[0001] Die Erfindung betrifft ein Schmiersystem für einen Kolbenkompressor, zum Einbringen
eines Schmiermittels auf eine Zylinderlauffläche eines Zylinders des Kolbenkompressors,
in dem ein Kolben hin- und her bewegbar ist, wobei eine Schmiersystem-Steuerungseinheit
zur Steuerung einer einzubringenden Schmiermittelmenge vorgesehen ist. Die Erfindung
betrifft weiters einen Kolbenkompressor mit einem Schmiersystem sowie ein Verfahren
zum Betreiben eines Kolbenkompressors mit zumindest einem Zylinder, in dem ein Kolben
hin- und her bewegt wird, wobei mittels eines Schmiersystems einer Zylinderlauffläche
des zumindest einen Zylinders ein Schmiermittel zugeführt wird und wobei eine Schmiermittelmenge
des zugeführten Schmiermittels von einer Schmiersystem-Steuerungseinheit gesteuert
wird.
[0002] Bei Kolbenmaschinen, insbesondere bei geschmierten Kolbenkompressoren, ist die zuverlässige
Schmierung der Zylinder von großer Bedeutung für einen zuverlässigen Betrieb. In der
Regel befinden sich in jedem Zylinder jeweils ein oder mehrere Schmierstellen, über
die ein Schmiermittel in den Zylinder eingebracht werden kann. Die Schmierstellen
werden meist von einem zentralen Schmiersystem mit Schmiermittel versorgt. Eine möglichst
genaue Dosierung des Schmiermittels in die Zylinder ist maßgeblich für den zuverlässigen
Betrieb. Eine zu geringe Menge an Schmiermittel führt zu erhöhtem Verschleiß an den
bewegten Komponenten des Kompressors, insbesondere an den Kolbenringen oder auch Packungsringen
von Dichtpackungen, mit welchen die Kolbenstangeabgedichtet wird. Erhöhter Verschleiß
führt in der Folge zu einer reduzierten Lebensdauer dieser Komponenten und somit zu
einer geringeren Verfügbarkeit des Kompressors. Im Gegenzug führt eine zu große Menge
an Schmiermittel in der Regel zu einer reduzierten Lebensdauer von Komponenten wie
z.B. den Kompressorventilen aufgrund eines Ölklebeeffekts sowie zu einer reduzierten
Lebensdauer von dem Kompressor nachgeschalteten Einrichtungen wie z.B. Katalysatoren.
Außerdem führen hohe Mengen an Schmiermittel natürlich zu erhöhten Betriebskosten
aufgrund des Schmiermittelverbrauchs sowie auch zu höheren Investitionskosten, weil
zur Entfernung überschüssigen Schmiermittels aus dem verdichteten Prozessstrom zusätzliches
Equipment wie z.B. spezielle Abscheider erforderlich sind.
[0003] Bekannte Schmiersysteme basieren meist auf einer vorgegebenen Schmiermittelmenge
für die jeweiligen Kolbenmaschinen. Diese vorgegebenen Schmiermittelmengen werden
typischerweise von den Kompressorherstellern in Abhängigkeit von Kompressortyp, Baugröße
und Prozessparameter bereitgestellt und beruhen auf empirischen Daten bzw. vereinfachten
Berechnungsmodellen. Aufgrund von Unsicherheiten in diesen Berechnungsmodellen und
zur Abdeckung sämtlicher Bauformen und Betriebsbedingungen der Kompressoren sind üblicherweise
Sicherheitsfaktoren vorgesehen, die entsprechend konservativ gewählt sind, sodass
in der Regel mehr Schmiermittel zugeführt wird, als erforderlich. Eine solche "Überschmierung"
der Zylinder im Betrieb ist für den Betreiber eines Kolbenkompressors aus den oben
genannten Gründen natürlich nachteilig und daher unerwünscht.
[0004] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, einen Kolbenkompressor und ein Verfahren
zum Betreiben eines Kolbenkompressors bereitzustellen, mit welchen eine Überschmierung
der Zylinder vermieden und die Schmiermittelmenge auf ein für den Betrieb erforderliches
Maß reduziert werden kann.
[0005] Die Aufgabe wird mit dem eingangs genannten Schmiersystem dadurch gelöst, dass zumindest
ein Schmiermittelsensor zur Erfassung einer für eine Schmierfilmdicke eines Schmierfilms
an der Zylinderlauffläche des Zylinders repräsentativen Schmierfilm-Messgröße vorgesehen
ist, dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit dazu ausgebildet ist, das Schmiersystem
im Betrieb des Kolbenkompressors zumindest einmal in einem vorgegebenen Kalibrierbetriebsmodus
zu betreiben, anhand der während der Durchführung des Kalibrierbetriebsmodus erfassten
Schmierfilm-Messgröße einen Schmierfilmzustandswert zu ermitteln und nach Beendigung
des Kalibrierbetriebsmodus im Betrieb des Kolbenkompressors die einzubringende Schmiermittelmenge
in Abhängigkeit des ermittelten Schmierfilmzustandswerts zu steuern. Dadurch wird
ein Schmiersystem geschaffen, das anhand einer Messung der Schmierfilmdicke und Auswertung
des Messergebnisses den Zustand des Schmierfilms an der Zylinderlaufbuchse automatisch
detektiert und darauf basierend selbstständig eine geeignete Schmiermittelmenge bereitstellt.
Dadurch kann die benötigte Schmiermittelmenge gegenüber herkömmlichen Schmiersystemen
deutlich reduziert werden, sodass es zu keiner Überschmierung der Zylinder kommt.
[0006] Vorzugsweise ist der Schmiermittelsensor ein Ultraschallsensor, wobei eine zeitliche
Auflösung des Schmiermittelsensors vorzugsweise 0,01° bis 5° Kurbelwinkel beträgt.
Dadurch kann eine einfache Erfassung der Schmierfilm-Messgröße ermöglicht werden,
ohne dass ein unmittelbarer Zugang zur Zylinderlauffläche erforderlich ist. Ein Ultraschallsensor
kann beispielsweise einfach an der Außenseite eines bestehenden Zylinders angeordnet
werden.
[0007] Vorzugsweise ist die Schmiersystem-Steuerungseinheit dazu ausgebildet, zur Ermittlung
des Schmierfilmzustandswerts einen Sensorwert der Schmierfilm-Messgröße zu verwenden,
der während eines Kolbenhubs des Kolbens zu einem Zeitpunkt erfasst wird, zu dem sich
ein Kolbenring des Kolbens im Sensorbereich des Schmiermittelsensors befindet, vorzugsweise
einen während des Kolbenhubs erfassten Minimalwert der Schmierfilm-Messgröße. Dadurch
kann auf die aktuelle Schmierfilmdicke im Bereich eines Kolbenrings geschlossen werden
und basierend darauf die erforderliche Schmiermittelmenge ermittelt werden.
[0008] Vorzugsweise ist das Schmiersystem zur intermittierenden Einbringung des Schmiermittels
in den Zylinder ausgebildet, vorzugsweise als Pump-to-point System, als Divider-Block-System
oder als Common-Rail-System, und die Schmiersystem-Steuerungseinheit ist dazu ausgebildet,
die Schmiermittelmenge durch eine Änderung einer Frequenz und/oder einer Injektionsmenge
jeweils einer Injektion der intermittierenden Einbringung des Schmiermittels zu steuern.
Dadurch können bewährte Schmiersysteme verwendet werden und entsprechend kalibriert
werden.
[0009] Die Schmiersystem-Steuerungseinheit ist vorteilhafterweise dazu ausgebildet, den
Kalibrierbetriebsmodus in einem festgelegten Zyklus zu wiederholen, um den Schmierfilmzustandswert
zu aktualisieren und die Schmiermittelmenge an den aktualisierten Schmierfilmzustandswert
anzupassen. Dadurch können während des Betriebs auftretende Veränderungen berücksichtigt
werden, die unter Umständen eine größere oder geringere Schmiermittelmenge erfordern,
beispielsweise ein Verschleiß der Kolbenringe.
[0010] Vorzugsweise beträgt eine Dauer des Kalibrierbetriebsmodus mindestens zehn, vorzugsweise
mindestens hundert, besonders bevorzugt mindestens tausend Kurbelwellenumdrehungen
des Kolbenkompressors oder eine äquivalente Zeit. Dadurch ist eine ausreichende Zeit
gegeben, um verschiedene Zustände des Schmierfilms einzustellen und auszuwerten.
