Gebiet der Technik
[0001] Die vorliegende Erfindung geht aus von einem Betriebsverfahren für eine eine Anzahl
von Walzgerüsten umfassende Walzstraße zum Walzen eines flachen Walzguts, wobei eine
Steuereinrichtung der Walzstraße
- Istgrößen des flachen Walzguts vor dem Walzen des flachen Walzguts in der Walzstraße
und Zielgrößen des flachen Walzguts nach dem Walzen des flachen Walzguts in der Walzstraße
entgegennimmt, wobei die Zielgrößen zumindest einen gewünschten Profilwert des flachen
Walzguts umfassen, der die Abweichung der Dicke des flachen Walzguts in einem vorbestimmten
Abstand von den Rändern des flachen Walzguts von einer Mittendicke charakterisiert,
die das flache Walzgut in der Mitte zwischen den Rändern aufweist,
- anhand der Zielgrößen einen idealen Konturverlauf des flachen Walzguts über die Walzgutbreite
ermittelt,
- anhand der Istgrößen des flachen Walzguts und des idealen Konturverlaufs unter Verwendung
eines Modells der Walzstraße Sollwerte für Stellgrößen für die Walzgerüste der Walzstraße
ermittelt und
- die ermittelten Sollwerte an die Walzgerüste der Walzstraße übermittelt, so dass das
flache Walzgut in der Walzstraße unter Berücksichtigung der übermittelten Sollwerte
gewalzt wird.
[0002] Die vorliegende Erfindung geht weiterhin aus von einem Computerprogramm, das Maschinencode
umfasst, der von einer Steuereinrichtung für eine Walzstraße zum Walzen eines flachen
Walzguts abarbeitbar ist, wobei die Abarbeitung des Maschinencodes durch die Steuereinrichtung
bewirkt, dass die Steuereinrichtung die Walzstraße gemäß einem derartigen Betriebsverfahren
betreibt.
[0003] Die vorliegende Erfindung geht weiterhin aus von einer Steuereinrichtung für eine
Walzstraße zum Walzen eines flachen Walzguts, wobei die Steuereinrichtung als softwareprogrammierbare
Steuereinrichtung ausgebildet ist und mit einem derartigen Computerprogramm programmiert
ist, so dass sie die Walzstraße gemäß einem derartigen Betriebsverfahren betreibt.
[0004] Die vorliegende Erfindung geht weiterhin aus von einer Walzstraße zum Walzen eines
flachen Walzguts,
- wobei die Walzstraße eine Anzahl von Walzgerüsten aufweist, mittels derer das flache
Walzgut gewalzt wird,
- wobei die Walzstraße eine derartige Steuereinrichtung aufweist.
Stand der Technik
[0005] Ein derartiges Betriebsverfahren ist beispielsweise aus der
WO 2019/086 172 A1 bekannt. Bei diesem Betriebsverfahren können der Steuereinrichtung als Zielgrößen
unter anderem die Kontur und/oder die Kontur definierende diskrete Kenngrößen zugeführt
werden. Die Steuereinrichtung berücksichtigt die Zielgrößen bei der Ermittlung der
Sollwerte.
Zusammenfassung der Erfindung
[0006] Beim Walzen eines flachen Walzguts aus Metall, beispielsweise eines Metallbandes,
variiert in Breitenrichtung des flachen Walzguts gesehen die Dicke des flachen Walzguts.
Die Dicke d des flachen Walzguts ist also eine Funktion des Ortes x in Breitenrichtung
des flachen Walzguts gesehen:

und
b = Breite des Metallbandes.
[0007] Der Dickenverlauf kann durch verschiedene Kenngrößen beschrieben werden. Eine wichtige
Kenngröße, die in aller Regel vorgegeben wird, ist die Mittendicke d0, die das flache
Walzgut in seiner Mitte aufweist, also in einem Bereich, der von beiden Rändern des
flachen Walzguts gleich weit entfernt ist.
[0008] Eine weitere wichtige Kenngröße ist die Kontur, genauer der Konturverlauf. Der Konturverlauf
ergibt sich dadurch, dass man den Dickenverlauf von der Mittendicke subtrahiert:

[0009] Eine weitere wichtige Kenngröße ist der gewünschte Profilwert C. Er ergibt sich durch
den Mittelwert des Konturverlaufs c in einem Abstand xx von den beiden Rändern des
Bandes:

[0010] Der Abstand xx kann prinzipiell beliebige Werte aufweisen, weist in der Regel aber
den Wert 25 mm, den Wert 40 mm oder den Wert 100 mm auf.
[0011] Im Stand der Technik wird beim Warmwalzen meist ein gewünschter Profilwert C40 von
20 µm oder mehr vorgegeben, damit das erzeugte Band einen konvexen Dickenverlauf aufweist,
also einen bauchigen Verlauf, bei dem die Mittendicke d0 größer als die Dicke an den
Rändern des flachen Walzguts ist. Dadurch können die Führungseigenschaften sowohl
beim Warmwalzen als auch beim nachfolgenden Kaltwalzen stabil gehalten werden.
[0012] Wird das flache Walzgut - insbesondere zwischen dem Warmwalzen und dem Kaltwalzen
- einmal oder mehrmals längsgeteilt, stellen sich erhöhte Anforderungen an die Toleranzen
für das flache Walzgut. Für eine Maximierung der Ausbringung werden daher zunehmend
sogenannte Kastenprofile gefordert, das heißt, dass das flache Walzgut über die Walzgutbreite
gesehen eine möglichst konstante Dicke aufweist, der Konturverlauf also sehr kleine
Werte annimmt. Gleichzeitig wird aber gefordert, dass der Konturverlauf nicht konkav
wird, da sich hierdurch negative Auswirkungen auf die Stabilität des Produktionsprozesses
ergeben. Im Extremfall kann der Walzprozess so instabil werden, dass Materialverlust,
Anlagenschäden und Anlagenstillstand die Folge sind.
[0013] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Möglichkeiten zu schaffen,
mittels derer Kastenprofile so gut wie möglich erzeugt werden können, wobei gleichzeitig
die Stabilität des Produktionsprozesses gewährleistet sein soll.
[0014] Die Aufgabe wird durch ein Betriebsverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Betriebsverfahrens sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche 2 bis 12.
[0015] Erfindungsgemäß wird ein Betriebsverfahren der eingangs genannten Art dadurch ausgestaltet,
dass die Steuereinrichtung die Sollwerte für die Stellgrößen mittels des Modells derart
ermittelt, dass ein für das flache Walzgut nach dem Walzen des flachen Walzguts in
der Walzstraße erwarteter Konturverlauf ausschließlich oder zumindest vorrangig in
einem über die Walzgutbreite gesehen anfänglichen mittleren Bereich, der sich zu den
Rändern des flachen Walzgutes hin bis zu anfänglichen Bereichsgrenzen erstreckt, die
von den Rändern des flachen Walzguts einen größeren als den vorbestimmten Abstand
aufweisen, dem idealen Konturverlauf so weit wie möglich angenähert wird.
[0016] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass der Konturverlauf sich durch die Stellglieder
in aller Regel in der Mitte des flachen Walzguts sehr gut beeinflussen lässt, zu den
Rändern des flachen Walzguts hin jedoch immer schlechter. Insbesondere ist in der
unmittelbaren Nähe der Ränder des flachen Walzguts ein Dickenabfall unvermeidbar.
Es ist daher möglich, das flache Walzgut in Breitenrichtung des flachen Walzguts gesehen
gedanklich in den anfänglichen mittleren Bereich und zwei anfängliche Außenbereiche
aufzuteilen. Der anfängliche mittlere Bereich erstreckt sich von -b1/2 bis b1/2, wobei
b1 kleiner als b ist. Im anfänglichen mittleren Bereich kann der Konturverlauf gut
beeinflusst werden. Die anfänglichen Außenbereiche erstrecken sich von -b/2 bis -b1/2
und von b1/2 bis b/2. In den anfänglichen Außenbereichen kann der Konturverlauf nur
schlecht beeinflusst werden, muss also mehr oder minder so hingenommen werden, wie
er sich ergibt.
[0017] Wird nun ein sehr kleiner gewünschter Profilwert vorgegeben - beispielsweise ein
C40-Wert von nur 10 µm -, so können bei einer Vorgehensweise gemäß dem Stand der Technik
die Sollwerte zwar derart bestimmt werden, dass der genannte C40-Wert erreicht wird.
