[0001] Die Erfindung betrifft ein Fließformwerkzeug zum Fließformen, insbesondere Fließbohren,
eines Werkstücks, umfassend: eine Spitze zum Fließformen, insbesondere zum Fließbohren,
einer Vertiefung, insbesondere eines Bohrlochs, in einem Werkstück, und einen Schaft,
wobei sich die Spitze und/oder der Schaft entlang einer Längsachse erstreckt.
[0002] Die Erfindung betrifft zudem ein Verfahren zum Fließformen, insbesondere Fließbohren,
eines Werkstücks, umfassend die Schritte: a) Bereitstellen eines Werkstücks, b) Bereitstellen
eines Fließformwerkzeugs, umfassend: eine Spitze zum Fließformen, insbesondere zum
Fließbohren, einer Vertiefung, insbesondere eines Bohrlochs, in dem Werkstück, und
eine Heizeinrichtung zum wenigstens abschnittsweisen Aufheizen der Spitze, c) wenigstens
abschnittsweises Aufheizen der Spitze durch die Heizeinrichtung, und d) Fließformen
des Werkstücks mit der in Schritt c) wenigstens abschnittsweise aufgeheizten Spitze.
[0003] Das Fließformen ist ein Verfahren der Metallbearbeitung bei dem spanlos durch Plastifizierung
das zu bearbeitende Material geformt wird. Beim Fließformen wird durch das Aufbringen
von axialem Druck, also einer Krafteinwirkung entlang der Längsachse des Fließformwerkzeugs,
und gleichzeitiger Rotation um die Längsachse des Fließformwerkzeugs Reibung zwischen
der Spitze des Fließformwerkzeugs und dem Werkstück und damit lokal hohe Temperaturen
erzeugt. In Verbindung mit der Kraftweinwirkung plastifiziert das Material des Werkstücks
und wird verdrängt. Das verdrängte Material wird beim Vortrieb der Spitze des Fließformwerkzeugs
beispielsweise in Form einer Buchse oder Ausstülpung ausgeformt beziehungsweise aus
dem Werkstück ausgezogen. Es entsteht somit eine Vertiefung in dem Werkstück.
[0004] Werden durch das Verfahren Bohrlöcher geformt, spricht man insbesondere vom Fließbohren.
[0005] Vorrichtungen und Verfahren zum Fließformen sind bereits aus dem Stand der Technik
bekannt, beispielsweise aus der
DE 10 2019 113 820 A1.
[0006] Bei Werkstücken mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit ist der Einsatz der bekannten
Fließformwerkzeuge und Verfahren zum Fließformen jedoch mit hohem technischem Aufwand
verbunden. Beim Fließformen von Werkstücken mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit, beispielsweise
bei Werkstücken aus Aluminium, wird die durch die Reibung erzeugte Wärme wieder schnell
von dem Werkstück abgeleitet. Um ausreichend hohe Temperaturen beim Fließformen zu
erreichen, müssen an solchen Werkstück daher weitaus höhere Drehzahlen eingesetzt
und zudem der axial aufgebrachte Druck deutlich erhöht werden. Oft sind Drehzahlen
von über 14000 1/min sowie Antriebsleistungen von 3 bis 4 kW nötig. Die hierfür benötigten
Maschinen sind jedoch sehr schwer, groß und teuer sowie in der Regel nicht mobil.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das eingangs genannte und zuvor näher
beschriebene Fließformwerkzeug sowie das eingangs genannte und zuvor näher beschriebene
Verfahren zum Fließformen derart auszugestalten und weiterzubilden, dass ein Fließformen
von Werkstücken mit hoher Wärmeleitfähigkeit mit geringem technischen Aufwand erfolgen
kann.
[0008] Diese Aufgabe wird bei dem Fließformwerkzeug nach dem Oberbegriff von Patentanspruch
1 dadurch gelöst, dass das Fließformwerkzeug eine Heizeinrichtung zum wenigstens abschnittsweisen
Aufheizen der Spitze umfasst.
