[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines hohlzylindrischen Werkstücks,
insbesondere einer Hohlwelle, aus einem massiven Ausgangswerkstück.
[0002] Für verschiedene Anwendungen im Maschinen- und Anlagenbau werden hohlzylindrische
Bauteile benötigt, die einerseits ein geringes Gewicht haben sollen und gleichzeitig
von hoher Festigkeit sind. Etwa bei der Herstellung von Getrieben werden Getriebewellen
benötigt, welche zur Drehmomentübertragung eine hohe Festigkeit aufweisen und zur
Reduzierung des Massenträgheitsmomentes ein möglichst geringes Gewicht haben sollen.
[0003] Aus der
DE 10 2005 036 681 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung einer Hohlwelle bekannt, wobei ein Rundknetverfahren
eingesetzt wird.
[0004] Aus der
DE 10 2012 005 106 B4 geht ein Verfahren zur Herstellung einer Hohlwelle aus einem massiven Halbzeug hervor,
wobei zunächst zwei Teile der Welle durch ein Bohrungsdrücken erzeugt werden. Anschließend
können die beiden Teile durch Reibschweißen miteinander verbunden werden.
[0005] Das Bohrungsdrücken zählt zu den spanlosen Umformverfahren. Dabei wird ein massives
Ausgangswerkstück in einer Drückmaschine in Rotation versetzt, wobei axial ein Drückdorn
in das massive Werkstück eingedrückt wird, während gleichzeitig an der Außenseite
mindestens eine Umformrolle an das Werkstück angelegt wird. Durch das Anlegen der
mindestens einen Umformrolle wird ein komplexer Spannungszustand im Werkstück erzeugt,
bei welchem ein spanloses Umformen mit einem axialen Eindrücken des Drückdorns ermöglicht
wird.
[0006] Ein Verfahren zum Herstellen eines Getriebeteils durch ein Bohrungsdrücken ist beispielsweise
aus der
DE 103 04 960 A1 bekannt.
[0007] Die durch das Bohrungsdrücken erzeugten Werkstücke werden üblicherweise abschließend
einer spanabhebenden Bearbeitung, insbesondere auf einer Drehmaschine, unterzogen,
um eine gewünschte Endkontur zu erhalten.
[0008] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit welchem hohlzylindrische Werkstücke mit möglichst
geringem Gewicht und besonders hoher Festigkeit effizient hergestellt werden können.
[0009] Nach der Erfindung wird die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen
angegeben.
[0010] Gemäß der Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen eines hohlzylindrischen Werkstücks
aus einem massiven Ausgangswerkstück vorgesehen, bei dem in das massive Ausgangswerkstück
spanlos durch Bohrungsdrücken, bei welchem ein Drückdorn in das Ausgangswerkstück
axial eingedrückt wird und gleichzeitig mindestens eine Umformrolle an einer Außenseite
des Außenwerkstücks zugestellt wird, eine topfförmige Zwischenform erzeugt wird, welche
einen massiven Bodenabschnitt und einen sich daran anschließenden Hülsenabschnitt
mit einer ersten Länge und einer ersten Wanddicke aufweist, und die topfförmige Zwischenform
anschließend einem Abstreckdrückwalzen unterzogen wird, bei welchem der Hülsenabschnitt
zu einer zweiten Länge, welche größer ist als eine erste Länge, und zu einer zweiten
Wanddicke abgestreckt wird, welche kleiner ist als die erste Wanddicke.
[0011] Eine erste Grundidee der Erfindung liegt darin, aus einem massiven Ausgangswerkstück
durch Bohrungsdrücken eine topfförmige Zwischenform zu erzeugen. Durch das Bohrungsdrücken
wird die Zwischenform spanlos hergestellt, wobei durch das Eindrücken des Drückdorns
bei gleichzeitiger radialer Zustellung mindestens einer Umformrolle an einer Umformmaschine
eine Materialstruktur mit einem ungebrochenen oder ungeschnittenen Faserverlauf erzeugt
wird. Der durch das spanlose Umformen hergestellte Faserverlauf in der Werkstückstruktur
führt zu einer erhöhten Festigkeit im Materialgefüge.
