[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät und
eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage, welche mehrere natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte
umfasst.
[0002] Ein natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät, auch NRWG genannt, umfasst typischerweise
einen Pneumatikzylinder, welcher eingerichtet ist, eine Öffnungsvorrichtung, wie ein
Oberlicht eines Daches oder eine Klappe, im Brandfall zu öffnen, um heißen und toxischen
Rauch sowie Brandgase aus einem Gebäude abzuleiten. Als Energiequelle für den Pneumatikzylinder
finden typischerweise komprimierte Gase wie Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff Verwendung,
welche in einem Gasbehälter gespeichert werden. Im Brandfall löst bei einer vorbestimmten
Bedingung eine Auslöseeinheit des natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgeräts den Gasbehälter
aus, sodass das darin gespeicherte Gas über eine entsprechende Leitung zu einer Kolbenkammer
des Pneumatikzylinders strömen kann. Der mit der geschlossenen Öffnungsvorrichtung
verbundene Pneumatikzylinder umfasst einen mit einer Kolbenstange verbundenen Kolben,
welcher innerhalb eines Zylinderrohrs des Pneumatikzylinders bewegbar angeordnet ist.
Der Kolben begrenzt zusammen mit dem Zylinderrohr und einem Bodendeckel des Pneumatikzylinders
eine Kolbenkammer. Das in dem Gasbehälter gespeicherte Gas strömt nach Auslösung durch
eine Auslöseeinheit in die Kolbenkammer des Pneumatikzylinders, infolgedessen sich
der Druck in der Kolbenkammer vergrößert. Eine durch den Druckanstieg erzeugte Kraft
wirkt auf einen Boden des Kolbens, wodurch sich der Kolben in Richtung eines Deckels
des Pneumatikzylinders bewegt und die mit der Kolbenstange verbundene Öffnungsvorrichtung
im Normalfall öffnet. Durch die Bewegung des Kolbens in Richtung des Deckels vergrößert
sich das Volumen der Kolbenkammer, wodurch sich der Druck innerhalb der Kolbenkammer
und damit die auf den Boden des Kolbens wirkende Kraft allmählich verringert. Die
in dem Gasbehälter gespeicherte Gasmenge ist folglich maßgeblich für die auf den Boden
des Kolbens wirkende Kraft. Die Öffnungsvorrichtung kann mittels des in dem Gasbehälter
gespeicherten Gases nur geöffnet werden, sofern eine der auf den Boden des Kolbens
wirkenden Kraft entgegenwirkende Kraft kleiner als die auf den Boden des Kolbens wirkende
Kraft ist. Befindet sich also beispielsweise auf der Öffnungsvorrichtung eine Last,
beispielsweise im Falle eines Oberlichts eine Schneelast, oder wirkt auf die Öffnungsvorrichtung
eine Kraft, beispielsweise im Falle einer Fassadenklappe eine Kraft infolge einer
Behinderung durch Äste eines Baumes oder dergleichen, so kann unter Umständen die
durch das Gas erzeugte Kraft in der Kolbenkammer nicht ausreichen, um die Öffnungsvorrichtung
im Brandfall zu öffnen. Infolgedessen würden der heiße und toxische Rauch sowie die
Brandgase nicht aus dem Gebäude ausgeleitet werden. Stattdessen würde der Rauch die
Sichtbarkeit von Fluchtwegen innerhalb des Gebäudes und die Rettung von sich im Gebäude
befindlichen Personen erschweren oder behindern.
[0003] Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte müssen auf europäischer Ebene die Vorgaben
der Norm EN 12101-2 erfüllen. Diese Norm schreibt vor, dass jedes natürliche Rauch-
und Wärmeabzugsgerät lediglich eine Auslöseeinheit aufweisen darf. Hintergrund ist,
dass bei der Auslösung der Auslöseeinheit nicht eine zweite Auslöseeinheit automatisch
mit auslösen kann, da diese unabhängig voneinander funktionieren. Es ist folglich
gemäß der Norm nicht möglich, an einem natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgerät mehrere
Gasbehälter mit jeweils zugehöriger Auslöseeinheit anzuordnen. Laut der zugehörigen
Norm EN 12101-10 ist der mit Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff gefüllte Gasbehälter
in seiner Größe limitiert. Einerseits darf der Füllfaktor bei einer bestimmten Umgebungstemperatur
einen zulässigen Wert nicht überschreiten. Andererseits darf auch die Füllmenge bei
der bestimmten Umgebungstemperatur einen bestimmten Wert nicht überschreiten. Beispielsweise
darf bei einer maximalen Umgebungstemperatur von 68°C der Füllfaktor für Kohlenstoffdioxidbehälter
einen Wert von 0,71kg/l nicht überschreiten, wobei die maximale Füllmenge in diesem
Fall einen Wert von 150g Kohlenstoffdioxid nicht übersteigen darf.
