[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Beobachtung von Flammen
in einem Verbrennungsraum eines Heizgerätes, das mit Wasserstoff und/oder einem wasserstoffhaltigen
Brenngas betreibbar ist. Wasserstoff als Brenngas oder als Beimischung zu Brenngasen
wird immer wichtiger, und es werden große Anstrengungen unternommen, neue oder auch
existierende Heizgeräte für einen Betrieb damit zu ertüchtigen. Dabei geht es nicht
nur um große Anlagen, sondern auch um Wandgeräte zur Erwärmung von Wasser und generell
um Heizgeräte für die Beheizung von Gebäuden und/oder die Bereitstellung von warmem
Wasser.
[0002] Wasserstoff unterscheidet sich bei seiner Verbrennung in mehreren Punkten von bisher
verwendeten Brenngasen, insbesondere ist eine Wasserstofflamme für das menschliche
Auge fast unsichtbar, strahlt weniger Wärme ab als mit kohlenstoffhaltigen Brennstoffen
erzeugte Flammen, und es werden andere Messsysteme benötigt als bei Heizgeräten für
Brennstoffe aus Kohlenwasserstoffen. Die vorliegende Erfindung ist daher besonders,
aber nicht nur geeignet für Heizgeräte, die mit reinem Wasserstoff oder mit Brenngas,
das zu mehr als 50%, insbesondere mehr als 97% aus Wasserstoff besteht, betrieben
werden.
[0003] In Heizgeräten werden bisher im Allgemeinen einfache und robuste Sensoren für Temperatur,
Licht- oder Wärme-Strahlung, Druck, Volumenstrom und dergleichen eingesetzt, um die
Heizgeräte zu regeln und deren sicheren Betrieb zu gewährleisten. Mit bisher üblicher
Sensorik lassen sich jedoch bei Verwendung von Wasserstoff als Brenngas manche Messungen
nicht zuverlässig durchführen. Eine wichtige Aufgabe ist das Feststellen des Vorhandenseins
einer stabilen Flamme (ein sogenannter Flammenwächter), eine andere die Einstellung
eines für eine stabile und umweltschonende Verbrennung geeigneten Verhältnisses von
Verbrennungsluft zu Brenngas (Lambda-Wert).
[0004] Als Ersatz für bisher häufig verwendete Ionisationsmessungen, die bei Wasserstoff
als oder im Brenngas nicht oder weniger zuverlässig funktionieren, wurden schon Temperaturmessungen
im oder am Verbrennungsraum vorgeschlagen, da sich beim Zünden und Erlöschen von Flammen
charakteristische Temperaturänderungen zeigen. Ein Flammenwächter und/oder eine Regelung
der Verbrennung in einem Verbrennungsraum können daher grundsätzlich auch mit Temperaturmessungen
durchgeführt werden. Wird das Vorhandensein einer Flamme in einem Verbrennungsraum
mittels mindestens eines Temperatursensors überwacht, wird dessen Messwert kontinuierlich
oder quasikontinuierlich an eine Steuer- und Regeleinheit weitergeleitet, wobei die
Steuer- und Regeleinheit den Messwert und sein zeitliches Verhalten überwacht und
mit vorgebbaren Sollbereichen vergleicht, und bei Abweichungen von einem der Sollbereiche
die Brenngaszufuhr beendet.
[0005] Es können hierfür in der Steuer- und Regeleinheit Kalibrierdaten oder Kennfelder
gespeichert sein oder verfügbar gemacht werden, mit denen Messwerte und deren zeitliche
Ableitungen verglichen werden können.
[0006] Zündet eine Flamme ordnungsgemäß, so wird von dem Temperatursensor ein Anstieg der
Temperatur gemessen. Erlischt die Flamme, so wird ein Abfall der Temperatur gemessen.
