[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur maschinellen Materialbeladung oder Materialentladung
einer Verarbeitungsmaschine für Bahnenware, die eine Materialzubringstation zum Fördern
einer Materialbahn aufweist, umfassend die folgenden Schritte:
- einen Materialantransportschritt, umfassend ein Heranführen eines freien Endabschnitts
einer Materialbahn an eine Materialzubringstation heran,
- einen nach dem Materialantransportschritt durchgeführten Materialaufnahmeschritt,
umfassend ein Greifen des freien Endabschnitts,
- einen nach dem Materialaufnahmeschritt durchgeführten Materialpositionierschritt,
umfassend ein Heranführen des gegriffenen freien Endabschnitts an ein Förderwerk der
Materialzubringstation oder an eine Materialkassette, und weiterhin umfassend ein
Ausrichten des gegriffenen freien Endabschnitts an dem Förderwerk oder an der Materialkassette.
Weiterhin betrifft die Erfindung eine Verarbeitungsmaschine für Bahnenware.
[0002] Bei der industriellen Bearbeitung von Bahnenware wird in der Regel eine in einem
separaten vorangehenden Herstellungsschritt hergestellte Materialbahn an eine Verarbeitungsmaschine
herantransportiert, sodass die Materialbahn im Sinne eines Rohmaterials in der Verarbeitungsmaschine
weiterverarbeitbar ist. Hierzu weist die Verarbeitungsmaschine eine Materialzubringstation
auf. Die Materialzubringstation ist zum Fördern der Materialbahn eingerichtet. Insbesondere
ist die Materialzubringstation dazu eingerichtet, die zu verarbeitende Materialbahn
in die Verarbeitungsmaschine einzuziehen. Hierzu weist die Materialzubringstation
ein Förderwerk auf. Das Förderwerk kann beispielsweise ein oder mehrere Fließbänder
umfassen und/oder ein oder mehrere Fördererrollen und/oder eine oder mehrere Förderwalzen,
die die Materialbahn kontinuierlich erfassen und in die Verarbeitungsmaschine hinein
fördern. Das Förderwerk ist somit dazu eingerichtet, eine bereits in oder an dem Förderwerk
positionierte Materialbahn weiter zu fördern.
[0003] Die eigentliche Verarbeitung der Materialbahn in der Verarbeitungsmaschine geschieht
anschließend regelmäßig voll automatisiert und von einer Steuereinheit gesteuert,
wodurch Prozessabläufe sehr gut synchronisiert werden können. Hierdurch kann der Verarbeitungsprozess
der Verarbeitungsmaschine im Zusammenspiel mit etwaigen weiteren Verarbeitungsmaschinen
zudem grundsätzlich sehr gut verkettet werden. Die Materialbahn wird während des Verarbeitens
nach und nach in die Verarbeitungsmaschine hinein gefördert wird, wie dies für den
jeweiligen Verarbeitungsprozess notwendig ist. Beispielsweise eine Reifenbaumaschine
oder ein Kalander sind derartige Verarbeitungsmaschinen für Bahnenware.
[0004] Das eigentliche Fördern der Materialbahn mittels des Förderwerks kann zwar automatisiert
geschehen, indem eine Steuereinheit das Förderwerk entsprechend regelt. Eine besondere
Situation stellt jedoch die notwendige vorangehende separate Materialbeladung dar,
da diese nicht allein mittels des Förderwerks, insbesondere mittels der Fließbänder,
Förderrollen oder Förderwalzen, durchführbar ist. Ebenfalls eine besondere Situation
stellt eine etwaig notwendige Materialentladung dar, welche nicht allein mittels des
Förderwerks durchführbar ist. Sowohl bei der Materialbeladung, als auch bei der Materialentladung
muss ein freier Endabschnitt der Materialbahn gehandhabt werden.
[0005] Die Materialbeladung und gegebenenfalls notwendige Materialentladung mit einem Verfahren
der eingangs genannten Art wurden bisher händisch durchgeführt. Hierbei musste auf
individuell auftretenden Situationen bei der Materialbeladung oder Materialentladung
von Menschen häufig reagiert werden, beispielsweise je nach Position und Orientierung
des freien Endabschnitts der Materialbahn, den es jeweils zu führen und auszurichten
gilt.
[0006] Bei der Materialbeladung ist ein schwer zu automatisierendes Prozesserfordernis,
dass der freie Endabschnitt zunächst präzise koordiniert und derart an ein Förderwerk
der Materialzubringstation herangeführt wird, dass diese zunächst den freien Endabschnitt
und anschließend die weitere Materialbahn automatisiert in die Verarbeitungsmschine
hinein fördern kann.
[0007] Bei der Materialentladung ist ein schwer zu automatisierendes Prozesserfordernis,
dass beispielsweise nach Abbruch der teilweisen Verarbeitung der Materialbahn, der
freie Endabschnitt präzise koordiniert von der Materialzubringstation der Verarbeitungsmschine
weg und zurück an die Materialkassette herangeführt und dort ausgerichtet werden kann.
[0008] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu verbessern. Insbesondere soll das Erfordernis händischer Handhabung der Materialbahn
bei der Materialentladung und/oder der Materialbeladung reduziert werden.
[0009] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass bei einem Verfahren der eingangs genannten
Art die Verarbeitungsmaschine einen von einer Steuereinheit gesteuerten Roboter mit
wenigstens einem ersten Greifwerkzeug aufweist, mittels welchem der Roboter den Materialaufnahmeschritt
und/oder den Materialpositionierschritt automatisiert durchführt.
[0010] Weiterhin wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass eine Verarbeitungsmaschine für Bahnenware
zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet ist.
[0011] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich nachfolgend sowie aus den
Ansprüchen und den Zeichnungen.
[0012] Für die Materialbeladung der Verarbeitungsmaschine wird die Materialbahn üblicherweise
in einer Materialkassette, beispielsweise im aufgerollten Zustand als sogenannter
Wickel, von außen an die Verarbeitungsmaschine herantransportiert, beispielsweise
herangefahren. Die Materialbahn weist hierbei einen freien Endabschnitt auf, an welchem
die Materialbahn an einem ihrer Enden endet. Mittels des freien Endabschnitts ist
die Materialbahn in die Verarbeitungsmaschine einführbar. Der freie Endabschnitt weist
oft eine Endkante auf, an welcher der freie Endabschnitt und somit die Materialbahn
endet.