[0009] Diese Aufgabe wird zudem bei dem Verfahren zum Fließformen nach dem Patentanspruch
7 durch die Merkmale des Patentanspruchs 7 gelöst.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Fließformwerkzeug handelt es sich um ein Fließformwerkzeug
zum Fließformen, insbesondere Fließbohren, eines Werkstücks. Das Fließformwerkzeug
kann dabei insbesondere ein Fließbohrer sein.
[0011] Das Fließformwerkzeug umfasst dabei eine Spitze zum Fließformen, insbesondere zum
Fließbohren, einer Vertiefung, insbesondere eines Bohrlochs, in einem Werkstück. Die
Spitze ist vorzugsweise im Wesentlichen kegelförmig ausgestaltet.
[0012] Das Fließformwerkzeug umfasst zudem einen Schaft. Der Schaft ist unter anderem dafür
vorgesehen in einer Werkzeugaufnahme aufgenommen zu werden. Der Schaft ist vorteilhafterweise
im Wesentlichen zylindrisch ausgestaltet. Der Schaft des Fließformwerkzeugs kann zudem
länger sein als die Spitze des Fließformwerkzeugs.
[0013] Der Schaft und/oder die Spitze bestehen vorzugsweise aus Metall, insbesondere Stahl,
weiter insbesondere Edelstahl. Der Schaft und die Spitze sind miteinander verbunden.
Der Schaft und die Spitze können dabei einstückig gefertigt sein oder aus separaten
Elementen gefertigt sein. Bei einer Fertigung aus separaten Elementen sind die Spitze
und der Schaft vorzugsweise miteinander verschweißt.
[0014] Darüber hinaus ist das Fließformwerkzeug derart ausgestaltet, dass sich die Spitze
und/oder der Schaft entlang einer Längsachse erstrecken. Bei der Längsachse handelt
es sich insbesondere um die Rotationsachse, um die die Spitze und/oder der Schaft
beim Fließformen rotieren. Entlang der Längsachse kann beim Fließformen auch der axiale
Druck aufgebracht werden. Alternativ oder zusätzlich können der Schaft und/oder die
Spitze innen wenigstens abschnittsweise hohl ausgestaltet sein. Der Schaft und/oder
die Spitze können also wenigstens abschnittsweise einen Hohlraum aufweisen. Der Hohlraum
erstreckt sich dabei vorteilhafterweise im Wesentlichen entlang der Längsachse. Der
Hohlraum ist insbesondere durchgängig ausgestaltet. Ferner ist es von Vorteil, wenn
der Schaft und/oder die Spitze im Wesentlichen konzentrisch zu der Längsachse angeordnet
sind. Der Schaft und/oder die Spitze können insbesondere im Wesentlichen rotationssymmetrisch
zu der Längsachse ausgestaltet sein.
[0015] Das Fließformwerkzeug umfasst zudem eine Heizeinrichtung zum wenigstens abschnittsweisen
Aufheizen der Spitze. Hierdurch kann gewährleistet werden, dass ohne großen technischen
Aufwand die Temperaturen erreicht werden, die für das Fließbohren von sehr wärmeleitfähigen
Werkstoffen benötigt werden. Infolgedessen kann für das Fließbohren beispielsweise
eine handelsübliche Handbohrmaschine eingesetzt werden. Die Heizeinrichtung kann zudem
zum im Wesentlichen vollständigen Aufheizen der Spitze vorgesehen sein.
[0016] Durch die Heizeinrichtung ist vorzugsweise nicht nur die Spitze wenigstens abschnittsweise
aufheizbar, sondern auch wenigstens abschnittsweise der Schaft aufheizbar. Die Heizeinrichtung
kann außerdem derart ausgestaltet sein, dass die Spitze und/oder der Schaft durch
die Heizeinrichtung wenigstens abschnittsweise auf wenigstens 450 °C, vorzugsweise
auf wenigstens 500 °C, insbesondere auf wenigstens 550 °C, weitere insbesondere auf
wenigstens 560 °C, aufheizbar ist. Alternativ oder zusätzlich kann die Heizeinrichtung
derart ausgestaltet sein, dass die Spitze durch die Heizeinrichtung im Wesentlichen
vollständig auf wenigstens 450 °C, vorzugsweise auf wenigstens 500 °C, insbesondere
auf wenigstens 550 °C, weitere insbesondere auf wenigstens 560 °C, aufheizbar ist.