Überschreitet die Temperaturabsenkung pro Zeiteinheit einen vorher z. B. experimentell
ermittelten Wert, so wird dies als Erlöschen der Flamme durch die Auswerte- und Regeleinheit
interpretiert und das Brenngasventil geschlossen. Bei der Zündung des Brenners wird
umgekehrt verfahren. Kommt es nach der Zündung zu keinem schnellen Temperaturanstieg
an dem Temperatursensor, so kann auf eine Fehlzündung geschlossen werden. Steigt die
Temperatur mit der erwarteten Geschwindigkeit, so wird der Zündvorgang als erfolgreich
gewertet. Durch die Temperaturüberwachung kann sichergestellt werden, dass Wasserstoff
verbrannt wird. Dies gilt insbesondere immer dann, wenn die Temperatur im Verbrennungsraum
> 833 K [Kelvin] (Selbstzündungstemperatur von Wasserstoff in Luft) und das Luftverhältnis
> 1 (Lambda-Wert > 1) ist. Das Verbrennungsluftverhältnis (Lambda) setzt die tatsächlich
zur Verfügung stehende Luftmasse ins Verhältnis zur mindestens notwendigen Luftmasse,
die für eine stöchiometrisch vollständige Verbrennung theoretisch benötigt wird. Durch
die Temperaturüberwachung mit der Funktion eines Flammenwächters kann also sichergestellt
werden, dass eine Verbrennung stattfindet bzw. eine Abschaltung erfolgt, falls die
Flamme erlischt.
[0007] Die beschriebenen Auswertungen erfordern allerdings eine gewisse Begrenzung des Anwendungsbereiches,
in dem die Messwerte sicher interpretierbar sind, was den Einsatz dieser Technologie
bei sicherheitsrelevanten Funktionen einschränken kann. Es ist nämlich nicht immer
möglich, insbesondere bei sich ändernden Betriebsbedingungen (Modulation der Leistung,
Abnahme unterschiedlicher Wärmemengen pro Zeiteinheit, Wiederstart nach einer Abschaltung
etc.) des Heizgerätes, Temperaturen und/oder deren Änderungen eindeutig zu interpretieren.
So kann z. B. eine schnelle Reduzierung der Leistung oder eine schnelle Zunahme der
Wärmeabfuhr durch einen Wärmetauscher fälschlich als Erlöschen der Flammen angesehen
werden, was eine sofortige Abschaltung auslösen würde.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, die mit Bezug auf den Stand der Technik geschilderten
Probleme wenigstens teilweise zu lösen. Insbesondere sollen ein Verfahren und eine
Anordnung geschaffen werden, mit denen sich bei unterschiedlichen oder sich ändernden
Betriebsbedingungen zuverlässig das Zünden und/oder das Erlöschen von Flammen in einem
Verbrennungsraum eines Heizgerätes erkennen lässt.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe dienen ein Verfahren und eine Anordnung sowie ein Computerprogrammprodukt
gemäß den unabhängigen Ansprüchen. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
der Erfindung sind in den jeweiligen abhängigen Ansprüchen angegeben. Die Beschreibung,
insbesondere im Zusammenhang mit der Zeichnung, veranschaulicht die Erfindung und
gibt weitere Ausführungsbeispiele an.
[0010] Hierzu trägt ein Verfahren bei zum Beobachten oder Überwachen von Flammen in einem
Verbrennungsraum eines Heizgerätes, welches mit Wasserstoff oder einem wasserstoffhaltigen
Brenngas betrieben wird, wobei eine Temperatur an mindestens einer Messstelle in oder
an dem Verbrennungsraum gemessen wird, wobei außerdem die Temperatur an der Messstelle
anhand eines mathematischen Modells aus anderen an dem Heizgerät gemessenen oder vorgegebenen
physikalischen Betriebsdaten berechnet wird und wobei die gemessene Temperatur und/oder
deren zeitliches Verhalten mit der berechneten verglichen und bei Abweichungen oberhalb
eines Schwellwertes auf ein Zünden oder ein Erlöschen der Flammen geschlossen wird.
[0011] Statt charakteristische Verläufe einer gemessenen absoluten Temperatur oder von deren
zeitlichem Verhalten zu identifizieren, berechnet das mathematische Modell eine theoretische
Temperatur und/oder einen theoretischen Temperaturverlauf, die gemessen werden müssten,
wenn alle Systeme ordnungsgemäß funktionieren. Mit diesen werden dann die tatsächlich
gemessenen Daten verglichen. Dies erlaubt (sofern das mathematische Modell gut genug
ist und ihm genügend Informationen zur Verfügung stehen, was bei modernen Heizgeräten
typischerweise der Fall ist) ggf. unter anderem eine Entscheidung, ob Flammen gezündet
oder erloschen sind, unter praktisch allen Betriebsbedingungen und mit großer Zuverlässigkeit.
