[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Holzwerkstoffplatte. Gemäß
einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung betrifft die Erfindung eine Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung
mit (a) einer Presse, insbesondere einer Bandpresse, zum Pressen zumindest einer Vorproduktlage
zu einer Roh-Holzwerkstoffplatte, (b) einer Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung zum Aufbringen
einer Flüssigkeit auf die Roh-Holzwerkstoffplatte und (c) einer Saugvorrichtung, die
ausgebildet ist zum Anlegen eines Unterdrucks an eine Seitenfläche der Roh-Holzwerkstoffplatte.
[0002] Derartige Verfahren und Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtungen sind bekannt und
dienen dem Herstellen von Holzwerkstoffplatten. Um nachwachsende Rohstoffe wie Holz
als Baustoffe einsetzen zu können, wird häufig gefordert, dass diese schwer entflammbar
sind.
[0003] Die Herstellung schwer entflammbarer Holzwerkstoffplatten ist seit mehreren Jahrzehnten
bekannt. Dabei werden die Vorprodukte, beispielsweise Holzspäne, Holzfasern oder Grobspäne,
vor dem Herstellen der Vorproduktlage aus den Vorprodukten mit einer flammschutzmittelhaltigen
Flüssigkeit behandelt. Das erfolgt durch Besprühen der Vorprodukte in Mischern, Beleimtrommeln
(Coils) oder Blow-Lines. Danach werden dann die Vorprodukte auf ein Band gestreut,
sodass die zumindest eine Vorproduktlage entsteht. Danach wird die Vorproduktlage
zur Holzwerkstoffplatte verpresst.
[0004] Nachteilig an diesem Vorgehen ist, dass es zu vergleichsweise viel Ausschuss kommt,
da der Gehalt an Flammschutzmittel in der Holzwerkstoffplatte insbesondere zu Beginn
der Produktion häufig nicht hoch genug ist.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, dass Herstellen von schwerentflammbaren
Holzwerkstoffplatten zu verbessern.
[0006] Die Erfindung löst das Problem durch ein Verfahren zum Herstellen einer Holzwerkstoffplatte
mit den Schritten (a) Herstellen, insbesondere durch Verpressen von holzhaltigen Vorprodukten,
einer Roh-Holzwerkstoffplatte, die eine erste Seitenfläche und eine zweite Seitenfläche,
die parallel zur ersten Seitenfläche verläuft, aufweist, (b) Aufbringen einer flammschutzmittelhaltigen
Flüssigkeit zumindest auf die erste Seitenfläche und (c) Anlegen eines Unterdrucks
an die zweite Seitenfläche, sodass die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit in die
Roh-Holzwerkstoffplatte, insbesondere in deren in eine Randzone, gesaugt wird, sodass
die Holzwerkstoffplatte entsteht.
[0007] Die Erfindung löst das Problem zudem durch eine gattungsgemäße Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung,
bei der die Flüssigkeit ein Flammschutzmittel enthält und bei der die Saugvorrichtung
ausgebildet ist zum automatischen Anlegen des Unterdrucks für eine solche Saugzeit,
dass die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit in eine Randzone der Roh-Holzwerkstoffplatte
gesaugt, nicht aber durch die Roh-Holzwerkstoffplatte hindurchgesaugt wird.
[0008] Gemäß einem dritten Aspekt löst die Erfindung das Problem durch eine Holzwerkstoffplatte,
die einen, insbesondere kontinuierlich verlaufenden, Konzentrationsgradienten an Flammschutzmittel
aufweist, wobei die Flammschutzmittel-Konzentration mit zunehmendem Abstand von einer
Oberfläche bis zu einer Mitte der Holzwerkstoffplatte abnimmt. Günstig ist es, wenn
die Holzwerkstoffplatte schwer entflammbar ist nach Anforderungsnorm DIN EN 13501-1:2010
und Prüfnorm DIN EN 13823:2015. Besonders günstig ist es, wenn die Holzwerkstoffplatte
eine Holzwerkstoffplatte der Klasse B, insbesondere B -s1 oder B -s1 d0, oder C, insbesondere
C-s1, C-s1 d0, oder B
fl, insbesondere B
fl -s1 oder B
fl -s1 d0, oder C
fl, insbesondere C
fl-s1, C
fl-s1 D0, oder in der Klasse B1, B2 oder B3 ist.
[0009] Durch das Einbringen des Flammschutzmittels mittels der flammschutzmittelhaltigen
Flüssigkeit nach dem Verpressen kann der Gehalt an Flammschutzmittel in der Holzwerkstoffplatte
oft mit hoher Prozesssicherheit eingestellt werden. Das vermindert den Ausschuss im
Vergleich zu Verfahren nach dem Stand der Technik.
[0010] Vorteilhaft an der Erfindung ist zudem, dass der Verbrauch an Flammschutzmittel in
der Regel vermindert werden kann. Bei der bekannten Art der Herstellung schwer entflammbarer
Holzwerkstoffplatten kommt es beim Besprühen der Vorprodukte sowie beim späteren Transport
der besprühten Vorprodukte zum Verlust von Flammschutzmittel. Es kommt häufig zu Verlusten
von mehr als 20 % an Flammschutzmittel.
[0011] Dies gilt insbesondere für Holzwerkstoffplatten, die nicht aus definierten Deck-
und Mittelschichten bestehen und die auch separat hergestellt werden. Dort muss das
gesamte Holzmaterial, das zur Herstellung der Platte eingesetzt wird, mit Flammschutzmittel
behandelt werden. Da die Deckschichten üblicherweise nur 30 bis 40% der Holzwerkstoffplatte
ausmachen, werden 60 bis 70% Flammschutzmittel verschwendet. Dies gilt insbesondere
für MDF- und HDF-Platten.
[0012] Vorteilhaft ist auch, dass das Einbringen des Flammschutzmittels in der Regel nicht
zu einer Erhöhung des Feuchtegehalts der zerkleinerten Vorprodukte führt. Ein hoher
Feuchtegehalt kann in der Presse zu sogenannten Dampfspaltern führen, was unerwünscht
ist. Ein Dampfspalter ist ein Bereich, in dem die Holzwerkstoffplatte durch verdampfendes
Wasser geplatzt ist.
[0013] Auch kann in der Regel auf das Erhöhen des Binderanteils, also des Bindemittel- und/oder
Leimanteils an der Vorproduktlage, verzichtet werden, wenn Flammschutzmittel eingebracht
wird. Viele Binder, beispielsweise polymeres Diphenylmethandiisocyanat, reagieren
mit manchen Flammschutzmitteln. Bei Verfahren nach dem Stand der Technik muss daher
auch mehr Binder zugegeben werden, wenn Flammschutzmittel verwendet wird, als wenn
eine Holzwerkstoffplatte ohne Flammschutzmittel hergestellt wird. Dieser Nachteil
entfällt in der Regel beim erfindungsgemäßen Herstellen.
