(19)
(11) EP 4 140 346 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.03.2023  Patentblatt  2023/09

(21) Anmeldenummer: 21193662.0

(22) Anmeldetag:  27.08.2021
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A43B 7/145(2022.01)
A43B 13/18(2006.01)
A43B 13/12(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
A43B 13/125; A43B 7/145; A43B 13/181
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: BÄR GmbH
74321 Bietigheim-Bissingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Bär, Sebastian
    71638 Ludwigsburg (DE)

(74) Vertreter: SSM Sandmair 
Patentanwälte Rechtsanwalt Partnerschaft mbB Joseph-Wild-Straße 20
81829 München
81829 München (DE)

   


(54) SCHUH MIT EINER IN DER SOHLE INTEGRIERTEN PLATTE


(57) Sohle (3) für einen Schuh (1), insbesondere Sport- oder Laufschuh, wobei an oder in der Sohle (3) eine Platte (10) angeordnet ist, die sich aus einem Fußwurzelbereich (W) über einen Mittelfußbereich (M) bis in einen Zehenbereich (Z) der Sohle (3) erstreckt, wobei die Platte (10) sich im Zehenbereich (Z) mit seinem distalen Ende mindestens bis in den Bereich des Zehenendglieds I (PDI) der großen Zehe (I) erstreckt, wobei die Platte (10) so ausgebildet ist, dass sie im Zehenbereich (Z) im Wesentlichen nur im Bereich oder unterhalb des Zehengrundglieds I (PPI) und des Zehenendglieds I (PDI) der großen Zehe (I) angeordnet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Sohle für einen Schuh, an oder in der eine Platte angeordnet oder integriert ist. Die Erfindung betrifft auch einen Schuh mit einer solchen Sohle. Bei dem Schuh kann es sich insbesondere um einen Sport- oder Laufschuh handeln.

[0002] Aus dem Stand der Technik sind Schuhe mit einer in der Sohle integrierten Platte bekannt. Beispielsweise zeigt die US 5,052,130 A einen Sportschuh mit einer Federplatte in Kombination mit einer viskoelastischen Mittelsohle. Die Federplatte erstreckt sich im Wesentlichen über die Länge der Sohle von der medialen Seite der Ferse über das Fußgewölbe, und über die Zehen. Die Platte ist im Zehenbereich unterhalb aller fünf Zehen angeordnet. Während des Laufens wird aufgrund der Verformung der Platte beim Aufsetzen des Fußes Energie in der Platte gespeichert und im weiteren Verlauf beim Abheben des Fußes durch Zurückfedern wieder abgegeben. Dadurch wird der Vortrieb durch die gespeicherte Federenergie unterstützt. In diesem Beispiel ist das Material der Platte faserverstärkter Kunststoff. Ähnliche Konzepte werden in der EP 0272082 B1 und der US 7,401,422 B1 vorgeschlagen.

[0003] Die US 7,401,422 B1 zeigt in einer Ausführungsform eine Platte, die aus einem Vorderfußteil und einem damit verbundenen Hinterfußteil besteht. Der Vorderfußteil weist zwei oder mehrere Verlängerungen auf, um die Zehen selektiv zu unterstützen.

[0004] Die US 1,847,973 A beschäftigt sich mit dem Problem, dass manche Menschen an einer Verkürzung des ersten Metatarsalknochens leiden, sodass die Metatarsalknochen der übrigen Zehen die Belastung des Körpergewichts beim Gehen aufnehmen müssen, während der erste Metatarsalknochen diese eigentlich für ihn vorgesehene Funktion nicht übernimmt. Diese Belastungssituation kann für den Patienten unangenehm und sogar sehr schmerzhaft sein. In dieser Druckschrift wird daher vorgeschlagen, ein Material größerer Dicke unter dem Ballen des großen Zehs anzuordnen. Zusätzlich kann eine noch festere Platte oder ein noch festerer Streifen aus Metall oder einem anderen Material vorgesehen sein, welche sich aus einer etwas zurückgesetzten Position bis über den Kopf des ersten Metatarsalknochens und unter das Großzehengroßgelenk erstreckt.

