Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Offenbarung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Verdrillen
von Einzelleitungen, insbesondere zum paarweisen Verdrillen von Einzelleitungen zu
einem Leitungsbündel.
Stand der Technik
[0002] In verschiedenen industriellen Anwendungsgebieten werden Leitungsbündel benötigt,
die aus Einzelleitungen durch Verdrillen erhalten werden. Üblicherweise werden die
Einzelleitungen vor dem Verdrillen auf eine bestimmte Länge zugeschnitten, d. h. abgelängt,
und ggf. auch konfektioniert, d. h. mit einem Kontaktteil oder dergleichen versehen.
[0003] Bei manchen herkömmlichen Vorrichtungen und Verfahren gemäss dem Stand der Technik
wird das Leitungspaar aus den Einzelleitungen zwischen einer Halteeinheit an dem einen
Leitungsende und einer Verdrilleinheit an dem anderen Leitungsende eingespannt und
durch Rotieren der Verdrilleinheit verdrillt. Die sich ergebende Verkürzung des Leitungspaares
wird durch eine Längsverschiebung der Verdrilleinheit kompensiert. Eine entsprechende
Vorrichtung ist beispielsweise in der
EP 1 032 095 A2 gezeigt. Bei dieser Art von herkömmlichen Vorrichtungen und Verfahren werden die
Einzelleitungen tordiert, also verdrehen sich um ihre eigene Einzelleitungsachse.
[0004] Die
EP 0 917 746 A1 offenbart eine Vorrichtung, die es ermöglicht, Leitungspaare zu verdrillen, ohne
dabei die Einzelleitungen unzulässig zu tordieren. Hier ist die Halteeinheit durch
Entdrilleinheiten ersetzt, die jeweils einzeln die Einzelleitungen an dem einen Leitungsende
(dem nacheilenden Ende) greifen. Eine längsverschiebbare Führungseinrichtung trennt
die beiden Einzelleitungen mit einem Führungsdorn und bewegt sich während des Verdrillvorgangs
in Richtung der Entdrilleinheiten. Dadurch kann die Schlaglänge konstant gehalten
werden.
[0005] Die
DE 10 2017 109 791 A1 offenbart eine Vorrichtung mit Entdrilleinheiten, die zu Beginn eines Verdrillvorganges
parallel zueinander ausgerichtet sind und während des Verdrillvorgangs motorisch einwärts
geschwenkt werden. Der Schwenkwinkel wird durch eine Steuerungseinrichtung kontinuierlich
während des Verdrillvorgangs vergrössert.
Zu lösendes Problem
[0006] Bei der aus der
EP 0 917 746 A1 bekannten Vorrichtung ist der Führungsdorn vorgesehen, der die Einzelleitungen und
die Schlaglänge vereinheitlicht. Insbesondere bei langen Leitungen, die beispielsweise
länger als 5 Meter, insbesondere länger als 7 Meter und vorzugsweise im Bereich von
10 Metern lang sind, kann es zu einer unerwünschten Schwingneigung der Leitungen während
des Verdrillvorganges kommen, wodurch die Schläge unregelmässig werden können, beispielsweise
durch eine ungleichmässige Schlaglänge.
Zusammenfassung der Erfindung
[0007] Aspekte der vorliegenden Offenbarung widmen sich dem oben geschilderten Problem.
Gemäss einem Aspekt wird eine Vorrichtung gemäss Anspruch 1 und ein Verfahren gemäss
Anspruch 6 bereitgestellt. Weitere Aspekte, Merkmale, Weiterbildungen und Vorteile
ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der nachfolgenden Beschreibung und den
beigefügten Zeichnungen.
[0008] Gemäss einem Aspekt umfasst eine Vorrichtung zum Verdrillen von Einzelleitungen um
eine Verdrillachse zu einem Leitungsbündel entlang einer Auszugachse Einzeldreheinheiten,
eine Verdrilleinheit und eine Führungseinrichtung. Die Einzeldreheinheiten sind voneinander
beabstandet. Beispielsweise ist der Abstand variabel. Die Einzeldreheinheiten sind
konfiguriert zum separaten Halten, beispielsweise Greifen, von Leitungsenden an dem
einen Ende der Einzelleitungen. Jede Einzeldreheinheit kann um eine zugehörige Schwenkachse
drehbar gelagert sein. Die Verdrilleinheit ist zum Halten und Verdrillen von Leitungsenden
an dem anderen Ende der Einzelleitungen konfiguriert.
[0009] An der Führungseinrichtung ist ein Führungsdorn befestigt. Der Führungsdorn dient
zum zumindest bereichsweisen Trennen der Einzelleitungen während eines Verdrillvorganges,
der von der Verdrilleinheit durchgeführt wird, und zwar in einer Region, in welcher
ein Übergang von einem unverdrillten Bereich aus Einzelleitungen zu einem verdrillten
Bereich aus einem Leitungsbündel besteht. Der Führungsdorn hat auf der einen Seite,
die seiner Befestigung an der Führungseinrichtung gegenüberliegt, eine Verdickung.
Die Verdickung hat in einer Richtung quer zur Verlaufsrichtung des Führungsdorns grössere
Abmessungen als in einem Grossteil des Führungsdorns.
[0010] Die Verdickung ist ein begrenzter Bereich, der beispielsweise weniger als 25%, vorzugsweise
weniger als 15% der Ausdehnung des Führungsdorns in Verlaufsrichtung einnimmt.
