[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen landwirtschaftlichen Zug gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
[0002] Ein landwirtschaftlicher Zug besteht aus einem Traktor als Zugfahrzeug, welcher durch
einen mit einem stufenlosen Getriebe zusammenwirkenden Antriebsmotor angetrieben ist,
und mindestens einer an den Traktor in einem Koppelpunkt angekoppelten Anhänger. Bei
dem Anhänger kann es sich um ein landwirtschaftliches Anbaugerät wie beispielsweise
eine Ballenpresse oder einen Transportwagen, Ladewagen oder dergleichen handeln. Neben
zunehmenden maximalen Fahrgeschwindigkeiten der Traktoren aufgrund höherer Antriebsleistungen
haben sich die Gewichtsverhältnisse zwischen dem Traktor und dem gezogenen Anhänger
verändert. Der gezogene Anhänger kann beladen ein Mehrfaches des Leergewichts des
Traktors aufweisen. Soll bei einer Bergabfahrt eines solchen Zuges die Fahrgeschwindigkeit
alleine durch das Verstellen der Motordrehzahl und der Getriebeübersetzung verringert
werden, wird die gesamte Masse des landwirtschaftlichen Zuges durch die Antriebsachse
des Traktors verzögert. Dabei besteht die Gefahr, dass die Antriebsachse überbremst
wird und der Schlupf signifikant ansteigt, was im Extremfalls zum Einknicken des landwirtschaftlichen
Zuges führen kann. Zudem besteht in solchen Fahrsituationen die Gefahr, in denen die
Verzögerung allein durch das Schleppmoment des Antriebsmotors erzeugt wird, dass der
Antriebsmotor überdreht und damit beschädigt wird.
[0003] Ein landwirtschaftlicher Zug der eingangs genannten Art ist aus der
EP 2 269 880 B1 bekannt. Das Zugfahrzeug weist eine Steuervorrichtung auf, welche zur Bestimmung
des Vorliegens eines Schubbetriebes in Abhängigkeit mindestens eines Betriebsparameters
des Getriebes und/oder des Antriebsmotors eingerichtet ist. Dazu werden eine Differenz
aus einer Ist-Motordrehzahl des Zugfahrzeugs und einer vorgebbaren Soll-Motordrehzahl
sowie aus einer Druckdifferenz an einem hydrostatischen Fahrantrieb als ein Maß für
eine Schubwirkung eines Anhängers am Koppelpunkt bestimmt.
[0004] Bei Kurvenfahrten des landwirtschaftlichen Zuges kommt es zu einer Aufteilung der
Kräfte im Koppelpunkt, wenn der Traktor und der Anhänger einknicken. Durch die Bestimmung
der auftretenden Kräfte im Koppelpunkt nur anhand der Betriebsparameter des Getriebes
und/oder des Antriebsmotors wird nur der in Längsrichtung des Traktors wirkende Kräfteanteil
erkannt, so dass die Ansteuerung der Bremsanlage des Anhängers mit abweichenden Parametern
erfolgt.
[0005] Es ist somit die Aufgabe der Erfindung, einen landwirtschaftlichen Zug der eingangs
genannten Art, mit einem Traktor als Zugfahrzeug und mindestens einem gezogenen Anhänger,
derart weiterzubilden, welcher eine Verbesserung der Fahrsicherheit bietet.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des unabhängigen
Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung
ergeben sich aus den nachstehenden Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.
[0007] Gemäß dem Anspruch 1 wird ein landwirtschaftlicher Zug vorgeschlagen, wobei der Zug
einen Traktor als Zugfahrzeug, der durch einen mit einem stufenlosen Getriebe zusammenwirkenden
Antriebsmotor angetrieben ist und eine erste Bremsanlage aufweist, und mindestens
einen an den Traktor in einem Kuppelpunkt angekoppelten Anhänger mit einer zweiten
Bremsanlage, umfasst, wobei der Traktor zur Regelung mindestens einer Bremsanlage
des landwirtschaftlichen Zuges eine Steuervorrichtung aufweist, wobei die Steuervorrichtung
zur Betätigung mindestens einer der Bremsanlagen des Zuges in Abhängigkeit eines ermittelten
Schubbetriebes des Zuges und/oder Zugfahrzeuges ausgebildet und eingerichtet ist,
wobei die Steuervorrichtung weiterhin zur Bestimmung des Vorliegens eines Schubbetriebes
in Abhängigkeit mindestens eines Betriebsparameters des Getriebes und/oder des Antriebsmotors
eingerichtet ist. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Steuervorrichtung zur Berechnung
eines Korrekturfaktors in Abhängigkeit von einem beim Vorliegen eines Schubbetriebes
detektierten Lenkwinkel eingerichtet ist, um eine aus dem mindestens einen Betriebsparameter
bestimmte Koppelkraft im Kuppelpunkt unter Berücksichtigung des Lenkwinkels zu korrigieren.
