[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Erdgaspipeline
zum Transport und zur Verteilung von Wasserstoff.
[0002] Mit Aufkommen neuer Energieträger, wie zum Beispiel Wasserstoff, ergibt sich das
Problem des sicheren Transportes dieser Energieträger. Es besteht ein Netz aus Erdgaspipelines,
welches Erdgas transportiert. Diese Erdgaspipelines sind ausgelegt zum sicheren Transport
von Erdgas. Insbesondere existiert ein deterministisches Regelwerk, welches gewährleistet,
dass beim Transport von Erdgas in den Erdgasleitungen die Sicherheit gewährleistet
wird. Bei der deterministischen Gefahrenanalyse einer Erdgaspipeline wird bei der
Auslegung, der Konstruktion und dem Betrieb der Erdgaspipeline für einen vorgegebenen
Betriebszustand für jeden sicherheitsrelevanten Parameter der Erdgaspipeline. Dies
führt zu einer statischen Risikobewertung, welche einem Betreib der Erdgaspipeline
lediglich in engen Grenzen zulässt. Die Anwendung deterministischer Gefahrenanalyse
soll dabei sicherstellen, dass durch genügend Vorsorgemaßnahmen eine ernste Gefahr
ausgeschlossen werden kann. Wenn bei Planung, Auslegung, Errichtung etc. keine Fehler
gemacht werden, dürfte es nach deterministischer Logik keine Störfälle geben. Die
Erfahrung zeigt aber, dass Störfälle vorkommen. Diese Tatsache kann mit Determinismus
allein nicht beseitigt werden.
[0003] Insbesondere eine veränderte Nutzung durch den Transport bzw. die Beimischung von
Wasserstoff lässt sich hierdurch nicht erfassen. Eine Berücksichtigung des Einflusses
des transportierten Mediums findet bisher nicht statt. Insbesondere beim Transport
und bei Verteilung von Erdgas besteht üblicherweise keine Wechselwirkung zwischen
der Pipeline selbst und dem geförderten Medium. Methan ist gegenüber der Pipeline
im Wesentlichen als inert anzusehen. Eine Berücksichtigung von Einflüssen des geförderten
Mediums auf die Pipeline erfolgt in bisherigen Risikobewertungen nicht und ist im
Rahmen der deterministischen Analyse nicht oder nur mit sehr großem Aufwand möglich.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es ein Verfahren bereitzustellen, mit dem
der sichere Betrieb einer Erdgaspipeline für den Transport und die Verteilung von
Wasserstoff bzw. einem Erdgas/Wasserstoff-Gemisch gewährleistet ist.
[0005] Das Verfahren zum Betrieb einer Erdgaspipeline zum Transport und zur Verteilung von
Wasserstoff weist die Schritte auf:
- Bestimmen eines Risikowertes, wobei sich der Risikowert ergibt aus einer Schadenseintrittshäufigkeit
und einer Schadensauswirkung;
- Vergleichen des Risikowertes mit einem vorgegebenen Sollwert;
- Erzeugen einer Stellgröße zur Steuerung des Betriebs der Pipeline auf Grundlage des
Vergleichs zwischen dem Risikowert und dem vorgegebenen Sollwert;
- Ansteuern der Pipeline mittels der Stellgröße.
[0006] Somit wird zunächst ein Risikowert bestimmt. Dieser Risikowert ergibt aus einer druckwasserstoffspezifischen
Schadenseintrittshäufigkeit und einer druckwasserstoffspezifischen Schadensauswirkung.
So ist die Schadenseintrittshäufigkeit ein Maß für die Häufigkeit, dass ein Schaden
an der Pipeline auftritt insbesondere unter Berücksichtigung des Einflusses von Wasserstoff.
Hierbei werden unterschiedliche Schadensereignisse bzw. Schadenszenarien, die zu einem
Schaden führen können, berücksichtigt mit ihren jeweiligen Schadenseintrittshäufigkeit.
Zu den unterschiedlichen Schadensereignissen wird zur Bestimmung des Risikowertes
eine Schadensauswirkung ermittelt insbesondere unter Berücksichtigung des Einflusses
von Wasserstoff. Die Schadensauswirkung ist dabei ein Maß für den entstehenden Schaden
bei Eintritt eines dieser Schadensszenarios. Dies kann Sachschäden, Personenschäden
und/oder Folgeschäden umfassen.
