[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erfassen von Fahreraktivitätsdaten eines
Gefahrgutfahrzeugs durch eine Erfassungseinheit eines Datenservice-Systems, insbesondere
ein Flottenmanagementsystem. Das Gefahrgutfahrzeug kann zum Verladen von Gefahrgut
einen ADR-Modus bereitstellen, der das Gefahrgutfahrzeug gegen elektrische Funkenbildung
absichert, aber hierzu die Erfassungseinheit ausschaltet, was das durchgehende Erfassen
von Fahreraktivitätsdaten erschwert. Die Erfindung betrifft auch ein Flottenmanagementsystem,
das Fahreraktivitätsdaten trotz des ADR-Modus durchgehend erfassen kann, sowie eine
Fahreraktivitätsdaten-Erfassungseinheit und einen Fahrtenschreiber für das Flottenmanagementsystem
sowie ein Kraftfahrzeug.
[0002] Ein Flottenmanagementsystem (FMS) kann für eine zuverlässige Erfassung von Fahreraktivitätsdaten
sowohl bei eingeschalteter als auch bei ausgeschalteter Zündung mittels einer Erfassungseinheit
auf die Fahreraktivitätsdaten zugreifen. Eine Einschränkung ergibt sich jedoch in
GGVSEB-Gefahrgutfahrzeugen (Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt),
international als "ADR"-Fahrzeuge bezeichnet (ADR="Accord relatif au transport international
des merchandises Dangereuses par Route"). Diese Gefahrgutfahrzeuge besitzen eine spezielle
Abschaltvorrichtung, um beim Be- und Entladen gefährlicher Stoffe und Güter Bereiche
oder Komponenten des Gefahrgutfahrzeugs stromlos zu schalten. Dieser Betriebszustand
wird in diesem Dokument als "ADR-Modus" bezeichnet.
[0003] Eine Erfassungseinheit eines Flottenmanagementsystems wird in der Regel im ADR-Modus
stromlos geschaltet. Im ADR-Modus kann somit das Flottenmanagementsystem nicht auf
die Fahrzeugschnittstellen aktiv zugreifen, um Fahreraktivitätsdaten zu erfassen.
Somit können im ADR-Modus keine Aktivitätsdaten oder Fahreraktivitätsdaten z.B. vom
Tachographen ausgelesen und verarbeitet werden. Folglich entsteht eine zeitliche Lücke
im Flottenmanagementsystem, weil Informationen über Aktivitäten und Ereignisse im
Gefahrgutfahrzeug nicht zur Verfügung stehen. Prinzipiell könnten die Fahreraktivitätsdaten
aus der Vergangenheit per Remote-Download aus einem zentralen Speicher eines Servers
abgerufen werden, der die Fahreraktivitätsdaten des Fahrtenschreibers z.B. für die
Fahrerüberwachung (Einhaltung der Fahrzeiten) speichert. Diese zentral gespeicherten
Fahreraktivitätsdaten werden allerdings in der Regel nur zeitversetzt (z.B. wöchentlich)
abgerufen, wodurch eine Echtzeit-Nachverfolgung eines Gefahrgutfahrzeugs durch ein
Flottenmanagementsystem nicht möglich ist - zumal der Remote Download über einen geschützten
Datenkanal erfolgt. Man kann somit nicht unmittelbar auf diese Daten zugreifen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für ein Flottenmanagementsystem, oder allgemein
ein Datenservice-System, eine zeitnahe, insbesondere echtzeitfähige und durchgehende
Erfassung von Fahreraktivitätsdaten in einem Kraftfahrzeug trotz ADR-Modus zu ermöglichen.
[0005] Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind durch die abhängigen Patentansprüche, die folgende
Beschreibung sowie die Figuren beschrieben.
[0006] Als eine Lösung umfasst die Erfindung ein Verfahren zum Erfassen von Fahreraktivitätsdaten
eines Gefahrgutfahrzeugs für ein Datenservice-System, insbesondere ein Flottenmanagementsystem.
Im Folgenden ist der Anschaulichkeit halber konkret auf ein Flottenmanagementsystem
Bezug genommen, aber anstelle eines Flottenmanagementsystems kann auch ein anderes
Datenservice-System vorgesehen sein, z.B. ein Datenservice-System für eine Fahrzeugwartung
(Verschleißüberwachung) oder für eine Fahrerüberwachung (zur Sicherstellung der Einhaltung
von Arbeitszeitbestimmungen). Eine andere Bezeichnung für ein solches Datenservice-System
ist auch Telematiksystem.
[0007] Das Verfahren geht davon aus, dass die Fahreraktivitätsdaten in dem Gefahrgutfahrzeug
durch eine Erfassungseinheit des Flottenmanagementsystems erfasst und an eine fahrzeugexterne
Sammeleinheit des Flottenmanagementsystems übermittelt werden sollen. Das erfindungsgemäße
Verfahren ermöglicht also weiterhin die Verwendung einer Erfassungseinheit eines Flottenmanagementsystems,
sodass dahingehend keine aufwändige Umgestaltung notwendig ist. Die Erfassungseinheit
darf im ADR-Modus auch ausgeschaltet werden. Eine solche Erfassungseinheit kann beispielsweise
als ein Steuergerät oder als eine elektronische Schaltung im Gefahrgutfahrzeug bereitgestellt
werden.
