[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln der nötigen oder idealen Länge
eines Kabels bei einem Hörgerät.
[0002] Ein Hörgerät dient der Versorgung einer hörgeschädigten Person mit akustischen Umgebungssignalen,
die zu einer Kompensation der jeweiligen Hörschädigung entsprechend verarbeitet und
insbesondere verstärkt werden. Die Ausgabe erfolgt dabei mittels eines Ausgabewandlers,
meist auf akustischem Weg über Luftschall mittels eines Lautsprechers (auch als Hörer
oder Receiver bezeichnet). Dazu umfassen die Hörgeräte normalerweise einen akustischen
Eingangswandler (insbesondere ein Mikrofon) und einen Signalprozessor, der dazu eingerichtet
ist, ein von dem Eingangswandler aus den erfassten Umgebungsgeräuschen erzeugtes Eingangssignal
unter Anwendung mindestens eines Signalverarbeitungsalgorithmus derart zu verarbeiten,
dass eine Hörminderung des Trägers des Hörgeräts zumindest teilweise kompensiert wird.
Insbesondere im Fall eines Hörhilfegeräts kann es sich bei dem Ausgabewandler neben
einem Lautsprecher alternativ auch um einen sogenannten Knochenleitungshörer oder
ein Cochlea-Implantat handeln, die zur mechanischen bzw. elektrischen Einkopplung
des Tonsignals in das Gehör des Trägers eingerichtet sind.
[0003] Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten angeboten. Bei den sogenannten BTE-Hörgeräten (Behind-the-Ear,
auch Hinter-dem-Ohr bzw. HdO) wird ein Gehäuse mit Komponenten wie einer Batterie
und der Signalverarbeitungseinheit hinter dem Ohr getragen. Je nach Ausgestaltung
kann der Hörer direkt im Gehörgang des Trägers eingesetzt werden (sogenannte Ex-Hörer-Hörgeräte
oder Receiver-in-the-Canal bzw. RIC-Hörgeräte). Alternativ ist der Hörer innerhalb
des Gehäuses selbst angeordnet und ein flexibler, auch als Tube bezeichneter Schallschlauch
leitet die akustischen Ausgabesignale des Hörers vom Gehäuse zum Gehörgang (Schlauch-Hörgeräte).
Möglich ist auch ein Kabel mit zusätzlichen Hohlraum entlang der Kabelverlaufs zu
verwenden.
[0004] BTE oder RIC-Geräte verwenden ein Kabel, welches das Hörgerät mit einem Ohrstück
verbindet. Das Ohrstück weist üblicherweise eine Außenkontur auf, die zur Abdichtung
gegen den Gehörgang dient. Das Ohrstück ist besonders bei BTE-Geräten häufig als sogenannter
Dome (auch Schirm genannt) ausgebildet. Der Dome ist an einem Anschlussteil befestigt,
welches wiederum mit dem Hörer verbunden ist. Bei einem RIC-Gerät ist das Anschlussteil
beispielsweise ein Anschlussstutzen des Hörers. Bei einem außerhalb des Gehörgangs
getragenen Hörer ist das Anschlussteil beispielsweise ein Schallschlauch, welcher
ggf. mit einem geeigneten Verbindungsteil ausgestattet ist, zur Verbindung mit dem
Dome.
[0005] Grundsätzlich sind jegliche Verbindungslösungen, die zur Verbindung des Ohrstücks
mit dem Hörer bei einem RIC-Gerät geeignet sind, auch für die Verbindung eines Ohrstücks
mit einem Schallschlauch bei einem BTE-Gerät mit Hörer hinter dem Ohr geeignet. Im
Folgenden soll der Begriff Kabel synonymhaft für die verschiedenartigen Verbindungslösungen
verwendet werden.
[0006] Ein Hörgerät muss für seinen Benutzer meist individuell angepasst werden. Dies schließt
die Anpassung an einen möglichst idealen Sitz am Ohr des Benutzers mit ein. Bei BTE
oder RIC-Geräten muss zudem das Kabel zwischen Hörgerät und dem Hörer oder dem Dome
im Ohrkanal angepasst werden. D.h. für das Kabel muss eine nötige oder ideale Länge
ausgehend von der Ohrgeometrie des Benutzers gefunden werden. Bisher wird dies durch
mehrfaches Ausprobieren verschiedener vorgefertigter Kabellängen bewerkstelligt. Dies
stellt einen zeit- und kostenraubenden Schritt in der Anpassung eins Hörgeräts dar.
