Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entlastung einer bestehenden oder neuen
Staumauer durch deren Integrieren in eine Staubauwerksanordnung. Weiter betrifft die
Erfindung eine Staubauwerksanordnung umfassend eine Hauptstaumauer und eine Entlastungsmauer.
Stand der Technik
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entlastung einer Hauptstaumauer einer Staubauwerksanordnung.
Staubauwerke sind auch als Talsperren, Staumauern oder Staudämme bekannt und gehören
oft, aber nicht nur zur Stauanlage eines Wasserkraftwerks.
[0003] Ein Staubauwerk kann verschiedene Bauweisen wie z.B. Gewichtsstaumauer, Bogenstaumauer
und Pfeilerstaumauer aufweisen. Dem Fachmann sind solche Bauweisen bekannt.
[0004] Aufgrund langer Einsatzzeiten von Dekaden bis zu hundert Jahren werden Staubauwerke
sanierungsbedürftig oder müssen gar ersetzt werden. Eine komplette Sanierung setzt
oft eine monate- bis jahreslange Stilllegung des Kraftwerksbetriebs voraus. In dieser
Zeit ist eine Produktion der Elektrizität nicht möglich, womit grosse Betriebsverluste
verursacht werden. Durch die Entleerung der Staubecken respektive durch das dadurch
fehlende Fassungsvermögen für Wasser können weitere Probleme im Wassermanagement des
Gebietes anfallen.
[0005] Es sind diverse Methoden bekannt, mit welchen eine Sanierung eines bestehenden Staubauwerks
erreicht werden kann. Zum Beispiel können insbesondere bei Leckagen im Bodenbereich
Betonkapseln mit dem Staubauwerk verbunden werden, wobei die Kapsel über eine Leitung
mit dem Innern des Stausees derart verbunden ist, dass in der Kapsel ein Gegendruck
erzeugt wird.
[0006] In einer weiteren Variante wird flussabwärts ein neues Staubauwerk als Ersatzstaumauer
gebaut, wobei nach Vollendung des neuen Staubauwerks das alte Staubauwerk geflutet
wird. Dem Fachmann sind weitere Techniken zur Sanierung oder zum Neubau von Staubauwerken
bekannt.
[0007] Bei den bekannten Verfahren zum Neubau und zur kompletten Sanierung besteht der Nachteil,
dass diese sehr aufwendig und damit teuer sind.
Darstellung der Erfindung
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein dem eingangs genannten technischen Gebiet zugehörendes
Verfahren zur Entlastung von bestehenden Staubauwerken respektive von neuen Staubauwerken
zu schaffen, welches besonders kostengünstig durchführbar ist. Das Verfahren ermöglicht
insbesondere, eine Entlastung ohne Entleeren des Stausees durchzuführen.
[0009] Die Lösung der Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruchs 1 definiert. Gemäss der
Erfindung wird flussabwärts zur Hauptstaumauer eine Entlastungsmauer gebaut, welche
eine niedrigere Höhe als die Hauptstaumauer aufweist, wobei zwischen der Hauptstaumauer
und der Entlastungsmauer ein Entlastungssee derart gebildet wird, dass resultierende
hydrostatische Druckkräfte auf die Hauptstaumauer reduziert werden.
[0010] Im Verfahren zur Entlastung eines bestehenden Staubauwerks wird somit flussabwärts
zur Hauptstaumauer eine Entlastungsmauer gebaut, welche eine niedrigere Höhe als die
Hauptstaumauer aufweist. Anschliessend wird zwischen der Entlastungsmauer und der
Hauptstaumauer ein Entlastungssee gebildet.
[0011] Die Erfindung betrifft weiter eine Staubauwerksanordnung umfassend eine Hauptstaumauer,
wobei die Staubauwerksanordnung flussabwärts zur Hauptstaumauer eine Entlastungsmauer
umfasst, welche eine niedrigere Höhe als die Hauptstaumauer aufweist, wobei zwischen
der Hauptstaumauer und der Entlastungsmauer ein Entlastungssee derart gebildet ist,
dass resultierende hydrostatische Druckkräfte auf die Hauptstaumauer reduziert werden.
