[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur fehlersicheren Identifizierung
eines Fahrzeugs zur Betankung eines Fahrzeuges mit Wasserstoff.
[0002] Brennstoffzellenfahrzeuge, welche Wasserstoff als Kraftstoff verwenden, gelten als
saubere und umweltfreundliche Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, da
sie lokal emissionsfrei sind. In derartigen Fahrzeugen ist eine Brennstoffzelle samt
Wasserstofftank verbaut, welche den Strom für den Antrieb während der Fahrt erzeugt.
Eine kleindimensionierte Batterie kann hierbei als Puffer bzw. Zwischenspeicher dienen
und Lastspitzen beispielsweise beim Beschleunigen abdecken oder Rekuperationsenergie
beim Bremsen speichern.
[0003] In der Brennstoffzelle wird elektrischer Strom aus Wasserstoff durch umgekehrte Elektrolyse
gewonnen.
[0004] Es gibt inzwischen zahlreiche Arten von Wasserstofffahrzeugen, insbesondere Personenkraftwagen,
aber auch Busse und Flurförderfahrzeuge, welche über unterschiedliche Tankgrößen und
Tanktypen mit verschiedenen Materialpaarungen verfügen.
[0005] Typischerweise wird Wasserstoff in einem Wasserstoffspeicher einer Tankstelle in
flüssiger oder gasförmiger Form vorgehalten. Im Rahmen eines Tankvorgangs wird dieser
Wasserstoff mit einem Verdichter auf 350 bar bzw. 700 bar komprimiert, und dann an
eine entsprechend ausgebildete Tanksäule geleitet.
[0006] Bei typischen Brennstoffzellenfahrzeugen wird inzwischen von zahlreichen Fahrzeugherstellern
eine Versorgung mit 350 und 700 bar favorisiert. Bei der Betankung entsteht durch
den Druckanstieg im Fahrzeugtank Wärme, die bei einer zu schnellen Betankung zu einem
Überhitzen oder einer Schädigung des Tanks führen kann.
[0007] Verschiedene Wasserstofffahrzeuge werden daher entsprechend spezieller, sogenannter
Betankungsrampen betankt.
[0008] Eine Betankungsrampe definiert die Menge an Wasserstoff, welcher pro Zeiteinheit
in das Fahrzeug eingefüllt werden kann. Die Betankungsrampe ist aufgrund des umgekehrten
Joule-Thompson-Effektes, also der Wärmeentwicklung bei Entspannung von Wasserstoff,
maßgeblich für die Erwärmung des Tanksystems während der Betankung.
[0009] Derartige Betankungsrampen bzw. Betankungsprofile werden in der Regel für jedes Tanksystem,
jeden Tanktyp ermittelt, um ein Überfüllen und Überhitzen der verschiedenen Tanks
zu verhindern.
[0010] Aktueller Stand der Technik ist, dass ein auf den Tanktyp zugeschnittenes Betankungsprofil
je nach Umgebungstemperatur mit statischen bzw. fest vorgegebenen Betankungsrampen
fest in Steuerungseinrichtungen der verschiedenen Wasserstofftankstellen implementiert
ist. Hierbei werden spezifische Eigenschaften, wie bspw. die maximalen Tanktemperaturen,
der verschiedenen Tanktypen über ein breites Spektrum zusammengefasst, was in der
Praxis dazu führt, dass Tanks mit stark voneinander abweichenden Eigenschaften bez.
der maximalen Tanktemperaturen, mit dem gleichen Betankungsprofil betankt werden.
Diese Vorgehensweise führt zwar insgesamt zu sicheren Betankungsvorgängen, da als
Maßstab immer das Tanksystem mit der geringsten Temperaturstabilität ausgewählt wird,
aber auch zu sehr langen und nicht optimierten Betankungszeiten für verschiedene Tanktypen.
[0011] Eine sicherheitsgerichtete Kommunikation zwischen dem Fahrzeug und der Wasserstofftankstelle
findet bei Bussen, Zügen und Flurförderfahrzeugen derzeit weder drahtgebunden noch
drahtlos statt. Für PKWs wird eine Infrarot-Kommunikation verwendet. Diese Systeme
bilden jedoch noch die Ausnahme, und sind nicht sicherheitsgerichtet anwendbar.
