[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Bereitstellen eines Knochenzementteigs
aus zwei Ausgangskomponenten, umfassend eine hohlzylinderförmige Kartusche mit einem
Innenraum, wobei in einem vorderen Teil des Innenraums ein Knochenzementpulver als
erste Ausgangskomponente und in einem hinteren Teil des Innenraums ein Behälter enthaltend
eine Monomerflüssigkeit als zweite Ausgangskomponente lagert, wobei zwischen dem Knochenzementpulver
und dem Behälter ein axial im Innenraum beweglicher Austragskolben und auf der dem
Austragskolben gegenüberliegenden Seite des Behälters ein axial im Innenraum beweglicher
Förderkolben angeordnet ist, wobei der hintere Teil und der vordere Teil des Innenraums
über ein Leitungsmittel fluidleitend miteinander verbunden sind und durch Vortreiben
des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens der Behälter durch Zerfall in eine
Vielzahl an Behälterteilstücken zu öffnen ist, so dass die Monomerflüssigkeit in den
hinteren Teil des Innenraums fließbar ist.
[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Bereitstellen eines Knochenzementteigs
aus zwei Ausgangskomponenten mittels einer derartigen Vorrichtung.
Hintergrund der Erfindung
[0003] Es werden erhebliche Bemühungen unternommen, Vorrichtungen und Verfahren zum Bereitstellen
von Knochenzement aufzuzeigen, mittels derer Knochenzementteig einfach, sicher und
schnell bereitgestellt werden kann. Ein wichtiger Aspekt bei der Bereitstellung von
Knochenzementteig ist die Vermeidung von Lufteinschlüssen im Knochenzement. Zu deren
Vermeidung wurden eine Vielzahl von Vakuum-Zementiersystemen beschreiben, von denen
exemplarisch folgende genannt sind:
US 6,033,105 A,
US 5,624,184 A,
US 4,671,263 A,
US 4,973,168 A,
US 5,100,241 A,
WO 99/67015 A1,
EP 1020167 A2,
US 5,586,821 A,
EP 1016452 A2,
DE 3640279 A1,
WO 94/26403 A1,
EP 1005901 A2,
EP 1886647 A1,
US 5,344,232 A.
[0004] Es besteht im Markt der Wunsch zur Vereinfachung der Bereitstellung von Knochenzementteig.
Eine Weiterentwicklung besteht in der Entwicklung von Zementiersystemen, in denen
beide Ausgangskomponenten in separaten Bereichen der Mischsysteme gelagert sind und
erst unmittelbar vor der Zementierapplikation im Zementiersystem miteinander vermischt
werden. Solche geschlossenen, sogenannten Full-Prepacked-Systeme, sind in folgenden
Schriften genannt:
EP 0 692 229 A1,
DE 10 2009 031 178 B3,
US 5,997,544 A,
US 6,709,149 B1,
DE 698 12 726 T2,
EP 0 796 653 A2,
US 5,588,745 A.
[0005] In der
EP 3 320 870 A1 wird ein Full-Prepack-System beschrieben, wobei der mit Monomerflüssigkeit gefüllte
Behälter axial hinter dem Knochenzementpulver innerhalb einer Kartusche lagert. Zwischen
Knochenzementpulver und Behälter ist ein Austragskolben angeordnet. Um den Knochenzementteig
bereitzustellen, wird ein Förderkolben, welcher auf einer dem Austragskolben gegenüberliegenden
Seite des Behälters angeordnet ist, in Richtung des Austragskolbens vorgetrieben,
wodurch es zu einem Öffnen des Behälters durch zumindest teilweises Zerbersten des
Behälters in Behälterteilstücke kommt. Die aus dem Behälter austretende Monomerflüssigkeit
wird durch fortgeführtes Vortreiben des Förderkolbens in das Knochenzementpulver unter
Ausbildung des Knochenzementteigs gefördert. Dabei wird der Behälter, teilweise unter
weiterer Fragmentierung der Behälterteilstücke, immer weiter komprimiert, bis eine
maximale Kompression erreicht ist. Als nachteilig hat sich dabei herausgestellt, dass
zwischen den Behälterteilstücken ein Anteil der Monomerflüssigkeit verbleibt, welcher
nicht zur Ausbildung des Knochenzementteigs zur Verfügung steht. Dieser Anteil kann
von Anwendung zu Anwendung variieren, so dass der mit der beschriebenen Vorrichtung
bereitgestellte Knochenzementteig variierende Mischungsverhältnisse von Knochenzementpulver
zu Monomerflüssigkeit und damit variierende Eigenschaften, wie beispielsweise Viskosität
und Aushärtzeiten, aufweist. Dies erschwert eine Anwendung für den Operateur. Zudem
kann es beim Austragen des Knochenzementteigs aus der Vorrichtung zu einem zeitlich
verzögerten Fördern oder "Einspritzen" von zwischen den Behälterteilstücken verbliebener
Monomerflüssigkeit in den bereits ausgebildeten Knochenzementteig kommen, so dass
insbesondere der den Behälterteilstücken zugewandte Teil des Knochenzementteigs einen
größeren Anteil an Monomerflüssigkeit zu Knochenzementpulver aufweist als der den
Behälterteilstücken abgewandte Teil des Knochenzementteigs und sich daher die Eigenschaften
des Knochenzementteigs im Verlauf des Austragens ändern. Der dem Behälter zugwandte
Knochenzementteig ist durch die nachträglich eingebrachte Menge an Monomerflüssigkeit
"verdünnt" und weist eine niedrigere Viskosität auf als der initial aus er Vorrichtung
ausgetragene Knochenzementteig.
Aufgaben
[0006] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen oder mehrere der sich aus dem
Stand der Technik ergebenen Nachteile zumindest teilweise zu überwinden.
[0007] Im Speziellen basiert die Erfindung auf dem Ziel, Vorrichtungen zur Verfügung zu
stellen, welche einen Knochenzementteig einfach, sicher, schnell und mit gleichbleibendem
Mischungsverhältnis von Knochenzementpulver und Monomerflüssigkeit bereitstellen können.
Die Vorrichtung soll ein möglichst vollständiges Fördern der Monomerflüssigkeit in
das Knochenzementpulver ermöglich, so dass möglichst wenig Monomerflüssigkeit zwischen
den Behälterteilstücken verbleibt.
[0008] Die Vorrichtung soll den Knochenzement ohne eine mechanische Durchmischung der Ausgangskomponenten
bereitstellen. Die Vorrichtung soll weiterhin so ausgestaltet sein, dass der Anwender
keine Montageschritte durchführen muss. Die Vorrichtung soll ohne extern angelegtes
Vakuum in der Lage sein den Knochenzement bereitzustellen. Die Vorrichtung soll den
bereitgestellten Knochenzement austragen können. Die Vorrichtung soll den bereitgestellten
Knochenzement ohne Umbaumaßnahmen austragen können. Die Vorrichtung soll ohne Umbaumaßnahmen
und ohne externe Gerätschaften, wie beispielsweise Schläuche, Vakuumquellen oder Auspressvorrichtungen,
den Knochenzement bereitstellen und austragen können. Die Vorrichtung soll mit möglichst
wenigen Arbeitsschritte bedient werden können, um Fehlerquellen durch den Anwender
zu minimieren.
[0009] Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem
Knochenzement aus zwei Ausgangskomponenten bereitgestellt werden kann, mittels dem
mindestens ein Teil der bereits beschriebenen Aufgaben zumindest zum Teil gelöst wird.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
[0010] Ein Beitrag zur mindestens teilweisen Erfüllung mindestens einer der zuvor genannten
Aufgaben wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche geleistet. Die abhängigen
Ansprüche stellen bevorzugte Ausführungsformen bereit, die zur mindestens teilweisen
Erfüllung mindestens einer der Aufgaben beitragen.
[0011] Eine erste Ausführungsform der Erfindung ist eine Vorrichtung zum Bereitstellen eines
Knochenzementteigs aus zwei Ausgangskomponenten, umfassend eine hohlzylinderförmige
Kartusche mit einem Innenraum, wobei in einem vorderen Teil des Innenraums ein Knochenzementpulver
als erste Ausgangskomponente und in einem hinteren Teil des Innenraums ein Behälter
enthaltend eine Monomerflüssigkeit als zweite Ausgangskomponente lagert,
wobei zwischen dem Knochenzementpulver und dem Behälter ein axial im Innenraum beweglicher
Austragskolben und auf der dem Austragskolben gegenüberliegenden Seite des Behälters
ein axial im Innenraum beweglicher Förderkolben angeordnet ist, wobei der hintere
Teil und der vordere Teil des Innenraums über ein Leitungsmittel fluidleitend miteinander
verbunden sind und durch Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens
der Behälter durch Zerfall in eine Vielzahl an Behälterteilstücken zu öffnen ist,
so dass die Monomerflüssigkeit in den hinteren Teil des Innenraums fließbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
im hinteren Teil des Innenraums ein volumenstabiles Verdrängungsmittel angeordnet
ist, welches ausgestaltet ist, mit fortschreitendem Vortreiben des Förderkolbens in
Richtung des Austragskolbens die Behälterteilstücke unter Verdrängung der Monomerflüssigkeit
zwischen den Behälterteilstücken zu umschließen um die Monomerflüssigkeit aus dem
hinteren Teil über das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums zu fördern.
[0012] In einer Ausführungsform der Vorrichtung ist das Verdrängungsmittel bei Raumtemperatur,
das heißt im Bereich von 15°C bis 30 °C, im Wesentlichen unlöslich in der Monomerflüssigkeit.
