[0001] Die Erfindung betrifft ein Gerbmittel und die Verwendung eines solchen Gerbmittels
zum Gerben von Tierhäuten und Fellen, ein Verfahren zum Gerben von Tierhäuten und
Fellen zur Herstellung von Leder sowie ein daraus erhaltenes Leder.
[0002] Beim Gerben wird tierisches Kollagen in Häuten derart verändert, dass das aus der
Gerbung entstandene Leder Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze, Umwelteinflüssen und
Mikroorganismen besitzt sowie nach Trocknung des entstandenen Leders die Geschmeidigkeit
der gegerbten Haut erhalten bleibt.
[0003] Im Wesentlichen werden drei Gerbverfahren angewandt: die mineralische Gerbung, insbesondere
die Chromgerbung, die vegetabile Gerbung, beispielsweise mit Tara, Mimosa, Quebracho
oder Kastanie, und die synthetische Gerbung, insbesondere mit Glutardialdehyd, die
auf unterschiedlichen Strategien beruhen.
[0004] Die Chromgerbung weist die größte wirtschaftliche Bedeutung auf. Hydratisierte Chromkomplexe,
die sich zwischen die Carboxylgruppen von Glutaminsäure und Asparaginsäure des Kollagenpeptidgerüstes
der Haut lagern, führen zu einem widerstandsfähigen und weichen Leder. Neben der zu
erreichenden guten Lederqualität wurde mit Chromgerbstoff eine schnelle und kostengünstige
Prozessführung etabliert. Nach demselben Wirkprinzip wirken auch andere Mineralgerbstoffe,
die beispielsweise auf Basis von Aluminium oder Zirkonium arbeiten.
[0005] Die Verwendung von (Schwer-)Metallen weist eine Reihe von Nachteilen auf. Es ist
zum Beispiel bekannt, dass Chrom(VI) bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen
kann. Üblicherweise werden im Gerbprozess Chrom(III)-Sulfate eingesetzt. Chrom(VI)
kann jedoch durch Oxidation aus Chrom (III) entstehen, oder gelangt über Gerbstoffverunreinigungen
in den Gerbprozess. Weitere Nachteile einer (schwer-)metallbelasteten Gerbung sind
die aufwändige Behandlung der Abwässer über eine Anlage zur Rückgewinnung von Chrom
und anderen Schwermetallen sowie die teure Entsorgung von Lederresten wie Falzspänen
mittels Deponieverfahren oder Verbrennung.
[0006] Die vegetabile Gerbung setzt Tannine ein, welche aus Pflanzen extrahiert werden.
Jedoch benötigt die vegetabile Gerbung lange und aufwendige Gerbprozesse, weswegen
die vegetabile Gerbung größtenteils von der Chromgerbung abgelöst wurde.
[0007] Eine weitere weit verbreitete Gerbmethode ist die synthetische Gerbung mit Glutardialdehyd,
bei der die Bifunktionalität des Glutardialdehyds dazu dient, die Peptidfasern der
Haut zu vernetzen. Die Wirkungsweise ist hauptsächlich auf die Reaktivität an den
Stickstofffunktionalitäten der zu Grunde liegenden Aminosäuren zurückzuführen. Das
Glutardialdehyd reagiert an zwei verschiedenen Fasern und verbindet diese so permanent
durch die Ausbildung einer kovalenten Bindung.
[0008] Nachteile dieses Verfahrens sind die ungünstigen toxikologischen Eigenschaften des
Glutardialdehyds, insbesondere dessen Umwelttoxizität und die nicht vorhandene biologische
Abbaubarkeit, sowie die energieaufwändige und klimagefährdende Erzeugung aus petrochemischen
Grundstoffen. Ferner ist aufgrund der Respirationstoxizität und Mutagenität von Glutardialdehyd
nach der REACH-Verordnung eine Einstufung als SVHC-Stoff zu erwarten. Mit Glutardialdehyd
gegerbte Leder weisen ferner eine über die Hautschichten variierende Schrumpfungstemperatur
auf.
[0009] Erstrebenswerter sind umweltverträgliche Gerbverfahren, die insbesondere Verbindungen
einsetzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden können.
[0010] In der
EP 2 574 682 B1 ist eine Zusammensetzung für das Gerben von Leder bekannt, welche einen Zeolith umfasst,
der mit einer konzentrierten Monocarbonsäure behandelt wurde. Die Zusammensetzung
soll insbesondere eine Alternative zur Chromgerbung bereitstellen. Jedoch ist weiterhin
die aufwändige Herstellung und Nachbehandlung des Zeoliths notwendig, was sich negativ
auf die ökologische Gesamtbilanz der Zusammensetzung auswirkt.
[0011] Aus der
EP 2 607 500 A1 ist ein Verfahren zum Herstellen von Leder bekannt, in dem eine Zusammensetzung als
Gerbmittel eingesetzt wird, welche ein Polysaccharid umfasst, das mittels Oxidation
aus Stärke gewonnen wurde. Das dort gezeigte Verfahren eignet sich jedoch nur bei
Anwendung für Pickelblößen.
[0012] Die
WO 2012/163823 beschreibt Graft-Copolymere, welche mittels freier radikalischer Polymerisation gewonnen
wurden, wobei ein erstes Monomer A), welches eine (Meth-)Acrylsäure oder eine Mischung
einer (Meth-)Acrylsäure und einfach und/oder mehrfach ethylenisch ungesättigten Monomeren
ist, und ein zweites Monomer B) zum Einsatz kommen, welches durch Abbau eines Polysaccharids
oder Polypeptids erzeugt wird. Die Herstellung derartiger Graft-Copolymere ist aufwendig
und bedarf eines hohen Chemikalieneinsatzes. Außerdem kann mit den beschriebenen Graft-Copolymeren
keine ausreichende Vernetzung der Kollagenfasern erzielt werden. Die Graft-Copolymere
eignen sich deshalb nur für die Nachgerbung und erfordern die zusätzliche Verwendung
von konventionellen Gerbmitteln.