[0013] Die Materialbeladung umfasst einen Materialantransportschritt, welcher ein Heranführen
des freien Endabschnitts der Materialbahn an die Materialzubringstation umfasst. Dieses
Heranführen kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass ein Wickel der Materialbahn
abgerollt wird, sodass der freie Endabschnitt sich von dem Wickel abstellt und dadurch
greifbar wird. In Fällen, in denen sich der freie Endabschnitt nicht von dem Wickel
abstellt, beispielsweise falls der freie Endabschnitt an der darunterliegenden Lage
der Materialbahn anhaftet, kann das Heranführen durch ein geometrisch günstiges Positionieren
des freien Endabschnitts für ein nachfolgendes Greifen erfolgen. Das Drehen und gegebenenfalls
Abrollen des Wickels wird hierbei von der Steuereinheit gesteuert.
[0014] Nach dem Materialantransportschritt für die Materialbeladung wird ein Matarialaufnahmeschritt
durchgeführt, umfassend ein Greifen des freien Endabschnitts mittels des Roboters.
Durch das Greifen wird der freie Endabschnitt anschließend im gegriffenen Zustand
geführt und kann automatisiert ausgerichtet werden.
[0015] Nach dem Materialaufnahmeschritt für die Materialbeladung wird ein Materialpositionierschritt
für die Materialbeladung durchgeführt. Dabei wird das mittels des Roboters gegriffene
freie Ende an die Materialzubringstation herangeführt und dort mittels des Roboters
ausgerichtet. Insbesondere wird der freie Endabschnitt derart an dem Förderwerk, beispielsweise
an dem Fließband, den Förderrollen oder den Förderwalzen positioniert, dass das Förderwerk
die Materialbahn fortgesetzt automatisiert fördern kann bzw. fördert. Hierbei koordiniert
die Steuereinheit den Übergang zwischen dem Heranführen des Materialpositionierschritts
an die Materialzubringstation mittels des Roboters und dem anschließenden automatisierten
Fördern des freien Endabschnitts mittels des Förderwerks.
[0016] Bei manchen Verfahrensführungen wird eine Materialbahn nur teilweise aus der Materialkassette
entnommen und in der Verarbeitungsmaschine verarbeitet. Dies kann beispielsweise ein
lediglich teilweises Abrollen des Wickels bedeuten. Somit ist der Wickel nicht vollständig
abgerollt. In diesem Fall wird nur ein Teil der Materialbahn in der Verarbeitungsmaschine
verarbeitet. Zwischen dem verarbeiteten Teil und dem nicht verarbeiteten Teil der
Materialbahn wird die Materialbahn von der Verarbeitungsmaschine in diesem Fall durchtrennt.
Hierdurch entsteht ein neuer freier Endabschnitt der Materialbahn, von welchem aus
sich die Materialbahn aus der Verarbeitungsmaschine, insbesondere entlang der Materialzubringstation,
heraus und zurück bis zu dem nicht vollständig abgerollten Wickel erstreckt. Dieser
freie Endabschnitt wird bei der Materialentladung aus der Verarbeitungsmaschine zurückgezogen
und der Verarbeitungsmaschine entnommen. Hierdurch kann die Verarbeitungsmaschine
für eine neue Materialbeladung mit einer anderen Materialbahn bereitstehen, beispielsweise
zur Durchführung eines anderen Verarbeitungsverfahrens.
[0017] Der Materialantransportschritt für eine Materialentladung umfasst ein Heranführen
des freien Endabschnitts an die Materialzubringstation heran. Im Unterschied zur Materialbeladung
bedeutet dies bei der Materialentladung, dass der freie Endabschnitt aus der Verarbeitungsmaschine
zurück zu deren Materialzubringstation geführt wird. Bis zum Erreichen der Materialzubringstation
wird der freie Endabschnitt somit mittels des Förderwerks, beispielsweise mittels
eines Fließbandes, mittels Förderrollen oder mittels Förderwalzen oder anderer Fördermittel
an die Materialzubringstation herangeführt. Mögliche andere Fördermittel zur Unterstützung
dieses Heranführens kann eine Antriebsvorrichtung des Wickels sein, die den nicht
vollständig abgerollten Wickel wieder aufgerollt, sodass der freie Endabschnitt aus
der Verarbeitungsmaschine heraus bis zu deren Materialzubringstation zurückgezogen
wird. Das Förderwerk oder die anderen Fördermittel werden hierbei mittels der Steuereinheit
automatisiert gesteuert.
[0018] Auf den Materialantransportschritt für eine Materialentladung folgt anschließend
ein Materialaufnahmeschritt für die Materialentladung. Dieser umfasst ein Greifen
des freien Endabschnitts an der Materialzubringstation mittels des Roboters. Durch
das Greifen wird der freie Endabschnitt anschließend im gegriffenen Zustand automatisch
geführt und automatisiert ausgerichtet.
[0019] Nach dem Materialaufnahmeschritt für die Materialentladung wird ein Materialpositionierschritt
für die Materialentladung durchgeführt. Dabei wird der mittels des Roboters gegriffene
freie Endabschnitt von der Materialzubringstation abgehoben. Anschließend erfolgt
für die Materialentladung ein Heranführen des freien Endabschnitts mittels des Roboters
an die Materialkassette, insbesondere an den Wickel, heran. Der freie Endabschnitt
wird dabei derart an der Materialkassette, beispielsweise an dem Wickel, ausgerichtet,
dass die Materialkassette anschließend von der Verarbeitungsmaschine wegführbar, insbesondere
wegfahrbar, ist. Die Steuereinheit koordiniert hierbei automatisch den Übergang zwischen
dem Heranführen in dem Materialpositionierschritt an die Materialzubringstation mittels
des Förderwerks oder der anderen Fördermittel und dem darauffolgenden Greifen, Abheben
von der Materialzubringstation und dem Heranführen und Ausrichten des gegriffenen
freien Endabschnitts an der Materialkassette, insbesondere dem Wickel.