[0011] Vorzugsweise sind m Kalibrierbetriebsmodus zumindest zwei aufeinanderfolgende Zeitbereiche
mit unterschiedlichen Schmiermittelmengen festgelegt und die Schmiersystem-Steuerungseinheit
ist dazu ausgebildet, in einem zeitlichen Verlauf der während der zumindest zwei Zeitbereiche
erfassten Schmierfilm-Messgröße einen Maximalwert und einen Minimalwert zu ermitteln
und daraus den Schmierfilmzustandswert zur Steuerung der Schmiermittelmenge zu ermitteln.
Besonders bevorzugt sind dabei ein erster Zeitbereich mit einer vorgegebenen Dauer
und ein darauffolgender zweiter Zeitbereich mit einer vorgegebenen Dauer festgelegt
und die während des ersten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge ist so festgelegt,
dass sich ein vollständig benetzter Schmierfilm an der Zylinderlauffläche einstellt
und die während des zweiten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge ist so festgelegt,
dass sich ein Trockenlauf an der Zylinderlauffläche einstellt. Die Dauer des ersten
Zeitbereichs beträgt vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen und die während
des ersten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge beträgt vorzugsweise 90-200%
einer vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge. Die Dauer des zweiten
Zeitbereichs beträgt vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen und die während
des zweiten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge beträgt vorzugsweise 0% der
vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge. Dadurch werden verschiedene
Schmierfilmbedingungen simuliert und zur Ermittlung eines repräsentativen allgemeingültigen
Schmierfilmzustandswerts verwendet.
[0012] Es ist vorteilhaft, wenn die Schmiersystem-Steuerungseinheit dazu ausgebildet, einen
Differenzwert zwischen dem ermittelten Maximalwert und dem ermittelten Minimalwert
zu ermitteln, aus dem Maximalwert und dem ermittelten Differenzwert einen Schmierfilmgrenzwert
zu ermitteln und den Schmierfilmgrenzwert als Schmierfilmzustandswert zu verwenden.
Die Schmiersystem-Steuerungseinheit ist vorzugsweise weiters dazu ausgebildet, im
Betrieb des Kolbenkompressors nach Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus das Schmiersystem
zur Einbringung des Schmiermittels anzusteuern, wenn die Schmierfilm-Messgröße in
einem zwischen dem Minimalwert und dem Schmierfilmgrenzwert liegenden Schmiersystem-Aktivierungsbereich
liegt. Dadurch wird einerseits eine differenzielle Auswertemethodik geschaffen, die
im Wesentlichen unabhängig von den erfassten Absolutwerten der erfassten Schmierfilm-Messgröße
ist und es wird ein einfacher Indikator zur Aktivierung der Schmiermittel-Einbringung
bereitgestellt.
[0013] Im Schmiersystem ist vorzugsweise auch eine Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit
zur Erfassung einer, der Schmierstelle zugeführten Schmiermittelmenge vorgesehen und
die Schmiersystem-Steuerungseinheit ist dazu ausgebildet, die vom Schmierfilmsensor
erhaltene Schmierfilm-Messgröße und die von der Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit
erhaltene Schmiermittelmenge zu vergleichen, um die beiden Werte auf Konsistenz zu
überprüfen und/oder um eine Leckage im Schmiersystem zu detektieren. Dadurch kann
die Funktion des Schmiermittelsensors geprüft werden und es können Leckagen in den
Schmiermittelleitungen detektiert werden. Basierend darauf können gewisse Aktionen,
wie z.B. ein Abschalten des Kompressors oder eine Umstellung der Schmierung auf eine
herkömmliche Überschmierung durchgeführt werden, wodurch die Betriebssicherheit erhöht
werden kann.
[0014] Die Erfindung wird zudem mit einem Verfahren dadurch gelöst, dass mittels zumindest
eines Schmiermittelsensors eine für eine Schmierfilmdicke eines Schmierfilms an der
Zylinderlauffläche des Zylinders repräsentative Schmierfilm-Messgröße erfasst wird,
dass das Schmiersystem im Betrieb des Kolbenkompressors von der Schmiersystem-Steuerungseinheit
zumindest einmal in einem vorgegebenen Kalibrierbetriebsmodus betrieben wird, wobei
anhand der während der Durchführung des Kalibrierbetriebsmodus erfassten Schmierfilm-Messgröße
ein Schmierfilmzustandswert ermittelt wird und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit
nach Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus im Betrieb des Kolbenkompressors die einzubringende
Schmiermittelmenge in Abhängigkeit des ermittelten Schmierfilmzustandswerts steuert.
[0015] Die gegenständliche Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren 1
bis 4 näher erläutert, die beispielhaft, schematisch und nicht einschränkend vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung zeigen. Dabei zeigt
Fig.1 einen Schnitt durch einen Zylinder eines Kolbenkompressors,
Fig.2 ein Diagramm mit einer erfassten Schmierfilm-Messgröße über dem Kurbelwinkel,
Fig.3a ein Diagramm mit einem zeitlichen Verlauf der erfassten Schmierfilm-Messgröße
über den Kompressorumdrehungen des Kolbenkompressors,
Fig.3b ein Diagramm mit einer prozentualen Schmiermittelmenge über den Kompressorumdrehungen
des Kolbenkompressors,
Fig.4 ein Diagramm mit einer erfassten Schmierfilm-Messgröße aufgetragen über dem
Kurbelwinkel des Kolbenkompressors.
[0016] In Fig.1 ist eine vereinfachte Schnittdarstellung durch einen Zylinder 2 eines Kolbenkompressors
1 dargestellt. Im Zylinder 2 ist in bekannter Weise ein Kolben 3 angeordnet, der im
Zylinder zwischen einem oberen Totpunkt OT und einem unteren Totpunkt UT hin- und
her bewegbar ist. Der Kolben 3 kann in bekannter Weise von einer (nicht dargestellten)
Kurbelwelle über eine (nicht dargestellte) Schubstange, einen (nicht dargestellten)
Kreuzkopf und eine Kolbenstange 4 angetrieben werden. Natürlich wären aber auch andere
Bauformen des Kolbenkompressors 1 möglich, beispielsweise ein direkter Antrieb des
Kolbens 3 durch eine Schubstange ohne Kreuzkopf und Kolbenstange 4. Im dargestellten
Beispiel ist im Zylinder 2 eine Zylinderlaufbuchse 5, ein sogenannter Liner, angeordnet,
an dessen Innenumfangsfläche eine Zylinderlauffläche für den Kolben 3 ausgebildet
ist.
[0017] Grundsätzlich ist aber auch eine Ausführung ohne Zylinderlaufbuchse 5 möglich, bei
der die Zylinderlauffläche direkt an der Innenumfangsfläche des Zylinders 2 vorgesehen
ist. Ein Kolbenkompressor 1 kann natürlich mehrere Zylinder 2 aufweisen, in denen
jeweils ein Kolben 3 hin- und her bewegbar ist, wobei die mehreren Kolben 3 von einer
gemeinsamen Kurbelwelle angetrieben werden können. Am Kolben 3 können ein oder mehrere
Kolbenringe 6 vorgesehen sein, die in geeigneten Umfangsnuten an der Umfangsfläche
des Kolbens 3 angeordnet sind. Unter einem Kolbenring 6 sind im Rahmen der Erfindung
allgemein Kolbenringe mit verschiedenen Funktionen zu verstehen. Beispielsweise kann
ein Kolbenring 6 als Dichtring, als Tragring oder als Abstreifring ausgeführt sein.
Ein Dichtring ist beispielsweise dazu ausgebildet, um gegen einen Differenzdruck abzudichten,
während ein Tragring üblicherweise keine Dichtwirkung entfaltet und dazu ausgebildet
ist, die Last des Kolbens 3 an der Zylinderlaufbuchse abzustützen. Ein Abstreifring
wiederum ist dazu ausgebildet, den Schmierfilm von der Zylinderlauffläche abzustreifen.
[0018] Natürlich müssen nicht alle Bauformen an einem Kolben 3 vorgesehen sein, sondern
es könnte beispielsweise auch nur ein Kolbenring 6 vorgesehen sein, beispielsweise
in Form eines Dichtrings. Im dargestellten Beispiel sind drei Kolbenringe 6a, 6b,
6c vorgesehen, wobei der erste und dritte Kolbenring 6a, 6c als Dichtringe ausgebildet
sind und der zweite Kolbenring 6b als Tragring ausgebildet ist. Es könnten aber auch
mehr oder weniger Kolbenringe 6 vorgesehen sein, z.B. auch ein Ölabstreifring. Dabei
ist ersichtlich, dass der Tragring 6b im Vergleich zu den Dichtringen 6a, 6c eine
größere Breite (in axialer Richtung) aufweist, was in der Regel der Fall ist. Zudem
ist die Nut im Kolben 3, in der der Tragring 6b angeordnet ist, derart ausgeführt,
dass der Tragring 6b direkt am Nutgrund aufliegt. Der Tragring 6b ist dadurch im Gegensatz
zu den Dichtringen 6a, 6c im in radialer Richtung Wesentlichen unbeweglich, um die
Last des Kolbens 3 besser abstützen zu können. Die Dichtringe 6a, 6c sind in den jeweiligen
Nuten hingegen radial beweglich, um eine bessere Abdichtung erzeugen zu können. Allgemein
kann ein Kolbenring 6 in radialer Richtung natürlich auch einen gewissen Überstand
über den Kolben 3 aufweisen, was der Einfachheit halber in Fig.1 nicht dargestellt
ist.
