[0001] Gegenwärtig werden Lautsprecher, wie sie z.B. in Automobilinnenräumen eingesetzt
werden, mit Magneten, einer Spule und einer Kunststoff-, Papier- oder Metallmembran
in einem dafür vorgesehenen Chassis aufgebaut. Durch die Dimensionen dieser konventionellen
Lautsprecher muss ein bestimmtes Volumen in der verbauten Konstruktion eingehalten
werden.
[0002] Seit einiger Zeit werden zur Klangerzeugung auch Körperschallwandler eingesetzt,
bei denen ein Schalltreiber als Membran dienende Oberflächen, meist Kunststoffbauteile,
so in Schwingung versetzt, dass diese als Lautsprechermembran verwendet werden können.
Ein kommerzielles Audiosystem auf dieser Basis ist z.B. Ac2ated Sound
® von der Continental AG.
[0003] Solche Audiosysteme auf Basis von Körperschallwandlern weisen im Vergleich zu herkömmlichen
Lautsprechern ein deutlich geringeres Gewicht auf und benötigen deutlich weniger Bauraum.
[0004] Allerdings ist die Frequenzbandbreite von auf Körperschallwandlern basierenden Systemen
von den Oberflächen bzw. Kunststoffteilen abhängig, die von dem Schalltreiber angeregt
werden. Meist können somit nur hochtondominate oder tieftondominate Konstruktionen
erreicht werden.
[0005] Im Idealfall sollte das Audiosystem alle Frequenzen im Hörbereich (etwa 20 Hz bis
20 kHz) mit etwa dem gleichen Schalldruckpegel wiedergeben.
[0006] EP 2918629131 A1 beschreibt Verfahren zur Herstellung von atmungsaktiven Filmen aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositen
und Kunstleder, die diese atmungsaktive Filme enthalten.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung eines Materials,
insbesondere Oberflächenmaterials, als Membran für einen Körperschallwandler, das
verbesserte Breitbandeigenschaften im Hörbereich aufweist. Insbesondere soll der Klangverlauf
von tiefen, mittleren wie auch hohen Frequenzbereichen möglichst homogen dargestellt
werden.
[0008] Es wurde festgestellt, dass diese Aufgabe durch den Einsatz eines Kunstleders als
Membran gelöst werden konnte, das mindestens eine atmungsaktive Schicht aus einem
Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial umfasst. Das Kompositmaterial weist
eine Porenstruktur auf, wodurch die Schicht atmungsaktiv ist.
[0009] Die Erfindung betrifft somit ein Audiosystem, das mindestens einen Körperschallwandler
und ein als Membran dienendes Kunstleder umfasst, wobei das Kunstleder mindestens
eine atmungsaktive Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
umfasst.
[0010] Überraschenderweise konnte gezeigt werden, dass dieses Audiosystem eine ausgezeichnete
Breitbandeigenschaft aufweist. Insbesondere der Klangverlauf von tiefen, mittleren
wie auch hohen Frequenzbereichen konnte relativ homogen dargestellt werden. So sind
die Abweichungen des ermittelten Schalldrucks sowohl im Hochtonbereich über den Mitteltonbereich
wie auch im Tieftonbereich für ein gute Klangqualität im gesamten Hörbereich akzeptabel.
Im Vergleich dazu konnten Oberflächenmaterialien nach dem Stand der Technik nur entweder
den Hochtonbereich oder den Tieftonbereich abdecken. So wurde festgestellt, dass der
Aktuator mit Membranen aus PVC-Filmen und PVC-Kunstleder nur Tieftonbereiche und mit
Membranen aus Polyurethan-Kunstleder und -Folien nur die Hochtonbereich abdecken konnte.
Ebenfalls konnten perforierte Materialien auf PVC oder Polyurethanbasis nicht die
gewünschte Breitbandeigenschaft erreichen. Es wurden hierzu Mikroperforationen wie
auch Standardperforationen untersucht.
[0011] Vorteile des erfindungsgemäßen Audiosystems sind:
- eine Verbesserung des Schalldurchgangs in einem breiten Frequenzbereich, der sowohl
den Hochtonbereich als auch den Tieftonbereich abdeckt
- durch die Porenstruktur des Kompositmaterials kann das erfindungsgemäß eingesetzte
Kunstleder im Vergleich zu anderen Folien oder Ledersorten eine hohe Klangtreue bieten
- die Oberfläche kann strukturiert, eingefärbt, in ihrer Weichheit und haptisch angepasst
werden, so dass das Audiosystem optisch verdeckt wird
- das erfindungsgemäß eingesetzte Kunstleder kann auch direkt von einem Schalltreiber
wie einem Aktuator angeregt werden.
- atmungsaktive Kunstleder, wie beispielsweise laif® VyP, sind gegen Umwelteinflüsse, wie Abrasion, UV, Wärme und Anschmutzverhalten,
beispielsweise mit entsprechenden Stabilisatoren und anschmutzresistenten Lacken geschützt.
- Laif®VyP bietet zusätzlich einen Feuchtigkeits- und Luftaustausch und kann somit zur Gesundheit
und Wohlfühlverhalten des Nutzers beitragen.
[0012] Die Erfindung wird nachstehend im Einzelnen erläutert.
[0013] Das erfindungsgemäße Audiosystem umfassend mindestens einen Körperschallwandler und
ein als Membran dienendes Kunstleder. Das Audiosystem kann einen oder mehrere Körperschallwandler
umfassen. Bei einem vorhandenen Körperschallwandler kann dieser an einer geeigneten
Stelle des Kunstleders positioniert werden. Bei zwei oder mehr vorhandenen Körperschallwandlern
sind diese an verschieden Stellen des Kunstleders positioniert. Das Kunstleder bildet
typischerweise das Oberflächenmaterial, die Verkleidung oder das Bezugsmaterial einer
Komponente. Der mindestens eine Körperschallwandler befindet sich dann hinter oder
im Inneren der Komponente, so dass er nicht sichtbar ist.