[0008] Der vorschlagsgemäßen Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei Kurvenfahrten
mit bereits eingeknicktem Zug die im Kuppelpunkt auftretenden Kräfte in Komponenten
aufgeteilt werden, die in Abhängigkeit vom sich einstellenden Knickwinkel in Längsrichtung
und in Querrichtung wirken. Bei der Bestimmung des Vorliegens eines Schubbetriebes
in Abhängigkeit des mindestens eines Betriebsparameters des Getriebes und/oder des
Antriebsmotors werden nur die in Längsrichtung des Zuges wirkenden Kräfte erkannt.
Durch die Berechnung eines Korrekturfaktors in Abhängigkeit von einem beim Vorliegen
eines Schubbetriebes detektierten Lenkwinkel wird die in Längsrichtung wirkende Kraftkomponente
der durch die Steuervorrichtung bestimmten Koppelkraft korrigiert, um eine der Fahrsituation
entsprechende Ansteuerung der zweiten Bremsanlage zu bewirken. Auf diese Weise lassen
sich kritische Fahrsituationen, insbesondere das Einknicken des Zuges beim Überbremsen,
auch als Jackknifing bezeichnet, vermeiden. Die Steuervorrichtung kann entsprechend
früher auf diese Fahrsituation reagieren. Hierbei können Bremsanlagen eines oder,
sofern vorhanden, mehrerer gezogener Anhänger unabhängig von der ersten Bremsanlage
des Traktors durch die Steuervorrichtung betätigt werden. Dadurch wird eine Verzögerung
des Anhängers und eine Verringerung des Schubes auf den Traktor erreicht, wodurch
eine Streckung des Zuges bewirkt wird und ein kritischer Fahrzustand des Zuges vermieden
werden kann.
[0009] Zur Bestimmung des Lenkwinkels kann ein Lenkrad des Traktors mit einem zugeordneten
Lenkwinkelgeber vorgesehen sein, welcher den Lenkwinkel als Steuersignal für die Steuervorrichtung
vorgibt.
[0010] Bevorzugt kann die Steuervorrichtung beim Vorliegen eines Schubbetriebes dazu eingerichtet
sein, die von der zweiten Bremsanlage erzeugte Bremskraft proportional zum detektierten
Lenkwinkel anzusteuern.
[0011] Insbesondere kann das stufenlose Getriebe als mechanisches oder hydrostatisches Getriebe
ausgeführt sein. So kann ein stufenloses Getriebe in Form eines leistungsverzweigten
hydraulisch-mechanischen, eines elektrisch-mechanischen, eines rein hydraulischen
oder eines rein elektrischen Getriebes ausgebildet sein. Vor allem bei einem stufenlosen
hydrostatischen Getriebe mit Leistungsverzweigung lässt sich das Auftreten von kritischen
Fahrsituationen vermeiden, die auf ein starkes Verzögern durch eine Verstellung von
Motordrehzahl und Getriebeübersetzung zurückzuführen sind.
[0012] Bevorzugt kann die Steuervorrichtung dazu eingerichtet sein, ein Abtriebsdrehmoment
und/oder ein Stützmoment des stufenlosen hydrostatischen Getriebes aus einer Druckdifferenz
in einem hydrostatischen Teilgetriebe des Getriebes zu bestimmen. So kann bei einem
hydraulisch-mechanischen stufenlosen Getriebe mittels geeigneter Sensorik das Abtriebsdrehmoment,
dessen Größe und/oder Richtung, als Getriebeparameter ermittelt werden. Das ermittelte
Abtriebsdrehmoment kann genutzt werden, um einen Schubbetrieb zu erkennen, beispielsweise
in Abhängigkeit von der Richtung des Abtriebsdrehmomentes. Bei einem mechanischen
oder hydrostatischen stufenlosen Getriebe und/oder einem Lastschaltgetriebe kann beispielsweise
das Stützmoment des Getriebes als Getriebeparameter ermittelt werden. Das Stützmoment,
welches beispielsweise von einer Drehzahl des Antriebsmotors, einer Getriebeübersetzung
und/oder einem Getriebewirkungsgrad abhängig ist, kann mittels einer Kennlinie, insbesondere
einer Schleppkennlinie, bestimmt werden. Vorteilhaft bei derartigen Getriebeparametern
ist die Möglichkeit der Nutzung bereits vorhandener Bauteile und/oder einer kostengünstigen
Nachrüstung einzelner Sensoren, welche eine einfache und zuverlässige Bestimmung des
oder der Betriebsparameter ermöglichen.