[0019] Im Zylinder 2 ist in bekannter Weise ein vom Kolben 3 begrenzter Kompressionsraum
7 ausgebildet, an dem ein Saugventil 8 und ein Druckventil 9 angeordnet sind. Während
eines Expansionshubs wird der Kolben 3 vom oberen Totpunkt OT zum unteren Totpunkt
UT bewegt und während eines Kompressionshubs wird der Kolben 3 vom unteren Totpunkt
UT zum oberen Totpunkt OT bewegt. Während des Expansionshubs kann über das Saugventil
8 ein zu komprimierendes gasförmiges Medium, beispielsweise Luft oder ein Prozessgas
in den Kompressionsraum 7 angesaugt werden. Während des Kompressionshubs wird das
Medium im Kompressionsraum 7 verdichtet und über das Druckventil 9 vom Kompressionsraum
7 abgeführt. Das Saugventil 8 und das Druckventil 9 sind in Fig.1 lediglich als schematische
Schaltzeichen angedeutet und können verschieden ausgebildet sein.
[0020] Es können auch mehrere Saugventile 8 und Druckventile 9 am Zylinder vorgesehen sein.
Das Saugventil 8 und das Druckventil 9 müssen auch nicht zwingend an der Stirnseite
des Zylinders 2 angeordnet sein, sondern könnten beispielsweise auch an der Umfangsfläche
des Zylinders 2 im Kompressionsraum 7 vorgesehen sein. Beispielsweise können das Saugventil
8 und das Druckventil 9 als bekannte selbsttätige Ringventile ausgebildet sein, wobei
ggf. auch ein Abhebegreifer zum Offenhalten der Ventile vorgesehen sein kann. Der
Abhebegreifer kann von einer geeigneten Kompressor-Steuerungseinheit 10 zur Kapazitätsregelung
des Kompressors 1 angesteuert werden kann.
[0021] Der Kolbenkompressor 1 verfügt weiters über ein Schmiersystem zur Schmierung des
zumindest einen Zylinders 2. Das Schmiersystem weist dazu je Zylinder 2 zumindest
eine Schmierstelle 12 zum Einbringen eines Schmiermittels in den Zylinder 2 auf. Das
Schmiermittel bildet im Zylinder 2 einen Schmierfilm 11 aus, um die Reibung zwischen
den relativ zueinander bewegten Bauteilen zu minimieren, insbesondere zwischen Kolben
3 bzw. Kolbenringen 6 und Zylinderlauffläche. Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung
des Schmiermittels im Zylinder 2 zu ermöglichen, können natürlich auch mehrere Schmierstellen
12 vorgesehen sein, die beispielsweise in axialer Richtung und/oder in Umfangsrichtung
beabstandet am Zylinder 2 verteilt angeordnet sein können, wie in Fig.1 durch die
Schmierstellen 12a, 12b angedeutet ist. Je nach konstruktiver Ausführung eines Kolbenrings
6 kann es vorteilhaft sein, wenn die Schmiermitteleinbringung über die Schmierstelle
12 im Kompressionshub und/oder im Expansionshub erfolgt, beispielsweise bevor der
jeweilige Kolbenring 6 die Schmierstelle 12 erreicht, während sich der Kolbenring
6 im Bereich der Schmierstelle 12 befindet oder ggf. auch nachdem der jeweilige Kolbenring
6 die Schmierstelle 12 passiert hat. Der Zeitpunkt der Einbringung hängt im Wesentlichen
vom verwendeten Schmiersystem ab.
[0022] Im Stand der Technik sind verschiedene Schmiersysteme bekannt, darunter die sogenannten
"Dividerblock"-Systeme, "Pump-to-Point"-Systeme und "Common Rail"-Systeme. Bei einem
"Dividerblock"-System sind eine zentrale Fördereinheit zur Förderung des Schmiermittels
und ein sogenannter "Dividerblock" zur Verteilung des Schmiermittels auf die Schmierstellen
12 der Zylinder 2 vorgesehen. Die von der zentralen Fördereinheit geförderte Schmiermittelmenge
wird einem sogenannten "Dividerblock" zugeführt, in diesem aufgeteilt und zu den einzelnen
Schmierstellen 12 gefördert. Die Einbringung des Schmiermittels in den Zylinder 2
erfolgt dabei in der Regel intermittierend über einzelne Injektionen. Die Steuerung
der Schmiermittelmenge des einzubringenden Schmiermittels erfolgt hierbei durch eine
entsprechende Steuerung der zentralen Fördereinheit. Wenn die zentrale Fördereinheit
beispielsweise als Kolbenpumpe ausgebildet ist, kann die Fördermenge über die Drehzahl
und/oder ggf. über den Kolbenhub gesteuert werden. Eine Veränderung der Schmiermittelmenge
im Betrieb des Kompressors 1 kann dabei z.B. über eine Änderung der Frequenz der intermittierenden
Einzel-Injektionen des Schmiermittels erfolgen, beispielsweise durch Veränderung der
Pumpendrehzahl. Aufgrund der zentralen Fördereinheit kann eine Änderung der Schmiermittelmenge
allerdings nur in einem gleichbleibenden Verhältnis für alle verfügbaren Schmierpunkte
12 erfolgen. Unterschiedliche Schmiermittelmengen für verschiedene Schmierstellen
12 oder verschiedene Zylinder 2 sind hierbei in der Regel nicht möglich.
[0023] Bei einem "Pump-to-Point"-System ist jeder Schmierstelle 12 oder jedem Zylinder 2
eine eigene Fördereinheit zugeordnet, z.B. eine Kolbenpumpe. Abhängig von der konstruktiven
Ausführung der Fördereinheit, beispielsweise des Hubs bzw. Hubraums der Kolbenpumpe,
wird eine entsprechende Schmiermittelmenge zur zugeordneten Schmierstelle 12 gefördert,
in der Regel wiederum intermittierend übereinzelne Injektionen. In der Regel werden
die Fördereinheiten, insbesondere die Kolbenpumpen über eine gemeinsame Nockenwelle
angetrieben. Eine Veränderung der Schmiermittelmenge im Betrieb des Kompressors 1
kann beispielsweise über eine Änderung der Frequenz der Einzel-Injektionen des Schmiermittels
durch eine Anpassung der Drehzahl der Nockenwelle erfolgen. Eine Änderung der Schmiermittelmenge
erfolgt auch hierbei in der Regel nur in einem gleichbleibenden Verhältnis für alle
Schmierpunkte 12. Bei manchen "Pump-to-Point"-Systemen können die Fördermengen aber
auch voneinander getrennt verändert werden, beispielsweise durch einen einstellbaren
Hub der Kolbenpumpen. Dadurch kann die Schmiermittelmenge an jedem Schmierpunkt 12
oder für jeden Zylinder 2 individuell angepasst werden. Zur Veränderung der Schmiermittelmenge
können beispielsweise geeignete Verstelleinrichtungen an den Fördereinheiten vorgesehen
sein. Die Verstelleinrichtung kann beispielsweise zur manuellen Verstellung des Hubs
einer Kolbenpumpe ausgebildet sein oder es kann ein geeigneter Aktuator zur Verstellung
des Hubs vorgesehen sein, sodass die eingebrachte Schmiermittelmenge je Injektion
veränderbar ist.
