[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Anpressen eines Poliertuchs zur Verwendung
beim Polieren einer Halbleiterscheibe.
[0002] Die CMP (chemisch-mechanische Politur) ist eine Einseiten-Politur, die üblicherweise
dazu verwendet wird, um die Rauigkeit der Vorderseite einer Halbleiterscheibe zu reduzieren.
Sie wird daher auch als Glanzpolitur (engl. "mirror polishing") bezeichnet. Während
der CMP wird die Halbleiterscheibe mit der zu polierenden Seite von einem sich drehenden
Polierkopf gegen ein sich drehendes Poliertuch gedrückt und in Gegenwart eines zugeführten
Poliermittels geglättet. Dies ist beispielsweise in der
US 5,916,016 A beschrieben.
[0003] Das Doppelseiten-Polieren (DSP) ist ein Verfahren aus der Gruppe der chemomechanischen
Bearbeitungsschritte. Gemäß einer in der Patentschrift
EP 0208315 B1 beschriebenen Ausführungsform werden Halbleiterscheiben in Läuferscheiben aus Metall
oder Kunststoff, die über geeignet dimensionierte Aussparungen verfügen, zwischen
zwei rotierenden, mit einem Poliertuch belegten Poliertellern, wobei zwischen den
Poliertellern ein Arbeitsspalt gebildet wird, in Gegenwart eines Poliermittels auf
einer durch die Maschinen und Prozessparameter vorbestimmten Bahn bewegt und dadurch
poliert.
[0004] Beim DSP liegen die Arbeitsschichten in Form von Poliertüchern vor, und diese sind
klebend, magnetisch, formschlüssig (beispielsweise mittels Klettverschluss) oder mittels
Vakuum auf den Arbeitsscheiben, welche beim DSP auch als sog. Polierteller bezeichnet
werden, befestigt. Beide Polierteller einer DSP-Anlage sind mit Poliertüchern beklebt.
Um eine hohe Qualität der Bearbeitung durch DSP zu gewährleisten, sollten beide Poliertücher
blasenfrei aufgeklebt sein. Dabei ist es wichtig, dass das Poliertuch über den gesamten
Polierteller gleichmäßig stark haftet. Um die notwendige Haftung des Klebers zu erreichen,
werden die Polierteller nach dem Aufkleben von Poliertüchern für eine bestimmte Zeit
unter Druck zusammengefahren. Dieser Prozess wird auch Tuchpressen genannt. Durch
das Pressen verfließt der Kleber und haftet besser. Entsprechende Verfahren zum Tuchpressen
sind beispielsweise aus
EP 1 775 068 A1 und aus
US 2008/0248728 A1 bekannt.
[0005] Aus
US 2001/0014570 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung einer Halbleiterscheibe mit einer Vorderseite und
einer Rückseite und einer polierten Kante bekannt, umfassend ein gleichzeitiges Polieren
der Vorderseite und der Rückseite der Halbleiterscheibe unter kontinuierlicher Zuführung
eines alkalischen Poliermittels zwischen zwei sich drehenden unteren und oberen Poliertellern,
die beide mit einem Poliertuch bedeckt sind, wobei beide Poliertücher im Wesentlichen
aus einem porösen homogenen, faserfreien Polymerschaum bestehen und das Poliertuch
des unteren Poliertellers eine glatte Oberfläche und das Poliertuch des oberen Poliertellers
eine durch Kanäle unterbrochene Oberfläche ausweist.
[0006] Das am oberen Polierteller haftende Poliertuch ist mit einem Netzwerk an Kanälen
durchsetzt, während das am unteren Polierteller haftende Poliertuch keine solche Texturierung,
sondern eine glatte Oberfläche aufweist. Durch diese Texturierung wird eine verbesserte
Verteilung des eingesetzten Poliermittels erreicht, was einen Einfluss auf die Qualität
der polierten Scheibenkanten hat.
[0007] Die Kanäle lassen sich beispielsweise durch einen materialentfernenden Fräsvorgang
auf das Poliertuch aufbringen. Bevorzugt besitzt das obere Poliertuch eine regelmäßige
schachbrettartige Anordnung von Kanälen mit einer Segmentgröße von 5 mm × 5 mm bis
50 mm × 50 mm und einer Kanalbreite von 0,5 bis 2 mm.
[0008] Poliertücher können aus einem thermoplastischen oder hitze-härtbaren Polymer bestehen.
Als Material für geschäumte Poliertücher (foamed pads) kommt eine Vielzahl an Werkstoffen
in Betracht, z.B. Polyurethane, Polycarbonat, Polyamid, Polyacrylat, Polyester usw.
Ein aus einem Polymer hergestelltes Poliertuch wird beispielsweise in
US 2008/0102741 A1 offenbart.