[0005] Schuhe mit einer federnden Platte in der Sohle haben zwar den großen Vorteil, dass die beim Auftreten durch elastische Verformung der Platte gespeicherte Energie beim Abheben wieder abgegeben wird, sodass der Läufer zusätzlichen Antrieb erhält, jedoch den Nachteil, dass dadurch der sogenannte Windlass-Mechanismus beeinträchtigt wird. Der Windlass-Mechanismus bewirkt, dass sich bei dorsaler Flexion der Zehen beim Abrollen des Fußes, insbesondere und vor allem der großen Zehe, die Strecke vom unteren Mittelfußköpfchen zum Fersenbein durch Zug an der Plantarfaszie verkürzt, wodurch das Fußgewölbe angehoben und der Fuß für die Schrittabwicklung und den Vortrieb stabilisiert wird. Durch den Einsatz solcher bekannter Platten wird die Zehenmuskulatur nicht mehr wie bei der natürlichen Schrittabwicklung beansprucht. Dies führt zu einer geringeren Beanspruchung der Wadenmuskulatur und der Achillessehne, die dadurch immer schwächer werden.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Schuh anzugeben, der die Funktion des Windlass-Mechanismus des menschlichen Fußes unterstützt.

[0007] Die Aufgabe wird mit dem Schuh gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung und den Figuren. Die Erfindung geht von einer Sohle für einen Schuh, insbesondere einen Sport- oder Laufschuh, aus.

[0008] Die hierin verwendeten Ortsangaben von Elementen der Sohle oder der Platte beziehen sich im Folgenden auf die Anatomie des auf der Sohle bestimmungsgemäß positionierten menschlichen Fußes. Die Präposition "oben" und "über" bezieht sich auf die zur Fußsohle weisende Richtung. Die Präposition "unten" oder "unter" bezieht sich auf die von der Fußsohle weisende Richtung. "Proximal" bedeutet hierin in Richtung zur Ferse. "Distal" bedeutet hierin in Richtung zu den Zehenspitzen. "Lateral" bedeutet hierin zur Körperaußenseite hin. "Medial" bedeutet hierin zur Körpermittelebene hin. "Dorsal" bedeutet zum Fußrücken hin.

[0009] An oder in der Sohle ist eine, insbesondere elastische oder federnde, Platte angeordnet. Die Platte kann sich im Wesentlichen über die gesamte Längsausdehnung des Sohlenbereichs oder des Fußes erstrecken. Zumindest erstreckt sich die Platte aus einem Fußwurzelbereich über einen Mittelfußbereich bis in einen Zehenbereich der Sohle. Der Zehenbereich der Sohle ist der Bereich der Sohle, der unterhalb der Zehenknochen liegt. Die Zehenknochen sind die Zehengrundglieder I bis V (Phalanges proximales I bis V), die Zehenendglieder I bis V (Phalanges distales I bis V) und die Zehenmittelglieder II-V (Phalanges mediales II bis V). Die römischen Ziffern bezeichnen hierbei die Zehe, wobei I für die große Zehe (erste Zehe) und V für die kleine Zehe (fünfte Zehe) steht, wobei die Ziffern II, III und IV in entsprechender Reihenfolge die dazwischen liegenden Zehen bezeichnen. Der Mittelfußbereich der Sohle ist der Bereich, der unter dem Bereich des Fußes liegt, in dem die Mittelfuß- oder Metatarsalknochen I bis V (Ossa metatarsalia I bis V) liegen. Der Fußwurzelbereich der Sohle ist der Bereich, der unterhalb der Fußwurzel des Fußes liegt, der die Knochen des Fußes umfasst, welche proximal der Metatarsalknochen I bis V liegen, wie zum Beispiel das Fersenbein (Kalkaneus), Keil-, Würfel-, Kahn- und Sprungbeine.

[0010] Die Platte erstreckt sich im Zehenbereich der Sohle mit seinem distalen Ende mindestens bis in den Bereich des Zehenendglieds I, also den Bereich, der unterhalb des Zehenendglieds I liegt. Vorzugsweise erstreckt sich die Platte bis zum distalen Ende des Zehenendglieds I. Dadurch, dass sich die Platte mit seinem distalen Ende mindestens bis in den Bereich des Zehenendglieds I erstreckt, kann die beim Auftreten durch elastische Verformung der Platte gespeicherte Energie beim Abheben des Fußes abgegeben werden, um zusätzlichen Vortrieb zu erzeugen.