[0008] Das Verfahren geht des Weiteren davon aus, dass in dem Gefahrgutfahrzeug ein Fahrtenschreiber
betrieben wird und auch eine Abschaltvorrichtung für einen ADR-Modus vorgesehen ist,
in welchem zumindest die Erfassungseinheit ausgeschaltet ist. Eine andere Bezeichnung
für einen solchen Fahrtenschreiber ist auch Tachograph. Vorliegend handelt es sich
insbesondere um einen digitalen Tachographen, wie er bei heutigen Gefahrgutfahrzeugen
gesetzlich vorgeschrieben ist. Der "ADR-Modus" ist der eingangs beschriebene Betriebsmodus
des Gefahrgutfahrzeugs, in welchem für eine Aufnahme oder Abgabe eines brennbaren
oder entzündlichen Gefahrguts, also beispielsweise das Tanken oder Abgeben von brennbarem
Gas und/oder brennbarer Flüssigkeit, elektrische Verbraucher in dem Gefahrgutfahrzeug
ausgeschaltet oder stromlos geschaltet werden, um Funkenbildung zu vermeiden. Wie
im Stand der Technik, wird dazu auch die Erfassungseinheit abgeschaltet, weil deren
Funktion im ADR-Modus bisher nicht benötigt wurde und deshalb in einem Gefahrgutfahrzeug
die Erfassungseinheit dahingehend mit der Abschaltvorrichtung gekoppelt ist, dass
diese beim Aktivieren oder Einschalten des ADR-Modus auch die Erfassungseinheit ausschaltet
oder stromlos schaltet, also deren Betrieb unmöglich macht.
[0009] Um dennoch eine durchgehende Erfassung von Fahreraktivitätsdaten zu erhalten, ist
vorgesehen, dass bei aktiviertem ADR-Modus der Fahrtenschreiber zumindest dahingehend
weiterbetrieben wird, dass der Fahrtenschreiber während des ADR-Modus anfallende Fahreraktivitätsdaten
erfasst und abspeichert. Nach dem Deaktivieren des ADR-Modus (ADR-Modus nicht mehr
aktiv), wenn also die Erfassungseinheit wieder gestartet ist, überträgt der Fahrtenschreiber
die während des aktivierten ADR-Modus abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten in Abhängigkeit
von einem Auslöseereignis über eine Kommunikationsverbindung an die Erfassungseinheit
oder der Fahrtenschreiber hält die Fahreraktivitätsdaten für eine Übertragung oder
ein Abrufen durch die Erfassungseinheit bereit. Der Fahrtenschreiber dient somit als
Zwischenspeicher für die Fahreraktivitätsdaten. Es können dann die Fahreraktivitätsdaten
entweder durch die Erfassungseinheit aus dem Fahrtenschreiber abgerufen werden oder
z.B. nach einem vorgegebenen Sendeintervall automatisiert vom Fahrtenschreiber an
die Erfassungseinheit übertragen werden. Entweder werden die gespeicherten Fahreraktivitätsdaten
also z.B. einmalig oder zyklisch gesendet oder von der Erfassungseinheit abgerufen.
[0010] Diese Lösung beruht auf der Erkenntnis, dass zwar eine Erfassungseinheit eines Flottenmanagementsystems
im ADR-Modus stromlos geschaltet wird, aber der Fahrtenschreiber oder Tachograph weiterhin
betrieben werden muss. Zwar gelten auch für den Fahrtenschreiber / Tachographen Einschränkungen,
z.B. dürfen im ADR-Modus keine potentiell funkenreißenden Verbraucher, z.B. Hubmagnete
oder Drucker, betrieben werden. Die Aufzeichnung der Aktivitäten sowie der Lenk-und
Ruhezeiten, also allgemein das Aufzeichnen von Fahreraktivitätsdaten, muss jedoch
bei einem Fahrtenschreiber weiterhin durch eine separate Spannungsversorgung im Gefahrgutfahrzeug
sichergestellt sein. Wird nach dem Wieder-Aktivieren der Erfassungseinheit vorgesehen,
dass die vom Fahrtenschreiber erfassten Fahreraktivitätsdaten aus dem Fahrtenschreiber
in die Erfassungseinheit übertragen werden, so steht auch in der Erfassungseinheit
eine Information über Aktivitäten und/oder Ereignisse bereit, die während des aktivierten
ADR-Modus stattgefunden haben. Dies kann nach dem Zeitpunkt des Deaktivierens des
ADR-Modus oder des Zeitpunkts des Einschaltens der Erfassungseinheit innerhalb von
weniger als zehn Minuten erfolgen, sodass ab dann die Fahreraktivitätsdaten in der
Erfassungseinheit und damit im Flottenmanagementsystem verfügbar sind.
[0011] Durch die Erfindung ergibt sich der Vorteil, dass in der Erfassungseinheit auch solche
Fahreraktivitätsdaten des Gefahrgutfahrzeugs verfügbar sind, die während des aktivierten
ADR-Modus, also bei ausgeschalteter Erfassungseinheit, angefallen sind oder erfasst
worden sind. Diese werden dann echtzeitfähig oder zeitnah bereitgestellt, indem diese
Fahreraktivitätsdaten nach dem Deaktivieren des ADR-Modus in dem Gefahrgutfahrzeug,
also onboard, von dem Fahrtenschreiber zur Erfassungseinheit übertragen werden. Die
Erfassungseinheit kann somit beispielsweise innerhalb von zehn Minuten nach Deaktivieren
des ADR-Modus die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten empfangen und an die Sammeleinheit
des Flottenmanagementsystems übertragen. Dies reicht immer noch aus, um ein "echtzeitfähiges"
Flottenmanagement zu realisieren.
[0012] Eine Sammeleinheit kann beispielsweise durch einen Server des Internets, also einen
Computer oder Computerverbund, realisiert sein. Die Erfassungseinheit und die Sammeleinheit
können in an sich bekannter Weise beispielsweise über eine Internetverbindung und/oder
eine Funkverbindung, beispielsweise eine Mobilfunkverbindung und/oder WLAN-Verbindung
(WLAN - wireless local area network) gekoppelt sein.
[0013] Die Erfindung umfasst auch Weiterbildungen oder Weiterentwicklungen, durch die sich
zusätzliche Vorteile ergeben.
[0014] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass als Auslöseereignis zumindest eines der folgenden
in dem Fahrtenschreiber detektiert wird: ein Verlassen des ADR-Modus; ein Erreichen
eines Sendezeitpunkts einer einmalig oder zyklisch über die Kommunikationsverbindung
auszusendenden Nachricht, in welcher die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten auszusenden
sind; ein Empfang einer Diagnosenachricht, mittels welcher die Erfassungseinheit das
Aussenden der abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten anfordert. Das Verlassen des ADR-Modus
kann an dem Übergang von aktiviertem zu deaktiviertem ADR-Modus erkannt werden, also
am Wechsel in den Normalbetriebsmodus, wenn die Abschaltvorrichtung die Erfassungseinheit
wieder einschaltet. Dies kann beispielsweise am Schaltzustand der Abschaltvorrichtung
selbst erkannt werden.