[0007] Es ist Aufgabe er vorliegenden Erfindung, dieses Problem zu lösen.
[0008] Erfindungsgemäß wird dieses Problem gelöst durch ein Verfahren zum Ermitteln der
nötigen oder idealen Länge eines Kabels bei einem Hörgerät, welches an einem Ohr getragen
wird, wobei mittels einer Kamera mindestens eine Ohrabbildung erstellt wird, und wobei
die Ohrgeometrie anhand der mindestens einen Ohrabbildung ermittelt wird. Anschließend
wird die nötige oder ideale Länge des Kabels anhand der ermittelten Ohrgeometrie ermittelt.
Die Verwendung der richtigen, also der nötigen oder idealen Länge eines Kabels bei
einem Hörgerät trägt wesentlich zum Tragekomfort des Hörgerätes bei.
[0009] Eine nötige oder ideale Länge des Kabels, ist die Länge, welche wie oben beschrieben
das Hörgerät mit externen Komponenten wie beispielsweise einem In-Ohr-Receiver (In-Ohr-Hörer)
oder einer Otoplastik verbindet, ohne zu eng an Bereichen des Ohres anzuliegen, und
auch ohne zu weit zu sein, um mögliche weite Biegungen oder Schlaufen zu bilden in
welchen sich Gegenstände verfangen könnten. Ein zu kurzes Kabel kann beim Träger zu
schmerzen führen oder das Ohr sogar einschneiden. Die nötige Länge des Kabels ist
üblicherweise die Länge des Kabels, die für den richtigen Sitz des Hörgerätes hinter
dem Ohr verantwortlich ist. Zudem gibt es verschiedene Funktionen bei Hörgeräten wie
das direktionale Hören, welche unter Umständen nicht einwandfrei arbeiten, wenn die
Kabellänge nicht entsprechend angepasst ist.
[0010] Diese Kabellänge ist nicht zwangsläufig eine feste Größe in Form einer konkreten
Längenangabe. Die nötige oder ideale Kabellänge kann auch ein relativer Längenbereich
oder indexierte Längen sein. Beispielsweise vordefinierte Längen mit den Referenzen
wie 0 bis 5 nummeriert oder gekennzeichnet. Daraus kann z.B. das Kabel mit der Länge
3 gewählt werden. Möglich sind aber auch einfache Längenbereiche, z.B. von 2,5 cm
bis 3 cm.
[0011] Der Begriff Kabel stellt hier eine von mehreren Verbindungslösungen dar. Je nach
Verwendungszweck ist das Kabel hohl, teilweise hohl, eine akustische Leitung, oder
es beinhaltet eine elektrische Leitung.
[0012] Die Ohrgeometrie in diesem Sinne ist die dreidimensionale Form des Ohres. Dies beinhaltet
unter anderem die Ohrgröße, die Ohrform und unterschiedlichen Abmessungen bzw. Größen
der Bestandteile des Ohres.
[0013] Verfahren die Ohrgeometrie zu ermitteln sind beispielsweise biometrische Verfahren.
Auf verschiedene Teile des Ohres, wie beispielsweise dem Tragus oder dem Anti-Tragus,
etc., werden mittels computerunterstützter Hilfsmittel Referenzpunkte gelegt. Diese
werden in ein Verhältnis zueinander gesetzt, um daraus die Ohrgeometrie zu ermitteln.
[0014] Vorzugsweise werden die Ohrgeometrie und die Geometrie des Hörgeräts verglichen,
so dass daraus die nötige Länge des Kabels ermittelt wird. Beispielsweise vergleicht
ein Algorithmus die Ohrgeometrie und die Geometrie des Hörgeräts. Von den verschiedenen
Hörgerätetypen und Varianten sind verschiedene Formfaktoren, Größen, Formen, etc.,
also deren Geometrien bzw. geometrische Formen bekannt. Zudem ist in diesem Fall auch
die ermittelte Ohrgeometrie bekannt, also die Form, Größe, Proportionen, Abmessung,
etc. des Ohres und seinen Bestandteilen wie z.B. Tragus, Anti-Tragus, etc. Sowohl
insgesamt, also auch im Verhältnis zueinander. Der Vergleich kann beispielsweise durch
ein computerunterstütztes Verfahren mittels eines entsprechenden Algorithmus durchgeführt
werden. Grundsätzlich kann eine nötige Länge des Kabels aber bereits anhand der Ohrgeometrie
allein ermittelt werden.