[0024] Daneben gibt es auch sogenannte "Common-Rail"-Systeme, bei welchen das Schmiermittel
durch eine Hochdruckpumpe in einen Druckspeicher gefördert wird und vom Druckspeicher
mittels elektrisch ansteuerbarer Injektoren über Druckleitungen jeder Schmierstelle
12 oder jedem Zylinder 2 individuell zugeführt werden kann. Solche Systeme bieten
im Vergleich zu den zuvor genannten Systemen den höchsten Freiheitsgrad bei der Steuerung
der Schmiermitteleinbringung. Insbesondere kann die Schmiermittelmenge nicht nur durch
eine Veränderung der Frequenz der intermittierenden Injektion verändert werden, sondern
es kann auch die pro Injektion eingebrachte Schmiermittelmenge sehr präzise und variabel
gesteuert werden. Zudem kann der Zeitpunkt der Einbringung an jedem Schmierpunkt 12
oder an jedem Zylinder 2 individuell und im Wesentlichen unabhängig vom Betrieb Hochdruckpumpe
angepasst werden (solange ausreichend Druck im Druckspeicher vorhanden ist). Dadurch
ist es beispielsweise möglich, dass bei einem Kolbenkompressor 1, dessen Kolben 3
mehrere Kolbenringe 6 aufweisen, innerhalb eines Kolbenhubs eine Mehrfach-Injektion
durchgeführt werden kann, sodass jedem Kolbenring 6 gezielt eine bestimmte Schmiermittelmenge
zugeführt werden kann.
[0025] Bei allen Schmiersystemen erfolgt die Steuerung der Schmiermitteleinbringung, beispielsweise
Zeitpunkt einer Injektion und/oder Schmiermittelmenge je Injektion und/oder die Frequenz
der Injektionen, üblicherweise über eine geeignete Schmiersystem-Steuerungseinheit
14. Die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 kann als separate Hard- und/oder Software
ausgebildet sein oder kann beispielsweise auch in einer übergeordneten Steuerungseinheit
wie der Kompressor-Steuerungseinheit 10 integriert sein kann. In Fig.1 ist lediglich
beispielhaft ein "Common-Rail"-System dargestellt, wobei je Schmierstelle 12 ein elektrisch
ansteuerbarer Injektor 13 vorgesehen ist, der beispielsweise als elektromagnetischer
Injektor oder als Piezo-Injektor ausgebildet sein kann. Die Injektoren sind über eine
geeignete Kommunikationsverbindung mit einer zentralen Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 verbunden, beispielsweise über elektrische Leitungen. Wie oben erwähnt, sind auch
ein Druckspeicher und eine Hochdruckpumpe vorgesehen, die jedoch der Einfachheit halber
in Fig.1 nicht dargestellt sind. Die Hochdruckpumpe wird vorzugsweise ebenfalls von
der Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 gesteuert. Die Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 kann beispielsweise mit einer Kompressor-Steuerungseinheit 10 kommunizieren, um
für die Steuerung des Schmiersystems relevante Betriebsparameter BP des Kolbenkompressors
1 zu erhalten. Solche Betriebsparameter BP können beispielsweise aktuelle Daten über
den Betriebszustand des Kompressors 1 enthalten, beispielsweise ein Lastsignal L,
ein Drehzahlsignal N, ein Kurbelwinkelsignal °KW, Schmiermitteltemperatur T usw. Die
Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 kann die Betriebsparameter BP bei der Steuerung
des Schmiersystems berücksichtigen.
[0026] Wie eingangs erwähnt wurde, erfolgte die Steuerung der Schmiermittelmenge bisher
in der Regel auf Basis von Herstellerangaben, was oftmals zu einer Überschmierung,
also zur Einbringung einer zu großen Schmiermittelmenge als notwendig, führte. Um
dies zu vermeiden ist gemäß der gegenständlichen Erfindung eine automatische Kalibrierung
des Schmiersystems vorgesehen, wodurch die Schmiermittelmenge an den tatsächlichen
Bedarf angepasst werden kann. Dazu ist im Schmiersystem zumindest ein Schmiermittelsensor
15 zur Erfassung einer für eine Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 an der Zylinderlauffläche
des Zylinders 2 repräsentativen Schmierfilm-Messgröße S vorgesehen. Die Schmierfilm-Messgröße
S ist im Wesentlichen ein Maß für die Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 an der
Zylinderlauffläche in einem Sensorbereich des Schmiermittelsensors 15. Der Schmiermittelsensor
15 ist über eine geeignete Kommunikationsverbindung mit der Schmiermittel-Steuerungseinheit
14 verbunden, um das Schmierfilm-Messgröße S an die Schmiermittel-Steuerungseinheit
14 zu übermitteln, beispielsweise über geeignete elektrische Messleitungen. Als Schmiermittelsensor
15 ist vorzugsweise ein akustischer Sensor, insbesondere ein Ultraschallsensor, vorgesehen.
Der Schmiermittelsensor 15 kann beispielsweise an einer geeigneten Stelle an der Außenseite
des Zylinders 2 angeordnet sein.
[0027] Vorzugsweise ist der Schmiermittelsensor 15 in axialer Richtung so angeordnet, dass
sich je Kolbenhub jeder Kolbenring 6 des Kolbens 3 einmal im Sensorbereich des Schmiermittelsensors
15 befindet, sodass eine Schmierfilmdicke im Bereich jedes Kolbenrings 6 erfasst werden
kann. Analog wie bei den mehreren Schmierstellen 12 können auch mehrere Schmiermittelsensoren
15 in Umfangsrichtung und/oder in axialer Richtung voneinander beabstandet am Zylinder
2 angeordnet sein. Das kann insbesondere bei Großkompressoren vorteilhaft sein, um
einen hinreichend großen Bereich der Zylinderlauffläche des Zylinders 2 abzudecken.
Die zeitliche Auflösung des Schmiermittelsensors 15, insbesondere des Ultraschallsensors,
zur Erfassung der Schmierfilm-Messgröße S kann beispielsweise 0,01° bis 5° Kurbelwinkel
betragen.
[0028] Die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 ist gemäß der Erfindung dazu ausgebildet,
das Schmiersystem im Betrieb des Kolbenkompressors 1 zumindest einmal in einem vorgegebenen
Kalibrierbetriebsmodus zu betreiben und anhand der während der Durchführung des Kalibrierbetriebsmodus
erfassten Schmierfilm-Messgröße S einen Schmierfilmzustandswert SZ zu ermitteln. Nach
Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus, also während des Normalbetriebs des Schmiersystems
im Betrieb des Kolbenkompressors 1, steuert die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14
die einzubringende Schmiermittelmenge in Abhängigkeit des ermittelten Schmierfilmzustandswerts
SZ.
[0029] Wie erwähnt, ist das Schmiersystem vorzugsweise zur intermittierenden Einbringung
des Schmiermittels ausgebildet, vorzugsweise als Pump-to-point System, als Divider-Block-System
oder als Common-Rail-System. Die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 kann die Schmiermittelmenge
in Abhängigkeit des ermittelten Schmierfilmzustandswerts SZ beispielsweise durch eine
Änderung der Frequenz der intermittierenden Einbringung des Schmiermittels anpassen
und dadurch die Schmiermittelmenge gegenüber der Herstellervorgabe reduzieren. Bei
entsprechender Ausführung des Schmiersystems, z.B. bei einem Common-Rail-System, kann
die in den Zylinder 2 eingebrachte (Gesamt-)Schmiermittelmenge ggf. aber zusätzlich
oder alternativ zur Frequenzänderung auch durch eine Änderung der Schmiermittelmenge
je Injektion des Injektors 13 verändert werden. Bei Pump-to-Point oder Dividerblock-Systemen
kann eine Änderung der Frequenz wie erwähnt z.B. durch eine Erhöhung der Drehzahl
der Förderpumpe/n des jeweiligen Schmiersystems erreicht werden.
[0030] Vorzugsweise wird zur Ermittlung des Schmierfilmzustandswerts SZ ein Sensorwert Pi
der Schmierfilm-Messgröße S verwendet, der während eines Kolbenhubs des Kolbens 3
zu einem Zeitpunkt erfasst wird, zu dem sich ein Kolbenring 6 des Kolbens 3 im Sensorbereich
des Schmiermittelsensors 15 befindet. Vorzugsweise wird dabei jeweils der Minimalwert
der Schmierfilm-Messgröße S verwendet, wie in Fig.2 dargestellt ist. In Fig.2 ist
ein beispielhafter Verlauf der erfassten Schmierfilm-Messgröße S eines Schmiermittelsensors
15 über dem Kurbelwinkel °KW zwischen dem oberen Totpunkt OT und dem unteren Totpunkt
UT des Kolbens 3 im Normalbetrieb des Kolbenkompressors 1 (und des Schmiersystems)
dargestellt. Der Kolben 3 entspricht dabei der Ausführung gemäß Fig.1 und weist entsprechend
drei Kolbenringe 6a, 6b, 6c auf. Natürlich könnten aber auch mehr oder weniger Kolbenringe
6 vorgesehen sein. Die dargestellte Kurve entspricht dem Messsignal des Schmiermittelsensors
15 über dem Kurbelwinkel. Wie in Fig.2 ersichtlich ist, ergibt sich für in Abhängigkeit
der Anzahl i von Kolbenringen 6i ein charakteristischer zeitlicher Verlauf der Schmierfilm-Messgröße
S, der als Maß für die Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 an der Zylinderlauffläche
des Zylinders 2 herangezogen werden kann.
