[0001] Die Erfindung betrifft ein Verschlusssystem für einen Medikamentenbehälter, dessen
Innenraum über einen in der Art einer Flaschenmündung ausgestalteten Mündungsbereich
zugänglich ist, wobei das Verschlusssystem zusätzlich zu einer auf den Mündungsbereich
aufschiebbaren, mit einem Dichtelement versehenen Aufprellkappe einen auf diese aufschiebbaren
Sicherungsring umfasst, der in einer vollständig auf die Aufprellkappe aufgeschobenen
Position mittels einer Anzahl von Schnapprippen an der Aufprellkappe rastbar fixierbar
ist. Sie bezieht sich weiter auf einen Medikamentenbehälter mit einem solchen Verschlusssystem
sowie auf eine Verwendung des Verschlusssystems.
[0002] Medikamente, insbesondere für die Behandlung in hoch spezialisierten oder komplexen
Therapien, werden üblicherweise in Wirkstoff- oder Medikamentenbehältern, auch als
Container oder Phiole bezeichnet, bereitgestellt. Ein solcher Medikamentenbehälter
ist üblicherweise in der Art eines Fläschchens ausgestaltet und umfasst einen Innenraum,
in dem das Medikament oder der Wirkstoff vorgehalten wird und der über eine in der
Art einer Flaschenmündung ausgestaltete Behälteröffnung zugänglich ist. Von einem
solchen Behälter oder Container aus wird der Wirkstoff dann über geeignete Transfersysteme
für die eigentliche Verabreichung an geeignete Systeme wie beispielsweise eine Spritze
oder eine intravenöse Leitung, die einen Flüssigkeitszugang zum Kreislauf des Patienten
bereitstellt, übergeben.
[0003] Gerade in modernen medizinischen Verfahren oder Therapien können Medikamente oder
Substanzen zum Einsatz kommen, die an sich eigentlich toxisch oder auf sonstige Weise
schädlich oder gefährlich sind. Für das mit der Handhabung solcher Substanzen betraute
Personal, wie beispielsweise Apotheker und Krankenschwestern, können somit akute und
langfristige Gesundheitsrisiken entstehen, gerade wenn es wiederholt Medikamenten
oder Lösungsmitteln ausgesetzt ist, die während der Zubereitung, der Verabreichung
von Medikamenten und anderen ähnlichen Behandlungen in die Luft entweichen könnten.
Dieses Problem kann besonders schwerwiegend sein, wenn es sich um Zytotoxine, antivirale
Medikamente, Antibiotika oder Radiopharmazeutika handelt. Die durch die Exposition
gegenüber diesen Medikamenten potenziell entstehenden Gesundheitsrisiken umfassen
ein erhöhtes Krebsrisiko, genetische Veränderungen und dergleichen.
[0004] Des Weiteren ist es auch im Hinblick auf den Umstand, dass in jüngster Zeit Medikamente
mit einem äußerst hohen Dosispreis zugelassen worden sind, dringend wünschenswert
oder sogar notwendig, die unbeabsichtigte Abgabe auch kleinster Mengen solcher Medikamente
oder Wirkstoffe an die Umgebung zuverlässig zu vermeiden.
[0005] Im Hinblick auf die somit angestrebte Vermeidung unbeabsichtigter Wirkstoffverluste
ist daher allgemein die geeignete Ausgestaltung der Medikamentenbehälter notwendig.
Üblicherweise sind die Wirkstoff- oder Medikamentenbehälter dazu mit geeigneten Verschlusssystemen
versehen, bei denen ein Verschlussstopfen die Behälteröffnung verschließt. Dieser
Verschlussstopfen kann dann für eine Entnahme des Medikaments beispielsweise mittels
einer Hohlnadel durchstochen werden, über die das Medikament dann aus dem Behälter
herausgesaugt werden kann. Zur Fixierung des Verschlussstopfens kann dabei eine Aufprellkappe
mit einem eine zentrale Öffnung aufweisenden Ringdeckel vorgesehen sein, der an der
"Flaschenmündung" mit der Behälteröffnung angebracht werden kann. Der Verschlussstopfen
wird dann zentral in diesem Ringdeckel angebracht.
[0006] Die Anbringung einer solchen, mit dem Dichtelement oder Verschlussstopfen versehenen
Aufprellkappe erfolgt üblicherweise, indem diese auf den Mündungsbereich des Medikamentenbehälters
aufgeschoben und anschließend auf diesem verrastet wird, beispielsweise mittels an
der Aufprellkappe angeordneten Schnapp- oder Rasthaken, die mit an der Behälteröffnung
angeordneten Rastwulsten eine Rastverbindung bilden. Diese Rastverbindung wird sodann
üblicherweise gegen unbeabsichtigtes Lösen abgesichert mittels eines seinerseits auf
die Aufprellkappe aufschiebbaren Sicherungsrings, der diese in seiner Endposition
seitlich umschließt. Durch einen solchen Sicherungsring ist sichergestellt, dass die
an der Aufprellkappe angeordneten Schnapp- oder Rasthaken nicht nach außen zurückweichen
und damit die Rastverbindung mit dem Medikamentenbehälter lösen. Der auf die Aufprellkappe
aufgeschobene Sicherungsring wird dabei üblicherweise in seiner Position auf der Aufprellkappe
üblicherweise ebenfalls mittels Rastmitteln, beispielsweise einer Anzahl von Schnapprippen,
gesichert.
[0007] Zusätzlich zu den genannten Anforderungen an Zuverlässigkeit und Dichtigkeit derartiger
Verschlusssysteme ist aber auch die Ertüchtigung für eine industrielle Verarbeitung
im Sinne hoher Stückzahlen ein übliches Auslegungsziel. Insbesondere sollte dabei
gerade auf die möglicherweise gewünschte große Vielzahl an bereitzustellenden Medikamentendosen
eine automatisierte Abfüllung und entsprechend auch eine automatisierte Anbringung
des Verschlusssystems am jeweiligen Medikamentenbehälter ermöglicht sein. Zudem ist
wünschenswert, im Hinblick auf hohe Stückzahlen eine gleichzeitige Verarbeitung mehrerer
Medikamentenbehälter in der Art größerer Chargen, beispielsweise in der Art des so
genannten "Nesting", zu ermöglichen.
[0008] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verschlusssystem der oben genannten
Art anzugeben, das diesen Anforderungen, insbesondere der Eignung für automatisierte
Befüllvorgänge, mit einfachen Mitteln besonders weitgehend gerecht wird.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem die oder jede in vollständig auf
die Aufprellkappe aufgeschobener Position zur Fixierung des Sicherungsrings vorgesehene
Schnapprippe bei einer Bewegung der inneren Mantelfläche des Sicherungsrings relativ
zu einer zu dieser korrespondierenden äußeren Mantelfläche der Aufprellkappe in einer
korrespondierenden Führungskulisse geführt ist.