[0012] Ein zweiter Grundgedanke der Erfindung besteht darin, dieses vorteilhafte Materialgefüge,
welches beim Bohrungsdrücken erzeugt wird, noch dadurch weiter zu verbessern, dass
die topfförmige Zwischenform anschließend einem Abstreckdrückwalzen unterzogen wird,
wobei ein Hülsenabschnitt der Zwischenform in seiner Wanddicke weiter verdünnt und
der Hülsenabschnitt in axialer Richtung gelängt wird. Bei dem Abstreckdrückwalzen
bleibt der vorteilhafte ungebrochene Faserverlauf des Bohrungsdrückens grundsätzlich
erhalten. Gleichzeitig kann durch das Abstreckdrückwalzen eine weitere Verfestigung
des Materialgefüges durch die aufgebrachten Spannungen bewirkt werden. Dieses Verfahren
kann dabei als ein Warmumformverfahren und/oder als ein Kaltumformverfahren durchgeführt
werden. Bei diesem Abstreckdrückwalzen erfolgt kein Eindrücken des eines Umformdornes
mehr.
[0013] Durch eine gezielte Temperaturführung bei den einzelnen Verfahrensschritten kann
insbesondere eine gezielte Kaltverfestigung, insbesondere beim Abstreckdrückwalzen,
erzielt und eingestellt werden.
[0014] Insgesamt kann so ein hohlzylindrisches Werkstück mit einer relativ geringen Wanddicke
bei gleichzeitig hoher Festigkeit hergestellt werden.
[0015] Grundsätzlich kann beim Bohrungsdrücken der Drückdorn nur geringfügig in das Ausgangswerkstück
eindringen oder dieses insgesamt durchdringen. Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform
der Erfindung besteht darin, dass beim Bohrungsdrücken der Drückdorn in das Ausgangswerkstück
bis zu einem Mittenbereich eingebracht wird. Dieser kann sich etwa zwischen 20% bis
80% der axialen Länge des Ausgangswerkstücks erstrecken. Hierdurch kann eine Zwischenform
erreicht werden, welche einerseits einen Hülsenabschnitt mit einem verfestigten Werkstückbereich
und andererseits einen Werkstückbereich mit einem weitgehend unveränderten Materialgefüge
aufweist.
[0016] Besonders vorteilhaft ist es nach einer Weiterbildung der Erfindung, dass zum Abstreckdrückwalzen
mindestens eine Abstreckdrückwalze an einem Übergangsbereich, welcher zwischen dem
massiven Bodenabschnitt und dem Hülsenabschnitt liegt, zugestellt und axial zum Übergangbereich
zum freien Ende des Hülsenabschnitts bewegt wird. Hierdurch kann gezielt der Hülsenabschnitt
durch das Abstreckdrückwalzen verdünnt und zusätzlich verfestigt werden.
[0017] Nach einer bevorzugten Verfahrensvariante ist es vorgesehen, dass in dem Übergangsbereich
vor dem Abstreckdrückwalzen eine ringförmige Ausnehmung ausgebildet wird, in welche
die mindestens eine Abstreckdrückwalze angesetzt wird. Die ringförmige Ausnehmung
kann entweder spanlos oder spanabhebend durch einen vorausgehenden spanabhebenden
Verfahrensschritt in die Außenseite des Werkstücks eingebracht werden. Das Einbringen
der ringförmigen Ausnehmung kann vor, während oder nach dem Bohrungsdrücken erfolgen.
Dies erlaubt ein gezieltes Abstreckdrückwalzen.