Diese Ausführungsform ist eine zweite Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise
von der ersten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0013] In einer Ausführungsform der Vorrichtung umfasst das Verdrängungsmittel ein Hartfett
und/oder ein Wachs mit einem Schmelzpunkt von mindestens 40°C. Diese Ausführungsform
ist eine dritte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der ersten
oder der zweiten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0014] In einer Ausführungsform der Vorrichtung umfasst das Verdrängungsmittel eine Vielzahl,
dies bedeutet mindestens zwei, Partikeln mit einer Shore A Härte von kleiner oder
gleich 80, bevorzugt von kleiner oder gleich 50, weiter bevorzugt von kleiner oder
gleich 30. Diese Ausführungsform ist eine vierte Ausführungsform der Erfindung, welche
vorzugsweise von der ersten oder zweiten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0015] In einer Ausführungsform der Vorrichtung sind die Vielzahl an Partikeln des Verdrängungsmittels
sphärisch, insbesondere kugelförmig oder ovoid, ausgeformt. Diese Ausführungsform
ist eine fünfte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der vierten
Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0016] In einer Ausführungsform der Vorrichtung sind die Partikel des Verdrängungsmittels
aus Silikonkautschuk, Natur-Kautschuk, Polyurethan-Polyester-Kautschuk, Polybutadien-Styren-Kautschuk
oder Mischungen aus diesen Substanzen ausgebildet. Diese Ausführungsform ist eine
sechste Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der vierten oder fünften
Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0017] In einer Ausführungsform der Vorrichtung weisen die Partikel des Verdrängungsmittels
einen Durchmesser in einem Bereich von 1 mm bis 3,5 mm, bevorzugt in einem Bereich
von 1,3 mm bis 3,0 mm, weiter bevorzugt in einem Bereich von 1,5 mm bis 2,5 mm, auf.
Diese Ausführungsform ist eine siebte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise
von der vierten, fünften oder sechsten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0018] In einer Ausführungsform der Vorrichtung umfasst das Verdrängungsmittel eine Paste
beinhaltend einen pulverförmigen Feststoff und eine Flüssigkeit. Diese Ausführungsform
ist eine achte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der ersten oder
zweiten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0019] In einer Ausführungsform der Vorrichtung umfasst das Verdrängungsmittel als Flüssigkeit
Propan-1,2,3-triol und als Feststoff Siliziumdioxid. Diese Ausführungsform ist eine
neunte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der achten Ausführungsform
der Erfindung abhängt.
[0020] In einer Ausführungsform der Vorrichtung umfasst das Siliziumdioxid pyrogenes Siliziumdioxid,
gefälltes Siliziumdioxid oder eine Mischung aus pyrogenem und gefälltem Siliziumdioxid.
Diese Ausführungsform ist eine zehnte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise
von der neunten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0021] In einer Ausführungsform der Vorrichtung nimmt das Verdrängungsmittel ein Verdrängungsmittelvolumen
ein, welches mindestens einem Gesamtvolumen der Behälterteilstücke entspricht. Diese
Ausführungsform ist eine elfte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise
von einer der vorhergehenden Ausführungsformen der Erfindung abhängt.
[0022] In einer Ausführungsform der Vorrichtung ist das Verdrängungsmittel zumindest anteilig
zwischen dem Behälter und dem Förderkolben angeordnet. Diese Ausführungsform ist eine
zwölfte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von einer der vorhergehenden
Ausführungsformen der Erfindung abhängt.
[0023] In einer Ausführungsform der Vorrichtung ist das Verdrängungsmittel zumindest anteilig
radial um den Behälter angeordnet. Diese Ausführungsform ist eine dreizehnte Ausführungsform
der Erfindung, welche vorzugsweise von einer der vorhergehenden Ausführungsformen
der Erfindung abhängt.
[0024] Eine vierzehnte Ausführungsform der Erfindung ist ein Verfahren zum Bereitstellen
eines Knochenzementteigs aus zwei Ausgangskomponenten mittels einer Vorrichtung nach
einer der vorhergehenden Ausführungsformen, umfassend die folgenden Schritte:
- a. Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens unter Zerfall des
Behälters in eine Vielzahl an Behälterteilstücken,
- b. Zusammenschieben der Behälterteilstücke durch fortgesetztes Vortreiben des Förderkolbens,
- c. Verdrängen der Monomerflüssigkeit zwischen den Behälterteilstücken durch das Verdrängungsmittel
unter Fördern der Monomerflüssigkeit in den vorderen Teil des Innenraums zum Ausbilden
des Knochenzementteiges.
[0025] In einer Ausführungsform des Verfahrens wird zum Vortreiben des Förderkolbens die
Vorrichtung in eine Austragseinrichtung eingesetzt. Diese Ausführungsform ist eine
fünfzehnte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der vierzehnten
Ausführungsform der Erfindung abhängt.
[0026] In einer Ausführungsform des Verfahrens wird die Monomerflüssigkeit mit Hilfe eines
hydrophilen Additivs in dem Knochenzementpulver verteilt. Diese Ausführungsform ist
eine sechszehnte Ausführungsform der Erfindung, welche vorzugsweise von der vierzehnten
oder fünfzehnten Ausführungsform der Erfindung abhängt.
Allgemeines
[0027] In der vorliegenden Beschreibung beinhalten Bereichsangaben auch die als Grenzen
genannten Werte. Eine Angabe der Art "im Bereich von X bis Y" in Bezug auf eine Größe
A bedeutet folglich, dass A die Werte X, Y und Werte zwischen X und Y annehmen kann.
Einseitig begrenzte Bereiche der Art "bis zu Y" für eine Größe A bedeuten entsprechend
als Wert Y und kleiner als Y.
[0028] Einige der beschriebenen Merkmale sind mit dem Begriff "im Wesentlichen" verknüpft.
Der Begriff "im Wesentlichen" ist so zu verstehen, dass unter realen Bedingungen und
Fertigungstechniken eine mathematisch exakte Auslegung von Begrifflichkeiten wie "Überlagerung",
"senkrecht", "Durchmesser" oder "Parallelität" nie exakt, sondern nur innerhalb gewisser
fertigungstechnischer Fehlertoleranzen gegeben sein kann. Beispielsweise schließen
"im Wesentlichen parallele Achsen" einen Winkel von 85 Grad bis 95 Grad zueinander
ein und "im Wesentlichen gleiche Volumen" umfassen eine Abweichung von bis zu 5 Volumen-%.
Eine "im Wesentlichen aus Kunststoff bestehende Vorrichtung" umfasst beispielsweise
einen Kunststoffanteil von ≥95 bis ≤100 Gewichts-%. Eine "im Wesentlichen vollständige
Befüllung eines Volumens B" umfasst beispielsweise eine Befüllung von ≥95 bis ≤100
Volumen-% des Gesamtvolumens von B.
Ausführliche Beschreibung
[0029] Ein erster Gegenstand der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Bereitstellen eines
Knochenzementteigs aus zwei Ausgangskomponenten, umfassend
eine hohlzylinderförmige Kartusche mit einem Innenraum, wobei in einem vorderen Teil
des Innenraums ein Knochenzementpulver als erste Ausgangskomponente und in einem hinteren
Teil des Innenraums ein Behälter enthaltend eine Monomerflüssigkeit als zweite Ausgangskomponente
lagert,
wobei zwischen dem Knochenzementpulver und dem Behälter ein axial im Innenraum beweglicher
Austragskolben und auf der dem Austragskolben gegenüberliegenden Seite des Behälters
ein axial im Innenraum beweglicher Förderkolben angeordnet ist, wobei der hintere
Teil und der vordere Teil des Innenraums über ein Leitungsmittel fluidleitend miteinander
verbunden sind und durch Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens
der Behälter durch Zerfall in eine Vielzahl an Behälterteilstücken zu öffnen ist,
so dass die Monomerflüssigkeit in den hinteren Teil des Innenraums fließbar ist.
[0030] Zur Überwindung der oben genannten Nachteile im Stand der Technik ist erfindungsgemäß
vorgesehen, dass im hinteren Teil des Innenraums ein volumenstabiles Verdrängungsmittel
angeordnet ist, welches ausgestaltet ist, mit fortschreitendem Vortreiben des Förderkolbens
in Richtung des Austragskolbens die Behälterteilstücke unter Verdrängung der Monomerflüssigkeit
zwischen den Behälterteilstücken zu umschließen um die Monomerflüssigkeit aus dem
hinteren Teil über das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums zu fördern.
[0031] Das Verdrängungsmittel füllt somit einen Zwischenraum zwischen den Behälterteilstücken
aus, welcher nach dem Öffnen des Behälters und eventueller weiterer Fragmentierung
der Behälterteilstücke in kleinere Behälterteilstücke mit der Monomerflüssigkeit und/oder
einem Gas, wie beispielsweise Luft oder Stickstoff, ausgefüllt ist und verdrängt die
dort vorhandene Monomerflüssigkeit. Da der hintere Teil des Innenraums auf einer der
dem Leitungsmittel gegenüberliegenden Seite fluiddicht durch den Förderkolben verschlossen
ist, wird die Monomerflüssigkeit über das Leitungsmittel mit fortgesetztem Vortreiben
des Förderkolbens, und damit auch einem fortgesetztem Ausfüllen des Zwischenraums
der Behälterteilstücke durch das Verdrängungsmittel, in das Knochenzementpulver im
vorderen Teil des Innenraums gefördert. Die Vorrichtung gewährleistet somit eine nahezu
vollständige Durchmischung von Knochenzementpulver und Monomerflüssigkeit, was eine
einfache, schnelle und sichere Bereitstellung von Knochenzementteig mit gleichbleibender
Knochenzementteigzusammensetzung erlaubt.
[0032] Die Vorrichtung weist eine hohlzylinderförmige Kartusche auf. Unter einer hohlzylinderförmigen
Kartusche ist ein rohrartiges Behältnis zu verstehen, welches einen Innenraum und
eine den Innenraum umgebende Kartuschenwand aufweist. Der Querschnitt der Kartusche
kann beliebige Formen annehmen. Aufgrund der einfachen Fertigung und der anwendungssichereren
Verwendung der Vorrichtung ist der Querschnitt, und bevorzugt auch der Querschnitt
des Innenraums, kreisförmig ausgestaltet. Dies erlaubt eine gute Handhabbarkeit für
den Anwender und reduziert durch eine Abwesenheit von Kanten ein Risiko einer Verkeilung
beweglicher Teile innerhalb der Vorrichtung. Erfindungsgemäß kann die Kartusche aus
unterschiedlichsten Materialien oder Materialkombinationen bestehen. Beispiele kann
die Vorrichtung aus Kunststoff bestehen. Bevorzugt handelt es sich bei dem Kunststoff
um einen transparenten Kunststoff, da der Anwender auf diese Weise eine ordnungsgemäße
Funktion der Vorrichtung während einer Verwendung optisch kontrollieren kann.