[0014] Günstig ist zudem, dass - anders als bei Verfahren nach dem Stand der Technik ― eine
Pressengeschwindigkeit in der Regel nicht reduziert werden muss. Da beim Stand der
Technik das Flammschutzmittel in einer Flüssigkeit vor dem Verpressen eingebracht
wird, steigt häufig der Feuchtegehalt der Vorproduktlage. Um Dampfspalter zu verhindern,
muss in der Regel die Pressengeschwindigkeit und/oder die Presstemperatur reduziert
werden. Das kann bei einem erfindungsgemäßen Verfahren entfallen.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren ist zudem zumindest grundsätzlich von dem Zeitpunkt
und dem Ort der Herstellung der Roh-Holzwerkstoffplatte unabhängig durchführbar. So
ist es möglich, bereits produzierte, nicht schwerentflammbare Roh-Holzwerkstoffplatten,
nachträglich schwerentflammbar zu machen. Insbesondere wird das Flammschutzmittel
auf die bereits verpresste Roh-Holzwerkstoffplatte aufgebracht. So ist es möglich
und gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung vorgesehen, dass die Roh-Holzwerkstoffplatte
nach dem Pressen für längere Zeit, insbesondere zumindest eine Minute, insbesondere
zumindest 10 Minuten, gelagert und/oder bewegt wird, bevor die flammschutzmittelhaltige
Flüssigkeit aufgebracht wird. Beispielsweise werden die Roh-Holzwerkstoffplatten in
einem Kühlsternwender gelagert Das erlaubt eine flexible Produktion von schwerentflammbaren
Holzwerkstoffplatten, insbesondere auch in geringen Mengen. Es ist aber auch möglich
und von der Erfindung umfasst, dass die Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung in der Nähe
der Presse angeordnet ist. Vorzugsweise beträgt ein Abstand zwischen der Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung
und der Presse höchstens 100 m, bzw. höchstens 50 m, insbesondere höchstens 30 m.
[0016] Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung wird unter einer Roh-Holzwerkstoffplatte
insbesondere eine Platte aus einem Holzwerkstoff verstanden, die durch Einbringen
des Flammschutzmittels zu einer Holzwerkstoffplatte verarbeitet werden kann.
[0017] Unter dem Aufbringen der Flüssigkeit wird insbesondere verstanden, dass die Flüssigkeit
in Kontakt mit der ersten Seitenfläche gebracht wird. Dabei bildet sich vorzugsweise
ein Flüssigkeitsfilm auf der Seitenfläche.
[0018] Unter der Randzone wird ein Bereich der Roh-Holzwerkstoffplatte verstanden, der einerseits
durch eine Seitenfläche begrenzt ist und sich andererseits nicht bis zur Mitte der
Holzwerkstoffplatte erstreckt. Unter dem Merkmal, dass die Flüssigkeit in die Randzone
gesaugt wird, ist insbesondere zu verstehen, dass es möglich, nicht aber notwendig
ist, dass die Flüssigkeit ausschließlich in die Randzone gesaugt wird.
[0019] Bei der Roh-Holzwerkstoffplatte handelt es sich beispielsweise um eine mitteldichte
Faserplatte (MDF-Platte), eine hochdichte Faserplatte (HDF-Platte), eine Grobspanplatte
(OSB-Platte), eine Spanplatte, eine Sperrholzplatte, eine Weichfaserplatte, eine Hartfaserplatte,
Biegesperrholzplatte, eine Multiplexplatte, eine Tischlerplatte, eine Stäbchenplatte,
eine Leimholzplatte, Faserplatte mit niedriger Rohdichte (LDF-Platte) oder eine Dämmplatte.
[0020] Eine Dicke der Holzwerkstoffplatte beträgt vorzugsweise zumindest 6 mm, insbesondere
zumindest 10 mm, besonders bevorzugt zumindest 15 mm, besonders bevorzugt zumindest
20 mm. Alternativ oder zusätzlich beträgt Dicke der Holzwerkstoffplatte vorzugsweise
höchstens 50 mm, insbesondere höchstens 30 mm, insbesondere höchstens 28 mm, vorzugsweise
höchstens 25 mm.
[0021] Die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit enthält ein Flammschutzmittel. Vorzugsweise
ist die Flüssigkeit eine wässrige Flüssigkeit. Günstig ist es, wenn das Flammschutzmittel
phosphorhaltig ist. Das Flammschutzmittel kann organische und/oder anorganische Phosphorverbindungen
aufweisen, beispielsweise Phosphat, Polyphosphat, Phosphonat und/oder ein Guanidinsalz.
Es ist möglich, dass das Flammschutzmittel auf Basis von Melamin oder Melaminderivaten,
Aluminiumhydroxid oder Alkalisulfaten ist. Bevorzugt ist jedoch, dass der Borgehalt
des Flammschutzmittels höchstens ein Gewichtsprozent beträgt. Vorzugsweise ist das
Flammschutzmittel ammoniumhaltig.
[0022] Vorzugsweise ist die hergestellte Holzwerkstoffplatte schwer entflammbar nach DIN
EN 13501-1:2010. Insbesondere hat die hergestellte Holzwerkstoffplatte die Eigenschaften
einer erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatte.
[0023] Günstig ist es, wenn eine Rohdichte der Roh-Holzwerkstoffplatte und/oder der Holzwerkstoffplatte
zumindest 550 kg/Kubikmeter, insbesondere zumindest 600 kg/Kubikmeter beträgt. Vorzugsweise
beträgt die Rohdichte der Roh-Holzwerkstoffplatte und/oder der Holzwerkstoffplatte
höchstens eine 1000 kg/Kubikmeter, insbesondere höchstens 800 kg/Kubikmeter. Es kann
aber auch günstig sein, wenn die Rohdichte der Roh-Holzwerkstoffplatten unter 350
kg/Kubikmeter liegt, beispielsweise unter 300 kg/Kubikmeter. Das ist insbesondere
dann der Fall, wenn die Roh-Holzwerkstoffplatte eine Dämmstoffplatte ist.
[0024] Das Aufbringen der flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit und/oder das Anlegen des
Unterdrucks können jeweils sowohl bei sich bewegender als auch bei ruhender Roh-Holzwerkstoffplatte
erfolgen.
[0025] Vorzugsweise wird der Unterdruck so angelegt, dass eine Innen-Konzentration an Flammschutzmittel
in einem inneren Dicken-Quintil einer Dickenausdehnung von der ersten Seitenfläche
zur zweiten Seitenfläche der Holzwerkstoffplatte höchstens das 0,8-fache einer Außen-Konzentration
in einem ersten äußersten Dicken-Quintil, das sich bis zur ersten Seitenfläche erstreckt,
beträgt. Günstig ist es, wenn die Innen-Konzentration höchstens das 0,7-fache, insbesondere
das 0,6-fache, vorzugsweise das 0,5-fache, besonders bevorzugt das 0,4-fache, insbesondere
das 0,3 -fache, besonders bevorzugt das 0,2-fache, beispielsweise höchstens das 0,1-fache
der Außen-Konzentration beträgt.
[0026] Zum Bestimmen der Innen-Konzentration an Flammschutzmittel wird zunächst ein Quader,
dessen Grundfläche die Abmessungen 5 cm mal 5 cm hat, aus der Holzwerkstoffplatte
herausgeschnitten. Die Grundfläche verläuft parallel zur ersten Seitenfläche. Nachfolgend
werden beidseitig jeweils Scheiben parallel zur Seitenfläche abgeschnitten, deren
Dicke jeweils das 0,2-fache der Dicke der Holzwerkstoffplatte beträgt. An der so erhaltenen
Probe wird die Masse an Flammschutzmittel bestimmt und durch die Gesamtmasse der Probe
geteilt. Das ergibt die Innen-Konzentration.
[0027] Die Außen-Konzentrationen ergibt sich durch Analyse des Materials einer Scheibe der
Dicke des 0,2-fachen der Dicke der Holzwerkstoffplatte, wobei eine Seite der Scheibe
die erste Seitenfläche ist.
