[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zum Testen der korrekten Abfolge und
Übertragung von für eine Onboard-Unit eines Fahrzeugs vorgesehenen Balisen- und/oder
Looptelegrammen.
[0002] Die streckenseitigen Sicherungsanlagen (Stellwerk, RBC, zum Teil auch Leittechnik)
müssen für den Bahnverkehr sowohl einen signaltechnisch sicheren als auch einen reibungslosen
Betriebsablauf gewährleisten und die Betriebsprozesse optimal unterstützen. Die Ansprüche
bzgl. Kapazität (Durchsatz) sind vor und seit der Einführung elektronischer Sicherungsanlagen
gestiegen und werden aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung weiterhin ansteigen.
Gleichzeitig steht die Forderung nach günstigeren und weniger komplexen Lösungen (Kostendruck
seitens Infrastrukturbetreiber) dazu im Raum.
[0003] Mit der zunehmenden Einführung eines für die europäische Union einheitlichen Zugbeeinflussungssystems,
bekannt als European Train Control System (ETCS), werden die oft proprietären nationalen
Zugsicherungssysteme zunehmend abgelöst werden. Grob gesagt sind im ETCS drei Ausbaustufen
gemäss ETCS Level 1, 2 und 3 vorgesehen. Für die Übertragung der Ortsinformation (Odometrie),
Fahrerlaubnis, Geschwindigkeitsprofile und ähnlichen für die Führung des Zuges relevante
Daten werden gleisseitig im Rahmen von ETCS normierte Balisen und Loop-Kabel eingesetzt.
Dabei werden die von den Balisen abgestrahlten Informationen als Balisentelegramme
bezeichnet, deren struktureller Aufbau und Kodierung ebenfalls in der ETCS-Spezifikation
geregelt ist. Ebenso sind auch die von den Loop-Kabel abgestrahlten Telegramme entsprechend
normiert.
[0004] In der Strecke selbst werden in einer sogenannten Balisengruppe ein bis acht Balisen
zusammen gruppiert, welche zusammengehörende Informationen übertragen. In der Regel
bestehen solche Balisengruppen aus einem Balisenpaar (zwei Balisen), wobei sich diese
oft aus einer Fixdatenbalise (Übertragung von nicht signalbildabhängigen Informationen)
und einer Transparentdatenbalise (Übertragung von signalbildabhängigen Informationen)
zusammensetzt.
[0005] Für die Ausrüstung einer Strecke mit einem Zugsicherungssystem nach ETCS müssen daher
vergleichsweise komplexe Projektierungen hinsichtlich der Positionen der Balisengruppe
sowie der durch die in der Balisengruppe vorgesehenen Balisen abgestrahlten Balisentelegramme
vorgenommen werden. Zur Durchführung der Verifizierung der Projektierungen sind daher
schon gewisse Testapplikationen und Simulationstools verfügbar, die jedoch die wichtigen
physikalischen Aspekte der notwendigen Überprüfungen, wie die Übertragung der Balisentelegramme
über den Luftspalt auf die Onboard-Unit (OBU) und die realen Fahrzeuggeschwindigkeiten,
nicht abdecken können. Daher bedarf es umfangreicher Testfahrten, die in der Regel
nur während der Randzeiten in Nachtstunden durchgeführt werden können, zur Verifizierung
der projektierten Balisengruppen und der durch sie abgestrahlten Balisentelegramme.