[0013] Dabei kann das aus der Druckdifferenz des hydrostatischen Teilgetriebes bestimmte
Abtriebsdrehmoment als Führungsgröße bei der Ansteuerung der zweiten Bremsanlage dienen.
So kann ein hydraulisch-mechanisches stufenloses Getriebe einen Hydrostaten in Weitwinkelbauweise
aufweisen. Dies hat den Vorteil, dass zur Ansteuerung der der zweiten Bremsanlage
lediglich ein elektronisch ansteuerbares Anhängerbremsventil erforderlich ist, da
das Abtriebsdrehmoment, welches aus der Druckdifferenz des hydrostatischen Teilgetriebes
bestimmbar ist, als Führungsgröße bei der Ansteuerung der zweiten Bremsanlage verwendet
werden kann.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung kann die Steuervorrichtung eine Eingabe-Ausgabe-Einheit
umfassen, welche zur Eingabe und/oder Auswahl zumindest eines das Bremsverhalten des
Anhängers beeinflussenden Parameters eingerichtet ist. So kann eine Bedienperson des
Traktors durch die Eingabe zumindest eines das Bremsverhalten des Anhängers beeinflussenden
Parameters Einfluss auf das Bremsverhalten des Zuges nehmen.
[0015] Hierzu kann der zumindest eine Parameter aus der Gruppe Geometrie des Anhängers,
Anzahl des angekoppelten Anhänger, Beladungszustand, Umweltparameter, Zustand und/oder
Leistungsfähigkeit der zweiten Bremsanlage sein. Der Begriff Geometrie des Anhängers
soll dabei neben den Abmessungen auf den Typ des Anhängers wiedergeben. So kann die
Bedienperson beispielsweise durch manuelle Eingabe und/oder Auswahl herstellerspezifischer
Angaben den oder die angekoppelten Anhänger auswählen, die von dem Traktor gezogen
werden. Es können Umweltparameter wie das Wetter, der Zustand des zu befahrenden Untergrunds
eingegeben werden. Weiterhin kann eine Eingabe den Zustand und/oder die Leistungsfähigkeit
der zweiten Bremsanlage des Anhängers betreffend durchgeführt werden.
[0016] Weiterhin kann der zumindest eine Parameter ein vorgebbarer Verstärkungsfaktor zur
Einstellung der von der zweiten Bremsanlage aufgebrachten Bremskraft sein. Mittels
des vorgebbaren Verstärkungsfaktors kann auf das Bremsverhalten Einfluss genommen
werden.
[0017] Dabei kann der vorgebare Verstärkungsfaktor einen Wert größer Null haben. Dabei kann
ein Verstärkungsfaktor zwischen Null und kleiner Eins dazu dienen, die Bremskraft
abzuschwächen, während ein Verstärkungsfaktor größer Eins der Verstärkung der Bremskraft
dient. Durch das Einstellen des Verstärkungsfaktors größer Eins lässt sich ein aggressiveres
Bremsverhalten erreichen. Durch den vorgebbaren Verstärkungsfaktor kann dem Einfluss
des zumindest einen Parameters aus der Gruppe Geometrie des Anhängers, Anzahl der
angekoppelten Anhänger, Umweltparameter, Zustand und/oder Leistungsfähigkeit der zweiten
Bremsanlage des Anhängers Rechnung getragen werden.
[0018] Bevorzugt kann die Steuervorrichtung zur Berechnung eines theoretischen Knickwinkels
im Kuppelpunkt unter Verwendung eines mathematischen Modells eingerichtet sein. Hierfür
umfasst die Steuervorrichtung einen Speicher zur Hinterlegung von Daten sowie eine
Recheneinheit zu Verarbeitung der in dem Speicher hinterlegten Daten. Die Steuervorrichtung
kann mit einer Antriebsmotorsteuereinheit des Antriebsmotors und/oder einer Getriebesteuereinheit
des Getriebes signaltechnisch verbunden sein, um zusätzliche Informationen über den
aktuellen Betriebszustand des Traktors zu empfangen und erforderlichenfalls auszuwerten.