[0011] Die Platte ist so ausgebildet, dass sie im Zehenbereich der Sohle im Wesentlichen nur im Bereich unterhalb der großen Zehe, das heißt unterhalb des Zehengrundglieds I und des Zehenendglieds I, angeordnet ist. Das heißt, dass die Platte nicht im Bereich unterhalb der Zehen II-V, das heißt unterhalb der Zehenendglieder II bis V, Zehenmittelglieder II bis V und Zehengrundglieder II bis V des Fußes angeordnet ist.

[0012] Hierdurch wird erreicht, dass bei der Dorsalflexion der Zehen beim Abrollen des Fußes, insbesondere der großen Zehe, die große Zehe - ähnlich wie beim Laufen ohne Schuhe - die deutlich überwiegende Kraft zum Abstoßen bzw. Vortrieb ausüben muss. Hierdurch wird der natürliche Windlass-Effekt unterstützt, während gleichzeitig der Vortrieb beim Laufen durch die elastische Platte verbessert wird. Beispielsweise ist die Platte so konfiguriert, dass sie die Dorsalflexion der großen Zehe mitmacht und/oder während der dorsalen Flexion der großen Zehe die größte elastische Verformung der Platte im Bereich unterhalb des Großzehengrundgelenks stattfindet, insbesondere ebenfalls in dorsale Richtung.

[0013] Die Platte weist einen lateralen Rand und einen medialen Rand, das heißt eine laterale Begrenzungskante und eine mediale Begrenzungskante, auf. Bevorzugt ist der laterale Rand der Platte im Zehenbereich zwischen der großen Zehe (Zehe I) und der angrenzenden Zehe (Zehe II) angeordnet. Dadurch kann bewirkt werden, dass die große Zehe durch die Platte unterstützt und die unmittelbar benachbarte Zehe von der Platte nicht unterstützt wird. Der laterale Rand der Platte kann gegebenenfalls leicht unter die zweite Zehe reichen, jedoch - wenn überhaupt - nur so weit, dass keine wesentliche Stützwirkung der Platte auf die zweite Zehe bewirkt wird.

[0014] Der mediale Rand der Platte kann im Zehenbereich der Sohle in etwa mit dem medialen Rand des Fußes im Zehenbereich übereinstimmen oder deckungsgleich sein.

[0015] Die Platte kann im Mittelfußbereich so ausgebildet sein, dass sie vollständig oder im Wesentlichen vollständig unterhalb des Metatarsalknochens I und/oder unter den Metatarsalknochen II bis V nur teilweise angeordnet ist. Insbesondere verläuft die Platte im Mittelfußbereich so, dass sie nicht unter den distalen Köpfchen der Metatarsalknochen II bis V angeordnet ist.

[0016] Beispielsweise kann der laterale Rand der Platte im Mittelfußbereich einen oder mehrere oder jeden der Metatarsalknochen II bis V kreuzen, insbesondere mittig oder in deren jeweiligen mittleren Drittel. Der mediale Rand der Platte kann im Mittelfußbereich in etwa dem medialen Rand des Fußes oder der Fußsohle folgen oder entsprechen.

[0017] Durch diese Anordnung der Platte im Mittelfußbereich kann vorteilhaft erreicht werden, dass ein biomechanisch vorteilhafter Übergang der Platte vom Zehenbereich in den Fußwurzelbereich geschaffen wird.

[0018] Die Platte kann im Fußwurzelbereich so ausgebildet sein, dass sie vollständig oder im Wesentlichen vollständig unterhalb der Fußwurzel angeordnet ist. Beispielsweise kann der laterale Rand der Sohle mit dem lateralen Rand des Fußes oder der Fußsohle deckungsgleich sein oder diesem folgen. Alternativ oder zusätzlich kann der mediale Rand der Sohle mit dem medialen Rand des Fußes oder der Fußsohle deckungsgleich sein oder diesem folgen. Optional kann sich das proximale Ende der Platte bis oder über das proximale Ende des Fersenbeins erstrecken oder zumindest im Wesentlichen erstrecken.

[0019] Das distale Ende der Platte bildet einen distalen Rand der Platte, der sich vorzugsweise bis oder über das distale Ende des Zehenendglieds I erstreckt.

