[0001] Die Erfindung betrifft ein Kreuzfahrtschiff mit mehreren übereinander liegenden Decks
und mit einer Passagierplattform für Mehrfachnutzung, die außenbords angeordnet vertikal
aufwärts und abwärts bewegbar ist und bis zur Wasserfläche herab absenkbar ist mit
den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei Kreuzfahrtschiffen herkömmlicher Bauart besteht als Nachteil die Situation, dass
auf beiden Seiten des Schiffes die Flächen des Bootsdecks mit unterschiedlichen Rettungsmitteln,
Rettungsbooten usw., besetzt sind, womit diese Freiflächen den Passagieren zur allgemeinen
sonstigen Nutzung nicht zur Verfügung stehen.
[0003] Die
EP 3 233 623 B1 schlägt eine beispielsweise im Nichtbenutzungszustand außenbords eines Kreuzfahrtschiffes
gehalterte Plattform vor, die bei Bedarf mit Passagieren besetzt auf und ab bewegt
werden kann und bis auf die Wasserfläche herabgelassen werden kann, wo sie dann für
Wassersport usw. genutzt wird. Damit steht im Bereich des Bootsdecks neben dem erforderlichen
Raum für die Aufstellung von Rettungsmitteln immer noch keine freie Fläche für eine
sinnvolle Nutzung durch die Passagiere zur Verfügung.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für diese Problematik eine optimale Lösung
aufzufinden.
[0005] Diese Aufgabe wird mit einem Kreuzfahrtschiff mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst Insbesondere wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Plattform als Bootskörper
mit Antriebsanlage und Ruderanlage und einem auf dem Bootsdeck begehbaren Aufenthaltsbereich
für die Passagiere ausgebildet ist, der von Davits geführt auf einer zugeordneten
Decksfläche in Ruhelage bringbar ist, dort von den Passagieren genutzt werden kann
und der von den Davits außenbords bewegt und auf die Wasserfläche aufsetzbar ist und
dann von der Davitshängung abtrennbar ist.
[0006] Diese Lösung bringt einmal den Vorteil, dass der Bootskörper in Ruhestellung auf
dem Bootsdeck mit seinem Aufenthaltsbereich von den Passagieren als Freizeitraum benutzt
werden kann, zum Beispiel als wettergeschützter Aussichtsraum, Leseraum, Vortragsraum
usw. Diese Lösung ergibt den weiteren Vorteil, dass der Bootskörper vom Schiff losgelöst
werden kann und selbstständig fahrend als Verkehrsboot oder als Rettungsboot benutzbar
ist. Damit wird die in Anspruch genommene Fläche des Bootsdecks als Ruhelager für
den auch als Rettungsmittel einsetzbaren Bootskörper und zugleich auch als Aufenthaltsbereich
für die Passagiere verwendet.
[0007] Die das Deck überragenden Seitenwände, die in Dachstrukturen mit großen Sichtöffnungen
übergehen, bilden den Aufenthaltsbereich, der im Notfall durch Schließen der Sichtöffnungen
wassergeschützt werden kann. Im Aufenthaltsbereich werden bevorzugt Sitzgruppen angeordnet.
Daneben sind für den Notfall zu aktivierende Notsitzgruppen vorgesehen. Bevorzugt
sind in dem Aufenthaltsbereich einerseits Sitzgruppen angeordnet und zusätzlich sind
Notsitzeinheiten in dem Aufenthaltsbereich angeordnet, die aus dem Rumpfboden hochfahrbar
sind. Dadurch kann der Aufenthaltsbereich im Notfall mit weiteren Sitzbereichen genutzt
werden. Bevorzugt sind die Notsitzeinheiten mit Pressluft aufblasbar. Die Notsitzeinheiten
werden also aufgeblasen und fahren dadurch aus dem Rumpfboden hoch und stehen dann
als Sitzeinheiten zur Verfügung. In einer alternativen bevorzugten Ausführungsform
sind die Notsitzeinheiten mechanisch hochfahrbar. Dies kann beispielsweise über einen
Scherenlift erfolgen. Alternativ sind die Notsitzeinheiten auch hydraulisch hochfahrbar.
[0008] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform ist der Aufenthaltsbereich bei Ruhelage
des Bootskörpers auf dem Deck von den Passagieren über eine Zutrittsrampe betretbar
bzw. kann von den Passagieren über eine Zutrittsrampe betreten werden. Dabei ist die
Zutrittsrampe bevorzugt ortsfest auf dem Deck des Kreuzfahrtschiffs angeordnet und
liegt dann also auf dem Kai oder Pier auf, von dem aus die Passagiere auf das Schiff
gelangen. Bevorzugt schließt die Zutrittsrampe an eine Stirnseite des Bootskörpers
an.