[0014] Körperschallwandler werden auch als Exciter bezeichnet. Der Körperschallwandler umfasst
insbesondere einen Aktuator. Der Aktuator wird auch als akustischer Aktuator oder
Körperschallaktuator bezeichnet. Der Aktuator kann ein elektrodynamischer oder ein
piezoelektrischer Aktuator sein. Der Aktuator kann elektrische Signale in mechanische
Auslenkungen umwandeln. Dadurch kann der Aktuator anliegende Komponenten in Schwingung
versetzen, um Schall zu erzeugen.
[0015] Es versteht sich, dass der Körperschallwandler über elektrische Anschlüsse verfügt,
über die er z.B. mit einem Verstärker bzw. Audioverstärker verbunden werden kann,
der dem Körperschallwandler Audiosignale zur Verarbeitung bereitstellt. Der Verstärker
wird seinerseits von mindestens einer Audioquelle, wie einem Infotainment-System oder
einer Steuereinrichtung für Warn- oder Assistenzhinweise, angesteuert.
[0016] Das als Membran dienende Kunstleder ist insbesondere mit dem Körperschallwandler
direkt oder indirekt mittels einer oder mehrerer dazwischen angeordneten Bauteile
verbunden, so dass der von dem Körperschallwandler erzeugte Körperschall an das Kunstleder
weitergeleitet werden kann, um Schall zu erzeugen. Das von dem Körperschallwandler
erzeugte Frequenzband kann vorzugsweise den ganzen Hörbereich, z.B. von etwa 20 Hz
bis etwa 20 kHz, abdecken. Es ist aber auch möglich, dass nur ein Teilbereich davon
abgedeckt wird.
[0017] Der mindestens eine Körperschallwandler kann direkt an dem Kunstleder angebracht
sein. Alternativ können zwischen dem mindestens einen Körperschallwandler und dem
Kunstleder mindestens ein Bauteil, bevorzugt ein flächiges Bauteil, angeordnet sein.
[0018] Das Bauteil, das zwischen dem Körperschallwandler und dem Kunstleder angeordnet ist,
kann z.B. ein Schaummaterial (retikuliert oder normal) insbesondere ein Schaumbezug
oder Kaschierschaum, eine Kunststoffplatte oder ein Aktuatorhalter, sein. Ein solches
Schaummaterial kann der Verbesserung des Komforts für den Nutzer dienen, z.B. bei
Kopfstützen. Alternativ können auch Vlies oder Abstandsgewirke als dazwischenliegendes
Bauteil verwendet werden. Diese sollten jedoch zweckmäßigerweise von hoher mechanischer
Härte sein.
[0019] Der Körperschallwandler kann z.B. durch Kleben und/oder Befestigungsmittel, wie Schrauben,
an die Installationsfläche angebracht werden, wobei die Installationsfläche von dem
Kunstleder oder dem dazwischen liegenden Bauteil gebildet wird.
[0020] Der Körperschallwandler kann neben dem Aktuator gegebenenfalls zusätzlich eine mit
dem Aktuator verbundene Platte zur Schallabstrahlung umfassen. Eine solche Platte
ist nicht erforderlich, kann aber aus Designgründen zweckmäßig sein. Sie kann z.B.
eine sichtbare Auslenkung des Kunstleders während der Klangwiedergabe verhindern.
Gegebenenfalls kann sie auch dazu dienen, die Klangqualität einzustellen. Die mit
dem Aktuator verbundene Platte kann z.B. aus Kunststoff, Metall oder Holz sein, wobei
eine Kunststoffplatte bevorzugt ist.
[0021] Bei einer Ausführungsform ist der Aktuator direkt an dem Kunstleder angebracht. Bei
einer anderen Ausführungsform ist die mit dem Aktuator verbundene Platte direkt an
dem Kunstleder angebracht. Bei einer weiteren Ausführungsform ist zwischen dem Aktuator
oder dem Kunstleder das mindestens eine Bauteil, bevorzugt flächige Bauteil, angeordnet.
Bei einer weiteren Ausführungsform ist zwischen der mit dem Aktuator verbundenen Platte
und dem Kunstleder das mindestens eine Bauteil, bevorzugt flächige Bauteil, angeordnet.
[0022] In einer Ausführungsform umfasst der Körperschallwandler ein Montageelement, das
zur Anbringung der Platte zur Schallerzeugung an den Aktuator und/oder zur Anbringung
des Körperschallwandlers an die Installationsfläche dient.
[0023] Das erfindungsgemäße Audiosystem umfasst ferner das als Membran dienende Kunstleder,
welches mindestens eine atmungsaktive Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
umfasst. Es können eine oder mehrere solcher atmungsaktiven Schichten enthalten sein.
[0024] Die Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial ist atmungsaktiv,
da sie eine Porenstruktur aufweist. Insbesondere weist das Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
von einer zur anderen Seite der Schicht verlaufende Poren (Kanäle) auf. Durch die
Poren kann Wasserdampf hindurchtreten, so dass sich atmungsaktive Eigenschaften ergeben.
Die Poren weisen bevorzugt einen mittleren Porendurchmesser von 0,1 µm bis 1 mm auf.
[0025] Die atmungsaktive Schicht aus dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial ist
ein Komposit mit PVC-Phasen und Polyurethan-Phasen, die jeweils als mikroskopische
und/oder makroskopische Bereiche vorliegen können.