Das Erreichen eines derart geringen C40-Wertes kann jedoch zur Folge haben, dass der
Konturverlauf lokal konkav wird (das heißt, dass das flache Walzgut in Bereichen,
die von den Rändern des flachen Walzguts 40 mm (oder etwas mehr) entfernt sind, dicker
ist zur Mitte des flachen Walzguts hin, unter Umständen sogar dicker als in der Mitte
des flachen Walzguts). Das flache Walzgut bildet an seinen Rändern also sozusagen
"Höcker" aus. Das Erzwingen eines derart geringen C40-Wertes kann hierbei zur Folge
haben, dass die beiden Höcker eine durchaus nennenswerte Höhe aufweisen. Unter Umständen
kann es geschehen, dass der Maximalwert der Dicke des flachen Walzguts nicht mehr
in einem gewünschten Toleranzbereich um die Mittendicke herum gehalten werden kann,
so dass Ausschuss produziert wird. Im Extremfall kann der Konturverlauf sogar global
konkav werden, das heißt, dass von der Mitte des flachen Walzguts zu den Rändern des
flachen Walzguts hin die Dicke des flachen Walzguts über die gesamte Walzgutbreite
zunimmt. Dadurch kann der Walzprozess leicht instabil werden.
[0018] Durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise können diese Probleme hingegen gelöst oder
zumindest deutlich reduziert werden. Denn durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise
kann zum einen ein idealer Konturverlauf angesetzt werden, dessen Einhaltung zum anderen
aber nur im anfänglichen mittleren Bereich sichergestellt wird. Der Kantenabfall zu
den Rändern des flachen Walzguts wird als unvermeidbar hingenommen und bleibt - im
Gegensatz zum Stand der Technik - bei der Ermittlung der Sollwerte unberücksichtigt
oder wird zumindest nur nachrangig berücksichtigt, also nur insoweit, als es ohne
Beeinträchtigung der Annäherung des erwarteten Konturverlaufs an den idealen Konturverlauf
in dem anfänglichen mittleren Bereich möglich ist.
[0019] Ein wichtiges Element der vorliegenden Erfindung ist die geeignete Bestimmung der
anfänglichen Bereichsgrenzen bzw. - hiermit äquivalent - der Abstände der anfänglichen
Bereichsgrenzen von den Rändern des flachen Walzguts, im Ergebnis also die Bestimmung
des Wertes b1 bzw. des Wertes a1=(b-b1)/2.
[0020] Im einfachsten Fall nimmt die Steuereinrichtung die anfänglichen Bereichsgrenzen
oder den Abstand der anfänglichen Bereichsgrenzen von den Rändern des flachen Walzguts
entgegen. Die Vorgabe kann beispielsweise durch eine Bedienperson erfolgen. Beispielsweise
kann ein Fachmann aus seiner Erfahrung heraus wissen, auf welchen Wert er die anfänglichen
Bereichsgrenzen oder den Abstand der anfänglichen Bereichsgrenzen von den Rändern
des flachen Walzguts für ein bestimmtes flaches Walzgut exakt oder zumindest in etwa
setzen muss.
[0021] Alternativ ist es möglich, dass die Steuereinrichtung die anfänglichen Bereichsgrenzen
oder den Abstand der anfänglichen Bereichsgrenzen von den Rändern des flachen Walzguts
unter Verwertung der Istgrößen des flachen Walzguts vor dem Walzen des flachen Walzguts
in der Walzstraße und/oder des vorbestimmten Abstands ermittelt. Beispielsweise können
in der Steuereinrichtung Tabellen oder Kennlinienfelder hinterlegt sein, so dass die
Steuereinrichtung in der Lage ist, für ein bestimmtes flaches Walzgut den geeigneten
Wert zu ermitteln. Die Eingangsgrößen können beispielsweise die chemische Zusammensetzung
des flachen Walzguts, dessen Breite, dessen Mittendicke vor und/oder nach dem Walzen,
dessen Temperatur usw. sein. Diese Vorgehensweise weist den Vorteil auf, dass die
Bedienperson von der manchmal schwierigen Bestimmung der entsprechenden Werte entlastet
wird.
[0022] Besonders gut ist es, wenn die Steuereinrichtung prüft, ob die erwartete Kontur konvex
ist oder nicht, im Falle einer konvexen Kontur den anfänglichen mittleren Bereich
vergrößert oder die Abstände der anfänglichen Bereichsgrenzen von den Rändern des
flachen Walzguts verkleinert und umgekehrt im Falle einer nicht konvexen Kontur den
anfänglichen mittleren Bereich verkleinert oder die Abstände der Bereichsg anfänglichen
renzen von den Rändern des flachen Walzguts vergrößert. Durch diese Vorgehensweise
kann der anfängliche mittlere Bereich so groß wie gerade noch zulässig bestimmt werden.
[0023] Die Steuereinrichtung arbeitet im letztgenannten Fall in einer mehrmals ausgeführten
Schleife. Innerhalb eines einzelnen Durchlaufs der Schleife verwertet die Steuereinrichtung
die momentan gültigen anfänglichen Bereichsgrenzen und ermittelt für diese anfänglichen
Bereichsgrenzen die zugehörigen Sollwerte und den zugehörigen erwarteten Konturverlauf.
Anhand der Prüfung vergrößert oder verkleinert sie dann den anfänglichen mittleren
Bereich und führt sodann die Schleife nochmals aus.
[0024] Die Schleife darf natürlich keine Endlosschleife sein. Das Wiederholen der Schleife
muss daher bei Erreichen eines Abbruchkriteriums beendet werden. Die dann erreichten
Werte für die anfänglichen Bereichsgrenzen, die zugehörigen Sollwerte und der zugehörige
erwartete Konturverlauf sind dann die endgültigen Werte. Das genaue Abbruchkriterium
ist jedoch von untergeordneter Bedeutung. Es kann beispielsweise darin bestehen, dass
im Falle einer konvexen Kontur die anfänglichen Bereichsgrenzen nach und nach vergrößert
werden, beim erstmaligen Auftreten einer konkaven Kontur jedoch die Schleife verlassen
wird. In diesem Fall werden als endgültige Werte die Werte für die anfänglichen Bereichsgrenzen
verwendet, bei denen letztmals ein konvexer Konturverlauf ermittelt wurde. In umgekehrter
Weise können im Falle einer konkaven Kontur die anfänglichen Bereichsgrenzen nach
und nach verkleinert werden und kann beim erstmaligen Auftreten einer konvexen Kontur
die Schleife verlassen werden. In diesem Fall werden als endgültige Werte die Werte
für die anfänglichen Bereichsgrenzen verwendet, bei denen erstmals ein konvexer Konturverlauf
ermittelt wurde. Es sind aber auch andere Vorgehensweisen möglich. Auch kann das Abbruchkriterium
darin bestehen, dass eine vorbestimmte Anzahl von Durchläufen der Schleife ausgeführt
ist oder dass - bezogen auf das Vergrößern und Verkleinern der anfänglichen Bereichsgrenzen
- eine vorbestimmte Anzahl an Richtungswechseln erreicht ist. Auch kann beispielsweise
bei jedem Richtungswechsel die Schrittweite verkleinert werden und das Abbruchkriterium
durch das Erreichen oder Unterschreiten einer vorbestimmten minimalen Schrittweite
definiert sein.
[0025] Vorzugsweise ermittelt die Steuereinrichtung den idealen Konturverlauf dadurch, dass
sie die Koeffizienten eines den idealen Konturverlauf beschreibenden Polynoms derart
bestimmt, dass der ideale Konturverlauf so gut wie möglich mit den Zielgrößen übereinstimmt.
Dadurch ergibt sich eine einfache und zuverlässige Bestimmung des idealen Konturverlaufs.
Diese Vorgehensweise ist insbesondere dann von Vorteil, wenn der gewünschte Profilwert
der Steuereinrichtung als solcher direkt vorgegeben wird. Die Übereinstimmung kann
insbesondere durch Minimieren der mittleren quadratischen Abweichung des idealen Konturverlaufs
von den Zielgrößen ermittelt werden. Je nach Anzahl an vorgegebenen Zielgrößen kann
hierbei eine Identität vorliegen, dass also die Zielgrößen exakt erreicht werden.
[0026] Das Polynom ist in aller Regel ein Polynom, das nur gerade Potenzen des Ortes x in
Breitenrichtung enthält. Es kann insbesondere ein Monom sein, also nur eine einzige
Potenz des Ortes x in Breitenrichtung enthalten. Insbesondere kann der ideale Konturverlauf
durch eine Parabel 2. oder 4. Ordnung definiert sein.
[0027] In einer bevorzugten Ausgestaltung des Betriebsverfahrens ist vorgesehen, dass die
Steuereinrichtung
- nach dem Walzen des flachen Walzguts in der Walzstraße für einen tatsächlichen Konturverlauf
des flachen Walzguts charakteristische Messgrößen entgegennimmt,
- eine sich zumindest über einen finalen mittleren Bereich erstreckende Konturfunktion
derart ermittelt, dass die Konturfunktion dem tatsächlichen Konturverlauf in dem finalen
mittleren Bereich so weit wie möglich angenähert ist, und
- anhand der Konturfunktion rechnerisch einen modellierten Profilwert des flachen Walzguts
ermittelt und den modellierten Profilwert im Rahmen einer Modelladaption, mittels
derer die Steuereinrichtung das Modell der Walzstraße anpasst, als tatsächlichen Profilwert
verwertet, der die Abweichung der Dicke in dem vorbestimmten Abstand von den Rändern
des flachen Walzguts von der Mittendicke des flachen Walzguts charakterisiert.