So lässt sich ein robuster Flammenwächter für einen weiten Modulationsbereich der
Leistung des Heizgerätes und viele unterschiedliche Betriebssituationen realisieren.
Außerdem erlaubt das Modell eine Kontrolle oder Plausibilitätsprüfung von Messgeräten
und Signalwegen. Dies bedeutet einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn, weil frühzeitig
erkannt werden kann, wenn einzelne Sensoren ausfallen, driften oder falsche Messwerte
liefern. Abweichungen zwischen Modell und real gemessenen physikalischen Größen, die
bei ähnlichen Betriebsbedingungen vorher nicht aufgetreten sind, können Hinweise auf
Fehler liefern.
[0012] Das mathematische Modell berücksichtigt dabei die physikalischen Eigenschaften des
Verbrennungsraumes und für die Verbrennung wesentliche Parameter. Der Verbrennungsraum,
allgemeiner auch als Warmzelle bezeichnet, lässt sich wegen einer gewissen Symmetrie
und Homogenität mit relativ wenigen Parametern schon gut beschreiben, wodurch die
Temperatur als Funktion dieser Parameter abgebildet werden kann.
[0013] Dazu werden die Wärmekapazität wesentlicher Bauteile des Verbrennungsraumes (oder
eine integrale Betrachtung davon), die Wärmeleitung und Wärmeübergangszahlen von verwendeten
Materialien und eines verwendeten Temperaturmesssystems als physikalische Eigenschaften
berücksichtigt. Wird dem Verbrennungsraum Wärme durch Verbrennung zugeführt, so heizt
sich dieser auf, wobei jedoch nicht nur der gasförmige Inhalt des Verbrennungsraumes,
sondern auch die Wärmeaufnahme von Wänden, insbesondere eines dort integrierten Wärmetauschers,
und anderer Bauteile berücksichtigt werden. Deren Wärmekapazität und die Schnelligkeit,
mit der Wärme in diese Bauteile übergeht (abhängig von Wärmeübergangszahlen), werden
von dem Modell berücksichtigt. Auch die Eigenschaften eines Temperatursensors selbst
sollten Beachtung finden, da ein Temperatursensor träge sein und verzögert auf Temperaturänderungen
reagieren kann. Alle Eigenschaften des Verbrennungsraumes sind praktisch konstant,
so dass das Verhalten des Verbrennungsraumes bei Wärmezufuhr oder -abfuhr durch gespeicherte
Kennfelder (gerechnet und/oder Erfahrungswerte) oder wenige Parameter beschrieben
werden kann.
[0014] Auch werden bevorzugt von dem mathematischen Modell die Massenströme an Luft und
Brenngas, die aus diesen Massenströmen durch Verbrennung erzielbare Energiemenge pro
Zeiteinheit und die Umgebungstemperatur als für die Verbrennung wesentliche Betriebsdaten
berücksichtigt. Bei einem modernen Heizgerät stehen viele Daten zur Verfügung, von
denen für das Modell benötigte genutzt werden können. Im Ergebnis benötigt das Modell
die Information, wieviel Luft mit welcher Temperatur und wieviel Brenngas mit welcher
Temperatur dem Verbrennungsraum jeweils pro Zeiteinheit zugeführt wird. Die Drehzahl
eines Gebläses und die Öffnung eines Brenngasventils können beispielsweise geeignete
Parameter für die jeweiligen Massenströme sein. Aus der Art des Brenngases und unter
der Voraussetzung einer vollständigen Verbrennung kann dann die pro Zeiteinheit dem
Verbrennungsraum zugeführte (Wärme-)Energie berechnet werden. Ein geeigneter Algorithmus
kann die zu erwartende Temperatur (insbesondere an der Messstelle) als Funktion der
zugeführten Parameter angeben.