[0020] Der große Vorteil des automatischen Durchführens des Materialaufnahmeschritts und/oder
des Materialpositionierschritts mittels des Roboters liegt in der Zeitersparnis und
der vorhersagbaren Prozessdauer, die auf diese Schritte entfällt. Die automatisierte
Durchführung des Materialaufnahmeschritts und/oder des Materialpositionierschritts
gestattet die vollautomatische Verkettung von Antransport einer Materialbahn, insbesondere
eines Wickels, an eine Verarbeitungsmaschine für Bahnenware heran und der darauf folgenden
Verarbeitung dieser Materialbahn mittels des Verarbeitungsprozesses dieser Verarbeitungsmaschine,
ohne dass es einer Zyklusunterbrechung für händische Tätigkeiten von Menschen bedarf.
Hierdurch wird das Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß zeiteffizienter
und kosteneffizienter. Weiterhin wird die Integration in bereits großenteils automatisierte
Prozessketten vereinfacht.
[0021] in einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Verfahren auf den Materialpositionierschritt
folgend einen Materialförderschritt mit einem Fördern der Materialbahn mittels des
Förderwerks entlang einer Förderrichtung der Verarbeitungsmaschine für eine weitere
Verarbeitung der Materialbahn umfasst oder einen Entnahmeschritt mit einem Entnehmen
der Materialkassette aus der Verarbeitungsmaschine umfasst.
[0022] Insbesondere folgt der Materialförderschritt auf den Materialpositionierschritt bei
der maschinellen Materialbeladung. Der Materialförderschritt mit einem Fördern der
Materialbahn erlaubt bei der Materialbeladung das Zuführen der Materialbahn zu der
Verarbeitungsmaschine bis zu derjenigen Stelle innerhalb der Verarbeitungsmaschine,
an der der oder die Verarbeitungsprozesse an der Materialbahn durchgeführt werden.
Hierdurch können die Verarbeitungsprozesses, denen die Materialbahn unterzogen wird,
unmittelbar an die maschinelle Materialbeladung angeschlossen werden.
[0023] Insbesondere folgt der Entnahmeschritt auf den Materialpositionierschritt bei der
maschinellen Materialentladung. Der Entnahmeschritt mit einem Entnehmen der Materialkassette,
insbesondere des Wickels, aus der Verarbeitungsmaschine heraus, insbesondere von der
Verarbeitungsmaschine weg, erlaubt die Verwendung der Verarbeitungsmaschine für andere
Verarbeitungsprozesses mit einer anderen Materialbahn. Insbesondere wird der Entnahmeschritt
automatisiert von der Steuereinheit gesteuert.
[0024] in einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das erste Greifwerkzeug
einen ersten Vakuumgreifer aufweist, insbesondere einen ersten Vakuumbalken mit wenigstens
einer ersten Saugglocke, und dass das Greifen ein Anlegen eines Unterdrucks an dem
ersten Vakuumgreifer, insbesondere an der wenigstens einen ersten Sauglocke, umfasst.
[0025] Dies hat den Vorteil, dass das Greifen der Materialbahn besonders prozesssicher im
Rahmen der robotergesteuerten Umsetzung durchführbar ist. Weiterhin ist mittels eines
Vakuumgreifers die kinematisch Umsetzung des Greifens für den Roboter besonders einfach
und kostengünstig umsetzbar. Ein weiterer Vorteil eines Vakuumgreifers, insbesondere
eines Vakuumbalkens mit wenigstens einer Saugglocke, ist, dass die Materialbahn durch
Anlegen des Vakuumgreifers an einer Oberfläche der Materialbahn das Greifen bewerkstelligt.
Insbesondere können hierdurch fehleranfällige Greifwerkzeuge mit komplizierten Mechaniken
vermieden werden.
[0026] Der Unterdruck wird mittels einer Unterdruckquelle bereitgestellt, beispielsweise
einer Vakuumpumpe. Das Anlegen des Unterdrucks und das Abschalten des Unterdrucks
wird von der Steuereinheit automatisch gesteuert. Hierdurch ist ein automatisches
Greifen mittels des Roboters möglich.
[0027] in einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Verarbeitungsmaschine,
insbesondere die Materialzubringstation, wenigstens ein erstes Sensiermittel aufweist,
mittels welchem die Steuereinheit die Position und/oder die Ausrichtung des freien
Endabschnitts während und/oder nach dem Materialantransportschritt auswertet und hieraus
wenigstens einen ersten Positions-Wert und/oder wenigstens einen ersten Ausrichtungs-Wert
bestimmt, insbesondere vor und/oder während des Greifens bei dem Materialaufnahmeschritt,
vor und/oder während des Heranführens an das Förderwerk oder an die Materialkassette
und/oder vor und/oder während des Ausrichtens an dem Förderwerk oder an der Materialkassette.
[0028] Dies hat den Vorteil, dass die Steuereinheit den Roboter zum Verfahren des Greifwerkzeugs
zielführend steuern kann, um den Materialaufnahmeschritt und den Materialpositionierschritt
verfahrensgemäß durchzuführen.
[0029] Das erste Sensiermittel kann beispielsweise ein Mittel sein, mittels welchem der
Durchmesser und/oder der Radius des Wickels in der Materialkassette sensiert wird
und von der Steuereinheit ausgewertet wird. Hieraus bestimmt die Steuereinheit einen
ersten Positions-Wert, welcher mit dem Durchmesser und/oder dem Radius des Wickels
korrespondiert. Das erste Sensiermittel kann hierzu eine Lasermesseinrichtung, insbesondere
mit dem Messprinzip der Triangulation, sein.