[0028] Insbesondere ist es möglich, dass die Steuereinrichtung zum Ermitteln der Konturfunktion
Koeffizienten der Konturfunktion ermittelt und sodann den modellierten Profilwert
anhand der Koeffizienten der Konturfunktion ermittelt.
[0029] Die Erfassung geeigneter Messgrößen als solche ist bekannt. Sie wird beispielsweise
in mehrgerüstigen Walzstraßen zur Steuerung und Regelung des Profils verwendet. Das
Ermitteln des zugehörigen tatsächlichen Konturverlaufs (beispielsweise durch Fitten)
ist ebenfalls allgemein bekannt. Auch das Adaptieren des Modells ist als solches allgemein
bekannt. Durch die Verwertung des modellierten Profilwertes kann aber erreicht werden,
dass einerseits ebenso wie im Stand der Technik weiterhin ein Nachführen und Adaptieren
des Modells erfolgen kann, andererseits aber dennoch das Modell nur in einer Art und
Weise adaptiert wird, dass keine konkaven Konturverläufe bewirkt werden. Es kann also
verhindert werden, dass über die Adaption das Modell sofort oder nach und nach derart
modifiziert wird, dass trotz der Ermittlung der Sollwerte aufgrund der Annäherung
des erwarteten Konturverlaufs an den idealen Konturverlauf ausschließlich oder zumindest
vorrangig im anfänglichen mittleren Bereich dennoch ein flaches Walzgut mit einem
konkaven Konturverlauf produziert wird.
[0030] Für die konkrete Ermittlung des modellierten Profilwertes kann die Steuereinrichtung
beispielsweise die ermittelte Konturfunktion in dem vorbestimmten Abstand von den
Rändern des flachen Walzguts auswerten. Der so ermittelte Wert kann sich von dem Profilwert
unterscheiden, wie er sich durch den tatsächlichen Konturverlauf als solchen ergibt.
Alternativ kann die Steuereinrichtung beispielsweise für den tatsächlichen Konturverlauf
einen tatsächlichen Profilwert in einem Abstand von den Rändern des flachen Walzguts
verwerten, der größer als der vorbestimmte Abstand ist. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung
einen C100-Wert ermitteln und im Rahmen der Modelladaption als C40-Wert verwerten.
[0031] Die zuletzt erläuterte Vorgehensweise betrifft die Verwertung der Messgrößen im Rahmen
einer Adaption des Modells von flachem Walzgut zu flachem Walzgut. Es ist aber auch
möglich, die Messwerte direkt in eine Regelschleife einzubinden. Diese Vorgehensweise
kann insbesondere beim Walzen eines als Band ausgebildeten flachen Walzguts sinnvoll
sein. Die Einbindung in eine Regelschleife kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass
die Steuereinrichtung
- während des Walzens des flachen Walzguts in der Walzstraße für einen tatsächlichen
Konturverlauf des flachen Walzguts charakteristische Messgrößen entgegennimmt,
- eine sich zumindest über einen finalen mittleren Bereich erstreckende Konturfunktion
derart ermittelt, dass die Konturfunktion dem tatsächlichen Konturverlauf in dem finalen
mittleren Bereich so weit wie möglich angenähert ist, und
- anhand der Abweichung der Konturfunktion von dem idealen Konturverlauf die Sollwerte
für die Stellgrößen nachführt.
[0032] Dadurch wird innerhalb ein und desselben flachen Walzguts der tatsächliche Konturverlauf
optimiert.
[0033] Unabhängig davon, ob die Verwertung der Messgrößen im Rahmen einer Adaption des Modells
von Walzgut zu Walzgut oder im Rahmen der Einbindung in eine Regelschleife erfolgt,
kann die Steuereinrichtung prüfen, ob die Konturfunktion in dem finalen mittleren
Bereich konvex ist oder nicht. Im Falle einer konvexen Konturfunktion kann die Steuereinrichtung
den finalen mittleren Bereich vergrößern und umgekehrt im Falle einer nicht konvexen
Konturfunktion den finalen mittleren Bereich verkleinern. Durch diese Vorgehensweise
kann der finale mittlere Bereich maximiert werden. Zur Erreichung einer Stabilität
bei dieser Vorgehensweise kann beispielsweise eine Hysterese vorgesehen sein und/oder
eine Vorgehensweise implementiert werden, die ähnlich zu der Vorgehensweise ist, die
obenstehend in Verbindung mit der Bestimmung des anfänglichen mittleren Bereichs anhand
des erwarteten Konturverlaufs erläutert wurde.
[0034] Vorzugsweise steuert die Steuereinrichtung eine Kühleinrichtung, mittels derer die
Arbeitswalzen mindestens eines der Walzgerüste als Funktion des Ortes über die Walzgutbreite
gesehen gekühlt werden, derart an, dass der für das flache Walzgut nach dem Walzen
des flachen Walzguts in der Walzstraße erwartete Konturverlauf von den anfänglichen
Bereichsgrenzen zu den Rändern des flachen Walzguts hin so weit wie möglich an den
idealen Konturverlauf angenähert wird. Dadurch kann die Breite des flachen Walzguts,
innerhalb derer das flache Walzgut innerhalb der zulässigen Toleranzen produziert
werden kann, maximiert werden. Diese Ermittlung erfolgt aber nur nachrangig.
[0035] Die Aufgabe wird weiterhin durch ein Computerprogramm mit den Merkmalen des Anspruchs
13 gelöst. Erfindungsgemäß bewirkt die Abarbeitung des Computerprogramms, dass die
Steuereinrichtung die Walzstraße gemäß einem erfindungsgemäßen Betriebsverfahren betreibt.
[0036] Die Aufgabe wird weiterhin durch eine Steuereinrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
14 gelöst. Erfindungsgemäß ist eine Steuereinrichtung der eingangs genannten Art mit
einem erfindungsgemäßen Computerprogramm programmiert, so dass die Steuereinrichtung
die Walzstraße gemäß einem erfindungsgemäßen Betriebsverfahren betreibt.
[0037] Die Aufgabe wird weiterhin durch eine Walzstraße mit den Merkmalen des Anspruchs
15 gelöst. Erfindungsgemäß ist bei einer Walzstraße der eingangs genannten Art die
Steuereinrichtung als erfindungsgemäße Steuereinrichtung ausgebildet.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0038] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die in Verbindung
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Hierbei zeigen in schematischer Darstellung:
- FIG 1
- eine Walzstraße mit mehreren Walzgerüsten,
- FIG 2
- ein flaches Walzgut im Querschnitt,
- FIG 3
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 4
- einen idealen Konturverlauf,
- FIG 5
- Arbeitswalzen eines Walzgerüsts und Stellglieder,
- FIG 6
- verschiedene Konturverläufe,
- FIG 7
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 8
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 9
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 10
- verschiedene Konturverläufe,
- FIG 11
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 12
- ein Ablaufdiagramm,
- FIG 13
- ein Ablaufdiagramm und
- FIG 14
- ein Ablaufdiagramm.
Beschreibung der Ausführungsformen
[0039] Gemäß FIG 1 weist eine Walzstraße eine Anzahl von Walzgerüsten 1 auf. Dargestellt
sind in FIG 1 insgesamt vier Walzgerüste 1. Die Walzstraße könnte aber auch weniger
als vier Walzgerüste 1 aufweisen, beispielsweise nur zwei oder drei Walzgerüste 1.
Minimal ist ein einziges Walzgerüst 1 vorhanden. Ebenso könnte die Walzstraße aber
auch mehr als vier Walzgerüste 1 aufweisen, beispielsweise fünf, sechs oder sieben
Walzgerüste 1.
[0040] In der Walzstraße wird mittels der Walzgerüste 1 ein flaches Walzgut 2 gewalzt. Das
Walzgut 2 besteht aus Metall, meistens aus Stahl, in manchen Fällen auch aus Aluminium,
in seltenen Fällen aus einem anderen Metall, beispielsweise Kupfer. Das Walzgut 2
ist in der Regel ein Band. Im Einzelfall kann es sich aber auch um ein Grobblech handeln.
[0041] Flache Walzgüter - das gilt auch für das flache Walzgut 2 - werden in der Regel durch
eine Mehrzahl an geometrischen Größen charakterisiert. Diese Größen werden, soweit
sie im Rahmen der vorliegenden Erfindung relevant sind, nachfolgend in Verbindung
mit FIG 2 näher erläutert.
[0042] Eine wesentliche geometrische Größe ist die Breite b des flachen Walzguts 2. Die
Breite b liegt in der Regel bei mindestens 600 mm, kann aber auch erheblich größere
Werte aufweisen. In manchen Fällen sind Werte bis 2000 mm und sogar darüber hinaus
möglich. Bezüglich einer Koordinate x, die in Breitenrichtung des flachen Walzguts
2 gerichtet ist, erstreckt sich das flache Walzgut 2 also von -b/2 bis +b/2. Genau
genommen variiert die Breite b von Walzstich zu Walzstich. Meist nimmt die Breite
b von Walzstich zu Walzstich zu. Die Änderung der Breite b ist jedoch sehr gering
und kann im Rahmen der vorliegenden Erfindung vernachlässigt werden. Eine weitere
wesentliche geometrische Größe ist die Mittendicke d0, das heißt die Dicke d, die
das flache Walzgut 2 bei der Koordinate x = 0 aufweist.
