Gebiet der Technik
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet des Warmwalzens, vorzugsweise
von Stahl. Heutzutage wird der Großteil der bandförmigen Vormaterialien aus Stahl
oder Aluminium durch Warmwalzen kostengünstig hergestellt; die Produkte werden als
Warmband bezeichnet. Das Warmwalzen erfolgt typischerweise in einem sog. Warmwalzwerk oder
einer Gieß-Walz-Verbundanlage, in der eine Stranggießmaschine
in-line mit dem Warmwalzwerk gekoppelt ist. Dabei wird der in der Stranggießmaschine typ.
kontinuierlich hergestellte Strang entweder direkt anschließend in einem Fertigwalzwerk
zu einem Fertigband fertiggewalzt oder der Strang zuerst in einem Vorwalzwerk zu einem
Vorband vorgewalzt und das Vorband unmittelbar danach in dem Fertigwalzwerk zu dem
Fertigband fertiggewalzt.
Stand der Technik
[0002] Bis vor wenigen Jahren war es nicht möglich, dünne, sehr dünne bzw. ultra-dünne Bänder
durch Warmwalzen herzustellen. Insbesondere durch das Endloswalzen auf einer Arvedi
ESP Gieß-Walz-Verbundanlage ist es mittlerweile möglich, ultra-dünne Stahlbänder mit
einer Dicke < 0,8 mm bzw. sogar ≤ 0,6 mm durch Warmwalzen industriell herzustellen.
Weiterentwicklungen auf der Werkstoffseite haben es zudem möglich gemacht, direkt
hergestelltes Warmband (d.h. ohne das Warmband anschließend noch kaltzuwalzen) mit
einer hohen Duktilität herzustellen. Dadurch kann dünnes, duktiles Warmband bspw.
direkt für das Tiefziehen eingesetzt werden. Somit ist heute Warmband für viele Produkte
direkt verwendbar, für die in der Vergangenheit nur Kaltband verwendet werden konnte.
[0003] Problematisch beim Einsatz von Warmband kann allerdings dessen Oberflächenqualität
sein. So ist es nach dem Stand der Technik nach wie vor notwendig, Teile, die eine
hohe bzw. sehr hohe Oberflächenqualität haben müssen, wie Karosserieaußenteile, durch
Kaltwalzen herzustellen. Dadurch steigen der Energieeinsatz und die Kosten für die
Herstellung stark an. Wie die Oberflächenqualität von Warmband verbessert werden kann,
ohne den Energieeinsatz zu erhöhen, geht aus dem Stand der Technik nicht hervor.
Zusammenfassung der Erfindung
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Fertigwalzstraße zur Herstellung von
sehr dünnem Warmband so zu verändern, dass die Oberflächenqualität des produzierten
Warmbands verbessert wird, ohne jedoch den Energieeinsatz bei der Herstellung signifikant
zu erhöhen. Dadurch soll das hergestellte dünne Warmband auch für Anwendungen mit
hohen Ansprüchen an die Oberflächenqualität verwendet werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird einerseits durch eine Fertigwalzstraße nach Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Konkret erfolgt die Lösung durch eine Fertigwalzstraße zum Fertigwalzen von (dünnem
bzw. sehr dünnem) Warmband, vorzugsweise aus Stahl, wobei die Fertigwalzstraße mehrere
Walzgerüste aufweist, wobei die Walzgerüste jeweils eine untere und eine obere Arbeitswalze
aufweisen und die Arbeitswalzen jeweils einen Walzspalt bilden, sodass das Warmband
beim Fertigwalzen die Walzspalte in Transportrichtung durchläuft und dabei fertiggewalzt
wird, wobei während des Fertigwalzens zumindest ein auslaufseitiger Bereich der Mantelfläche
der unteren Arbeitswalze des in Transportrichtung letzten Walzgerüsts durch mehrere,
unterhalb einer Passline angeordnete, Kühldüsen gekühlt wird und die Kühldüsen ein
flüssiges Kühlmedium auf die Mantelfläche aufspritzen, wobei das Kühlmedium durch
zumindest einen Abstreifer, der in vertikaler Richtung zwischen den Kühldüsen und
dem Warmband angeordnet ist, von dem Warmband ferngehalten wird, wobei der Abstreifer
an einem Auslauftisch (engl.
exit table) befestigt ist, und wobei zumindest eine Reinigungsdüse zur Reinigung der Oberseite
des Auslauftisches mit einem flüssigen oder gasförmigen Medium vorgesehen ist, sodass
Zunder und/oder Walzstaub zumindest von der Oberseite des Auslauftisches entfernt
werden.