[0015] Danach wird bevorzugt die Differenz aus gemessener Temperatur und ohne Verbrennungsenergie
berechneter Temperatur oder die Differenz von deren zeitlichem Verhalten ab dem Start
des Heizgerätes gebildet und bei Überschreiten eines ersten Schwellwertes wird auf
das Zünden von Flammen und Freisetzung von Verbrennungsenergie geschlossen. Da das
Modell zwar die Information erhalten könnte, dass eine Zündung ausgelöst wurde, aber
nicht berechnen kann, ob auch tatsächlich Flammen gebildet werden, berechnet das Modell
beim Start des Heizgerätes die Temperatur ohne Zufuhr von Verbrennungsenergie. Die
tatsächliche Temperatur muss dieser so lange entsprechen, wie keine Flammen gezündet
wurden. Ist dies zu lange der Fall, so wird die Brenngaszufuhr gestoppt und evtl.
der Startvorgang wiederholt oder eine Störmeldung abgegeben. Steigt die gemessene
Temperatur aber auf charakteristische Weise über die berechnete, so ist dies ein sicherer
Hinweis auf die korrekte Zündung von Flammen, so dass der Betrieb fortgesetzt (und
das Modell auf Berechnung mit Verbrennungsenergie umgeschaltet werden) kann. Auch
der umgekehrte Weg ist natürlich möglich, nämlich immer mit Verbrennungsenergie zu
rechnen und zu erkennen, ob sich die gemessene Temperatur schnell genug auf den gerechneten
Wert erhöht.
[0016] Entsprechend wird bevorzugt ab dem Zünden von Flammen die Differenz aus gemessener
Temperatur und mit Verbrennungsenergie berechneter Temperatur oder die Differenz deren
zeitlichem Verhalten nach dem Startvorgang des Heizgerätes gebildet und bei Unterschreiten
eines zweiten vorgebbaren Schwellwertes auf Erlöschen von Flammen und Wegfall von
Verbrennungsenergie geschlossen.
[0017] Zur Lösung der Aufgabe trägt auch eine Anordnung zum Beobachten oder Überwachen von
Flammen in einem Verbrennungsraum eines Heizgerätes bei, welches mit Wasserstoff oder
einem wasserstoffhaltigen Brenngas betreibbar ist, wobei mindestens ein Temperatursensor
an oder in dem Verbrennungsraum vorhanden ist, der mit einer Steuer- und Regeleinheit
verbunden ist, wobei in der Steuer- und Regeleinheit ein mathematisches Modell des
Verbrennungsraumes mit Temperatursensor nachgebildet ist, wobei dem Modell Betriebsdaten
des Heizgerätes und in der Steuer- und Regeleinheit gespeicherte physikalische Größen
des Verbrennungsraumes und des Temperatursensors zuführbar sind, wobei das mathematische
Modell physikalische Eigenschaften des Verbrennungsraumes und für die Verbrennung
wesentliche Parameter berücksichtigt, nämlich die Wärmekapazität wesentlicher Bauteile
des Verbrennungsraumes sowie die Wärmeleitung und Wärmeübergangszahlen von verwendeten
Materialien und eines verwendeten Temperatursensors und wobei eine Bewertungslogik
vorhanden ist, die eingerichtet ist, aus einer vom mathematischen Modell berechneten
Temperatur und/oder deren zeitlichem Verhalten und einer vom Temperatursensor gemessenen
Temperatur bzw. deren zeitlichem Verhalten zu ermitteln, ob eine Zündung und/oder
ein Erlöschen der Flammen stattgefunden hat. Die Bewertungslogik kann auch komplexere
Aufgaben als die reine Differenzbildung von Temperaturen übernehmen, z. B. zeitliche
Ableitungen der Temperaturen bilden und vergleichen oder das Vergleichen von charakteristischen
Mustern des Temperaturverlaufes jeweils aus berechneten und gemessenen Temperaturen.
Jedenfalls aber ist die Bewertung zuverlässiger als die Bewertung einer nur gemessenen
absoluten Temperatur bzw. deren zeitlichem Verhalten.