[0043] In vielen Fällen wird das flache Walzgut 2 weiterhin auch durch zusätzliche geometrische
Größen charakterisiert. Bei diesen Größen kann es sich um einen Dickenverlauf handeln,
also die Dicke d als Funktion des Ortes x in Breitenrichtung. Alternativ kann es sich
um aus dem Dickenverlauf abgeleitete Größen handeln, insbesondere die Kontur c oder
einen gewünschten Profilwert C. Die Kontur c ist in aller Regel definiert als die
Differenz der Dicke d als Funktion des Ortes x in Breitenrichtung und der Mittendicke
d0:

[0044] Der gewünschte Profilwert C ergibt sich aus der Kontur c. Im Gegensatz zur Kontur
c, die eine Funktion über die Breite b des flachen Walzguts 2 ist, ist der gewünschte
Profilwert C ein skalarer Wert. Er ergibt sich aus dem Mittelwert der Kontur c in
einem vorbestimmten Abstand a von den Rändern des flachen Walzguts 2:

[0045] Der Abstand a weist einen im Vergleich zur Breite b kleinen Wert auf. Typisch ist
ein Abstand a von beispielsweise 25 mm, 40 mm, 50 mm, 75 mm oder 100 mm. Entsprechend
wird der gewünschte Profilwert C meist durch den Abstand a ergänzt, so dass man von
einem C25-Wert, einem C40-Wert, einem C50-Wert, einem C75-Wert oder einem C100-Wert
spricht.
[0046] Die Walzstraße wird gemäß FIG 1 von einer Steuereinrichtung 3 gesteuert. Die Steuereinrichtung
3 ist in der Regel als softwareprogrammierbare Steuereinrichtung ausgebildet. In diesem
Fall ist die Steuereinrichtung 3 mit einem Computerprogramm 4 programmiert. Das Computerprogramm
4 umfasst Maschinencode 5, der von der Steuereinrichtung 3 abarbeitbar ist. Die Abarbeitung
des Maschinencodes 5 durch die Steuereinrichtung 3 bewirkt, dass die Steuereinrichtung
3 die Walzstraße gemäß einem Betriebsverfahren betreibt, das nachstehend - zunächst
in Verbindung mit FIG 3 - näher erläutert wird.
[0047] Gemäß FIG 3 nimmt die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S1 zunächst Istgrößen
I des flachen Walzguts 2 entgegen. Die Istgrößen I beschreiben tatsächliche Eigenschaften
des flachen Walzguts 2, die das flache Walzgut 2 vor dem Walzen in der Walzstraße
aufweist. Die Istgrößen I können beispielsweise die Breite b, die Mittendicke d0,
die Temperatur, die chemische Zusammensetzung und andere Istgrößen des flachen Walzguts
2 sein. Die Istgrößen I können gemessene Werte sein. Alternativ kann es sich um rechnerisch
ermittelte Werte handeln, die aufgrund von Bearbeitungsschritten ermittelt werden,
denen das flache Walzgut 2 vor dem Walzen in der Walzstraße unterzogen wird. Auch
Mischformen sind möglich, dass also ein Teil der Istgrößen I gemessen wird und ein
anderer Teil der Istgrößen I rechnerisch ermittelt wird.
[0048] Weiterhin nimmt die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S2 Zielgrößen Z des flachen
Walzguts 2 entgegen. Die Zielgrößen Z beschreiben Eigenschaften des flachen Walzguts
2, die das flache Walzgut 2 nach dem Walzen in der Walzstraße aufweisen soll.
[0049] Soweit es die vorliegende Erfindung betrifft, umfassen die Zielgrößen Z direkt oder
indirekt zumindest den gewünschten Profilwert C. Der gewünschte Profilwert C ist auf
den Abstand a referenziert. Es wird also beispielsweise als gewünschter Profilwert
C ein C25-Wert oder ein C40-Wert vorgegeben. In der Regel umfassen die Zielgrößen
Z weitere Größen, beispielsweise die Mittendicke d0 und die Temperatur. Im Rahmen
der vorliegenden Erfindung kommt es jedoch nur auf den gewünschten Profilwert C (einschließlich
des zugehörigen Abstands a) an.
[0050] Es ist möglich, dass als Zielgröße Z der gewünschte Profilwert C als solcher direkt
vorgegeben wird. Alternativ ist es möglich, dass der gewünschte Profilwert C indirekt
vorgegeben wird. Beispielsweise kann als Zielgröße Z die Kontur c vorgegeben werden,
so dass der gewünschte Profilwert C sich durch den Wert der Kontur c in dem vorbestimmten
Abstand a von den Rändern des flachen Walzguts 2 ergibt. Auch ist es möglich, dass
die Dicke d über die Walzgutbreite b vorgegeben wird, so dass die Steuereinrichtung
3 aus dem Verlauf der Dicke d die Kontur c ermittelt und aus der Kontur c den gewünschten
Profilwert C ermittelt.
[0051] In einem Schritt S3 ermittelt die Steuereinrichtung 3 einen idealen Konturverlauf
ci des flachen Walzguts 2. Der ideale Konturverlauf ci ist eine Funktion des Ortes
x. Die Steuereinrichtung 3 ermittelt den idealen Konturverlauf ci also über die Breite
b des flachen Walzguts 2. Die Ermittlung erfolgt anhand der Zielgrößen Z, und zwar
derart, dass eine auf die Abweichung des Konturverlaufs ci von den Zielgrößen Z bezogene
Norm minimiert wird. Im Rahmen des Schrittes S3 werden selbstverständlich nur die
relevanten Zielgrößen Z berücksichtigt. Wenn - rein beispielhaft - die Zielgrößen
die Temperatur, die Mittendicke d0 und den gewünschten Profilwert C umfassen, muss
für die Ermittlung des idealen Konturverlaufs ci nur der gewünschte Profilwert C berücksichtigt
werden. Die Vorgehensweise des Schrittes S3 ist Fachleuten allgemein bekannt und geläufig.
[0052] Beispielsweise kann die Steuereinrichtung 3 den idealen Konturverlauf ci dadurch
ermitteln, dass sie die Koeffizienten eines Polynoms, das den idealen Konturverlauf
ci beschreibt, bestimmt. Die Bestimmung erfolgt in diesem Fall derart, dass der ideale
Konturverlauf ci - wie er durch die Koeffizienten definiert ist - so gut wie möglich
mit den Zielgrößen Z übereinstimmt.
[0053] Sofern es nur auf den gewünschten Profilwert C ankommt, ist das Polynom in der Regel
ein Monom. Es wird also durch einen einzigen Koeffizienten für eine einzige Potenz
vollständig beschrieben. In diesem Fall wird der ideale Konturverlauf ci durch eine
Parabel 2., 4., 6. usw. Grades beschrieben, wobei der Grad der Steuereinrichtung 3
vorgegeben ist und von der Steuereinrichtung 3 nur der Koeffizient bestimmt wird.
Sofern es zusätzlich zu dem gewünschten Profilwert C auch auf weitere Werte ankommt,
beispielsweise auf Werte, die ähnlich dem gewünschten Profilwert C definiert sind,
aber auf größere Abstände als der Abstand a für den gewünschten Profilwert C bezogen
sind, kann das Polynom alternativ ein Monom oder ein "echtes" Polynom sein, also ein
Polynom, bei dem mehr als nur ein einziger Koeffizient von 0 verschieden sein kann.
Auch in diesem Fall sind die möglichen Grade der Steuereinrichtung 3 jedoch vorgegeben.
Nur die Koeffizienten werden von der Steuereinrichtung 3 bestimmt.
[0054] FIG 4 zeigt - rein beispielhaft - den Fall, dass als relevante Zielgröße Z ausschließlich
der gewünschte Profilwert C in einem Abstand a von 40 mm von den Rändern des flachen
Walzguts 2 verwertet wird und weiterhin der ideale Konturverlauf ci eine Parabel 4.
Grades ist.
[0055] In einem Schritt S4 ermittelt die Steuereinrichtung 3 anhand der Istgrößen I des
flachen Walzguts 2 und des idealen Konturverlaufs ci Sollwerte COM für Stellgrößen
für die Walzgerüste 1. Die Ermittlung erfolgt unter Verwendung eines Modells 6 der
Walzstraße (siehe FIG 1).
[0056] Das Modell der Walzstraße basiert auf mathematisch-physikalischen Gleichungen. Geeignete
Modelle sind Fachleuten allgemein bekannt. Sie werden insbesondere für die Voreinstellung
der Walzstraße (setup Berechnung) verwendet. Rein beispielhaft kann für ein derartiges
Modell auf die
DE 102 11 623 A1 verwiesen werden.
