[0001] Die Erfindung betrifft ein Kathodenausbruchsmaterial, ein Verfahren zu dessen Herstellung
sowie dessen Verwendung als Brennstoff, vorzugsweise in Kraftwerken sowie bei der
Herstellung von Mineralwolle, Zement und Stahl.
[0002] Die Herstellung von Aluminium erfolgt üblicherweise durch Schmelzflusselektrolyse
in Aluminium-Elektrolysezellen mittels des Hall-Heroult-Prozesses. Bei der Elektrolyse
der geschmolzenen Mischung aus Aluminiumoxid und Kryolith setzt sich das gebildete
Aluminium an der Kathode ab und an der Anode reagiert Sauerstoff mit dem Graphit der
Anode zu Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonoxid. Mit der Zeit werden die Graphitanoden
aufgebraucht und müssen ersetzt werden.
[0003] Die Kathodenauskleidung, die überwiegend ebenfalls aus Graphit besteht, ist gegenüber
Aluminium inert. Allerdings wird Natrium aus dem Schmelzbad von der Kathodenauskleidung
absorbiert und bildet Einlagerungsverbindungen, die das Benetzungsverhalten der Kathodenauskleidung
gegenüber dem Elektrolyten verändern. Das geschmolzene Kryolith und Aluminiumoxid-Salze
können dann einfacher durch Poren und Risse in die Kathodenauskleidung eindringen
und imprägnieren diese mit der Zeit vollständig, wodurch sich die Produktivität der
Elektrolysezelle sowie deren Energieverbrauch verschlechtern. Ferner wird der Gehalt
an Eisen- und Siliziumverunreinigungen im Aluminium erhöht.
[0004] Aus diesen Grund beträgt die durchschnittliche Betriebszeit der Kathodenauskleidung
in industriellen Aluminium-Elektrolysezellen üblicherweise zwischen 4 und 7 Jahren.
Die tatsächliche Lebensdauer kann auch deutlich kürzer sein, wenn ein, meist durch
Risse in der Kathodenauskleidung erzeugtes, vorzeitiges Versagen der Kathodenauskleidung
auftritt.
[0005] Um die Kathodenauskleidung der Aluminium-Elektrolysezelle zu ersetzen, wird die Kathodenauskleidung
mechanisch, beispielweise unter Verwendung von Presslufthammern, aufgebrochen und
entfernt. Der dabei anfallende Kathodenausbruch, auch "spent pot lining (SPL)" genannt,
wird industriell in einen "ersten Schnitt", der Material der Kathodenauskleidung enthält,
und einen "zweiten Schnitt", der eine Mischung aus Material der Kathodenauskleidung
und der feuerfesten Auskleidung enthält, unterteilt.
[0006] Abhängig von der weiteren Entsorgung des Kathodenausbruchs wird der erste Schnitt,
der aus dem Graphit der Kathodenauskleidung besteht, von dem zweiten Schnitt, der
eine Mischung des Graphits der Kathodenauskleidung und der feuerfesten Auskleidung
darstellt, getrennt. Typischerweise besteht der Kathodenausbruch aus etwa 55% des
ersten Schnittes und 45% des zweiten Schnitts.
[0007] Der Kathodenausbruch des ersten Schnitts besteht überwiegend aus Graphit mit einem
niedrigen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen und Schwefel. Allerdings reichern sich
während der Aluminium-Elektrolyse an bzw. in der Kathodenauskleidung toxische Verbindungen,
wie Cyanide, beispielsweise in Form von Natriumcyanid sowie Fluoridverbindungen an.
Diese toxischen Verbindungen weisen eine hohe Reaktivität mit Wasser und/oder Luft,
insbesondere Sauerstoff, auf, wobei es unter anderem zu Wärmeentwicklung, toxischer
Gasentwicklung sowie Entzündungen kommen kann. Kathodenausbruch wird daher in den
meisten Ländern als gefährlicher Abfall und Gefahrgut, beispielsweise im Sinne des
Europäischen Übereinkommens über die internationale Beförderung gefährlicher Güter
auf der Straße (ADR), eingestuft. Insbesondere wird Kathodenausbruch in den Beförderungspapieren
mit UN3170 ABFALL, NEBENPRODUKTE DER ALUMINIUMHERSTELLUNG, 4.3, III, (E) bezeichnet
und ist als ein Gefahrgut der Klasse 4.3: "Stoffe, die in Berührung mit Wasser entzündbare
Gase entwickeln" eingestuft.
[0008] Die Reaktivität mit Wasser und/oder Luftsauerstoff begrenzt die Verwertbarkeit des
Kathodenausbruchs bzw. bedingt aufwändigere Lagerungsbedingungen und Entsorgungswege
und erhöht die damit verbundenen Kosten.
[0009] Derzeit wird weltweit der überwiegende Teil des bei der Aluminiumherstellung anfallenden
Kathodenausbruchs auf Halde deponiert. Einerseits werden in Ländern mit weniger strengen
Regularien Deponierungen ohne jegliche Weiterbehandlung des Kathodenausbruchs vorgenommen.
In anderen Ländern sind vor der Deponierung aufwändige thermische bzw. nasschemische
Aufbereitungen als notwendig erkannt worden und Stand der Technik. Gleichzeitig hat
Kathodenausbruch aufgrund des hohen Kohlenstoffanteils einen durchaus thermisch interessanten
Heizwert, so dass als ein möglicher Entsorgungsweg die Verwendung von Kathodenausbruch
als Brennstoff wünschenswert ist.
[0010] Die Verwendung des als Gefahrgut klassifizierten Kathodenausbruchs als Brennstoff
wird allerdings durch den aufwändigen Transport, die Lagerung und die Verarbeitbarkeit
begrenzt. Zusätzlich hängt die Nutzbarkeit des Kathodenausbruchs, als Brennstoff sowie
dessen Entsorgungskosten, stark von der Größe der Bruchstücke des Kathodenausbruchs
ab.
[0011] Während größere Fraktionen des Kathodenausbruchs für vergleichsweise geringe Kosten
zur Verwendung als Brennstoff an einen Verwerter entsorgt werden können, ist es schwierig
für kleinere grießähnliche Fraktionen und Stäube des Kathodenausbruchs eine Verwendung
zu finden, weil diese wegen ihrer großen Oberfläche, und damit verbundenen höheren
Reaktivität, oftmals nicht als Brennstoff in den Verwertungsanlagen genutzt werden
können. Die höhere Reaktivität der kleineren Fraktionen des Kathodenausbruchs machen
diese gefährlicher und somit schwieriger zu transportieren und zu handhaben. Damit
ist die Entsorgung dieser kleinen Fraktionen des Kathodenausbruchs entsprechend aufwändig
und teuer.