[0007] Nachfolgend wird der so ermittelt Risikowert mit einem Sollwert verglichen. Bei dem
vorgegeben Sollwert kann es sich beispielsweise um das maximale akzeptable Schadensrisiko
bzw. einen Risiko-Akzeptanzwert handeln, welches akzeptiert wird zur Gewährleistung
eines sicheren Betriebs Pipeline bei der Beförderung von Wasserstoff.
[0008] Nachfolgend wird eine Stellgröße erzeugt zur Steuerung des Betriebs der Pipeline
auf Grundlage des Vergleichs des Risikowert und dem vergebenen Sollwert. Nachfolgend
wird die Pipeline angesteuert mittels der Stellgröße. So kann sich beispielsweise
aus dem Vergleich zwischen dem Risikowert und dem vergebenen Sollwert ergeben, dass
der Risikowert über den vorgegebenen Sollwert liegt, was bei der Erzeugung der Stellgröße
zur Steuerung des Betriebs der Pipeline berücksichtig wird. Ebenso kann die Stellgröße
den Abstand zwischen dem ermittelten Risikowert und dem vergebenen Sollwert berücksichtigen
bei der Erzeugung der Stellgröße, sodass eine graduelle oder kontinuierliche Anpassung
der Stellgröße erfolgt, sofern sich der Risikowert dem vorgegebenen Sollwert nähert
bzw. sich von diesem entfernt.
[0009] Somit wird eine Risikokontrolle beim Betrieb einer Pipeline zur Beförderung von gasförmigem
Wasserstoff erreicht, welche sich stützt auf den bestimmten Risikowert. Der Risikowert
enthält dabei die Schadenseintrittshäufigkeit und die Schadensauswirkung und berücksichtigt
somit alle möglichen Schadensszenarien, sodass bei Überschreiten eines vorgegebenen
Sollwerts durch den Risikowerte der Betrieb der Pipeline entsprechend angepasst werden
kann, sodass stets ein sicherer Betrieb Pipeline bei der Beförderung von Wasserstoff
gewährleistet ist. Dabei kann es sich sowohl um ein dynamisches Verfahren handeln,
welches während dem Betrieb der Pipeline durchgeführt wird. Alternativ oder zusätzlich
hierzu kann ein solches Verfahren angewendet werden bei der Auslegung und Konstruktion
von Pipelines. Weiterhin hat das vorliegende Verfahren den Vorteil bei bereits existierenden
Pipelines angewendet werden zu können. Ein nachträgliches Anpassen der Pipelines,
sodass diese zur Beförderung von Wasserstoff genutzt werden können, ist somit gerade
nicht nötig. Gleichzeit ist aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens bei einer dynamischen
Durchführung stets der optimale Energietransport gewährleistet unter Berücksichtigung
des Risikowertes, sodass stets ein sicherer und effizienter Energietransport über
die Pipeline gewährleistet ist.
[0010] Vorzugsweise handelt es sich bei der Pipeline um eine bereits bestehende Erdgaspipeline,
wobei das Verfahren nachträglich implementiert wird.
[0011] Vorzugsweise befördert die Pipeline mindesten einen Anteil Wasserstoff.
[0012] Vorzugsweise handelt es sich bei der druckwasserstoffspezifischen Schadenseintrittshäufigkeit
und/oder der druckwasserstoffspezifischen Schadensauswirkung um einen probabilistischen
Wert. Insbesondere handelt es sich mindestens bei der druckwasserstoffspezifischen
Schadenseintrittshäufigkeit um einen probabilistischen Wert, welcher auf Grundlage
eines probabilistischen Ansatzes unter Berücksichtigung der einzelnen Schadensszenarien
ermittelt wird, welche beim Transport und der Verteilung von Wasserstoff eintreten
können. Insbesondere lässt sich die druckwasserstoffspezifischen Schadenseintrittshäufigkeit
und/oder der druckwasserstoffspezifischen Schadensauswirkung ermitteln mittels Monte-Carlo-Simulationen.
