[0001] In der holzverarbeitenden Industrie wird bei der Fertigung von plattenförmigen Werkstücken
ein Werkstück aus Holz- oder Holzersatzwerkstoffen über die Schmalflächen mit einem
Beschichtungsmaterial, vorzugsweise Kantenbänder, gefügt.
[0002] Bei dem Fügeverfahren handelt es sich i.d.R. um einen Klebeprozess, bei dem verschiedene
Haftmittel in Form von Klebstoffen verwendet werden können. Haftmittel ist jede Form
von, insbesondere flüssigem, Mittel, welches geeignet ist, eine feste Verbindung zwischen
der Schmalseite des Werkstücks und dem Beschichtungsmaterial herzustellen. Insbesondere
kann es sich bei dem Haftmittel um einen Schmelzkleber handeln. Die Klebstoffe können
dabei, abhängig von der Anwendung, sowohl auf das Werkstück als auch auf das Beschichtungsmaterial
appliziert werden.
[0003] Für den Auftrag des Haftmittels kommen verschiedene Auftragsgeräte bzw. Haftmittelauftragseinrichtungen
in Frage. Üblich ist der Auftrag über eine Walze oder eine Düse. Weitere Auftragsarten,
z. B. durch den Einsatz eines Extruders oder Druckgeräts, sind jedoch nicht ausgeschlossen.
[0004] Für den Haftmittelauftrag wird eine Relativbewegung zwischen den Werkstücken oder
Beschichtungsmaterialien und den Auftragsgeräten hergestellt. Ein sicherer Haftmittelauftrag
ist dabei entscheidend für die Qualität des gesamten Werkstücks.
[0005] Bei Werkstücken mit einer geringeren Qualität kann es dazu kommen, dass ihre Schmalflächen
nicht geradlinig oder parallel zu der im Prozess verwendeten Haftmittelauftragseinrichtung
verlaufen. Die geringere Qualität der Rohwerkstücke sorgt für einen Zielkonflikt in
Bezug auf die Qualität des fertigen Werkstücks. Weiterhin weisen die verwendeten Beschichtungsmaterialien,
insbesondere Kantenbänder, produktionsbedingte Abmessungstoleranzen auf.
[0006] Dadurch ergeben sich besondere Herausforderungen an die Einstellung der Haftmittauftragseinrichtung
und deren Positionierung relativ zum Werkstück, denn sie muss, um einen den Anforderungen
genügenden Haftmittelauftrag sicherzustellen, in einer möglichst definierten Lage
zu der zu benetzenden Fläche positioniert sein.
[0007] Problematisch ist die genaue Erfassung des Werkstücks innerhalb der Maschine, denn
die Position des Werkstücks innerhalb der Maschine, besonders in Bezug auf die Ausstandsrichtung,
kann von Werkstück zu Werkstück variieren. Deshalb wird das Auftragsgerät von Werkstück
zu Werkstück neu dynamisch positioniert. Dafür wird eine Tastfunktion verwendet. Als
Tastfunktion bzw. Tastung wird die dynamische Positionierung der Aggregate in Abhängigkeit
der Werkstückposition bezeichnet. Um diese Funktion umzusetzen, steht die Haftmittauftragseinrichtung
in der Durchlaufebene des Werkstücks und reagiert auf einen direkten Kontakt mit dem
Werkstück. Die Herausforderung besteht dabei in der Positionierung des Kontaktpunktes
und der Sicherstellung des Klebstoffauftrags über die gesamte Werkstücklänge.
[0008] Ein zusätzliches Hindernis in diesem Kontext ist die Kontur der zu benetzenden Schmalfläche.
Diese ist in der Regel nicht geradlinig und verläuft auch nicht immer parallel zur
Haftmittelauftragseinrichtung. Weiterhin kann sich das Werkstück innerhalb einer Vorrichtung
wie einer Kantenanleimmaschine während dessen Vorschubbewegung verschieben. Solche
Schwankungen und Fehler müssen korrigierbar sein. Geschieht dies nicht, kann es dazu
kommen, dass der Klebstoffauftrag vollständig oder mindestens abschnittsweise ausbleibt
oder unzureichend ist.
