[0001] Die Erfindung betrifft ein Mikrofluidelement, insbesondere eine Flusszelle, zur Verarbeitung
einer in einem Kanalbereich des Mikrofluidelements zu transportierenden Flüssigkeitsmenge,
die mit einem in das Mikrofluidelement integrierten Trockenreagenz in Kontakt kommt.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Mikrofluidelements,
eine Kombination eines solchen Mikrofluidelements mit Betreibereinrichtungen sowie
ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Mikrofluidelements.
[0003] Bekanntermaßen werden Mikrofluidelemente, insbesondere Flusszellen, zunehmend in
den Life Sciences zur Analyse oder/und Synthese eingesetzt. In Flusszellen mit Kanäle
und Kammern umfassenden Hohlraumstrukturen lassen sich sehr kleine Fluidvolumen transportieren
und verarbeiten, z.B. Flüssigkeitsmengen kleiner 10 µl.
[0004] Ein besonderes Problem bei der Herstellung von Mikrofluidelementen stellt die Integration
von Trockenreagenzien dar, die mit weiteren Fertigungsschritten in Einklang gebracht
werden muss. Insbesondere nachträgliche Schweiß- und Klebevorgänge können bereits
eingebrachte Trockenreagenzien erheblich beeinträchtigen.
[0005] Aus der
EP 2 821 138 A1 geht ein Fertigungsverfahren für Flusszellen hervor, bei dem an pfropfenartigen Trägerelementen
stirnseitig anhaftende Trockenreagenzien in einem abschließenden Fertigungsschritt
in Öffnungen der Flusszelle eingebracht werden. Durch Einsetzen des Trägerelements
in eine Zugangsöffnung zu einem Transportkanal der Flusszelle wird die Öffnung verschlossen
und das Trockenreagenz angrenzend an den Transportkanal platziert. Die Handhabung
solcher mitunter sehr kleinen Trägerelemente mit Durchmessern von z.B. 1 mm ist sehr
aufwendig. Dies stört insbesondere dann, wenn viele, z.B. mehr als zehn, verschiedene
Trockenreagenzien für unterschiedliche Reaktionen innerhalb der Flusszelle zu platzieren
sind.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neues Mikrofluidelement der eingangs
erwähnten Art zu schaffen, das einen weiter verringerten Herstellungsaufwand erfordert.
[0007] Das diese Aufgabe lösende Mikrofluidelement nach der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Trockenreagenz in einem nach außen offenen Endabschnitt des Kanalbereichs
angeordnet ist.
[0008] Vorteilhaft lässt sich durch diese Erfindungslösung ein Trockenreagenz in einem abschließenden
Fertigungsschritt ohne Beeinträchtigung durch Fertigungsschritte wie Kleben oder Schweißen
in das Mikrofluidelement einbringen, wobei der nach außen offene Endabschnitt zur
Aufnahme eines flüssigen Reagenz durch Pipettieren oder Tauchen zugänglich ist und
die Flüssigkeit nahe der Öffnung schnell trocken kann.
[0009] Während es denkbar ist, dass die Flüssigkeitsmenge, z.B. eine zu analysierende Probenflüssigkeit,
über den das Trockenreagenz enthaltenden Endabschnitt auch in das Mikrofluidelement
eingegeben wird und dabei das an der Kanalwand anhaftende Trockenreagenz rücklöst,
weist in einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung der Kanalbereich
für die Eingabe der Flüssigkeitsmenge einen weiteren nach außen offenen Endabschnitt
auf, der mit dem das Trockenreagenz enthaltenden Endabschnitt in Strömungsverbindung
steht. Durch eine Betreibereinrichtung, an die das Mikrofluidelement hermetisch dicht
angekoppelt wird, kann die Fluidmenge mittels pneumatischer Druckeinwirkung in den
das Trockenreagenz aufweisenden Endabschnitt überführt werden, wo eine Rücklösung
des Trockenreagenz erfolgt, z.B. unter Diffusion oder Hin- und Herbewegung der Fluidmenge.
[0010] Der das Trockenreagenz aufweisende Endabschnitt und der weitere Endabschnitt für
die Eingabe der Flüssigkeitsmenge sind zweckmäßig jeweils durch eine Verengung des
Kanalquerschnitts begrenzt. Die Verengung bildet bis zu einem Grenzdruck für Flüssigkeit
eine Sperre, lässt aber Luft durch.