[0012] Der Entlastungssee ist vorzugsweise derart angelegt, dass das Niveau des Wassers
im Entlastungssee innerhalb einer Höhe zwischen dem Tiefpunkt der stauseeseitigen
Hauptstaumauer und dem Niveau des Wassers im Stausee liegt. Während das Wasser im
Stausee einen Druck gegen die Hauptstaumauer ausübt, wird dieser Druck durch einen
Gegendruck im Entlastungssee zumindest teilweise kompensiert, so dass die Hauptstaumauer
dadurch mit einem geringeren resultierenden Druck beaufschlagt ist. Damit wird die
Hauptstaumauer druckentlastet. Anstelle der Sanierung kann eine sanierungsbedürftige
Hauptstaumauer durch diese bauliche Massnahme entlastet werden. Je nach Ausbildung
der Hauptstaumauer kann damit auch eine Verstärkung der Hauptstaumauer erreicht werden.
Falls es sich um eine Gewichtsstaumauer handelt, deren Querschnitt nach oben hin abnimmt,
kann mit dem Entlastungssee eine Gewichtskraft auf die Hauptstaumauer wirken, welche
die Hauptstaumauer verstärkt respektive nach unten presst.
[0013] Die Wirkungen der Entlastungsmauer und des Entlastungssees lassen sich wie folgt
beispielhaft berechnen:
Für eine quantitative Abschätzung der Entlastung der Hauptstaumauer wird bei beiden
Mauern konstante Breite B von unten bis oben angenommen. Die statischen Drücke jeweils
im oberen Stausee und unteren Entlastungssee nehmen linear mit der Tiefe des Wassers
zu.
[0014] Die Belastung der Hauptstaumauer beim (theoretisch) maximalen Füllstand H des Stausees
ist durch die resultierende Kraft gegeben (mittlerer Druck

):

[0015] Die Entlastung der Hauptstaumauer ist nur von der Höhe des Füllstandes des Entlastungssees
abhängig. Beim (theoretisch) maximalen Füllstand h, der gleich der Höhe der Entlastungsmauer
ist, berechnet sich die Entlastungskraft zu

[0016] Die resultierende Kraft, die auf die Hauptstaumauer wirkt, wird reduziert auf

[0017] Der Entlastungsgrad ist dann berechnet

[0018] Für
h/
H = 0.5 ist eine Entlastung von 25% zu erwarten. Für eine noch betriebsfähige Staumauer
ist so eine Entlastung beträchtlich und daher von grosser Bedeutung. Für
h/
H = 0.7 wird die Hauptstaumauer um etwa 50% entlastet. Im Fall der Fig. 2 mit der Ersatzstaumauer
ist die Entlastung der Hauptstaumauer 100%.
[0019] Vorzugsweise weist der Entlastungssee eine freie Oberfläche auf. Damit wird eine
besonders einfache Bauweise erreicht, womit insbesondere das Herstellungsverfahren
kostengünstig gehalten werden kann. In Varianten kann der Entlastungssee auch geschlossen
sein - es ist jedoch darauf zu achten, dass keine kraftübertragende Verbindung zwischen
der Entlastungsmauer und der Hauptstaumauer gebildet wird. Diese sollen kräftetechnisch
unabhängig sein.
[0020] Bevorzugt beträgt eine Höhe der Entlastungsmauer zwischen 30% und 95% der Höhe der
Hauptstaumauer, insbesondere zwischen 35% und 60%. In Varianten kann die Höhe auch
weniger als 30% betragen.
[0021] Besonders bevorzugt beträgt eine Höhe der Entlastungsmauer zwischen 30% und 95% der
Höhe der Hauptstaumauer, gemessen von einem tiefsten Geländepunkt der Hauptstaumauer,
insbesondere von einem tiefsten Geländepunkt auf der Stauseeseite der Hauptstaumauer.
In Varianten kann die Höhe auch weniger als 30% betragen.
[0022] Bevorzugt liegt die Krone der Entlastungsmauer um mindestens 5% der Höhe der Hauptstaumauer
unterhalb der Krone der Hauptstaumauer.
[0023] Bevorzugt wird obiges Verfahren zur Entlastung einer bestehenden Hauptstaumauer anstelle
deren Sanierung verwendet. Damit kann eine ältere, überlastete Hauptstaumauer entlastet
werden, somit deren Lebensdauer bedeutend erhöht werden. Abhängig vom Zustand der
sanierungsbedürftigen Hauptstaumauer kann die Hauptstaumauer nur teilweise saniert
werden, wobei die Hauptstaumauer bei Bedarf auch zusätzlich erhöht werden kann.