Derselbe Sachverhalt trifft auch auf die Verifizierung der mit den Loops übertragenen
Looptelegramme zu.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein System zum Testen
der korrekten Abfolge und Übertragung von für eine Onboard-Unit eines Fahrzeugs vorgesehenen
Balisen- und/oder Looptelegrammen anzugeben, das erlaubt die realen Verhältnisse in
die Testumgebung zu übertragen und die Tests auch mit der realen Fahrzeuggeschwindigkeit
durchzuführen. Um im gesamten nachfolgenden Text nicht überall Balisen- und/oder Loop-Telegramme
schreiben zu müssen, sollen nachfolgend unter dem Begriff der Balisentelegramme auch
immer die Loop-Telegramme mit inkludiert sein, ausser es ist inhaltlich klar, dass
es sich nur um ein Balisentelegramm oder nur um ein Loop-Telegramm handelt.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein System zum Testen der korrekten Abfolge
und Übertragung von Balisen- und/oder Looptelegrammen, die für eine zur Steuerung
eines Fahrzeugs vorgesehene Onboard-Unit vorgesehen sind, insbesondere im Rahmen des
schienengebundenen Verkehrs nach ETCS, gelöst, welches die folgenden Komponenten umfasst:
- a) eine Steuereinheit mit einem Telegramm-Speicher zur Speicherung der für eine Zugfahrt
entlang eines Streckenabschnitts vorgesehenen Serie von Balisentelegrammen bzw. zur
Speicherung von diese Balisentelegramme repräsentierende Serie von Telegrammcodes;
- b) ein programmierbarer Signalgenerator, der die Balisentelegramme zur Abstrahlung
durch eine Balise aufbereitet, wobei der Signalgenerator mindestens eine Telegrammgeneratorinstanz
aufweist, deren Ausgangssignal als Balisentelegramm multiplexbar an die Balise durchschaltbar
ist und zuvor ggfs. den Telegrammcode in das entsprechende Balisentelegramm umwandelt;
- c) eine zur Abstrahlung der durchgeschalteten Balisentelegramme vorgesehene Balise;
- d) eine erste Antennenschleife zur Aufnahme des von der Balise abgestrahlten Balisentelegramms;
- e) eine zweite Antennenschleife zur Abstrahlung des von der ersten Antennenschleife
aufgenommenen Balisentelegramms, wobei zwischen die erste und die zweite Antennenschleife
ein steuerbares RF-Glied zur steuerbaren Einschaltung der Übertragung des Balisentelegramms
an die zweite Antennenschleife geschaltet ist;
- f) eine mit der Onboard-Unit assoziierbare Fahrzeugantenne zur Erfassung der von der
zweiten Antennenschleife abgestrahlten Balisentelegramme; und
- g) eine Analyseeinheit, die die mit der Fahrzeugantenne empfangene Serie von Balisen-
und/oder Looptelegrammen mit der vorgesehenen Serie von Balisen- und/oder Looptelegrammen
vergleicht.
[0008] Auf diese Weise ist es möglich die Balisentelegramme beispielsweise im Bereich einer
Balisengruppe, die aus einer bis acht Balisen besteht, unter realen Bedingungen auf
die Fahrzeugantenne zu übertragen, um dann die übermittelten Balisentelegramme mit
der OBU auswerten zu können. Das RF-Glied erlaubt es daher über die Dauer der Einschaltzeit
die reale Geschwindigkeit des Zuges zu simulieren. Das RF-Glied ersetzt so die von
der im realen Zugbetrieb von der ETCS-Antenne abgestrahlten 27 MHz-Telepowering-Keule,
mit der die im realen Gleis befindlichen Balisen induktiv mit der zur Abstrahlung
der Balisentelegramme erforderlichen elektrischen Energie versorgt werden, d.h. eine
Balise wird erst durch die bei der Überfahrt des Zuges (der ETCS-Antenne) in die Balise
induzierte elektrische Leistung sendebereit. Durch die Multiplexbarkeit der Aufschaltung
der Balisentelegramme kann so bei Vorliegen mehrerer Telegrammgeneratorinstanzen deren
ausgegebene Balisentelegramme in kurzer Folge eine Serie von Balisentelegrammen ausgesendet
werden, wie dies beispielsweise der Überfahrt einer mit mehreren Balisen ausgestatteten
Balisengruppe auch bei hoher Zuggeschwindigkeit entspricht. Auf dieselbe Weise können
vor, zwischen oder nach den einzelnen Balisentelegrammen auch Looptelegramme an die
ETCS Antenne (Fahrzeugantenne) übertragen werden, wobei für die Loop-Telegramme nicht
das Konzept mit dem RF-Glied zur Anwendung kommt.
[0009] Dementsprechend kann es daher in einer vorteilhaften Weiterbildung der vorliegenden
Erfindung vorgesehen sein, dass eine Mehrzahl von Telegrammgeneratorinstanzen vorgesehen
ist, die entsprechend von der Steuereinheit beaufschlagt unabhängig voneinander die
jeweils die vorgesehenen Balisentelegramme erzeugen. Somit bilden die Telegrammgeneratorinstanzen
virtuell eine Anzahl der innerhalb einer realen Balisengruppe angeordneten Balisen
ab.