Aufgrund der probabilistischen Berechnung der Schadenseintrittshäufigkeit und/oder
der Schadensauswirkung, ist es nicht erforderliche die Pipeline für alle möglichen
Schadenseintrittsszenarien entsprechend auszulegen gemäß dem bisher verwendeten deterministischen
Ansatz. Vielmehr können einzelne Schadenseintrittsszenarien unter Berücksichtigung
des Einflusses von Wasserstoff in den probabilistischen Risikowert einfließen und
so bei der Erzeugung der Stellgröße berücksichtigt werden. Somit ist es möglich auch
bei sich dynamisch verändernden Bedingungen bei dem Betrieb der Pipeline bei der Förderung
von Wasserstoff stets einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Mit einer systematischen
Risikobewertung möglicher Schadensszenarien lassen sich diejenigen (i.d.R. sind es
nur einige z.B. auch zufällige Ereignisse) potenziellen Störfälle herausfinden, von
denen ein überhöhtes Risiko ausgeht. Sind diese erkannt worden, können ausgewählte
Maßnahmen zur Risikoreduzierung ergriffen werden (risikoorientierte Entscheidungsfindung).
Ohne solche Risikobewertungen ist es nicht möglich das von einer Anlage ausgehende
(Rest-)Risiko, gerade im Kontext einer durch Druckwasserstoff erhöhten und zusätzlichen
Gefährdung, systematisch und stetig im Laufe der Zeit zu verringern. Dabei werden
Datensätze verwendet, die eine konkrete Versagenswahrscheinlichkeit wiedergeben und
eben nicht nur, wie bei reinen deterministischen Verfahren - eine akkumulierte Sammlung
konservativer Annahmen. Daneben lassen sich die einzelnen Einflüsse der wirksamen
stochastischen Variablen darstellen und miteinander vergleichen (Sensitivität). Schlussendlich
kann dadurch ein kostengünstigeres Design erreicht werden.
[0013] Vorzugsweise werden zur Bestimmung der druckwasserstoffspezifischen Schadenseintrittshäufigkeit
Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
berücksichtigt und insbesondere der Einfluss von Wasserstoff auf diese Parameter.
So kann es sich bei den Konstruktions- und Zustandsparameter beispielsweise um die
Wandstärke der Pipeline, das Pipelinealter, die Verlegungstiefe bzw. Überdeckung bzw.
Freiverlegung und dergleichen berücksichtigt werden. Weitere Konstruktions- und Zustandsparameter
sind die Veränderung verschiedener Materialkennwerte unter Wasserstoffatmosphäre,
Korrosion, Rissbehaftung, Kerbfreiheit, Material- und Fertigungsfehler, Werkstoffkennwerte
und Materialermüdung und dergleichen. Insbesondere werden hierbei alle Konstruktions-
und Zustandsparameter berücksichtigt, die für wasserstoffhaltige Gase von Bedeutung
sind.
[0014] Als Betriebsparameter werden bei der Bestimmung der Schadenseintrittshäufigkeit unter
anderem der Betriebsdruck, der Wasserstoffanteil im Gasgemisch, die weitere Gaszusammensetzung,
die Betriebstemperatur, Druckamplitude im Pipelinenetz, Lastwechselfrequenzen und
dergleichen berücksichtigt.
[0015] Als Umgebungsparameter wird die Umgebung bzw. Einflussgrößen, welche aus der Umgebung
der Pipeline resultieren, berücksichtigt. Dabei kann es sich bei dem Umgebungsparameter
beispielsweise um eine Erdbebenhäufigkeit und Stärke, Hochwasser, Starkregen, Bergsenkung,
Vornutzung sowie in die Wahrscheinlichkeit von Bautätigkeiten oder dergleichen handeln.
[0016] Somit wird die Schadenseintrittshäufigkeit anhand der vorgenannten Konstruktions-
und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter ermittelt,
welche allesamt Einfluss haben auf die Häufigkeit, dass ein Schadensszenario an der
Pipeline auftritt. Dabei können unterschiedlichen Schadensszenarien, welche aufgrund
von unterschiedlichen Schäden an der Pipeline mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit
eintreten berücksichtigt werden, wobei die Schadenseintrittshäufigkeit bzw. deren
Wahrscheinlichkeit anhand der vorgenannten Parameter ermittelt wird.
[0017] Vorzugsweise wird bei der Bestimmung der druckwasserstoffspezifischen Schadensauswirkung
Konstruktions- und Zustandsparameter, wie z.B. Zündfähigkeit, Energieinhalt in Verbindung
mit physikalischen Phänomenen (z.B. Wärmestrahlung nach Zündung der freigesetzten
Gaswolke, Gasdiffusion von Wasserstoff), und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
berücksichtigt insbesondere unter Berücksichtigung der Eigenschaften von Wasserstoff
auf die Schadensauswirkung. Hierbei kann es sich um dieselben Konstruktions- und Zustandsparameter
und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter handeln, welche bei der Bestimmung
der Schadenseintrittshäufigkeit berücksichtigt werden. Alternativ oder zusätzlich
hierzu handelt es sich bei den Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter
und/oder Umgebungsparameter bei der Bestimmung des Schadensauswirkung um andere Parameter.
[0018] Insbesondere handelt es ich bei den Konstruktions- und Zustandsparameter um eine
Verlegungstiefe bzw. Freiverlegung der Pipeline, dem Material bzw. Werkstoff der Pipeline,
Leckgrößen, Strömungssituationen bzw. Freisetzungsverhältnisse oder dergleichen.
[0019] Insbesondere handelt es sich bei den berücksichtigten Betriebsparametern um in den
Betriebsdruck, dem Wasserstoffanteil im Gasgemisch, der Betriebstemperatur oder dergleichen.
[0020] Insbesondre handelt es sich bei dem Umgebungsparameter um meteorologische Randbedingungen
und hierbei insbesondere Vektor bezogene Windrichtung mit anteiliger Wahrscheinlichkeit
sowie mittlerer Windgeschwindigkeit, Bebauung, Umgebungsnutzung, Bevölkerungsdichte/
Struktur und dergleichen.
[0021] Somit kann für unterschiedliche Schadensszenarien die jeweilige Schadensauswirkung
anhand der Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder
Umgebungsparameter ermittelt werden, sodass die Schadensauswirkung bei der Bestimmung
des Risikowertes berücksichtigt werden kann. Sich ändernde Konstruktions- und Zustandsparameter
und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter können dabei auch als eine
sich ändernde Schadensauswirkung berücksichtigt werden. So kann beispielsweise Auftreten
von starkem Wind bei einem Leck der Pipeline ein schnelleres Verteilen des austretenden
Wasserstoffes gewährleistet werden, sodass kein zündfähiges Gemisch entsteht bzw.
bei einer Zündung nur eine verringerte Menge von Gas für die Verbrennung zur Verfügung
steht.
[0022] Vorzugsweise werden die Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter gemessen insbesondere
zur Erfassung von Störeinflüssen/Schwankungen. Somit werden die Betriebsparameter
und/oder Umgebungsparameter als Regelgröße herangezogen und eine Veränderung der Betriebsparameter
und/oder Umgebungsparameter herangezogen bei einer neuen Bewertung des Risikowertes,
welche die Störeinflüssen/Schwankungen der jeweiligen Parameter berücksichtigt.
[0023] Vorzugsweise umfasst die Stellgröße ein Abschalten der Pipeline, eine Druckänderung,
eine Änderung des H
2-Anteils, eine Änderung eines anderen Gasbestandteiles, eine Änderung der Druckamplitude,
eine Änderung der Anzahl von Lastwechseln, eine Änderung von Überwachungsintervallen
oder eine Änderung der Überwachungsart. Somit wird aufgrund des bestimmten Risikowertes
die Pipeline anhand der Stellgröße angesteuert, sodass ein sicherer Betreib der Pipeline
weiterhin gewährleitest wird.
[0024] Vorzugsweise sind mehrere Sollwerte vorgegeben. Dabei können einzelne Sollwerte für
unterschiedliche Schadensszenarien vorgesehen sein. Insbesondere sind jedoch alle
Schadensszenarien in einem einzelnen Risikowert zusammengefasst. Alternativ hierzu
können mehrere Sollwerte eine gestufte oder gestaffelte Erzeugung der Stellgrößen
nach sich ziehen, sodass beispielsweise bei Überschreiten eines ersten Sollwerts lediglich
die Überwachungsintervalle erhöht werden und erst bei Überschreiten eines zweiten
Sollwerts beispielsweise der H
2-Anteils, der Druck oder dergleichen reduziert wird und bei Überschreiten eines dritte
Sollwerts die Pipeline abgeschaltet wird. Andere Sollwerte sind selbstverständlich
ebenfalls möglich zur Berücksichtigung einer kontinuierlichen oder schrittweise Steuerung
der Pipeline zur Gewährleistung des sicheren Betriebs der Pipeline.
