Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen Schutzanzug, der getragen wird, wenn in engen Räumen
Oberflächen mittels Sand- oder ähnlichem Strahlen gereinigt werden müssen.
[0002] Ein derartiger Anwendungsfall tritt beispielsweise in Filtrationsanlagen von Industrieanlagen
auf. Dort müssen Ablagerungen oder Rost entfernt werden. Bei der Reinigung mittels
körniger Strahlmittel, bei denen es sich zum Beispiel um Sand oder gemahlene Stahlschlacke
handeln kann, und die demzufolge häufig sehr hart und scharfkantig sein können, tritt
durch den verwendeten Strahlungsdruck, der bis zu 1,2 MPa betragen kann, und durch
die Beengtheit der Räume, die bis zu 70 cm klein sein können, die Notwendigkeit auf,
den Mitarbeiter vor einem Druckdurchschlag des Strahlmittels zu schützen.
Stand der Technik
[0003] Bislang werden hierfür Anzüge aus Leder verwendet, die gemäß der EU-Verordnung 2016/425
und der DIN EN ISO 14877 die höchste von drei Schutzklassen erreichen. Derartige Anzüge
sind jedoch vergleichsweise schwer. Beispielsweise beträgt das Gewicht bei Größe 52
etwa 7 bis 8 kg. Darüber hinaus können die Anzüge bei Beschädigung nicht repariert
werden und müssen infolge des auftretenden Verschleißes nach einer vergleichsweise
kurzen Tragezeit ausgetauscht werden.
[0004] Aus der
DE 86 12 418 U1 ist ein Schutzanzug gegen gesundheitsschädliche Stoffe bekannt, der ein Gewebe mit
einer wasser- und staubdichten Beschichtung aus einem hochelastischen Kunststoff aufweist.
Ein derartiger Schutzanzug erfüllt jedoch nicht die Anforderungen in dem oben beschriebenen
Anwendungsfall.
Darstellung der Erfindung
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen vergleichsweise
leichten und/oder kostengünstigen Schutzanzug zu schaffen, der den eingangs beschriebenen
Anforderungen genügt.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch den im Anspruch 1 beschriebenen Schutzanzug.
[0007] Demzufolge weist der erfindungsgemäße Schutzanzug einen Innen- und einen davon getrennten
oder trennbaren Außenanzug auf, der ein beschichtetes Außengewebe und eine Scheuerbeständigkeit
nach DIN EN ISO 12947-2 (12 kPa) von zumindest 100.000 Touren aufweist. Mit dieser
Scheuerbeständigkeit erreicht der Außenanzug die notwendige Schutzklasse, die insbesondere
durch das beschichtete Gewebe gewährleistet wird. Hierdurch wird insbesondere eine
gute Abriebbeständigkeit erreicht. In Kombination mit dem Innenanzug wird darüber
hinaus die notwendige Druckdurchschlagsfestigkeit gewährleistet. Demzufolge wird für
den Innenanzug bevorzugt ein ballistisches oder hochfestes Gewebe verwendet.
[0008] Gleichzeitig kann durch die Verwendung von Gewebe eine gute Flexibilität und damit
Tragekomfort erreicht werden. Ferner kann das Gewicht verglichen mit den derzeit üblichen
Lederanzügen mehr als halbiert werden. Für eine Konfektionsgröße 52 liegt das Gewicht
beispielsweise bei maximal 3,5 kg.
[0009] Die erfindungsgemäße Maßnahme, dass Innen- und Außenanzug voneinander getrennt oder
voneinander trennbar sind, führt darüber hinaus zu dem Vorteil, dass typischerweise
der Innenanzug getrennt von dem Außenanzug gewaschen werden kann. Dies gilt gleichermaßen
für den Außenanzug, der zusätzlich, wenn er verschlissen ist, ausgetauscht werden
kann, während der Innenanzug weitergetragen werden kann. Im Hinblick auf die Beschichtung
des Außengewebes sei erwähnt, dass diese nicht wasserdicht und nicht notwendigerweise
besonders elastisch sein muss.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den weiteren Ansprüchen beschrieben.
[0011] Wie bereits erwähnt, kann ein guter Tragekomfort beispielsweise dadurch gewährleistet
werden, dass das Gesamtgewicht des erfindungsgemäßen Schutzanzugs maximal 3,5 kg beträgt.
[0012] Für die Abriebsfestigkeit des Außengewebes hat sich eine keramische Beschichtung
als besonders günstig erwiesen.
[0013] Dies gilt gleichermaßen für ein Gewicht der Beschichtung zwischen 40 und 60, besonders
bevorzugt etwa 50 g/m
2.
[0014] Für das Außengewebe werden derzeit Aramid-Fasern, insbesondere Para-Aramid und/oder
Meta-Aramid, Viskose FR, Polyester und/oder Polyamid bevorzugt. Hierdurch kann das
Außengewebe zusätzlich flammhemmend ausgeführt sein.