[0009] Nach aktuellem Stand der Technik ist dieser Prozess nur sehr aufwendig durch die
Überlagerung verschiedener manueller Einstellungen und teilautomatisierter Antriebe
realisierbar. Notwendige Einstellungen muss der Maschinenbediener individuell zu den
Fügepartnern, Werkstück und Beschichtungsmaterial, einstellen, um den gewünschten
Haftmittelauftrag zu erzielen. Im schlechtesten Fall muss der Bediener nahezu dauerhaft
die Einstellungen überprüfen, besonders wenn ständig verschiedene Fügepartner verwendet
werden, was bei der "Losgröße 1"-Produktion der Fall ist. Selbst bei ständiger Überwachung
ist es dem Bediener bei Erkennen eines ungewünschten Zustandes nicht immer möglich,
die notwendigen Korrektureinstellungen zu ermitteln und einzustellen, da aufgrund
der vielen Einflussfaktoren der Haftmittelauftragsprozess insgesamt durchaus als kompliziert
bezeichnet werden kann.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung, insbesondere Kantenanleimmaschine,
zum Beschichten der Schmalseite von plattenförmigen Werkstücken aus Holz- oder Holzersatzstoffen
mit einem Beschichtungsmaterial, insbesondere Kantenband, und ein entsprechendes Verfahren
zur Verfügung zu stellen, die die erwähnten Schwierigkeiten beseitigen.
[0011] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6. Vorteilhafte Ausführungsformen
finden sich in den jeweils abhängigen Ansprüchen.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung, welche vorzugweise eine Kantenanleimmaschine ist
oder umfasst, dient zum Beschichten der Schmalseite von plattenförmigen Werkstücken
aus Holz- oder Holzersatzstoffen mit einem Beschichtungsmaterial. Als Beschichtungsmaterial
kommt insbesondere ein Kantenband in Betracht, jedoch beispielsweise auch eine Leiste
oder ein Furnierstreifen. Die Vorrichtung weist dazu eine Haftmittelauftragseinrichtung
zum Auftragen von einem flüssigen Haftmittel, insbesondere Schmelzkleber, auf die
Schmalseite eines Werkstücks oder/und auf ein Beschichtungsmaterial auf. Weiter umfasst
die erfindungsgemäße Vorrichtung eine Positioniereinrichtung, die die Haftmittelauftragseinrichtung
aufnimmt oder zu deren Aufnahme ausgelegt ist. Die Haftmittelauftragseinrichtung,
die bevorzugt eine Haftmittelauftragswalze umfasst, ist durch die Positioniereinrichtung
mittels eines von einer Steuereinrichtung angesteuerten Zustellantriebs in Richtung
auf das Werkstück und/oder Beschichtungsmaterial oder in entgegengesetzter Richtung
bewegbar. Diese Bewegungsrichtung, in der eine Bewegung, zumindest wenigstens einer
Richtungskomponente, in Richtung auf das Werkstück oder das Beschichtungsmaterial
oder hiervon weg erfolgt, wird im Folgenden auch als Zustellrichtung bezeichnet. Der
Zustellantrieb ist erfindungsgemäß ein, insbesondere linearer, elektromagnetischer
Antrieb, der ein Primärteil, ein Sekundärteil, einen Spulenkörper und einen Permanentmagnet
umfasst, der die Bewegung der Haftmittelauftragseinrichtung durch die Positioniereinrichtung
durch eine Relativbewegung von Primärteil und Sekundärteil bewirkt. Dabei kann die
Haftmittelauftragseinrichtung so positionierbar sein, dass diese die Schmalseite des
Werkstücks und/oder das Beschichtungsmaterial mit Haftmittel beschichtet.
[0013] Gegenüber bislang verwendeten Antrieben, wie z.B. Spindelantrieben, ergeben sich
bei der Positionierung der Haftmittelauftragseinrichtung mittels des oben beschriebenen
elektromagnetischen Antriebs neben der Beseitigung der oben beschriebenen Schwierigkeiten
eine ganze Reihe von Vorteilen.
[0014] Zum einen entfällt das (Umkehr-)spiel, das beim Kämmen einer Gewindespindel mit einer
entsprechenden Gewindemutter bei einer Richtungsänderung bzw. beim Anfahren des Antriebs
auftritt; also genau an den Stellen, die für eine positionsgenaue Einstellung der
Haftmittelauftragseinrichtung kritisch sind. Durch den erfindungsgemäßen Antrieb tritt
dieses Spiel in den kritischen Bereichen nicht mehr auf, so dass eine bessere Positionierung
und damit auch eine genauere Abtastung der Werkstückkontur möglich ist. Dadurch bedingt
ist es auch nicht erforderlich, das Umkehrspiel mittels geeigneter Vorspannmechanismen
zu reduzieren. Dadurch wird auch das Problem beseitigt, dass infolge von Vorspannmechanismen
auf den Antrieb erhöhte Selbsthemmungen desselben vermieden werden, die zu Blockaden
führen und eine Positionierung erschweren oder unmöglich machen können.