[0020] Als vorteilhaft hat sich herausgestellt, dass die Mittellinie der Platte von deren distalen Ende zum proximalen Ende zwei Krümmungen, die entgegengesetzt sind, das heißt eine S-Form, aufweisen kann. Beispielsweise kann die Platte im Zehenbereich und vorzugsweise im Mittelfußbereich so gekrümmt sein, dass der Krümmungsmittelpunkt oder die Krümmungsmittelpunkte lateral oder zumindest zur lateralen Seite hin liegen. Beispielsweise kann die Platte im Fußwurzelbereich und vorzugsweise auch im Mittelfußbereich so gekrümmt sein, dass der Krümmungsmittelpunkt oder die Krümmungsmittelpunkte medial oder zumindest in medialer Richtung liegen. Insbesondere können die genannten Krümmungen in einem Wendepunkt aufeinandertreffen, der vorzugsweise im Mittelfußbereich angeordnet ist.

[0021] In vorteilhaften Weiterbildungen kann die Platte zumindest in dem Mittelfußbereich und dem Zehenbereich eine Versteifungsstruktur aufweisen, welche die Biegesteifigkeit der Platte, insbesondere in der Sagittalebene oder einer Ebene, die parallel zur Sagittalebene ist, bezüglich der dorsalen Flexion der Platte erhöht. Vorzugweise ist die Elastizität der Platte im Mittelfußbereich und im Zehenbereich, insbesondere konstruktiv, so bemessen, dass sie die natürliche dorsale Flexion des großen Zehs beim Abrollen des Fußes zulässt oder unterstützt. Allgemein ist es vorteilhaft, die Platte so auszubilden, dass sie die natürliche dorsale Flexion der großen Zehe beim Abrollen unterstützt, beziehungsweise zulässt. Vorteilhaft ist die Platte so ausgebildet, dass sie im Fußwurzelbereich eine höhere, insbesondere deutlich höhere Biegesteifigkeit aufweist als im Mittelfußbereich und/oder im Zehenbereich.

[0022] Dadurch, dass die Platte im Zehenbereich nur oder im Wesentlichen nur unter der großen Zehe angeordnet ist, kann dieser Bereich der Platte in Bezug auf die Fußlängsachse versetzt zu dem Sprunggelenk angeordnet sein. Dadurch bewirkt die Platte zusätzlich ein Moment, welches einer Überpronation des Fußes beim Abrollen entgegenwirkt.

[0023] Mittels der Versteifungsstruktur lässt sich dieses Moment oder - alternativ oder zusätzlich - die Steifigkeit der Platte zur Unterstützung des Vortriebs und/oder zur Definition der elastischen Verformbarkeit an der gewünschten Stelle (beispielsweise unterhalb des Großzehengrundgelenks) der Platte beeinflussen bzw. einstellen.

[0024] Beispielsweise kann sich die Versteifungsstruktur entlang des medialen Rands und/oder eines lateralen Rands der Platte erstrecken. Hierzu kann die Versteifungsstruktur länglich oder sickenförmig ausgebildet sein. Beispielsweise kann die Versteifungsstruktur einen medialen Abschnitt und einen lateralen Abschnitt aufweisen.

[0025] Der laterale Abschnitt kann versetzt zu dem lateralen Rand der Platte, insbesondere im Mittelfußbereich und im Zehenbereich, angeordnet und so ausgebildet sein, dass er der Kontur des lateralen Rands der Platte folgt. Der laterale Abschnitt kann somit "parallel" zum lateralen Rand der Platte verlaufen, wenngleich der laterale Rand und der laterale Abschnitt nicht notwendigerweise gerade, sondern eher gekrümmt sein können.

[0026] Der mediale Abschnitt kann insbesondere im Mittelfußbereich und im Zehenbereich, versetzt zu dem medialen Rand der Platte angeordnet und so ausgebildet sein, dass er der Kontur des medialen Rands der Platte folgt. Auch hier verläuft der mediale Abschnitt vereinfacht ausgedrückt parallel zu dem medialen Rand der Platte.

[0027] Wie bereits erwähnt bildet das distale Ende der Platte im Zehenbereich einen distalen Rand. Der distale Rand verbindet den medialen und lateralen Rand der Platte, vorzugsweise so, dass das distale Ende der Platte von medial nach lateral abgerundet ist. Die Versteifungsstruktur kann einen distalen Abschnitt aufweisen, der den medialen und den lateralen Abschnitt der Versteifungsstruktur verbindet. Der distale Abschnitt kann ebenfalls versetzt zu dem distalen Rand der Platte angeordnet und so ausgebildet sein, dass er der Kontur des distalen Randes der Platte folgt.