[0012] Die
WO 2014/026138 A1 beschreibt einen Kathodenausbruch, der mindestens 65 Gew.-% Kohlenstoffgehalt aufweist,
sowie dessen Verwendung als Brennstoff. Dabei wird der hohe Kohlenstoffgehalt dadurch
erzeugt, dass nur der erste Schnitt des Kathodenausbruchs verwendet wird und optional
zu diesem zusätzlich eine kohlenstoffanreichernde Verbindung zugegeben wird, wobei
die kohlenstoffanreichernde Verbindung ausgewählt ist aus kompatiblen Hüttenrückständen,
wie Nebenprodukten der Graphitanoden oder Graphitkathodenproduktion. Solche Nebenprodukte
werden in
WO 2014/026138 A1 nicht näher bezeichnet, könnten aber beispielsweise Stäube, Bruchstücke oder Verschnitt
aus Produktionsschrott sein. Der hierbei erzeugte mit Kohlenstoff angereicherte Kathodenausbruch
weist zwar einen höheren Heizwert auf, ist aber aufgrund der im Kathodenausbruch enthaltenen
mit Wasser und/oder Luftsauerstoff hochreaktiven Cyanide und Fluoride weiterhin ein
Gefahrgut.
[0013] Die
WO 88/06572 A1 beschreibt Verfahren zur Herstellung von Mineralwolle bei dem unter anderem Briketts,
die aus einer Mischung von Kathodenausbruch und Steinkohlenkoks sowie Kokereipech
bestehen, als Teil der Brennstoffbeschickung des Mineralwolle-Kupolofens verwendet
werden. Hierdurch sollen unerwünschte Siliziumablagerungen im Ofen verringert werden,
die während der Herstellung der Mineralwolle entstehen. Dabei soll das Brikett vorzugsweise
etwa 40% Steinkohlekoks, 0,45% Kathodenausbruch und 15% Kokereipech enthalten. Nachteilig
an diesen Briketts ist, dass diese nur äußerst geringe Mengen an Kathodenausbruch
enthalten und damit lediglich geringe Anteile des Kathodenausbruchs als Brennstoff
verwertet und entsorgt werden können. Ferner ist das als Bindemittel verwendete Kokereipech
aufgrund seiner hohen Klebrigkeit, des Verarbeitungsfensters bei hohen Temperaturen
sowie der teils karzinogenen Inhaltsstoffe, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe,
technisch schwer zu handhaben.
[0014] Vor diesem Hintergrund bestand die Aufgabe der Erfindung darin, ein Kathodenausbruchsmaterial
bereitzustellen, welches eine sichere Lagerung und einen sicheren Transport auch von
kleinkörnigeren Fraktionen und Stäuben des Kathodenausbruchs gewährleistet und die
im Stand der Technik genannten Nachteile nicht aufweist. Eine weitere Aufgabe der
Erfindung bestand darin, ein einfaches Verfahren zur Herstellung eines solchen Kathodenausbruchsmaterials
bereitzustellen.
[0015] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Kathodenausbruchsmaterial, enthaltend Kathodenausbruch,
insbesondere von Aluminium-Elektrölysezellen, und mindestens ein hydrophobes Bindemittel,
wobei das hydrophobe Bindemittel ausgewählt ist aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung
oder Mischungen davon.
[0016] Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials
sowie die Verwendung des erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterials als Brennstoff.
[0017] Überraschend wurde gefunden, dass durch Zugabe eines hydrophoben Bindemittels, ausgewählt
aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung oder Mischungen davon zu Kathodenausbruch
ein Kathodenausbruchsmaterial erhalten wird, das keine nennenswerte Reaktivität gegenüber
Wasser und/oder Luftsauerstoff aufweist, so dass dessen Lagerungs- und Transportstabilität
gewährleistet ist. Der Kathodenausbruch wird durch Zugabe der erfindungsgemäß vorgesehenen
hydrophoben Bindemittel in einem derart vollständigen Maße inertisiert, dass er nicht
mehr als Gefahrgut zu transportierender Abfall gilt. Insbesondere entwickelt das erfindungsgemäße
Kathodenausbruchsmaterial bei Kontakt mit Wasser keine entzündbaren Gase mehr und
muss somit auch nicht mehr als Gefahrgut der Unterklasse 4.3 transportiert und mit
entsprechenden Beförderungspapieren versehen werden. Somit kann das erfindungsgemäße
Kathodenausbruchsmaterial ohne Schwierigkeiten gelagert und transportiert werden,
was dessen Entsorgung als Brennstoff, vorzugsweise in Kraftwerken sowie bei der Herstellung
von Mineralwolle, Zement und Stahl, kostengünstiger und damit wirtschaftlich attraktiver
macht als das Deponieren auf Halde. Die Verwertung als Brennstoff ist auch unter ökologischen
Gesichtspunkten einem Deponieren auf Halde vorzuziehen.
[0018] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass durch die Anwesenheit
des hydrophoben Bindemittels, ausgewählt aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung
oder Mischungen davon, im erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial der Heizwert
des Kathodenausbruchs entsprechend des zugegebenen Anteils an hydrophobem Bindemittel
weiter erhöht wird, so dass Heizwertschwankungen zwischen verschiedenen Chargen des
Kathodenausbruchs bei dessen Verwendung als Brennstoff nicht weiter ins Gewicht fallen.
Überraschend wurde festgestellt, dass es mit dem erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial
möglich ist, das Verbrennungsverhalten innerhalb großer Freiheitsgrade einzustellen
und dieses daher bei Verwendung als Brennstoff für den jeweiligen Verwertungsprozess
zu optimieren, so dass es genau an die Ansprüche des entsprechenden Weiterverarbeitungsverfahrens
angepasst werden kann.
[0019] Ein zusätzlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, dass sich auch die aufgrund
ihrer hohen Oberfläche mit Wasser und/oder Luftsauerstoff hochreaktiven kleinen grießähnlichen
Fraktionen und Stäube des Kathodenausbruchs mit dem hydrophoben Bindemittel, ausgewählt
aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung oder Mischungen davon, agglomerieren und
weitgehend inertisieren lassen, so dass auch diese bisher aufgrund der Reaktivität
und Größe nur aufwändig und teuer zu entsorgenden Bestandteile des Kathodenausbruchs
kostengünstig und sicher als Brennstoff verwendet werden können. So ist beispielweise
die Größe des für die Mineralwollherstellung verwendbaren Kathodenausbruchs üblicherweise
auf Fraktionen größer 50 mm begrenzt, um eine bestimmte Gasdurchlässigkeit der Ofenbeschickung
zu gewährleisten. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich auch die kleinen
Fraktionen unter 50 mm des Kathodenausbruchs mittels des hydrophoben Bindemittels,
ausgewählt aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung oder Mischungen davon, zu einem
in der Größe an die Vorgaben des jeweiligen Weiterverarbeitungsverfahrens angepassten
Kathodenausbruchsmaterial zu agglomerieren.