[0019] Die vorliegende Erfindung wird nachstehend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines landwirtschaftlichen Zuges mit einem Zugfahrzeug
und einem daran gekoppelten Anhänger;
- Fig. 2
- (a) bis (d) exemplarisch und schematisch einen landwirtschaftlichen Zug mit einem
Zugfahrzeug und daran angekoppelten Anhängern bei einer Gefällefahrt, in der sich
eine kritische Fahrsituation ausbildet; und
- Fig. 3
- schematisch den bei einer Kurvenfahrt eingeknickten Zug gemäß Fig. 1.
[0021] In Fig. 1 ist eine schematische Darstellung eines landwirtschaftlichen Zuges 10 mit
einem als Traktor 12 ausgeführten Zugfahrzeug und einem daran angekoppelten Anhänger
14 gezeigt. Der Anhänger ist 14 ist an einer Kupplung 56 des Traktors 12 angekoppelt.
Der Traktor 12 ist gegenüber dem Boden durch jeweils an einer Vorderachse 16 und einer
angetriebenen Hinterachse 18 angeordnete Bodeneingriffsmittel 20 in Form von Rädern
abgestützt. Die Bodeneingriffsmittel 20 können auch in Form von Raupenlaufwerken ausgebildet
sein. Zum Antrieb der Bodeneingriffsmittel 20 weist der Traktor 12 einen Antriebsmotor
22 auf, welcher durch ein hier und vorzugsweise stufenloses leistungsverzweigtes Getriebe
24 mit einem Antriebsstrang 26 verbunden ist.
[0022] Um den landwirtschaftlichen Zug 10 zu verzögern, weist der Traktor 12 eine erste
Bremsanlage 32 und der mindestens eine Anhänger 14 eine zweite Bremsanlage 34 auf.
Mehrere Anhänger 14 können jeweils eine eigene Bremsanlage 34 aufweisen. Die Bremsanlage
32 des Traktors 12 kann eine Betriebsbremse, welche beispielsweise durch Betätigung
eines Bremspedals durch eine Bedienperson betätigbar ist, eine Feststellbremse und/oder
eine Hilfsbremse umfassen. Die Bremsanlage 34 des Anhängers 14 umfasst jeweils mindestens
eine Bremse 36, welche auf eine Anhängerachse 38 und/oder auf jeweils ein Bodeneingriffsmittel
20 des Anhängers 14 wirkt. Zudem kann die zweite Bremsanlage 34 über mindestens ein
elektronisch ansteuerbares Anhängerbremsventil 40 angesteuert werden, wobei das Anhängerbremsventil
40 anhängerseitig oder zugfahrzeugseitig angeordnet sein kann. Mittels einer Bremsleitung
66 wird ein zum Bremsen benötigtes Fluid, beispielsweise Druckluft, von dem Traktor
12 zum Anhänger 14 geleitet. Der Anhänger 14 ist mittels einer Deichsel 70 mit dem
Zugfahrzeug 12 im Kuppelpunkt 72 durch die Kupplung 56 verbunden. An den Anhängerachsen
38 ist jeweils mindestens eine Bremse 36 angeordnet, wobei beispielsweise die Anhängerachsen
38 und/oder die Bodeneingriffsmittel 20 unabhängig voneinander abbremsbar sind.
[0023] Die erste Bremsanlage 32 des Traktors 12 und die zweite Bremsanlage 34 des Anhängers
14 sind jeweils mit einer Steuervorrichtung 42 des Traktors 12 zur Regelung der Bremsanlagen
32, 34 verbunden. In einer Fahrerkabine 44 des Zugfahrzeuges 12 kann eine Eingabe-Ausgabe-Einheit
68 angeordnet sein, die mit der Steuervorrichtung 42 verbunden ist.
[0024] Das stufenlose leistungsverzweigte Getriebe 24 weist ein mechanisches Teilgetriebe
46 und ein hydraulisches bzw. hydrostatisches Teilgetriebe 48 auf. Ausgehend von einem
in das Getriebe 24 eingehenden Antriebsdrehmoment wird an einer Abtriebswelle des
Getriebes 24 ein Abtriebsdrehmoment M
A bereitgestellt, welches in Abhängigkeit eines Wirkungsgrades des Getriebes 24 und
der Getriebeübersetzung regelbar ist.