[0014] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine umweltverträgliche und leistungsfähige Möglichkeit
zum Gerben bereitzustellen, welche einen geringen Energieverbrauch und/oder einen
geringen Chemikalienverbrauch ermöglicht. Insbesondere sollen die Gerbmittel aus weltweit
verfügbaren, biologisch abbaubaren und/oder aus nachwachsenden Rohstoffen erhältlichen
Verbindungen hergestellt werden können.
[0015] Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein Gerbmittel, umfassend eine Reaktionslösung,
welche eine gerbaktive Komponente enthält, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus Glycerinaldehyd, Glycolaldehyd, Acetalen dieser Verbindungen, Hemiacetalen dieser
Verbindungen und Kombinationen davon, wobei die Reaktionslösung erhalten ist durch
partielle Oxidation und/oder Pyrolyse einer organischen Substanz mit einer vicinalen
Diolgruppe.
[0016] Es wurde erkannt, dass ausgehend von organischen Substanzen mit einer vicinalen Diolgruppe
eine Reaktionslösung erhalten werden kann, welche sich aufgrund der durch die partielle
Oxidation und/oder Pyrolyse entstehenden Verbindungen Glycerinaldehyd, auch als 1,2-Dihydroxypropanal
bezeichnet, Glycolaldehyd, auch als Hydroxyethanal bezeichnet, Acetalen dieser Verbindungen
und/oder Hemiacetalen dieser Verbindungen direkt für den Einsatz in einem Gerbmittel
eignet.
[0017] Erfindungsgemäß ist die gerbaktive Komponente insbesondere biologisch abbaubar und
umweltverträglich. Dadurch wird ein umweltverträgliches und ressourcenschonendes Gerben
ermöglicht. Zudem sinkt im Vergleich zu klassischen Gerbverfahren, beispielsweise
der Chromgerbung, der Aufwand in der Entsorgung von bei der Anwendung des Gerbmittels
anfallenden Abfällen erheblich, wodurch ein kostengünstigerer Gerbprozess ermöglicht
wird.
[0018] Insbesondere können organische Substanzen als Ausgangsprodukt verwendet werden, welche
natürlich vorkommen und/oder aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden können.
Auf diese Weise kann der Einsatz von fossilen Rohstoffen, beispielsweise erdöl- und/oder
erdgasbasierter Ausgangsstoffe, in der Herstellung von Gerbmitteln vermieden oder
zumindest reduziert werden.
[0019] Die gerbaktive Komponente ist ferner hydrophil und dringt schnell in die zu gerbenden
Hautschichten ein. Dadurch kann die Einwirkzeit der Gerbflotte im Vergleich zu herkömmlichen
Gerbmitteln verkürzt werden. Zusätzlich wird eine gleichmäßige Verteilung der gerbaktiven
Komponente in den Hautschichten erreicht, so dass ein gleichmäßig durchgegerbtes Leder
mit einer über alle Hautschichten gleichbleibenden Schrumpfungstemperatur erhalten
werden kann.
[0020] Die organische Substanz mit einer vicinalen Diolgruppe ist insbesondere eine aliphatische
Substanz mit einer vicinalen Diolgruppe.
[0021] Bevorzugt ist die organische Substanz mit einer vicinalen Diolgruppe ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Glycerin, Ethylenglykol, Monosacchariden, Oligosacchariden,
Polysacchariden und Kombinationen davon.
[0022] Diese organischen Substanzen fallen beispielsweise als Nebenprodukt in großtechnischen
Prozessen an, wie beispielsweise in der Produktion von Biodiesel oder bei der Naturseifenherstellung,
und/oder können aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden.
[0023] In einer Variante ist die organische Substanz mit einer vicinalen Diolgruppe Glycerin
und/oder Ethylenglykol.
[0024] In einer weiteren Variante ist die organische Substanz ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Monosacchariden, Oligosacchariden, Polysacchariden und Kombinationen
davon,
[0025] Erfindungsgemäße Monosaccharide sind insbesondere Monosaccharide mit vier bis sieben
Kohlenstoffatomen und erfindungsgemäße Oligosaccharide und Polysaccharide sind insbesondere
Oligo- beziehungsweise Polysaccharide dieser Monosaccharide.
[0026] Ist die organische Substanz Glycerin und/oder Ethylenglykol, wird die Reaktionslösung
insbesondere durch partielle Oxidation erhalten.
[0027] Die partielle Oxidation erzeugt insbesondere eine Reaktionslösung, welche als gerbaktive
Komponente Glycerinaldehyd, ein Acetal von Glycerinaldehyd und/oder ein Hemiacetal
von Glycerinaldehyd enthält.
[0028] Beispielsweise erfolgt die partielle Oxidation gemäß des in der
WO 2009/100068 A1 beschriebenen Verfahrens, wobei Anpassungen in der Reaktionsführung zur Optimierung
der Zusammensetzung der Reaktionslösung möglich sind. Dieses Verfahren nutzt Glycerin
als Ausgangsprodukt, wobei das eingesetzte Glycerin bevorzugt als Nebenprodukt von
großtechnischen Prozessen wie der Herstellung von Biodiesel und der Naturseifenherstellung
erzeugt wurde, in denen nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen.
[0029] Die partielle Oxidation erfolgt insbesondere unter Einsatz von Wasserstoffperoxid
als Oxidationsmittel in Kombination mit einem geeigneten Katalysator, beispielweise
ein Eisenkatalysator wie Eisen-(II)-sulfat.
[0030] Der Katalysator, insbesondere der Eisenkatalysator, kann in Abhängigkeit der weiteren
Reaktionsbedingungen in einem Anteil von bis zu 10 Gewichtsprozent, vorzugsweise bis
zu 5 Gewichtsprozent eingesetzt werden, bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionslösung.