[0004] Dies führt dazu, dass unter bestimmten Umständen, beispielsweise im Falle, dass die
Öffnungsvorrichtung als Oberlicht ausgestaltet ist und sich auf dem Oberlicht eine
überdurchschnittlich große Schneelast befindet, die in dem Gasbehälter gespeicherte
Gasmenge nicht ausreicht, um die Öffnungsvorrichtung im Brandfall zu öffnen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher ein neuartiges natürliches Rauch-
und Wärmeabzugsgerät bereitzustellen, welches das vorab genannte Problem löst.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät mit den Merkmalen
des unabhängigen Anspruchs gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen und spezielle Ausgestaltungen
des erfindungsgemäßen natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts sind in den abhängigen
Ansprüchen definiert.
[0007] Das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät umfasst einen Pneumatikzylinder, welcher
eingerichtet ist, eine Öffnungsvorrichtung zu öffnen. Zudem weist das natürliche Rauch-
und Wärmeabzugsgerät eine mit dem Pneumatikzylinder verbundene erste Leitung, einen
ersten Gasbehälter, welcher in der ersten Leitung angeordnet ist, und eine mit der
ersten Leitung verbundene Nebenleitung auf. Ferner umfasst das natürliche Rauch- und
Wärmeabzugsgerät einen zweiten Gasbehälter, welcher in der Nebenleitung angeordnet
ist, eine dem ersten Gasbehälter zugehörige Auslöseeinheit, welche eingerichtet ist,
den ersten Gasbehälter beim Eintreten einer vorbestimmten Bedingung auszulösen, und
ein Druckventil, welches in der Nebenleitung angeordnet ist, wobei das Druckventil
eingerichtet ist, bei einem vorbestimmten Druck innerhalb der Nebenleitung den zweiten
Gasbehälter auszulösen.
[0008] Das erfindungsgemäße natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät ermöglicht auf vorteilhafte
Weise, dass normgemäß lediglich eine Auslöseeinheit zum Einsatz kommt, welche bei
Eintreten einer vorbestimmten Bedingung den ersten Gasbehälter auslöst. Andererseits
wird die zur Verfügung stehende Gasmenge zur Krafterzeugung des Pneumatikzylinders
erhöht, sodass der Pneumatikzylinder im Brandfall größere Lasten bewegen bzw. größere
Kräfte überwinden kann und die Öffnungsvorrichtung, trotz der auf diese wirkenden
größeren Lasten bzw. größeren Kräfte, geöffnet werden kann, um heißen und toxischen
Rauch sowie Brandgase aus einem Gebäude abzuleiten.
[0009] Erfindungsgemäß wird durch den im Brandfall ausgelösten ersten Gasbehälter der Druck
in der ersten Leitung und in der mit der ersten Leitung verbundenen Nebenleitung durch
das im ersten Gasbehälter freigegebene Gas erhöht. Wenn innerhalb der Nebenleitung
ein vorbestimmter Druck erreicht wird, löst das innerhalb der Nebenleitung angeordnete
Druckventil den zweiten Gasbehälter aus. Die in dem ersten Gasbehälter gespeicherte
Gasmenge strömt über die erste Leitung in eine Kolbenkammer des Pneumatikzylinders.
Zudem strömt die in dem zweiten Gasbehälter gespeicherte Gasmenge über die Nebenleitung
und die erste Leitung ebenfalls in die Kolbenkammer. Dadurch erhöht sich ein Druck
in der Kolbenkammer und folglich eine auf einen Boden eines Kolbens des Pneumatikzylinders
wirkende Kraft. Durch das erfindungsgemäße natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät
kann im Brandfall der Druck innerhalb der Kolbenkammer infolge einer Erhöhung der
Gasmenge auch bei normkonformer Ausgestaltung des natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts
gewährleistet werden. Beispielsweise kann die Gasmenge bei Verwendung identischer
Gasbehälter für den ersten Gasbehälter und den zweiten Gasbehälter verdoppelt werden.