[0007] Beim Fertigwalzen von dünnem Warmband werden die Mantelflächen der Arbeitswalzen
durch flüssiges Kühlmedium (z.B. Kühlwasser) gekühlt, um einerseits die Standzeit
der Arbeitswalzen zu erhöhen und andererseits, um eine temperaturbedingte Verformung
der Walzenkontur hintanzuhalten. Um jedoch das Walzgut bzw. das Warmband möglichst
wenig abzukühlen, wird das Kühlmedium durch Abstreifer vom Walzgut/Warmband ferngehalten.
[0008] Untersuchungen der Anmelderin haben ergeben, dass insbesondere sehr dünnes Warmband
mit einer Dicke < 1,2 mm manchmal auf der Unterseite Oberflächenkratzer aufweist und
dies auf den Kontakt mit Zunder, Walzstaub etc. im Auslaufbereich des letzten Walzgerüsts
der Fertigwalzstraße zurückzuführen ist (siehe Fig 7). Obwohl dünnes Warmband selbst
im Endlosbetrieb zwischen dem Walzspalt des letzten Walzgerüsts und den Treiberrollen
vor der "fliegenden Schere" nach der Kühlstrecke eingespannt ist, kann es zu Wellen
im Mittenbereich des Warmbands kommen, sodass die Unterseite des Warmbands (insbesondere
Wellenbäuche auf der Unterseite des Warmbands) durch Zunder, Walzstaub etc. zerkratzt
wird. Durch das Reinigen der Oberseite des Auslauftisches durch ein flüssiges oder
gasförmiges Medium während des Betriebs wird zuverlässig verhindert, dass sich dort
Zunder, Walzstaub, Schmutz etc. ansammeln und diese Rückstände durch hohe Temperaturen
sowie hohe Feuchtigkeit anbacken. Dadurch wird der Aufbau von Zunder, Walzstaub, Schmutz...
im Auslaufbereich des letzten Walzgerüsts zuverlässig verhindert, sodass die erfindungsgemäße
Fertigwalzstraße eine hohe Oberflächenqualität des Warmbands sicherstellen kann. Nachfolgend
wird das Reinigen mittels eines flüssigen Mediums auch als Abspritzen bezeichnet,
das Reinigen mittels eines gasförmigen Mediums als Spülen.
[0009] Das Reinigen des Auslauftisches erfolgt entweder ständig während des Warmwalzens
oder in Abhängigkeit der Zeit, in der Warmband gewalzt wird. Vorzugsweise wird der
Auslauftisch während des Warmwalzens durch kurze Pulse mit relativ hohem Druck gereinigt.
Dies erzielt eine bessere Reinigungswirkung als das kontinuierliche Reinigen bzw.
Abspritzen/Spülen mit niedrigem oder mittlerem Druck. Die Pulse können bspw. durch
eine Ventil, das in der Zulaufleitung des Mediums angeordnet ist, erzeugt werden.
[0010] Selbstverständlich ist es möglich, dass die Reinigungsdüse bzw. die Reinigungsdüsen
nicht nur beim letzten Walzgerüst der Fertigwalzstraße, sondern auch bei anderen bzw.
allen Walzgerüsten vorgesehen sind. Außerdem ist es möglich, nicht nur den Auslauftisch,
sondern auch den sog. Einlauftisch (d.h. den Tisch auf der Einlaufseite) zu reinigen.
[0011] Die Reinigungsdüse bzw. die Reinigungsdüsen sind im Wesentlichen horizontal (und
damit in der Breitenrichtung des Warmbands) angeordnet, sodass Rückstände in der Breitenrichtung
des Warmbands vom Auslauftisch abgespritzt bzw. abgespült werden.