[0031] Die Kurve weist dabei je Kolbenring 6i ein lokales Minimum auf, das proportional
der Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 an der Zylinderlauffläche ist, wenn sich
der jeweilige Kolbenring 6i im Sensorbereich des Schmiermittelsensors 15 befindet.
Im dargestellten Beispiel sind das die Minimalwerte Pa, Pb, Pc, die im Rahmen der
Erfindung nachfolgend allgemein als PEAK-Werte Pi bezeichnet werden. Die Zuordnung
der PEAK-Werte Pa, Pb, Pc zu dem jeweiligen Kolbenring 6a, 6b, 6c ergibt sich entsprechend
deren Anordnung am Kolben 3. Diese PEAK-Werte Pa, Pb, Pc (allgemin Pi) können nun
gemäß der Erfindung in einem Kalibrierbetriebsmodus des Schmiersystems zur Ermittlung
des Schmierfilmzustandswerts SZ herangezogen werden, wie nachfolgend anhand von Fig.3a+3b
erläutert wird.
[0032] Grundsätzlich könnten im Schmiersystem aber natürlich auch mehr als ein Schmiermittelsensor
15 vorgesehen sein, um eine redundante Erfassung der Schmierfilm-Messgröße S zu ermöglichen.
Die Schmiermittelsensoren 15 können beispielsweise in Umfangsrichtung am Zylinder
2 in einem bestimmten Winkel beabstandet angeordnet sein und/oder können in axialer
Richtung beabstandet am Zylinder 2 angeordnet sein. Vorzugsweise ist natürlich wiederum
jeder Schmiermittelsensor 15 so angeordnet, dass sich alle verfügbaren Kolbenringe
6i des Kolbens 3 während eines Kolbenhubs einmal im Sensorbereich des jeweiligen Schmiermittelsensors
15 befinden. Zwei Schmiermittelsensoren 15 mit unterschiedlichen Positionen in Umfangsrichtung
und gleichen axialen Positionen am Zylinder 2 würden beispielsweise qualitativ gleiche
Verläufe der Schmierfilm-Messgröße S ergeben, die sich wegen der örtlich unterschiedlichen
Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 allerdings quantitativ unterscheiden können.
Die PEAK-Werte Pi würden allerdings an der gleichen Kurbelwinkelposition liegen. Hingegen
würden zwei Schmiermittelsensoren 15 mit unterschiedlichen Positionen in axialer Richtung
und gleichen Positionen in Umfangsrichtung beispielsweise qualitativ und quantitativ
unterschiedliche Verläufe der Schmierfilm-Messgröße S ergeben. Die PEAK-Werte Pi würden
hierbei an verschiedenen Kurbelwinkelpositionen liegen. Die nachfolgend noch näher
erläuterte vorteilhafte differenzielle Auswertungsmethodik der PEAK-Wert-Verläufe
würde die unterschiedlichen Absolutwerte der PEAK-Werte Pi jedoch wieder kompensieren.
[0033] Die PEAK-Werte Pi können beispielsweise einmal in jeder Kurbelwellenumdrehung oder
einem in jedem Kolbenhub erfasst und in der Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 gespeichert
werden. Grundsätzlich kann es aber auch ausreichend sein, wenn die PEAK-Werte Pi nicht
ununterbrochen, also nicht für jede Kurbelwellenumdrehung oder jeden Kolbenhub erfasst
und für die Auswertung des zeitlichen Verlaufs gespeichert werden, sondern dass die
PEAK-Werte Pi beispielsweise unterbrochen erfasst werden, mit einer festgelegten Unterbrechungsdauer
von einigen Kurbelwellenumdrehungen oder beispielsweise einer Zeit von 1 bis 60 Sekunden.
[0034] Anhand der Fig.3a und Fig.3b wird nachfolgend ein beispielhafter Kalibrierbetriebsmodus
des Schmiersystems beschrieben. Dabei zeigt Fig.3b einen zeitlichen Verlauf der während
des Kalibrierbetriebsmodus in den Zylinder 2 eingebrachten Schmiermittelmenge über
den Kurbelwellenumdrehungen des Kompressors 1. In Fig.3a ist am Beispiel des ersten
Kolbenrings 6a ein zeitlicher Verlauf der gespeicherten PEAK-Werte Pa über den Kurbelwellenumdrehungen
des Kompressors 1 dargestellt, der sich aufgrund der eingebrachten Schmiermittelmenge
gemäß Fig.3b ergibt. Eine Dauer des Kalibrierbetriebsmodus kann dabei beispielsweise
mindestens zehn, vorzugsweise mindestens hundert, besonders bevorzugt mindestens tausend
Kurbelwellenumdrehungen des Kolbenkompressors 1 betragen. Da die Kurbelwellenumdrehungen
proportional der Zeit sind, kann grundsätzlich auf der Abszisse auch die Zeit aufgetragen
sein.
[0035] Gemäß der Erfindung wird der Kalibrierbetriebsmodus im Betrieb des Kolbenkompressors
1 zumindest einmal durchgeführt beispielsweise nach einer Einlaufphase bei Erstinbetriebnahme
oder nach einer Serviceaktivität am Kompressor 1. Die Einlaufphase entspricht typischerweise
einer Betriebszeit von 12 bis 36 Stunden. Der Kalibrierbetriebsmodus kann aber natürlich
auch mehrmals in einem festgelegten Zyklus wiederholt werden, um einen aktualisierten
Schmierfilmzustandswert SZ zu ermitteln und die Schmiermittelmenge an den aktualisierten
Schmierfilmgrenzwert SZ anzupassen. Dadurch können während des Betriebs auftretende
unterschiedliche Verschleißzustände berücksichtigt werden, die in der Regel mit einem
veränderten Schmiermittelbedarf einhergehen.
[0036] Im Kalibrierbetriebsmodus sind vorzugsweise zumindest zwei aufeinanderfolgende Zeitbereiche
Zi mit unterschiedlichen Schmiermittelmengen Mi festgelegt und die Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 ermittelt im zeitlichen Verlauf der während der zumindest zwei Zeitbereiche erfassten
Schmierfilm-Messgröße S, insbesondere der PEAK-Werte Pi, einen Maximalwert Pi_max
und einen Minimalwert Pi_min und ermittelt daraus den Schmierfilmzustandswert SZ (Fig.4),
anhand dem die Schmiermittelmenge gesteuert wird. Vorzugsweise werden der Maximalwert
Pi_max und der Minimalwert Pi_min sowie die zugehörigen Erfassungszeitpunkte ermittelt
und (zumindest vorübergehend) abgespeichert. Die Speicherung kann allgemein z.B. in
einer geeigneten Speichereinheit erfolgen, die z.B. in der Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 oder in einer übergeordneten Kompressor-Steuerungseinheit 10 integriert sein kann.
Die Zeitbereiche Zi und die in den Zeitbereichen Zi eingebrachten Schmiermittelmengen
Mi werden so festgelegt, dass sich an der Zylinderlauffläche verschiedene Reibungs-
und damit verbundene Verschleißzustände einstellen, von voll benetztem Schmierfilm
über teilbenetzten Schmierfilm bis hin zu Trockenlauf. Die Schmiermittelmenge M ist
dabei im Diagramm in Fig.3b auf der Ordinate in Prozent einer vom Kompressorhersteller
vorgegebenen Schmiermittelmenge angegeben.
[0037] Im dargestellten Kalibrierbetriebsmodus sind lediglich beispielhaft ein erster Zeitbereich
Z1 mit einer vorgegebenen Dauer und ein darauffolgender zweiter Zeitbereich Z2 mit
einer vorgegebenen Dauer festgelegt. Die während des ersten Zeitbereichs Z1 eigebrachte
Schmiermittelmenge M1 ist dabei vorzugsweise so festgelegt, dass sich ein vollständig
benetzter Schmierfilm an der Zylinderlauffläche einstellt. Die während des zweiten
Zeitbereichs Z2 eigebrachte Schmiermittelmenge M2 ist hingegen vorzugsweise so festgelegt,
dass sich ein Trockenlauf an der Zylinderlauffläche einstellt. Beispielsweise kann
die Dauer des ersten Zeitbereichs Z1 zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen betragen
und die während des ersten Zeitbereichs Z1 eigebrachte Schmiermittelmenge M1 kann
90-200% einer vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge betragen. Der
Maximalwert Pa_max liegt dadurch in der Regel im ersten Zeitbereich Z1 und der Minimalwert
Pa_min liegt in der Regel im zweiten Zeitbereich Z2. Am Übergang zwischen dem ersten
Zeitbereich Z1 und dem zweiten Zeitbereich Z2 stellt sich ein charakteristischer Abfall
im Verlauf der PEAK-Werte Pa ein, wie in Fig.3a ersichtlich ist.