[0028] Vorzugsweise können der laterale, der distale und der mediale Abschnitt der Versteifungsstruktur eine durchgehende, insbesondere längliche Struktur bilden. Alternativ kann diese Struktur ein- oder mehrfach unterbrochen sein.

[0029] Bevorzugt ist die Versteifungsstruktur so ausgebildet, dass ein proximales Ende des lateralen Abschnitts im Mittelfußbereich angeordnet ist und/oder ein proximales Ende des medialen Abschnitts im Mittelfußbereich oder im Fußwurzelbereich angeordnet ist.

[0030] Die Versteifungsstruktur kann allgemein ein Vorsprung, insbesondere eine Rippe oder eine Sicke sein. Allgemein ist es bevorzugt, dass die Versteifungsstruktur von der Unterseite der Platte, das heißt zur Unterseite der Sohle hin ragt. Die Sicke kann auf der Oberseite der Platte eine Vertiefung aufweisen, während sie von der Unterseite ragt.

[0031] Der Bereich der Sohle, in dem sich die Platte befindet, kann auf der Oberseite eine Erhöhung, insbesondere um 0,8 bis 2 mm, aufweisen. Die Erhöhung kann im Bereich des Zehengrundglieds I und des Metatarsalknochens I, beziehungsweise im Bereich des Großzehengrundgelenks oder des Fußballens gebildet sein.

[0032] Durch die Erhöhung wird bewirkt, dass beim Aufsetzen des Fußes die große Zehe bezogen auf den Weg und die Zeit früher aufsetzt als ohne Erhöhung, wodurch sich das distale Köpfchen des Metatarsalknochens I mit den Köpfchen der übrigen Metatarsalknochen (II bis V) ausrichtet, wodurch eine Überpronation des Vorderfußes vermieden wird. Ferner kann die Krafterzeugung in der Sagittalebene durch die große Zehe und den Sesamknochen erhöht werden, wodurch der Fuß dazu ermutigt wird, eine hohe Fußposition einzunehmen.

[0033] Die Platte kann von einem, beispielsweise geschäumten, Kunststoffmaterial, wie zum Beispiel Polyurethan, Polyether, Polyester, Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVAC) oder sog. "progressive high energy return polyether" umspritzt sein, welches sich ggf. von dem Material der Platte unterscheiden kann.

[0034] Die Platte kann beispielsweise aus Metall, faserverstärktem Kunststoff, wie zum Beispiel kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, aramidfaserverstärktem Kunststoff oder glasfaserverstärktem Kunststoff oder einer Mischung hieraus, gebildet sein. Herstellungstechnisch und wirtschaftlich vorteilhaft kann die Platte beispielsweise aus einem thermoplastischen Polyurethan (TPU) gebildet sein.

[0035] Beispielsweise kann die Platte unterhalb des Fersenknochens einen Durchbruch aufweisen. Dadurch kann bewirkt werden, dass beim normalen Gehen, bei dem die Ferse zuerst am Boden aufgesetzt wird, die Ferse gedämpft wird. Die Dämpfung kann beispielsweise durch das Material erfolgen, mit dem die Platte umspritzt ist. Alternativ oder zusätzlich kann die Sohle im Bereich des Durchbruchs ein Dämpfungselement, wie zum Beispiel ein Dämpfungskissen aufweisen.

[0036] Die Erfindung wurde anhand von mehreren Ausführungen und Beispielen beschrieben. Im Folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform anhand von Figuren beschrieben. Die dabei offenbarten Merkmale bilden den Gegenstand der Ansprüche einzeln und in jeglicher Merkmalskombination vorteilhaft weiter. Es zeigen:
Fig. 1
einen Schuh mit einer Sohle, in der die erfindungsgemäße Platte enthalten ist,
Fig. 2
eine Draufsicht auf eine einzeln dargestellte Platte der Sohle mit einem darüber angeordneten Fußskelett, und
Fig. 3
die Ansicht aus Fig. 2 ohne Fußskelett.