Gute Ergebnisse können mit 750 bis 5000 ppm Eisen erzielt werden, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Reaktionslösung, bevorzugt von 1500 bis 5000 ppm, besonders bevorzugt
von 3500 bis 5000 ppm.
[0031] Die partielle Oxidation erfolgt insbesondere bei einer Temperatur von 35 bis 90 °C,
bevorzugt von 40 bis 70 °C, besonders bevorzugt von 45 bis 50°C.
[0032] Als Ausgangsprodukt kann gereinigtes oder ungereinigtes Glycerin eingesetzt werden,
mit einem Anteil von 10 Gew.-% bis 99.5 Gew.-% Glycerin im verwendeten Ausgangsprodukt.
Bevorzugt wird gereinigtes Glycerin mit einem Reinheitsgrad von 90 Gew.-% bis 99,5
Glycerin verwendet. Der Anteil von Glycerin in der Reaktionslösung zu Beginn der Oxidation
beträgt vorzugsweise von 80 Gew.-% bis 90 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Reaktionslösung.
[0033] Ist die organische Substanz aus der Gruppe bestehend aus Monosacchariden, Oligosacchariden,
Polysacchariden und Kombination davon ausgewählt, wird die Reaktionslösung insbesondere
durch Pyrolyse erhalten.
[0034] Beispielsweise erfolgt die Pyrolyse als wässrige Thermolyse wie in der
WO 02/40436 A1 beschrieben. Dazu wird eine wässrige Lösung der organischen Substanz fein verteilt
in einen Reaktor gesprüht, welcher eine Temperatur im Bereich von 500 bis zu 600 °C
aufweist. Das im Reaktor entstandene, noch in Form von fein verteilten Tröpfchen vorliegende
Pyrolyseprodukt wird anschließend zum Gewinnen der Reaktionslösung auskondensiert.
[0035] Alternativ kann die Pyrolyse wie in der
WO 2018/104508 A1 beschrieben durchgeführt werden. In dieser Variante wird die gerbaktive Komponente
mittels thermischer Fragmentierung aus der organischen Substanz gewonnen, wobei insbesondere
ein niedriger Gehalt von 200 ppm oder weniger an Salzen in der Reaktionslösung eingestellt
wird, um die Ausbeute an gerbaktiver Komponente zu erhöhen.
[0036] Die thermische Fragmentierung findet insbesondere bei einer Temperatur von 300 °C
oder höher statt, beispielweise bei einer Temperatur im Bereich von 350 bis 800 °C,
bevorzugt von 400 bis 600 °C, besonders bevorzugt von 500 bis 600 °C.
[0037] Grundsätzlich können auch mehrere Teilreaktionslösungen, welche über verschiedene
Verfahren gewonnen wurden, zur Reaktionslösung vermischt werden, um eine gewünschte
Zusammensetzung zu erhalten, wobei jede der Teilreaktionslösungen wie zuvor beschrieben
erhalten sind. Auf diese Weise kann eine flexiblere Prozessführung in Abhängigkeit
der verfügbaren organischen Substanzen realisiert werden sowie eine flexible Anpassung
der chemischen und physikalischen Eigenschaften der Reaktionslösung erfolgen.
[0038] Um die Gerbwirkung des erfindungsgemäßen Gerbmittels weiter zu steigern, kann die
Reaktionslösung neben der gerbaktiven Komponente wenigstens eine weitere gerbfördernde
Komponente enthalten.
[0039] Die gerbfördernde Komponente zeigt wie die gerbaktive Komponente ebenfalls eine Penetrationswirkung
in eine zu gerbende Blöße bzw. ein zu gerbendes Substrat, führt jedoch im Gegensatz
zur gerbaktiven Komponente selbst keine Gerbung durch. Insbesondere fördert die gerbfördernde
Komponente die Penetrationswirkung der gerbaktiven Komponente in die zu gerbende Blöße
bzw. in das zu gerbende Substrat oder steigert den Anteil der in der Blöße verbleibenden
gerbaktiven Komponente.
[0040] Die gerbfördernde Komponente dient insbesondere zum Absenken des zusätzlichen Chemikalienverbrauchs,
indem bei einem geringeren Einsatz an gerbaktiver Komponente ein vergleichbares Gerbergebnis
erzielt werden kann. Zudem kann sich die gerbfördernde Komponente positiv auf die
biologische Abbaubarkeit eines erhaltenen Leders sowie der in der Herstellung des
Leders eingesetzten Gerb- und/oder Prozessflotten, auf die Färbung des Leders und/oder
die Haltbarkeit von vorgegerbten Material auswirken.
[0041] Die gerbfördernde Substanz ist bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
(Poly)Hydroxycarbonsäuren, Carbonsäuren, Ketonen, Acetalen, Hemiacetalen und Ketalen,
jeweils mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen, sowie Mischungen davon.
[0042] Die gerbfördernde Substanz ist bevorzugt ebenfalls biologisch abbaubar und umweltverträglich.
[0043] Bevorzugt wird die gerbfördernde Substanz als Nebenprodukt in der Reaktionslösung
aus der organischen Substanz erzeugt, sodass keine zusätzliche Zugabe an gerbfördernder
Substanz notwendig ist und sich der Herstellungsprozess des Gerbmittels weiter vereinfacht.
[0044] Alternativ oder zusätzlich kann die gerbfördernde Substanz dem Gerbmittel zusätzlich
zur Reaktionslösung zugesetzt sein.
[0045] Die Reaktionslösung kann ein Lösungsmittel enthalten, bevorzugt Wasser und Glykole
wie Polyethylenglykol sowie Gemische davon.
[0046] Der Anteil des Lösungsmittels an der Reaktionslösung beträgt vorzugweise höchstens
80 Gewichtsprozent, weiter bevorzugt höchstens 65 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt
20 bis 50 Gewichtsprozent.
