[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Spritzapparat mit Luftzerstäubung und pneumatischem
Antrieb.
[0002] Spritzapparate werden verwendet, um flüssige, pastöse oder pulverförmige Medien auf
Oberflächen aufzutragen, wodurch eine Beschichtung auf der Oberfläche erzeugt wird.
Das aufzutragende Medium wird mittels einer Düse zerstäubt und in Richtung der Oberfläche
ausgetragen, auf der nach und nach eine dicker werdende Beschichtung entsteht. Zu
den aufzutragenden Medien gehören beispielsweise Lacke, Farben, wasserverdünnbare
Lacksysteme, Klebstoffe, Öle und Trennmittel, die dem Spritzapparat unter einem Überdruck
zugeführt werden. Das Medium tritt entlang einer Längsachse bei Öffnung eines Medienventils
aus einer Medienöffnung in der Düse aus.
[0003] Dabei zerstäubt das Medium je nach Bauform des Spritzapparates auf unterschiedliche
Weise. Es gibt Spritzapparate, die das Medium aufgrund eines hohen Mediendruckes in
der Größenordnung von einigen 100 bar Überdruck und der Geometrie der Medienöffnung
unmittelbar beim Austreten zerstäuben, so dass sich ein Spritzstrahl aus einem möglichst
gleichmäßig feinverteilten Mediennebel bildet. Hierbei wird keine Zerstäubungsluft
benötigt. Fachsprachlich wird diese Technologie deshalb auch als "airless" bezeichnet.
Derzeit sind derartige Spritzapparate bekannt, die mit Medien-Überdrücken von bis
zu 300 bar betrieben werden.
[0004] Bei "Spritzapparaten mit Luftzerstäubung" wird der Düse neben dem Medium Zerstäubungsluft
unter hohem Druck zugeführt. Die Zerstäubungsluft tritt bei Öffnen eines Luftventils
durch Luftöffnungen aus der Düse aus und trifft dann auf das aus der Medienöffnung
austretende Medium, wodurch dieses zerstäubt wird, so dass sich auch hier ein Spritzstrahl
aus einem möglichst gleichmäßig feinverteilten Mediennebel bildet. Der Mediendruck
ist hierbei in der Regel signifikant geringer als bei der "airless"-Zerstäubung und
liegt in der Größenordnung von 1 bis 10 bar Überdruck. Derzeit sind derartige Spritzapparate
bekannt, die mit Medien-Überdrücken von bis zu 12 bar betrieben werden.
[0005] Ebenfalls zu den Spritzapparaten mit Luftzerstäubung werden hierin Mischformen beider
Techniken subsummiert, bei denen zunächst eine "airless" Zerstäubung aufgrund hoher
Mediendrücke und kleiner Medienöffnung stattfindet, die Zerstäubung zusätzlich aber
mittels Zerstäubungsluft unterstützt wird, die wiederum durch Luftöffnungen aus der
Düse austritt und dann auf den bereits zerstäubten Mediennebel trifft. Derzeit sind
derartige Spritzapparate bekannt, die mit Medien-Überdrücken von bis zu 150 bar betrieben
werden.
[0006] Weiterhin sind Spritzapparate bekannt, die zusätzlich noch eine Kanalanordnung zur
Zuführung von sogenannter Formluft aufweisen, welche zur Einstellung bzw. Veränderung
der Geometrie des Spritzstrahls genutzt wird. Die Formluft wird auch als Hornluft
bezeichnet, weil im Bereich der Düse meist zwei Hörner mit Auslässen ausgebildet sind,
aus denen die Formluft unter einem spitzen Winkel zur Längsachse austritt und den
Spritzstrahl formt. Die Formluft wird in der Regel getrennt von der Zerstäubungsluft
und mit anderen Parametern (Druck und Volumenstrom) zugeführt.
[0007] Zerstäubungsluft und Formluft werden hierin unter dem Begriff Spritzluft zusammengefasst.
[0008] Unter "Spritzapparat" werden hierin alle Anwendungsfälle von handgeführten Spritzpistolen
bis hin zu vollautomatisch gesteuerte Roboterautomaten zusammengefasst. Das aufzutragende
Medium wird auf die Oberfläche aufgebracht, indem beispielsweise bei manueller Anwendung
ein Bediener die Spritzpistole von Hand oder bei automatischer Anwendung ein Roboter
den Roboterautomaten vollautomatisch über die zu beschichtende Oberfläche führt und
den Spritzvorgang an der jeweils vorgesehenen Stelle auslöst.
[0009] Spritzapparate mit Luftzerstäubung besitzen in der Regel auch eine Vorluftfunktion.
Beispielhaft wird auf die Schrift
DE 808 538 A verwiesen, aus der eine Spritzpistole bekannt ist, bei der ein Medienventil und ein
Luftventil gleichachsig hintereinander angeordnet sind, was Vorteile im Hinblick auf
die Wartung und Pflege der Spritzpistole hat. Die Ventile sind dabei so miteinander
verbunden, dass sie unabhängig voneinander eingestellt werden können. Es ist daher
insbesondere möglich den Ablauf der Hubbewegung des Medienventils relativ zu der des
Luftventils so einzustellen, dass das Luftventil vor dem Medienventil öffnet, wodurch
eine sogenannte Vorluft erzeugt wird. Diese stellt sicher, dass das austretende Medium
vom ersten Austreten an gleichmäßig zerstäubt wird und sich an der Düse keine Materialansammlung
bildet, die für ein unregelmäßiges Spritzbild sorgen kann. In umgekehrter Reihenfolge
wird am Ende des Spritzvorgangs aus dem gleichen Grund das Medienventil zuerst geschlossen,
wobei eine Nachluft in ähnlicher Weise eine Materialansammlung an der Düse vermeidet.
Die in der
DE 808 538 A vorgestellte Spritzpistole ist mechanisch betätigt, d.h. dass die Kraft zum Öffnen
der Ventile mittels eine Abzugshebels manuell aufgebracht werden muss.
[0010] Neben den mechanisch betätigten gibt es auch Spritzapparate, die mittels Steuerluft
betätigt werden. Die Steuerluft dient der Betätigung eines oder mehrerer Ventile für
das Medium und/oder die Spritzluft, hierin als "pneumatischer Antrieb" bezeichnet.
Die Steuerluft erleichtert bei manueller Anwendung das Arbeiten, weil die Arbeit zum
Öffnen des Ventils oder der Ventile von der Steuerluft erbracht wird, und sie ermöglicht
überhaupt erst den automatisierten Betrieb. Eine handbetriebene Spritzpistole mit
Steuerluft ist beispielweise aus der Schrift
DE 20 004 087 U1 bekannt. Eine automatisch betriebene Spritzpistole mit Steuerluft ist beispielweise
aus der Schrift
EP 3 100 789 A1 bekannt.
[0011] Letztere vereint eine koaxiale Anordnung des Medienventils und des Luftventils mit
einem pneumatischen Antrieb. Hierbei wird mittels eines ebenfalls auf der gemeinsamen
Achse des Medienventils und des Luftventils wirkender Antriebskolben nach hinten,
d.h. von der Düse weg, bewegt. Mittels einer ersten Druckfeder wird eine Vorspannung
erzeugt, die den Kolben zusammen mit einem Verschlussteil des Luftventils im Ruhezustand
in seinen Ventilsitz drückt. Durch die Bewegung des Antriebskolbens wird das Luftventil
nun geöffnet, wodurch zunächst eine Vorluft erzeugt wird, solange das Medienventil
noch verschlossen bleibt. Bei fortgesetzter Rückwärtsbewegung des Antriebskolbens
gelangt dieser in Eingriff mit einem Mitnehmer, der an einer Ventilnadel des Medienventils
fixiert ist. Auf den Mitnehmer wird mittels einer zweiten Druckfeder eine Vorspannung
ausgeübt, die die Ventilnadel im Ruhezustand in ihren Ventilsitz drückt. Der Antriebskolben
bewegt sich sodann entgegen der Kräfte beider Druckfedern weiter nach hinten und öffnet
so auch das Medienventil.
[0012] Nachteilig bei einer derartigen Anordnung ist, dass der Druck und der Volumenstrom
der Vorluft und der Nachluft geringer sind als der der Spritzluft, weil sich das Luftventil
bei fortgesetzter Rückwärtsbewegung des Antriebskolbens zusammen mit dem Medienventil
noch weiter öffnet. Es kann jedoch erstrebenswert sein, gerade zur Vermeidung von
Materialansammlungen beim Starten und Beenden des Spritzvorganges mit hohen Vorluft-
und Nachluftdrücken und -volumenströmen zu agieren.