[0010] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass das Verschlusssystem für eine
automatisierte Verarbeitung und auch für hohe Takt- oder Durchsatzraten mit den entsprechend
hohen Verarbeitungsgeschwindigkeiten unter anderem dadurch ertüchtigt werden kann,
dass einerseits eine Vormontage der Komponenten Aufprellkappe und Sicherungsring besonders
begünstigt und andererseits eine besonders zuverlässige Führung der vormontierten
Komponenten relativ zueinander sichergestellt wird. Damit kann insbesondere erreicht
werden, dass potenzielle Störquellen bei der automatisierten Verarbeitung, beispielsweise
durch Verkippen oder Verkanten der Komponenten, Fehlpositionierungen oder dergleichen,
beseitigt werden. Die erwünschte zuverlässige Führung der vormontierten Komponenten
relativ zueinander kann dabei auf besonders einfache Weise erreicht werden, indem
unter Rückgriff auf üblicherweise ohnehin vorhandene Komponenten, vorliegend die jeweiligen
Schnapprippen, eine Führungspaarung für die Komponenten gebildet wird. Zur Bildung
einer solchen Führungspaarung sollte der jeweiligen Schnapprippe im jeweils anderen
Bauteil eine korrespondierende Führungskulisse, beispielsweise in der Art einer Nut,
zugeordnet werden.
[0011] Für die Bildung der genannten Führungspaarung ist es grundsätzlich unerheblich, welche
Elemente davon an welcher der Komponenten Aufprellkappe oder Sicherungsring angeordnet
ist; d. h. für den bestimmungsgemäßen Gebrauch könnte die jeweilige Schnapprippe innenseitig
am Sicherungsring oder auch außenseitig an der Aufprellkappe angeordnet sein, und
die zugeordnete Führungskulisse entsprechend an der jeweils anderen Komponente. Bevorzugt
ist aber die oder jede Schnapprippe innenseitig am Sicherungsring und korrespondierend
dazu die jeweilige Führungskulisse außenseitig an der Aufprellkappe angeordnet.
[0012] Üblicherweise wird ein Verschlusssystem der genannten Art nach der Vormontage von
Aufprellkappe und Sicherungsring in der Art einer linearen Bewegung auf die Mündungsöffnung
des Medikamentenbehälters aufgedrückt. Dabei wird zunächst die Aufprellkappe auf die
Mündung aufgeschoben, bis sie dort verrastet oder auf andere Weise an ihre vorgesehene
Endposition gelangt. Anschließend führt ein weiteres Aufdrücken des Systems dazu,
dass der Sicherungsring auf die Aufprellkappe aufgeschoben wird und diese dabei zunehmend
umschließt. Zur Stabilisierung dieser vornehmlich linearen Bewegung des Sicherungsrings
auf der Aufprellkappe umfasst die Führungskulisse vorteilhafterweise ein in der Art
einer axialen Nut ausgeführtes, sich in einer axialen Richtung parallel zur Rotationsachse
der Aufprellkappe bzw. des Sicherungsrings erstreckendes erstes Axialsegment.
[0013] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung ist dabei in diesem ersten Axialsegment eine
Rastwulst zur Verrastung der jeweiligen Schnapprippe angeordnet, so dass die Schnapprippe
zur auslegungsbedingt vorgesehenen Verrastung der Komponenten nutzbar ist.
[0014] In ganz besonders vorteilhafter Ausgestaltung ist das Verschlusssystem für eine besonders
stabile Vormontage von Aufprellkappe und Sicherungsring ausgelegt. Dabei ist vorteilhafterweise
vorgesehen, dass der Sicherungsring bei der Vormontage zunächst auf die Aufprellkappe
aufgesteckt wird. Anschließend soll in der Art eines Bajonettverschlusses ein Verdrehen
des Sicherungsrings auf der Aufprellkappe eine mechanisch zuverlässige Verbindung
des aufgesteckten Sicherungsrings mit der Aufprellkappe erbringen, wobei von dieser
Position ausgehend später, bei der endgültigen Anbringung am Medikamentenbehälter,
das System vollständig aufgeschoben werden kann. Um dies zu ermöglichen, weist die
Führungskulisse in ganz besonders vorteilhafter Ausgestaltung ein in der Art einer
tangentialen Nut ausgeführtes, sich in einer tangentialen Richtung um die Rotationsachse
der Aufprellkappe bzw. des Sicherungsrings erstreckendes Tangentialsegment auf.
[0015] Das Tangentialsegment der Führungskulisse geht dabei zweckmäßigerweise in deren erstes
Axialsegment über, wobei im Übergangsbereich zwischen Tangentialsegment und Axialsegment
zur Begrenzung einer Rotation des Sicherungsrings relativ zur Aufprellkappe ein Anschlag
für die jeweilige Schnapprippe ausgebildet ist. Damit kann bei der Vormontage die
jeweilige Schnapprippe zunächst in das Tangentialsegment der ihr zugeordneten Führungskulisse
eingeschoben und anschließend der Sicherungsring relativ zur Aufprellkappe verdreht
werden. Dadurch wird die Schnapprippe im Tangentialsegment geführt, bis sie an den
Anschlag anschlägt. Damit wird die Verdrehung beendet, und der Sicherungsring ist
in einer definierten und reproduzierbaren Position auf der Aufprellkappe fixiert.
In dieser Position befindet sich die Schnapprippe dann auch im Übergangsbereich vom
Tangentialsegment der Führungskulisse zu deren Axialsegment, so dass von dieser Position
aus später das weitere Aufschieben des Sicherungsrings auf die Aufprellkappe in axialer
Richtung möglich ist. Die Komponenten befinden sich dabei in sicherem Eingriff miteinander,
so dass das solchermaßen vormontierte Verschlusssystem besonders gut auch für eine
automatisierte Weiterverarbeitung selbst bei hoher Beanspruchung und hohen Stückzahlen
gut geeignet ist.
[0016] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung ist im Tangentialsegment der Führungskulisse
ein Rastzahn mit angeschrägter Anschlagfläche für die Schnapprippe angeordnet. Durch
die Schräge kann die Schnapprippe bei der oben beschriebenen Verdrehung bei ihrer
Bewegung im Tangentialsegment über den Rastzahn geschoben werden, wobei andererseits
aber infolge der Formgebung des Rastzahns eine Rückwärtsbewegung der Schnapprippe
über den Rastzahn hinweg dann nicht mehr möglich ist. im Ergebnis wird die Schnapprippe
damit in tangentialer Richtung in ihrer Endposition fixiert, so dass eine besonders
stabile und zuverlässige Vormontage der Komponenten erreicht ist.