[0017] Eine erste Ausführungsform des Fließformwerkzeugs zeichnet sich dadurch aus, dass
die Heizeinrichtung ein Induktionselement und/oder ein Heizelement umfasst. Durch
ein Induktionselement ist das Fließformwerkzeug wenigstens abschnittsweise kontaktlos
aufheizbar. Ein Heizelement ermöglicht wiederum ein aufheizbares Fließformwerkzeug
bereitzustellen, welches kostengünstig ist. Die Heizeinrichtung kann dabei auch wenigstens
zwei Induktionselemente und/oder wenigstens zwei Heizelemente umfassen.
[0018] Bei einem Induktionselement erfolgt das wenigstens abschnittsweise Aufheizen der
Spitze des Fließformwerkzeugs mittels elektromagnetischer Induktion. Hierbei wird
elektrische Leistung, vorzugsweise in Form eines magnetischen Wechselfeldes, insbesondere
an die Spitze und/oder den Schaft übertragen. Die elektrische Leistung wird dann vorzugsweise
aufgrund von induzierten Wirbelströmen und Ummagnetisierungsverlusten in der Spitze
und/oder dem Schaft in Wärme umgewandelt.
[0019] Bei einem Heizelement wird vorzugsweise Wärme an die Spitze und/oder den Schaft übertragen.
Bei dem Heizelement handelt es sich vorteilhafterweise um ein elektrisches Heizelement.
Hierbei wird elektrische Energie durch das Heizelement in Wärme umgewandelt.
[0020] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des Fließformwerkzeugs ist vorgesehen, dass die
Heizeinrichtung innerhalb der Spitze und/oder innerhalb des Schafts angeordnet ist
und/oder dass die Heizeinrichtung außerhalb der Spitze und/oder außerhalb des Schafts
angeordnet ist. Wenn die Heizeinrichtung innerhalb der Spitze und/oder innerhalb des
Schafts angeordnet ist, kann ein besonders kompakt ausgestaltetes Fließformwerkzeug
bereitgestellt werden. Zudem kann ein besonders effektives Aufheizen erreicht werden,
da die aufzuheizenden Bereiche des Fließformwerkzeugs das Heizelement wenigstens abschnittsweise
umgeben. Wenn die Heizeinrichtung außerhalb der Spitze und/oder außerhalb des Schafts
angeordnet ist, kann ein konstruktiv einfach ausgestaltetes sowie stabiles Fließformwerkzeug
bereitgestellt werden. Das Heizelement muss dann nämlich nicht in einem beengten Hohlraum
in der Spitze und/oder dem Schaft angeordnet werden. Zudem kann das Fließformwerkzeug
ohne Hohlraum in der Spitze und/oder in dem Schaft ausgestaltet sein. Wenn die Heizeinrichtung
wiederum innerhalb und außerhalb der Spitze und/oder des Schafts angeordnet ist, kann
wiederum ein schnelles Aufheizen erreicht werden, da ein Aufheizen aus verschiedenen
Richtungen erfolgt.
[0021] Wenn die Heizeinrichtung außerhalb der Spitze und/oder außerhalb des Schafts angeordnet
ist, kann die Heizeinrichtung insbesondere ein Induktionselement umfassen, welches
als Induktionsspule ausgestaltet ist. Die Induktionsspule kann dann vorteilhafterweise
zumindest beim wenigstens abschnittsweisen Aufheizen der Spitze wenigstens abschnittsweise
die Spitze und/oder wenigstens abschnittsweise den Schaft umgeben.
[0022] Wenn die Heizeinrichtung innerhalb der Spitze und/oder innerhalb des Schafts angeordnet
ist, kann das Fließformwerkzeug einen Schleifring und/oder eine Bürste, auch Kohlebürste
genannt, umfassen. Hierdurch wird auch bei einer Rotation der Spitze und/oder des
Schafts eine zuverlässige elektrische Leistungsübertragung an das Heizelement ermöglicht.