[0038] Die Dauer des zweiten Zeitbereichs Z2 beträgt vorzugsweise ebenfalls zumindest fünf
Kurbelwellenumdrehungen, kann aber natürlich auch deutlich länger sein, beispielsweise
zehn, hundert oder tausend Kurbelwellenumdrehungen. Die während des zweiten Zeitbereichs
Z2 eigebrachte Schmiermittelmenge M2 beträgt vorzugsweise 0% der vom Kompressorhersteller
vorgegebenen Schmiermittelmenge, sodass kein Schmiermittel eingebracht wird. Am Ende
des zweiten Zeitbereichs Z2 kann die Schmiermittelmenge M wieder angehoben werden,
beispielsweise zunächst auf die auf die vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge
M3, wie durch den dritten Zeitbereich Z3 angedeutet ist. Grundsätzlich ist der Kalibrierbetriebsmodus
nach dem zweiten Zeitbereich Z2 abgeschlossen und die Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 kann ab diesem Zeitpunkt den während des Kalibrierbetriebsmodus ermittelten Schmierfilmzustandswert
SZ (Fig.4) zur Steuerung der Schmiermittelmenge im Betrieb des Kolbenkompressors 1
verwenden.
[0039] In vorteilhafter Weise wird zunächst ein Differenzwert ΔPa zwischen dem ermittelten
Maximalwert Pa_max und dem ermittelten Minimalwert Pa_min ermittelt, wie in Fig.3a
eingezeichnet ist. Auf Basis des Maximalwerts Pa_max und des ermittelten Differenzwerts
ΔPa kann nun einen Schmierfilmgrenzwert Pa_grenz ermittelt werden, der in vorteilhafter
Weise als Schmierfilmzustandswert SZ zur Steuerung der Schmiermittelmenge verwendet
werden kann, wie nachfolgend anhand von Fig.4 beschrieben wird. Der Grenzwert Pa_grenz
kann beispielsweise gemäß dem folgenden Zusammenhang ermittelt werden:
Pa_grenz =
Pa_max-
k∗Δ
Pa, mit einem prozentualen Faktor K, der im Bereich von 10% bis 100% betragen kann.
Wenn mehrere Schmiermittelsensoren 15 an einem Zylinder 2 vorgesehen sind, dann wird
die Auswertung und Ermittlung des Schmierfilmzustandswerts SZ, insbesondere des Grenzwerts
Pi_grenz, natürlich vorzugsweise für die Schmierfilm-Messgröße S jedes Schmiermittelsensors
15 durchgeführt. Es könnten aber beispielsweise auch Mittelwerte der Maximalwerte
Pi_max und der Minimalwerte Pi_min mehrerer Schmiermittelsensoren 15 herangezogen
werden, um daraus einen mittleren Grenzwert Pi_grenz zu berechnen. Gleichfalls könnte
auch ein Mittelwert aus mehreren Grenzwerten Pi_grenz gebildet werden und darauf basierend
die Schmiermittelmenge gesteuert werden.
[0040] In Fig.4 ist analog wie in Fig.2 ein Verlauf der erfassten Schmierfilm-Messgröße
S über dem Kolbenhub zwischen einem oberen Totpunkt OT und einem unteren Totpunkt
UT im Normalbetrieb des Kolbenkompressors 1 und insbesondere im Normalbetrieb des
Schmiersystems (nach Beendigung bzw. außerhalb des Kalibrierbetriebsmodus) dargestellt.
Zusätzlich sind in Fig.4 der zuvor im Kalibrierbetriebsmodus ermittelte Maximalwert
Pa_max und Minimalwert Pa_min sowie der Schmierfilmgrenzwert Pa_grenz eingezeichnet.
Die schraffierte Fläche zwischen dem Minimalwert Pa_min und dem Schmierfilmgrenzwert
Pa_grenz symbolisiert einen Schmiersystem-Aktivierungsbereich 17. Wenn die Schmiersystem-Steuerungseinheit
14 erkennt, dass der PEAK-Wert Pa der erfassten Schmierfilm-Messgröße S im Schmiersystem-Aktivierungsbereich
17 liegt, der PEAK-Wert Pa also den Schmierfilmgrenzwert Pa_grenz erreicht oder unterschreitet,
dann steuert die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 das Schmiersystem zur Einbringung
des Schmiermittels an.
[0041] Das bedeutet, dass kein Schmiermittel über die Schmierstelle/n 12 in den Zylinder
2 eingebracht wird, solange der PEAK-Wert Pa der erfassten Schmierfilm-Messgröße S
außerhalb des Schmiersystem-Aktivierungsbereichs 17 (also oberhalb des Grenzwerts
Pa_grenz) liegt. Schmiermittel wird erst dann wieder zum Zylinder 2 zugeführt, wenn
der PEAK-Wert Pa der erfassten Schmierfilm-Messgröße S hinreichend niedrig ist und
im Schmiersystem-Aktivierungsbereichs 17 liegt (was ein Indikator für eine unzureichende
Schmierfilmdicke des Schmierfilms 11 ist). Nachdem ein Injektionsvorgang des Schmiermittels
durchgeführt wurde, wird der charakteristische Verlauf der Schmierfilm-Messgröße S
(Fig.4) somit wieder flacher sein, sodass der PEAK-Wert Pa oberhalb des Grenzwerts
liegt. Abhängig vom verwendeten Schmiermittel, der im Injektionsvorgang eingebrachten
Schmiermittelmenge, sowie vom Betriebszustand und Verschleißzustand des Kolbenkompressors
1 usw. wird sich der charakteristische Verlauf der Schmierfilm-Messgröße S über die
Kurbelwellenumdrehungen wieder ändern, sodass sich der PEAK-Wert Pa langsam wieder
dem Schmiersystem-Aktivierungsbereich 17 annähert.
[0042] Sobald der PEAK-Wert Pa wieder in den Schmiersystem-Aktivierungsbereich 17 fällt,
wird erneut ein Injektionsvorgang durch die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 ausgelöst
usw. Die (Gesamt-)Schmiermittelmenge wird somit im Wesentlichen über eine Anpassung
der Frequenz der einzelnen Injektionen gesteuert. Bei Common-Rail-Systemen könnte
neben der Veränderung der Frequenz aber beispielsweise auch die je Injektion eingebrachte
Schmiermittelmenge variiert werden. Bei Pump-to-Point und Dividerblock-Systemen hingegen
ist die je Injektion eingebrachte Schmiermittelmenge im Wesentlichen von der konstruktiven
Ausführung der Fördereinheit/en abhängig, z.B. vom Hubraum einer Kolbenpumpe) und
ist in der Regel unveränderlich. Eine Anpassung der (Gesamt-)Schmiermittelmenge kann
somit in der Regel nur über eine Anpassung der Frequenz der einzelnen Injektionen
gesteuert werden, beispielsweise indem eine Drehzahl der Kolbenpumpe/n verändert wird.
[0043] Die Beschreibung anhand des ersten Kolbenrings 6a ist natürlich nur beispielhaft
zu verstehen und der Kalibrierbetriebsmodus könnte natürlich auch separat für mehrere
Kolbenringe 6i durchgeführt werden. Beispielsweise kann im Kalibrierbetriebsmodus
der Verlauf der Schmierfilm-Messgröße S des Schmiermittelsensors 15 für jeden Kolbenring
6i entsprechend ausgewertet werden, um jeweils einen Schmierfilmzustandswert SZi je
Kolbenring 6i zur Steuerung der Schmiermittelmenge zu ermitteln. Beispielsweise kann
dabei jeweils ein Grenzwert Pi_grenz je Kolbenring 6i ermittelt werden, sodass für
jeden Kolbenring 6i ein zugeordneter Schmiersystem-Aktivierungsbereich 17i ermittelt
wird. Die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 kann dann während des Normalbetriebs
des Kolbenkompressors 1 das Schmiersystem zur Einbringung von Schmiermittel ansteuern,
sobald der jeweilige PEAK-Wert Pi in dem jeweils zugeordneten Schmiersystem-Aktivierungsbereich
17 liegt. Die Grenzwert Pi_grenz können sich dabei natürlich auch unterscheiden.
