[0001] Die Erfindung betrifft ein Stulphebelgetriebe zur wahlweisen Verriegelung oder Entriegelung
eines unterschlagenen Flügels von zweiflügeligen Fenstern, Fenstertüren oder dergleichen
mit zwei an einem feststehenden Bauteil längsverschieblich und gegensinnig zueinander
geführten Treibstangenabschnitten, mit einem schwenkbar gelagerten Antriebshebel und
mit einem Lenker zur Verbindung der Treibstangenabschnitte mit dem Antriebshebel.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein zweiflügeliges Fenster, Fenstertür oder dergleichen
mit einem Stulphebelgetriebe.
[0002] Ein solches Stulphebelgetriebe ist beispielsweise aus der
DE 10 2009 005 342 B4 bekannt. Bei diesem Stulphebelgetriebe ist der Antriebshebel an einem der Treibstangenabschnitte
gelagert und über einen Lenker an dem anderen Treibstangenabschnitt angelenkt. Durch
das Verschwenken des Antriebshebels wird der Abstand der Treibstangenabschnitte zueinander
verkleinert oder vergrößert. Eine Lagerung des Antriebshebels an dem einen der Treibstangenabschnitte
hat eine Längsführung in einem feststehenden Bauteil. Hierdurch können auch beide
Treibstangenabschnitte bei der gleichen Stellung des Antriebshebels in die gleiche
Richtung verschoben werden. Hierdurch gestaltet sich die Bedienung des Stulphebelgetriebes
besonders unkomfortabel. Eine positionsgenaue Ansteuerung von Verschlüssen über die
Treibstangenabschnitte ist hierdurch zudem nur schwer möglich.
[0003] Aus der
EP 3 708 743 A1 ist ein Stulphebelgetriebe bekannt geworden, bei dem der Antriebshebel schwenkbar
auf einem Stulpschienenabschnitt gelagert ist und über einen Lenker eine einzige Treibstange
antreibt. Da der Stulpschienenabschnitt jedoch meist eine Beschlagnut der Treibstange
abdeckt, führt die Lagerung des Antriebshebels auf dem Stulpschienenabschnitt zu sehr
großen Abmessungen. Daher werden solche Stulphebelgetriebe nicht in der gleichen Höhe
angeordnet, wie ein Antriebsgetriebe am anderen Flügel.
[0004] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Stulphebelgetriebe der eingangs genannten
Art so weiterzubilden, dass es besonders komfortabel zu bedienen ist und besonders
kompakt aufgebaut ist. Weiterhin soll ein besonders komfortabel zu bedienendes und
kompakt aufgebautes zweiflügeliges Fenster, Fenstertür oder dergleichen mit einem
solchen Stulphebelgetriebe geschaffen werden.
[0005] Das erstgenannte Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Antriebshebel
an dem feststehenden Bauteil schwenkbar gelagert ist und dass die Treibstangenabschnitte
jeweils über einen Lenker mit dem Antriebshebel verbunden sind.
[0006] Durch diese Gestaltung lässt sich der Antriebshebel über eine sehr kompakte Lagerung
mit dem feststehenden Bauteil verbinden. Ausladende Führungen oder dergleichen sind
dank der Erfindung nicht erforderlich. Hierdurch gestaltet sich die Lagerung des Antriebshebels
besonders kompakt. Durch die beiden Lenker sind die Positionen der beiden Treibstangenabschnitte
in Abhängigkeit von dem Schwenkwinkel des Antriebshebels zudem zueinander genau festgelegt.
Die Bedienung des Stulphebelgetriebes gestaltet sich hierdurch besonders komfortabel.
[0007] Die Kraftübertragung von dem Antriebshebel auf die beiden Lenker könnte beispielsweise
durch eine direkte Lagerung der Lenker auf dem Antriebshebel erfolgen. Hierdurch ist
jedoch einer der Lenker näher an der Lagerung des Antriebshebels an dem feststehenden
Bauteil angeordnet als der andere Lenker. Dies führt zu einem ungleichmäßigen Antrieb
der Treibstangenabschnitte. Ein weitgehend gleichmäßiges Antreiben beider Treibstangenabschnitte
lässt sich jedoch gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung einfach erreichen,
wenn zwischen dem Antriebshebel und den beiden Lenkern ein Zentrallenker angeordnet
ist. Durch diese Gestaltung wird der Antrieb der beiden Treibstangenabschnitte durch
ein dreiteiliges Lenkersystem gebildet.