[0015] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die erfindungsgemäße
Vorrichtung eine Erfassungseinrichtung umfasst, die dazu ausgelegt ist, für den momentanen
Betriebszustand des Zustellantriebs repräsentative Betriebsdaten kontinuierlich oder
in diskreten zeitlichen Abständen zu erfassen.
[0016] Bevorzugt ist der Zustellantrieb als eisenloser Linearmotor oder Tauchspulenmotor
ausgebildet. Über die oben genannten Vorteile hinaus weist der eisenlose Liniearmotor
bzw. Tauchspulenmotor weitere Vorteile auf. Elektromagnetische Antriebe können bei
bestimmten Konfigurationen Rastmomente hervorrufen, welches aus der Polfühlung zwischen
Stator und Läufer resultiert. Das Rastmoment sorgt für eine "bevorzugte" Position
des Motors, wenn sich zwei ungleichnamige Pole genau gegenüberliegen. In diesem Zustand
ist eine höhere Kraft erforderlich, um die Antriebsbewegung gegen diese Rastmomente
aufrecht zu erhalten und lässt sich somit ungenau positionieren, was für den Haftmittelauftrag
Nachteile hat, weil der Antrieb unter Umständen Ruckelbewegungen durchführt. Bei einem
eisenlosen Linearmotor oder Tauchspulenmotor, bei denen ein Eisenkern oder Ferritkern,
um welchen die entsprechende Spule gewickelt wird, nicht vorhanden ist, tritt dies
nicht auf. Die oben beschriebene Polfühligkeit entfällt daher. Zudem kann dieser eisenlose
Linearmotor oder Tauchspulenmotor höhere Beschleunigungen und Geschwindigkeiten erreichen
und hat ein besseres (schnelleres) Ansprechverhalten auf Steuersignale, die seine
Positionierung betreffen. Zusätzlich ist die Eigenmasse des eisenlosen Linearmotors
oder des Tauchspulenmotors gegenüber anderen Antrieben vergleichsweise gering, sodass
das dynamische Verhalten noch weiter optimiert werden kann. Das verbesserte Ansprechverhalten
in Kombination mit den erreichbaren Beschleunigungen ist von Vorteil, denn die Haftmittelauftragseinrichtung
muss, in Durchlaufrichtung gesehen, zwischen der Entfernung vom Auflaufpunkt des Werkstücks
auf ein für den Prozess vorgesehenes Tastelement, insbesondere einen Tastschuh, eine
Tastrolle oder einen Tastsensor, bis zu der Haftmittelauftragseinrichtung (z. B. zur
Mitte einer Haftmittelauftragswalze, wo idealerweise der Haftmittelauftrag startet),
wieder an der Werkstückkontur anliegen, weil andernfalls eine lückenhafte Fuge zwischen
Werkstück und Beschichtungsmaterial entstünde. Durch den Einsatz eines eisenlosen
Linearmotors oder Tauschspulenmotors und die dadurch erhöhte Dynamik ist es möglich,
auf die geschilderten Änderungen zu reagieren und schneller gegenzusteuern.
[0017] Bevorzugt ist daher auch vorgesehen, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung ein Tastelement,
insbesondere einen Tastschuh, eine Tastrolle oder einen Tastsensor, umfasst, der bevorzugt
gemeinsam mit der Haftmittelauftragseinrichtung bewegbar ist und welcher in Zustellrichtung
gegenüber der Haftmittelauftragseinrichtung auf einen vorgegebenen Abstand einstellbar
ist.
[0018] Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden,
insbesondere in einem Verfahren zum Auftragen von Haftmittel auf die Schmalseite eines
plattenförmigen Werkstücks, bei welchem folgende Schritte ausgeführt werden:
- a. Die Haftmittelauftragseinrichtung wird auf eine vorgegebene oder ermittelte Sollposition
eingestellt,
- b. ein erstes Werkstück und/oder Beschichtungsmaterial, insbesondere Kantenband, wird
- i) mit Haftmittel beschichtet, wobei mittels einer Erfassungseinrichtung die aktuellen
Betriebsdaten des Zustellantriebs erfasst werden, und/oder
- ii) vor dem Beschichten mit Haftmittel im Falle des Werkstücks über einen ersten Sensor
und/oder im Falle des Beschichtungsmaterials über einen zweiten Sensor vermessen,
wobei aus den gemessenen Werten ein Sollwert für den Betriebszustand des Zustellantriebs
ermittelt wird,
- c. die von der Erfassungseinrichtung erfassten Betriebsdaten werden mit den vorgegebenen
oder ermittelten Sollwerten verglichen,
- d. bei einer Abweichung der aktuellen Betriebsdaten von den vorgegebenen oder ermittelten
Sollwerten werden korrigierte Sollwerte berechnet und zur Einstellung der Sollposition
in Schritt a. verwendet.