[0013] Nachteilig ist ebenfalls, dass speziell bei Anwendungen mit hohen Mediendrücken eine
hohe Vorspannung der zweiten Druckfeder nötig ist, um das Schließen des Medienventils
im Ruhezustand zu gewährleisten. Die Vorspannung kann jedoch nicht nach Belieben erhöht
werden, da sie durch die von dem Antriebskolben aufzubringende Kraft limitiert ist,
die zugleich die Federkraft der ersten Druckfeder überwinden muss.
[0014] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde einen Spritzapparat der
eingangs genannten Art dahingehend zu verbessern, dass er, insbesondere bei hohen
Mediendrücken, eine präzise Steuerung der Vorluft und/oder der Nachluft gewährleistet..
[0015] Die Aufgabe wird durch einen Spritzapparat mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
[0016] Der erfindungsgemäße Spritzapparat mit Luftzerstäubung und pneumatischem Antrieb
weist wenigstens ein Medienventil zur Steuerung wenigstens eines Medienflusses durch
den Spritzapparat, wenigstens ein Luftventil zur Steuerung wenigstens eines Spritzluftflusses
durch den Spritzapparat und wenigstens einen ersten pneumatisch betätigten Antriebskolben
zur Betätigung des wenigstens einen Luftventils auf und ist gekennzeichnet durch wenigstens
einen zweiten pneumatisch betätigten Antriebskolben zur Betätigung des wenigstens
einen Medienventils.
[0017] Im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten, vorstehend diskutierten
Applikatoren weist der erfindungsgemäße Spritzapparat wenigstens zwei separate Antriebskolben
zur unabhängigen Betätigung des Luftventils einerseits und des Medienventils andererseits
auf. Dies hat eine Vielzahl von Vorteilen. Die Betätigung des Luftventils einerseits
und die Betätigung des Medienventils andererseits können wegunabhängig ausgelöst werden,
wodurch die Steuerung des Medienflusses und die Steuerung des Spritzluftflusses variabler
und präziser gestaltet werden kann. Insbesondere kann das Luftventil zunächst vollständig
geöffnet werden, bevor das Medienventil in Gang gesetzt wird, sodass bereits zu Beginn
des Medienaustritts aus der Düse der vollständige Zerstäubungsluftstrom generiert
wird. Insbesondere kann auch die Schaltzeit der Ventile verkürzt werden, da nicht
mehr ein einzelner Kolbenhub beide Ventile nacheinander betätigt, sondern dafür zwei
separate Hübe zur Verfügung stehen, die bei entsprechender Auslegung der Kolbengeometrie
sehr viel kürzer ausgestaltet werden können. Die geringere Schaltzeit bewirkt eine
höhere Schaltdynamik, d.h. dass die Intervalle, in denen der Spritzapparat ein- und
ausgeschaltet ist, verkürzt werden können, was Vorteile im Hinblick auf den Verbrauch
an Medium und Luft, auf die Beschichtungsgeschwindigkeit und die Einsatzmöglichkeiten
mit sich bringt. Und schließlich wird die Arbeit bzw. aufzubringende Kraft zur Überwindung
der Vorspannung des Medienventils und der Vorspannung des Luftventils auf die ersten
und zweiten Antriebskolben aufgeteilt, so dass insbesondere auch bei einer hohen Vorspannung
für das Medienventil die Antriebskolben und damit das gesamte Gehäuse des Spritzapparates
ohne Präzisionsverlust verhältnismäßig kompakt gestaltet werden können.
[0018] Wenn hierin, wie vorstehend, von "dem Luftventil" und "dem Medienventil" in der Einzahl
die Rede ist, steht diese Beschreibung stellvertretend auch für einen Spritzapparat
mit mehreren Medienventilen zur Steuerung mehrerer Medienflüsse und/oder für einen
Spritzapparat mit mehreren Luftventilen zur Steuerung mehrerer Spritzluftflüsse. Mehrere
Medienventile kommen beispielsweise zum Auftragen eines Gemisches aus mehreren Komponenten
in Betracht. Mehrere Luftventile kommen beispielsweise zur separaten Steuerung der
Zerstäubungsluft- und der Formluftflüsse in Betracht. Dementsprechend steht "der erste
pneumatisch betätigte Antriebskolben" stellvertretend für mehrere erste pneumatisch
betätigte Antriebskolben und "der zweite pneumatisch betätigte Antriebskolben" stellvertretend
für mehrere zweite pneumatisch betätigte Antriebskolben.
[0019] Bevorzugt sind die ersten und zweiten Antriebskolben mechanisch entkoppelt.
[0020] Als "mechanisch entkoppelt" werden die Antriebskolben bezeichnet, wenn sie nicht
physisch, also form-, stoff-, oder reibschlüssig so miteinander verbunden sind, dass
sie aufgrund der Verbindung nur voneinander abhängige Bewegungen ausführen können.
Der Erfindung zufolge bewegen sich der erste und der zweite Antriebskolben nur vermittelt
durch dieselbe Steuerluft, jedoch ansonsten unabhängig voneinander. Auch wenn die
ersten und zweiten Antriebskolben in demselben ein- oder mehrteiligen Gehäuse des
Spritzapparats angeordnet bzw. beweglich geführt sind, so ist die Bewegung beider
Kolben innerhalb der durch die Kolbenräume im Gehäuse vorgegebenen Freiheitsgrade
dennoch unabhängig voneinander.
[0021] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Luftventil ein mit dem ersten Antriebskolben
mechanisch gekoppeltes erstes Verschlussteil und einen korrespondierenden ersten Ventilsitz
auf. Das Verschlussteil kann beispielsweise ein Teller, ein Kegel, eine Kugel oder
eine Nadel sein. Zwischen dem Verschlussteil und dem Ventilsitz können vorzugsweise
Dichtelemente, wie beispielsweise O-Ringe oder dergleichen, angeordnet sein. Die Dichtelemente
können wahlweise formschlüssig mit dem Verschlussteil oder mit dem Ventilsitz verbunden
sein. Besonders bevorzugt ist das Verschlussteil als Ventilkegel ausgebildet. Als
"mechanisch gekoppelt" wird im Sinne dieses Merkmal eine direkte oder indirekte physische
Verbindung bezeichnet, die eine Kraftübertragung von dem ersten Antriebskolben auf
das Verschlussteil, wahlweise vermittelt durch ein dazwischen liegendes Bauteil überträgt,
sodass die Bewegung des Antriebskolbens zwangsweise eine Bewegung des Verschlussteils
herbeiführt.
[0022] Besonders bevorzugt ist eine auf den ersten Antriebskolben entgegen dessen Wirkrichtung
wirkende erste Vorspannfeder vorgesehen, wobei der erste Antriebskolben zwischen einer
Ruhestellung und einer Betriebsstellung linear hin-und-her bewegbar ist und wobei
die erste Vorspannfeder vermittelt über den ersten Antriebskolben das erste Verschlussteil
gegen den ersten Ventilsitz andrückt.
[0023] Als "Wirkrichtung" wird die Kraftrichtung in der die Steuerluft den Kolben bewegt
bezeichnet. Dieser Wirkrichtung entgegengesetzt ist die Vorspannrichtung der ersten
Vorspannfeder. Als Vorspannfeder kommt besonders bevorzugt eine Schraubendruckfeder
in Betracht. Die Vorspannfeder kann in einem Federgehäuse auf der dem Kolbenraum gegenüberliegenden
Seite angeordnet sein. Mit "Ruhestellung" wird die Stellung des Kolbens bezeichnet,
in der die Feder am wenigsten komprimiert ist und der Kolben das erste Verschlussteil
gegen den ersten Ventilsitz aufgrund der Vorspannung der ersten Vorspannfeder andrückt.
In dieser Stellung tritt keine Spritzluft aus der Düse aus. Als "Betriebsstellung"
wird die mittels der Steuerluft ausgelenkte Stellung des Antriebskolbens bezeichnet,
in der die erste Vorspannfeder maximal komprimiert ist und das Luftventil vollständig
geöffnet ist. In dieser Stellung tritt die Spritzluft aus der Düse aus.