[0030] In einer alternativen oder zusätzlichen Ausgestaltung ist ein erstes Sensiermittel
eine energetische Lichtschranke, welche bei dem Materialantransportschritt der Materialbeladung
die Reflexionsfähigkeit der Mantelfläche des Wickels während des Rotierens des Wickels
misst. Hierbei ist durch die Steuereinheit eine sprunghafte Änderung der gemessenen
Reflexionsfähigkeit der Mantelfläche auswertbar, die an derjenigen Stelle der Mantelfläche
auftritt, an der der freie Endabschnitt mit seiner Kante endet. Hierdurch wird die
Position des freien Endabschnitts mittels der Steuereinheit ausgewertet. Der Hintergrund
ist, dass zwischen zwei übereinadergewickelten Lagen der Materialbahn des Wickels
in der Regel eine Trennlage eingearbeitet ist, um das Verkleben der übereinander liegenden
Lagen der Materialbahn zu verhindern. Diese Trennlage weist eine andere Reflexionsfähigkeit
auf als die Materialbahn selber. Aus einer gemessenen sprunghaften Änderung der Reflexionsfähigkeit
an einer tangentialen Stelle der Mantelfläche ist bei dem Materialantransportschritt
der Materialbeladung mittels der Steuereinheit die Information auswertbar, dass an
dieser Stelle der freie Endabschnitt beginnt bzw. endet. Die gewonnen Informationen
über die Position und/oder Ausrichtung des freien Endabschnitts bei dem Materialantransportschritt
der Materialbeladung wertet die Steuereinheit aus. Auf Grundlage dieser Auswertung
steuert die Steuereinheit den Roboter bei dem anschließenden Materialaufnahmeschritt
derart, dass der Roboter die Greifeinrichtung zu der Position des freien Endes der
Materialbahn verfährt und die Materialbahn aufnimmt.
[0031] Alternativ oder zusätzlich können andere erste Sensiermittel die Position und/oder
die Ausrichtung des freien Endabschnitts bei dem Materialpositionierschritt sensieren.
Hierbei wertet die Steuereinheit bei dem Heranführen und Ausrichten des Materialpositionierschritts
die sensierte Position und/oder Ausrichtung des freien Endabschnitts aus, und zwar
im Falle der Materialbeladung relativ zu der Materialzubringstation und im Falle der
Materialentladung relativ zu der Materialkassette, insbesodnere relativ zu dem Wickel.
Durch die Auswertung der Position und/oder Ausrichtung des freien Endabschnitts werden
die Regelungsmöglichkeiten für die zielführende vollautomatische Steuerung des Roboters
zur Durchführung des Materialaufnahmeschritts und des Materialpositionierschritts
verbessert.
[0032] In einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Steuereinheit den wenigstens
einen Positions-Wert und/oder den wenigstens einen Ausrichtungs-Wert in einem Regelkreis
mit einem oder mehreren Sollwerten abgleicht und hieraus eine oder mehrere Regelabweichungs-Werte
bestimmt, nach deren Maßgabe die Steuereinheit mittels Steuerns des Roboters die Position
und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts verändert, insbesondere die eine
oder mehreren Regelabweichungen verringert.
[0033] Dies hat den Vorteil, dass mittels des Regelkreises bei dem Materialaufnahmeschritt
und bei dem Materialpositionierschritt ein vorprogrammiertes Profil der gewünschten
Bewegungsführung des freien Endes der Materialbahn mittels des Roboters umgesetzt
werden kann und bei Abweichungen hiervor die Steuereinheit ausgleichend nachregelt.
[0034] In einer Weiterbildugn der Erfindung ist vorgesehen, dass die Materialzubringstation
eine Umgreifeinrichtung aufweist, welche wenigstens ein zweites von der Steuereinheit
gesteuertes Greifwerkzeug aufweist.
[0035] Dies hat den Vorteil, dass das erste Greifwerkzeugs den freien Endabschnitt an der
Umgreifeinrichtung im Sinne einer Zwischenablage für ein Zeitfenster sicher ablegen
kann, beispielsweise für das Durchführen von Nachjustierungen an der Position des
freien Endabschnitts oder an dem ersten Greifwerkzeug.
[0036] In einer Weiterbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass das Verfahren einen nach
dem Materialaufnahmeschritt und vor dem Materialpositionierschritt mittels des Roboters
durchgeführten Umgreifschritt beinhaltet, umfassend ein Ändern der relativen Position
des ersten Greifwerkzeugs in Bezug auf das freie Ende der Materialbahn.
[0037] Durch das Ändern der relativen Position kann die relative Position für das Durchführen
des darauf folgenden Materialpositionierschritts optimiert werden. Beispielsweise
kann es bei der Materialbeladung je nach Position, in der der freie Endabschnitt bei
dem Materialaufnahmeschritt an der Materialkassette von dem ersten Greifwerkzeug gegriffen
werden konnte, sinnvoll sein, die relative Position des ersten Greifwerkzeugs in Bezug
auf das freie Ende der Materialbahn zu ändern, um das freie Ende bei dem Materialpositionierschritt
kinematisch besonders sinnvoll an das Förderwerk der Materialzubringstation heranführen
und daran ausrichten zu können. Ebenso kann es bei der Materialentladung je nach Position,
in der der freie Endabschnitt bei dem Materialaufnahmeschritt an der Materialzubringstation
gegriffen werden konnte, sinnvoll sein, die relative Position des ersten Greifwerkzeugs
in Bezug auf das freie Ende der Materialbahn zu ändern, um das freie Ende bei dem
Materialpositionierschritt kinematisch besonders sinnvoll an die Materialkassette
heranführen und daran ausrichten zu können.
[0038] in einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Verfahren einen vor
dem Materialpositionierschritt mittels der Steuereinheit durchgeführten logischen
Fallunterscheidungsschritt umfasst, bei welchem die Steuereinheit eine Information
über die Position und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts, insbesondere
den wenigstens einen ersten Positions-Wert und/oder den wenigstens einen ersten Ausrichtungs-Wert,
logisch auswertet und das Ergebnis der Auswertung als Kriterium für die Auswahl aus
wenigstens zwei Varianten der Fortführung des Verfahrens verwendet, wobei in einer
ersten dieser Varianten das Verfahren einen oder den nach dem Materialaufnahmeschritt
und vor dem Materialpositionierschritt mittels des Roboters durchgeführten Umgreifschritt
beinhaltet, umfassend ein Ändern der relativen Position des ersten Greifwerkzeugs
in Bezug auf das freie Ende der Rohmaterialbahn, und wobei in einer zweiten dieser
Varianten das Verfahren ohne diesen Umgreifschritt fortgeführt wird.