[0009] Poliertücher können aber auch aus verschäumten Platten oder Filz- oder Fasersubstraten,
die mit Polymeren imprägniert sind, bestehen (Vliesstoff-Tuch, nonwoven pad). Ein
solches Tuch ist beispielsweise in
US 5,510,175 A beschrieben.
[0010] Beim Aufkleben der Poliertücher kann es gemäß
US 2014/0206261 A1 von Vorteil sein, die Polierteller zu erwärmen, da sich durch die Erwärmung der Polierteller
die Viskosität des Klebefilms bei gleichzeitiger Verbesserung der Haftbarkeit des
Klebefilms verringert. Anschließend erfolgt die Abkühlung des mit dem Poliertuch belegten
Poliertellers von der für das Aufkleben eingestellten Temperatur auf die gewünschte
Prozesstemperatur über einen Zeitraum von mindestens 3 Stunden, wobei während des
gesamten Abkühlvorganges das Poliertuch mit einem Druck von mindestens 10 000 Pa gegen
den jeweils gegenüberliegenden Polierteller gedrückt wird.
[0011] Insbesondere bei der Verwendung von harten, wenig kompressiblen Poliertüchern besteht
allerdings das Problem, dass nach dem herkömmlichen Tuchpressen oftmals keine gleichmäßige
Haftung der Poliertücher an den Poliertellern erzielt wird. Dies hängt damit zusammen,
dass zwischen dem oberen und unteren Polierteller ein Polierspalt, der sich aus dem
jeweiligen Abstand zwischen dem oberen und unteren Poliertuch ergibt, von bis zu 300
µm besteht. Die ungleichmäßige Haftung der Poliertücher macht sich ohne Gegenmaßnahmen
auch bei der Qualität der polierten Halbleiterscheiben bemerkbar.
[0012] Aus
WO 2018/086912 A1 ist ein Verfahren zum beidseitigen Polieren einer Halbleiterscheibe bekannt, wobei
auf oberem und unterem Polierteller Poliertücher einer Härte bei Raumtemperatur von
mindestens 80° nach Shore A und mit einer Kompressibilität bei Raumtemperatur von
weniger als 3 % befestigt werden, wobei eine Halbleiterscheibe zwischen oberem und
unterem Poliertuch beidseitig poliert wird, dadurch gekennzeichnet, dass zum Befestigen
der Poliertücher auf oberem und unterem Polierteller die Poliertücher auf oberes und
unteres Polierteller geklebt werden, zwischen den beiden aufgeklebten Poliertüchern
als Zwischenlage ein Tuch mit einer Kompressibilität bei Raumtemperatur von mindestens
3 % positioniert wird und anschließend die beiden Poliertücher mit dem zwischen ihnen
befindlichen Tuch für einen bestimmten Zeitraum aneinander gepresst werden.
[0013] Allerdings hat sich gezeigt, dass bei Verwendung eines mit Kanälen durchsetzten Poliertuchs
gemäß
US 2001/0014570 A1 und Anwendung des aus
WO 2018/086912 A1 bekannten Tuchpressens die Geometrie der polierten Scheibe schlechter ist als bei
Verwendung eines glatten Poliertuchs.
[0014] Die Schrift
DE 10 2019 213 657 A1 schlägt vor, zum Andrücken des Poliertuchs auf den Polierteller mehrere Bürsten zu
verwenden, die so auf dem Poliertuch positioniert werden, dass sie gleichzeitig Druck
auf das Poliertuch ausüben.
[0015] Es hat sich jedoch gezeigt, dass dieses Verfahren offenbar nicht voll umfänglich
ausreicht, um das Poliertuch perfekt auf den Polierteller anhaften zu lassen, ohne
dabei die Geometrie des Poliertellers zu verändern. Insbesondere die perfekte Wiederholbarkeit
des Vorganges wurde offenbar durch das Verfahren limitiert, das heißt, dass nicht
jede Polierfahrt mit neu angebrachten Poliertuch identische und perfekte Ergebnisse
liefert.
[0016] Aus dieser Problematik ergab sich die Aufgabenstellung der Erfindung.
[0017] Die Aufgabe wird gelöst durch das in den Ansprüchen dargelegte Verfahren.
[0018] In einer Ausführungsform handelt es sich um eine Einseitenpolitur wie z.B. ein CMP-Verfahren.
[0019] In einer anderen Ausführungsform handelt es sich um eine DSP-Politur, also um ein
gleichzeitiges Polieren der Vorderseite und der Rückseite einer Halbleiterscheibe
unter kontinuierlicher Zuführung eines alkalischen Poliermittels zwischen zwei sich
drehenden unteren und oberen Poliertellern.