[0010] Da auch Haltepunkte in einem Gleis oft hinsichtlich der Abstrahlung der Balisentelegramme
mit einem Loopkabel ausgestattet sind, ist es vorteilhaft, wenn der programmierbare
Signalgenerator einen Telegrammgenerator für ein Loop-Modem umfasst, wobei das für
das Loop-Kabel vorgesehene Telegramm steuerbar mit dem Loop-Kabel an die Fahrzeugantenne
abgestrahlt wird.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung sind den übrigen
Unteransprüchen zu entnehmen.
[0012] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden anhand der anhängenden
Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- den schematischen Aufbau eines realen Zugsicherungssystems auf der Fahrzeug- und Gleisseite;
und
- Figur 2
- den schematischen Aufbau eines Systems zum Testen der korrekten Abfolge und Übertragung
von Balisen- und Looptelegrammen, die für eine zur Steuerung eines Fahrzeugs vorgesehene
Onboard-Unit vorgesehen sind.
[0013] Die Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau eines realen Zugsicherungssystems auf einem
Schienenfahrzeug 2, wie z.B. einer Lokomotive oder eines Steuerwagens mit Führerstand,
und der Seite eines Gleises 4. Ein Zug kann dabei aus dem Schienenfahrzeug 2 sowie
weiteren anhängenden Waggons 6 bestehen.
[0014] Im vorliegenden Kontext besonders bedeutsam auf der Fahrzeugseite sind eine Steuerungseinheit
OBU zur Sicherstellung der Zugsicherungsfunktionen (im Fachjargon meist als Onboard-Unit
(OBU) bezeichnet) auf der Lokomotive/Steuerwagen und eine mit dieser Steuerungseinheit
OBU assoziierte Fahrzeugantenne 8, auch ETCS-Antenne genannt. Auf der Gleisseite entsprechend
sind ein Balisenpaar mit zwei ETCS-Balisen 10a und 10b, das Bestandteil einer im Rahmen
von ETCS bis zu acht Balisen umfassenden hier nicht weiter dargestellten Balisengruppe
sein kann, und ein Loop-Kabel 12 (als gestrichelte Linie dargestellt) vorgesehen.
Dabei erhält das Balisenpaar 10a, 10b die von den jeweiligen Balisen 10a, 10b abzustrahlenden
Balisentelegramme 16 von einer Lineside Electronic Unit (LEU) 14. Besteht keine Verbindung
zu einer LEU, wie dies bei einer Fixdatenbalise in der Regel der Fall ist, wird von
der Balise nur ein zuvor entsprechend in die Balise programmiertes Telegramm festen
Inhalts, wie z.B. die für die Odometrie auf dem Fahrzeug bedeutsame Ortsinformation,
übertragen. Von einem Radio Block Center (RBC) erhält die Steuerungseinheit OBU über
ein proprietäres Bahnmobilfunksystem, wie z.B. GSM-R, für die Fahrt des Schienenfahrzeugs
relevante Daten, wie zum Beispiel das Geschwindigkeitsprofil für den vorausbefindlichen
Streckenabschnitt sowie Neigungsprofil, Fahrerlaubnis (Movement Authority) etc. Je
nach Ausstattung der Strecke mit dem ETCS Level werden diese Daten aber eben auch
mittels der Balisentelegramme 16 und dem vom Loop-Kabel 12 abgestrahlten Looptelegramm
18 auf die Steuerungseinheit OBU übertragen.
[0015] Bei der Ausrüstung eines Streckenabschnitts mit einem ETCSkonformen Zugsicherungssystem
müssen daher die Positionen und die von den positionierten Balisenguppen durch deren
Balisen 10a, 10b abgestrahlten Balisentelegramme 16 projektiert und vor bzw. bei der
Inbetriebnahme und/oder der Maintenance hinsichtlich der korrekten Übertragung überprüft
werden. Derartige Überprüfungen können oft nur in den nächtlichen Randstunden durch
entsprechende Zugüberfahrten mit entsprechend ausgerüsteten Messfahrzeugen vorgenommen
werden. Dabei ist leicht nachvollziehbar, dass das begrenzte nächtliche Zeitfenster
und die Nachtstunden per se diese Überprüfungen nicht grundsätzlich vereinfachen.
