrisch gebildet, so dass das Ankerelement 1 (Fig. 2A) innen hohl ist. An
den Enden 10 des Kernelementes 2 (Fig. 2B) ist jeweils ein Gewindeabschnitt 11 angeordnet,
sodass das Ankerelement 1 beispielsweise mit einem Befestigungsmittel 12, insbesondere
eines Verankerungssystems (13, siehe Figuren 7A bis 7C), verschraubbar ist.
[0040] Das in den Figuren 3A bis 3E schematisch und perspektivisch dargestellte Ankerelement
1 umfasst neben einem zylindrischen Kernelement 2 (Fig. 3B) und einem (äußeren) hohlzylindrischen
Mantelelement 3 (Fig. 3D) ein hohlzylindrisches Zwischenelement 14 (Fig. 3C), welches
zwischen Kernelement 2 und Mantelelement 3 angeordnet ist. Das Kernelement 2 ist in
dem Zwischenelement 14 angeordnet und wird dort durch Anordnen der endseitigen Befestigungsmittel
12 fixiert. Das Zwischenelement 14 mit dem darin angeordneten Kernelement 2 ist in
dem Mantelelement 3 angeordnet, was in Fig. 3A dargestellt ist. Insofern umfasst das
Ankerelement 1 (Fig. 3A) drei Komponenten, die ineinander angeordnet sind. Das Zwischenelement
14 kann dazu beitragen, dass ein seitliches Ausknicken quer zur Längsachse der Elemente
(2, 3) auch bei einer Zug-/Druck-Beanspruchung unterbleibt.
[0041] Die Materialschwächung 4 des Mantelelementes 3 ist in der Fig. 3E detailliert dargestellt.
Die gegenüberliegenden Stege 7 begrenzen seitlich die Aussparungen 5 und haben die
Funktion einer Schutzvorrichtung ("Sicherung"), die den von außen angreifenden Krafteintrag
dann unterbricht, wenn die Kräfte den Schwellenwert übersteigen. Dies ist insbesondere
dann relevant, wenn die einwirkenden Kräfte seismischen Ursprungs sind und somit oberhalb
des Schwellenwertes, der durch die üblichen statischen und dynamischen Spannungen
vorgegeben ist, verursacht etwa durch Nutzung, Wind, Schnee, etc.. Bei einem Einwirken
von (zyklischen) seismischen Spannungen soll das Ankerelement 1 duktil sein. Das Bauwerk
respektive die Baukonstruktion (15) hält den Kräften zudem stand und Resonanzeffekte
werden vermieden. Das Ankerelement 1 leistet dies, indem das Mantelelement 3 gezielt
strukturell versagt, da die seismischen Kräfte oberhalb des Schwellenwertes liegen,
und da das sodann mit Kräften beaufschlagte Kernelement 2 die erforderliche Duktilität
aufweist. "Normale" Kräfte/Beanspruchungen, d. h. solche unterhalb des Schwellenwertes,
werden von dem steifen Mantelelement 3 abgeleitet, wodurch die tragende Baukonstruktion
(15) trotz ihrer Erdbebensicherheit vergleichsweise klein dimensioniert werden kann.
Das Konstruieren von erdbebensicheren (Holz-)Bauwerken wird dadurch erheblich verbessert.
[0042] Bei der Variante des Ankerelementes 1 gemäß der Fig. 4A ist ein Zwischenelement 14
(Fig. 4C) mit einem Außengewinde 16 vorgesehen, sodass das Zwischenelement 14 in ein
Innengewinde 17 des Mantelelements 3 (Fig. 4D) hineingeschraubt werden kann. So ergibt
sich eine stabile Verbindung zwischen Zwischenelement 14 und Mantelelement 3. Die
Komponenten Kernelement 2 (Fig. 4B) und Mantelelement 3 mit Zwischenelement 14 sowie
den Befestigungsmitteln 12 ergeben das Ankerelement 1.