[0033] Zwischen dem Knochenzementpulver und dem Behälter ist ein axial im Innenraum beweglicher
Austragskolben angeordnet. Der Austragskolben dient der räumlichen Trennung von Behälter
und Knochenzementpulver, so dass weder Knochenzementpulver vom vorderen Teil des Innenraums
in den hinteren Teil des Innenraums, noch der Behälter, beziehungsweise Behälterteilstücke
nach dem Öffnen des Behälters, vom hinteren Teil des Innenraums in den vorderen Teil
des Innenraums gelangen können. Insbesondere letzteres verhindert einen mit Behälterteilstücken
durchsetzten Knochenzementteig, welcher gesundheitliche Risiken für den Patienten
darstellen und ein ordnungsgemäßes Austragen des Knochenzementteigs aus der Vorrichtung
beeinträchtigen könnte. Der Austragskolben dient weiterhin dem Austragen des bereitgestellten
Knochenzementteigs aus der Vorrichtung. Dazu kann der Austragskolben aus seiner ursprünglichen
Position in Richtung einer Austragsöffnung der Vorrichtung verbracht werden. Die Austragsöffnung
befindet sich bevorzugt an einer dem Austragskolben axial gegenüberliegenden Seite
des Knochenzementpulvers.
[0034] Die Vorrichtung weist einen axial im Innenraum beweglichen Förderkolben auf. Der
Förderkolben ist auf der dem Austragskolben axial gegenüberliegenden Seite des Behälters
innerhalb der Vorrichtung angeordnet. Durch ein Vortreiben, das heißt durch eine Relativbewegung
des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens, welche den Abstand von Förderkolben
und Austragskolben innerhalb des Innenraums verkürzt, kommt es zu einem Öffnen des
Behälters. Ein Öffnen des Behälters findet statt, wenn der Abstand zwischen Förderkolben
und Austragskolben derart verringert wird, dass der Behälter einer daraus resultierenden
Kraft ausgesetzt wird, die größer ist als die strukturelle Integrität des Behälters.
Dadurch zerfällt der Behälter in eine Vielzahl, das heißt in mindestens zwei, an Behälterteilstücken,
so dass eine Monomerflüssigkeit aus dem Inneren des Behälters in den hinteren Teil
des Innenraums der Kartusche austreten kann. Ein fortgesetztes Vortreiben des Förderkolbens
in Richtung des Austragskolbens führt, insbesondere unter Mitwirkung des Verdrängungsmittels,
zu einem Fördern der Monomerflüssigkeit aus dem hinteren Teil des Innenraums der Vorrichtung
über das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums der Vorrichtung. Dadurch
kommt es zu einem Inkontaktbringen von Knochenzementpulver und Monomerflüssigkeit
unter Ausbildung eines Knochenzementteigs.
[0035] Innerhalb des hinteren Teils des Innenraums der Vorrichtung lagert ein Behälter enthaltend
eine Monomerflüssigkeit. Unter einem derartigen Behälter wird eine Lagermöglichkeit
verstanden, welche die Monomerflüssigkeit hermetisch dicht und steril lagern kann
und durch manuelle Krafteinwirkung zerstörbar ist. Beispiele für Behälter beinhaltend
die Monomerflüssigkeit sind Glasampullen, Kunststoffampullen und Kunststoffbeutel.
Aufgrund der guten Sterilisierbarkeit und guten Öffenbarkeit durch manuelle Krafteinwirkung
sind Glasampullen bevorzugt.
[0036] Die Vorrichtung weist ein Leitungsmittel auf, durch welches der hintere Teil und
der vordere Teil des Innenraums fluidleitend verbunden sind. Fluidleitend bedeutet,
dass der hintere Teil und der vordere Teil des Innenraums für Flüssigkeiten, insbesondere
die Monomerflüssigkeit, und für Gase durchlässig verbunden sind. Um zu verhindern,
dass Knochenzementpulver aus dem vorderen Teil in den hinteren Teil des Innenraums
und der Behälter, beziehungsweise die Behälterteilstücke, aus dem hinteren Teil in
den vorderen Teil des Innenraums über das Leitungsmittel gelangen können, ist das
Leitungsmittel vorzugsweise mit einem Filtermittel, insbesondere einer Porenscheibe,
beispielsweise aus gesinterten Polypropylenpartikeln, aus Cellulosefilz oder aus Pappe,
angeordnet sein ausgestattet, welche das Leitungsmittel für Feststoffe undurchlässig
ausgestaltet. In einer Variante der Vorrichtung ist in dem Austragskolben und/oder
zwischen dem Austragskolben und der Innenwand des Innenraums zumindest eine Durchführung
als Leitungsmittel vorgesehen, durch die der hintere Teil und der vordere Teil des
Innenraums fluidleitend miteinander verbunden sind. Dabei kann in oder an einem oder
beiden Enden der zumindest einen Durchführung ein für das Knochenzementpulver undurchlässiger
und für die Monomerflüssigkeit und Gase durchlässiger Filter, beispielsweise eine
Porenscheibe, beispielsweise aus gesinterten Polypropylenpartikeln, aus Cellulosefilz
oder aus Pappe, angeordnet sein. In einer weiteren Variante der Vorrichtung ist das
Leitungsmittel eine oder mehrere Leitungen, die außen an der Kartusche oder in der
Kartuschenwand angeordnet ist oder sind und die durch Durchführungen in der Kartuschenwand
oder durch Öffnungen den hinteren Teil und den vorderen Teil des Innenraums verbindet
oder verbinden. Der Austragskolben wird in dieser Variante umgangen.
Durch das Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens wird erreicht,
dass die Monomerflüssigkeit innerhalb des Innenraums der Kartusche über das Leitungsmittel
vom hinteren Teil des Innenraums in den vorderen Teil des Innenraums, in dem sich
das Knochenzementpulver befindet, transferiert werden kann.
[0037] Eine Variante der Vorrichtung ist ausgestaltet, dass ein fortgeführtes Vortreiben
des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens nach erfolgtem Fördern der Monomerflüssigkeit
vom hinteren Teil des Innenraums in den vorderen Teil des Innenraums, ein Vortreiben
des Austragskolbens in Richtung der Austragsöffnung der Vorrichtung bewirkt. Auf diese
Weise kann der durch Mischung von Knochenzementpulver und Monomerflüssigkeit bereitgestellte
Knochenzementteig durch die Austragsöffnung aus der Vorrichtung ausgetragen werden.
Hiermit wird auf einfache Weise erreicht, dass der Knochenzementteig mit dem gleichen
Antrieb aus der Kartusche auszutreiben ist, der auch zum Öffnen des Behälters und
zum Fördern der Monomerflüssigkeit verwendet wird, nämlich mit dem unidirektional
angetriebenem Förderkolben.
[0038] Um ein ungewolltes Vortreiben des Austragskolbens in Richtung der Austragsöffnung
zu verhindern, kann am Austragskolben ein Rastmittel angeordnet sein, so dass der
Austragskolben zwischen dem vorderen Teil und dem hinteren Teil des Innenraums mit
der Kartusche, insbesondere mit der Kartuschenwand, rasten kann, wobei diese Rastung
durch die beim Öffnen des Behälters auftretenden Kräfte und einen auf die Monomerflüssigkeit
vom Förderkolben, beziehungsweise vom Förderkolben und Verdrängungsmittel, ausgeübten
Druck beim Fördern der Monomerflüssigkeit in den vorderen Teil des Innenraums nicht
zu lösen ist, aber durch einen unmittelbaren Druck des Förderkolbens, beziehungsweise
von Förderkolben, Verdrängungsmittel und eventuell dazwischen befindlicher Behälterteilstücke,
auf den Austragskolben wirkenden Druck lösbar ist.
Durch das Rastmittel wird erreicht, dass zunächst der Behälter durch Vortreiben des
Förderkolbens geöffnet werden kann und die daraus auslaufende Monomerflüssigkeit mit
dem Förderkolben, beziehungsweise mit dem Förderkolben in Zusammenspiel mit dem Verdrängungsmittel,
anschließend in den vorderen Teil des Innenraums der Kartusche, also in das Knochenzementpulver,
gepresst werden kann, wobei der Austragskolben dabei relativ zur Kartusche und zum
Innenraum seine ursprüngliche Position hält. Erst nachdem die Monomerflüssigkeit weitgehend
in das Knochenzementpulver gepresst wurde, und somit der Knochenzementteig im vorderen
Teil des Innenraums der Kartusche vorliegt, kann anschließend der Knochenzementteig
mit dem Austragskolben aus dem vorderen Teil der Kartusche gedrückt werden. Die Kraft
zur Lösung der Rastung ist also größer als die zur Öffnung des Behälters und dem Fördern
der Monomerflüssigkeit über das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums
notwendige Kraft.
[0039] Der Behälter zerfällt mit dem Öffnen in eine Vielzahl von Behälterteilstücken, wodurch
die Monomerflüssigkeit in den hinteren Teil des Innenraums der Kartusche fließbar
ist. Die Öffnung erfolgt über ein Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens.
Durch ein fortgeführtes Vortreiben können die beim Öffnen des Behälters entstandenen
Behälterteilstücke wiederum in eine Vielzahl an kleineren Behälterteilstücken zerbrechen.
Ist der Förderkolben weit genug in Richtung des Austragskolben verschoben worden,
beginnt ein Fördern der Monomerflüssigkeit aus dem hinteren Teil des Innenraums über
das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums unter Ausbildung des Knochenzementteigs.