[0018] Insbesondere sind dem mathematischen Modell mindestens eine Gebläsedrehzahl, ein
Massenstrom an Brenngas und eine Umgebungstemperatur als für die Verbrennung wesentliche
physikalische Betriebsdaten zuführbar. Es können auch andere Messgrößen zugeführt
werden, die die gleiche Information (Massenströme an Luft und Brenngas, Umgebungstemperatur)
durch Umrechnung liefern können.
[0019] Außerdem sind dem mathematischen Modell bevorzugt mindestens die Daten über eine
Wärmekapazität des Verbrennungsraumes und über eine Trägheit des Temperatursensors
zuführbar. Das Modell kann auch rekursiv arbeiten, indem es in kurzen Zeitabständen
z. B. die Temperaturen an verschiedenen Stellen des Verbrennungsraumes berechnet und
für die nächste Berechnung diese Temperaturen als Ausgangswert nimmt.
[0020] In einer besonderen Ausführungsform sind der Bewertungslogik die gemessene Temperatur
und die berechnete Temperatur zuführbar, und die Bewertungslogik ist für die Funktion
eines Flammenwächters eingerichtet, indem bei Ausbleiben einer erwarteten Zündung
oder einem Erlöschen der Flammen eine Abschaltung eines Brenngasventils und/oder eine
Störmeldung auslösbar ist.
[0021] Ein weiterer Aspekt betrifft auch ein Computerprogrammprodukt umfassend Befehle,
die bewirken, dass die beschriebene Anordnung das beschriebene Verfahren ausführt.
Die Auswertung der vom Sensor gemessenen Daten, deren weitere Verwendung im Heizgerät
und das mathematische Modell sowie die Bewertungslogik benötigen ein Programm und
Daten, um die Funktion als Flammenwächter durchführen zu können, wobei beides gelegentlich
aktualisiert werden muss.
[0022] Die Erläuterungen zum Verfahren können zur näheren Charakterisierung der Anordnung
herangezogen werden, und umgekehrt. Die Anordnung kann auch so eingerichtet sein,
dass damit das Verfahren durchgeführt wird.
[0023] Ein schematisches Ausführungsbeispiel der Erfindung, auf das diese jedoch nicht beschränkt
ist, und die Funktionsweise des Verfahrens werden nun anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es stellen dar:
- Fig. 1:
- ein Heizgerät mit Temperatursensor und Steuer- und Regeleinheit und
- Fig. 2:
- den schematischen Aufbau einer Steuer- und Regeleinheit mit mathematischem Modell
und Bewertungslogik.
[0024] Fig. 1 zeigt schematisch ein für den Betrieb mit Wasserstoff als Brenngas oder mit
wasserstoffhaltigem Brenngas ausgelegtes Heizgerät 1. Das Heizgerät 1 weist ein Gebläse
2 auf, welches einen Brenner 3 mit Luft von einer Luftzufuhr 4 versorgt. Über ein
Brenngasventil 5 wird Brenngas (hier Wasserstoff oder ein vorwiegend aus Wasserstoff
bestehendes Brenngasgemisch) aus einer Brenngasversorgung 6 der Luft beigemischt.
Eine Steuer- und Regeleinheit 7 steht über Datenleitungen 13 mit dem Gebläse 2 und
dem Brenngasventil 5 in Verbindung, so dass ein für eine Zündung und/oder einen Dauerbetrieb
geeignetes Gemisch erzeugt und die dafür vorgenommenen Einstellungen (z. B. Drehzahl
des Gebläses 2 und Öffnung des Brenngasventils 5) rückgemeldet werden können. Bei
der Verbrennung dieses Gemisches in einem Verbrennungsraum 15 entstehen Flammen 16,
deren Wirkung (und damit dessen Vorhandensein) anhand von mindestens einem Temperatursensor
10 an einer Messstelle 19 beobachtet wird. Der Temperatursensor 10 ist ebenfalls über
eine Datenleitung 13 mit der Steuer- und Regeleinheit 7 verbunden. Der Verbrennungsraum
15 ist von einem Gehäuse 8 umgeben, in dem sich hier nur angedeutete Wärmetauscherflächen
befinden. Entstehende Verbrennungsgase werden über eine Abgasanlage 9 an die Umgebung
abgeleitet. Zum Zünden der Verbrennung ist eine Zündeinrichtung 17 vorhanden, die
mittels einer Zündleitung 14 mit der Steuer- und Regeleinheit 7 verbunden ist. Eine
Anzeige 18 (die bei einer Fernwartung auch an anderer Stelle sein kann) liefert Informationen
über den Zustand des Heizgerätes 1.