[0015] Vorzugsweise ist das Hörgerät ein hinter dem Ohr tragbares Hörgerät. Ein Kabel führt
vom Hörgerät zu einem Ohrkanal des Ohres oder umgekehrt. In diesem Fall wird das Hörgerät
am Übergang zwischen Ohr und Kopf getragen, am oberen Bereich des Ohres, hinter der
Helix. Eine weitere Komponente, z.B. ein Dome oder eine Otoplastik mit einem ein In-Ohr-Receiver
(In-Ohr-Hörer), wird in den Ohrkanal gesteckt wird. Das Hörgerät muss mittels eines
Kabels mit dieser Komponente verbunden werden. Das Kabel sollte einen idealen Abstand
zwischen dem Hörgerät und der Komponente im Ohrkanal aufweisen, um den Nutzer nicht
zu irritieren.
[0016] Vorzugsweise erstellt die Kamera eine oder mehrere Ohrabbildungen und ermittelt daraus
eine dreidimensionale Ohrgeometrie. Eine größere Anzahl an Ohrabbildungen aus verschiedenen
Winkeln und Perspektiven erhöht die Genauigkeit der daraus ermittelten Ohrgeometrie.
Allerdings reicht auch eine Ohrabbildung, um eine hinreichend präzise Ohrgeometrie
zu ermitteln.
[0017] Vorzugsweise wird ein Referenzobjekt mit vorher bekannten geometrischen Abmessungen
auf der mindestens einen Ohrabbildung mit abgebildet, so dass anhand des Referenzobjekts
die Ohrgeometrie ermittelt oder mitermittelt. Die Ermittlung der Ohrgeometrie kann
hierbei rein auf das Referenzobjekt bezogen sein. Allerdings kann die Ohrgeometrie
auch mittels einer Kombination mit dem Bezug zum Referenzobjekt und einem anderen
Verfahren ermittelt bzw. mitermittelt werden. Referenzobjekte können beispielsweise
Münzen, Lineale oder dergleichen sein.
[0018] Vorzugsweise wird die mindestens eine Ohrabbildung mit vorher gespeicherten, anderen
Ohrabbildungen verglichen, bei denen die Ohrgeometrie bekannt ist, so dass damit die
Ohrgeometrie ermittelt oder mitermittelt wird. Eine digital gespeicherte Ohrabbildung
wird hierbei mit anderen digital gespeicherten Referenzobjekten verglichen. Von den
Referenzobjekten sind die geometrischen Abmessungen vorher bekannt, so dass daraus
unter Bezugnahme zu diesen die Ohrgeometrie berechnet bzw. ermittelt werden kann.
[0019] In einer weiteren Ausführungsform werden bestimmte Bereiche oder vorher markierte
Referenzpunkte oder Muster an der Ohrabbildung verglichen. Beispielsweise können entlang
der Silhouette des Tragus oder des Anti-Tragus Referenzpunkte markiert werden. Diese
bilden ein bestimmtes Muster, welches mit anderen Mustern des jeweiligen Bereichs
der Ohrabbildung verglichen wird. Diese Muster können auch ins Verhältnis zueinander
gesetzt und verglichen werden, um Ohrgeometrie und die nötige Länge eines Kabels zu
ermitteln.
[0020] Vorzugsweise wird die mindestens eine Ohrabbildung und/oder die ermittelte Ohrgeometrie
auf einem Anzeigegerät dargestellt, und es werden verschiedene Größen oder Längen
von Kabeln als optisches Bild oder als dreidimensionale Grafik auf die Darstellung
der der mindestens einen Ohrabbildung gelegt. Dabei entsprechen die jeweiligen Geometrien
bzw. Abmessungen der Ohrgeometrie und der Kabel ihren realen Relationen zueinander.
Die Größenverhältnisse von Ohrgeometrie und verschieden Kabel bzw. Kabellängen können
so verglichen werden. Beispielsweise sechs vorgefertigte Kabellängen mit den indexierten
Längenangaben 0 bis 5, welche das üblicherweise benötigte Spektrum an Kabellängen
abdeckt. In einer vereinfachten Form als weiteres Ausführungsbeispiel kann hier auch
nur eine wahrscheinlich benötigte Länge, z.B. Länge 2, gezeigt oder genannt werden.