[0047] In einer Variante besteht das Gerbmittel aus der Reaktionslösung. Mit anderen Worten
kommen in dieser Variante lediglich Substanzen zum Einsatz, welche direkt aus der
partiellen Oxidation und/oder der Pyrolyse erhalten werden. Insbesondere im Fall,
dass die eingesetzte organische Substanz natürlich vorkommend ist und/oder aus einem
erneuerbaren Rohstoff hergestellt wurde, kann auf diese Weise sichergestellt werden,
dass die Herstellung des Gerbmittels auf den Einsatz von fossilen Rohstoffen soweit
wie möglich verzichtet und eine möglichst umfassende Umweltverträglichkeit und biologische
Abbaubarkeit aufweist.
[0048] Es ist auch möglich, dass das Gerbmittel eine erste gerbaktive Komponente und eine
zweite gerbaktive Komponente umfasst, wobei die erste gerbaktive Komponente die gerbaktive
Komponente der Reaktionslösung ist und die zweite gerbaktive Komponente ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus synthetischen Gerbstoffen, vegetabilen Gerbstoffen
und mineralischen Gerbstoffen, insbesondere Glutardialdehyd und/oder Chromsalze.
[0049] Mit anderen Worten können auch Mischungen aus konventionellen Gerbstoffen und der
gerbaktiven Komponente aus der Reaktionslösung erfindungsgemäß zum Einsatz kommen.
In dieser Alternative können die Nachteile der konventionellen Gerbstoffe zumindest
minimiert werden, insbesondere kann das Gerbmittel hinsichtlich Umweltverträglichkeit
und Verbrauch fossiler Rohstoffe optimiert werden, während zugleich die physikalischen
und chemischen Eigenschaften des Gerbmittels im Hinblick auf spezifische Anforderungen
des angedachten Gerbprozesses angepasst werden können.
[0050] Bevorzugt liegt im Gerbmittel die erste gerbaktive Komponente in einem höheren Anteil
(w/w) vor als die zweite gerbaktive Komponente. Mit anderen Worten ist die erste gerbaktive
Komponente bevorzugt die gerbaktive Hauptkomponente.
[0051] Die zweite gerbaktive Komponente ist beispielsweise ein Syntan (synthetischer Hilfsgerbstoff),
ein vegetabiler Gerbstoff wie zum Beispiel hydrolysierbare Gerbstoffe (Pyrogallol-Gerbstoffe),
ein kondensierbarer Gerbstoff (Pyrokatechin-Gerbstoffe), ein phenolischer oder nichtphenolischer
Gerbstoff, eine Polykondensations- oder Polymerisationsverbindung oder eine Kombination
davon.
[0052] Geeignete synthetische Hilfsgerbstoffe können durch Sulfonierung und Kondensation
aromatischer Produkte erzeugt sein. Hierbei werden im Wesentlichen Verbindungen meist
mehrkerniger Kohlenwasserstoffe (Naphthalin, Anthracen, Phenantren) eingesetzt oder
in Form einwertiger Phenole (Phenol, Naphthol, Kresol u.ä.) als chinoide Substanzen
(Chinon, Antrachinon), Aminoverbindungen (Anilin, Naphthylamin, Carbazol) verarbeitet.
[0053] Auch kann die zweite gerbaktive Komponente eine chemisch behandelte Ligninsulfonsäure
bzw. ein chemisch behandeltes Ligninextrakt sein. Ebenso können natürliche Harze,
Bitumen und Erdölfraktionen jeglicher Art zum Einsatz kommen.
[0054] Die zweite gerbaktive Komponente kann auch eine synthetisch hergestellte Komponente
sein oder umfassen, welche ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Glycerinaldehyd,
Glycolaldehyd, Acetalen dieser Verbindungen, Hemiacetalen dieser Verbindungen und
Kombinationen davon.
[0055] Mit anderen Worten können als zweite gerbaktive Komponente die strukturell gleichen
Substanzen wie für die erste gerbaktive Komponente zum Einsatz kommen, welche jedoch
nicht aus einer Reaktionslösung stammen, die durch partielle Oxidation und/oder Pyrolyse
der organischen Substanz mit einer vicinalen Diolgruppe erhalten wurde.
[0056] Beispielsweise kann Glycolaldehyd aus Formaldehyd, Wasserstoff, Kohlenmonoxid und
einem geeigneten Katalysator synthetisch hergestellt und als zweite gerbaktive Komponente
im Gerbmittel zugesetzt sein. Die synthetische Herstellung des Glycolaldehyds kann
gemäß dem in der
WO 2005/058788 A1 beschriebenen Verfahrens erfolgen, bei welchem ein Rhodiumkatalysator sowie ein Phosphinligand
zum Einsatz kommt.
[0057] Bevorzugt wird der Einsatz von gerbaktiven Komponenten, welche nicht natürlich vorkommen,
nicht aus erneuerbaren Rohstoffen herstellbar und/oder nicht biologisch abbaubar sind,
im erfindungsgemäßen Gerbmittel jedoch minimiert.
[0058] Die Aufgabe der Erfindung wird des Weiteren gelöst durch die Verwendung eines Gerbmittels
wie zuvor beschrieben zum Gerben von Tierhäuten und Fellen zur Herstellung von Leder.
[0059] Insbesondere wurde erkannt, dass sich die Reaktionslösung, wie sie aus der partiellen
Oxidation und/oder der Pyrolyse erhalten wird, direkt für den Einsatz als bzw. im
Gerbmittel eignet und eine ausgezeichnete Gerbwirkung erzielt werden kann, während
zugleich bevorzugt umweltverträgliche Stoffe zum Einsatz kommen.
