[0001] Vorgestellt wird ein Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus mehrlagigem Papier,
das ohne nachträgliche Trocknungsschritte auskommt und mit dem es dennoch möglich
ist, vollständig kompostierbare Formkörper herzustellen, die hinsichtlich ihrer Formgebung
nicht auf flache Winkel zwischen flächigen Bereichen beschränkt sind, sowie ein entsprechender
Formkörper aus Papier und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Im Zuge des weltweit zunehmenden Versandhandels mit Gütern aller Art steigt der Bedarf
an Verpackungsmaterial. Neben Tiefziehverpackungen aus thermoplastischen Kunststoffen
gewinnen kompostierbare Verpackungen aus ökologischen Gründen mehr und mehr an Bedeutung.
Kartons, in denen bruchempfindliche Hühnereier transportiert werden, sind üblicherweise
aus Pappe und erfüllen das Kriterium der Kompostierbarkeit. Die Herstellung solcher
Eierkartons erfolgt dabei im sogenannten Fasergussverfahren, bei dem in einem ersten
Schritt zumeist Altpapier aus Wellpappe in Wasser gelöst wird, um die Papierfasern
zu defibrillieren und für eine neue Formgebung aufzubereiten. In einem zweiten Schritt
wird dann ein erstes Formwerkzeug in einen Behälter mit dem Faserbrei getaucht und
das überschüssige Wasser von unten aus dem Behälter gesaugt, so dass sich die Papierfasern
auf der geformten Oberseite des Werkzeuges sammeln. Ein zweites Formwerkzeug sorgt
sodann für die Formgebung der Oberseite des auf dem ersten Formwerkzeug abgelagerten
Faserbreis, wobei beide Werkzeuge zusammen mit dem dazwischen befindlichen Faserbrei
nach oben aus dem Behälter entfernt werden. Der vorgeformte Faserbrei wird im letzten
Schritt in einen Trocknungsofen verbracht, in dem die Fasern sich dann innig miteinander
verbinden, so dass auf den Zusatz von Leim verzichtet werden kann. Nach dem Trocknungsschritt
ist das Formteil gebrauchsfertig. Nachteilig an diesem Verfahren ist einerseits der
Energieverbrauch, der aufgrund des hohen Wasseranteils im Verfahren und dem erforderlichen
Trocknungsschritt hoch ist, und andererseits die verfahrensbedingt geringe Geschwindigkeit,
mit der produziert werden kann. Der ökologische Fußabdruck der so produzierten Formkörper
ist somit schlechter als von vielen Verbrauchern wahrgenommen.
[0003] Dass bei vielen Verpackungen lediglich der Eindruck, ökologischen Ansprüchen zu genügen,
angestrebt wird, zeigt sich beispielsweise auch in der Patentschrift
DE 10 2013 103 743 B4. Hier wird es als Nachteil von Kunststoffverpackung, die im Tiefziehverfahren produziert
wurden, genannt, dass solche Verpackungen auf den ersten Blick erkennbar aus Kunststoff
bestehen, was heute bei vielen Anwendungen nicht mehr gewünscht sei, da beispielsweise
das in der Verpackung enthaltene Produkt einen ökologischen Bezug hat oder aus anderen
gründen die Verpackung zumindest einen umweltfreundlichen Eindruck erwecken soll.
Auch die Beschränkung von Kartonverpackungen als Alternative hinsichtlich der weniger
frei wählbaren Formgebung wird in der Patentschrift benannt. Aufgabe der dort vorgestellten
Erfindung ist es, eine Tiefziehverpackung zu schaffen, die einerseits aus dem teifgezogenen
Kunststoffkörper besteht und andererseits aus einem Einleger aus einem anderen Werkstoff,
beispielsweise einem Papierwerkstoff, der ohne Verklebung integraler Bestandteil der
Verpackung ist und nach Gebrauch problemlos eine Trennung des Einlegers von dem Kunststoffkörper
ermöglicht. Dies in Weiterentwicklung von tiefgezogenen Kunststoffverpackungen, die
nachträglich durch Beflocken mit Papierfasern den optischen Anschein einer Verpackung
aus Papierwerkstoff vermitteln sollen und nachteiligerweise im Zuge der Entsorgung
mit vertretbarem Aufwand keine Trennung der Komponenten erlauben.