Ein vollständiges Vortreiben des Förderkolbens, so dass Förderkolben und Austragskolben
sich direkt berühren, kann aufgrund der Behälterteilstücke verhindert sein, insbesondere
wenn die sich gegenüberliegenden Seiten von Austragskolben und Förderkolben plan ausgestaltet
sind. Die Behälterteilstücke können mit einer Annährung von Förderkolben und Austragskolben
zwar in immer kleinere Behälterteilstücke zerfallen, allerdings wird immer ein Zwischenraum
zwischen den Behälterteilsrücken verbleiben, welcher mit der Monomerflüssigkeit und/oder
im Innenraum vorhandenen Gas gefüllt ist. Um die im Zwischenraum verbleibenden Monomerflüssigkeit
möglichst vollständig in den vorderen Teil des Innenraums zu fördern, ist im hinteren
Teil des Innenraums ein volumenstabiles Verdrängungsmittel angeordnet.
[0040] Unter einem volumenstabilen Verdrängungsmittel ist ein plastisch und/oder elastisch
verformbares Material zu verstehen. Das Verdrängungsmittel umfasst insbesondere einen
Feststoff und/oder einen fließfähigen Stoff mit einer höheren Viskosität als die Monomerflüssigkeit.
Ein Material ist erfindungsgemäß als volumenstabil anzusehen, falls es unter den bei
der Verwendung der Vorrichtung aufkommenden Druckverhältnissen von bis zu 0,5 kN/cm
2, insbesondere beim Öffnen des Behälters, beim Fördern der Monomerflüssigkeit und,
vorzugsweise, beim Austragen des bereitgestellten Knochenzementteigs aus der Vorrichtung
zu keiner oder nur einer unwesentlichen Volumenänderung des Verdrängungsmittels kommt.
Gase beispielsweise sind nicht volumenstabil bei Druckausübung. Das Verdrängungsmittel
ist dazu geeignet, unter den beim Fördern der Monomerflüssigkeit aus dem hinteren
Teil des Innenraums in den vorderen Teil des Innenraums wirkenden Druckverhältnisse
die Behälterteilstücke derart zu umschließen, dass im Zwischenraum zwischen den Behälterteilstücken
vorhandene Monomerflüssigkeit durch das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums
gefördert wird, um dort zur Ausbildung des Knochenzementteigs zur Verfügung zu stehen
ohne dabei selbst in den vorderen Teil des Innenraums gefördert zu werden. Dazu kann
das Verdrängungsmittel zumindest anteilig einen Feststoff enthalten und/oder das Verdrängungsmittel
weist eine derart hohe Viskosität auf, dass ein Fördern in den vorderen Teil des Innenraums
durch das Leitungsmittel, insbesondere durch ein mit einem Filtermittel, wie beispielsweise
einer Porenscheibe, ausgestatteten Leitungsmittel, unter den verwendeten Druckverhältnissen
unterbleibt. Das Verdrängungsmittel füllt dabei den Zwischenraum der Behälterteilstücke
möglichst vollständig aus, so dass die Monomerflüssigkeit aus dem Zwischenraum möglichst
vollständig verdrängt wird.
[0041] Um eine Kontamination der Monomerflüssigkeit durch das Verdrängungsmittel zu unterbinden,
ist es bevorzugt, dass das Verdrängungsmittel bei Raumtemperatur (15 bis 30 °C) im
Wesentlichen unlöslich in der Monomerflüssigkeit, insbesondere in Methylmethacrylat,
ist. Insbesondere ist es bevorzugt, dass das Verdrängungsmittel bei einer Kontaktzeit
mit der Methylmethacrylat von 120 Sekunden mit maximal 10 g in 1 Liter Methylmethacrylat
löslich ist. Bevorzugt löst sich das Verdrängungsmittel überhaupt nicht in der Monomerflüssigkeit,
insbesondere in Methylmethacrylat.
[0042] Das Verdrängungsmittel kann unterschiedliche Materialien umfassen oder aus unterschiedlichen
Materialien bestehen.
[0043] Weist das Verdrängungsmittel eine derartige plastische Verformbarkeit auf, welche
ein Umfließen oder Umschließen der Behälterteilstücke bei den verwendeten Druckverhältnissen
der Vorrichtung erlaubt, kann das Verdrängungsmittel als plastisch verformbarer, kompakter
Körper ausgebildet sein.
[0044] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
ein Hartfett und/oder ein Wachs mit einem Schmelzpunkt von mindestens 40 °C umfasst.
Das Verdrängungsmittel kann also ein Hartfett (adpes solidus, beispielsweise das Hartfett
CAS 67701-26-2) mit einem Schmelzpunkt von mindestens 40 °C, ein Wachs mit einem Schmelzpunkt
von mindestens 40 °C oder ein Gemisch eines Hartfettes mit einem Schmelzpunkt von
mindestens 40 °C und einem Wachs mit einem Schmelzpunkt von mindestens 40 °C umfassen
oder daraus bestehen. Unter einem Wachs werden erfindungsgemäß Paraffine, wie beispielsweise
Fischer-Tropsch-Wachse (CAS 8002-74-2), Amidwachse (CAS 110-30-5) oder wachsartige
Fettsäureester natürlichen Ursprungs, wie beispielsweise Bienenwachs (CAS 18012-89-3),
verstanden. Die Wachse können in Reinform oder unter Verwendung von Weichmachern,
beispielsweise aus der Gruppe der Fettsäureisopropylester oder der flüssigen Paraffine,
zum Einsatz kommen. Die Hartfette können in Reinform oder unter Zusatz weiterer Verbindungen,
wie beispielsweise Glycerintripalmat, Glycerintrilaurat oder Glycerintristearat, zum
Einsatz kommen. Durch die Zumischung von höher als 40 °C schmelzenden Glycerintrifettsäureestern
kann der Schmelzpunkt des Hartfetts erhöht werden.
[0045] Umfasst das Verdrängungsmittel ein Material, welches sich bei den gegebenen Druckverhältnissen
nicht ausreichend verformt, um die Behälterteilstücke als kompakter Körper umschließen
zu können, ist es bevorzugt, dass das Verdrängungsmittel nicht als kompakter Körper,
sondern als eine Vielzahl an Partikeln vorliegt, welche lose oder miteinander gebunden,
beispielsweise mittels einer die Partikel benetzenden Flüssigkeit, also in pastöser
Form, vorliegen.
[0046] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
eine Vielzahl an Partikeln mit einer Shore A Härte von kleiner oder gleich 80, bevorzugt
kleiner oder gleich 50, weiter bevorzugt kleiner oder gleich 30, umfasst. Die Bestimmung
der Shore A Härte eines gegebenen Materials ist dem Fachmann bekannt. Derartige Partikel
können in den Zwischenraum der Behälterteilstücke eindringen und sind weich genug,
dass beim Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens herrschenden
Druckverhältnissen eine elastische und/oder plastische Verformung der Partikel im
stattfindet, so dass sich die Partikel unter Verdrängung des Hohlraums zwischen den
einzelnen Partikeln verdichten. Dies erlaubt eine möglichst vollständige Verdrängung
der Monomerflüssigkeit aus dem Zwischenraum der Behälterteilstücke unter Fördern der
Monomerflüssigkeit über das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums. Zudem
erfolgt ein möglichst vollständiges umfangen der Behälterteilstücke, da sich die Partikel
an diese "anschmiegen".
[0047] Die Partikel können dabei unterschiedliche Formen aufweisen. Aufgrund der besseren
Fließfähigkeit und einem damit einhergehenden besseren Eindringen in den Zwischenraum
der Behälterteilstücke ist eine sphärische Partikelform bevorzugt. Beispielsweise
können die Partikel eine kugelförmige oder ovoide Partikelform aufweisen.
[0048] Die Partikel können unterschiedliche Materialien umfassen oder aus unterschiedlichen
Materialien bestehen, solange diese eine Shore A Härte von kleiner oder gleich 80,
bevorzugt kleiner oder gleich 50, weiter bevorzugt kleiner oder gleich 30 aufweisen.
[0049] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel
aus Silikonkautschuk, Natur-Kautschuk, Polybutadien-Styren-Kautschuk und/oder Polyurethan-Polyester-Kautschuk
ausgebildet sind. Dabei können die Partikel vollständig oder zumindest teilweise aus
den genannten Materialien bestehen. Bestehen die Partikel nur teilweise aus den genannten
Materialien, so ist es bevorzugt, dass die genannten Materialien an einer Oberfläche
der Partikel angeordnet sind, so dass eine vorgenannte Verdichtung der Partikel beim
Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens stattfinden kann.
[0050] Die Partikel können unterschiedlich große Durchmesser aufweisen.
[0051] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, ist die Partikel
einen Durchmesser in einem Bereich von 1 bis 3,5 mm, bevorzugt von 1,2 bis 3,0 mm,
weiter bevorzugt von 1,5 bis 2,5 mm aufweisen. Unter dem Durchmesser der Partikel
ist der D50 Wert gemeint. Partikel mit diesen Durchmessern erlauben eine leichte Einbringung
in den Zwischenraum der Behälterteilstücke. Zudem lassen sich derartige Partikel durch
die beim Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens herrschenden
Druckverhältnisse gut Verdichten, um ein möglichst vollständiges Verdrängen der Monomerflüssigkeit
aus dem Zwischenraum der Behälterteilstücke zu erreichen.
[0052] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
eine Paste beinhaltend einen pulverförmigen Feststoff und eine Flüssigkeit umfasst.
Als pulverförmiger Feststoff eignen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien,
solange diese mittels einer Flüssigkeit und gegebenenfalls weiterer Zuschlagstoffe,
wie beispielsweise Bindemittel wie Cellulose, Benetzungsmittel und/oder Thixotropiemittel,
in eine pastöse Form gebracht werden können. In einer Ausführungsform umfasst der
pulverförmige Feststoff die vorbeschriebenen Partikel mit einer Shore A Härte von
kleiner oder gleich 80, bevorzugt kleiner oder gleich 50, weiter bevorzugt kleiner
oder gleich 30, oder besteht aus diesen Partikeln. In einer weiteren Ausführungsform
umfasst der pulverförmige Feststoff ein Material, welches eine größere Härte als die
vorbeschriebenen Partikel aufweist.