[0060] Ferner wird die Aufgabe der Erfindung gelöst durch ein Verfahren zum Gerben von Tierhäuten
und Fellen zur Herstellung von Leder, umfassend folgende Schritte: Zunächst wird eine
Blöße erzeugt. Zudem wird eine Gerbflotte bereitgestellt, welche das Gerbmittel wie
zuvor beschrieben umfasst. Anschließend wird die Blöße mit der Gerbflotte unter Erhalt
eines Leders behandelt.
[0061] Die Blöße kann entkälkt werden, das heißt, in die Blöße aufgenommener Kalk kann in
leichtlösliche Salze überführt und in dieser Form entfernt werden. Zu diesem Zweck
geht man von Tierhäuten aus, die unter Verwendung von Säuren wie beispielweise Mineralsäuren,
Sulfonsäuren, aliphatischen und aromatischen Säuren, mehrwertigen aliphatischen und
aromatischen Säuren, Salze der genannten Säuren, sowie durch ein Ammoniumsalz oder
mehrere Ammoniumsalze entkälkt sind.
[0062] Das Ammoniumsalz bzw. die Ammoniumsalze sind beispielsweise Ammoniumchlorid und/oder
Ammoniumsulfat.
[0063] Die Blöße kann gebeizt werden. Dazu wird von Tierhäuten ausgegangen, welche unter
Verwendung von Pankreas-Proteasen oder anderer Enzyme in einem leicht alkalischen
pH-Bereich von 7,0 bis zu 10,0, bevorzugt von 8,0 bis 9,0, gebeizt wurden.
[0064] Vor dem Einsatz des Gerbmittels, und ggf. nach dem Entkälken und/oder Beizen, kann
die Blöße gepickelt werden, das heißt der pH-Wert der Blöße kann gezielt abgesenkt
werden, um die Einwirkung des Gerbmittels nachfolgend zu verbessern.
[0065] Das Pickeln kann unter Einsatz einer Mischung aus Ameisensäure und Schwefelsäure
erfolgen.
[0066] Im erfindungsgemäßen Verfahren kann aufgrund der Verwendung des zuvor beschriebenen
Gerbmittels, insbesondere wegen der guten Penetrationseigenschaften des Gerbmittels,
auf das Pickeln der Blöße verzichtet und trotzdem ein Leder mit hervorragenden Eigenschaften
erhalten werden. Die Gerbflotte kann somit auf einer Blöße ohne Pickel eingesetzt
werden. Insbesondere bleibt die Schrumpfungstemperatur über alle Hautschichten des
nach dem Gerben erhaltenen Leders konstant, selbst wenn die Blöße nicht gepickelt
wird.
[0067] Die Gerbflotte kann einen Gehalt an gerbaktiver Substanz im Bereich von 1 bis 10
Prozent aufweisen, bevorzugt von 2 bis 4 Prozent, bezogen auf das Referenzgewicht
der Blöße. Als Referenzgewicht dient insbesondere das Blößengewicht oder das Pickelgewicht.
Bei niedrigeren Gehalten an gerbaktiver Substanz ist keine ausreichende Gerbung zu
erwarten, während höhere Gehalte einen höheren Chemikalieneinsatz zur Folge hätten.
[0068] Umfasst das Gerbmittel eine erste gerbaktive Komponente und eine zweite gerbaktive
Komponente, gelten die zuvor genannten Gehalte für den Gesamtgehalt an erster und
zweiter gerbaktiver Komponente.
[0069] Der pH-Wert der Gerbflotte kann auf einen pH-Wert im Bereich von 2,0 bis 10,0 eingestellt
werden, bevorzugt von 3,0 bis 8,0.
[0070] Das Behandeln der Blöße mit der Gerbflotte wird insbesondere bei einer Temperatur
im Bereich von 10 bis 60 °C durchgeführt. Es können auch mehrere Temperaturstufen
zum Einsatz kommen, beispielsweise kann zunächst bei Raumtemperatur behandelt werden,
um anschließend bei einer erhöhten Temperatur zu fixieren, beispielsweise bei 40 °C.
[0071] Das Behandeln der Blöße mit der Gerbflotte wird in einem Gerbgefäß durchgeführt.
Um eine gleichmäßige und vollständige Penetration der Blöße zu gewährleisten, kann
die Blöße im Gerbgefäß bewegt werden.
[0072] Wegen der guten Penetrationswirkung des erfindungsgemäßen Gerbmittels kann die Einwirkzeit
der Gerbflotte auf die Blöße auf 15 bis 60 min, bevorzugt 15 bis 30 min, verkürzt
werden, im Vergleich zu einer Einwirkzeit von bis zu etwa zwei Stunden beim Gerben
mit Glutardialdehyd.
[0073] Nachdem das aus der Blöße erhaltene Leder im gesamten Querschnitt mit dem Gerbmittel
penetriert wurde, kann das Gerbmittel durch Erhöhung des pH-Wertes fixiert werden,
um die Hautfasern zu vernetzen. Dabei wird der pH-Wert der Gerbflotte durch Zugabe
einer oder mehrerer Alkalien erhöht, beispielsweise durch Zugabe von Natriumcarbonat
und/oder Natriumhydrogencarbonat.
[0074] Der pH-Wert der Gerbflotte wird insbesondere auf einen pH-Wert im Bereich von 5,0
bis 7,0 eingestellt, bevorzugt von 5,5 bis 6,5.
[0075] Nachdem der pH-Wert eingestellt wurde, wird das Leder zum pH-Ausgleich über dessen
gesamten Querschnitt insbesondere noch mindestens 60 Minuten im Gerbgefäß bewegt.
[0076] Durch eine Temperaturerhöhung kann dieser Vorgang beschleunigt werden. Geeignete
Temperaturen liegen im Bereich von 20 bis 50 °C, wobei Temperaturen zwischen 30 und
45 °C bevorzugt hervorzuheben sind.
[0077] Bevorzugt wird ein Leder mit einer Schrumpfungstemperatur von 70 °C oder mehr erhalten.