[0016] Bei der in der zeichnerischen Darstellung der Figur 1 vorgesehenen Fahrt des Schienenfahrzeugs
2 von rechts nach links wird die Aussendung der Balisentelegramme 16 mit einem von
der Fahrzeugantenne 8 abgestrahlten 27 MHz-Telepowering-Signal 19 (hier symbolisch
als dem Fahrzeug «vorauseilende» Abstrahlkeule eingezeichnet) getriggert, indem die
in den Balisen 10a, 10b induzierte Leistung die Abstrahlung der Balisentelegramme
16 auslöst. Die für die Führung des Schienenfahrzeugs 2 relevanten Inhalte des Balisentelegramms
werden nach Empfang mit der Fahrzeugantenne 8 und Auswertung in der Steuereinheit
OBU auf einem Display DMI angezeigt und sind dann für den Triebfahrzeugführer massgeblich.
So kann beispielsweise die Nicht-Einhaltung der berechneten Bremskurve eine Zwangsbremsung
des Schienenfahrzeugs 2 auslösen.
[0017] Die Figur 2 zeigt nun den schematischen Aufbau eines Systems 20 zum Testen der korrekten
Abfolge und Übertragung von Balisentelegrammen 16 und Looptelegrammen 18, die für
die zur Steuerung des Schienenfahrzeugs vorgesehene Onboard-Unit OBU vorgesehen sind,
insbesondere im Rahmen des schienengebundenen Verkehrs, welcher mit dem europäischen
Zugsicherungssystem ETCS L0/L1/L2/L3 betrieben wird. Die für einen bestimmten Streckenabschnitt
vorgesehenen Balisentelegramme 16 und Looptelegrammen 18 können beispielsweise in
einem Rechner 22 eines Projektierers als Serie von Balisentelegrammen 16 und Looptelegrammen
18 bzw. als Serie von diese repräsentierende Telegrammcodes abgespeichert und über
eine entsprechende Datenverbindung, wie. z.B. eine Ethernet-Verbindung, an einen Signalgenerator
24, der im Rahmen eines Industriecomputers realisiert ist, übertragen werden. Dieser
somit programmierbare Signalgenerator 24 bereitet die zur Abstrahlung durch eine Balise
26 bzw. ein Loopmodem 42 vorgesehenen Balisentelegramme 16 und Looptelegrammen 18
so auf, dass die Balisen- und Looptelegramme über einen zwischengeschalteten Switch
28 in einer gewünschten Reihenfolge auf eine Anzahl von hier fünf Telegrammgeneratorinstanzen
30a bis 30e aufgeschaltet werden. Für diese Verbindung kann nun beispielsweise auch
wieder eine Ethernet-Verbindung genutzt werden.
[0018] Die Telegrammgeneratorinstanzen 30a bis 30e generieren als Ausgangssignal nun exakt
das zur Abstrahlung vorgesehene Balisentelegramm 16 und Looptelegramm 18. Mittels
eines von dem Signalgenerator 24 gesteuerten RF-Multiplexers 32 werden die generierten
Balisentelegramm 16 in entsprechend der vorgesehenen Serie gemultiplexter Reihenfolge
an die Balise 26 durchgeschaltet. Dabei erfolgt die Übermittlung der Balisentelegramme
16 nun über die in der ETCS Norm definierte und normierte Schnittstelle «C» (Interface
«C») in der Weise, wie auch im Gleis ein Balisentelegramm 16 an die Balise 10a, 10b
übertragen werden würde. Die Balise 26 repräsentiert daher aufgrund der gemultiplexten
Ausgabe der Balisentelegramme 16 von den Telegrammgeneratorinstanzen 30a bis 30d die
eigentliche in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs 2 vorgesehene Anordnung der einzelnen
Balisen in der entsprechenden Balisengruppe.
[0019] Die Balise 26 strahlt die durchgeschalteten Balisentelegramme 16 an eine erste Antennenschleife
34 ab. Eine zweite Antennenschleife 36 strahlt dann das von der ersten Antennenschleife
34 aufgenommene Balisentelegramm 16 an die Fahrzeugantenne 8 (auch ETCS-Antenne genannt)
ab. Dabei sind neben zwei Schleifen-Abschlusswiderständen 38a, 38b weiter ein zwischen
die erste und die zweite Antennenschleife 34, 36 geschalteter und mittels des Signalgenerators
24 steuerbarer RF-Schalter 40 zur steuerbaren Einschaltung der Übertragung des auf
der ersten Antennenschleife 34 empfangenen Balisentelegramms 16 an die zweite Antennenschleife
36 vorgesehen. Bei einer entsprechend von dem auf dem Signalgenerator 24 ausgeführten
Dienstprogramm vorgesehenen zeitlichen Synchronisation des Switches 28, des Multiplexers
32 und des RF-Schalters 40 kann nun die vorgesehene Serie von Balisentelegrammen an
die Fahrzeugantenne 8 abgestrahlt werden. Auf diese Weise lassen sich durch die entsprechende
Auswahl der Einschaltdauer am RF-Schalter 40 für die Übertragung der Balisentelegramme
16 verschiedene Zuggeschwindigkeiten simulieren. Eine kurze Einschaltdauer entspricht
dabei einer hohen Zuggeschwindigkeit und umgekehrt.