[0044] Wenn beispielsweise ein Kolbenring 6i einen höheren Schmiermittelbedarf hat als ein
anderer Kolbenring 6i, dann kann es aber grundsätzlich auch ausreichend sein, wenn
die erfindungsgemäße Kalibrierung nur für den Kolbenring 6i mit dem höheren Schmiermittelbedarf
durchgeführt wird. Der Grenzwert Pi_grenz würde somit nur für einen Kolbenring 6i
ermittelt werden und die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 würde das Schmiersystem
entsprechend ansteuern, sobald der zugeordnete PEAK-Wert Pi im ermittelten Schmiersystem-Aktivierungsbereich
17i liegt. Sofern das Schmiersystem dazu geeignet ist (beispielsweise ein Common-Rail
System), wird die Schmiermittel-Einbringung vorzugsweise zeitlich so gesteuert, dass
das Schmiermittel genau dem Kolbenring 6i mit dem höchsten Schmiermittelbedarf zugeführt
wird. Abhängig von der konstruktiven Ausgestaltung des Kolbenrings 6i erfolgt die
Einbringung des Schmiermittels während des Kolbenhubs vorzugsweise vor dem Kolbenring
6i oder direkt auf den Kolbenring 6i. Der oder die Kolbenringe 6i mit dem geringeren
Schmiermittelbedarf erhalten folglich automatisch eine ausreichend große Schmiermittelmenge.
Wenn der Kolbenkompressor 1 mehrere Zylinder 2 aufweist, dann erfolgt die erfindungsgemäße
Erfassung und Auswertung der Schmiermittelmenge vorzugsweise für jeden Zylinder 2
individuell durch Anordnung von zumindest einem Schmiermittelsensor 15 auf jedem Zylinder
2.
[0045] Weiters kann es vorteilhaft sein, wenn im Schmiersystem eine Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit
zur Erfassung einer, der Schmierstelle 12 zugeführten Schmiermittelmenge vorgesehen
ist. Die Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit kann beispielsweise ein geeigneter
Durchflusssensor 16 sein, der in einer Zuleitung zu einer Schmierstelle 12 integriert
ist, wie in Fig.1 angedeutet ist. Der Durchflusssensor 16 ist vorzugsweise mit der
Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 verbunden, um ein Messignal zu übermitteln, das
proportional der Schmiermittelmenge ist. Als Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit
könnte aber beispielsweise auch ein Berechnungsmodell vorgesehen sein, das z.B. in
der Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 implementiert sein kann, und das die zur Schmierstelle
12 zugeführte Schmiermittelmenge anhand von verfügbaren Parametern des Schmiersystems
berechnet, z.B. auf Basis eines Hubraums einer Kolbenpumpe und der Drehzahl der Pumpe
usw.
[0046] Die Schmiersystem-Steuerungseinheit 14 kann somit die Schmiermittelsensor 15 erhaltene
Schmierfilm-Messgröße S und die von der Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit erhaltene
Schmiermittelmenge vergleichen, um die beiden Werte auf Konsistenz zu überprüfen.
Dadurch kann beispielsweise auf eine Fehlfunktion des Schmiermittelsensors 15 geschlossen
werden, wenn eine gewissen Abweichung zwischen den beiden Werten festgestellt wird.
Gleichfalls kann der Vergleich dazu verwendet werden, um eine Leckage im Schmiersystem
zu detektieren. Eine Leckage kann beispielsweise dann vorliegen, wenn der Durchflusssensor
16 einen bestimmten erwarteten Wert ausgibt und die vom Schmiermittelsensor 15 erfasste
Schmierfilm-Messgröße S keinen oder einen sehr geringen Wert annimmt. Dies kann z.B.
bedeute, dass eine Leckage zwischen dem Durchflusssensor 16 und der Schmierstelle
12 vorliegt. Wenn beispielswiese eine unzulässig hohe Abweichung zwischen Mengenmessung
und Schmierfilmdickenmessung (bzw. daraus abgeleiteten vergleichbaren Größen) festgestellt
wird, kann dies z.B. als Indikator für einen kritischen Betriebszustand des Kolbenkompressors
verwendet werden und es können ggf. bestimmte Aktionen eingeleitet werden, wie z.B.
ein Alarmsignal oder ein Abschalten des Kompressors 1.
1. Schmiersystem für einen Kolbenkompressor (1), zum Einbringen eines Schmiermittels
auf eine Zylinderlauffläche eines Zylinders (2) des Kolbenkompressors (1), in dem
ein Kolben (3) hin- und her bewegbar ist, wobei eine Schmiersystem-Steuerungseinheit
(14) zur Steuerung einer einzubringenden Schmiermittelmenge vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Schmiermittelsensor (15) zur Erfassung einer für eine Schmierfilmdicke
eines Schmierfilms (11) an der Zylinderlauffläche des Zylinders (2) repräsentativen
Schmierfilm-Messgröße (S) vorgesehen ist, dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit
(14) dazu ausgebildet ist, das Schmiersystem im Betrieb des Kolbenkompressors (1)
zumindest einmal in einem vorgegebenen Kalibrierbetriebsmodus zu betreiben und anhand
der während der Durchführung des Kalibrierbetriebsmodus erfassten Schmierfilm-Messgröße
(S) einen Schmierfilmzustandswert (SZ) zu ermitteln und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu ausgebildet ist, nach Beendigung des
Kalibrierbetriebsmodus im Betrieb des Kolbenkompressors (1) die einzubringende Schmiermittelmenge
in Abhängigkeit des ermittelten Schmierfilmzustandswerts (SZ) zu steuern.
2. Schmiersystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmiermittelsensor (15) ein Ultraschallsensor ist, wobei eine zeitliche Auflösung
des Schmiermittelsensors (15) vorzugsweise 0,01° bis 5° Kurbelwinkel beträgt und/oder dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu ausgebildet ist, zur Ermittlung
des Schmierfilmzustandswerts (SZ) einen Sensorwert (Pi) der Schmierfilm-Messgröße
(S) zu verwenden, der während eines Kolbenhubs des Kolbens (3) zu einem Zeitpunkt
erfasst wird, zu dem sich ein Kolbenring (6i) des Kolbens (3) im Sensorbereich des
Schmiermittelsensors (15) befindet, vorzugsweise einen während des Kolbenhubs erfassten
Minimalwert der Schmierfilm-Messgröße (S).
3. Schmiersystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Schmiersystem zur intermittierenden Einbringung des Schmiermittels in den Zylinder
(2) ausgebildet ist, vorzugsweise als Pump-to-point System, als Divider-Block-System
oder als Common-Rail-System, und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu
ausgebildet ist, die Schmiermittelmenge durch eine Änderung einer Frequenz und/oder
einer Injektionsmenge jeweils einer Injektion der intermittierenden Einbringung des
Schmiermittels zu steuern.
4. Schmiersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu ausgebildet ist, den Kalibrierbetriebsmodus
in einem festgelegten Zyklus zu wiederholen, um den Schmierfilmzustandswert (SZ) zu
aktualisieren und die Schmiermittelmenge an den aktualisierten Schmierfilmzustandswert
(SZ) anzupassen und/oder dass eine Dauer des Kalibrierbetriebsmodus mindestens zehn, vorzugsweise mindestens
hundert, besonders bevorzugt mindestens tausend Kurbelwellenumdrehungen des Kolbenkompressors
(1) oder eine äquivalente Zeit beträgt.
5. Schmiersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass im Kalibrierbetriebsmodus zumindest zwei aufeinanderfolgende Zeitbereiche (Zi) mit
unterschiedlichen Schmiermittelmengen (Mi) festgelegt sind und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit
(14) dazu ausgebildet ist, in einem zeitlichen Verlauf der während der zumindest zwei
Zeitbereiche (Zi) erfassten Schmierfilm-Messgröße (S) einen Maximalwert (Pa_max) und
einen Minimalwert (Pa_min) zu ermitteln und daraus den Schmierfilmzustandswert (SZ)
zur Steuerung der Schmiermittelmenge zu ermitteln.
6. Schmiersystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein erster Zeitbereich (Z1) mit einer vorgegebenen Dauer und ein darauffolgender
zweiter Zeitbereich (Z2) mit einer vorgegebenen Dauer festgelegt sind und dass die
während des ersten Zeitbereichs (Z1) eigebrachte Schmiermittelmenge (M1) so festgelegt
ist, dass sich ein vollständig benetzter Schmierfilm an der Zylinderlauffläche einstellt
und die während des zweiten Zeitbereichs (Z2) eigebrachte Schmiermittelmenge (M2)
so festgelegt ist, dass sich ein Trockenlauf an der Zylinderlauffläche einstellt,
wobei die Dauer des ersten Zeitbereichs (Z1) vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen
beträgt und die während des ersten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge (M1)
90-200% einer vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge beträgt und
die Dauer des zweiten Zeitbereichs (Z2) vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen
beträgt und die während des zweiten Zeitbereichs (Z2) eigebrachte Schmiermittelmenge
(M2) 0% der vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge beträgt.