[0017] Die Aufprellkappe und/oder der Sicherungsring ist in vorteilhafter Ausgestaltung
aus einem Kunststoff, vorzugsweise aus Polypropylen (PP), einem Polyolefin, Cyclo-Olefin-Copolymer
(COC), Cyclo-Olefine-Polymer (COP) oder Polycarbonat gefertigt.
[0018] In einer als eigenständig erfinderisch angesehenen Ausgestaltung ist ein Verschlusssystem
der oben genannten Art, vorzugsweise in Verbindung mit der vorstehend erläuterten
Ausgestaltung, mit einem Originalitätsverschluss für den Medikamentenbehälter versehen.
Das Verschlusssystem kann dabei mit einem zusätzlich äußeren Verschlusselement in
der Art eines Einwegverschlusses versehen sein. Dieser Einwegverschluss, der beispielsweise
einen abreissbaren oder verplombt ausgeführten Siegeldeckel umfassen kann, erlaubt
eine problemlose und zuverlässige Identifikation, ob der Container bereits zum Flüssigkeitstransfer
verwendet wurde oder nicht, und erleichtert somit die Zuordnung, ob der Container
bereits "angebrochen" ist und somit bevorzugt für eine weitere Flüssigkeitsentnahme
verwendet werden sollte, bis er vollständig entleert ist und somit entsorgt werden
sollte. Dazu ist in dieser bevorzugten Ausgestaltung an den Sicherungsring außenseitig
fest und von diesem abreißbar zur Bildung eines Originalitätsverschlusses eine Siegelplatte
angeformt ist.
[0019] Ein Medikamentenbehälter, dessen Innenraum über eine in der Art einer Flaschenmündung
ausgestaltete Behälteröffnung zugänglich ist, verschlossen mit einem Verschlusssystem
der vorstehend beschriebenen Art, wird ebenfalls als eigenständig erfinderisch angesehen.
[0020] Ebenfalls als eigenständig erfinderisch angesehen wird die Verwendung eines Verschlusssystems
der genannten Art für einen Medikamentenbehälter.
[0021] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die Bereitstellung einer Führungspaarung zwischen Sicherungsring und Aufprellkappe
mittels der jeweiligen Schnapprippe einerseits und der zugeordneten Führungskulisse
andererseits eine besonders hohe mechanische Stabilität des vormontierten Zwischenprodukts
aus Aufprellkappe und Sicherungsring erreicht werden kann. Damit ist dieses vormontierte
Zwischenprodukt auch für nachfolgende Verarbeitungsschritte mit vergleichsweise hoher
Beanspruchung, beispielsweise im Rahmen einer automatisierten Verarbeitung oder in
Prozessen mit hoher Takt- oder Stückzahl, besonders gut geeignet.
[0022] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- Fig. 1
- einen mit einem Verschlusssystem verschlossenen Medikamentenbehälter,
- Fig. 2
- die Behälteröffnung des Medikamentenbehälter nach Fig. 1 in perspektivischer Ansicht,
- Fig. 3
- die Behälteröffnung des Medikamentenbehälter nach Fig. 1 im Längsschnitt,
- Fig. 4
- den Medikamentenbehälter nach Fig. 1 mit zugeordnetem Verschlusssystem im Längsschnitt
in Explosionsdarstellung,
- Fig. 5
- ein Dichtelement für den Medikamentenbehälters nach Fig. 1,
- Fig. 6
- die Aufprellkappe des Verschlusssystems des Medikamentenbehälters nach Fig. 1,
- Fig. 7
- einen Sicherungsring des Verschlusssystems des Medikamentenbehälters nach Fig. 1,
- Fig. 8
- die Aufprellkappe nach Fig. 6 in vergrößerter perspektivischer Ansicht,
- Fig. 9-12
- eine Sequenz von Schritten bei der Anbringung des Verschlusssystems an den Medikamentenbehälter
nach Fig. 1.
[0023] Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0024] Der Medikamentenbehälter 1 gem. Fig. 1, auch als Container oder Phiole bezeichnet,
ist in der Art eines Fläschchens ausgestaltet. Er umfasst einen von einer Behälterwand
2 umschlossenen Innenraum 4, in dem das Medikament oder der Wirkstoff vorgehalten
wird. Die Behälterwand 2 ist im Ausführungsbeispiel aus einem geeignet gewählten Kunststoff
mit oder ohne Barriereschicht gefertigt. Besonders bevorzugt ist hierbei ein "medical
grade" Kunststoff vorgesehen wie beispielsweise COP Varianten 690R
®, 790R
®, COC Varianten Topas
® 8007S-04, 6013S-04, 6015S-04. Ganz besonders bevorzugt ist der Kunststoff dabei im
Hinblick auf die Kriterien transparent, bruchunempfindlich, geringe bis keine Wechselwirkung
mit dem vorgesehenen Medikament, medical grade, insbesondere verwendbar als Glasersatz,
einzeln oder in Kombination miteinander, geeignet ausgewählt. Der Innenraum 4 ist
über eine in der Art einer Flaschenmündung ausgestaltete Behälteröffnung 6 zugänglich.
[0025] Der Medikamentenbehälter 1 ist in besonderem Maße für die Bereithaltung von Wirkstoffen
oder Medikamenten ausgestaltet, bei denen jegliche Materialverluste durch unbeabsichtigte
Freisetzung an die Umwelt oder Umgebung möglichst weitgehend vermieden werden sollen.
Dies kann beispielsweise der Fall sein für toxische, gesundheitsgefährdende oder anderweitig
für die handhabenden Personen gefährliche Substanzen, oder auch für besonders hochpreisige
Substanzen oder Wirkstoffe, wie sie insbesondere in modernen Therapien vermehrt zum
Einsatz kommen. Um solche unerwünschten Materialverluste besonders gering zu halten,
ist der Medikamentenbehälter 1 mit einem die Behälteröffnung 6 verschließenden Verschlusssystem
10 ausgerüstet, das einerseits für eine besonders hohe Dichtigkeit und andererseits
für einen besonders wirksamen Manipulationsschutz ausgelegt ist.