[0025] Vorzugsweise wird die die Bestimmung des Risikowertes wiederholt in vorgegebenen
Überwachungsintervallen und/oder in Abhängigkeit eines Ereignisses und/oder in Abhängigkeit
der Änderung von Eingangsparametern bei der Bestimmung des Risikowertes. Somit ergibt
sich ein Regelkreis, welcher auf Grundlage des ermittelten Risikowertes eine Stellgröße
erzeugt zur Steuerung der Pipeline und hierbei Störgrößen und Regelgrößen wie beispielsweise
den Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
berücksichtigt. Somit handelt es sich um ein kontinuierliches Verfahren, welches stets
unter jeglicher Betriebssituation ein sicheres Betreiben der Pipeline gewährleistet.
[0026] Vorzugsweise wird bei Bestimmung des Risikowertes die Pipeline in Segmente unterteilt
und für jedes Segment jeweils ein Risikowert bestimmt wird. Ebenso ist es möglich
für jedes Segment einen entsprechenden Sollwert und/oder eine entsprechende Stellgröße
zu bestimmen. Hierbei können sich die Segmente orientieren an einer Änderung eines
Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter.
Insbesondere müssen die einzelnen Segmente nicht mit Netzabschnitten eines Pipelinenetzes
übereinstimmen. Alternativ hierzu stimmen die Segmente bei der Bestimmung des Risikowertes
überein mit Abschnitten eines Pipelinenetzes, sodass die jeweiligen Stellgröße auf
den jeweiligen Abschnitt des Pipelinenetzes anwendbar ist. Durch die Segmentierung
lässt sich ein zuverlässiger Risikowert ermitteln, welcher sich ändernde Parameter
entlang der Länge der Pipeline berücksichtigen kann.
[0027] Nachfolgend wird die Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsform unter Bezugnahme
auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
[0028] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Schematische Darstellung des Verfahrens,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung der Pipeline und
- Figur 3
- eine schematische Darstellung des Regelkreises in die vorliegende Erfindung.
[0029] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren bereitgestellt zum Betrieb einer
Erdgaspipeline zum Transport und zur Verteilung von Wasserstoff. Hierbei können insbesondere
bereits bestehende Erdgaspipelines Verwendung finden zur Beförderung von gasförmigem
Wasserstoff oder bereits bekannte Konstruktionen und Auslegungen von Erdgaspipelines
verwendet werden zur Beförderung von Wasserstoff.
[0030] Hierzu wird, gemäß der vorliegenden Erfindung, in Schritt S01 zunächst ein Risikowert
bestimmt. Dabei ergibt sich der Risikowert aus einer Schadenseintrittshäufigkeit eines
bestimmten Schadensszenarios und einer Schadensauswirkung, welcher ein Maß darstellt
für den Schaden, welcher entsteht, wenn das jeweilige Schadensszenario eintritt.
[0031] Zur Bestimmung der Schadenseintrittshäufigkeit wird insbesondere eine Konstruktions-
und Zustandsparameter berücksichtigt, welcher den Zustand bzw. die Konstruktiven Merkmale
der Pipeline berücksichtigt. Alternativ oder zusätzlich hierzu wird bei der Bestimmung
der Schadenseintrittshäufigkeit ein Betriebsparameter berücksichtigt, welcher einzelne
oder mehrere Betriebsparameter der Pipeline umfasst. Alternativ oder zusätzlich hierzu
wird bei der Bestimmung der Schadeneintrittshäufigkeit ein Umgebungsparameter berücksichtigt,
welcher die externen Einflüsse ausgehend von der Umgebung Pipeline berücksichtigt
hinsichtlich deren Einfluss auf die Schadenseintrittshäufigkeit.
[0032] Dabei umfasst der Konstruktions- und Zustandsparameter beispielsweise die Wandstärke
der Pipeline, das Alter, die Verlegungstiefe bzw. Überdeckung bzw. Freiverlegung und
dergleichen. Weitere Konstruktions- und Zustandsparameter sind die Versprödung, Korrosion,
Rissbehaftung, Kerbfreiheit, Material- und Fertigungsfehler, Werkstoffkennwerte und
Materialermüdung und dergleichen.