Es ist auch denkbar, dass der zweite Gasbehälter derart ausgewählt wird, dass dieser
gegenüber dem ersten Gasbehälter die doppelte Gasmenge speichern kann. Zudem ist auch
eine umgekehrte Ausgestaltung der beiden Gasbehälter möglich. Ferner ist es denkbar,
dass mehrere mit der ersten Leitung verbundene Pneumatikzylinder verwendet werden.
Beispielsweise können zwei Pneumatikzylinder Verwendung finden, welche jeweils in
einem Randbereich der Öffnungsvorrichtung angeordnet sind.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann innerhalb der Nebenleitung ein Rückschlagventil
angeordnet sein, welches eingerichtet ist, ein Einströmen von Gas aus der ersten Leitung
in die Nebenleitung in einer vorbestimmten Richtung zu verhindern.
[0011] Beispielsweise kann die Nebenleitung von einem ersten Abzweigungspunkt der ersten
Leitung zu einem zweiten Abzweigungspunkt der ersten Leitung verlaufen. Das Rückschlagventil
kann dem zweiten Gasbehälter nachgeschaltet und zwischen dem zweiten Gasbehälter und
dem zweiten Abzweigungspunkt angeordnet sein.
[0012] Dadurch wird ermöglicht, dass nach dem Auslösen des ersten Gasbehälters das Gas des
ersten Gasbehälters ein Ausströmen des in dem zweiten Gasbehälter gespeicherten Gases
nach dem Auslösen des zweiten Gasbehälters durch das Druckventil nicht behindert.
Somit kann das Gas des zweiten Gasbehälters ungehindert von der Nebenleitung in die
erste Leitung strömen. Mithin kann sich das Gas des zweiten Gasbehälters mit dem Gas
des ersten Gasbehälters nach dem Auslösen in der ersten Leitung vermischen.
[0013] Bevorzugt kann das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät mindestens einen weiteren
Gasbehälter umfassen, welcher in einer weiteren Nebenleitung angeordnet ist. Beispielsweise
kann das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät drei, vier, oder fünf weitere Gasbehälter
und drei, vier, oder fünf weitere Nebenleitungen umfassen.
[0014] Dies bietet den Vorteil, dass die Gasmenge zur Druckerhöhung in der Kolbenkammer
und damit zur Erhöhung des auf den Boden des Kolbens wirkendenden Kraft erhöht werden
kann. Zudem können bei einer vorbestimmten Gesamtgasmenge aller eingesetzten Gasbehälter
durch die Verwendung weiterer Gasbehälter kleinere und damit handlichere Gasbehälter
verwendet werden. Dadurch können beispielsweise Wartungs- und Austauscharbeiten der
Gasbehälter oder Installationsarbeiten des natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts
erleichtert werden.
[0015] Die Gasbehälter können jeweils mit Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff gefüllt sein.
Dies gilt sowohl für den ersten und zweiten Gasbehälter als auch für die weiteren
Gasbehälter.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann die vorbestimmte Bedingung eine Auslösetemperatur
betreffen. Vorteilhafterweise beträgt die Auslösetemperatur mindestens 50°C, bevorzugt
mindestens 68°C, besonders bevorzugt mindestens 93°C.
[0017] Im Brandfall schmilzt beim Erreichen der vorbestimmten Auslösetemperatur ein Schmelzkolben
der Auslöseeinheit, wodurch sich eine gespannte Feder der Auslöseeinheit löst und
eine Nadel der Auslöseeinheit in den mit Gas gefüllten ersten Gasbehälter gepresst
wird. Durch das Einpressen der Nadel der Auslöseeinheit in den ersten Gasbehälter
wird das in dem Gasbehälter gespeicherte Gas freigegeben.
[0018] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die vorbestimmte Bedingung
zusätzlich oder anstelle der Auslösetemperatur eine Luftzusammensetzungsänderung betreffen.