[0026] Die Behälterwand 2 des Medikamentenbehälters 1 ist, wie dies der perspektivischen
Ansicht in Fig. 2 sowie der Darstellung im Längsschnitt in Fig. 3 deutlich entnehmbar
ist, im Bereich der Behälteröffnung 6 mit einer Anzahl von, im Ausführungsbeispiel
zwei, umlaufend angebrachten Außenwulsten 12 als Befestigungselement für das Verschlusssystem
10 versehen. Eine erste dieser Außenwulste 12 ist dabei unmittelbar benachbart zur
Mündungsöffnung 14 des Behälters 1 angeordnet; eine zweite Außenwulst 12 befindet
sich hingegen beabstandet dazu etwas weiter entfernt von der Mündungsöffnung 14. Nachfolgend
wird, bezogen auf die Längsrichtung der in der Art einer Flaschenmündung ausgestalteten
Behälteröffnung, eine solche Positionierung weiter entfernt von der Mündungsöffnung
als "unten" oder "proximal", demgegenüber eine Positionierung mehr hin zur Mündungsöffnung
14 und somit zum freien, offenen Ende der Behälteröffnung 6 hin als "oben" oder "distal"
bezeichnet.
[0027] Wie insbesondere der Darstellung im Längsschnitt gem. Fig. 3b deutlich entnehmbar
ist, weisen die beiden oberen, umlaufend an der Behälteröffnung 6 angebrachten Außenwulste
12 eine annähernd oder vollständig gleiche Wulstbreite w auf. Diese Auslegung ist
im Hinblick auf die vorgesehene Nutzung dieser Außenwulste zur Verrastung oder Fixierung
mit zugeordneten Rast- oder Schnappelementen des Verschlusssystems 10 gewählt. Demgegenüber
ist die in Richtung der Mündungsöffnung gesehen unterste oder proximale Außenwulst
16 zur Verbesserung des Manipulationsschutzes mit einer im Vergleich zu den Außenwulsten
12 deutlich vergrößerten Wulstbreite W von etwa dem Dreifachen, somit also deutlich
mehr als mindestens 150% der Wulstbreite w der benachbarten Außenwulst 12, ausgeführt.
[0028] Im Ausführungsbeispiel sind, wie dies aus der Darstellung in Fig. 2 gut ersichtlich
ist, die Außenwülste 12, 16 vollständig umlaufend ausgeführt. In anderen Ausführungsformen
könnten die Außenwülste 12, 16 ganz oder teilweise segmentiert ausgeführt sein, d.
h. mehrere in rotatorischer Richtung gesehen aufeinander folgende, beabstandet zueinander
positionierte Segmente unter Bildung von dazwischen befindlichen Lücken umfassen.
[0029] Ein weiterer besonders bevorzugter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft das
Querschnittsprofil der Begrenzungs-Außenwulst 16. Wie der Darstellung in Fig. 3 entnehmbar
ist, weist die Begrenzungs-Außenwulst 16 auf ihrer unteren, von der Mündungsöffnung
14 abgewandten Seite eine weitgehend geradlinig ausgeführte, mit ihrer Normalen gegenüber
der Längsachse der Behälteröffnung 6 um höchstens 10° verkippte Flanke 18 auf. Durch
diese Ausgestaltung ist einerseits eine besonders zuverlässige flächige Abdeckung
des oberhalb angeordneten Verschlusssystems 10 erreicht, wobei andererseits eine für
automatisierte Handhabungszwecke besonders günstige und geeignete Angriffsfläche gebildet
wird.
[0030] Des Weiteren weist die Begrenzungs-Außenwulst 16 auf ihrer oberen, der Mündungsöffnung
14 zugewandten Seite eine mündungsseitige Flanke 20 auf, die, wie unten erläutert,
gezielt für eine günstige Wechselwirkung mit dem Verschlusssystem 10 ausgestaltet
ist. Insbesondere bildet die obere Flanke 20 der Begrenzungs-Außenwulst 16 eine Kontaktfläche
22 aus.
[0031] In Fig. 4 ist der Mündungsbereich des Medikamentenbehälters 1 zusammen mit dem zugehörigen
Verschlusssystem 10 in Explosionsdarstellung, in Fig. 4a in seitlicher Draufsicht
und in Fig. 4b im Längsschnitt, gezeigt. Das Verschlusssystem 10 umfasst als wesentliche
Komponenten ein als Verschlusstopfen ausgeführtes Dichtelement 24 zum Verschließen
der Behälteröffnung 6 und eine Fixierkappe 26, mit der das Dichtelement 24 fest an
der Behälteröffnung 6 angebracht werden kann. Angepasst an die Außenwülste 12 ist
die Fixierkappe 26 als Aufprellkappe 28 ausgeführt, an deren Außenumfang eine Anzahl
von mit der jeweiligen Außenwulst 12 in Eingriff bringbaren Schnapphaken oder Rastelementen
30 angeordnet ist. Beim Anbringen der Aufprellkappe 28 kann diese somit auf die Behälteröffnung
6 aufgesteckt oder aufgeprellt werden, wobei die Rastelemente 30 zunächst durch die
jeweilige Außenwulst 12 nach außen gebogen werden und anschließend, nach weiterem
Aufschieben, die Außenwulst 12 hintergreifen und in der Art einer Schnappverbindung
mit dieser verrasten. Des Weiteren ist die Aufprellkappe 28 hinsichtlich ihrer Dimensionierung
in Längsrichtung der Behälteröffnung 6 gesehen dahingehend an deren durch die Außenwülste
12, 16 gebildete Außenkontur angepasst, dass die durch die endseitige Kante 32 der
Aufprellkappe 28 gebildete Stirnfläche 34 des oder jedes Rastelements 30 in vollständig
auf die Behälteröffnung 6 aufgeschobenem Zustand der Aufprellkappe 28 an der an der
mündungsseitigen Flanke 20 der Begrenzungs-Außenwulst 16 angeordneten Kontaktfläche
22 anliegt.
[0032] Die Aufprellkappe 28 umfasst einen eine zentrale Öffnung 42 aufweisenden Ringdeckel
44. Das an sich einstückig ausgeführte, in Fig. 5 vergrößert gezeigte Dichtelement
24 umfasst hingegen in der Art eines Grundelements eine Verschlussplatte 46, an deren
erster Plattenseite eine die zentrale Öffnung 42 des Ringdeckels 44 vollständig ausfüllende,
mit dieser rastend in Eingriff bringbare Verdickung 48 angeformt ist. Die Verdickung
48 ist in ihrem Verbindungsbereich mit der Verschlussplatte 46 mit einer eine Hinterschneidung
bildenden umlaufenden Nut 50 versehen. Das an sich einstückige Dichtelement 24 ist,
auch im Hinblick auf die erwünschten Dichtzwecke, aus einem geeigneten und zudem vergleichsweise
weichen und gut verformbaren Material, im Ausführungsbeispiel aus Gummi oder aus TPE,
bevorzugt "medical grade", gefertigt. Durch diese Materialwahl ist auch sichergestellt,
dass das Dichtelement 24 bei Bedarf, also wenn Wirkstoff aus dem Medikamentenbehälter
1 entnommen werden soll, mittels eines geeigneten Instruments, beispielsweise einer
Hohlnadel, durchstochen werden kann. Unter Nutzung dieser Materialeigenschaften, insbesondere
der Verformbarkeit, kann das Dichtelement 24 mit der Aufprellkappe 28 annähernd fest
verbunden werden, indem die Verdickung 48 in die Öffnung 42 im Ringdeckel 44 eingebracht
wird und der umlaufende Rand der Öffnung 42 anschließend in die Nut 50 eingreift und
damit das Dichtelement 24 an der Aufprellkappe 28 fixiert.
