[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Reinigung
von Rohrleitungen oder Systemen mittels Beaufschlagung eines mit Spülflüssigkeit teilbefüllten
Rohrleitungsabschnittes mit modulierenden Druckgasimpulsen zur Ausbildung von alternierenden
Flüssigkeitsblöcken und Gasblöcken, die impulsartig entlang einer Spülstrecke von
einer Einspeisestelle durch die Rohrleitung zur Entfernung von Ablagerungen an den
Rohrleitungswänden zu einer Ausspeisestelle getrieben werden.
[0002] Verfahren und Systeme zur Reinigung von Rohrleitungen oder Systemen mittels Druckluftimpulsen
sind hinreichend bekannt. In der
DE 102 04 737 A1 werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Spülen einer Rohrleitung, insbesondere
einer Trinkwasserleitung, beschrieben. Die Spülung und Reinigung erfolgen dadurch,
dass in der Rohrleitung ein Spülwasserstrom erzeugt und in diesen in vorgegebenen
Intervallen gasförmiger Stickstoff eingeleitet wird, um ihn in abwechselnd aufeinander
folgende Wasser- und Stickstoffblasen zu unterteilen.
[0003] In der
DE 35 02 969 A1 werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen einer Rohrleitung mit Hilfe
von gleichzeitig eingeleiteten Impulsen einer Flüssigkeit oder eines Gases beschrieben,
wobei sich diese Impulse zu Gesamtimpulsen mischen, welche die Rohrleitung intermittierend
durchsetzen. Dabei werden die Impulse der Flüssigkeit oder des Gases in einzelne Impulse
zerlegt.
[0004] In der
DE 37 22 549 A1 wird eine Einrichtung zur Spülung und Reinigung einer Rohrleitung beschrieben, bei
der in der Luftzuführleitung und in der Spülflüssigkeitsleitung jeweils hintereinander
ein Absperrventil und ein Rückstromverhinderer angeordnet sind und bei der in der
Luftzuführleitung nach dem Rückstromverhinderer ein druckbeaufschlagter Ausgleichsbehälter
angeordnet ist.
[0005] In der
DE 44 38 939 A1 werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen von Trinkwasserleitungen und
zum Spülen von Trinkwasserleitungsnetzen beschrieben. Hierbei wird zwischen einer
ersten Zapfstelle als Einspeisungsstelle für komprimierte Luft und einer zweiten Zapfstelle
als Spülwasserauslassstelle die Einrichtung einer Spülstrecke vorgenommen, welche
durch den fließenden Wasserstrom gespült und durch Zufuhr eines Größenvolumens komprimierte
Luft über eine an der Einspeisungsstelle angeschlossene Druckluftleitung in mehreren
Intervallen über einem hohen Netzdruck liegenden Spüldruck beaufschlagt wird.
[0006] Das
EP-Patent 2 674 228 B1 beschreibt ein Verfahren zur Entfernung von Ablagerungen und/oder Biofilmen in einer
Rohrleitung, bei dem vor der Spülstrecke an einer Einspeisungsstelle eine mittels
Druckimpulsen zu erfolgende Beaufschlagung einer zumindest teilweise mit Flüssigkeit
gefüllten Rohrleitung mit einem Gas oder Gasgemisch durchgeführt wird. Dabei wird
die Rohrleitung in einer Vorbereitungsphase mit dem Gas oder Gasgemisch bis auf eine
Flüssigkeitsrestmenge teilentleert. Anschließend erfolgt eine modulierende Druckgaszufuhr
über einen oder mehrere Druckimpulse mit hohem Druck, wodurch sich Mini-Wasserblöcke
in der Rohrleitung bilden, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Rohrleitung getrieben
werden. Die Druckgaszufuhr wird nach kurzzeitigem Absinken unmittelbar darauf mit
demselben oder einem höheren Druck nachgeregelt. Dadurch bilden sich erneut Wasserblöcke,
die mit hoher Geschwindigkeit auf die vorauseilenden Mini-Wasserblöcke prallen, welche
dadurch einen zusätzlichen Vortrieb erhalten.
[0007] Dieses Verfahren wurde in einer Ausführungsvariante in dem
EP-Patent 2 815 816 B1 dahingehend optimiert, dass die Reinigungsphase in eine initiale Ruhephase, eine
Einfahrphase und eine Impulsphase unterteilt wird. Bei der initialen Ruhephase wird
die Spülstrecke mit Flüssigkeit gefüllt und anschließend mit der Einfahrphase durch
Einleitung eines Gases oder eines Gasgemisches teilentleert. In der sich darauf anschließenden
Impulsphase wird die Spülstrecke mit mehreren Sequenzen aus wenigstens zwei Impulsen
mit dem Gas oder Gasgemisch beaufschlagt. Am Ende einer Sequenz und bis zu Beginn
der nachfolgenden nächsten Sequenz wird eine Pausenphase eingeführt, in der es zum
Druckabbau und zur Teilbefüllung in der Spülstrecke kommt.
[0008] Diese Verfahren sind in der Regel auf eine mobile Anwendung ausgelegt, deren Ziel
es ist, Ablagerungen oder Biofilme in kommunalen Rohrleitungen zu entfernen, bei denen
Nennweiten zwischen DN80 bis DN200 Standard sind. Daneben werden die Verfahren zur
Reinigung von Transportleitungen, Rohwasser- oder Brunnenleitungen sowie Trinkwasser-Installationen
in Gebäuden eingesetzt. Daneben ist es auch möglich, industrielle Anlagen, beispielsweise
Wärmeübertrager, wirkungsvoll mit dem Druckimpulsverfahren durch mobile Reinigungsvorrichtungen
zu reinigen. Das Prinzip des Impulsspülverfahrens ist immer das gleiche. Zunächst
ist es notwendig, Reinigungsabschnitte mit einer Einspeisestelle und einer Ausspeisestelle
festzulegen. Die Reinigungsabschnitte werden in der Regel durch Absperrarmaturen wie
beispielsweise Schieber festgelegt. Die Ein- und Ausspeisestellen sind beispielsweise
Hydranten bei einer Trinkwasserleitung. An der Einspeisestelle befindet sich eine
Vorrichtung zum Beaufschlagen mit Druckluft, an der Ausspeisestelle eine Auslaufbox
oder eine andere Vorrichtung zum Entspannen der komprimierten Luft. Zur Reinigung
werden die Schieber geschlossen und die Hydranten an der Ein- und Ausspeisestelle
geöffnet.