[0020] Bei einer Zuggeschwindigkeit von beispielsweise 360 km/h (100 m/s) würde sich die
Fahrzeugantenne 8 im realen Umfeld nur für eine Dauer von etwa 10 ms im Übertragungsbereich
der zweiten Antennenschleife 36 befinden. Daher schaltet der RF-Schalter 40 das an
der ersten Loopantenne 34 empfangene Balisentelegramm 16 auch nur für etwa 5 ms an
die zweite Antennenschleife 36 durch. Da sich im Gleisbereich die nächste Balise eines
Balisenpaares schon nach wenigen zusätzlichen Metern weiterer Fahrt anschliesst, muss
der Multiplexer 32 nun auch so gesteuert sein, dass das nächste Balisentelegramm bereits
nach wenigen weiteren Millisekunden zur Verfügung steht. Somit lassen sich die Übertragungswege
und -inhalte daher vergleichsweise einfach auch für ganz unterschiedliche Geschwindigkeiten
testen, auch wenn es diese beiden Antennenschleife 34, 36 eigentlich im realen Gleisumfeld
nicht gibt. Die beiden Antennenschleifen 34, 36 bilden aber hier eine Anordnung, welche
für das schaltbare Ein- und Auskoppeln der Telegramme in die zweite Antennenschleife
36 benötigt wird. Diese Anordnung hat jedoch kaum Einfluss auf die gegenüber dem Echtsystem
im Gleis abweichenden Eigenschaften der Balisentelegrammübertragung von der Sendeantenne
der Balise direkt auf die Fahrzeugantenne.
[0021] Die mit der Onboard-Unit OBU verbundene Fahrzeugantenne 8 erfasst nun die von der
zweiten Antennenschleife 36 bzw. dem Loopkabel 12 abgestrahlte Serie von Balisen-
und Looptelegrammen und führt diese einer entsprechend ausgestalteten Analyseeinheit
zu. Diese Analyseeinheit kann beispielsweise auch der Rechner 22 des Projektierers
sein. Die Analyseeinheit vergleicht dann die mit der Fahrzeugantenne 8 empfangene
Serie von
Balisentelegrammen 16 und Looptelegrammen 18 mit der vorgesehenen Serie von Balisen-
und Looptelegrammen und verifiziert die korrekte Übertragung der Serie von Balisentelegrammen
16 und Looptelegrammen 18. Zugleich oder alternativ kann auch geprüft werden, ob die
OBU richtig, d.h. wie es projektiert worden ist, auf die empfangene Serie von Balisentelegrammen
16 und Looptelegrammen 18, beispielsweise durch die Ausgabe der richtigen Daten an
das im Führerstand befindliche Display DMI, reagiert.
[0022] Da in diesem Ausführungsbeispiel eine Mehrzahl von Telegrammgeneratorinstanzen 30a
bis 30e vorgesehen sind, können diese bei entsprechender Steuerung des Switches 32
durch den Signalgenerator 24 unabhängig voneinander die jeweils für sie vorgesehenen
Balisen- und Looptelegramme erzeugen, wodurch die Balisen- und Looptelegramme auch
bei der für eine hohe Geschwindigkeit zu simulierende hohe Taktzahl am Multiplexer
32 entsprechend schnell geschaltet und dann letztendlich mit der zweiten Antennenschleife
36 auf die Fahrzeugantenne 8 abgestrahlt werden können. Weiter steuert der programmierbare
Signalgenerator 24 auch eine Telegrammgeneratorinstanz 30e für das Loop-Kabel 12,
wobei das für das Loop-Kabel 12 vorgesehene Looptelegramm 18 entsprechend steuerbar
und mit einem sogenannten Euroloop-Modem (ELM) 42 mit dem Loop-Kabel 12 an die Fahrzeugantenne
8 übertragen wird.
[0023] Mit dem hier offenbarten System 20 lässt sich eine Projektierung der Balisentelegramme
16 und Looptelegrammen 18 basierend auf der heute bekannten Toollandschaft abbilden.