[0078] Bei Einsatz von Glycerinaldehyd als gerbaktiver Komponente wird insbesondere ein
Leder mit einer Schrumpfungstemperatur im Bereich von 72 bis 76 °C erhalten.
[0079] Bei Einsatz von Glycolaldehyd als gerbaktive Komponente wird insbesondere ein Leder
mit einer Schrumpfungstemperatur im Bereich von 75 bis 80 °C erhalten.
[0080] Gegenstand der Erfindung ist somit auch ein nach dem oben beschriebenen Verfahren
unter Verwendung des erfindungsgemäßen Gerbmittels erhältliches Leder.
[0081] Weitere Vorteile und Eigenschaften ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele, die jedoch nicht in einem einschränkenden Sinne
verstanden werden sollen.
Beispiel 1: Gerbung mit partiell oxidiertem Glycerin (mit Pickel)
[0082] Als Gerbmittel wird eine Reaktionslösung eingesetzt, welche durch partielle Oxidation
von Glycerin gewonnen wurde.
[0083] Das Gerbmittel besteht aus 50 Gew.-% Wasser, 30 Gew.-% Glycerinaldehyd, 9 Gew.-%
Dihydroxyaceton, 5 Gew.-% Ameisensäure, 3 Gew.-% Glycerinsäure, 2 Gew.-% Hydroxyessigsäure
und 1 Gew.-% Glycerinformal, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Gerbmittels.
[0084] Das Gerbmittel wird auf einer Pickelblöße in wässriger Flotte eingesetzt.
[0085] Die abgetropfte Pickelblöße wird zum Ermitteln des Pickelgewichts gewogen, um auf
Basis des Pickelgewichts die Einsatzmengen der Chemikalien zu berechnen, das heißt
das Pickelgewicht wird als Referenzgewicht verwendet.
[0086] Zu der gespaltenen oder ungespaltenen Pickelblöße wird in einem Gerbgefäß 50 % bis
100 % Wasser und 10 % des Gerbmittels hinzugefügt, entsprechend 3 Gew.-% Glycerinaldehyd,
jeweils bezogen auf das Referenzgewicht.
[0087] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Die Gerbflotte wird 120
Minuten einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0088] Danach wird der pH-Wert graduell auf einen pH-Wert im Bereich von 6,0 bis 6,5 angehoben.
Hierzu wird Natriumhydrogencarbonat verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von
der Säurekapazität der Gerbflotte. Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur
graduell innerhalb von 2 Stunden zunächst auf 30 °C, dann auf 35 °C und schließlich
auf 40 °C angehoben, um den Gerbstoff zu fixieren.
[0089] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials entnommen und die Schrumpfungstemperatur
überprüft. Sofern die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 - 75 °C liegt, kann mit
dem Prozess fortgefahren werden.
[0090] Nach einem anschließenden Waschgang, insbesondere mit Wasser und wahlweise unter
Zusatz von Tensiden, wird wie folgt weitergearbeitet oder direkt mit dem Falzen begonnen,
das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz, ggf. bereits auf die Dicke
des Endprodukts.
[0091] Auch ist es möglich, die Prozessschritte zu erweitern sowie von den im Stand der
Technik bekannten Standardprozessen abzuweichen in Form von zusätzlicher mechanischer
Bearbeitung, zum Beispiel durch sogenanntes Nassstollen (Weichmachen) des Leders.
[0092] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100 % Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3 % eines Naphthalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensats
sowie 3 % Weizendunst zugesetzt und 2 Stunden auf das Leder einwirken gelassen. Die
Prozentangaben beziehen sich jeweils auf das Referenzgewicht.
[0093] Nach erneutem Waschen mit Wasser kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite
weiterverarbeitet werden.
Beispiel 2: Gerbung mit partiell oxidiertem Glycerin (ohne Pickel)
[0094] Als Gerbmittel wird eine Reaktionslösung eingesetzt, welche durch partielle Oxidation
von Glycerin gewonnen wurde.
[0095] Das Gerbmittel besteht aus 50 Gew.-% Wasser, 30 Gew.-% Glycerinaldehyd, 9 Gew.-%
Dihydroxyaceton, 5 Gew.-% Ameisensäure, 3 Gew.-% Glycerinsäure, 2 Gew.-% Hydroxyessigsäure
und 1 Gew.-% Glycerinformal, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Gerbmittels.
[0096] Das Gerbmittel wird auf einer entkälkten und gebeizten Blöße in wässriger Flotte
eingesetzt.
[0097] Die Blöße wird gewogen, wobei sich das Referenzgewicht in diesem Fall auf das Gewicht
bezieht, welches nach dem Spalten erhalten wird, also auf das Blößengewicht.
[0098] Zu der vollständig entkälkten und gebeizten Blöße werden in einem Gerbgefäß 100 %
Wasser zugesetzt, bezogen auf das Referenzgewicht.
[0099] Der pH-Wert wird gemessen und falls nötig auf einen pH-Wert unter 8 mit Ameisensäure
oder verdünnter Schwefelsäure angepasst.
[0100] Zu dieser Flotte werden dann 10 % des Gerbmittels zugegeben, bezogen auf das Referenzgewicht.
[0101] Durch die enthaltene Säure im Gerbmittel wird der pH-Wert abgesenkt.
[0102] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Die Gerbflotte wird 120
Minuten einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0103] Danach wird der pH-Wert graduell auf pH 6,0 angehoben. Hierzu wird Natriumhydrogencarbonat
verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von der Säurekapazität der Gerbflotte.
Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur graduell innerhalb von 2 Stunden
auf 40 °C angehoben, um den Gerbstoff zu fixieren.
[0104] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials abgeschnitten und die
Schrumpfungstemperatur überprüft. Sofern die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 °C
bis 75 °C, liegt kann mit dem Prozess fortgefahren werden.