[0024] In einem weiteren bevorzugten Verfahren wird sowohl die Hauptstaumauer als auch die
Entlastungsmauer neu erstellt. Das Verfahren eignet sich somit auch für Neubauprojekte,
wobei keine Hauptstaumauer bestand. Damit kann die Hauptstaumauer im Vornherein kostengünstiger
aufgebaut werden, da die Belastung der Hauptstaumauer im Betrieb geringer ausfällt.
Weiter können auch mehr als eine Entlastungsmauer erstellt werden, insbesondere kann
theoretisch eine Kaskade von Entlastungsmauern vorgesehen sein, wobei eine flussabwärts
nachfolgende jeweils eine geringere Höhe aufweist als die vorgängige. Es ist dabei
unerheblich, ob die Hauptstaumauer oder die Entlastungsmauer als Gewichtsstaumauer,
als Bogenstaumauer oder als Pfeilerstaumauer ausgebildet sind - das Verfahren funktioniert
mit jeder Art von Hauptstaumauer respektive Entlastungsmauer.
[0025] Bevorzugt umfasst die Hauptstaumauer und die Entlastungsmauer jeweils mindestens
eine Referenzstelle, womit eine Formänderung der Hauptstaumauer und/oder der Entlastungsmauer
sowie eine Verschiebung der Hauptstaumauer und/oder der Entlastungsmauer relativ zueinander
überwacht bzw. regelmässig kontrolliert werden können. In Varianten kann auf die Referenzstelle
auch verzichtet werden.
[0026] Bevorzugt umfasst der Entlastungssee mindestens einen Zwischenboden. Damit kann zum
Beispiel ein Schwimmbad oder dergleichen gebildet werden. Der Zwischenboden ist vorzugsweise
nur einseitig fest verankert, zum Beispiel in der Hauptstaumauer, so dass weder Zug-
noch Druckkräfte zwischen der Hauptstaumauer und der Entlastungsmauer wirken.
[0027] Der Entlastungssee zwischen der Hauptstaumauer und der Entlastungsmauer kann auf
viele unterschiedliche Arten genutzt werden. Beispielsweise kann der Entlastungssee
als Freizeitanlage, insbesondere als Wassersportanlage, als Schwimmbad und/oder zur
Fischzucht respektive Fischerei verwendet werden. In weiteren Varianten kann der Entlastungssee
zusätzlich als Tosbecken eingesetzt werden. Dem Fachmann sind weitere Anwendungen
bekannt. Anderseits kann der Entlastungssee auch ungenutzt bleiben.
[0028] Aus der nachfolgenden Detailbeschreibung und der Gesamtheit der Patentansprüche ergeben
sich weitere vorteilhafte Ausführungsformen und Merkmalskombinationen der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0029] Die zur Erläuterung des Ausführungsbeispiels verwendeten Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer, welche
gemäss Stand der Technik durch eine Bogenstaumauer ersetzt wird;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer, eine
Entlastungsmauer und den Entlastungssee;
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer mit
den aufgrund des Entlastungssees resultierenden Druckkräften;
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer mit
den aufgrund des Entlastungssees erreichten Verstärkungskräften;
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung einer Frontansicht der Entlastungsmauer;
- Fig. 7
- eine schematische Darstellung eines Querschnitts durch eine Gewichtsstaumauer, bei
welcher das Baumaterial statt für eine Entlastungsmauer zur Verstärkung der Hauptstaumauer
eingesetzt ist; sowie
- Fig. 8
- eine schematische Darstellung gemäss Fig. 3, wobei im Entlastungssee Zwischenböden
eingelegt sind und an den beiden Mauern Referenzstellen montiert sind.
[0030] Grundsätzlich sind in den Figuren gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0031] In der an sich bekannten Fig. 1 ist eine Gewichtsstaumauer (1) dargestellt, die aufgrund
ihrer langen Einsatzzeit von Dekaden bis hunderte von Jahren sanierungsbedürftig ist.
Weil die Sanierung die Entleerung des Stausees (2) und monate- bis jahreslange Stilllegung
des Kraftwerksbetriebs für die Produktion der Elektrizität voraussetzt und daher grosse
Betriebsverluste verursachen wird, wird nach Fig. 2 eine Ersatzstaumauer (4) in bestimmten
Fällen geplant und gebaut. Die Ersatzstaumauer (4) auf gleicher Höhe wie die Hauptstaumauer
(1) ersetzt in diesem Fall komplett die alte Staumauer (1), die meistens bestehen
bleibt und später geflutet wird. Im Fall der Staumauer (1) unter dem Denkmalschutz
würde es Diskussionen geben.