[0011] Bevorzugt sind die mit Flüssigkeit in Kontakt kommenden Oberflächen beider oder einer
der Endabschnitte hydrophilisiert und weisen einen Kontaktwinkel zu Wasser < 60° auf,
z.B. durch eine hydrophile Beschichtung oder durch eine Oberflächenbehandlung wie
Corona- oder Plasmabehandlung oder durch eine Plasmapolymerisation, oder durch eine
nass-chemische Behandlung.
[0012] Vorzugsweise sind der Endabschnitt und der weitere Endabschnitt jeweils als Kapillarkanal
ausgebildet und insbesondere hydrophilisiert.
[0013] In einer Ausführungsform ist der Endabschnitt oder/und der weitere Endabschnitt in
einem von einem im Wesentlichen plattenförmigen Grundkörper des Mikrofluidelements
vorstehenden, insbesondere senkrecht vorstehenden, Ansatz gebildet. Ein solcher Ansatz
erleichtert sowohl die Einbringung von Flüssigkeiten in die Endabschnitte als auch
den Anschluss pneumatischer Transportdruckquellen.
[0014] Ein Endabschnitt mit hydrophiler Oberfläche kann eine durch Dispensieren oder Pipettieren
eingebrachte Flüssigkeitsmenge, z.B. Probenmenge, durch Kapillarwirkung aufnehmen
und so die mit der Umgebung in Kontakt stehende Oberfläche der Probenmenge unter Meidung
von Verdunstungseffekten minieren.
[0015] Der Ansatz bzw. die Ansätze sind vorzugsweise einstückig mit einem von dem Grundkörper
umfassten Substrat ausgebildet, so dass sich die Ansätze beim Spritzgießen des Substrats
in einem Arbeitsgang mit dem Substrat herstellen lassen. Alternativ kann der Endabschnitt
mit dem Trockenreagenz in einem separaten Trägerelement gebildet sein, das wenigstens
teilweise den Ansatz bildet und mit dem Mikrofluidelement durch Kleben, Verschweißen
oder/und eine Presspassung verbunden ist.
[0016] In einer weiteren Ausführungsform ist der das Trockenreagenz aufweisende Endabschnitt
von außen durch eine aufbrechbare Folie oder eine gasdurchlässige, jedoch für Flüssigkeit
undurchlässige Membran abgedeckt. Die aufbrechbare Folie schützt das Trockenreagenz
vorteilhaft vor Feuchtigkeitseinflüssen bei der Lagerung des Mikrofluidelements. Der
Vorteil der gasdurchlässigen Membran besteht in einer Begrenzung des Kanalbereichs,
die den ungewollten Austritt von Flüssigkeit aus dem Kanalbereich verhindert.
[0017] Der Kanalbereich kann z.B. eine Kammer umfassen, die z.B. einen Detektions- oder/und
Reaktionsbereich bildet, wobei zweckmäßig das Mikrofluidelement zumindest im Bereich
der Kammer für optische Messungen transparent ist.
[0018] Zum Beispiel als separate Baueinheit ausgebildete Betreibereinrichtungen für das
Mikrofluidelement umfassen zweckmäßig eine steuerbare, pneumatische Druckquelle zum
Anschluss an den weiteren zur Aufnahme der Flüssigkeitsmenge vorgesehenen Endabschnitt
und eine passive, einen geschlossenen Kompressionsraum umfassende Druckquelle zum
Anschluss an den das Trockenreagenz aufweisenden Endabschnitt. In dem geschlossenen
Raum der passiven Druckquelle wird eingeschlossene Luft bei Verschiebung der Flüssigkeitsmenge
komprimiert.
[0019] Durch Steuerung des Drucks der steuerbaren Druckquelle größer als der jeweils aufgebaute
Druck in dem geschlossen Kompressionsraum wird die Flüssigkeitsmenge zu dem Endabschnitt
mit dem Trockenreagenz hin verschoben. Durch Konstantsteuerung des Drucks der steuerbaren
Druckquelle kann die Flüssigkeitsmenge innerhalb des Kanalbereichs an einer von dem
Druck abhängingen Stelle platziert werden. Auf diese Weise ist eine Hin- und Herbewegung
der Flüssigkeitsmenge möglich, durch die eine Rücklösung und Durchmischung des Trockenreagenz
mit der Flüssigkeitmenge gefördert wird.