[0033] In vorteilhafter Weise trägt das Dichtelement 24 auf zweierlei Weise zur Abdichtung
der Behälteröffnung 6 bei. Einerseits wird, mit bekannten System durchaus vergleichbar,
eine Dichtwirkung erzielt, indem im montierten System die in ihren Abmessungen, insbesondere
ihrem Außendurchmesser, geeignet an den Mündungsrand 52 der Behälteröffnung 6 angepasste
Verschlussplatte 46 durch die auf den Mündungsrand 52 aufrastbare Aufprellkappe 28
mit ihrem Rand des Dichtelements 24 auf den Mündungsrand 52 aufgedrückt wird. Durch
diese in Bezug auf die Längsachse der Behälteröffnung gesehen axiale Kraftwirkung
kann die Verschlussplatte 46 infolge der Verformbarkeit des Materials bereits eine
Dichtwirkung entfalten. Darüber hinaus ist vorliegend für eine insgesamt besonders
erhöhte Dichtwirkung aber auch noch die Bereitstellung von radialen Kraftkomponenten,
also Anpresskräfte, die das Dichtelement 24 in radialer Richtung an die Innenseite
der Behälterwand 2 im Bereich ihrer Mündung andrücken, vorgesehen.
[0034] Dazu ist an der zweiter Plattenseite der Verschlussplatte 46 ein Radial-Dichtelement
54 angeformt. Das Radial-Dichtelement 54 ist in seiner Querschnittsform an die Querschnittsform
der Behälteröffnung 6 im Mündungsbereich angepasst (im Ausführungsbeispiel sind beide
rund). Hinsichtlich seiner Dimensionierung ist es zudem an die lichte Weite I der
Behälteröffnung 6 angepasst und im Hinblick auf die Verformbarkeit des Materials des
Dichtelements 24 geringfügig größer als die lichte Weite I der Behälteröffnung 6 ausgeführt.
Damit entsteht bei in die Behälteröffnung 6 eingebrachtem Radial-Dichtelement 54 unter
Berücksichtigung der Verformbarkeit seines Materials eine flächige Andrück- oder Anpresswirkung
an die Innenwand des Behälters im Bereich der Behälteröffnung. Im Hinblick auf gängige
Standards und übliche Normen für derartige Komponenten kann die Behälteröffnung geeignet
gewählt und dimensioniert sein; beispielsweise kann ihre lichte Weite geeignet abgestimmt
auf das Standard-Maß "13er Neck" (entspricht einem Außendurchmesser der Behälteröffnung
von 13mm) oder auf das Standard-Maß "20er Neck" (entspricht einem Außendurchmesser
der Behälteröffnung von 20mm) gewählt sein.
[0035] Der Dichtelement 24 ist dabei vorteilhafterweise für eine noch weiter verbesserte
Dichtwirkung in radialer Richtung ausgeführt. Dazu ist die Formgebung derart gewählt,
dass der die Verdickung 48 ausbildende Zentralbereich des Dichtelements 24 von einer
tief in die Verschlussplatte 46 hineinreichenden, umlaufenden nut- oder grabenartigen
Vertiefung 56 umgeben ist. Die Vertiefung 56 kann dabei auch vollständig die Materialdicke
der Verschlussplatte 46 durchdringen, so dass das Dichtelement 24 in dieser Ausführung
mehrkomponentig ausgestaltet ist. Daran angepasst weist die Aufprellkappe 28, wie
in Fig. 6a in perspektivischer Ansicht von unten und in Fig. 6b im Längsschnitt vergrößert
dargestellt, einen an den Ringdeckel 44 an seiner Unterseite angeformten, die Öffnung
42 umlaufenden Verstärkungsring 58 auf. Bei der Montage der beiden Komponenten wird
dieser Verstärkungsring 58 in die Vertiefung 56 des Dichtelements 24 eingebracht.
Die Abmessungen sind dabei derart aufeinander abgestimmt, dass der Verstärkungsring
58 dem Radial-Dichtelement 54 des Dichtelements 24 erhöhte Festigkeit und Steifigkeit
nach außen hin, also in radialer Richtung, verleiht und damit die radiale Abdichtung
noch weiter verbessert. Insbesondere kann durch die entsprechend gewählten Abmessungen
der Verstärkungsring 58 das Radial-Dichtelement 54 mehr oder weniger nach außen hin
leicht verformen und dabei eine zusätzliche Anpresskraft in radialer Richtung an die
Innenwand des Medikamentenbehälters 1 im Bereich der Behälteröffnung 6 erzeugen.
[0036] Die Aufprellkappe 28 besteht im Ausführungsbeispiel aus einem geeignet gewählten
Kunststoff, nämlich aus Polypropylen (PP), einem Polyolefin, Cyclo-Olefin-Copolymer
(COC), Cyclo-Olefine-Polymer (COP) oder Polycarbonat.
[0037] Als weitere Komponente, wie dies wiederum aus der Darstellung in Fig. 4 deutlich
wird, umfasst das Verschlusssystem 10 einen in Fig. 7 vergrößert in perspektivischer
Sicht von unten dargestellten, auf die Aufprellkappe 28 aufschiebbaren Sicherungsring
60. Dieser kann nach dem Aufprellen der Aufprellkappe 28 und der Verrastung mit den
Außenwulsten 12 von außen umgreifend auf die Aufprellkappe 28 geschoben werden. Damit
fixiert er die Rastelemente 30 radial, so dass diese nicht mehr nach außen ausweichen
können. Damit ist die Verrastung der Aufprellkappe 28 mit der Außenwulst 12 nicht
mehr ohne weiteres lösbar und somit festgelegt. Der Sicherungsring 60 weist seinerseits
eine Anzahl von innenseitig angeformten, endseitig positionierten Schnapprippen 62
auf, mittels derer er rastend an der Aufprellkappe 28 fixierbar ist.
[0038] Des Weiteren weist der mit dem Verschlusssystem 10 verschlossene Medikamentenbehälter
1 als Komponente einen Originalitätsverschluss 70 auf. Dieser soll in der Art eines
Einwegverschlusses sicherstellen, dass für den Verwender auf einfache und zuverlässige
festgestellt werden kann, ob der Medikamentenbehälter 1 bereits zum Flüssigkeitstransfer
verwendet wurde oder nicht, d. h. ob bereits Wirkstoff entnommen wurde oder nicht.