[0024] In entsprechender Weise weist das Medienventil vorzugsweise ein mit dem zweiten Antriebskolben
mechanisch gekoppeltes zweites Verschlussteil und einen korrespondierenden zweiten
Ventilsitz auf. Auch das zweite Verschlussteil kann beispielsweise als Teller, Kegel,
Kugel oder Nadel ausgebildet sein. Zwischen dem Verschlussteil und dem Ventilsitz
können auch hier vorzugsweise Dichtelemente, wie beispielsweise O-Ringe oder dergleichen,
angeordnet sein. Die Dichtelemente können wiederum wahlweise formschlüssig mit dem
Verschlussteil oder mit dem Ventilsitz verbunden sein. Besonders bevorzugt handelt
es sich bei dem Verschlussteil um eine Ventilnadel. Die Bezeichnung "mechanisch gekoppelt"
wird auch im Sinne dieses Merkmal für eine direkte oder indirekte physische Verbindung
verwendet, die eine Kraftübertragung von dem zweiten Antriebskolben auf das zweite
Verschlussteil, wahlweise vermittelt durch ein dazwischen liegendes Bauteil überträgt,
sodass die Bewegung des zweiten Antriebskolbens zwangsweise eine Bewegung des zweiten
Verschlussteils herbeiführt.
[0025] Gleichermaßen wie der erste und der zweite Antriebskolben sind bevorzugt auch die
ersten und zweiten Verschlussteile mechanisch entkoppelt. Dies grenzt sie von den
Verschlussteilen bekannter Spritzapparate ab, die über den einzigen Antriebskolben
und den mit diesem formschlüssig in Eingriff stehenden Mitnehmer physisch, genauer
formschlüssig miteinander verbunden sind. Durch die mechanische Entkopplung die ersten
und zweiten Verschlussteile und damit des Luftventils von dem Medienventil ergeben
sich neue Möglichkeiten des Aufbaus des Spritzapparats. Beispielweise können das Medienventil
und das Luftventil und damit die Luft und Medienwege und die entsprechenden Anschlüsse
räumlich freier in und an dem Spritzapparat angeordnet werden. Dies erlaubt einen
einfachen Aufbau selbst bei komplexen Spritzapparate mit Zerstäuber-, Steuer- und
Hornluftfunktionen.
[0026] Weiterhin bevorzugt ist eine auf den zweiten Antriebskolben entgegen dessen Wirkrichtung
wirkende zweite Vorspannfeder vorgesehen, wobei der zweite Antriebskolben zwischen
einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung linear hin-und-her bewegbar ist und
wobei die zweite Vorspannfeder vermittelt durch den dazwischen liegenden zweiten Antriebskolben
das zweite Verschlussteil gegen den zweiten Ventilsitz andrückt.
[0027] Hierbei gelten die analogen Begriffsdefinitionen für "Wirkrichtung", "Vorspannrichtung",
"Ruhestellung" und "Betriebsstellung" wie zuvor. Als Vorspannfeder kommt abermals
besonders bevorzugt eine Schraubendruckfeder in Betracht. Die Vorspannfeder kann auch
hier in einem Federgehäuse auf der dem Kolbenraum gegenüberliegenden Seite angeordnet
sein.
[0028] In einer bevorzugten Ausgestaltung sind der erste Antriebskolben und der zweite Antriebskolben
entlang einer gemeinsamen Längsachse in entgegengesetzter Richtung wirkend angeordnet.
[0029] Die koaxiale Bauform ermöglicht insgesamt eine kompakte Bauweise des Spritzapparats.
[0030] Alternativ sind der erste Antriebskolben und der zweite Antriebskolben entlang verschiedener
Längsachsen in unterschiedliche Richtung wirkend angeordnet.
[0031] Diese Bauform ermöglicht eine freiere Gestaltung der Antriebssysteme (Antriebskolben
und Vorspannfedern) und insbesondere eine Auslagerung des wenigstens einen ersten
pneumatisch betätigten Antriebskolbens ggfs. samt erster Vorspannfeder oder des wenigstens
einen zweiten pneumatisch betätigten Antriebskolbens ggfs. samt zweiter Vorspannfeder
in ein modulares Gehäuseteil oder einen Adapter des Spritzapparates.
[0032] Besonders bevorzugt sind ein dem ersten Antriebskolben zugeordneter erster Kolbenraum
und ein dem zweiten Antriebskolben zugeordneter zweiter Kolbenraum direkt fluidisch
miteinander verbunden und weisen eine gemeinsame Steuerluftzufuhr auf.
[0033] Wie auch im Stand der Technik werden hierdurch die Betätigung des Medienventils und
die Betätigung der Spritzluft durch nur eine Steuerluft gesteuert, jedoch findet die
Kopplung nicht mechanisch sondern pneumatisch statt. Das vereinfacht gegenüber einer
getrennten Antriebluft für beide Antriebskolben den Steuerungsaufwand. Der zeitliche
Ablauf des Öffnens und Schließens des Luftventils und des Medienventils erfolgt durch
die Dimensionierung der Kolben, insbesondere der Kolbenfläche, und die Dimensionierung
der jeweils zugeordneten Vorspannfedern, insbesondere der Federkonstante, d.h. die
eingestellten Vorspannungen. Als "Kolbenraum" wird der Hohlraum bezeichnet, der von
der Kolbenfläche und dem den Kolben umgebenden Gehäuse eingeschlossen ist und dessen
Volumen sich durch die Bewegung des Kolbens verändert. "Direkt fluidisch miteinander
verbunden" sind der erste und der zweite Kolbenraum dann, wenn die Steuerluft bzw.
das Antriebsmedium zwischen dem ersten und dem zweiten Kolbenraum stets fließen und
- jedenfalls nach einer gewissen Zeit - automatisch ein Druckausgleich zwischen dem
ersten Kolbenraum und dem zweiten Kolbenraum stattfinden kann.
[0034] In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist in der fluidischen Verbindung
zwischen dem ersten Kolbenraum und dem zweiten Kolbenraum eine Drossel angeordnet.
[0035] Als Drossel wird allgemein eine Reduzierung im Querschnitt der fluidischen Verbindung
zwischen dem ersten Kolbenraum und dem zweiten Kolbenraum bezeichnet, welche der Erzeugung
eines Druckverlustes dient, um eine gezielte Ansteuerung des Luftventils und des Medienventils
vornehmen zu können. Beispielsweise können dadurch das Luftventil und das Medienventil
zeitlich verzögert und das eine und/oder das andere Ventil langsamer angesteuert werden.
[0036] Eine andere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der erste Kolbenraum
und der zweite Kolben durch einen gemeinsamen Kolbenraum ausgebildet sind.
[0037] Dies stellt im Grunde eine Ausführungsform dar, bei der es praktisch keine Drossel
oder Engstelle zwischen den Kolbenräumen gibt, sodass die in den gemeinsamen Kolbenraum
einströmende Steuerluft gleichzeitig und mit gleichem Druck auf den ersten Antriebskolben
und auf den zweiten Antriebskolben wirken kann. Unter diese Ausführungsform fallen
auch solche Spritzapparate bei denen die Kolben unterschiedliche Querschnitte haben
und deshalb zwischen dem ersten und dem zweiten Kolbenraum zwangsläufig eine Querschnittsänderung
ausgebildet ist, solange diese Querschnittsänderung nicht dem Zweck der Erzeugung
eines Druckverlustes dient.
[0038] Weiterhin bevorzugt sind die erste Vorspannfeder und die zweite Vorspannfeder so
ausgelegt, dass die erste Vorspannfeder in der Ruhestellung mit einer geringeren Vorspannung
gegen den ersten Antriebskolben drückt die zweite Vorspannfeder in der Ruhestellung
gegen den zweiten Antriebskolben. Insbesondere bevorzugt weist die erste Vorspannfeder
eine geringere Federkonstante auf als die zweite Vorspannfeder.
[0039] Hierdurch kann unter Berücksichtigung der Dimensionierung der Kolbenfläche des ersten
und des zweiten Antriebskolbens und unter Berücksichtigung etwaiger Druckverluste
in der Luftleitung der Steuerluft zwischen den Kolbenräumen sichergestellt werden,
dass der erste Antriebskolben zuerst bewegt wird und sich das Luftventil vor dem Medienventil
öffnet.
[0040] Vorzugsweise ist dem ersten Kolbenraum eingangsseitig ein erstes Drosselrückschlagventil
vorgelagert.
[0041] Mit anderen Worten ist das erste Drosselrückschlagventil in Bezug auf die Strömungsrichtung
der in die Kolbenräume einströmenden Steuerluft vor dem ersten Kolbenraum angeordnet.