Dabei muss nicht zwangsläufig die Ohrabbildung und/oder die Ohrgeometrie auf einem
Anzeigegerät dargestellt werden. Es kann hier ein Algorithmus den Vergleich von Ohrgeometrie
und nötiger Kabellänge im Hintergrund ausführen und die nötige Kabellänge ermitteln.
Als Ergebnis wird dann beispielsweise nur "Länge 2" als nötige Kabellänge angezeigt.
[0021] Vorzugsweise wird eine, in Bezug auf die Ohrgeometrie ermittelte nötige Kabellänge,
als Längenangabe auf einem Anzeigegerät ausgegeben. Beispielsweise kann die nötige
Kabellänge mittels einem der genannten Vorgehensweisen automatisch berechnet und ausgegeben
werden. Die nötige Kabellänge kann auch ein relativer Längenbereich oder indexierte
Längen sein. Beispielsweise vordefinierte Längen mit den Referenzen wie 0 bis 5 nummeriert
oder gekennzeichnet. Möglich sind aber auch einfache Längenbereiche, z.B. von 3 cm
bis 3,5 cm.
[0022] Das Kabel kann einen elektrischen Leiter aufweisen. Beispielsweise verläuft ein Draht
innerhalb des Kabels. An einem Ende des Kabels kann ein Hörer bzw. Receiver, also
ein Hörgeräte-Lautsprecher angeordnet sein. Das Kabel kann auch als Schlauch ausgebildet
sein und einen Hohlraum aufweisen.
[0023] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
Fig. 1 eine Ausführungsform zum Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 2 eine weitere Ausführungsform zum Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 3, 4 und 5 verschiedene Möglichkeiten, um Ohrgeometrien zu ermitteln; und
Fig. 6 eine beispielhafte Kamera mit einem Linsensystem.
[0024] Fig. 1 soll den möglichen Ablauf einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
skizziert darstellen. Zunächst wird mindestens eine Ohrabbildung (6) eines Ohres (2)
erstellt. Dies erfolgt mittels einer Kamera (4). Eine Kamera (4) kann hierbei eine
herkömmliche Fotokamera, eine Videokamera, eine Filmkamera oder ein sonstiges Gerät
zur Aufnahme und Speicherung von Bildern sein. Die Ohrabbildung (6) wird gespeichert,
z.B. auf einem Computer, Smartphone (8) oder ähnlichem digitalen Gerät, welches das
Speichern, Darstellen und Bearbeiten von Bildern erlaubt.
[0025] Anhand der einen oder mehreren Ohrabbildungen (6) wird die Geometrie des Ohres (2)
ermittelt. Dies geschieht beispielsweise mittels verschiedenen Ohrabbildungen (6)
aus unterschiedlichen Perspektiven. Möglich ist auch die Ermittlung der Ohrgeometrie
aus nur einer Ohrabbildung (6). Die Ohrabbildungen (6) können mit vorher in einer
Datenbank (10) gespeicherten Ohrabbildungen verglichen werden, um ein möglichst genaues
Bild der Ohrgeometrie zu erhalten.
[0026] Die Ohrgeometrie ist eine möglichst detaillierte Beschreibung des Ohres (2). Diese
kann zwei- oder dreidimensional sein. Verschiedene markante Punkte und/oder Formen
des Ohres (2) werden dabei berücksichtigt um ein möglichst genaues Abbild des Ohres
(2) in Form einer Ohrgeometrie für die anschließende Ermittlung der Kabellänge zu
erhalten.
[0027] Mit anderen Worten werden anhand der Ohrabbildung(en) (6) möglichst viele Daten zu
Ohrform, Ohrgröße, Dimensionierung des Ohres im Verhältnis zu Kopf oder sonstigen
Referenzpunkten gesammelt und ausgewertet. Es können auch bestimmte Referenzpunkte
am Ohr abstrahiert werden, welches entlang von Bestandteilen des Ohres (2) gesetzt
werden. Z.B. entlang des Tragus, Anti-Tragus, etc. Diese können ins Verhältnis zueinander
gesetzt werden, um daraus anschließend die Ohrgeometrie zu abstrahieren. Dies wird
anhand eines Beispiels in Fig. 5 erläutert.