Mit dem Rechner 22 wird die hier so genannte Serie von Balisen- und Looptelegrammen
in Form von ETCS-Zielsystemdateien mit den entsprechenden ETCS-Telegramminhalten dem
Industriecomputer 24 zur Verfügung gestellt. Das darin installierte Dienstprogramm
verarbeitet die Fahrweginformationen, wie z.B. die Position der Balisen, und stellt
die Balisen- und Looptelegramme den programmierbaren Telegrammgeneratorinstanzen 30a
bis 30e zur Verfügung. Die Fahrzeugantenne 8 empfängt die Balisentelegramme 16 und
Looptelegrammen 18, welche von den Telegrammgeneratorinstanzen 30a bis 30e ausgegeben
werden und mit dem von dem Industriecomputer gesteuerten RF-Schalter 40 zeitlich gesteuert
an eben die Fahrzeugantenne 8 abgestrahlt werden. So sieht die mit der OBU verbundene
Fahrzeugantenne 8 eine «fahrende» Balisen-/Euroloop-Infrastruktur. Dieses System 20
ermöglicht so die Projektierungsdaten und das komplette Verhalten der OBU in Echtzeit,
d.h. im Zeitmassstab 1:1 oder im Zeitraffer/Zeitlupe, zur Simulation variierenden
Fahrzeuggeschwindigkeiten nachzubilden und zu überprüfen.
1. System (20) zum Testen der korrekten Abfolge und Übertragung von Balisen- und/oder
Loop-Telegrammen (16, 18), die für eine zur Steuerung eines Fahrzeugs (2) vorgesehene
Onboard-Unit (OBU) vorgesehen sind, insbesondere im Rahmen des schienengebundenen
Verkehrs nach ETCS, umfassend:
a) eine Steuereinheit (22) mit einem Telegramm-Speicher zur Speicherung der für eine
Zugfahrt entlang eines Streckenabschnitts vorgesehenen Serie von Balisentelegrammen
(16) bzw. zur Speicherung von diese Balisentelegramme (16) repräsentierende Serie
von Telegrammcodes;
b) ein programmierbarer Signalgenerator (24), der die Balisentelegramme (16) zur Abstrahlung
durch eine Balise (26) aufbereitet, wobei der Signalgenerator (24) mindestens eine
Telegrammgeneratorinstanz (30a bis 30e) aufweist, deren Ausgangssignal als Balisentelegramm
(16) multiplexbar an die Balise (26) durchschaltbar ist und zuvor ggfs. den Telegrammcode
in das entsprechende Balisentelegramm (16) umwandelt;
c) eine zur Abstrahlung der durchgeschalteten Balisentelegramme (16) vorgesehene Balise
(26);
d) eine erste Antennenschleife (34) zur Aufnahme des von der Balise (26) abgestrahlten
Balisentelegramms (16);
e) eine zweite Antennenschleife (36) zur Abstrahlung des von der ersten Antennenschleife
(34) aufgenommenen Balisentelegramms (16), wobei zwischen die erste und die zweite
Antennenschleife (34, 36) ein steuerbares RF-Glied (40) zur steuerbaren Einschaltung
der Übertragung des Balisentelegramms (16) an die zweite Antennenschleife (36) geschaltet
ist;
f) eine mit der Onboard-Unit (OBU) assoziierbare Fahrzeugantenne (8) zur Erfassung
der von der zweiten Antennenschleife (36) abgestrahlten Balisentelegramme (16); und
g) eine Analyseeinheit (22), die die mit der Fahrzeugantenne (8) empfangene Serie
von Balisentelegrammen (16) mit der vorgesehenen Serie von Balisentelegrammen (16)
vergleicht.
2. System (20) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Mehrzahl von Telegrammgeneratorinstanzen (30a bis 30e) vorgesehen sind, die entsprechend
von dem Signalgenerator (24) beaufschlagt unabhängig voneinander die jeweils für sie
vorgesehenen Balisentelegramme (16) erzeugen.
3. System (20) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der programmierbare Signalgenerator (24) eine Telegrammgeneratorinstanz (30e) für
ein Loopmodem (42) umfasst, wobei das für das Loop-Kabel (12) vorgesehene Looptelegramm
(18) steuerbar mit dem Loop-Kabel (12) an die Fahrzeugantenne (8) abgestrahlt wird.