[0057] Im Rahmen der Modellierung ist es möglich, die Vorgehensweise von FIG 3 für jeden
einzelnen Walzstich auszuführen. Es können aber auch mehrere Walzstiche gleichzeitig
betrachtet werden. Dies ist Fachleuten allgemein bekannt.
[0058] Die Stellgrößen wirken auf entsprechende Stellglieder 7 bis 9 der Walzgerüste 1.
Die Stellglieder 7 bis 9 können beispielsweise entsprechend der Darstellung in FIG
5 eine Biegeeinrichtung 7 umfassen, mittels derer bei einem bestimmten der Walzgerüste
1 die Walzenbiegung von dessen Arbeitswalzen 10 eingestellt werden kann. Alternativ
oder zusätzlich können die Stellglieder 7 bis 9 beispielsweise eine Schiebeeinrichtung
8 umfassen, mittels derer bei demselben oder einem anderen der Walzgerüste 1 eine
gegenläufige Verschiebung der Arbeitswalzen 10 (und/oder von gegebenenfalls vorhandenen
Zwischenwalzen) eingestellt werden kann. Alternativ oder zusätzlich können die Stellglieder
7 bis 9 beispielsweise eine Kühleinrichtung 9 umfassen, mittels derer die Arbeitswalzen
10 eines der Walzgerüste 1 als Funktion des Ortes x gesehen gekühlt werden kann. Die
Kühlung kann also in Breitenrichtung x gesehen ortsaufgelöst eingestellt werden. Die
Stellglieder 7 bis 9 können somit Stellglieder 7, 8 umfassen, bei denen die zugehörige
Stellgröße die Kontur c des flachen Walzguts 2 global über die gesamte Breite b des
flachen Walzguts 2 beeinflusst. Ebenso können die Stellglieder 7 bis 9 aber auch Stellglieder
9 umfassen, bei denen einzelne Stellgrößen die Kontur c des flachen Walzguts 2 nur
lokal beeinflussen.
[0059] Die ermittelten Sollwerte COM übermittelt die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt
S5 an die Walzgerüste 1 der Walzstraße (genauer: an die Echtzeitregelungen der Walzgerüste
1, also an das sogenannte L1-System). Dadurch wird bewirkt, dass das flache Walzgut
2 in der Walzstraße unter Berücksichtigung der übermittelten Sollwerte COM gewalzt
wird.
[0060] Die Art und Weise, auf welche die übermittelten Sollwerte COM in den Walzvorgang
eingehen, kann von Sollwert COM zu Sollwert COM verschieden sein. Es ist möglich,
dass ein bestimmter Sollwert COM direkt und unmittelbar als entsprechender Sollwert
der jeweiligen Echtzeitregelung verwendet wird. Alternativ ist es möglich, dass ein
bestimmter Sollwert COM lediglich ein Basissollwert ist, der während des Walzvorgangs
durch einen Zusatzsollwert oder mehrere Zusatzsollwerte dynamisch modifiziert wird,
beispielsweise um eine dynamische Auffederung des entsprechenden Walzgerüsts 1 oder
Zugschwankungen im flachen Walzgut 2 zu kompensieren. Auch im Falle einer dynamischen
Modifizierung wird aber stets der jeweilige Sollwert COM als solcher mit berücksichtigt.
[0061] Mit jeder Festlegung der Sollwerte COM korrespondiert ein jeweiliger tatsächlicher
Konturverlauf ct, denen das flache Walzgut 2 nach dem Walzen in der Walzstraße aufweist.
Zur Ermittlung der Sollwerte COM wird mittels des Modells 6 für einen jeweiligen Satz
von Sollwerten COM der jeweilige Konturverlauf ce ermittelt, der für diese Sollwerte
COM erwartet wird.
[0062] Im Stand der Technik erfolgt die Ermittlung der Sollwerte COM derart, dass der erwartete
Konturverlauf ce dem idealen Konturverlauf ci über die gesamte Bandbreite b (oder
zumindest im Bereich von -b/2+a bis b/2-a) so weit wie möglich angenähert wird. Die
Sollwerte COM werden also - selbstverständlich unter Berücksichtigung eines Abbruchkriteriums
- variiert, bis Sollwerte COM ermittelt werden, mittels derer der erwartete Konturverlauf
ce dem idealen Konturverlauf ci über die gesamte Bandbreite b (oder zumindest im Bereich
von -b/2+a bis b/2-a) so weit wie möglich angenähert ist. Beispielsweise kann der
sogenannte rms (root mean square) der Differenz zwischen dem erwarteten Konturverlauf
ce und dem idealen Konturverlauf ci minimiert werden. FIG 6 zeigt zusätzlich zu dem
idealen Konturverlauf ci in gestrichelten Linien und mit einem in Klammern gesetzten
Bezugszeichen "ce" einen entsprechenden erwarteten Konturverlauf bei einer Ermittlung
der Sollwerte COM gemäß der Vorgehensweise des Standes der Technik.
[0063] Bei der vorliegenden Erfindung hingegen erfolgt zwar eine ähnliche Vorgehensweise.
Die Ermittlung der Sollwerte COM erfolgt also - ebenso wie im Stand der Technik -
derart, dass der erwartete Konturverlauf ce dem idealen Konturverlauf ci so weit wie
möglich angenähert wird. Im Gegensatz zum Stand der Technik wird im Rahmen der vorliegenden
Erfindung jedoch für die Optimierung der Sollwerte COM - beispielsweise die Minimierung
des rms der Abweichung des erwarteten Konturverlaufs ce von dem idealen Konturverlauf
ci - über die Bandbreite b gesehen ausschließlich ein anfänglicher mittlerer Bereich
11 des flachen Walzguts 2 betrachtet. Es wird also ausschließlich ein Bereich betrachtet,
der sich zu den Rändern des flachen Walzguts 2 hin nur bis zu anfänglichen Bereichsgrenzen
12 erstreckt. Der Abstand a1 der anfänglichen Bereichsgrenzen 12 von den Rändern des
flachen Walzguts 2 ist gemäß FIG 6 größer als der Abstand a, auf den der gewünschte
Profilwert C bezogen ist. Wenn der Abstand a 40 mm beträgt, kann der Abstand a1 beispielsweise
100 mm betragen. Es ist aber selbstverständlich auch ein anderer Wert möglich.
[0064] Der Teil des flachen Walzguts 2 von den anfänglichen Bereichsgrenzen 12 zu den Rändern
hin wird im Rahmen der Optimierung der Sollwerte COM gemäß dem Schritt S4 nicht berücksichtigt.
Die Sollwerte COM werden also nur mit dem Ziel variiert, dass der erwartete Konturverlauf
ce dem idealen Konturverlauf ci im anfänglichen mittleren Bereich 11 so weit wie möglich
angenähert wird. FIG 6 zeigt den erwarteten Konturverlauf ce, wie er sich gemäß der
Vorgehensweise der vorliegenden Erfindung ergibt.
[0065] Es ist zwar möglich, dass sich durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise auch von
den anfänglichen Bereichsgrenzen 12 zu den Rändern hin eine möglichst gute Annäherung
des erwarteten Konturverlaufs ce an den idealen Konturverlauf ci ergibt. Ein derartiges
Ergebnis - sofern es sich einstellt - ist jedoch ein sich rein zufällig ergebender
Nebeneffekt, der im Rahmen der Ermittlung der Sollwerte COM nicht berücksichtigt wird.
[0066] Für die Festlegung der anfänglichen Bereichsgrenzen 12 sind verschiedene Vorgehensweisen
möglich.
[0067] Im einfachsten Fall kann die Steuereinrichtung 3 die anfänglichen Bereichsgrenzen
12 oder den Abstand a1 der anfänglichen Bereichsgrenzen 12 von den Rändern des flachen
Walzguts 2 entgegennehmen. Beispielsweise kann entsprechend der Darstellung in FIG
1 eine Vorgabe durch eine Bedienperson 13 erfolgen. Alternativ ist es möglich, dass
die Steuereinrichtung 3 die anfänglichen Bereichsgrenzen 12 oder den Abstand a1 der
anfänglichen Bereichsgrenzen 12 von den Rändern des flachen Walzguts 2 eigenständig
ermittelt. Möglichkeiten hierfür werden nachstehend in Verbindung mit den FIG 7 und
8 erläutert.
[0068] In der Ausgestaltung gemäß FIG 7 ist zusätzlich zu den Schritten S1 bis S5 ein Schritt
S11 vorhanden. Im Schritt S11 ermittelt die Steuereinrichtung 3 den Abstand a1 unter
Verwertung der Istgrößen I des flachen Walzguts 2 und/oder unter Verwertung des vorbestimmten
Abstands a. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung 3 im Schritt S11 einerseits
das k-fache des Abstands a ermitteln, wobei k ein Wert größer als 1 ist, und andererseits
einen vorbestimmten Prozentsatz der Breite b ermitteln, wobei der Prozentsatz deutlich
kleiner als 50 % ist, in der Regel kleiner als 20 %, meist sogar kleiner als 10 %.