[0015] Die Abschaltvorrichtung kann in an sich bekannter Weise ausgestaltet sein, wie sie
in Zusammenhang mit dem ADR-Modus auch im Stand der Technik verwendet wird. Sie kann
dahingehend erweitert werden, dass ihr aktueller Schaltzustand (ADR-Modus eingeschaltet
oder ausgeschaltet) als Steuersignal bereitgestellt wird. Zusätzlich oder alternativ
kann der Datensatz der abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten durch eine entsprechende
Nachricht auch zyklisch oder zeitgesteuert ausgesendet werden. Dazu kann zu einem
vorbestimmten Zeitpunkt oder zu mehreren vorbestimmten Sendezeitpunkten über die Kommunikationsverbindung
das Aussenden der entsprechenden zumindest einen Nachricht erfolgen. Beispielsweise
kann es sich bei der jeweiligen Nachricht um eine CAN-Nachricht handeln, die auf einem
CAN-Bus (CAN - controller area network) gemäß einem Sendezeitplan (schedule) bereitgestellt
wird. Zusätzlich oder alternativ dazu kann ein aktives Abfragen von Fahreraktivitätsdaten
erfolgen, wozu eine vorbestimmte Diagnosenachricht definiert werden kann, beispielsweise
in einem Kommunikationsprotokoll, mittels welcher der Fahrtenschreiber dazu veranlasst
wird oder dahingehend angesteuert wird, dass er die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
aussendet oder ausgibt, sodass sie an die Erfassungseinheit übertragen werden. Das
Vermitteln einer Diagnosenachricht weist den Vorteil auf, dass die abgespeicherten
Fahreraktivitätsdaten dann bereitgestellt werden, wenn die Erfassungseinheit dazu
bereit ist, was sie durch das Erzeugen oder Aussenden der Diagnosenachricht signalisieren
kann. Das zyklische Senden zu vorbestimmten Sendezeitpunkten oder zu einem vorbestimmten
Sendezeitpunkt weist den Vorteil auf, dass die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
unabhängig davon bereitgestellt werden können, ob es sich um solche aus dem ADR-Modus
oder andere Fahreraktivitätsdaten (ADR-Modus deaktiviert) handelt, sodass ein und
dieselbe Logik in Bezug auf das Aussenden von Nachrichten mit abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
unabhängig vom ADR-Modus genutzt werden kann. Das Verlassen des ADR-Modus als Trigger
oder Auslöser zum Übertragen der abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten zu verwenden
weist den Vorteil auf, dass die Zeitverzögerung vom Deaktivieren des ADR-Modus bis
zum Aussenden der abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten gering gehalten werden kann.
Eine Diagnosenachricht kann z.B. auf Basis des Standards ISO14229 definiert sein.
[0016] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass durch den Fahrtenschreiber in Reaktion auf
das Auslöseereignis eine vorbestimmte Anzahl N an zuletzt insgesamt (also unabhängig
von Aktivierungszustand des ADR-Modus) abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten an den
Fahrtenschreiber übertragen wird. Mit anderen Worten werden unabhängig von einem Aktivierungszustand
des ADR-Modus stets die letzten N (vorbestimmte Anzahl) an Ereignissen und/oder Aktivitäten
als abgespeicherte Fahreraktivitätsdaten ausgegeben oder übertragen, das heißt in
Reaktion auf das Auslöseereignis reagiert der Fahrtenschreiber immer mit der Ausgabe
der vorbestimmten Menge an zuletzt insgesamt abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten.
Diese können ganz oder teilweise während des aktivierten ADR-Modus erzeugt worden
sein, aber auch bei deaktiviertem ADR-Modus. Somit ist keine aktive Detektion oder
Zuordnung dahingehend notwendig, dass bekannt sein muss, ob die Fahreraktivitätsdaten
bei aktiviertem oder deaktiviertem ADR-Modus erfasst worden sind. Dies macht die Implementierung
besonders einfach. Die vorbestimmte Anzahl N kann beispielsweise vorsehen, dass die
letzten fünf bis 15 Ereignisse und/oder Aktivitäten insgesamt übertragen werden.
[0017] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass durch den Fahrtenschreiber die zuletzt erfassten
Fahreraktivitätsdaten in einem Ringspeicher zwischengespeichert werden und in Abhängigkeit
von einer Detektion des Auslöseereignisses der Inhalt des Ringspeichers übertragen
wird. Durch einen Ringspeicher ist das Verwalten von Fahreraktivitätsdaten dahingehend,
dass immer die aktuelle vorbestimmte Anzahl an Ereignissen und/oder Aktivitäten verfügbar
ist, besonders effizient speicherbar. Auch das Zusammenstellen oder Erzeugen einer
Nachricht, welche die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten enthält, ist damit besonders
effizient implementierbar. Dieser Systemansatz kann auch dann funktionieren, wenn
keine Fahrerkarte eingelegt ist, wenn also der Fahrtenschreiben nicht explizit durch
einen bestimmten Fahrer freigeschaltet ist. Zudem ist man nicht auf die Speicherkapazität
auf der Fahrerkarte eines Fahrers angewiesen.
[0018] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass in der Erfassungseinheit oder in der Sammeleinheit
die bereits erfassten Fahreraktivitätsdaten mit den zuletzt übertragenen Fahreraktivitätsdaten
verglichen werden und als doppelt erkannte Fahreraktivitätsdaten verworfen werden.
Für diese Implementierung muss in dem Fahrtenschreiber selbst keine Verwaltung oder
Anpassung dahingehend vorgenommen werden, dass diese die Fahreraktivitätsdaten in
Abhängigkeit von einem Übertragungsbefehl oder Auslöseereignis nur einmalig aussendet.