Das Drosselrückschlagventil lässt bevorzugt die Steuerluft ungedrosselt in den ersten
Kolbenraum einströmen und drosselt die Steuerluft beim Entlüften. Es kommt so zu einer
Asymmetrie zwischen dem Druckanstieg und dem Druckabfall in dem ersten Kolbenraum,
wodurch die Vorluft und die Nachluft beispielsweise so eingestellt werden können,
dass die Nachluft länger wirkt als die Vorluft.
[0042] Ist in der fluidischen Verbindung zwischen dem ersten Kolbenraum und dem zweiten
Kolbenraum eine Drossel angeordnet, wird diese vorzugsweise durch ein zweites Drosselrückschlagventil
gebildet. Das zweite Drosselrückschlagventil lässt bevorzugt die Steuerluft gedrosselt
aus dem ersten in den zweiten Kolbenraum einströmen und ungedrosselt aus dem zweiten
in den ersten Kolbenraum zurückströmen. Das zweite Drosselrückschlagventil dient in
diesem Fall beim Einströmen der Steuerluft einem verlangsamten Druckanstieg in dem
zweiten Kolbenraum um die Vorluftzeit zu verlängern.
[0043] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung weist der Spritzapparat wenigstens zwei Luftventile
zur Steuerung eines Spritzluftflusses durch den Spritzapparat auf, wobei wenigstens
zwei erste pneumatisch betätigte Antriebskolben zur Betätigung der wenigstens zwei
Luftventile vorgesehen sind.
[0044] Gemäß einer anderen vorteilhaften Weiterbildung weist der Spritzapparat wenigstens
zwei Medienventile zur Steuerung eines Medienflusses durch den Spritzapparat auf,
wobei wenigstens zwei zweite pneumatisch betätigte Antriebskolben zur Betätigung der
wenigstens zwei Medienventile vorgesehen sind.
[0045] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand der in den
Figuren gezeigten Ausführungsbeispiele erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- Eine erste Ausführungsform des Spritzapparats in der Ruhestellung in seitlicher Schnittdarstellung;
- Figur 2
- die erste Ausführungsform des Spritzapparats in einer Zwischenstellung in seitlicher
Schnittdarstellung;
- Figur 3
- die erste Ausführungsform des Spritzapparats in der Betriebsstellung in seitlicher
Schnittdarstellung;
- Figur 4
- eine zweite Ausführungsform des Spritzapparats in der Ruhestellung in seitlicher Schnittdarstellung;
- Figur 5
- eine dritte Ausführungsform des Spritzapparats in der Ruhestellung in seitlicher Schnittdarstellung;
- Figur 6
- die dritte Ausführungsform des Spritzapparats in der Ruhestellung in einer Schnittdarstellung
von oben;
- Figur 7
- die dritte Ausführungsform des Spritzapparats in einer Zwischenstellung in seitlicher
Schnittdarstellung;
- Figur 8
- die dritte Ausführungsform des Spritzapparats in der Zwischenstellung in einer Schnittdarstellung
von oben; und
- Figur 9
- die dritte Ausführungsform des Spritzapparats in der Betriebsstellung in seitlicher
Schnittdarstellung.
[0046] Das erste Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Spritzapparats wird anhand der
Figuren 1 bis 3 erläutert. Hierbei handelt es sich um einen Spritzapparat mit Luftzerstäubung,
wobei das Medium primär mittels eines hohen Mediendrucks durch eine kleine Medienöffnung
(airless) zerstäubt wird. Eine sekundäre Luftzerstäubung unterstützt die primäre airless-Zerstäubung
und verbessert die Spritzstrahlgeometrie, wie nachfolgend erläutert.
[0047] Da es sich bei den Figuren 1 bis 3 um Schnitte in derselben Ebene handelt, sind Leitungen
für das Medium oder die Spritzluft, im Einzelnen für die Zerstäuberluft und die Formluft,
und für die Steuerluft soweit sie teilweise oder vollständig in anderen Ebenen liegen,
nur abschnittsweise und auch gar nicht dargestellt.
[0048] Orientierungs- und Richtungsangaben wie "vorne", "hinten", "vorwärts", "rückwärts"
oder "längs" beziehen sich stets auf die Austragsrichtung des Mediums. Die Düse beispielsweise
ist daher in Bezug auf das Gehäuse des Applikators immer "vorne".
[0049] Der Spritzapparat 10 umfasst ein Gehäuse 12, das sich entlang einer Längsachse A
erstreckt. Das Gehäuse ist dreiteilig ausgeführt und umfasst ein vorderes Gehäuseteil
14, ein hinteres Gehäuseteil 16 und einen Gehäusedeckel 18 zum Verschließen des hinteren
Endes des hinteren Gehäuseteils. Die dreiteilige Ausführung erleichtert die Zugänglichkeit
zu den innenliegenden Komponenten zur Vereinfachung der Montage, Wartung und Reparatur.
Am vorderen Ende des vorderen Gehäuseteils 14 befindet sich eine Düse 20, durch die
das aufzutragende Medium austritt und mittels der es zerstäubt und in Richtung der
zu beschichtenden Oberfläche ausgetragen wird. Die Düse 20 umfasst dafür eine zentrische
Medienöffnung 22 für das Medium. Die Geometrie der Medienöffnung 22 und insbesondere
deren Öffnungsquerschnitt sind so bemessen, dass im Zusammenwirken mit dem Mediendruck
das Medium unmittelbar nach dem Austreten aus der Medienöffnung primär zerstäubt wird.
Ferner weist die Düse 20 Zurführkanäle 24 für Zerstäubungsluft auf, die unmittelbar
nach dem primären Zerstäuben auf den Mediennebel trifft. Die Zerstäubungsluft unterstützt
dabei die Zerstäubung und lenkt den so erzeugten Mediennebel als Spritzstrahl mit
einer wunschgemäßen Geometrie in Richtung des zu beschichtenden Objekts.
[0050] Der Spritzapparat 10 umfasst in dem Gehäuse 12 ein Luftventil 102 zur Steuerung eines
Spritzluftflusses. Das Luftventil 102 weist ein erstes Verschlussteil 106 und einen
ersten Ventilsitz 108 auf. Das Verschlussteil 106 ist durch einen kegelförmigen Abschnitt
ausgebildet, dessen Mantelfläche an dem korrespondierenden ersten Ventilsitz 108 anliegt,
der als ringförmiger Bohrungsabsatz im Gehäuse 12 des Spritzapparats ausgebildet ist.
Ein erster pneumatisch betätigter Antriebskolben 110 mit einer Kolbenfläche 111 ist
zur Betätigung des Luftventils mechanisch mit dem Verschlussteil 106 gekoppelt. Die
Kopplung erfolgt in diesen Fall dadurch, dass das erste Verschlussteil 106 zusammen
mit dem ersten Antriebskolben 110 als einstückiges Bauteil geformt ist. Der erste
Antriebskolben 110 ist in einem Hohlraum im Gehäuse 12 entlang der Längsachse A hin-und-her
beweglich angeordnet und geführt.
[0051] Der Spritzapparat 10 umfasst in dem Gehäuse 12 ferner ein Medienventil 112 zur Steuerung
eines Medienflusses. Das Medienventil 112 weist ein zweites Verschlussteil 116 und
einen zweiten Ventilsitz 118 auf. Das zweite Verschlussteil 116 ist durch eine Ventilnadel
ausgebildet, die sich entlang der Längsachse konzentrisch zur Bewegungsrichtung des
ersten Antriebskolbens 110 und durch diesen hindurch erstreckt und die an ihrem vorderen
Ende eine kugelsegmentförmige Dichtfläche (binär) und einen Dichtring 120 aufweist,
welcher an dem korrespondierenden zweiten Ventilsitz 118 anliegt. Für die primäre
Zerstäubung ist wie gesagt die Geometrie der Medienöffnung 22 verantwortlich. Das
Medienventil 112 ist daher gegenüber der Medienöffnung 22 in das Gehäuseinnere zurück
versetzt und Dank der Kugelsegmentform in der Lage, den maximalen Querschnitt für
den Medienstrom schnell freizugeben. Der zweite Ventilsitz 118 ist als Kegelsenkung
an der Eintrittsmündung 124 einer Bohrung 126 ausgebildet, durch die das Medium hin
zur Düse 14 geleitet wird, wenn das Medienventil 112 geöffnet ist. Ein zweiter pneumatisch
betätigter Antriebskolben 130 mit einer Kolbenfläche 131 ist zur Betätigung des Medienventils
112 mechanisch mit dem zweiten Verschlussteil 116 gekoppelt. Die Kopplung erfolgt
durch eine zentrische Schraube 132, mit der die Ventilnadel an ihrem hinteren Ende
mit dem zweiten Antriebskolben 130 formschlüssig verbunden ist. Auch der zweite Antriebskolben
130 ist in einem Hohlraum im Gehäuse 12 entlang der Längsachse A hin-und-her beweglich
angeordnet und geführt. Der erste Antriebskolben 110 und der zweite Antriebskolben
130 sind dabei entlang der gemeinsamen Längsachse A in entgegengesetzter Richtung
wirkend angeordnet.
[0052] Zwischen den Kolbenflächen 111, 131 der beiden Antriebskolben 110 und 130 ist ein
gemeinsamer Kolbenraum 133 ausgebildet, der zugleich den dem ersten Antriebskolben
zugeordneten ersten Kolbenraum und den dem zweiten Antriebskolben zugeordneten zweite
Kolbenraum bildet. Dadurch sind die Kolbenräume zwangsläufig direkt fluidisch miteinander
verbunden und weisen eine gemeinsame Zufuhr für die Steuerluft, symbolisiert durch
den Pfeil 134, auf.
[0053] Weiterhin ist in dem Gehäuse 12 eine auf den ersten Antriebskolben 110 entgegen dessen
Wirkrichtung wirkende erste Vorspannfeder 136 angeordnet. Die Vorspannfeder 136 ist
als Schraubendruckfeder ausgebildet, die im Inneren des ersten Antriebskolbens 110
platzsparend angeordnet werden kann. Der erste Antriebskolben 110 ist in Figur 1 in
einer Ruhestellung dargestellt, in der die erste Vorspannfeder 136 vermittelt über
den ersten Antriebskolben 110 das erste Verschlussteil 106 gegen den ersten Ventilsitz
108 andrückt. Weil die erste Vorspannfeder 136 rückwärts gerichtet und der erste Antriebskolbens
110 vorwärtsgerichtet wirkt, ist es, anders als im Stand der Technik, möglich gleichzeitig
eine große Kolbenfläche 111 und einen großen Strömungsquerschnitt bei geöffnetem Luftventil
102 zu realisieren.
[0054] Analog ist in dem Gehäuse 12 eine auf den zweiten Antriebskolben 130 entgegen dessen
Wirkrichtung wirkende zweite Vorspannfeder 138 angeordnet. Die Vorspannfeder 138 ist
ebenfalls als Schraubendruckfeder ausgebildet, die im Inneren des zweiten Antriebskolbens
130 ebenso platzsparend angeordnet werden kann. Der zweite Antriebskolben 130 ist
in Figur 1 ebenfalls in einer Ruhestellung dargestellt, in der die zweite Vorspannfeder
138 vermittelt über den zweiten Antriebskolben 130 das zweite Verschlussteil 116 gegen
den zweiten Ventilsitz 118 andrückt. Da der erste und der zweite Antriebskolben 110,
130 in entgegengesetzter Richtung wirken, wirken auch die Vorspannfedern 136, 138
in entgegengesetzter Richtung. Die erste Vorspannfeder 136 weist eine geringere Federkonstante
auf als die zweite Vorspannfeder 138. Die Differenz der Vorspannungen ist so gewählt,
dass die erste Vorspannfeder in der Ruhestellung mit einer geringeren Vorspannung
gegen den ersten Antriebskolben drückt als die zweite Vorspannfeder in der Ruhestellung
gegen den zweiten Antriebskolben. Da in der dargestellten Ausführungsform die Kolbenflächen
111, 131 nur geringe Größenabweichungen aufweisen, ist so sichergestellt, dass der
erste Antriebskolben 110 zuerst bewegt wird und sich das Luftventil 102 vor dem Medienventil
112 öffnet.
[0055] Während die Ventile 102 und 112, wie zuvor beschrieben, in Figur 1 verschlossen sind,
steht in den Zuleitungen vor den Ventilen 102 und 112 einerseits Spritzluft, symbolisiert
durch den Pfeil 140, und andererseits das Medium, symbolisiert durch die Pfeile 142
unter Druck an. Die Inbetriebnahme des Spritzapparats 10 erfolgt durch eine Beaufschlagung
des gemeinsamen Kolbenraums 133 mit Steuerluft 134, wodurch zunächst der erste Antriebskolben
110 entgegen der ersten Vorspannfeder 136 angetrieben wird und dabei das gekoppelte
Luftventil 102 öffnet, wie in Figur 2 illustriert. In der hier gezeigten Zwischenstellung
ist der erste Antriebskolben 110 bereits um seinen maximalen Hub nach vorne ausgelenkt,
so dass das Luftventil 102 bereits vollständig geöffnet ist, während die höhere Vorspannung
der zweiten Vorspannfeder 138 das Medienventil 112 noch vollständig verschlossen hält.
In der Zwischenstellung strömt die Spritzluft, symbolisiert durch den Pfeil 144, durch
den Spritzapparat 10 und tritt zu diesem Zeitpunkt als sogenannte Vorluft, symbolisiert
durch den Pfeil 146, ohne Medium aus der Düse 20 aus. Steigt nun der Druck der Steuerluft
134 in dem Kolbenraum 133 weiter an, wird der zweite Antriebskolben 130 entgegen der
zweiten Vorspannfeder 138 angetrieben und das gekoppelte Medienventil 112 geöffnet,
wie in Figur 3 illustriert.
[0056] In der hier gezeigten Betriebsstellung sind beide Antriebskolben 110 und 130 um ihren
maximalen Hub nach vorne bzw. hinten ausgelenkt, so dass das Luftventil 102 und das
Medienventil 112 vollständig geöffnet sind. In der Betriebsstellung strömen die Spritzluft,
symbolisiert durch den Pfeil 144, und das Medium, symbolisiert durch die Pfeile 142,
durch den Spritzapparat 10 und treten gleichzeitig, symbolisiert durch die Pfeile
146 und 148 aus der Düse 20 aus, wodurch das Medium zerstäubt und in Richtung des
zu beschichtenden Objekts ausgetragen wird. Beim Abschalten des Spritzvorganges werden
das Medienventil 112 und das Luftventil 102 in umgekehrter Reihenfolge geschlossen,
so dass in der Zwischenstellung eine Nachluft aus der Düse austritt, die diese von
Medienrückständen freibläßt.
[0057] Das zweite Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Spritzapparats wird anhand der
Figur 4 erläutert. Auch hier sind Leitungen für das Medium oder die Spritzluft, bzw.
im Einzelnen für die Zerstäuberluft, die Steuerluft und die Formluft, soweit sie teilweise
oder vollständig in anderen als der dargestellten Ebene liegen, nur abschnittsweise
und auch gar nicht dargestellt.
[0058] Der Spritzapparat 30 gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel weist analog zum ersten
Beispiel entlang einer gemeinsamen Längsachse in entgegengesetzter Richtung wirkend
angeordnet erste und zweite Antriebskolben mit jeweils zugeordneten Ventilen und Vorspannfedern
auf. Es unterscheidet sich von dem ersten Ausführungsbeispiel im Wesentlichen durch
die Dimensionierung der Bauteile und durch eine andere Düsengeometrie. Deshalb wird
in der nachfolgenden Beschreibung im Wesentlichen nur auf die Unterschiede Bezug genommen,
während im Übrigen auf die vorstehende Beschreibung des ersten Ausführungsbeispiels
verwiesen wird.
[0059] Bei dem Spritzapparat 30 gemäß Figur 4 handelt es sich um eine Ausführungsform, die
nur mithilfe von Luftzerstäubung arbeitet, d.h. die in Abgrenzung zu dem Ausführungsbeispiel
gemäß den Figuren 1 bis 3 nicht primär "airless" zerstäubt. Der Spritzapparat 30 umfasst
insbesondere am vorderen Ende eine Düse 32, die sich von der Düse 20 zum einen dadurch
unterscheidet, dass die Zerstäuberluft durch eine ringförmige, konzentrisch um die
Medienöffnung 34 für das Medium angeordnete Mündung eines ringförmigen Zuführkanals
36 austritt. Entsprechend ist auch die Kanalstruktur im Inneren des Gehäuses 38 anders
ausgebildet.
[0060] Zum anderen unterscheidet sich die Düse 32 von der Düse 20 auch durch die Medienzuführung.
Das Medium wird durch einen Medienanschluss 39 unter einem vergleichsweise geringen
Überdruck (bis max. 12 bar) zugeführt, wodurch andere Querschnitte der Leitungen im
Inneren des Gehäuses 38 sowie ein anderes Medienventil 212 benötigt werden. Auch dieses
Medienventil 212 ist als Nadelventil ausgebildet. Es weist ein zweites Verschlussteil
216 in Form einer Ventilnadel und einen zweiten korrespondierenden Ventilsitz 218
auf. Allerdings ist die Spitze der Ventilnadel diesmal konisch spitz zulaufend ausgebildet
und greift ohne zusätzliches Dichtelement in eine ebenso konisch spitze Bohrung formschlüssig
ein, wenn das Medienventil 212 geschlossen ist. Die Dichtfläche des Ventilsitzes 218
mündet zudem unmittelbar in der zentrischen Medienöffnung 34, aus der das Medium unzerstäubt
austritt. Bei dieser Bauform ist es möglich den Medienstrom durch eine verstellbare
Endposition der Ventilnadel relativ zu dem Ventilsitz 218 nach Bedarf einzustellen.
Der zweite pneumatisch betätigte Antriebskolben 230 ist zur Betätigung des Medienventils
212 ebenfalls mechanisch mit dem zweiten Verschlussteil 216 gekoppelt, beispielsweise
verschraubt.
[0061] Das dritte Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Spritzapparats wird anhand der
Figuren 5 bis 9 erläutert. Diese zeigen Schnitte in zwei zueinander senkrechten Ebenen.
Und auch hier sind Leitungen für das Medium oder die Spritzluft, bzw. im Einzelnen
für die Zerstäuberluft, die Steuerluft und die Formluft, soweit sie teilweise oder
vollständig in anderen Ebenen liegen, nur abschnittsweise und auch gar nicht dargestellt.
[0062] Der Spritzapparat 40 umfasst ein Gehäuse 42, das sich entlang einer Längsachse A
erstreckt. Das Gehäuse ist vierteilig ausgeführt und umfasst ein vorderes Gehäuseteil
44, ein hinteres Gehäuseteil 46, einen bezogen auf die Längsachse A seitlich an das
vordere und das hintere Gehäuseteil 44, 46 angeschlossenen Adapter 47 und einen Gehäusedeckel
48 zum Verschließen des hinteren Endes des hinteren Gehäuseteils 46. Am vorderen Ende
des vorderen Gehäuseteils 44 befindet sich eine Düse 50, durch die das aufzutragende
Medium austritt und mittels der es zerstäubt und in Richtung der zu beschichtenden
Oberfläche ausgetragen wird. Die Düse 50 umfasst dafür eine zentrische Medienöffnung
52 für das Medium. Ferner weist die Düse 50 eine ringförmige, konzentrisch um die
Medienöffnung 52 angeordnete Mündung eines ringförmigen Zuführkanals 54 auf, aus der
die Zerstäubungsluft austritt, die das austretende Medium zerstäubt und den so erzeugten
Mediennebel als Spritzstrahl in Richtung des zu beschichtenden Objekt lenkt. Zusätzlich
sind nicht dargestellte, von dem Zuführkanal 54 getrennte Formluftkanäle vorgesehen,
die in zwei bezogen auf die Längsachse A spiegelbildlich gegenüberliegenden Hörnen
56 münden. Die Formluft tritt unter einem spitzen Winkel zur Längsachse aus den Hornmündungen
58 aus, trifft auf den Spritzstrahl und formt diesen. Es handelt sich bei diesem Spritzapparat
40 um einen sogenannten Roboterautomaten mit Luftzerstäubung und separater Formluft
zur automatisierten Anwendung.
[0063] Der Spritzapparat 40 umfasst in dem Adapter 47 des Gehäuse 42 ein Luftventil 302
zur Steuerung eines Spritzluftflusses 340 angeordnet ist. Das Luftventil 302 weist
ein erstes Verschlussteil 306 und einen ersten Ventilsitz 308 auf. Das Verschlussteil
306 ist durch einen kegelförmigen Abschnitt ausgebildet, dessen Mantelfläche an dem
korrespondierenden ersten Ventilsitz 308 anliegt, der als ringförmiger Bohrungsabsatz
im Adapter 47 des Spritzapparats ausgebildet ist. Ein erster pneumatisch betätigter
Antriebskolben 310 mit einer ersten Kolbenfläche 311 ist zur Betätigung des Luftventils
mechanisch mit dem Verschlussteil 306 gekoppelt. Die Kopplung erfolgt in diesen Fall
dadurch, dass das erste Verschlussteil 306 zusammen mit dem ersten Antriebskolben
310 als einstückiges Bauteil geformt ist. Der erste Antriebskolben 310 ist in einem
Hohlraum im Adapter 47 senkrecht zur Längsachse A hin-und-her beweglich angeordnet
und geführt. Dem ersten Antriebskolben 310 ist ein erster Kolbenraum 313 zugeordnet,
der einen variablen, von der ersten Kolbenfläche 311 begrenzten Teil des Hohlraums
bildet.
[0064] Der Spritzapparat 40 umfasst in dem Gehäuse 42 ferner ein Medienventil 312 zur Steuerung
eines Medienflusses 342. Auch dieses Medienventil 312 ist als Nadelventil ausgebildet,
das sich entlang der Längsachse A erstreckt. Es weist ein zweites Verschlussteil 316
in Form einer Ventilnadel und einen zweiten korrespondierenden Ventilsitz 318 auf.
Ähnlich wie im zweiten Beispiel ist die Spitze der Ventilnadel konisch spitz zulaufend
ausgebildet und greift ohne zusätzliches Dichtelement in den zweiten Ventilsitz 318,
der durch eine ebenso konisch spitze Bohrung gebildet wird, formschlüssig ein, wenn
das Medienventil 312 geschlossen ist. Die Dichtfläche des Ventilsitzes 318 mündet
wiederum unmittelbar in der zentrischen Medienöffnung 52. Ein zweiter pneumatisch
betätigter Antriebskolben 330 mit einer zweiten Kolbenfläche 331 ist zur Betätigung
des Medienventils 312 mechanisch mit dem zweiten Verschlussteil 316 gekoppelt. Die
Kopplung erfolgt durch eine zentrische Schraube 332, mit der die Ventilnadel an ihrem
hinteren Ende an dem zweiten Antriebskolben 330 formschlüssig verbunden ist. Der zweite
Antriebskolben 330 ist in einem Hohlraum im hinteren Gehäuseteil 46 des Gehäuses 42
entlang der Längsachse A hin-und-her beweglich angeordnet und geführt. Dem zweiten
Antriebskolben 330 ist ein zweiter Kolbenraum 333 zugeordnet, der einen variablen,
von der Kolbenfläche 331 begrenzten Teil des Hohlraums bildet.
[0065] Der erste Antriebskolben 310 und der zweite Antriebskolben 330 sind im Gegensatz
zum ersten Beispiel nicht koaxial zueinander angeordnet. Gleichwohl sind der dem ersten
Antriebskolben 310 zugeordnete erste Kolbenraum 313 und der dem zweiten Antriebskolben
330 zugeordnete zweite Kolbenraum 333 über eine Verbindungsleitung 350, hierin auch
als fluidische Verbindung bezeichnet, direkt fluidisch miteinander und mit einer gemeinsamen
Steuerluftzufuhr 352 verbunden. In der fluidischen Verbindung 350 zwischen dem ersten
Kolbenraum 313 und dem zweiten Kolbenraum 333 ist eine Drossel in Form der Verbindungsleitung
350 selbst angeordnet. Weil diese eine Querschnittsverjüngung gegenüber den Querschnitten
der Kolbenräume 313 und 333 darstellt, bewirkt sie über ihre Länge hinweg einen Druckabfall,
so dass sich der Druck in dem zweiten Kolbenraum 333 langsamer aufbaut als in dem
ersten Kolbenraum 313. Anstelle der Querschnittsverjüngung kann an dieser Stelle auch
ein zweites Drosselrückschlagventil vorgesehen sein.
[0066] Weiterhin ist in dem Adapter 47 des Gehäuses 42 eine auf den ersten Antriebskolben
310 entgegen dessen Wirkrichtung wirkende erste Vorspannfeder 336 angeordnet. Die
Vorspannfeder 336 ist als Schraubendruckfeder ausgebildet, die im Inneren des ersten
Antriebskolbens 310 platzsparend angeordnet werden kann. Der erste Antriebskolben
310 ist in Figur 6 in einer Ruhestellung dargestellt, in der die erste Vorspannfeder
336 vermittelt über den ersten Antriebskolben 310 das erste Verschlussteil 306 gegen
den ersten Ventilsitz 308 andrückt. Auch hier wirken die erste Vorspannfeder 336 und
der erste Antriebskolben 310 entgegengesetzt, wodurch gleichzeitig eine große Kolbenfläche
311 und einen großer Strömungsquerschnitt bei geöffnetem Luftventil 302 realisierbar
sind.
[0067] Analog ist in dem Gehäuseteil 46 des Gehäuses 42 eine auf den zweiten Antriebskolben
330 entgegen dessen Wirkrichtung wirkende zweite Vorspannfeder 338 angeordnet. Die
Vorspannfeder 338 ist ebenfalls als Schraubendruckfeder ausgebildet, die im Inneren
des zweiten Antriebskolbens 330 platzsparend angeordnet werden kann. Der zweite Antriebskolben
330 ist in Figur 5 ebenfalls in einer Ruhestellung dargestellt, in der die zweite
Vorspannfeder 338 vermittelt über den zweiten Antriebskolben 330 das zweite Verschlussteil
316 gegen den zweiten Ventilsitz 318 andrückt.
[0068] Die erste Vorspannfeder 336 weist eine geringere Federkonstante auf als die zweite
Vorspannfeder 338. Die erste Vorspannfeder 336 und die zweite Vorspannfeder 338 sind
dabei so ausgelegt, dass die erste Vorspannfeder 336 in der Ruhestellung mit einer
geringeren Vorspannung gegen den ersten Antriebskolben 310 drückt als die zweite Vorspannfeder
338 in der Ruhestellung gegen den zweiten Antriebskolben 330, und zwar um einen solchen
Betrag, dass unter Berücksichtigung der Größendifferenz zwischen der ersten und der
zweiten Kolbenfläche 311, 331 und gegebenenfalls unter Berücksichtigung eines Druckverlustes
über die Verbindungsleitung 350 der erste Antriebskolben 310 zuerst bewegt wird und
sich das Luftventil 302 vor dem Medienventil 312 öffnet.
[0069] Im Gegensatz zu allen bisherigen Beispielen ist in dem Adapter 47 des Gehäuses 42
des Weiteren ein zweites Luftventil 362 zur separaten Steuerung eines Formluftflusses
angeordnet. Das zweite Luftventil 362 ist in der Ansicht der Figur 6 spiegelsymmetrisch
zu dem Luftventil 302 aufgebaut. Das zweite Luftventil 362 weist dementsprechend ein
weiteres erstes Verschlussteil 366 und einen weiteren ersten Ventilsitz 368 auf. Das
Verschlussteil 366 ist durch einen kegelförmigen Abschnitt ausgebildet, dessen Mantelfläche
an dem korrespondierenden Ventilsitz 368 anliegt, der als ringförmiger Bohrungsabsatz
im Adapter 47 des Spritzapparats 40 ausgebildet ist. Dementsprechend ist ferner ein
weiterer erster pneumatisch betätigter Antriebskolben 370 mit einer Kolbenfläche 371
zur Betätigung des zweiten Luftventils 362 mechanisch mit dem Verschlussteil 366 gekoppelt.
Die Kopplung erfolgt wie im Fall des ersten Antriebskolbens 310 mit dem Luftventil
302 dadurch, dass das Verschlussteil 366 zusammen mit dem ersten Antriebskolben 370
als einstückiges Bauteil geformt ist. Der erste Antriebskolben 370 ist in einem Hohlraum
im Adapter 47 ebenfalls senkrecht zur Längsachse A und gegenläufig zum ersten Antriebskolben
310 hin-und-her beweglich angeordnet und geführt. Dem ersten Antriebskolben 370 ist
derselbe erste Kolbenraum 313 zugeordnet, wie dem ersten Antriebskolben 310.
[0070] Ebenfalls analog ist eine auf den ersten Antriebskolben 370 entgegen dessen Wirkrichtung
wirkende weitere erste Vorspannfeder 376 angeordnet. Die Vorspannfeder 376 ist als
Schraubendruckfeder ausgebildet, die im Inneren des ersten Antriebskolbens 370 platzsparend
angeordnet werden kann. Der erste Antriebskolben 370 ist in Figur 6 wie der erste
Antriebskolben 310 in einer Ruhestellung dargestellt, in der die Vorspannfeder 376
vermittelt über den ersten Antriebskolben 370 das Verschlussteil 366 gegen den Ventilsitz
368 andrückt. Auch hier wirken die Vorspannfeder 376 und der erste Antriebskolben
370 entgegengesetzt, wodurch gleichzeitig eine große Kolbenfläche 371 und einen großer
Strömungsquerschnitt bei geöffnetem zweitem Luftventil 362 realisierbar sind. Die
Vorspannfeder 376 ist bei gleichgroßer Kolbenfläche 371 und bei gemeinsam genutztem
ersten Kolbenraum 313 genauso ausgelegt, wie die Vorspannfeder 336, so dass der erste
Antriebskolben 370 gleichzeitig mit dem erste Antriebskolben 310 und vor dem zweiten
Antriebskolben 330 bewegt wird, so dass sich das zweite Luftventil 362 gleichzeitig
mit dem Luftventil 302 vor dem Medienventil 312 öffnet.
[0071] Eingangsseitig, d.h. zwischen dem ersten Kolbenraum 313 und der Steuerluftzufuhr
352, ist dem ersten Kolbenraum 313 in dem Adapter 47 ferner ein erstes Drosselrückschlagventil
378 vorgelagert. Das erste Drosselrückschlagventil 378 lässt die Steuerluft ungedrosselt
in den ersten Kolbenraum 313 einströmen, drosselt die Steuerluft aber beim Entlüften,
so dass sich in dem ersten Kolbenraum beim Entlüften ein Staudruck bildet. Es kommt
so zu einer Asymmetrie zwischen dem Druckanstieg und dem Druckabfall.
[0072] Während die Ventile 302, 312 und 362, wie zuvor beschrieben, in Figur 5 und Figur
6 verschlossen sind, steht in den Zuleitungen vor den Ventilen 302 und 312 Zerstäubungsluft,
symbolisiert durch den Pfeil 340, bzw. Formluft, symbolisiert durch den Pfeil 341,
und andererseits das Medium, symbolisiert durch die Pfeile 342 unter Druck an. Die
Inbetriebnahme des Spritzapparats 40 erfolgt durch eine Beaufschlagung der Kolbenräume
313 und 333 mit Steuerluft 334, wodurch zunächst die ersten Antriebskolben 310, 370
entgegen der jeweiligen Vorspannfedern 336, 376 angetrieben werden und dabei die Luftventile
302, 362 öffnen, wie in den Figuren 7 und 8 illustriert. In der hier gezeigten Zwischenstellung
sind die ersten Antriebskolben 310, 370 jeweils bereits um ihren maximalen Hub ausgelenkt,
so dass die Luftventile 302, 362 vollständig geöffnet sind, während die höhere Vorspannung
der zweiten Vorspannfeder 338 in Kombination mit einem etwaigen Druckabfall in der
Verbindungsleitung 350 das Medienventil 312 noch vollständig verschlossen hält. In
der Zwischenstellung strömt die Zerstäubungsluft, symbolisiert durch den Pfeil 340,
und die Formluft, symbolisiert durch den Pfeil 341, durch den Spritzapparat 40 und
tritt zu diesem Zeitpunkt als sogenannte Vorluft ohne Medium aus der Düse 50 aus.
Steigt nun der Druck der Steuerluft 334 in dem Kolbenraum 333 weiter an, wird der
zweite Antriebskolben 330 entgegen der zweiten Vorspannfeder 338 angetrieben und das
gekoppelte Medienventil 312 geöffnet, wie in Figur 9 illustriert. In der hier gezeigten
Betriebsstellung sind alle drei Antriebskolben 310, 330 und 370 um ihren maximalen
Hub zur Seite bzw. nach hinten ausgelenkt, so dass die Luftventile 302, 362 und das
Medienventil 312 vollständig geöffnet sind. In der Betriebsstellung strömt die Zerstäubungsluft,
symbolisiert durch die Pfeile 340, die Formluft (nicht in Figur 9 eingezeichnet) und
das Medium, symbolisiert durch die Pfeile 142, durch den Spritzapparat 40 und treten
gleichzeitig aus der Düse 50 aus, wodurch das Medium zerstäubt und mit der eingestellten
Strahlform in Richtung des zu beschichtenden Objekts ausgetragen wird. Beim Abschalten
des Spritzvorganges werden das Medienventil 312 und die Luftventile 302, 362 in umgekehrter
Reihenfolge geschlossen, so dass in der Zwischenstellung eine Nachluft bestehend aus
Zerstäubungsluft und Formluft aus der Düse austritt, die diese von Medienrückständen
freibläßt. Aus der vorstehend angesprochenen Asymmetrie zwischen dem Druckanstieg
und dem Druckabfall in dem ersten Kolbenraum 313 folgt, dass die Nachluftzeit verlängert
wird.
[0073] Wie man anhand der Beispiele sieht, stellt die Erfindung einen leistungsfähigen Spritzapparat
bereit, dessen Antrieb aufgrund von geringerer Belastung der einzelnen Bauteile effizient
und zugleich wenig verschleißanfällig ist. Zugleich benötigt der Spritzapparat verglichen
mit dem Stand der Technik eine geringere Anzahl von Bauteilen. Er ist daher insgesamt
vorteilhaft sowohl in Bezug auf die Standzeit als auch in Bezug auf die Wartung.
Bezugszeichen
[0074]
- 10
- Spritzapparat
- 12
- Gehäuse
- 14
- vorderes Gehäuseteil
- 16
- hinteres Gehäuseteil
- 18
- Gehäusedeckel
- 20
- Düse
- 22
- Medienöffnung
- 24
- Zuführkanal
- 30
- Spritzapparat
- 32
- Düse
- 34
- Medienöffnung
- 36
- Zuführkanal
- 38
- Gehäuse
- 39
- Medienanschluss
- 40
- Spritzapparat
- 42
- Gehäuse
- 44
- vorderes Gehäuseteil
- 46
- hinteres Gehäuseteil
- 47
- Adapter
- 48
- Gehäusedeckel
- 50
- Düse
- 52
- Medienöffnung
- 54
- Zuführkanal
- 56
- Horn
- 58
- Hornmündung
- 102
- Luftventil
- 106
- erstes Verschlussteil
- 108
- erster Ventilsitz
- 110
- erster Antriebskolben
- 111
- Kolbenfläche
- 112
- Medienventil
- 116
- zweites Verschlussteil
- 118
- zweiter Ventilsitz
- 120
- Dichtring
- 124
- Eintrittsmündung
- 126
- Bohrung
- 130
- zweiter Antriebskolben
- 131
- Kolbenfläche
- 132
- Schraube
- 133
- Kolbenraum
- 134
- Pfeil: Steuerluft
- 136
- erste Vorspannfeder
- 138
- zweite Vorspannfeder
- 140
- Pfeil: Spritzluft
- 142
- Pfeil: Medium
- 144
- Pfeil: Spritzluft
- 146
- Pfeil: Spritzluft
- 148
- Pfeil: Medium
- 212
- Medienventil
- 216
- zweites Verschlussteil
- 218
- zweiter Ventilsitz
- 230
- zweiter Antriebskolben
- 302
- Luftventil
- 306
- erstes Verschlussteil
- 308
- erster Ventilsitz
- 310
- erster Antriebskolben
- 311
- erste Kolbenfläche
- 312
- Medienventil
- 313
- erster Kolbenraum
- 316
- zweites Verschlussteil
- 318
- zweiter Ventilsitz
- 330
- zweiter Antriebskolben
- 331
- zweite Kolbenfläche
- 332
- Schraube
- 333
- zweiter Kolbenraum
- 334
- Steuerluft
- 336
- erste Vorspannfeder
- 338
- zweite Vorspannfeder
- 340
- Spritzluftfluss
- 342
- Medienfluss
- 350
- Verbindungsleitung
- 352
- Steuerluftzufuhr
- 362
- zweites Luftventil
- 366
- weiteres erstes Verschlussteil
- 368
- weiterer erster Ventilsitz
- 370
- weiterer erster Antriebskolben
- 371
- Kolbenfläche
- 376
- weitere erste Vorspannfeder
- 378
- Drosselrückschlagventil
1. Spritzapparat (10, 30, 40) mit Luftzerstäubung und pneumatischem Antrieb, aufweisend:
wenigstens ein Luftventil (102, 302, 362) zur Steuerung eines Spritzluftflusses durch
den Spritzapparat (10, 30, 40), wenigstens ein Medienventil (112, 212, 312) zur Steuerung
eines Medienflusses durch den Spritzapparat (10, 30, 40) und wenigstens einen ersten
pneumatisch betätigten Antriebskolben (110, 310, 370) zur Betätigung des wenigstens
einen Luftventils (102, 302, 362),
gekennzeichnet durch wenigstens einen zweiten pneumatisch betätigten Antriebskolben (130, 230, 330) zur
Betätigung des wenigstens einen Medienventils (112, 212, 312).
2. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass der wenigstens eine erste und der wenigstens eine zweite Antriebskolben mechanisch
entkoppelt sind.
3. Spritzapparat (10, 30, 40) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Luftventil ein mit dem wenigstens einen ersten Antriebskolben mechanisch gekoppeltes
erstes Verschlussteil, vorzugsweise einen Ventilkegel, und einen Ventilsitz aufweist.
4. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine auf den wenigstens einen ersten Antriebskolben entgegen dessen Wirkrichtung
wirkende erste Vorspannfeder, wobei der wenigstens eine erste Antriebskolben zwischen
einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung linear hin-und-her bewegbar ist und
wobei die erste Vorspannfeder vermittelt über den wenigstens einen ersten Antriebskolben
das erste Verschlussteil gegen den ersten Ventilsitz andrückt.
5. Spritzapparat (10, 30, 40) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Medienventil ein mit dem wenigstens einen zweiten Antriebskolben mechanisch gekoppeltes
zweites Verschlussteil, vorzugsweise eine Ventilnadel, und einen zweiten Ventilsitz
aufweist.
6. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch eine auf den wenigstens einen zweiten Antriebskolben entgegen dessen Wirkrichtung
wirkende zweite Vorspannfeder, wobei der wenigstens eine zweite Antriebskolben zwischen
einer Ruhestellung und einer Betriebsstellung linear hin-und-her bewegbar ist und
wobei die zweite Vorspannfeder vermittelt über den wenigstens einen zweiten Antriebskolben
das zweite Verschlussteil gegen den zweiten Ventilsitz andrückt.
7. Spritzapparat (10, 30, 40) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein dem wenigstens einen ersten Antriebskolben zugeordneter erster Kolbenraum und
ein dem wenigstens einen zweiten Antriebskolben zugeordneter zweiter Kolbenraum direkt
fluidisch miteinander verbunden sind und eine gemeinsame Steuerluftzufuhr aufweisen.
8. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass in der fluidischen Verbindung zwischen dem ersten Kolbenraum und dem zweiten Kolbenraum
eine Drossel angeordnet ist.
9. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Drossel durch ein zweites Drosselrückschlagventil gebildet wird.
10. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass der wenigstens eine erste Antriebskolben und der wenigstens eine zweite Antriebskolben
entlang einer gemeinsamen Längsachse in entgegengesetzter Richtung wirkend angeordnet
sind und dass der erste Kolbenraum und der zweite Kolbenraum durch einen gemeinsamen
Kolbenraum ausgebildet sind.
11. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 4 und 6, dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Vorspannfeder und die zweite Vorspannfeder so ausgelegt sind, dass die
erste Vorspannfeder in der Ruhestellung mit einer geringeren Vorspannung gegen den
wenigstens einen ersten Antriebskolben drückt als die zweite Vorspannfeder in der
Ruhestellung gegen den wenigstens einen zweiten Antriebskolben.
12. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Vorspannfeder eine geringere Federkonstante aufweist als die die zweite
Vorspannfeder.
13. Spritzapparat (10, 30, 40) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass dem ersten Kolbenraum 313 eingangsseitig ein erstes Drosselrückschlagventil (378)
vorgelagert ist.
14. Spritzapparat (10, 30, 40) nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
wenigstens zwei Luftventile (302, 362) zur Steuerung eines Spritzluftflusses durch den Spritzapparat (40), wobei wenigstens zwei erste pneumatisch betätigte Antriebskolben
(310, 370) zur Betätigung der wenigstens zwei Luftventile (302, 362) vorgesehen sind.
15. Spritzapparat (10, 30, 40) nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
wenigstens zwei Medienventile (112, 212, 312) zur Steuerung eines Medienflusses durch den Spritzapparat (40), wobei wenigstens zwei zweite pneumatisch betätigte Antriebskolben
(130, 230, 330) zur Betätigung der wenigstens zwei Medienventile (112, 212, 312) vorgesehen
sind.