Der Schleifring und/oder die Bürste kann dabei an dem Schaft des Fließformwerkzeugs
angeordnet sein.
[0023] Gemäß einer weiteren Ausführungsform des Fließformwerkzeugs ist vorgesehen, dass
die Heizeinrichtung die Spitze und/oder den Schaft kontaktiert und/oder dass die Heizeinrichtung
von der Spitze und/oder von dem Schaft beabstandet ist. Wenn die Heizeinrichtung die
Spitze und/oder den Schaft kontaktiert, kann auf konstruktiv einfache sowie kostengünstige
Weise die Spitze des Fließformwerkzeuges wenigstens abschnittsweise aufgeheizt werden.
Wenn die die Heizeinrichtung von der Spitze und/oder von dem Schaft beabstandet ist,
kann wiederum die Lebensdauer der Heizeinrichtung erhöht werden. Die Heizeinrichtung
muss dann beim Fließformen nicht mit der Spitze und/oder mit dem Schaft mitrotieren
und unterliegt somit kaum bis gar keinem Verschleiß durch Reibung.
[0024] Wenn die Heizeinrichtung von der Spitze und/oder von dem Schaft beabstandet ist,
kontaktiert die Heizeinrichtung die Spitze und/oder den Schaft nicht. Vorteilhafterweise
kann es vorgesehen sein, dass ein Heizelement der Heizeinrichtung die Spitze und/oder
den Schaft kontaktiert. Das Heizelement kann dabei in einem Hohlraum in der Spitze
und/oder in einem Hohlraum in dem Schaft angeordnet sein. Alternativ oder zusätzlich
kann vorgesehen sein, dass ein Induktionselement der Heizeinrichtung von der Spitze
und/oder von dem Schaft beabstandet ist. Das Induktionselement kann dabei innerhalb
der Spitze und/oder innerhalb des Schafts angeordnet sein. Das Induktionselement kann
jedoch auch alternativ oder zusätzlich außerhalb der Spitze und/oder außerhalb des
Schafts angeordnet sein.
[0025] In einer weiteren Ausgestaltung des Fließformwerkzeugs ist vorgesehen, dass sich
die Spitze und/oder der Schaft, vorzugsweise im Wesentlichen gleichmäßig, um die Längsachse
herum erstreckt. Hierdurch kann eine besonders gleichmäßig geformte Vertiefung beim
Fließformen gebildet werden. Der Schaft und/oder die Spitze können dabei im Wesentlichen
rotationssymmetrisch zu der Längsachse ausgestaltet sein.
[0026] Eine weitere Ausführung des Fließformwerkzeugs zeichnet sich dadurch aus, dass der
Schaft einen, vorzugsweise umlaufenden, Kragen umfasst. Durch einen entsprechenden
Kragen kann das beim Fließformen plastifizierte Material des Werkstücks auf der Oberfläche
des Werkstücks verdrängt bzw. von der Oberfläche des Werkstücks entfernt werden.
[0027] Der Kragen ist bei einer umlaufenden Ausgestaltung insbesondere umlaufend zu dem
Schaft und/oder umlaufend zu der Längsachse ausgestaltet. Der Kragen kann zudem wenigstens
abschnittsweise, vorzugsweise relativ zu der Längsachse, breiter ausgestaltet sein
als der Schaft.
[0028] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren handelt es sich um ein Verfahren zum Fließformen,
insbesondere Fließbohren, eines Werkstücks.
[0029] Das Verfahren umfasst dabei den Schritt a) Bereitstellen eines Werkstücks. Das Werkstück
kann dabei beispielsweise aus Aluminium bestehen.
[0030] Das Verfahren umfasst zudem den Schritt b) Bereitstellen eines Fließformwerkzeugs,
umfassend: eine Spitze zum Fließformen, insbesondere zum Fließbohren, einer Vertiefung,
insbesondere eines Bohrlochs, in dem Werkstück, und eine Heizeinrichtung zum wenigstens
abschnittsweisen Aufheizen der Spitze. Das Fließformwerkzeug kann zudem einen Schaft
umfassen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn sich die Spitze und/oder der Schaft entlang
einer Längsachse erstreckt. Das Fließformwerkzeug kann zudem ein Fließbohrer sein.