[0105] Nach einem anschließenden Waschgang wird wie folgt weitergearbeitet oder direkt mit
dem Falzen begonnen, das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz, ggf.
bereits auf die Dicke des Endprodukts.
[0106] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100% Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3 % eines Naphtalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensat sowie
3 % Weizendunst zugesetzt und 2 Stunden auf das Leder einwirken gelassen. Die Prozentangaben
beziehen sich jeweils auf das Referenzgewicht.
[0107] Nach erneutem Waschen kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite weiterverarbeitet
werden.
Beispiel 3: Gerbung mit Pyrolyseprodukten von Zuckern (mit Pickel)
[0108] Als Gerbmittel wird eine Reaktionslösung eingesetzt, welche durch Zuckerpyrolyse
gewonnen wurde.
[0109] Das Gerbmittel besteht aus 40 Gew.-% Glycolaldehyd, 30 Gew.-% Wasser, 20 Gew.-% Invertzuckersirup
und 10 Gew.-% organischen kurzkettigen Säuren mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen.
[0110] Das Gerbmittel wird auf einer Pickelblöße in wässriger Flotte eingesetzt.
[0111] Die abgetropfte Pickelblöße wird zum Ermitteln des Pickelgewichts gewogen, um auf
Basis des Pickelgewichts die Einsatzmengen der Chemikalien zu berechnen, das heißt
das Pickelgewicht wird als Referenzgewicht verwendet.
[0112] Das Referenzgewicht bezieht sich dann auf die gespaltene bzw. ungespaltene Blöße.
[0113] Zu der gespaltenen oder ungespaltenen Pickelblöße in einem Gerbgefäß wird 50% Wasser
und 10% des Gerbmittels hinzugefügt, entsprechend etwa 4 Gew.-% Glycolaldehyd, bezogen
auf das Referenzgewicht.
[0114] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Das Produkt wird 120 Minuten
einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0115] Danach wird der pH-Wert graduell auf einen pH-Wert von 6,0 angehoben. Hierzu wird
Natriumhydrogencarbonat verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von der Säurekapazität
der Gerbflotte. Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur ausgehend von Raumtemperatur
(25 °C) graduell über 2 Stunden auf eine Temperatur von 40 °C angehoben um den Gerbstoff
zu fixieren.
[0116] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials abgeschnitten und die
Schrumpfungstemperatur überprüft. Wenn die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 °C
bis 80 °C liegt, kann mit dem Prozess fortgefahren werden.
[0117] Nach einem anschließenden Waschgang mit Wasser wird wie folgt weitergearbeitet oder
direkt mit dem Falzen begonnen, das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz,
ggf. bereits auf die Dicke des Endprodukts.
[0118] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100% Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3% eines Naphtalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensats sowie
3 % Weizendunst zugesetzt und 2 bis 4 Stunden auf das Leder einwirken gelassen. Die
Prozentangaben beziehen sich jeweils auf das Referenzgewicht.
[0119] Nach erneutem Waschen mit Wasser kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite
weiterverarbeitet werden.
Beispiel 4: Gerbung mit einer Mischung aus Pyrolyseprodukten von Zuckern und partiellen
Glycerinoxidationsprodukten (mit Pickel)
[0120] Als Gerbmittel wird eine Mischung einer Reaktionslösung, welche durch partielle Oxidation
von Glycerin gewonnen wurde, und einer Reaktionslösung, welche durch Zuckerpyrolyse
gewonnen wurde, eingesetzt. Mit anderen Worten werden zwei Teilreaktionslösungen im
Gerbmittel eingesetzt.
[0121] Das Gerbmittel besteht aus 40 Gew.-% Wasser, 20 Gew.-% Glycolaldehyd, 15 Gew.-% Glycerinaldehyd,
8 Gew.-% Invertzuckersirup, 5 Gew.-% Dihydroxyaceton, 5 Gew.-% Ameisensäure, 2 Gew.-%
Glycerinsäure, 2 Gew.-% Hydroxyessigsäure, 2 Gew.-% Essigsäure und 1 Gew.-% Glycerinformal.
[0122] Das Gerbmittel wird auf einer Pickelblöße in wässriger Flotte eingesetzt.
[0123] Die abgetropfte Pickelblöße wird zum Ermitteln des Pickelgewichts gewogen, um auf
Basis des Pickelgewichts die Einsatzmengen der Chemikalien zu berechnen, das heißt
das Pickelgewicht wird als Referenzgewicht verwendet.
[0124] Das Referenzgewicht bezieht sich dann auf die gespaltene bzw. ungespaltene Blöße.
[0125] Zu der gespaltenen oder ungespaltenen Pickelblöße in einem Gerbgefäß wird 50 % Wasser
und 10 % des Gerbmittels hinzugefügt, bezogen auf das Referenzgewicht.
[0126] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Das Produkt wird 120 Minuten
einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0127] Danach wird der pH-Wert graduell auf einen pH-Wert von 6,0 angehoben. Hierzu wird
Natriumhydrogencarbonat verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von der Säurekapazität
der Gerbflotte. Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur ausgehend von Raumtemperatur
(25 °C) graduell über 2 Stunden auf eine Temperatur von 40 °C angehoben, um den Gerbstoff
zu fixieren.
[0128] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials abgeschnitten und die
Schrumpfungstemperatur überprüft. Wenn die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 °C
bis 80 °C liegt, kann mit dem Prozess fortgefahren werden.
[0129] Nach einem anschließenden Waschgang mit Wasser wird wie folgt weitergearbeitet oder
direkt mit dem Falzen begonnen, das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz,
ggf. bereits auf die Dicke des Endprodukts.
[0130] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100% Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3 % eines Naphtalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensats sowie
3 % Weizendunst zugesetzt und 2 bis 4 Stunden auf das Leder einwirken gelassen.
[0131] Nach erneutem Waschen mit Wasser kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite
weiterverarbeitet werden.