[0025] Da eine zuverlässige Aussage über das Vorhandensein von Flammen 16 allein aufgrund
der Messwerte des Temperatursensors 10 nicht unter allen Betriebsbedingungen möglich
ist, weist die Steuer- und Regeleinheit 7, wie in Fig. 2 vergrößert dargestellt, ein
mathematisches Modell 11 auf, in dem (mittels eines geeigneten Algorithmus) eine Temperatur
TB berechnet wird, die sich (theoretisch) unter Berücksichtigung von physikalischen
Betriebsdaten PB am Temperatursensor 10 ergeben müsste. Mit dieser wird die tatsächlich
gemessene Temperatur TM in einer Bewertungslogik 12 verglichen und bei starken Abweichungen
auf ein Zünden bzw. Erlöschen der Flammen 16 geschlossen. Die Bewertungslogik 12 kann
auch detailliertere Informationen verarbeiten und das zeitliche Verhalten TM' der
gemessenen Temperatur mit dem der berechneten Temperatur TB' oder das Auftreten charakteristischer
Muster in beiden vergleichen und daraus auf das Vorhandensein oder Erlöschen von Flammen
16 schließen. Wird ein Ausbleiben einer Zündung oder das Erlöschen von Flammen 16
erkannt, kann eine Störmeldung S ausgegeben werden, beispielsweise auf der Anzeige
18. Außerdem kann mit einem Signal "Flamme vorhanden ja/nein" die sicherheitsrelevante
Funktion eines Flammenwächters erfüllt werden.
[0026] Die vorliegende Erfindung erlaubt es, bei einem breiten Spektrum an Betriebszuständen
eines Heizgerätes 1 mit einem Temperatursensor 10 eine zuverlässige Überwachung des
Vorhandenseins von Flammen 16 im Verbrennungsraum 15 zu verwirklichen.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 1
- Heizgerät
- 2
- Gebläse
- 3
- Brenner
- 4
- Luftzufuhr
- 5
- Brenngasventil
- 6
- Brenngasversorgung
- 7
- Steuer- und Regeleinheit
- 8
- Gehäuse
- 9
- Abgasanlage
- 10
- Temperatursensor
- 11
- Mathematisches Modell
- 12
- Bewertungslogik
- 13
- Datenleitungen
- 14
- Zündleitung
- 15
- Verbrennungsraum
- 16
- Flammen
- 17
- Zündeinrichtung
- 18
- Anzeige
- 19
- Messstelle
- PB
- physikalische Betriebsdaten
- TM
- gemessene Temperatur
- TM'
- zeitliches Verhalten der gemessenen Temperatur
- TB
- berechnete Temperatur
- TB'
- zeitliches Verhalten der berechneten Temperatur
- S
- Störmeldung
1. Verfahren zum Beobachten oder Überwachen von Flammen (16) in einem Verbrennungsraum
(15) eines Heizgerätes (1), welches mit Wasserstoff oder einem wasserstoffhaltigen
Brenngas betrieben wird, wobei eine Temperatur (TM) an mindestens einer Messstelle
(19) in oder an dem Verbrennungsraum (15) gemessen wird, wobei außerdem die Temperatur
(TB) an der Messstelle (19) anhand eines mathematischen Modells (11) aus anderen an
dem Heizgerät (1) gemessenen oder vorgegebenen physikalischen Betriebsdaten (PB) berechnet
wird, und wobei die gemessene Temperatur (TM) und/oder deren zeitliches Verhalten
(TM') mit der berechneten (TB, TB') verglichen und bei Abweichungen oberhalb eines
Schwellwertes auf ein Zünden oder ein Erlöschen der Flammen (16) geschlossen wird
und wobei das mathematische Modell (11) physikalische Eigenschaften des Verbrennungsraumes
(15) und für die Verbrennung wesentliche Parameter berücksichtigt, nämlich die Wärmekapazität
wesentlicher Bauteile des Verbrennungsraumes (15) sowie die Wärmeleitung und Wärmeübergangszahlen
von verwendeten Materialien und eines verwendeten Temperatursensors (10).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei Massenströme an Luft und Brenngas, die aus diesen