[0043] Die Figuren 5A/B und 6A/B zeigen Varianten des Schwächungsbereichs 9 in Mantelelementen
3. Gemäß der Figuren 5A/B ist die Aussparung 5 im Schwächungsbereich 9 rechteckig
(in der Abwicklung) gebildet. Bei der Variante gemäß der Figuren 6A/B umfasst das
Mantelelement 3 zwei Mantelelement-Abschnitte 18, wobei zwischen den Mantelelement-Abschnitten
18 eine umlaufende Aussparung 19 angeordnet ist. Das Mantelelement 3 ist insofern
zweiteilig. Zwischen den Mantelelement-Abschnitten 18 sind verbindende Stege (Verbindungselemente
20) angeordnet, etwa mittels Schweißverbindung. Die Stege (20) und/oder die Schweißverbindung
bilden bei dieser Variante die im Erdbebenfall kontrolliert versagende Schutzvorrichtung,
mithin eine Sollbruchstelle. Im Erdbebenfall wird das konstruktiv steife Mantelelement
3 durch das kontrollierte Versagen (den Bruch) der Stege (20) weich. Resonanzeffekte
werden reduziert (Verlängerung der Grundschwingzeit). Das Ankerelement 1 wird dann
duktil, durch plastische Verformung darin wird so Energie dissipiert. Dies bewirkt,
dass die Grundschwingung im Bauwerk verlängerbar wird, es kommt zur Energiedissipation
und resonante Schwingungseffekte werden vermieden. Die Baukonstruktion (21) respektive
das Bauwerk hält dem Erdbeben somit stand.
[0044] Eine Einbausituation wird in den Figuren 7A bis 7C schematisch dargestellt. In der
tragenden Holzkonstruktion 15 eines Holzbauwerks ist ein Verankerungssystem 13 angeordnet,
welches ein Ankerelement 1 umfasst. Das Holzbauwerk kann eine Randstütze sein, etwa
einer Holzrahmenwand oder eines Aussteifungsfeldes, mit z. B. Andreaskreuzen oder
anderen Strebenanordnungen (Diagonale, K-Verbände, etc.). Das Ankerelement 1 kann
einer der hierin beschriebenen Varianten entsprechen. Das Ankerelement 1 wird einerseits
mit der Holzkonstruktion 15 verbunden und andererseits mit einem (Beton-)Fundament
8.
[0045] Eine CLT-Wand 21 mit einem Verankerungssystem 13 ist in den Figuren 8A bis 8E in
verschiedenen Ansichten dargestellt. Fig. 8A zeigt eine perspektivische Ansicht der
Wand 21. Im Bereich der Seiten der Wand 21 ist jeweils ein Ankerelement 1 angeordnet,
d. h. ein Ankerelement 1 an der rechten Seite und ein Ankerelement 1 an der linken
Seite der Wand 21. Die Verankerung (1, 22) kann mit den Befestigungsmitteln 25 am
Fundament 8 befestigt werden. Zwischen den Ankerelementen 1 ist, etwa mittig, und
im Bereich der unteren Wandkante ein Schubanker 22 angeordnet.
[0046] Der Schubanker 22 umfasst eine Bodenplatte 23 und ein in der Wand 21 angeordnetes
Profil 24. Die Bodenplatte 23 ist mit Befestigungsmitteln 25 am Fundament 8 befestigbar.
In der Wand 21 ist auf etwa der Höhe der Position des Schwächungsbereichs 9 ein als
senkrecht zu der Wandfläche (1) angeordnete Bohrung gebildetes Kontrollmittel 26 angeordnet.
Durch die Bohrung 26 hindurch kann der Ankerelement 1 betrachtet werden, insbesondere
nach einem Erdbebenvorfall. So kann nach dem Erdbebenvorfall mit geringem Aufwand
rein optisch bewertet werden, ob sich das Ankerelement 1 oder Komponenten (3, 7, 9)
des Ankerelementes 1 strukturell verändert haben.
[0047] Eine seitliche Ansicht der Wand 21 gemäß Fig. 8A kann der Fig. 8B entnommen werden.
Fig. 8C zeigt eine Aufsicht auf die Wand 21 gemäß der Figuren 8A/B, Fig. 8D die Stirnseite
der Wand 21 und Fig. 8E eine Schnittansicht, in der die Position der Ankerelemente
(1, 22) und die Ausnehmungen dafür dargestellt sind.
[0048] Bei der Variante des Ankerelementes 1 gemäß der Fig. 9A bis Fig. 9D ist das Zwischenelement
14 (Fig. 9C) als ein- oder mehrteiliges Druckfederelement ausgebildet, sodass das
Zwischenelement 14 im Querschnitt mit möglichst jeweiligem geringem Abstand zwischen
dem innenliegenden Kernelement 2 und dem aussenliegendem Mantelelement 3 zu liegen
kommt. Damit wird wirkungsvoll das seitliche Ausknicken des Kernelementes 2 unter
der Druckbeanspruchung verhindert. Die Fig. 9D zeigt als Variante ein Mantelelement
3, das die Eigenschaften einer hohen Steifigkeit bei statisch-dynamischer Beanspruchung
und einer Sollbruchstelle 27 bei einer zyklisch seismischen Beanspruchung aufweist.
