(19)
(11) EP 4 140 593 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.03.2023  Patentblatt  2023/09

(21) Anmeldenummer: 22190904.7

(22) Anmeldetag:  18.08.2022
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B05B 1/00(2006.01)
B05B 12/04(2006.01)
B05B 12/12(2006.01)
B05B 1/04(2006.01)
B05B 13/02(2006.01)
B21B 45/02(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
B21B 45/0266; B05B 1/005; B05B 13/0207; B05B 1/044; B05B 12/122; B05B 12/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 24.08.2021 DE 102021209272

(71) Anmelder: SMS Group GmbH
40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Weber, Christopher
    57076 Siegen (DE)

(74) Vertreter: Klüppel, Walter 
Hemmerich & Kollegen Patentanwälte Hammerstraße 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)

   


(54) DÜSENVORRICHTUNG SOWIE VERFAHREN ZU DEREN HERSTELLUNG


(57) Die Erfindung betrifft eine Düsenvorrichtung 100 zum Aufbringen von mindestens einem ersten Medium auf die Oberfläche eines flächigen Körpers. Die Düsenvorrichtung besteht aus einer langgestreckten Primärdüse 110 mit einem Primärschlitz 112, der mit einer Druckkammer 114 im Inneren der Düsenvorrichtung in fluidleitender Verbindung steht zum Ausgeben eines Primärstrahls 113 in Form eines flächigen Vorhanges, bestehend aus zumindest dem ersten Medium auf die Oberfläche des flächigen Körpers. Um die Ausbildung eines Flüssigkeitssees vor dem Vorgang wirkungsvoll zu verhindern, ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass der Primärschlitz der langgestreckten Düse V-förmig ausgebildet ist.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Düsenvorrichtung zum Aufbringen mindestens eines ersten Mediums auf die Oberfläche eines flächigen Körpers, insbesondere auf die Oberfläche eines Metallbandes. Die Erfindung betrifft darüber hinaus ein Verfahren zur Herstellung der Düsenvorrichtung sowie eine Verwendung der Düsenvorrichtung.

Zum Hintergrund der Erfindung:



[0002] Beim Kaltwalzen von Metallbändern werden in der Regel Fluide (Emulsionen, Walzöle etc.) zur Walzspaltschmierung eingesetzt, die den Walzprozess positiv beeinflussen. Auf der Oberfläche des kaltgewalzten Bandes als Endprodukt sind Rückstände dieser Fluide allerdings unerwünscht. Die Bandtrockenheit stellt für die Auftraggeber ein wesentliches Qualitätskriterium mit herausragender Bedeutung dar.

[0003] Auf dem Markt sind Düsenvorrichtungen zum Abblasen von Feuchtigkeit insbesondere von Metallbändern grundsätzlich bekannt. Diese führen jedoch oftmals nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen. So sind im Stand der Technik beispielsweise klassische Blasbalken bekannt zum Trocknen von Oberflächen. Diese Blasbalken bestehen typischerweise aus einem Druckluftverteilerrohr mit darauf montierten Druckluftdüsen. Derartige Blasbalken haben den Nachteil, dass sich die Blaskegel der einzelnen Düsen im Überlappungsbereich gegenseitig beeinflussen. Dies kann dazu führen, dass es im Überlappungsbereich der Blaskegel zu streifenförmiger Restfeuchtigkeit auf der Oberfläche des Bandes kommt. Um diesen Effekt zu reduzieren, empfehlen die einschlägigen Düsenhersteller, mehrere Blasbalken hintereinander anzuordnen, welche unterschiedliche Düsenanordnungen aufweisen. Diese Vorgehensweise löst jedoch nicht das eigentliche Problem, sondern es wird in der Summe über die hintereinander angeordneten Blasbalken lediglich der Gesamteffekt auf die Bandoberfläche reduziert.

