[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines Bauteils eines Flugtriebwerks
mit einer Verschleißschutzschicht, ein Verfahren zum Herstellen eines Spritzpulvers
für die Herstellung einer Verschleißschutzschicht eines Bauteils eines Flugtriebwerks,
ein Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht auf einem Bauteil eines
Flugtriebwerks, ein Bauteil für ein Flugtriebwerk, welches zumindest bereichsweise
mit einer Verschleißschutzschicht versehen ist, sowie ein Flugtriebwerk, welches wenigstens
ein solches Bauteil umfasst.
[0002] In Flugtriebwerken kommt es an Kontaktstellen von Bauteilen durch Vibration und Reibung
zu Verschleiß. Um den Grundwerkstoff der einzelnen Bauteile vor diesem Verschleiß
zu schützen, werden häufig thermisch gespritzte Verschleißschutzschichten aufgebracht.
Eine typische Verschleißschutzschicht ist beispielsweise eine thermisch gespritzte
Tribaloy T800 Schicht. Bei dieser Schicht, die bis ca. 900 °C eingesetzt werden kann,
handelt es sich um ein Cobaltbasis-Pulver, das üblicher Weise via Hochgeschwindigkeitsflammspritzen
(HVOF) aufgebracht wird. Es ist ebenfalls bekannt, Nickelbasis-Pulver zur Herstellung
solcher Verschleißschichten zu verwenden.
[0003] Die Einsatztemperaturen von Verschleißschutzschichten sind aufgrund von Oxidation
bei hohen Temperaturen begrenzt. Werden die Schichten über der angegebenen Temperatur
von ca. 900 °C eingesetzt, oxidieren diese stark und der Verschleißschutz für den
Grundwerkstoff des Bauteils ist nicht weiter gegeben. Ein Angriff des Grundwerkstoffs
führt in der Folge zu frühzeitigen Reparaturen oder erfordert den Austausch des Bauteils.
Zukünftige Triebwerksprogramme zielen zum Erreichen der geforderten Effizienz auf
immer höhere Temperaturen ab. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit von Verschleißschutzschichten,
die auch bei Temperaturen über 900 °C zuverlässig eingesetzt werden kann.
[0004] Aufgaben der vorliegenden Erfindung bestehen darin, ein Verfahren zum Beschichten
eines Bauteils eines Flugtriebwerks mit einer Verschleißschutzschicht, ein Verfahren
zum Herstellen eines
[0005] Spritzpulvers für die Herstellung einer Verschleißschutzschicht eines Bauteils eines
Flugtriebwerks, ein Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht auf einem
Bauteil eines Flugtriebwerks, ein Bauteil für ein Flugtriebwerk, welches zumindest
bereichsweise mit einer Verschleißschutzschicht versehen ist, sowie ein Flugtriebwerk,
welches wenigstens ein solches Bauteil umfasst, bereitzustellen, wobei die jeweiligen
Verschleißschutzschichten auch bei Temperaturen über 900 °C zuverlässig eingesetzt
werden können.
[0006] Die Aufgaben werden erfindungsgemäß durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 zum Beschichten
eines Bauteils eines Flugtriebwerks mit einer Verschleißschutzschicht, ein Verfahren
gemäß Anspruch 8 zum Herstellen eines Spritzpulvers für die Herstellung einer Verschleißschutzschicht
eines Bauteils eines Flugtriebwerks, ein Verfahren gemäß Anspruch 9 zum Herstellen
einer Verschleißschutzschicht auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks, ein Verfahren
gemäß Anspruch 10 zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht auf einem Bauteil eines
Flugtriebwerks, ein Bauteil gemäß Anspruch 11, welches zumindest bereichsweise mit
einer Verschleißschutzschicht versehen ist, sowie ein Flugtriebwerk gemäß Anspruch
12, welches wenigstens ein solches Bauteil umfasst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit
zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung sind in den jeweiligen Unteransprüchen
angegeben, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen jedes Erfindungsaspekts als vorteilhafte
Ausgestaltungen der jeweils anderen Erfindungsaspekte anzusehen sind.
[0007] Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines Bauteils
eines Flugtriebwerks mit einer Verschleißschutzschicht, bei welchem das Bauteil erfindungsgemäß
zunächst zumindest bereichsweise mit einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung beschichtet
und anschließend alitiert wird. Mit anderen Worten ist es erfindungsgemäß vorgesehen,
dass in die Verschleißschutzschicht nachträglich Aluminium bzw. eine Aluminiumlegierung
eingebracht wird, welches bzw. welche die Verschleißschutzschicht durch eindiffundiertes
Aluminium vor Oxidation schützt. Im Rahmen der vorliegenden Offenbarung sind unter
dem Begriff "Aluminium" auch immer "Aluminiumlegierungen" als mitumfasst anzusehen.
Alitieren bezeichnet im Rahmen der vorliegenden Offenbarung die Anreicherung von Aluminium
in der Verschleißschutzschicht, welche danach vor Hochtemperaturoxidation aber auch
gegen den Angriff anderer Elemente besser geschützt ist und daher auch bei Temperaturen
über 900 °C zuverlässig betrieben werden kann. Die Anreicherung des Aluminiums kann
nur oberflächlich sein oder tiefer in die Verschleißschutzschicht vordringen. Im Extremfall
liegt das Aluminium zumindest im Wesentlichen gleichmäßig in der Verschleißschutzschicht
verteilt vor. Generell sind "ein/eine" im Rahmen dieser Offenbarung als unbestimmte
Artikel zu lesen, also ohne ausdrücklich gegenteilige Angabe immer auch als "mindestens
ein/mindestens eine". Umgekehrt können "ein/eine" auch als "nur ein/nur eine" verstanden
werden.
[0008] In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Nickel- oder Cobaltbasislegierung
durch eine Gasphasenalitierung und/oder durch eine Schlickeralitierung und/oder durch
Pulverpackalitieren alitiert wird. Mit anderen Worten kann das Aluminium über einen
Gasphasenprozess, beispielsweise chemische Gasphasenabscheidung (CVD), und/oder über
ein Schlickerverfahren in die Verschleißschutzschicht eingebracht werden. Hierdurch
kann die Verschleißschutzschicht optimal in Abhängigkeit der Geometrie und des Grundwerkstoffs
des Bauteils alitiert werden.
[0009] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
die Verschleißschutzschicht nach dem Alitieren einer Wärmebehandlung unterzogen. Hierdurch
kann die Verteilung des Aluminiums innerhalb der Verschleißschutzschicht gezielt eingestellt
werden, da das Aluminium durch die Wärmebehandlung in das Innere der Verschleißschutzschicht
diffundiert. Ferner ist anzunehmen, dass sich im Betrieb der Verschleißschutzschicht
bei hohen Temperaturen in einem Flugtriebwerk nach einer bestimmten Zeit eine relativ
homogene Verteilung des Aluminiums über die Zeit einstellt. Durch eine gezielte Wärmebehandlung
kann dieser Zustand von vornherein hergestellt werden, so dass sich die Eigenschaften
der Verschleißschutzschicht im späteren Betrieb zumindest im Wesentlichen nicht mehr
ändern, selbst wenn es bei hohen Temperaturen zu einer Interdiffusion mit dem Grundwerkstoff
kommt, der eine andere chemische Zusammensetzung aufweisen kann als die Verschleißschutzschicht.
Zusätzlich können durch die Wärmebehandlung die Struktur und das Gefüge der Verschleißschutzschicht
verändert werden. Unter einer Wärmebehandlung ist im Rahmen der vorliegenden Offenbarung
ein Verfahren zur Behandlung des mit der Verschleißschutzschicht versehenen Bauteils
zu verstehen, bei dem zumindest die Verschleißschutzschicht oder das gesamte Bauteil
kontrolliert erwärmt und wieder abgekühlt wird.
[0010] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Wärmebehandlung
ein Diffusionsglühverfahren, welches besonders gut geeignet ist, um Gefügeinhomogenitäten
zu reduzieren. Alternativ oder zusätzlich ist es vorgesehen, dass die Wärmebehandlung
bei gegenüber Normaldruck vermindertem Druck und/oder unter Schutzgasatmosphäre durchgeführt
wird. Hierdurch können insbesondere der Sauerstoffgehalt kontrolliert und unerwünschte
Oxidation vermieden werden.
[0011] Weitere Vorteile ergeben sich, indem die Nickel- oder Cobaltbasislegierung nach dem
Aufbringen auf das Bauteil und vor dem Alitieren zumindest bereichsweise vernickelt
wird. Durch eine vorzugsweise galvanische Vernickelung der Verschleißschutzschicht
kann die Diffusion des Aluminiums in die Schicht gefördert werden. Bei Nickelbasislegierungen
ist dieser Schritt häufig nicht notwendig, im Einzelfall aber dennoch hilfreich.
[0012] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass
die Nickel- oder Cobaltbasislegierung ausgewählt ist aus CoMoCrSi-Legierungen, insbesondere
T800, NiMoCrSi-Legierungen und CoCrWNi-Legierungen. Hierdurch können die Vorteile
der erfindungsgemäß hergestellten Verschleißschutzschicht für im Triebwerksbau gängige
und bewährte Legierungen realisiert werden.
[0013] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist die Nickel- oder Cobaltbasislegierung eine
CoMoCrSi-Legierung, nämlich T800, mit 27 - 30 Gew.% Mo, 16,5 - 18,5 Gew % Cr, 3-3,8
Gew % Si und dem Rest Co und unvermeidbaren Verunreinigungen. Dabei können die unvermeidbaren
Verunreinigungen bis zu 1,7 Gew % pro Bestandteil, bis zu 3,5 Gew % in Summe und/oder
die Bestandteile Fe, Ni, O, C, P, S umfassen. Der Mo-Bestandteil kann dabei Härte
und Tribooxide für einen vorteilhaften Verschleißschutz einbringen.
[0014] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist die Nickel- oder Cobaltbasislegierung eine
NiMoCrSi-Legierung, nämlich T700, mit 31 - 34 Gew.% Mo, 14,5 - 16,5 Gew % Cr, 3-3,8
Gew % Si und dem Rest Ni und unvermeidbaren Verunreinigungen. Dabei können die unvermeidbaren
Verunreinigungen bis zu 3,2 Gew % pro Bestandteil, bis zu 4,1 Gew % in Summe und/oder
die Bestandteile Fe, Co, O, C, P, S umfassen. Der Mo-Bestandteil kann dabei Härte
und Tribooxide für einen vorteilhaften Verschleißschutz einbringen.
[0015] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist die Nickel- oder Cobaltbasislegierung eine
CoCrWNi-Legierung mit 24,5 - 26,5 Gew.% Cr, 6,5 - 8,0 Gew.% W, 9,5 - 11,5 Gew.% Ni,
0 - 0,6 Gew.% C, insbesondere 0,42 - 0,55 Gew.% C und dem Rest Co und unvermeidbare
Verunreinigungen. Dabei können die unvermeidbaren Verunreinigungen bis zu 2,2 Gew.%
pro Bestandteil, bis zu 4,5 Gew.% in Summe und/oder die Bestandteile Fe, Mn, Si, P,
S umfassen. Der W-Bestandteil kann dabei Härte für einen vorteilhaften Verschleißschutz
einbringen
[0016] Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Spritzpulvers
für die Herstellung einer Verschleißschutzschicht eines Bauteils eines Flugtriebwerks,
bei welchem eine Nickel- oder Cobaltbasislegierung bereitgestellt, mit Aluminium und/oder
einer Aluminiumlegierung versetzt und gemeinsam aufgeschmolzen und/oder verdüst wird.
Dies stellt eine vorteilhafte Möglichkeit zur Bereitstellung eines Spritzpulvers dar,
das sich zur Herstellung einer temperatur- und oxidationsbeständigen Verschleißschutzschicht
aus einer Aluminium-haltigen bzw. alitierten Nickel- oder Cobaltbasislegierung eignet.
Durch das gemeinsame Verdüsen bzw. Aufschmelzen ist sichergestellt, dass das Aluminium
von vornherein relativ gleichmäßig im Pulver verteilt vorliegt, wodurch eine mit Hilfe
des Spritzpulvers hergestellte Verschleißschutzschicht ebenfalls von vornherein eine
relativ gleichmäßige Verteilung von Aluminium aufweist. Weitere Merkmale und deren
Vorteile ergeben sich aus den Beschreibungen des ersten Erfindungsaspekts.
[0017] Ein dritter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht
auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks, bei welchem ein erstes Pulver aus einer Nickeloder
Cobaltbasislegierung mit einem zweiten Pulver aus Aluminium und/oder einer Aluminiumlegierung
vermischt wird, wonach das erste und zweite Pulver zumindest auf einen Bereich des
Bauteils thermisch gespritzt werden, um die Verschleißschutzschicht herzustellen.
Dies stellt eine weitere vorteilhafte Alternative zur Herstellung einer temperatur-
und oxidationsbeständigen Verschleißschutzschicht aus einer Aluminium-haltigen bzw.
alitierten Nickel- oder Cobaltbasislegierung dar. Vorzugsweise werden das erste und
das zweite Pulver gleichzeitig gespritzt, wenn eine homogene Vermischung gewünscht
ist. Alternativ kann es vorgesehen sein, dass das erste und das zweite Pulver nacheinander
oder in zeitlich variierenden Mengenanteilen gespritzt werden, um eine bestimmte Aluminium-Verteilung
in der Verschleißschutzschicht zu erzielen.
[0018] Weitere Merkmale und deren Vorteile ergeben sich aus den Beschreibungen der vorhergehenden
Erfindungsaspekte.
[0019] Ein vierter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht
auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks, bei welchem ein Verbundpulver aus einem ersten
Pulver, welches aus einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung besteht, und einem zweiten
Pulver, welches aus Aluminium und/oder einer Aluminiumlegierung besteht, hergestellt
wird, wonach das Verbundpulver zumindest auf einen Bereich des Bauteils thermisch
gespritzt wird, um die Verschleißschutzschicht herzustellen. Dies stellt eine weitere
vorteilhafte Alternative zur Herstellung einer temperatur- und oxidationsbeständigen
Verschleißschutzschicht aus einer Aluminium-haltigen bzw. alitierten Nickel- oder
Cobaltbasislegierung dar. Das Verbundpulver kann generell aus losen und/oder verklebten
Pulverpartikeln bestehen. Anstelle der Verwendung von zwei unterschiedlichen Pulvern
wird ein Verbundpulver verwendet, welches als eine Komponente gespritzt wird, um die
alitierte Verschleißschutzschicht herzustellen. Hierdurch kann eine besonders gleichmäßige
Verteilung des Aluminiums in der Verschleißschutzschicht sichergestellt werden. Weitere
Merkmale und deren Vorteile ergeben sich aus den Beschreibungen der vorhergehenden
Erfindungsaspekte.
[0020] Ein fünfter Aspekt der Erfindung betrifft ein Bauteil für ein Flugtriebwerk, welches
zumindest bereichsweise mit einer Verschleißschutzschicht versehen ist. Erfindungsgemäß
besteht die Verschleißschutzschicht aus einer alitierten Nickel- oder Cobaltbasislegierung.
Mit Hilfe der Verschleißschutzschicht kann das Bauteil auch bei Temperaturen über
900 °C zuverlässig in einem Flugtriebwerk eingesetzt werden. Weitere Merkmale und
deren Vorteile ergeben sich aus den Beschreibungen der vorhergehenden Erfindungsaspekte.
[0021] Ein sechster Aspekt der Erfindung betrifft ein Flugtriebwerk, welches wenigstens
ein Bauteil gemäß dem fünften Erfindungsaspekt umfasst und/oder welches wenigstens
ein Bauteil umfasst, das eine Verschleißschutzschicht aufweist, die gemäß dem ersten
Erfindungsaspekt hergestellt ist und/oder die aus einem gemäß dem zweiten Erfindungsaspekt
hergestellten Spritzpulvers erzeugt ist und/oder die mittels eines Verfahrens nach
dem dritten oder vierten Erfindungsaspekte hergestellt ist. Hierdurch kann das Bauteil
auch bei Temperaturen über 900 °C zuverlässig in dem Flugtriebwerk eingesetzt werden,
wodurch das Flugtriebwerk eine erhöhte Effizienz besitzt. Weitere Merkmale und deren
Vorteile ergeben sich aus den Beschreibungen der vorhergehenden Erfindungsaspekte.
[0022] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen, den Figuren und der
Figurenbeschreibung. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen,
sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in der Figur alleine
gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen
Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen verwendbar, ohne den Rahmen der
Erfindung zu verlassen. Es sind somit auch Ausführungen von der Erfindung als umfasst
und offenbart anzusehen, die in der Figur nicht explizit gezeigt und erläutert sind,
jedoch durch separierte Merkmalskombinationen aus den erläuterten Ausführungen hervorgehen
und erzeugbar sind. Es sind auch Ausführungen und Merkmalskombinationen als offenbart
anzusehen, die somit nicht alle Merkmale eines ursprünglich formulierten unabhängigen
Anspruchs aufweisen. Es sind darüber hinaus Ausführungen und Merkmalskombinationen,
insbesondere durch die oben dargelegten Ausführungen, als offenbart anzusehen, die
über die in den Rückbezügen der Ansprüche dargelegten Merkmalskombinationen hinausgehen
oder von diesen abweichen. Dabei zeigt die einzige Figur ein Diagramm der Aluminium-Verteilung
in einer Verschleißschutzschicht eines Bauteils eines Flugtriebwerks durch Diffusion
zu unterschiedlichen Zeiten.
[0023] Die einzige
Figur zeigt ein Diagramm, in welchem auf der Ordinate eine AluminiumKonzentration C und
auf der Abszisse ein Abstand A von einer mit "0" gekennzeichneten Grenzfläche einer
Verschleißschutzschicht aus einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung eines Bauteils
eines Flugtriebwerks zu drei unterschiedlichen Zeiten t
1, t
2, t
3 aufgetragen ist. Links von der mit 0 gekennzeichneten Grenzfläche der ursprünglichen
Verschleißschutzschicht befindet sich die jeweils erzeugte Alitierschicht S, während
sich rechts von der mit 0 gekennzeichneten Schichtoberfläche die Verschleißschutzschicht
erstreckt.
[0024] Ni- oder Co-Basis-Verschleißschutzschichten können auf Grund ihrer Zusammensetzung
nach dem aktuellen Stand der Technik nicht stabil über 900°C eingesetzt werden. Grund
hierfür ist das Versagen der Schicht durch Oxidation bei hohen Temperaturen. Die vorliegende
Erfindung basiert auf der Erkenntnis, dass Aluminium als Temperatur- und Oxidationsschutz
durch Diffusion in typische Ni- oder Co-Basis-Verschleißschutzschichten eingebracht
werden kann, wodurch die entstandenen alitierten Verschleißschutzschichten auch oberhalb
von 900 °C zuverlässig betrieben werden können. Die Verschleißschutzschichten sollen
vorzugsweise durch thermisches Spritzen hergestellt werden können.
[0025] Die Herstellbarkeit einer Hochtemperaturverschleißschutzschicht, durch Eindiffundieren
von Aluminium als Oxidationsschutz in bestehende Verschleißschutzschichten wurde in
den folgenden Versuchen nachgewiesen. Es wurden insgesamt drei unterschiedliche Verschleißschutzschichten
auf Co-Basis (zum Beispiel CoMoCrSi) bzw. Ni-Basis (zum Beispiel NiMoCrSi) durch thermisches
Spritzen auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks hergestellt und anschließend alitiert.
Das Aluminium wurde dabei in manchen Versuchen durch eine Gasphasenalitierung und
in anderen Versuchen über eine Schlickerroute in die jeweilige Verschleißschutzschicht
eingebracht. Anschließend wurde ein Teil der beschichteten Bauteile im Vakuum wärmebehandelt.
[0026] Die Verschleißschutzschichten wurden jeweils metallographisch ausgewertet. Zudem
wurde nach der Gasphasenalitierung sowie nach der anschließenden Vakuum-Wärmebehandlung
eine Elementanalyse (EDX) am Schliff durchgeführt, um nachzuvollziehen, wie weit das
Aluminium in die Verschleißschutzschichten eindiffundiert ist.
1. Gasphasenalitierung
[0027] Nach der Gasphasenalitierung (CVD) wurde sowohl in der Ni-Basis- Verschleißschutzschicht
als auch in den beiden Co-Basis-Verschleißschutzschichten eindiffundiertes Aluminium
nachgewiesen. Der Al-Gehalt ist an der Schichtoberfläche am höchsten und nimmt mit
zunehmendem Abstand A zur Oberfläche der Verschleißschutzschicht ab. Dieses Verhalten
ist typisch für Diffusionsschichten. Aus diesem Grund wurde im Anschluss an das Gasphasenalitieren
ein zusätzliches Diffusionsglühen im Vakuum durchgeführt, um eine gleichmäßigere Verteilung
des Al-Gehalts über die Schichtdicke A der Verschleißschutzschichten zu erzielen.
Die Auswertung der Elementanalyse (EDX) nach dem Diffusionsglühen ist in der Figur
dargestellt. Der Aluminiumgehalt C an der Schichtoberfläche der Alitierung S sinkt
nach der Wärmebehandlung (gestrichelte Linie t
2) ab, im Gegenzug ist das Aluminium im Vergleich zur Verschleißschutzschicht nach
dem Alitieren (gepunktete Linie t
1) in größerem Abstand zur Schichtoberfläche nachweisbar. Auch nach dieser Wärmebehandlung,
die bei gleicher Temperatur wie die Alitierung durchgeführt wurde, liegt noch keine
homogene Verteilung des Aluminiums über die Schichtdicke A vor. Die Temperatur kann
beispielsweise zwischen 750 °C und 900 °C oder mehr betragen. Durch eine Verlängerung
der Wärmebehandlung und/oder durch die Temperaturen während des Betriebs des Bauteils
im Flugtriebwerk diffundiert das Aluminium weiter und verteilt sich gleichmäßig in
der Verschleißschutzschicht, so dass sich eine Gleichverteilung der Al-Konzentration
C über die Dicke der Verschleißschutzschicht ergibt. Dies ist mit der Verteilungskurve
t
3 schematisch dargestellt.
2. Schlickeralitierung
[0028] Nach dem Aufbringen des Al-haltigen Schlickers wird dieser durch eine Wärmebehandlung
im Schutzgas diffusionsgeglüht. Die Temperatur bei dieser Art des Alitierens ist im
Vergleich zur Gasphasenalitierung niedriger. Alle Verschleißschutzschichten zeigen
nach dem Diffusionsglühen eine deutliche Lagigkeit, bestehend aus einer Auflageschicht,
einer Diffusionszone, sowie einer Zone, in der die lamellenartige thermische Spritzschicht
noch deutlich zu erkennen ist. Die entstehenden Auflageschichten unterscheiden sich
zwischen den Co- und Ni-Basisschichten deutlich. Während sich bei der Ni-Basisschicht
eine dichte Auflageschicht bildet, ist sie bei den beiden Co-Basisschichten von Poren
durchsetzt.
[0029] Beim Einbringen von Aluminium in die Verschleißschutzschicht sollte darauf geachtet
werden, dass die eigentliche Aufgabe des Verschleißschutzes erhalten bleibt. Das bedeutet,
dass nach dem Alitieren der Schicht eine ähnliche Härte vorliegen und die geforderte
Verschleißbeständigkeit sichergestellt sein muss. Ein zu hoher oder zu niedriger Al-Gehalt
sollte daher in der Regel vermieden werden.
[0030] Es wurde gezeigt, dass durch Diffusion Aluminium in thermisch gespritzte Verschleißschutzschichten
eingebracht werden kann. Dabei wurden sowohl alitierte Verschleißschutzschichten aus
Ni-Basislegierungen als auch aus Co-Basislegierungen hergestellt. Generell können
nicht nur die oben genannten, sondern sämtliche Ni- bzw. Co-Basislegierungen in der
beschriebenen Weise alitiert werden.
[0031] Je nach Verfahren und Art und Dauer einer anschließenden Wärmebehandlung ergibt sich
eine hohe Konzentration des Aluminiums an der Oberfläche der Verschleißschutzschicht,
die je nach Schichtzusammensetzung mehr oder weniger stark mit dem Abstand A zur Schichtoberfläche
abnimmt. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Verteilung des Aluminiums durch eine
anschließende Wärmebehandlung und damit durch eine Weiterdiffusion des Aluminiums
anpassen lässt. Ferner ist anzunehmen, dass sich im Betrieb der Verschleißschutzschicht
bei hohen Temperaturen nach einer bestimmten Zeit eine homogene oder zumindest quasi-homogene
Verteilung des Aluminiums über die Zeit einstellt (t
3).
[0032] Durch die Auswahl des passenden Alitierungsverfahrens und einer Parameteroptimierung
kann für jedes Bauteil eine optimale Verschleißschutzschicht erzeugt werden kann,
die einen gleichmäßigen oder ungleichmäßigen Verlauf der Aluminiumkonzentration C
von der Schichtoberfläche ausgehend aufweist. Der Verlauf der Aluminiumkonzentration
C kann sich durch Weiterdiffusion im Betrieb des Bauteils nach einer bestimmten Zeit
homogenisieren.
[0033] Um von Beginn an eine homogene Verteilung des Aluminiums über die Schichtdicke der
Verschleißschutzschicht zu erreichen, kann es vorgesehen sein, dem Co- oder Ni-Basis-Pulver
vor dem thermischen Spritzen Aluminiumpulver beizumischen. Bei einer gleichmäßigen
Durchmischung des Pulvers ergibt sich so direkt nach dem thermischen Spritzen eine
homogene oder zumindest weitgehend homogene Verteilung des Aluminiums im Schichtverbund.
Sollten bei dieser Methode Schwierigkeiten durch Entmischung auftreten, kann es alternativ
vorgesehen sein, das Co- oder Ni-Basispulver mit Al-Pulver zu verkleben. Das so hergestellte
Verbundpulver würde ebenfalls zu einer homogenen oder zumindest weitgehend homogenen
Al-Verteilung in der resultierenden Verschleißschutzschicht führen.
[0034] Eine weitere Methode besteht darin, bereits der Ni- oder Co-Ausgangslegierung, aus
der das Pulver für die Verschleißschutzschicht hergestellt wird, Aluminium beizumischen.
Nach der Verdüsung liegt in diesem Fall schon Spritzpulver mit dem gewünschten Al-Gehalt
vor. Bei dieser Variante ist zudem keine unerwünschte Separation des Aluminiums bzw.
keine Entmischung zu erwarten.
[0035] Die in den Unterlagen angegebenen Parameterwerte zur Definition von Prozess- und
Messbedingungen für die Charakterisierung von spezifischen Eigenschaften des Erfindungsgegenstands
sind auch im Rahmen von Abweichungen - beispielsweise aufgrund von Messfehlern, Systemfehlern,
Einwaagefehlern, DIN-Toleranzen und dergleichen - als vom Rahmen der Erfindung mitumfasst
anzusehen.
Bezugszeichenliste:
[0036]
- C
- Konzentration Aluminium
- A
- Abstand von einer Grenzfläche einer Verschleißschutzschicht
- 0
- Grenzfläche der Verschleißschutzschicht
- S
- Alitierung
- t1-t3
- Zeitpunkte einer Wärmebehandlung
1. Verfahren zum Beschichten eines Bauteils eines Flugtriebwerks mit einer Verschleißschutzschicht,
bei welchem das Bauteil zunächst zumindest bereichsweise mit einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung
beschichtet und anschließend alitiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem die Nickel- oder Cobaltbasislegierung durch
eine Gasphasenalitierung und/oder durch eine Schlickeralitierung und/oder durch Pulverpackalitieren
alitiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem die Verschleißschutzschicht nach dem
Alitieren einer Wärmebehandlung unterzogen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei welchem die Wärmebehandlung ein Diffusionsglühverfahren
umfasst und/oder bei welchem die Wärmebehandlung bei gegenüber Normaldruck vermindertem
Druck und/oder unter Schutzgasatmosphäre durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei welchem die Nickel- oder Cobaltbasislegierung
nach dem Aufbringen auf das Bauteil und vor dem Alitieren zumindest bereichsweise
vernickelt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, bei welchem die Nickel- oder Cobaltbasislegierung
ausgewählt ist aus CoMoCrSi-Legierungen, insbesondere T800, NiMoCrSi-Legierungen und
CoCrWNi-Legierungen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei welchem die Nickel- oder Cobaltbasislegierung
ausgewählt ist aus einer der folgenden Legierungen:
einer CoMoCrSi-Legierung, nämlich T800 mit folgender Zusammensetzung
Mo: |
27 - 30 Gew.%, |
Cr: |
16,5 - 18,5 Gew %, |
Si: |
3-3,8 Gew %, |
Rest Co und unvermeidbare Verunreinigungen.
einer NiMoCrSi-Legierung, nämlich T700 mit folgender Zusammensetzung:
Mo: |
31 - 34 Gew.%, |
Cr: |
14,5 - 16,5 Gew %, |
Si: |
3-3,8 Gew %, |
Rest Ni und unvermeidbare Verunreinigungen.
einer CoCrWNi-Legierung mit folgender Zusammensetzung:
Cr: |
24,5 - 26,5 Gew.%, |
W: |
6,5 - 8,0 Gew.%, |
Ni: |
9,5 - 11,5 Gew.%, |
C: |
0 - 0,6 Gew.%, insbesondere 0,42 - 0,55 Gew.%, |
Rest Co und unvermeidbare Verunreinigungen.
8. Verfahren zum Herstellen eines Spritzpulvers für die Herstellung einer Verschleißschutzschicht
eines Bauteils eines Flugtriebwerks, bei welchem eine Nickel- oder Cobaltbasislegierung
bereitgestellt, mit Aluminium und/oder einer Aluminiumlegierung versetzt und gemeinsam
aufgeschmolzen und/oder verdüst wird.
9. Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks,
bei welchem ein erstes Pulver aus einer Nickel- oder Cobaltbasislegierung mit einem
zweiten Pulver aus Aluminium und/oder einer Aluminiumlegierung vermischt wird, wonach
das erste und zweite Pulver zumindest auf einen Bereich des Bauteils thermisch gespritzt
werden, um die Verschleißschutzschicht herzustellen.
10. Verfahren zum Herstellen einer Verschleißschutzschicht auf einem Bauteil eines Flugtriebwerks,
bei welchem ein Verbundpulver aus einem ersten Pulver, welches aus einer Nickel- oder
Cobaltbasislegierung besteht, und einem zweiten Pulver, welches aus Aluminium und/oder
einer Aluminiumlegierung besteht, hergestellt wird, wonach das Verbundpulver zumindest
auf einen Bereich des Bauteils thermisch gespritzt wird, um die Verschleißschutzschicht
herzustellen.
11. Bauteil für ein Flugtriebwerk, welches zumindest bereichsweise mit einer Verschleißschutzschicht
versehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verschleißschutzschicht aus einer alitierten Nickel- oder Cobaltbasislegierung
besteht.
12. Flugtriebwerk, welches wenigstens ein Bauteil gemäß Anspruch 10 umfasst und/oder welches
wenigstens ein Bauteil umfasst, das eine Verschleißschutzschicht aufweist, die gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 7 hergestellt ist und/oder die aus einem gemäß Anspruch
8 hergestellten Spritzpulvers erzeugt ist und/oder die mittels eines Verfahrens nach
einem der Ansprüche 9 bis 10 hergestellt ist.