[0015] Beispielsweise können Meta-Aramid, Viskose FR und Para-Aramid gemischt werden. Alternativ
sind 100 % Para-Aramid denkbar. Ein typisches Flächengewicht des erstgenannten Gewebes
liegt bei etwa 340 g/m
2. Sofern das Außengewebe nicht notwendigerweise flammhemmend sein muss, können hochfeste
synthetische Gewebe mit Polyester, Polyamid oder ähnlichem eingesetzt werden. Gute
Eigenschaften haben sich bei einem Gewebe mit 100 % Polyester und einem Gewicht von
etwa 290 g/m
2 ergeben.
[0016] Demzufolge liegt das bevorzugte Flächengewicht des Außengewebes bei 160 bis 350 g/m
2, jeweils, ebenso wie die o.g. Angaben, ohne Beschichtung.
[0017] Für den Tragekomfort hat es sich ferner als günstig erwiesen, wenn das Außengewebe
zumindest einen elastischen Abschnitt aufweist, beispielsweise am Ärmeleinsatz, so
dass eine gute Bewegungsfreiheit erreicht wird. Derartige Einsätze können durch Außengewebe
überdeckt, und angrenzendes Außengewebe kann hierdurch überlappt werden, beispielsweise
über eine Mindestbreite von 5 cm.
[0018] Für den Tragekomfort ist es darüber hinaus günstig, wenn das Außengewebe zumindest
einen Belüftungsschlitz, beispielsweise an der Rückseite des Schutzanzugs im Rückenbereich
und/oder an der Rückseite der Beine auf Höhe der Kniee aufweist. Auch derartige Belüftungsschlitze
können im Bereich überlappender Abschnitte des Außengewebes vorgesehen sein.
[0019] Für den Innenanzug hat es sich als günstig erwiesen, diesen zumindest zweilagig vorzusehen.
Hierbei weist eine Lage ein Gewebe auf, und eine zweite Lage kann beispielsweise ein
Nonwoven oder Vlies aufweisen. An der Innenseite kann zur Ventilation ferner ein Netz,
insbesondere in Form eines Gewirkes vorgesehen sein.
[0020] Schließlich kann auch der Innenanzug zur Verbesserung der Bewegungsfreiheit elastische
Abschnitte oder insgesamt elastische Textilien, Gewebe, Nonwovens oder Gewirke aufweisen.
[0021] Für das Gewicht des Innenanzugs werden derzeit 260 bis 300 g/m
2 und insbesondere etwas 280 g/m
2 bevorzugt. Dis gilt gleichermaßen für die Gewebefestigkeit gemäß DIN EN ISO 13934-1
von etwa 8500 bzw. 8200 N/5cm. Gute Eigenschaften haben sich für das Gewebe des Innenanzugs
bei Verwendung von 100 % Para-Aramid-Multifilamentgarnen mit einer Festigkeit von
zumindest 120 cN/tex ergeben. Für die Festigkeit der Garne werden zumindest 100 cN/tex
bevorzugt. Demzufolge können auch HMPE-Fasern sowie Fasern aus aromatischem Polyester
und, wie erwähnt, Para-Aramid verwendet werden.
[0022] Zur Erfüllung der Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Druckdurchschlagfestigkeit
trägt es ferner bei, wenn sowohl Innen- als auch Außenanzug einen Reißverschluss aufweisen,
die jedoch zueinander versetzt angeordnet sind, so dass sie nicht übereinanderliegen,
was eine Schwachstelle bedeuten würde. Beispielsweise kann der Reißverschluss des
Außenanzugs mittig und vertikal an der Vorderseite liegen, während der Reißverschluss
des Innenanzugs demgegenüber seitlich versetzt vorgesehen ist.
[0023] Schließlich kann der erfindungsgemäße Schutzanzug in vorteilhafter Weise mit einem
externen Belüftungssystem kombiniert werden, das beispielsweise perforierte Schläuche
aufweisen kann, die an Gummischlaufen an der Innenseite des Innenanzugs angebracht
sein können, so dass besonders körpernah Frischluft zugeführt werden kann.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0024] Nachfolgend wird ein in den Zeichnungen dargestelltes Ausführungsbeispiel der Erfindung
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Vorderansicht des Außenanzugs des erfindungsgemäßen Schutzanzugs;
- Fig. 2
- eine Rückansicht des in Fig. 1 gezeigten Außenanzugs;
- Fig. 3
- eine weitere Rückansicht des in Figuren 1 und 2 gezeigten Außenanzugs;
- Fig. 4
- eine Vorderansicht des Innenanzugs des erfindungsgemäßen Schutzanzugs; und
- Fig. 5
- eine Rückansicht des in Fig. 4 gezeigten Innenanzugs.
Ausführliche Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
[0025] Wie in Figur 1 zu erkennen ist, ist der Außenanzug 10 eines erfindungsgemäßen Schutzanzugs
im Wesentlichen dafür gestaltet, den gesamten Körper eines Benutzers, mit Ausnahme
der Füße, Hände und des Kopfes abzudecken. Um an den Händen und Füßen eine gute Dichtigkeit
zu erreichen, ist hier jeweils ein Klettverschluss 12 vorgesehen, der sich in dem
gezeigten Fall etwa 5 cm vom Ende des Ärmels bzw. Beins befindet und ca. 3 cm breit
ist. Zwischen dem Klettverschluss 12 und dem Ende des Ärmels bzw. Beins ist jeweils
in dem gezeigten Fall mit einem Abstand von etwa 2,5 cm eine Naht 14 vorgesehen.
[0026] Im Bereich der Verbindung des jeweiligen Ärmels mit dem Torso ist ein Ärmeleinsatz
mit Strickware mit einer Breite von etwa 5-70 mm vom Rand des Torsos, wie mit der
punktierten Linie angezeigt, vorgesehen. In etwa mittig an der Vorderseite befindet
sich ein Reißverschluss 16, an dessen oberen Ende, im Bereich des Kragens 18 ein weiterer
Klettverschluss 12 vorgesehen ist.
[0027] Aus der Rückansicht von Figur 2 geht hervor, dass in Querrichtung im Bereich des
Torsos eine Durchlüftung mit einem Gummiband 20 vorgesehen ist. Insbesondere kann
im Bereich dieser Durchlüftung ein Belüftungsschlitz mit überlappenden Gewebeabschnitten
vorgesehen sein. Ferner überlappt sich der Torso mit dem jeweiligen Bein auf einer
Breite von etwa 5-70 mm, wie auch hier durch die punktierte Linie angedeutet.
[0028] Aus Figur 3 geht hervor, dass der Außenanzug 10 insbesondere im Bereich des Rückens
eine zweite Lage aufweist, die in einem mittleren Bereich 22 durch ein Netzgewebe
und in den beiden äußeren Bereichen 24 durch Strickware gebildet wird.
[0029] Für den in Figur 4 gezeigten Innenanzug 26 ergeben sich im Hinblick auf die Nähte
14 und die Ärmeleinsätze in etwa die gleichen Abmessungen wie für den Außenanzug.
Auch hier ist im Bereich der Ärmeleinsätze Strickware vorgesehen. Der Reißverschluss
16 ist jedoch zu demjenigen des Außenanzugs versetzt, in dem gezeigten Fall aus Sicht
des Trägers links, und an seinem oberen Ende ist ein Druckknopf 28 vorgesehen.
[0030] Aus der Rückansicht von Figur 5 ergibt sich schließlich, dass auch der Innenanzug
im Bereich des Torsos im mittleren Bereich ein Netzgewebe und jeweils seitlich Strickware
aufweist. Es sei erwähnt, dass der Innenanzug im Übrigen aus einem ballistischen Para-Aramid-Gewebe
und einem 3D-Filz bestehen kann, während der Außenanzug typischerweise aus einer Mischung
eines ballistischen Para-Aramid-Gewebes und eines keramisch beschichteten Gewebes
besteht.
1. Schutzanzug mit einem Innenanzug und einem von dem Innenanzug getrennten oder davon
trennbaren Außenanzug, wobei der Außenanzug ein beschichtetes Außengewebe mit einer
Scheuerbeständigkeit nach DIN EN ISO 12947-2 (12 kPa) von mindestens 100.000 Touren
aufweist.
2. Schutzanzug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass dieser maximal 3,5 kg wiegt.
3. Schutzanzug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass das Außengewebe eine Keramikbeschichtung aufweist.
4. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Außengewebe eine Beschichtung mit 40 bis 60 g/m2 aufweist.
5. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Außengewebe Aramid, insbesondere Para-Aramid und/oder Meta-Aramid, Viskose FR,
Polyester und/oder Polyamid aufweist.
6. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Außengewebe ein Flächengewicht von 160 bis 350 g/m2 aufweist.
7. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Außenanzug zumindest einen elastischen Abschnitt aufweist.
8. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Außenanzug zumindest einen Belüftungsschlitz aufweist.
9. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Innenanzug zumindest zweilagig ist.
10. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Innenanzug elastische Textilien, wie zum Beispiel Gewebe, Nonwovens und/oder
Gewirke, vorzugsweise Netzgewirke aufweist.
11. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Innenanzug ein Flächengewicht von 260 bis 300 g/m2 aufweist.
12. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Innenanzug in Kett- und/oder Schussrichtung eine Festigkeit von 8000 bis 8700
N/5cm, insbesondere 8200 bis 8500 N/5cm aufweist
13. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Garn des Innenanzugs eine Festigkeit von zumindest 100 cN/tex, bevorzugt zumindest
120 cN/tex aufweist.
14. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Gewebe des Innenanzugs Para-Aramid, insbesondere Para-Aramid-Multifilamentgarne,
HMPE-Fasern und/oder aromatisches Polyester aufweist.
15. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Innen- und Außenanzug jeweils einen Reißverschluss aufweisen, die zu einer versetzt
sind.
16. Schutzanzug nach einem der vorangehenden Ansprüche, ferner mit einem Belüftungssystem.