Er kann stets in derselben Weise auf ein Auslöseereignis reagieren, beispielsweise
die vorbestimmte Anzahl N an abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten aussenden, selbst
wenn er hierdurch bestimmte Fahreraktivitätsdaten doppelt oder mehrfach versendet.
Dies kann dann in der Erfassungseinheit oder in der Sammeleinheit kompensiert oder
ausgeglichen werden, wo insbesondere mehr Rechenleistung für diese Aufgabe zur Verfügung
steht.
[0019] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass die Erfassungseinheit immer, also auch bei
deaktiviertem ADR-Modus, die dann anfallenden Fahreraktivitätsdaten indirekt mittels
des Fahrtenschreibers durch Auslesen und/oder Empfangen der durch den Fahrtenschreiber
erfassten Fahreraktivitätsdaten ermittelt. Mit anderen Worten kann der Schreiber durch
die Erfassungseinheit immer dafür genutzt werden, Fahreraktivitätsdaten zu erfassen,
sodass in der Erfassungseinheit hierfür keine zusätzliche eigene Hardware oder Schaltungstechnik
zur Verfügung gestellt werden muss, weil die Hardware oder schaltungstechnische Ausstattung
des Fahrtenschreibers zum Erfassen von Fahreraktivitätsdaten genutzt wird, also solchen,
die während des aktivierten ADR-Modus (EE ausgeschaltet) als auch bei deaktivertem
ADR-Modus, also eingeschalteter Erfassungseinheit erfasst werden oder erfasst werden
sollen.
[0020] Ein Flottenmanagementsystem kann somit mittels seiner Erfassungseinheit sowohl bei
eingeschalteter als auch bei ausgeschalteter Zündung auf die Fahreraktivitätsdaten
des Tachographen / Fahrtenschreibers zugreifen. Der Tachograph kann zu diesem Zweck
eine Schnittstelle anbieten, z.B. die CAN Schnittstelle, die Front-Schnittstelle (Anschluss
an der Gerätefront) oder das an sich bekannte D8 Info-Interface (D8= Pin 8 am Stecker
"D" nach ISO16844-1). Botschaften auf der CAN Schnittstelle werden entweder zyklisch
oder per Diagnoseprotokoll nach ISO14229 zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus bietet
der Tachograph fahrerbezogene Fahrerdaten auch per "remote download" Schnittstelle
an. Diese Fahrerdaten werden geschützt übertragen zwischen Tachograph und Lesegerät
beim Unternehmer. Ein Flottenmanagementsystem kann nicht mittelbar auf diese Daten
im Klartext zugreifen. Die Fahrerdaten können auch als Bestandteil der Fahreraktivitätsdaten
bereitgestellt werden.
[0021] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass als zumindest ein Teil der Fahrtenddaten in
dem Gefahrgutfahrzeug signalisierte Aktivitäten, insbesondere Fahren, Ruhezeiten,
sonstige Arbeitszeiten, erfasst werden. Anhand solcher Aktivitäten kann in vorteilhafter
Weise beispielsweise eine Vergütung eines Fahrers exakter oder genauer berechnet werden.
[0022] Eine Weiterentwicklung sieht vor, dass als zumindest ein Teil der Fahrtenddaten in
dem Gefahrgutfahrzeug signalisierte Ereignisse, insbesondere eine Manipulation des
Fahrtenschreibers, eine Fehlermeldung, eine Sicherheitsmeldung, erfasst werden. Somit
können zeitnah in dem Flottenmanagementsystem fehlerhafte Verhaltensweisen des Fahrers
und/oder Probleme beim Betrieb des Gefahrgutfahrzeugs erkannt oder ermittelt werden.
Im ADR-Modus ist die Zündung aus, d.h. die Aktivität "Fahrt" ist nicht möglich, außer
wenn man das Fahrzeug manipuliert hat. Aber eine Fehlermeldung, z.B. eine "Geberstörung"
(wenn der Geschwindigkeitssensor einen Defekt hat) kann signalisiert werden oder vorkommen.
Eine Sicherheitsverletzung kann sich ergeben, wenn z.B. versucht wird, im ADR Modus
manuell die FAhrerkarte aus dem Schacht des Fahrtenschreibers zu ziehen (was verboten
ist).
[0023] Als eine weitere Lösung umfasst die Erfindung einen Fahrtenschreiber für ein Gefahrgutfahrzeug.
Eine Prozessorschaltung des Fahrtenschreibers ist dazu eingerichtet oder angepasst,
dass der Fahrtenschreiber während eines aktivierten ADR-Modus des Gefahrgutfahrzeugs
anfallende Fahreraktivitätsdaten erfasst und abspeichert, und danach in Abhängigkeit
von einem Auslöseereignis die während des aktivierten ADR-Modus abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
über eine Kommunikationsverbindung an eine Erfassungseinheit eines Flottenmanagementsystem
aussendet oder zum Abruf bereithält. Der Abruf kann durch eine vordefinierte Diagnosenachricht
erfolgen, wie diese bereits beschrieben wurde. Die Fahreraktvitätsdaten beschreiben
insbesondere sonstige Aktivitäten des Fahrers außer Fahren, denn im ADR-Modus kann
das Gefahrgutfahrzeug z.B. nicht fahren. Der Fahrtenschreiber oder Tachograph kann
als Prozessorschaltung beispielsweise zumindest einen Mikrocontroller und/oder zumindest
einen Mikroprozessor und/oder zumindest einen FPGA und/oder zumindest einen ASIC (application
specific integrated circuit) aufweisen. Die Prozessorschaltung kann einen Datenspeicher
aufweisen, der einen Programmcode oder Software gespeichert halten kann, die bei Ausführung
durch die Prozessorschaltung diese dazu veranlasst, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens auszuführen. Der Datenspeicher kann hierzu mit dem zumindest einen Mikroprozessor
und/oder zumindest einem Mikrocontroller/FPGA/ASIC gekoppelt sein. Die Kommunikationsverbindung
kann beispielsweise als ein CAN-Bus und/oder als eine Kabelverbindung über die beschriebene
Front-Schnittstelle und/oder die beschriebene D8-Schnittstelle ausgestaltet sein.