[0025] Zur Verzweigung der in das Getriebe 24 eingehenden Leistung von dem Antriebsmotor
22 weist das Getriebe 22 ein Planetengetriebe 50 auf, durch welches ein Teil der Leistung
über das mechanische Teilgetriebe 46 und ein anderer Teil über das hydrostatische
Teilgetriebe 48 in den Antriebsstrang 26 eingeleitet wird. Die in das hydrostatische
Teilgetriebe 48 eingehende Leistung treibt, insbesondere fahrtrichtungsabhängig, den
ersten Hydrostaten 28 an, welcher als Pumpe wirkt. Dieser erste Hydrostat 28 ist durch
eine erste Hydraulikleitung 52 und eine zweite Hydraulikleitung 54 hydraulisch mit
dem zweiten Hydrostaten 54 verbunden, welcher dann als Motor wirkt und die Leistung
ebenfalls dem Antriebsstrang 26 bereitstellt. Durch die stufenlos verstellbaren Hydrostaten
28, 30, insbesondere in Weitwinkelbauweise, wird die stufenlose Regelung der Getriebeübersetzung
ermöglicht.
[0026] Das Abtriebsdrehmoment M
A des hydraulisch-mechanisch stufenlosen Getriebes 24, insbesondere dessen Richtung
und/oder Größe, kann durch Drucksensoren 58, 60 ermittelt werden, welche an den Hydraulikleitungen
52, 54 angeordnet sind, welche die Hydrostaten 28, 30 hydraulisch verbinden. Ein erster
Drucksensor 58 ist dabei an der ersten Hydraulikleitung 52 angeordnet, und ein zweiter
Drucksensor 60 an der zweiten Hydraulikleitung 54. Liegt kein Schubbetrieb vor, so
ist beispielsweise der Druck P
1 in der ersten Hydraulikleitung 54 größer als der Druck P
2 in der zweiten Hydraulikleitung 54. Dieses Druckverhältnis kehrt sich um, sobald
Schubbetrieb eintritt, so dass im Schubbetrieb, bei unveränderter Fahrtrichtung, der
Druck P
2 größer ist als der Druck P
1. Die Größe der Druckdifferenz entspricht dabei der Größe des Abtriebsdrehmomentes
M
A am Ausgang des Getriebes 24. Dadurch sind anhand der Druckdifferenz in den Hydraulikleitungen
52, 54 sowohl das Vorliegen eines Schubbetriebs als auch dessen Größe bestimmbar.
Dies ist ebenfalls denkbar bei einem stufenlosen hydraulisch-mechanischen Getriebe
24 mit Hydrostaten in sogenannter back-to-back Bauweise. Bei einem mechanischen oder
hydrostatischen stufenlosen Getriebe 24 und/oder einem Lastschaltgetriebe kann beispielsweise
das Stützmoment M
St des Getriebes 24 als Getriebeparameter ermittelt werden. Das Stützmoment M
St, welches beispielsweise von einer Drehzahl des Antriebsmotors 22, einer Getriebeübersetzung
und/oder einem Getriebewirkungsgrad abhängig ist, kann mittels einer Kennlinie, insbesondere
einer Schleppkennlinie, bestimmt werden. Das Stützmoment M
St ist dabei die Differenz zwischen dem Antriebsdrehmoment und dem Abtriebsdrehmoment
M
A des Getriebes 24. Die Drehzahl des Antriebsmotors 22 ist mittels eines ersten Drehzahlsensors
62, beispielsweise an einer Eingangswelle des Getriebes 24 messbar. Durch einen zweiten
Drehzahlsensor 64 an der Abtriebswelle des Getriebes 24 kann die Abtriebsdrehzahl
n
a und damit zusammen mit der Eingangsdrehzahl n
i bzw. Drehzahl n
i des Antriebsmotors 22 die Getriebeübersetzung ermittelt werden.
[0027] Das Erkennen des Vorliegens eines Schubbetriebes durch die Steuervorrichtung 42 bewirkt,
dass diese die Bremsanlage 34 des Anhängers 14 automatisch ansteuert.
[0028] In Fig. 2 (a) bis (d) ist exemplarisch und schematisch den landwirtschaftlich Zug
10 mit dem Traktor 12 als Zugfahrzeug und zwei daran angekoppelten Anhängern 14 bei
einer Gefällefahrt, in der sich eine kritische Fahrsituation ausbildet, dargestellt.