[0009] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist ein Fahrstand an der der Zutrittsrampe
gegenüberliegende Stirnseite des Bootskörpers angeordnet. Dadurch ist der Bootskörper
als Aufenthaltsbereich und gleichzeitig als Rettungsboot optimal nutzbar.
[0010] Bevorzugt wird der Bootskörper mit einem Elektroantrieb versehen, dessen Batterien
durch auf den Dachstrukturen angeordnete Photovoltaikelemente zusatzgespeist werden.
[0011] Vorteilhaft wird der Bootskörper als Plattformboot ausgebildet. Dadurch ergibt sich
bei Lagerung auf dem Bootsdeck ein vermindertes Erfordernis, ausreichende Deckshöhe
zur Verfügung zu stellen.
[0012] Das erfindungsgemäße System "Davit geführter Mehrzweck-Bootskörper" kann alternativ
an mehreren Positionen des Schiffes installiert werden, zum Beispiel am Heck. Es kann
auch asymmetrisch angeordnet werden, zum Beispiel nur auf einer Schiffseite oder aber
in ungerader Anzahl. Die Größe, Form und das Layout des Systems kann den lokalen Gegebenheiten
des Schiffes (Schiffsgröße und/oder Platzbedarf) angepasst werden und somit variieren.
Das Nutzungskonzept kann angepasst werden beispielsweise mit Schwerpunkt auf Sitzmöglichkeiten,
Sonnenliegen, freier Decksfläche oder Decksspiele, wie zum Beispiel Shuffleboard.
Weiter kann das System genutzt werden als Außenterrasse für Wassersport an der Rumpfseite
des Kreuzfahrtschiffes auf Höhe der Wasserfläche oder bei Bedarf auch über der Wasserfläche.
Es kann dabei mit einem Fixierungsmechanismus an der Bordwand lokal fixiert werden.
Möglich ist auch eine Kombination des abgesenkten Bootskörpers mit einer seitlichen
Öffnung im Schiffskörper, sodass die Passagiere über eine aus dem Rumpf ausgeklappte
Außenterrasse den Bootskörper betreten können. Auch von dieser Position aus kann der
Bootskörper als schwimmende von Personen genutzte Struktur vom Schiffskörper abgekoppelt
werden. Die Hebe- und Senkvorrichtung für das System wird entsprechend dem Stand der
Technik ausgebildet. Während des Hebe- und Senkvorganges wird das System mit Hilfe
von Seilkonstruktionen und/oder Abstandshaltern auf Distanz zum Schiffsrumpf gehalten.
Der Antrieb kann mit Hilfe eines oder mehrerer Propeller erfolgen, die im Heckbereich
des Bootskörpers installiert sind. Alternativ können an mehreren Ecken des Bootskörpers
Propellergondeln installiert werden, die gleichzeitig für den Vortrieb und das Steuern
verantwortlich sind.
[0013] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung in wechselnden Maßstäben,
teilweise schematisch, dargestellt. Es zeigen:
- Figur 1:
- eine Seitenansicht eines erfindungsgemäß ausgebildeten Bootskörpers, im Bootsdeck
des Kreuzfahrtschiffes gelagert;
- Figur 2:
- in Querschnittsdarstellung des Bootskörpers nach Figur 1 mit Hilfe von Davits außenbords
bewegt;
- Figur 3:
- in Querschnittsdarstellung des Bootskörpers gemäß Figur 2, mit Hilfe der Davits nahe
der Außenwand des Kreuzfahrtschiffes abgesenkt und neben einem ausgewählten Deck befindlich;
- Figur 4:
- eine Draufsicht auf das Deck des Bootskörpers mit großem Aufenthaltsbereich;
- Figur 5:
- eine Seiten-Schnittansicht des Bootskörpers; und
- Figur 6:
- eine Seitenansicht des Bootskörpers, bei dem die Sichtöffnungen der festen Dachstrukturen
mittels Planen wassergeschützt verschlossen sind.
[0014] In Figur 1 ist die Deckslinie des Bootsdecks eines Kreuzfahrtschiffes mit 1 bezeichnet.
Das Bootsdeck hat eine Ausnehmung 2, in der der an Bord genommene Bootskörper 3 mit
seinem Bootsrumpf gelagert ist. Alternativ kann der Bootskörper auch auf dem Deck
stehend gelagert werden. Der Bootskörper hat einen großen Aufenthaltsbereich 4, der
über eine Zutrittsrampe 5 und Treppenstufen 6 erreichbar ist (Figur 4). Weiter hat
der Bootskörper feste Dachstrukturen 7, die große Sichtöffnungen 8 aufweisen.