[0132] Beispiel 5: Gerbung mit Acetalen und Hemiacetalen von Glycerinaldehyd (mit
Pickel)
[0133] Als Gerbmittel wird eine Mischung einer Reaktionslösung, welche durch partielle Oxidation
von Glycerin gewonnen wurde, und Butyldiglykol eingesetzt.
[0134] Das Gerbmittel besteht aus 40 Gew.-% Wasser, 20 Gew.-% Glycerinaldehyd, 15 Gew.-%
Glycerinaldehyd-Butyldiglykolacetal, 15 Gew.-% Butyldiglykol und 10 Gew.-% Dihydroxyaceton
und dessen Ketal mit Butyldiglykol.
[0135] Das Gerbmittel wird auf einer Pickelblöße in wässriger Flotte eingesetzt.
[0136] Die abgetropfte Pickelblöße wird zum Ermitteln des Pickelgewichts gewogen, um auf
Basis des Pickelgewichts die Einsatzmengen der Chemikalien zu berechnen, das heißt
das Pickelgewicht wird als Referenzgewicht verwendet.
[0137] Das Referenzgewicht bezieht sich dann auf die gespaltene bzw. ungespaltene Blöße.
[0138] Zu der gespaltenen oder ungespaltenen Pickelblöße in einem Gerbgefäß wird 50 % Wasser
und 10 % des Gerbmittels hinzugefügt, bezogen auf das Referenzgewicht.
[0139] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Das Produkt wird 120 Minuten
einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0140] Danach wird der pH-Wert graduell auf einen pH-Wert von 7,0 angehoben. Hierzu wird
Natriumhydrogencarbonat verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von der Säurekapazität
der Gerbflotte. Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur ausgehend von Raumtemperatur
(25 °C) graduell über 4 Stunden auf eine Temperatur von 40 °C angehoben, um den Gerbstoff
zu fixieren.
[0141] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials abgeschnitten und die
Schrumpfungstemperatur überprüft. Wenn die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 °C
bis 75 °C liegt, kann mit dem Prozess fortgefahren werden.
[0142] Nach einem anschließenden Waschgang mit Wasser wird wie folgt weitergearbeitet oder
direkt mit dem Falzen begonnen, das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz,
ggf. bereits auf die Dicke des Endprodukts.
[0143] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100% Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3 % eines Naphtalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensats sowie
3 % Weizendunst zugesetzt und 2 bis 4 Stunden auf das Leder einwirken gelassen. Die
Prozentangaben beziehen sich jeweils auf das Referenzgewicht.
[0144] Nach erneutem Waschen mit Wasser kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite
weiterverarbeitet werden.
Beispiel 6: Gerbung mit Acetalen und Hemiacetalen von Glycolaldehyd (mit Pickel)
[0145] Als Gerbmittel wird eine Mischung einer Reaktionslösung, welche durch Zuckerpyrolyse
gewonnen wurde, und Butyldiglykol eingesetzt.
[0146] Das Gerbmittel besteht aus 30 Gew.-% Wasser, 15 Gew.-% % Glycolaldehyd, 20 Gew.-%
Glycolaldehyd-Butyldiglykolacetal, 15 Gew.-% Butyldiglykol und 20 Gew.-% Invertzuckersirup.
[0147] Das Gerbmittel wird auf einer Pickelblöße in wässriger Flotte eingesetzt.
[0148] Die abgetropfte Pickelblöße wird zum Ermitteln des Pickelgewichts gewogen, um auf
Basis des Pickelgewichts die Einsatzmengen der Chemikalien zu berechnen, das heißt
das Pickelgewicht wird als Referenzgewicht verwendet.
[0149] Das Referenzgewicht bezieht sich dann auf die gespaltene bzw. ungespaltene Blöße.
[0150] Zu der gespaltenen oder ungespaltenen Pickelblöße in einem Gerbgefäß wird 50 % Wasser
und 10 % des Gerbmittels hinzugefügt, bezogen auf das Referenzgewicht.
[0151] Das Gerbgefäß wird während des gesamten Prozesses bewegt. Das Produkt wird 120 Minuten
einwirken gelassen, um eine gleichmäßige und vollständige Penetration zu garantieren.
[0152] Danach wird der pH-Wert graduell auf einen pH-Wert von 7,0 angehoben. Hierzu wird
Natriumhydrogencarbonat verwendet. Die zugegebene Menge ist abhängig von der Säurekapazität
der Gerbflotte. Nach Erreichen des pH-Wertes wird die Temperatur ausgehend von Raumtemperatur
(25 °C) graduell über 4 Stunden auf eine Temperatur von 40 °C angehoben, um den Gerbstoff
zu fixieren.
[0153] Nach der Fixierung wird eine Probe des gegerbten Materials abgeschnitten und die
Schrumpfungstemperatur überprüft. Wenn die Schrumpfungstemperatur über etwa 70 °C
bis 80 °C liegt, kann mit dem Prozess fortgefahren werden.
[0154] Nach einem anschließenden Waschgang mit Wasser wird wie folgt weitergearbeitet oder
direkt mit dem Falzen begonnen, das heißt mit dem Verringern der Dicke der Hautsubstanz,
ggf. bereits auf die Dicke des Endprodukts.
[0155] Die Gerbflotte wird abgelassen und das vorgegerbte Material mit 100% Wasser versetzt.
Zu dieser Flotte wird 3 % eines Naphtalensulfon-Formaldehyd-Harnstoff-Kondensats sowie
3 % Weizendunst zugesetzt und 2 bis 4 Stunden auf das Leder einwirken gelassen. Die
Prozentangaben beziehen sich jeweils auf das Referenzgewicht.
[0156] Nach erneutem Waschen mit Wasser kann das Leder gleichwertig zu Glutaraldehyd-Wetwhite
weiterverarbeitet werden.