[0009] Die anschließende Reinigung läuft in mehreren Phasen ab. Zunächst wird der Reinigungsabschnitt
durch Drosseln des Eingangsschiebers und vorsichtiges Beaufschlagen mit Druckluft
aus der Einheit in einen teilgefüllten Zustand versetzt. Dabei bleibt der Druck während
der gesamten Maßnahme immer unterhalb des Betriebsdruckes der zu reinigenden Rohrleitung.
Danach beginnt die eigentliche Reinigung. Dazu gelangt komprimierte Druckluft dosiert
durch eine Steuerungssoftware der Kontrolleinheit in den teilgefüllten Rohrleitungsabschnitt.
Dort kann sich die Luft schlagartig ausdehnen und dadurch impulsartig reinigungswirksame
Pakete aus Wasser- und Luftblöcken bilden.
[0010] Die Wirksamkeit der Reinigung hängt primär von der Geschwindigkeit ab, mit der sich
diese Pakete durch die Rohrleitung bewegen. Beim Impulsspülverfahren liegen die Geschwindigkeiten
häufig über 15 m/s, häufig sogar deutlich über 20 m/s. Dabei haben Beschleunigungseffekte
einen entscheidenden Einfluss auf die Wirksamkeit der Reinigung. Zur Blockbildung
wird die Oberfläche des in der Rohrsohle ruhenden Wassers in Sekundenbruchteilen auf
Geschwindigkeit gebracht. Beschleunigung und Geschwindigkeit zusammen bewirken eine
Schleppspannung, die beim Impulsspülverfahren um Größenordnungen größer ist als bei
einer einfachen Wasserspülung.
[0011] Bei der Anwendung des Impulsspülverfahrens spielen hygienische und hydraulische Aspekte
eine Rolle. Der hygienische Aspekt hat bei der Reinigung einer Trink- und Rohwasserleitung
immer Priorität. Unter hydraulischen Gesichtspunkten erhöhen Ablagerungen in einer
Rohrleitung oder einem System (z.B. einem Wärmeübertrager) auch den Energiebedarf
zum Wassertransport. Ablagerungen beeinträchtigen die Hydraulik von Rohrleitungen.
Die benötigte Energie zum Befördern des Wassers und damit der Strombedarf der Pumpen
steigen, wenn sich der Querschnitt der Rohrleitung bedingt durch die Ablagerungen
verengt. Bedingt durch die Ablagerungen in der Rohrleitung steigt mit der Querschnittsverengung
der Förderdruck, während gleichzeitig der Volumenstrom (die Durchflussmenge) sinkt.
Der Wirkungsgrad einer Pumpe sinkt ebenfalls. Ein abnehmender Volumenstrom (Durchflussmenge)
bedeutet wiederum längere Pumpzeiten für gleiche Wasservolumina oder Wassermengen.
Dies sind enorme Nachteile.
[0012] Eine gründliche Reinigung von Trinkwasserleitungen oder anderen Systemen setzt zudem
die Außerbetriebnahme von Rohrleitungsabschnitten voraus. Denkt man an eine industrielle
Anwendung des Impulsspülverfahrens im Rahmen einer prozessintegrierten Reinigung von
industriellen Produktionsanlagen, so ist eine mobile Anwendung des Impulsspülverfahrens
recht zeitaufwändig und es kommt zu Standzeiten der Anlagen. Zwar erlauben mobile
Reinigungsanlagen einen standortunabhängigen Einsatz über mehrere Gebäude oder Werke
hinweg, jedoch würden automatisierte stationäre Reinigungsanlagen erhebliche Vorteile
bei einem Chargen- oder Produktwechsel bieten.
[0013] Bei Anlagen der Farben- und Lackindustrie kommt zur Instandhaltung der Rohrleitungen
häufig die Molchtechnik zum Einsatz. Dabei werden nicht molchbare Bereiche, wie beispielsweise
Pumpen oder Verzweigungen, mit Wasser oder anderen wässrigen Medien gespült. Diese
Verfahren sind jedoch nicht geeignet, um Produktreste vollständig aus den Systemen
zu entfernen. Darüber hinaus fallen beim Spülen nicht unerhebliche Abwassermengen
mit entsprechenden Entsorgungskosten an. Produktreste in den Systemen wiederum verhärten
mit der Zeit und bilden hartnäckige Ablagerungen, wodurch der Reinigungsaufwand deutlich
steigt. Anlagenstillstände und entsprechende finanzielle Verluste sind die Folge.
Neue Grenzwerte für Biozide oder Konservierungsmittel stellen zudem die Anlagenbetreiber
vor weitere Herausforderungen an die Betriebshygiene.
[0014] Bei industriellen Produktionsanlagen werden wiederum Chemikalien häufig im Batch-Betrieb
diskontinuierlich dann hergestellt, wenn kleine Produktmengen benötigt werden. Stillstände
bedeuten immer auch wirtschaftliche Ausfälle, denn die Reinigung der Rohrleitungen
zur Vorbereitung des nächsten Produktions-Batches ist sehr aufwändig, insbesondere
wenn eine mobile Reinigungslösung, d.h. nicht eine stationär in der Produktionsanlage
integrierte Reinigungslösung, zum Einsatz kommt. Auch bestehen solche Anlagen nicht
nur aus Rohrleitungen, sondern umfassen auch komplexe im System integrierte Strukturen
wie beispielsweise Pumpen, Wärmeübertrager oder Regelarmaturen. Häufig müssen ganze
Anlagen demontiert und nach erfolgter Reinigung wieder montiert werden, was sehr schwierig
und zeitaufwändig ist.