[0020] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird zwischen Kathodenausbruch und Kathodenausbruchsmaterial
unterschieden. Kathodenausbruchsmaterial im Sinne der Erfindung bedeutet, dass der
Kathodenausbruch mit dem hydrophoben Bindemittel in agglomerierter Form, vorliegt.
Agglomeriert bedeutet, dass die einzelnen Partikel des Kathodenausbruchs mittels des
hydrophoben Bindemittels zu größeren Verbänden zusammengebunden werden.
[0021] Das erfindungsgemäße Kathodenausbruchsmaterial enthält Kathodenausbruch, insbesondere
von Aluminium-Elektrolysezellen.
[0022] In Abgrenzung zum Kathodenausbruchsmaterial wird erfindungsgemäß unter Kathodenausbruch
der Rohstoff verstanden, der bei dem mechanischen Aufbrechen und Entfernen der Kathodenauskleidung,
insbesondere der Kathodenauskleidung einer Aluminium-Elektrolysezelle, erhalten wird.
Kathodenausbruch im Sinne der Erfindung wird auch als spent pot lining (SPL) bezeichnet.
Der Kathodenausbruch ist frei von einem hydrophoben Bindemittel.
[0023] In der Praxis wird zwischen dem ersten Schnitt und dem zweiten Schnitt eines Kathodenausbruchs
von Aluminium-Elektrolysezellen unterschieden. Während der erste Schnitt nur aus dem
Material der Kathodenauskleidung der Elektrolysezelle und damit im Wesentlichen aus
Graphit besteht, enthält der zweite Schnitt auch Teile der feuerfesten Auskleidung
der Elektrolysezelle.
[0024] Der Kathodenausbruch im erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial kann aus dem
ersten Schnitt oder dem zweiten Schnitt oder einer Mischung des ersten und des zweiten
Schnitts bestehen. Damit ist ein Einstellen an die Vorgaben des jeweiligen Weiterverarbeitungsverfahrens
angepasstes Kathodenausbruchsmaterial möglich. Beispielsweise kommt bei der Verwendung
des Kathodenausbruchs als Brennstoff bei der Herstellung von Zement üblicherweise
der erste und zweite Schnitt zum Einsatz, während bei der Herstellung von Mineralwolle
üblicherweise nur der erste Schnitt eingesetzt wird.
[0025] Der erste Schnitt des Kathodenausbruchs umfasst typischerweise 40 bis 75 Gew.-% Kohlenstoff,
10 bis 20 Gew.-% Fluorid, 8 bis 17 Gew.-% Natrium, bis zu 10 Gew.-% Aluminiumoxid,
bis zu 5 Gew.-% Aluminium (Metall), 0,01-0,5 Gew.-% Cyanid, bis zu 6 Gew.-% Siliciumdioxid,
1 bis 6 Gew.-% Calciumoxid, 0,1 bis 0,3 Gew.-% Schwefel sowie bis zu 300 ppm polyzyklische
aromatische Kohlenwasserstoffe.
[0026] Der zweiten Schnitt des Kathodenausbruchs umfasst typischerweise 0 bis 20 Gew.-%
Kohlenstoff, 4 bis 10 Gew.-% Fluorid, 6 bis 14 Gew.-% Natrium, 10 bis 50 Gew.-% Aluminiumoxid,
10 bis 50 Gew.-% Siliciumdioxid, 1 bis 8 Gew.-% Calcium sowie 0,1 bis 0,3 Gew.-% Schwefel.
[0027] Die Zusammensetzung des ersten Schnitts des Kathodenausbruchs variiert in Abhängigkeit
von der Betriebsdauer der Kathodenauskleidung bis zu ihrem Abbruch. Die Zusammensetzung
des zweiten Schnitts, die aus der feuerfesten Auskleidung und einem geringen Anteil
der Kathodenauskleidung besteht, ist weniger stark von der Betriebsdauer der Kathodenauskleidung
abhängig. Ihre Zusammensetzung kann aber durch unterschiedliche Verhältnisse der Anteile
von Feuerfestauskleidung und Kathodenauskleidung beim Abbrechen derselben ebenfalls
variieren.
[0028] Eine Mischung aus dem ersten und dem zweiten Schnitt des Kathodenausbruchs umfasst
typischerweise 25 bis 35 Gew.-% Kohlenstoff, 12 bis 18 Gew.-% Fluorid, 12 bis 18 Gew.-%
Natrium, 12 bis 18 Gew.-% Aluminium, bis zu 0,28 Gew.-% Cyanid, bis zu 3,5 Gew.-%
Silicimdioxid, biszu 3,5 Gew.-% Calciumoxid, 0,1 bis 0,3 Gew.-% Schwefel sowie bis
zu 165 ppm polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
[0029] Bevorzugt weist eine Mischung des ersten und des zweiten Schnitts des Kathodenausbruchs
50 bis 60 Gew.-% des ersten Schnitts und 40 bis 50 Gew.-% des zweiten Schnitts auf.
[0030] Der im erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial enthaltene Kathodenausbruch kann
in jeder prinzipiell zur Agglomeration mit einem hydrophoben Bindemittel geeigneten
Form und Größe vorliegen. Es hat sich jedoch für die Herstellung von Pellets, Gießlingen,
Briketts oder Extrudaten als verfahrenstechnisch vorteilhaft erwiesen, wenn der Kathodenausbruch
in möglichst homogener Korngröße vorliegt. Durch die Verwendung möglichst homogener
Korngrößen des Kathodenausbruchs sind die damit hergestellten Pellets, Gießlinge,
Briketts oder Extrudate stabiler und es kann eine gleichmäßige Qualität hinsichtlich
der Eigenschaften, wie des Brennwerts, von einem einzelnen Pellet, Gießling, Brikett
oder Extrudat zum nächsten einzelnen Pellet, Gießling, Brikett oder Extrudat sichergestellt
werden.