[0019] Für die Vorteile bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird auf die
obigen Ausführungen zum erfindungsgemäß verwendeten Zustellantrieb verwiesen. Bevorzugt
wird in Abhängigkeit des Vergleichs in Schritt c. der Tastabstand zwischen einer Bezugsfläche
der Haftmittelauftragseinrichtung und einer Referenzfläche des Werkstücks oder des
Beschichtungsmaterials verändert. Ein solcher Tastabstand kann von der Maschinensteuerung
vorgegeben sein, so dass regelmäßig abgefragt wird, ob der Tastabstand einem vorgegebenen
Sollwert entspricht. Falls dies nicht der Fall sein sollte, kann der Zustellantrieb
angesteuert werden, um den vorgegebenen Tastabstand wiederherzustellen.
[0020] Bevorzugt kann dabei ein Tastelement eingesetzt werden, das mit einem Tastbereich
- bei taktiler, also durch Berührung einer Oberfläche des Werkstücks erfolgender Tastung,
ist dies insbesondere ein Anlagebereich - ausgestattet ist, der an der Schmalseite
des Werkstücks in Anlage und in einem festen Abstand zur Haftmittelauftragseinrichtung
oder bei berührungsloser Tastung als Tastsensor in einem Abstand zur Schmalseite des
Werkstücks gehalten wird. Dabei berührt die Haftmittelauftragseinrichtung selbst die
Schmalseite des Werkstücks nicht. Das Werkstück fährt also durch die Haftmittelschicht
auf der Haftmittelauftragseinrichtung. Der genannte feste Abstand kann manuell eingestellt
oder durch die Maschinensteuerung vorgegeben werden. Es ist aber auch denkbar, diesen
Abstand durch eine Verstellung automatisch oder motorisch einzustellen.
[0021] Bevorzugt wird der Zustellantrieb so gesteuert, dass der Tastschuh mit einer vorgegebenen
Tastkraft gegen die Schmalseite des Werkstücks anliegt. Auch die Vorgabe der Tastkraft
kann manuell oder automatisiert eingestellt werden. Der Zustellantrieb wird dann in
und entgegen der Zustellrichtung so gesteuert, dass die vorgegebene Tastkraft auf
das Tastelement konstant bleibt. Bei einer berührungslosen Tastung wird der Tastbereich
des Tastelements bevorzugt mittels eines berührungslosen Sensors, wie z. B. einem
Lichtreflexsensor, in einem konstanten Abstand zum Werkstück positioniert.
[0022] Da die Haftmittelauftragseinrichtung und das Tastelement in Laufrichtung des Werkstücks
einen Abstand aufweisen und das Tastelement bevorzugt so angeordnet ist, dass es die
Abschnitte der Schmalseite des Werkstücks abtastet, bevor die Haftmittelauftragseinrichtung
auf diese Abschnitte Haftmittel auftragen kann, wird der Fall eintreten, dass das
Tastelement den Kontakt zum Werkstück verliert, bevor dessen komplette Schmalseite
von der Haftmittelauftragseinrichtung mit Haftmittel beschichtet ist. In diesem Fall
kann für das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugt vorgesehen sein, dass der Tastabstand
konstant gehalten wird, sobald das Tastelement an einem Ende des Werkstücks angelangt
ist oder den Kontakt zum Werkstück verliert oder eine vorgegebene Tastkraft, mit der
das Tastelement gegen die Schmalseite des Werkstücks anliegt, durch Verstellen des
Zustellantriebs nicht erreichbar ist. So wird sichergestellt, dass ein ordnungsgemäßer
Haftmittelauftrag bis zum nachlaufenden Rand des Werkstücks erfolgt.
[0023] Über das Tastelement und/oder die Haftmittelauftragseinrichtung kann zudem die Kontur
oder Lage der Schmalseite des Werkstücks erfasst und bevorzugt gespeichert werden.