[0004] Auch die Gebrauchsmusterschrift
DE 20 2018 104 061 U1 beschäftigt sich mit den ökologischen Aspekten von Verpackungsmaterial. Der Gebrauchsmusterschrift
zufolge sind zahlreiche Verpackungen verfügbar, die aus Kunststoff oder gebleichtem
Papier/Karton bestehen und papierähnlich bedruckt werden. Auch die Haptik werde hierbei
zum Teil durch besondere Lacke sehr papierähnlich gestaltet. Hierbei werde angestrebt,
dem Verbraucher von ihm erwartete Natürlichkeit in "Papier-Aussehen und -gefühl beim
Anfassen" zu präsentieren, ohne jedoch nachhaltig zu sein. Das in der Gebrauchsmusterschrift
formulierte Ziel ist es, Faltschachteln für Tiefkühlkost bereit zu stellen, die geölt
oder mit Wachs oder Silikon beschichtet sein können. Verwendung soll hier sogenannter
Kraftkarton finden. Nachteilig ist hierbei wiederum die Beschränkung in der Formgebung,
die in der Hauptsache lediglich die Bereitstellung von Faltschachteln erlaubt.
[0005] Die reine Verpressung von mehrlagigem Papier zu Formkörpern, wie beispielsweise Papptellern
mit der üblichen Riffelung am Tellerrand, unterliegt hinsichtlich der Formgebung Beschränkungen,
die auf die mangelnde Dehnbarkeit des Papiers zurückzuführen ist und nur sehr flache
Winkel zwischen flächigen Bereichen oder flache Wellenformen erlaubt. Zudem ist bei
solcherlei Produkten der Zusatz von Leim erforderlich, um eine innige Verbindung der
einzelnen Papierlagen zu gewährleisten. Dies steht jedoch einer vollständigen Kompostierbarkeit
im Wege.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher vollständig kompostierbare, elastomer-
und leimfreie Formkörper aus Papier bereit zu stellen, die, obwohl sie mittels eines
im Vergleich mit dem üblichen Fasergussverfahren schnelleren und energiesparenden
Verfahren hergestellbar sind, hinsichtlich ihrer Formgebung geringeren Beschränkungen
unterliegen als mit anderen als dem Fasergussverfahren hergestellte Formkörper, die
den Einsatz von Leim erfordern. Zugleich soll ein Herstellungsverfahren für solche
Formkörer aus Papier vorgestellt und eine Vorrichtung für die Durchführung eines solchen
Verfahrens bereit gestellt werden.
[0007] Die genannte Problemstellung findet ihre Lösung in einem Verfahren gemäß Anspruch
1, einem Formkörper nach Anspruch 13 und einer Vorrichtung nach Anspruch 14, wobei
sich vorteilhafte Ausführungen aus den jeweiligen Unteransprüchen ergeben.
[0008] Gemäß Anspruch 1 handelt es sich um ein Verfahren zur Herstellung von Formkörpern
aus mehrlagigem Papier, wobei jede der Papierlagen an ihren Oberflächen jeweils eine
Vielzahl freier Faserenden aufweist. Diese Faserenden sind für das Verfahren von Bedeutung,
da sie quer zu den Papierlagen ausgerichtet werden, um dann bereits während des Verpressens
der Papierlagen zu dem gewünschten Formkörper eine innige Verbindung miteinander einzugehen.
Das Verfahren umfasst deshalb einen ersten Schritt, in dem die Zuführung mehrerer,
übereinander angeordneter Papierlagen zwischen eine Positivform und eine zu der Positivform
komplementäre Negativform eines Presswerkzeuges erfolgt. In einem zweiten Schritt
findet die Ausrichtung der freien Faserenden quer zu den Papierlagen statt, indem
ein Gas oder Gasgemisch, vorzugsweise Umgebungsluft, die Papierlagen durchströmt oder,
umgekehrt, durch diese und von diesen abgesaugt wird, wobei die Strömungsrichtung
des Gases oder Gasgemisches der gewünschten Ausrichtung der Faserenden, idealerweise
orthogonal zu den Ober- und Unterseiten der Papierlagen, entspricht. Dabei kann die
Ausrichtung der Faserenden vor dem Presswerkzeug oder vorzugsweise innerhalb des Presswerkzeuges,
also zwischen der Positiv- und der Negativform des Presswerkzeuges erfolgen. in einem
dritten Schritt werden die einzelnen Papierlagen dann zu einem der Positiv- und der
Negativform entsprechenden Formkörper verpresst und dem Presswerkzeug entnommen, ohne
dass, abgesehen von einem Trennungsschnitt bei der bevorzugten Zuführung fortlaufender
Papierlagen im ersten Verfahrensschritt, weitere Schritte erforderlich sind, wie beispielsweise
energieaufwändiges Trocknen.