Das Verzögern des Zuges 10 alleine durch die Verstellung der Motordrehzahl und der
Getriebeübersetzung führt dazu, dass die gesamte Masse des Zuges 10, wobei die Masse
nur eines beladenen Anhängers 14 bereits die Masse des Traktors 12 übersteigen kann,
allein durch die angetriebene Hinterachse 18 des Traktors 12 abgebremst wird. Durch
ein Überbremsen der angetriebenen Hinterachse 18 kann der Schlupf an den Bodeneingriffsmittel
20 respektive Reifen des Traktors 12 stark ansteigen, was zu einer Verringerung der
Fahrstabilität führt. Im Extremfall kommt es im dabei auftretenden Schubbetrieb zum
Einknicken des Zuges 10, wie in den Fig. 2(c) und 2(d) dargestellt.
[0029] Die Darstellung in Fig. 3 zeigt schematisch den bei einer Kurvenfahrt aufgrund eines
Lenkbefehls eingeknickten Zug 10 gemäß Fig. 1. Mit MP ist ein Momentanpol bezeichnet,
welcher als Bezugspunkt des sich auf einer Kurvenbahn KB bewegenden Zuges 10 dient.
Ein zweidimensionales Koordinatensystem dient der Veranschaulichung einer Längsrichtung
x und einer Querrichtung y.
[0030] Der Zug 10 bewegt sich entlang einer Kurvenbahn KB, welche sich aufgrund eines einen
eingestellten Lenkwinkels α
Lenk ergibt. Der Traktor 12 weist eine Längsachse 74 und der Anhänger 14 weist eine Längsachse
76 auf. Im Mittelpunkt des Traktors 12 bzw. des Anhängers 14 greifen Geschwindigkeitsvektor
v
T des Traktors 12 bzw. v
A des Anhängers 14 an. Am kurveninneren Bodeneingriffsmittel 20 der Vorderachse 16
ist der Lenkwinkel α
Lenk veranschaulicht. Infolge der Lenkbewegung mit dem Lenkwinkel α
Lenk kommt es im Kuppelpunkt 72 zum Einknicken des Zuges 10. Die Längsachse 74 des Traktors
12 und die Längsachse 76 des Anhängers 14 verlaufen unter einen Knickwinkel α
Knick geneigt zueinander. Eine im Kuppelpunkt 72 bei einem Schubtrieb erzeugte Koppelkraft,
dargestellt durch den Kraftvektor F
Koppel, wirkt in Richtung der Längsachse 76 des Anhängers 14. Wegen des Knickwinkels α
Knick wirkt die Koppelkraft F
Koppel nur anteilig mit einer Kraftkomponente F
Koppel,x in Längsrichtung x, d.h. Richtung der Längsachse 74 des Traktors 12. Eine weitere
Kraftkomponente F
Koppel,y wirkt in Querrichtung y, d.h. senkrecht zur Längsachse 74 des Traktors 12.
[0031] Die weiter oben beschriebene Bestimmung des Vorliegens eines Schubbetriebes des Zuges
10 erfasst nur die Kraftkomponente F
Koppel,x, welche in Längsrichtung x des Traktors 12 wirkt. Somit ist die tatsächliche Koppelkraft
F
Koppel im Kuppelpunkt 72 größer als die zur Bestimmung des Vorliegens eines Schubbetriebes
bestimmte Kraftkomponente F
Koppel,x. Die Koppelkraft F
Koppel im Kuppelpunkt 72 lässt sich gemäß der Gleichung

bestimmen.
[0032] Dabei ist der Knickwinkel α
Knick eine Unbekannte, wenn keine zusätzlichen Mittel zur Detektion des Knickwinkels α
Knick vorgesehen sind. Hierdurch ist es der Steuervorrichtung 42 nicht möglich, alle kritischen
Fahrsituationen zu erkennen, in denen aktiv stark gelenkt wird, unabhängig von einer
Gefällefahrt oder einer Fahrt in der Ebene.
[0033] Um die Koppelkraft F
Koppel unter Verzicht auf einen zusätzlichen Sensor, wie beispielsweise eine Kamera, und
eine hierfür erforderliche Auswerteeinheit dennoch bestimmen zu können, ist erfindungsgemäß
vorgesehen, dass die Steuervorrichtung 42 zur Berechnung eines Korrekturfaktors K
in Abhängigkeit von dem beim Vorliegen eines Schubbetriebes detektierten Lenkwinkel
α
Lenk eingerichtet ist, um die aus dem mindestens einen Betriebsparameter, Abtriebsdrehmoment
M
A oder Stützmoment M
St, bestimmte, in Längsrichtung x wirkende Koppelkraft F
Koppel,x im Kuppelpunkt 72 unter Berücksichtigung des Lenkwinkels α
Lenk und eines theoretischen Knickwinkels α
Knick,t im Kuppelpunkt 72 zu korrigieren.