[0039] Dies hat den Vorteil, dass der Umgreifschritt lediglich bedarfsweise durchgeführt
wird. Insbesondere entfällt der mögliche Umgreifschritt in denjenigen Fällen, in denen
die Steuereinheit bereits nach dem Materialaufnahmeschritt anhand des wenigstens einen
ersten Positions-Wert und/oder des wenigstens einen ersten Ausrichtungs-Wert logisch
ausgewertet hat, dass der freie Endabschnitt bei dem anstehenden Materialpositionierschritt
kinematisch besonders sinnvoll an das Förderwerk oder die Materialkassette herangeführt
werden und dort ausgerichtet werden kann
[0040] in einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Umgreifschritt des
Verfahrens die folgenden von der Steuereinheit gesteuerten Teilschritte umfasst:
- a) Heranführen des von dem ersten Greifwerkzeug gegriffenen freien Endabschnitts an
das zweite Greifwerkzeug, wobei das erste Greifwerkzeug in einer ersten relativen
Position in Bezug auf den freien Endabschnitt angeordnet ist,
- b) Ausrichten des von dem ersten Greifwerkzeug gegriffenen freien Endabschnitts an
dem zweiten Greifwerkzeug,
- c) Greifen des von dem ersten Greifwerkzeug gegriffenen freien Endabschnitts mittels
des zweiten Greifwerkzeugs,
- d) Beenden des Greifens durch das erste Greifwerkzeug,
- e) Umpositionieren des ersten Greifwerkzeugs an dem freien Endabschnitt hin zu einer
zweiten relativen Position des ersten Greifwerkzeugs in Bezug auf das freie Ende,
- f) Greifen des von dem zweiten Greifwerkzeug gehaltenen freien Endabschnitts mittels
des ersten Greifwerkzeugs,
- g) Beenden des Greifens durch das zweite Greifwerkzeug,
- h) Abheben des von dem ersten Greifwerkzeug gegriffenen freien Endabschnitts von der
Umgreifeinrichtung.
[0041] Diese Kombination aus Teilschritten des Umgreifschritts hat den Vorteil, dass eine
standardisierte und prozessichere erprobte Anpassung der relativen Position des ersten
Greifwerkzeugs in Bezug auf den freien Endabschnitt durchführbar ist. Die Verfahrensführung
mit dem Ausrichten des freien Endabschnitts an dem zweiten Greifwerkzeug und das Greifen
des freien Endabschnitts mittels es zweiten Greifwerkzeugs erlaubt eine besonders
verlässliche Änderung der ersten relativen Position des Greifwerkzeugs zu seiner zweiten
relativen Position in Bezug auf den freien Endabschnitt und somit eine besonders prozesssichere
Durchführung des späteren Matarialpositionierschritts.
[0042] In einer möglichen Verfahrensführung greift die erste Greifeinrichtung bei dem Materialaufnahmeschritt
das freie Materialende auf einer ersten der beiden flachen und parallel zueinander
angeordneten Flächen der Materialbahn, wobei bei dem Umpositionieren des Umgreifschritts
das erste Greifwerkzeug mittels des Roboters zu der zweiten der beiden flachen und
parallel zueinander angeordneten Flächen geführt wird und dort das Greifen in der
zweiten relativen Position durchführt. Hierdurch wechselt somit das erste Greifwerkzeug
die Seite, von der es den freien Endabschnitt greift. Dies ist insbesondere deshalb
von Vorteil, weil hierdurch verschiedene Ablöseszenarien, bei denen der freie Endabschnitt
bei dem Materialantransportschritt der Materialbeladung entweder an dem Wickel anhaftet
oder hiervon absteht, bewerkstelligt werden können. Das mögliche Umgreifen von einer
ersten gegriffenen Seite der Materialbahn hin zu der zweiten gegriffenen Seite erhöht
wesentlich die Möglichkeiten, den freien Endabschnitt bei dem Materialaufnahmeschritt
einerseits aufzunehmen und anschließend an der Materialzubringstation sinnvoll auszurichten.
Ein weiterer Vorteil ist, dass bei dem Materialpositionierschritt bei der Materialentladung
hierdurch der freie Endabschnitt nach dem Wechseln der vom ersten Greifwerkzeug gegriffenen
Seite besser oder überhaupt erst an der Materialkassette, insbesondere dem Wickel,
platziert werden kann.
[0043] In einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Materialzubringstation,
insbesondere die Umgreifeinrichtung, wenigstens ein zweites Sensiermittel aufweist,
mittels welchem die Steuereinheit die Position und/oder die Ausrichtung des freien
Endabschnitts während zumindest eines Teils des Umgreifschritts auswertet und hieraus
wenigstens einen zweiten Positions-Wert und/oder oder wenigstens einen zweiten Ausrichtungs-Wert
bestimmt.
[0044] Hierdurch ist mittels der Steuereinrichtung eine für den späteren Materialpositionierschritt
besonders sinnvolle zweite relative Position sehr präzise bestimmbar. Die Sensiermittel
können hierbei grundsätzlich alle Mittel sein, mittels welchen die Steuereinrichtung
Informationen über die Position und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts
erhebt und einer Auswertung durch die Steuereinrichtung zugänglich macht.
[0045] In einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Steuereinheit bei dem
Umgreifschritt den wenigstens einen zweiten Positions-Wert und/oder den wenigstens
einen zweiten Ausrichtungs-Wert in einem Regelkreis mit einem oder mehreren Sollwerten
abgleicht und hieraus eine oder mehrere Regelabweichungs-Werte bestimmt, nach deren
Maßgabe die Steuereinheit mittels Steuerns des Roboters die Position und/oder die
Ausrichtung des ersten Greifwerkzeugs in Bezug auf den freien Endabschnitt verändert,
insbesondere derart, dass der oder die Regelabweichungs-Werte verringert werden.
[0046] Dies hat den Vorteil, dass mittels des Regelkreises bei dem Umgreifschritt ein vorprogrammiertes
Profil der gewünschten Bewegungsführung des freien Endes der Materialbahn mittels
des Roboters und der von der Steuereinrichtung gesteuerten zweiten Greifeinrichtung
umgesetzt werden kann und bei Abweichungen hiervor die Steuereinheit ausgleichend
nachregelt.
[0047] In einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das wenigstens eine zweite
Greifwerkzeug einen zweiten Vakuumgreifer aufweist, insbesondere einen zweiten Vakuumbalken
mit wenigstens einer zweiten Saugglocke, und dass das Ändern der relativen Position
des ersten Greifwerkzeugs in Bezug auf den freien Endabschnitt ein oder das Greifen
des freien Endabschnitts mittels Anlegen eines Unterdrucks an dem zweiten Vakuumgreifer,
insbesondere an der wenigstens einen zweiten Sauglocke, umfasst.