[0008] Zur weiteren Vergleichmäßigung des Antriebs der Treibstangenabschnitte trägt es gemäß
einer anderen vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung bei, wenn der Abstand einer
Lagerung des Antriebshebels am feststehenden Bauteil von einer Lagerung des Zentrallenkers
größer ist als die Länge des Zentrallenkers.
[0009] Ein unberechtigtes Entriegeln des Stulphebelgetriebes durch eine versuchte Manipulation
an den Treibstangenabschnitten lässt sich gemäß einer anderen vorteilhaften Weiterbildung
der Erfindung einfach vermeiden, wenn die beiden Lenker in geschlossener Stellung
des Stulphebelgetriebes in einer Reihe angeordnet sind. Durch diese Gestaltung ist
das Stulphebelgetriebe selbsthemmend gestaltet.
[0010] Eine unkomfortable Reibung beim Antrieb des Stulphebelgetriebes lässt sich gemäß
einer anderen vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung besonders gering halten, wenn
die Länge der Lenker größer ist als die Länge des Zentrallenkers. Die hierdurch besonders
lang gestalteten Lenker ermöglichen eine nahezu gerade Krafteinleitung in Bewegungsrichtung
der Treibstangenabschnitte. Weiterhin kann hierdurch der Zentrallenker besonders kurz
gestaltet sein, wodurch das Stulphebelgetriebe besonders geringe Abmessungen aufweist.
[0011] Kippmomente beim Verschwenken des Antriebshebels lassen sich gemäß einer anderen
vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung besonders gering halten, wenn zwei Zentrallenker
parallel zueinander angeordnet sind und wenn der Antriebshebel und die beiden Lenker
zwischen den parallelen Zentrallenkern angeordnet sind.
[0012] Das Stulphebelgetriebe ist gemäß einer anderen vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung
besonders kompakt und weist zudem eine hohe Stabilität auf, wenn der Antriebshebel
und die Treibstangenabschnitte aus Flachmaterial gefertigt sind und wenn die Ebenen
des Antriebshebels quer zu den Ebenen der Treibstangenabschnitte ausgerichtet sind.
[0013] Toleranzen zwischen dem feststehenden Bauteil und den Treibstangenabschnitten lassen
sich gemäß einer anderen vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung einfach ausgleichen,
wenn die Lenker schwenkbar an Lagerböcken gelagert sind und wenn die Lagerböcke drehbar
auf den Treibstangenabschnitten gelagert sind, wobei deren Drehachsen senkrecht zueinander
angeordnet sind.
[0014] Zur weiteren Verringerung der Abmessungen des Stulphebelgetriebes trägt es gemäß
einer anderen vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung bei, wenn das feststehende
Bauteil als den Antriebshebel in verriegelnder Stellung umschließender Gehäuserahmen
ausgebildet ist und wenn der Gehäuserahmen bündig mit einer die Treibstangenabschnitte
führenden Beschlagnut abschließt.
[0015] Bei bekannten zweiflügeligen Fenstern, Fenstertüren oder dergleichen sind die Stulphebelgetriebe
meist an einer besonders tiefen Stelle des Flügels angeordnet und damit unkomfortabel
zu betätigen. Das zweitgenannte Problem, nämlich die Schaffung eines besonders komfortabel
zu bedienenden und kompakt aufgebauten zweiflügeligen Fensters, Fenstertür oder dergleichen
wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Stulphebelgetriebe und ein Antriebsgetriebe
des anderen Flügels auf der gleichen Höhe angeordnet sind. Durch diese Gestaltung
sind beide für die Verriegelung der Flügel erforderlichen Getriebe auf der gleichen
Höhe angeordnet, wodurch deren Betätigung besonders komfortabel ist. Die Voraussetzung
für die Anordnung der beiden Getriebe ist die besonders kompakte Gestaltung des Stulphebelgetriebes.