[0026] Die mindestens eine atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
weist bevorzugt eine Gasdurchlässigkeit von 0,1 bis 200 l dm
-2 min
-1 auf. Die mindestens eine atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
weist bevorzugt eine Wasserdampfdurchlässigkeit von 0,1 bis 200 mg cm
-2 h
-1 auf. Die atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
kann eine Wasserundurchlässigkeit von 0,1 bis 60 m
2 pa
-1 w
-1 aufweisen. Die Gasdurchlässigkeit kann in Anlehnung an DIN 53887 bestimmt werden.
Die Wasserdampfdurchlässigkeit kann in Anlehnung an DIN ISO 14268 bestimmt werden.
[0027] Durch die in-situ Generation der Poren während des Prozesses sind die Poren statistisch
im Material sowohl horizontal wie auch vertikal verlaufend angeordnet. Es zeigt sich,
dass Poren bzw. Kanäle in dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial statistisch
verteilt sind, auch im Hinblick auf kleine und große Poren. Die Poren und Kanäle können
bevorzugt in alle Richtungen (horizontal und vertikal) statistisch ausgerichtet sein
und somit in Interaktion treten.
[0028] Die mindestens eine atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
enthält bevorzugt 98 bis 40 Gew.-% Polyvinylchlorid und 2 bis 60 Gew.-% Polyurethan,
bezogen auf das Gesamtgewicht an Polyvinylchlorid und Polyurethan in der Schicht.
[0029] Das mindestens eine atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
kann ferner Hilfs- und Zusatzstoffe enthalten, z.B. ein oder mehrere thermoplastische
Polyurethane (TPU), sie kann aber auch nur aus Polyvinylchlorid und Polyurethan bestehen.
Die Zugabemengen an Hilfs- und Zusatzstoffen kann sich je nach Bedarf und gewünschten
Eigenschaften in breiten Mengenbereichen bewegen und obliegt insoweit keinen generellen
Beschränkungen. In der Regel ist es bevorzugt, dass das Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
eine Gesamtmenge an Polyvinylchlorid und Polyurethan, bezogen auf das Gesamtgewicht
der atmungsaktiven Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial, von
25 bis 100 Gew.-%, bevorzugt 35 bis 90 Gew.-%, aufweist. Hilfs- und Zusatzstoffe bilden
gewöhnlich den Rest.
[0030] Das Polyvinylchlorid (PVC) des Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterials umfasst
bevorzugt Emulsions-PVC mit einem K-Wert von 65 bis 80, bevorzugt 70 bis 76, Suspensions-PVC
oder Abmischungen davon oder ist daraus ausgewählt. Das Suspensions-PVC ist bevorzugt
verpastbares Suspensions-PVC, einschließlich handelsüblichem Mikrosuspensions-PVC.
[0031] Das Polyurethan des Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterials umfasst bevorzugt
Polyether-Polyurethan, Polyester-Polyurethan oder Polycarbonat-Polyurethan oder Abmischungen
davon oder ist daraus ausgewählt.
[0032] Die Hilfs- und Zusatzstoffe können beispielsweise Füllstoffe, Weichmacher, Vernetzer,
Stabilisatoren, Kicker, Silikone, thermoplastische Polyurethane (TPU), Flammschutzmittel,
Additive und/oder Farbstoffe und Pigmente umfassen. Es versteht sich, dass zugegebene
Hilfs- und Zusatzstoffe, wie Vernetzer, die in der Ausgangsmischung zugegeben werden
können, bei der Herstellung der atmungsaktiven Schicht Reaktionen eingehen können
und dann in modifizierter Form vorliegen.
[0033] Ein Beispiel für geeignete Hilfs- und Zusatzstoffe sind ein oder mehrere thermoplastische
Polyurethane (TPU). Diese Polyurethankomponente kann z.B. durch Kryomahlprozesse erhalten
werden und weist bevorzugt eine Partikelgröße von weniger als 100 µm, bevorzugt weniger
als 80 µm auf. Die TPU-Typen können Polyester-Polyurethane, Polycarbonat-Polyurethane,
Polyether-Polyurethane oder/und Abmischungen davon sein.
[0034] Das thermoplastische Polyurethan kann aliphatisches TPU und/oder aromatisches TPU
sein. Im Hinblick auf thermische und Vergilbungsaspekte sind aliphatische TPU bevorzugt,
welche eine geringere Vergilbungstendenz aufweisen.
[0035] Beispiele für geeignete Füllstoffe sind Calciumcarbonat, Cellulose, insbesondere
Arbocel-Typen, Calciumsulfat, Bariumsulfat, Siliziumdioxid, wie TS 100, Aluminiumhydroxid,
Aluminiumoxid, Zinkoxid und Zinkbromid. Beispiele für Pigmente sind organische oder
anorganische Pigmente, Metallpigmente und Iriodine.
[0036] Die Auswahl der gegebenenfalls verwendeten Weichmacher unterliegt ebenso wie die
der Füllstoffe keiner generellen Beschränkung. Beispiele für geeignete Weichmacher
sind Phtalate, Adipate, Sebacate, Citrate, 1,2-Cyclohexandicarbonsäurediisononylester,
nichtaromatische cyclische Esterverbindungen wie DINCH, Dioctylterephthalat (DOTP),
Epoxyweichmacher, wie epoxidiertes Sojaöl, Oligoglykol- oder Polyethylenglykol-basierte
Weichmacher, Rizinusöl-basierte Weichmacher, Polymerweichmacher, Phosphatweichmacher,
chlorierte und bromierte Weichmacher, Sulfatweichmacher und ionische Flüssigkeiten.
[0037] Beispiele für geeignete Vernetzer sind Isocyanate, Aceridine, Carbidiimide, Melamine
und Peroxide.