Die vorbestimmte Bedingung kann also alternativ oder zusätzlich durch einen Rauchmelder
erfasst werden.
[0019] Dies bietet den Vorteil, dass je nach Anwendungsfall der erste Gasbehälter entsprechend
der vorbestimmten Bedingung ausgelöst werden kann.
[0020] Vorzugsweise beträgt der vorbestimmte Druck mindestens 10bar.
[0021] Durch eine derartige Ausgestaltung ist es möglich das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät
bzw. dessen Öffnungsvorrichtung auch für die tägliche Lüftung zu nutzen. Genauer kann
zur täglichen Lüftung in die erste Leitung ein Gas eingeleitet werden, welches zum
Öffnen der Öffnungsvorrichtung in die Kolbenkammer des Pneumatikzylinders geführt
wird, wobei der zur täglichen Lüftung der in der ersten Leitung vorherrschende Druck
in diesem Fall kleiner als 10bar sein muss. In diesem Fall wird der zweite Gasbehälter
durch das Druckventil nicht ausgelöst.
[0022] Erfindungsgemäß kann eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage mehrere natürliche Rauch-
und Wärmeabzugsgeräte gemäß den vorstehend beschriebenen Ausführungsformen umfassen.
Die Rauch- und Wärmeabzugsanlage kann zudem zusätzliche Energiequellen aufweisen,
mittels derer die Öffnungsvorrichtung der Rauch- und Wärmeabzugsgeräte geöffnet werden
kann. Beispielsweise können als zusätzliche Energiequellen größere Gasflaschen verwendet
werden, welche in einem besonders geschützten Raum angeordnet sind und mittels welcher
alle oder ausgewählte Rauch- und Wärmeabzugsgeräte angesteuert werden können.
[0023] Ein besonderes Ausführungsbeispiel eines natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts
wird im Vergleich zu einem Ausführungsbeispiel eines natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts
gemäß dem Stand der Technik anhand der beigeleiteten Zeichnungen näher erläutert.
[0024] Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen natürlichen Rauch- und
Wärmeabzugsgeräts, und
Fig.2 eine schematische Darstellung eines natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräts
gemäß dem Stand der Technik.
[0025] In Fig. 2 ist ein natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät 1 normkonform gemäß einer
Ausführungsform des Stands der Technik dargestellt. Das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät
1 gemäß dem Stand der Technik umfasst einen mit einer nicht dargestellten Öffnungsvorrichtung,
beispielsweise einem Oberlicht oder einer Fassadenklappe, verbundenen Pneumatikzylinder
2. Zudem weist das natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät 1 gemäß dem Stand der Technik
eine mit dem Pneumatikzylinder 2 verbundene erste Leitung 3 auf, welche mit einem
ersten Gasbehälter 4 verbunden ist. Im Brandfall löst gemäß dem Stand der Technik
eine dem ersten Gasbehälter 4 zugehörige Auslöseeinheit 7 den ersten Gasbehälter 4
aus. Genauer schmilzt im Brandfall beim Erreichen einer vorbestimmten Auslösetemperatur
von beispielsweise 93°C ein Schmelzkolben der Auslöseeinheit 7, wodurch sich eine
gespannte Feder der Auslöseeinheit 7 löst und eine Nadel der Auslöseeinheit 7 in den
vorliegend mit einer Kohlenstoffdioxidmenge von 120g gefüllten ersten Gasbehälter
4 gepresst wird. Durch das Einpressen der Nadel der Auslöseeinheit 7 in den Gasbehälter
4 wird das in dem Gasbehälter 4 gespeicherte Kohlenstoffdioxid freigegeben und strömt