[0009] Vorteilhaft ist es, wenn der zweite Verfahrensschritt zwischen der Positiv- und der
Negativform des Presswerkzeuges stattfindet. Bevorzugt kommen dabei Presswerkzeuge
zum Einsatz, die wenigstens eine Pressfläche aufweisen, die zumindest bereichsweise
gasdurchlässig oder perforiert ist, so dass das Absaugen oder Zuführen des Gases oder
Gasgemisches zur Ausrichtung der Faserenden, durch eine oder mehrere solcher Pressflächen
hindurch erfolgt. Auf diese Weise entspricht die Strömungsrichtung einem quer zur
gewünschten Form ausgerichteten Vektor.
[0010] Für die Formgebung des durch das Verfahren angestrebten Formteils von Vorteil ist
es, gekrepptes, zellulosehaltiges Tissue-Papier einzusetzten, das wenigstens in Teilbereichen
um 20% oder mehr dehnbar ist. Da die äußere Papierlage bei Richtungsänderungen innerhalb
der Form, beispielsweise bei einem von zwei flächigen Bereichen eines Formteils gebildeten
Winkel von nahezu 90°, stärker gedehnt wird als die innere Papierlage, ist es vorteilhaft,
wenn die Kreppung des eingesetzten Papiers zumindest in Teilbereichen eine Dehnung
des Papiers um 50% oder mehr erlaubt. Eine Dehnbarkeit um zum Beispiel 20% bedeutet,
dass eine Papierlage von beispielsweise 100 cm Länge auf eine Länge von 120 cm dehnbar
ist ohne zu zerreißen.
[0011] Bevorzugt entsteht durch Absaugen des Gases oder Gasgemischs im zweiten Verfahrensschritt
zumindest kurzfristig ein Unterdruck gegenüber dem Umgebungsdruck, da so die Faserenden
sehr gut ausgerichtet werden, was der Verbindung der einzelnen Papierlagen untereinander
nach dem dritten Verfahrenschritt zugute kommt. Ebenfalls vorteilhaft ist es, wenn
das Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch, insbesondere Wasser, durch kurz zuvor
erfolgtes Benetzen der Oberflächen der Papierlagen durch Besprühen oder Bedampfen
oder beides zugleich zum überwiegenden Teil an den Oberflächen lokalisiert ist und
noch nicht tiefer in die einzelnen Papierlagen eingedrungen ist, da es so schneller
durch die im zweiten Schritt einwirkende Absaugung oder Zuführung des Gases oder Gasgemischs
verdampfen kann als wenn der gleiche Gehalt an Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch
die einzelnen Papierlagen gleichmäßig vollständig durchdringen würde. Bei dem beschleunigten
Verdampfen werden die Faserenden in der gewünschten Weise quer zu den Oberflächen
der Papierlagen aufgerichtet.
[0012] Bei einer günstigen Durchführung des Verfahrens wird der Gehalt des Lösungsmittels
oder Lösungsmittelgemischs durch Absaugen des Gases oder Gasgemischs sowie durch eine
erhöhte Umgebungstemperatur, die durch erwärmen des Presswerkzeugs auf 100°C bis 350°C
erreicht werden kann, auf weniger als 5% des Ausgangsgehalts reduziert, soweit es
sich bei dem Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch nicht um Wasser handelt. Wird
Wasser eingesetzt, was für die Sicherheit des Verfahrens von Vorteil ist, so wird
im zweiten und dritten Verfahrensschritt der Feuchtigkeitsgehalt gegenüber der Umgebungsluft
bei 20°C, 50% relativer Luftfeuchte und 1000 hPa Umgebungsluftdruck zumindest äquilibriert
oder darüber hinaus reduziert, weil Papier bei den benannten Bedingungen, also auch
in der Praxis, grundsätzlich Wasser bindet und nicht völlig wasserfrei ist. Äquilibriert
heißt nicht, dass die Umgebungsluft und das Formteil den gleichen Wassergehalt aufweisen
sondern dass sich ein Gleichgewicht entsprechend der jeweiligen Aufnahmekapazität
eingestellt hat. Als Alternativen zu Wasser als Lösungsmittel kann beispielsweise
ein schneller als Wasser verdampfendes Lösungsmittelgemisch wie beispielsweise azeotrope
Ethanol/WasserGemische, Isopropanol/Wasser-Gemische, Isopropanol oder ähnliches verwendet
werden.