[0033] Weiterhin umfasst der Betriebsparameter beispielsweise der Betriebsdruck, der Wasserstoffanteil
im Gasgemisch, die Gaszusammensetzung, die Betriebstemperatur, Druckamplitude im Pipelinenetz,
Lastwechselfrequenzen und dergleichen.
[0034] Weiterhin umfasst der Umgebungsparameter beispielsweise Einflussgrößen, welche aus
der Umgebung der Pipeline resultieren. Dabei kann es sich bei dem Umgebungsparameter
beispielsweise um eine Erdbebenhäufigkeit und Stärke, Hochwasser, Starkregen, Bergsenkung,
Vornutzung sowie in die Wahrscheinlichkeit von Bautätigkeiten oder dergleichen handeln.
[0035] Insbesondere wird für die Bestimmung der Schadensauswirkung ein Konstruktions- und
Zustandsparameter berücksichtigt, welcher den Zustand bzw. die konstruktiven Merkmale
der Pipeline berücksichtigt hinsichtlich des entstehenden Schadens bei Eintritt eines
Schadensszenarios. Alternativ oder zusätzlich hierzu wird zur Bestimmung der Schadensauswirkung
ein Betriebsparameter berücksichtigt, welcher eine oder mehrerer Betriebsgrößen in
der Pipeline umfassen und deren Auswirkung innerhalb eines Schadensszenarios auf den
entstehenden Schaden berücksichtigen. Alternativ oder zusätzlich hierzu werden Umgebungsparameter
berücksichtigt, welche Merkmale der Umgebung der Pipeline bei der Ermittlung Schadensauswirkung
berücksichtigen.
[0036] Konstruktions- und Zustandsparameter bei der Bestimmung der Schadensauswirkung können
beispielsweise eine Verlegungstiefe bzw. Freiverlegung der Pipeline, dem Material
bzw. Werkstoff der Pipeline, Leckgrößen, Strömungssituationen bzw. Freisetzungsverhältnisse
oder dergleichen umfassen.
[0037] Weiterhin können Betriebsparameter bei der Bestimmung der Schadensauswirkung beispielsweise
den Betriebsdruck, dem Wasserstoffanteil im Gasgemisch, der Betriebstemperatur oder
dergleichen umfassen.
[0038] Weiterhin können Umgebungsparameter bei der Bestimmung der Schadensauswirkung beispielsweise
das Wetter und hierbei insbesondere Vektor bezogene Windrichtung mit anteiliger Wahrscheinlichkeit
sowie mittlerer Windgeschwindigkeit, Bebauung, Umgebungsnutzung, Bevölkerungsdichte/
Struktur und dergleichen umfassen.
[0039] Insbesondere handelt es sich bei dem Konstruktions- und Zustandsparameter für die
Ermittlung der Schadenseintrittshäufigkeit um dieselben Konstruktions- und Zustandsparameter
wie für die Bestimmung der Schadensauswirkung. Alternativ handelt es sich um verschiedene
Konstruktions- und Zustandsparameter. Ebenso handelt es sich um dieselben Betriebsparameter
bei der Bestimmung der Schadenseintrittshäufigkeit und der Schadensauswirkung oder
verschiedene Betriebsparameter. Ebenso kann es sich bei den Umgebungsparametern für
die Bestimmung der Schadenseintrittshäufigkeit um dieselben Umgebungsparameter handeln
wie bei der Bestimmung der Schadensauswirkung oder um verschiedene Umgebungsparameter.
[0040] Aus der Schadenseintrittshäufigkeit und bei der Schadensauswirkung wird, wie vorstehend
beschrieben, gemäß Schritt S01 ein Risikowert insbesondere durch Multiplikation der
Schadenseintrittshäufigkeit mit der Schadensauswirkung bestimmt, um somit ein Gesamtrisiko
des Betriebs der Pipeline mit Wasserstoff zu bestimmen.
[0041] Gemäß Schritt S02 wird sodann der bestimmte Risikowert verglichen mit einem vorgegebenen
Sollwert. Bei dem Sollwert handelt es sich beispielsweise um einen Risikoakzeptanzwert,
welche die obere Grenze des akzeptablen Risikos angibt.
[0042] Alternativ hierzu handelt es sich bei dem Sollwert um einen vorgegebenen Grenzwert,
welcher unterhalb des maximalen Risikoakzeptanzwertes liegt. Hierdurch kann durch
geeignete Wahl des Sollwerts frühzeitig auf sich ändernd Betriebszustände der Pipeline
reagiert werden und somit stets ein sicherer Betrieb der Pipeline gewähreistet werden.