[0004] Neben den Blasbalken sind sogenannte "Air Knifes" bekannt. Diese Air Knifes erzeugen einen durchgehenden Druckluftvorhang, der sich vorzugsweise über die gesamte Bandbreite des hergestellten Metallbandes und darüber hinaus erstreckt. Die für die klassischen Blasbalken beschriebenen negativen Effekte durch die Interferenz der verschiedenen Blaskegel entsteht hier zwar nicht, allerdings haben die bekannten Air Knifes mit geraden Schlitzdüsen den Nachteil, dass diese ein Aufstauen der abzublasenden Flüssigkeiten vor dem Druckluftvorhang bewirken. Wird der aufgestaute Flüssigkeitssee zu groß, kann es passieren, dass ein Teil der aufgestauten Flüssigkeit durch den Druckluftvorhang hindurchtritt und ein nicht optimales Trocknungsergebnis auf der Oberfläche des Metallbandes entsteht. Da die Flüssigkeit nicht aktiv zu den Rändern des Bandes weggeführt wird, muss eine gerade Schlitzdüse außerdem permanent mit Druckluft beaufschlagt werden. Bei reversierenden Kaltwalzwerken befindet sich aber nur kurz nach der Walzrichtungsumkehr eine größere Emulsionsmenge auf der Bandoberfläche, die abgeführt werden muss.

[0005] Bekannte V-förmige Blasbalken, wie sie beispielsweise in den chinesischen Patentanmeldungen CN 2010 76872 Y und CN 2012 75559 Y sowie in der chinesischen Gebrauchsmusteranmeldung CN 212419119 U beschrieben sind, versuchen zwar genau diesen Nachteil auszugleichen. Das Funktionsprinzip der dort offenbarten V-förmigen Blasbalken basiert aber - wie bei den klassischen Blasbalken - auf überlappenden Blaskegeln, die sich gegenseitig beeinflussen. Es kann somit in den Überlappungsbereichen zu der besagten streifenförmigen Restfeuchte auf der Oberfläche kommen. Des Weiteren hat es sich gezeigt, dass die theoretischen, unter Laborbedingungen ermittelten Blaskegel der Düsen der Blasbalken mit den im realen Walzbetrieb nicht übereinstimmen. Grund dafür sind diverse Randbedingungen in der realen Einsatzumgebung, z. B. Dunstabsaugungen, hohe Bandgeschwindigkeiten, Querströmungen an Körperkanten, Verwirbelungen durch rotierende Bauteile etc. Dies führt dazu, dass eine optimale Ausrichtung der Düsen mit gut aufeinander abgestimmten Überlappungen nur schwer umsetzbar ist und es an diesen Stellen häufig zu Problemen bei der Inbetriebnahme kommt.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine bekannte Düsenvorrichtung mit einer langgestreckten Primärdüse sowie ein Verfahren zu deren Herstellung und eine Verwendung für die Düsenvorrichtung dahingehend weiterzubilden, dass die unerwünschte Ausbildung eines Flüssigkeitssees vor dem Vorhang, der von der Düsenvorrichtung durch Ausgabe von zumindest einem ersten Medium erzeugt wird, wirkungsvoll verhindert wird.

[0007] Diese Aufgabe wird für die Düsenvorrichtung durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1 gelöst. Demnach ist der Primärschlitz der langgestreckten Primärdüse der Düsenvorrichtung V-förmig ausgebildet.

[0008] Die Begriffe "flächiger Körper" und "Flachprodukt" werden nachfolgend synonym verwendet.

[0009] Durch die beanspruchte V-förmige Ausbildung des Primärschlitzes wird erreicht, dass sich die von der Oberfläche abzuführenden Flüssigkeiten nicht vor dem Druckluftvorhang der Schlitzdüse aufstauen, sondern aktiv zu den Rändern des Bandes hin abgeführt werden. Auf diese Weise wird ein optimales Trocknungsergebnis erreicht, weil allzu große Ansammlungen von Flüssigkeit vor dem Druckluftvorhang der langgestreckten Schlitzdüse und damit ein Durchbruch der Flüssigkeit durch den Vorhang, bestehend zumindest aus dem ersten Medium, durch die beanspruchte V-Form wirkungsvoll verhindert wird. Auf diese Weise wird insbesondere der Verbleib von Restfeuchtigkeit, insbesondere in Form von Streifen auf der Oberfläche verhindert.