[0015] Vor diesem Hintergrund ist es daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes
Verfahren und eine Vorrichtung zur Reinigung von Rohrleitungen oder Systemen bereitzustellen,
die eine voll integrierte und automatisierte Reinigung in einer Prozessanlage ermöglichen.
[0016] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und
eine entsprechende Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens. Bevorzugte Ausführungsvarianten
finden sich in den Unteransprüchen wieder.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Reinigung von Rohrleitungen oder Systemen ist
ein Impulsspülverfahren und basiert auf einer Beaufschlagung eines mit Spülflüssigkeit
(z.B. Wasser oder Prozessflüssigkeit) teilbefüllten Rohrleitungsabschnittes mit modulierenden
Druckgasimpulsen zur Ausbildung von alternierenden Flüssigkeitsblöcken und Gasblöcken,
die pulsartig entlang einer Spülstrecke von einer Einspeisestelle durch die Rohrleitung
zur Entfernung von Ablagerungen an den Rohrleitungswänden zu einer Ausspeisestelle
getrieben werden.
[0018] Der Begriff "Druckgas" umfasst in der Regel ein komprimiertes Gas oder Gasgemisch.
Der Begriff "Gas" umfasst nicht nur reine Gase, sondern auch Gasgemische. Vorzugsweise
wird in der vorliegenden Erfindung Druckluft als Druckgas eingesetzt. Jedoch sind
auch andere (inerte) Gase oder Gasgemische als Druckgas einsetzbar, beispielsweise
Argon, Stickstoff oder Kohlendioxid. Die Höhe des Druckes beträgt vorzugsweise zwischen
3 und 8 bar.
[0019] Erfindungsgemäß ist nun vorgesehen, dass vor der Spülstrecke eine Vorlaufstrecke
zur Beschleunigung des Flüssigkeitsvolumens in der Rohrleitung oder dem System angeordnet
wird, wobei die Vorlaufstrecke mit der Spülflüssigkeit teilbefüllt und hinsichtlich
ihrer Leitungsgeometrie, ihres Leitungsdurchmessers und/oder ihrer Leitungslänge so
dimensioniert wird, dass sich bei der Beaufschlagung eines Druckgasgemisches (vorzugsweise
Druckluft) die Flüssigkeitsblöcke innerhalb der Vorlaufstrecke vollständig ausbilden
können, um den Leitungsquerschnitt der darauf folgenden Spülstrecke leitungsausfüllend
zu durchwandern. Bei Beaufschlagung der Rohrleitung oder des Systems an der Einspeisestelle
mit Wasser oder einem wasserhaltigen Medium handelt es sich bei den sich bildenden
Flüssigkeitsblöcken um Wasserblöcke.
[0020] Erfindungsgemäß bezeichnet der Begriff "Spülstrecke" den zu reinigenden Rohrleitungsabschnitt
oder Systemabschnitt der zu reinigenden Rohrleitung oder des zu reinigenden Systems.
Die Spülstrecke entspricht somit dem Reinigungsabschnitt.
[0021] Der Begriff "Spülflüssigkeit" bezeichnet das zur Spülung oder Reinigung verwendete
Medium, beispielsweise Wasser, Prozessflüssigkeit oder Produktflüssigkeit.
[0022] Der Begriff "System" bezeichnet Einbauteile oder Verzweigungen, die in der Regel
mit einer Änderung des Rohrleitungsdurchmessers verbunden sind. Beispiele solcher
Einbauteile oder Systeme sind Pumpen, Wärmeübertrager, Armaturen, Filter, Pumpen,
Siebe, Verteiler, Behälter, Gaswäscher, Reaktoren, oder Hydrieranlagen. Diese Liste
ist nicht limitierend und umfasst noch weitere Einbauten, die Bestandteil eines modernen
Produktleitungssystems sind. Die "Vorlaufstrecke" beschreibt einen Rohrleitungsabschnitt,
der vor der eigentlichen Spülstrecke oder Reinigungsabschnitt angeordnet ist.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass der Energieaufwand
zur Reinigung gegenüber dem herkömmlichen Impulsspülverfahren deutlich reduziert wird.
Ferner wird die Effizienz des Verfahrens durch die Anordnung der Vorlaufstrecke vor
der eigentlichen Spülstrecke verbessert. Die von der Spülstrecke angeordnete Vorlaufstrecke
für die Flüssigkeitsblöcke bewirkt, dass sich die Flüssigkeitsblöcke innerhalb der
Rohrleitung oder des Systemabschnittes bis zum Anfang der Spülstrecke leitungsausfüllend
ausbilden können. Die Vorlaufstrecke hat somit die Funktion einer Beschleunigungsstrecke
für die sich bildenden Flüssigkeitsblöcke und stellt sicher, dass diese vor Beginn
der Spülstrecke vollständig im Reinigungsabschnitt ausgebildet sind.
[0024] Vorzugsweise reicht eine Teilbefüllung der Vorlaufstrecke mit einem Flüssigkeitsvolumen
von etwa 10 bis 30 % des Leitungsdurchmessers aus. Kompliziert wird eine Reinigung
insbesondere dann, wenn Einbauteile in dem System vorhanden sind, beispielsweise Wärmeübertrager,
Pumpen oder Filter. Hier muss die Spülstrecke unter Einbezug der Leitungstopografie
genau definiert werden, d.h. es werden u.a. Leitungsdurchmesser, Querschnitte und
Nennwerte des Reinigungsabschnittes berücksichtigt. Ändert sich ein Leitungsdurchmesser,
werden einzelne Spülstrecken definiert und die einzelnen Reinigungsabschnitte entsprechend
abgeriegelt oder von dem restlichen Leitungssystem entkoppelt. Dies geschieht vorzugsweise
über Ventile, Schieber oder Sperrarmaturen. Vorzugsweise sind Einbauteile wie Pumpen
oder Filter Bestandteil einer eigenen Spülstrecke innerhalb der Produktionsanlage.