[0032] Im Fall der sanierungsbedürftigen Hauptstaumauer (1) wird die Ersatzstaumauer (4),
je nach ihrer Grösse, hohe Kosten verursachen. Die Bauarbeit wird auch mehrere Jahre
dauern.
[0033] Um Kosten und Zeit zu sparen und insbesondere keinen Unterbruch in der Stromproduktion
zu verursachen, wird die bestehende sanierungsbedürftige Staumauer (1), die hier als
Hauptstaumauer bezeichnet ist, durch geringe Baukosten gleichzeitig verstärkt und
entlastet. Anstelle des Aufbauens der Ersatzstaumauer (4) auf mindestens gleicher
Höhe wie die Hauptstaumauer (1) wird eine Entlastungsmauer (5) niedriger Höhe gemäss
Fig. 3 gebaut. Die Entlastungsmauer (5) befindet sich talabwärts (flussabwärts) der
Hauptstaumauer (1). Der minimale Abstand der Entlastungsmauer (5) zur Hauptstaumauer
(1) darf beliebig klein sein (z. B. bis auf 0.1 m). Der maximale Abstand ist generell
unlimitiert, jedoch ist im Wesentlichen von der geographischen Lage des Tals und den
Baukosten abhängig.
[0034] Der Zwischenraum zwischen den beiden Staumauern (1, 5) wird mit Wasser gefüllt, sodass
ein Entlastungssee (6) mit freier Oberfläche zur Atmosphäre entsteht. Der Füllstand
des Entlastungssees (6) kann verändert werden. Generell bleibt der eingestellte Füllstand
konstant. Für bestimmten Zweck sind zeitlicher oder kontinuierlicher Zufluss zu und
Abfluss aus dem Entlastungssee (6) in bestimmten Mengen erlaubt.
[0035] Die Hauptstaumauer (1), die Entlastungsmauer (5) und der Entlastungssee (6) bilden
eine Staubauwerksanordnung (13, 14) mit Entlastungseffekt. Dabei kann die Hauptstaumauer
(1) eine Gewichtsstaumauer, Bogenstaumauer und Mauer mit anderen Bauformen sein. Insbesondere
kann die Hauptstaumauer (1) eine neue Bebauung sein.
[0036] Der Füllstand des Entlastungssees (6) bestimmt den Entlastungsgrad der Hauptstaumauer
(1) (siehe oben). Die hydrostatischen Druckkräfte (7) im Entlastungssee (6) setzt
sich gegen die Druckkräfte (3) auf der Hauptstaumauer (1) im entsprechenden Bereich.
Dadurch werden die gesamten Druckkräfte (8) bei der Hauptstaumauer (1) reduziert,
siehe Fig. 4. Das ist am wirksamsten, da bei einer Staumauer (1) die grösste Belastung
immer im unteren Bereich der Mauer liegt.
[0037] Durch das Wasser im Entlastungssee (6) wird auch erreicht, dass die betrachtete Gewichtsstaumauer
(1) zusätzlich verstärkt wird, indem eine Zusatzmasse des Wassers (9) die Mauer nach
unten drückt (Fig. 5). Sowohl die Verstärkung als auch die Entlastung der Hauptstaumauer
(1) hängen vom Füllstand des Entlastungssees (6) ab. Die Verstärkung einer Gewichtsstaumauer
(1) beispielsweise geschieht durch Zusatzmasse (9) des Wassers nach Fig. 5. Dies ist
zusätzlich von der Neigung der Aussenwand der Staumauer (1) abhängig.
[0038] Für eine noch betriebsfähige Staumauer ist eine Entlastung von z. B. 20%-30% (Entlastungsgrad)
erwartungsgemäss schon beträchtlich und daher von grosser Bedeutung. Selbst eine komplette
Sanierung der alten Staumauer (1) würde so ein vergleichbares Ergebnis nicht oder
nur schwer erreichen.
[0039] Die durch die Entlastungsmauer (5) und den mit Wasser gefüllten Entlastungssee (6)
erzielte Verstärkung und Entlastung der Hauptstaumauer (1) sind nur vom Füllstand
des Entlastungssees (6) abhängig. Sie sind von der Wassermenge im Entlastungssee (6)
und daher vom Abstand zwischen den beiden Mauern (1, 5) unabhängig. Theoretisch kann
die Entlastungsmauer (5) beliebig nahe zur Hauptstaumauer (1) gebaut werden, solange
die beiden Mauern vom Wasser im Entlastungssee (6) getrennt sind.