Vorzugsweise weist der pulverförmige Feststoff Feststoffpartikel mit einem Durchmesser
in einem Bereich von 1 bis 3,5 mm, bevorzugt von 1,2 bis 3,0 mm, weiter bevorzugt
von 1,5 bis 2,5 mm auf. Unter dem Durchmesser der Partikel ist der D50 Wert gemeint.
Feststoffpartikel mit diesen Durchmessern erlauben eine leichte Einbringung der Paste
in den Zwischenraum der Behälterteilstücke.
Als Flüssigkeit kann eine Vielzahl unterschiedlicher Flüssigkeiten organischer oder
anorganischer Natur zum Einsatz kommen. Beispiele organischer Flüssigkeiten umfassen
Alkohole, insbesondere Polyalkohole wie Glycerin, Kohlenwasserstoffe und aromatische
Lösemittel. Beispiele anorganischer Flüssigkeiten umfassen Wasser und wässrige Lösungen.
[0053] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Paste als
Flüssigkeit Propan-1,2,3-triol (Glycerin) und als pulverförmigen Feststoff Siliziumdioxid
umfasst. In einer Variante der Ausführungsform besteht die Paste aus Siliziumdioxid
und Propan-1,2,3-triol. Ein Vorteil von Propan-1,2,3-triol ist, dass dieses ungiftig
für den menschlichen Körper und hochsiedent ist.
[0054] Das Siliziumdioxid kann unterschiedliche Formen und/oder Eigenschaften aufweisen.
[0055] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Siliziumdioxid
pyrogenes Siliziumdioxid (fumed silica), gefälltes Siliziumdioxid oder eine Mischung
aus pyrogenem und gefälltem Siliziumdioxid umfasst oder daraus besteht.
Ein Vorteil ist dabei, dass sich aus diesen Siliziumdioxidarten aufgrund der jeweiligen
hohen BET-Oberflächen besonders einfach pastöse Verdrängungsmittel herstellen lassen.
[0056] Das Verdrängungsmittel kann unterschiedliche Volumenanteile des Innenraums, insbesondere
des hinteren Teils des Innenraums, einnehmen.
[0057] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
ein Verdrängungsmittelvolumen einnimmt, welches mindestens einem Gesamtvolumen der
Behälterteilstücke entspricht. Das Gesamtvolumen der Behälterteilstücke entspricht
den Volumina aller Behälterteilstücke, in die der Behälter mit dem Öffnen beziehungsweise
mit dem Vortreiben des Förderkolbens zerfällt. Das Gesamtvolumen der Behälterteilstücke
entspricht also einem Volumen, welches durch die Wandung des Behälters, beziehungsweise
durch die Wandungen der Behälterteilstücke, an sich, also nicht dem durch den Behälter
umschlossenen Raum, entspricht. Bevorzugt weist das Verdrängungsmittel ein Verdrängungsmittelvolumen
auf, welches zumindest 1,5-mal, weiter bevorzugt mindestens 2-mal, am bevorzugtesten
mindestens 2,5-mal dem Gesamtvolumen der Behälterteilstücke entspricht. Auf diese
Weise wird ein möglichst vollständiges Umschließen der Behälterteilstücke durch das
Verdrängungsmittel und damit ein möglichst vollständiges Fördern der Monomerflüssigkeit
aus dem Zwischenraum der Behälterteilstücke in den vorderen Teil des Innenraums ermöglicht.
Damit der Innenraum der Kartusche und damit die Vorrichtung an sich nicht zu groß
und damit zu unhandlich ausgeformt werden muss, ist es bevorzugt, dass das Verdrängungsmittelvolumen
nicht mehr als dem 6-fachen des Gesamtvolumens der Behälterteilstücke entspricht.
[0058] Das Verdrängungsmittel kann an unterschiedlichen Stellen innerhalb des hinteren Teils
des Innenraums der Kartusche angeordnet sein.
[0059] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
zumindest anteilig zwischen dem Behälter und dem Förderkolben angeordnet ist. Beispielsweise
können mindestens 10 Volumen-%, bevorzugt mindestens 25 Volumen-%, weiter bevorzugt
mindestens 50 Volumen-% des Verdrängungsmittels zwischen Behälter und Förderkolben
angeordnet sein. Ein Vorteil dabei ist, dass die derartige Anordnung ein einfaches
Einschieben des Verdrängungsmittels in die Behälterteilstücke beim fortgesetzten Vortreiben
des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens erlaubt, da das Verdrängungsmittel
bereits durch seine räumliche Anordnung in Richtung des Behälter geschoben wird. Ein
weiterer Vorteil ist, dass das derart angeordnete Verdrängungsmittel ein zielgerichtetes
Verdrängen der Monomerflüssigkeit in Richtung des Leitungsmittels erlaubt.
[0060] Eine Ausführungsform der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Verdrängungsmittel
zumindest teilweise radial um den Behälter angeordnet ist. Ein Vorteil dabei ist,
dass das Verdrängungsmittel dadurch eine stabilisierende, haltende Wirkung auf den
Behälter ausübt, so dass dieser sicher und mit verringertem Risiko für ungewolltes
Zerbrechen innerhalb des hinteren Teils des Innenraums der Kartusche lagerbar ist.
In einer Ausführungsform erstreckt sich das Verdrängungsmittel um den gesamten radialen
Umfang des Behälters und umgibt den Behälter somit manschettenartig. In einer weiteren
Ausführungsform erstreckt sich das Verdrängungsmittel nicht vollständig um den gesamten
radialen Umfang des Behälters, sondern umgibt den Behälter lediglich zu beispielsweise
auf 50 % des radialen Umfangs. Bei den vorgenannten Ausführungsformen kann sich das
Verdrängungselement über die gesamte Länge des Behälters oder nur über ein oder mehrere
Teillängen des Behälters erstrecken.
[0061] In einer Ausführungsform weist der Förderkolben eine in Richtung des Behälters offen
ausgestaltete Aufnahme auf, in der das Verdrängungsmittel angeordnet ist. Vorzugsweise
ist der Behälter mit einem in Richtung des Förderkolbens weisenden axialen Ende teilweise
in die Aufnahme eingeführt, so dass das Verdrängungsmittel dieses axiale Ende des
Behälters zumindest teilweise umschließt. Dadurch ist der Behälter zumindest an diesem
axialen Ende radial vom Verdrängungsmittel umgeben und damit räumlich fixiert. Vorzugsweise
ist dabei der Behälter nur soweit in die Aufnahme eingeführt, dass auch zwischen Behälter
und Förderkolben Verdrängungsmittel angeordnet ist. Ein Vorteil ist, dass der Behälter
auf diese Weise durch das Verdrängungsmittel derart innerhalb des Innenraums der Kartusche
befestigt ist, dass das Risiko eines versehentlichen Zerbrechens des Behälters, beispielsweise
durch ruckartige Bewegungen der Vorrichtung, verringert wird.
[0062] Vorzugsweise ist kein Verdrängungsmittel zwischen Behälter und Austragskolben innerhalb
des hinteren Teils des Innenraums der Kartusche angeordnet, so dass die Monomerflüssigkeit
nicht durch oder am Verdrängungsmittel vorbei durch das Leitungsmittel in den vorderen
Teil des Innenraums der Kartusche gefördert werden muss. Dies erlaubt ein Fördern
der Monomerflüssigkeit in das Knochenzementpulver mit möglichst geringem Kraftaufwand
durch den Anwender der Vorrichtung.
[0063] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen eines
Knochenzementteigs aus zwei Ausgangskomponenten mittels einer Vorrichtung, insbesondere
mittels einer Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ausführungsformen, umfassend
die folgenden Schritte:
- a. Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens unter Zerfall des
Behälters in eine Vielzahl an Behälterteilstücken,
- b. Zusammenschieben der Behälterteilstücke durch fortgesetztes Vortreiben des Förderkolbens,
- c. Verdrängen der Monomerflüssigkeit zwischen den Behälterteilstücken durch das Verdrängungsmittel
unter Fördern der Monomerflüssigkeit in den vorderen Teil des Innenraums zum Ausbilden
des Knochenzementteiges.
[0064] In Abhängigkeit des verwendeten Behälters, beispielsweise bei der Verwendung einer
Glasampulle als Behälter, kann es beim Zusammenschieben der beim Öffnen des Behälters
entstandenen Behälterteilstücke zu einer weiteren Fragmentierung der Behälterteilstücke,
oder zumindest einem oder mehrerer der initialen Behälterteilstücke, in weitere, kleinere
Behälterteilstücke kommen. Unabhängig von dieser weiteren Fragmentierung wird immer
ein Zwischenraum zwischen den Behälterteilstücken verbleiben, in dem zumindest ein
Teil der Monomerflüssigkeit verbleibt. Lassen sich die Behälterteilstücke durch weiteres
Vortreiben des Förderkolbens in Richtung des Austragskolbens nicht weiter zusammenschieben,
erfolgt spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Einbringen des im hinteren Teil des Innenraums
gelagerten Verdrängungsmittels in den Zwischenraum der Behälterteilstücke. Das Verdrängungsmittel
wird dabei die Behälterteilstücke durch Umschließen in sich aufnehmen und dabei die
im Zwischenraum verbliebene Monomerflüssigkeit aus dem Zwischenraum verdrängen. Das
Verdrängungsmittel ist dabei vorzugsweise so ausgestaltet, dass es die Monomerflüssigkeit
im Wesentlichen nicht aufnehmen kann. Da der hintere Teil des Innenraums an einem
axialen Ende durch den Förderkolben verschlossen ist, verbleibt für die Monomerflüssigkeit
lediglich der Weg durch das Leitungsmittel in den vorderen Teil des Innenraums. Dort
kommt diese in Kontakt mit dem Knochenzementpulver unter Ausbildung des Knochenzementteiges.