[0048] Dies hat den Vorteil, dass der Umgreifschritt besonders prozesssicher robotergesteuert
umsetzbar ist. Weiterhin ist mittels eines Vakuumgreifers die kinematisch Umsetzung
des Greifens für den Roboter besonders einfach und kostengünstig umsetzbar, insbesondere
als Ergänzung zu einem bereits als Vakuumgreifer ausgestalteten ersten Greifwerkzeug
mit der dafür ohnehin notwendigen Unterdruckquelle. Zudem können fehleranfällige Greifwerkzeuge
mit komplizierten Mechaniken vermieden werden.
[0049] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Als Zeichnungen zeigen
- Fig. 1:
- eine schematische Seitenansicht einer Verarbeitungsmaschine für Bahnenware bei einem
ersten Ablöseszanario eines freien Endabschnitts,
- Fig. 2:
- die Verarbeitungsmaschine gem. Fig. 1 nach einem Materialpositionierschritt bei der
Materialbeladung,
- Fig. 3:
- die Verarbeitungsmaschine bei einem zweiten Ablöseszenario des freien Endabschnitts,
- Fig. 4:
- die Verarbeitungsmaschine beim Durchführen eines Umgreifschritts,
- Fig. 5:
- die Verarbeitungsmaschine beim Durchführen des Umgreifschritts,
- Fig. 6:
- eine perspektivische Ansicht der Verarbeitungsmaschine gemäß der Figuren 1 bis 5
[0050] Figur 1 zeigt einen Teil einer Verarbeitungsmaschine 2 für Bahnenware als stilisierte
Seitenansicht. Gezeigt ist eine Materialbahn 4, die zu einem Wickel 6 aufgerollt ist.
[0051] Der Wickel 6 ist in einer Materialkassette 8 angeordnet und an bzw. in dieser rotierbar
gelagert. Die Verarbeitungsmaschine 2 umfasst einen Roboter 10 sowie eine (nicht dargestellten)
Steuereinheit 12. Die Verarbeitungsmaschine 2 umfasst weiterhin eine Materialzubringstation
14. Die Materialzubringstation 14 weist ein Förderwerk 16 mit einem ersten Fließband
18 und einem zweiten Fließband 20 auf. Die Materialzubringstation 14 ist mittels des
ersten Fließbands 18 und mittels des zweiten Fließbands 20 dazu eingerichtet, die
Materialbahn 4 zu einer nicht dargestellten Verarbeitungsstation der Verarbeitungsmaschine
2 zu transportieren, wo die Materialbahn 4 wenigstens einem Verarbeitungsprozess unterzogen
wird. Das erste Fließband 18 ist dazu eingerichtet, die Materialbahn 4 in einer ersten
Förderrichtung in die Verarbeitungsmaschine 2 hinein zu transportieren. Das zweite
Fließband 20 ist dazu eingerichtet, die Materialbahn 4 in einer zweiten Förderrichtung
24 in die Verarbeitungsmaschine 2 hinein zu transportieren.
[0052] Die Materialkassette 8 und somit die Materialbahn 4 wurden bei dem Zustand gemäß
Figur 1 in einem vorgelagerten Schritt des Heranfahrens von außen an die Verarbeitungsmaschine
2 herangefahren und an der Verarbeitungsmaschine 2 platziert, insbesondere starr fixiert.
[0053] Besonders vorteilhaft kommt das Verfahren bei der maschinellen Reifenherstellung
zum Einsatz. Hierbei kann die Verarbeitungsmaschine 2 beispielsweise ein Kalander
oder eine Reifenbaumaschine sein.
[0054] Der besondere Vorteil der gezeigten Verarbeitungsmaschine 2 ist, dass mittels ihr
das erfindungsgemäße Verfahren zur maschinellen Materialbeladung und/oder zur maschinellen
Materialentladung durchführbar ist.
[0055] Eine besondere Funktion übernimmt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren und in der
Verarbeitungsmaschine 2 der Roboter 10. Bevor die Verarbeitungsmaschine 2 die Materialbahn
4 entlang der Förderrichtung 22, 24 in die Verarbeitungsmaschine 2 einziehen und anschließend
in einem Verarbeitungsprozess kontinuierlich verarbeiten kann, muss die Materialbahn
4 aus der Materialkassette 8 entnommen und an dem Förderwerk 16 platziert und daran
ausgerichtet werden. Der vorgenannte Vorgang ist eine Materialbeladung der Verarbeitungsmaschine
2.
[0056] Weiterhin wird mittels des Roboters 10 und der Steuereinheit 12 bei dem Verfahren
zur maschinellen Materialbeladung diese Materialbeladung der Verarbeitungsmaschine
2 vollautomatisch bewerkstelligt.
[0057] Umgekehrt kann es sein, dass der Verarbeitungsprozess der Verarbeitungsmaschine 2
in einem Zustand abgebrochen wird, in der lediglich ein Teil der Materialbahn 4 von
dem Wickel 6 abgerollt und entlang der Förderrichtung 22, 24 in die Maschine hinein
gefördert und dort verarbeitet wurde. Oft wird die Materialbahn 4 innerhalb der Verarbeitungsmaschine
2 dann abgeschnitten und muss aus der Verarbeitungsmaschine 2 entgegen der Förderrichtungen
24, 22 zurückgezogenen, wieder auf den Wickel 6 aufgerollt und in der Materialkassette
8 verstaut werden. Der vorgenannte Vorgang ist eine Materialentladung der Verarbeitungsmaschine
2. Mittels des Roboters 10 und der Steuereinheit 12 wird bei dem Verfahren zur maschinellen
Materialentladung diese Materialentladung der Verarbeitungsmaschine 2 vollautomatisch
bewerkstelligt.
[0058] Die Durchführung des Verfahrens zur maschinellen Materialbeladung und des Verfahrens
zur maschinellen Materialentladung der Verarbeitungsmaschine 2 werden nachfolgend
getrennt dargestellt. Soweit nachfolgend dabei bauliche Eigenschaften der Verarbeitungsmaschine
2 konkreter beschrieben werden, so sind diese sowohl bei dem Verfahren zur Materialbeladung,
als auch bei dem Verfahren zur Materialentladung in der Verarbeitungsmaschine 2 verwirklicht.