[0038] Beispiele für Stabilisatoren/Kicker sind solche basierend auf Barium, Calcium, Cadmium,
Zinn, Blei, Quecksilber, Antimon, Arsen, Thiolen oder Mercaptanen, Phosphiten oder
Phosphaten, OBS, Zink, Magnesium und/oder Aluminium, ferner sterisch gehinderte und
ungehinderte Phenole (z.B. Irganox-Typen), UV-Stabilisatoren, insbesondere HALS, Nano-Titanoxide,
β-Diketone, Epoxid-basierte, perchloratbasierte Stabilisatoren und/oder Amin-basierte
Stabilisatoren.
[0039] Beispiele für Flammschutzmittel sind Antimonoxid, Aluminiumoxid, Hydrotalcit, Magnesiumhydroxid,
Magnesiumcarbonat, Calciumcarbonat, Zinkborat, verschiedene Phosphate, wie Ammoniumphosphat,
Blähgraphite sowie bromierte und chlorierte Weichmacher.
[0040] Beispiele für Silikone sind vernetzte, vernetzende und/oder unvernetzende Silikone,
wie platinkatalysierte vernetzende Silikone oder kondensationsreaktionsbasierte vernetzende
Silikone.
[0041] Beispiele für geeignete Additive sind Emulgatoren und Seifen, Entschäumer, rheologische
Additive, wie Verdicker und Viskositätserniedriger, Nanoröhren und Quantumdots.
[0042] Die mindestens eine atmungsaktive Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
kann z.B. ein Flächengewicht im Bereich von 10 bis 2000 g/m
2, bevorzugt 50 bis 1000 g/m
2, bevorzugter 120 bis 500 g/m
2, aufweisen.
[0043] In einer bevorzugten Ausführungsform ist die mindestens eine atmungsaktive Schicht
aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial erhältlich durch ein Verfahren,
umfassend
- a) Aufbringen einer pastösen Masse, umfassend Polyvinylchlorid und Polyurethan auf
eine Unterlage und
- b) Trocknen und Ausgelieren der pastösen Masse unter Bildung eines atmungsaktiven
Films aus dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial.
[0044] Zur Bereitstellung der pastösen Masse können PVC, Polyurethan und gegebenenfalls
eine oder mehrere Hilfs- und Zusatzstoffen wie vorstehend beschrieben miteinander
vermengt, dispergiert und/oder vermischt werden. PVC kann z.B. in Form einer PVC-Paste
zugesetzt werden. Für das Polyurethan eignet sich z.B. eine wässrige Polyurethan-Dispersion.
Nach Bedarf kann Wasser zur Paste gegeben werden.
[0045] Wasser, z.B. aus der Polyurethan-Dispersion oder gesondert zugesetzt, kann dazu dienen,
die Viskosität der pastösen Masse einzustellen. Dieser wässerige Anteil beeinflusst
die Porenbildung während des Trocknens der pastösen Masse zum atmungsaktiven Film
positiv.
[0046] Die pastöse Masse wird auf der Unterlage lediglich durch Wärmezufuhr getrocknet,
eventuell zur Reaktion gebracht und ausgeliert wird. Dabei bildet sich der Film aus,
wobei während der Filmausbildung in situ auch die Poren für die Herstellung der atmungsaktiven
Eigenschaft des Films ausgebildet werden.
[0047] Die selbsttätige bzw. selbstorganisierende Porenausbildung während des Trocknens
und Ausgelierens der pastösen Masse unter Wärmezufuhr ergibt sich daraus, dass sich
die pastöse Masse aus an sich chemisch nicht kompatiblen Fraktionen, nämlich PVC und
Polyurethan zusammensetzt. Das Polyurethan weist dazu in der pastösen Masse eine nur
geringe bis gegen Null gehende Benetzbarkeit auf. Während der Trocknung und des Ausgelierens
der pastösen Masse bilden sich an den jeweiligen Phasen- bzw. Korngrenzen dieser inkompatiblen
Fraktionen Risse und/oder Hohlräume aus, die von der einen bis zur anderen Oberfläche
des Films durchgängig verlaufen, mithin Poren in dem Film ausbilden. Diese sind durch
entsprechende Einstellungen der Verfahrenskomponenten und Verfahrensführung hinsichtlich
ihrer Größe beinflussbar und einstellbar.
[0048] Die Porengröße und die daraus resultierende Atmungsaktivität kann z.B. durch Beeinflussung
von Rezepturparametern der pastösen Masse, wie Viskosität, Füllstofftyp und -gehalt,
eingesetzte PVC-Type, Weichmachertyp und -gehalt eingesetzte Polyurethantype und der
Anteil an Polyurethan in weiten Grenzen eingestellt werden.
[0049] Das Verfahren ermöglicht es, einen atmungsaktiven Film herzustellen, der ausgenommen
Wasser lösemittelfrei hergestellt wird, da erfindungsgemäß die pastöse Masse ohne
Zugabe eines organischen Lösungsmittels gebildet werden kann.
[0050] Es ist möglich, einen atmungsaktiven Film mit kompakter, d.h. ungeschäumter Struktur,
oder mit Schaumstruktur herzustellen, wofür z.B. zusätzliche Treibmittel zugesetzt
werden, z.B. Treibmittel auf physikalischer Basis (z.B. Expancell) oder chemischer
Basis (z.B. OBSH oder Azodicarbonamid). Der kompakte Film weist die vorstehend genannte
Porenstruktur auf. Die Schaumstruktur kann durch Herstellen eines Schlagschaums aus
der pastösen Masse vor dessen Aufbringen auf die Unterlage erzeugt werden. Alternativ
kann der pastösen Masse als Hilfsoder Zusatzmittel Treibmittel, wie Azodicarbonamid,
Mikrosphären, wie Expancell, Silicagel, Natriumcarbonat, Dinatriumcarbonat, OBSH,
Zeolithe und dergleichen mehr, hinzugegeben werden, die beim Trocknen und Ausgelieren
die Zellstruktur des Schaumes ausbilden.