[0065] Der Förderkolben kann auf unterschiedliche Weisen in Richtung des Austragskolben
in die Kartusche vorgetrieben werden. Beispielsweise kann ein Anwender der Vorrichtung
den Förderkolben manuell, insbesondere über Krafteinwirkung auf eine Stange oder Achse,
vortreiben. In einer weiteren Ausführungsform bilden die Kartusche und der Förderkolben
zusammen ein Gewinde aus, über welche der Förderkolben in Richtung des Austragskolben
in die Kartusche hineingeschraubt werden kann. Dabei weist vorzugsweise die Kartusche
ein Innengewinde und der Förderkolben ein Außengewinde auf, welche form- und/oder
kraftschlüssig zusammenwirken, um das Vortreiben des Förderkolbens zu ermöglichen.
[0066] In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens erfolgt das Vortreiben des Förderkolbens
unter Einsatz eines mechanischen Hilfsmittels.
[0067] Eine Ausführungsform des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass zum Vortreiben
des Förderkolbens die Vorrichtung in eine Austragseinrichtung, insbesondere eine Austragspistole
für Knochenzementteige, eingesetzt wird. Austragspistolen für Knochenzementteige sind
dem Fachmann bekannt.
[0068] Mit dem Fördern der Monomerflüssigkeit aus dem hinteren Teil in den vorderen Teil
des Innenraums beginnt die Ausbildung des Knochenzementteigs aus den beiden Ausgangskomponenten.
Vorzugsweise erfolgt dies unter einer möglichst gleichmäßen Durchmischung der beiden
Ausgangskomponenten, um einen möglichst homogenen Knochenzementteig zu erhalten. Die
Durmischung der beiden Komponenten kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. In einer
Ausführungsform des Verfahrens erfolgt das Durchmischen unter aktiver Mitwirkung des
Anwenders der Vorrichtung, beispielsweise unter Schütteln der Vorrichtung oder durch
Betätigung eines Mischelements im vorderen Teil des Innenraums, insbesondere eines
Rührers.
[0069] Eine Ausführungsform des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass die Monomerflüssigkeit
mit Hilfe eines hydrophilen Additivs in dem Knochenzementpulver verteilt wird. Ein
Vorteil ist, dass dies ohne aktive Beteiligung des Anwenders der Vorrichtung vonstattengeht,
was mögliche Fehler des Anwenders beim Mischen vermeidet. Ein möglicher Fehler ist,
dass der Anwender nicht über die gesamte Länge des vorderen Teils des Innenraums mischt,
so dass Teile des Knochenzementpulvers nicht mit Monomerflüssigkeit benetzt werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Vorrichtung dadurch einfacher und mit weniger beweglichen
Bauteilen ausgestaltet werden kann, was sowohl das Risiko für Fehlfunktionen als auch
die Herstellungskosten der Vorrichtung verringert.
[0070] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass diese einen Knochenzementteig
aus zwei Ausgangskomponenten bereitstellt. Unter einem Knochenzementteig wird eine
Substanz verstanden, die geeignet ist im Bereich der Medizintechnik eine stabile Verbindung
zwischen künstlichen Gelenken, wie beispielsweise Hüft- und Kniegelenken, und Knochenmaterial
zu erstellen. Durch Aushärtung wird aus einem Knochenzementteig ein Knochenzement.
Bevorzugt handelt es sich bei diesen Knochenzementen um Polymethylmethacrylat-Knochenzemente
(PMMA Knochenzemente). PMMA-Knochenzemente kommen schon lange in medizinischen Anwendungen
zum Einsatz und gehen auf Arbeiten von Sir Charnley zurück (vgl.
Charnley, J. Anchorage of the femoral head prosthesis of the shaft of the femur. J.
Bone Joint Surg. 1960; 42, 28-30.). PMMA-Knochenzemente können dabei aus einem Knochenzementpulver als erster Ausgangskomponente
und einer Monomerflüssigkeit als zweiter Ausgangskomponente hergestellt werden. Bei
geeigneter Zusammensetzung können die beiden Ausgangskomponenten getrennt voneinander
lagerstabil sein. Bei Inkontaktbringen der beiden Ausgangskomponenten entsteht durch
Quellung der Polymerbestandteile des Knochenzementpulvers ein plastisch verformbarer
Knochenzementteig. Dabei wird eine Polymerisation des Monomers durch Radikale eingeleitet.
Mit fortschreitender Polymerisation des Monomers erhöht sich die Viskosität des Knochenzementteigs,
bis dieser vollständig aushärtet.
Unter einem Knochenzementpulver wird ein Pulver verstanden, welches mindestens ein
partikuläres Polymethylmethacrylat und/oder ein partikuläres Polymethylmethacrylat-Copolymer
umfasst. Beispiele für Copolymere sind Styren und/oder Methylacrylat. In einer Ausgestaltungsform
kann das Knochenzementpulver zusätzlich ein hydrophiles Additiv umfassen, welches
die Verteilung der Monomerflüssigkeit innerhalb des Knochenzementpulvers unterstützt.
In einer weiteren Ausgestaltungsform kann das Knochenzementpulver zusätzlich einen
Initiator, welcher die Polymerisation einleitet, umfassen. In einer weiteren Ausgestaltungsform
kann das Knochenzementpulvers zusätzlich einen Röntgenopaker umfassen. In noch einer
weiteren Ausgestaltungsform kann das Knochenzementpulver zusätzlich pharmazeutisch
aktive Substanzen, wie beispielsweise Antibiotika, umfassen.
[0071] Bevorzugt umfasst das Knochenzementpulver als hydrophiles Additiv mindestens ein
partikuläres Polymethylmethacrylat und/oder ein partikuläres Polymethylmethacrylat-Copolymer,
einen Initiator und einen Röntgenopaker oder besteht aus diesen Komponenten. Weiter
bevorzugt umfasst das Knochenzementpulver mindestens ein partikuläres Polymethylmethacrylat
und/oder ein partikuläres Polymethylmethacrylat-Copolymer, einen Initiator, einen
Röntgenopaker und ein hydrophiles Additiv oder besteht aus diesen Komponenten. Am
bevorzugtesten umfasst das Knochenzementpulver mindestens ein partikuläres Polymethylmethacrylat
und/oder ein partikuläres Polymethylmethacrylat-Copolymer, einen Initiator, einen
Röntgenopaker, ein hydrophiles Additiv und ein Antibiotikum oder besteht aus diesen
Komponenten.
Erfindungsgemäß kann die Partikelgröße des partikulären Polymethylmethacrylat und/oder
des partikulären Polymethylmethacrylat-Copolymers des Knochenzementpulvers der Siebfraktion
kleiner 150 µm, bevorzugt kleiner 100 µm, entsprechen.
Erfindungsgemäß kann das hydrophile Additiv partikulär und/oder faserförmig ausgestaltet
sein. In einer weiteren Ausgestaltungsform kann das hydrophile Additiv schwerlöslich,
bevorzugt unlöslich, in Methylmethacrylat sein. In einer weiteren Ausgestaltungsform
kann das hydrophile Additiv ein Aufsaugvermögen von mindestens 0,6 g Methylmethacrylat
pro Gramm hydrophiles Additiv besitzen. In einer weiteren Ausgestaltungsform kann
das hydrophile Additiv eine chemische Substanz mit mindestens einer OH-Gruppe aufweisen.
Dabei kann bevorzugt vorgesehen sein, dass das hydrophile Additiv kovalent gebundene
OH-Gruppen an seiner Oberfläche besitzt. Beispiele für solche bevorzugten hydrophilen
Additive können Additive ausgewählt aus der Gruppe umfassend Cellulose, Oxycellulose,
Stärke, Titandioxid und Siliziumdioxid sein, wobei pyrogenes Siliziumdioxid besonders
bevorzugt ist. In einer Ausgestaltungsform kann die Partikelgröße des hydrophilen
Additivs der Siebfraktion kleiner 100 µm, bevorzugt kleiner 50 µm und am bevorzugtesten
kleiner 10 µm entsprechen. Das hydrophile Additiv kann in einer Menge von 0,1 bis
2,5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht des Knochenzementpulvers enthalten sein.
Erfindungsgemäß kann der Initiator Dibenzoylperoxid enthalten oder aus Dibenzoylperoxid
bestehen.
Erfindungsgemäß versteht man unter einem Röntgenopaker eine Substanz, welche es erlaubt,
den Knochenzement auf röntgendiagnostischen Aufnahmen sichtbar zu machen. Beispiele
für Röntgenopaker können Bariumsulfat, Zirkondioxid und Kalziumcarbonat umfassen.
Erfindungsgemäß kann die pharmazeutisch aktive Substanz ein oder mehrere Antibiotika
und gegebenenfalls zugesetzte Co-Faktoren für das eine oder die mehreren Antibiotika
umfassen. Bevorzugt besteht die pharmazeutisch aktive Substanz aus einem oder mehreren
Antibiotika und gegebenenfalls zugesetzten Co-Faktoren für das eine oder die mehreren
Antibiotika. Beispiele für Antibiotika sind unter anderem Gentamicin, Clindamycin
und Vancomycin. Erfindungsgemäß kann die Monomerflüssigkeit das Monomer Methylmethacrylat
umfassen oder aus Methylmethacrylat bestehen. In einer Ausgestaltungsform umfasst
die Monomerflüssigkeit neben dem Monomer einen darin gelösten Aktivator, wie beispielsweise
N,N-Dimethyl-p-toluidin, oder besteht aus Methylmethacrylat und N,N-Dimethyl-p-toluidin.
[0072] Die für die Vorrichtung offenbarten Merkmale sind auch für das Verfahren offenbart
und umgekehrt.
Figuren
[0073] Die Erfindung wird im Folgenden durch Figuren weiter beispielhaft illustriert. Die
Erfindung ist nicht auf die Figuren beschränkt.
[0074] Es zeigen
- Fig. 1
- einen schematischen Querschnitt einer Vorrichtung zum Bereitstellen eines Knochenzementteigs,
- Fig. 2
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung aus Figur 1 nach einem beginnenden
Vortreiben eines Förderkolbens in Richtung eines Austragskolbens,
- Fig. 3
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung aus den Figuren 1 und 2 nach einem
Öffnen eines Behälters 300,
- Fig. 4
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung aus den Figuren 1 bis 3 beim beginnenden
Fördern einer Monomerflüssigkeit,
- Fig. 5
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung aus den Figuren 1 bis 4 nach erfolgtem
Fördern der Monomerflüssigkeit, und
- Fig. 6
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung aus den Figuren 1 bis 5 beim Austragen
des Knochenzementteigs.
Beschreibung der Figuren
[0075] Figur 1 zeigt einen schematischen Querschnitt einer beispielhaften Ausführung einer Vorrichtung
100 zum Bereitstellen eines Knochenzementteigs in einem Ausgangszustand. Die Vorrichtung
100 ist einstückig, aber aus mehreren Bauteilen aufgebaut. Die Vorrichtung 100 ist
rohrartig aufgebaut und umfasst eine hohlzylinderförmige Kartusche 200 mit einem Innenraum
210. In einem vorderen Teil 220 des Innenraums 210 ist ein Knochenzementpulver 400
als eine erste Ausgangskomponente und in einem hinteren Teil 230 des Innenraums 210
ist ein Behältnis 300 in Form einer Glasampulle enthaltend eine Monomerflüssigkeit
350 als zweite Ausgangskomponente des Knochenzementteigs gelagert. Das Knochenzementpulver
400 enthält als Hauptbestandteil partikuläres Polymethylmethacrylat sowie ein hydrophiles
Additiv, mit dem die Monomerflüssigkeit 350 in dem Knochenzementpulver 400 verteilbar
ist.
Der vordere Teil 220 und der hintere Teil 230 des Innenraums 210 sind durch einen
axial im Innenraum 210 beweglichen Austragskolben 250 separiert. Der Austragskolben
250 ist für Feststoffe undurchlässig ausgestaltet, so dass kein Knochenzementpulver
400 vom vorderen Teil 210 in den hinteren Teil 230 des Innenraums 210 und der Behälter
300 nicht vom hinteren Teil 230 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 gelangen
kann.
Der Austragskolben 250 weist ein Leitungsmittel 260 in Form mehrerer Durchführungen
auf, durch welches zwischen dem vorderen Teil 220 und dem hinteren Teil 230 eine fluidleitende
Verbindung besteht. Das Leitungsmittel 260 ist in der gezeigten Ausführungsform der
Vorrichtung 100 als Teil des Austragskolbens 250 ausgeformt. In weiteren, nicht gezeigten,
Ausführungsformen kann das Leitungsmittel 260 separat vom Austragskolben 250, beispielsweise
als schlauchförmige Leitung außerhalb der Kartusche, ausgeformt sein. Das Leitungsmittel
260 ist durch eine Porenscheibe 265 für Feststoffe und hochviskose Flüssigkeit undurchlässig,
wie beispielsweise Hartfette, Wachse, Pasten oder Knochenzementteige, verschlossen,
welches aber ein problemloses Fördern der Monomerflüssigkeit 350 aus dem hinteren
Teil 230 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 erlaubt. In der gezeigten Ausführungsform
der Vorrichtung 100 ist die Porenscheibe 265 auf dem dem vorderen Teil 220 des Innenraums
210 zugewandten Ende des Leitungsmittels 260 angeordnet. In weiteren, nicht gezeigten,
Ausführungsformen ist die Porenscheibe 265, oder andersartige Mittel, auf der dem
hinteren Teil 230 zugewandten Ende des Leitungsmittels 260 oder an beiden Enden des
Leitungsmittels 260 angeordnet. Ein Vorteil einer wie gezeigt angeordneten Porenscheibe
ist, dass der sich vorderen Teil 220 des Innenraums 210 ausbildende Knochenzementteig
das Leitungsmittel 260 nicht verstopfen kann.
Auf der dem Austragskolben 250 gegenüberliegenden Seite des Behälters 300 ist ein
innerhalb des Innenraums 210 axial beweglicher Förderkolben 270 angeordnet. Der Förderkolben
270 schließt eine Rückseite des Innenraums 210 der Kartusche 200 ab.
Damit aus dem Behälter 300 ausgetretene Monomerflüssigkeit 350 nicht am Austragskolben
250 vorbei in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 gedrückt wird, sind zwei radial
umlaufenden Dichtungsringe 255 aus Gummi am Austragskolben 250 vorgesehen, mit denen
der Austragskolben 250 gegen die Wand des Innenraums 210 abgedichtet ist. Ebenso sind
am Förderkolben 270 zwei radial umlaufende Dichtungsringe 275 vorgesehen, mit denen
ein Austritt der Monomerflüssigkeit 350 am Förderkolben 270 vorbei aus der Vorrichtung
100 heraus vermieden wird. Die Dichtungswirkung der Dichtungsringe 275 am Förderkolben
270 muss ausreichen, auch wenn mit dem Förderkolben 270 ein derart großer Druck auf
die Monomerflüssigkeit 350 ausgeübt wird, dass diese durch das Leitungsmittel 270
und die Porenscheibe 265 aus dem hinteren Teil 230 in den vorderen Teil 220 des Innenraums
210 eingepresst wird.
Die Vorrichtung weist ferner eine Austragsöffnung 280 auf, die den dem Austragskolben
250 abgewandten Bereich des vorderen Teil 220 des Innenraums 210 der Kartusche 200
begrenzt. Die Austragsöffnung 280 ist im Ausgangszustand der Vorrichtung 100 durch
eine Verschlusskappe 281 mit einen Stopfen 285 verschlossen, so dass kein Knochenzementpulver
400 aus der Kartusche 200 entweichen kann.
Innerhalb des hinteren Teil 230 des Innenraums 210 ist ein Verdrängungsmittel 500
gelagert. In der gezeigten Ausführungsform ist das Verdrängungsmittel 500 im Ausgangszustand
der Vorrichtung 100 innerhalb einer Aufnahme 271 des Förderkolbens 270 angeordnet.
Das derartig angeordnete Verdrängungsmittel 500 umgibt einen Teil des Behälters 300,
insbesondere einen Behälterkopf 310 in Form eines Glasampullenkopfes, sowohl axial
in Richtung des Förderkolbens 270, als auch radial. Der Behälter 300 ist dadurch innerhalb
des hinteren Teil 230 des Innenraums 210 mittels des Austragskolbens 250 und des Verdrängungsmittels
500 derart fixiert, dass das Risiko eines versehentlichen Öffnens des Behälters 300,
beispielsweise durch eine schüttelartige Bewegung der Vorrichtung 100, verringert
ist. Die gezeigte Art der Anordnung ist insbesondere für Verdrängungsmittel 500 geeignet,
welche als kompakter, plastisch verformbarer Körper, beispielsweise in Form eines
Hartfettes, als Wachs oder in pastöser Form, vorliegen.
Die Vorrichtung 100 ist in der gezeigten Ausführungsform in eine Austragseinrichtung
700 (nicht vollständig gezeigt) eingesetzt. Die Austragseinrichtung umfasst ein Innengewinde
710, welches mit einem Außengewinde 110 der Vorrichtung 100 form- und/oder kraftschlüssig
zusammenwirkt und so Vorrichtung 100 und Austragseinrichtung 700 miteinander verbindet,
und einen Stößel 720. In weiteren, nicht gezeigten Ausführungsformen sind Vorrichtung
100 und Austragseinrichtung 700 nicht über ein Gewinde, sondern über einen andersartigen
Anschluss form- und/oder kraftschlüssig verbindbar, insbesondere über einen Bajonettverschluss
oder eine Steckverbindung. Der Förderkolben 270 kann mittels des Stößels 720 in Richtung
des Austragskolbens 250 axial in dem Innenraum 210 in Richtung des Austragskolbens
250 vorgetrieben werden.
[0076] Figur 2 zeigt die Vorrichtung aus Figur 1, wobei im Vergleich zu Figur 1 der Förderkolben
270 mittels des Stößels 720 der Austragseinrichtung 700 in Richtung des Austragskolbens
250 vorgetrieben ist, bis ein Kontakt von Behälter 300 und Förderkolben 270 zustande
gekommen ist. Dabei wurde der Behälter 300, insbesondere der Behälterkopf 310, weiter
in die Aufnahme 271 des Förderkolbens 270 aufgenommen, während gleichzeitig ein Teil
des Verdrängungsmittels 500 aus der Aufnahme 271 herausgeschoben wurde. Die Position
des Austragskolbens 250 ist im Vergleich zu Figur 1 im Wesentlichen unverändert. Der
Abstand zwischen Förderkolben 270 und Austragskolben 250 entspricht im gezeigten Zustand
der Vorrichtung 100 im Wesentlichen der Länge des Behälters 300.
[0077] Figur 3 zeigt die Vorrichtung 100 aus den Figuren 1 und 2, wobei im Vergleich zu Figur 2
der Förderkolben 270 mittels des Stößels 720 der Austragseinrichtung 700 weiter in
Richtung des Austragskolbens 250 vorgetrieben ist. Durch das Vortreiben des Förderkolbens
270 wurde die strukturelle Integrität des Behälters 300 zerstört, wodurch dieser in
eine Vielzahl an Behälterteilstücken 300a zerfallen und die Monomerflüssigkeit 350
aus dem Inneren des Behälters 300 in den hinteren Teil 230 des Innenraums 210 ausgetreten
ist. Einige der Behälterteilstücke 300a sind zumindest teilweise vom Verdrängungsmittel
500 umschlossen, so dass zwischen diesen keine Monomerflüssigkeit 350 vorzufinden
ist. Zwischen anderen, nicht vom Verdrängungsmittel 500 umschlossenen Behälterteilstücken
300a, ist Monomerflüssigkeit 350 vorzufinden. Die Monomerflüssigkeit ist zwischen
Verdrängungsmittel 500 und dem Austragskolben 250 innerhalb des hinteren Teils 230
des Innenraums 210 angeordnet.
[0078] Figur 4 zeigt die Vorrichtung 100 aus den Figuren 1 bis 3, wobei im Vergleich zu Figur 3
der Förderkolben 270 weiter in Richtung des Austragskolbens 250 vorgetrieben ist.
Durch den dadurch verringerten Abstand von Förderkolben 270 zu Austragskolben 250
sind die in Figur 3 gezeigten Behälterteilstücke 300a zumindest teilweise in weitere,
kleinere Behälterteilstücke 300a zerborsten. Das Verdrängungsmittel 500 umschließt
im Vergleich zu Figur 3 einen größeren Anteil an Behälterteilstücken 300a, wodurch
die Monomerflüssigkeit 350 zwischen diesen Behälterteilstücken 300a verdrängt wurde.
Der Förderkolben 270 ist so weit in die Kartusche 200 eingeschoben, dass die Monomerflüssigkeit
260 in das Leitungsmittel 260 vorgedrungen ist.
[0079] Figur 5 zeigt die Vorrichtung 100 aus den Figuren 1 bis 4, wobei im Vergleich zu Figur 4
der Förderkolben 270 weiter in Richtung des Austragskolbens 250 vorgetrieben ist.
Durch das Vortreiben sind die Behälterteilstücke 300a im Wesentlichen vollständig
vom Verdrängungsmittel 500 umschlossen und die Monomerflüssigkeit 350 aus den Figuren
1 bis 4 im Wesentlichen vollständig über das Leitungsmittel 260 aus dem hinteren Teil
230 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 gefördert worden, wodurch aus dem
Knochenzementpulver 400 aus den Figuren 1 bis 4 und der Monomerflüssigkeit 350 ein
Knochenzementteig 450 im vorderen Teil 220 des Innenraums 210 ausgebildet und bereitgestellt
wurde. Unterstützend weist das Knochenzementpulver 400 dazu ein Additiv auf, mit welchem
es gelingt, die Monomerflüssigkeit 350 an einer Grundfläche des vorderen Teils 220
des Innenraums 210 einzutragen und dennoch eine vollständige Verteilung der Monomerflüssigkeit
350 in dem Knochenzementpulver 400 zu erreichen. Die Porenscheibe 260 verhindert ein
Fördern des Verdrängungsmittels 500 in den Knochenzementteig 450. Bei der
[0080] Ausbildung des Knochenzementteigs 450 aus Monomerflüssigkeit 350 und Knochenzementpulver
400 ist es durch Anquellen des Knochenzementpulvers 400 zu einer Volumenvergrößerung
des ursprünglichen Knochenzementpulvers 400 gekommen, wodurch der Stopfen 285 teilweise
aus der Verschlusskappe 281 ausgetrieben wurde.
[0081] Figur 6 zeigt die Vorrichtung 100 aus den Figuren 1 bis 5, wobei im Vergleich zu Figur 5
der Förderkolben 270 mitsamt Austragskolben 250 in Richtung der Austragsöffnung 281
der Vorrichtung 100 vorgetrieben wurde. Durch das Vortreiben ist es zu einem teilweisen
Austragen des Knochenzementteigs 450 aus der Vorrichtung 100 gekommen. Um das Austragen
zielgerichtet auszuführen, ist die Verschlusskappe 281 aus den Figuren 1 bis 5 durch
einen Austragsschnorchel 730 (nur teilweise gezeigt) ersetzt worden. In weiteren,
nicht gezeigten Ausführungsformen wird der Knochenzementteig ohne Austragsschnorchel
730, beispielsweise durch einfaches Entfernen des Stopfens 285 oder des Stopfens 285
und der Verschlusskappe 281 aus den Figuren 1 bis 5 aus der Vorrichtung 100 ausgetragen.
[0082] Figur 7 zeigt ein Verfahren 600 zur Bereitstellung eines Knochenzementteiges 450 aus zwei
Ausgangskomponenten mittels der Vorrichtung 100 gemäß den Figuren 1 bis 6 umfassend
die Verfahrensschritte 610 bis 630 und optional 640.
[0083] In einem Schritt 610 wird der Förderkolben 270 in Richtung des Austragskolbens 250
in die Kartusche 200 eingeschoben. Verringert sich der Abstand zwischen Förderkolben
270 und Austragskolben 250 unter eine Länge des Behälters 300, zerbricht dieser in
mindestens zwei Behälterteilstücke 300a, so dass die Monomerflüssigkeit 350 in den
hinteren Teil 230 des Innenraums 210 ausfließen kann. Dabei verbleibt der Austragskolben
250 im Wesentlichen an der gleichen Position innerhalb des Innenraums 210.
[0084] In einem Schritt 620 führt ein fortgeführtes Vortreiben des Förderkolbens 270 in
Richtung des Austragskolbens 250 zu einem Zusammendrücken der anfänglichen Behälterteilstücke
300a. Durch das Zusammendrücken kann es zu einem Zerfall der anfänglichen Behälterteilstücke
300a in Abhängigkeit vom Abstand zwischen Förderkolben 270 und Austragskolben 250
in kleinere Behälterteilstücke 300a kommen.
[0085] Spätestens mit einer Verringerung des Volumens des hinteren Teils 230 des Innenraums
210 unter das Volumen der Monomerflüssigkeit 350 setzt ein Fördern der Monomerflüssigkeit
350 über das Leitungsmittel 260 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 unter
beginnender Ausbildung des Knochenzementteigs 450 ein.
[0086] In einem Schritt 630 wird unter weiter fortgesetztem Vortreiben des Förderkolbens
270 in Richtung des Austragskolben 250 die Monomerflüssigkeit zwischen den Behälterteilstücken
300a durch das Verdrängungsmittel 500 verdrängt. Der Förderkolbens 270 verbringt dazu
das Verdrängungsmittel 500 unter Druck in einen Zwischenraum zwischen den Behälterteilstücken
300a, so dass das Verdrängungsmittel 500 die Behälterteilstücke 300a möglichst weitgehend
umschließt und die Monomerflüssigkeit 350 aus dem Zwischenraum der Behälterteilstücke
300a über das Leitungsmittel 260 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 gefördert
wird.
[0087] Das Verdrängungsmittel 500 weist dazu ein Volumen auf, welches möglichst den gesamten
Zwischenraum der Behälterteilstücke 300a ausfüllen kann, so dass möglichst die gesamte
Monomerflüssigkeit 350 in den vorderen Teil 220 des Innenraums gefördert werden kann
und dort zur Ausbildung des Knochenzementteigs zur Verfügung steht.
[0088] In einem optionalen Schritt 640 wird der Knochenzementteig 450 durch fortgeführtes
Vortreiben 610 des Förderkolbens 270 aus der Vorrichtung 100 durch eine Austragsöffnung
280 im vorderen Teil 220 des Innenraums 210 ausgebracht. Dazu überwindet der Förderkolben
270 eine den Austragskolben 250 haltende Kraft, so dass Förderkolben 270 und Austragskolben
250 gemeinsam in Richtung der Austragsöffnung 280 innerhalb des Innenraums 210 verschoben
werden und es zu einem Austragen des Knochenzementteigs 450 kommt.
[0089] Dadurch erfolgt das Öffnen des Behälters 300, das möglichst vollständige Fördern
der Monomerflüssigkeit 350 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 unter Mitwirkung
des Verdrängungsmittels 500 und optional das Austragen des dadurch bereitgestellten
Knochenzementteigs 450 mit einer unidirektionalen linearen Bewegung des Förderkolbens
270 im Innenraum 210 der Kartusche 200.
[0090] Um einen Knochenzementteig 450 mit möglichst wenig Lufteinschlüssen bereitzustellen,
wird die Vorrichtung 100 während der Schritte 610 bis 630 vorzugsweise so gehalten,
dass der Austragskolben 250 räumlich oberhalb des Förderkolbens 270 angeordnet ist.
So wird aus dem hinteren Teil 230 des Innenraums 210 zuerst dort vorhandenes Gas,
wie beispielsweise Luft oder ein Schutzgas, insbesondere Stickstoff oder Argon, über
das Leitungsmittel 260 in den vorderen Teil 220 des Innenraums 210 gefördert, bevor
ein Fördern der Monomerflüssigkeit 350 einsetzt. Auf diese Weise werden Gaseinschlüsse
im Knochenzementpulver 400 durch die Monomerflüssigkeit 350 verdrängt und es erfolgt
kein Einbringen weiteren Gases nach Beginn der Ausbildung des Knochenzementteiges
450.
[0091] Das Vortreiben 610 des Förderkolbens 270 kann durch manuelle Krafteinwirkung eines
Anwenders der Vorrichtung 100 geschehen. In einer bevorzugten Ausführungsform des
Verfahrens 600 wird zum Vortreiben 610 die Vorrichtung 100 in eine Austragseinrichtung
700 eingesetzt und der Förderkolben 270 durch Betätigung der Austragseinrichtung 700,
beispielsweise einer Austragspistole, vorgetrieben. Dies erleichtert dem Anwender
die Verwendung der Vorrichtung 100.
Bezugszeichen
[0092]
- 100
- Vorrichtung
- 110
- Außengewinde
- 200
- hohlzylinderförmige Kartusche
- 210
- Innenraum der Kartusche
- 220
- vorderer Teil des Innenraums
- 230
- hinterer Teil des Innenraums
- 250
- Austragskolben
- 255
- Dichtungsringe des Austragskolbens
- 260
- Leitungsmittel
- 265
- Porenscheibe
- 270
- Förderkolben
- 271
- Aufnahme
- 275
- Dichtungsringe des Förderkolbens
- 280
- Austragsöffnung
- 281
- Verschlusskappe
- 285
- Stopfen
- 300
- Behälter
- 300a
- Behälterteilstücke
- 310
- Behälterkopf
- 350
- Monomerflüssigkeit
- 400
- Knochenzementpulver
- 450
- Knochenzementteig
- 500
- Verdrängungsmittel
- 600
- Verfahren zur Bereitstellung eines Knochenzementteigs
- 610
- Vortreiben
- 620
- Zusammenschieben
- 630
- Verdrängen
- 700
- Austragseinrichtung
- 710
- Innengewinde
- 720
- Stößel
- 730
- Austragsschnorchel