[0034] Somit lässt sich die Koppelkraft F
Koppel im Kuppelpunkt 72 verallgemeinert gemäß der Gleichung

berechnen.
[0035] Insbesondere ist die Steuervorrichtung 42 zur Berechnung des theoretischen Knickwinkels
α
Knick,t im Kuppelpunkt 72 unter Verwendung eines mathematischen Modells eingerichtet, welches
den durch einen Lenkwinkelgeber detektierten Lenkwinkel α
Lenk berücksichtigt. Bei dem Lenkwinkel α
Lenk, der maßgeblich für die Einstellung der Soll-Bahnkurve KB ist, handelt es sich vorzugsweise
um den Lenkwinkel α
Lenk eines Lenkrades des Traktors 12. Der dem Lenkrad zugeordnete Lenkwinkelgeber ermöglicht
es, aus den jeweiligen Lenkwinkel α
Lenk des Lenkrades abzuleiten.
[0036] Die Steuervorrichtung 42 ist beim Vorliegen eines Schubbetriebes dazu eingerichtet,
die von der zweiten Bremsanlage 34 des Anhängers 14 erzeugte Bremskraft proportional
zum detektierten Lenkwinkel α
Lenk anzusteuern.
[0037] Des Weiteren ist die Eingabe-Ausgabe-Einheit 68 der Steuervorrichtung 42 zur Eingabe
und/oder Auswahl zumindest eines das Bremsverhalten des Zuges 10 beeinflussenden Parameters
eingerichtet. Der zumindest eine Parameter ist aus der Gruppe Geometrie der Arbeitsvorrichtung,
Anzahl der angekoppelten Arbeitsvorrichtungen, Beladungszustand, Umweltparameter,
Zustand und/oder Leistungsfähigkeit der zweiten Bremsanlage 34.
[0038] Zudem kann der zumindest eine Parameter ein vorgebbarer Verstärkungsfaktor zur Einstellung
der von der zweiten Bremsanlage 34 aufgebrachten Bremskraft sein. Der vorgebare Verstärkungsfaktor
hat einen Wert größer Null. Wobei ein Verstärkungsfaktor zwischen Null und Eins zu
einer geringeren Aggressivität beim Bremsen führt, während ein Verstärkungsfaktor
größer Eins ein aggressiveres Bremsverhalten bewirkt.
[0039] Dadurch kann die Bedienperson des Traktors 12 auf das Bremsverhalten des Zuges 10
Einfluss nehmen. Neben den spezifischen Bedingungen, die von dem oder den angekoppelten
Anhängern 14 abhängig sind, lassen sich auch individuelle Bedürfnisse der Bedienperson
berücksichtigen. Bevorzugt kann die Eingabe-Ausgabe-Einheit 68 zur Einstellung und/oder
Auswahl des zumindest einen das Bremsverhalten des Zuges 10 beeinflussenden Parameters
eine eigene Menüstruktur aufweisen. Mittels der Menüstruktur kann die Bedienperson
bei der Eingabe und/oder Auswahl unterstützt werden.