[0012] Die Reinigungsdüsen werden typischerweise mit einem flüssigen Kühlmedium, vorzugsweise
demselben Kühlmedium, das zum Kühlen der Arbeitswalzen verwendet wird, unter Druck
beaufschlagt. Dadurch bildet sich an der der Vorderseite der Spritzdüse ein Strahl
aus, der die Oberseite des Auslauftisches abspritzt. Alternativ dazu ist es möglich,
die Reinigungsdüsen mit einem gasförmigen Medium (z.B. Luft) unter Druck zu betreiben.
[0013] Die Spritzwirkung wird verbessert, wenn zumindest eine erste Reinigungsdüse auf der
Antriebsseite des Walzgerüsts und zumindest eine zweite Reinigungsdüse auf der Bedienseite
des Walzgerüsts angeordnet sind. Dadurch wird der Auslauftisch von zwei Seiten gereinigt
bzw. abgespritzt, sodass auch größere/schwerere Partikel entfernt werden können.
[0014] Von Vorteil ist es, wenn die Reinigungsdüsen als Flachstrahldüsen ausgeführt sind
und insbesondere, wenn die Reinigungsdüse auf der Antriebsseite einen Versatz in Transportrichtung
zu der Reinigungsdüse auf der Bedienseite aufweist. Im zweiten Fall wird das Zusammentreffen
von Spritzstrahlen in der Mitte des Warmbands verhindert, sodass Partikel immer vom
Band entfernt werden.
[0015] Außerdem ist es vorteilhaft, wenn die Breite b der Austrittsöffnung der Reinigungsdüse
größer, bevorzugt zumindest 3 Mal größer, als die Höhe h der Austrittsöffnung ist.
Mit anderen Worten b
> h bzw. bevorzugt
b ≥ 3.
h.
[0016] Schließlich ist es vorteilhaft, wenn die Reinigungsdüse nicht exakt horizontal angeordnet
ist, sondern um einen Winkel α gegenüber der Horizontalen geneigt ist, sodass die
Oberseite des Auslauftisches gereinigt bzw. abgespritzt wird, ohne jedoch die Unterseite
des Warmbands zu beaufschlagen.
[0017] Sehr vorteilhaft ist es außerdem, wenn in Transportrichtung zwischen dem letzten
Walzgerüst und einer Kühlstrecke zum Abkühlen des fertiggewalzten Warmbands zumindest
eine Hubrolle, die in der Breitenrichtung des Warmbands angeordnet ist, angeordnet
ist, und die Hubrolle das Warmband während des Fertigwalzens in vertikaler Richtung
oberhalb der Passline anhebt, sodass die Unterseite des Warmbands den Auslauftisch
nicht berührt.
[0018] Eine einfache Verschlauchung bzw. Verrohrung der Reinigungsdüse(n) wird erreicht,
wenn eine Rohr- oder Schlauchleitung eine Kühldüse mit wenigstens einer Reinigungsdüse
fluidisch verbindet.
[0019] Die technische Aufgabe wird ebenfalls durch eine Fertigwalzstraße nach Anspruch 6
gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0020] Konkret erfolgt die Lösung durch eine Fertigwalzstraße zum Fertigwalzen von (dünnem
bzw. sehr dünnem) Warmband, vorzugsweise aus Stahl, wobei die Fertigwalzstraße mehrere
Walzgerüste aufweist, wobei die Walzgerüste jeweils eine untere und eine obere Arbeitswalze
aufweisen und die Arbeitswalzen jeweils einen Walzspalt bilden, sodass das Warmband
die Walzspalte in Transportrichtung durchläuft und dabei fertiggewalzt wird, wobei
während des Fertigwalzens zumindest ein auslaufseitiger Bereich der Mantelfläche der
unteren Arbeitswalze des in Transportrichtung letzten Walzgerüsts durch mehrere, unterhalb
einer Passline angeordnete, Kühldüsen gekühlt wird und die Kühldüsen ein flüssiges
Kühlmedium auf die Mantelfläche aufspritzen, wobei das Kühlmedium durch zumindest
einen Abstreifer, der in vertikaler Richtung zwischen dem fertiggewalzten Warmband
und den Kühldüsen angeordnet ist, von dem Warmband ferngehalten wird, wobei der Abstreifer
an einem Auslauftisch befestigt ist, wobei in Transportrichtung zwischen dem letzten
Walzgerüst und einer Kühlstrecke zum Abkühlen des fertiggewalzten Warmbands zumindest
eine Hubrolle, die in der Breitenrichtung des Warmbands angeordnet ist, angeordnet
ist, und die Hubrolle das Warmband während des Fertigwalzens in vertikaler Richtung
oberhalb der Passline anheben kann, sodass die Unterseite des Warmbands den Auslauftisch
nicht berührt.