[0018] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung wird ein besonders effizientes Umformen dadurch
erzielt, dass beim Bohrungsdrücken durch die Umformrolle ein Werkstückbereich hinter
der Umformrolle, welcher zum Drückdorn gerichtet ist, aufgeweitet wird, wobei um den
Drückdorn ein Freiraum gebildet wird. Vorzugsweise weist dabei die mindestens eine
Umformrolle an ihrer Hinterseite einen konisch abgeschrägten Bereich auf, so dass
beim radialen Zustellen der Umformrolle an das Werkstück ein gewisser Materialfluss
radial nach außen hinter der Umformrolle eingestellt wird. Dabei erfolgt das Zustellen
der Umformrolle etwa auf der gleichen axialen Höhe, auf der ein Vorderbereich des
Drückdorns liegt oder die mindestens eine Umformrolle eilt dem Drückdorn axial ein
gewisses Stück voraus. Durch die Kombination der Umformrolle und der Zustellung wird
ein gewisser Materialfluss radial nach außen unterstützt, so dass bei der gleichzeitigen
axialen Zustellung des Bohrungsdorns um diesen ein gewisses Spiel oder ein ringförmigen
Freiraum erzeugt wird. Auf diese Weise kann die topfförmige Zwischenform besonders
effizient erzeugt werden.
[0019] Weiterhin kann es nach einer Verfahrensvariante der Erfindung vorteilhaft sein, dass
an einem Innendurchmesser des Werkstücks eine Führungshülse zum Führen des Materials
vorgesehen wird. Die Führungshülse kann dabei an dem Drückdorn, insbesondere in einem
vorderen Bereich, gelagert sein. Durch eine solche Führungshülse kann eine gute Führung
des Materials beim Bohrungsdrücken bei einer gleichzeitigen Verminderung von Reibungswiderständen
erzielt werden.
[0020] Eine besonders vorteilhafte Formgebung kann nach einer Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens dadurch erzielt werden, dass das freie Ende des Hülsenabschnitts zum Bilden
mindestens eines Wellenabsatzes radial eingezogen wird. Dabei kann in dem hohlen Werkstück
in einem mittleren Bereich ein größerer Hohlraum gebildet sein als an dem eingezogenen
freien Ende. Das Einziehen kann im Extremfall so weit ausgeführt werden, dass das
freie Ende weitgehend oder vollständig geschlossen wird.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es dabei, dass das radiale Einziehen durch ein radiales
Zustellen mindestens einer Einziehrolle durchgeführt wird. Vorzugsweise sind zwei,
drei oder mehrere gleichmäßig über den Umfang verteilte Einziehrollen vorgesehen,
so dass sich beim Einziehen eine Kompensation der Querkräfte auf das Gesamtwerkstück
ergibt. Durch das Einziehen kann ein ein- oder mehrstufiger Wellenabsatz am freien
Ende des Werkstücks ausgeformt werden.
[0022] Grundsätzlich kann das gegenüberliegende Ende mit dem massiven Bodenabschnitt des
Werkstücks ebenfalls spanlos umgeformt werden. Besonders vorteilhaft ist es nach einer
Weiterbildung der Erfindung, dass der massive Bodenabschnitt spanabhebend bearbeitet
wird, wobei mindestens ein Wellenabsatz ausgebildet wird. In dem massiven Bodenabschnitt
befindet sich ein weitgehend unverspanntes Materialgefüge, da dieser Abschnitt keinem
oder keinem wesentlichen Umformverfahren unterzogen wurde. Somit kann der massive
Bodenabschnitt etwa durch Drehen, Fräsen oder Bohren effizient bearbeitet werden.
[0023] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass in
dem massiven Bodenabschnitt eine Bohrung eingebracht wird. Insbesondere kann die Bohrung
koaxial zur Werkstücklängsachse sein. Die Bohrung kann als eine Sacklochbohrung mit
einem Zwischenwandabschnitt zum restlichen Hohlraum des Werkstücks oder als eine Durchgangsbohrung
ausgeführt sein, wobei ein durchgehender Längshohlraum in dem Werkstück gebildet wird.