[0043] Gemäß Schritt S03 wird auf Grundlage des Vergleichs zwischen dem Risikowert und dem
vorgegebenen Sollwert eine Stellgröße erzeugt zur Steuerung der Pipeline. Dabei wird
gemäß Schritt S04 die Pipeline mittels der Stellgröße angesteuert. Somit wird anhand
der Stellgröße der Betrieb der Pipeline gesteuert sodass stets ein sicherer Betrieb
der Gaspipeline bei der Beförderung von Wasserstoff sichergestellt ist.
[0044] Insbesondere wird die Stellgröße eines oder mehreres von Abschalten der Pipeline,
Druckänderung innerhalb der Pipeline, Änderung des H
2-Anteils im geförderten Mediums Änderung eines anderen Gasbestandteils beispielsweise
durch Zuführung eines Inertgases oder dergleichen, Änderung der Druckamplitude insbesondere
bei einem Lastwechsel, Änderung der Anzahl von zulässigen Lastwechseln, Änderung von
Überwachungsintervallen, sodass beispielsweise bei Annäherung an einen vorgegebenen
Sollwert Überwachungsintervalle verringert werden, um eine frühzeitige Erkennung von
Schäden zu gewährleisten, oder Änderung der Überwachungsart. So kann beispielsweise
Überwachung der Pipeline im Normalbetrieb mittels Sensoren erfolgen. Nähert sich der
bestimmte Risikowert dem vorgegebenen Sollwert an, kann zusätzlich als andere Überwachungsart
eine optische Überwachung erfolgen, um somit den sicheren Betrieb der Pipeline zu
gewährleisten.
[0045] Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich eine probabilistische Risikowert
aufgrund der Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts bzw. der erwarteten Schadenshäufigkeit
und einer Schadensauswirkung zu berücksichtigen. Somit handelt es sich bei dem vorliegenden
Verfahren um einen probabilistischen Ansatz, welcher sich gerade von dem bisher verwendeten
deterministischen Ansatz zur Risikobewertung von Pipelines unterscheidet. Somit können
aufgrund des probabilistischen Ansatzes unterschiedliche Schadensszenarien und deren
Schadenseintrittshäufigkeit bzw. Schadensauswirkung berücksichtigt werden zur Ermittlung
des Risikos beim Betrieb der Pipeline insbesondere bei der Beförderung Wasserstoff.
Dabei können unterschiedliche Betriebszustände der Pipeline berücksichtigt werden
insbesondere bei einem unterschiedlichen Grad der Beimischung von Wasserstoff oder
der Beförderung von reinem Wasserstoff auch in bereits bestehenden Pipelines.
[0046] Im Folgenden wird Bezug genommen auf Figur 2. Figur 2 zeigt eine Pipeline 10 welche
sich durch unterschiedliche geografische Gebiete erstreckt. So ist beispielsweise
dargestellt, dass die Pipeline 10 oberirdisch 18 geführt ist, welches bei der Schadenseintrittshäufigkeit
als Konstruktions- und Zustandsparameter berücksichtigt werden kann. Ebenso können
geografische Eigenschaften wie ein See 22 oder ein Gebirge 20 mit ihren Eigenschaften
auf Erdbewegung, meteorologischen, geologischen und hydrologischen Einflüssen und
dergleichen berücksichtigt werden als Umgebungsparameter. Ebenfalls wird die Häufigkeit
von Erdbeben im Bereich der Pipeline 10, dargestellt als Verwerfungslinie 13, als
Umgebungsparameter berücksichtigt bei der Ermittlung der Schadeneintrittshäufigkeit.
Dahingegen wird für die Ermittlung der Schadenauswirkung beispielsweise die Bebauungsdichte
16 in unmittelbarer Nähe der Pipeline 10 berücksichtigt.