über die erste Leitung 3 in den Pneumatikzylinder 2. Der mit der geschlossenen Öffnungsvorrichtung
verbundene Pneumatikzylinder 2 umfasst einen mit einer Kolbenstange verbundenen Kolben,
welcher innerhalb eines Zylinderrohrs des Pneumatikzylinders 2 bewegbar angeordnet
ist. Der Kolben begrenzt zusammen mit dem Zylinderrohr und einem Bodendeckel des Pneumatikzylinders
2 eine Kolbenkammer. Das in dem Gasbehälter 4 gespeicherte Kohlenstoffdioxid strömt
nach der Auslösung durch die Auslöseeinheit 7 in die Kolbenkammer des Pneumatikzylinders
2. Infolgedessen vergrößert sich der Druck in der Kolbenkammer. Eine durch den Druckanstieg
erzeugte Kraft wirkt auf einen Boden des Kolbens, wodurch sich der Kolben in Richtung
eines Deckels des Pneumatikzylinders 2 bewegt und die mit der Kolbenstange verbundene
Öffnungsvorrichtung im Normalfall öffnet. Durch die Bewegung des Kolbens in Richtung
des Deckels vergrößert sich das Volumen der Kolbenkammer, wodurch sich der Druck innerhalb
der Kolbenkammer und damit die auf den Boden des Kolbens wirkende Kraft allmählich
verringert. Die in dem ersten Gasbehälter 4 gespeicherte Menge an Kohlenstoffdioxid
ist also maßgeblich für die auf den Boden des Kolbens wirkende Kraft. Die Öffnungsvorrichtung
kann mittels des in dem ersten Gasbehälter 2 gespeicherten Kohlenstoffdioxids nur
geöffnet werden, sofern eine der auf den Boden des Kolbens wirkenden Kraft entgegenwirkende
Kraft kleiner als die auf den Boden des Kolbens wirkende Kraft ist. Befindet sich
also beispielsweise auf der Öffnungsvorrichtung eine Last, beispielsweise im Falle
eines Oberlichts eine Schneelast, oder wirkt auf die Öffnungsvorrichtung eine Kraft,
beispielsweise im Falle einer Fassadenklappe eine Kraft infolge einer Behinderung
durch Äste eines Baumes oder dergleichen, so kann unter Umständen die durch die Kohlenstoffdioxidmenge
von 120g erzeugte Kraft in der Kolbenkammer nicht ausreichen, um die Öffnungsvorrichtung
im Brandfall zu öffnen.
[0026] Wie in Fig.1 dargestellt, umfasst das erfindungsgemäße natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät
1 zusätzlich zu den Komponenten des in der Fig.2 dargestellten natürlichen Rauch-
und Wärmeabzugsgerät 1 gemäß dem Stand der Technik weitere Komponenten. Das erfindungsgemäße
natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät 1 umfasst zusätzlich eine mit der ersten Leitung
3 verbundene Nebenleitung 5, welche sich von einem ersten Abzweigungspunkt der ersten
Leitung 3 zu einem zweiten Abzweigungspunkt der ersten Leitung 3 erstreckt. Dabei
ist ein Abschnitt der ersten Leitung 3 vom ersten Gasbehälter 4 zum ersten Abzweigungspunkt
im vorliegenden Ausführungsbeispiel kürzer als ein Abschnitt der ersten Leitung 3
zum zweiten Abzweigungspunkt, kann aber auch länger sein. Innerhalb der Nebenleitung
5 sind ausgehend von dem ersten Abzweigungspunkt in Richtung des zweiten Abzweigungspunkts
in der nachfolgenden Reihenfolge ein Druckventil 5, ein zweiter Gasbehälter 6 und
ein Rückschlagventil 9 angeordnet. Im vorliegenden Fall sind der erste Gasbehälter
4 und der zweite Gasbehälter 6 jeweils mit 120g Kohlenstoffdioxid gefüllt. Zudem beträgt
der Füllfaktor der beiden Gasbehälter 4, 6 jeweils 0,58kg/l bei einer maximalen Umgebungstemperatur
von 93°C.