[0037] In den Figuren wird eine Ausführung eines Schuhs 1 bzw. Details davon, beispielsweise der Sohle 3 oder deren Platte 10, in mehreren Ansichten gezeigt, für die ergänzend das in der allgemeinen Beschreibung geschriebene gilt. In der Fig.1 wird ein Schuh 1 mit einem Oberschuh 2 und einer damit verbundenen Sohle 3 gezeigt. Bei dem Schuh 1 handelt es sich um einen Sport-, insbesondere Laufschuh. Der in den Figuren gezeigte Schuh 1 wird für einen rechten Fuß 4 gezeigt. Selbstverständlich gilt das gleiche gespiegelt entsprechend für einen linken Fuß.

[0038] Die Sohle 3 weist eine elastische, insbesondere federelastische Platte 10 auf, die in einem Sohlenmaterial 5, bei dem es sich um eines der hierin genannten Sohlenmaterialien handeln kann, integriert, insbesondere umspritzt ist. Eine Schicht des Materials 5 befindet sich oberhalb und eine Schicht des Materials 5 befindet sich unterhalb der Platte 10.

[0039] In der Fig. 3 wird die Platte 10 einzeln dargestellt, wobei sie in der Fig. 2 mit einem darüber angeordneten Fußskelett dargestellt ist, um das Zusammenwirken der einzelnen Bereiche der Platte 10 mit den Teilen des Fußes 4 zu verdeutlichen. Die hierin verwendeten Ortsangaben von Elementen der Sohle 3 bzw. der Platte 10 beziehen sich im Folgenden auf die Anatomie des auf der Sohle 3, beziehungsweise der Platte 10 bestimmungsgemäß positionierten menschlichen Fußes.

[0040] Die Platte 10 erstreckt sich aus dem Fußwurzelbereich W über einen Mittelfußbereich M in einen Zehenbereich Z. Die Platte 10 erstreckt sich, wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, über die gesamte Längsausdehnung des Fußes 4. Das heißt, dass das proximale Ende der Platte 10 in etwa mit dem proximalen Ende des Fersenbeins C übereinstimmt und dass das distale Ende der Platte 10 in etwa mit dem distalen Ende des Zehenendglieds PDI übereinstimmt.

[0041] Die Platte 10 ist vorzugsweise einteilig aus einem Kunststoffmaterial, wie zum Beispiel einem faserverstärkten Kunststoff oder thermoplastischen Polyurethan, gebildet.

[0042] Die Platte 10 weist im Fußwurzelbereich W, insbesondere unterhalb des Fersenbeins C einen Durchbruch 17 auf, der dazu dient, beim Aufsetzen des Fußes mit der Ferse eine Dämpfung für die Ferse zu bewirken, beispielsweise indem das Material 5 oder ein zusätzliches Kissen oder Material die Ferse dämpft. Ferner sind im Fußwurzelbereich W und im Mittelfußbereich M der Platte 10 mehrere Durchbrüche 18 gebildet, welche einerseits eine Material- und Gewichtsersparnis der Sohle 10 und andererseits eine bessere Verbindung des Materials 5 mit der Platte 10 bewirken. Grundsätzlich ließe sich die Platte 10 aber auch ohne die Durchbrüche 17 oder 18 herstellen.

[0043] Die Platte 10 ist so ausgebildet, dass sie im Zehenbereich Z im Wesentlichen nur im Bereich oder unterhalb des Zehengrundglieds (PPI) und des Zehenendglieds (PDI) der großen oder ersten Zehe I angeordnet ist. Die Platte 10 ist daher so ausgebildet, dass sie nicht im Bereich oder unterhalb der Zehenendglieder PDII bis PDv, Zehenmittelglieder PDII bis PDv und Zehengrundglieder PDII bis PDv des Fußes 4 angeordnet ist.

[0044] Die Platte 10 weist daher im Zehenbereich Z eine Breite auf, die kleiner ist als die Breite der Platte 10 im Fußwurzelbereich W und/oder im Mittelfußbereich M. Insbesondere verjüngt sich die Platte 10 im Mittelfußbereich M von ihrer Breite im Fußwurzelbereich zu der Breite im Zehenbereich. Die Platte 10 ist in der Draufsicht S-Förmig, das heißt sie weist eine doppelte Krümmung auf.