7. Schmiersystem nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu ausgebildet ist, einen Differenzwert
(ΔPa) zwischen dem ermittelten Maximalwert (Pa_max) und dem ermittelten Minimalwert
(Pa_min) zu ermitteln, aus dem Maximalwert (Pa_max) und dem ermittelten Differenzwert
(ΔPa) einen Schmierfilmgrenzwert (Pa_grenz) zu ermitteln und den Schmierfilmgrenzwert
(Pa_grenz) als Schmierfilmzustandswert (SZ) zu verwenden und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit
dazu ausgebildet ist, im Betrieb des Kolbenkompressors (1) nach Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus
das Schmiersystem zur Einbringung des Schmiermittels anzusteuern, wenn die Schmierfilm-Messgröße
(S) in einem zwischen dem Minimalwert (Pa_min) und dem Schmierfilmgrenzwert (Pa_grenz)
liegenden Schmiersystem-Aktivierungsbereich (17) liegt.
8. Schmiersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im Schmiersystem eine Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit (16) zur Erfassung einer,
der Schmierstelle (12) zugeführten Schmiermittelmenge vorgesehen ist und dass die
Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) dazu ausgebildet ist, die vom Schmierfilmsensor
(15) erhaltene Schmierfilm-Messgröße (S) und die von der Schmiermittelmengen-Erfassungseinheit
erhaltene Schmiermittelmenge zu vergleichen, um die beiden Werte auf Konsistenz zu
überprüfen und/oder um eine Leckage im Schmiersystem zu detektieren.
9. Kolbenkompressor (1) mit einer Anzahl von Zylindern (2), in denen jeweils ein Kolben
(3) hin- und her bewegbar ist und mit einem Schmiersystem zur Versorgung der Anzahl
von Zylindern (2) mit einem Schmiermittel, wobei an der Anzahl von Zylindern (2) jeweils
zumindest eine Schmierstelle (12) zum Einbringen des Schmiermittels auf eine Zylinderlauffläche
des Zylinders (2) vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Schmiersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8 ausgebildet ist.
10. Kolbenkompressor (1) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass an zumindest einem Zylinder (2) mehrere Schmierstellen (12) und/oder mehrere Schmiermittelsensoren
(15) vorgesehen sind, wobei vorzugsweise mehrere Schmierstellen (12) und/oder Schmiermittelsensoren
(15) in Umfangsrichtung des zumindest einen Zylinders (2) vorgesehen sind und/oder
mehrere Schmierstellen (12) und/oder Schmiermittelsensoren (15) in axialer Richtung
des zumindest einen Zylinders (2) vorgesehen sind.
11. Verfahren zum Betreiben eines Kolbenkompressors (1) mit zumindest einem Zylinder (2),
in dem ein Kolben (3) hin- und her bewegt wird, wobei mittels eines Schmiersystems
einer Zylinderlauffläche des zumindest einen Zylinders (2) ein Schmiermittel zugeführt
wird und wobei eine Schmiermittelmenge des zugeführten Schmiermittels von einer Schmiersystem-Steuerungseinheit
(14) gesteuert wird, dadurch gekennzeichnet, dass mittels zumindest eines Schmiermittelsensors (15) eine für eine Schmierfilmdicke
eines Schmierfilms (11) an der Zylinderlauffläche des Zylinders (2) repräsentative
Schmierfilm-Messgröße (S) erfasst wird, dass das Schmiersystem im Betrieb des Kolbenkompressors (1) von der Schmiersystem-Steuerungseinheit
(14) zumindest einmal in einem vorgegebenen Kalibrierbetriebsmodus betrieben wird,
wobei anhand der während der Durchführung des Kalibrierbetriebsmodus erfassten Schmierfilm-Messgröße
(S) ein Schmierfilmzustandswert (SZ) ermittelt wird und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) nach Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus
im Betrieb des Kolbenkompressors (1) die einzubringende Schmiermittelmenge in Abhängigkeit
des ermittelten Schmierfilmzustandswerts (SZ) steuert.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass als Schmiermittelsensor (15) ein Ultraschallsensor verwendet wird, wobei eine zeitliche
Auflösung des Schmiermittelsensors vorzugsweise 0,01° bis 5° Kurbelwinkel beträgt
und/oder dass zur Ermittlung des Schmierfilmzustandswerts (SZ) einen Sensorwert (Pi) der Schmierfilm-Messgröße
(S) verwendet wird, der während eines Kolbenhubs des Kolbens (3) zu einem Zeitpunkt
erfasst wird, zu dem sich ein Kolbenring (6) des Kolbens (3) im Bereich des Schmiermittelsensors
(15) befindet, vorzugsweise ein während des Kolbenhubs erfasster Minimalwert der Schmierfilm-Messgröße
(S).
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Schmiermittel intermittierend in den Zylinder (2) eingebracht wird und dass die
Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) die Schmiermittelmenge durch eine Änderung einer
Frequenz und/oder einer Injektionsmenge jeweils einer Injektion der intermittierenden
Einbringung des Schmiermittels steuert und/oder dass der Kalibrierbetriebsmodus in einem festgelegten Zyklus wiederholt wird, um
den Schmierfilmzustandswert (SZ) zu aktualisieren und die Schmiermittelmenge an den
aktualisierten Schmierfilmzustandswert (SZ) anzupassen und/oder dass der Kalibrierbetriebsmodus über mindestens zehn, vorzugsweise mindestens hundert,
besonders bevorzugt mindestens tausend Kurbelwellenumdrehungen des Kolbenkompressors
(1) oder eine äquivalente Zeit. durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass im Kalibrierbetriebsmodus in zumindest zwei aufeinanderfolgende Zeitbereichen (Zi)
unterschiedliche Schmiermittelmengen (Mi) in den Zylinder (2) eingebracht werden und
dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit (14) in einem zeitlichen Verlauf der während
der zumindest zwei Zeitbereiche (Zi) erfassten Schmierfilm-Messgröße (Mi) einen Maximalwert
(Pa_max) und einen Minimalwert (Pa_min) ermittelt und daraus den Schmierfilmzustandswert
(SZ) zur Steuerung der Schmiermittelmenge ermittelt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein erster Zeitbereich (Z1) mit einer vorgegebenen Dauer und ein darauffolgender
zweiter Zeitbereich (Z2) mit einer vorgegebenen Dauer festgelegt werden und dass die
während des ersten Zeitbereichs (Z1) eigebrachte Schmiermittelmenge (M1) so festgelegt
wird, dass sich ein vollständig benetzter Schmierfilm an der Zylinderlauffläche einstellt
und die während des zweiten Zeitbereichs (Z2) eigebrachte Schmiermittelmenge (M2)
so festgelegt wird, dass sich ein Trockenlauf an der Zylinderlauffläche einstellt,
wobei die Dauer des ersten Zeitbereichs (Z1) vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen
beträgt und die während des ersten Zeitbereichs (Z1) eigebrachte Schmiermittelmenge
(M1) 90-200% einer vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge beträgt
und die Dauer des zweiten Zeitbereichs (Z2) vorzugsweise zumindest fünf Kurbelwellenumdrehungen
beträgt und die während des zweiten Zeitbereichs eigebrachte Schmiermittelmenge (M2)
0% der vom Kompressorhersteller vorgegebenen Schmiermittelmenge.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass ein Differenzwert (ΔPa) zwischen dem ermittelten Maximalwert (Pa_max) und dem ermittelten
Minimalwert (Pa_min) ermittelt wird, aus dem Maximalwert (Pa_max) und dem ermittelten
Differenzwert (ΔPa) ein Schmierfilmgrenzwert (Pa_grenz) ermittelt wird und der Schmierfilmgrenzwert
(Pa_grenz) als Schmierfilmzustandswert (SZ) verwendet wird und dass die Schmiersystem-Steuerungseinheit
nach Beendigung des Kalibrierbetriebsmodus das Schmiersystem zur Einbringung von Schmiermittel
ansteuert, wenn die Schmierfilm-Messgröße (S) in einem zwischen dem Minimalwert (Pa_min)
und dem Schmierfilmgrenzwert (Pa_grenz) liegenden Schmiersystem-Aktivierungsbereich
(17) liegt.