[0027] Im Brandfall schmilzt der Schmelzkolben der Auslöseeinheit 7 bei einer Auslösetemperatur
von beispielsweise 93°C, wodurch sich die gespannte Feder der Auslöseeinheit 7 löst
und die Nadel der Auslöseeinheit 7 in den vorliegend mit beispielsweise 120g Kohlenstoffdioxid
gefüllten ersten Gasbehälter 4 gepresst wird. Durch das Einpressen der Nadel der Auslöseeinheit
7 in den ersten Gasbehälter 4 wird die in dem ersten Gasbehälter 4 gespeicherte Kohlenstoffdioxidmenge
von 120g freigegeben und strömt in die erste Leitung 3 und in den Pneumatikzylinder
2. Durch das Auslösen des ersten Gasbehälters 4 bzw. die Freigabe des in dem ersten
Gasbehälters 4 gespeicherten Kohlenstoffdioxids steigt in der Nebenleitung 5 der Druck
auf über einen Wert von 10bar. Das Druckventil 8 löst infolgedessen den zweiten Gasbehälter
6 mittels einer geeigneten Vorrichtung aus. Die in dem zweiten Gasbehälter 6 gespeicherte
Kohlenstoffdioxidmenge von 120g strömt aus dem zweiten Gasbehälter 6 in Richtung des
zweiten Abzweigungspunkts in die erste Leitung 3 ein und vermischt sich dort mit dem
Kohlenstoffdioxid des ersten Gasbehälters 4. Dabei sorgt das Rückschlagventil 9 dafür,
dass das freigesetzte Kohlenstoffdioxid des ersten Gasbehälters 4 das Ausströmen des
Kohlenstoffdioxids des zweiten Gasbehälters 6 aus dem zweiten Gasbehälter 6 in die
erste Leitung 1 nicht behindert. Dadurch strömt insgesamt eine Gesamtmenge von 240g
Kohlenstoffdioxid in die Kolbenkammer des Pneumatikzylinders 2. Infolgedessen erhöht
sich in der Kolbenkammer der Druck und die auf den Kolbenboden wirkende Kraft. Die
dabei generierte Kraft ist höher als die Kraft, die mittels des in Fig. 2 dargestellten
natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgeräts 1 gemäß dem Stand der Technik erzeugt werden
kann. Somit können im Brandfall natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte bzw. deren
Öffnungsvorrichtung geöffnet werden, obgleich auf die Öffnungsvorrichtung von außen
größere Lasten bzw. Kräfte einwirken.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät
- 2
- Pneumatikzylinder
- 3
- erste Leitung
- 4
- erster Gasbehälter
- 5
- Nebenleitung
- 6
- zweiter Gasbehälter
- 7
- Auslöseeinheit
- 8
- Druckventil
- 9
- Rückschlagventil
1. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1), umfassend:
einen Pneumatikzylinder (2), welcher eingerichtet ist, eine Öffnungsvorrichtung zu
öffnen;
eine mit dem Pneumatikzylinder (2) verbundene erste Leitung (3);
einen ersten Gasbehälter (4), welcher in der ersten Leitung (3) angeordnet ist;
eine mit der ersten Leitung (3) verbundene Nebenleitung (5);
einen zweiten Gasbehälter (6), welcher in der Nebenleitung (5) angeordnet ist;
eine dem ersten Gasbehälter (4) zugehörige Auslöseeinheit (7), welche eingerichtet
ist, den ersten Gasbehälter (4) beim Eintreten einer vorbestimmten Bedingung auszulösen;
und
ein Druckventil (8), welches in der Nebenleitung (5) angeordnet ist, wobei das Druckventil
(8) eingerichtet ist, bei einem vorbestimmten Druck innerhalb der Nebenleitung (5)
den zweiten Gasbehälter (6) auszulösen.
2. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach Anspruch 1, wobei in der Nebenleitung
(5) ein Rückschlagventil (9) angeordnet ist, welches eingerichtet ist, ein Einströmen
von Gas aus der ersten Leitung (3) in die Nebenleitung (5) in einer vorbestimmten
Richtung zu verhindern.
3. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach Anspruch 1 oder 2, wobei das natürliche
Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) mindestens einen weiteren Gasbehälter umfasst, welcher
in einer weiteren Nebenleitung angeordnet ist.
4. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei
die Gasbehälter (4, 6) mit Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff gefüllt sind.
5. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei
die vorbestimmte Bedingung eine Auslösetemperatur betrifft.
6. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach Anspruch 5, wobei die Auslösetemperatur
mindestens 50°C, bevorzugt mindestens 68°C, besonders bevorzugt mindestens 93°C, beträgt.
7. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei
die vorbestimmte Bedingung eine Luftzusammensetzungsänderung betrifft.
8. Natürliches Rauch- und Wärmeabzugsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei
der vorbestimmte Druck mindestens 10bar beträgt.
9. Rauch- und Wärmeabzugsanlage umfassend mehrere natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte
(1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8.