[0024] Eine besonders gute Einstellung der Festigkeit des Werkstücks kann nach einer weiteren
Verfahrensvariante dadurch erzielt werden, dass das Ausgangswerkstück und/oder die
Zwischenform über ihre axiale Länge mit einem definierten Temperaturprofil versehen
wird, bei welchem Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturen zum Erzielen unterschiedlicher
Festigkeiten im Werkstück erzeugt werden. So können zu unterschiedlichen Verfahrensschritten
und/oder in unterschiedlichen Bereichen Temperaturen eingestellt werden, welche entweder
ein Kaltverformen oder ein Warmverformen ermöglichen. Bei einem Warmverformen liegt
die Werkstücktemperatur oberhalb der sogenannten Rekristallisationstemperatur des
Werkstückmaterials, so dass sich das Materialgefüge stets neu bildet und sich keine
Kaltverfestigung ausbildet. Erfolgt hingegen ein Umformen unterhalb der Rekristallisationstemperatur,
werden die Materialkörner und das Materialgefüge gestreckt und es kann sich eine Kaltverfestigung
einstellen. Dabei kann in einer Anfangsphase des Verfahrens zunächst eine Warmverformung
durchgeführt werden, während in einer abschließenden Phase der Umformung eine Kaltverformung
mit einer gezielten Festigkeitseinstellung durchgeführt wird. Insbesondere kann das
Bohrungsdrücken als eine Warmumformung durchgeführt werden, während insbesondere das
sich anschließende Abstreckdrückwalzen als eine Kaltverformung durchgeführt wird.
[0025] Besonders zweckmäßig kann es nach einer Weiterbildung der Erfindung sein, dass das
Werkstück am Bodenabschnitt eingespannt und im Bereich des Bodenabschnitts aktiv gekühlt
wird. Insbesondere beim Durchführen des Bohrungsdrückens bei einer erhöhten Temperatur
können so Überhitzungen im Bodenabschnitt mit unerwünschten Ausglüheffekten im Material
vermieden werden. Eine Kühlung des Bodenabschnitts kann über das Spannfutter der Maschine
erfolgen.
[0026] Eine Temperaturführung kann abhängig von der Art des Verfahrens sowie der gewünschten
Festigkeitseigenschaften des Werkstücks ausgewählt werden. Besonders vorteilhaft ist
es nach einer Ausführungsform der Erfindung, dass zumindest das Bohrungsdrücken mit
einer Warmumformtemperatur durchgeführt wird. Vorzugsweise kann das Abstreckdrückwalzen
als eine Kaltumformung erfolgen.
[0027] Grundsätzlich kann das Ausgangswerkstück in beliebiger Weise hergestellt sein, etwa
als Schmiedeteil, Gusswerkstück oder spanabhebend vorbearbeitetes Werkstück. Besonders
wirtschaftlich ist es nach einer Ausführungsform der Erfindung, dass das Ausgangswerkstück
durch Ablängen aus einem Stangenmaterial gebildet wird. Stangenmaterial kann zuverlässig
und kostengünstig in den unterschiedlichsten Qualitäten bezogen werden, wobei durch
Ablängen eine individuelle Werkstücklänge eingestellt werden kann.
[0028] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen weiter
beschrieben, welche schematisch in den Zeichnungen dargestellt sind. In den Zeichnungen
zeigen:
- Fig. 1 - 6
- Querschnittsansichten eines Werkstücks gemäß unterschiedlichen Stadien bei einem erfindungsgemäßen
Verfahren;
- Fig. 7
- eine Querschnittsansicht durch ein Werkstück beim Bohrungsdrücken gemäß der Erfindung;
- Fig. 8
- eine Querschnittsansicht durch ein Werkstück beim Bohrungsdrücken unter zusätzlichem
Einsatz einer Führungshülse;
- Fig. 9
- eine Querschnittsansicht durch ein Werkstück nach dem Bohrungsdrücken;
- Fig. 10
- eine Querschnittsansicht durch das Werkstück von Fig. 9 nach dem Einformen einer ringförmigen
Ausnehmung; und
- Fig. 11 - 13
- Querschnittsansichten durch alternative Ausgangswerkstücke für das erfindungsgemäße
Verfahren.