[0051] Das Auftragen der pastösen Masse auf die Unterlage kann z.B. mittels eines Reverse-
bzw. Rollcoaters oder durch Rakeln, Sprühen, Gießen oder Drucken erfolgen. Das Auftragen
kann ein- oder mehrmals wiederholt werden, sofern ein Trocknungsschritt bei der vorherigen
Schicht erfolgt ist. Bei Vorliegen von mehr als einer atmungsaktiven Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
in dem Kunstleder, können die Schichten auch unabhängig voneinander hergestellt und
dann miteinander laminiert werden.
[0052] Das Trocknen und Ausgelieren der pastösen Masse zu dem porenaufweisenden Film erfolgt
vorzugsweise bei Temperaturen von 100°C bis 220°C.
[0053] In einer bevorzugten Ausführungsform wird die pastöse Masse nach dem Aufbringen auf
der Unterlage gemeinsam mit der Unterlage durch einen Trockenofen oder Härtungsofen
geleitet, der zur Sicherstellung einer ausreichenden Trocknungsdauer eine Länge von
1 bis 80 m und eine Geschwindigkeit von 2 bis 80 m/min aufweisen kann.
[0054] Die Unterlage kann nach Ausbildung des Films von diesem abgezogen werden. Die Unterlage
dafür kann z.B. ein ungeprägtes oder geprägtes Papier, eine formgebende Polymer-/Kunststoffform,
ein entsprechendes Band oder eine Stahlprägeform sein.
[0055] Es ist auch möglich, als Unterlage ein Substrat zu verwenden, welches nach Ausbildung
des Films an diesem verbleibt, insbesondere einen textilen Träger im Rahmen eines
Verbundes zur Herstellung eines Kunstleders. Die aufgebrachte pastöse Masse kann z.B.
mittels Direktbeschichtung unmittelbar auf den textilen Träger aufgebracht und gemeinsam
mit diesem der Wärmezufuhr unterworfen werden, woraufhin die pastöse Masse auf dem
textilen Träger oder einem anderen geeigneten Substrat trocknet und ausgeliert, die
Schicht des atmungsaktiven Films ausbildet und mit der Unterlage in Form des Substrates
unter Ausbildung eines Mehrschichtverbundes verbunden bleibt.
[0056] Das in dem erfindungsgemäßen Audiosystem eingesetzte Kunstleder kann ferner eine
ein- oder mehrlagige Lackschicht als Deckschicht umfassen. Die Lackschicht kann aus
einer oder mehreren gleichen oder unterschiedlichen Lacklagen bestehen, die unterschiedlich
Funktionen aufweisen können. Die Lackschicht ist über der mindestens einen atmungsaktiven
Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial angeordnet, d.h. sie
befindet sich auf der Sichtseite des Kunstleders, wenn es eingesetzt wird.
[0057] Die Lackschicht kann neben einer allgemeinen Schutzfunktion dem Kunstleder z.B. Haptik
und Glanz (über die einlagige Lackschicht oder über die oberste Lacklage), Abriebbeständigkeit,
Farbigkeit (mittels Pigmenten in der Lackschicht bzw. Lacklage) und oder Adhäsion
zum Kompositmaterial (über die einlagige Lackschicht oder über die unterste Lacklage)
verleihen. Beispiele für geeignete Lacke für die Lackschicht bzw. die Lacklagen sind
Lacke auf Basis von Polyurethan, Acrylat, PVC, PVDF, Anilin, Epoxy oder Polyamid-Polyester.
[0058] Das in dem erfindungsgemäßen Audiosystem eingesetzte Kunstleder kann ferner mindestens
einen Träger umfassen. Der mindestens eine Träger ist bevorzugt ein textiler Träger.
Es können z.B. ein oder mehrere textile Träger in üblicherweise in das Kunstleder
einkaschiert werden, z.B. wie vorstehend beschrieben.
[0059] Beispiele für textile Träger sind ein Gewebe, ein Vlies, ein Gitter. Die für den
textilen Träger eingesetzten Fasern können auf organischer oder anorganischer Basis
sein, wie z.B. Polyester-, Steinwolle, Glas- und Carbonfasern.
[0060] Das in dem erfindungsgemäßen Audiosystem eingesetzte Kunstleder kann gegebenenfalls
ferner mindestens eine Schaumschicht umfassen, z.B. einen Akustikschaum, was aber
in der Regel nicht bevorzugt ist. Die Schaumschicht bzw. der Akustikschaum kann in
üblicherweise in das Kunstleder einkaschiert werden.
[0061] Durch Anwendung geeigneter Verfahren, wie Stahlprägen, Vakuumprägen, Silikon-Tuch-Walzenprägen
und dergleichen kann das Kunstleder überdies im Bereich seiner Sichtseite eine eingebrachte
Oberflächenprägung in Form einer Ledernarbstruktur aufweisen.
[0062] Das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems kann neben der mindestens einen
atmungsaktiven Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial gegebenenfalls
eine Lackschicht als Deckschicht, einen oder mehrere textile Träger und/oder Schäume
enthalten. Es ist bevorzugt, dass das Kunstleder ansonsten keine weiteren Schichten,
z.B. Kunststoffschichten aus einem Material, das von dem PVC-PUR-Komposit verschieden
ist, enthält.