[0012] Die vorliegende Erfindung strebt an, Betankungszeiten, mit Hilfe einer sicherheitsgerichteten
Fahrzeugerkennung, für eine Vielzahl von unterschiedlichen Tanktypen zu optimieren.
Die Erfindung schlägt hierzu ein System mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, eine
Tankstelle mit den Merkmalen des Patentanspruchs 5, ein Fahrzeug mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 6 sowie ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 7
vor.
[0013] Erfindungsgemäß wird ein System zur Betankung wenigstens eines Fahrzeuges mit Wasserstoff
vorgeschlagen, wobei das System wenigstens eine Tankstelle mit einem Wasserstoffspeicher
und wenigstens ein Fahrzeug mit einem darin vorgesehenen Wasserstofftank umfasst.
Das System zeichnet sich dadurch aus, dass es ein RFID-System aufweist, wobei das
wenigstens eine Fahrzeug mit wenigstens zwei voneinander getrennten RFID-Transponder
ausgestattet ist, und die wenigstens eine
[0014] Tankstelle mit wenigstens zwei voneinander getrennten RFID-Lesegeräten ausgestattet
ist, wobei die wenigstens zwei voneinander getrennten RFID-Lesegeräte zur Durchführung
jeweils eines RFID-Scans zum Auslesen von einer Kennung des jeweiligen RFID-Transponders
zur Identifizierung des wenigstens einen Fahrzeugs ausgebildet und eingerichtet ist.
[0015] Bei Übereinstimmung der durch die zwei voneinander getrennte RFID-Scans der ausgelesenen
Daten kann gewährleistet werden, dass die Betankung einer Vielzahl von Wasserstofffahrzeugen,
insbesondere einer Flotte von Wasserstofffahrzeugen, optimal und sicherheitsgerichtet
an die jeweils vorliegenden tankspezifischen Parameter angepasst werden kann. Hiermit
sind insbesondere verkürzte Betankungszeiten verglichen beispielsweise mit Standardvorgaben
der SAE oder dem konservativsten Protokoll unter gleichzeitiger Gewährleistung der
Sicherheit realisierbar.
[0016] Dies ist nicht nur für Fahrer von derartigen Wasserstofffahrzeugen vorteilhaft, sondern
stellt auch für Anwender in fertigungs- oder prozesstechnischen Anwendungsgebieten
eine Einsparung an Prozesszeit bzw. eine Verkürzung der Stillstandzeit dar. Hierbei
führen verkürzte Tankzeiten zu einer weniger großen Flotte, also auf Seiten des Anwenders,
zu einem geringerem Invest für Fahrzeuge und zugehöriger Infrastruktur zur Erledigung
des gleichen Aufgabenumfangs.
[0017] Weil keine Kabelverbindung zwischen dem Fahrzeug und der Tankstelle hergestellt werden
muss, kann auch somit die Aufenthaltsdauer eines Fahrzeugs an einer Tankstelle bzw.
die Prozess- und Stillstandzeit zusätzlich minimiert werden. Auch treten keine Probleme
bezüglich inkompatibler Verbindungen einer drahtgebundenen Kommunikation zur Übermittlung
von Fahrzeugdaten verschiedenen Hersteller von Fahrzeugen auf.
[0018] Ein Endanwender, beispielsweise ein Flottenbetreiber, kann in vorteilhafter Weise
durch den Einsatz der vorliegenden Erfindung einen Mischbetrieb seiner Fahrzeugflotte
bei spezifisch bzw. individuell angepassten Betankungsrampen sicherheitsgerichtet
realisieren und die summarisch zusammengefassten Betankungszeiten, bilanziert auf
die gesamte Fahrzeugflotte, deutlich reduzieren. Dies führt zu einer Einsparung von
Kosten und belastet, beispielsweise durch die Möglichkeit des Einsatzes einer geringeren
Anzahl an Fahrzeugen, weniger stark die Umwelt.
[0019] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das wenigstens eine Fahrzeug
mindestens zwei RFID-Transponder auf. Hierdurch ist in einfacher Weise eine Redundanz
zur Verfügung gestellt, sodass das erfindungsgemäße System fehlersicher das Tanksystem
erkennen kann. Es ist auch möglich, mehr als zwei RFID-Transponder auf einem Fahrzeug
einzusetzen.