[0029] Gemäß Fig. 1 kann als Ausgangswerkstück 10 ein metallischer massiver Zylinder verwendet
werden, welcher beispielsweise durch Ablängen von einem Stangenmaterial gebildet ist.
[0030] In einem ersten Verfahrensschritt nach Fig. 2 wird aus dem Ausgangswerkstück 10 gemäß
Fig. 1 durch Bohrungsdrücken unter Verwendung eines in Fig. 2 nicht dargestellten
Drückdorns und mindestens einer Umformrolle eine Zwischenform 20 gebildet. Bei diesem
Bohrungsdrücken wird ein Drückdorn in einen Mittenbereich des Ausgangswerkstücks 10
unter gleichzeitiger Anlage einer oder mehrerer Umformrollen an der Außenseite axial
eingedrückt. Hierdurch wird die Zwischenform 20 topfförmig mit einem Hülsenabschnitt
24 mit einem inneren Hohlraum 25 gebildet. Der Hülsenabschnitt 24 geht über einen
Übergangsbereich 26, bis zu welchem die mindestens eine Umformrolle entlang gelaufen
ist, in einen im Wesentlichen unverformten massiven Bodenabschnitt 22 über. Der Außendurchmesser
des massiven Bodenabschnitts 22 entspricht im Wesentlichen dem Durchmesser des Ausgangswerkstücks
10, während demgegenüber ein Außendurchmesser des Hülsenabschnitts 24 durch das Bohrungsdrücken
unter gleichzeitigem Einsatz einer oder mehrerer Umformrollen eine erste Reduzierung
des Außendurchmessers aufweist.
[0031] Gemäß Fig. 3 wird etwa durch eine nicht dargestellte Umformrolle in den Übergangsbereich
26 eine ringförmige Ausnehmung 28 oder Vertiefung in die Zwischenform 20 eingeformt.
Die ringförmige Ausnehmung 28 dient als Ansatzpunkt für eine oder mehrere Abstreckdrückwalzen.
[0032] Gemäß Fig. 4 überlaufen die eine oder mehrere Abstreckdrückwalzen ausgehend von der
ringförmigen Ausnehmung 28 die Zwischenform 20 zum freien Ende des Hülsenabschnitts
24 hin. Bei diesem Abstreckdrückwalzvorgang befindet sich ein Drückdorn in dem Innenraum
25, wobei der Drückdorn des vorausgegangenen Bohrungsdrücken oder ein anderer Drückdorn
eingesetzt werden kann. Beim Abstreckdrückwalzen ergibt sich eine Reduzierung der
Wanddicke des Hülsenabschnitts 24 von einer ersten Wanddicke gemäß Fig. 3 zu einer
zweiten kleineren Wanddicke gemäß Fig. 4. Das dabei verdrängte Werkstückmaterial führt
zu einer Längung des Hülsenabschnitts 24, wie anschaulich in Fig. 4 dargestellt ist.
Bei gleichbleibendem Innendurchmesser ergibt sich eine weitere Reduzierung des Außendurchmessers
am Hülsenabschnitt 24.
[0033] Sodann kann ein freier Endbereich des rohrförmigen Hülsenabschnitts 24 durch radiales
Zustellen einer oder mehrerer Einziehrollen radial nach innen eingezogen werden, wobei
ein gestufter Wellenabsatz 56 eingeformt wird, wie anschaulich in Fig. 5 dargestellt
ist. Dabei kann in dem mittigen Hohlzylinderabschnitt 52 ein hinterschnittener Hohlraum
für das hohlzylindrische Werkstück 50 gebildet werden.
[0034] Nach dem spanlosen Umformen kann eine spanabhebende Bearbeitung an dem Werkstück
insbesondere durch Bohren, Fräsen und insbesondere eine drehende Bearbeitung auf einer
Drehmaschine erfolgen. Hierbei kann der erste Wellenabsatz 56 drehend endbearbeitet
werden. Zudem kann in dem massiven Bodenabschnitt 22 durch Bohren und/oder Drehen
eine mittige Bohrung 60 eingebracht werden. Zudem kann an dem massiven Bodenabschnitt
22 ein Abdrehen des Außenumfangs erfolgen, so dass ein zweiter Wellenabsatz 58 an
dem anderen Ende des hohlzylindrischen Werkstücks 50 ausgebildet wird.