[0031] Ferner umfasst das Verfahren den Schritt c) wenigstens abschnittsweises Aufheizen
der Spitze durch die Heizeinrichtung. Hierdurch kann auch bei Werkstücken mit einer
hohen Wärmeleitfähigkeit mit geringem technischem Aufwand eine Vertiefung in das Werkstück
fließgeformt werden. Im Schritt c) kann auch der Schaft wenigstens abschnittsweise
durch die Heizeinrichtung aufgeheizt werden. Das Aufheizen in Schritt c) kann dabei
insbesondere durch ein Induktionselement und/oder ein Heizelement erfolgen.
[0032] Das Verfahren umfasst außerdem den Schritt d) Fließformen des Werkstücks mit der
in Schritt c) wenigstens abschnittsweise aufgeheizten Spitze. Hierbei muss das Fließformen
nicht alleine durch die wenigstens abschnittsweise aufgeheizte Spitze erfolgen, sondern
im Schritt d) kann das Fließformen beispielsweise auch durch den, vorzugsweise in
Schritt c) wenigstens abschnittsweise aufgeheizten, Schaft erfolgen. Während des Schritts
d) rotieren vorteilhafterweisen die Spitze und/oder der Schaft, vorzugsweise um die
Längsachse. Während des Schritts d) wird außerdem die Spitze und/oder der Schaft,
vorzugsweise im Wesentlichen entlang der Längsachse, mit Druck beaufschlagt und/oder
entlang der Längsachse bewegt. Vorzugsweise wird während dem Schritt d) die Spitze
und/oder der Schaft relativ zu dem Werkstück, insbesondere wenigstens abschnittsweise
durch das Werkstück, bewegt.
[0033] Bei dem Verfahren ist vorzugsweise vorgesehen, dass der Schritt a) und/oder der Schritt
b) vor dem Schritt c) und/oder vor dem Schritt d) erfolgt.
[0034] Eine Ausgestaltung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass in Schritt b) ein
Fließformwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6 bereitgestellt wird. Durch ein
entsprechendes Fließformwerkzeug kann ein besonders effektives Fließformen, insbesondere
bei Werkstücken mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit, erreicht werden.
[0035] Gemäß einer weitere Ausbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass in Schritt c)
die Spitze wenigstens abschnittsweise auf eine Temperatur von wenigstens 450 °C, vorzugsweise
von wenigstens 500 °C, insbesondere von wenigstens 550 °C, weitere insbesondere von
wenigstens 560 °C, aufgeheizt wird. Hierdurch wird sichergestellt, dass beim Fleißformen
von Werkstücken mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit eine ausreichend hohe Temperatur
erreicht wird. Die Spitze kann zudem in Schritt c) im Wesentlichen vollständig auf
eine Temperatur von wenigstens 450 °C, vorzugsweise von wenigstens 500 °C, insbesondere
von wenigstens 550 °C, weitere insbesondere von wenigstens 560 °C, aufgeheizt werden.
[0036] Es kann zudem alternativ oder zusätzlich vorgesehen sein, dass in Schritt c) der
Schaft wenigstens abschnittsweise auf eine Temperatur von wenigstens 450 °C, vorzugsweise
von wenigstens 500 °C, insbesondere von wenigstens 550 °C, weitere insbesondere von
wenigstens 560 °C, aufgeheizt wird. Beim Fließformen von tieferen Vertiefungen kann
hierdurch sichergestellt werden, dass das beim Fließformen plastifizierte Material
nicht zu schnell wieder erstarrt und beispielsweise an dem Fließformwerkzeug anhaftet.