[0013] Wie bereits erwähnt, ist es vorteilhaft, wenn die einzelnen Papierlagen mit Lösungsmittel
oder Lösungsmittelgemisch besprüht oder bedampft werden. Dazu ist es vorteilhaft,
wenn dies zwischen wenigstens zwei voneinander beabstandeten Papierlagen erfolgt,
bevorzugt in der Mitte der übereinander befindlichen Papierlagen. Mithilfe eines Teilers
kann bei prinzipiell kontinuierlicher Zufuhr der Papierlagen von einer Papierrolle,
die nur kurz für den Vorgang des Verpressens gestoppt wird, eine Beabstandung herbeigeführt
werden, die dann das Einführen eines Sprühkopfes oder einer Bedampfungsdüse zwischen
die Papierlagen ermöglicht. Es ist aber auch möglich, diesen Aufwand zu vermeiden,
indem von Anfang an Papierlagen mit entsprechend eingestelltem Gehalt an Lösungsmittel
oder Lösungsmittelgemisch verwendet werden, wobei dabei möglicherweise Abstriche hinsichtlich
der Qualität der Verbindung der einzelnen Papierlagen im fertigen Formkörper gemacht
werden müssen.
[0014] Der Druck, der im dritten Verfahrensschritt beim Verpressen der Papierlagen zu einem
der Positiv- und der Negativform des Presswerkzeuges entsprechenden Formkörper angewendet
wird, beträgt vorzugsweise wenigstens 100 kg pro Quadratzentimeter. Natürlich können
auch höhere Drücke angewendet werden, falls die Formgebung dies erforderlich machen
sollte. Von Vorteil ist es, mit heißem Presswerkzeug zu arbeiten, dessen Temperatur
beim Verpressen 100°C bis 350°C beträgt, da hierdurch die gewünschte Verdampfung des
Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemischs und damit die Ausrichtung der Faserenden
gefördert wird.
[0015] Das erläuterte Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass vorteilhafterweise Papier
als Ausgangsmaterial verwendet werden kann, das frei von Elastomerzusätzen ist, und
dass während des Verfahrens keine Zusätze von Leim erforderlich sind, um etwa die
Verbindung der einzelnen Papierlagen untereinander zu festigen. Dadurch ist der mit
dem Verfahren hergestellte Formkörper vollständig kompostierbar und selbstverständlich
auch recycelbar.
[0016] Vor dem Hintergrund des vorgestellten Verfahrens ist es nunmehr möglich, einen Formkörper
bereit zu stellen, der aus mehrlagigem Papier hergestellt ist, das allein durch seine
Kreppung zumindest bereichsweise eine Dehnbarkeit um 20% oder mehr, bevorzugt um 50%
oder mehr aufweist, vollständig kompostierbar ist und flächige Bereiche aufweist,
die unmittelbar aneinander grenzend einen Winkel von mehr als 90° und weniger als
150° einschließen. Damit unterscheidet sich ein solcher Formkörper auch von solchen,
wie beispielsweise handelsübliche Eierkartons, die im Fasergussverfahren hergestellt
wurden, da hier keine kreppungsbedingte Dehnbarkeit des Papiers feststellbar ist.
[0017] Schließlich sei noch kurz eine Vorrichtung für die Herstellung von Formkörpern aus
mehrlagigem Papier vorgestellt, die eine Rollenanordnung für die Zuführung des Papiers
an ein Presswerkzeug mit einer Positivform und einer zu dieser komplementären Negativform
aufweist, wobei das Presswerkzeug auf 100°C bis 350°C aufheizbar ist und wenigstens
eine der Pressflächen zumindest bereichsweise gasdurchlässig oder perforiert ist und
zum Ansaugen oder Zuführen eines Gases oder Gasgemischs, vorzugsweise Umgebungsluft,
durch die Pressfläche hindurch, über einen Schlauch mit einem Kompressor oder einer
Vakuumpumpe verbunden ist.