[0035] Die Bohrung 60 kann grundsätzlich durchgehen und sich bis in den Hohlraum des Hohlzylinderabschnitts
52 erstrecken oder, wie anschaulich in der Fig. 6 gezeigt ist, als eine Sacklochbohrung
mit einer durchgehenden Wand gegenüber dem Hohlzylinderabschnitt 52 ausgebildet sein.
[0036] Im Zusammenhang mit Fig. 7 wird das Bohrungsdrücken bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
näher erläutert, wobei zum Bilden einer Zwischenform 20 ein schaftförmiger zylindrischer
Drückdorn 30 axial in das Ausgangswerkstück 10 eingedrückt wird. Das Ausgangswerkstück
10 wird dabei um seine Mittenachse in Rotation versetzt, wobei das Ausgangswerkstück
10 am massiven Bodenabschnitt 22 an einem nicht dargestellten Spannfutter, welches
gekühlt werden kann, eingespannt ist. Im Bereich der Stirnseite des Drückdorns 30
werden an den Außenumfang der Zwischenform 20 zum Bohrungsdrücken eine oder mehrere
Umformrollen 35 radial zugestellt, wobei sich im Material ein dreidimensionaler Spannungszustand
ausbildet, durch welchen das massive Ausgangswerkstück 10 mit einem hohlen Hülsenabschnitt
24 ausgebildet wird, indem der Drückdorn 30 immer weiter in die Zwischenform 20 axial
eindringt. Das dabei verdrängte Werkstückmaterial wird unter Einwirkung der mindestens
einen Umformrolle 35 axial nach hinten entlang des Drückdorns 30 zum Bilden des Hülsenabschnitts
24 verdrängt.
[0037] Die Umformrolle 35 ist doppelkonusförmig ausgebildet, wobei ein vorderer konischer
Einlaufabschnitt 36 und ein hinterer konischer Auslaufabschnitt 37 ausgebildet sind.
Durch den hinteren konischen Auslaufabschnitt 37, welcher sich nach hinten verjüngt,
wird insbesondere in der eigentlichen Umformzone Werkstückmaterial teilweise radial
nach außen verdrängt, so dass sich ein gewisser Freiraum im vorderen Bereich um den
Drückdorn 30 ergeben kann, was ein verbessertes axiales Eindringen des Drückdorns
30 ermöglicht.
[0038] Gemäß Fig. 8 ist eine alternative Ausgestaltung für das Bohrungsdrücken dargestellt,
wobei in Ergänzung zu der Anordnung nach Fig. 7 am Drückdorn 30 eine axial verschiebbare
Führungshülse 32 gelagert ist. Das beim Bohrungsdrücken verdrängte Werkstückmaterial
kann dabei teilweise an der Führungshülse 32 aufliegen und durch diese bei einem Verschieben
nach hinten zusätzlich geführt werden. Dies führt ebenfalls zu einem leichteren und
verbesserten Bohrungsdrücken nach dem erfindungsgemäßen Verfahren.
[0039] Fig. 9 zeigt in vergrößerter Darstellung den Zustand der Zwischenform 20 entsprechend
Fig. 2, wobei ein Hülsenabschnitt 24 mit einem inneren Hohlraum 25 gebildet ist, während
ein im Wesentlichen unverformter massiver Bodenabschnitt 22 verbleibt. Der Hülsenabschnitt
24 geht konisch in den durchmessergrößeren massiven Bodenabschnitt 22 mit einem Übergangsbereich
26 über.
[0040] In diesem Übergangsbereich 26 wird entsprechend Fig. 10 eine ringförmige Ausnehmung
28 oder Vertiefung eingearbeitet. Dies kann vorzugsweise spanlos durch radiales Zustellen
einer entsprechenden Umformrolle erfolgen oder gegebenenfalls auch spanabhebend, etwa
auf einer Drehmaschine. In diese ringförmige Ausnehmung 28 gemäß Fig. 10 kann dann
für den nachfolgenden Abstreckdrückwalzvergang eine oder mehrere Abstreckdrückwalzen
positionsgenau eingesetzt werden.