[0063] Geeignete atmungsaktive Schichten und Filme aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
und Kunstleder sowie Verfahren zu deren Herstellung sind auch in der
EP 2918629 A1 beschrieben. Es wird auf die dort enthaltenen Angaben verwiesen, die hiermit durch
Bezugnahme aufgenommen werden. Ein für das erfindungsgemäße Audiosystem geeignetes
Kunstleder wie vorstehend beschrieben ist im Handel unter der Marke laif
® VyP von ContiTech AG erhältlich.
[0064] Das erfindungsgemäße Audiosystem kann ein Bestandteil einer Komponente im Bereich
Transportwesen, insbesondere im Automobilbereich, in Innenräumen, z.B. Möbel, Mobility,
wie Zug Bahn, Flugzeug oder Boot oder in der Industrie (LivTec) sein, insbesondere
als dekoratives Bezugsmaterial. Besonders bevorzugt kann das erfindungsgemäße Audiosystem
ein Bestandteil einer Komponente eines Kraftfahrzeugs sein, insbesondere im Innenraum
eines Kraftfahrzeugs oder Automobils.
[0065] Das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems kann z.B. ein Bezugsmaterial oder
eine Innenverkleidung einer Komponente, insbesondere einer Komponente eines Kraftfahrzeugs
oder Automobils, sein, wobei die Komponente bevorzugt eine Kopfstütze, ein Armaturenbrett,
ein Sitz, eine Tür, eine Fahrzeugsäule, eine Mittelkonsole oder ein Dachhimmel ist.
[0066] Das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems kann z.B. auch ein Bezugsmaterial
oder eine Innenverkleidung einer Komponente im Industriebereich (Livtec) sein, z.B.
Möbel, Stühle, Wandverkleidungen, Deckenverkleidungen, Schränke, Bettoberteilen, z.B.
in Schiffen, Flugzeugen, Zügen oder Bussen.
[0067] Beispielsweise können erfindungsgemäße Audiosysteme (Lautsprecher) direkt in die
Sitzfläche des Sessels, Autositzes oder der Kopfstützen eingebaut werden. Das Kunstleder
verdeckt das Audiosystem und ist nicht sichtbar (Shy-Tech) für den Nutzer. Ein zusätzlicher
Platzbedarf, z.B. in den Türen, fällt somit aus. Zusätzlich wird durch diese körpernahe
Schallgeneration auch eine höhere Präzision erreicht.
[0068] Die Erfindung betrifft auch ein Kraftfahrzeug, das ein oder mehrere erfindungsgemäße
Audiosysteme wie vorstehend beschrieben aufweist.
[0069] Die Erfindung betrifft auch eine Verwendung eines Kunstleders, umfassend mindestens
eine atmungsaktive Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial,
als Membran für einen Körperschallwandler. Die erfindungsgemäße Verwendung wird bevorzugt
in einem erfindungsgemäßen Audiosystem wie vorstehend beschrieben ausgeführt.
[0070] Alle vorstehenden Angaben zu dem Kunstleder, der atmungsaktiven Schicht aus einem
Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial und zum Körperschallwandler gelten entsprechend
für die Verwendung, so dass darauf verwiesen wird.
[0071] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen in den Zeichnungen
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1a
- eine ausschnittsweise Abbildung einer atmungsaktiven Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
auf einem textilen Träger für das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems
- Fig. 1b
- eine ausschnittsweise Abbildung einer weiteren atmungsaktiven Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
auf einem textilen Träger für das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems
- Fig. 2
- einen Graphen, der die Abhängigkeit des Schalldrucks von der Frequenz im Hörbereich
für ein erfindungsgemäßes Audiosystems im Vergleich zu anderen als Membranen eingesetzte
übliche Folien bzw. Kunstleder zeigt
- Fig. 3
- Querschnittsansicht eines erfindungsgemäßen Audiosystems, eingebaut in die Kopfstütze
eines Automobils
- Fig. 4
- Explosionsdarstellung des erfindungsgemäßen Audiosystems gemäß Fig. 3
- Fig. 5
- Schema eines Verfahrensablaufs zur Herstellung eines atmungsaktiven Films aus einem
Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial.
[0072] Die Fig. 1a und 1b zeigen jeweils eine ausschnittsweise Abbildung von einer atmungsaktiven
Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial auf einem textilen
Träger für das Kunstleder des erfindungsgemäßen Audiosystems, welches nach dem beschriebenen
Verfahren erhalten wird. Die schwarzen Bereiche stellen die Poren dar, während die
weißlichen Bereiche das Komposit darstellen. Im unteren Bereich ist der textile Träger
erkennbar.
[0073] Zur Herstellung einer atmungsaktiven Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
kann folgende Rezeptur eingesetzt werden:
Komponente |
Gew.-Teile |
PVC |
100 |
Weichmacher |
80 |
PU-Dispersion* |
40 |
TPU |
15 |
Stabilisator |
4 |
Füllstoff |
20 |
Pigment |
10 |
*25-65 Gew.-% Feststoffgehalt
[0074] Als Polyurethan-Dispersion (PU-Dispersion) können handelsübliche wässrige Polyurethandispersionen
verwendet werden. TPU und PVC werden jeweils als Pulver eingesetzt. Die Komponenten
werden zu einer pastösen Masse vermischt und auf eine Unterlage aufgebracht und dann
unter Bildung des atmungsaktiven Films aus dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
getrocknet und ausgeliert. An das gebildete Kompositmaterial kann ein textiler Träger
angebracht werden und die Unterlage wird entfernt.
[0075] Das Kompositmaterial gemäß Fig. 1 umfasst Polyurethan und PVC und generiert selbstorganisierend,
in situ während des Streich- und
[0076] Trocknungs/Ausgelierprozesses Poren, die in der Schicht statistisch verteilt sind.