[0037] Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass der Schritt
c) wenigstens zeitweise vor dem Schritt d) erfolgt und/oder dass der Schritt c) wenigstens
zeitweise während des Schritt d) erfolgt. Wenn der Schritt c) wenigstens zeitweise
vor dem Schritt d) erfolgt, wird sichergestellt, dass insbesondere die Spitze eine
ausreichend hohe Temperatur aufweist, um ein Werkstück mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit
zu bearbeiten. Erfolgt der Schritt c) wenigstens zeitweise während des Schritts d)
wird sichergestellt, dass insbesondere die Spitze während des Fließformens im Wesentlichen
durchgängig eine ausreichend hohe Temperatur aufweist, um Werkstücke mit einer hohen
Wärmeleitfähigkeit zu bearbeiten. Zudem kann ein Anhaften von plastifiziertem Material
vermieden werden.
[0038] Es kann zudem vorgesehen sein, dass der Schritt c) im Wesentlichen vollständig vor
dem Schritt d) erfolgt.
[0039] Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer lediglich bevorzugte Ausführungsbeispiele
darstellenden Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1:
- eine erste Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Fließformwerkzeugs in einer geschnittenen
Vorderansicht,
- Fig. 2:
- eine zweite Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Fließformwerkzeugs in einer geschnittenen
Vorderansicht,
- Fig. 3A:
- eine dritte Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Fließformwerkzeugs in einer Vorderansicht,
und
- Fig. 3B:
- das Fließformwerkzeug aus Fig. 3A in einer Vorderansicht während des Fließformens.
[0040] Fig. 1 zeigt eine erste Ausgestaltung eines Fließformwerkzeugs 1 in einer geschnittenen
Vorderansicht. Das Fließformwerkzeug 1 ist dabei abschnittsweise in ein Werkstück
2 eingedrungen, welches durch das Fließformwerkzeug 1 bearbeitet wird. Das Fließformwerkzeug
1 umfasst eine Spitze 3 zum Fließformen einer Vertiefung 4 in dem Werkstück 2. Die
Spitze 3 ist vorliegend kegelförmig ausgestaltet. Das Fließformwerkzeug 1 umfasst
zudem einen Schaft 5. Der Schaft 5 ist zylinderförmig ausgestaltet. Bei der vorliegenden
Ausgestaltung des Fließformwerkzeugs 1 sind die Spitze 3 und der Schaft 5 einstückig
ausgestaltet. Die Spitze 3 und der Schaft 5 erstrecken sich zudem entlang einer Längsachse
L und sind konzentrisch zueinander und zu der Längsachse L ausgestaltet.
[0041] Beim Fließformen werden die Spitze 3 und der Schaft 5 in Rotation gebracht und werden
mit axialem Druck beaufschlagt. Die Rotation erfolgt dabei um die Längsachse L, der
axiale Druck wird wiederum entlang der Längsachse L aufgebracht. Durch die Rotation
und die gleichzeitige axiale Druckbeaufschlagung entsteht im Kontakt zwischen dem
Fließformwerkzeug 1, insbesondere der Spitze 3, und dem Werkstück 2 Reibung. Diese
Reibung führt wiederum zu lokal hohen Temperaturen. In Verbindung mit der Krafteinwirkung
plastifiziert das Material des Werkstücks 2 und wird verdrängt. Infolgedessen entsteht
eine Vertiefung 4 in dem Werkstück 2. Das plastifizierte Material des Werkstücks 2
wird dabei auf der Unterseite U des Werkstücks 2 zu einer Ausstülpung 13 bzw. Buchse
ausgeformt.
[0042] Der Schaft 5 des Fließformwerkzeugs 1 umfasst bei der Ausführungsform der Fig. 1
zudem einen Kragen 6 zum Verdrängen bzw. Entfernen von Material auf der Oberfläche
des Werkstücks 2. Bei dem zu verdrängenden bzw. zu entfernenden Material handelt es
sich um Material, welches beim Fließformen des Werkstücks 2 plastifiziert wurde. Das
Material wird dabei auf der Oberseite O des Werkstücks 2 verdrängt bzw. entfernt.