[0018] Von Vorteil ist es, wenn vor dem Presswerkzeug ein Auslass für ein Lösungsmittel
oder Lösungsmittelgemisch, vorzugsweise für Wasser, angeordnet ist, der zur Verneblung
oder Verdampfung des Lösungsmittels oder des Lösungsmittelgemischs ausgeführt ist,
wobei die Transporteinrichtung für die einzelnen Papierbahnen dafür eingerichtet ist,
dass der Auslass, bei dem es sich beispielsweise um einen Sprühkopf, einen Multisprüchkopf
oder auch um eine Verdampfungs- oder Multiverdampfungsdüse handeln kann, zwischen
den Papierlagen positionierbar ist.
[0019] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert ohne dadurch
auf die dargestellten Beispiele beschränkt zu sein.
Legende:
Fig. 1
[0020]
- 1
- Vorrichtung für die Herstellung von Formkörpern aus mehrlagigem Papier
- 2
- Rollenanordnung
- 3
- Papierlagen
- 4
- Auslass
- 5
- Positivform
- 5a
- Pressfläche der Positivform
- 6
- Negativform
- 6a
- Pressfläche der Negativform
- 7
- Presswerkzeug
- 8
- Formkörper (im Verbund)
- 9
- Schnittkante
- 10
- Formkörper (abgetrennt)
Fig. 2
[0021]
- 11
- Formkörper
- 12
- erster flächiger Bereich
- 13
- zweiter flächiger Bereich
[0022] Fig. 1 zeigt eine Skizze der Vorrichtung für die Herstellung von Formkörpern aus mehrlagigem
Papier. Angedeutet ist die Rollenanordnung, die nicht zwingend, wie gezeigt, seitlich
des Presswerkzeuges (7) sondern beispielsweise auch über diesem (7) angeordnet sein
kann, um die Schwerkraft bei der Papierzufuhr auszunutzen. Erkennbar sind die einzelnen
Papierlagen (3), die hier einfach mittels des Auslasses (4) für das Lösungsmittel
oder Lösungsmittelgemisch voneinander beabstandet dargestellt sind. Sie können auch
mittels eines zusätzlichen, vor dem Auslass (4) positionierten Teilers (nicht gezeigt)
voneinander beabstandet werden. Das über den Auslass zugeführte mehrlagige Papier
ist zu dem Presswerkzeug (7) geführt, dessen Positivform (5) mit Druck in die zu ihr
komplementäre Negativform (6) greift und dabei die Ausformung des zugeführten Papiers
zu dem gewünschten, hier stark schematisierten, Formkörper (8) bewirtkt, der durch
einen Schnitt entlang der Schnittkante (9) als Einzelteil abgetrennt wird, wie durch
den zuvor geformten Formkörper (10) skizziert. Die Pressflächen (5a, 6a) weisen Perforationen
auf (nicht gezeigt), durch die ein Gas oder Gasgemisch, hier Umgebungsluft, abgesaugt
wird, auch noch während des Pressvorgangs. So entsteht zumindest kurzfristig ein Unterdruck
gegenüber dem Umgebungsdruck. Die Schläuche, die von den Perforationen zu einer Vakuumpumpe
(nicht gezeigt) führen, verlaufen hier vorteilhaft innerhalb einer skizzierten Abdeckung
des Presswerkzeuges. Auch die Zuführung für das zu Benetzung der Papierlagen vorgesehene
Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch ist der Einfachheit halber nicht gezeigt.
[0023] Fig. 2 zeigt beispielhaft einen etwas komplizierter ausgeformten Formkörper, der hier mittels
des zuvor dargelegten Verfahrens aus mehrlagigem Papier hergestellt wurde und zwei
unmittelbar aneinander grenzende flächige Bereiche (12, 13) zeigt, die miteinander
an der Stirnseite des Formkörpers (11) einen Winkel von etwas mehr als 90°, jedoch
weniger als 150°, einschließen, was bei einer Herstellung aus mehrlagigem Papier,
im Gegensatz zu einer Herstellung im Fasergussverfahren, ohne Zusatz von Elastomeren
nur dann möglich ist, wenn das verwendete Papier durch Kreppung zumindest bereichsweise
eine Dehnbarkeit um 20% oder mehr, hier um mehr als 50%, aufweist.
1. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus mehrlagigem Papier,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
i) Zuführung mehrerer, übereinander angeordneter Papierlagen, die an ihren Oberflächen
jeweils eine Vielzahl freier Faserenden aufweisen, zwischen eine Positivform und eine
zu dieser komplementäre Negativform eines Presswerkzeuges mit Pressflächen;
ii) Ausrichtung der freien Faserenden quer zu den Ober- und Unterseiten der Papierlagen
durch Absaugen oder Zuführen eines Gases oder Gasgemischs, vorzugsweise Umgebungsluft,
wobei die Strömungsrichtung des Gases oder Gasgemischs der gewünschten Ausrichtung
entspricht;
iii) Verpressen der Papierlagen zu einem der Positiv- und der Negativform entsprechenden
Formkörper mittels des Presswerkzeugs.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass wenigstens eine Pressfläche zumindest bereichsweise gasdurchlässig oder perforiert
ist und das Absaugen oder Zuführen gemäß Schritt ii) durch wenigstens eine Pressfläche
hindurch erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Papier ein gekrepptes, zellulosehaltiges Tissue-Papier ist, das wenigstens in
Teilbereichen um 20% oder mehr dehnbar ist, vorzugsweise um 50% oder mehr.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest kurzfristig durch das Absaugen des Gases oder Gasgemisches in Schritt ii)
zwischen der Positiv- und der Negativform ein Unterdruck gegenüber dem Umgebungsdruck
erzeugt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Papierlagen zumindest in Schritt ii) ein Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch
aufweisen.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch durch das Absaugen oder Zuführen des
Gases oder Gasgemisches in Schritt ii) beschleunigt verdampft.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Gehalt des Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemischs in Schritt ii) und iii)
auf weniger als 5% des Ausgangsgehalts reduziert wird oder, wenn es sich bei dem Lösungsmittel
um Wasser handelt, auf einen Feuchtigkeitsgehalt des Formkörpers, der geringer oder
gleich dem Feuchtigkeitsäquilibrium zwischen dem Formkörper und der Umgebungsluft
bei 20°C, 50% relativer Luftfeuchte und 1000 hPa Umgebungsluftdruck ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass wenigstens zwei der Papierlagen bei der Zuführung gemäß Schritt i) voneindander beabstandet
sind.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch während der Zuführung der Papierlagen
gemäß Schritt i) zwischen den voneinander beabstandeten Papierlagen vernebelt wird,
verdampft wird oder vernebelt und verdampft wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Druck bei dem Verpressen gemäß Schritt iii) wenigsten 100 kg/cm2 beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur des Presswerkzeuges in Schritt iii) 100°C bis 350°C beträgt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Zusammensetzung des Papiers frei von Elastomerzusätzen und der Formkörper vollständig
kompostierbar ist.
13. Formkörper (11), hergestellt aus mehrlagigem Papier,
gekennzeichnet durch
vollständige Kompostierbarkeit und flächige Bereiche (12, 13), die unmittelbar aneinander
grenzend einen Winkel von mehr als 90° und weniger als 150° einschließen, wobei die
Papierlagen zumindest bereichsweise allein durch Kreppung eine Dehnbarkeit um 20% oder mehr aufweisen, vorzugsweise um 50% oder mehr.
14. Vorrichtung (1) für die Herstellung von Formkörpern (8, 10) aus mehrlagigem Papier
mit einer Rollenanordnung (2) für die Zuführung des Papiers an ein Presswerkzeug (7)
mit einer Positivform (5) und einer zu dieser komplementären Negativform (6), die
jeweils Pressflächen (5a, 6a) aufweisen,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Presswerkzeug (7) auf 100°C bis 350°C aufheizbar ist und wenigstens eine der
Pressflächen (5a, 6a) zumindest bereichsweise gasdurchlässig oder perforiert ist und
zum Ansaugen oder Zuführen eines Gases oder Gasgemischs, vorzugsweise Umgebungsluft,
durch die Pressfläche (5a, 6a) hindurch, über einen Schlauch mit einem Kompressor
oder einer Vakuumpumpe verbunden ist.
15. Vorrichtung (1) nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor dem Presswerkzeug (7) ein Auslass (4) für ein Lösungsmittel oder Lösungsmittelgemisch,
vorzugsweise für Wasser, angeordnet ist, der zur Verneblung oder Verdampfung des Lösungsmittels
oder Lösungsmittelgemischs ausgeführt ist, wobei die Transporteinrichtung für die
einzelnen Papierlagen (3) dafür eingerichtet ist, dass der Auslass (4) zwischen den
Papierlagen (3) positionierbar ist.