Wenn Werkstücke eine unebene Kontur haben oder verdreht in der Maschine liegen, kann
durch die Erfassung der Kontur oder Lage des Werkstücks sichergestellt werden, dass
diese Parameter bei der Zustellung der Haftmittelauftragseinrichtung Berücksichtigung
finden. Insbesondere kann dabei vorgesehen sein, dass der Tastabstand durch Ansteuern
des Zustellantriebs abhängig von der erfassten Kontur verändert wird.
[0024] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 7 näher erläutert.
Fig. 1 zeigt eine perspektivische Ansicht auf eine erfindungsgemäße Vorrichtung.
Fig. 2 zeigt eine teilweise geschnittene Seitenansicht auf die in Fig. 1 gezeigte
Vorrichtung.
Fig. 3 zeigt einen Teil der in Fig. 1 gezeigten Vorrichtung.
Fig. 4 zeigt einen Zustellantrieb gemäß einer ersten erfindungsgemäßen Ausführungsform.
Fig. 5 zeigt einen Zustellantrieb gemäß einer zweiten erfindungsgemäßen Ausführungsform.
Fig. 6 zeigt eine Draufsicht auf einen Teil der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit
dem Werkstück in einer ersten Position.
Fig. 7 zeigt eine Draufsicht auf einen Teil der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit
dem Werkstück in einer zweiten Position.
[0025] In Fig. 1 ist ein Ausschnitt aus einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 dargestellt.
Gezeigt ist eine Kantenanleimmaschine, auf welcher Werkstücke 5 liegend auf einer
Werkstücktransporteinrichtung 9 in einer Bewegungsrichtung X bewegt werden. Dabei
wird ein Beschichtungsmaterial K, insbesondere Kantenband, an das Werkstück 5 herangefahren
und an der Schmalseite 6 des Werkstücks 5 befestigt. Dazu dient eine Haftmittelauftragseinrichtung
2, mit der Haftmittel auf die Schmalseite 6 und/ oder die darauf zu fügende Seite
des Beschichtungsmaterials K aufgetragen wird. Bevorzugt weist die Haftmittelauftragseinrichtung
2 eine Haftmittelauftragswalze 40 auf, die aus einem Haftmittelbehälter 3 mit Haftmittel
benetzt wird. Zur Drehung der Haftmittelauftragswalze 40 um die Drehachse L dient
ein Antrieb 31, bei dem es sich vorzugsweise um einen Servomotor handeln kann. Grundsätzlich
sind auch andere Haftmittelauftragseinrichtungen möglich, es muss also nicht unbedingt
das Haftmittel durch eine Walze aufgetragen werden. Die Haftmittelauftragseinrichtung
2 kann über eine Positioniereinrichtung 4 in der Zustellrichtung auf das Werkstück
5 verschoben werden. Die Zustellrichtung kann ausschließlich in Richtung Y verlaufen,
kann aber auch eine Bewegung in der Ebene oder im Raum mit einer Bewegungskomponente
in Y-Richtung sein. Im gezeigten Beispiel entspricht die Zustellrichtung der Richtung
Y. Zur Verschiebung dient ein Zustellantrieb 30. Z bezeichnet die Vertikalrichtung,
die im gezeigten Beispiel - aber nicht zwingend - senkrecht zur Zustellrichtung Y
und senkrecht zur Bewegungsrichtung X verläuft.
[0026] Die Zustellung der Haftmittelauftragseinrichtung 2 über die Positioniereinrichtung
4 mittels des Zustellantriebs 30 lässt sich auch aus der seitlichen Ansicht der Fig.
2 erkennen. Es wird ein Tastabstand T zwischen einer Bezugsfläche A der Haftmittelauftragseinrichtung
2 und einer Referenzfläche V der Transporteinrichtung 9 oder des zu beschichtenden
Werkstücks 5 definiert. Dieser Tastabstand T kann durch Betätigung des Zustellantriebs
30 verändert werden, indem die Positioniereinrichtung 4 mit der darauf angeordneten
Haftmittelauftragseinrichtung 2, insbesondere der Haftmittelauftragswalze 40 in oder
entgegen der Zustellrichtung Y verschoben wird. Die Haftmittelauftragseinrichtung
2 ist bevorzugt auf einem Schlitten 45 (Fig. 3) der Positioniereinrichtung 4 angeordnet,
wobei der Schlitten 45 über den Zustellantrieb 30 verstellt werden kann. Als weitere
beispielhafte Möglichkeit kann anstatt auf einem Schlitten die Haftmittelauftragseinrichtung
über einen Drehpunkt, beispielsweise an einer Schwinge oder einem Hebel gelagert sein.