[0043] Um insbesondere bei Werkstücken 2 mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit das Fließformen
mit geringem technischem Aufwand durchzuführen, umfasst das Fließformwerkzeug 1 eine
Heizeinrichtung 7. Durch die Heizeinrichtung 7 wird die Spitze 3 des Fließformwerkzeugs
1 aufgeheizt, ebenso kann auch der Schaft 5 durch die Heizeinrichtung 7 aufgeheizt
werden. Das Aufheizen kann dabei vor dem Beginn des Fließformens, aber alternativ
oder zusätzlich auch während des Fließformens erfolgen. Das Aufheizen wird bei der
vorliegenden Heizeinrichtung 7 durch ein Heizelement 8 bewirkt. Das Heizelement 8
ist dabei in einem Hohlraum 9 vorgesehen, wobei sich der Hohlraum 9 in der Spitze
3 und dem Schaft 5 erstreckt. Das Heizelement 8 kontaktiert den Schaft 5 und die Spitze
3 von innen.
[0044] Um das Heizelement 8 mit Strom zu versorgen, verläuft in dem Hohlraum 9 ein Kabel
10. Damit sich das Kabel 10 bei der Rotation der Spitze 3 und des Schafts 5 nicht
verdrillt, ist außerdem ein Schleifring 11 an dem Schaft 5 angeordnet. Hierdurch wird
eine zuverlässige Stromversorgung des Heizelements 8 gewährleistet.
[0045] In Fig. 2. ist eine zweite Ausgestaltung eines Fließformwerkzeugs 1a in einer geschnittenen
Vorderansicht gezeigt. Das Fließformwerkzeug 1a der Fig. 2 unterscheidet sich von
dem Fließformwerkzeug 1 der Fig. 1 lediglich in der Heizeinrichtung 7a. Die Heizeinrichtung
7a umfasst bei dieser Ausgestaltung ein Induktionselement 12a. Das Induktionselement
12a ist dabei von der Spitze 3a und dem Schaft 5a beabstandet. Hierdurch kann ein
kontaktloses Aufheizen der Spitze 3a und/oder des Schafts 5a erfolgen. In der Fig.
2 ist zwar kein Schleifring 11 dargestellt, jedoch kann ein Schleifring auch bei dieser
Ausführungsform vorgesehen sein.
[0046] In Fig. 3A ist eine dritte Ausgestaltung eines Fließformwerkzeugs 1b in einer geschnittenen
Vorderansicht gezeigt. Das Fließformwerkzeug 1b der Fig. 3A unterscheidet sich von
dem Fließformwerkzeug 1 der Fig. 1 und von dem Fließformwerkzeug 1a der Fig. 2 unter
anderem darin, dass die Heizeinrichtung 7b außerhalb der Spitze 3b und außerhalb des
Schafts 5b angeordnet ist. Die Spitze 3b und der Schaft 5b brauchen in diesem Fall
innen nicht hohl ausgestaltet sein. Die Heizeinrichtung 7b umfasst bei der in Fig.
3A gezeigten Ausführungsform ein Induktionselement 12b. Das Induktionselement 12b
ist als Induktionsspule ausgestaltet und um den Schaft 5b bzw. um die Spitze 3b herum
angeordnet. Hierdurch kann auf konstruktiv einfache Weise ein kontaktloses Aufheizen
erfolgen.
[0047] Fig. 3B zeigt das Fließformwerkzeug 1b aus Fig. 3A in einer Vorderansicht während
des Fließformens. Das Fließformwerkzeug 1b ist dabei bereits in das Werkstück 2b eingedrungen
und hat eine Vertiefung 4b in dem Werkstück 2b gebildet. Die Spitze 3b bzw. der Schaft
5b sind beim Fließformen durch das Induktionselement 12b der Heizeinrichtung 7b hindurch
bewegt worden. Um das Hindurchbewegen durch das Induktionselement 12b zu vereinfachen,
umfasst der Schaft 5b bei dieser Ausführungsform keinen Kragen. Es ist jedoch auch
möglich bei dieser Ausführungsform einen Kragen vorzusehen, in diesem Fall muss das
Induktionselement 12b jedoch einen größeren Durchmesser aufweisen.
[0048] Ein Aufheizen kann bei der in Fig. 3A bzw. 3B gezeigten Ausführungsform wie bei den
Ausführungsformen der Fig. 1 und Fig. 2 vor dem Fließformen sowie alternativ oder
zusätzlich während des Fließformens erfolgen. Zwar wird bei dem Fließformwerkzeug
1b der Fig. 3A bzw. 3B während des Fließformens im Wesentlichen der Schaft 5b aufgeheizt,
aufgrund von Wärmeleitung wird jedoch auch weiterhin die Spitze 3b aufgeheizt.