Massenströmen durch Verbrennung erzielbare Energiemenge pro Zeiteinheit und eine Umgebungstemperatur
als für die Verbrennung wesentliche Parameter berücksichtigt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Differenz aus gemessener Temperatur
(TM) und ohne Verbrennungsenergie berechneter Temperatur (TB) oder von deren zeitlichem
Verhalten (TM', TB') ab einem Start des Heizgerätes (1) gebildet und bei Überschreiten
eines ersten Schwellwertes auf das Zünden von Flammen (16) und Freisetzung von Verbrennungsenergie
geschlossen wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ab dem Zünden von Flammen
(16) die Differenz aus gemessener Temperatur (TM) und mit Verbrennungsenergie berechneter
Temperatur (TB) oder deren zeitlichem Verhalten (TM', TB') ab einem Start des Heizgerätes
(1) gebildet und bei Unterschreiten eines zweiten vorgebbaren Schwellwertes auf Erlöschen
von Flammen (16) und Wegfall von Verbrennungsenergie geschlossen wird.
5. Anordnung zum Beobachten oder Überwachen von Flammen (16) in einem Verbrennungsraum
(15) eines Heizgerätes (1), welches mit Wasserstoff oder einem wasserstoffhaltigen
Brenngas betreibbar ist, wobei mindestens ein Temperatursensor (10) an oder in dem
Verbrennungsraum (15) vorhanden ist, der mit einer Steuer- und Regeleinheit (7) verbunden
ist, wobei in der Steuer- und Regeleinheit (7) ein mathematisches Modell (11) des
Verbrennungsraumes (15) mit Temperatursensor (10) nachgebildet ist, wobei dem Modell
(11) physikalische Betriebsdaten (PB) des Heizgerätes (1) und in der Steuer- und Regeleinheit
(7) gespeicherte physikalische Größen des Verbrennungsraumes (15), nämlich die Wärmekapazität
wesentlicher Bauteile des Verbrennungsraumes (15) sowie die Wärmeleitung und Wärmeübergangszahlen
von verwendeten Materialien und des verwendeten Temperatursensors (10) zuführbar sind
und wobei eine Bewertungslogik (12) vorhanden ist, die eingerichtet ist, aus einer
vom mathematischen Modell (11) berechneten Temperatur (TB) und/oder deren zeitlichem
Verhalten (TB') und einer vom Temperatursensor (10) gemessenen Temperatur (TM) bzw.
deren zeitlichem Verhalten (TM') zu ermitteln, ob eine Zündung und/oder ein Erlöschen
der Flammen (16) stattgefunden hat.
6. Anordnung nach Anspruch 5, wobei dem mathematischen Modell (11) mindestens eine Gebläsedrehzahl,
ein Massenstrom an Brenngas und eine Umgebungstemperatur als für die Verbrennung wesentliche
physikalische Betriebsdaten zuführbar sind.
7. Anordnung nach Anspruch 5 oder 6, wobei dem mathematischen Modell (11) mindestens
Daten über eine Wärmekapazität des Verbrennungsraumes (15) und über eine Trägheit
des Temperatursensors (10) zuführbar sind.
8. Anordnung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei der Bewertungslogik (12) die gemessene
Temperatur (TM) und die berechnete Temperatur (TB) zuführbar sind und die Bewertungslogik
(12) für die Funktion eines Flammenwächters eingerichtet ist, indem bei Ausbleiben
einer erwarteten Zündung oder einem Erlöschen der Flammen (16) eine Abschaltung eines
Brenngasventils (5) auslösbar ist.
9. Computerprogrammprodukt umfassend Befehle, die bewirken, dass die Anordnung nach einem
der Ansprüche 5 bis 8 das Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 ausführt.