Bei Pumpen oder Filtern erfolgt zudem vorzugsweise eine Vorwärts- und Rückwärtsreinigung,
um die Effizienz zu steigern. Eine Vorwärts- und Rückwärtsreinigung bedeutet mit oder
gegen die während des Betriebs herrschende Fließrichtung des Prozessmediums.
[0025] Die Begriffe "Spülung" und "Reinigung" werden erfindungsgemäß synonym verwendet und
bezeichnen entweder eine Spülung oder eine Reinigung einer Rohrleitung oder eines
Systems, wobei das eine auch das andere bedingen kann. Somit ist ein Reinigungsabschnitt
immer auch ein Spülabschnitt und umgekehrt. Vorzugsweise ist die Vorlaufstrecke hinsichtlich
ihres Durchmessers oder ihrer Länge so dimensioniert, dass sich die alternierenden
Gas- und Flüssigkeitsblöcke bei Impulsbeaufschlagung mit einem Druckgasgemisch leitungsausfüllend
bis zum Ende der Vorlaufstrecke und vor Anfang der Spülstrecke ausbilden. Die an der
Rohrwandung vorhandenen Ablagerungen oder Produktreste werden über die sich entwickelnden
Scherkräfte und Wandschubspannungen entfernt.
[0026] In einer bevorzugten Variante werden die Druckbeaufschlagung an der Vorlaufstrecke
und die Spülflüssigkeitsmenge so eingestellt, dass die Spülflüssigkeit impulsartig
innerhalb der Vorlaufstrecke, aber noch vor der Spülstrecke zu einem leitungsausfüllenden
Flüssigkeitsblock mit einer Fließgeschwindigkeit von wenigstens 15 m/s beschleunigt
wird.
[0027] In einer weiter bevorzugten Variante ist vorgesehen, dass die Vorlaufstrecke nach
oben verläuft. Vorzugsweise wird die Vorlaufstrecke zumindest in Teilbereichen mit
einer Steigung von > 0° relativ zur Horizontalebene nach oben angeordnet. Der Verlauf
der sich anschließenden Spülstrecke ist dann eher sekundär, sie kann in einem beliebigen
Winkelbereich verlaufen. Vorzugsweise beträgt der Winkelbereich der Vorlaufstrecke
zwischen > 0° und < 90° relativ zur Horizontalebene, d.h. mit einer Steigung nach
oben. Die Vorlaufstrecke kann auch verschiedene Leitungsabschnitte mit unterschiedlichen
Steigungswinkeln umfassen. Durch den Steigungswinkel der Vorlaufstrecke kann sich
die Spülflüssigkeit im Sohlebereich des teilbefüllten Leitungsabschnittes der Vorlaufstrecke
sammeln. Dies bewirkt, dass sich der Flüssigkeitsblock bei Druckbeaufschlagung effizient
ausbilden und auf die gewünschte Geschwindigkeit gebracht werden kann.
[0028] Es ist ferner vorzugsweise vorgesehen, dass das Volumen und die Länge der Vorlaufstrecke
von der Nennweite und Topographie der sich anschließenden Spülstrecke abhängig gemacht
werden. Vorzugsweise entspricht die Länge der Vorlaufstrecke mindestens dem 10-fachen
des Leitungsdurchmessers der Spülstrecke. Vorzugsweise soll der Durchmesser der Vorlaufstrecke
wenigstens dem halben Durchmesser der Spülstrecke entsprechen.
[0029] Die Reinigung durch das erfindungsgemäße Verfahren ist bei komplexen Produktionsanlagen
weitgehend unabhängig von der Geometrie der Anlage, da entsprechend der Leitungstopographie
oder der Systemtopographie die Spülstrecke immer dadurch definiert wird, dass Nennwerte
wie Geometrie, Länge, Durchmesser und/oder Dimension einzelner Leitungsabschnitte
oder Einbauteile des Systems berücksichtigt werden. Wenn erforderlich, werden entsprechende
Leitungs- oder Systemabschnitte von der Spülstrecke abgekoppelt. Bei einem stationären
Einbau der Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können somit
Anlagebauteile oder Apparate eingebaut bleiben, beispielsweise Messgeräte für Druck,
Temperatur, Massenfluss, Volumenstrom oder Leitfähigkeit. Damit werden Ausfallzeiten
der Anlage verkürzt und die Kosten gesenkt. Durch das gezielte Einstellen des Wasservolumens
in der Vorlaufstrecke wird zudem die für die Reinigung oder Produktwechsel erforderliche
Flüssigkeitsmenge erheblich reduziert, was eine deutliche Kostenminderung mit sich
bringt.
[0030] Sofern vorhanden, werden Regelventile oder andere Armaturen der Anlage so eingestellt,
dass sie den Gas- und Flüssigkeitsblöcken des erfindungsgemäßen Reinigungsverfahrens
möglichst wenig Widerstand entgegenbringen. Apparate wie Reaktoren, Wärmeübertrager
oder Gaswäscher lassen sich über nächstliegende Einspeisestellen und Ausspeisestellen
gezielt reinigen. Vorzugsweise umfassen die Einspeisestelle und die Ausspeisestelle
Flanschverbindungen, um die für die Druckbeaufschlagung erforderlichen Einrichtungen
zu montieren.
[0031] In der Regel lässt sich bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch das Ausmaß
der während der Betriebsdauer gebildeten und mittels Impulsspülverfahren entfernten
Ablagerungen ermitteln. Vorzugsweise kommen hier Einrichtungen wie eingelegte Vliesstoffe
zum Rückhalt von Grobpartikeln in einer Dekomprimierbox, ein Trübungsmesser von ausgetragenem
Abwasser oder auch Abscheidemaßnahmen an entsprechenden Aufbereitungsanlagen in Betracht.
Dabei ist auch eine Wiederverwendung der Spülflüssigkeit durch eine gezielte Kreislaufführung
möglich.