Die Kommunikationsverbindung kann drahtlos ausgestaltet sein, beispielsweise auf der
Grundlage von Bluetooth und/oder WLAN.
[0024] Als eine weitere Lösung umfasst die Erfindung ein Kraftfahrzeug mit einer Erfassungseinheit
eines Flottenmanagementsystems und mit einer Abschaltvorrichtung für einen ADR-Modus,
in welchem zumindest die Erfassungseinheit ausgeschaltet ist. In dem Kraftfahrzeug
ist auch eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Fahrtenschreibers bereitgestellt.
Bei dem Kraftfahrzeug ist also eine durchgehende Erfassung von Fahreraktivitätsdaten
bei deaktiviertem und aktiviertem ADR-Modus für eine Erfassungseinheit eines Flottenmanagementsystems
ermöglicht. Das Kraftfahrzeug kann insbesondere als Gefahrgutfahrzeug ausgestaltet
sein, wodurch dem ADR-Modus beim Verladen von Gefahrgut die Erfassungseinheit ausgeschaltet
ist, es aber vorkommen kann, dass der Fahrer nicht durchgehend während der gesagten
Aktivierung des ADR-Modus Arbeitszeit erbringt.
[0025] Als eine weitere Lösung umfasst die Erfindung eine Erfassungseinheit für ein Flottenmanagementsystem.
Die Erfassungseinheit ist dazu eingerichtet, nach einem Wiedereinschalten durch Verlassen
eines ADR-Modus eines Gefahrgutfahrzeugs, die während des aktivierten ADR-Modus in
einem Fahrtenschreiber abgespeicherte Fahreraktivitätsdaten aus dem Fahrtenschreiber
zu empfangen und an eine fahrzeugexterne Sammeleinheit des Flottenmanagementsystems
auszusenden. Die Erfassungseinheit kann in der beschriebenen Weise auf der Grundlage
einer Prozessorschaltung realisiert sein, die zumindest einen Mikrocontroller und/oder
zumindest einen Mikroprozessor aufweisen kann. Die Erfassungseinheit kann dazu eingerichtet
sein, eine Diagnosenachricht an einen Fahrtenschreiber über eine Kommunikationsverbindung
auszusenden, um hierdurch den Fahrtenschreiber zu veranlassen, abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
an die Erfassungseinheit zu übertragen. Das Aussenden der Diagnosenachricht kann insbesondere
nach einem Einschalten oder Aktivieren der Erfassungseinheit ausgelöst werden, wozu
eine entsprechende Erkennung eines Startvorgangs oder Bootvorgangs der Erfassungseinheit
vorgesehen sein kann, wie es durchgeführt wird, wenn der ADR-Modus deaktiviert wird
und dadurch die Erfassungseinheit wieder mit elektrischer Leistung versorgt ist. Indem
die Fahreraktivitätsdaten aus einem Speicher das Tachographen / Fahrtenschreibers
selbst gelesen werden, ist man in der bereits erwähnten Weise unabhängig davon, ob
die Fahreraktivitätsdaten bereits oder im Anschluss zusätzlich auf der Fahrerkarte
eines Fahrers gespeichert werden.
[0026] Als eine weitere Lösung umfasst die Erfindung ein Flottenmanagementsystem oder ein
anderes Datenservice-System mit mehreren Kraftfahrzeugen, die jeweils eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs darstellen, und mit einer Sammeleinheit zum Empfangen
von Fahreraktivitätsdaten aus den Kraftfahrzeugen, wobei die Sammeleinheit dazu eingerichtet
ist, mittels der empfangenen Fahreraktivitätsdaten eine Flottenmanagementfunktionalität
und/oder Verschleißüberwachung und/oder Fahrerüberwachung für die Kraftfahrzeuge bereitzustellen.
Ein solches Flottenmanagementsystem oder Datenservice-System ist in der Lage, dank
der durchgehenden Erfassung von Fahreraktivitätsdaten auch während eines aktivierten
ADR-Modus in einem Kraftfahrzeug, insbesondere eine Gefahrgutfahrzeug den für das
Flottenmanagement relevanten Zustand und/oder den Verlauf des Zustands zu ermitteln
oder zu erfassen oder auszuwerten.
[0027] Zu der Erfindung gehören auch Weiterentwicklungen oder Weiterbildungen des erfindungsgemäßen
Fahrtenschreibers und der Erfassungseinheit, die jeweils Merkmale aufweisen, wie sie
bereits im Zusammenhang mit den Weiterentwicklungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
beschrieben worden sind. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Weiterentwicklungen
des erfindungsgemäßen Fahrtenschreibers und der Erfassungseinheit hier nicht noch
einmal beschrieben.
[0028] Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Weiterentwicklungen.
[0029] Im Folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Flottenmanagementsystems
mit einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs, in welchem eine Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Erfassungseinheit und des erfindungsgemäßen Fahrtenschreibers
eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ausführen können; und
- Fig. 2
- ein Diagramm zur Veranschaulichung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wie es in dem Flottenmanagementsystem von Fig. 1 ausgeführt werden kann.
[0030] Bei dem im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispiel handelt es sich um eine bevorzugte
Ausführungsform der Erfindung. Bei dem Ausführungsbeispiel stellen die beschriebenen
Komponenten der Ausführungsform jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende
Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander
weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination
als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren ist die beschriebene Ausführungsform
auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
[0031] In den Figuren sind funktionsgleiche Elemente jeweils mit denselben Bezugszeichen
versehen.
[0032] Fig. 1 zeigt Datenservice-System, das hier beispielhaft als ein Flottenmanagementsystem
10 ausgestaltet ist und das Kraftfahrzeuge 11 und eine fahrzeugexterne Sammeleinheit
12 aufweist. Weitere Elemente des Flottenmanagementsystems 10, wie sie aus dem Stand
der Technik bekannt sind, sind hier nicht weiter gezeigt oder erläutert. Im Folgenden
wird zudem lediglich eines der Kraftfahrzeuge 11 repräsentativ beschrieben, die die
übrigen Kraftfahrzeuge 11 können in gleicher Weise ausgestaltet sein.