[0028] Anschließend kann anhand der Ohrgeometrie eine nötige Länge eines Kabels (14) ermittelt
werden, welches von einem Hörgerät (12) in den Ohrkanal des Ohres (2) führen soll.
In einer anderen Ausführungsform kann die Ohrgeometrie mit den vorher bekannten geometrischen
Daten eines gewählten Hörgerätes (12) verglichen werden und daraus die Länge eins
Kabels (14) ermittelt werden. Am ohrseitigen Ende des Kabels (14) ist üblicherweise
ein sog. Hörer (16), ein Hörgeräte-Lautsprecher. Das Kabel (14) verbindet Hörgerät
(12) und Hörer (16). Dadurch, dass die Geometrien von Ohr (2) und Hörgerät (12) bekannt
sind, wird hiermit die ideale bzw. nötige Länge des Kabels (14) ermittelt. Ohne ein
derartiges Vorgehen sind die Kabel oft zu kurz oder zu lang und störend für den Nutzer
des Hörgerätes (12).
[0029] Fig. 2 zeigt eine weitere Ausführungsform des Verfahrens, wobei die Ermittlung der
Ohrgeometrie auf einem Computer bzw. Remote-Server (18) durchgeführt wird. Beispielsweise
fotografiert eine Person ihr Ohr (2) mindestens einmal mittels der Kamera eines Smartphones.
Diese Fotos stellen Ohrabbildungen (6) dar, welche kabellos an einen Remote-Server
(18) gesendet werden. Dieser führt dann die Ermittlung der Ohrgeometrie und die darauffolgende
Ermittlung der nötigen Kabellänge wie beschrieben automatisiert durch. Zusätzlich
oder alternativ kann die Ohrgeometrie mit der Geometrie eines Hörgerätes (12) verglichen
werden, um eine höhere Genauigkeit zu erzielen. Mit anderen Worten wird somit ein
Ohr (2) und ein Hörgerät (12) im übereinstimmenden Größenverhältnis verglichen, ohne
dass ein Hörgeräteakustiker (Health Care Professional) nötig ist.
[0030] In einer anderen Ausführungsform wird ein Algorithmus verwendet, um die ideale Kabellänge
basierend auf dem erfindungsgemäßen Verfahren zu ermitteln. Ein Algorithmus ermittelt
anhand der Ohrgeometrie, welches die ideale Kabellänge in dem jeweiligen Fall ist.
Die entsprechende festgestellte Kabellänge kann anschließend an einem Anzeigegerät
wie einem Computer dargestellt bzw. angezeigt werden. In einer weiteren Ausführungsform
greift ein Algorithmus auf eine Datenbank (10) zurück, in der vorherige Vergleiche
zwischen Ohrabbildungen und daraus ermittelten Ohrgeometrien mit den jeweils passenden
Kabellängen gespeichert sind. Der Algorithmus vergleicht hier die Ohrabbildung (6)
und/oder die Ohrgeometrie mit den vorherigen, welche in der Datenbank (10) gespeichert
sind. Dies verbessert Qualität des Ergebnisses. Zusätzlich oder alternativ kann der
Algorithmus die Ohrgeometrie mit der Geometrie eines Hörgerätes (12) vergleichen,
um eine höhere Genauigkeit zu erzielen.
[0031] Fig. 3 zeigt mehrere Ohrabbildungen (6). Dabei befinden sich verschiedene Referenzobjekte
mit auf den Ohrabbildungen (6). Bei den Referenzobjekten kann es sich um reale oder
virtuelle Gegenstände handeln. Ein Referenzobjekt ist beispielsweise eine Münze (22)
oder ein Lineal (24). Es kann sich dabei auch um ein spezifisches Grafikobjekt (26)
handeln. Das Grafikobjekt (26) hat in diesem Beispiel quadratische Felder mit unterschiedlichen
Farbtönen.
[0032] Fig. 4 zeigt eine weitere Ausführungsform zur Ermittlung der Ohrgeometrie. Eine virtuell
gezogene Linie mit Start- und Endpunkt, dargestellt als Pfeil (28) oder eine ähnliche
Darstellung, von der die Länge bzw. die Abmessungen bekannt sind, kann als Referenzobjekt
verwendet werden.