[0010] Außerdem bietet die V-Form der Schlitzdüse den Vorteil, dass sie nicht dauerhaft, sondern nur kurzzeitig mit Druckluft beaufschlagt werden muss, bis der besagte Flüssigkeitssee vor dem Vorhang beseitigt ist.

[0011] Gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel sind in der erfindungsgemäßen Düsenvorrichtung vorzugsweise beidseitig benachbart und parallel zu der Primärdüse mit dem Primärschlitz jeweils Sekundärdüsen mit Sekundärschlitzen ausgebildet zum Ausgeben von Sekundärstrahlen eines zweiten Mediums auf die Oberfläche. Die Sekundärstrahlen dienen vorzugsweise zum Stabilisieren des Primärstrahls. Der Vorhang besteht dann aus dem ersten und zweiten Medium.

[0012] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel können das erste und das zweite Medium gleich sein; beispielsweise kann es sich bei beiden Medien um Luft handeln. Bei dem ersten Medium kann es sich jedoch beispielsweise um Druckluft und bei dem zweiten Medium um angesaugte Umgebungsluft handeln. Beide Medien sind vorzugsweise gasförmig.

[0013] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung ist zumindest der Primärschlitz über seiner gesamten Länge, insbesondere auch im Bereich des Knickes oder der Krümmung seiner V-förmigen Ausbildung nicht unterbrochen, sondern durchgängig ausgebildet.

[0014] Die langgestreckte Primär-Schlitzdüse kann über ihre gesamte Länge in Form einer Mehrzahl von Schlitzdüsensegmenten ausgebildet sein, die an ihren Stirnseiten miteinander so verbunden sind, dass der Primärschlitz durchgängig ist.

[0015] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Düsenvorrichtung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.

[0016] Die oben genannte Aufgabe der Erfindung wird weiterhin durch ein Verfahren zum Herstellen der Düsenvorrichtung gelöst. Demnach wird die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung mit additiver Fertigung, insbesondere im 3D-Druckverfahren hergestellt.

[0017] Die Herstellung kann aus Metall oder Kunststoff erfolgen, wobei die Herstellung aus Kunststoff den Vorteil eines geringeren Gewichtes hat.

[0018] Die erfindungsgemäß beanspruchte additive Fertigung bietet insbesondere auch Vorteile bei der Ausbildung der Zuleitung, der verästelten Zuführleitungen bzw. vorzugsweise auch von Ventilen in den verästelten Zuführleitungen innerhalb der erfindungsgemäßen Düsenvorrichtung. Die genannten Komponenten können bei additiver Fertigung einstückig bzw. integriert in der Düsenvorrichtung ausgebildet werden.

[0019] Schließlich wird die oben genannte Aufgabe durch eine beanspruchte Verwendung für die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung nach Anspruch 14 gelöst.

[0020] Der Beschreibung sind drei Figuren beigefügt, wobei
Figur 1
die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung beim Abblasen von Feuchtigkeit von einem Metallband in einem ersten Betriebsmodus;
Figur 2
die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung beim Betrieb des Primärschlitzes in einem zweiten Betriebsmodus, und
Figur 3
eine Querschnittsdarstellung der erfindungsgemäßen Düsenvorrichtung
zeigt.

[0021] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die genannten Figuren in Form von Ausführungsbeispielen detailliert beschrieben. In allen Figuren sind gleiche technische Elemente mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet.

[0022] Figur 1 zeigt die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung 100 zum Aufbringen eines ersten Mediums auf die Oberfläche eines flächigen Körpers, hier beispielhaft eines Metallbandes 300. Das erste Medium hat das Bezugszeichen 210. Die Düsenvorrichtung 100 besteht aus einer langgestreckten Primärdüse 110 mit einem Primärschlitz, der sich vorzugsweise über die gesamte Breite B der Primärdüse 110 durchgängig erstreckt. Die Breite der Primärdüse sollte so gewählt werden, dass sie breiter als die Breite B des zu trocknenden Metallbandes 300 ist.