[0047] Zur Ermittlung des Risikowertes wird hierbei die Pipeline 10 in unterschiedliche
Segmente 12 mit Segmentgrenzen 14 unterteilt und ein Risikowert für jedes Segment
12 unabhängig ermittelt. Dabei können die Segmente mit Netzabschnitten der Pipeline
zusammenfallen oder sich orientieren an der Umgebung, konstruktiven Veränderung entlang
der Pipeline 10 oder frei gewählt sein. Sodann wird der Risikowert für jedes Segment
12 einzeln bestimmt und herangezogen bei dem Vergleich mit dem Sollwert. Durch die
Segmentierung wird sichergestellt, dass eine detaillierte Berücksichtigung von Konstruktions-
und Zustandsparametern, Betriebsparametern, und oder Umgebungsparametern auf die Schadenseintrittshäufigkeit
und/oder die Schadenauswirkung erfolgen kann.
[0048] Figur 3 zeigt das Verfahren der vorliegenden Erfindung als Regelkreis. Mittels einer
Messeinrichtung 38 werden Betriebsparameter, Konstruktions- und Zustandsparameter
oder Umgebungsparameter der Pipeline 10 ermittelt. In der Regeleinrichtung 30 wird
hieraus ein Risikowert ermittelt und dieser mit einem Risikoakzeptanzwert verglichen.
Hieraus wird eine Stellgröße ermittelt, welche mittels eines Stellglieds 32 auf die
Pipeline wirkt. In der Regelstrecke 34 wirken äußere Störgrößen 36 und verändern den
Zustand der Pipeline beispielsweise durch eine Veränderung eines Konstruktions- und
Zustandsparameters eines oder mehrerer Betriebsparameter und/oder eines oder mehrerer
Umgebungsparameter. Dabei können die Störgrößen Einfluss nehmen auf die Schadenseintrittshäufigkeit
und/oder die Schadensauswirkung. Dies wird von der Messeinrichtung 38 wiederum erfasst
und an die Regeleinrichtung 30 weitergegeben. Somit ist ein kontinuierlicher Regelkreis
geschaffen, welcher stets einen sicheren Betrieb der Pipeline gewährleistet. Hierbei
wird insbesondere ein probabilistischer Ansatz gewählt zur Bestimmung des Risikowertes.
Sich ändernde Betriebszustände, verschiedenen Schadensszenarien und dergleichen können
somit insgesamt berücksichtigt werden in dem probabilistischen Ansatz, ohne dass bei
einer Veränderung eines dieser Parameter erneut eine deterministische Schadensbeurteilung
durchgeführt werden muss. Somit ist es auf einfache Weise möglich den sicheren Betrieb
der Pipeline auch bei einer Beförderung von Wasserstoff zu gewährleisten.
1. Verfahrung zum Betrieb einer Erdgaspipeline zum Transport und zur Verteilung von Wasserstoff,
mit den Schritten:
- Bestimmen eines Risikowertes, wobei sich der Risikowert ergibt aus einer Schadenseintrittshäufigkeit
und einer Schadensauswirkung;
- Vergleichen des Risikowertes mit einem vorgegebenen Sollwert;
- Erzeugen einer Stellgröße zur Steuerung des Betriebs der Pipeline auf Grundlage
des Vergleichs zwischen dem Risikowert und dem vorgegebenen Sollwert;
- Ansteuern der Pipeline mittels der Stellgröße.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei es sich bei der Schadenseintrittshäufigkeit und/oder
der Schadensauswirkung um einen probabilistischen Wert handelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei zur Bestimmung der Schadenseintrittshäufigkeit
Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
berücksichtigt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei zur Bestimmung der Schadensauswirkung
Konstruktions- und Zustandsparameter und/oder Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
berücksichtigt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, bei welchem die Betriebsparameter und/oder Umgebungsparameter
gemessen werden, insbesondere zur Erfassung von Störeinflüssen/Schwankungen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Stellgröße ein oder mehreres
bewirkt von Abschalten der Pipeline, Druckänderung, Änderung des H2-Anteils, Änderung eines anderen Gasbestandteiles, Änderung der Druckamplitude, Änderung
der Anzahl von Lastwechseln, Änderung von Überwachungsintervallen, Änderung der Überwachungsart.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei mehrere Sollwerte vorgegeben sind.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Bestimmung des Risikowertes
wiederholt wird in vorgegebenen Überwachungsintervallen und/oder in Abhängigkeit eines
Ereignisses und/oder in Abhängigkeit von einer Änderung von Eingangsparametern bei
der Bestimmung des Risikowertes.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die Pipeline zur Bestimmung des
Risikowertes in Segmente unterteilt wird und für jedes Segment jeweils ein Risikowert
bestimmt wird.