[0033] Das jeweilige Kraftfahrzeug 11 kann jeweils beispielsweise als ein Gefahrgutfahrzeug
ausgestaltet sein, beispielsweise als ein Tanker für Benzin oder Diesel oder als Transportfahrzeug
für Erdgas, um nur Beispiele zu nennen. Allgemein kann es sich um ein Gefahrgutfahrzeug
handeln, das einen brennbaren Stoff transportiert, also einen Stoff, der z.B. durch
einen elektrischen Funken entzündet werden kann. Die Sammeleinheit 12 kann beispielsweise
im Internet 13 als Computer oder Computerverbund bereitgestellt sein.
[0034] In dem Kraftfahrzeug 11 kann eine Kommunikationseinheit 14 bereitgestellt sein, mittels
welcher eine Datenverbindung 15 zwischen einer Erfassungseinheit 16 des Flottenmanagementsystems
10 im Kraftfahrzeug 11 und der Sammeleinheit 12 bereitgestellt oder betrieben werden
kann. Die Datenverbindung 15 kann beispielsweise auf einer Internetverbindung beruhen.
Zudem kann die Datenverbindung 15 eine Funkverbindung 17 umfassen, die zwischen der
Kommunikationseinheit 14 und beispielsweise einem Mobilfunknetz 18 und/oder einem
WLAN 19 betrieben werden kann. Die Kommunikationseinheit 14 des Kraftfahrzeugs 11
kann hierzu beispielsweise ein Mobilfunkmodul und/oder WLAN-Funkmodul umfassen.
[0035] Durch die Erfassungseinheit 16 können in dem Kraftfahrzeug 11 Fahreraktivitätsdaten
20 des Kraftfahrzeugs 11 erfasst werden, die dann über die Datenverbindung 15 zur
Sammeleinheit 12 übertragen werden können. Mittels der Sammeleinheit 12 stehen somit
Fahreraktivitätsdaten 20 des Kraftfahrzeugs 11 im Flottenmanagementsystem 10 im Internet
13 zur Verfügung, die in an sich bekannter Weise dazu genutzt werden können, Flotteninformationen
21 und/oder Transportaufträge 22 zu generieren oder zu erzeugen.
[0036] In dem Kraftfahrzeug 11 kann für das Beladen und/oder Entladen des Gefahrguts, insbesondere
des brennbaren Gefahrguts, eine Abschaltvorrichtung 23 bereitgestellt sein, die einen
ADR-Modus für das Kraftfahrzeug 11 realisieren kann, in welchem solche elektrischen
Verbraucher, die während des Verladens des Gefahrguts nicht notwendig sind, von einer
elektrischen Energiequelle 24, beispielsweise einem elektrischen Stromnetz oder Bordnetz
des Kraftfahrzeugs 11, elektrisch getrennt werden, wozu beispielsweise ein Relais
oder Schalter 25 geöffnet werden kann. Dargestellt ist, wie in einem Stromkreis mit
einer Plus-Leitung 26 und einem Massepotential 27 der Energiequelle 24 mittels des
Schalters 25 eine Stromversorgung der Erfassungseinheit 16 durch Aktivieren des ADR-Modus
(Öffnen des Schalters 25) unterbrochen werden kann. Der Schalter 25 ist hier insbesondere
nur symbolisch. An sich ist bekannt, wie ein ADR-Modus in einem Kraftfahrzeug 11 implementiert
werden kann. Eine solche an sich bekannte Implementierung kann hier auch genutzt werden.
[0037] In dem Kraftfahrzeug 11 stehen selbst bei aktiviertem ADR-Modus, wenn die Erfassungseinheit
16 abgeschaltet ist, die dann anfallenden Fahreraktivitätsdaten 20 mit geringem Zeitversatz
(insbesondere maximal mit 10 Minuten Zeitversatz) im Flottenmanagementsystem zur Verfügung,
nämlich nach dem Deaktivieren des ADR-Modus, wenn die Erfassungseinheit 16 wieder
mit elektrischer Leistung oder Spannung versorgt ist. Insbesondere werden sie dann
in die Sammeleinheit 12 übertragen.
[0038] Um dies zu erreichen, kann vorgesehen sein, dass die Erfassungseinheit 16 die Fahreraktivitätsdaten
20 von einem Tachographen oder Fahrtenschreiber 28 empfängt oder ausliest, welcher
durchgehend, bei deaktiviertem und aktiviertem ADR-Modus, die Fahreraktivitätsdaten
erfasst. Solche Fahreraktivitätsdaten 20 können beispielsweise Aktivitäten 29 und/oder
Ereignisse 30 sein, wie sie an sich im Stand der Technik durch den Fahrtenschreiber
28 in an sich bekannter Weise erfasst werden können. Ist der ADR-Modus aktiviert und
wird der ADR-Modus dann wieder verlassen oder deaktiviert, so kann durch ein Auslöseereignis
31 getriggert oder ausgelöst werden, dass die während des aktivierten ADR-Modus gespeicherten
Fahreraktivitätsdaten 20 über eine Kommunikationsverbindung 32, beispielsweise einen
CAN-Bus und/oder eine Kabelverbindung, als abgespeicherte Fahreraktivitätsdaten 20
von dem Fahrtenschreiber 28 zur Erfassungseinheit 16 übertragen werden.
[0039] Fig. 2 beschreibt hierzu einen beispielhaften Lade- oder Entladevorgang, zu welchem
der ADR-Modus durch Betätigen der Abschaltvorrichtung 23 in einem Kraftfahrzeug 11
aktiviert wird. Das Betätigen der Abschaltvorrichtung 23 kann beispielsweise durch
einen Fahrer 40 in an sich bekannter Weise erfolgen. Dargestellt sind die Vorgänge
über der Zeit T. Das Kraftfahrzeug kann ein Tank-LKW für Benzin sein.
[0040] Der Tanklastfahrer oder Fahrer 40 kann zu einer Tankstelle fahren, um den Tank-LKW
mit Benzin zu füllen. Der Fahrer 40 parkt das Kraftfahrzeug 11 und schaltet den ADR
Modus ein. Der Fahrer 40 betankt das Kraftfahrzeug 11 für eine Dauer von z.B. 20 Minuten.