Dabei verstellt der Zustellantrieb 30 dann die Schwinge bzw. den Hebel.
[0027] In den Fig. 4 und 5 sind zwei Beispiele für die Ausbildung des erfindungsgemäßen
Zustellantriebs 30 dargestellt.
[0028] In Fig. 4 ist ein elektromagnetischer Linearmotor dargestellt, der ein Primärteil
10 mit einem darin angeordneten Spulenkörper 20 und ein Sekundärteil 11 mit darauf
angeordneten streifenförmigen, quer zur Zustellrichtung Y verlaufenden Permanentmagneten
21 umfasst. Durch Bestromen des Spulenkörpers wird eine Kraft F
L erzeugt, die je nach Polung des Stromes in bzw. entgegen der Zustellrichtung wirkt
und das Primärteil 10 gegenüber dem Sekundärteil 11 verschiebt. Beispielsweise kann
so an einem der beiden Teile 10, 11 der oben erwähnte Schlitten 45 befestigt sein,
sodass dieser sich über die geschilderte elektromagnetische Wechselwirkung von Primärteil
10 und Sekundärteil 11 in bzw. entgegen der Zustellrichtung Y verschieben lässt.
[0029] Eine weitere Variante des erfindungsgemäßen Zustellantriebs 30 ist in Fig. 5 dargestellt.
Hierbei handelt es sich um einen eisenlosen Linearmotor, der bevorzugt ein Tauchspulenmotor
sein kann und dessen Primärteil 10 im Sekundärteil 11 gelagert ist. Zu erkennen sind
ebenfalls Spulenkörper 20 sowie Permanentmagnete 21. Die Funktionsweise ist grundsätzlich
dieselbe, auch hier wird durch Bestromen des Spulenkörpers 20 durch dessen Wechselwirkung
mit den Permanentmagneten 21 am Sekundärteil 11 eine Kraft F
L erzeugt, die das Primärteil 10 relativ zum Sekundärteil 11 verschiebt.
[0030] Insgesamt lassen sich durch die Verwendung der genannten Zustellantriebe 30 zahlreiche
Vorteile erzielen. Insbesondere ist eine besonders dynamische und schnelle Verstellung
des Zustellantriebs möglich, sodass auf Unebenheiten am Werkstück 5 oder auf Lageänderungen
des Werkstücks 5 schnell reagiert werden kann.
[0031] Ein Anwendungsbeispiel, welches in den Fig. 6 und 7 gezeigt ist, betrifft den Einsatz
eines hier beispielhaft als Tastschuh ausgebildeten Tastelements 43. Ein solches Tastelement
43 liegt mit seinem Tastbereich 44 an der Schmalseite des Werkstücks 5 an, tastet
also die Werkstückoberfläche auf der Schmalseite ab. Die Haftmittelauftragswalze 40
mit dem darauf befindlichen Haftmittel 41 ist im gezeigten Beispiel gegenüber dem
Tastbereich 44 des Tastelements 43 in Richtung Y zurück, d. h. vom Werkstück 5 weg,
versetzt. Dieser Offset d, der nicht zwingend parallel zur Zustellrichtung erfolgen
muss, zwischen dem Kontaktpunkt 42 der Haftmittelauftragswalze 40 und dem Punkt, an
welchem der Tastbereich 44 das Werkstück 5 berührt, kann voreingestellt werden. In
der Regel wird dieser so eingestellt, dass die Haftmittelauftragswalze 40 selbst das
Werkstück nicht kontaktiert, sondern das Werkstück 5 durch den auf der Haftmittelauftragswalze
40 befindlichen Haftmittelfilm 41 geführt wird. Je nach verwendetem Haftmittel, zum
Beispiel Schmelzkleber, ist dieser Abstand d zu bemessen. Gelangt bei dem Beschichtungsvorgang
des Werkstücks 5 der Tastbereich 44 des Tastelements 43 an das Ende des Werkstücks
5, befindet sich die Drehachse L der Haftmittelauftragswalze 40 in einem Abstand a
zur nachlaufenden Werkstückkante. Da in diesem Moment die Tastkraft F
Tast, mit der das Tastelement 43 gegen das Werkstück 5 drückt, keine Gegenkraft durch
das Werkstück mehr erfährt, weil das Werkstück endet, würde der Zustellantrieb normalerweise
eine beschleunigte Bewegung der Haftmittelauftragswalze 40 in Richtung des Werkstücks
5 ausführen. Dadurch würde allerdings die Haftmittelauftragswalze 40 zwangsläufig
das Werkstück 5 berühren, was für den Haftmittelauftrag nachteilig ist. Folglich kann
mithilfe des erfindungsgemäßen Zustellantriebs die Bestromung des Primärteils unabhängig
von der Tastkraft F
Tast konstant gehalten werden. Es wird dann bevorzugt von einem kraftgeregelten in einen
positionsgeregelten Betrieb bei der Zustellung der Haftmittelauftragswalze 40 gewechselt.