[0033] In einer weiteren Ausführungsform liegt die Ohrabbildungen (6) digital vor und wird
auf einem Computer oder ähnlichem Gerät bearbeitet. Auch die Referenzobjekte liegen
als digitales Abbild mit realem Größenmaßstab in einer Datenbank (10) vor, auf welche
der Computer Zugriff hat. Somit kann ein beliebiges Referenzobjekt wie ein Lineal
(24) auf die Ohrabbildung (6) gelegt werden. Der Maßstab des Lineals (24) entspricht
dem Maßstab der Ohrabbildung (6). Somit kann ausgehend vom Referenzobjekt auf die
Größe des Ohres (2) geschlossen werden. Mit anderen Worten kann somit die Ohrgeometrie
mit zusätzlicher Hilfe eines Referenzobjekts ermittelt werden.
[0034] In einer weiteren Ausführungsform wird eine Referenzobjekt beim Erstellen der Ohrabbildung
(6) mittels einer Kamera (4) in der Nähe des Ohres (2) platziert, so dass diese mit
auf der Ohrabbildung (6) zu sehen ist. Somit kann von den bekannten Abmessungen des
Referenzobjekts auf die Abmessungen des Ohres (2) geschlossen und damit dessen Ohrgeometrie
ermittelt werden.
[0035] In einer weiteren Ausführungsform wird, basierend auf dem erfindungsgemäßen Verfahren,
die Ohrabbildung (6) mit vorher gespeicherten, anderen Ohrabbildungen verglichen,
bei denen die Ohrgeometrie bekannt ist. Diese vorher gespeicherten Ohrabbildungen
sind beispielsweise von einer Datenbank (10) abrufbar. Ausgehend von der vorher bekannten
Ohrabbildungen kann ein Vergleich automatisiert mittels eines Algorithmus ausgeführt
werden, welcher im Anschluss an die entsprechend korrespondierende Ohrgeometrie auswählt.
[0036] Fig. 5 zeigt zwei verschiedene Ohrabbildungen (6), wobei an den Ohren (2) jeweils
ein Referenzpunktesystem (30) angeordnet ist. Bei den Referenzpunktesystemen (30)
werden einzelne Referenzpunkte (32) miteinander verknüpft. Die Abstände der Referenzpunkte
(32) im Referenzpunktesystemen (30) sind bekannt oder können näherungsweise ermittelt
werden. In dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sind die Referenzpunkte
(32) an verschiedenen relevanten Positionen an den Ohren (2) gesetzt worden. Z.B.
dem Tragus, dem Anti-Tragus, etc. Das so entstehende Muster der Referenzpunkte (32),
also das Referenzpunktesystemen (30), steht in Korrelation zur idealen Kabellänge.
Anhand dieser Relation der Referenzpunkte (32) im Referenzpunktesystemen (30) kann
somit die ideale Kabellänge ermittelt werden.
[0037] Je nach Positionierung der Referenzpunkte (32) in dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann zudem die Ohrgeometrie dreidimensional ermittelt werden. Entsprechend
dem Bedarf an Genauigkeit kann dies näherungsweise mittels geschätzter oder nur Anhand
der Ohrabbildung (6) gemessener Abstände der Positionen der Referenzpunkte (32) untereinander
erfolgen.
[0038] Dieses Verfahren kann als automatisiertes, lernfähiges Verfahren realisiert werden,
sog. Machine Learning bzw. maschinelles lernen. Durch häufiges Durchführen und Speichern
des Verfahrens kann ein lernfähiger Algorithmus daraus das möglichst genaue setzen
der Referenzpunkte (32) an den Ohrabbildungen (6) erkennen und selbst durchführen.
Somit kann das Verfahren ohne zusätzliche menschliche Schritte für das Setzen der
Referenzpunkte (32) und die Erstellung des Referenzpunktesystems (30) erfolgen.
[0039] Fig. 6 zeigt beispielhaft eine Kamera (4) mit einem Linsensystem (34) aus mehreren
Linsen. Die Linsen sind voneinander beanstandet. Eine derartige Kamera kann mehrere
Ohrabbildungen (6) eines Ohres (2) zur selben Zeit machen. Jede der Ohrabbildungen
(6) ist somit aus einem zumindest leicht versetzen Winkel dargestellt. Daraus kann
ein dreidimensionale Ohrgeometrie abgeleitet werden.