[0020] Zweckmäßigerweise weist die Tankstelle eine mit einer Datenbank ausgestattete Sicherheitssteuerung
auf, welche zur Steuerung der Betankung des wenigstens einen Fahrzeuges eingerichtet
ist. Hiermit ist eben besonders vorteilhafterweise eine Skalierbarkeit des erfindungsgemäßen
Systems zur Verfügung gestellt. Wenn sich beispielsweise eine Fahrzeugflotte eines
Anwenders vergrößert, muss zur Anpassung des Systems lediglich die Datenbank um die
Anzahl der entsprechenden Datensätze erweitert werden.
[0021] Zweckmäßigerweise ist die wenigstens eine Tankstelle an jeder Tanksäule mit mindestens
zwei RFID-Lesegeräten ausgerüstet. Auch hierdurch wird eine Redundanz des Systems
bereitgestellt.
[0022] Durch Bereitstellung der beschriebenen Redundanzen ist eine höhere Hardware-Fehlertoleranz
realisiert, sodass eine höhere sicherheitstechnische Klassifizierung, beispielsweise
eine SIL2-Klassifizierung, zur Verfügung gestellt werden kann.
[0023] Die Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung weiter erläutert.
[0024] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform eines
erfindungsgemäßen Systems, mit dem insbesondere das erfindungsgemäße Verfahren durchführbar
ist.
[0025] Ein erfindungsgemäßes System ist in Figur 1 insgesamt mit 10 bezeichnet. Das System
weist wenigstens eine Tankstelle 110 mit wenigstens einer Zapfsäule 112 für Wasserstoff
auf. Das System weist ferner wenigstens ein mit Wasserstoff betankbares Fahrzeug 120
auf. Bei einer Betankung des Fahrzeugs 120 wird flüssig oder gasförmig vorgehaltener
Wasserstoff aus einem Wasserstoffspeicher 111 der Tankstelle 110 mittels eines nicht
im einzelnen dargestellten Fördermechanismus über die Zapfsäule in einen Tank 121
des Fahrzeugs 120 gefördert.
[0026] Das System 10 weist ein RFID System auf, welches schematisch dargestellt und mit
130 bezeichnet ist. Das RFID System 130 weist an dem Fahrzeug 120 zwei RFID-Transponder
132, 134, und an der Zapfsäule 112 zwei RFID-Lesegeräte 136, 138 auf. Die jeweiligen
RFID-Transponder 132, 134 sowie die RFID-Lesegeräte 136, 138 können jeweils identisch
zueinander ausgebildet sein. Es ist jedoch in gleicher Weise vorteilhaft möglich,
im Rahmen des RFID-Systems zwei unterschiedliche RFID-Untersysteme zur Verfügung zu
stellen. Beispielsweise kann ein erstes RFID-Untersystem den ersten RFID-Transponder
132 sowie das erste RFID-Lesegerät 136, und ein zweites RFID-Untersystem den zweiten
RFID-Transponder 134 sowie das zweite RFID-Lesegerät 138 umfassen, wobei die RFID-Transponder
sowie die jeweiligen RFID-Lesegeräte jeweils unterschiedlich ausgebildet sind.
[0027] Befindet sich das Fahrzeug 120 an der Tankstelle 110, insbesondere in der unmittelbaren
Umgebung der Zapfsäule 112, wird vor dem Einleiten des eigentlichen Betankungsvorgangs
mittels des RFID-Systems 130 ein automatisierter RFID-Scan durchgeführt, wodurch die
Seriennummern der am Fahrzeug vorgesehenen RFID-Transponder 132, 134 zuverlässig an
die RFID-Lesegeräte 136, 138 übermittelt werden.
[0028] Die RFID-Lesegeräte sind über eine nicht dargestellte drahtlose oder nicht-drahtlose
Verbindung mit einer Sicherheitssteuerung 116 der Tankstelle 110 verbunden, welche
eine Datenbank enthält. In dieser Datenbank ist beispielsweise das Fahrzeug 120 sowie
jedes weitere Fahrzeug einer Fahrzeugflotte aufgelistet.