[0041] In den Figuren 11 bis 13 sind alternative Ausgestaltungen für das Ausgangswerkstück
10 dargestellt. Dabei kann das Ausgangswerkstück 10 gemäß Fig. 11 ein spanabhebend
vorbearbeitetes oder durch Schmieden oder Gießen hergestelltes Werkstück mit einem
vorgeformten Absatz 12 sein, welcher im dargestellten Ausführungsbeispiel massiv und
leicht konisch ausgebildet ist.
[0042] Gemäß der Ausführung nach Fig. 12 kann das Ausgangswerkstück 10 zusätzlich zu einem
leicht konischen Absatz 12 noch eine Ringschulter 14 aufweisen.
[0043] Weiterhin kann gemäß der alternativen Ausgestaltung gemäß Fig. 13 das Ausgangswerkstück
10 mit einem konischen Absatz 12 ausgebildet sein, in welchem ein Mittenloch 16 angeordnet
ist. Dieses kann gegebenenfalls bei einem vorausgehenden Schmiedevorgang eingeformt
oder spanabhebend eingearbeitet sein.
1. Verfahren zum Herstellen eines hohlzylindrischen Werkstücks (50) aus einem massiven
Ausgangswerkstück (10), bei dem
- in das massive Ausgangswerkstück (10) spanlos durch Bohrungsdrücken, bei welchem
ein Drückdorn (30) in das Ausgangswerkstück (10) axial eingedrückt wird und gleichzeitig
mindestens eine Umformrolle (35) an einer Au-ßenseite des Außenwerkstücks (10) zugestellt
wird, eine topfförmige Zwischenform (20) erzeugt wird, welche einen massiven Bodenabschnitt
(22) und einen sich daran anschließenden Hülsenabschnitt (24) mit einer ersten Länge
und einer ersten Wanddicke aufweist, und
- die topfförmige Zwischenform (20) anschließend einem Abstreckdrückwalzen unterzogen
wird, bei welchem der Hülsenabschnitt (24) zu einer zweiten Länge, welche größer ist
als die erste Länge, und zu einer zweiten Wanddicke abgestreckt wird, welche kleiner
ist als die erste Wanddicke.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Bohrungsdrücken der Drückdorn (30) in das Ausgangswerkstück (10) bis in einen
Mittenbereich eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Abstreckdrückwalzen mindestens eine Abstreckdrückwalze an einen Übergangsbereich
(26), welcher zwischen dem massiven Bodenabschnitt (22) und dem Hülsenabschnitt (24)
liegt, zugestellt und axial vom Übergangsbereich (26) zum freien Ende des Hülsenabschnitts
(24) bewegt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass in dem Übergangsbereich (26) vor dem Abstreckdrückwalzen eine ringförmige Ausnehmung
(28) ausgebildet wird, in welche die mindestens eine Abstreckdrückwalze angesetzt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Bohrungsdrücken durch die Umformrolle (35) ein Werkstückbereich hinter der Umformrolle
(35), welcher zum Drückdorn (30) gerichtet ist, aufgeweitet wird, wobei um den Drückdorn
(30) ein Freiraum gebildet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass an einem Innendurchmesser der Zwischenform (20) eine Führungshülse (32) zum Führen
des Materials vorgesehen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das freie Ende des Hülsenabschnitts (24) zum Bilden mindestens eines ersten Wellenabsatzes
(56) radial eingezogen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das radiale Einziehen durch ein radiales Zustellen mindestens einer Einziehrolle
durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der massive Bodenabschnitt (22) spanabhebend bearbeitet wird, wobei mindestens ein
zweiter Wellenabsatz (58) ausgebildet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den massiven Bodenabschnitt (22) eine Bohrung (60) eingebracht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausgangswerkstück (10) und/oder die Zwischenform (20) über ihre axiale Länge
mit einem definierten Temperaturprofil versehen wird, bei welchem Bereiche mit unterschiedlichen
Temperaturen zum Erzielen unterschiedlicher Festigkeiten im Werkstück (50) erzeugt
werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (50) am Bodenabschnitt (22) eingespannt und im Bereich des Bodenabschnitts