[0023] Innerhalb der Düsenvorrichtung 100 ist hinter dem Primärschlitz 112 eine Druckkammer 114 ausgebildet, die mit dem Primärschlitz 112 in fluidleitender Verbindung steht zum Ausgeben eines Primärstrahls 137 des ersten Mediums in Form eines Vorhanges auf die Oberfläche des Metallbandes 300. Die Druckkammer 114 erstreckt sich vorzugsweise über dieselbe Länge bzw. Breite wie die Primärdüse 112. Die Druckkammer weist typischerweise einen schlitzförmigen Ausgang auf, der sich ebenfalls über die Länge des Primärschlitzes erstreckt und der entweder mit dem Primärschlitz 112 identisch ist oder der unmittelbar in den Primärschlitz mündet zum Versorgen des Primärschlitzes über seiner Gesamtlänge mit dem ersten Medium.

[0024] Erfindungsgemäß ist der Primärschlitz V-förmig ausgebildet, ähnlich wie ein Schneepflug. Die V-förmige Ausgestaltung bietet den Vorteil, dass Flüssigkeit, die sich vor einem zumindest von der Primärdüse 112 durch Ausgabe des ersten Mediums gebildeten Vorhang ansammelt, sofort zu dem Rand des flächigen Körpers 300, insbesondere dem Metallband abgeleitet wird. Der Primärschlitz 112 ist vorzugsweise über seine gesamte Länge und auch im Bereich seiner V-förmigen Ausbildung, d. h. im Bereich seines Knicks oder seiner Krümmung durchgängig, d. h. nicht unterbrochen. Dementsprechend ist auch der von ihm generierte Vorhang, bestehend aus dem ersten Medium über seiner gesamten Länge durchgängig.

[0025] Zur Speisung der Druckkammer 114 und des Primärschlitzes 112 mit dem ersten Medium ist mindestens eine Zulaufleitung 118 vorhanden, die sich auf ihrem Weg zu der Druckkammer 114 hin - über deren Breite verteilt - zunehmend in einer Mehrzahl von Zuführleitungen 119 verästelt. Durch die zunehmende Verästelung wird die Druckluftzufuhr strömungstechnisch optimiert und sorgt für einen über die Bandbreite konstanten Staudruck in der Primärdüse. Dadurch wird ein über die Bandbreite konstanter Druckluftvorhang erst möglich. Über der Breite der langgestreckten Spritzdüse können eine Mehrzahl von Abblaszonen ausgebildet sein, wobei jede der Abblaszonen durch mindestens eine, typischerweise jedoch durch eine Mehrzahl der verästelten Zuführleitungen 119 repräsentiert ist, die direkt in die Druckkammer münden. In den Verästelungen 119 können Ventile 121 vorgesehen sein zum individuellen Steuern des Zuflusses des ersten Mediums in die einzelnen Abblaszonen. In Figur 1 ist zu erkennen, dass in der Düsenvorrichtung 100 hier beispielhaft drei Abblaszonen I, II und III ausgebildet sind. Bei dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Abblaszone II ausgeschaltet, während die Abblaszonen I und III angeschaltet sind (= erster Betriebsmodus).