Als Abstand a1 kann in diesem Fall als der größere der beiden ermittelten Werte verwertet
werden. Der Prozentsatz kann der Steuereinrichtung 3 fest vorgegeben sein oder beispielsweise
von der Bedienperson 13 festgelegt werden.
[0069] In der Ausgestaltung gemäß FIG 8 sind zusätzlich zu den Schritten S1 bis S5 Schritte
S21 bis S24 vorhanden.
[0070] Im Schritt S21 prüft die Steuereinrichtung 3, ob ein Abbruchkriterium erfüllt ist.
Möglichkeiten zur Festlegung eines sinnvollen Abbruchkriteriums sind Fachleuten allgemein
bekannt. Ist das Abbruchkriterium erfüllt, werden die im Schritt S4 ermittelten Sollwerte
COM übernommen und im Schritt S5 an die Walzstraße übermittelt.
[0071] Ist das Abbruchkriterium nicht erfüllt, prüft die Steuereinrichtung 3 im Schritt
S22, ob die erwartete Kontur (also der erwartete Konturverlauf ce) konvex ist. Ist
dies der Fall, vergrößert die Steuereinrichtung 3 im Schritt S23 den anfänglichen
mittleren Bereich 11. Sie verkleinert also den Abstand a1. Ist umgekehrt die erwartete
Kontur nicht konvex, so verkleinert die Steuereinrichtung 3 im Schritt S24 den anfänglichen
mittleren Bereich 11. Sie vergrößert also den Abstand a1. Sodann geht die Steuereinrichtung
3 zum Schritt S4 zurück.
[0072] Die Ausgestaltung von FIG 8 führt somit dazu, dass in einer iterativen Vorgehensweise
der Abstand a1 so klein wie technisch sinnvoll bestimmt wird.
[0073] Aus der Natur der Schritte S1 bis S5 und gegebenenfalls auch der Schritte S11 sowie
S21 bis S24 ist ersichtlich, dass sie von der Steuereinrichtung 3 vor dem Walzen des
flachen Walzguts 2 in der Walzstraße ausgeführt werden. Dies gilt auch für die weitere
Ausgestaltung, die nachstehend in Verbindung mit FIG 9 erläutert wird. Die zusätzlichen
Schritte von FIG 9 8 werden jedoch nach dem Walzen des flachen Walzguts 2 in der Walzstraße
ausgeführt.
[0074] Gemäß FIG 9 nimmt die Steuereinrichtung 3 nach dem Walzen des flachen Walzguts 2
in der Walzstraße in einem Schritt S31 Messgrößen M entgegen. Die Messgrößen M sind
für einen tatsächlichen Konturverlauf ct des flachen Walzguts 2 charakteristisch,
der durch das Walzen des flachen Walzguts 2 in der Walzstraße erreicht wurde. Beispielsweise
kann mittels einer Röntgenmessung die Dicke d als Funktion über die Breite b des flachen
Walzguts 2 erfasst und der Steuereinrichtung 3 zugeführt werden. Der tatsächliche
Konturverlauf ct ist in FIG 10 dargestellt.
[0075] In einem Schritt S32 ermittelt die Steuereinrichtung 3 eine zugehörige Konturfunktion
cf'. FIG 10 zeigt eine mögliche Konturfunktion cf'.
[0076] Der Begriff "Konturfunktion" ist umfassend zu verstehen. Er umfasst insbesondere
auch den Fall, dass die Konturfunktion cf' 1:1 mit dem tatsächlichen Konturverlauf
ct übereinstimmt. Er umfasst aber auch den Fall, dass nur eine Annäherung an den tatsächlichen
Konturverlauf ct vorgenommen wird. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung 3 zur
Ermittlung der Konturfunktion cf' Koeffizienten eines Polynoms ermitteln, das die
Konturfunktion cf' definiert.
[0077] Der Schritt S32 ist vom Ansatz her aus Stand der Technik bekannt. Beim Stand der
Technik wird jedoch eine Konturfunktion cf" derart ermittelt, dass die Konturfunktion
cf" über die gesamte Breite b des flachen Walzguts 2 (oder zumindest im Bereich von
-b/2+a bis b/2-a) so weit wie möglich an den tatsächlichen Konturverlauf ct angenähert
wird. Im Gegensatz zum Stand der Technik wird bei der vorliegenden Erfindung zur Ermittlung
der Konturfunktion cf' nur ein finaler mittlerer Bereich 11' betrachtet. Es ist möglich,
dass bereits die Konturfunktion cf' nur im finalen mittleren Bereich 11' ermittelt
wird. Ebenso ist es möglich, dass zwar eine Ermittlung der Konturfunktion cf' über
die gesamte Breite b des flachen Walzguts 2 (oder zumindest im Bereich von -b/2+a
bis b/2-a) erfolgt, für die Annäherung an den tatsächlichen Konturverlauf ct, also
beispielsweise die Bestimmung der Koeffizienten, aber nur der finale mittlere Bereich
11' betrachtet wird.
[0078] In einem Schritt S33 ermittelt die Steuereinrichtung 3 schließlich anhand der Konturfunktion
cf' rechnerisch einen Profilwert C' des flachen Walzguts 2. Dieser Profilwert C' wird
nachstehend als modellierter Profilwert C' bezeichnet. Der modellierte Profilwert
C' ist entsprechend der Darstellung in FIG 10 nicht der tatsächliche Profilwert C",
der sich durch den tatsächlichen Konturverlauf ct ergibt bzw. der sich durch Ermittlung
einer Konturfunktion cf" ergibt, sofern diese (wie im Stand der Technik) über die
gesamte Breite b des flachen Walzguts 2 (oder zumindest im Bereich von -b/2+a bis
b/2-a) an den tatsächlichen Konturverlauf ct angenähert ist. Vielmehr ist die Konturfunktion
cf' aufgrund der Anpassung an den tatsächlichen Konturverlauf ct nur im finalen mittleren
Bereich 11' anders, meist flacher, als die Konturfunktion cf". Durch Auswertung der
erfindungsgemäß ermittelten Konturfunktion cf' in dem Abstand a ergibt sich somit
als modellierter Profilwert C' ein Wert, der kleiner als der tatsächliche Profilwert
C" im Abstand a von den Rändern des flachen Walzguts 2 ist. Alternativ zu einer Auswertung
der erfindungsgemäß ermittelten Konturfunktion cf' in dem Abstand a kann auch eine
Auswertung in einem größeren Abstand a1' als dem Abstand a vorgenommen werden. Beispielsweise
kann die Konturfunktion cf' in dem Abstand a1' ausgewertet werden und dieser Wert
als modellierter Profilwert C' verwertet werden.
[0079] In einem Schritt S34 verwertet die Steuereinrichtung 3 den modellierten Profilwert
C' im Rahmen einer Modelladaption, mittels derer die Steuereinrichtung 3 das Modell
6 der Walzstraße anpasst, als Profilwert. Die Steuereinrichtung 3 tut also so, als
ob sich in dem vorbestimmten Abstand a als tatsächlicher Profilwert der Wert C' ergeben
hätte, nicht aber der Wert C". Das entsprechend angepasste Modell 6 wird bei einer
erneuten Ausführung der Vorgehensweise von FIG 3 (bzw. FIG 9) im Rahmen der Ermittlung
der Sollwerte COM für das nächste flache Walzgut 2 bzw. das nächste gleichartige flache
Walzgut 2 verwertet.
[0080] Der finale mittlere Bereich 11' kann mit anfänglichen dem mittleren Bereich 11 übereinstimmen,
der im Rahmen der Ermittlung der Sollwerte COM verwendet wurde. Ebenso kann auch der
Abstand a1' mit dem Abstand a1 übereinstimmen. Dies stellt den einfachsten Fall dar.
Es ist aber ebenso möglich, die Vorgehensweise von FIG 9 entsprechend der Darstellung
in FIG 11 zu modifizieren.
[0081] In der Ausgestaltung gemäß FIG 11 prüft die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt
S41, ob ein Abbruchkriterium erfüllt ist. Möglichkeiten zur Festlegung eines sinnvollen
Abbruchkriteriums sind Fachleuten allgemein bekannt. Ist das Abbruchkriterium erfüllt,
geht die Steuereinrichtung 3 zum Schritt S33 von dort aus zum Schritt S34 über.
[0082] Ist das Abbruchkriterium nicht erfüllt, prüft die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt
S42, ob die ermittelte Konturfunktion cf' in dem finalen mittleren Bereich 11' konvex
ist.
[0083] Ist dies der Fall, vergrößert die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S43 den finalen
mittleren Bereich 11'. Sie verkleinert also den Abstand a1'. Ist umgekehrt die ermittelte
Konturfunktion cf' in dem finalen mittleren Bereich 11' nicht konvex, so verkleinert
die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S44 den finalen mittleren Bereich 11'. Sie
vergrößert also den Abstand a1'. Sodann geht die Steuereinrichtung 3 zum Schritt S32
zurück.