[0015] Mit Hilfe von Davits 9 wird der Bootskörper 3 außenbords gehoben, Figur 2, und dann
gemäß Figur 3 nahe der Außenwand des Kreuzfahrtschiffes entweder zu einem ausgewählten
Deck 10 abgesenkt oder durchgehend zur Wasserfläche herabgelassen.
[0016] Figur 4 zeigt den Bootskörper 3 in Draufsicht mit dem Passagier-Aufenthaltsbereich
4, in dem beim Ausführungsbeispiel Sitzgruppen 11 angeordnet sind. Mit 13 sind im
Rumpfboden abgesenkte und abgedeckte Notsitzeinheiten bezeichnet, die im Notfall vorzugsweise
mit Pressluft hochgefahren werden. Der Fahrstand ist mit 12 bezeichnet.
[0017] Figur 5 zeigt im Längsschnitt die Anordnung der wichtigsten Baugruppen im Rumpf des
Bootskörpers 3. 14 bezeichnet die Maschinenanlage mit dem bevorzugten elektrischen
Hauptmotor, mit Schraubenwelle und Schiffsschraube. 15 bezeichnet eine Batterieeinheit.
16 bezeichnet einen Wassertank und 17 bezeichnet weitere Tankeinheiten, 18 ist eine
Zusatzbatterie. Oberhalb der Dachstrukturen 7 sind zeichnerisch nicht dargestellte
Photovoltaik-Elemente zur Belieferung der Batterie-Einheiten angeordnet.
[0018] Gemäß Figur 6 sind die Sichtöffnungen 8 im Notfall mit Planen 19 wassergeschützt
verschließbar. Mit 20 sind an den Dachstrukturen 7 seitlich angeordnete rollbare oder
faltbare Signalfarben-Folien bezeichnet.
1. Kreuzfahrtschiff mit mehreren übereinander liegenden Decks und mit einer Passagierplattform
für Mehrfachnutzung, die außenbords angeordnet vertikal aufwärts und abwärts bewegbar
ist und bis zur Wasserfläche herab absenkbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Plattform als Bootskörper (3) mit Antriebsanlage und Ruderanlage und einem auf
dem Bootsdeck begehbaren Aufenthaltsbereich (4) für die Passagiere ausgebildet ist,
der von Davits (9) geführt auf einer zugeordneten Decksfläche in Ruhelage bringbar
ist, dort von den Passagieren genutzt werden kann und der von den Davits außenbords
bewegt und auf die Wasserfläche aufsetzbar ist und dann von der Davitshängung abtrennbar
ist.
2. Kreuzfahrtschiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Aufenthaltsbereich (4) einerseits Sitzgruppen (11) angeordnet sind und zusätzlich
Notsitzeinheiten (13) angeordnet sind, die aus dem Rumpfboden hochfahrbar sind.
3. Kreuzfahrtschiff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Notsitzeinheiten (13) mit Pressluft aufblasbar sind.
4. Kreuzfahrtschiff nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Notsitzeinheiten (13) mechanisch hochfahrbar sind.
5. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aufenthaltsbereich (4) bei Ruhelage des Bootskörpers (3) auf dem Deck von den
Passagieren über eine Zutrittsrampe (5) betreten werden kann.
6. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Zutrittsrampe (5) ortsfest auf dem Deck des Kreuzfahrtschiffs angeordnet ist.
7. Kreuzfahrschiff nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Zutrittsrampe (5) an eine Stirnseite des Bootskörpers (3) anschließt.
8. Kreuzfahrtschiff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fahrstand (12) an der der Zutrittsrampe (5) gegenüberliegenden Stirnseite des
Bootskörpers (3) angeordnet ist.
9. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bootskörper (3) sein Deck überragende den Aufenthaltsbereich (4) einschließende
Seitenwände hat, die aufwärts zu festen Dachstrukturen (7) mit großen Sichtöffnungen
(8) verlängert sind.
10. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bootskörper (3) für einen Seenotfall des Kreuzfahrtschiffes zugleich als Rettungsboot
ausgebildet ist und Einrichtungen zum wassergeschützten Verschließen der Sichtöffnungen
(8) der Dachstrukturen (7) hat.
11. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsanlage (14) des Bootskörpers (3) wenigstens einen Elektromotor als Antriebsmotor
hat und dass im Bootsrumpf Antriebs-Elektrobatterien (15) gelagert sind.
12. Kreuzfahrtschiff nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass oberhalb der Dachstrukturen (7) Photovoltaikelemente zum Nachladen der Antriebs-Elektrobatterien
(15) angeordnet sind.
13. Kreuzfahrtschiff nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bootskörper (3) als Plattformboot konstruiert ist.