[0026] Bei dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel kann die Abschaltung der Abblaszone II durchaus Sinn machen, denn, wie in Figur 1 weiterhin zu erkennen ist, ist die Oberfläche des Metallbandes nur noch in ihrem Randbereich feucht, während sie in der Mitte des Metallbandes bereits trocken ist. Die Verteilung der Trockenheit über der Breite B des Metallbandes kann beispielsweise durch einen Feuchtigkeitsdetektor 400 erkannt werden, der ein entsprechendes Messsignal erzeugt. Die Abblaszonen I, II und III können dann nach Maßgabe der durch das Messsignal repräsentierten Verteilung der Feuchtigkeit über der Breite B des Metallbandes 300 angeschaltet oder abgeschaltet werden. Bei dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel kann die Trocknung der Oberfläche in der Mitte des Metallbandes 300 durch eine in Figur 1 nicht gezeigte Trocknungseinrichtung, z. B. ein Dry-Strip-System, realisiert worden sein, die stromaufwärts der Düsenvorrichtung 100 und vorzugsweise auch stromaufwärts des Feuchtigkeitsdetektors 400 angebracht ist. Bei dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel wird die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung 100 vor allem zur Entfernung von Restfeuchtigkeit, insbesondere von Restemulsion, auf der Oberseite am Rand des Metallbandes verwendet, die dort beispielsweise nach einem vorangegangenen Walzstich des Metallbandes und optional auch nach dessen erster Trocknung durch das Dry-Strip-System noch übriggeblieben ist.

[0027] Die besagte Ansteuerung der Ventile 121 erfolgt über eine Steuereinrichtung 500 nach Maßgabe des von der Feuchtigkeitsdetektionseinrichtung 400 ausgegebenen Messsignals, welches die Verteilung der Feuchtigkeit über der Breite B des flächigen Körpers, insbesondere des Metallbandes repräsentiert. Das heißt, je stärker die von dem Messsignal für einen Breitenbereich angezeigte noch vorhandene (Rest-) Flüssigkeit auf dem Band, desto stärker wird für diesen Breitenbereich die Abblasung eingestellt. Wie in Figur 1 zu erkennen ist, wird die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung 100 im Betrieb in Bezug auf das zu trocknende Metallband 300 so angestellt, dass sie mit ihrer V-förmigen Ausgestaltung gegen die Walzrichtung, d. h. gegen die Transportrichtung des Metallbandes gerichtet ist. Nur dann kann das gewünschte Abführen der Flüssigkeit zum Rand des Metallbandes hin gewährleistet werden.

[0028] Die Begriffe "Feuchtigkeit" und "Flüssigkeit" werden in der vorliegenden Beschreibung synonym verwendet.

[0029] In Figur 2 ist nochmals die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung 100 dargestellt. Im Unterschied zur Figur 1 ist in der Figur 2 jedoch zu erkennen, dass alle drei Abblaszonen I, II und III aktiviert sind, d. h. mit dem ersten Medium, beispielsweise Druckluft über die Zulaufleitung 118 versorgt werden. Das entspricht einem zweiten Betriebsmodus. Für eine derartige Verwendung bedarf es keiner Ventile 121 in verästelten Zuleitungen 119, wie in Figur 1 gezeigt. Derartige Ventile können bei der in Figur 2 gezeigten Ausführungsform eingespart werden.

[0030] Figur 3 zeigt einen Querschnitt durch die erfindungsgemäße Vorrichtung 100. In Figur 3 ist zunächst die Primärdüse 110 zu erkennen mit der Druckkammer 114, die mit ihrem schlitzförmigen Ausgang in den Primärschlitz 112 mündet. Die Primärdüse erzeugt den Primärstrahl 113. Vorzugsweise beidseitig benachbart und parallel geführt zu dem Primärschlitz 112 der Primärdüse 110 sind jeweils Sekundärdüsen 115 ausgebildet mit einem ebenfalls über ihrer Länge V-förmig gestalteten Sekundärschlitz 116 zum Ausgeben von Sekundärstrahlen 117 eines zweiten Mediums 220 auf die Oberfläche von z. B. dem Metallband 300. Die Sekundärstrahlen 117 dienen primär zum Stabilisieren des Primärstrahls 113. Die Sekundärdüsen 115 können ihrerseits jeweils aus eine Mehrzahl von Tertiärdüsen 200 mit dem zweiten Medium gespeist werden, wobei die Ausgangsströmungen der Tertiärdüsen in den Sekundärdüsen 115 gesammelt bzw. zu dem Sekundärstrahl 117 gebündelt werden. Neben den Strömungen aus den Tertiärdüsen 200 sind die Kanäle der Sekundärdüsen 115 in Verbindung mit der äußeren Oberfläche der Düsenvorrichtung 100 so gestaltet, dass größere Mengen Luft aus der Umgebung der Düsenvorrichtung 100 in die Kanäle der Sekundärdüsen 115 mit angesaugt wird und die Sekundärstrahlen 117 verstärken. Die Ansaugung der Umgebungsluft kann aufgrund des Coanda-Effektes erfolgen. Bei parallelem Betrieb von der Primärdüse und den Sekundärdüsen besteht der erzeugte Vorhang sowohl aus dem ersten wie auch aus dem zweiten Medium.