[0059] Zur maschinellen Materialbeladung wird zunächst ein Materialantransportschritt durchgeführt,
bei dem ein freier Endabschnitt 26 der Materialbahn 4 an die Materialzubringstation
14 herangeführt wird. Das Heranführen bei dem Materialantransportschritt muss nicht
bedeuten, dass bereits bei dem Materialantransportschritt die Materialbahn 4 mit der
Materialzubringstation 14 in unmittelbare Wechselwirkung gelangt. Vielmehr ist hiermit
gemeint, dass in einem ersten Schritt der freie Endabschnitt 26 aus der Materialkassette
8 entweder herausgenommen oder für das Herausnehmen und Transportieren zu der Materialzubringstation
14 vorbereitet wird, indem der freie Endabschnitt in eine besonders geeignete Position
gefahren wird.
[0060] Bei dem Materialantransportschritt der Materialbeladung wird der Wickel 6 in der
Materialkassette 8 um seine Achse rotiert, sodass die Materialbahn 4 von dem Wickel
6 entnehmbar ist. Häufig ist dies damit verbunden, dass eine Trennbahn 28 zusammen
mit der Materialbahn 4 von dem Wickel 6 abgerollt wird. Die Materialbahn 4 ist dabei
mit der Trennbahn 28 belegt, sodass bei dem aufgerollten Wickel 6 nicht zwei übereinander
gewickelte Lagen der Materialbahn 4 miteinander in direkten Kontakt kommen und verkleben.
Mit dem Abwickeln der Materialbahn 4 von dem Wickel 6 ist somit ein korrespondierendes
Abwickeln der Trennbahn 28 verbunden.
[0061] Hierbei sind im Wesentlichen zwei typische Ablöseszenarien möglich, auf die das Heranführen
der Materialbahn 4 von der Materialkassette für die weiteren Verfahrensschritte von
statten geht.
[0062] Bei dem ersten Ablöseszenario, wie dieses in Figur 1 dargestellt ist, löst sich der
freie Endabschnitt 26 selbsttätig von dem Wickel 6. Dies kann beispielsweise aufgrund
von Materialspannungen in der Materialbahn 4 passieren, oder auch aufgrund des Wirkens
der Schwerkraft auf den freien Endabschnitt 26. Hierbei wird der freie Endabschnitt
26 von dem Wickel 6 und aus der Materialkassette 8 heraus und an die Materialzubringstation
14 herangeführt. In der Darstellung gemäß Figur 1 ist zu erkennen, dass der freie
Endabschnitt 26 hierbei auf der abtransportierten Trennbahn 28 zu liegen kommt und
von der Materialkassette 8 weg transportiert wird. Hierbei ist eine erste flache Fläche
32 der Materialbahn 4 und des freien Endabschnitts 26 nach unten zu der abtransportierten
Trennbahn 28 hin orientiert. Weiterhin ist eine zweite flache Fläche 34 der Materialbahn
4 und des freien Endabschnitts 26 zu der der ersten Fläche 32 gegenüberliegenden Seite
hin orientiert. Dies entspricht der Position und der Ausrichtung des freien Endabschnitts
26 bei dem Materialantransportschritt mit dem ersten Ablöseszenario.
[0063] Bei einem zweiten Ablöseszenario, welches weiter unten stehend detaillierter beschrieben
werden wird, löst sich der freie Endabschnitt 26 nicht selbstständig von dem Wickel
6. Dies kann beispielsweise passieren, falls die Materialbahn 4 trotz der Trennbahn
28 an der Trennbahn anhaftet und der Rotationsbewegung der Mantelfläche des Wickels
6 folgt. Dies würde bei der Darstellung gemäß Figur 1 bedeuten, dass der freie Endabschnitt
26 nicht (nach rechts gemäß der Darstellung in Figur 1) zusammen mit der Trennbahn
28 an der tiefsten Stelle aus der Materialkassette herausgeführt wird, sondern nach
oben gerichtet gegen den Uhrzeigersinn mit dem Wickel mitrotieren würde. Dies bedeutet,
dass bei dem zweiten Ablöseszenario der freie Endabschnitt 26 bei der Rotation des
Wickels 6 (entgegen dem Uhrzeigersinn in Figur 1) in tangentialer Richtung des Wickels
6 zunächst noch ein Stück weit auf die Materialzubringstation 14 hingeführt und anschließend
an der Mantelfläche des Wickels 6 weiter nach oben geführt wird. Das eigentliche Ablösen
des freien Endabschnitts 26 von dem Wickel 6 erfolgt hierbei erst bei oder nach dem
Greifen des nachfolgenden Materialaufnahmeschritts. Die Position des freien Endabschnitts
26 nach dem Materialantransportschritt bei dem zweiten Ablöseszenario ist in Figur
3 gezeigt.
[0064] Für jedes der beiden vorgenannten Ablöseszenarien ist mittels des Roboters 10 eine
andere kinematische Durchführungen des Materialaufnahmeschritts für das Greifen des
freien Endabschnitts 26 notwendig, welcher nach dem Materialantransportschritt durchgeführt
wird.
[0065] Im Falle des ersten Ablöseszenarios einer Materialbeladung erfolgt in dem auf den
Materialantransportschritt folgenden Materialaufnahmeschritt ein Greifen des freien
Endabschnitts 26 mittels des von der Steuereinheit 12 gesteuerten Roboters 10 in der
teilweise abgewickelten Position und Ausrichtung auf der Trennbahn 28 gemäß der Darstellung
in Figur 1. Hierbei wird der Roboter 10 entsprechend der Position und Ausrichtung
des freien Endabschnitts 26 an diesen herangeführt.