[0031] Bevorzugt weist der Kathodenausbruch daher eine Korngröße von kleiner 50 mm, insbesondere
kleiner 30 mm, besonders bevorzugt kleiner 0,2 mm, auf. Der Kathodenausbruch kann
mit einer geeigneten Mühle auf die Zielfeinheit gemahlen werden. Die einzelnen Feinheiten
können durch Klassieren mittels Siebverfahren in geeignete Fraktionen getrennt werden.
Je nach gewünschtem Endprodukt (Pellet, Gießling, Brikett oder Extrudat) können unterschiedliche
Korngrößen vorteilhaft sein. So sind beispielsweise für die Herstellung von Pellets
und Extrudaten möglichst kleine und homogene Korngrößen von Vorteil, während für die
Herstellung von Gießlingen und Briketts auch gröbere Korngrößen und weniger homogenen
Korngrößenverteilungen verwendet werden können.
[0032] Das erfindungsgemäße Kathodenausbruchsmaterial enthält mindestens ein hydrophobes
Bindemittel, ausgewählt aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung öder Mischungen davon.
[0033] Unter einem hydrophoben Bindemittel im Sinne der Erfindung wird ein Bindemittel verstanden,
welches nicht mit Wasser mischbar ist. Während hydrophobe Bindemittel in Wasser nahezu
unlöslich sind, lösen sie sich in organischen, unpolaren Medien.
[0034] Als Wachse werden üblicherweise Substanzen bzw. Substanzgemische bezeichnet, die
bei 20°C knetbar, fest bis brüchig-hart sind, eine grobe bis feinkristalline Struktur
aufweisen, farblich durchscheinend bis opak, aber nicht transparent, sind und über
40°C ohne Zersetzung schmelzen sowie wenig oberhalb des Schmelzpunktes bereits dünnflüssig
sind bzw. eine geringe Viskosität aufweisen, eine stark temperaturabhängige Konsistenz
und Löslichkeit aufweisen sowie unter leichtem Druck polierbar sind.
[0035] Unter einer wachsartigen Verbindung, wird eine Verbindung verstanden, die ein ähnliches
physikalisches Verhalten aufweist, wie ein Wachs.
[0036] Erfindungsgemäß kommen alle dem Fachmann bekannten natürlichen, teilsynthetischen
und synthetischen Wachse als hydrophobe Bindemittel in Frage.
[0037] Beispiele für natürliche Wachse sind Wollwachs, Chinawachs, Bienenwachs, Bürzeldrüsenfett,
Talg, Zuckerrohrwachs, Carnaubawachs, Candelillawachs, Korkwachs, Gurumawachs, Ouicuriwachs,
Kuba-Palmenwachs, Espartowachs, Baumwollwachs, Reiskleiewachs, Flachswachs, Torfwachs,
Rosenwachs, Jasminwachs, Peetha-Wachs, Myrtewachs, Wachsfeigenwachs Erdölwachs, Erdwachse,
Stuffwachs, Aderwachs, Montanwachs, Petroleumwachs sowie Paraffinwachs.
[0038] Beispiele für teilsynthetische Wachse sind Esterwachse aus langkettigen Wachssäuren
mit einwertigen Fett- oder Wachsalkoholen, Amide von Fett- und Wachssäuren, Amidwachse
auf Basis von Fettsäuren, wie Distearylethylendiamid, Ethylendistearmide, Stearinsäureamid,
Behensäureamid, Erucasäureamid, Ölsäureamid, Sojawachs, Rhizinuswachs, Rapswachs,
Phthalamidwachse sowie acylierte Amide von Fett- und Wachssäuren.
[0039] Beispiele für synthetische Wachse sind Hydrocarbonwachse, Polyolefinwachse, wie Polyethylenwachs,
EVA-Wachse und Polypropylenwachs, Polyesterwachse sowie Fischer-Tropsch-Wachse.
[0040] Bevorzugt ist das Wachs ausgewählt aus Polyolefinwachsen, insbesondere Polyethylenwachsen,
oder Paraffinwachsen.
[0041] Auch der Einsatz üblicher dem Fachmann bekannter wachsartiger Verbindungen ist erfindungsgemäß
grundsätzlich möglich.
[0042] Bevorzugt ist die wachsartige Verbindung ausgewählt aus Estern des Glycerins mit
Fettsäuren, vorzugsweise aus linearen Kohlenstoffketten mit 4 bis 26, typischerweise
12 bis 22, Kohlenstoffatomen, Fettsäuren, insbesondere lineare aliphatische Monocarbonsäuren
mit 13 bis 21 Kohlenstoffatomen, und Mischungen davon, vorzugsweise aus Stearin.
[0043] Als besonders praxisgerecht hat sich der Einsatz mindestens eines hydrophoben Bindemittels,
ausgewählt aus Wachs, einer wachsartigen Verbindungen oder Mischungen davon, erwiesen,
das einen Tropfpunkt nach DIN ISO 2176 zwischen 35°C und 75°C aufweist.
[0044] Hydrophobe Bindemittel mit einem Tropfpunkt in diesem Bereich weisen eine gute Balance
zwischen einer ausreichenden Festigkeit bei Umgebungstemperatur und einem möglichst
energieeffizienten Verfahren zur Herstellung des Kathodenausbruchsmaterials auf. Aufgrund
des vergleichsweise niedrigen Tropfpunktes ist die Energiemenge, die zugeführt werden
muss, um das hydrophobe Bindemittel bei der Herstellung des Kathodenausbruchsmaterials
zu verflüssigen geringer als für hydrophobe Bindemittel mit einem Tropfpunkt nach
DIN ISO 2176 von über 75°C und mehr.
[0045] Der Tropfpunkt des hydrophoben Bindemittels kann vorteilhaft abhängig von der Jahreszeit
und/oder der Klimazone in dem das Kathodenausbruchsmaterial gelagert und transportiert
werden soll ausgewählt werden, um zu gewährleisten, dass das hydrophobe Bindemittel
bei Umgebungstemperatur ausreichend fest ist. So ist in einer kälteren Jahreszeit
und/oder gemäßigten Klimazone ein hydrophobes Bindemittel mit einem Tropfpunkt nach
DIN ISO 2176 im Bereich zwischen 35°C und 45°C bereits ausreichend, während in der
wärmeren Jahreszeit und/oder subtropischen und tropischen Klimazonen ein hydrophobes
Bindemittel mit einem Tropfpunkt nach DIN ISO 2176 im Bereich zwischen 45°C und 75°C
vorteilhaft sein kann.