[0032] Dadurch bedingt, dass das erfindungsgemäße Impulsspülverfahren gegenüber den bekannten
Verfahren optimiert wurde, können selbst komplexe industrielle Produktionsanlagen
wirtschaftlich gereinigt werden. Einspeisestellen und Ausspeisestellen, beispielsweise
an vorhandenen Flanschverbindungen oder bereits installierten Absperrarmaturen mit
Blindflanschen, verringern die Rüstzeit erheblich. Durch die vorgesehene Vorlaufstrecke
sind die erforderlichen alternierenden Flüssigkeitsblöcke und Gasblöcke in der Spülstrecke
bereits vollständig ausgebildet und können geometrieunabhängig durch die Rohrleitung
migrieren und ihre Funktion effizient übernehmen. Durch die überraschende Erkenntnis,
dass die Anordnung einer Beschleunigungsstrecke vor der eigentlichen Spülstrecke den
Reinigungserfolg verbessert, wird das Verfahren deutlich effizienter als dies beim
gewöhnlichen Impulsspülverfahren ohne Vorlaufstrecke der Fall ist. Auch lassen sich
komplexe Einbauteile wie Reaktoren, Wärmeübertrager oder Gaswäscher im eingebauten
Zustand reinigen. Es ist lediglich darauf zu achten, dass vor diesen Einbauten oder
Systemen eine entsprechend dimensionierte Vorlaufstrecke vorgesehen ist. Die Rohrleitung
oder das System wird dabei vorzugsweise in Abhängigkeit von den Nennweiten in einzelne,
von anderen Rohrleitungs- oder Systemabschnitten abkoppelbare Reinigungsabschnitte
aufgeteilt. Vorzugsweise wird die Abkopplung der Reinigungsabschnitte von einer Steuereinheit
kontrolliert. Die Steuereinheit kontrolliert nicht nur die Druckgaszufuhr, sondern
auch die Zufuhr der Spülflüssigkeit. Ferner kontrolliert sie den Volumenstrom, die
Menge und/oder den Druck bei der Spülflüssigkeitszufuhr. Durch die Kontrolle und Steuerung
der Druckgaszufuhr und der Spülflüssigkeitszufuhr kann die Vorlaufstrecke mit der
erforderlichen Flüssigkeitsmenge gezielt teilbefüllt werden.
[0033] Typischerweise kommt das erfindungsgemäße Verfahren bei allen zu reinigenden oder
zu spülenden Rohrleitungen oder Systemen zum Einsatz, beispielsweise bei Produktleitungen
oder Systemen verfahrenstechnischer Anlagen. Die Reinigung der Rohrleitung oder des
Systems erfolgt dabei vorzugsweise stationär, d.h. prozessintegriert. Bei einem stationären
Einbau eignet es sich hervorragend als CIP (clean in place)-Verfahren.
[0034] In einer bevorzugten Variante ist vorgesehen, dass an der Ausspeisestelle eine Separier-Einheit
angeordnet ist, die so konfiguriert ist, dass eine Separation von Produktresten aus
der Spülflüssigkeit der gereinigten Rohrleitung oder des gereinigten Systems erfolgt.
Denn häufig sind Produkte sehr werthaltig, so dass auch ein Verwurf von minimalen
Mengen einen Verlust bedeuten würde. Die über die Separation erhaltenen Produktreste
aus der Spülflüssigkeit können wiederverwertet werden und erhöhen dadurch die Wertschöpfung.
Ferner ist in einer bevorzugten Variante vorgesehen, dass die von den Produktresten
befreite Spülflüssigkeit der Separiereinheit zu der Einspeisestelle zurückgeführt
wird. Durch diese Vorgehensweise lässt sich wiederum der Bedarf an Spülflüssigkeit
einsparen und vermeidet zudem deren unmittelbare Entsorgung bei problematischen Produktrückständen.
[0035] Neben dem Verfahren betrifft die Erfindung auch eine Vorrichtung zur Reinigung von
Rohrleitungen oder Systemen mittels Beaufschlagung eines mit Spülflüssigkeit teilbefüllten
Rohrleitungsabschnittes mit modulierenden Druckgasimpulsen zur Ausbildung von alternierenden
Flüssigkeitsblöcken und Gasblöcken, die impulsartig entlang der Spülstrecke von der
Einspeisestelle durch die Rohrleitung zur Ausspeisestelle getrieben werden. Die Vorrichtung
umfasst eine Vorlaufstrecke, die vor der Spülstrecke angeordnet ist, um das Flüssigkeitsvolumen
in der Rohrleitung oder dem System zu leitungsausfüllenden Flüssigkeitsblöcken zu
beschleunigen. Vorzugsweise wird als Druckgas komprimierte Luft, d.h. Druckluft, eingesetzt,
um Luftblöcke zu bilden.
[0036] Die Vorrichtung umfasst vorzugsweise eine Steuereinheit, um die Reinigung halbautomatisch
oder vollautomatisiert prozessintegriert durchzuführen, wobei die Rohrleitung oder
das System in Abhängigkeit von den Nennweiten in einzelne, von anderen Rohrleitungs-
oder Systemabschnitten abkoppelbare Reinigungsabschnitte aufgeteilt ist. Die Abkopplung
erfolgt vorzugsweise über Ventile, Schieber oder Absperrarmaturen.