[0084] Die Ausgestaltung von FIG 11 führt somit dazu, dass in einer iterativen Vorgehensweise
der Abstand a1' so klein wie technisch sinnvoll bestimmt wird.
[0085] Alternativ oder zusätzlich zu den Ausgestaltungen der FIG 9 bis 11 ist es möglich,
die Vorgehensweise der FIG 3 (beziehungsweise gegebenenfalls auch von FIG 7 oder FIG
8) entsprechend FIG 12 auszugestalten. Auch im Rahmen von FIG 12 werden die Schritte
S1 bis S5 und gegebenenfalls auch die Schritte S11 sowie S21 bis S24 von der Steuereinrichtung
3 vor dem Walzen des flachen Walzguts 2 in der Walzstraße ausgeführt. Die zusätzlichen
Schritte von FIG 11 werden jedoch während des Walzens des flachen Walzguts 2 in der
Walzstraße ausgeführt.
[0086] Gemäß FIG 12 nimmt die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S51 die Messgrößen M
entgegen. Der Schritt S51 korrespondiert inhaltlich mit dem Schritt S31 der FIG 9
und 11. Der Unterschied besteht im wesentlichen im Zeitpunkt, zu dem der Schritt S51
ausgeführt wird, nämlich bereits während des Walzens des flachen Walzguts 2 in der
Walzstraße. Die Messgrößen M sind auf einen Abschnitt des flachen Walzguts 2 bezogen,
der bereits gewalzt wurde, während momentan ein anderer Abschnitt des flachen Walzguts
2 gewalzt wird.
[0087] In einem Schritt S52 ermittelt die Steuereinrichtung 3 eine zugehörige Konturfunktion
cf'. Der Schritt S52 ist inhaltlich gleichartig zum Schritt S32 der FIG 9 und 11.
In einem Schritt S53 führt die Steuereinrichtung 3 anhand der Abweichung der Konturfunktion
cf' von dem idealen Konturverlauf ci die Sollwerte COM für die Stellgrößen nach. Sodann
geht die Steuereinrichtung 3 zum Schritt S5 zurück.
[0088] Die aus den Schritten S5 sowie S51 bis S53 bestehende Schleife wird iterativ immer
wieder ausgeführt, bis das Walzen des flachen Walzguts 2 abgeschlossen ist.
[0089] Analog zur Vorgehensweise gemäß den FIG 9 kann der finale mittlere Bereich 11' mit
dem anfänglichen mittleren Bereich 11 übereinstimmen, der im Rahmen der Ermittlung
der Sollwerte COM verwendet wurde. Ebenso kann auch der Abstand a1' mit dem Abstand
a1 übereinstimmen. Dies stellt den einfachsten Fall dar. Es ist aber ebenso möglich,
die Vorgehensweise von FIG 12 entsprechend der Darstellung in FIG 13 zu modifizieren.
[0090] FIG 13 modifiziert die Vorgehensweise von FIG 12 auf die gleiche Art und Weise, auf
welche die Vorgehensweise von FIG 9 in FIG 11 modifiziert wurde.
[0091] In der Ausgestaltung gemäß FIG 13 prüft die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt
S61, ob ein Abbruchkriterium erfüllt ist. Möglichkeiten zur Festlegung eines sinnvollen
Abbruchkriteriums sind Fachleuten allgemein bekannt. Ist das Abbruchkriterium erfüllt,
geht die Steuereinrichtung 3 zum Schritt S5 über.
[0092] Ist das Abbruchkriterium nicht erfüllt, prüft die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt
S62, ob die ermittelte Konturfunktion cf' in dem finalen mittleren Bereich 11' konvex
ist. Ist dies der Fall, vergrößert die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S63 den
finalen mittleren Bereich 11'. Sie verkleinert also den Abstand a1'. Ist umgekehrt
die ermittelte Konturfunktion cf' in dem finalen mittleren Bereich 11' nicht konvex,
so verkleinert die Steuereinrichtung 3 in einem Schritt S64 den finalen mittleren
Bereich 11'. Sie vergrößert also den Abstand a1'. Sodann geht die Steuereinrichtung
3 zum Schritt S52 zurück.
[0093] Die Ausgestaltung von FIG 13 führt somit dazu, dass in einer iterativen Vorgehensweise
der Abstand a1' so klein wie technisch sinnvoll bestimmt wird.
[0094] Wie bereits erwähnt, können die Stellgrößen auf Stellglieder 7,8 wirken, welche die
Kontur c des flachen Walzguts 2 über die gesamte Breite b des flachen Walzguts 2 beeinflussen.
Es ist aber, wie bereits in Verbindung mit FIG 5 erläutert, ebenso möglich, dass eine
Kühleinrichtung 9 vorhanden ist, mittels derer die Arbeitswalzen 10 mindestens eines
der Walzgerüste 1 über die Walzgutbreite b gesehen ortsaufgelöst gekühlt werden können.
In diesem Fall ist es möglich, die Vorgehensweise von FIG 3 (oder gegebenenfalls eine
der darauf aufbauenden Ausgestaltungen der FIG 6 bis 13) so zu modifizieren, wie dies
nachstehend in Verbindung mit FIG 14 erläutert wird.
[0095] Gemäß FIG 14 sind zusätzlich zu den Schritten S1 bis S5 Schritte S71 bis S73 vorhanden.
In der Regel werden die Schritte S71 und S72 vor dem Schritt S5 ausgeführt. Der Schritt
S73 wird in der Regel zusammen mit dem Schritt S5 ausgeführt.
[0096] Im Schritt S71 ermittelt die Steuereinrichtung 3 in den Randbereichen des flachen
Walzguts 2 - also zwischen den anfänglichen Bereichsgrenzen 12 und den Rändern des
flachen Walzguts 2 - die Abweichung des erwarteten Konturverlaufs ce vom idealen Konturverlauf
ci. Aufbauend hierauf ermittelt die Steuereinrichtung 3 im Schritt S72 für diejenigen
Elemente der Kühleinrichtung 9, welche auf die Randbereiche des flachen Walzguts 2
wirken, Ansteuerwerte. Die Ermittlung der Ansteuerwerte erfolgt derart, dass einerseits
zwar der erwartete Konturverlauf ce in den Randbereichen des flachen Walzguts 2 so
weit wie möglich an den idealen Konturverlauf ci angenähert wird, andererseits aber
der erwartete Konturverlauf in dem anfänglichen mittleren Bereich 11 nicht geändert
wird. Im Schritt S73 werden die Sollwerte COM und zusätzlich die ermittelten Ansteuerwerte
an die Kühleinrichtung 9 ausgegeben und die Kühleinrichtung 9 somit entsprechend angesteuert.
Im Ergebnis wird somit der erwartete Konturverlauf ce auch in den Bereichen von den
Bereichsgrenzen 12 zu den Rändern des flachen Walzguts 2 hin so weit wie möglich an
den idealen Konturverlauf ci angenähert.
[0097] Im Rahmen der Schritte S71 bis S73 werden insbesondere die Sollwerte COM für Stellglieder
7, 8, bei denen die zugehörige Stellgröße die Kontur c des flachen Walzguts 2 global
über die gesamte Breite b des flachen Walzguts 2 beeinflusst, nicht geändert. Aber
auch die Sollwerte COM für Stellglieder 9, bei denen einzelne Stellgrößen die Kontur
c des flachen Walzguts 2 nur lokal beeinflussen, werden nur insoweit geändert, als
dies ohne Änderung des erwarteten Konturverlaufs ce im anfänglichen mittleren Bereich
11 möglich ist.
[0098] In der Regel ist die Ansteuerung der entsprechenden Elemente der Kühleinrichtung
9 mit einer Maximierung des Kühlmittelflusses verbunden. In manchen Fällen kann jedoch
auch eine Minimierung oder zumindest eine Reduzierung des Kühlmittelflusses erforderlich
sein.
[0099] Die vorliegende Erfindung weist viele Vorteile auf. Insbesondere ist gegenüber den
Vorgehensweisen des Standes der Technik eine Vergrößerung des anfänglichen mittleren
Bereichs 11 möglich, über den ein sogenanntes Kastenprofil erzielt werden kann. Dennoch
kann der Walzprozess zuverlässig stabil gehalten werden.