[0046] Es ist ferner besonders vorteilhaft, wenn das hydrophobe Bindemittel einen möglichst
geringen Anteil an funktionellen Gruppen beinhaltet, vorzugsweise frei von funktionellen
Gruppen ist. Unter funktionellen Gruppen werden vorliegend chemische Gruppen verstanden,
die sich von reinen Kohlenstoff-Kohlenstoff- oder Kohlenstoff-Wasserstoff-Einfachbindungen
unterscheiden. Ein solches hydrophobes Bindemittel bewirkt eine nochmals deutlich
herabgesetzte Reaktivität des erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterials mit Wasser
und/oder Luftsauerstoff, so dass dessen Lager- und Transportstabilität weiter verbessert
wird. Ferner erhöht sich durch den höheren Kohlenstoffanteil im hydrophoben Bindemittel
auch der Heizwert des Kathodenausbruchsmaterials bei dessen Verwendung als Brennstoff.
[0047] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Kathodenausbruchsmaterial
einen Heizwert zwischen 10500 bis 31000 kJ/kg auf, bestimmt nach der Methode RAL-GZ
724 der Bundesgütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe. Durch die Zugabe des hydrophoben
Bindemittels, wird der Heizwert des Kathodenausbruchs, der üblicherweise im Bereich
von 7500 bis höchstens 10000 kJ/kg liegt, deutlich erhöht.
[0048] Das erfindungsgemäße Kathodenausbruchsmaterial kann an die Ansprüche des jeweiligen
Weiterverarbeitungsverfahrens angepasst werden. Je nach Weiterverarbeitungsverfahren
kann das Kathodenausbruchsmaterial vorteilhaft in Form von Pellets, Kokons, Gießlingen,
Briketts oder Extrudaten vorliegen.
[0049] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung liegt das Kathodenausbruchsmaterial
in Form von Pellets oder Extrudaten vor und enthält 75 bis 90 Gew.-% Kathodenausbruch
und 10 bis 25 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht des Kathodenausbruchsmaterials.
Kathodenausbruchsmaterial in Form von einfach zu dosierenden Pellets oder Extrudaten
ist für die Verwendung des Kathodenausbruchsmaterials als Brennstoff bei Heizwert-geregelten
Verbrennungen, beispielsweise bei der Herstellung von Zement im Drehrohrofen oder
beim Betrieb eines Kraftwerks, vorteilhaft. Hier kann die Zieltemperatur durch Chargieren
mit einem homogenen Brennstoff bekannten Brennwerts verlässlich vorhergesagt werden.
Je kleiner die Darreichungsform des Brennstoffs, desto feiner kann die erreichte Temperatur
geregelt werden. Das Erreichen einer Zieltemperatur in bestimmten Grenzen kann für
die Einhaltung der Qualität des hergestellten Produktes von Bedeutung sein.
[0050] Gemäß einer alternativen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung liegt das Kathodenausbruchsmaterial
in Form von Briketts vor und enthält 60 bis 80 Gew.-% Kathodenausbruch und 20 bis
40 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht des Kathodenausbruchsmaterials.
[0051] Kathodenausbruchsmaterial in Form von Briketts ist für die Verwendung des Kathodenausbruchsmaterials
als Brennstoff bei grob Heizwert-geregelten Verbrennungen, beispielsweise in Kupolöfen,
die bei der Herstellung von Mineralwolle eingesetzt werden, und in Batchöfen, beispielsweise
in Elektrolichtbogenöfen, wie sie bei der Stahlherstellung eingesetzt werden, vorteilhaft.
Mit Briketts kann die notwendige Gasdurchlässigkeit der Beschickung aufgrund der im
Vergleich zu Pellets gröberen Darreichungsform einfacher erreicht werden, gleichzeitig
ist trotz der gröberen Darreichungsform eine verlässliche Einstellung der Zieltemperatur
durch Chargieren mit homogenem Brennstoff bekannten Brennwerts möglich.
[0052] Gemäß einer weiteren alternativen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung liegt
das Kathodenausbruchsmaterial in Form von Gießlingen vor und enthält 30 bis 80 Gew.-%
Kathodenausbruch und 20 bis 70 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Kathodenausbruchsmaterials. Kathodenausbruchsmaterial in Form von Gießlingen ist
für die Verwendung des Kathodenausbruchsmaterials als Brennstoff als Brennstoff bei
grob Heizwert-geregelten Verbrennungen, beispielsweise in Kupolöfen, die bei der Herstellung
von Mineralwolle eingesetzt werden, sowie in Batchöfen, z.B. Elektrolichtbogenöfen,
vorteilhaft. Ebenso wie bei der Verwendung von Briketts, geben die Gießformen die
Möglichkeit viel Brennstoff dennoch gasdurchlässig in den Prozess einzutragen und
ermöglicht dabei gleichzeitig aufgrund des homogenen Brennstoffs mit bekanntem Brennwert
eine verlässliche Temperatureinstellung.
[0053] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials,
umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Bereitstellen von Kathodenausbruch, insbesondere von Aluminium-Elektrolysezellen,
- (b) Zerkleinern des Kathodenausbruchs in mindestens einer Zerkleinerungsvorrichtung,
- (c) Fraktionieren des Kathodenausbruchs durch eine Trennvorrichtung,
- (d) Mischen des Kathodenausbruchs mit mindestens einem hydrophoben Bindemittel, ausgewählt
aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung oder Mischungen davon, in einer Mischvorrichtung,
- (e) Portionieren der in Schritt (d) erhaltenen Mischung,
- (f) Entnehmen des Kathodenausbruchsmaterials,
wobei die Schritte (b) bis (d) unter Inertgas-Atmosphäre durchgeführt werden.
[0054] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass dieses eine einfache
und kostengünstige sowie energieeffiziente Herstellung des Kathodenausbruchsmaterials
gewährleistet. Dabei gilt das zu dem erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial oben
in Bezug auf einzelne technische Merkmale Gesagte für die übereinstimmenden technischen
Merkmale des erfindungsgemäßen Verfahrens entsprechend.
[0055] Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht das Bereitstellen von Kathodenausbruch,
insbesondere von Aluminium-Elektrolysezellen, vor. Das Bereitstellen des Kathodenausbruchs
in Schritt (a) kann in jeglicher Form und Größe des Kathodenausbruchs erfolgen und
ist nur durch die technischen Möglichkeiten des Transports des Kathodenausbruchs limitiert.
So können erfindungsgemäß sowohl grobe Stücke und Platten des Kathodenausbruchs von
über 1 m Länge als auch feinste Stäube des Kathodenausbruchs sowie Mischungen mit
unterschiedlichsten Korngrößen und Plattengrößen, wie sie üblicherweise beim mechanischen
Abbruch einer Kathodenauskleidung anfallen, in Schritt (a) zum Einsatz kommen.