[0028] Wenn die Holzwerkstoffplatte eine Grobspanplatte (OSB-Platte) ist, ist die Konzentration
an Flammschutzmittel in zumindest einer Deckschicht zumindest 65% höher, vorzugsweise
zumindest 50% höher, insbesondere zumindest 100% höher, als die Konzentration an Flammschutzmittel
in einer Mittelschicht. Die Mittelschicht ist zwischen den beiden Deckschichten angeordnet.
Die Deckschicht entsteht aus einer Lage an Vorprodukten, die getrennt von einer anderen
Lage gestreut wurde, aus der beim Verpressen die Mittelschicht entsteht.
[0029] Günstig ist es, wenn das Aufbringen der Flüssigkeit so erfolgt, dass die Randzone
von zumindest 80%, insbesondere zumindest 90%, eines Seitenflächen-Flächeninhalts
der Holzwerkstoffplatte Flammschutzmittel enthält. Hierunter ist in anderen Worten
zu verstehen, dass höchstens 10% der Holzwerkstoffplatte in ihrer Randzone kein Flammschutzmittel
enthält. Das vermindert die Menge an Werkstoffplatte, die verworfen werden muss, da
sie nicht hinreichend viel Flammschutzmittel enthält.
[0030] Insbesondere wird das Flammschutzmittel auch außerhalb des Randbereichs der Holzwerkstoffplatte
eingebracht. Der Randbereich umfasst alle Punkte der Holzwerkstoffplatte, deren Abstand
zur Kante der Holzwerkstoffplatte höchstens 10 cm beträgt.
[0031] Das Aufbringen der Flüssigkeit kann ein Aufsprühen, Aufspülen, Aufstreichen, Aufrollen,
Aufgießen oder sonstiges Auftragen sein. Das Aufsprühen kann beispielsweise mittels
Überdruck erfolgen, wobei die Flüssigkeit durch eine Düse gepresst wird. Alternativ
kann das Aufsprühen durch Zerstäuben erfolgen. Insbesondere kann die Flüssigkeit auf
einen sich bewegenden, insbesondere rotierenden oder vibrierenden, Körper aufgebracht
werden, sodass sich Tröpfchen bilden.
[0032] Günstig ist es, wenn eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit zumindest
der Hälfte, insbesondere zumindest 65 %, der Löslichkeit des Flammschutzmittels entspricht.
Bei der Temperatur, mit der die Flüssigkeit auf die Roh-Holzwerkstoffplatte auftrifft,
hat das Flammschutzmittel eine Löslichkeit, die beispielsweise in Gramm pro Liter
gemessen werden kann. Diese Löslichkeit ist die maximale Masse an Flammschutzmittel,
die pro Volumeneinheit an Flüssigkeit in Lösung sein kann. Die Konzentration des Flammschutzmittels
in der Flüssigkeit beträgt zumindest die Hälfte dieser Löslichkeit. Das führt dazu,
dass nur wenig Flüssigkeit auf die Roh-Holzwerkstoffplatte aufgebracht werden muss.
In anderen Worten beträgt der Quotient aus Ist-Konzentration nach DIN 1310 des Flammschutzmittels
und Löslichkeit zumindest 0,5, insbesondere zumindest 0,65, vorzugsweise zumindest
0,75.
[0033] Vorzugsweise beträgt eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit zumindest
30 Gewichtsprozent, insbesondere zumindest 40 Gewichtsprozent, vorzugsweise zumindest
50 Gewichtsprozent, beträgt.
[0034] Bei der Flüssigkeit handelt es sich vorzugsweise um eine, insbesondere wässrige,
Lösung oder eine, insbesondere wässrige Suspension.
[0035] Vorzugsweise enthält die Flüssigkeit zumindest einen Farbstoff. Der Farbstoff ist
vorzugsweise so gewählt, dass aus der Farbe eines Querschnitts der Holzwerkstoffplatte
ein Flammschutzmittelgehalt, insbesondere ortsaufgelöst, bestimmbar ist.
[0036] Beispielsweise handelt es sich bei dem Farbstoff um einen fluoreszierenden Farbstoff,
sodass der Flammschutzmittelgehalt durch Bestrahlen des Querschnitts der Holzwerkstoffplatte
mit Anregungslicht und durch ortsaufgelöstes Messen einer Intensität der resultierenden
Fluoreszenzstrahlung auf den Gehalt an Flammschutzmittel geschlossen werden kann.
Das erlaubt eine besonders einfache Qualitätskontrolle.
[0037] Vorzugsweise beträgt die Flüssigkeits-Temperatur der Flüssigkeit beim Auftragen auf
die Seitenfläche zumindest 40°C, insbesondere zumindest 50°C, besonders bevorzugt
zumindest 60°C. Bei hohen Temperaturen steigt in der Regel die Löslichkeit von Flammschutzmitteln.
Eine höhere Temperatur führt daher dazu, dass zum Aufbringen einer vorgegebenen Menge
an Flammschutzmittel weniger Flüssigkeit notwendig ist. Günstig ist es, wenn die Temperatur
kleiner ist als 100°C, insbesondere kleiner als 90°C.
[0038] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform beträgt eine Oberflächen-Temperatur der ersten
Seitenfläche beim Auftragen der Flüssigkeit zumindest 30°C, insbesondere zumindest
40°C. Alternativ oder zusätzlich beträgt die Oberflächen-Temperatur vorzugsweise höchstens
65°C, insbesondere höchstens 50°C. Günstig ist es, wenn die Oberflächen-Temperatur
höchstens um 20 °C, insbesondere 10 °C, kleiner ist als die Flüssigkeits-Temperatur.
Vorzugsweise ist die Oberflächen-Temperatur zumindest so groß wie die Flüssigkeits-Temperatur.
In diesem Fall kommt es nicht zu einem Ausfallen des Flammschutzmittels aus der Flüssigkeit
und das Flammschutzmittel kann in die Randzone eingesaugt werden.
[0039] Eine flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit beträgt vorzugsweise zumindest
0,3 kg/Quadratmeter und/oder höchstens 5 kg/Quadratmeter.
[0040] Günstig ist es, wenn die flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit, die beispielsweise
in Liter pro Quadratmeter gemessen wird, so gewählt wird, dass eine Deckschichtfeuchte
einer Deckschicht der Holzwerkstoffplatte nach dem Einsaugen der Flüssigkeit in die
Randzone um höchstens 30% von der Kernfeuchte abweicht. Beim Verpressen der zumindest
einen Vorproduktlage zur Roh-Holzwerkstoffplatte verliert die Roh-Holzwerkstoffplatte
in der Randzone Wasser durch Verdampfen. Es kommt dadurch zu einem Feuchtegradienten
in der Roh-Holzwerkstoffplatte, was unerwünscht ist. Durch das Aufbringen der flammschutzmittelhaltigen
Flüssigkeit kann der Feuchteverlust in der Randzone zumindest teilweise wieder ausgeglichen
werden. Eine ansonsten etwaig notwendige Nachbehandlung, beispielsweise in einer Klimakammer,
kann dadurch in der Regel entfallen.
[0041] Vorzugsweise beträgt der Unterdruck zumindest 100 hPa, insbesondere zumindest 150
hPa, vorzugsweise zumindest 200 hPa, besonders bevorzugt zumindest 300 hPa. Hierunter
ist zu verstehen, dass der Druck um zumindest 300 hPa vom Umgebungsdruck abweicht.
Günstig ist es, wenn der Unterdruck zumindest 400 hPa beträgt. Beispielsweise beträgt
der Druck zumindest 50 hPa und/oder höchstens 700 hPa.
[0042] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Verfahren die Schritte: (a) nach
dem Einsaugen der Flüssigkeit in die Randzone der ersten Seitenfläche Drehen der Roh-Holzwerkstoffplatte,
(b) Aufbringen der Flüssigkeit auf die zweite Seitenfläche und (c) Anlegen eines Unterdrucks
an die erste Seitenfläche, sodass die Flüssigkeit in die Randzone der zweiten Seitenfläche
der Roh-Holzwerkstoffplatte gesaugt wird, sodass die Holzwerkstoffplatte entsteht.
In anderen Worten wird die Behandlung mit der flammschutzmittelhaltigen Lösung von
beiden Seiten durchgeführt.
[0043] Günstig ist es, wenn das Verfahren die Schritte (a) Streuen einer ersten Deck-Spanschicht,
(b) Streuen zumindest einer darauf angeordneten Mittel-Spanschicht, (c) Streuen einer
auf der Mittel-Spanschicht angeordneten zweiten Deck-Spanschicht, und (d) Verpressen
der Schichten zur Roh-Holzwerkstoffplatte, die eine erste Deckschicht, die aus der
ersten Deck-Spanschicht entstanden ist, eine Mittelschicht, die aus der Mittel-Spanschicht
entstanden ist, und eine zweite Deckschicht, die aus der zweiten Deck-Spanschicht
entstanden ist, aufweist.
[0044] Vorzugsweise umfasst das Verfahren den Schritt (d1) Aufbringen der flammschutzmittelhaltigen
Flüssigkeit mit einer flächenspezifischen Aufbringmenge an Flüssigkeit, die zumindest
10 Gewichtsprozent einer flächenspezifischen Masse der ersten Deckschicht entspricht.
[0045] Alternativ oder zusätzlich umfasst das Verfahren vorzugsweise den Schritt (d2) Aufbringen
der flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit mit einer flächenspezifischen Aufbringmenge
an Flammschutzmittel, die zumindest 10 Gewichtsprozent der flächenspezifischen Masse
der Deckschicht entspricht. Es hat sich herausgestellt, dass so in der Regel eine
schwerentflammbare Holzwerkstoffplatte erhalten werden kann.
[0046] Günstig ist es, wenn die erste Deck-Spanschicht und/oder die zweite Deck-Spanschicht
aus Grobspänen besteht. Alternativ oder zusätzlich kann zumindest eine Deck-Spanschicht
aus Feinspänen bestehen.
[0047] Alternativ oder zusätzlich besteht die Mittel-Spanschicht aus Grobspänen. Die erste
Deck-Spanschicht und/oder die zweite Deck-Spanschicht müssen aber nicht aus Grobspänen
bestehen, sie kann auch aus anderen holzhaltigen Vorprodukten bestehen. Das gleiche
gilt für die Mittel-Spanschicht.
[0048] Vorzugsweise sind die Grobspäne nicht flammschutzmittelhaltig oder enthalten Flammschutzmittel
in einer Konzentration, die so klein ist, dass der Anteil des Flammschutzmittels,
das über die Grobspäne in die Holzwerkstoffplatte eingebracht wird, höchstens 50 Gewichtsprozent,
insbesondere höchstens 30 Gewichtsprozent, vorzugsweise höchstens 10 Gewichtsprozent,
des gesamten in der Holzwerkstoffplatte enthaltenen Flammschutzmittels entspricht.
[0049] Bei einer erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatte beträgt eine Innen-Konzentration
an Flammschutzmittel in einem inneren Dicken-Quintil einer Dickenausdehnung von der
ersten Seitenfläche zur zweiten Seitenfläche höchstens das 0,8-fache, insbesondere
höchstens das 0,6-fache, besonders bevorzugt höchstens die Hälfte, insbesondere höchstens
das 0,4 -fache, vorzugsweise höchstens das 0,3-fache und besonders bevorzugt höchstens
das 0,1-fache, einer Außen-Konzentration in einem ersten äußersten Dicken-Quintil,
das sich bis zur ersten Seitenfläche erstreckt. In anderen Worten ist die Innen-Konzentration
an Flammschutzmittel deutlich kleiner als die Konzentration an Flammschutzmittel in
der Randzone, die zur Seitenfläche benachbart ist. Es hat sich herausgestellt, dass
das Flammschutzmittel an dieser Stelle besonders effektiv wirkt.
[0050] Günstig ist es, wenn eine Zweitdezil-Konzentration an Flammschutzmittel im zweiten
Dicken-Dezil der Dickenausdehnung zumindest das 0,1-fache einer Erstdezil-Konzentration
im ersten äußersten Dicken-Dezil beträgt. In anderen Worten befindet sich nicht nur
in den äußersten Dezilen Flammschutzmittel, sondern es wird auch Flammschutzmittel
weiter in das Innere der Roh-Holzwerkstoffplatte eingebracht.
[0051] Ist die erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte, wie gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
vorgesehen, eine Grobspanplatte, handelt es sich vorzugsweise um eine brandgeschützte
Bauplatte. Insbesondere ist diese Grobspanplatte zum Verbauen in Gebäuden ausgebildet.
Ist die erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte eine HDF-Platte, kann sie beispielsweise
als Boden-, Wand- oder Deckenverkleidungen eingesetzt werden.
[0052] Eine erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte in Form einer MDF-Platte ist beispielsweise
als Türblatt oder als Möbelfront geeignet.
[0053] Erfindungsgemäß ist zudem ein Dämmelement, beispielsweise ein Fassaden-Dämmelement,
das zumindest eine Lage aus einer erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatte hat.
[0054] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
Dabei zeigt
- Figur 1
- eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung
zum Durchführen eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung einer erfindungsgemäßen
Holzwerkstoffplatte,
- Figur 2
- eine schematische Querschnittsansicht einer Saugvorrichtung der Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung
gemäß Figur 1 und
- Figur 3
- in den Teilfiguren a, b und c jeweils schematische Querschnitts durch eine erfindungsgemäße
Holzwerkstoffplatte, die erfindungsgemäß hergestellt wurde.
[0055] Figur 1 zeigt schematisch eine Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung 10, die eine
Presse 12 in Form einer kontinuierlichen Bandpresse zum Verpressen von zumindest einer
Vorproduktlage 14, im vorliegenden Fall von drei Vorproduktlagen 14.i zu einer Roh-Holzwerkstoffplatte
16 aufweist. Die zumindest eine Vorproduktlage 14 wird durch eine Streuvorrichtung
18 erzeugt.
[0056] Im vorliegenden Fall umfasst die Streuvorrichtung 18 einen ersten Streuer 20.1 zum
Streuen einer ersten Vorproduktlage 14.1 in Form einer ersten Deck-Spanschicht, einen
zweiten Streuer 20.2 zum Streuen einer zweiten Vorproduktlage 14.2 in Form einer Mittel-Spanschicht
und einen dritten Streuer 20.3 zum Streuen einer dritten Vorproduktlage 14.3 in Form
einer zweiten Deck-Spanschicht.
[0057] Nach dem Verpressen mittels der Presse 12 hat die entstandene Roh-Holzwerkstoffplatte
16 eine erste Deckschicht 22.1, eine Mittelschicht 22.2 und eine zweite Deckschicht
22.3.
[0058] Die Presse 12 wird beispielsweise mittels eines Thermofluids 24 beheizt, das in Heizrohren
26.1, 26.2, ... strömt. Die Wärme des Thermofluids 24 wird auf ein umlaufendes Pressband
28 übertragen, das mittels Druckrollen 30.1, 30.2,... auf die Vorproduktlagen 14.i
gedrückt wird.
[0059] In einer Materialflussrichtung M hinter der Presse 12 ist eine Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung
32 angeordnet, mittels der eine flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit 34 auf eine erste
Seitenfläche S1 der Roh-Holzwerkstoffe Platte 16 aufgebracht werden kann.
[0060] Zudem ist in Materialflussrichtung M hinter der Presse 12 eine Saugvorrichtung 36
angeordnet, mittels der Flüssigkeit 34, die auf die erste Seitenfläche S1 aufgebracht
wurde, in die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 hineingesaugt wird.
[0061] Die Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung 32 umfasst ein Flüssigkeitsreservoir 38 sowie
eine Pumpe 40, mittels der die Flüssigkeit 34 unter einem Flüssigkeitsdruck p
34 zu zumindest einer Düse 41 geleitet wird. Die Düse 41 erzeugt einen Sprühnebel 42,
der sich auf der ersten Seitenfläche S1 absetzt. Die Düse 41 kann Teil einer Düsenleiste
43 sein, die drei oder mehr Düsen aufweist.
[0062] Die Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung 32 kann eine Temperiervorrichtung 43 aufweisen,
die die Flüssigkeit 34 auf einer vorgegebenen Temperatur T
34 hält.
[0063] Figur 2 zeigt eine vergrößerte Ansicht der Saugvorrichtung 36, die einen Vakuumtisch
37 aufweist, der eine umlaufende Dichtung 44hat, mittels der die zweite Seitenfläche
S2 gegenüber einem Saugraum 46 abgedichtet wird. Die Saugvorrichtung 36 besitzt Stützen
48.j ,(j = 1, 2, ...), die die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 abstützen.
[0064] Der Saugraum 46 ist mittels einer Vakuumleitung 49 mit einer Vakuumpumpe 52 verbunden.
Vorzugsweise wird ein Druck p
46 im Saugraum von weniger als p
46 = 500 hPa an den Saugraum angelegt. Dadurch wird die Flüssigkeit 34 in eine erste
Randzone 50.1 der Roh-Holzwerkstoffplatte eingezogen. Nach einer vorgegebenen Saugzeit
t
saug wird der Saugraum belüftet, die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 gewendet, erneut der Druck
p
46 an den Saugraum angelegt und Flüssigkeit 34 auf die zweite Seitenfläche aufgebracht.
Nach der vorgegebenen Saugzeit t
saug wird der Saugraum erneut belüftet.
[0065] Die Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung 32 kann alternativ oder zusätzlich zur Düse
41 beispielsweise eine Aufbringwalze 52 oder eine andere Vorrichtung zum Aufbringen
der Flüssigkeit 34 auf die erste Seitenfläche S1 aufweisen.
[0066] Figur 3a zeigt schematisch einen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte
54, die eine erste Kantenfläche K1 und eine zweite Kantenfläche K2 besitzt.
[0067] In Figur 3b ist der Verlauf der Konzentration c
F,54 an Flammschutzmittel in der Holzwerkstoffplatte 54 in Abhängigkeit vom Abstand z
von der jeweils nächstliegenden Seitenfläche angegeben. Es ist zu erkennen, dass die
Konzentration an der Oberfläche am größten ist. Mit zunehmendem Abstand z von der
ersten Seitenfläche S1 der Holzwerkstoffplatte 54 nimmt die Konzentration bis zur
Mitte der Holzwerkstoffplatte 54 ab.
[0068] In einem inneren Dicken-Quintil Q3 hat die Holzwerkstoffplatte 54 eine Innen-Konzentration
c
F,Q3 an Flammschutzmittel. In einem ersten äußersten Dicken-Quintil Q1 hat die Holzwerkstoffplatte
54 eine erste Außen-Konzentration c
F,Q1 an Flammschutzmittel. In einem zweiten äußersten Dicken-Quintil Q5 hat die Holzwerkstoffplatte
54 eine zweite Außen-Konzentration c
F,Q5.
[0069] Es ist zu erkennen, dass die Außen-Konzentration deutlich größer ist als die Innen-Konzentration.
Im vorliegenden Fall gilt c
F,Q3 = 0,25 · c
F,Q1.
[0070] Figur 3c zeigt eine Unterteilung in Dezile. Es ist zu erkennen, dass eine Zweitdezil-Konzentration
c
F,D2 an Flammschutzmittel im zweiten Dicken-Dezil der Dickenausdehnung, das in Richtung
auf eine Mitte der Dickenausdehnung neben dem ersten, äußersten Dicken-Dezil liegt,
zumindest das 0,1-fache einer Erstdezil-Konzentration c
F,D1 im ersten äußersten Dicken-Dezil beträgt.
Ausführungsbeispiel 1:
[0071] Eine ungeschliffene Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer OSB-Platte mit einer
Dicke d von d = 20 mm wurde auf den Vakuumtisch 37 aufgeleg. Die Roh-Holzwerkstoffplatte
16, die mit einem Prozent Bindemittel PMDI (PMDI: polymeres Diphenylmethandiisocyanat)
in den Deckschichten 22.1, 22.3 mehr im Vergleich zu einer nicht schwerentflammbaren
Holzwerkstoffplatte produziert worden war, wurde mit einer Lösung eines Flammschutzmittels
Ecoaphos MK 68, 60 Gew% der Fa. Ecoatech in einer Menge von 0,49 kg/m
2 mit Hilfe einer Düsenleiste beaufschlagt.
[0072] Dies entspricht einer Menge von 15 Gewichtsprozent bezogen auf das flächenspezifische
Gewicht der Deckschichten 22.1, 22.3. Eine Deckschichtdicke der Deckschichten beträgt
d
22.1= d
22.3 = 3 mm ± 1 mm. Von der Unterseite lag ein Unterdruck von 300 mbar an. Innerhalb von
t
saug = 120 s ± 15 s war die Flüssigkeit 34, also die Flammschutzmittellösung, vollständig
in die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 einpenetriert.
[0073] Die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 wurde gedreht und das Verfahren wiederholt. Danach
wurden aus der Platte Roh-Holzwerkstoffplatte 16 (Grundfläche: DIN A4, Probe 1,) und
diese mit einer herkömmlich produzierten schwerentflammbaren OSB-Platte geprüft. Die
herkömmlich produzierte schwerentflammbare OSB-Platte hatte eine vergleichbare Menge
des oben genannten Flammschutzmittels in der Deckschicht und war vor der Prüfung klimatisiert
worden (Feuchte: ca. 9%). Dabei wurden die Muster mit einem Gasbrenner, der in einem
definierten Abstand von der Oberfläche positioniert war, unterschiedlich lange beflammt.
Nach Ablauf der Zeit der Beflammung wurde notiert, ob ein Brennen/Weiterbrennen zu
beobachten war und die Zeit des Weiterbrennens wurde ermittelt.
Ausführungsbeispiel 2:
[0074] Eine ungeschliffene Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer OSB-Platte mit einer
Dicke d = 20 mm (Rohdichte ca. 650 kg/m
3) wurde auf den Vakuumtisch 37 aufgelegt, der mit der umlaufenden Dichtung 44 versehen
war. Die Roh-Holzwerkstoffplatte 16, die mit einem Prozent Bindemittel (PMDI) in der
Deckschicht mehr produziert worden war, wurde mit einer Lösung eines Flammschutzmittels
der Fa. Ecoatech (Ecoaphos MK 68, 60 Gew% ) in einer Menge von 0,49 kg/m
2 mit Hilfe der Düsenleiste 43 beaufschlagt. Die Lösung des Flammschutzmittels war
zur Erleichterung der Penetration zu vor auf ca. T
34 = 60°C erwärmt worden.
[0075] Mittels der Flüssigkeit wurde entspricht einer Menge von 15 Gew% bezogen auf die
Deckschichtstrands (Dicke der Deckschicht ca. 3 mm pro Seite ). Von der Unterseite
lag ein Vakuum von 150 mbar an. Nach einer Saugzeit von t
saug = 90 Sekunden war die Flammschutzmittellösung vollständig in die Roh-Holzwerkstoffplatte
16 einpenetriert. Die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 wurde gedreht und das Verfahren wiederholt.
[0076] Danach wurden auch aus dieser Roh-Holzwerkstoffplatte 16 Muster geschnitten (DIN
A4, Probe 2) und diese ebenfalls mit einer herkömmlich produzierten, schwerentflammbaren
OSB-Platte auf Entflammbarkeit nach DIN EN 13823:2015 geprüft.
[0077] Die herkömmlich produzierte OSB-Platte hatte eine vergleichbare Menge des oben genannten
Flammschutzmittels in der Deckschicht und war vor der Prüfung klimatisiert worden
(Feuchte: ca. 9%).
[0078] Bei der Prüfung auf Entflammbarkeit wurden die Muster mit einem Gasbrenner, der in
einem definierten Abstand von der Oberfläche positioniert war, gemäß der linken Spalte
der folgenden Tabelle unterschiedlich lange beflammt. Nach Ablauf der Zeit der Beflammung
wurde notiert, ob ein Brennen/Weiterbrennen und die Zeit des Weiterbrennens zu beobachten
war.
Tabelle 1: Beobachtungen nach Beflammung
Beflammungsdauer |
Referenz (OSB herkömmlich hergestellt) |
Probe 1 |
Probe 2 |
2 min |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
4 min |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
8 min |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
12 min |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
15 min |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
kein Weiterbrennen |
[0079] Wie aus den Beflammungsversuchen zu entnehmen ist, verhalten sich die gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellten Holzwerkstoffplatten genau so gut wie die Referenzplatte.
Selbst nach 15 Minuten Beflammung ist bei keiner Probe ein Weiterbrennen nach Abstellen
des Brenners zu beobachten. Bei der nachträglichen Untersuchung zeigte sich, dass
die erfindungsgemäß hergestellten Holzwerkstoffplatten nach der Prüfung noch eine
deutlich höhere Festigkeit besassen. Bei der Referenzplatte konnten einzelne verkohlte
Strands leicht mechanisch aus dem Gefüge gelöst werden, was bei den beiden erfindungsgemäß
hergestellten Holzwerkstoffplatten nur mit höherem Kraftaufwand möglich war.
Ausführungsbeispiel 3:
[0080] Eine ungeschliffene Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer HDF-Platte mit einer
Dicke d = 8 mm (Rohdichte ca. 850 kg/m
3) wurde auf den Vakuumtisch 37 aufgelegt, der mit der umlaufenden Dichtung 44 versehen
war. Die Roh-Holzwerkstoffplatte 16, die mit einem Prozent Bindemittel auf Basis eines
Harnstoff-Formaldehydleims produziert worden war, wurde mit einer Lösung eines Flammschutzmittels
der Fa. Ecoatech (Ecoaphos MK 68, 50 Gew% ) in einer Menge von 0,31 kg/m
2 mit Hilfe der Düsenleiste 43 beaufschlagt. Auch bei dieser Platte war der Bindemittelanteil
erhöht (2% mehr als beim Standard). Die Lösung des Flammschutzmittels war zur Erleichterung
der Penetration zuvor auf ca. T
34 = 60°C erwärmt worden.
[0081] Mittels der Flüssigkeit wurde eine Menge an Flammschutzmittel in die Holzwerkstoffplatte
eingebracht, die 15 Gewichtsprozent bezogen auf die Deckschicht (Dicke der Deckschicht
ca. 1,2 mm pro Seite ) beträgt. Von der Unterseite lag ein Vakuum von 150 mbar an.
Nach einer Saugzeit von t
saug = 120 Sekunden war die Flammschutzmittellösung vollständig in die Roh-Holzwerkstoffplatte
16 einpenetriert. Die Roh-Holzwerkstoffplatte 16 wurde gedreht und das Verfahren wiederholt.
[0082] Danach wurden aus dieser Holzwerkstoffplatte 16 Muster geschnitten (DIN A4, Probe
2) und diese ebenfalls mit einer herkömmlich produzierten, schwerentflammbaren HDF
auf Entflammbarkeit nach DIN EN 13823:2015 geprüft.
[0083] Die herkömmlich produzierte Holzwerkstoffplatte hatte eine vergleichbare Menge des
oben genannten Flammschutzmittels in der Platte und war vor der Prüfung klimatisiert
worden (Feuchte: ca. 9%).
[0084] Bei der Prüfung auf Entflammbarkeit wurden die Muster genau wie die OSB geprüft.
Es ergaben sich vergleichbare Ergebnisse bezüglich der Entflammbarkeit und der Festigkeit
nach dem Brandtest wie bei der Prüfung der OSB.
Ausführungsbeispiel 4:
[0085] Die für das Ausführungsbeispiel 3 durchgeführten Schritte wurden für eine ungeschliffene
Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer MDF-Platte mit einer Dicke d = 8 mm (Rohdichte
ca. 750 kg/m
3) durchgeführt.
[0086] Bei der Prüfung auf Entflammbarkeit wurden die Muster genau wie eine herkömmlich
hergestellte MDF-Platte geprüft. Die erfindungsgemäß hergestellte MDF-Platte hat die
Ergebnisse hinsichtlich der Entflammbarkeit und der Festigkeit im Vergleich zur herkömmlich
hergestellten MDF-Platte erreicht oder übertroffen.
Ausführungsbeispiel 5:
[0087] Die für das Ausführungsbeispiel 3 durchgeführten Schritte wurden für eine ungeschliffene
Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer Spanplatte mit einer Dicke d = 8 mm (Rohdichte
ca. 650 kg/m
3) durchgeführt.
[0088] Bei der Prüfung auf Entflammbarkeit wurden die Muster genau wie eine herkömmlich
hergestellte Spanplatte geprüft. Die erfindungsgemäß hergestellte Spanplatte hat die
Ergebnisse hinsichtlich der Entflammbarkeit und der Festigkeit im Vergleich zur herkömmlich
hergestellten Spanplatte erreicht oder übertroffen.
Ausführungsbeispiel 6:
[0089] Die für das Ausführungsbeispiel 3 durchgeführten Schritte wurden für eine ungeschliffene
Roh-Holzwerkstoffplatte 16 in Form einer Dämmplatte mit einer Dicke d = 20 mm (Rohdichte
ca. 250 kg/m
3) durchgeführt.
[0090] Bei der Prüfung auf Entflammbarkeit wurden die Muster genau wie eine herkömmlich
hergestellte Dämmplatte geprüft. Die erfindungsgemäß hergestellte Dämmplatte hat die
Ergebnisse hinsichtlich der Entflammbarkeit und der Festigkeit im Vergleich zur herkömmlich
hergestellten Dämmplatte erreicht oder übertroffen.
Bezugszeichenliste
10 |
Holzwerkstoffplatten-Herstellvor- |
|
|
|
richtung |
50 |
Randzone |
12 |
Presse |
52 |
Aufbringwalze |
14 |
Vorproduktlage |
54 |
Holzwerkstoffplatte |
s14.1 |
erste Deck-Spanschicht |
|
|
14.2 |
Mittel-Spanschicht |
cF |
Gehalt an Flammschutzmittel |
14.3 |
zweite Deck-Spanschicht |
cF,D1 |
Erstdezil-Konzentration |
16 |
Roh-Holzwerkstoffplatte |
cF,D2 |
Zweitdezil-Konzentration |
18 |
Streuvorrichtung |
|
|
|
|
cF,Q1 |
erste Außen-Konzentration |
20 |
Streuer |
cF,Q3 |
Innen-Konzentration |
22.1 |
erste Deckschicht |
cF,Q5 |
zweite Außen-Konzentration |
22.2 |
Mittelschicht |
|
|
22.3 |
zweite Deckschicht |
d |
Dicke |
24 |
Thermofluid |
D |
Dicken-Dezil |
26 |
Heizrohr |
D1 |
erstes äußerstes Dicken-Dezil |
28 |
Pressband |
D10 |
zweites äußerstes Dicken-Dezil |
|
|
i |
Laufindex der Vorproduktlagen |
30 |
Druckrolle |
j |
Laufindex der Stützen |
32 |
Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung |
K |
Kantenfläche |
34 |
Flüssigkeit |
M |
Materialflussrichtung |
36 |
Saugvorrichtung |
S1 |
erste Seitenfläche |
37 |
Vakuumtisch |
S2 |
zweite Seitenfläche |
38 |
Flüssigkeitsreservoir |
Q |
Dicken-Quintil |
|
|
Q1 |
erstes äußerstes Dicken-Quintil |
40 |
Pumpe |
Q3 |
Inneres Dicken-Quintil |
41 |
Düse |
Q5 |
zweites äußerstes Dicken-Quin- |
42 |
Sprühnebel |
|
til |
43 |
Düsenleiste |
tsaug |
Saugzeit |
44 |
Dichtung |
T |
Temperatur |
46 |
Saugraum |
z |
Abstand von der Oberfläche der |
48 |
Stütze |
|
Holzwerkstoffplatte |
49 |
Vakuumleitung |
|
|
1. Verfahren zum Herstellen einer Holzwerkstoffplatte (54), mit den Schritten:
(a) Herstellen einer Roh-Holzwerkstoffplatte (16), die
eine erste Seitenfläche (S1),
eine zweite Seitenfläche (S2), die parallel zur ersten Seitenfläche (S1) verläuft,
und
Kantenflächen, die die Seitenflächen (S1, S2) miteinander verbinden, aufweist,
(b) Aufbringen einer flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit (34) zumindest auf die
erste Seitenfläche (S1) und
(c) Anlegen eines Unterdrucks an die zweite Seitenfläche (S2), sodass die flammschutzmittelhaltige
Flüssigkeit (34) in eine Randzone (50) der Roh-Holzwerkstoffplatte (16) gesaugt wird,
sodass die Holzwerkstoffplatte (54) entsteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
der Unterdruck so angelegt wird, dass
eine Innen-Konzentration (cF,Q3) an Flammschutzmittel in einem inneren Dicken-Quintil (Q3) einer Dickenausdehnung
von der ersten Seitenfläche (S1) zur zweiten Seitenfläche (S2) höchstens das 0,8-fache
einer Außen-Konzentration (cF,Q1) in einem ersten äußersten Dicken-Quintil (D1), das sich bis zur ersten Seitenfläche
(S1) erstreckt, beträgt.
3. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen der Flüssigkeit (34) so erfolgt, dass die Randzone (50) von zumindest
90% eines Seitenflächen-Flächeninhalts der Holzwerkstoffplatte (54)Flammschutzmittel
enthält.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen der Flüssigkeit (34) ein Aufsprühen, Auftragen, Aufgießen und/oder
Auffluten umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit (34) zumindest der
Hälfte, insbesondere zumindest 65%, der Löslichkeit des Flammschutzmittels entspricht
und/oder
(b) eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit (34) zumindest 50 Gewichtsprozent
beträgt und/oder
(c) die Flüssigkeit (34) eine wässrige Lösung oder eine Suspension ist.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit (34) zumindest einen Farbstoff enthält, der so gewählt ist, dass
aus einer Farbe der Holzwerkstoffplatte (54) in einem Querschnitt ein Flammschutzmittelgehalt
bestimmbar ist.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) eine Flüssigkeits-Temperatur der Flüssigkeit (34) beim Aufbringen auf die Seitenfläche
zumindest 40°C, insbesondere zumindest 50°C, beträgt und/oder
(b) eine Oberflächen-Temperatur der ersten Seitenfläche (S1) beim Auftragen der Flüssigkeit
(34) höchstens 50°C beträgt.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) eine flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit (34) zumindest 0,3 Kilogramm
pro Quadratmeter und/oder höchstens 5 Kilogramm pro Quadratmeter beträgt und/oder
(b) die flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit (34) so gewählt wird, dass
eine Deckschichtfeuchte einer Deckschicht der Holzwerkstoffplatte (54) um höchstens
30% von einer Kernfeuchte abweicht.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterdruck zumindest 300 hPa beträgt.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch die Schritte
(a) nach dem Einbringen der Flüssigkeit (34) in die Randzone (50) der ersten Seitenfläche
(S1) Drehen der Roh-Holzwerkstoffplatte (16),
(b) Aufbringen der Flüssigkeit (34) auf die zweite Seitenfläche (S2) und
(c) Anlegen eines Unterdrucks an die erste Seitenfläche (S1), sodass die Flüssigkeit
(34) in eine Randzone (50) der zweiten Seitenfläche (S2) der Roh-Holzwerkstoffplatte
(16) gesaugt wird, sodass die Holzwerkstoffplatte (54) entsteht.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch die Schritte:
(a) Streuen einer ersten Deck-Spanschicht (14.1),
(b) Streuen zumindest einer darauf angeordneten Mittel-Spanschicht (14.2), und
(c) Streuen einer auf der Mittel-Spanschicht angeordneten zweiten Deck-Spanschicht
(14.3),
(d) Verpressen der Schichten zur Roh-Holzwerkstoffplatte (16), die
- eine erste Deckschicht (22.1), die aus der ersten Deck-Spanschicht (14.1) entstanden
ist,
- eine Mittelschicht (22.2), die aus der Mittel-Spanschicht (14.2) entstanden ist,
und
- eine zweite Deckschicht (22.3), die aus der zweiten Deck-Spanschicht (14.3) entstanden
ist, aufweist,
(e) Aufbringen der flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit (34) mit einer flächenspezifischen
Aufbringmenge an Flüssigkeit (34), die zumindest 10 Gewichtsprozent einer flächenspezifischen
Masse der ersten Deckschicht (22.1) entspricht.
12. Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung (10) mit
(a) einer Presse (12), insbesondere einer Bandpresse, zum Verpressen zumindest einer
Vorproduktlage (14) zu einer Roh-Holzwerkstoffplatte (16),
(b) einer Flüssigkeits-Aufbringvorrichtung (32) zum Aufbringen einer Flüssigkeit (34)
auf die Roh-Holzwerkstoffplatte (16) und
(c) einer Saugvorrichtung (36), die ausgebildet ist zum Anlegen eines Unterdrucks
an eine Seitenfläche (S) der Roh-Holzwerkstoffplatte (16),
dadurch gekennzeichnet, dass
(d) die Flüssigkeit (34) ein Flammschutzmittel enthält und
(e) die Saugvorrichtung (36) ausgebildet ist zum automatischen Anlegen des Unterdrucks
für eine solche Saugzeit (tsaug), dass die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit (34) in eine Randzone (50) der Roh-Holzwerkstoffplatte
(16) gesaugt, nicht aber durch die Roh-Holzwerkstoffplatte (16) hindurchgesaugt wird.
13. Holzwerkstoffplatten-Herstellvorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Saugvorrichtung (36) ausgebildet ist zum automatischen Anlegen des Unterdrucks
für eine solche Saugzeit (t
saug), dass
(a) die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit (34) nicht durch die Roh-Holzwerkstoffplatte
(16) hindurchgesaugt wird und/oder
(b) die flammschutzmittelhaltige Flüssigkeit (34) nicht durch die Roh-Holzwerkstoffplatte
(16) hindurchgesaugt wird.
14. Holzwerkstoffplatte (54), die
(a) schwer entflammbar
ist nach Anforderungsnorm DIN EN 13501-1 : 2010 und Prüfnorm DIN EN 13823:2015, insbesondere
in der Klasse B (B -s1, B -s1 d0) oder C (C-s1, C-s1 d0) oder Bfl (Bfl -s1, Bfl -s1 d0) oder Cfl (Cfl-s1, Cfl-s1 D0) oder in der Klasse B1, B2 oder B3, insbesondere d0 und/oder
(b) einen Konzentrationsgradienten an Flammschutzmittel aufweist, wobei die Flammschutzmittel-Konzentration
mit zunehmendem Abstand von einer Oberfläche bis zu einer Mitte der Holzwerkstoffplatte
(54) abnimmt.
15. Holzwerkstoffplatte (54) nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) eine Innen-Konzentration an Flammschutzmittel in einem inneren Dicken-Quintil
(Q) einer Dickenausdehnung von der ersten Seitenfläche (S1) zur zweiten Seitenfläche
(S2) höchstens das 0,8-fache einer Außen-Konzentration in einem ersten äußersten Dicken-Quintil
(D1), das sich bis zur ersten Seitenfläche (S1) erstreckt und/oder
(b) eine Zweitdezil-Konzentration (cF,D2) an Flammschutzmittel im zweiten Dicken-Dezil der Dickenausdehnung, das in Richtung
auf eine Mitte der Dickenausdehnung neben dem ersten, äußersten Dicken-Dezil (D1)
liegt, zumindest das 0,1-fache einer Erstdezil-Konzentration (cF,D1) im ersten äußersten Dicken-Dezil (D1) beträgt.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Verfahren zum Herstellen einer Holzwerkstoffplatte (54), mit den Schritten:
(a) Herstellen einer Roh-Holzwerkstoffplatte (16), die
eine erste Seitenfläche (S1),
eine zweite Seitenfläche (S2), die parallel zur ersten Seitenfläche (S1) verläuft,
und
Kantenflächen, die die Seitenflächen (S1, S2) miteinander verbinden, aufweist,
(b) Aufbringen einer flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit (34) zumindest auf die
erste Seitenfläche (S1) und
(c) Anlegen eines Unterdrucks an die zweite Seitenfläche (S2), sodass die flammschutzmittelhaltige
Flüssigkeit (34) in eine Randzone (50) der Roh-Holzwerkstoffplatte (16) gesaugt wird,
sodass die Holzwerkstoffplatte (54) entsteht
dadurch gekennzeichnet, dass
(d) die Flüssigkeit (34) eine wässrige Lösung oder eine Suspension ist und
(e) eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit (34) zumindest der
Hälfte der Löslichkeit des Flammschutzmittels entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit (34) so gewählt wird, dass eine
Deckschichtfeuchte einer Deckschicht der Holzwerkstoffplatte (54) um höchstens 30%
von einer Kernfeuchte abweicht.
3. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterdruck so angelegt wird, dass
eine Innen-Konzentration (cF,Q3) an Flammschutzmittel in einem inneren Dicken-Quintil (Q3) einer Dickenausdehnung
von der ersten Seitenfläche (S1) zur zweiten Seitenfläche (S2) höchstens das 0,8-fache
einer Außen-Konzentration (cF,Q1) in einem ersten äußersten Dicken-Quintil (D1), das sich bis zur ersten Seitenfläche
(S1) erstreckt, beträgt.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen der Flüssigkeit (34) so erfolgt, dass die Randzone (50) von zumindest
90% eines Seitenflächen-Flächeninhalts der Holzwerkstoffplatte (54)Flammschutzmittel
enthält.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufbringen der Flüssigkeit (34) ein Aufsprühen, Auftragen, Aufgießen und/oder
Auffluten umfasst.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Konzentration an Flammschutzmittel in der Flüssigkeit (34) zumindest 50 Gewichtsprozent
beträgt.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit (34) zumindest einen Farbstoff enthält, der so gewählt ist, dass
aus einer Farbe der Holzwerkstoffplatte (54) in einem Querschnitt ein Flammschutzmittelgehalt
bestimmbar ist.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
(a) eine Flüssigkeits-Temperatur der Flüssigkeit (34) beim Aufbringen auf die Seitenfläche
zumindest 40°C, insbesondere zumindest 50°C, beträgt und/oder
(b) eine Oberflächen-Temperatur der ersten Seitenfläche (S1) beim Auftragen der Flüssigkeit
(34) höchstens 50°C beträgt.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine flächenspezifische Aufbringmenge an Flüssigkeit (34) zumindest 0,3 Kilogramm
pro Quadratmeter und/oder höchstens 5 Kilogramm pro Quadratmeter beträgt.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterdruck zumindest 300 hPa beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch die Schritte
(a) nach dem Einbringen der Flüssigkeit (34) in die Randzone (50) der ersten Seitenfläche
(S1) Drehen der Roh-Holzwerkstoffplatte (16),
(b) Aufbringen der Flüssigkeit (34) auf die zweite Seitenfläche (S2) und
(c) Anlegen eines Unterdrucks an die erste Seitenfläche (S1), sodass die Flüssigkeit
(34) in eine Randzone (50) der zweiten Seitenfläche (S2) der Roh-Holzwerkstoffplatte
(16) gesaugt wird, sodass die Holzwerkstoffplatte (54) entsteht.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch die Schritte:
(a) Streuen einer ersten Deck-Spanschicht (14.1),
(b) Streuen zumindest einer darauf angeordneten Mittel-Spanschicht (14.2), und
(c) Streuen einer auf der Mittel-Spanschicht angeordneten zweiten Deck-Spanschicht
(14.3),
(d) Verpressen der Schichten zur Roh-Holzwerkstoffplatte (16), die
- eine erste Deckschicht (22.1), die aus der ersten Deck-Spanschicht (14.1) entstanden
ist,
- eine Mittelschicht (22.2), die aus der Mittel-Spanschicht (14.2) entstanden ist,
und
- eine zweite Deckschicht (22.3), die aus der zweiten Deck-Spanschicht (14.3) entstanden
ist, aufweist,
(e) Aufbringen der flammschutzmittelhaltigen Flüssigkeit (34) mit einer flächenspezifischen
Aufbringmenge an Flüssigkeit (34), die zumindest 10 Gewichtsprozent einer flächenspezifischen
Masse der ersten Deckschicht (22.1) entspricht.