Er erleichtert somit die Zuordnung, ob der Container bereits "angebrochen" ist und
somit bevorzugt für eine weitere Flüssigkeitsentnahme verwendet werden sollte, bis
er vollständig entleert ist und somit entsorgt werden sollte. Der Originalitätsverschluss
70 ist als an den Sicherungsring 60 angeformte Siegelplatte 72 ausgestaltet. Die Siegelplatte
72 ist dabei derart dimensioniert und positioniert, dass sie im montierten Zustand
die zentrale Öffnung 42 des Ringdeckels 44 und damit die hierüber zugängliche frei
liegende Fläche des Dichtelements 24 vollständig überdeckt. Für einen Zugriff auf
das Innere des Medikamentenbehälters 1, also für eine Entnahme von Wirkstoff, muss
somit zunächst die Siegelplatte 72 entfernt werden, so dass das Dichtelement 24 durchstochen
werden kann.
[0039] Das Verschlusssystem 10 des Medikamentenbehälters 1 ist für eine besonders stabile
Vormontage des Sicherungsrings 60 an der Aufprellkappe 28 ausgelegt, so dass das vormontierte
System auch für nachfolgende Prozessschritte mit hoher Beanspruchung, beispielsweise
im Rahmen automatisierter Befüll- oder Verpackungsvorgänge, besonders gut geeignet
ist. Dazu werden die Schnapprippen 62 in der Art einer Zusatzfunktion auch zur Bildung
einer Führungspaarung herangezogen, die ergänzend dazu, wie in der perspektivischen
Ansicht der Aufprellkappe 28 in Fig. 8 gezeigt, für jede der Schnapprippen noch eine
in der äußeren Mantelfläche 80 angeordnete Führungskulisse 82 umfasst. Die durch die
Schnapprippe 62 einerseits und die korrespondierende Führungskulisse 82 andererseits
jeweils gebildete Führungspaarung bewirkt, dass die jeweilige Schnapprippe 62 bei
einer Bewegung der inneren Mantelfläche 84 des Sicherungsrings 60 relativ zu der zu
dieser korrespondierenden äußeren Mantelfläche 80 der Aufprellkappe 28 in der korrespondierenden
Führungskulisse 82 geführt ist, so dass die Positionen dieser Komponenten relativ
zueinander reproduzierbar und kontrollierbar eingestellt werden können.
[0040] Im Ausführungsbeispiel ist die jeweilige Schnapprippe 62 innenseitig am Sicherungsring
60 und korrespondierend dazu die jeweilige Führungskulisse 82 außenseitig an der Aufprellkappe
28 angeordnet; alternativ könnte aber auch die Schnapprippe 62 an der Aufprellkappe
28 und korrespondierend dazu die Führungskulisse 82 an der inneren Mantelfläche 84
des Sicherungsrings 60 positioniert sein.
[0041] Wie der Darstellung in Fig. 8 deutlich entnehmbar ist, umfasst die Führungskulisse
82 ein in der Art einer axialen Nut ausgeführtes, sich in einer axialen Richtung parallel
zur Rotationsachse der Aufprellkappe 28 erstreckendes erstes Axialsegment 86. Dieses
Axialsegment 86 ist beidseitig durch jeweils eine lineare Führungskante 88, 90 begrenzt,
die beim Aufschieben des Sicherungsrings 60 auf die Aufprellkappe 28 die jeweilige
Schnapprippe 62 führen. Des Weiteren ist im ersten Axialsegment 86 eine Rastwulst
92 angeordnet. Sobald die Schnapprippe 62 beim Aufschieben des Sicherungsrings 60
auf die Aufprellkappe 28 über die Rastwulst 92 hinweg geschoben wurde, erfolgt die
Verrastung der jeweiligen Schnapprippe 62 mit der Rastwulst 92.
[0042] Des Weiteren weist die Führungskulisse 82 ein in der Art einer tangentialen Nut ausgeführtes,
sich in einer tangentialen Richtung um die Rotationsachse der Aufprellkappe 28 erstreckendes
Tangentialsegment 94 auf. Das Tangentialsegment 94 weist in einem ersten Bereich eine
untere oder proximale Führungskante 96 auf, oberhalb derer ein Ansatz eines zweiten
Axialsegments 98 mit offen gehaltenem Einmündungsbereich ausgebildet ist, in das die
jeweilige Schnapprippe 62 eingeschoben werden kann. Die Führungskante 96 bildet beim
Aufstecken des Sicherungsrings 60 auf die Aufprellkappe 28 einen Anschlag für die
jeweilige Schnapprippe 62 und verhindert somit eine weitere lineare Aufschiebe-Bewegung.
Das Tangentialsegment 94 geht im Übrigen in das Axialsegment 86 über, wobei im Übergangsbereich
100 zwischen Tangentialsegment 94 und Axialsegment 86 ein Anschlag 102 für die jeweilige
Schnapprippe 62 ausgebildet ist. Dieser dient zur Begrenzung einer Rotation des Sicherungsrings
60 relativ zur Aufprellkappe 28.
[0043] Im Tangentialsegment 94 der Führungskulisse 82 ist zudem ein Rastzahn 104 mit angeschrägter
Anschlagfläche 106 für die Schnapprippe 62 angeordnet.
[0044] Die Anbringung des Verschlusssystems 10 an den Medikamentenbehälter 1 ist in den
Fig. 9 bis 12 anhand einer Sequenz von Schritten gezeigt. In einem ersten Schritt,
in Fig. 9 gezeigt, wird zunächst der als Originalitätsverschluss 70 ausgeführte und
mit der Siegelplatte 72 versehene Sicherungsring 60 mit seinen Schnapprippen 62 oberhalb
der Einmündungsbereiche der jeweiligen zweiten Axialsegmente 98 an der vormontierten,
bereits mit dem Dichtelement 24 versehenen Aufprellkappe 28 positioniert. Anschließend
wird, wie dies in Fig. 10a in perspektivischer Ansicht und in Fig. 10b im perspektivischen
Schnitt gezeigt ist, der Sicherungsring 60 linear nach unten auf die Aufprellkappe
28 gedrückt und damit auf diese aufgesteckt. Dabei tauchen die Schnapprippen 62 in
das zweite Axialsegment 98 der jeweils zugeordneten Führungskulisse 82 ein, bis sie
an die Führungskante 96 anschlagen. Damit ist bei der Vormontage die jeweilige Schnapprippe
62 zunächst in das Tangentialsegment 94 der ihr zugeordneten Führungskulisse 82 eingeschoben.