[0040] Da die Entlastungsmauer (5) relativ niedrig ist, wird sie vom Wasser im Entlastungssee
(6) nur relativ wenig belastet, so dass die Staumauerdicke klein gehalten werden kann
(Fig. 3 und 4). Wegen der zusätzlich geringen Breite des Tals (Fig. 6) im Talunterbereich
kann insgesamt viel an Baumaterialien (Steine, Beton) gespart werden. Das Bauvolumen
der Entlastungsmauer (5) kann, abhängig von der Höhe der Entlastungsmauer (5), z.
B. auf 1/2 bis 1/8 vom Bauvolumen der Ersatzstaumauer (4) reduziert werden,
[0041] Zu bemerken ist, dass die durch Entlastungsmauer (5) und Entlastungssee (6) erzielten
Verstärkung und Entlastung der Hauptstaumauer (1) viel höher sind als die Wirkung
durch das einfache Zufügen von Baumaterialien (5a) zu einer bestehenden Gewichtsstaumauer
(Fig. 7). Der Fall in Fig. 7 entspricht einer Art der mechanischen Abstützung oder
Verstärkung anstatt der hydraulischen Entlastung der Hauptstaumauer (1).
[0042] Im Fall einer alten Staumauer, die von der Denkmalpflege als "erhaltenswert" eingestuft
wurde, bleibt die Staumauer sichtbar und geniesst so einen gewissen Denkmalschutz.
[0043] Im Fall einer neuen Bebauung der Hauptstaumauer (1) in allen möglichen Bauweisen
(Gewichtsstaumauer, Bogenstaumauern usw.) kann die Staumauer (1) entsprechend dünn
gebaut werden, wenn die Entlastungsmauer (5) mitgebaut wird. Die gesamten Baumaterialien
sinken entsprechend. Das Aufbauen der Entlastungsmauer (5) basierend auf der neuesten
Technologie schafft zugleich auch ein Gefühl von Mehrsicherheit bei der Bevölkerung.
[0044] Der Entlastungssee (6) mit freier Oberfläche kann zu einer Freizeitanlage wie einem
freien Schwimmbad gemacht werden. Um die Sicherheit zu gewähren, kann ein Zwischenboden
(10) z. B. aus Platten gelegt werden (Fig. 8).
[0045] Für die Produktion der Elektrizität soll das Wasser nach wie vor aus dem oberen Stausee
(2) bezogen werden. Im Fall der sanierungsbedürftigen alten Staumauer (1) bleibt das
bisherige Rohrleitungssystem erhalten. Das Wasser im unteren Entlastungssee (6) wird
typischerweise nicht benutzt für die Stromproduktion.
[0046] Die Bedeutung des Entlastungssees (6) in Zusammenhang mit der Entlastungsmauer (5)
liegt darin, dass ein Entlastungsgrad z.B. von 25% bis 90% (siehe oben) erreicht werden
kann.
[0047] In besonderen Varianten besteht eine Staubauwerksanordnung (13) aus einer Hauptstaumauer
(1), einer Entlastungsmauer (5) und einem Entlastungssee (6) mit freier Oberfläche,
wobei die Hauptstaumauer (1) oft eine alte Mauer und daher sanierungsbedürftig ist.
[0048] Weiter bevorzugt wird die Entlastungsmauer (5) in niedriger Höhe, beliebiger Form
und Stärke (Mauerdicke) flussabwärts der Hauptstaumauer (1), darunter Staumauer, Staudamm
und Talsperre, installiert.
[0049] Die Höhe der Entlastungsmauer (5) beträgt bevorzugt 30% bis Maximum 95% von der Höhe
der Hauptstaumauer (1), wobei beide Mauern von einer gleichen Höhenlage (12) des tiefsten
Geländepunktes der Hauptstaumauer (1) gemessen werden (Fig. 3).
[0050] Die Krone (obere Kante) der Entlastungsmauer liegt vorzugsweise um mindestens 5%
von der Höhe der Hauptstaumauer (1) unterhalb der Krone der Hauptstaumauer (1).
[0051] Der Entlastungssee (6) weist vorzugsweise eine freie Oberfläche auf, wobei der Freiraum
zwischen der Hauptstaumauer (1) und der Entlastungsmauer (5) durch Wasser voll oder
teilweise aufgefüllt wird.