[0045] Im Zehenbereich Z weist die Platte 10 einen lateralen Rand 11 und einen medialen Rand 12 auf. Der mediale Rand 12 stimmt in etwa mit dem medialen Rand des Fußes 4 oder der großen Zehe I überein. Der laterale Rand 11 erstreckt sich im Zehenbereich Z zwischen der großen Zehe I und der benachbarten Zehe II.

[0046] Der laterale Rand 11 der Platte 10 kreuzt im Mittelfußbereich M die Metatarsalknochen MII bis MV. Die Platte 10 verläuft vorzugsweise vollständig unterhalb des ersten Metatarsalknochens MI.

[0047] Die Platte 10 weist im Mittelfußbereich M und im Zehenbereich Z eine sickenförmige Versteifungsstruktur 13 auf, welche die Biegesteifigkeit der Platte 10 gegen dorsale Biegung oder gegen Biegung in der Sagittalebene, beziehungsweise eine Ebene parallel zur Sagittalebene, erhöht. Statt einer Sicke können auch andere Versteifungsstrukturen Anwendung finden.

[0048] Die Versteifungsstruktur 13 erstreckt sich mit einem lateralen Abschnitt 14 aus dem Mittelfußbereich M versetzt zu und entlang dem lateralen Rand 11 der Platte 10, und mit einem distalen Abschnitt 16 versetzt zu und entlang einem distalen Rand 19, der das distale Ende der Platte 10 bildet, und mit einem medialen Abschnitt 15 versetzt zu und entlang dem medialen Rand 12 der Platte 10 bis in den Mittelfußbereich M oder alternativ durch den Mittelfußbereich M in den Fußwurzelbereich W. Das proximale Ende 14a des lateralen Abschnitts befindet sich in dem Mittelfußbereich M. Das proximale Ende 15a des medialen Abschnitts 15 befindet sich in dem Mittelfußbereich M oder alternativ in dem Fußwurzelbereich W. Die Versteifungsstruktur 13 erstreckt sich zwischen den proximalen Enden 14a, 15a durchgehend entlang dem Rand 11, 19, 12 der Platte 10. Denkbar wäre auch eine Versteifungsstruktur 13, die nicht durchgehend, das heißt ein oder mehrere Male unterbrochen ist.

[0049] Allgemein ist es bevorzugt, dass die Versteifungsstruktur 13 von der Unterseite der Platte 10 ragt (s. Fig. 1). Falls die Versteifungsstruktur 13 sickenförmig ist, weist sie eine Vertiefung auf, die zur Oberseite der Platte 10 weist.

[0050] Im Bereich der Sesambeine (nicht in Fig. 2 ersichtlich), die unterhalb des distalen Köpfchens des Metatarsalknochens I angeordnet sind, weist die Platte 10 eine Erhöhung gegenüber dem Bereich der benachbarten Zehe II auf.

Bezugszeichenliste



[0051] 
1
Schuh
2
Oberschuh
3
Sohle
4
Fuß
5
Kunststoffmaterial
10
Platte
11
lateraler Rand
12
medialer Rand
13
Versteifungsstruktur
14
lateraler Abschnitt
14a
proximales Ende
15
medialer Abschnitt
15a
proximales Ende
16
distaler Abschnitt
17
Durchbruch
18
Durchbruch
19
distales Ende/distaler Rand
I
erste Zehe (große Zehe)
II
zweite Zehe
III
dritte Zehe
IV
vierte Zehe
V
fünfte Zehe (kleine Zehe)
W
Fußwurzelbereich
M
Mittelfußbereich
Z
Zehenbereich
C
Fersenbein
PDI bis PDV
Zehenendglieder I bis V (Phalanx distalis I bis Phalanx distalis V)
PPI bis PPV
Zehengrundglieder I bis V (Phalanx proximalis I bis Phalanx proximalis V)
PMII bis PMV
Zehenmittelglieder II bis V (Phalanx medialis II bis Phalanx medialis V)
MI bis MV
Mittelfuß- oder Metatarsalknochen (Os metatarsale I bis Os metatarsale V)



Ansprüche

1. Sohle (3) für einen Schuh (1), insbesondere Sport- oder Laufschuh, wobei an oder in der Sohle (3) eine Platte (10) angeordnet ist, die sich aus einem Fußwurzelbereich (W) über einen Mittelfußbereich (M) bis in einen Zehenbereich (Z) der Sohle (3) erstreckt, wobei die Platte (10) sich im Zehenbereich (Z) mit seinem distalen Ende mindestens bis in den Bereich des Zehenendglieds I (PDI) der großen Zehe (I) erstreckt, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) so ausgebildet ist, dass sie im Zehenbereich (Z) im Wesentlichen nur im Bereich oder unterhalb des Zehengrundglieds I (PPI) und des Zehenendglieds I (PDI) der großen Zehe (I) angeordnet ist.
 