[0045] Anschließend ist vorgesehen, den Sicherungsring 60 relativ zur Aufprellkappe 28 zu
verdrehen; dies ist in Fig. 11a in perspektivischer Ansicht und in Fig. 11b im perspektivischen
Schnitt gezeigt. Durch dieses Verdrehen wird die jeweilige Schnapprippe 62 im jeweiligen
Tangentialsegment 94 geführt, bis sie an den Anschlag 102 anschlägt. Damit wird die
Verdrehung beendet. Bei der Verdrehung wird die Schnapprippe 62 auch über den im Tangentialsegment
94 angeordneten Rastzahn 104 hinwegbewegt, was aufgrund der Abschrägung der Anschlagsfläche
106 in dieser Verdrehrichtung möglich ist. Aufgrund der asymmetrischen Kontur des
Rastzahns 104 ist ein Rückwärtsdrehen dann aber nicht mehr möglich, so dass der Sicherungsring
60 gegenüber der Aufprellkappe 28 dann auch rotationsgesichert ist. Der Sicherungsring
60 ist damit sowohl axial als auch rotatorisch in einer definierten und reproduzierbaren
Position auf der Aufprellkappe 28 fixiert.
[0046] In dieser Position befindet sich die Schnapprippe 62 dann auch im Übergangsbereich
100 vom Tangentialsegment 94 der Führungskulisse 82 zu deren erstem Axialsegment 86.
Von dieser Position aus kann somit später das weitere Aufschieben des Sicherungsrings
60 auf die Aufprellkappe 28 in axialer Richtung erfolgen. Die Komponenten befinden
sich dabei in sicherem Eingriff miteinander, so dass das solchermaßen vormontierte
Verschlusssystem 10 besonders gut auch für eine automatisierte Weiterverarbeitung
selbst bei hoher Beanspruchung und hohen Stückzahlen geeignet ist.
[0047] Ausgehend von diesem vormontierten Zustand kann dann je nach Bedarf sofort oder auch
zu einem späteren Zeitpunkt die Anbringung des Verschlusssystems 10 auf der Behälteröffnung
6 vorgenommen werden. Dabei kann unter Umständen und je nach Bedarf zunächst die in
Fig. 11b gezeigte Zwischenposition eingenommen werden. Bei diesem Zwischenschritt
wird die im Ausführungsbeispiel vorgesehene Ausführungsform genutzt, bei der im Mündungsbereich
der Behälteröffnung 6 außenseitig zwei umlaufende Außenwülste 12 in der Art einer
Doppelwulst vorgesehen sind. Bei dieser Ausführung sind die Außenwülste 12 durch eine
dazwischen verlaufende Nut 74 voneinander getrennt. In einer derartigen Bauweise ist
es ermöglicht, das Verschlusssystem 10 in einem ersten Schritt lediglich derart weit
auf die Behälteröffnung 6 aufzuschieben, dass die an die Rastelemente 30 jeweils angeformten
Rasthaken 76 lediglich in die Nut 74 eingreifen und das System dort zunächst arretieren.
In diesem Zwischenzustand, der in Fig. 11b gezeigt ist, verschließt das Dichtelement
24 noch nicht die Behälteröffnung 6, da das Radial-Dichtelement 54 noch nicht in das
Innere der Behälteröffnung 6 eingedrungen ist. Vielmehr wird in diesem Zustand ein
umlaufender noch offener Ringspalt zwischen dem Radial-Dichtelement 54 und der Mündung
14 des Behälters 1 gebildet. Gemeinsam mit den umfangsseitigen Zwischenräumen zwischen
den einzelnen Rastelementen 30 der Aufprellkappe 28 besteht somit in diesem Zustand
noch eine gasseitige Verbindung des Innenraums 4 des Medikamentenbehälters 1 mit der
äußeren Umgebung.
[0048] Diese Position kann beispielsweis zu einer Gefriertrocknung, auch als Lyophilisierung,
Lyophilisation oder Sublimationstrocknung bezeichnet, des Wirkstoffs im Medikamentenbehälter
1 verwendet werden. Hierbei handelt es sich um ein mittlerweile weit verbreitetes
Verfahren zur schonenden Trocknung von Produkten, das bei einer Vielzahl von Medikamenten
oder Wirkstoffen eingesetzt wird, um diese haltbar zu machen. Bei einer solchen Gefriertrocknung
kann es erforderlich sein, entstehende Gase oder Dämpfe, insbesondere Wasserdampf,
an die Umgebung abgeben zu können, und eine solche Möglichkeit bietet die in Fig.
11b gezeigte Positionierung der Komponenten.
[0049] Nach diesem Zwischenschritt, oder eventuell auch direkt nach der in Fig. 11 gezeigten
Vormontage, falls kein solcher Zwischenschritt benötigt wird, wird der Vorgang des
Verschließens dann beendet und das System in den in Fig. 12 gezeigten, vollständig
verschlossenen Zustand überführt. Dazu wird zunächst die Aufprellkappe 28 axial nach
unten auf die Behälteröffnung 6 geschoben, so dass das Dichtelement 24 nunmehr mit
seinem Radial-Dichtelement 54 in die Behälteröffnung 6 eindringt, bis die Verschlussplatte
46 mit ihrem äußeren Rand auf der Mündung des Behälters 1 aufliegt und anschließend,
unter geringfügiger Verformung der Verschlussplatte 46 in Längsrichtung der Behälteröffnung
6 gesehen, die Rasthaken 76 der Aufprellkappe 28 unterhalb der zweiten oder unteren
Außenwulst 12 einrasten. Anschließend wird dann der Sicherungsring 60 nach unten hin
verschoben, so dass er die Aufprellkappe 28 außenseitig umgreift. Damit werden die
Rastelemente 30 in ihrer Position verriegelt, und der Medikamentenbehälter 1 in der
in Fig. 12 gezeigten Position ist sicher verschlossen.
[0050] Aus dieser Darstellung, also im vollständig montierten Zustand, ist auch erkennbar,
dass die untere Begrenzungs-Außenwulst 16 das aufgeschobene Verschlusssystem 10 nach
unten hin absichert und damit den Manipulationsschutz erhöht. Durch die im Vergleich
zu den Außenwülsten 12 deutlich erhöhte Wulstbreite W der Begrenzungs-Außenwulst 16
ist der endseitig offene Bereich der aufeinandergeschobenen Komponenten (Aufprellkappe
28, Sicherungsring 60) von unten her abgedeckt und damit vor manipulativem Zugriff
geschützt. Des Weiteren liegt die Kante 32 der Aufprellkappe an der Kontaktfläche
22 an, so dass hier noch eine weitere Abstützung erfolgen kann.