Seine Aktivität 29 ist hier "Arbeit". Anschließend legt der Fahrer 40 aber eine Ruhepause
von z.B. 15 Minuten ein, d.h. als Aktivität 29 wird "Pause/Ruhezeit" erkannt, weil
der Fahrer 40 sich z.B. beim Fahrtenschreiber 28 abmeldet. Nach der Pause führt der
Fahrer 40 eine Abfahrtskontrolle durch, was der Aktivität 29 wieder "Arbeit" entspricht
und z.B. eine Dauer von 5 Minuten in Anspruch nimmt. Nun erst schaltet der Fahrer
40 den ADR-Modus wieder aus, startet dann das Kraftfahrzeug 11 und fährt los: Die
Gesamtdauer dieses Vorgangs kann 1 Minute betragen. Auf der Fahrerkarte oder dem Fahrtenprotokoll
sind alle Aktivitäten (Arbeit/Ruhe) exakt registriert. Das FMS 10 kann aber zunächst
lediglich die Aktivität feststellen, die nach dem Verlassen des ADR-Modus über eine
Schnittstelle des Fahrtenschreibers 28 kommuniziert wird.
[0041] Somit wäre ohne die zusätzliche Übertragung der gespeicherten Fahreraktivitätsdaten
20 (betreffend die Aktivitäten 29 während des aktivierten ADR-Modus) unklar, was in
den beispielhaften 40 Minuten passiert ist. Mit dem neuen Ansatz, kann der Tachograph
/ Fahrtenschreiber 28 die Fahreraktivitätsdaten 20 lückenlos zur Verfügung stellen,
so dass die Aktivitäten 29 während des ADR-Modus im Nachgang lückenlos verarbeitet
werden können.
[0042] Es ergeben sich somit insbesondere die folgenden Schritte:
S10: Fahrer schaltet ADR-Modus ein
S11: Fahrzeugelektronik (auch Erfassungseinheit) wird vom Stromnetz getrennt
S12: die Abschaltvorrichtung 23 signalisiert dem Fahrtenschreiber 28, dass der ADR-Modus
aktiviert ist
S13: Kraftfahrzeug kann betankt werden
S14: Aktivitäten 29 werden erkannt (z.B. Aktivitätsänderung: "Pause", "Arbeitszeit")
S15: Registrierung Fahreraktivität als Fahreraktivitätsdaten
S16: Fahrer schaltet ADR-Modus aus
S17: Fahrzeugelektronik wird mit Stromnetz verbunden
S18: Datenabfrage
S19: Übertragung der gespeicherten Fahreraktivitätsdaten (Aktivitätsbericht)
S20: Verarbeitung der Fahreraktivitätsdaten inner- und außerhalb des Kraftfahrzeugs
11 möglich
[0043] Der Tachograph registriert und speichert alle gesetzlichen Aktivitäten und Ereignisse,
unabhängig von der Zündung und auch unabhängig vom ADR-Modus. Sofern der Fahrer der
Verteilung seiner persönlichen Daten zugestimmt hat, kann der Tachograph die Daten,
die im ADR-Modus entstanden sind nach Verlassen des ADR-Modus durch mindestens eine
zusätzliche CAN-Botschaft bzw. durch Diagnosedaten zur Verfügung stellen. Somit kann
das FMS nach Verlassen des ADR-Modus auf diese Daten zugreifen und die Aktivitäten
und Ereignisse lückenlos ergänzen. Im Gegensatz zum heutigen Stand der Technik, lässt
sich somit sofort nach Verlassen des ADR Modus diese in der Zwischenzeit aufgetretenen
Aktivitäten ausgeben und ermöglicht einem FMS System sofort nach Verlassen des ADR
Modus die Aktivitäten wieder in Echtzeit zu verfolgen.
[0044] Als weitere Vorteile ergeben sich eine lückenlose Registrierung und Verarbeitung
der Aktivitäten und Ereignisse, die im ADR-Modus aufgezeichnet wurden. Diese neue
Funktionalität sorgt für eine faire Bezahlung der Fahrer, die nun minutengenau für
die Aktivitäten, auch im ADR-Modus, bezahlt werden können. Dies ist zukünftig noch
wichtiger in Verbindung mit den Verordnungen des Mobilitätspakets. Die Fahrer werden
zukünftig bei der Entsendung mit dem Mindestlohn des jeweiligen EU-Mitgliedstaates
bezahlt. Daher zählt jede Minute, die abgerechnet werden kann. Auch der Disponenten,
der die Lenk Arbeits- und Ruhezeiten der eingesetzten Fahrer überwacht, kann aufgrund
der vorliegenden Daten seine Fahrer effektiver einsetzen. Es wird auch ermöglichen,
externe elektronische Systeme zu vermeiden, die den ADR-Regeln entsprechen müssen,
um diese Aktivitäten zu registrieren. Und dadurch die Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugsystems
verbessert. Sofortige Wiederaufnahme der Echtzeitverfolgung der Fahreraktivitäten
nach Verlassen des ADR Modus und somit das Ermöglichen einer Echtzeitplanung der Fahrer
hinsichtlich Arbeitszeit und Lenkzeit
[0045] Insgesamt zeigt das Beispiel, wie Mechanismus oder eine Logik für die Aktivitätennachverfolgung
im ADR-Modus für Telematiksysteme in Verbindung mit dem Tachographen bereitgestellt
werden kann.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 10
- Flottenmanagementsystem
- 11
- Kraftfahrzeug
- 12
- Sammeleinheit
- 13
- Internet
- 14
- Kommunikationseinheit
- 15
- Datenverbindung
- 16
- Erfassungseinheit
- 17
- Funkverbindung
- 18
- Mobilfunknetz
- 19
- WLAN
- 20
- Fahrtendaten
- 21
- Flotteninformationen
- 22
- Transportaufträge
- 23
- Abschaltvorrichtung
- 24
- Energiequelle
- 25
- Schalter
- 26
- Plus-Leitung
- 27
- Massepotential
- 28
- Fahrtenschreiber
- 29
- Aktivität
- 30
- Ereignisse
- 31
- Auslöseereignis
- 32
- Kommunikationsverbindung
- 40
- Fahrer
1. Verfahren zum Erfassen von Fahreraktivitätsdaten (20) eines Gefahrgutfahrzeugs für
ein Datenservice-System, insbesondere ein Flottenmanagementsystem (10), wobei die
Fahreraktivitätsdaten (20) durch eine Erfassungseinheit (16) des Datenservice-Systems