[0100] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Varianten können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0101]
- 1
- Walzgerüst
- 2
- Walzgut
- 3
- Steuereinrichtung
- 4
- Computerprogramm
- 5
- Maschinencode
- 6
- Modell
- 7
- Biegeeinrichtung
- 8
- Schiebeeinrichtung
- 9
- Kühleinrichtung
- 10
- Arbeitswalzen
- 11, 11'
- mittlere Bereiche
- 12
- Bereichsgrenzen
- 13
- Bedienperson
- a, a1, a1'
- Abstände
- b
- Breite
- C, C', C"
- Profilwerte
- c
- Kontur
- ce, ci, ct
- Konturverläufe
- cf', cf"
- Konturfunktionen
- COM
- Sollwerte
- d
- Dicke
- d0
- Mittendicke
- I
- Istgrößen
- M
- Messgrößen
- S1 bis S73
- Schritte
- x
- Koordinate
- Z
- Zielgrößen
1. Betriebsverfahren für eine eine Anzahl von Walzgerüsten (1) umfassende Walzstraße
zum Walzen eines flachen Walzguts (2), wobei eine Steuereinrichtung (3) der Walzstraße
- Istgrößen (I) des flachen Walzguts (2) vor dem Walzen des flachen Walzguts (2) in
der Walzstraße und Zielgrößen (Z) des flachen Walzguts (2) nach dem Walzen des flachen
Walzguts (2) in der Walzstraße entgegennimmt, wobei die Zielgrößen (Z) zumindest einen
gewünschten Profilwert (C) des flachen Walzguts (2) umfassen, der die Abweichung der
Dicke (d) des flachen Walzguts (2) in einem vorbestimmten Abstand (a) von den Rändern
des flachen Walzguts (2) von einer Mittendicke (d0) charakterisiert, die das flache
Walzgut (2) in der Mitte zwischen den Rändern aufweist,
- anhand der Zielgrößen (Z) einen idealen Konturverlauf (ci) des flachen Walzguts
(2) über die Walzgutbreite (b) ermittelt,
- anhand der Istgrößen (I) des flachen Walzguts und des idealen Konturverlaufs (ci)
unter Verwendung eines Modells (6) der Walzstraße Sollwerte (COM) für Stellgrößen
für die Walzgerüste (1) der Walzstraße ermittelt und
- die ermittelten Sollwerte (COM) an die Walzgerüste (1) der Walzstraße übermittelt,
so dass das flache Walzgut (2) in der Walzstraße unter Berücksichtigung der übermittelten
Sollwerte (COM) gewalzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) die Sollwerte (COM) für die Stellgrößen mittels des Modells
(6) derart ermittelt, dass ein für das flache Walzgut (2) nach dem Walzen des flachen
Walzguts (2) in der Walzstraße erwarteter Konturverlauf (ce) ausschließlich oder zumindest
vorrangig in einem über die Walzgutbreite (b) gesehen anfänglichen mittleren Bereich
(11), der sich zu den Rändern des flachen Walzgutes (2) hin bis zu anfänglichen Bereichsgrenzen
(12) erstreckt, die von den Rändern des flachen Walzguts (2) einen größeren als den
vorbestimmten Abstand (a) aufweisen, dem idealen Konturverlauf (ci) so weit wie möglich
angenähert wird.
2. Betriebsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) die anfänglichen Bereichsgrenzen (12) oder den Abstand
(a1) der anfänglichen Bereichsgrenzen (12) von den Rändern des flachen Walzguts (2)
entgegennimmt.
3. Betriebsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung die anfänglichen Bereichsgrenzen (12) oder den Abstand (a1)
der anfänglichen Bereichsgrenzen (12) von den Rändern des flachen Walzguts (2) unter
Verwertung der Istgrößen (I) des flachen Walzguts (2) vor dem Walzen des flachen Walzguts
(2) in der Walzstraße und/oder des vorbestimmten Abstands (a) ermittelt.
4. Betriebsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) prüft, ob die erwartete Kontur (ce) konvex ist oder nicht,
dass die Steuereinrichtung (3) im Falle einer konvexen Kontur den anfänglichen mittleren
Bereich (11) vergrößert oder die Abstände (a1) der anfänglichen Bereichsgrenzen (12)
von den Rändern des flachen Walzguts (2) verkleinert und dass die Steuereinrichtung
(3) im Falle einer nicht konvexen Kontur den anfänglichen mittleren Bereich (11) verkleinert
oder die Abstände (a1) der anfänglichen Bereichsgrenzen (12) von den Rändern des flachen
Walzguts (2) vergrößert.
5. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) den idealen Konturverlauf (ci) dadurch ermittelt, dass
sie die Koeffizienten eines den idealen Konturverlauf (ci) beschreibenden Polynoms,
insbesondere eines Monoms, derart bestimmt, dass der ideale Konturverlauf (ci) so
gut wie möglich mit den Zielgrößen (Z) übereinstimmt.
6. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3)
- nach dem Walzen des flachen Walzguts (2) in der Walzstraße für einen tatsächlichen
Konturverlauf (ct) des flachen Walzguts (2) charakteristische Messgrößen (M) entgegennimmt,
- eine sich zumindest über einen finalen mittleren Bereich (11') erstreckende Konturfunktion
(cf') derart ermittelt, dass die Konturfunktion (cf') dem tatsächlichen Konturverlauf
(ct) in dem finalen mittleren Bereich (11') so weit wie möglich angenähert ist, und
- anhand der Konturfunktion (cf') rechnerisch einen modellierten Profilwert (C') des
flachen Walzguts (2) ermittelt und den modellierten Profilwert (C') im Rahmen einer
Modelladaption, mittels derer die Steuereinrichtung (3) das Modell (6) der Walzstraße
anpasst, als Profilwert verwertet, der die Abweichung der Dicke (d) in dem vorbestimmten
Abstand (a) von den Rändern des flachen Walzguts (2) von der Mittendicke (d0) des
flachen Walzguts (2) charakterisiert.
7. Betriebsverfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) zum Ermitteln der Konturfunktion (cf') Koeffizienten der
Konturfunktion (cf') ermittelt und dass die Steuereinrichtung (3) den modellierten
Profilwert (C') anhand der Koeffizienten der Konturfunktion (cf') ermittelt.
8. Betriebsverfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3)
- prüft, ob die Konturfunktion (cf') in dem finalen mittleren Bereich (11') konvex
ist oder nicht,
- im Falle einer konvexen Konturfunktion den finalen mittleren Bereich (11') vergrößert
und
- im Falle einer nicht konvexen Konturfunktion den finalen mittleren Bereich (11')
verkleinert.
9. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3)
- während des Walzens des flachen Walzguts (2) in der Walzstraße für einen tatsächlichen
Konturverlauf (ct) des flachen Walzguts (2) charakteristische Messgrößen (M) entgegennimmt,
- eine sich zumindest über einen finalen mittleren Bereich (11') erstreckende Konturfunktion
(cf') derart ermittelt, dass die Konturfunktion (cf') dem tatsächlichen Konturverlauf
(ct) in dem finalen mittleren Bereich (11') so weit wie möglich angenähert ist, und
- anhand der Abweichung der Konturfunktion (cf') von dem idealen Konturverlauf (ci)
die Sollwerte (COM) für die Stellgrößen nachführt.
10. Betriebsverfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) zum Ermitteln der Konturfunktion (cf') Koeffizienten der
Konturfunktion (cf') ermittelt.
11. Betriebsverfahren nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3)
- prüft, ob die Konturfunktion (cf') in dem finalen mittleren Bereich (11') konvex
ist oder nicht,
- im Falle einer konvexen Konturfunktion den finalen mittleren Bereich (11') vergrößert
und
- im Falle einer nicht konvexen Konturfunktion den finalen mittleren Bereich (11')
verkleinert.
12. Betriebsverfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung (3) eine Kühleinrichtung (9), mittels derer die Arbeitswalzen
(10) mindestens eines der Walzgerüste (1) als Funktion des Ortes (x) über die Walzgutbreite
(b) gesehen gekühlt werden, derart ansteuert, dass der für das flache Walzgut (2)
nach dem Walzen des flachen Walzguts (2) in der Walzstraße erwartete Konturverlauf
(ce) von den anfänglichen Bereichsgrenzen (12) zu den Rändern des flachen Walzguts
(2) hin so weit wie möglich an den idealen Konturverlauf (ci) angenähert wird, soweit
es ohne Beeinträchtigung der Annäherung des erwarteten Konturverlaufs (ce) an den
idealen Konturverlauf (ci) in dem anfänglichen mittleren Bereich (11) möglich ist.
13. Computerprogramm, das Maschinencode (5) umfasst, der von einer Steuereinrichtung (3)
für eine Walzstraße zum Walzen eines flachen Walzguts (2) abarbeitbar ist, wobei die
Abarbeitung des Maschinencodes (5) durch die Steuereinrichtung (3) bewirkt, dass die
Steuereinrichtung (3) die Walzstraße gemäß einem Betriebsverfahren nach einem der
obigen Ansprüche betreibt.
14. Steuereinrichtung für eine Walzstraße zum Walzen eines flachen Walzguts (2), wobei
die Steuereinrichtung als softwareprogrammierbare Steuereinrichtung ausgebildet ist
und mit einem Computerprogramm (4) nach Anspruch 13 programmiert ist, so dass sie
die Walzstraße gemäß einem Betriebsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12 betreibt.
15. Walzstraße zum Walzen eines flachen Walzguts (2),
- wobei die Walzstraße eine Anzahl von Walzgerüsten (1) aufweist, mittels derer das
flache Walzgut (2) gewalzt wird,
- wobei die Walzstraße eine Steuereinrichtung (3) nach Anspruch 14 aufweist.