[0031] Die erfindungsgemäße Düsenvorrichtung 100 mit der Ausbildung der Druckkammer 114, mit der Zuleitung 118, mit den verästelten Zuführleitungen 119 und vorzugsweise auch mit den Ventilen 121 in den verästelten Zuführleitungen wird vorzugsweise einstückig mit additiver Fertigung, insbesondere im 3D-Druckverfahren hergestellt. Auf diese Weise kann die Düsenvorrichtung 100 mit ihren vielen Hohlräumen sehr einfach integriert gefertigt werden. Sie kann beispielsweise aus Metall oder aus Kunststoff gefertigt werden. Die aus Kunststoff gefertigte Düsenvorrichtung ist deutlich leichter als eine vergleichbare aus Metall 3D-gedruckte Düsenvorrichtung, wodurch ihre Montage vereinfacht und die für ihre Positionierung notwendigen Aktuatoren kleiner und damit preisgünstiger ausgelegt werden können. Schließlich neigen Metallteile zu einer Kondensatbildung an Ihrer Oberfläche. Bei Kunststoffteilen tritt dieser Effekt aufgrund der geringeren Wärmeleitung in der Regel nicht auf.

Bezugszeichenliste



[0032] 
100
Düsenvorrichtung
110
Primärdüse
112
Primärschlitz
113
Primärstrahl
114
Druckkammer
115
Sekundärdüse
116
Sekundärschlitz
117
Sekundärstrahlen
118
Zulaufleitung
119
Zuführleitung
121
Ventil
200
Tertiärdüsen
210
erstes Medium
220
zweites Medium
300
Flachprodukt, insbesondere Metallband
400
Feuchtigkeitsdetektionseinrichtung
500
Steuereinrichtung
B
Breite des Metallbandes
I, II, III
Abblaszonen



Ansprüche

1. Düsenvorrichtung (100) zum Aufbringen mindestens eines ersten Mediums (210) auf die Oberfläche eines Flachproduktes, insbesondere die Oberfläche eines Metallbandes (300), aufweisend:

eine langgestreckte Primärdüse (110) mit einem Primärschlitz (112), der sich vorzugsweise über die gesamte Länge der Primärdüse durchgängig erstreckt und der mit einer Druckkammer (114) im Innern der Düsenvorrichtung in fluidleitender Verbindung steht, zum Ausgeben eines Primärstrahls (113) in Form eines Vorhanges, bestehend zumindest aus dem ersten Medium auf die Oberfläche,

dadurch gekennzeichnet, dass

der Primärschlitz (112) V-förmig ausgebildet ist.


 
2. Düsenvorrichtung (100) nach Anspruch 1,

dadurch gekennzeichnet,

dass vorzugsweise beidseitig benachbart und parallel geführt zu dem Primärschlitz (112) der Primärdüse (110) jeweils eine Sekundärdüse (115) mit einem ebenfalls V-förmigen Sekundärschlitz (116) ausgebildet ist zum Ausgeben von Sekundärstrahlen (117) eines zweiten Mediums (220) auf die Oberfläche zum Stabilisieren des Primärstrahls,

wobei der Vorhang dann aus dem ersten und dem zweiten Medium gebildet ist.


 
3. Düsenvorrichtung (100) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste und das zweite Medium gleich sind und es sich dabei vorzugsweise um Luft handelt.
 
4. Düsenvorrichtung (100) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei dem ersten Medium um Druckluft und bei dem zweiten Medium um angesaugte Umgebungsluft handelt.
 
5. Düsenvorrichtung (100) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest der Primärschlitz (112) der Primärdüse (110), vorzugsweise jedoch auch der mindestens eine Sekundärschlitz über seiner/ihrer gesamten Länge, insbesondere auch im Bereich des Knicks oder der Krümmung seiner V-förmigen Ausbildung, nicht unterbrochen ist/sind.
 
6. Düsenvorrichtung (100) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die langgestreckte Primärdüse (110) über ihre Länge in Form einer Mehrzahl von Primärdüsensegmenten ausgebildet ist, die an ihren Stirnseiten so miteinander verbunden sind, dass der Primärschlitz durchgängig ist.
 
7. Düsenvorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet,

dass sich die Druckkammer (114) der Primärdüse zumindest weitgehend über dieselbe Länge erstreckt, wie der Primärschlitz; und

dass die Druckkammer einen schlitzförmigen Ausgang aufweist, der sich vorzugsweise über die gesamte Länge des Primärschlitzes erstreckt und der mit dem Primärschlitz identisch ist oder der unmittelbar in diesen mündet zum Versorgen des Primärschlitzes über seiner gesamten Länge mit dem ersten Medium.


 
8. Düsenvorrichtung (100) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Zulaufleitung (118) vorhanden ist zum Versorgen der Druckkammer (114) mit dem ersten Medium, wobei sich die Zulaufleitung zu der Druckkammer hin über deren Breite (B) verteilt zunehmend in eine Mehrzahl von Zuführleitungen (119) verästelt.
 
9. Düsenvorrichtung (100) nach Anspruch 8,

dadurch gekennzeichnet,

dass über der Breite (B) der langgestreckten Spritzdüse eine Mehrzahl von Abblaszonen ausgebildet sind,

wobei jede der Abblaszonen durch mindestens eine, typischerweise jedoch eine Mehrzahl der verästelten Zuführleitungen (119) repräsentiert ist, die direkt in die Druckkammer (114) münden.


 
10. Düsenvorrichtung (100) nach Anspruch 9,

gekennzeichnet durch

eine Feuchtigkeitsdetektionseinrichtung (400) zum Erzeugen eines Messsignals, welches die Verteilung der Feuchtigkeit über die Breite (B) des flächigen Körpers, insbesondere des Metallbandes repräsentiert; Ventile (121) in den verästelten Zuführleitungen (119); und

eine Steuereinrichtung (500) zum individuellen Steuern des Zuflusses des ersten Mediums in den einzelnen Abblaszonen durch Ansteuern der Ventile (121) als Stellglieder nach Maßgabe des von der Feuchtigkeitsdetektionseinrichtung ausgegebenen Messsignals.


 
11. Verfahren zum Herstellen der Düsenvorrichtung (100) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Düsenvorrichtung (100) mit additiver Fertigung, insbesondere im 3-D Druckverfahren hergestellt wird.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass auch die Zuleitung (118), die verästelten Zuführleitungen (119) und vorzugsweise auch die Ventile (121) in den verästelten Zuführleitungen einstückig mit der additiven Fertigung hergestellt und so in die Düsenvorrichtung integriert werden.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Düsenvorrichtung (100) aus Metall oder Kunststoff, vorzugsweise aus thermoplastischem Kunststoff 3D-gedruckt wird.
 
14. Verwendung der Düsenvorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10, zum Entfernen von Restfeuchtigkeit, insbesondere Restemulsion, auf der Unter- und/oder der Oberseite am Rand eines Metallbandes, beispielsweise auf der Einlaufseite eines Walzgerüstes, die dort z. B. nach einem vorangegangenen Walzstich des Metallbandes und optional auch nach dessen vorausgegangenen Trocknung durch ein Dry-Strip-System (DS-System) noch übriggeblieben ist.
 




Zeichnung













Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente