Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Regeln einer Stranggießanlage,
- wobei die Stranggießanlage eine Kokille und eine der Kokille nachgeordnete Strangführung
aufweist,
- wobei in die Kokille, insbesondere über eine Zuflusseinrichtung, flüssiges Metall
gegossen wird, das an Wänden der Kokille erstarrt, so dass sich ein Metallstrang mit
einer erstarrten Strangschale und einem noch flüssigem Kern bildet,
- wobei der Metallstrang mittels beabstandet angeordneter Rollen der Strangführung aus
der Kokille ausgezogen wird,
wobei eine Messgröße ermittelt wird, die mit der Schwankung des sich in der Kokille
ausbildenden Gießspiegels korreliert, diese Messgröße unter Einbindung von zumindest
einer Rechenvorschrift verarbeitet und zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels
herangezogen wird,
- wobei zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels der gegenseitige Abstand
von einander gegenüberliegenden Rollen der Strangführung vor dem Durcherstarrungspunkt
zyklisch geändert wird, nämlich durch zyklische, den Schwankungen des Gießspiegels
gegenläufige Änderung des Rollenabstands von einander gegenüberliegenden Rollen der
Strangführung,
- wobei Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels detektiert werden und zumindest
ein Beobachter vorgesehen ist, der basierend darauf einen Kompensationswert für einen
Sollwert des Rollenabstands der Rollen ermittelt.
[0002] Die Erfindung umfasst auch eine entsprechende Vorrichtung.
[0003] Das Verfahren kann beim kontinuierlichen Stranggießen eingesetzt werden. Generell
kann das Verfahren bei allen Stranggießverfahren mit hohen Gießgeschwindigkeiten vorteilhaft
angewendet werden, weil hier eine hochdynamische Regelung/Steuerung des Gießspiegels
verstärkt notwendig ist. Unter den Begriff Stranggießen fällt das Gießen von Brammen
und Bändern, insbesondere das Dünnbrammengießen, wie das Dünnbrammengießen im Direktverbund,
also im Verbund einer Stranggießanlage mit einer Warmwalzanlage.
Stand der Technik
[0004] Beim kontinuierlichen Stranggießen ist es aus metallurgischer Sicht für die Ausbildung
einer einheitlichen rissfreien Strangschale und einer homogenen, fehlerfreien Bramme
generell von großer Bedeutung, dass Gießspiegelschwankungen in einem geforderten engen
Toleranzbereich liegen. Aufgrund der verschieden Phänomene, die den Gießspiegel beeinflussen,
ist eine Regelung notwendig, um diesen konstant zu halten. Zu diesen Phänomenen zählen
- 1. Transiente Flüsse in die Kokille über die Zuflusseinrichtung:
- Verstopfen der Zuflusseinrichtung, die als Stopfen oder Schieber ausbildet sein kann,
Verstopfen des Tauchrohres bzw. das Loslösen und Freispülen dieser Verstopfungen,
- Änderungen der Spülgasmenge (bei Stopfen wird meist in der Stopfenmitte Argon zur
Erzeugung eines Überdrucks im Tauchrohr (Verhindern der Ansaugung von Luft) eingeblasen,
was Turbulenzen im Stahlbad in der Kokille verursachen kann),
- Verteilergewichtsschwankungen verursacht z.B. durch nicht ideale Regelung des Zuflusses
der Pfanne in den Verteiler (Verteiler = Zwischengefäß zwischen Pfanne und Kokille).
Durch diese Druckänderung wird bei gleicher Stopfenöffnung ein anderer Durchfluss
erzeugt, welchem mit Regelung entgegengewirkt werden muss,
- Viskositätsänderung des Stahls bei z.B. Pfannenwechsel.
- 2. Veränderung des Volumens an Flüssigstahl in der Kokille:
- Formatänderung in der Kokille
- Gießspiegel-Sollwertänderung (z.B. um Verschleißerscheinungen an dem Tauchrohr zu
reduzieren)
- 3. Transiente Flüsse aus der Kokille:
- Strangpumpen
- Gießgeschwindigkeitsänderungen
- Verbogene Rollen
- Beabsichtigte Änderungen des Gießspaltes (z.B. Soft reduction)
[0005] All diese angeführten Phänomene führen zu Änderungen im Gießspiegel und diesen Änderungen
muss entgegengewirkt werden. Da viele der Phänomene sehr plötzlich und unerwartet
auftreten, spielt die Dynamik der Regelung eine sehr große Rolle.
[0006] Vermehrt bei speziellen Stahlqualitäten, z. B. peritektischen Stählen oder ferritischen
rostfreien Stählen, kommt es während des kontinuierlichen Gießvorganges zu einem unregelmäßig
auftretenden Heben und Senken des Badspiegels (=zyklisch), das als "Strangpumpen"
("bulging", "mold level hunting") bekannt ist. Beim Strangpumpen ist ein ermittelbarer
Zusammenhang zwischen einer mit dem Strangpumpen korrelierenden Messgröße und der
Gießspiegelbewegung feststellbar. Es ist ein Merkmal dieser zyklisch auftretenden
Störung, dass sie bei einer bestimmten Gießgeschwindigkeit mit einer Periodendauer
auftritt, die in etwa der durchschnittlichen Rollenteilung (also dem Abstand der Rollen
in Transportrichtung des Strangs) mindestens eines Bereiches der Strangführung entspricht.
Im besonderen Maße tritt das Strangpumpen bei Stranggießanlagen auf, bei denen die
Rollenteilung in der Strangführung über längere Abschnitte konstant ist (also mehrere
in Transportrichtung des Strangs aufeinanderfolgende Rollen den gleichen Abstand zueinander
haben). Neben der Grundwelle treten auch harmonische Oberwellen auf. Es konnte festgestellt
werden, dass das Strangpumpen nur oberhalb einer empirisch zu ermittelnden kritischen
Gießgeschwindigkeit auftritt, die wiederum von verwendetem Betriebsmittel und von
der Betriebsweise abhängt. Eine Beschränkung der Gießgeschwindigkeit ist jedoch aus
Sicht eines steten Trends zu Kapazitätssteigerungen nicht akzeptabel. Typische Gießgeschwindigkeiten
liegen z.B. beim Dünnbrammengießen im Direktverbund bei bis zu 6 m/min und höher.
[0007] Das Strangpumpen führt zu einer unregelmäßigen Dicke der Strangschale, was insbesondere
beim Dünnbrammengießen im Direktverbund aufgrund der geringeren Dicke des gegossenen
Stranges im Vergleich zu einer gegossenen Bramme und der hohen Gießgeschwindigkeit
problematisch sein kann.
[0008] Die Regelung des Gießspiegels durch die Einstellung der Zuflusseinrichtung der Kokille
weist nur eine niedrige Dynamik auf. Damit ist es nicht möglich, beispielsweise die
beim kontinuierlichen Stranggießen ab einer Geschwindigkeit von größer gleich 2m/min
auftretenden Frequenzen von größer gleich 0,6 Hz auszugleichen, welche Unregelmäßigkeiten
im Stahlerzeugnis verursachen und somit die Qualität des Erzeugnisses mindern. Dieses
Problem des "high frequency bulging", also der Wölbungskompensation des Strangpumpens
mit Frequenzen größer gleich 0,6 Hz, wird etwa durch die
WO 2018/108652 A1 gelöst.
[0009] Die
WO 2018/108652 A1 schlägt daher ein eingangs genanntes Verfahren vor, wo Schwankungen des Gießspiegels
sowohl durch zyklisch gegenläufige Bewegungen der Zuflusseinrichtung - mit relativ
niedriger Frequenz - als auch durch zyklisch gegenläufige Änderung des Rollenabstands
von Rollen der Strangführung - mit relativ hoher Frequenz - vermindert werden.
[0010] Man hat festgestellt, dass mit dem dabei ermittelten Kompensationswert für den Rollenabstand
der Rollen der Strangführung, wenn man diesen Kompensationswert der Verstellvorrichtung
der Rollen zuführt, oft nicht das ganze Ausmaß der zu erwartenden Reduktion der Schwankungen
des Gießspiegels erzielt werden kann.
Aufgabe der Erfindung
[0011] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung die Nachteile des Stands der
Technik zu überwinden und ein Verfahren zum Regeln einer Stranggießanlage vorzuschlagen,
mittels dem die Schwankungen des Gießspiegels größer gleich 0,6 Hz noch besser reduziert
werden können.
Darstellung der Erfindung
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Regeln einer Stranggießanlage
gemäß Anspruch 1,
- wobei die Stranggießanlage eine Kokille und eine der Kokille nachgeordnete Strangführung
aufweist,
- wobei in die Kokille, insbesondere über eine Zuflusseinrichtung, flüssiges Metall
gegossen wird, das an Wänden der Kokille erstarrt, so dass sich ein Metallstrang mit
einer erstarrten Strangschale und einem noch flüssigem Kern bildet,
- wobei der Metallstrang mittels beabstandet angeordneter Rollen der Strangführung aus
der Kokille ausgezogen wird,
wobei eine Messgröße ermittelt wird, die mit der Schwankung des sich in der Kokille
ausbildenden Gießspiegels korreliert, diese Messgröße unter Einbindung von zumindest
einer Rechenvorschrift verarbeitet und zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels
herangezogen wird,
- wobei zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels der gegenseitige Abstand
von einander gegenüberliegenden Rollen der Strangführung vor dem Durcherstarrungspunkt
zyklisch geändert wird, nämlich durch zyklische, den Schwankungen des Gießspiegels
gegenläufige Änderung des Rollenabstands von einander gegenüberliegenden Rollen der
Strangführung,
- wobei Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels detektiert werden und zumindest
ein Beobachter vorgesehen ist, der basierend darauf einen Kompensationswert für einen
Sollwert des Rollenabstands der Rollen ermittelt.
[0013] Dabei ist vorgesehen, dass als eine der Eingangsgrößen für diesen Beobachter der
Istwert des Rollenabstands verwendet wird, um eine Phasenverschiebung und/oder Amplitude
des Istwerts des Rollenabstands zu kompensieren.
[0014] Grundsätzlich wird somit durch die Rechenvorschrift mittels der angestellten Rollen
der Strangführung eine die Schwankungen ausregelnde Bewegung bewirkt. Der gegenseitige
Abstand von einander gegenüberliegenden Rollen, zwischen denen der Strang geführt
wird, wirkt sich direkt auf den flüssigen Kern des Strangs aus und verändert direkt
den Gießspiegel, die Schwankungen des Gießspiegels werden sofort korrigiert. Dadurch
wird eine genauere und dynamischere Regelung des Gießspiegels ermöglicht. Geringere
Schwankungen des Gießspiegels bewirken wieder eine Qualitätsverbesserung des Strangs
bzw. des Brammenendprodukts, wie z.B. eine Reduktion von Einschlüssen oder eine Rissvermeidung.
Somit können auch phasenrichtig Schwingungen mit höheren Frequenzen durch Änderungen
des Rollenabstands erzeugt werden. Die Bewegung der Zuflusseinrichtung hingegen, welche
die Menge an flüssigem Metall festlegt, die in die Kokille gelangt, überträgt sich
langsamer auf den Gießspiegel, weil ja noch unterhalb der Zuflusseinrichtung befindliches
flüssiges Metall in die Kokille strömt, wenn die Stellung der Zuflusseinrichtung geändert
wird. Insofern kann mit der Zuflusseinrichtung ein phasenrichtiges Ändern der Stellung
der Zuflusseinrichtung nur bei niedrigeren Frequenzen erreicht werden bzw. kann durch
diese zusätzliche, nicht kompensierbare Dynamik nur eine geringere Regelgüte erreicht
werden.
[0015] Erfindungsgemäß kann durch die Änderung des gegenseitigen Abstands von einander gegenüberliegenden
Rollen eine Steuerung bzw. Regelung des Gießspiegels erreicht werden. Zwischen einander
gegenüberliegenden Rollen liegt der Strang. Das Verfahren benötigt lediglich anstellbare
Rollen, welche vor dem Durcherstarrungspunkt angeordnet sind. Der Durcherstarrungspunkt
ist, längs der Strangführung gesehen, jener Ort, wo der Kern des Strangs bzw. der
Bramme bereits fest ist. Eine Regelung oder Steuerung des Gießspiegels ist aber nur
vor der Durcherstarrung möglich, also dort, wo der Strang bzw. die Bramme im Kern
noch flüssig ist. Die Rollen, deren gegenseitiger Abstand zur Verringerung der Schwankungen
des Gießspiegels geändert wird, können, müssen aber nicht jene Rollen sein, die angetrieben
sind, um den Metallstrang aus der Kokille zu ziehen.
[0016] Der gegenseitige Abstand von einander gegenüberliegenden Rollen der Strangführung
wird erfindungsgemäß zyklisch geändert. "Zyklisch geändert" bedeutet, dass einander
gegenüberliegende Rollen periodisch ihren gegenseitigen Abstand zueinander ändern.
Dabei kann das erfindungsgemäße Verfahren als einziges Regel- bzw. Steuerverfahren
für den Gießspiegel eingesetzt werden (in Kombination mit der Durchflussregelung der
Zuflusseinrichtung), oder auch in Kombination mit anderen Regel- bzw. Steuerverfahren
für den Gießspiegel durch die Zuflusseinrichtung. Bei einer Kombination von Regel-
bzw. Steuerverfahren können die einzelnen Regel- bzw. Steuerverfahren unabhängig voneinander
betrieben werden.
[0017] Obwohl es mit dem Verfahren der
WO 2018/108652 A1 gut gelingt, Schwingungen mit höheren Frequenzen die meiste Zeit phasenrichtig zu
reduzieren, gibt es Betriebsfälle, wo das Verhalten der Stranggießanlage, nämlich
der Verstellvorrichtung für die Rollen, von den Modellen, die im Beobachter hinterlegt
sind, abweicht. Dann arbeitet die Verstellvorrichtung nicht phasenrichtig oder nicht
mit der vorgesehenen Amplitude. Gründe dafür sind etwa die Abnützung der mechanischen
und/oder hydraulischen Komponenten der Verstellvorrichtung, Änderungen der Strangdicke
oder der Stahleigenschaften, Reibung im Hydraulikzylinder oder in mechanischen Teilen
der Verstellvorrichtung und thermische Verformung in Bauteilen der Verstellvorrichtung.
Auch eine Änderung in der Strangbreite, also etwa der Breite der Dünnbramme, kann
eine Abweichung von den Modellen bewirken, weil bei zunehmender Breite der Druck in
den Hydraulikzylindern der Verstellvorrichtung erhöht werden muss, um die gleiche
Strangdicke zu erhalten.
[0018] Um auch in diesen Betriebsfällen eine gute Kompensation insbesondere der hochfrequenten
Gießspiegelschwankungen erreichen zu können, wird der Istwert des Rollenabstands bei
der Berechnung des Kompensationswerts für den Rollenabstand berücksichtigt. Damit
ergibt sich dann der für diesen nicht vorhersehbaren Betriebsfall nötige Kompensationswert,
um die hochfrequenten Gießspiegelschwankungen dennoch möglichst auszugleichen.
[0019] Insbesondere wenn (auch) das Strangpumpen ("Bulging") ausgeglichen werden soll, können
die zyklischen Änderungen in einem Frequenzbereich bis zu größer gleich 0,6 Hz, vorzugsweise
bis 5 Hz, liegen. Die Änderung des Rollenabstands kann also mit Frequenzen erfolgen,
die auch größer gleich 0,6 Hz sind, die insbesondere bis zu 5 Hz betragen.
[0020] So können etwa, falls nur das auf die Rollen wirkende Regel- bzw. Steuerverfahren
angewendet wird, die zyklischen Änderungen des Rollenabstands im Frequenzbereich von
0 bis 0,6 Hz, von 0 bis 1 Hz, von 0 bis 2 Hz, von 0 bis 3 Hz, von 0 bis 4 Hz oder
von 0 bis 5 Hz liegen. Wenn das erfindungsgemäße Regel- bzw. Steuerverfahren zur Verringerung
der Schwankungen des Gießspiegels mit anderen Regel- bzw. Steuerverfahren zur Verringerung
der Schwankungen des Gießspiegels kombiniert wird, so könnte das bzw. könnten die
anderen Verfahren einen niedrigeren Frequenzbereich abdecken (z.B. von 0 bis 0,6 Hz),
während das erfindungsgemäße Verfahren nur den höheren Frequenzbereich abdeckt (z.B.
von 0,6 bis 1 Hz, von 0,6 bis 2 Hz, von 0,6 bis 3 Hz, von 0,6 bis 4 Hz oder von 0,6
bis 5 Hz) .
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es vorgesehen, dass entlang der Strangführung beidseitig (also bezüglich des Strangs
einander gegenüberliegend) mehrere Rollensegmente mit jeweils einer oder mehreren
Rollen angeordnet sind, wobei zumindest ein Rollensegment normal zur Strangführungsrichtung
verstellt wird. Der Begriff Rollensegment inkludiert auch sogenannte Gitter (="Grids")
welche typischer Weise direkt unterhalb der Kokille angeordnet sind. Mit "normal zur
Strangführungsrichtung" ist hier jede Verstellung gemeint, die im Wesentlichen normal
zur Strangführungsrichtung verläuft. Dies umfasst sowohl ein Verschwenken als auch
ein paralleles Verschieben eines Rollensegments. Die Strangführung ist in der Regel
längs der Strangführungsrichtung in mehrere Segmente unterteilt, jedes Segment enthält
zwei einander gegenüberliegende Rollensegmente.
[0022] Vorteilhaft wird ein nahe der Kokille angeordnetes Rollensegment verstellt. Insofern
kann vorgesehen sein, dass zumindest ein Rollensegment des ersten Segments verstellt
wird. Es kann also vorgesehen sein, dass das oberste, also der Kokille am nächsten
liegende, Rollensegment verstellt wird. Die große Verstärkung des Aktors, der direkt
eingreift, ermöglicht höchste Dynamik. Der Faktor bezüglich der Änderung des Rollenabstands
im obersten Segment und sein Einfluss auf den Gießspiegel beträgt typischer Weise
etwa 1:10 bis 1:13 (schwenkbare Segmente) bzw. 1:20 (parallel verfahrende Segmente).
Das bedeutet, dass durch eine Vergrößerung des Rollenabstands von 0,1 mm ein Fall
des Gießspiegels in der Kokille um 1mm bis 1,3mm bzw. 2mm bewirkt wird. Hierdurch
werden nur kleine Änderungen des Rollenabstands benötigt, welche in sehr kurzer Zeit
bewerkstelligt werden können, um hohe Frequenzen des Strangpumpens mit bis zu 5 Hz
kompensieren zu können.
[0023] Durch die selektive Verstellung von einzelnen Rollensegmenten mit jeweils mehreren
Rollen normal zur Strangführungsrichtung wird der Abstand zwischen gegenüber angeordneten
Rollen den Schwankungen des Gießspiegels gegenläufig verringert, um Frequenzen der
Schwankungen des Gießspiegels zu kompensieren. Durch diese Kompensation wird die Stabilität
des kontinuierlichen Stranggießens deutlich erhöht und bei gleichbleibender Qualität
des Stahlerzeugnisses werden hohe Gießgeschwindigkeiten ermöglicht.
[0024] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
vorgesehen, dass zumindest ein Rollensegment verschwenkt wird. Die Schwenkachse liegt
dabei vorzugsweise näher an der Kokille, sodass der von der Kokille weiter entfernte
Teil des Rollensegments stärker ausgelenkt wird. Das äußere Rollensegment, also jenes
an der nach außen gekrümmten Seite der Strangführung, könnte dabei fix sein, etwa
durch einen feststehenden Außenrahmen verwirklicht sein. Das gegenüberliegende Rollensegment,
also jenes an der nach innen gekrümmten Seite der Strangführung, wird verschwenkt.
Es weist dazu z.B. einen Innenrahmen auf, der die Rollen trägt und der verschwenkbar
gelagert ist. Denkbar wäre aber auch, dass das innere Rollensegment fix angebracht
ist und das äußere Rollensegment gegenüber dem inneren Rollensegment verschwenkt wird.
[0025] Besonders gute Ergebnisse bei der Kompensation der Gießspiegelschwankungen lassen
sich erzielen, wenn entlang der Strangführung beidseitig mehrere Rollensegmente mit
jeweils einer oder mehreren Rollen angeordnet sind, wobei zumindest das der Kokille
am nächsten liegende innere Rollensegment normal zur Strangführungsrichtung um die
Drehachse einer Rolle dieses Rollensegments, die der Kokille am nächsten liegt, verschwenkt
wird. Durch den geringen Abstand zur Kokille wirkt sich die Verschwenkung des obersten
Rollensegments besonders schnell auf den Gießspiegel aus.
[0026] Alternativ zum Verschwenken von Rollensegmenten kann vorgesehen sein, dass zumindest
ein Rollensegment in paralleler Ausrichtung zu einem gegenüber liegenden, entlang
der Strangführung angeordneten Rollensegment verstellt wird, wodurch wiederum eine
selektive Anpassung des Rollenabstands zwischen einzelnen Rollensegmenten und Rollen
ermöglicht wird. Das äußere Rollensegment, also jenes an der nach außen gekrümmten
Seite der Strangführung, könnte dabei fix sein, etwa durch einen feststehenden Außenrahmen
verwirklicht sein. Das gegenüberliegende Rollensegment, also jenes an der nach innen
gekrümmten Seite der Strangführung, wird dann in Richtung des äußeren Rollensegments
translatorisch verschoben. Denkbar wäre auch hier, dass umgekehrt das innere Rollensegment
fix ist, während das gegenüberliegende äußere Rollensegment translatorisch verschoben
wird.
[0027] Durch den Abstand der Rollen zweier gegenüberliegender Rollensegmente kann das Volumen
an flüssigem Metall im Kern des Stranges ermittelt und somit ein Rückschluss auf eine
relative Gießspiegeländerung gezogen werden.
[0028] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird zumindest ein Rollensegment durch eine Verstellvorrichtung verstellt, welche
zumindest einen hydraulischen oder elektromechanischen Aktuator (z.B. Hydraulikzylinder
oder elektrischer Spindelantrieb) umfasst. Um eine optimale Reaktionszeit bezüglich
der Einstellung des Rollenabstands im Hinblick auf Gießspiegelschwankungen zu ermöglichen,
wird vorzugsweise ein Proportionalventil für zumindest einen hydraulischen Zylinder
verwendet.
[0029] Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass Frequenzen der Schwankungen des
Gießspiegels in einem Frequenzbereich von 0 bis 5Hz detektiert und die Schwankungen
mittels zyklisch gegenläufiger Änderung des Rollenabstands von Rollen der Strangführung
ausgeglichen werden. Bei dieser Ausführungsvariante erfolgt also kein Ausgleich der
Schwankungen des Gießspiegels durch die Zuflusseinrichtung für die Kokille.
[0030] Eine dazu alternative Ausführungsform der Erfindung sieht vor,
- dass Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels in einem ersten Frequenzbereich
detektiert werden und die Schwankungen mittels zyklisch gegenläufiger Bewegungen der
Zuflusseinrichtung (der Kokille) ausgeglichen werden, weitere Frequenzen der Schwankungen
des Gießspiegels in einem zweiten Frequenzbereich detektiert und die Schwankungen
mittels zyklisch gegenläufiger Änderung des Rollenabstands von Rollen der Strangführung
ausgeglichen werden, wobei der zweite Frequenzbereich über dem ersten Frequenzbereich
liegt,
- dass ein erster Beobachter vorgesehen ist, der einen ersten Kompensationswert für
eine Sollstellung der Zuflusseinrichtung auf Basis von Frequenzen des ersten Frequenzbereichs
ermittelt,
- dass ein zweiter Beobachter vorgesehen ist, der einen zweiten Kompensationswert für
einen Sollwert des Rollenabstands der Rollen der Strangführung auf Basis von Frequenzen
des zweiten Frequenzbereichs ermittelt, wobei als eine der Eingangsgrößen für diesen
zweiten Beobachter der Istwert des Rollenabstands verwendet wird.
[0031] Diese Ausführungsvariante hat den Vorteil, dass niederfrequente Schwankungen des
Gießspiegels, wie bisher schon gemäß dem Stand der Technik, durch Regelung der Zuflusseinrichtung
der Kokille ausgeglichen werden können, während nur die höherfrequenten Schwankungen
des Gießspiegels durch die Regelung des Abstands der Rollen ausgeglichen werden. Es
besteht somit die Möglichkeit bestehende Regelungen für die niederfrequenten Schwankungen
mit einer zusätzlichen Regelung des Abstands der Rollen nachzurüsten.
[0032] Dabei können die Regelung für die Zuflusseinrichtung und/oder die Regelung für den
Rollenabstand mit Hilfe eines sogenannten Beobachters realisiert werden, wie dies
in der
AT 518461 A1 gezeigt ist. Unter einem Beobachter versteht man entsprechend der Regelungstechnik
ein System, das aus bekannten Eingangsgrößen (z. B. Stellgrößen oder messbaren Störgrößen)
und Ausgangsgrößen (Messgrößen) eines beobachteten Referenzsystems nicht messbare
Größen (Zustände) rekonstruiert. Dazu bildet er das beobachtete Referenzsystem als
Modell nach und führt mit einem Regler die messbaren, und deshalb mit dem Referenzsystem
vergleichbaren, Zustandsgrößen nach. So wird vermieden, dass ein Modell einen über
die Zeit wachsenden Fehler generiert.
[0033] Vorzugsweise weist die Verfahrensvariante mit zwei Frequenzbereichen einen ersten
Beobachter auf, der einen ersten Kompensationswert für eine Sollstellung der Zuflusseinrichtung
auf Basis von Frequenzen des ersten Frequenzbereichs ermittelt, und einen zweiten
Beobachter, der einen zweiten Kompensationswert für einen Sollwert des Rollenabstands
der Rollen der Strangführung auf Basis von Frequenzen des zweiten Frequenzbereichs
ermittelt, wobei als eine der Eingangsgrößen für diesen zweiten Beobachter eben erfindungsgemäß
der Istwert des Rollenabstands verwendet wird.
[0034] Hierdurch wird der Gießspiegel in der Kokille sowohl durch den Zufluss in die Kokille
als auch durch die Führung des Metallstranges, vorzugsweise im obersten Segment, nach
der Kokille geregelt. Außerdem ist vorteilhaft, dass durch die Separation der Beobachter
auf verschiedene Aktuatoren (einerseits der erste Kompensationswert für die Sollstellung
der Zuflusseinrichtung im Fall des ersten Beobachters und andererseits der zweite
Kompensationswert für den Rollenabstand der Rollen der Strangführung), keine Störung
zwischen den Beobachtern beziehungsweise keine negative Beeinflussung der Beobachter
untereinander entstehen kann.
[0035] In einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante des Verfahrens mit zwei Frequenzbereichen
arbeitet der erste Beobachter in einem Frequenzbereich kleiner gleich 0,6 Hz und der
zweite Beobachter in einem Frequenzbereich von größer gleich 0,6 Hz, vorzugsweise
zwischen 0,6 bis 5 Hz. Durch die getrennten Frequenzbereiche der zwei Beobachter ergibt
sich der Vorteil, dass es nicht zu Interferenzen zwischen den Beobachtern durch Überlappung
der Frequenzfenster kommen kann, wodurch zum Beispiel der Sollwert für den Aktuator
der Gießspiegelregelung gleich bleibt (im Falle keiner Wölbungen) oder kleiner als
im Falle ohne sekundärer Kompensation. Hierdurch werden Gießspiegelschwankungen zusätzlich
reduziert und Qualitätsverluste des Stahlerzeugnisses stark vermindert. Durch die
Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können hohe Gießgeschwindigkeiten bei
hoher Qualität des Stahlerzeugnisses verwendet werden, wodurch sich die Produktivität
von Anlagen zum kontinuierlichen Strangguss, insbesondere zur kontinuierlichen Dünnbrammenerzeugung
im Direktverbund, deutlich erhöht.
[0036] Eine mögliche Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst
Mittel zur Einbringung einer Metallschmelze in eine Kokille, eine Strangführung umfassend
Rollen und eine Messeinrichtung zur Messung von Schwankungen des Gießspiegels, die
mit einer Steuereinrichtung verbunden ist. Dabei ist eine mit der Steuereinrichtung
verbundene Verstellvorrichtung vorgesehen, welche dazu ausgebildet ist, Schwankungen
des Gießspiegels durch zyklische, den Schwankungen des Gießspiegels gegenläufige Änderung
des Rollenabstands von einander gegenüberliegenden Rollen der Strangführung zu verringern,
insbesondere auszugleichen, wobei die Steuereinrichtung zumindest einen Beobachter
umfasst, der so ausgebildet ist, dass basierend auf Frequenzen der Schwankungen des
Gießspiegels ein Kompensationswert für einen Sollwert des Rollenabstands der Rollen
ermittelt wird und als eine der Eingangsgrößen für diesen Beobachter der Istwert des
Rollenabstands verwendet wird, um eine Phasenverschiebung und/oder Amplitude des Istwerts
des Rollenabstands zu kompensieren.
[0037] Wie bereits im Zusammenhang mit dem Verfahren besprochen, kann vorgesehen sein, dass
die Verstellvorrichtung für zyklische Änderungen des Rollenabstands in einem Frequenzbereich
bis zu größer gleich 0,6 Hz, vorzugsweise bis 5 Hz, ausgelegt ist. Die Verstellvorrichtung
kann zumindest einen hydraulischen oder elektromechanischen Aktuator, wie einen hydraulischen
Zylinder oder einen elektrischen Spindelantrieb, umfassen. Selbstverständlich kann
die Verstellvorrichtung für zyklische Änderungen des Rollenabstands in einem Frequenzbereich
ab 0 Hz, vorzugsweise bis 5 Hz, ausgelegt sein, etwa ebenso mit hydraulischen oder
elektromechanischen Aktuatoren, wie einem hydraulischen Zylinder oder einem elektrischen
Spindelantrieb.
[0038] Wie ebenfalls bereits im Zusammenhang mit dem Verfahren besprochen, kann vorgesehen
sein, dass entlang der Strangführung beidseitig mehrere Rollensegmente mit jeweils
einer oder mehreren Rollen angeordnet sind, wobei zumindest ein Rollensegment mittels
der Verstellvorrichtung normal zur Strangführungsrichtung verstellbar ist.
[0039] Beispielsweise kann im obersten, also ersten, Segment zumindest ein Rollensegment
verstellbar sein. Dabei kann zumindest ein Rollensegment verschwenkbar sein. Oder
zumindest ein Rollensegment ist in paralleler Ausrichtung zu einem gegenüber liegenden,
entlang der Strangführung angeordneten Rollensegment verstellbar. Vorzugsweise werden
die Rollensegmente so verstellt, dass keine sprunghaften Segmentübergänge (=Dickenänderungen)
entstehen, dies wird "verlinkt verfahren" genannt.
[0040] Bevorzugt ist jene Ausführungsform, wo entlang der Strangführung beidseitig mehrere
Rollensegmente mit jeweils einer oder mehreren Rollen angeordnet sind, wobei zumindest
das der Kokille am nächsten liegende innere Rollensegment mittels der Verstellvorrichtung
normal zur Strangführungsrichtung um die Drehachse einer Rolle dieses Rollensegments,
die der Kokille am nächsten liegt, verschwenkbar ist.
[0041] Entsprechend zur Verfahrensvariante mit zwei Frequenzbereichen sieht eine Variante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung vor, dass mittels der Messeinrichtung Frequenzen
der Schwankungen des Gießspiegels in einem ersten Frequenzbereich detektierbar sind
und diese Schwankungen mittels zyklisch gegenläufiger Bewegungen einer Zuflusseinrichtung
der Kokille ausgleichbar sind, und dass mittels der Messeinrichtung weitere Frequenzen
der Schwankungen des Gießspiegels in einem zweiten Frequenzbereich detektierbar sind
und diese Schwankungen mittels zyklisch gegenläufiger Änderung des Rollenabstands
von Rollen der Strangführung mittels der Verstellvorrichtung ausgleichbar sind, wobei
der zweite Frequenzbereich über dem ersten Frequenzbereich liegt.
[0042] Dies kann beispielsweise wieder mittels eines ersten und/oder eines zweiten Beobachters
ausgeführt sein. Der zweite Beobachter umfasst die gleichen Bestandteile wie der erste
Beobachter und funktioniert analog, mit dem Unterschied, dass er einen zweiten Kompensationswert
vorgibt, und zwar nicht der Zuflusseinrichtung für die Kokille, sondern der Verstellvorrichtung,
die sich in - vorzugsweise dem obersten Segment - der Strangführung befindet.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung ist auf bestehende
Stranggießanlagen mit obig genannten Anforderungen anwendbar und stellt eine deutliche
Verbesserung der Qualität von kontinuierlich gegossenem Stahl bei einer deutlich höheren
Gießgeschwindigkeit und dadurch gesteigerten Produktivität dar. Durch diese neue Art
der Gießspiegelregelung wird es ermöglicht, hochdynamische Effekte, z.B. hochdynamisches
Strangpumpen mit Frequenzen über 0,6 Hz, auch dann zu unterdrücken, wenn nicht vorhergesehene
Betriebsfälle eintreten, etwa durch Abnutzung oder Verformung der Verstellvorrichtung
für die Rollen, oder eben ungewollte Änderungen der Strangdicke oder der Stahleigenschaften.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0044] Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die Zeichnungen
sind beispielhaft und sollen den Erfindungsgedanken zwar darlegen, ihn aber keinesfalls
einengen oder gar abschließend wiedergeben. Dabei zeigt
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht eines Abschnittes einer erfindungsgemäßen Stranggießanlage,
- Fig. 2
- eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Strangführung,
- Fig. 3
- den schematischen Aufbau einer Steuereinrichtung des Standes der Technik,
- Fig. 4
- Details des ersten Beobachters aus Fig. 3,
- Fig. 5
- schematisch einen erfindungsgemäßen Kontrollkreis umfassend einen ersten und zweiten
Beobachter,
- Fig. 6
- den zeitlichen Verlauf verschiedener Größen bei der Regelung einer Stranggießanlage,
- Fig. 7
- den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn der Rollenabstand nicht
verändert wird,
- Fig. 8
- den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn der Rollenabstand den
Gießspiegel ideal konstant hält,
- Fig. 9
- den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn der Rollenabstand ein
ungewöhnliches Verhalten zeigt,
- Fig. 10
- den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn das ungewöhnliche Verhalten
des Rollenabstands ideal ausgeglichen wird.
Ausführung der Erfindung
[0045] Gemäß Fig. 1 weist eine Stranggießanlage eine Kokille 1 auf. In die Kokille 1 wird
über ein Tauchrohr 2 flüssiges Metall 3 gegossen, beispielsweise flüssiger Stahl oder
flüssiges Aluminium. Der Zufluss des flüssigen Metalls 3 in die Kokille 1 wird mittels
einer Zuflusseinrichtung 4 eingestellt. Dargestellt ist in Fig. 1 eine Ausgestaltung
der Zuflusseinrichtung 4 als Verschlussstopfen. In diesem Fall entspricht eine Stellung
p der Zuflusseinrichtung 4 einer Hubposition des Verschlussstopfens. Alternativ kann
die Zuflusseinrichtung 4 als Schieber ausgebildet sein. In diesem Fall entspricht
die Verschlussstellung p der Schieberposition.
[0046] Das in der Kokille befindliche flüssige Metall 3 wird mittels Kühleinrichtungen (nicht
dargestellt) gekühlt, so dass es an Wänden 1a der Kokille 1 erstarrt und sich somit
eine Strangschale bildet. Ein Kern 6 ist jedoch noch flüssig. Er erstarrt erst später.
Die Strangschale 5 und der Kern 6 bilden zusammen einen Metallstrang 7. Der Metallstrang
7 wird mittels einer Strangführung 8 gestützt und aus der Kokille 9 abgezogen. Die
Strangführung 8 ist der Kokille 1 nachgeordnet. Sie weist mehrere Rollensegmente 8a
auf, die ihrerseits wieder Rollen 8b aufweisen. Von den Rollensegmenten 8a und den
Rollen 8b sind in Fig. 1 nur einige wenige dargestellt. Mittels der Rollen 8b wird
der Metallstrang 7 mit einer Abzugsgeschwindigkeit v aus der Kokille 1 ausgezogen.
[0047] Das flüssige Metall 3 bildet in der Kokille 1 einen Gießspiegel 9. Der Gießspiegel
9 soll möglichst konstant gehalten werden. Daher wird - sowohl im Stand der Technik
als auch bei der vorliegenden Ausführungsvariante der Erfindung - die Stellung p der
Zuflusseinrichtung 4 nachgeführt, um den Zufluss des flüssigen Metalls 3 in die Kokille
1 entsprechend einzustellen. Mittels einer (an sich bekannten) Messeinrichtung 10
wird eine Höhe h des Gießspiegels 9 erfasst. Die Höhe h wird einer Steuereinrichtung
11 für die Stranggießanlage zugeführt. Die Steuereinrichtung 11 ermittelt gemäß einem
Regelverfahren, das nachstehend näher erläutert wird, eine Stellgröße S für die Zuflusseinrichtung
4. Die Zuflusseinrichtung 4 wird sodann von der Steuereinrichtung 11 entsprechend
angesteuert. In der Regel gibt die Steuereinrichtung 11 die Stellgröße S an eine Verstelleinrichtung
12 für die Zuflusseinrichtung 4 aus. Bei der Verstelleinrichtung 12 kann es sich beispielsweise
um eine Hydraulikzylindereinheit handeln. Frequenzen des Strangpumpens nach der Kokille
werden messtechnisch erfasst und/oder gemäß f=v
c/p
Roll*n ermittelt, wobei v
c der Abzugsgeschwindigkeit des Stranges, f der Wölbungsfrequenz, n der Anzahl der
harmonischen Frequenzen (1,2 etc.) und p
Roll den Rollenabständen entspricht.
[0048] Mittels Schwenkachse 23 und/oder Verstellvorrichtung 24 können die Rollenabstände,
welche der eingezeichneten Strangdicke d entsprechen, gezielt angepasst werden. Dies
kann, wie hier in Fig. 1 dargestellt, dadurch geschehen, dass im ersten Segment zumindest
ein Rollensegment 8a einen feststehenden Außenrahmen aufweist, hier etwa das direkt
unterhalb der Kokille 1 links gelegene Rollensegment 8a. Das gegenüber liegende Rollensegment
8a, bzw. der dieses tragende Innenrahmen, ist um eine Schwenkachse 23 verschwenkbar,
die normal zur Zeichenebene verläuft. Die Schwenkachse 23 kann mit einer Drehachse
einer Rolle 8b zusammenfallen, hier mit der Drehachse der oberen Rolle 8b, könnte
aber selbstverständlich auch an einer anderen Stelle vorgesehen sein. Durch das Verschwenken
ändert sich der Rollenabstand beim unteren Rollenpaar des obersten Rollensegments
8a in Fig. 1, während der Rollenabstand des oberen Rollenpaars gleich bleibt. Dies
ist nicht nachteilig, weil die Änderung des Rollenabstands durch das erfindungsgemäße
Verfahren in der Regel nur im Bereich von wenigen Zehntel-Millimetern bis zu 2 mm
liegt.
[0049] Nicht in Fig. 1 eingezeichnet sind etwaige Führungsrollen, die direkt mit der Kokille
verbunden sind und oberhalb des obersten hier dargestellten Rollensegments 8a angeordnet
wären. Diese Führungsrollen sind aber in der Regel nicht zueinander und normal zur
Strangführungsrichtung verstellbar.
[0050] Alternativ zum Verschwenken könnte das linke oberste Rollensegment 8a, also etwa
dessen Außenrahmen, fest sein und das rechte obere Rollensegment 8a, also etwa dessen
Innenrahmen, normal zur Strangführungsrichtung zum linken Rollensegment 8a hin und
von diesem weg parallel verschoben werden. Dadurch ändert sich der Rollenabstand aller
Rollenpaare jeweils um den gleichen Betrag. Dies könnte ebenfalls mit einem oder mehreren
(entlang der Strangbreite und/oder entlang der Strangführungsrichtung verteilte) hydraulischen
Zylindern erfolgen.
[0051] In Fig. 2 ist nur eine Strangführung 8 dargestellt, welche die Strangführung 8 in
Fig. 1 ersetzen oder auch - nach dem obersten Segment - ergänzen kann. In Fig. 2 hat
in jedem der drei dargestellten Segmente jedes Rollensegment 8a auf jeder Seite drei
Rollen 8b. Es könnten aber auch nur zwei oder mehr als drei Rollen 8b pro Rollensegment
8a sein. In Fortsetzung zu Fig. 1 sind hier die feste Strangschale 5 und der flüssige
Kern 6 des Strangs bis zum Durcherstarrungspunkt D dargestellt. Entsprechend sind
auch in allen Segmenten 8a bis zum Durcherstarrungspunkt D Verstellvorrichtungen 24
vorgesehen. Die Verstellvorrichtungen 24 können die Rollensegmente 8a jeweils durch
Verschwenken oder durch Parallelverschieben verstellen, wie bereits bei Fig. 1 erläutert.
In diesem Beispiel wird das innere Rollensegment 8a des ersten (obersten) Segments
durch Verschwenken um die Schwenkachse 23 verstellt, das innere Rollensegment 8a des
zweiten Segments durch Parallelverschieben mittels zweier Verstellvorrichtungen 24.
Die Verbindung der Verstellvorrichtungen 24 zur Steuereinrichtung 11 ist hier nicht
eingezeichnet.
[0052] Die Steuereinrichtung 11 implementiert - siehe Fig. 3 - unter anderem einen Gießspiegelregler
13. Dem Gießspiegelregler 13 wird die Höhe h des Gießspiegels 9 zugeführt. Dem Gießspiegelregler
13 wird weiterhin ein Sollwert h* für die Höhe h des Gießspiegels 9 zugeführt. Dem
Gießspiegelregler 13 werden weiterhin weitere Signale zugeführt. Die weiteren Signale
können beispielsweise die Breite und die Dicke des gegossenen Metallstranges 7 (bzw.
allgemeiner der Querschnitt des Metallstranges 7), die Abzugsgeschwindigkeit v (oder
deren Sollwert), 1 und andere mehr sein. Der Gießspiegelregler 13 ermittelt sodann
anhand der Abweichung der Höhe h des Gießspiegels 9 von dem Sollwert h* insbesondere
eine vorläufige Sollstellung p'* für die Zuflusseinrichtung 4. Die weiteren Signale
kann der Gießspiegelregler 13 zu seiner Parametrierung und/oder zur Ermittlung eines
Vorsteuersignals pV heranziehen.
[0053] Die Steuereinrichtung 11 implementiert weiterhin einen ersten Beobachter 14. Dem
ersten Beobachter 14 werden die Höhe h des Gießspiegels 9 und deren Sollwert h*, die
weiteren Signale und eine endgültige Sollstellung p* für die Zuflusseinrichtung 4
zugeführt. Der erste Beobachter 14 ermittelt einen ersten Kompensationswert k. Der
erste Kompensationswert k wird auf die vorläufige Sollstellung p'* aufgeschaltet und
so die endgültige Sollstellung p* ermittelt. Anhand der Abweichung der Iststellung
p von der endgültigen Sollstellung p* wird dann die Stellgröße S ermittelt, mit der
die Zuflusseinrichtung 4 angesteuert wird. In der Regel implementiert die Steuereinrichtung
11 hierzu einen unterlagerten Positionsregler (nicht dargestellt).
[0054] Der guten Ordnung halber sei nochmals betont, dass es sich bei dem ersten und zweiten
Beobachter 14, 25 nicht um Personen handelt, sondern um in der Steuereinrichtung 11
implementierte Funktionsblöcke.
[0055] Die Differenz zwischen der vorläufigen Sollstellung p'* und der endgültigen Sollstellung
p* korrespondiert mit dem vom ersten Beobachter 14 ermittelten ersten Kompensationswert
k. Da der erste Kompensationswert k vom ersten Beobachter 14 ermittelt wird und dem
ersten Beobachter 14 daher bekannt ist, kann dem ersten Beobachter 14 alternativ zur
endgültigen Sollstellung p* auch die vorläufige Sollstellung p'* zugeführt werden.
Denn aufgrund des Umstands, dass der erste Kompensationswert k dem ersten Beobachter
14 bekannt ist, kann der erste Beobachter 14 ohne weiteres aus der vorläufigen Sollstellung
p'* die endgültige Sollstellung p* ermitteln. Ein Abgreifpunkt 15, an dem die (vorläufige
oder endgültige) Sollstellung p'*, p* abgegriffen wird, kann somit nach Bedarf vor
oder nach einem Knotenpunkt 16 liegen, an dem der erste Kompensationswert k auf die
vorläufige Sollstellung p'* aufgeschaltet wird. Der Abgreifpunkt 15 sollte jedoch
vor einem Knotenpunkt 16' liegen, an dem das Vorsteuersignal pV aufgeschaltet wird.
[0056] Der erste Beobachter 14 weist einen Ermittlungsblock 17 auf. Dem Ermittlungsblock
17 werden die Höhe h des Gießspiegels 9, die weiteren Signale und die endgültige Sollstellung
p* zugeführt. Der Ermittlungsblock 17 weist ein Modell der Stranggießanlage auf. Mittels
des Modells ermittelt der Ermittlungsblock 17 anhand der weiteren Signale und der
endgültigen Sollstellung p* eine erwartete (d.h. modellgestützt berechnete) Höhe für
den Gießspiegel 9. Anhand der erwarteten Höhe ermittelt der Ermittlungsblock 17 sodann
einen erwarteten (d.h. modellgestützt berechneten) Schwankungswert δh für die Höhe
h des Gießspiegels 9, das heißt die kurzfristige Schwankung. Beispielsweise kann der
Ermittlungsblock 17 eine Mittelung der Höhe h des Gießspiegels 9 vornehmen und den
sich ergebenden Mittelwert von der erwarteten Höhe subtrahieren. Der ermittelte Schwankungswert
δh spiegelt somit die erwartete Schwankung der Höhe h des Gießspiegels 9 wider. Anhand
des Schwankungswerts δh ermittelt der Ermittlungsblock 17 sodann den ersten Kompensationswert
k.
[0057] Die bisher in Verbindung mit Fig. 3 erläuterte Vorgehensweise entspricht der Vorgehensweise
des Standes der Technik. Sie wird auch bei dieser Ausführungsvariante der vorliegenden
Erfindung ergriffen. In Fig. 4 ist nochmals der erste Beobachter 14 mit dem Ermittlungsblock
17 dargestellt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist der Ermittlungsblock 17 entsprechend
der Darstellung in Fig. 4 jedoch lediglich einer von mehreren Bestandteilen des ersten
Beobachters 14. So weist der erste Beobachter 14 beispielsweise zusätzlich ein erstes
Analyseelement 18 auf. Dem ersten Analyseelement 18 wird der Schwankungswert δh zugeführt.
Das erste Analyseelement 18 ermittelt daraus die Frequenzanteile des Schwankungswerts
δh. Vorzugsweise ist zusätzlich auch ein zweites Analyseelement 19 vorhanden. Dem
zweiten Analyseelement 19 wird ein Zusatzsignal Z zugeführt. Das zweite Analyseelement
19 ermittelt daraus die Frequenzanteile des Zusatzsignals Z.
[0058] Bei dem Zusatzsignal Z kann es sich um eine Auszugskraft F handeln, mit der der Metallstrang
7 von den Rollen 8b der Strangführung 8 aus der Kokille 1 ausgezogen wird. Die Auszugskraft
F ist parallel zur Abzugsgeschwindigkeit v gerichtet. Alternativ kann es sich um die
Abzugsgeschwindigkeit v selbst handeln. Diese beiden Alternativen sind bevorzugt.
Es ist jedoch ebenso möglich, als Zusatzsignal Z beispielsweise ein Kraftsignal F'
heranzuziehen, mit dem (mindestens) eines der Rollensegmente 8a der Strangführung
8 beaufschlagt wird. Die Richtung, auf die das Kraftsignal F' bezogen ist, ist orthogonal
zur Abzugsgeschwindigkeit v. Wiederum alternativ kann es sich bei dem Zusatzsignal
Z um eine lokale Strangdicke d handeln, die mittels einer Messeinrichtung 21 (siehe
Fig. 1) in der Strangführung 8 gemessen wird. Das erste Analyseelement 18 führt die
von ihm ermittelten Frequenzanteile einem Auswahlglied 22 zu. Falls vorhanden, gilt
dies in analoger Weise auch für das zweite Analyseelement 19. Das Auswahlglied 22
ermittelt in Verbindung mit der Abzugsgeschwindigkeit v die zugehörigen Wellenlängen,
die mit den Frequenzanteilen des Schwankungswerts δh und gegebenenfalls auch des Zusatzsignals
Z korrespondieren. Die Abzugsgeschwindigkeit v wird zu diesem Zweck dem ersten Beobachter
14 und innerhalb des ersten Beobachters 14 dem Auswahlglied 22 zugeführt. Das Auswahlglied
22 ermittelt die Wellenlängen, bei denen der zugehörige Frequenzanteil des Schwankungswertes
δh gegebenenfalls auch der zugehörige Frequenzanteil des Zusatzsignals Z oberhalb
eines Schwellenwertes S1, S2 liegt. Der jeweilige Schwellenwert S1, S2 kann individuell
für die Frequenzanteile des Schwankungswertes δh einerseits und die Frequenzanteile
des Zusatzsignals Z andererseits bestimmt sein. Diese Wellenlängen werden vom Auswahlglied
22 vorselektiert. Innerhalb jeweils in sich zusammenhängender Bereiche von vorselektierten
Wellenlängen des Schwankungswerts δh bestimmt das Auswahlglied 22 sodann diejenigen
Wellenlängen λi (i = 1, 2, 3, ...), bei denen der jeweilige Frequenzanteil des Schwankungswerts
δh ein Maximum annimmt. Die Anzahl an Wellenlängen λi ist nicht beschränkt. Diese
Wellenlängen λi selektiert das Auswahlglied 22 (endgültig). Die selektierten Wellenlängen
λi führt das Auswahlglied 22 dem Ermittlungsblock 17 zu. Der Ermittlungsblock 17 führt
für die vom Auswahlglied 22 selektierten Wellenlängen λi eine Filterung der Höhe h
des Gießspiegels 9 und der endgültigen Sollstellung p* durch. Den ersten Kompensationswert
k ermittelt der Ermittlungsblock 17 lediglich anhand der gefilterten Höhe h des Gießspiegels
9 und der gefilterten endgültigen Sollstellung p*. Die anderen Frequenzanteile der
Höhe h des Gießspiegels 9 und der endgültigen Sollstellung p* lässt der Ermittlungsblock
17 im Rahmen der Ermittlung des ersten Kompensationswerts k unberücksichtigt. Dem
Auswahlglied 22 können weiterhin vorbestimmte Wellenbereiche vorgegeben sein. In diesem
Fall stellen die vorbestimmten Wellenbereiche ein zusätzliches Auswahlkriterium dar.
Insbesondere werden Wellenlängen, bei denen der zugehörige Frequenzanteil des Schwankungswertes
δh gegebenenfalls auch der zugehörige Frequenzanteil des Zusatzsignals Z oberhalb
des jeweiligen Schwellenwertes S1, S2 liegt, nur dann selektiert, wenn sie zusätzlich
innerhalb eines der vorbestimmten Wellenlängenbereiche liegen. Anderenfalls werden
sie auch dann nicht selektiert, wenn der zugehörige Frequenzanteil des Schwankungswertes
δh gegebenenfalls auch der zugehörige Frequenzanteil des Zusatzsignals Z oberhalb
des jeweiligen Schwellenwertes S1, S2 liegt.
[0059] Wie bereits zuvor erwähnt, weist der zweite Beobachter 25 identische Bestandteile
wie der erste Beobachter 14 auf, analysiert Frequenzen des Strangpumpens nach der
Kokille 1 und gibt einen zweiten Kompensationswert k' für die Verstellvorrichtung
24 vor, nämlich den Kompensationswert für den Sollwert SET des Rollenabstands. Dieser
Sollwert SET ist ein statischer Sollwert, der in der Regel der gewünschten Strangdicke
entspricht. In Fig. 5 ist ein Kontrollkreis dargestellt, der einen ersten und einen
zweiten Beobachter 14, 25 umfasst. Der erste Beobachter 14 gibt einen ersten Kompensationswert
k für die Zuflusseinrichtung 4 der Kokille 1 vor, wodurch der Gießspiegel 9 in der
Kokille 1 geregelt wird. Vereinfacht gesagt stellen der erste Beobachter 14 und die
Zuflusseinrichtung 4 der Kokille 1 zusammen ein Standard-System zur Regelung des Gießspiegels
9 der Kokille 1 dar, welches für die Kompensation von Frequenzen in dem ersten Frequenzbereich
verwendet wird und stellt somit einen Controller 27 für Frequenzen des ersten Frequenzbereichs
dar. Der zweite Beobachter 25, der mit der Verstellvorrichtung 24 verbunden ist, stellt
einen Controller 26 für Frequenzen des zweiten Frequenzbereichs dar und gibt einen
zweiten Kompensationswert k' vor.
[0060] Dieser zweite Kompensationswert k' wird dem Regler 28 für die Rollenanstellung zugeführt,
der aus einem Sollwert SET und einem Istwert ACT ein Stellsignal 29 für den Rollenabstand
berechnet und dieses Stellsignal 29 an die Verstellvorrichtung 24 leitet. Zusätzlich
wird der Istwert ACT nun auch an den zweiten Beobachter 25 geleitet, der diesen bei
der Berechnung des zweiten Kompensationswerts k' berücksichtigt.
[0061] Statt des ersten Beobachters 14, der die Zuflusseinrichtung 4 der Kokille 1 steuert
bzw. regelt, könnte ein anderes Regelverfahren vorgesehen sein.
[0062] Es könnte auch nur ein einziges Regelverfahren vorgesehen sein, dass nur die Verstellvorrichtung
24 der Rollen 8b steuert bzw. regelt, während die Zuflusseinrichtung 4 der Kokille
1 gar nicht zum Ausregeln der Schwankungen des Gießspiegels verwendet wird. Dieses
einzige Regelverfahren könnte der zweite Beobachter 25 sein. Dabei würde der zweite
Beobachter 25 in der Regel einen größeren Frequenzbereich abdecken als bei zwei Regelverfahren.
Dieser Frequenzbereich könnte dann z.B. die Frequenzen von 0 bis 0,6 Hz, von 0 bis
1 Hz, von 0 bis 2 Hz, von 0 bis 3 Hz, von 0 bis 4 Hz oder von 0 bis 5 Hz abdecken.
[0063] Fig. 6 zeigt ein Beispiel einer Unterdrückung von zyklischen Schwingungen. Entlang
der waagrechten Achse ist die Zeit t aufgetragen. Entlang der senkrechten Achse ist
in der ersten (obersten) Darstellung die Position der Zuflusseinrichtung 4, beschriftet
mit "Pos (4)" dargestellt, in der zweiten Abbildung die Höhe des Gießspiegels 9 in
der Kokille 1, beschriftet mit "M_L", und in der dritten Abbildung der Stahlfluss
im Strang, beschriftet mit "St_Fl". Zum besseren Verständnis ist die Regelung "Comp"
zum Zeitpunkt t=0 noch deaktiviert und wird dann eingeschaltet, was in der letzten
Abbildung mit den Zuständen "0" für die deaktivierte Regelung und "1" für die aktivierte
Regelung dargestellt ist. In den ersten drei Darstellungen ist gut erkennbar, dass
sich sowohl die Position der Zuflusseinrichtung 4 zyklisch ändert, als auch die Höhe
des Gießspiegels 9 und in der Folge auch der Stahlfluss aus der Kokille 1. Mit dem
Aktivieren der Regelung, hier durch Änderung der Position "Pos (4)" der Zuflusseinrichtung
4, werden die zyklischen Schwankungen des Gießspiegels "M_L" verringert. Beim erfindungsgemäßen
Verfahren würde man zum Verringern der Schwankungen des Gießspiegels zusätzlich oder
alternativ zur Änderung der Position "Pos (4)" der Zuflusseinrichtung 4 entsprechend
den gegenseitigen Abstand der Rollen 8b im obersten Segment zyklisch verändern.
[0064] Die Fig. 7 bis 10 enthalten jeweils zwei Abbildungen: Die obere Abbildung zeigt den
zeitlichen Verlauf des Gießspiegels 9, wobei der Gießspiegel 9 im Idealfall der waagrechten
Mittellinie folgt. Die untere Abbildung zeigt mit der punktierten Linie den zeitlichen
Verlauf vom Istwert ACT des Rollenabstands, mit der strichlierten Linie den zeitlichen
Verlauf des mit dem Modell des Beobachters vorausberechneten Rollenabstands EST und
mit der durchgehenden Linie den zeitlichen Verlauf des mit dem zweiten Kompensationswert
k' korrigierten Sollwerts SET des Rollenabstands. Der Sollwert SET des Rollenabstands
entspricht im Wesentlichen der gewünschten Strangdicke d. Zu diesem wird der zweite
Kompensationswert k' dazugegeben und das daraus resultierende Signal kann dann als
Stellsignal 29 für den Rollenabstand herangezogen werden. Der Sollwert SET des Rollenabstands
ist somit ein statischer Wert, der durch den sich, in der Regel periodisch, verändernden
zweiten Kompensationswert k', folglich in der Regel ebenfalls periodisch, verringert
und erhöht wird. Das Signal, das durch Aufschalten des zweiten Kompensationswert k'
auf den statischen Sollwert SET entsteht, ist damit gleichsam der endgültige Sollwert.
[0065] Fig. 7 zeigt den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel 9, wenn der
Rollenabstand nicht verändert wird. Der Gießspiegel 9 verändert seine Höhe periodisch,
wenn der Istwert ACT des Rollenabstands, der vorausberechnete Rollenabstand EST und
der endgültige Sollwert des Rollenabstands konstant bleiben, insbesondere also auf
den statischen Sollwert SET kein zweiter Kompensationswert k' aufgeschaltet wird.
Die Verstellvorrichtung 24 ändert hier also die Rollenanstellung nicht.
[0066] Fig. 8 zeigt den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel 9, wenn der
Rollenabstand den Gießspiegel 9 ideal konstant hält. Dazu muss der zweite Kompensationswert
k', der auf den Sollwert SET des Rollenabstands aufgeschaltet wird, mit der gleichen
Frequenz wie der ungeregelte Gießspiegel 9 (Fig. 7) und in der Regel mit einer entsprechenden
Phasenverschiebung zum Gießspiegel 9 verändert werden, wodurch sich ein gemeinsamer
Verlauf von vorausberechnetem Rollenabstand EST und Istwert ACT des Rollenabstands
ergibt, welcher gemeinsame Verlauf die gleiche Frequenz hat wie der Sollwert SET plus
zweiter Kompensationswert k', aber nur phasenverschoben zum Sollwert SET plus zweitem
Kompensationswert k' ist. Die tatsächliche Rollenanstellung entspricht somit dem vorausberechneten
Rollenabstand EST.
[0067] Fig. 9 zeigt den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn der tatsächliche
Rollenabstand ein ungewöhnliches Verhalten zeigt. Trotz Regelung auf Basis des Sollwerts
SET plus zweitem Kompensationswert k' ergibt sich eine periodische Schwankung des
Gießspiegels 9. Das heißt, es wird alles so gemacht wir zuvor in Fig. 8, aber das
Ergebnis ist ein anderes, weil sich die Rollen 8b unerwartet verhalten. Es zeigt sich
daher in Fig. 9 sowohl ein Unterschied in der Phase als auch in der Amplitude zwischen
Istwert ACT des Rollenabstands und vorausberechnetem Rollenabstand EST.
[0068] Fig. 10 zeigt den zeitlichen Verlauf von Rollenabstand und Gießspiegel, wenn das
das ungewöhnliche Verhalten des Rollenabstands aus Fig. 9 ideal ausgeglichen wird.
Durch die Rückführung des aktuellen Werts ACT an den zweiten Beobachter 25 kann dieser
den zweiten Kompensationswert k' so anpassen, dass auch dieses ungewöhnliche Verhalten
ausgeglichen wird. Man sieht, dass dazu die Phase des Sollwerts SET plus zweitem Kompensationswert
k' gegenüber Fig. 9 verschoben werden muss, damit der Gießspiegel 9 wieder ideal ausgeglichen
ist.
[0069] Typische Strangdicken d beim Dünnbrammengießen liegen um die 100mm, typische Gießgeschwindigkeiten
liegen zwischen 2 und 6 m/min. Die über längere Abschnitte der Strangführung in Transportrichtung
konstante Rollenteilung liegt typischer Weise im Bereich um 200mm. Aus Gießgeschwindigkeit
und Rollenteilung ergeben sich dann die Frequenzen der Grundwelle und der harmonischen
Oberwellen der Schwingungen des Gießspiegels, welche mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
bzw. der erfindungsgemäßen Vorrichtung auszugleichen sind.
Bezugszeichenliste:
[0070]
- 1
- Kokille
- 1a
- Wände der Kokille
- 2
- Tauchrohr
- 3
- flüssiges Metall
- 4
- Zuflusseinrichtung
- 5
- Strangschale
- 6
- Kern
- 7
- Metallstrang
- 8
- Strangführung
- 8a
- Rollensegmente
- 8b
- Rollen
- 9
- Gießspiegel
- 10
- Messeinrichtung
- 11
- Steuereinrichtung
- 12
- Verstelleinrichtung
- 13
- Gießspiegelregler
- 14
- erster Beobachter
- 15
- Abgreifpunkt
- 16, 16'
- Knotenpunkte
- 17
- Ermittlungsblock
- 18, 19
- Analyseelemente
- 20
- Temperatursensor
- 21
- Messeinrichtung
- 22
- Auswahlglied
- 23
- Schwenkachse
- 24
- Verstellvorrichtung
- 25
- zweiter Beobachter
- 26
- Controller für Frequenzen des 2. Frequenzbereichs
- 27
- Controller für Frequenzen des 1. Frequenzbereichs
- 28
- Regler für Rollenanstellung
- 29
- Stellsignal für Rollenabstand
- ACT
- Istwert des Rollenabstands
- D
- Durcherstarrungspunkt
- d
- Strangdicke
- EST
- vorausberechneter Rollenabstand
- F
- Auszugskraft
- F'
- Kraftsignal
- h
- Höhe des Gießspiegels
- h*
- Sollwert für die Höhe des Gießspiegels
- k
- erster Kompensationswert
- k'
- zweiter Kompensationswert
- p
- Stellung der Zuflusseinrichtung
- p*, p'*
- Sollstellungen
- pV
- Vorsteuersignal
- S
- Stellgröße für die Zuflusseinrichtung 4
- SET
- Sollwert des Rollenabstands
- S1, S2
- Schwellenwerte
- T
- Temperatur
- v
- Abzugsgeschwindigkeit
- Z
- Zusatzsignal
- δh
- Schwankungswert
1. Verfahren zum Regeln einer Stranggießanlage,
- wobei die Stranggießanlage eine Kokille (1) und eine der Kokille (1) nachgeordnete
Strangführung (8) aufweist,
- wobei in die Kokille (1), insbesondere über eine Zuflusseinrichtung (4), flüssiges
Metall (3) gegossen wird, das an Wänden (1a) der Kokille (1) erstarrt, so dass sich
ein Metallstrang (7) mit einer erstarrten Strangschale (5) und einem noch flüssigem
Kern (6) bildet,
- wobei der Metallstrang (7) mittels beabstandet angeordneter Rollen (8b) der Strangführung
(8) aus der Kokille (1) ausgezogen wird,
- wobei eine Messgröße ermittelt wird, die mit der Schwankung des sich in der Kokille
ausbildenden Gießspiegels korreliert, diese Messgröße unter Einbindung von zumindest
einer Rechenvorschrift verarbeitet und zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels
(9) herangezogen wird,
- wobei zur Verringerung der Schwankungen des Gießspiegels der gegenseitige Abstand
von einander gegenüberliegenden Rollen (8b) der Strangführung vor dem Durcherstarrungspunkt
(D) zyklisch geändert wird, nämlich durch zyklische, den Schwankungen des Gießspiegels
(9) gegenläufige Änderung des Rollenabstands von einander gegenüberliegenden Rollen
(8b) der Strangführung (8),
- wobei Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels (9) detektiert werden und zumindest
ein Beobachter (25) vorgesehen ist, der basierend darauf einen Kompensationswert (k')
für einen Sollwert (SET) des Rollenabstands der Rollen (8b) ermittelt, dadurch gekennzeichnet, dass als eine der Eingangsgrößen für diesen Beobachter (25) der Istwert (ACT) des Rollenabstands
verwendet wird, um eine Phasenverschiebung und/oder Amplitude des Istwerts (ACT) des
Rollenabstands zu kompensieren.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zyklischen Änderungen in einem Frequenzbereich bis zu größer gleich 0,6 Hz, vorzugsweise
bis 5 Hz, liegen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass entlang der Strangführung (8) beidseitig mehrere Rollensegmente (8a) mit jeweils
einer oder mehreren Rollen (8b) angeordnet sind, wobei zumindest das der Kokille (1)
am nächsten liegende innere Rollensegment (8a) normal zur Strangführungsrichtung um
die Drehachse einer Rolle dieses Rollensegments, die der Kokille (1) am nächsten liegt,
verschwenkt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels (9) in einem Frequenzbereich von 0 bis
5Hz detektiert und die Schwankungen mittels zyklisch gegenläufiger Änderung des Rollenabstands
von Rollen (8b) der Strangführung (8) ausgeglichen werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
- dass Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels (9) in einem ersten Frequenzbereich
detektiert werden und die Schwankungen mittels zyklisch gegenläufiger Bewegungen der
Zuflusseinrichtung (4) ausgeglichen werden, weitere Frequenzen der Schwankungen des
Gießspiegels in einem zweiten Frequenzbereich detektiert und die Schwankungen mittels
zyklisch gegenläufiger Änderung des Rollenabstands von Rollen (8b) der Strangführung
(8) ausgeglichen werden, wobei der zweite Frequenzbereich über dem ersten Frequenzbereich
liegt,
- dass ein erster Beobachter (14) vorgesehen ist, der einen ersten Kompensationswert (k)
für eine Sollstellung der Zuflusseinrichtung (4) auf Basis von Frequenzen des ersten
Frequenzbereichs ermittelt,
- dass ein zweiter Beobachter (25) vorgesehen ist, der einen zweiten Kompensationswert (k')
für einen Sollwert (SET) des Rollenabstands der Rollen (8b) der Strangführung auf
Basis von Frequenzen des zweiten Frequenzbereichs ermittelt, wobei als eine der Eingangsgrößen
für diesen zweiten Beobachter (25) der Istwert (ACT) des Rollenabstands verwendet
wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1-5, umfassend
Mittel zur Einbringung einer Metallschmelze in eine Kokille (1), eine Strangführung
(8) umfassend Rollen (8b), eine Messeinrichtung (10) zur Messung von Schwankungen
des Gießspiegels, die mit einer Steuereinrichtung (11) verbunden ist,
- wobei eine mit der Steuereinrichtung (11) verbundene Verstellvorrichtung (24) vorgesehen
ist, welche dazu ausgebildet ist Schwankungen des Gießspiegels (9) durch zyklische,
den Schwankungen des Gießspiegels gegenläufige Änderung des Rollenabstands von einander
gegenüberliegenden Rollen (8b) der Strangführung (8) zu verringern, insbesondere auszugleichen,
dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (11) zumindest einen Beobachter (25) umfasst, der so ausgebildet
ist, dass basierend auf Frequenzen der Schwankungen des Gießspiegels (9) ein Kompensationswert
(k') für einen Sollwert (SET) des Rollenabstands der Rollen (8b) ermittelt wird und
als eine der Eingangsgrößen für diesen Beobachter (25) der Istwert (ACT) des Rollenabstands
verwendet wird, um eine Phasenverschiebung und/oder Amplitude des Istwerts (ACT) des
Rollenabstands zu kompensieren.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstellvorrichtung (24) für zyklische Änderungen des Rollenabstands in einem
Frequenzbereich bis zu größer gleich 0,6 Hz, vorzugsweise bis 5 Hz, ausgelegt ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass entlang der Strangführung (8) beidseitig mehrere Rollensegmente (8a) mit jeweils
einer oder mehreren Rollen (8b) angeordnet sind, wobei zumindest das der Kokille (1)
am nächsten liegende innere Rollensegment (8a) mittels der Verstellvorrichtung (24)
normal zur
Strangführungsrichtung um die Drehachse einer Rolle dieses Rollensegments, die der
Kokille (1) am nächsten liegt, verschwenkbar ist.