[0011] Mit Hilfe der Verdickung können unerwünschte Schwingungen, die während des Verdrillvorganges
insbesondere von längeren Leitungen im Bereich >5m, vorzugsweise >7m und insbesondere
von ungefähr 10m Länge auftreten können, wirkungsvoll reduziert werden. Dadurch ergibt
sich eine gleichmässigere Schlagfolge und eine bessere Qualität des verdrillten Leitungsbündels.
in Ausführungsformen ist die Verdickung zum Begrenzen einer Schwingbewegung während
des Verdrillvorganges ausgebildet.
[0012] In Ausführungsformen weist der Führungsdorn zumindest bereichsweise einen im Wesentlichen
kreisrunden Querschnitt auf. Der Führungsdorn hat im Bereich der Verdickung einen
grösseren Durchmesser als im Grossteil des Führungsdorns. Dadurch ergibt sich eine
besonders einfache Konfiguration.
[0013] In Ausführungsformen ist die Verdickung an dem der Befestigung an der Führungseinrichtung
gegenüberliegenden Ende des Führungsdorns ausgebildet ist. Der Führungsdorn schliesst
dann mit der Verdickung ab. Dadurch können unerwünschte Einflüsse eines zu langen
Führungsdorns weiter reduziert werden.
[0014] In Ausführungsformen umfasst der Führungsdorn in Richtung der Befestigung an der
Führungseinrichtung eine Aufweitung aufweist, so dass zwischen der Aufweitung und
der Verdickung ein Führungsbereich für die Einzelleitungen ausgebildet ist. Der Führungsbereich
ist vorzugsweise so ausgestaltet, dass die Einzelleitungen den Führungsbereich auch
bei starker Schwingneigung nicht verlassen. Dadurch ist eine sichere Führung der Einzelleitungen
beim Verdrillvorgang gewährleistet.
[0015] Gemäss einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zum Verdrillen von Einzelleitungen
um eine Verdrillachse zu einem Leitungsbündel entlang einer Auszugachse bereitgestellt,
das die hierin beschriebene Vorrichtung verwendet. Das Verfahren umfasst ein separates
Halten von Leitungsenden an dem einen Ende der Einzelleitungen mittels der Einzeldreheinheiten,
ein Halten von Leitungsenden an dem anderen Ende der Einzelleitungen mittels der Verdrilleinheit,
ein Rotieren der Verdrilleinheit zum Durchführen eines Verdrillvorganges, und ein
Begrenzen einer Schwingbewegung während des Verdrillvorganges mittels der Verdickung
des Führungsdorns.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0016] Weitere Aspekte, Merkmale, Vorteile und Wirkungen ergeben sich aus den Ausführungsformen,
die im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben werden. In den Zeichnungen
zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Bereichs eines Leitungsbündels, zur Erläuterung
von hierin verwendeten Begriffen;
- Fig. 2
- einen Bereich des Leitungspaars aus Fig. 1 mit weiteren Aspekten zur Erläuterung;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung einer Verdrilleinrichtung mit einer Verdrilleinheit
und jeweils einer Einzeldreheinheit pro Einzelleitung, zur Erläuterung von hierin
verwendeten Begriffen und Vorgängen;
- Fig. 4
- eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zum Verdrillen von Einzelleitungen
gemäss einer Ausführungsform;
- Fig. 5
- eine schematische dreidimensionale Ansicht einzelner Komponenten der Vorrichtung 100
aus Fig. 4;
- Fig. 6
- eine Entdrilleinheit gemäss einer Ausführungsform in einer vergrösserten Ansicht;
- Fig. 7
- Teile der Entdrilleinheit aus Fig. 6;
- Fig. 8
- eine parallele Stellung der Einzeldreheinheiten;
- Fig. 9
- eine teilweise geschnittene Draufsicht auf die Entdrilleinheit, in einer Parallelstellung;
- Fig. 10
- eine teilweise geschnittene Draufsicht auf die Entdrilleinheit, in einer geschwenkten
Stellung;
- Fig. 11
- eine Entdrilleinheit in einer Variante mit einem Schwenkantrieb;
- Fig. 12
- eine schematische perspektivische Darstellung der Führungseinrichtung und eines Teils
der Verdrilleinheit;
- Fig. 13
- die Führungseinrichtung mit einem Führungsdorn in einer Zwischenstellung;
- Fig. 14
- die Führungseinrichtung mit dem Führungsdorn in einer Verdrillstellung;
- Fig. 15
- die Führungseinrichtung in einer Seitenansicht;
- Fig. 16
- den Führungsdorn in einer Detailansicht;
- Fig. 17
- die Bestandteile der Vorrichtung 100 in einer Ausgangsposition vor einem Verdrillvorgang;
- Fig. 18
- die Bestandteile der Vorrichtung 100 in einer Startposition eines Verdrillvorgangs;
- Fig. 19
- die Bestandteile der Vorrichtung 100 in einer Zwischenposition;
- Fig. 20
- eine Draufsicht auf die Einzeldreheinheiten kurz vor dem Abschluss des Verdrillvorganges,
mit Kontakt des Führungsdorns;
- Fig. 21
- eine Draufsicht auf die Einzeldreheinheiten kurz vor dem Abschluss des Verdrillvorganges,
ohne Kontakt des Führungsdorns;
- Fig. 22
- die Elemente der Vorrichtung in einer Position, in welcher die Führungseinrichtung
ihre lineare Bewegung fortgesetzt hat, bis der Führungsdorn ungefähr die Leitungsenden
erreicht hat; und
- Fig. 23
- eine Ansicht analog zu Fig. 22 mit einer Stellung des Führungsdorns ausserhalb der
Auszugsachse A.