[0016] Die Erfindung lässt zahlreiche Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung
ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. Diese zeigt in
- Fig.1
- ein zweiflügeliges Fenster mit zwei Treibstangenantrieben,
- Fig.2
- vergrößert ein Antriebsgetriebe und ein Stulphebelgetriebe der Treibstangenantriebe
aus Figur 1,
- Fig.3
- stark vergrößert das Stulphebelgetriebe aus Figur 2 in einer perspektivischen verriegelnden
Darstellung,
- Fig.4
- stark vergrößert das Stulphebelgetriebe aus Figur 2 in einer perspektivischen entriegelnden
Darstellung.
[0017] Figur 1 zeigt ein zweiflügeliges Fenster ohne Mittelpfosten mit zwei an einem Rahmen
1 über vertikale Achsen angelenkten Flügeln 2, 3. Die Flügel 2, 3 haben jeweils einen
Treibstangenbeschlag 4, 5 mit nicht näher dargestellten Verschlüssen, über den sie
mit dem Rahmen 1 verriegelt werden. Einer der Treibstangenbeschläge 4 lässt sich über
ein Antriebsgetriebe 6 mittels einer Handhabe 7 antreiben. Der andere der Treibstangenbeschläge
5 hat ein verdeckt in einer zwischen den Flügeln 2, 3 befindlichen Falzluft angeordnetes
Stulphebelgetriebe 8.
[0018] Figur 2 zeigt das Antriebsgetriebe 6 und das Stulphebelgetriebe 8 in einer vergrößerten
Darstellung mit angrenzenden Bereichen der Flügel 2, 3. Flügelüberschläge zur gegenseitigen
Überlappung der Flügel 2, 3 sind zur Vereinfachung der Zeichnung nicht dargestellt.
Hierbei ist zu erkennen, dass das Antriebsgetriebe 6 und das Stulphebelgetriebe 8
auf der gleichen Höhe angeordnet sind. Das Antriebsgetriebe 6 treibt über ein mit
der Handhabe 7 aus Figur 1 verbundenes Ritzel 9 zwei Treibstangenabschnitte 10, 11
gleichsinnig an. Das Stulphebelgetriebe 8 treibt über einen mit einem Antriebshebel
12 verbundenen Zentrallenker 13 und zwei Lenker 14, 15 zwei Treibstangenabschnitte
16, 17 gegensinnig an. Der Antriebshebel 12 liegt in einem bündig mit dem einen Flügel
3 abschließenden Gehäuserahmen 18 und ist nach dem Öffnen des mit dem Antriebsgetriebe
6 verriegelbaren Flügels 2 zugänglich. Der Gehäuserahmen 18 ist fest mit dem einen
Flügel 3 verbunden. Weiterhin schließt der Gehäuserahmen 18 eine nicht dargestellte
Beschlagnut des Flügels 3 ab.
[0019] Figur 3 zeigt vergrößert das Stulphebelgetriebe 8 in einer den einen Treibstangenbeschlag
5 verriegelnden Stellung in perspektivischer Darstellung. Der Gehäuserahmen 18 umschließt
den Antriebshebel 12 in geschlossener Stellung. Der Antriebshebel 12 ist in dieser
Stellung ausschließlich mit einem zum Greifen vorgesehenen Griffelement 28 zugänglich.
Die beiden Lenker 14, 15 sind an einem Lagerbock 19, 20 und an dem Zentrallenker 13
über Lagerungen 21 - 23 schwenkbar gelagert. Die Lagerböcke 19, 20 sind an den Treibstangenabschnitten
16, 17 gelagert, wobei die Drehachsen 24, 25 der Lagerböcke 19, 20 an den Treibstangenabschnitten
16, 17 und an den Lenkern 14, 15 senkrecht zueinander angeordnet sind. Die Lagerungen
22, 23 der Lenker 14, 15 an den Lagerböcken 19, 20 befinden sich in einer Linie mit
der Lagerung 21 der Lenker 14, 15 an dem Zentrallenker 13, so dass die Lenker 14,
15 in der verriegelnden Stellung in einer Reihe angeordnet sind. Damit ist das Stulphebelgetriebe
8 selbsthemmend gestaltet und die Treibstangenabschnitte 16, 17 können nicht ohne
Antrieb des Zentrallenkers 13 bewegt werden. Der Antrieb des Zentrallenkers 13 erfolgt,
indem der Antriebshebel 12 um eine Lagerung 26 im Gehäuserahmen 18 verschwenkt wird
und dabei den Zentrallenker 13 mitnimmt.
[0020] Figur 4 zeigt das Stulphebelgetriebe 8 aus Figur 3 in der entriegelnden Stellung.
Der Antriebshebel 12 ist gegenüber der Stellung aus Figur 3 ausgelenkt und zieht die
Lenker 14, 15 über den Zentrallenker 13 in Richtung des Gehäuserahmens 18. Die Koppelung
des Antriebshebels 12 mit dem Zentrallenker 13 erfolgt über eine Lagerung 27. Dabei
werden die Lagerböcke 19, 20 und damit die Treibstangenabschnitte 16, 17 zusammengezogen,
bis sie aneinanderstoßen. Hierdurch ist die entriegelnde Position des Stulphebelgetriebes
8 festgelegt. Der Antriebshebel 12 ist wie die Lenker 14, 15 und der Zentrallenker
13 aus Flachstahl gefertigt. Die Materialstärke des Antriebshebels 12 entspricht der
der doppelten Materialstärke der einzelnen Lenker 14, 15. Auf beiden Seiten des Antriebshebels
12 und der beiden Lenker 14, 15 ist jeweils ein Zentrallenker 13 angeordnet
1. Stulphebelgetriebe (8) zur wahlweisen Verriegelung oder Entriegelung eines unterschlagenen
Flügels (3) von zweiflügeligen Fenstern, Fenstertüren oder dergleichen mit zwei an
einem feststehenden Bauteil längsverschieblich und gegensinnig zueinander geführten
Treibstangenabschnitten (16, 17), mit einem schwenkbar gelagerten Antriebshebel (12)
und mit einem Lenker (14, 15) zur Verbindung der Treibstangenabschnitte (16, 17) mit
dem Antriebshebel (12), dadurch gekennzeichnet, dass der Antriebshebel (12) an dem feststehenden Bauteil schwenkbar gelagert ist und dass
die Treibstangenabschnitte (16, 17) jeweils über einen Lenker (14, 15) mit dem Antriebshebel
(12) verbunden sind.
2. Stulphebelgetriebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Antriebshebel (12) und den beiden Lenkern (14, 15) ein Zentrallenker
(13) angeordnet ist.
3. Stulphebelgetriebe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand einer Lagerung (26) des Antriebshebels (12) am feststehenden Bauteil
von einer Lagerung (27) des Zentrallenkers (13) größer ist als die Länge des Zentrallenkers
(13).
4. Stulphebelgetriebe nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Lenker (14, 15) größer ist als die Länge des Zentrallenkers (13).
5. Stulphebelgetriebe nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Lenker (14, 15) in geschlossener Stellung des Stulphebelgetriebes (8)
in einer Reihe angeordnet sind.
6. Stulphebelgetriebe nach zumindest einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Zentrallenker (13) parallel zueinander angeordnet sind und dass der Antriebshebel
(12) und die beiden Lenker (14, 15) zwischen den parallelen Zentrallenkern (13) angeordnet
sind.
7. Stulphebelgetriebe nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Antriebshebel (12) und die Treibstangenabschnitte (16, 17) aus Flachmaterial
gefertigt sind und dass die Ebenen des Antriebshebels (12) quer zu den Ebenen der
Treibstangenabschnitte (16, 17) ausgerichtet sind.
8. Stulphebelgetriebe nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lenker (14, 15) schwenkbar an Lagerböcken (19, 20) gelagert sind und dass die
Lagerböcke (19, 20) drehbar auf den Treibstangenabschnitten (16, 17) gelagert sind,
wobei deren Drehachsen (24, 25) senkrecht zueinander angeordnet sind.
9. Stulphebelgetriebe nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das feststehende Bauteil als den Antriebshebel (12) in verriegelnder Stellung umschließender
Gehäuserahmen (18) ausgebildet ist und dass der Gehäuserahmen (18) bündig mit einer
die Treibstangenabschnitte (16, 17) führenden Beschlagnut abschließt.
10. Zweiflügeliges Fenster, Fenstertür oder dergleichen mit einem Stulphebelgetriebe nach
zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Stulphebelgetriebe (8) und ein Antriebsgetriebe (6) des anderen Flügels (2) auf
der gleichen Höhe angeordnet sind.