[0021] Auch bei dieser, zur Lösung der technischen Aufgabe gemäß Anspruch 1, alternativen
Lösung wird Kontakt zwischen der Unterseite des Warmbands und der Oberseite des Auslauftisches
zuverlässig verhindert. Bei der Hubrolle handelt es sich um eine "gewöhnliche" Rolle
und um keine Rolle, die zur Planheitsinspektion des Warmbands eingesetzt werden kann.
Rollen zur Planheitsinspektion sind teuer und empfindlich und sollen aus dem Schutzbereich
ausgeschlossen sein. Die Planheitsinspektion erfolgt vorzugsweise optisch.
[0022] Vorzugsweise ist zwischen der Hubrolle und einem ersten Kühlaggregat der Kühlstrecke
eine erste, bevorzugt optische, Oberflächeninspektionseinheit zur Inspektion der Oberseite
des Warmbands angeordnet.
[0023] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform sind zwischen dem letzten Walzgerüst
und der ersten Oberflächeninspektionseinheit ein Pyrometer und eine erste Abblasevorrichtung
zum Abblasen der Oberseite des Warmbands angeordnet. Vorzugsweise befindet sich der
Pyrometer in Transportrichtung vor der Abblasevorrichtung.
[0024] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist zwischen einem letzten Kühlaggregat
der Kühlstrecke und einer Schere eine zweite, bevorzugt optische, Oberflächeninspektionseinheit
zur Inspektion der Unterseite des Warmbands angeordnet.
[0025] Vorteilhaft ist, wenn zwischen der zweiten Oberflächeninspektionseinheit und der
Schere ein Pyrometer und eine zweite Abblasevorrichtung zum Abblasen der Oberseite
des Warmbands angeordnet sind. Vorzugsweise befindet sich die Abblasevorrichtung in
Transportrichtung vor dem Pyrometer.
[0026] Bei einer typischen Ausführungsform ist zwischen der zweiten Abblasevorrichtung und
der Schere eine Treiberrolleneinheit mit zumindest einer antreibbaren, an das Warmband
anstellbaren, Treibrolle angeordnet.
[0027] Vorzugsweise umfasst die Fertigwalzstraße einen Regler, der mit einem Antrieb zum
Anheben der Hubrolle und der zweiten Oberflächeninspektionseinheit zur Inspektion
der Unterseite des Warmbands verbunden ist, wobei der Regler die Hubrolle weiter anhebt,
sobald die zweite Oberflächeninspektionseinheit Oberflächenfehler an der Unterseite
des Warmbands detektiert. Dabei wird die Information über Oberflächenfehler an der
Unterseite des Warmbands automatisch dazu verwendet, die Hubrolle weiter anzuheben
und so den Abstand zwischen dem Warmband und der Passline zu erhöhen.
[0028] Alternativ dazu kann die Hubrolle auch manuell weiter ausgefahren werden.
[0029] Vorzugsweise umfasst eine Gieß-Walz-Verbundanlage eine Stranggießanlage zum Stranggießen
eines Strangs, optional eine Vorwalzstraße zum Vorwalzen des Strangs zu einem Zwischenband,
und die erfindungsgemäße Fertigwalzstraße. Dabei ist vorzugsweise zwischen der typischerweise
mehrgerüstigen Vorwalzstraße und der Fertigwalzstraße eine Induktionsheizung zum Erwärmen
des Zwischenbands auf Walztemperatur angeordnet.
[0030] Bei einer weiteren Ausführungsform ist vor der Vorwalzstraße ein Tunnelofen zum Durcherwärmen
und/oder Halten der Temperatur des Strangs angeordnet.
[0031] Vorteilhaft ist, dass die Vorwalzstraße drei Walzgerüste und die Fertigwalzstraße
fünf Walzgerüste aufweisen. Diese Konfiguration hat sich bei Arvedi ESP Anlagen bewährt
und ist auch für andere Gieß-Walz-Verbundanlagen von großem Vorteil.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0032] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels, das im
Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert wird. Dabei zeigen:
Fig 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäß ausgeführten Gieß-Walz-Verbundanlage,
Fig 2 eine Detaildarstellung des letzten Walzgerüsts der Fertigwalzstraße mit einer
Hubrolle sowie mehreren Reinigungsdüsen zum Abspritzen der Oberseite des Auslauftisches,
Fig 3 eine Detaildarstellung des letzten Walzgerüsts der Fertigwalzstraße mit mehreren
Reinigungsdüsen zum Abspritzen der Oberseite des Auslauftisches,
Fig 4 eine Draufsicht auf das Walzgerüst und den Auslauftisch des letzten Walzgerüsts
der Fertigwalzstraße mit den Reinigungsdüsen aus Fig 3,
Fig 5a eine Vorderansicht mit einer Reinigungsdüse zum Abspritzen der Oberseite des
Auslauftisches,
Fig 5b eine Seitenansicht der Reinigungsdüsen aus Fig 5a,
Fig 6 eine Detaildarstellung des letzten Walzgerüsts der Fertigwalzstraße mit einer
Hubrolle zum Anheben des Warmbands, sodass die Unterseite des Warmbands den Auslauftisch
nicht berührt, und
Fig 7 ein Foto eines Oberflächenfehlers an der Unterseite eines Warmbands, das nach
dem Fertigwalzen durch Zunder zerkratzt worden ist.
Beschreibung der Ausführungsformen
[0033] Die Fig 1 zeigt ein Schema einer Gieß-Walz-Verbundanlage zur Herstellung von dünnem
Warmband aus Stahl. Flüssiger Stahl wird in der Kokille 2 der Stranggießmaschine 1
zu einem Strang mit Brammen- oder Dünnbrammenquerschnitt vergossen und kontinuierlich
aus der Kokille 2 ausgezogen. Der Strang wird in der bogenförmigen Strangführung 3
gestützt, geführt und weiter abgekühlt und anschließend in die Horizontale rückgebogen.
Der durcherstarrte Strang wird anschließend in der Vorwalzstraße 4 zu einem Vorband
vorgewalzt. Danach wird das Vorband durch den Ofen 5, vorzugsweise ein Induktionsofen
mit mehreren Induktionsmodulen, auf Walztemperatur erwärmt und vor den Eintritt in
die Fertigwalzstraße 7 durch einen Entzunderer 6 entzundert. In der Fertigwalzstraße
7 wird das Vorband zu dem Warmband (auch Fertigband genannt) fertiggewalzt. Typischerweise
weist das Fertigband eine Dicke zwischen 0,6 und 3,6 mm auf. Nach dem Fertigwalzen
wird das Warmband 11 in der Kühlstrecke 8 durch mehrere Kühlaggregate auf Wickeltemperatur
abgekühlt. Kurz vor dem Aufwickeln wird das abgekühlte Warmband 11 durch eine Schere
9 auf Bundlängen quergeteilt und durch mehrere Haspel- bzw. Aufwickeleinrichtungen
10 bzw. alternativ durch einen drehbaren Karussel-Coileraufgewickelt. Insbesondere
bei der Herstellung von dünnem bzw. sehr dünnem Warmband ist es vorteilhaft, die Gieß-Walz-Verbundanlage
im Endlosbetrieb zu betreiben.
[0034] Erfindungsgemäß ist nach dem letzten Walzgerüst 7e der Fertigwalzstraße 7 eine Hubrolle
18 zum Anheben des Fertigbands über die Passline P und/oder zumindest eine Reinigungsdüse
17 zum Reinigen der Oberseite des Auslauftisches 15 mit einem flüssigen Medium (z.B.
Kühlwasser) bzw. Spülen mit einem gasförmigen Medium (z.B. Luft) vorhanden, sodass
Zunder und/oder Walzstaub vom Auslauftisch 15 entfernt werden.
[0035] Im erstgenannten Fall wird das fertiggewalzte Warmband 11 durch die Hubrolle 18,
die in der Breitenrichtung des Warmbands 11 angeordnet ist, über die Passline P angehoben,
sodass in jedem Fall ein Kontakt zwischen der Unterseite des Warmbands 11 und dem
Auslauftisch 15 vermieden wird.
[0036] Im zweitgenannten Fall wird zumindest der Auslauftisch 15, gemäß einer Variante für
sehr dünne Bänder auch der Einlauftisch 24, des zumindest letzten Walzgerüsts 7e der
Fertigwalzstraße 7 durch zumindest eine Reinigungsdüse 17 von Zunder und/oder Walzstaub
befreit, sodass sich keine Verunreinigungen an der Oberseite des Auslauftischs 15
ansammeln können, die die Unterseite des Warmbands 11 zerkratzen könnten.
[0037] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind beide genannten Fälle kombiniert, d.h.
dass eine Hubrolle 18 sowie zumindest eine Reinigungsdüse 17 nach dem letzten Walzgerüst
7e vorhanden sind. Dieser Fall ist in Fig 2 dargestellt.
[0038] Die Figuren 3 und 4 zeigen den Fall, bei dem auf den Auslauftisch 15 drei Reinigungsdüsen
17, eine auf der Antriebsseite A und zwei auf den Bedienerseite B des Walzgerüsts
7e, angeordnet sind. Die Reinigungsdüsen 17 weisen jeweils einen Versatz x in Transportrichtung
T auf. Zusätzlich zu den Reinigungsdüsen 17 auf dem Auslauftisch 15 sind weitere drei
Reinigungsdüsen 17 auf dem Einlauftisch 24 angeordnet. Auch diese Reinigungsdüsen
17 dienen dazu, die Oberseite des Einlauftisches durch Abspritzen bzw. Spülen von
Zunder, Walzstaub etc. zu reinigen.
[0039] Die Figuren 5a und 5b zeigen eine Vorder- und eine Seitenansicht einer Reinigungsdüse
17, die auf der Oberseite des Auslauftisches 15 angeordnet ist. Die Reinigungsdüse
17 ist eine Flachstrahldüse, wobei der Sprühstrahl breiter als hoch ist. Konkret weist
die Auslassöffnung der Reinigungsdüse 17 eine Breite b auf, die zumindest 3 Mal so
breit als die Höhe h der Auslassöffnung ist. Dadurch bildet sich ein flacher Vollstrahl
aus. Außerdem ist die Reinigungsdüse 17 zur Horizontale um den Winkel α geneigt, sodass
die Oberseite des Auslauftisches 15 abgespritzt wird, ohne die Unterseite des nicht
dargestellten Warmbands abzukühlen.
[0040] Die Fig 6 zeigt das letzte Walzgerüst 7e der Fertigwalzstraße 7 mit einer Hubrolle
18 zum Anheben des fertiggewalzten Warmbands 11 oberhalb der Passline P. Konkret wird
die drehbare, horizontal angeordnete Hubrolle 18 durch einen Linearantrieb 23 angehoben,
sodass das Warmband 11 oberhalb der Passline P des Walzgerüsts 7e zu liegen kommt.
Dadurch wird sichergestellt, dass es keinen Kontakt zwischen der Unterseite des Warmbands
11 und dem Auslauftisch 15 gibt. Das Warmband 11 kann positionsgeregelt und/oder kraftgeregelt
angehoben werden. Durch die Positionsregelung wird eine Ist-Abstand x in vertikaler
Richtung zwischen der Oberseite des Auslauftisches 15 und der Unterseite des Warmbands
11 eingestellt. Durch die Kraftregelung wird verhindert, dass - das typischerweise
dünne bzw. sehr dünne - Warmband 11 überdehnt wird. Vorzugsweise sind beide Regelungen
einander überlagert, sodass sowohl die Position der Hubrolle 18 als auch die Dehnung
des Warmbands 11 geregelt eingestellt werden.
[0041] Das Foto in Fig 7 zeigt einen Oberflächenfehler auf der Unterseite eines dünnen Warmbands
11, das nach dem Fertigwalzen durch Zunder Z zerkratzt worden ist. Diese Oberflächenfehler
werden durch die Erfindung vermieden, wodurch die Qualität und die Ausbeute (engl.
yield) des Warmbands erhöht werden.
[0042] Obwohl die Erfindung im Detail durch die bevorzugten Ausführungsbeispiele näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0043]
- 1
- Stranggießmaschine
- 2
- Kokille
- 3
- Strangführung
- 4
- Vorwalzstraße
- 5
- Ofen
- 6
- Entzunderer
- 7
- Fertigwalzstraße
- 7a... 7e
- Walzgerüst
- 8
- Kühlstrecke
- 9
- Schere
- 10
- Haspel- bzw. Aufwickelvorrichtung
- 11
- Warmband
- 12
- Arbeitswalze
- 13
- Stützwalze
- 14
- Kühldüse
- 15
- Auslauftisch
- 16
- Abstreifer
- 17
- Reinigungsdüse
- 18
- Hubrolle
- 19
- Kühlaggregat der Kühlstrecke
- 20
- Antriebsstrang
- 22
- Dickenmessung
- 23
- Hubeinrichtung
- 24
- Einlauftisch
- A
- Antriebsseite
- α
- Neigungswinkel der Reinigungsdüse zur Horizontalen
- B
- Bedienseite
- b
- Breite der Austrittsöffnung
- h
- Höhe der Austrittsöffnung
- P
- Passline
- T
- Transportrichtung
- x
- Versatz
- Z
- Zunder
1. Fertigwalzstraße (7) zum Fertigwalzen von Warmband (11),
vorzugsweise aus Stahl,
wobei die Fertigwalzstraße (7) mehrere Walzgerüste (7a...7e) aufweist,
wobei die Walzgerüste (7a...7e) jeweils eine untere und eine obere Arbeitswalze (12)
aufweisen und die Arbeitswalzen (12) jeweils einen Walzspalt bilden, sodass das Warmband
(11) beim Fertigwalzen die Walzspalte in Transportrichtung (T) durchläuft und fertiggewalzt
wird,
wobei während des Fertigwalzens zumindest ein auslaufseitiger Bereich der Mantelfläche
der unteren Arbeitswalze (12) des in Transportrichtung (T) letzten Walzgerüsts (7e)
durch mehrere, unterhalb einer Passline (P) angeordnete, Kühldüsen (14) gekühlt wird
und die Kühldüsen (14) ein flüssiges Kühlmedium auf die Mantelfläche aufspritzen,
wobei das Kühlmedium durch zumindest einen Abstreifer (16), der in vertikaler Richtung
zwischen den Kühldüsen (14) und dem Warmband (11) angeordnet ist, von dem Warmband
(11) ferngehalten wird,
wobei der Abstreifer (16) an einem Auslauftisch (15) befestigt ist,
wobei zumindest eine Reinigungsdüse (17) zur Reinigung der Oberseite des Auslauftisches
(15) vorgesehen ist, sodass Zunder (Z) und/oder Walzstaub entfernt werden.
2. Fertigwalzstraße nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine erste Reinigungsdüse (17) auf der Antriebsseite (A) des Walzgerüsts
(7e) und zumindest eine zweite Reinigungsdüse (17) auf der Bedienseite (B) des Walzgerüsts
(7e) angeordnet sind.
3. Fertigwalzstraße nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Reinigungsdüse (17) auf der Antriebsseite (A) einen Versatz (x) in Transportrichtung
zu der Reinigungsdüse (17) auf der Bedienseite (B) aufweist.
4. Fertigwalzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in Transportrichtung (T) zwischen den Arbeitswalzen (12) des letzten Walzgerüsts
(7e) und einer Kühlstrecke (8) zum Abkühlen des fertiggewalzten Warmbands (11) zumindest
eine Hubrolle (18), die in der Breitenrichtung des Warmbands (11) angeordnet ist,
angeordnet ist, und die Hubrolle (18) das Warmband (11) während des Fertigwalzens
in vertikaler Richtung oberhalb der Passline (P) anhebt, sodass die Unterseite des
Warmbands (11) den Auslauftisch (15) nicht berührt.
5. Fertigwalzstraße nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Rohr- oder Schlauchleitung eine Kühldüse (14) mit einer Reinigungsdüse (17)
fluidisch verbindet.
6. Fertigwalzstraße (7) zum Fertigwalzen von Warmband (11),
vorzugsweise aus Stahl,
wobei die Fertigwalzstraße (7) mehrere Walzgerüste (7a...7e) aufweist,
wobei die Walzgerüste (7a...7e) jeweils eine untere und eine obere Arbeitswalze (12)
aufweisen und die Arbeitswalzen (12) jeweils einen Walzspalt bilden, sodass das Warmband
(11) beim Fertigwalzen die Walzspalte in Transportrichtung (T) durchläuft und fertiggewalzt
wird,
wobei während des Fertigwalzens zumindest ein auslaufseitiger Bereich der Mantelfläche
der unteren Arbeitswalze (12) des in Transportrichtung (T) letzten Walzgerüsts (7e)
durch mehrere, unterhalb einer Passline (P) angeordnete, Kühldüsen (14) gekühlt wird
und die Kühldüsen (14) ein flüssiges Kühlmedium auf die Mantelfläche aufspritzen,
wobei das Kühlmedium durch zumindest einen Abstreifer (16), der in vertikaler Richtung
zwischen den Kühldüsen (14) und dem Warmband (11) angeordnet ist, von dem Warmband
(11) ferngehalten wird,
wobei der Abstreifer (16) an einem Auslauftisch (15) befestigt ist,
wobei in Transportrichtung (T) zwischen dem letzten Walzgerüst (7e) und einer Kühlstrecke
(8) zum Abkühlen des fertiggewalzten Warmbands (11) zumindest eine Hubrolle (18),
die in der Breitenrichtung des Warmbands (11) angeordnet ist, angeordnet ist, und
die Hubrolle (18) das Warmband (11) während des Fertigwalzens in vertikaler Richtung
oberhalb der Passline (P) anheben kann, sodass die Unterseite des Warmbands (11) den
Auslauftisch (15) nicht berührt.
7. Fertigwalzstraße nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Hubrolle (18) und einem ersten Kühlaggregat (19) der Kühlstrecke (8)
eine erste, bevorzugt optische, Oberflächeninspektionseinheit zur Inspektion einer
Oberseite des Warmbands (11) angeordnet ist.
8. Fertigwalzstraße nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem letzten Walzgerüst (7e) und der ersten Oberflächeninspektionseinheit
ein Pyrometer und eine erste Abblasevorrichtung zum Abblasen der Oberseite des Warmbands
(11) angeordnet sind.
9. Fertigwalzstraße nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen einem letzten Kühlaggregat (19) der Kühlstrecke (8) und einer Schere (9)
eine zweite, bevorzugt optische, Oberflächeninspektionseinheit zur Inspektion der
Unterseite des Warmbands (11) angeordnet ist.
10. Fertigwalzstraße nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der zweiten Oberflächeninspektionseinheit und der Schere (9) ein Pyrometer
und eine zweite Abblasevorrichtung zum Abblasen der Oberseite des Warmbands (11) angeordnet
sind.
11. Fertigwalzstraße nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der zweiten Abblasevorrichtung und der Schere (9) eine Treiberrolleneinheit
mit zumindest einer antreibbaren, an das Warmband anstellbaren Treibrolle angeordnet
ist.
12. Fertigwalzstraße nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein Regler mit einem Antrieb zum Anheben der Hubrolle (18) und der zweiten Oberflächeninspektionseinheit
zur Inspektion der Unterseite des Warmbands (11) verbunden ist, wobei der Regler die
Hubrolle (18) weiter anhebt, sobald die zweite Oberflächeninspektionseinheit Oberflächenfehler
an der Unterseite des Warmbands detektiert.
13. Gieß-Walz-Verbundanlage, umfassend
eine Stranggießanlage (1) zum Stranggießen eines Strangs,
optional eine Vorwalzstraße (4) zum Vorwalzen des Strangs zu einem Zwischenband,
optional ein Ofen (5), vorzugsweise ein Induktionsofen, zum Erwärmen des Zwischenbands
auf Walztemperatur, und
die Fertigwalzstraße (7) nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
14. Gieß-Walz-Verbundanlage nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Vorwalzstraße (4) ein Tunnelofen zum Durcherwärmen und/oder Halten der Temperatur
des Strangs angeordnet ist.
15. Gieß-Walz-Verbundanlage nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorwalzstraße (4) drei Walzgerüste und die Fertigwalzstraße (7) fünf Walzgerüste
umfassen.