Durch die Verteilung der Poren in der Schicht können Schallwellen an der Grenzfläche
von Polymer zu Luft gebrochen und gestreut werden, insbesondere wenn die Poren und
Kanäle in alle Richtungen statistisch ausgerichtet sind und somit in Interaktion treten
können.
[0077] Fig. 5 zeigt schematisch ein Beispiel für einen Verfahrensablauf zur Herstellung
des atmungsaktiven Films bzw. der atmungsaktiven Schicht aus dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
13.
[0078] Es werden ein PVC-Plastisol 6, das aus PVC-Pulver und Weichmacher hergestellt werden
kann, und eine wässrige Polyurethan-Dispersion 7 zu einer Polymerpaste 8 vermischt,
wobei Hilfs- und Zusatzmittel nach Bedarf zugesetzt werden. Die Polymerpaste 8 wird
mithilfe einer Rakel 10 auf ein mittels Rollen gefördertes Trennpapier aufgebracht
und mit dem Trennpapier durch einen Härtungsofen 11 geleitet, in dem die Polymerpaste
z.B. bei einer Temperatur im Bereich von 100 °C bis 220 °C getrocknet und ausgeliert
und nach Austritt aus dem Ofen über eine Kühltrommel 12 abgekühlt wird. Es wird ein
atmungsaktiver PVC-Polyurethan-Kompositfilm 13 mit selbstorganisierten, statistisch
verteilten Poren erhalten.
[0079] Fig. 2 zeigt einen Graphen, der die Abhängigkeit des Schalldrucks von der Frequenz
im Hörbereich für ein erfindungsgemäßes Audiosystems im Vergleich zu anderen als Membranen
eingesetzte übliche Folien bzw. Kunstleder demonstriert.
[0080] Dabei wurden folgende Kunstleder als Membranen für das Audiosystem eingesetzt (PUR
= Polyurethan):
- CEP 799_28:
- PUR-Kunstleder (weist keine Porenstruktur auf) (Vergleich)
- CEP 801_36:
- atmungsaktives Kunstleder mit Polyvinylchlorid-PolyurethanKompositmaterial auf textilem
Träger (Laif® Vyp) (erfindungsgemäß)
- CEP 803_45:
- Perforiertes PUR-Kunstleder (Vergleich)
[0081] Im Graph der Fig. 2 lassen sich gut die positiven Eigenschaften erkennen. Die Kurve
des erfindungsgemäßen Kunstleders (CEP 801_36) zeigt, dass dieses System bis ca. 250
Hz die Eigenschaft des geschlossenen Kunstleders (CEP 799_28) hat und ab ca. 5000
Hz die Eigenschaft des gelochten Materials (CEP 803_45) zeigt.
[0082] Überraschenderweise konnte bei dem erfindungsgemäß als Membran eingesetzten Kunstleder
gezeigt werden, dass dieses Materialkonstrukt eine ausgezeichnete Breitbandeigenschaft
aufweist. Insbesondere der Klangverlauf von tiefen wie auch hohen Frequenzbereichen
konnte homogen dargestellt werden.
[0083] Die Breitbandeigenschaften von dem erfindungsgemäß eingesetzten Kunstleder können,
ohne sich an eine Theorie binden zu wollen, zum jetzigen Zeitpunkt durch die Konstruktion
und das Design erklärt werden:
- 1) Durch die statistische Verteilung der Poren kann ein breites Frequenzband abgebildet
werden ausgehend von einer lokal unterschiedlichen Dichteverteilung
- 2) Durch die Verwendung von Mischungen aus Polyurethan und PVC sind in dem Material
Dichteunterschiede bezogen auf die Polymeren vorgegeben.
- 3) Durch Phasengrenzen von Luft und Polymer kann der frequenzabhängige Schall gebrochen
und gestreut werden. Durch die statistische Verteilung von kleinen und großen Poren
sowie deren Verlauf innerhalb des Materials kommt es zu einer nur geringen Auslöschung
der Frequenzen.
- 4) Durch die Porosität des Materials kann ein Luftaustausch und eine Durchdringung
des Schalls in niedrigen Frequenzen erfolgen.
[0084] Zusätzlich kann durch dieses Kunstleder auch eine Haptik und Optik gewährleistet
werden, welches der von standardmäßigen Lautsprecherblenden aus Hartplastik oder Dünnststoff
gleichwertig ist.
[0085] Die Fig. 3 und 4 zeigen eine Querschnittsansicht bzw. eine Explosionsdarstellung
eines erfindungsgemäßen Audiosystems, eingebaut in die Kopfstütze eines Automobils.
[0086] Die Kopfstütze weist als Bezugsmaterial ein Kunstleder 1 mit atmungsaktiver Schicht
aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial auf. Unter dem Kunstleder befindet
sich zur Polsterung ein Schaumbezug 2. Der Körperschallwandler umfasst einen Aktuator
4 und eine Kunststoffplatte zu Schallabstrahlung 3 sowie ein Montageelement 5 zur
Montage. Die Platte 3 ist insbesondere aus Designgründen eingebaut. Für die Klangwiedergabe
ist sie nicht unbedingt erforderlich. Der Körperschallwandler befindet sich im Inneren
der Kopfstütze 4 und ist über die Kunststoffplatte 3 an dem Schaumbezug 2 befestigt.
Der Aktuator weist elektrische Anschlüsse zur Anbindung an einen Verstärker auf (nicht
dargestellt).