[0056] In Schritt (b) des Verfahrens wird der Kathodenausbruch in mindestens einer Zerkleinerungsvorrichtung
zerkleinert. Dabei kann als mindestens eine Zerkleinerungsvorrichtung grundsätzlich
eine dem Fachmann bekannte Zerkleinerungsvorrichtung zum Einsatz kommen. Bevorzugt
ist die mindestens eine Zerkleinerungsvorrichtung in Schritt (b) eine Mühle oder ein
Brecher. Hier können beispielsweise Kugelmühlen, Prallmühlen, Hammermühlen, Vertikalmühlen
oder Schredder zum Einsatz kommen. Die mindestens eine Zerkleinerungsvorrichtung bewirkt
eine Verringerung der Platten- und/oder Partikelgröße des Kathodenausbruchs.
[0057] In Schritt (c) des erfindungsgemäßen Verfahrens findet ein Fraktionieren des Kathodenausbruchs
durch eine Trennvorrichtung statt. Erfindungsgemäß können solche Trennvorrichtung
eingesetzt werden, die eine homogene Korngröße des Kathodenausbruchsmaterials gewährleisten.
Bevorzugt ist die Trennvorrichtung in Schritt (c) ein Sieb. Es sind aber auch andere
Trennvorrichtungen grundsätzlich denkbar, mit denen sich ein Feinanteil bestimmter
Korngröße des Kathodenausbruchs von dem in Schritt (b) zerkleinerten Kathodenausbruch
abtrennen lässt. Dabei kann das Fraktionieren in Schritt (c) vorzugsweise gleichzeitig
zum Zerkleinern in Schritt (b) stattfinden. Es ist aber auch denkbar, dass das Fraktionieren
erst nach dem Zerkleinern in Schritt (b) stattfindet.
[0058] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht vor, dass in Schritt d) ein Mischen des Kathodenausbruchs
mit mindestens einem hydrophoben Bindemittel, ausgewählt aus Wachs, einer wachsartigen
Verbindung oder Mischungen davon, in einer Mischvorrichtung stattfindet. Solche Mischvorrichtungen
sind dem Fachmann grundsätzlich geläufig. Bevorzugt wird das mindestens eine hydrophobe
Bindemittel der Mischvorrichtung in Schritt (d) in flüssiger Form zudosiert oder durch
Erwärmen in der Mischvorrichtung verflüssigt. Das Zudosieren in flüssiger Form kann
beispielsweise dadurch erreicht werden, dass das hydrophobe Bindemittel aus einem
separaten beheizten Vorratsbehälter der Mischvorrichtung zugeführt wird. Es ist aber
auch denkbar, dass sich die Mischvorrichtung selbst erwärmen lässt oder dass das Wachs
durch den Energieeintrag des Mischaggregats in der Mischvorrichtung verflüssigt wird.
[0059] Die Schritte (b) bis (d) des erfindungsgemäßen Verfahrens werden unter Inertgas-Atmosphäre
durchgeführt. Dies ist notwendig, da der Kathodenausbruch, insbesondere die in Schritt
(b) entstehenden Feinanteile davon, mit Wasser und/oder Luftsauerstoff hochreaktiv
sind, wobei es, wie eingangs bereits erläutert, unter anderem zu Wärmeentwicklung,
toxischer Gasentwicklung sowie Entzündungen kommen kann. Eine solche Reaktion ist
daher unter Sicherheitsaspekten unbedingt zu vermeiden. Als Inertgas können beispielsweise
Edelgase, wie Helium, Neon, Argon, Krypton und Xenon, sowie Stickstoff verwendet werden.
Aus ökonomischen Gründen ist der Einsatz von Stickstoff erfindungsgemäß bevorzugt.
[0060] In Schritt (e) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die in Schritt (d) erhaltene
Mischung portioniert. Bevorzugt ist das Portionieren in Schritt (e) ausgewählt aus
In-Form-Gießen, Brikettieren, Extrudieren oder Pelletieren.
[0061] Darüber hinaus ist es auch denkbar, die in Schritt (d) erhaltene Mischung in bereits
zuvor bereitgestellte feste Kokons des hydrophoben Bindemittels zu füllen. Vorteilhaft
an dieser Variante ist, dass auch weniger homogener Kathodenausbruch verarbeitet werden
kann. So ist für diese Ausführungsform das Fraktionieren in Schritt (c) nicht unbedingt
notwendig. Der hydrophobe Bindemittelkokon kann dabei eine geometrische Hohlform sein,
insbesondere eine Hohlkugel oder ein Hohlzylinder, wobei eine Hohlkugel bevorzugt
ist. Das Portionieren in Schritt (e) würde für die Ausführungsform Hohlkugel-Kokon
derart ablaufen, dass die in Schritt (d) erhaltene Mischung in eine feste hohle Halbkugel
aus dem hydrophoben Bindemittel gefüllt wird und die andere feste hohle Halbkugel
nach Erwärmen und damit Erweichen des umlaufenden Randes der hohlen Halbkugel anschließend
wie ein Deckel auf die mit dem Kathodenbruch gefüllte hohle Halbkugel gesetzt wird,
so dass der Kathodenbruch vollständig von dem festen Kokon aus hydrophobem Bindemittel
umschlossen ist.
[0062] Je nach gewünschter Portionierungsart in Schritt (e) des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden bevorzugt unterschiedliche Anteile von Kathodenausbruch und Bindemittel in
Schritt (d) gemischt.
[0063] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Portionieren ein Pelletieren
oder Extrudieren und in Schritt (d) wird 75 bis 90 Gew.-% Kathodenausbruch und 10
bis 25 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung
aus Kathodenausbruch und hydrophobem Bindemittel, gemischt.
[0064] Gemäß einer alternativen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Portionieren
ein Brikettieren und in Schritt (d) werden 60 bis 80 Gew.-% Kathodenausbruch und 20
bis 40 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung
aus Kathodenausbruch und hydrophobem Bindemittel, gemischt.
[0065] Gemäß einer weiteren alternativen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das
Portionieren ein In-Form-Gießen und in Schritt (d) werden 30 bis 80 Gew.-% Kathodenausbruch
und 20 bis 70 Gew.-% hydrophobes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung
aus Kathodenausbruch und hydrophobem Bindemittel, gemischt.
[0066] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht vor, dass in Schritt (f) das Kathodenausbruchsmaterial
entnommen wird. Dabei liegt das in Schritt (f) entnommene Kathodenausbruchsmaterial
bevorzugt in den oben genannten Darreichungsformen vor.