[0052] Im Verfahren zur Verstärkung und Entlastung der Hauptstaumauer (1) wirken die hydrostatischen
Druckkräfte im Entlastungssee (6) denjenigen im Stausee (2) entgegen.
[0053] Der Entlastungssee (6) wird vorzugsweise ganz oder teilweise für spezielle Anwendungen
wie Freizeitanlage, Schwimmbad, Wassersport, Fischzucht und Fischerei sowie als Wasserquelle
für andere Versuche mit bestimmten Zielsetzungen verwendet.
[0054] Im Entlastungssee (6) sind vorzugsweise ein oder mehrere Zwischenböden (10) gebaut.
[0055] Vorzugsweise sind in einer Staubauwerksanordnung (14) an der Hauptstaumauer (1) und
der Entlastungsmauer (5) mehrere Referenzstellen (11) angebracht, um die Formänderung
von und relative Verschiebungen zwischen den beiden Mauern regelmässig zu kontrollieren.
[0056] Im Rahmen der Staubauwerksanordnung (13) und Verfahren zur Entlastung der Hauptstaumauer
(1) werden die Entlastungsmauer (5) und der Entlastungssee (6) vorzugsweise auch dann
verwendet, wenn die Hauptstaumauer (1) neu ist bzw. neu gebaut wird.
[0057] Zusammenfassend ist festzustellen, dass erfindungsgemäss ein Verfahren zur Entlastung
von bestehenden Staumauern geschaffen wird, bei welchem ein Entleeren des Stausees
vermieden werden kann und gleichzeitig Bauvolumen (Steine und Beton) eingespart werden
kann.
1. Verfahren zur Entlastung einer Hauptstaumauer (1) einer Staubauwerksanordnung (14),
wobei die Staubauwerksanordnung (14) eine Hauptstaumauer (1) zum Aufstauen eines Stausees
und eine Entlastungsmauer (5) umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass flussabwärts zur Hauptstaumauer (1) eine Entlastungsmauer (5) gebaut wird, welche
eine niedrigere Höhe als die Hauptstaumauer (1) aufweist, wobei zwischen der Hauptstaumauer
(1) und der Entlastungsmauer (5) ein Entlastungssee (6) derart gebildet wird, dass
resultierende hydrostatische Druckkräfte auf die Hauptstaumauer (1) reduziert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlastungssee (6) eine freie Oberfläche aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Bauwerkhöhe der Entlastungsmauer (5) zwischen 30% und 95% der Bauwerkhöhe der
Hauptstaumauer (1) beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Krone der Entlastungsmauer (5) um mindestens 5% der Bauwerkhöhe der Hauptstaumauer
(1), unterhalb der Krone der Hauptstaumauer (1) liegt und ein Wasserpegel im Entlastungssee
(6) um mindestens 5% der Bauwerkhöhe der Hauptstaumauer (1), unterhalb eines Wasserpegels
des Stausees (2) liegt.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur Entlastung einer bestehenden
sanierungsbedürftigen Hauptstaumauer (1) anstelle deren kompletten Sanierung.
6. Staubauwerksanordnung umfassend eine Hauptstaumauer (1), dadurch gekennzeichnet, dass die Staubauwerksanordnung flussabwärts zur Hauptstaumauer (1), eine Entlastungsmauer
(5) umfasst, welche eine niedrigere Höhe als die Hauptstaumauer (1) aufweist, wobei
zwischen der Hauptstaumauer (1) und der Entlastungsmauer (5) ein Entlastungssee (6)
derart gebildet ist, dass resultierende hydrostatische Druckkräfte auf die Hauptstaumauer
(1) reduziert werden.
7. Staubauwerksanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die sanierungsbedürftige Hauptstaumauer (1) teilweise saniert werden kann, wobei
die Hauptstaumauer (1) bei Bedarf auch zusätzlich erhöht werden kann.
8. Staubauwerksanordnung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Hauptstaumauer (1) und die Entlastungsmauer (5) jeweils mindestens eine Referenzstelle
umfassen, womit eine Formänderung der Hauptstaumauer (1) und/oder der Entlastungsmauer
(5) sowie eine Verschiebung der Hauptstaumauer (1) und/oder der Entlastungsmauer (5)
relativ zueinander überwacht werden können.
9. Staubauwerksanordnung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Entlastungssee (6) mindestens einen Zwischenboden umfasst.