in dem Gefahrgutfahrzeug erfasst und an eine fahrzeugexterne Sammeleinheit (12) des
Datenservice-Systems übermittelt werden, und wobei in dem Gefahrgutfahrzeug ein Fahrtenschreiber
(28) betrieben wird und eine Abschaltvorrichtung (23) für einen ADR-Modus, in welchem
zumindest die Erfassungseinheit (16) ausgeschaltet ist, vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass bei aktiviertem ADR-Modus der Fahrtenschreiber (28) zumindest dahingehend weiterbetrieben
wird, dass der Fahrtenschreiber (28) während des ADR-Modus anfallende Fahreraktivitätsdaten
(20) erfasst und abspeichert, und nach Deaktivieren des ADR-Modus, wenn die Erfassungseinheit
(16) wieder gestartet ist, die während des aktivierten ADR-Modus abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
(20) über eine Kommunikationsverbindung (32) entweder durch die Erfassungseinheit
(16) aus dem Fahrtenschreiber (28) abgerufen und/oder in Abhängigkeit von einem Auslöseereignis
(31) vom Fahrtenschreiber (28) an die Erfassungseinheit (16) übertragen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei als Auslöseereignis (31) zumindest eines der folgenden
in dem Fahrtenschreiber (28) detektiert wird:
- ein Verlassen des ADR-Modus,
- ein Erreichen eines Sendezeitpunkts einer einmalig oder zyklisch über die Kommunikationsverbindung
(32) auszusendenden Nachricht, in welcher die abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten
(20) auszusenden sind,
- ein Empfang einer Diagnosenachricht, mittels welcher die Erfassungseinheit (16)
das Aussenden der abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten (20) anfordert.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch den Fahrtenschreiber
(28) in Reaktion auf das Auslöseereignis (31) eine vorbestimmte Anzahl an zuletzt
insgesamt abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten (20) an den Fahrtenschreiber (28)
übertragen wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei durch den Fahrtenschreiber
(28) die zuletzt erfassten Fahreraktivitätsdaten (20) in einem Ringspeicher zwischengespeichert
werden und in Abhängigkeit von einer Detektion des Auslöseereignisses (31) der Inhalt
des Ringspeichers übertragen wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der Erfassungseinheit
(16) oder in der Sammeleinheit (12) die bereits erfassten Fahreraktivitätsdaten (20)
mit den zuletzt übertragenen Fahreraktivitätsdaten (20) verglichen werden und als
doppelt vorkommend erkannte Fahreraktivitätsdaten (20) verworfen werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Erfassungseinheit (16)
auch bei deaktiviertem ADR-Modus die dann anfallenden Fahreraktivitätsdaten (20) indirekt
mittels des Fahrtenschreibers (28) durch Auslesen und/oder Empfangen der durch den
Fahrtenschreiber (28) erfassten Fahreraktivitätsdaten (20) ermittelt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei als zumindest ein Teil der
Fahreraktivitätsdaten (20) in dem Gefahrgutfahrzeug signalisierte Aktivitäten (29),
insbesondere Fahren, Ruhezeiten, sonstige Arbeitszeiten, erfasst werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei als zumindest ein Teil der
Fahreraktivitätsdaten (20) in dem Gefahrgutfahrzeug signalisierte Ereignisse (30),
insbesondere eine Manipulation des Fahrtenschreibers (28), eine Fehlermeldung, eine
Sicherheitsverletzung, erfasst werden.
9. Fahrtenschreiber (28) für ein Gefahrgutfahrzeug, wobei eine Prozessorschaltung des
Fahrtenschreibers (28) dazu angepasst ist, dass der Fahrtenschreiber (28) während
eines aktivierten ADR-Modus des Gefahrgutfahrzeugs anfallende Fahreraktivitätsdaten
(20) erfasst und abspeichert, und in Abhängigkeit von einem Auslöseereignis (31) die
während des aktivierten ADR-Modus abgespeicherten Fahreraktivitätsdaten (20) über
eine Kommunikationsverbindung (32) an eine Erfassungseinheit (16) eines Flottenmanagementsystem
(10) aussendet oder zum Abruf bereithält.
10. Kraftfahrzeug (11) mit einer Erfassungseinheit (16) eines Flottenmanagementsystems
(10) und mit einer Abschaltvorrichtung (23) für einen ADR-Modus, in welchem zumindest
die Erfassungseinheit (16) ausgeschaltet ist, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Kraftfahrzeug (11) ein Fahrtenschreiber (28) gemäß Anspruch 9 bereitgestellt
ist.
11. Erfassungseinheit (16) für ein Flottenmanagementsystem (10), wobei die Erfassungseinheit
(16) dazu eingerichtet ist, nach einem Wiedereinschalten durch Verlassen eines ADR-Modus
eines Gefahrgutfahrzeugs, während des aktivierten ADR-Modus in einem Fahrtenschreiber
(28) abgespeicherte Fahreraktivitätsdaten (20) aus dem Fahrtenschreiber (28) zu empfangen
und an eine fahrzeugexterne Sammeleinheit (12) des Flottenmanagementsystems (10) auszusenden.
12. Flottenmanagementsystem (10) mit mehreren Kraftfahrzeugen (11) nach Anspruch 10 und
einer Sammeleinheit (12) zum Empfangen von Fahreraktivitätsdaten (20) aus den Kraftfahrzeugen
(11), wobei die Sammeleinheit (12) dazu eingerichtet ist, mittels der empfangenen
Fahreraktivitätsdaten (20) eine Flottenmanagementfunktionalität für die Kraftfahrzeuge
(11) bereitzustellen.