[0067] Das Kathodenausbruchsmaterial kann vor dem Entnehmen in Schritt (f) mit einem Trennmittel
beaufschlagt werden um ein Verkleben des Kathodenausbruchsmaterials bei Lagerung und
Transport zu verhindern. Als Trennmittel sind pulverförmige Substanzen denkbar. Beispielhafte
Trennmittel sind Calciumcarbonat, Talkum oder Silikate.
[0068] Das erfindungsgemäße Verfahren kann halb-kontinuierlich oder kontinuierlich durchgeführt
werden.
[0069] Schließlich betrifft die Erfindung die Verwendung des erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterials
als Brennstoff, vorzugsweise in Kraftwerken sowie bei der Herstellung von Mineralwolle,
Zement und Stahl.
[0070] Je nachdem in welchem Verwertungsprozess das Kathodenausbruchsmaterial letztendlich
als Brennstoff verwendet wird, muss das Verbrennungsverhalten des Kathodenausbruchsmaterials
an die unterschiedlichen Ansprüche des jeweiligen Verwertungsprozesses angepasst werden.
Dies kann mit dem erfindungsgemäßen Kathodenausbruchsmaterial durch unterschiedliche
Einstellung der Anteile von Kathodenausbruch zu hydrophobem Bindemittel, durch Auswahl
des hydrophoben Bindemittels sowie durch unterschiedliche Darreichungsformen, wie
Granulate, Pellets, Briketts, Kokons, Extrudate und Gießlinge erreicht werden.
[0071] Für die Verwendung gilt bezüglich der technischen Merkmale des erfindungsgemäßen
Kathodenausbruchsmaterials und dessen Ausgestaltung sowie Herstellung das oben in
Bezug auf das erfindungsgemäße Kathodenmaterial sowie in Bezug auf das Verfahren zu
dessen Herstellung Gesagte entsprechend.
[0072] Nachfolgend wird die Erfindung beispielhaft anhand eines Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die beigefügte Figur näher beschrieben. Das Beispiel dient lediglich
der Illustration der Erfindung und schränkt den Schutzumfang der Erfindung nicht ein.
- Fig. 1
- Schematische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Herstellung von Kathodenausbruchsmaterial
[0073] In Figur 1 ist schematisch eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung von Kathodenausbruchsmaterial dargestellt. Zunächst wird eine Stickstoff-inertisierten
Mühle mit dem bereitgestellten Kathodenausbruch 2 mit einer Korngröße von kleiner
50 mm über einen Rütteltrichter 3 beaufschlagt. Sollten Bruchstücke zu grob sein oder
die Spanne in der Größenverteilung zu groß sein, um an eine Mühle anzudienen, so kann
ein ebenfalls Stickstoff-inertisierter Brecher vorgeschaltet werden. Der angediente
Kathodenausbruch 2 wirkt dabei gleichzeitig als Staubabscheidung. Anhand eines bodennahen
Siebs 4 wird die finale Korngröße, mit der der Feinanteil des Kathodenausbruchs von
der Mühle in den beheizten Mischer 5 entlassen wird, bestimmt. In dem Mischer 5 wird
verflüssigtes Wachs bis zu einer Konzentration von 20 bis 40 Gew.-% Wachs bezogen
auf das Gesamtgewicht des Kathodenausbruchsmaterials über eine Dosiereinheit 6 zugesetzt.
Das Wachs wurde zuvor in einem beheizten Wachs-Vorratsbehälter 7 verflüssigt. Wenn
das richtige Mischungsverhältnis von Wachs und Kathodenausbruch im Mischer 5 erreicht
ist, werden die Mühle 1, der gegebenenfalls vorgeschaltete der Brecher und die Wachszugabe
über die Dosiereinheit 6 gestoppt. Die Mischdrehrichtung im Mischer 5 wird geändert
und das Kathodenausbruchsmaterial/Wachs-Gemisch in leicht konische Gussformen 8 abgegossen.
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur kann das fertige Kathodenausbruchsmaterial aus
den Gussformen 8 entnommen werden und liegt damit als Gießling vor.
BEISPIELE
[0074] 1300 kg Kathodenausbruch wurden an eine Vertikalmühle angeliefert. Der Kathodenausbruch
war vorsortiert, frei von Störstoffen wie Korund oder Aluminium, und enthielt keine
Stücke größer als 5 cm.
[0075] Der Mahlvorgang fand unter Stickstoffatmosphäre statt und wurde mit einer Zielfeinheit
von 10% > 90 µm durchgeführt. Das bedeutet, dass nach Abschluss des Mahlens 90% des
Kathodenausbruchs kleiner war als 90 µm, die restlichen 10% lagen ca. zwischen 150
und 200 µm.
Pelletherstellung -Variante A - Teilpelletierung
[0076] 1800 g des gemahlenen Kathodenausbruchs wurden auf einen Pelletierteller gegeben,
der auf 70°C vorgeheizt war. Durch die Zugabe von 10 bis 15 Gew.-% Wachs wurden Pellets
erhalten, die außen eine feste, runde Schale ausgebildet hatten, innen aber nahezu
trockenes Mahlgut enthielten
Pelletherstellung -Variante B - Vollpelletierung
[0077] In einem weiteren Beispiel wurden 1800 g des gemahlenen Kathodenausbruchs auf einen
Pelletierteller gegeben, der auf 80°C vorgeheizt war und 17 bis 21Gew.-% Wachs zugegeben.
Es wurden Pellets erhalten, die über den gesamten Durchmesser eine Mischung aus Wachs
und Mahlgut enthielten. Der Anstellwinkel des Pelletiertellers bei der Herstellung
der Pellets betrug 30° zum Lot und die Umdrehungszahl 30 rpm.
[0078] Die Pelletierung wurde im halb-kontinuierlichen Verfahren betrieben, indem der gemahlene
Kathodenausbruch so nachgeführt wurde, wie die Pelletentnahme (über den Rand fallend)
massenproportional ausfiel. Auch das vorgewärmte, flüssige Wachs wurde in entsprechendem
Verhältnis dosiert (bzw. aufgesprüht). Der Anstellwinkel des Pelletiertellers bei
der Herstellung der Pellets betrug 30° zum Lot und die Umdrehungszahl 30 rpm.
[0079] Sowohl für die Teilpelletierung als auch für die Vollpelletierung wurden im Anschluss
Heizwert- und Brennwertanalysen nach RAL-GZ 724 durchgeführt. Die Ergebnisse sind
in Tabelle 1 zusammengefasst.