BEISPIELE
[0037] In den nachfolgenden Ausführungsbeispielen werden bevorzugte Anwendungsbereiche des
erfindungsgemäßen Verfahrens oder der Vorrichtung aufgezeigt. Keinesfalls soll die
Erfindung jedoch auf diese Anwendungsfälle beschränkt werden. Gleichwohl wird ersichtlich,
dass das Verfahren oder die Vorrichtung dafür geeignet ist, prozessintegriert in komplexen
Prozessanlagen oder Produktionsanlagen integriert zu sein, um dort beispielsweise
eine CIP-Reinigung durchzuführen. Durch den halbautomatischen oder vollautomatisierten
Ablauf können so beispielsweise Batch-Prozesse schneller umgestellt werden, was unnötige
Standzeiten und somit Produktionsausfälle vermindert. Im Gegensatz zu mobilen Vorrichtungen
bieten stationäre Reinigungsvorrichtungen zudem die Möglichkeit, kürzere Reinigungsintervalle
zu wählen. Eine übergeordnete Anlagensteuerung ermöglicht eine im Prozess integrierte
Reinigung. Die Reinigung ist somit fester Bestandteil des Produktionsablaufes. Vorzugsweise
ist dabei vorgesehen, dass jedem Reinigungsabschnitt ein optimiertes Reinigungsprogramm
oder Reinigungsparameter zur zustandsorientierten Reinigung zugeordnet wird. Sensoren
können zudem Messwerte aufzeichnen, um so den Reinigungserfolg zu kontrollieren. Diese
Messeinrichtungen ermöglichen zudem eine Steuerung von Reinigungsparametern. Auch
sind Einrichtungen vorgesehen, um beispielsweise Unregelmäßigkeiten oder Störungen
zu detektieren, beispielsweise wenn es zu einer unzureichenden Druckluftversorgung
im System kommen sollte.
Prozessintegrierte Reinigung von Produktionsanlagen von Dispersionsfarben
[0038] Bei Produktionsanlagen für Dispersionsfarben ist es üblich, bei einem Produktwechsel
die Chargen in den Rohrleitungen durch Molche zu trennen. Die Molchtechnik wird zur
Instandhaltung der Rohrleitungen eingesetzt. Nachteilig ist jedoch, dass es Bereiche
wie Pumpen oder Verzweigungen gibt, bei denen die Molche nicht eingesetzt werden können.
Diese nicht-molchbaren Bereiche wurden deshalb bislang mit erheblichen Mengen von
Wasser oder anderen wässrigen Medien gespült. Allerdings sind diese Spülverfahren
und die Molchtechnik nicht geeignet, um Produktreste vollständig aus den Systemen
zu entfernen. Darüber hinaus fallen beim Spülen erhebliche Abwassermengen und entsprechende
Entsorgungskosten an. Hohe Wasserentnahmen sind zudem in heißen Sommermonaten schwieriger
zur rechtfertigen. Hinzu kommt, dass sich Produktreste in den Systemen verhärten und
hartnäckige Ablagerungen bilden, wodurch der Reinigungsaufwand nochmals enorm steigt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine zustandsorientierte Reinigung schon
bevor solche Ablagerungen aushärten. Zudem stellen die neuen Grenzwerte für Biozide
und Konservierungsmittel die Anlagenbetreiber vor weitere Herausforderungen an die
Betriebshygiene.
[0039] Durch die erfindungsgemäße Anordnung der Vorlaufstrecke vor der Spülstrecke ist weit
weniger Spülflüssigkeit erforderlich als bei einer gewöhnlichen Impulsspülung. Zudem
wird mit hygienisch einwandfreier Druckluft gearbeitet. Dies ist insbesondere dann
von Bedeutung, wenn das durch die Reinigung produktbelastete Wasser beispielsweise
für neue Produkte wiederverwendet werden soll. Das erfindungsgemäße Verfahren und
die Vorrichtung reinigen Systeme unabhängig von der Geometrie, denn die Luft- und
Wasserblöcke passen sich entsprechend an. Somit können auch die zuvor genannten nicht-molchbaren
Bereiche wie Verzweigung, Verengung oder Spalten wirksam gereinigt werden.
[0040] Durch die Definition der Spülstrecke ist es zudem möglich, chemische Zusatzstoffe
für den jeweiligen Reinigungsabschnitt zu verwenden. Dies hat den Vorteil, dass andere
Rohrleitungsabschnitte von dem eigentlichen Reinigungsabschnitt entkoppelt sind und
daher von der Maßnahme nicht betroffen sind. Eine chemische Reinigung kann erforderlich
sein, um beispielsweise sehr hartnäckige Ablagerungen vollständig zu entfernen.
[0041] Eine prozessintegrierte Instandhaltungsreinigung erfordert keine chemische Behandlung,
wenn sie in kurzen Intervallen, beispielsweise täglich, bei einem Produktwechsel stattfindet.
Verteiler und Armaturen sorgen dafür, dass die benötigten Rohstoffe in die vorgesehenen
Mischsysteme gelangen. Dabei wird die Stellung der Armaturen von einer zentralen Kontrolleinheit
gesteuert, welche auch die jeweiligen Reinigungsabschnitte vorgibt. Die Kontrolle
kann beispielsweise automatisch über eine Steuereinheit erfolgen oder von einer Leitwarte
vorgegeben werden.
[0042] Zur Reinigung stehen je nach Anforderung oder Zustand verschiedene Reinigungsprogramme
zur Verfügung. Die Standardreinigung eines gesamten Produktionsbereiches dauert, je
nach Bereich, zwischen 30 und 45 Minuten. Ferner kann eine Eco-Reinigung durchgeführt
werden, in kurzen Intervallen von lediglich 15 bis 20 Monaten, was einen Kompromiss
aus Zeitbedarf und Wasserbedarf sowie gefordertem Reinigungsergebnis darstellt.
Anwendungen beim Batch-Betrieb
[0043] Chemikalien werden bei modernen Produktionsanlagen diskontinuierlich im Batch-Betrieb
hergestellt, insbesondere dann, wenn kleine Produktmengen benötigt werden. Die Anlagen
enthalten oft Gaswäscher oder Wärmeübertrager. Der Einbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ermöglicht es, die Rohrleitungen und Apparate mit nur wenigen Einspeisestellen und
Ausspeisestellen wirtschaftlich zu reinigen. Zudem können Temperierkreisläufe bei
temperaturgeführten Reaktionen mit gereinigt werden. Sofern redundante Einbauteile
vorgesehen sind, kann eine Reinigung immer bei Stillstandzeiten des Einbauteils erfolgen,
während das andere Einbauteil aktiv ist. Erwähnenswert ist, dass die Effizienz der
Einbauteile, beispielsweise von Pumpen oder Wärmeübertragern, durch die intervallweise
Reinigung deutlich erhöht wird, da vorhandene Ablagerungen den Rohrleitungsquerschnitt
vermindern.