[0087] Durch die Anordnung innerhalb eines Bauteils wie beispielsweise einer Kopfstütze
sind diese Schallgeber nicht mehr sichtbar, ohne Verlust an Qualität des Klangvolumens
und der Frequenzbandbreite im Vergleich zu herkömmlichen Lautsprechern. Somit ist
diese Aktuator-Technologie in Kombination mit einem reinigbaren, optisch und haptisch
adaptierbaren, weichen Kunstleder als Membran und Klang-Geber ein weiterer Schritt
in die Shy-Tech-Welt. Der Endverbraucher erkennt den verbauten Lautsprecher nicht
mehr.
Bezugszeichenliste
[0088]
- 1
- Kunstleder, das mindestens eine atmungsaktive Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
umfasst
- 2
- Schaumbezug
- 3
- Platte zur Schallabstrahlung
- 4
- Aktuator
- 5
- Montageelement
- 6
- PVC-Plastisol
- 7
- Polyurethan-Dispersion
- 8
- pastöse Masse bzw. Polymerpaste
- 9
- Trennpapier
- 10
- Rakel
- 11
- Härtungsofen
- 12
- Kühltrommel
- 13
- atmungsaktiver Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositfilm mit selbstorganisierten,
statistisch verteilten Poren
1. Audiosystem, umfassend mindestens einen Körperschallwandler und ein als Membran dienendes
Kunstleder, wobei das Kunstleder mindestens eine atmungsaktive Schicht aus einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial
umfasst.
2. Audiosystem nach Anspruch 1, wobei der mindestens eine Körperschallwandler direkt
an dem Kunstleder angebracht ist oder zwischen dem mindestens einen Körperschallwandler
und dem Kunstleder mindestens ein Bauteil, bevorzugt ein flächiges Bauteil, angeordnet
ist.
3. Audiosystem nach Anspruch 2, wobei das mindestens eine Bauteil ein Schaumstoff, bevorzugt
ein Schaumbezug oder Kaschierschaum, eine Kunststoffplatte oder ein Aktuatorhalter
ist.
4. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Körperschallwandler
einen Aktuator oder einen Aktuator und eine mit dem Aktuator verbundene Platte zur
Schallabstrahlung umfasst, wobei die Platte bevorzugt aus Kunststoff, Metall oder
Holz ist, wobei eine Kunststoffplatte besonders bevorzugt ist.
5. Audiosystem nach Anspruch 4, wobei der Aktuator oder die mit dem Aktuator verbundene
Platte an dem Kunstleder angebracht ist oder zwischen dem Aktuator oder der mit dem
Aktuator verbundenen Platte das mindestens eine Bauteil, bevorzugt flächige Bauteil,
angeordnet ist.
6. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Kunstleder eine ein-
oder mehrlagige Lackschicht als Deckschicht umfasst und/oder wobei das Kunstleder
mindestens einen Träger, bevorzugt mindestens einen textilen Träger, umfasst.
7. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Audiosystem Bestandteil
einer Komponente eines Kraftfahrzeugs ist, wobei das Kunstleder ein Bezugsmaterial
oder eine Innenverkleidung der Komponente ist, wobei die Komponente bevorzugt eine
Kopfstütze, ein Armaturenbrett, ein Sitz, eine Tür, eine Fahrzeugsäule, eine Mittelkonsole
oder ein Dachhimmel ist, oder wobei das Audiosystem Bestandteil einer Komponente aus
dem Industriebereich ist, wobei die Komponente bevorzugt ein Möbel, ein Stuhl, eine
Wandverkleidung, eine Deckenverkleidung, ein Schrank oder ein Bettoberteil ist, z.B.in
Schiffen, Flugzeugen, Zügen oder Bussen.
8. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die mindestens eine atmungsaktive
Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial von einer zur anderen Seite
der Schicht verlaufende Poren und/oder Poren mit einem mittleren Porendurchmesser
von 0,1 µm bis 1 mm aufweist.
9. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die mindestens eine atmungsaktive
Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial eine Gasdurchlässigkeit
von 0,1 bis 200 l dm-2 min-1 und/oder eine Wasserdampfdurchlässigkeit von 0,1 bis 200 mg cm-2 h-' aufweist.
10. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die mindestens eine atmungsaktive
Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial 98 bis 40 Gew.-% Polyvinylchlorid
und 2 bis 60 Gew.-% Polyurethan, bezogen auf das Gesamtgewicht an Polyvinylchlorid
und Polyurethan in der Schicht, enthält.
11. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Polyvinylchlorid des
Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterials Emulsions-PVC mit einem K-Wert von
65 bis 80, Suspensions-PVC oder Abmischungen davon umfasst, und/oder
das Polyurethan des Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterials Polyether-Polyurethan,
Polyester-Polyurethan oder Polycarbonat-Polyurethan oder Abmischungen davon umfasst.
12. Audiosystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die mindestens eine atmungsaktive
Schicht aus Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial erhältlich ist durch ein
Verfahren, umfassend
a) Aufbringen einer pastösen Masse, umfassend Polyvinylchlorid und Polyurethan auf
eine Unterlage und
b) Trocknen und Ausgelieren der pastösen Masse unter Bildung eines atmungsaktiven
Films aus dem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial.
13. Audiosystem nach Anspruch 12, wobei das Trocknen und Ausgelieren der pastösen Masse
bei Temperaturen im Bereich von 100 °C bis 220 °C erfolgt.
14. Kraftfahrzeug, das ein oder mehrere Audiosysteme nach einem der Ansprüche 1 bis 13
aufweist.
15. Verwendung eines Kunstleders, umfassend mindestens eine atmungsaktive Schicht aus
einem Polyvinylchlorid-Polyurethan-Kompositmaterial, als Membran für einen Körperschallwandler.
16. Verwendung nach Anspruch 15 in einem Audiosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 13.