[0051] Wie der Darstellung der Aufprellkappe 28 in Fig. 6a oder Fig. 8 zudem gut entnehmbar
ist, ist in als eigenständig erfinderisch angesehener Ausgestaltung an ihrem Ringdeckel
44 ein RFID-Chip 110 angeordnet, vorzugsweise in diesen mit eingespritzt. Der RFID-Chip
110 kann mit einer Codierung oder Kennung versehen sein, die den Medikamentenbehälter
individuell kennzeichnet und/oder weitere Informationen bezüglich des Inhalts, beispielsweise
der Medikamenten- oder Wirkstoffzusammensetzung, ein eventuelles Verfallsdatum, eine
Chargennummer, der eingesetzten Rohstoffe, Produktions- und Fertigungsinformationen
des Herstellers oder dergleichen enthalten kann. Insbesondere da ein solcher Chip
auch kontaktlos ausgelesen werden kann, kann eine automatisierte Handhabung des Medikamentenbehälters
1 und seines Inhalts, bis hin zu einer voll oder teilweise automatisierten Medikamentenherstellung
in Mischsystemen oder dergleichen, erreicht werden.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 1
- Medikamentenbehälter
- 2
- Behälterwand
- 4
- Innenraum
- 6
- Behälteröffnung
- 10
- Verschlusssystem
- 12
- Außenwulst
- 14
- Mündungsöffnung
- 16
- Begrenzungs-Außenwulst
- 18
- untere Flanke
- 20
- obere Flanke
- 22
- Kontaktfläche
- 24
- Dichtelement
- 26
- Fixierkappe
- 28
- Aufprellkappe
- 30
- Rastelemente
- 32
- Kante
- 34
- Stirnfläche
- 42
- Öffnung
- 44
- Ringdeckel
- 46
- Verschlussplatte
- 48
- Verdickung
- 50
- Nut
- 52
- Mündungsrand
- 54
- Radial-Dichtelement
- 56
- Vertiefung
- 58
- Verstärkungsring
- 60
- Sicherungsring
- 62
- Schnapprippen
- 70
- Originalitätsverschluss
- 72
- Siegelplatte
- 74
- Nut
- 76
- Rasthaken
- 80
- Mantelfläche
- 82
- Führungskulisse
- 84
- Mantelfläche
- 86
- Axialsegment
- 88, 90
- Führungskante
- 92
- Rastwulst
- 94
- Tangentialsegment
- 96
- Führungskante
- 98
- zweites Axialsegment
- 100
- Übergangsbereich
- 102
- Anschlag
- 104
- Rastzahn
- 106
- Anschlagsfläche
- 110
- RFID-Chip
- w
- Wulstbreite
- W
- Wulstbreite der Begrenzungs-Außenwulst
- D
- Durchmesser
- L
- lichte Weite
1. Verschlusssystem (10) für einen Medikamentenbehälter (1), dessen Innenraum (4) über
einen in der Art einer Flaschenmündung ausgestalteten Mündungsbereich (6) zugänglich
ist, wobei das Verschlusssystem (10) zusätzlich zu einer auf den Mündungsbereich (6)
aufschiebbaren, mit einem Dichtelement (24) versehenen Aufprellkappe (28) einen auf
diese aufschiebbaren Sicherungsring (60) umfasst, der in einer vollständig auf die
Aufprellkappe (28) aufgeschobenen Position mittels einer Anzahl von Schnapprippen
(62) an der Aufprellkappe (28) rastbar fixierbar ist, und wobei die oder jede Schnapprippe
(62) bei einer Bewegung der inneren Mantelfläche (84) des Sicherungsrings (60) relativ
zu einer zu dieser korrespondierenden äußeren Mantelfläche (80) der Aufprellkappe
(28) in einer korrespondierenden Führungskulisse (82) geführt ist.
2. Verschlusssystem (10) nach Anspruch 1, bei dem die oder jede Schnapprippe (62) innenseitig
am Sicherungsring (60) und korrespondierend dazu die jeweilige Führungskulisse (82)
außenseitig an der Aufprellkappe (28) angeordnet ist.
3. Verschlusssystem (10) nach Anspruch 1 oder 2, dessen Führungskulisse (82) ein in der
Art einer axialen Nut ausgeführtes, sich in einer axialen Richtung parallel zur Rotationsachse
der Aufprellkappe (28) bzw. des Sicherungsrings (60) erstreckendes erstes Axialsegment
(86) umfasst.
4. Verschlusssystem (10) nach Anspruch 3, in dessen erstem Axialsegment (86) eine Rastwulst
(92) zur Verrastung der jeweiligen Schnapprippe (62) angeordnet ist.
5. Verschlusssystem (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dessen Führungskulisse (82)
ein in der Art einer tangentialen Nut ausgeführtes, sich in einer tangentialen Richtung
um die Rotationsachse der Aufprellkappe (28) bzw. des Sicherungsrings (60) erstreckendes
Tangentialsegment (94) umfasst.
6. Verschlusssystem (10) nach Anspruch 5, bei dem das Tangentialsegment (94) der Führungskulisse
(82) in deren erstes Axialsegment (86) übergeht, wobei im Übergangsbereich (100) zwischen
Tangentialsegment (94) und Axialsegment (86) zur Begrenzung einer Rotation des Sicherungsrings
(60) relativ zur Aufprellkappe (28) ein Anschlag (102) für die jeweilige Schnapprippe
(62) ausgebildet ist.
7. Verschlusssystem (10) nach Anspruch 5 oder 6, in dessen Tangentialsegment (94) ein
Rastzahn (104) mit angeschrägter Anschlagfläche (106) für die Schnapprippe (62) angeordnet
ist.
8. Verschlusssystem (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dessen Aufprellkappe (28)
und/oder Sicherungsring (6) aus einem Kunststoff, vorzugsweise aus Polypropylen (PP),
einem Polyolefin, Cyclo-Olefin-Copolymer (COC), Cyclo-Olefine-Polymer (COP) oder Polycarbonat
gefertigt ist.
9. Verschlusssystem (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, an dessen Sicherungsring (60)
außenseitig fest und von diesem abreißbar zur Bildung eines Originalitätsverschlusses
(70) eine Siegelplatte (72) angeformt ist.
10. Medikamentenbehälter (1) für einen medizinischen Wirkstoff oder ein Medikament, dessen
Innenraum (4) über einen in der Art einer Flaschenmündung ausgestalteten Mündungsbereich
(6) zugänglich ist, mit einem Verschlusssystem (10) nach einem der Ansprüche 1 bis
9.
11. Verwendung eines Verschlusssystems (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zum Verschließen
der Mündungsöffnung eines Medikamentenbehälters (1) für einen medizinischen Wirkstoff
oder ein Medikament.