Beschreibung der Abbildungen
[0044] In Fig. 1 ist der Zusammenhang zwischen Ablagerungen in Rohrleitungen und dem Energieaufwand
zum Wassertransport gezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, wie vorhandene Ablagerungen
den Energiebedarf beispielsweise bei Rohrbündel-Wärmeübertragern erhöhen. Dementsprechend
ist der Temperaturunterschied bei einem nicht gereinigten Rohrbündel erheblich größer
als bei einem gereinigten oder neuen Rohrbündel.
[0045] In Fig. 2 ist gezeigt, wie über Ventile und Sensorik eine Steuerung der Reinigung
prozessintegriert erfolgen kann. Die Spülstrecke (Reinigungsabschnitt) ist ein Teil
eines Systems, einer Rohrleitung, eines Wärmeübertragers oder eines Apparats. Vor
der eigentlichen Spülstrecke befindet sich eine Beschleunigungsstrecke (Vorlaufstrecke)
für die modulierenden Druckgasimpulse mit Druck und Spülflüssigkeit als gespeiste
Medien. Die Vorlaufstrecke wird zunächst gezielt mit Spülflüssigkeit teilbefüllt.
In der gezeigten Ausführungsform verläuft die Vorlaufstrecke zumindest abschnittsweise
nach oben, was zur Sammlung von Spülflüssigkeit im Sohlebereich genutzt wird. Die
Ausbildung von Flüssigkeitsblöcken wird dadurch ausgeprägter. Die Druckgasbeaufschlagung
bewirkt, dass sich die Flüssigkeitsblöcke bis zu Beginn der sich anschließenden Spülstrecke
leitungsausfüllend ausbilden können, um so Ablagerungen oder Produktreste an den Oberflächen
der Spülstrecke vollständig zu entfernen. Dadurch lassen sich Reinigungszyklen minimieren
oder Reinigungsintervalle vergrößern.
[0046] Die Ausführungsvariante sieht auch eine Separationseinheit an der Ausspeisestelle
vor, um beispielsweise Produktreste zu recyceln. Bedarfsweise können Abgas (Abluft)
und Abwasser getrennt ausgeleitet werden.
[0047] In Fig. 3 ist ein Vergleich des erfindungsgemäßen Impulsspülverfahrens mit Beschleunigungskomponente
und ohne Beschleunigungskomponente gezeigt. Dargestellt ist die Wandschubspannung
im Verhältnis zur mittleren Strömungsgeschwindigkeit. Die Fließgeschwindigkeit der
Wasserblöcke liegt bei einer Impulsspülung im Bereich zwischen 15 und 20 m/s. Durch
die Anordnung der Vorlaufstrecke vor der Spülstrecke wird eine Beschleunigungsstrecke
erreicht, so dass die daraus resultierende Beschleunigungskomponente die Wandschubspannung
signifikant erhöht.
[0048] Ein entscheidender Vorteil der prozessintegrierten Reinigung ist die deutliche Ersparnis
beim Wasserbedarf von bis zu 95 %. Der geringere Wasserbedarf und die Reinigungsdauer
verringern dadurch den Ressourcenbedarf und damit die Gesamtkosten erheblich. Versuche
haben zudem gezeigt, dass Einbauteile wie Pumpen effizient gereinigt werden können.
Die Pumpe konnte vollständig von Produktresten befreit werden.
[0049] In Fig. 4 ist ein schematischer Aufbau einer erfindungsgemäßen prozessintegrierten
Vorrichtung am Beispiel einer Dispersionsanlage gezeigt. Es werden für jedes System
eine Spülstrecke I, II und III definiert, die voneinander durch Ventile abkoppelbar
sind. Die Einspeisestelle befindet sich immer vor dem jeweiligen Einbauteil (z.B.
der Pumpe (1), der Molchstation (2) oder dem Filter (3)) der entsprechenden Spülstrecken
I bis III. Die Ausspeisung kann über eine Sammelleitung erfolgen und bedarfsweise
kann das Spülwasser aufbereitet werden. Die Steuerung der einzelnen Ventile übernimmt
die Leitwarte, so werden die einzelnen Reinigungsabschnitte I, II und III definiert.
Bedarfsweise ist auch eine Vorwärts- und kombinierte Rückwärtsreinigung möglich.
[0050] In Fig. 5 ist erkennbar, welchen Einfluss die Vorlaufstrecke auf den Reinigungserfolg
hat. Die Wirksamkeit der Reinigung baut sich im Verlauf der Vorlaufstrecke auf und
ist erst zu Beginn der Spülstrecke vollständig ausgebildet. Durch die vor der Spülstrecke
angeordnete Vorlaufstrecke, die zur Beschleunigung der Flüssigkeitsblöcke dient, wird
die Wirksamkeit der Reinigung im Vergleich zur herkömmlichen Impulsspülung ohne Vorlaufstrecke
über den gesamten Reinigungsabschnitt nochmals deutlich gesteigert.
[0051] Zusammengefasst ermöglicht eine Prozessintegration des verbesserten Impulsspülverfahrens
dauerhaft saubere Produktionsanlagen und eine geometrieunabhängige Reinigung von Rohrleitungen,
Verteilern, Pumpen, Filtern oder Armaturen. Entscheidend sind auch der geringere Wasserbedarf
und die dadurch verringerten Wassermengen und Entsorgungskosten. Zudem besteht die
Möglichkeit der Wasseraufbereitung und des Einsatzes von Frischwasser. Die prozessintegrierte
Reinigung kann auch vollautomatisiert ablaufen.