[0029] Manipulationssichere Kennungen der RFID-Transponder 132,134 dienen hierbei als Primärschlüssel
zur Auswahl eines entsprechenden Datensatzes der Datenbank der Sicherheitssteuerung
116. Ein typischer Fahrzeugdatensatz besteht beispielsweise aus der Tankgröße, dem
Tankdruck, der Betankungsrampe und der maximal zulässigen Betankungstemperatur für
ein jeweiliges Fahrzeug. Somit sind der Sicherheitssteuerung der Tankstelle 110 alle
tankspezifischen Parameter des Fahrzeugs bekannt. Ein anschließender Betankungsvorgang,
der nicht im Einzelnen dargestellt werden soll, kann somit automatisch an das jeweilige
Tanksystem bzw. den jeweiligen Tank des Fahrzeuges 120 angepasst werden.
Bezugszeichenliste
[0030]
10 System
110 Tankstelle
111 Wasserstoffspeicher
112 Zapfsäule
116 Sicherheitssteuerung
120 Fahrzeug
121 Tank
130 RFID-System
132,134 RFID-Transponder
136,138 RFID-Lesegeräte
1. Betankungssystem mit wenigstens einer Tankstelle (110) mit einem Wasserstoffspeicher
(111) und wenigstens einem Fahrzeug (120) mit einem Wasserstofftank (121), wobei wenigstens
ein RFID-System (130) zur Identifizierung des wenigstens einen Fahrzeuges (120) vorgesehen
ist, wobei das wenigstens eine RFID-System (130) wenigstens zwei an dem Fahrzeug (120)
ausgebildete RFID-Transponder (132, 134) und wenigstens zwei an der Tankstelle (110)
ausgebildete RFID-Lesegeräte (136, 138) aufweist, wobei das wenigstens zwei RFID-Lesegeräte
(136, 138) zur Durchführung eines RFID-Scans zum Auslesen einer Kennung von den wenigstens
zwei RFID-Transpondern (132, 134) zur Identifizierung des Fahrzeuges (120) eingerichtet
ist.
2. Betankungssystem nach Anspruch 1, wobei die Tankstelle (110) mit einer eine Datenbank
aufweisenden Sicherheitssteuerung (116) ausgebildet ist.
3. Betankungssystem nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das RFID-System (130)
mehr als zwei an dem Fahrzeug vorgesehene RFID-Transponder (132, 134) aufweist.
4. Betankungssystem nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das RFID-System (130)
an der Tankstelle (110), insbesondere an wenigstens einer Zapfsäule (112) der Tankstelle
(110), mehr als zwei RFID-Lesegeräte (136, 138) aufweist.
5. Tankstelle mit einem Wasserstoffspeicher (111) zur Betankung von Fahrzeugen mit Wasserstoff,
wobei die Tankstelle wenigstens zwei RFID-Lesegeräte (136,138) aufweist, welche zur
Durchführung von RFID-Scans zum Auslesen von Kennungen von RFID-Transpondern von zu
betankenden Fahrzeugen zur Identifizierung der Fahrzeuge ausgebildet sind.
6. Fahrzeug mit einem Wasserstofftank (121), welches mit wenigstens zwei RFID-Transpondern
(132,134) ausgebildet ist, welche derart eingerichtet sind, dass ihre Kennungen mittels
eines RFID-Scans durch an einer Tankstelle vorgesehene RFID-Lesegeräte zur Identifizierung
des Fahrzeugs auslesbar sind.
7. Identifizierungsverfahren für ein Fahrzeug (120) zur Vorbereitung einer Betankung
des Fahrzeuges mit Wasserstoff, mit folgenden Schritten:
- Positionierung des Fahrzeuges (120) in der Umgebung einer einen Wasserstoffspeicher
aufweisenden Tankstelle (110) derart, dass eine Kennung wenigstens von zwei an dem
Fahrzeug (120) vorgesehenen RFID-Transpondern (132, 134) mittels wenigstens zwei an
der Tankstelle vorgesehenen RFID-Lesegeräte (136, 138) ausgelesen wird, und
- Übermittlung der Kennung an eine Datenbank aufweisende Sicherheitssteuerung (116)
der Tankstelle (110).