Bezugszeichenliste
10 |
Landwirtschaftlicher Zug |
76 |
Längsachse von 14 |
12 |
Traktor |
αLenk |
Lenkwinkel |
14 |
Anhänger |
αKnick |
Knickwinkel |
16 |
Vorderachse |
αKnick,t |
Theoretischer Knickwinkel |
18 |
Hinterachse |
FKoppel |
Koppelkraft |
20 |
Bodeneingriffsmittel |
FKoppel,x |
Koppelkraft |
22 |
Antriebsmotor |
FKoppel,y |
Koppelkraft |
24 |
Getriebe |
KB |
Kurvenbahn |
26 |
Antriebsstrang |
MA |
Abtriebsdrehmoment |
28 |
Hydrostat |
MSt |
Stützmoment |
30 |
Hydrostat |
MP |
Momentanpol |
32 |
Erste Bremsanlage |
na |
Ausgangsdrehzahl |
34 |
Zweite Bremsanlage |
ni |
Eingangsdrehzahl |
36 |
Bremse |
P1 |
Druck |
38 |
Anhängerachse |
P2 |
Druck |
40 |
Anhängerbremsventil |
va |
Geschwindigkeitsvektor |
42 |
Steuervorrichtung |
vt |
Geschwindigkeitsvektor |
44 |
Fahrerkabine |
|
|
46 |
Mechanisches Teilgetriebe |
|
|
48 |
Hydrostatisches Teilgetriebe |
|
|
50 |
Planetengetriebe |
|
|
52 |
Hydraulikleitung |
|
|
54 |
Hydraulikleitung |
|
|
56 |
Kupplung |
|
|
58 |
Drucksensor |
|
|
60 |
Drucksensor |
|
|
62 |
Drehzahlsensor |
|
|
64 |
Drehzahlsensor |
|
|
66 |
Bremsleitung |
|
|
68 |
Eingabe-Ausgabe-Einheit |
|
|
70 |
Deichsel |
|
|
72 |
Kuppelpunkt |
|
|
74 |
Längsachse von 12 |
|
|
1. Landwirtschaftlicher Zug (10), umfassend einen Traktor (12) als Zugfahrzeug, der durch
einen mit einem stufenlosen Getriebe (24) zusammenwirkenden Antriebsmotor (22) angetrieben
ist und eine erste Bremsanlage (32) aufweist, und mindestens einen an den Traktor
(12) in einem Kuppelpunkt (72) angekoppelten Anhänger (14), der eine zweite Bremsanlage
(34) aufweist, wobei der Traktor (12) zur Regelung mindestens einer Bremsanlage (32,
34) des landwirtschaftlichen Zuges (10) eine Steuervorrichtung (42) aufweist, die
zur Betätigung mindestens einer der Bremsanlagen (32, 34) des Zuges (10) in Abhängigkeit
eines ermittelten Schubbetriebes des Zuges (10) und/oder Zugfahrzeuges (12) ausgebildet
und eingerichtet ist, wobei die Steuervorrichtung (42) zur Bestimmung des Vorliegens
eines Schubbetriebes in Abhängigkeit mindestens eines Betriebsparameters des Getriebes
(24) und/oder des Antriebsmotors (22) eingerichtet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (42) zur Berechnung eines Korrekturfaktors (K) in Abhängigkeit
von einem beim Vorliegen eines Schubbetriebes detektierten Lenkwinkel (αLenk) eingerichtet ist, um eine aus dem mindestens einen Betriebsparameter bestimmte Koppelkraft
(FKoppel,x) im Kuppelpunkt (72) unter Berücksichtigung des Lenkwinkels (αLenk) zu korrigieren.
2. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (42) beim Vorliegen eines Schubbetriebes dazu eingerichtet
ist, die von der zweiten Bremsanlage (34) erzeugte Bremskraft proportional zum detektierten
Lenkwinkel (αLenk) anzusteuern.
3. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das stufenlose Getriebe (24) als mechanisches oder hydrostatisches Getriebe ausgeführt
ist.
4. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (42) dazu eingerichtet ist, ein Abtriebsdrehmoment (MA) und/oder ein Stützmoment (MSt) des stufenlosen hydrostatischen Getriebes (24) aus einer Druckdifferenz in einem
hydrostatischen Teilgetriebe (48) des Getriebes (24) zu bestimmen.
5. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das aus der Druckdifferenz des hydrostatischen Teilgetriebes (48) bestimmte Abtriebsdrehmoment
(MA) als Führungsgröße bei der Ansteuerung der zweiten Bremsanlage (34) dient.
6. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (42) eine Eingabe-Ausgabe-Einheit (68) umfasst, welche zur
Eingabe und/oder Auswahl zumindest eines das Bremsverhalten des Anhängers (14) beeinflussenden
Parameters eingerichtet ist.
7. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Parameter aus der Gruppe Geometrie des Anhängers (14), Anzahl
der angekoppelten Anhänger (14), Beladungszustand, Umweltparameter, Zustand und/oder
Leistungsfähigkeit der zweiten Bremsanlage (34) ist.
8. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der zumindest eine Parameter ein vorgebbarer Verstärkungsfaktor zur Einstellung der
von der zweiten Bremsanlage (34) aufgebrachten Bremskraft ist.
9. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der vorgebare Verstärkungsfaktor einen Wert größer Null hat.
10. Landwirtschaftlicher Zug (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuervorrichtung (42) zur Berechnung eines theoretischen Knickwinkels (αKnick,t) im Kuppelpunkt (72) unter Verwendung eines mathematischen Modells eingerichtet ist,
der in die Berechnung des Korrekturfaktors (K) einfließt.