[0020] Zweckmäßig weist die separate Betreibereinrichtung und ggf. das Mikrofluidelement
Ventileinrichtungen zur drucklosen Abkopplung des Mikrofluidelements von der Betreibereinrichtung
auf, die dafür sorgt, dass der Druck beider Druckquellen bei der Abkopplung auf Umgebungsdruck
liegt.
[0021] Zweckmäßig umfassen die Betreibereinrichtungen einen oder mehrere Sensoren zur Erfassung
der jeweiligen Position der Flüssigkeitsmenge innerhalb des Kanalbereichs, z.B. einen
Drucksensor.
[0022] Die genannten pneumatischen Druckquellen weisen zweckmäßig ein kappenartiges Anschlussstück
auf, das über den den Endabschnitt enthaltenden Ansatz gestülpt werden kann und gasdicht,
z.B. über einen O-Ring, an dem Mikrofluidelement anliegt.
[0023] In einer weiteren Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Flusszelle sind mehrere
ein Trockenreagenz enthaltende Endabschnitte gebildet, in dem sich der Kanalbereich
in mehrere, jeweils einen Endabschnitt mit einem Trockenreagenz enthaltene Kanalteile
verzweigt.
[0024] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und der beiliegenden,
sich auf diese Ausführungsbeispiele beziehenden Zeichnungen weiter erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1 und 2
- eine erfindungsgemäße Flusszelle mit zwei unabhängig voneinander betreibbaren Funktionsbereichen,
- Fig. 3
- geschnittene Teilbereiche der Flusszelle von Fig. 1 und 2,
- Fig. 4
- eine die Funktion der Flusszelle von Fig. 1 bis 3 erläuternde Darstellung,
- Fig. 5 und 6
- Einrichtungen zur drucklosen Abkopplung der Flusszelle von Fig. 1 bis 3 von einer
Betreibereinrichtung erläuternde Darstellungen,
- Fig. 7
- verschiedene Ausführungsformen eines ein Trockenreagenz enthaltenden Endabschnitts
eines Kanalbereichs der Flusszelle von Fig. 1 bis 3, und
- Fig. 8 bis 10
- weitere Ausführungsbeispiele für erfindungsgemäße Flusszellen.
[0025] Ein in den Figuren 1 und 2 gezeigtes Mikrofluidelement umfasst einen plattenförmigen
Grundkörper 1, von dem senkrecht Ansätze 2,2' und 3,3' vorstehen. Der Grundkörper
1 weist ein Substrat 4 auf, mit dem die Ansätze 2,2' und 3,3' einstückig verbunden
sind. Auf ihrer den Ansätzen abgewandten Seite ist das Substrat 4 mit einer Folie
5 verklebt oder verschweißt. Das Substrat 1 mit den Ansätzen 2,2' und 3,3' ist spritzgegossen
und besteht aus einem Kunststoff, vorzugsweise COC, COP, PMMA, PC, PS, PE, PP oder
PEEK.
[0026] Die Folie 5 verschließt im Substrat gebildete Ausnehmungen, so dass innerhalb des
Grundkörpers 1 eine in Fig. 2 sichtbare Hohlraumstruktur 6 für zwei unabhängig voneinander
betreibbare Flusszellen gebildet ist.
[0027] Fig. 3 zeigt schematisch einen Querschnitt durch eine der Flusszellen mit den Ansätzen
2 und 2'.
[0028] Wie sich Fig. 3 entnehmen lässt, umfasst die Flusszelle einen Kanalbereich 7, der
sich von einer Öffnung 8 durch den Ansatz 2, den Grundkörper 1 und den Ansatz 2' hindurch
bis zu einer Öffnung 9 erstreckt. Der Kanalbereich 7 umfasst eine bezogen auf die
Kanallänge etwa in der Mitte des Kanalbereichs angeordnete Kammer 10.
[0029] Sowohl der Ansatz 2 als auch der Ansatz 2' bilden jeweils einen Endabschnitt 11 bzw.
12 des Kanalbereichs 7. Wie Fig. 3 ferner zu entnehmen ist, sind die Endabschnitte
11,12 jeweils durch eine Kanalverengung 14 bzw. 14' begrenzt. Beide Endabschnitte
11,12 weisen gemäß Fig. 3b jeweils eine bei 16 und 16' angedeutete Hydrophilisierungsschicht
auf. Die Hydrophilisierungsschichten 16,16' sind in Fig. 3a sowie der folgenden Fig.