Beispielsweise erhält der Zustellantrieb 30 ein Sollsignal, welches von einer hier
nicht dargestellten Erfassungseinrichtung an der nachlaufenden Kante des Werkstücks
5 ermittelt wird. Dabei wird die Sollposition der Haftmittelauftragswalze 40 relativ
zum Werkstück 5 auf die Istposition der nachlaufenden Kante des Werkstücks 5 gesetzt.
Dies äußert sich dann darin, dass der Tastabstand T (vgl. Fig. 2) konstant gehalten
wird und sich die Haftmittelauftragswalze 40 nicht näher an das Werkstück 5 heran
bewegt. Die Haftmittelauftragswalze 40 wird somit geklemmt, bis das Werkstück 5 komplett
mit Haftmittel beschichtet ist. Auch wenn dieses Ausführungsbeispiel eine Haftmittelauftragswalze
40 als Haftmittelauftragseinrichtung zeigt, können natürlich auch andere Haftmittelauftragseinrichtungen
verwendet werden. Dieses Beispiel zeigt, dass aufgrund der hohen Dynamik des erfindungsgemäßen
Zustellantriebs eine schnelle Reaktion auf die veränderte Situation (hier Absinken
der Tastkraft F
Tast) möglich wird, was mit anderen herkömmlichen Zustellantrieben so nicht möglich ist,
da diese in der Regel eine wesentlich höhere Reaktionszeit haben.
Bezugszeichenliste
[0032]
- 1
- Vorrichtung, Kantenanleimmaschine
- 2
- Haftmittelauftragseinrichtung
- 3
- Haftmittelbehälter
- 4
- Positioniereinrichtung
- 5
- Werkstück
- 6
- Schmalseite von 5
- 9
- Werkstücktransporteinrichtung
- 10
- Primärteil
- 11
- Sekundärteil
- 20
- Spulenkörper
- 21
- Permanentmagnet
- 30
- Zustellantrieb
- 31
- Antrieb von 40
- 40
- Haftmittelauftragswalze
- 41
- Haftmittel auf 40
- 42
- Kontaktpunkt von 40 an 6
- 43
- Tastelement, Tastschuh
- 44
- Tastbereich von 43
- 45
- Schlitten
- a
- Abstand zwischen L und 44 in Richtung X
- d
- Abstand zwischen 42 und 44 in Richtung Y
- FL
- Lorentzkraft
- FTast
- Andruckkraft von 43 an 6
- K
- Beschichtungsmaterial, Kantenband
- A
- Bezugsfläche
- L
- Drehachse von 40
- V
- Referenzfläche
- T
- Tastabstand zwischen A und V
- X
- Bewegungsrichtung von 5
- Y
- Bewegungsrichtung, Zustellrichtung von 4
- Z
- Vertikalrichtung
1. Vorrichtung (1), insbesondere Kantenanleimmaschine, zum Beschichten der Schmalseite
von plattenförmigen Werkstücken (5) aus Holz- oder Holzersatzstoffen mit einem Beschichtungsmaterial
(K), insbesondere einem Kantenband, wobei die Vorrichtung eine Haftmittelauftragseinrichtung
(2) zum Auftragen von einem flüssigen Haftmittel, insbesondere Schmelzkleber, auf
die Schmalseite (6) eines Werkstücks (5) oder/und auf ein Beschichtungsmaterial (K)
aufweist,
wobei die Vorrichtung weiter eine Positioniereinrichtung (4) umfasst, die die Haftmittelauftragseinrichtung
(2) aufnimmt oder zu deren Aufnahme ausgelegt ist,
wobei die Haftmittelauftragseinrichtung (2) durch die Positioniereinrichtung (4) mittels
eines von einer Steuereinrichtung angesteuerten Zustellantriebs (30) in Richtung (Y)
auf das Werkstück (5) und/oder das Beschichtungsmaterial oder in entgegengesetzter
Richtung bewegbar ist,
wobei der Zustellantrieb (30) ein, insbesondere linearer, elektromagnetischer Antrieb
ist, der ein Primärteil (10), ein Sekundärteil (11), einen Spulenkörper (20) und einen
Permanentmagnet (21) umfasst, der die Bewegung der Haftmittelauftragseinrichtung (2)
durch die Positioniereinrichtung (4) durch eine Relativbewegung von Primärteil (10)
und Sekundärteil (20) bewirkt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie eine Erfassungseinrichtung umfasst, die dazu ausgelegt ist, für den momentanen
Betriebszustand des Zustellantriebs (30) repräsentative Betriebsdaten kontinuierlich