1. Verfahren zur Reinigung von Rohrleitungen oder Systemen mittels Beaufschlagung eines
mit Spülflüssigkeit teilbefüllten Rohrleitungsabschnittes mit modulierenden Druckgasimpulsen
zur Ausbildung von alternierenden Flüssigkeitsblöcken und Gasblöcken, die impulsartig
entlang einer Spülstrecke von einer Einspeisestelle durch die Rohrleitung zur Entfernung
von Ablagerungen an den Rohrleitungswänden zu einer Ausspeisestelle getrieben werden,
dadurch gekennzeichnet, dass vor der Spülstrecke eine Vorlaufstrecke zur Beschleunigung des Flüssigkeitsvolumens
in der Rohrleitung oder dem System vorgesehen ist, wobei die Vorlaufstrecke mit der
Spülflüssigkeit teilbefüllt wird und hinsichtlich ihrer Leitungsgeometrie, ihres Leitungsdurchmessers
und/oder ihrer Leitungslänge so dimensioniert wird, dass sich bei Beaufschlagung eines
Druckgasgemisches die Flüssigkeitsblöcke innerhalb der Vorlaufstrecke vollständig
ausbilden können, um den Leitungsquerschnitt der darauf folgenden Spülstrecke leitungsausfüllend
zu durchwandern.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckbeaufschlagung mit dem Gas oder Gasgemisch an der Vorlaufstrecke und die
Spülflüssigkeitsmenge so eingestellt werden, dass die Spülflüssigkeit impulsartig
innerhalb der Vorlaufstrecke aber noch vor der Spülstrecke zu einem leitungsausfüllenden
Flüssigkeitsblock auf eine Geschwindigkeit von wenigstens 15 m/s beschleunigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorlaufstrecke zumindest in Teilbereichen mit einer Steigung von > 0° relativ
zur Horizontalebene nach oben angeordnet wird, wodurch sich Spülflüssigkeit im Sohlebereich
des teilbefüllten Rohrleitungsabschnittes sammelt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Volumen und die Länge der Vorlaufstrecke von der Nennweite und Topografie der
sich anschließenden Spülstrecke abhängig gemacht werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Volumen der Vorlaufstrecke wenigstens dem 10-fachen des Leitungsdurchmessers
der Spülstrecke entspricht.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilbefüllung der Vorlaufstrecke durch eine gezielte Steuerung der Druckgaszufuhr
und der Spülflüssigkeitszufuhr erfolgt, wobei der Volumenstrom, die Menge und der
Druck eingestellt werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einteilung der Spülstrecke und damit des Reinigungsabschnittes anhand der vorhandenen
Leitungstopografie oder Systemtopografie erfolgt, wobei Nennwerte, wie Geometrie,
Länge, Durchmesser und/oder Dimension einzelner Leitungsabschnitte oder Einbauteile
des Systems berücksichtigt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Änderung eines Nennwertes in der Rohrleitung oder dem System, der betreffende
Rohrleitungs- oder Systemabschnitt von der Spülstrecke abgekoppelt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den zu reinigenden Rohrleitungen oder Systeme um Produktleitungen oder
Systeme verfahrenstechnischer Anlagen handelt, wobei die Reinigung der Rohrleitung
oder des Systems prozessintegriert oder stationär als CIP (clean in place) durchgeführt
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Rohrleitung oder das System in Abhängigkeit von den Nennweiten in einzelne, von
anderen Rohrleitungs-oder Systemabschnitten abkoppelbare, Reinigungsabschnitte aufgeteilt
werden, wobei die Abkopplung der Reinigungsabschnitte von einer Steuereinheit kontrolliert
wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den zu reinigenden Systemen um komplexe Rohrleitungen, Armaturen, Filter,
Pumpen, Siebe, Verteiler, Behälter, Reaktoren, Hydrieranlagen oder Wärmeübertrager
handelt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass an der Ausspeisestelle eine Separier-Einheit vorgesehen ist, die so konfiguriert
ist, dass eine Separation von Spülflüssigkeit, Druckgas oder Produktresten aus der
Spülflüssigkeit der gereinigten Rohrleitung oder des gereinigten Systems erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, wobei die von den Produktresten getrennte Spülflüssigkeit
der Separier-Einheit zu der Einspeisestelle rückgeführt wird.
14. Vorrichtung zur Reinigung von Rohrleitungen oder Systemen mittels Beaufschlagung eines
mit Spülflüssigkeit teilbefüllten Rohrleitungsabschnittes mit modulierenden Druckgasimpulsen
zur Ausbildung von alternierenden Flüssigkeitsblöcken und Gasblöcken, die impulsartig
entlang einer Spülstrecke von einer Einspeisestelle durch die Rohrleitung zur Entfernung
von Ablagerung an den Rohrleitungswänden zu einer Ausspeisestelle getrieben werden,
dadurch gekennzeichnet, dass vor der Spülstrecke eine Vorlaufstrecke zur Beschleunigung des Flüssigkeitsvolumens
in der Rohrleitung oder dem System angeordnet ist, die hinsichtlich ihrer Leitungsgeometrie,
ihres Leitungsdurchmessers und/oder ihrer Leitungslänge so dimensioniert ist, dass
sich bei Beaufschlagung eines Druckgasgemisches die Flüssigkeitsblöcke innerhalb der
Vorlaufstrecke vollständig ausbilden können, um den Leitungsquerschnitt der darauf
folgenden Spülstrecke leitungsausfüllend zu durchwandern.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorlaufstrecke zumindest in Teilbereichen eine Steigung von > 0° relativ zur
Horizontalebene nach oben aufweist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Teil einer Prozessanlage ist, wobei eine Steuereinheit vorgesehen
ist, um die Reinigung halbautomatisch oder vollautomatisiert prozessintegriert durchzuführen,
wobei die Rohrleitung oder das System in Abhängigkeit von den Nennweiten in einzelne,
von anderen Rohrleitungs- oder Systemabschnitten abkoppelbare, Reinigungsabschnitte
aufgeteilt sind, die über Ventile, Schieber oder Armaturen voneinander abkoppelbar
sind.