4 nicht dargestellt.
[0030] Fig. 3b zeigt einen Tropfen einer Reagenzflüssigkeit 13', die z.B. mit Hilfe einer
Pipette in den Endabschnitt 12 des Kanalbereichs 7 einbringbar ist, wobei sie den
Endabschnitt 12 bis zu der Verengung 14' ausfüllt. Im Zuge einer Trocknung der Reagenzflüssigkeit
13' setzt sich an der Kanalwand des Endabschnitts 12 ein in Fig. 4 gezeigtes Trockenreagenz
13 ab.
[0031] Gemäß Fig. 4 wird die mit dem Trockenreagenz 13 vorgefertigte Flusszelle von Fig.
1 bis 3 wie folgt verwendet:
Zum Beispiel mit Hilfe einer Pipette wird in den Endabschnitt 11 eine zu verarbeitende,
z.B. zu analysierende, flüssige Probenmenge 15 eingegeben, welche den in dem
Beispiel als Kapillarkanal ausgebildeten Endabschnitt 11 bis zu der einen Kapillarstopp
bildenden Kanalverengung 14 ausfüllt (Fig. 4b). Auf der Wandung des Endabschnitts
12 ist das Trockenreagenz 13 angetrocknet.
[0032] Eine Betreibereinrichtung umfasst eine steuerbare pneumatische Druckquelle mit einem
kappenförmigen Anschlussstück 19, das über den Endabschnitt 11 gestülpt und gasdicht
über einen O-Ring 20 an die Flusszelle angedrückt werden kann.
[0033] Ein zweites, über den Endabschnitt 12 stülpbares Anschlussstück 21 liegt über einen
O-Ring 22 gasdicht gegen die Flusszelle an und bildet eine passive Druckquelle in
Form eines geschlossenen Kompressionsraums.
[0034] Nach Ansetzen der Anschlussstücke 19,21 an die Flusszelle herrscht unter den kappenförmigen
Anschlussstücken zunächst Atmosphärendruck. Durch Erhöhung des Drucks der steuerbaren
Druckquelle kann die flüssige Probenmenge 15 z.B. bis in die Kammer 10 hinein verschoben
(Fig. 4d) und dort positioniert werden, indem der Druck der steuerbaren Druckquelle
nicht weiter erhöht wird und zwischen dem Druck der steuerbaren Druckquelle und dem
Druck der passiven Druckquelle Gleichgewicht herrscht.
[0035] Gemäß Fig. 4e ist die Probenmenge 15 durch Erhöhung des Drucks der steuerbaren Druckquelle
der Betreibereinrichtung über die Kammer 10 hinaus weiter verschoben und gemäß Fig.
4f in den Endabschnitt 12 des Kanalbereichs 7 gelangt, wo sie mit dem Trockenreagenz
13 in Kontakt kommt und das Trockenreagenz rücklöst. Durch entsprechende Steuerung
des Drucks der steuerbaren Druckquelle kann die flüssige Probenmenge mit dem rückgelösten
Trockenreagenz zwischen der in Fig. 4f und der in Fig. 4g gezeigten Position hin und
her verschoben werden, wobei der Transport um die 90°-Abbiegung des Kanalbereichs
7 nahe dem Endabschnitt 12 für eine intensive Durchmischung der Flüssigkeit 15 mit
dem Reagenz sorgt.
[0036] In der in Fig. 4h gezeigten Position befindet sich die flüssige Probenmenge mit dem
rückgelösten Reagenz in der Kammer 10, wobei durch das in dem Beispiel transparente
Substrat 4 oder/und die Folie 5 hindurch eine optische Untersuchung der flüssigen
Probenmenge erfolgen kann. Optische Messungen sind auch bereits in der in Fig. 4d
gezeigten Position der flüssigen Probenmenge möglich. Durch solche Zweifachmessungen
können vorteilhaft das optische Signal beeinflussende Effekte, wie Transparenz- oder
Autofluoreszenz der im Detektionsbereich angeordneten Materialien der Flusszelle von
Substrat und Folie aus dem optischen Signal durch Differenzbildung herausgerechnet
werden.
[0037] Durch Senkung des Drucks der steuerbaren Druckquellen auf Atmosphärendruck lässt
sich die Probenflüssigkeit aus der Kammer 10 wieder zurück in ihre Ausgangsposition
befördern und die Flusszelle drucklos von der Betreibereinrichtung abkoppeln.
[0038] Zur Vorfertigung der Flusszelle mit dem Trockenreagenz wird in den Endabschnitt 12
des Kanalbereichs 7, z.B. mittels einer Pipette, eine Reagenzflüssigkeit eingegeben,
wobei die Verengung 14' verhindert, dass der Kanalbereich 7 über den Endabschnitt
12 hinaus benetzt wird.
[0039] In einem anschließenden Trocknungsschritt bei Raumtemperatur, Temperierung oder Gefriertrocknung
verdunstet der Flüssigkeitsanteil und Trockenreagenz setzt sich an der Wand des Endabschnitts
12 ab. Es versteht sich, dass die getrocknete Reagenzmenge den Kanalbereich 7 nicht
blockiert und durch die Öffnung 9 noch Luft austreten kann.
[0040] Es ist daher hilfreich, die Innenfläche des Endabschnitts 12 z.B. mit axialen Nuten
oder sternförmig gemäß Fig. 5 auszubilden, wobei durch Kapillarwirkung das Reagenz
bevorzugt im Bereich der Nuten und nicht im Zentrum des Endabschnitts 12 antrocknet.
[0041] Fig. 6 zeigt eine Modifikation der Betreibereinrichtung, die eine Strömungsverbindung
zwischen den Anschlussstücken 19 und 21 mit einem Ventil 23 vorsieht.
[0042] Wenn die Probenmenge in der Kammer 10 festgehalten wird, herrscht an beiden Enden
des Kanalbereichs 7 der gleiche Überdruck. Öffnen des Ventils 23 führt daher zu keiner
Verschiebung der Probenmenge. Der Druck der Druckquellen kann nun gleichzeitig an
beiden Enden des Kanalbereichs 7 auf Atmosphärendruck gesenkt und die Flusszelle druckfrei
von der Betreibereinrichtung abgekoppelt werden.
[0043] Vorteilhaft verbleibt die Probenmenge innerhalb der abgekoppelten Flusszelle an Ort
und Stelle innerhalb der Kammer 10, so dass die Flusszelle zur Einhaltung und Durchführung
von Inkubationsprozessen zwischen optischen Messungen nicht im Betreibergerät verbleiben
muss, was insbesondere bei langen Inkubationszeiten von großem Vorteil ist.
[0044] Alternativ zu der Verbindungsleitung zwischen den beiden Druckquellen kann die Betreibereinrichtung
zwei Ventile 24 und 25 aufweisen, die die jeweiligen Druckquellen mit der Umgebungsatmosphäre
verbinden (Fig. 7), so dass auch in diesem Fall die in der Kammer 10 positionierte
Probenmenge in der Kammer 10 verbleibt, wenn die Ventile 24 und 25 gleichzeitig unter
gleicher Druckabnahme in den Anschlussräumen erfolgt. Die Ventile 24,25 können auf
unterschiedliche Weise gebildet sein, z.B. als Pneumatikventile. Bei den Ventilen
kann es sich aber auch um mechanisch geschaltete Ventile als Teil der Flusszelle handeln,
wobei von Kanülen der Betreibereinrichtung durchstechbare Membranen oder Septen der
Flusszelle in Betracht kommen. Die steuerbare Druckquelle der Betreibereinrichtung
kann eine mechanische Pumpe in Verbindung mit einer pneumatischen Schnittstelle aufweisen.
Eine Pumpe kann auch als Teil der Flusszelle ausgebildet sein, z.B. als mechanisches
Blisterpumpvolumen oder nach dem Peristaltikprinzip.
[0045] Als passive Druckquelle käme auch ein durch die Flusszelle selbst gebildetes geschlossenes
Volumen in Betracht oder eine separate, mit der Flusszelle verbindbare Kammer, die
keinen Bestandteil einer Betreibereinrichtung bildet.
[0046] In den den Endabschnitt 12 zeigenden Fig. 8a bis 8e betrifft Fig. 8a eine die Öffnung
9 des Abschnitts 12 verschließende Folie 26. Diese aus Kunststoff oder Aluminium bestehende
Folie 26 kann nach Einbringen der Reagenzflüssigkeit oder nach der Trocknung durch
Verkleben oder Verschweißen angebracht werden, um das Reagenz vor Umwelteinflüssen,
insbesondere Luftfeuchtigkeit, zu schützen.
[0047] Abweichend hiervon kann die Folie 26 dazu dienen, die Öffnung 9 während des bestimmungsgemäßen
Gebrauchs der Flusszelle zu verwenden, um mit Hilfe der Folie eine passive Druckquelle
zu bilden.
[0048] Fig. 8b zeigt eine die Öffnung 9 abdeckende poröse Membran 27, welche zwar Luft aber
(bis zu einem bestimmten Druck) keine Flüssigkeit durchlässt. Typische Porengrößen
liegen im Bereich von 0,1 ― 10 µm. Entsprechend kann ein bestimmungsgemäßer Gebrauch
der Flusszelle unter Verwendung der Membran 27 erfolgen. Versehentliches Austreten
von Probenflüssigkeit durch die Öffnung 9 hindurch wird vorteilhaft vermieden.
[0049] Fig. 8c zeigt eine Ausführungsform mit einem separaten Träger 28 für ein Trockenreagenz.
Der spritzgegossene Träger aus Kunststoff mit einer hydrophilisierten, mit Trockenreagenz
beschichteten Durchgangsöffnung kann mit der Flusszelle durch Verklebung, Verschweißung
oder Presspassung verbunden sein, wobei die Durchgangsöffnung einen Endabschnitt 12
eines Kanalbereichs 7 bildet. Bei einer Kontaktierung des Trockenreagenz kann die
Probenflüssigkeit den Bereich des Trockenreagenz über dessen Ende hinaus überströmen,
ohne aus dem Kanalbereich auszutreten, was die Durchmischung der Probenflüssigkeit
mit dem Reagenz fördert. Ferner ist die Aufbringung der Trockensubstanz auf den bequem
handhabbaren Träger 28 leichter als das direkte Aufbringen auf einen Ansatz am Grundkörper
der Flusszelle.
[0050] Fig. 8d zeigt einen separaten Träger 28', der plattenförmig mit mehreren Durchgangslöchern
zur Aufnahme mehrerer gleicher oder ungleicher Trockenreagenzien vorgesehen ist. Mindestens
zwei der Endabschnitte bildende Durchgangslöcher können unterschiedliche Durchmesser
aufweisen.
[0051] Ein in Fig. 8e gezeigter separater Träger 28" unterscheidet sich von dem Träger 28'
dadurch, dass ein Überlaufvolumen 29 gebildet und die Öffnung 9 der Endabschnitte
12 entsprechend erweitert ist.
[0052] Fig. 9 zeigt eine Flusszelle, die sich von der vorangehend beschriebenen Flusszelle
dadurch unterscheidet, dass ein Kanalbereich 7 einen einzigen Eingabeabschnitt 11
zur Aufnahme zu verarbeitender Flüssigkeit und mehrere Endabschnitte 12 mit einem
Trockenreagenz aufweist, wobei Teile des Kanalbereichs 7 jeweils zumindest eine Kammer,
z.B. Detektionskammer, zur Analyse, aufweisen.
[0053] In dem gezeigten Beispiel wird eine definierte Probenflüssigkeitsmenge in acht Fraktionen
geteilt und acht Endabschnitten 12 mit einem Trockenreagenz zugeleitet, wobei sich
die Trockenreagenzien von Endabschnitt zu Endabschnitt unterscheiden können. Durchmischung
und Verarbeitung bzw. Analyse der Fraktionen erfolgen getrennt voneinander. Die Ausgestaltung
der Endabschnitte 12 bzw. des Eingabeabschnitts 11 können wie bei dem vorangehenden
Ausführungsbeispiel ausgeführt und z.B. in der vorangehend beschriebenen Weise hydrophilisiert
sein.
[0054] In dem gezeigten Beispiel weisen Analyse-/Detektionsbereiche bildende Kammern 10
identische Volumen auf.
[0055] Die Flusszelle von Fig. 9 lässt sich wie die vorangehend beschriebenen Flusszellen
verwenden. Um Probenflüssigkeit nach der Analyse in den Kammern im abgekoppelten Zustand
von einer Betreibereinrichtung zu platzieren, sind acht Verbindungsleitungen und Ventile
erforderlich.
[0056] Fig. 10 zeigt eine schematische Darstellung eines Manifolds als Teil einer mit der
Flusszelle von Fig. 9 verbindbaren Betreibereinrichtung mit zwei verschweißten Platten,
zwischen denen Pneumatikkanäle gebildet sind, die Druckquellen verbinden.
[0057] Die der Flusszelle zugewandte Platte weist ein dem obengenannten Anschlussstück 19
entsprechendes Anschlussstück und acht Anschlussstücke gemäß obengenanntem Anschlussstück
21 auf, welche mittels einer Dichtung oder von O-Ringen hermetisch dicht mit der Flusszelle
verbunden werden. Nach der Verbindung bilden Flusszelle und Manifold einen geschlossenen
pneumatischen Kreislauf.
[0058] Die der Flusszelle abgewandten Platte weist eine aktive Druckquelle 30 einschließlich
eines Drucksensors, ein Pneumatikventil 31 zur Verbindung der aktiven Druckquelle
mit der Umgebung und acht Pneumatikventile 32 auf, welche über zwischen den Platten
angeordnete pneumatische Verbindungskanäle 33 die aktive Druckquelle 30 mit den acht
passiven Druckquellen verbinden oder voneinander trennen. Die passiven Druckquellen
werden gebildet aus der Summe der Volumina der Pneumatikkanalbereiche zwischen den
geschlossenen Ventilen 32 und den Anschlussstücken 21, dem Volumen gebildet zwischen
den Ansätzen 21 des Manifolds und den Ansätze 2' der Flusszelle und den Kanalvolumen
7 der Flusszelle zwischen der eingebrachten Probenflüssigkeit und dem Endabschnitt
12.
[0059] Eine in Abschnitt 11 der Flusszelle von Fig. 9 eingebrachte Flüssigkeitsmenge wird
nach Verbinden der Flusszelle mit dem Manifold durch Druckbeaufschlagung mittels der
aktiven Druckquelle 30 bei geschlossenen Ventilen 31 und 32 wie in Fig. 4 gezeigt
in Richtung der Endabschnitte 12 verschoben und aufgrund der acht im Wesentlichen
gleich großen passiven Druckquellen in acht im Wesentlichen gleich große Fraktionen
aufgeteilt. Nach dem Rücklösen der Trockenreagenzien und der Positionierung der Reaktionsgemische
in den acht Detektionskammern 10 befinden sich die getrennten aktiven und passiven
Druckquellen auf dem gleichen Druckniveau. Anschließend werden alle Druckquellen durch
gleichzeitiges Öffnen der acht Ventile 32 miteinander verbunden ohne das auf die Flüssigkeit
in der Detektionskammer stromaufwärts und stromabwärts wirkende Druckniveau im Wesentlichen
zu verändern. Ein bevorzugt langsames Öffnen des Ventils 31 wird das Druckniveau auf
den Umgebungsdruck abgesenkt, um das Manifold von der Flusszelle druckfrei trennen
zu können, wobei nach der Trennung die acht Flüssigkeitsfraktionen in den acht Detektionsbereichen
verbleiben.
1. Mikrofluidelement, insbesondere Flusszelle, zur Verarbeitung einer in einem Kanalbereich
(7) des Mikrofluidelementszu transportierenden Flüssigkeitsmenge (15), die mit einem
in das Mikrofluidelement integrierten, in dem Kanalbereich angeordneten Trockenreagenz
(13) in Kontakt kommt,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Trockenreagenz (13) in einem nach außen offenen Endabschnitt (12) des Kanalbereichs
(7) angeordnet ist.
2. Mikrofluidelement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kanalbereich (7) einen mit dem Endabschnitt (7) in Strömungsverbindung stehenden
weiteren nach außen offenen Endabschnitt (11) zur Eingabe der Flüssigkeitsmenge (15)
in das Mikrofluidelement aufweist.
3. Mikrofluidelement nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Endabschnitt (12) und/oderder weitere Endabschnitt (11) nach innen jeweils durch
eine Verengung (14,14') des Kanalquerschnitts begrenzt sind, wobei vorzugsweise die
Verengung (14,14') für Luft durchlässig, für Flüssigkeit unter Umgebungsdruck aber
undurchlässig ist.
4. Mikrofluidelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Endabschnitt (12) oder/und der weitere Endabschnitt (11) des Kanalbereichs (7)
als Kapillarkanal ausgebildet und vorzugsweise hydrophobiert ist.
5. Mikrofluidelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Endabschnitt (12) oder/und der weitere Endabschnitt (11) in einem von einem Grundkörper
(1) des Mikrofluidelements vorstehenden, insbesondere senkrecht vorstehenden, Ansatz
(2,2') gebildet ist.
6. Mikrofluidelement nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Ansatz (2,2') einstückig mit einem von dem Grundkörper (1) umfassten Substrat
(4) ausgebildet ist oder dass der Endabschnitt (12) mit dem Trockenreagenz (13) in
einem separaten Trägerelement (28,29,30) gebildet ist, das wenigstens teilweise den
Ansatz (2') bildet und mit dem Mikrofluidelement durch Verklebung, Verschweißung oder/und
Presspassung verbunden ist.
7. Mikrofluidelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Endabschnitt (12) von außen durch eine aufbrechbare Folie oder eine gasdurchlässige,
jedoch für Flüssigkeit undurchlässige Membran abgedeckt ist.
8. Mikrofluidelement nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kanalbereich (7) wenigstens eine Kammer (10), z.B. zur Bildung eines Detektions-
oder/und Reaktionsbereichs, aufweist, wobei vorzugsweise das Mikrofluidelement zumindest
im Bereich der Kammer (10) für optische Messungen zumindest teilweise transparent
ist.
9. Verfahren zur Herstellung eines Mikrofluidelements, insbesondere einer Flusszelle,
mit integriertem Trockenreagenz (13),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Trockenreagenz (13) in einem nach außen offenen Endabschnitt (12) eines Kanalbereichs
(7) angeordnet und der Endabschnitt (12) durch einen von einem Grundkörper (1) des
Mikrofluidelements vorstehenden Ansatz (2,2') gebildet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den vorzugsweise als Kapillarkanal ausgebildeten Endabschnitt (12) von außen Reagenzflüssigkeit
eingefüllt und anschließend eine Trocknung unter Anhaftung von Trockenreagenz an der
Kanalwand erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Endabschnitt (12) abschließend durch eine aufbrechbare Folie abgedeckt wird.
12. Kombination eines Mikrofluidelements, insbesondere einer Flusszelle, nach einem der
Ansprüche 1 bis 8 mit Einrichtungen zum Betreiben des Mikrofluidelements, die eine
steuerbare Druckquelle zum Anschluss an den weiteren, zur Aufnahme der Flüssigkeitsmenge
vorgesehenen Endabschnitts (11) und eine passive, einen geschlossenen Kompressionsraum
umfassende Druckquelle zum Anschluss an den das Trockenreagenz (13) aufweisenden Endabschnitt
(12) aufweisen.
13. Verfahren zum Betreiben einer Flusszelle nach einem der Ansprüche 1 bis 8 durch Betreibereinrichtungen,
dadurch gekennzeichnet,
dass mit dem weiteren Endabschnitt (11) des Kanalbereichs (7) des Mikrofluidelements eine
steuerbare Druckquelle und mit dem das Trockenreagenz enthaltenden Endabschnitt (12)
des Mikrofluidelements eine passive Druckquelle verbunden wird und dass eine in den
weiteren Endabschnitt (11) eingegebene Flüssigkeitsmenge (15) durch die steuerbare
Druckquelle gegen den ansteigenden Druck der passiven Druckquelle in den das Trockenreagenz
enthaltenden Endabschnitt (12) verschoben wird, um das Trockenreagenz zu lösen.
14. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Druck der steuerbaren Druckquelle konstant gehalten wird, um die Flüssigkeitsmenge,
ggf. mit rückgelöstem Reagenz, innerhalb des Kanalbereichs (7) bei Druckgleichgewicht
zwischen den Druckquellen in einer gewünschten, von dem konstanten Druck abhängigen
Position festzuhalten.
15. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Abkopplung des Mikrofluidelements von den Betreibereinrichtungen der Druck der
Druckquellen unter Beibehaltung des Druckgleichgewichst auf Atmosphärendruck abgesenkt
wird, und vorzugsweise die Flüssigkeitsmenge nach der Rücklösung des Trockenreagenz
in einem Detektionsbereich positioniert wird.