[0040] Je nach verwendeter Kamera (4) sind deren jeweilige Bauteile, z.B. die Linsenformen,
Sensorgrößen etc. bekannt. Mittels verschiedener Größen wie Tiefenschärfe, Brennweite,
etc. und den technischen Daten der Bauteile können zusätzliche Rückschlüsse auf Entfernung
oder Größe des fotografierten Objektes, in diesem Fall des Ohres (2), errechnet werden.
Dies trägt zur Ermittlung der Ohrgeometrie bei.
[0041] Für alle Ausführungsbeispiele gilt, je nach Qualität z.B. der Ohrabbildung (6) kann
die Ohrgeometrie zumindest näherungsweise geschätzt werden. Eine absolut genaue Bestimmung
der Ohrgeometrie ist nicht immer notwendig. Es ist ausreichend, wenn aus den ermittelten
Werten die nötige oder ideale Kabellänge eines Kabels (14) für ein gewähltes Hörgerät
(12) ermittelt werden kann. Die nötige oder ideale Kabellänge ist nicht zwangsläufig
eine feste Größe in Form einer konkreten Längenangabe. Die nötige oder ideale Kabellänge
kann auch ein relativer Längenbereich oder indexierte Längen sein. Beispielsweise
vordefinierte Längen mit den Referenzen wie 0 bis 5 nummeriert oder gekennzeichnet.
Möglich sind aber auch einfache Längenbereiche, z.B. von 3,5 cm bis 4 cm.
Bezugszeichenliste
[0042]
- 2
- Ohr
- 4
- Kamera
- 6
- Ohrabbildung
- 8
- Smartphone
- 10
- Datenbank
- 12
- Hörgerät
- 14
- Kabel
- 16
- Hörer
- 18
- Remote-Server
- 20
- -
- 22
- Münze
- 24
- Lineal
- 26
- Grafikobjekt
- 28
- Pfeilvektor
- 30
- Referenzpunktesystem
- 32
- Referenzpunkt
- 34
- Linsensystem
1. Verfahren zum Ermitteln der nötigen Länge eines Kabels (14) bei einem Hörgerät (12)
welches an einem Ohr (2) getragen wird,
wobei mittels einer Kamera (4) mindestens eine Ohrabbildung (6) erstellt wird, wobei
eine Ohrgeometrie anhand der mindestens einen Ohrabbildung (6) ermittelt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die nötige Länge des Kabels (14) anhand der ermittelten Ohrgeometrie ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ohrgeometrie und die Geometrie des Hörgeräts (12) verglichen werden, so dass
daraus die nötige Länge des Kabels (14) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Algorithmus die Ohrgeometrie und die Geometrie des Hörgeräts (12) vergleicht.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hörgerät (12) ein hinter dem Ohr tragbares Hörgerät (12) ist.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kabel vom Hörgerät (12) zu einem Ohrkanal des Ohres (2) führt oder umgekehrt.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kamera (4) eine oder mehrere Ohrabbildungen (6) erstellt und daraus eine dreidimensionale
Ohrgeometrie ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Referenzobjekt mit vorher bekannten geometrischen Abmessungen mit der mindestens
einen Ohrabbildung (6) verglichen wird, so dass anhand dieses Vergleichs die Ohrgeometrie
ermittelt oder mitermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Ohrabbildung (6) mit vorher gespeicherten, anderen Ohrabbildungen
verglichen wird, bei denen die Ohrgeometrie bekannt ist, so dass damit die Ohrgeometrie
ermittelt oder mitermittelt wird.
9. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Ohrabbildung (6) und/oder die ermittelte Ohrgeometrie auf einem
Anzeigegerät dargestellt werden, und verschiedene Größen oder Längen von Kabeln (14)
als optisches Bild oder als dreidimensionale Grafik auf die Darstellung der der mindestens
einen Ohrabbildung gelegt werden.
10. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine in Bezug auf die Ohrgeometrie ermittelte nötige Kabellänge (14) als Längenangabe
auf einem Anzeigegerät ausgegeben wird.
11. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine in Bezug auf die Ohrgeometrie ermittelte nötige Kabellänge (14) als indexierte
Zahl auf einem Anzeigegerät ausgegeben wird.
12. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kabel (14) einen elektrischen Leiter aufweist.
13. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kabel (14) an einem Ende an einen Hörer (16) aufweist.
14. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kabel (14) als Schlauch ausgebildet ist und einen Hohlraum aufweist.