Beschreibung von Ausführungsformen
[0017] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Bereichs eines Leitungsbündels,
das insgesamt mit 10 bezeichnet ist. Das Leitungsbündel umfasst eine Einzelleitung
11 sowie eine Einzelleitung 12, als ein Leitungspaar. Es sei darauf hingewiesen, dass
die Anzahl von zwei Einzelleitungen 11, 12 beispielhaft und nicht einschränkend ist,
und dass die hierin beschriebenen Aspekte und Merkmale ganz oder teilweise auch auf
Leitungsbündel mit mehr als zwei Einzelleitungen 11, 12 anwendbar sind und sich gleichartige
oder ähnliche Wirkungen ergeben. Bei Ausführungsformen können gleichwohl zwei Einzelleitungen
11, 12 für ein Leitungsbündel 10 verwendet werden.
[0018] In Fig. 1 befinden sich ein erstes Leitungsende 15 der Einzelleitung 11 und ein erstes
Leitungsende 16 der Einzelleitung 12 auf derselben Seite. Beispielhaft sind die ersten
Leitungsenden 15, 16 bereits konfektioniert, im vorliegenden Fall in Form eines Kontakts
13a und einer Tülle 13b auf dem ersten Leitungsende 15 und eines Kontakts 14a und
einer Tülle 14b auf dem zweiten Leitungsende 16. In einem Bereich, der in Fig. 1 rechts
der mit B bezeichneten gestrichelten Linie liegt, sind die Einzelleitungen 11, 12
verdrillt, wodurch sich in einer Projektionsebene, beispielsweise in der Zeichenebene
aus Fig. 1, Punkte ergeben, in welchen sich die Einzelleitungen 11, 12 überkreuzen.
In dem verdrillten Bereich rechts der Linie B verläuft das Leitungsbündel 10 entlang
einer Auszugachse A.
[0019] Verdrillt, wie hierin verwendet, bezeichnet einen Zustand, in welchem sich die Leitungen
11, 12 gegenseitig umschlingen. Eine gleichartige Überkreuzung in der Projektionsebene
liegt vor, wenn an zwei Überkreuzungen dieselbe Abfolge von Einzelleitungen in der
Richtung senkrecht zur Projektionsebene vorliegt. Der Abstand zweier benachbarter
gleichartiger Überkreuzungen wird als Verdrillschlaglänge oder abgekürzt auch einfach
als Schlaglänge bezeichnet, die mit a2 bezeichnet ist. Zwischen zwei benachbarten
gleichartigen Überkreuzungen ergeben sich in der Projektionsebene zwei Augen 19, die
für ein qualitativ hochwertiges Leitungsbündel 10 so klein wie möglich sein sollten.
[0020] Die Bezeichnungen aus Fig. 1 werden in den folgenden Abschnitten übernommen, und
deren Beschreibung wird nicht wiederholt.
[0021] Zur Erläuterung ist ein Teilbereich des Leitungspaars 10 in Fig. 2 nochmals gezeigt.
Die unverdrillten Enden der Einzelleitungen 11, 12 bis zu einem ersten Kreuzungspunkt
P1, an welchem der verdrillte Bereich beginnt, haben eine Länge a1. Der Abstand zwischen
zwei gleichartigen Überkreuzungen bzw. Überschneidungen der Leitungen 11, 12 im verdrillten
Bereich ist - wie oben beschrieben - als die Schlaglänge a2 spezifiziert.
[0022] Der Abstand a3 ist in einer Richtung definiert, die im Wesentlichen senkrecht zu
der Verlaufsrichtung des Leitungspaars 10 ist, in welcher die Abstände a1, a2 definiert
sind. Der Abstand a3 gibt die Distanz der Einzelleitungen 11, 12 an, hier beispielhaft
an dem Ende, an welchem die unverdrillten Einzelleitungen 11, 12 vorliegen.
[0023] Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung einer allgemeinen Verdrillvorrichtung
100 mit einer Verdrilleinheit 30, Einzeldreheinheiten 41, 42, die jeweils für eine
Einzelleitung 11, 12 bereitgestellt sind, sowie einer Führungseinrichtung 35. Zu Erläuterungszwecken
ist in der Verdrillvorrichtung 100 gemäss Fig. 3 das Leitungsbündel 10 aus Fig. 1
und 2 eingespannt dargestellt. Die Einzelleitung 11 ist an ihrem nacheilenden Ende
in die Einzeldreheinheit 41 eingespannt. Diese Ende wird im Folgenden auch als erstes
Ende 15 der Einzelleitung 11 bezeichnet. Die Einzelleitung 12 ist an ihrem nacheilenden
Ende in die Einzeldreheinheit 42 eingespannt. Diese Ende wird im Folgenden auch als
erstes Ende 16 der Einzelleitung 12 bezeichnet.
[0024] Die Einzeldreheinheit 41 ist so angeordnet, dass sie das erste Ende 15 der eingespannten
Einzelleitung 11 entlang ihrer Leitungsachse v1 am ersten Ende 15 hält. Die Einzeldreheinheit
42 ist so angeordnet, dass sie das erste Ende 16 der eingespannte Einzelleitung 12
entlang ihrer Leitungsachse v2 am ersten Ende 16 hält. Jede Einzeldreheinheit 41,
42 kann um die jeweilige Leitungsachse v1, v2 der Einzelleitung 11, 12, die in die
jeweilige Einzeldreheinheit 41, 42 eingespannt ist, zumindest in einer Richtung rotiert
werden, die ein Entdrillen (ein Enttordieren) der jeweiligen Einzelleitung 11, 12
bewirkt. Vorzugsweise kann jede Einzeldreheinheit um die jeweilige Leitungsachse v1,
v2 wahlweise vor- oder zurück rotiert werden, was in Fig. 3 mit einem Doppelpfeil
Q1 bzw. Q2 angedeutet ist. Jede Einzeldreheinheit 41, 42 kann im Folgenden auch als
Entdrilleinheit bezeichnet werden.
[0025] Entdrillen (enttordieren), wie hierin verwendet, umfasst beispielsweise eine Verringerung
oder Eliminierung einer Torsionskraft oder eines Torsionsmoments, die bzw. das durch
das gemeinsame Drehen in jeder Einzelleitung 11, 12 erzeugt würde. Das Enttordieren,
oder Entdrillen, braucht zum Erreichen der hierin beschriebenen Vorteile nicht notwendigerweise
vollständig zu erfolgen. D. h. über den Zeitverlauf des Verdrillvorgangs kann der
(Gesamt-) Drehwinkel der Verdrilleinheit 30 kleiner sein als der (Gesamt-) Drehwinkel
der Einzeldreheinheiten 41, 42.
[0026] Die Führungseinrichtung 35 dient zum zumindest bereichsweisen Trennen der Einzelleitungen
11, 12, und zwar während eines Grossteils des Verdrillvorgangs in einem Bereich, in
welchem der Übergang vom unverdrillten Bereich zum verdrillten Bereich besteht, d.
h. in etwa auf der Linie B aus Fig. 1. Die Führungseinrichtung 35 kann während eines
Verdrillvorganges geführt oder gesteuert verschoben werden, und zwar in einer Richtung
x im Wesentlichen parallel zu einer Verdrillachse V. In der Regel ist die Verdrillachse
V mit der Auszugachse A identisch.
[0027] Die Verdrilleinheit 30 ist so konfiguriert, dass sie zur Durchführung eines Verdrillvorganges
in einer Verdrillrichtung P um eine Verdrillachse V rotieren kann. Mit anderen Worten:
Die Verdrilleinheit 30 ist zur Durchführung eines Verdrillvorgangs rotatorisch um
die Verdrillachse V antreibbar, so dass sie in der Verdrillrichtung P rotiert. Zur
Kompensation der Verkürzung der sich umeinanderschlingenden Einzelleitungen 11, 12
während des Verdrillvorgangs ist die Verdrilleinheit 30 in einer Richtung u im Wesentlichen
parallel zur Verdrillachse V verschiebbar. Eine zur Verdrillachse V parallel verlaufende
Richtung, wie hierin verwendet, schliesst auch die Richtung auf der Verdrillachse
V selbst ein.
[0028] Fig. 4 zeigt eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung 100 zum Verdrillen
der Einzelleitungen 11, 12 zu einem Leitungsbündel 10, zur Erläuterung einer Ausführungsform.
Es sei darauf hingewiesen, dass die im Zusammenhang mit Fig. 4 diskutierten Bestandteile
und Vorgänge für die Verwirklichung der vorliegenden Erfindung nicht notwendigerweise
in ihrer Gesamtheit durchgeführt zu werden brauchen.
[0029] In Fig. 4 werden die Einzelleitungen 11, 12 mit ihren jeweiligen vorauseilenden Enden
Bearbeitungsmodulen 103, 104, 105, 106 zugeführt, die Manipulationen an den Leitungen
11, 12 vornehmen. Beispielsweise und ohne Beschränkung werden die vorauseilenden Enden
der Einzelleitungen 11, 12 jeweils mittels eines Schneidkopfes 102 abisoliert und
mittels einer ersten Schwenkeinheit 107 nacheinander Bearbeitungsmodulen 103, 104
zugeführt. Hier werden beispielsweise die Kontakte 13a, 14a und die Tülle 13b, 14b
aus Fig. 1 an den jeweiligen Leiterenden der Einzelleitungen 11, 12 montiert. Anschliessend
verschwenkt die erste Schwenkeinheit 107 das Leitungspaar 10 wieder zurück, und die
vorauseilenden Enden der Einzelleitungen 11, 12 können von einem Auszugsschlitten
109 gegriffen werden. Die Einzelleitungen 11, 12 werden abhängig von der gewünschten
Leitungslänge von dem Auszugschlitten entlang einer Führungsschiene 105 in der durch
die Führungsschiene 105 definierten linearen Führungsrichtung ausgezogen.
[0030] Die Einzelleitungen 11, 12 werden dann von einer zweiten Schwenkeinheit 108 gegriffen
und vom Schneidkopf 102 durchtrennt und abisoliert. Die nacheilenden Leiterenden werden
von der zweiten Schwenkeinheit 108 den Bearbeitungsmodulen 105, 106 auf der anderen
Seite zugeführt und fertig konfektioniert, d. h. beispielsweise wiederum jeweils mit
einer Tülle und einem Kontakt versehen.
[0031] Ein Transfermodul 111 übernimmt das nacheilende Ende 17 der Einzelleitungen 11, 12,
bringt sie auf einen kleineren Abstand und übergibt sie nach einer Schwenkbewegung
einzeln an die jeweilige Einzeldreheinheit 41, 42, die in einer Entdrilleinrichtung
40 zusammengefasst sind. Ein Übernahmemodul 112 übergibt die das vorauseilende Ende
16 der Einzelleitungen 11, 12 der Verdrilleinheit 30, die auch als Verdrillkopf bezeichnet
wird. Zum Durchführen des eigentlichen Verdrillvorgangs wird die Verdrilleinheit 30
rotiert, wie oben unter Bezugnahme auf Fig. 3 bereits beschrieben. Die Verdrilleinheit
kann während des Verdrillvorgangs gleichzeitig zugkraftgeregelt in Richtung der Entdrilleinheit
40 bewegt werden.
[0032] Eine Steuerungseinheit 200 steuert einzelne oder sämtliche Elemente der Vorrichtung
100 an.
[0033] Fig. 5 zeigt eine schematische dreidimensionale Ansicht einzelner Komponenten der
Vorrichtung 100 aus Fig. 4, wobei in Fig. 5 zur besseren Verständlichkeit andere Komponenten
der Vorrichtung 100 nicht dargestellt sind. In Fig. 4 sind die Entdrilleinheit 40,
die Führungseinrichtung 35 und die Verdrilleinheit 30 dargestellt.
[0034] Fig. 6 zeigt eine Entdrilleinheit 40 gemäss einer Ausführungsform in einer vergrösserten
Ansicht. Die Entdrilleinheit 40 umfasst eine erste Einzeldreheinheit 41 mit einem
zugeordneten ersten Einzeldrehgreifer 41a sowie eine zweite Einzeldreheinheit 42 mit
einem zugeordneten zweiten Einzeldrehgreifer 42a. Der erste Einzeldrehgreifer 41a
ist in einem ersten Spindelgehäuse 41b drehbar gelagert. Der zweite Einzeldrehgreifer
42a ist in einem zweiten Spindelgehäuse 42b drehbar gelagert. Der erste Einzeldrehgreifer
41a kann mittels eines ersten Entdrillmotors 41e in Rotation versetzt werden. Der
zweite Einzeldrehgreifer 42a kann mittels eines zweiten Entdrillmotors 42e in Rotation
versetzt werden. Das erste Spindelgehäuse 41b ist an einem ersten Gehäuseträger 41c
befestigt. Das zweite Spindegehäuse 42b ist an einem zweiten Gehäuseträger 42c befestigt.
[0035] Der erste Gehäuseträger 41c ist in einem ersten Trägergehäuse 41d um eine erste Schwenkachse
41f schwenkbar gelagert. Der zweite Gehäuseträger 42c ist in einem zweiten Trägergehäuse
42d um eine zweite Schwenkachse 42f schwenkbar gelagert. Die Schwenkachsen 41f, 42f
verlaufen im Wesentlichen parallel zueinander. Jede Schwenkachse 41f, 42f verläuft
im Wesentlichen senkrecht zur Auszugachse A des Leitungsbündels 10.
[0036] Der Abstand 45 der Trägergehäuse 41d, 42d entlang einer Richtung parallel zu den
Schwenkachsen 41f, 42f ist variabel. Der Abstand 45 wird hierin vereinfacht auch als
der Abstand der Einzeldreheinheiten 41, 42 zueinander bezeichnet. Zum Verändern des
Abstands 45 sind die Trägergehäuse 41d, 42d entlang einer Linearführung rechtwinklig
zur Auszugachse A zueinander mittels einer Abstands-Verstelleinrichtung 50 verschiebbar.
In den hierin gezeigten Ausführungsformen bilden zwei Spindeln, ein Kupplungsstück
56 und ein Spindelantrieb beispielhaft die Bestandteile der Abstands-Verstelleinrichtung
50. Die zwei Spindeln sind mit einem Kupplungsstück 56 miteinander gekoppelt. Der
(nicht dargestellte) Spindelantrieb ist mit den gekoppelten Spindeln geeignet gekoppelt.
Eine der Spindein ist rechtsgängig und die andere der Spindeln ist linksgängig ausgebildet,
wodurch sich beim Antrieb der so gekoppelten Spindel eine zur Auszugachse A symmetrische
Verstellung des Abstandes 45 ergibt.
[0037] Der kürzeste Abstand zwischen einer Spitze 41g des ersten Einzeldrehgreifers 41a
und einer Spitze 42g des zweiten Einzeldrehgreifers 42a hängt einerseits vom Abstand
45 der Einzeldreheinheiten 41, 42, andererseits auch von einem durch eine Verschwenkung
um die jeweiligen Schwenkachsen 41f, 42f definierten Verschwenkungswinkel α ab.
[0038] Eine Verstellung des Abstandes 45 erfolgt beispielsweise mittels der Steuerungseinrichtung
200. Der Abstand 45 kann - beispielsweise dem Ablauf eines Verfahrens folgend, im
Zuge dessen ein Verdrillvorgang durchgeführt wird - programmgesteuert, benutzergesteuert,
oder programmgesteuert und benutzergesteuert erfolgen.
[0039] Fig. 7 zeigt Teile der Entdrilleinheit 40 aus Fig. 6, wobei zur besseren Erkennbarkeit
die Einzeldreheinheiten 41, 42 weggelassen sind. Der erste Gehäuseträger 41c umfasst
ein erstes Getriebestück 51b, das mit einem ersten Getriebegegenstück 51c kämmt. Das
erste Getriebegegenstück 51c ist an einer ersten Büchse 51a befestigt, die an einer
Keilwelle 54 montiert ist. Der zweite Gehäuseträger 42c umfasst ein zweites Getriebestück
52b, das mit einem zweiten Getriebegegenstück 52c kämmt. Das zweite Getriebegegenstück
52c ist an einer zweiten Büchse 52a befestigt, die an der Keilwelle 54 montiert ist.
[0040] In den Büchsen 51a, 52a kann die Keilwelle 54 längs verschoben werden. Die Drehung
der Keilwelle 54 wird bei einer derartigen Längsverschiebung auf die jeweilige Büchse
51a, 52a übertragen. Durch das Kämmen der jeweiligen Getriebestücke 51b, 52b mit dem
jeweils zugehörigen Getriebegegenstück 51c, 52c schwenken die Gehäuseträger 41c, 42c
um einen betragsmässig gleichen Wert, jedoch in einander entgegengesetzter Richtung.
Durch diese Schwenkbewegung wird der Winkel α verändert. Ein Winkelsensor 55 ist zum
Messen des Winkels α und zum Ausgeben eines Winkelmesssignals bereitgestellt. Eine
Bremse 53, die beispielsweise elektromagnetisch betätigbar ist, wird entsprechend
dem Winkelmesssignal angesteuert, um die Einzeldreheinheiten 41, 42 in Abhängigkeit
vom Winkelmesssignal in einem festgelegten oder festlegbaren Winkel α zueinander zu
arretieren. Die Ansteuerung wird beispielsweise von der Steuerungseinheit 200 durchgeführt.
[0041] Bevor der Verdrillvorgang beginnen kann, werden die Leitungsenden der Einzelleitungen
11, 12 an die Entdrillgreifer 41a, 42a der Einzeldreheinheiten 41, 42 übergeben. Dazu
muss einerseits ein definierter Abstand 45 und andererseits ein definierter Winkel
α vorliegen; die Einzeldreheinheiten 41, 42 müssen hierfür parallel zueinander ausgerichtet
sein. In Fig. 8 ist eine solche parallele Stellung der Einzeldreheinheiten 41, 42
gezeigt, der Abstand 45 entspricht hier dem definierten Abstand 45, in welchem eine
Übergabe der Leitungsenden der Einzelleitungen 11, 12 an die Entdrillgreifer 41a,
42a möglich ist. Eine solche Stellung (Abstand und Winkellage) der Einzeldreheinheiten
41, 42 wird hierin als Parallelstellung bezeichnet. Eine Stellung (Abstand und/oder
Winkellage), die von der Parallelstellung verschieden ist, wird hierin als geschwenkte
Stellung bezeichnet.
[0042] Fig. 9 und Fig. 10 zeigen jeweils eine teilweise geschnittene Draufsicht auf die
Entdrilleinheit 40. In Fig. 9 befinden sich die Gehäuseträger 41c, 42c der Einzeldreheinheiten
41, 42 in der in Fig. 8 perspektivisch dargestellten Parallelstellung.
[0043] In Fig. 10 befinden sich die Gehäuseträger 41c, 42c der Einzeldreheinheiten 41, 42
in einer geschwenkten Stellung.
[0044] An einem der Spindelgehäuse 41b, 42b, beispielsweise am zweiten Spindelgehäuse 42b,
ist ein Anschlagelement 42g, beispielsweise eine Anschlagplatte, befestigt. An einem
der Teile der Entdrilleinheit 40, die gegenüber den Spindelgehäusen 41b, 42b ortsfest
ist, beispielsweise am Trägergehäuse 42d, ist ein beweglicher Anschlag 57 befestigt.
Der bewegliche Anschlag 57 begrenzt den Wert, um welchen die jeweilige Einzeldreheinheit
geschwenkt werden kann, indem es eine Anschlagfläche für das Anschlagelement 42g des
Spindelgehäuses 42b bereitstellt. Durch die Kopplung der Einzeldreheinheiten 41, 42
über den oben beschriebenen Getriebemechanismus wird dadurch der Winkel α begrenzt.
[0045] Der bewegliche Anschlag 57 ist verstellbar ausgebildet, beispielsweise elektromotorisch
verstellbar. Zum Erhalten der in Fig. 8 und Fig. 9 gezeigten Parallelstellung wird
der bewegliche Anschlag 57 entsprechend verstellt, so dass die Einzeldreheinheiten
41, 42 die Parallelstellung einnehmen. Während des Verdrillvorgangs wird der bewegliche
Anschlag 57 passend eingestellt, dass eine Verschwenkung möglich ist, die Verschwenkung
aber so begrenzt wird, dass die Spitzen 41g, 42g der Einzeldrehgreifer 41a, 42b einander
nicht berühren bzw. zu stark annähern.
[0046] Fig. 11 zeigt eine Entdrilleinheit 40 in einer Variante mit einem Schwenkantrieb
42h zum gesteuerten Schwenken des Gehäuseträgers 42c. In Fig. 11 nicht dargestellt,
gleichwohl aber vorhanden ist ein Schwenkantrieb 41h zum gesteuerten Schwenken des
Gehäuseträgers 41c. Jeder Schwenkantrieb 41h, 42h weist beispielsweise einen Elektromotor
und ein Getriebe auf, um den zugehörigen Gehäuseträger 41c, 42c um die Schwenkachsen
41f bzw. 42f zu verschwenken. Eine Verstellung des Abstands 45 erfolgt wie in der
oben unter Bezugnahme auf die Fig. 6 bis Fig. 10 dargestellten Variante. Mittels der
gesteuerten Schwenkmöglichkeit wird ebenso die Verschwenkung aber so begrenzt, dass
die Spitzen 41g, 42g der Einzeldrehgreifer 41a, 42b während eines Verdrillvorganges
einander nicht berühren bzw. zu stark annähern. Mittels der gesteuerten Schwenkmöglichkeit
kann die Parallelstellung gezielt vorgegeben werden.
[0047] Fig. 12 zeigt eine schematische perspektivische Darstellung der Führungseinrichtung
35 und eines Teils der Verdrilleinheit 30. An der Verdrilleinheit 30 ist eine Betätigungseinrichtung
31 mit einem parallel beweglichen Spannzylinder 32 bereitgestellt. Der Spannzylinder
32 ist an der Verdrilleinheit 30 positioniert, da die Positionierung der Verdrilleinheit
von der Kabellänge abhängt.
[0048] Die Führungseinrichtung 35 weist einen Führungsdorn 360 auf, der zum Trennen und
Führen der Einzelleitungen 11, 12 während eines Verdrillvorganges dient. Die Leitungsenden
15, 16 der Einzelleitungen 11, 12, die in den Einzeldreheinheiten 41, 42 eingespannt
sind, sind zueinander an diesem Ende einzeln und damit nicht drehfest eingespannt.
Ohne die Führungseinrichtung 35 ergibt sich keine vorhersehbare Schlaglänge. Die Führungseinrichtung
35 ist während des Verdillvorganges entlang der Richtung x (siehe Fig. 3) verschiebbar.
Wenn der Führungsdorn 360 die Einzelleitungen 11, 12 während des Verdrillvorganges
trennt und die Führungseinrichtung 35 entsprechend bewegt wird, kann damit die Schlaglänge
a2 im Wesentlichen konstant gehalten werden oder auch gesteuert variiert werden. Die
Verschiebungsbewegung der Führungseinrichtung 35 erfolgt in Abstimmung mit der Drehzahl
der Verdrilleinrichtung 30, um eine gewünschte Schlaglänge a2 zu erhalten.
[0049] Die Führungseinrichtung 35 ist so ausgebildet, dass der Führungsdorn 360 aus der
Verdrillachse V bewegbar ist, beispielsweise aus der Verdirllachse V geschwenkt werden
kann. Vorteilhaft wird der Führungsdorn 360 aus der Verdrillachse V bewegt, wenn die
Führungseinrichtung 35 vor Abschluss eines Verdrillvorganges auf die Verdrilleinrichtung
30 zu bewegt wird.
[0050] In dem in Fig. 12 gezeigten Aufbau weist die Führungseinrichtung 35 ein Spannelement
352, eine Spannfeder 351, eine Verriegelungsschwinge 353, eine Klinke 354 und einen
Kniehebel 355 auf. Der Führungsdorn 360 ist in der Führungseinrichtung 35 schwenkbar
gelagert, so dass er durch Betätigung des Kniehebels 355 aus der Verdrillachse V schwenkbar
ist. Die Betätigungsrichtung des Kniehebels entspricht dabei der Richtung, in welche
das Spannelement 352 verschoben werden kann. Das Spannelement 352 ist so angeordnet,
dass es bei einem entsprechendem Abstand von Verdrilleinheit 30 und Führungseinrichtung
35 mit dem Spannzylinder 32 wechselwirken kann. Mit anderen Worten: Bei einem entsprechenden
Abstand zwischen Verdrilleinheit 30 und Führungseinrichtung 35 kann mittels des Spannzylinders
32 der Verdrilleinheit das Spannelement 352 der Führungseinrichtung 35 betätigt werden.
[0051] Fig. 12 zeigt eine Ausgangsstellung, in welcher sich der Führungsdorn 360 in der
aus der Verdrillachse V geschwenkten Stellung befindet. Eine Betätigung des Spannelements
352 auf den Kniehebel 355 zu bewirkt, dass der Kniehebel 355 den Führungsdorn 360
in die Verdrillachse V herein schwenkt, um schliesslich eine Verdrillstellung einzunehmen,
die weiter unten noch erwähnt ist. Die Betätigung erfolgt dabei gegen die Vorspannkraft
der Spannfeder 351. Die Klinke 354 und die Verriegelungsschwinge 353 bewirken, dass
der Führungsdorn 360 in der Verdrillstellung einrastet.
[0052] Fig. 13 zeigt die Führungseinrichtung 35 mit dem Führungsdorn 360 in einer Zwischenstellung.
In der Zwischenstellung wird die Führungseinrichtung 35 in Richtung der Verdrilleinheit
30 verfahren. Der Spannzylinder 32 bewirkt, dass das Spannelement 352 stehen bleibt
und die Bewegung der Führungseinrichtung 35 gegen den feststehenden Spannzylinder
32 den Führungsdorn 360 über den Kniehebel 355 verschwenkt.
[0053] Fig. 14 zeigt die Führungseinrichtung 36 mit dem Führungsdorn 360 in einer Verdrillstellung,
in welcher er in die Verdrillachse V zwischen die zu verdrillenden Einzelleitungen
11, 12 eingeschwenkt ist. Fig. 15 zeigt die Führungseinrichtung 35 in einer Seitenansicht.
Vor der in Fig. 14 gezeigten Verdrillstellung ist die Klinke 354 über ein Raststück
358 gelaufen und eingerastet. Die Verriegelungsschwinge 353 ist mittels einer Feder
356 federbelastet. Wenn ein Punkt 357 betätigt wird, wird die Verriegelung wieder
gelöst.
[0054] Nachdem die in Fig. 14 gezeigte Stellung eingenommen ist, wird der Spannzylinder
32 eingefahren. Der Führungsdorn 360 verbleibt in der in Fig. 14 gezeigten Verdrillstellung.
Dann kann die Führungseinrichtung 35 der Verdrilleinheit 30 weiter angenähert werden.
[0055] Fig. 16 zeigt den Führungsdorn 360 in einer Detailansicht. Der Führungsdorn 360 hat
auf der Seite, die seiner Befestigung an der Führungseinrichtung 35 gegenüberliegt,
eine Verdickung 361. Im Falle eines Führungsdorns 360 mit kreisrundem Querschnitt
hat der Führungsdorn im Bereich der Verdickung 361 demnach zumindest abschnittsweise
einen grösseren Durchmesser. Schaftaufwärts ist der Führungsdorn 360 ebenfalls verdickt,
beispielsweise bei einem kreisrunden Querschnitt durch einen grösseren Durchmesser.
Zwischen den beiden Verdickungen wird ein Führungsbereich 362 ausgebildet. Die Einzelleitungen
11, 12 sind während eines Verdrillvorganges mit dem Führungsbereich 362 in Kontakt.
Eine solche Geometrie kann dazu beitragen, Schwingungsvorgänge der Einzelleitungen
11, 12, insbesondere beim Verdrillen von langen Leitungen im Bereich von über fünf
Metern, vorzugsweise über sieben Metern, wirkungsvoll zu unterbinden.
[0056] Fig. 17 zeigt die Bestandteile der Vorrichtung 100 in einer Ausgangsposition vor
einem Verdrillvorgang. Die ausgezogenen, konfektionierten Einzelleitungen 11, 12 sind
in die jeweiligen Elemente der Entdrilleinheit 40 und der Verdrilleinheit 30 eingespannt.
Die Entdrillgreifer 41a, 42a befinden sich in der Parallelstellung im entsprechenden
festgelegten Abstand 45. Der Führungsdorn 360 liegt ausserhalb der Auszugsachse A.
Nach der Übergabe der Einzelleitungen 11, 12 entfernt sich die Verdrilleinheit 30
etwas von der Entdrilleinheit 40, um die Einzelleitungen 11, 12 zu strecken.
[0057] Anschliessend wird die Führungseinrichtung 35 in Richtung der Verdrilleinheit 30
verfahren. Der Spannzylinder 32 ist eingefahren, so dass die Führungseinrichtung 35
sehr nah an die Verdrilleinheit 30 gebracht werden kann. Diese Position ist in Fig.
18 gezeigt und wird als Startposition bezeichnet. Der Führungsdorn 360 ist in die
Auszugachse A eingeschwenkt und trennt den Verdrillbereich, in welchem das Verdrillen
der Einzelleitungen 11, 12 erfolgt und sich das verdrillte Leitungsbündel 10 ergibt
(in den Zeichnungen rechts vom Führungsdorn 360), von dem unverdrillten Bereich (in
den Zeichnungen links vom Führungsdorn 360).
[0058] Der Verdrillvorgang beginnt, indem die Verdrilleinheit 30 rotiert und die Einzelleitungen
11, 12 zum Leitungsbündel 10 verdrillt. Die Einzeldreheinheiten 41, 42 stellen durch
ihre Rotation sicher, dass die Einzelleitungen nicht in sich selbst, d. h. um ihre
jeweilige Leitungsachse v1, v2 tordieren. Die Führungseinrichtung 35 bewegt sich während
des Verdrillvorgangs mit einer gesteuerten Geschwindigkeit in Richtung der Entdrilleinheit
40, wobei sich die gesteuerte Geschwindigkeit aus der Drehgeschwindigkeit der Verdrilleinheit
30 und der gewünschten Schlaglänge a2 ergibt. Die Verdrilleinheit 30 wird ebenfalls
minimal auf die Entdrilleinheit 40 zu, um die verdrillungsbedingte Verkürzung des
verdrillten Leitungsbündels 10 zu kompensieren. Diese Bewegung kann beispielsweise
zugkraftgeregelt erfolgen. Besonders bei langen Leitungen von mehr als 5 Metern, insbesondere
mehr als 7 Metern, reduziert die Verdickung 361 am Führungsdorn 360 das vertikale
Schwingen der Leitungen 11, 12 und verbessert damit die Qualität des Verdrillungsprozesses.
In Fig. 19 ist eine Zwischenposition gezeigt, die nach dem Start des Verdrillvorgangs
und vor Abschluss des Verdrillvorgangs eingenommen wird.
[0059] Fig. 20 und Fig. 21 zeigen jeweils eine Draufsicht auf die Einzeldreheinheiten 41,
42 kurz vor dem Abschluss des Verdrillvorganges. In Fig. 20 hat der Führungsdorn 360
noch Kontakt zu den Einzelleitungen 11, 12. Um den ersten Kreuzungspunkt P1 noch näher
an die Leitungsenden der Einzelleitungen 11, 12 zu bringen, verfährt die Führungseinrichtung
35 den Führungsdorn 360 weiter, so dass er den Kontakt zu den Einzelleitungen 11,
12 verliert, wie in Fig. 21 gezeigt. In Fig. 21 wurde zusätzlich der Abstand 45 der
Einzeldreheinheiten 41, 42 zueinander weiter verringert. Der eigentliche Verdrillvorgang
ist abgeschlossen. Es schliesst sich ein Endverdrillvorgang an, bei welchem die Verdrilleinheit
30 erneut in Verdrillrichtung rotiert wird, wobei der erste Kreuzungspunkt P1 noch
näher an die Leiterenden geführt wird.
[0060] Der Verdrillvorgang und der sich anschliessende Endverdrillvorgang sind dann abgeschlossen,
und das fertig verdrillte Kabel wird aus der Verdrilleinheit 30 und den Einzeldreheinheiten
41, 42 ausgeklinkt und beispielsweise in eine Kabelwanne 160 (siehe Fig. 4) fallen
gelassen. Vor dem Ausklinken kann die nicht mehr rotierende Verdrilleinheit 30 weiter
in Richtung der Entdrilleinheit 40 verfahren werden, um das verdrillte Leitungsbündel
zu entspannen. In diesem Fall kann durch Betätigung der Bremse 53 die Winkelstellung
der Einzeldreheinheiten 41, 42 blockiert werden.
[0061] Fig. 22 zeigt die Elemente der Vorrichtung 100 in einer Position, in welcher die
Führungseinrichtung 35 ihre lineare Bewegung fortgesetzt hat, bis der Führungsdorn
360 ungefähr die Leitungsenden erreicht hat. Nun betätigt ein (nicht dargestellter)
Entriegelungszylinder den Punkt 357, wodurch durch die freigegebene Federkraft der
Führungsdorn 360 in die in Fig. 23 gezeigte Stellung ausserhalb der Auszugsachse A
schwenkt. Nun kann die Führungseinrichtung 35 auf die Ausgangsposition bewegt werden,
ohne dass der Führungsdorn 360 diese Bewegung störend beeinflusst.