[0080] Unter der in Tabelle 1 angegebenen "Originalsubstanz" werden die Pellets verstanden,
wie diese aus der Pelletiermaschine entnommen wurden. Als "Trockensubstanz" werden
die Pellets verstanden, die nach Entnahme aus der Pelletiermaschine einer Trocknung
nach DIN EN 14346 unterzogen wurden.
[0081] Durch Variation der Rotationsgeschwindigkeit von 20 bis 40 rpm und des Anstellwinkels
von 15° bis 30° zum Lot können grundsätzlich Pellets mit verschiedenen mittleren Durchmessern
d= 8 bis 17mm der Pellets erhalten werden.
Herstellung von Gießlingen
[0082] In einem weiteren Beispiel wurden Gießlinge gefertigt. Dazu wurde aus dem Feinanteil
des Kathodenausbruchs eine Siebfraktion < 3 mm getrennt und verwendet.
[0083] Es wurden in einem Batchverfahren jeweils ca. 3 kg Paraffin mit einem Schmelzpunkt
zwischen 70 und 80 °C verflüssigt und auf ca. 100 °C erhitzt. Die kinematische Viskosität
bei 100 °C liegt zwischen 3 und 10 mm
2/sec.
[0084] Unter beständigem Rühren wurden langsam, in kleinen Portionen 10 kg der aus dem Feinanteil
des Kathodenausbruchs abgetrennten Siebfraktion < 3 mm zugegeben. Nachdem alles zu
einer homogenen Masse verrührt wurde, wurde zunächst ein Gießling á 8 kg abgegossen.
Zu der im Mischer verbliebenen Masse wurden wiederum 3 kg Paraffin zugeben und nach
dem Aufschmelzen erneut 10 kg Feinanteil der aus dem Feinanteil des Kathodenausbruchs
abgetrennten Siebfraktion < 3 mm unter Rühren hinzugefügt. Daraus wurde der zweite
Gießling erstellt. Weitere Gießlinge wurden entsprechend durch wiederholen der jeweiligen
Schritte erstellt.
[0085] Die Gießlinge der aus dem Feinanteil des Kathodenausbruchs abgetrennten Siebfraktion
< 3 mm enthomogenisieren sich etwas während des Erstarrungsvorgangs. Dies führt zu
einer höheren Wachskonzentration in Oberflächennähe des Gießlings.
[0086] Es kann davon ausgegangen werden, dass, mit zunehmender Feinheit des Kathodenausbruchs,
weniger Wachs zur stabilen Formgebung benötigt wird, unabhängig welche Darreichungsform
gewählt wird. Die Zugabe von mehr Wachs als für die physikalische Stabilität notwendig
ist, ist ein gutes Mittel um den Heizwert nach Belieben zu erhöhen und an die Anforderung
der nachfolgenden Verwendung anzupassen.
1. Kathodenausbruchsmaterial, enthaltend Kathodenausbruch, insbesondere von Aluminium-Elektrolysezellen,
und mindestens ein hydrophobes Bindemittel, dadurch gekennzeichnet, dass das hydrophobe Bindemittel ausgewählt ist aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung
oder Mischungen davon.
2. Kathodenausbruchsmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es 30 bis 90 Gew.-% Kathodenausbruch und 10 bis 70 Gew.-% hydrophobes Bindemittel,
bezogen auf das Gesamtgewicht des Kathodenausbruchsmaterials, enthält.
3. Kathodenausbruchsmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kathodenausbruch eine Korngröße von kleiner 50 mm aufweist.
4. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Kathodenausbruch aus dem ersten Schnitt oder dem zweiten Schnitt oder einer Mischung
des ersten und des zweiten Schnitts besteht.
5. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das hydrophobe Bindemittel einen Tropfpunkt nach DIN ISO 2176 zwischen 35°C und 75°C
aufweist.
6. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Wachs ausgewählt ist aus natürlichem Wachs, teilsynthetischem Wachs oder synthetischem
Wachs und Mischungen davon, vorzugsweise aus Polyolefinwachsen, insbesondere Polyethylenwachsen,
oder Paraffinwachsen.
7. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die wachsartige Verbindung ausgewählt ist aus Estern des Glycerins mit Fettsäuren,
vorzugsweise aus linearen Kohlenstoffketten mit 4 bis 26, typischerweise 12 bis 22,
Kohlenstoffatomen, Fettsäuren, insbesondere lineare aliphatische Monocarbonsäuren
mit 13 bis 21 Kohlenstoffatomen, und Mischungen davon, vorzugsweise ist die wachsartige
Verbindung Stearin.
8. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kathodenausbruchsmaterial in Form von Pellets, Kokons, Gießlingen, Briketts oder
Extrudaten vorliegt.
9. Kathodenausbruchsmaterial nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kathodenmaterial bestimmt nach der Methode RAL-GZ 724 der Bundesgütegemeinschaft
Sekundärbrennstoffe einen Heizwert zwischen 10500 bis 31000 kJ/kg aufweist.
10. Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials, umfassend die folgenden
Schritte:
(a) Bereitstellen von Kathodenausbruch, insbesondere von Aluminium-Elektrolysezellen,
(b) Zerkleinern des Kathodenausbruchs mindestens in einer Zerkleinerungsvorrichtung,
(c) Fraktionieren des Kathodenausbruchs durch eine Trennvorrichtung,
(d) Mischen des Kathodenausbruchs mit mindestens einem hydrophoben Bindemittel, ausgewählt
aus Wachs, einer wachsartigen Verbindung oder Mischungen davon, in einer Mischvorrichtung,
(e) Portionieren der in Schritt (d) erhaltenen Mischung,
(f) Entnehmen des Kathodenausbruchsmaterials,
wobei die Schritte (b) bis (d) unter Inertgas-Atmosphäre durchgeführt werden.
11. Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Zerkleinerungsvorrichtung in Schritt (b) eine Mühle oder ein
Brecher ist.
12. Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Trennvorrichtung in Schritt (c) ein Sieb ist.
13. Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine hydrophobe Bindemittel der Mischvorrichtung in Schritt (d) in
flüssiger Form zu dosiert wird oder durch Erwärmen in der Mischvorrichtung verflüssigt
wird.
14. Verfahren zur Herstellung eines Kathodenausbruchsmaterials nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Portionieren in Schritt (e) ausgewählt ist aus In-Form-Gießen, Brikettieren,
Extrudieren oder Pelletieren.
15. Verwendung des Kathodenausbruchsmaterials nach einem der Ansprüche 1 bis 9 als Brennstoff,
vorzugsweise in Kraftwerken sowie bei der Herstellung von Mineralwolle, Zement und
Stahl.