[0020] Bei DSP sind beide Polierteller mit einem Poliertuch belegt, wobei in einer Ausführungsform
das Poliertuch des unteren Poliertellers eine glatte Oberfläche und das Poliertuch
des oberen Poliertellers eine durch Kanäle unterbrochene Oberfläche ausweist.
[0021] Zum Befestigen der Poliertücher auf oberem und unterem Polierteller werden die Poliertücher
auf den oberen und unteren Polierteller geklebt, wobei die jeweilige Oberfläche des
Poliertellers erfindungsgemäß mit einer Flüssigkeit benetzt wird bevor das Poliertuch
auf den Poliertellern platziert wird. Beim oberen Polierteller wird zunächst das Poliertuch
mit der Flüssigkeit benetzt, bevor das Poliertuch mit dem oberen Polierteller in Kontakt
gebracht wird. Die Flüssigkeit, die zwischen Poliertuch und Polierteller dabei eingeschlossen
wurde, wird durch leichtes Anpressen zum Rand des Poliertuches bewegt und so entfernt,
wobei das Poliertuch besonders bevorzugt mittels mehrerer Bürsten simultan an die
Polierteller angepresst wird.
[0022] Der Erfindung liegt die Beobachtung zugrunde, dass Poliertücher, die auf den Polierteller
aufgebracht werden, ohne dass vorher der Polierteller mit einer Flüssigkeit benetzt
werden, Probleme bei der Geometrie der polierten Halbleiterscheiben hervorrufen können.
Es wird vermutet, dass kleine Lufteinschlüsse zwischen Tuch und Polierteller die beobachteten
negativen Einflüsse hervorrufen.
[0023] Bei der Doppelseitenpolitur zum Beispiel führt dies dazu, dass sich die Geometrie
der polierten Halbleiterscheibe leicht verschlechtert. Insbesondere die Differenz
aus vorderseitenbezogenem ZDD (= zweifache Ableitung der Höhe senkrecht von der Medianebene
zur Vorderseite der Halbleiterscheibe) und rückseitenbezogenem ZDD ist leicht verschlechtert.
Der ZDD beschreibt die mittlere Krümmung am Rand einer Oberfläche der Halbleiterscheibe
und ist in SEMI M68-1015 definiert.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Anbringen eines Poliertuches an einen Polierteller
in einer Poliermaschine zum Polieren von Halbleiterscheiben umfasst das Benetzen des
Poliertellers mit einer Flüssigkeit,
das in Kontaktbringen des Poliertuches mit dem Polierteller, wobei sich Teile der
Flüssigkeit zwischen Polierteller und Poliertuch befinden;
und das lokale Andrücken des Poliertuches an den Polierteller, so dass die Flüssigkeit
zwischen Polierteller und Poliertuch zum Rand des Poliertuches transportiert wird.
[0025] Die verwendete Flüssigkeit besteht bevorzugt aus Wasser. Ganz besonders bevorzugt
wird dem Wasser Isopropanol mit einer Konzentration von nicht weniger als 10 Vol%
und nicht meht als 30 Vol% beigefügt.
[0026] Bevorzugt werden während des lokalen Andrückens des Poliertuches auf den Polierteller
mehrere Bürsten verwendet, um die Flüssigkeit zwischen Polierteller und Poliertuch
zum Rand des Poliertuches zu transportieren.
[0027] Es hat sich gezeigt, dass es besonders vorteilhaft ist, wenn die Temperatur des Poliertellers
beim Anbringen des Poliertuches bevorzugt zwischen 18°C und 48°C eingestellt wird.
[0028] Nach dem Entfernen der Flüssigkeit zwischen Polierteller und Poliertuch wird das
Tuch mittels Bürsten (entsprechend Stand der Technik) angepresst. Der Druck, den die
Bürsten auf das Poliertuch auf dem Polierteller dabei ausüben beträgt bevorzugt zwischen
1000 Pa und 7500 Pa.
1. Verfahren zum Anbringen eines Poliertuches an einen Polierteller in einer Poliermaschine
zum Polieren von Halbleiterscheiben umfassend das Benetzen des Poliertellers mit einer
Flüssigkeit;
das in Kontaktbringen des Poliertuches mit dem Polierteller,
wobei sich Teile der Flüssigkeit zwischen Polierteller und Poliertuch befinden;
das lokale Andrücken des Poliertuches an den Polierteller, so dass die Flüssigkeit
zwischen Polierteller und Poliertuch zum Rand des Poliertuches transportiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit aus Wasser besteht.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit aus einer Mischung aus Wasser und Isopropanol mit einer Konzentration
nicht weniger al 10 Vol% und nicht mehr als 30 Vol% besteht.