(22) aktiv gekühlt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest das Bohrungsdrücken bei einer Warmumformtemperatur durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausgangswerkstück (10) durch Ablängen aus einem Stangenmaterial gebildet wird.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Verfahren zum Herstellen eines hohlzylindrischen Werkstücks (50) aus einem massiven
Ausgangswerkstück (10), bei dem
- in das massive Ausgangswerkstück (10) spanlos durch Bohrungsdrücken, bei welchem
ein Drückdorn (30) in das Ausgangswerkstück (10) axial eingedrückt wird und gleichzeitig
mindestens eine Umformrolle (35) an einer Außenseite des Ausgangswerkstücks (10) zugestellt
wird, eine topfförmige Zwischenform (20) erzeugt wird, welche einen massiven Bodenabschnitt
(22) und einen sich daran anschließenden Hülsenabschnitt (24) mit einer ersten Länge
und einer ersten Wanddicke aufweist, und
- die topfförmige Zwischenform (20) anschließend einem Abstreckdrückwalzen unterzogen
wird, bei welchem der Hülsenabschnitt (24) zu einer zweiten Länge, welche größer ist
als die erste Länge, und zu einer zweiten Wanddicke abgestreckt wird, welche kleiner
ist als die erste Wanddicke,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausgangswerkstück (10) und/oder die Zwischenform (20) über seine/ihre axiale
Länge mit einem definierten Temperaturprofil versehen wird, bei welchem Bereiche mit
unterschiedlichen Temperaturen zum Erzielen unterschiedlicher Festigkeiten im Werkstück
(50) erzeugt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Bohrungsdrücken der Drückdorn (30) in das Ausgangswerkstück (10) bis in einen
Mittenbereich eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Abstreckdrückwalzen mindestens eine Abstreckdrückwalze an einen Übergangsbereich
(26), welcher zwischen dem massiven Bodenabschnitt (22) und dem Hülsenabschnitt (24)
liegt, zugestellt und axial vom Übergangsbereich (26) zum freien Ende des Hülsenabschnitts
(24) bewegt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass in dem Übergangsbereich (26) vor dem Abstreckdrückwalzen eine ringförmige Ausnehmung
(28) ausgebildet wird, in welche die mindestens eine Abstreckdrückwalze angesetzt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Bohrungsdrücken durch die Umformrolle (35) ein Werkstückbereich hinter der Umformrolle
(35), welcher zum Drückdorn (30) gerichtet ist, aufgeweitet wird, wobei beim radialen
Zustellen der Umformrolle (35) an das Werkstück ein gewisser Materialfluss radial
nach außen hinter der Umformrolle (35) eingestellt und um den Drückdorn (30) ein Freiraum
gebildet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass an einem Innendurchmesser der Zwischenform (20) eine Führungshülse (32) zum Führen
des Materials vorgesehen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das freie Ende des Hülsenabschnitts (24) zum Bilden mindestens eines ersten Wellenabsatzes
(56) radial eingezogen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das radiale Einziehen durch ein radiales Zustellen mindestens einer Einziehrolle
durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass der massive Bodenabschnitt (22) spanabhebend bearbeitet wird, wobei mindestens ein
zweiter Wellenabsatz (58) ausgebildet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den massiven Bodenabschnitt (22) eine Bohrung (60) eingebracht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Werkstück (50) am Bodenabschnitt (22) eingespannt und im Bereich des Bodenabschnitts
(22) aktiv gekühlt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest das Bohrungsdrücken bei einer Warmumformtemperatur durchgeführt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausgangswerkstück (10) durch Ablängen aus einem Stangenmaterial gebildet wird.