2. Sohle (3) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) so ausgebildet ist, dass sie nicht im Bereich oder unterhalb der Zehenglieder (PPII bis PPv, PMII bis PMV, PDII bis PDV) der zweiten Zehe (II) bis fünften Zehe (V) angeordnet ist.
 
3. Sohle (3) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) einen lateralen Rand (11) und einen medialen Rand (12) aufweist, wobei der laterale Rand (11) der Platte (10) im Zehenbereich (Z) zwischen der großen Zehe (I) und der angrenzenden zweiten Zehe (II) angeordnet ist.
 
4. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) einen lateralen Rand (11) und einen medialen Rand (12) aufweist, wobei der laterale Rand (11) der Platte (10) im Mittelfußbereich (M) die Metatarsalknochen II bis V (MII bis MV) kreuzt.
 
5. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) einen lateralen Rand (11) und einen medialen Rand (12) aufweist, wobei der laterale Rand (11) der Platte (10) im Fußwurzelbereich (W) im Bereich des lateralen Rands des Fußes (4) verläuft.
 
6. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) zumindest im Mittelfußbereich (M) und im Zehenbereich (Z) eine Versteifungsstruktur (13) aufweist, welche die Biegesteifigkeit der Platte (10) gegen dorsale Biegung (Flexion), insbesondere in der Sagittalebene, erhöht.
 
7. Sohle (3) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Versteifungsstruktur (13) sich entlang eines medialen Rands (11) und/oder eines lateralen Rands (12) der Platte (10) erstreckt.
 
8. Sohle (3) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Versteifungsstruktur (13) einen medialen und lateralen Abschnitt (14, 15) aufweist, wobei der laterale Abschnitt (14) versetzt zu dem lateralen Rand (11) der Platte (10) angeordnet und so ausgebildet ist, dass er der Kontur des lateralen Rands (14) der Platte (10) folgt, und der mediale Abschnitt (15) versetzt zu dem medialen Rand (12) der Platte angeordnet und so ausgebildet ist, dass er der Kontur des medialen Rands (12) der Platte (10) folgt.
 
9. Sohle (3) nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) im Zehenbereich (Z) einen distalen Rand (13) aufweist, der den medialen und lateralen Rand (11, 12) der Platte (10) verbindet, wobei die Versteifungsstruktur (13) einen distalen Abschnitt (16) aufweist, der den medialen und lateralen Abschnitt (14, 15) der Versteifungsstruktur (13) verbindet, und versetzt zu dem distalen Rand (19) der Platte (10) angeordnet und so ausgebildet ist, dass er der Kontur des distalen Rands (19) der Platte (10) folgt.
 
10. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein proximales Ende (14a) des lateralen Abschnitts (14) der Versteifungsstruktur (13) im Mittelfußbereich (M) angeordnet ist und/oder ein proximales Ende (15a) des medialen Abschnitts (15) der Versteifungsstruktur (13) im Mittelfußbereich (M) oder im Fußwurzelbereich (W) angeordnet ist.
 
11. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Versteifungsstruktur (13) ein Vorsprung, eine Rippe oder eine Sicke ist, wobei bevorzugt ist, dass die Versteifungsstruktur (13) von der Unterseite der Platte (10) ragt.
 
12. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich der Sohle (3), in dem sich die Platte (10) befindet, auf der Oberseite eine Erhöhung, insbesondere um 0,8 bis 2 mm aufweist, insbesondere im Bereich des Zehengrundglieds I (PPI) und des Metatarsalknochens I (MI).
 
13. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) von einem Kunststoffmaterial (5) umspritzt ist, welches sich von dem Material der Platte (10) unterscheidet.
 
14. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) gebildet ist.
 
15. Sohle (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (10) unterhalb der des Fersenknochens (C) einen Durchbruch (18) aufweist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente