[0001] Die Erfindung betrifft ein hygieneoptimiertes Türsystem für Sanitärräume und WC-Kabinen,
insbesondere für semiöffentliche und öffentliche Sanitär- und Toilettenanlagen.
[0002] Eine allgemein akzeptierte Erkenntnis aus der Corona-Epidemie besteht darin, dass
sogenannte Kontaktinfektionen nicht nur durch häufiges Händewaschen reduziert bzw.
vermieden werden können, sondern dass die Anzahl bzw. Häufigkeit von Berührungen,
insbesondere Innenhandberührungen von nicht desinfizierten Flächen und Gegenständen
minimiert werden muss, die nacheinander von einer Mehrzahl von Personen im normalen
Tagesverlauf berührt und/oder betätigt werden müssen.
[0003] Einen hinsichtlich der Gefahr von Virenübertragung durch verunreinigte bzw. virenbelastete
Kontaktflächen besonders kritischen Bereich stellen semiöffentliche oder öffentliche
Sanitär- und Toilettenanlagen dar, da deren Benutzung zwangsläufig eine Vielzahl von
Handkontakten erfordert, die unter Hygieneaspekten nicht zeitgemäß sind und von den
Benutzern dieser Anlagen auch als äußerst unangenehm aber unvermeidbar empfunden werden.
[0004] Eine typische Sanitäranlage umfasst einen Vorraum mit Waschtischen, der durch eine
Tür betreten wird und aus dem man durch eine zweite Türe den Kabinenraum erreicht,
aus dem dann die jeweilige Einzelkabine, das heißt das eigentliche Ziel der Nutzung,
über eine weitere Tür betreten wird. Abgesehen davon, dass der zielgerichtete Bewegungsablauf
vom Betreten bis zum Verlassen der Anlage durch mehrmaliges Anhalten und Richtungswechseln
zum Öffnen und Schließen der aufeinanderfolgenden Türen vielfach unterbrochen wird,
sind vom Betreten bis zum Verlassen der Anlage insgesamt zwölf Handkontakte zur Betätigung
der Klinken und zwei weitere Handkontakte bei Nutzung der Kabinenverriegelung notwendig.
Dieser umständliche Bewegungsablauf und die Vielzahl der Handkontakte sind hygienisch
nicht mehr akzeptabel.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, insbesondere semiöffentliche und öffentliche
Toilettenanlagen und Sanitärkabinen unter Hygieneaspekten zu optimieren und deren
Nutzung möglichst handkontaktfrei zu ermöglichen sowie den Bewegungsablauf bei der
Nutzung zu vereinfachen.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe zeigt die Erfindung zwei alternative Wege auf, wobei die
eine Alternative auf der Verwendung einer speziell gestalteten Pendeltüre und die
andere Alternative auf der Verwendung einer Winkeltüre basiert.
[0007] Die in den Ansprüchen 1 bis 6 definierte erste Variante, die insbesondere auch für
eine coronagerechte Renovierung bestehender Toilettenanlagen geeignet ist, zeichnet
sich dadurch aus, dass die Pendeltüre bezüglich der Kabinenlängsachse unter einem
spitzen Winkel derart eingebaut ist, dass der dem blickdicht ausgestalteten Gelenkspalt
gegenüberliegende Funktionsspalt eine in die angrenzende Kabineninnenwand gerichtete
und einen Einblick in den Kabineninnenraum verhindernde Blickachse festlegt.
[0008] Die bei einer Pendeltüre für die Funktion notwendigen offenen Spalte an den beiden
vertikalen Längskanten verhindern bisher den Einsatz dieser Türen bei WC-Anlagen,
weil durch diese offenen Spalte ein Einblick in die Kabinen möglich ist.
[0009] Erfindungsgemäß ist jeder der beiden offenen vertikalen Längsspalte spezifisch so
modifiziert, dass ein Einblick in die Kabine nicht mehr möglich ist und auch der Blick
von innen nach außen versperrt ist, was die emotionale Sicherheit der jeweiligen Nutzer
fördert.
[0010] Die durch die Erfindung ermöglichte Blickdichtheit von Pendeltüren, bei denen bekanntlich
keinerlei Türklinken vorhanden sind, macht die Pendeltüre ideal für die Verwendung
bei WC-Kabinen, wodurch insbesondere die Vorteile erzielt werden, dass der Bewegungsablauf
beim Betreten oder Verlassen einer WC-Kabine deutlich einfacher wird, dass die Pendeltüre
optional mit der Schulter, dem Oberarm, der Hüfte oder dem Fuß, das heißt handkontaktfrei
geöffnet werden kann, und dass zum Verschließen der Kabine ein großflächiges Bedienelement
eines Riegels vorgesehen werden kann, der optional mit dem Handgelenk oder dem Unterarm,
das heißt wiederum kontaktfrei, bedient werden kann.
[0011] Weitere Einzelheiten und Vorteile dieser Lösungsvariante werden im Zusammenhang mit
der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels erläutert.
[0012] Die zweite Variante der erfindungsgemäßen Lösung verwendet eine zweiflügelige Winkeltüre
mit einem Flügel aus einem vorzugsweise vollflächig durchsichtigen Material und einem
Flügel aus undurchsichtigem Material, wobei der durchsichtige Flügel den Sanitärraum
in unbenutztem Zustand verschließt und der undurchsichtige Flügel durch Verschwenken
des durchsichtigen Flügels beim Betreten des Sanitärraums in die dem Belegtzustand
entsprechende Schließposition überführt wird und Bedienungselemente zum Bewegen der
Winkeltüre an den einander zugewandten Innenflächen beider Flügel vorgesehen sind.
[0013] Für die Erfindung wesentlich ist dabei, dass die Bedienelemente als vorzugsweise
vertikal verlaufende Push-Elemente gestaltet sind,
dass zumindest das dem undurchsichtigen Flügel zugeordnete Push-Element als um eine
vertikale Achse begrenzt verschwenkbarer, in einem Türschlossgehäuse am Flügel gelagerter
Push-Hebel ausgebildet ist,
dass im Türrahmen eine axial verschiebbare und unter Federvorspannung stehende Falle
vorgesehen ist, und
dass im Türschlossgehäuse eine mit der Falle zusammenwirkende Sperrklinke vorhanden
und mit dem verschwenkbaren Push-Hebel derart gekoppelt ist, dass beim Schließen des
undurchsichtigen Flügels ein mechanisches Schließelement automatisch in die Sperrfunktion
und durch die zum Öffnen des undurchsichtigen Flügels und zum Verlassen des Raumes
erforderliche Push-Bewegung des verschwenkbaren Hebels zwangsläufig eine Aufhebung
der Sperrung bewirkt.
[0014] Neben den aus der Verwendung einer Winkeltüre resultierenden Vorteilen der Vermeidung
von ständigen Richtungswechseln beim Betreten und Verlassen des jeweiligen Raums wird
durch die Verwendung von Bedienelementen in Form von vertikal verlaufenden Push-Elementen
eine vertikale Klinke bereitgestellt, die je nach der gewählten Länge mit dem Arm,
der Schulter, der Hüfte oder dem Fuß bequem und einfach bedient werden kann und es
somit ermöglicht, jeglichen Handkontakt zu vermeiden. Dasselbe gilt für die Auslösung
durch einen Rollator oder die Fußstütze eines Rollators, wenn eine barrierefreie Kabine
vorgesehen ist. Von besonderem Vorteil ist dabei auch, dass nach dem Schließen der
Türe das Schließelement automatisch gesperrt und die Kabinentür verschlossen ist und
das Lösen der Sperre wiederum nur eine einfache, zum Verlassen der Kabine sowieso
erforderliche, Push-Betätigung der vertikalen Klinke erfordert.
[0015] Weitere Besonderheiten und Vorteile dieser Lösung werden im Zusammenhang mit der
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels erläutert.
[0016] In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Doppel-Sanitärkabine mit Pendeltüren,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung zur Erläuterung der Funktionsweise der Kabine nach Fig.
1,
- Fig. 3
- eine Detaildarstellung des funktionsspaltseitigen Teils der Kabine nach Fig. 2,
- Fig. 4
- eine Detaildarstellung des Gelenkspaltbereichs einer erfindungsgemäßen Pendeltüre
mit kontaktfreier Spaltabdeckung im geschlossenen Zustand,
- Fig. 5
- die Anordnung nach Fig. 4 im teilweise aufgeschwenkten Zustand der Pendeltüre,
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung einer Doppel-Sanitärkabine mit Winkeltüren mit vertikalen
Klinken,
- Fig. 7
- eine schematische Teil-Vorderansicht einer Doppel-Sanitärkabine nach Figur 6 mit sich
in vertikaler Richtung erstreckenden Klinken, wobei verdeutlicht ist, dass die Klinkenhöhe
je nach Bedarf frei wählbar ist,
- Fig. 8
- eine schematische Detaildarstellung einer Ausführungsform der bei Winkeltüren verwendeten
Verriegelungsmechanik, wobei der verriegelte Zustand gezeigt ist, und
- Fig. 9
- eine der Darstellung der Fig. 8 entsprechende Darstellung der Verriegelungsmechanik,
jedoch im entriegelten Zustand.
[0017] Fig. 1 zeigt zwei spiegelbildlich angeordnete WC-Kabinen 11, die mit erfindungsgemäß
ausgebildeten und angeordneten Pendeltüren 12 versehen sind.
[0018] Die Pendeltüren 12 sind mittels herkömmlicher Pendeltürbeschlägen 15 an gelenkseitigen
Rahmenteilen 16 angeschlagen. Im geschlossenen Zustand der mit einer Verriegelungseinheit
14 versehenen Pendeltür liegt die freie vertikale Schmalseite der jeweiligen Tür dem
zugehörigen Rahmenteil 17 gegenüber und bildet zusammen mit diesem einen Funktionsspalt.
[0019] Die in der Kabinentiefenrichtung verlaufende Kabinenlängsachse ist mit 13 gekennzeichnet.
[0020] Zwischen der jeweiligen Pendeltüre 12 und den ihr zugeordneten Rahmenteilen 16, 17
sind konstruktionsbedingt Spalte vorhanden, die normalerweise eine Einsicht in die
Kabine ermöglichen würden. Eine solche Einsicht wird jedoch auf der Gelenkseite durch
eine geeignete Abdeckung 22 und auf der Funktionsspaltseite erfindungsgemäß durch
eine im Einzelnen noch zu erläuternde Schräganordnung der Pendeltüre 12 relativ zur
Kabinenlängsachse 13 erreicht. Dieser für die Erfindung wesentlicher Aspekt wird anhand
der schematischen Darstellung nach Fig. 2 erläutert.
[0021] In dieser Fig. 2 sind wiederum die beiden Kabinen 11 mit den zugeordneten Pendeltüren
12 zu sehen. Die Kabinenlängsachse ist mit 13 bezeichnet.
[0022] Die Pendeltürebene verläuft im geschlossenen Zustand konträr zur üblichen Montage
nicht senkrecht zur Kabinenlängsrichtung 13, sondern unter einem spitzen Winkel, der
vorzugsweise etwa im Bereich ≥15 Grad gelegen ist.
[0023] Um dies zu erreichen, sind die an die Pendeltür 12 angrenzenden bzw. mit ihr zusammenwirkenden
Rahmenteile 16, 17 schräg, das heißt unter dem erwähnten Winkel zur Kabinenlängsachse
verlaufend angeordnet, wodurch sich für jede Kabine eine schräge Vorderfront ergibt.
[0024] Um die geforderte und im Normalfall der Verwendung einer Pendeltüre nicht vorhandene
Blickdichtheit zu erreichen, muss sichergestellt sein, dass weder durch den Gelenkspalt
18 noch durch den Funktionsspalt 19 ein Einblick in den Kabineninnenraum möglich ist.
[0025] Auf der Gelenkspaltseite lässt sich dies durch speziell gestaltete, flexible oder
gelenkig ausgebildete Abdeckungen 22 erreichen, die sich über die Höhe des jeweiligen
Gelenkspalts 18 erstrecken. Eins als Abdeckung 22 dienendes durchgehendes Gelenkband
kann gleichzeitig so ausgebildet sein, dass es die Bewegung der Pendeltür in beiden
Öffnungsrichtungen begrenzt und damit verhindert, dass die Pendelscharniere überschwenkt
werden können.
[0026] Die erfindungsgemäße Schrägstellung jeder Pendeltüre 12 relativ zur Kabinenlängsachse
13 führt dazu, dass zwischen der Pendeltür 12 und dem zugeordneten Rahmenteil 13 ein
beispielsweise etwa 3 mm breiter Funktionsspalt gebildet wird. Dieser Funktionsspalt
führt zur Bildung einer Blickachse 21, die gegen die angrenzende Seitenwand 20 gerichtet
ist, das heißt sichtbar ist höchstens ein kurzes Teil der vorderen Kabinenwand 20,
wogegen ein Einblick in die Tiefe der Kabine bei verschlossener Türe nicht möglich
ist. In gleicher Weise ist auch der Blick von innen nach außen, das heißt parallel
zur Kabinenlängsachse 13, ebenfalls durch die Schrägstellung bzw. 15-Grad-Position
der Pendeltüre 12 im geschlossenen Zustand versperrt, was die emotionale Sicherheit
der Nutzer fördert.
[0027] Diese Funktion kann optimiert werden durch Vergrößerung des 15-Grad-Winkels und eine
höhere Wandstärke des Türblatts und des Türrahmens oder durch eine partielle Verstärkung
nur am Funktionsspalt.
[0028] Die geforderte Blickdichtheit der Kabine ist damit ohne jegliche Beeinträchtigung
der Funktion der Pendeltüre 12 gewährleistet.
[0029] Die perspektivische Teildarstellung nach Fig. 3 verdeutlicht nochmals das erfindungsgemäße
Prinzip der Realisierung der funktionsspaltseitigen Blickdichtheit der Kabine ohne
Verwendung irgendwelcher, die Funktionstüchtigkeit der Pendeltüre 12 beeinträchtigender
zusätzlicher Bauteile.
[0030] Die erfindungsgemäße Schrägstellung der Pendeltüre in deren geschlossenem Zustand
relativ zur Kabinenlängsachse und der dadurch erreichte Verlauf der Blickachse 21
garantieren die geforderte Blickdichtheit, und zwar ohne jegliche Beeinträchtigung
der freien Beweglichkeit der Pendeltüre 12.
[0031] Die zwischen Pendeltüre 2 und Rahmenteil 17 vorgesehene Verriegelungseinheit 14 kann
als einfacher Schieberiegel ausgebildet sein, der problemlos Innenhand-kontaktfrei
mit der Handrückseite bzw. der Faust oder dem Unterarm betätigbar ist.
[0032] Die Information, ob die Kabine "belegt" oder "frei" ist, wird - wie gewohnt - mit
einem Anzeigefeld in der Verriegelungseinheit mit rot oder grün für jeden wartenden
Nutzer gut sichtbar signalisiert.
[0033] Die Notöffnung ist im roten Feld durch einen senkrechten "Groschenschlitz" angelegt.
Damit kann der Riegel von außen im Notfall zurückgeschoben werden und die Pendeltüre
ist frei.
[0034] Bei spiegelbildlich angeordneten WC-Kabinen sind die Schwenkwinkel der Pendeltüren
12 benachbarter Kabinen entweder durch ein Gelenkband oder durch Festanschläge so
begrenzt, dass die Türen immer auf Abstand bleiben, wenn beide Kabinen gleichzeitig
verlassen werden.
[0035] Die Schrägstellung bzw. 15-Grad-Position der Pendeltüren reduziert das Maß der maximal
offenen Türposition vor der Kabinenfront um ca. 30 %. In der Praxis ist dieser Aspekt
noch etwas vorteilhafter, weil die Pendeltüre zum Verlassen der Kabine nicht bis zum
Anschlag geöffnet werden muss.
[0036] Die nach der Erfindung ausgestaltete Türe kann optional partiell aus satiniertem
Glas bestehen. Satinierte Glaselemente sind nicht transparent, lassen aber schemenhaft
von außen den Nutzer in Türnähe erkennen, wenn dieser im Begriff ist, die Türe zu
entriegeln und die Kabine zu verlassen. Dies stellt bei Anlagen mit hoher Frequenz
einen weiteren Vorteil dar.
[0037] Während die geforderte Blickdichtheit funktionsspaltseitig durch die Bildung einer
speziellen Blickachse gewährleistet wird, muss gelenkspaltseitig eine Blickdichtheit
durch Zusatzelemente geschaffen werden.
[0038] Es wurde bereits erwähnt, dass dazu spezielle Profil-Abdeckleisten verwendet werden
können, aber eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist in den Figuren
4 und 5 gezeigt. Die Pendeltür ist in dem dargestellten Ausführungsbeispiel am zugehörigen
Rahmenteil mittels Pendelbeschlägen 15 mit außerhalb der Türebene liegenden Drehpunkten
angeschlagen, und der Gelenkspalt 18 ist blickdicht ausgeführt durch die Verwendung
von V-förmig und berührungsfrei ineinandertauchenden Profilteile 23, 24, die stirnseitig
an der Tür 12 und am Rahmenteil 16 angebracht sind.
[0039] Wie die Figuren 4 und 5 erkennen lassen, wird die Bewegung der Pendeltüre 12 durch
diese Art des blickdichten Verschlusses des Gelenkspalts in keiner Weise beeinflusst
oder beeinträchtigt, denn der konvexe Vorsprung 23 und die konkave Ausnehmung 24 kommen
bei beiden Schwenkrichtungen der Türe 12 niemals in Kontakt, gewährleisten aber in
der geschlossenen Position der Pendeltüre 12 stets die geforderte Blickdichtheit.
Diese Lösung eignet sich vor allem - aber keineswegs ausschließlich - für Pendeltüren
mit größeren Scharnieren und außenliegenden Drehpunkten, wie in der Darstellung gezeigt.
Damit ist die Blickdichtheit auch bei relativ breitem Scharnierspalt, zum Beispiel
10 mm, einfach und belastungssowie verschleißfrei zu erreichen.
[0040] Auf eine Kabine, wie sie beispielsweise in Fig. 1 gezeigt ist, lässt sich ergänzend
ein flächiges Lichtmodul so auf die Kabinen setzen, dass die Türen außen und die Kabine
innen beleuchtet sind. Dieses Modul kann dabei dazu genutzt werden, um die Anschläge
der Pendeltüren nach außen in dieses Element zu integrieren und damit an die Kabinenstruktur
anzubinden. Bewegungsbegrenzende Anschläge für die Pendeltüren sind im Innenraum der
Kabine vorzugsweise wandseitig vorgesehen und können gleichzeitig als Aufhängeelement
für Bekleidungsstücke gestaltet sein. Die erforderlichen außenliegenden Anschläge
können auch an der Kabinenfront vorgesehen sein und sind im Falle zweier nebeneinanderliegender
Pendeltüren unverzichtbar, da sie verhindern müssen, dass bei gleichzeitigem Öffnen
der nebeneinanderliegenden Pendeltüren ein Zusammenstoßen verhindert wird.
[0041] Fig. 6 zeigt in einer schematischen Darstellung das Grundprinzip einer zwei Sanitärräume
umfassenden und mit Winkeltüren ausgestatteten Toilettenanlage, wobei beide Räume
im freien, d. h. unbenutzten Zustand zu sehen sind.
[0042] Diese Winkeltüren 10 bestehen jeweils aus einem undurchsichtigen Flügel 8 (privacy
wing) und einem durchsichtigen Flügel 9 (transparency wing). An ihren Innenseiten,
d. h. den aneinander zugewandten Seiten der Winkeltüre 10 sind Betätigungselemente
in Form von Push-Elementen vorgesehen, die in Verbindung mit den zugehörigen Schlössern
im Einzelnen noch erläutert werden.
[0043] Die grundsätzlichen Vorteile einer derartigen Sanitäranlage sind in dem
europäischen Patent 3 763 898 des Anmelders dargestellt und beschrieben.
[0044] Unter Beibehaltung aller Vorteile dieser Winkeltür-Lösung ermöglicht es die vorliegende
Erfindung, die Wertigkeit und Bedienbarkeit der jeweiligen Anlage zu optimieren und
eine Autoverriegelung zu realisieren, die durch eine einfache Push-Bewegung beim Verlassen
des Sanitärraums zwangsläufig entriegelt bzw. geöffnet wird.
[0045] Fig. 7 zeigt in einer schematischen Teil-Darstellung die erfindungsgemäße Verwendung
vertikaler Klinken, die sich in unterschiedlichen Dimensionen stangenartig bis zur
gesamten Höhe der Kabinentür erstrecken können. Diese vertikale Klinke 1, 1', deren
Höhe, wie erwähnt, je nach den bestehenden Anforderungen frei wählbar ist, stellt
die konsequente Lösung für eine Bedienungsoption ohne Handkontakt dar.
[0046] Während der undurchsichtige Flügel 8 erfindungsgemäß eine spezielle Verriegelung
aufweist, benötigt der durchsichtige Flügel 9 keine Verriegelung. Dieser Flügel muss
nur durch ein übliches Türschloss in der geschlossenen Position fixiert werden. Dabei
ist die Falle wie gewohnt im Türschloss und rastet im rahmenseitigen Schließblech
ein.
[0047] Außerdem hat in der Praxis das dem durchsichtigen Flügel zugeordnete Schloss auf
der Innenseite der Türe noch einen Notbedienungshebel, der als einfacher, ausklappbarer
Griff gestaltet sein kann. Dieser dient dazu, dass bei Reinigungsarbeit im Bereich
der Innenseite des transparenten Flügels die Tür auch von innen geschlossen und wieder
geöffnet werden kann. Damit ist auch der Fall ausgeschlossen, dass eine Person hinter
der Glastüre ungewollt eingesperrt werden kann.
[0048] Ein Betreten der vom durchsichtigen Flügel oder transparency wing 9 verschlossenen
Kabine erfordert ein aktives Bewegen des durchsichtigen Flügels durch den Nutzer,
der dann die Kabine direkt betreten kann, wobei im Zuge dieses Betretens des Raums
der undurchsichtige Flügel oder privacy wing 8 die Kabine hinter dem Nutzer verschließt
und das Schloss des privacy wing automatisch verrastet. Nach dem Schließen der Türe
ist somit das Schließelement automatisch gesperrt und die Kabinentür verschlossen,
d. h. eine zusätzliche Verriegelung ist nicht erforderlich bzw. entfällt.
[0049] Da an der Außenseite des undurchsichtigen Flügels kein Bedienelement für das Schloss
vorhanden ist, kann dieser Flügel auch nicht von außen geöffnet werden.
[0050] Zum Verlassen des Sanitärraums ist wiederum nur eine leichte Push-Bewegung der vertikalen
Klinke 1, 1' am privacy wing 8 erforderlich, wodurch das Schloss öffnet und der Raum
ohne anzuhalten verlassen werden kann. Zwangsläufig schließt sich dann der nachlaufende
transparency wing 9 und gibt dann wieder den Blick frei auf die Ästhetik der Kabine,
was die erwünschte soziale Kontrolle gewährleistet.
[0051] Die Figuren 8 und 9 zeigen ein Beispiel für die Realisierung der geschilderten Funktionen.
[0052] Dabei ist erfindungsgemäß von maßgeblicher Bedeutung, dass für den privacy wing 8
im Gegensatz zur herkömmlichen Technik die Falle bzw. der unter Federvorspannung stehende
Schnäpper 6 im Türrahmen 7 angeordnet und das mechanische Schließelement 2 am undurchlässigen
Flügel 8 befestigt ist. Demgemäß liegt eine reziproke Ausführung bzw. gespiegelte
Anordnung der Elemente vor, wie sie sonst in der herkömmlichen Schließarchitektur
vorgesehen sind.
[0053] Dies ist eine Folge davon, dass bei der Winkeltüre mit zwei Flügeln immer nur eine
Bewegungsrichtung der Türflügel beim Betreten und Verlassen der Kabine notwendig ist
und damit das Schließelement nur für eine Schließrichtung öffnen und schließen muss.
[0054] Das dem durchsichtigen Flügel 9 zugeordnete Schloss ist von herkömmlicher Bauart,
und demgemäß besitzt das Schließblech im Türrahmen einen Ausschnitt für die Falle
dieses dem durchsichtigen Flügel 9 zugeordneten Schlosses, während im Bereich darunter
die rahmenseitige Falle des dem undurchlässigen Flügel 8 zugeordneten Schlosses vorgesehen
ist. Für diese Falle ist am Schloss des durchsichtigen Flügels eine Aussparung als
Freiraum vorgesehen, damit die rahmenseitige Falle beim Schließen des transparency
wing 9 nicht stört.
[0055] Wie die Fig. 8 zeigt, ist das mechanische Schließelement 2 so gestaltet, dass dann,
wenn der durchsichtige Flügel aufgrund einer kurzen Push-Bewegung zum Betreten der
Kabine bewegt und aufgrund dieser Bewegung der undurchlässige Flügel 8 in die Schließposition
gelangt, das Schloss automatisch einrastet, weil das schwenkbare Verriegelungselement
4 ohne Betätigung der vertikalen Klinke sich immer in der Schließstellung befindet.
Es ist somit keine Betätigung einer zusätzlichen Verriegelungseinheit erforderlich.
[0056] Zum Verlassen der Kabine ist wiederum nur eine Push-Bedienung der Klinke 1 erforderlich,
wodurch - wie in Fig. 9 gezeigt - das verschwenkbare Verriegelungselement 4 den Schnäpper
freigibt, sodass die Winkeltüre in Verlassensrichtung bewegt und die Kabine ohne anzuhalten
verlassen werden kann, wobei sich der durchsichtige Flügel wiederum zwangsläufig schließt
und den freien Blick in die Kabine ermöglicht.
[0057] Gemäß einer Ausführungsvariante kann zur Erleichterung der Türbewegung für den jeweiligen
Benutzer eine unterstützende Schließmechanik für beide Bewegungsrichtungen vorgesehen
werden, durch die auch eine sichere Endposition beider Flügel gewährleistet werden
kann.
[0058] Der durch die Erfindung erzielte Nutzungskomfort und der erzielte hohe Hygienestandard
stellen im Vergleich zu bekannten Anlagen herausragende Vorteile dar, die vor allem
- aber nicht nur - in Pandemiezeiten von großer Bedeutung sind.
Bezugszeichenliste
[0059]
- 1, 1'
- Push-Bedienelement
- 2
- mechanisches Schließelement
- 3
- Türschloss-Gehäuse
- 4
- schwenkbares Verriegelungselement
- 5
- Schließblech
- 6
- Falle oder Schnäpper
- 7
- Türrahmen
- 8
- undurchlässiger Flügel (privacy wing)
- 9
- durchsichtiger Flügel (transparency wing)
- 10
- Winkeltüre
- 11
- Sanitärraum, Kabine
- 12
- Pendeltür
- 13
- Kabinenlängsachse
- 14
- Verriegelung
- 15
- Pendelbeschlag
- 16
- gelenkseitiger Rahmenteil
- 17
- funktionsspaltseitiger Rahmenteil
- 18
- Gelenkspalt
- 19
- Funktionsspalt
- 20
- Seiten- oder Kabineninnenwand
- 21
- Blickachse
- 22
- gelenkseitige Abdeckung
- 23
- konvexes Profilteil
- 24
- konkaves Profilteil
1. Hygieneoptimiertes Türsystem für Sanitärräume und Sanitärkabinen, insbesondere für
semiöffentliche und öffentliche Toilettenanlagen, mit einer den Sanitärraum (10) verschließenden
Schwenktüre (10,12), die durch einen allein in Betretungsrichtung erfolgenden Push-Vorgang
zuerst in eine Öffnungsposition und anschließend zwangsläufig in eine handkontaktfrei
verriegelbare Besetzt-Position überführt und durch einen allein in Verlassensrichtung
erfolgenden Push-Vorgang in eine Öffnungsposition und aus dieser zwangsläufig wieder
in die Schließposition überführt wird.
2. Hygieneoptimiertes Türsystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwenktüre als Pendeltüre (12) ausgebildet und bezüglich der Kabinen-Längsachse
(13) unter einem spitzen Winkel derart eingebaut ist, dass der dem blickdicht ausgestalteten
Gelenkspalt (18) gegenüberliegende Funktionsspalt (19) eine gegen die angrenzende
Kabineninnenwand (20) gerichtete und einen Einblick in den Kabineninnenraum verhindernde
Blickachse (21) definiert.
3. Hygieneoptimiertes Türsystem nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einbauwinkel der eine schräge Vorderfront der Kabine bildenden Pendeltüre (12)
im Bereich von vorzugsweise etwa 15 Grad gewählt ist.
4. Hygieneoptimiertes Türsystem nach 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Verriegeln und Entriegeln der Kabine an der Pendeltüre (2) ein großflächiger,
handkontaktfrei zu betätigender Riegel, insbesondere ein Schieberiegel (14), mit außenseitig
sichtbarer Positions-Signalisierung vorgesehen ist.
5. Hygieneoptimiertes Türsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Scharnierseite ein Gelenkband (22) zwischen Tür und Rahmen vorgesehen ist,
das einerseits den Gelenkspalt (18) optisch verschließt und andererseits die Pendelbewegung
der Türe (12) in beiden Richtungen begrenzt.
6. Hygieneoptimiertes Türsystem nach 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Pendeltürbeschläge insbesondere Scharniere mit außerhalb der Türebene liegenden
Drehpunkten verwendet sind, und dass der Gelenkspalt (18) blickdicht ausgestaltet
ist durch V-förmige und berührungsfrei ineinandertauchende Profilteile (23, 24), die
stirnseitig an der Tür (12) und am Rahmenteil (16) angebracht sind.
7. Hygieneoptimiertes Türsystem nach Anspruch 1,
bei dem die Schwenktüre als zweiflügelige Winkeltüre (10) mit einem Flügel (9) aus
einem vorzugsweise vollflächig durchsichtigen Material und einem Flügel (8) aus undurchsichtigem
Material ausgebildet ist,
wobei der durchsichtige Flügel den Sanitärraum (11) im unbenutzten bzw. freien Zustand
klimatisch verschließt und der undurchsichtige Flügel durch Verschwenken des durchsichtigen
Flügels beim Betreten des Sanitärraums in die dem Belegtzustand entsprechende Schließposition
überführt wird und Bedienelemente (1, 1') zum Bewegen der Winkeltüre an den einander
zugewandten Innenflächen beider Flügel (8, 9) vorgesehen sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bedienelemente (1, 1') als vorzugsweise vertikal verlaufende Push-Elemente gestaltet
sind,
dass zumindest das dem undurchsichtigen Flügel (8) zugeordnete Push-Element (1) als um
eine vertikale Achse begrenzt verschwenkbarer, in einem Türschlossgehäuse (3) am Flügel
gelagerter Push-Hebel ausgebildet ist,
dass im Türrahmen (7) eine axial verschiebbare und unter Federvorspannung stehende Falle
(6) vorgesehen ist,
dass im Türschlossgehäuse (3) eine mit der Falle (6) zusammenwirkende Sperrklinke (4)
vorgesehen und mit dem verschwenkbaren Push-Hebel (1) derart gekoppelt ist,
dass die beim Schließen des undurchsichtigen Flügels (8) ein mechanisches Schließelement
(2) automatisch sperrendes Verriegelungselement (4) durch die zum Öffnen des undurchsichtigen
Flügels (8) und zum Verlassen des Raumes erforderliche Push-Bewegung des verschwenkbaren
Hebels (1) zwangsläufig eine Aufhebung der Sperrung bewirkt.
8. Türsystem nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verriegelungselement (4) schwenkbar im mechanischen Schließelement (2) gelagert
und in die Sperrposition vorgespannt ist.
9. Türsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die vertikal verlaufenden Push-Hebel (1,1') stangen- oder leistenförmig gestaltet
und in ihren Varianten so dimensioniert sind, dass eine Betätigung mittels Faust,
Arm, Schulter, Hüfte, Knie oder Fuß möglich ist.
10. Türsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Winkeltüre (10) mit einer in beiden Bewegungsrichtungen wirksamen Schließmechanik,
insbesondere mit Türschließern, gekoppelt ist.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Hygieneoptimiertes Türsystem für Sanitärräume und Sanitärkabinen, insbesondere für
semiöffentliche und öffentliche Toilettenanlagen, mit einer den Sanitärraum (10) verschließenden
Schwenktüre (10,12), die durch einen allein in Betretungsrichtung erfolgenden Push-Vorgang
zuerst in eine Öffnungsposition und anschließend zwangsläufig in eine handkontaktfrei
verriegelbare Besetzt-Position überführt und durch einen allein in Verlassensrichtung
erfolgenden Push-Vorgang in eine Öffnungsposition und aus dieser zwangsläufig wieder
in die Schließposition überführt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwenktüre als Pendeltüre (12) ausgebildet und bezüglich der Kabinen-Längsachse
(13) unter einem spitzen Winkel derart eingebaut ist, dass der dem blickdicht ausgestalteten
Gelenkspalt (18) gegenüberliegende Funktionsspalt (19) eine gegen die angrenzende
Kabineninnenwand (20) gerichtete und einen Einblick in den Kabineninnenraum verhindernde
Blickachse (21) definiert.
2. Hygieneoptimiertes Türsystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einbauwinkel der eine schräge Vorderfront der Kabine bildenden Pendeltüre (12)
im Bereich von vorzugsweise etwa 15 Grad gewählt ist.
3. Hygieneoptimiertes Türsystem nach 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Verriegeln und Entriegeln der Kabine an der Pendeltüre (2) ein großflächiger,
handkontaktfrei zu betätigender Riegel, insbesondere ein Schieberiegel (14), mit außenseitig
sichtbarer Positions-Signalisierung vorgesehen ist.
4. Hygieneoptimiertes Türsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Scharnierseite ein Gelenkband (22) zwischen Tür und Rahmen vorgesehen ist,
das einerseits den Gelenkspalt (18) optisch verschließt und andererseits die Pendelbewegung
der Türe (12) in beiden Richtungen begrenzt.
5. Hygieneoptimiertes Türsystem nach 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Pendeltürbeschläge insbesondere Scharniere mit außerhalb der Türebene liegenden
Drehpunkten verwendet sind, und dass der Gelenkspalt (18) blickdicht ausgestaltet
ist durch V-förmige und berührungsfrei ineinandertauchende Profilteile (23, 24), die
stirnseitig an der Tür (12) und am Rahmenteil (16) angebracht sind.