Bezugszeichenliste:
[0049]
- 1, 1a, 1b
- Fließformwerkzeug
- 2, 2a, 2b
- Werkstück
- 3, 3a, 3b
- Spitze
- 4, 4a, 4b
- Vertiefung
- 5, 5a, 5b
- Schaft
- 6,6a
- Kragen
- 7, 7a, 7b
- Heizeinrichtung
- 8
- Heizelement
- 9, 9a
- Hohlraum
- 10, 10a, 10b
- Kabel
- 11
- Schleifring
- 12a, 12b
- Induktionselement
- 13, 13a, 13b
- Ausstülpung
- L
- Längsachse
- O
- Oberseite des Werkstücks
- U
- Unterseite des Werkstücks
1. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) zum Fließbohren eines Werkstücks (2, 2a, 2b), umfassend:
- eine Spitze (3, 3a, 3b) zum Fließbohren einer Vertiefung (4, 4a, 4b), insbesondere
eines Bohrlochs, in einem Werkstück (2, 2a, 2b), und
- einen Schaft (5, 5a, 5b),
- wobei sich die Spitze (3, 3a, 3b) und/oder der Schaft (5, 5a, 5b) entlang einer
Längsachse (L) erstreckt,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Fließformwerkzeug eine Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) zum wenigstens abschnittsweisen
Aufheizen der Spitze (3, 3a, 3b) umfasst.
2. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) ein Induktionselement (12a, 12b) und/oder ein Heizelement
(8) umfasst.
3. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) innerhalb der Spitze (3, 3a, 3b) und/oder innerhalb
des Schafts (5, 5a, 5b) angeordnet ist und/oder dass die Heizeinrichtung (7, 7a, 7b)
außerhalb der Spitze (3, 3a, 3b) und/oder außerhalb des Schafts (5, 5a, 5b) angeordnet
ist.
4. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) die Spitze (3, 3a, 3b) und/oder den Schaft (5, 5a,
5b) kontaktiert und/oder dass die Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) von der Spitze (3, 3a,
3b) und/oder von dem Schaft (5, 5a, 5b) beabstandet ist.
5. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich die Spitze (3, 3a, 3b) und/oder der Schaft (5, 5a, 5b), vorzugsweise im Wesentlichen
gleichmäßig, um die Längsachse (L) herum erstreckt.
6. Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaft (5, 5a, 5b) einen, vorzugsweise umlaufenden, Kragen (6, 6a) umfasst.
7. Verfahren zum Fließbohren eines Werkstücks (2, 2a, 2b), umfassend die Schritte:
a) Bereitstellen eines Werkstücks (2, 2a, 2b),
b) Bereitstellen eines Fließformwerkzeugs (1, 1a, 1b), umfassend:
- eine Spitze (3, 3a, 3b) zum Fließbohren einer Vertiefung (4, 4a, 4b), insbesondere
eines Bohrlochs, in dem Werkstück (2, 2a, 2b), und
- eine Heizeinrichtung (7, 7a, 7b) zum wenigstens abschnittsweisen Aufheizen der Spitze(3,
3a, 3b),
c) wenigstens abschnittsweises Aufheizen der Spitze (3, 3a, 3b) durch die Heizeinrichtung
(7, 7a, 7b), und
d) Fließformen des Werkstücks (2, 2a, 2b) mit der in Schritt c) wenigstens abschnittsweise
aufgeheizten Spitze (3, 3a, 3b).
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
in Schritt b) ein Fließformwerkzeug (1, 1a, 1b) nach einem der Ansprüche 1 bis 6 bereitgestellt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
in Schritt c) die Spitze (3, 3a, 3b) wenigstens abschnittsweise auf eine Temperatur
von wenigstens 450 °C, vorzugsweise von wenigstens 500 °C, insbesondere von wenigstens
550 °C, weitere insbesondere von wenigstens 560 °C, aufgeheizt wird.