oder in diskreten zeitlichen Abständen zu erfassen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Haftmittelauftragseinrichtung (2) positionierbar ist, dass diese die Schmalseite
(6) des Werkstücks (5) und/oder das Beschichtungsmaterial (K) mit Haftmittel beschichtet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zustellantrieb als eisenloser Linearmotor oder als Tauchspulenmotor ausgebildet
ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie ein Tastelement (43) umfasst, das bevorzugt gemeinsam mit der Haftmittelauftragseinrichtung
(2) bewegbar ist und welches in einer Richtung (Y) gegenüber der Haftmittelauftragseinrichtung
(2) auf einen vorgegebenen Abstand (d) einstellbar ist.
6. Verfahren zum Auftragen von Haftmittel auf die Schmalseite (6) eines plattenförmigen
Werkstücks (5) und mittels einer Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche, bei
welchem folgende Schritte ausgeführt werden:
a. Die Haftmittelauftragseinrichtung (2) wird auf eine vorgegebene oder ermittelte
Sollposition eingestellt,
b. ein erstes Werkstück (5) und/oder Beschichtungsmaterial (K), insbesondere Kantenband,
wird
i) mit Haftmittel beschichtet, wobei mittels einer Erfassungseinrichtung die aktuellen
Betriebsdaten des Zustellantriebs (30) erfasst werden, und/oder
ii) vor dem Beschichten mit Haftmittel im Falle des Werkstücks (5) über einen ersten
Sensor und/oder im Falle des Beschichtungsmaterials (K) über einen zweiten Sensor
vermessen, wobei aus den gemessenen Werten ein Sollwert für den Betriebszustand des
Zustellantriebs (30) ermittelt wird,
c. die von der Erfassungseinrichtung erfassten Betriebsdaten werden mit den vorgegebenen
oder ermittelten Sollwerten verglichen,
d. bei einer Abweichung der aktuellen Betriebsdaten von den vorgegebenen oder ermittelten
Sollwerten werden korrigierte Sollwerte berechnet und zur Einstellung der Sollposition
in Schritt a. verwendet.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit des Vergleichs in Schritt c. der Tastabstand (T) zwischen einer Bezugsfläche
(A) der Haftmittelauftragseinrichtung (2) und einer Referenzfläche (V) des Werkstücks
(5) oder dem Beschichtungsmaterials (K) verändert wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Tastelement (43) eingesetzt wird, das mit einem Tastbereich (44) an der Schmalseite
(6) des Werkstücks (5) mit diesem in Anlage oder von diesem in einem vorgegebenen
Abstand beabstandet und in einem festen Abstand (d) zur Haftmittelauftragseinrichtung
(2) gehalten wird, insbesondere wobei die Haftmittelauftragseinrichtung (2) selbst
die Schmalseite (6) des Werkstücks (5) nicht berührt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zustellantrieb (30) so gesteuert wird, dass das Tastelement (43) mit einer vorgegebenen
Tastkraft (FTast) gegen die Schmalseite (6) des Werkstücks (5) anliegt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Tastabstand (T) konstant gehalten wird, sobald das Tastelement (43) an einem
Ende des Werkstücks (5) angelangt ist oder den Kontakt zum Werkstück (5) verliert
oder eine vorgegebene Tastkraft (FTast), mit der das Tastelement (43) gegen die Schmalseite (6) des Werkstücks (5) anliegt,
durch Verstellen des Zustellantriebs (30) nicht erreichbar ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass über das Tastelement und/oder Haftmittelauftragseinrichtung (43) die Kontur oder
Lage der Schmalseite (6) des Werkstücks (5) erfasst und bevorzugt gespeichert wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Tastabstand (T) durch Ansteuern des Zustellantriebs (30) abhängig von der erfassten
Kontur verändert wird.