Zudem kann sich dieses Mantelelement 3 nach der geplanten Überbeanspruchung (Schubbruch
der Zungen 28) bei Erdbebeneinwirkung in Längsrichtung verkürzen oder verlängern.
Die Komponenten Kernelement 2 (Fig. 9B) und Mantelelement 3 (Fig. 9D) mit Zwischenelement
14 (Fig. 9C) sowie den Befestigungsmitteln 12 ergeben das Ankerelement 1.
[0049] Die Fig. 10A zeigt eine material- und kostenoptimierte Variante eines Ankerelementes
1. Diese kann bevorzugt bei geringerer seismischer Beanspruchung zur Anwendung kommen.
Dabei wird durch eine Verkürzung (Baulänge L kürzer als bei den anderen, hierin beschriebenen
Varianten) des Kernelementes 2 (Fig. 10B) eine höhere Steifigkeit (d.h. geringere
Verlängerung) bei der statisch-dynamischen Beanspruchung herbeigeführt. Hierbei ist
das Kernelement 2 (Fig. 10B) noch im elastischen Zustand aber der unerwünschte Längenzuwachs
nur noch proportional zur verkürzten Baulänge L. Bei der Ausbildung des Mantelelementes
3 (Fig. 10C) als, insbesondere dicke, (Druck-)Feder kann sich das Mantelelement 3
selber mit dem möglichst satt respektive formschlüssig innenliegenden Kernelement
2 (Fig. 10B) bei den zyklischen seismischen Erdbebenbeanspruchungen in Längsrichtung
den plastischen Verformungen anpassen. Die Komponenten Kernelement 2 (Fig. 10B) und
Mantelelement 3 (Fig. 10C) sowie den Befestigungsmitteln 12 ergeben das Ankerelement
1.
[0050] Verschiedene Einbausituationen können den Figuren 11A und 11B entnommen werden. Gemäß
Fig. 11A sind die Ankerelemente 1 jeweils randseitig in einem Wandabschnitt im Bereich
des Fundamentes angeordnet. Gemäß Fig. 11B wird das Ankerelement als Strebenelement
in einer Baukonstruktion verwendet.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0051]
- 1
- Ankerelement
- 2
- (weiches/duktiles) Kernelement
- 3
- (steifes) Mantelelement
- 4
- Materialschwächung
- 5
- Aussparung
- 6
- Wand
- 7
- Steg
- 8
- Fundament
- 9
- Schwächungsbereich
- 10
- Ende
- 11
- Gewindeabschnitt
- 12
- Befestigungsmittel
- 13
- Verankerungssystem
- 14
- Zwischenelement
- 15
- Baukonstruktion
- 16
- Außengewinde
- 17
- Innengewinde
- 18
- Mantelelement-Abschnitt
- 19
- umlaufende Aussparung
- 20
- Verbindungselement
- 21
- (Brettsperrholz)-Wand
- 22
- Schubanker
- 23
- Bodenplatte
- 24
- Profil
- 25
- Befestigungsmittel
- 26
- Kontrollmittel (Bohrung)
- 27
- Sollbruchstelle
- 28
- Zunge
1. Ankerelement (1) zum Verankern eines Fundaments (8) oder Bauuntergrunds mit einer
tragfähigen Baukonstruktion (15) zum Tragen von Bauwerkskomponenten, wobei
das Ankerelement (1) aus einem Kernelement (2) und zumindest einem Mantelelement (3)
gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kernelement (2) eine höhere Duktilität aufweist als das Mantelelement (3), wobei
das Mantelelement (3), bevorzugt, eine höhere Steifigkeit aufweist als das Kernelement
(2), und
dass das Mantelelement (3) zumindest eine Materialschwächung (4) aufweist.
2. Ankerelement (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Kernelement (2) und/oder das Mantelelement (3) zumindest ein Metall umfasst/umfassen
oder aus zumindest einem Metall oder zumindest einer Metalllegierung gebildet ist/sind,
und/oder
dass das Kernelement (2) aus einem anderen Material gebildet ist als das Mantelelement
(3).
3. Ankerelement (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Kernelement (2) hohl gebildet ist.
4. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Mantelelement (3) und/oder das Kernelement (2), zumindest im Wesentlichen, zylindersymmetrisch,
insbesondere hohlzylindersymmetrisch gebildet ist/sind.
5. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialschwächung (4) in einem Schwächungsbereich (9) angeordnet ist, der zu
einem Ende (10) des Mantelelementes (3) beabstandet ist, insbesondere zu beiden Enden
(10) des Mantelelementes (3).
6. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialschwächung (4) durch zumindest eine Aussparung (5) in der Wand (6) des
Mantelelementes (3) gebildet ist, vorzugsweise durch zwei gegenüberliegende Aussparungen
(5).
7. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialschwächung (4) sich über den gesamten Umfang des Mantelelementes (3)
erstreckt.
8. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Mantelelement (3) mehrteilig, insbesondere zweiteilig, gebildet ist, so dass
es in Längsrichtung aus einem ersten Mantelelement-Abschnitt (18) gebildet ist und
zumindest einem zweiten Mantelelement-Abschnitt (18), wobei zwischen zwei benachbarten
Mantelelement-Abschnitten (18) zumindest ein Verbindungselement (20) angeordnet ist,
welches die benachbarten Mantelelement-Abschnitte (18) miteinander strukturell verbindet,
und wobei das Verbindungselement (20) so ausgebildet ist, dass es strukturell schwächer
ist als jeder der Mantelelement-Abschnitte (18).
9. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass endseitig zumindest ein Befestigungsmittel (12) anordbar oder angeordnet ist.
10. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Kernelement (2) länger gebildet ist als das Mantelelement (3), und dass an dem
Kernelement (2) endseitig zumindest ein Befestigungsmittel (12) anordbar oder angeordnet
ist.
11. Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass zu dem Kernelement (2) benachbart ein erstes, insbesondere inneres Mantelelement
(14) angeordnet ist, und zu dem inneren Mantelelement (14) benachbart und zu dem Kernelement
(2) beabstandet ein zweites, insbesondere äußeres, Mantelelement (3) angeordnet ist.
12. Ankerelement (1) nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass in dem zweiten Mantelelement (14) zumindest eine Materialschwächung (4) angeordnet
ist.
13. Ankerelement (1) nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass das innere und/oder das äußere Mantelelement (3, 14) als Spiralfeder, insbesondere
als Spiral-Druckfeder, gebildet ist.
14. Verankerungssystem (13) zum Verankern zumindest eines Fundaments (8) oder zumindest
eines Bauuntergrunds mit zumindest einer tragfähigen Baukonstruktion (15) zum Tragen
von Bauwerkskomponenten, dadurch gekennzeichnet, dass in der zumindest einen Baukonstruktion (15) zumindest zwei Ankerelemente (1) nach
einem der Ansprüche 1 bis 13 angeordnet sind.
15. Verankerungssystem (13) nach Anspruch 14, gekennzeichnet durch zumindest einen mit dem Fundament (8) oder Bauuntergrund verbindbaren Schubanker
(22), welcher, bevorzugt zwischen den Ankerelementen (1), in oder an der Baukonstruktion
(15) angeordnet ist.
16. Baukonstruktion (15) zum Tragen von Bauwerkskomponenten, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13 in oder an der Baukonstruktion
(15) angeordnet ist, oder dass ein Verankerungssystem (13) nach Anspruch 14 oder 15
in oder an der Baukonstruktion (15) angeordnet ist.
17. Baukonstruktion (15) nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Baukonstruktion (15) Holz oder einen Holzwerkstoff oder einen holzähnlichen Werkstoff
umfasst oder aus Holz oder einem Holzwerkstoff oder einem holzähnlichen Werkstoff
gebildet ist.
18. Baukonstruktion (15) nach Anspruch 16 oder 17, gekennzeichnet durch Kontrollmittel (26) zum Kontrollieren der Beschaffenheit eines oder mehrerer Ankerelemente
(1).
19. Bauwerk, insbesondere Gebäude, dadurch gekennzeichnet, dass es ein Verankerungssystem (13) nach Anspruch 14 oder 15 umfasst, und/oder eine Baukonstruktion
(15) nach einem der Ansprüche 16 bis 18.
20. Bauwerk nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauwerk überwiegend aus Holz oder einem Holzwerkstoff oder einem holzähnlichen
Werkstoff gebildet ist.
21. Verfahren zum Dissipieren von Energie verursacht durch zyklische seismische Beanspruchungen
in einem Bauwerk, insbesondere einem Bauwerk nach Anspruch 19 oder 20, dadurch gekennzeichnet, dass zur Energiedissipation ein Ankerelement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13 verwendet
wird, und/oder ein Verankerungssystem (13) nach Anspruch 14 oder 15, vorzugsweise
mit einer Baukonstruktion (15) nach einem der Ansprüche 16 bis 18.
22. Verwendung eines Ankerelementes (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 13 in einer Baukonstruktion
(15), insbesondere in einer Baukonstruktion (15) nach einem der Ansprüche 16 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass das Ankerelement (1) als Strebenelement, insbesondere als Zug-/Druck-Glied in einer
Strebe, verwendet wird.