[0066] Der Roboter weist ein erstes Greifwerkzeug 30 in Form eines ersten Vakuumbalkens
30 auf. Die Steuereinheit 12 steuert den Roboter 10 derart, dass der Vakuumbalken
30 an dem freien Endabschnitt 26 an der zweiten Fläche 34 angesetzt wird. Durch Anlegen
eines Unterdrucks, was ebenfalls die Steuereinheit 12 steuert, greift der Roboter
10 mittels des Vakuumbalkens 30 den freien Endabschnitt 26. Durch das Greifen des
freien Endabschnitts 26 wird eine kraftschlüssige Verbindung zwischen dem Greifwerkzeug
30 und dem freien Endabschnitt 26 hergestellt. Durch diese kraftschlüssige Verbindung
wird mittels des Roboters 10 gemäß dem Steuern durch die Steuereinheit 12 der freie
Endabschnitt 26 aufgenommen und im weiteren Verlauf des Verfahrens an die Materialzubringstation
14 herangeführt.
[0067] Nach dem Materialaufnahmeschritt bei dem ersten Ablöseszenario erfolgt ein Materialpositionierschritt,
bei welchem das weitere Heranführen des gegriffenen freien Endabschnitts 26 an das
Förderwerk 16 der Materialzubringstation 14 erfolgt. Weiterhin erfolgt ein Ausrichten
des gegriffenen freien Endabschnitts 26 an dem Förderwerk 16 der Materialzubringstation
14. Bei dem Heranführen des freien Endabschnitts 26 wird der Wickel 6 der Materialbahn
4 weitergehend abgerollt. Dies kann entweder allein durch das Ziehen an der Materialbahn
4 mittels des Roboters 10 bei dem Materialpositionierschritt erfolgen, oder alternativ
mittels einer Unterstützung durch eine Antriebsvorrichtung der Materialkassette 8,
die den Wickel 6 antreibt.
[0068] Bei dem Heranführen und dem Ausrichten des freien Endabschnitts 26 an der Materialzubringstation
14 hält der Roboter 10 mittels des Greifwerkzeugs 30 den freien Endabschnitt 26 an
dessen zweiter Fläche 34 fest und legt die gegenüberliegende erste Fläche 32 an das
Förderwerk 16, insbesondere das erste Fließband 18, flächig kontaktierend an.
[0069] Figur 2 zeigt, dass als Ergebnis des Materialpositionierschritts der freie Endabschnitt
26 an dem Förderwerk 16, insbesondere auf dem ersten Fließband 18, angeordnet ist.
Dabei erstreckt sich die Materialbahn 4 ausgehend von der Materialkassette 8, insbesondere
von dem Wickel 6, bis hin zu der Materialzubringstation 14. In diesem Zustand ist
die Materialbahn 4 aus der Materialkassette 8 vollautomatisch entnommen und vollautomatisch
an das Förderwerk 16 herangeführt und dort ausgerichtet worden. Somit wird im weiteren
Verlauf die Materialbahn 4 automatisiert kontinuierlich in einem Materialförderschritt
von dem Förderwerk 16 entlang der Förderrichtung 22, 24 in die Verarbeitungsmaschine
2 hinein gefördert. Eine für das weitere Hineinfördern der Materialbahn 4 gute kraftschlüssige
Verbindung zwischen dem Förderwerk 16 der Materialzubringstation 14 und der Materialbahn
4 wird durch Niederhalterollen 36 bewerkstelligt, welche unmittelbar nach dem Heranführen
und Ausrichten des freien Endabschnitts 26 auf die zweite Fläche 34 der Materialbahn
4 abgesenkt werden und die Materialbahn 4 hierdurch zwischen dem ersten Fließband
18 und den drehbaren Niederhalterollen 36 halten. Mittels der Steuereinheit 12 wird
dann der Unterdruck an dem Vakuumbalken 30 abgeschaltet und das Greifen des freien
Endabschnitts 26 durch die erste Greifvorrichtung 30 beendet.
[0070] Im Falle des zweiten Ablöseszenarios einer Materialbeladung erfolgt in dem auf den
Materialantransportschritt folgenden Materialaufnahmeschritt ein Greifen des freien
Endabschnitts 26 mittels des von der Steuereinheit 12 gesteuerten Roboters 10 in der
an dem Wickel anhaftende Position und Ausrichtung gemäß der Darstellung in Figur 3.
Hierbei wird der Roboter 10 entsprechend der Position und Ausrichtung des freien Endabschnitts
26 bei dem zweiten Ablöseszenario an diesen herangeführt.
[0071] Bei dem zweiten Ablöseszenario ist ein Unterschied zu dem vorstehend beschriebenen
Materialaufnahmeschritt und dem Materialpositionierschritt nach dem ersten Ablöseszenario,
dass bei dem zweiten Ablöseszenario das Greifwerkzeug 30 des Roboters 10 den freien
Endabschnitt 26 bei dem Materialaufnahmeschritt an der ersten Fläche 32 der Materialbahn
4 greift. Dies führt zu dem Problem, das nicht wie in Figur 2 gezeigt, der freie Endabschnitt
26 ohne weiteres mit der ersten Fläche 32 an dem Förderwerk 16 positioniert werden
kann, da hierbei das Greifwerkzeug 30 behindernd im Weg wäre.
[0072] Um dieses Problem zu überkommen, umfasst das Verfahren einen Umgreifschritt, den
der Roboter 10 zwischen dem Materialaufnahmeschritt und dem Materialpositionierschritt
automatisiert durchführt. Hierbei ändert der Roboter 10 die relative Position des
ersten Greifwerkzeugs 30 in Bezug auf den freien Endabschnitt 26 der Materialbahn
4. Dies bedeutet, dass der Roboter 10 bei dem Umgreifschritt den zunächst gegriffenen
Endabschnitt 26 mittels des ersten Greifwerkzeugs 30 freigibt und in einer geänderten
relativen Position des ersten Greifwerkzeugs 30 in Bezug auf den freien Endabschnitt
26 diesen erneut greift.
[0073] Hierfür weist die Materialzubringstation 14 eine Umgreifeinrichtung 38 auf. Die Umgreifeinrichtung
38 weist ein zweites Greifwerkzeug 40 in Form eines zweiten Vakuumbalkens 40 auf.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Umgreifeinrichtung 38 ein starr verbundener
Bestandteil der Verarbeitungsmaschine 2. Alternativ kann die Umgreifeinrichtung 38
auch beweglich ausgestaltet sein, beispielsweise in Form eines weiteren Roboters oder
eines Bestandteil eines solchen.
[0074] Bei dem Umgreifschritt wird zunächst durch den von der Steuereinheit 12 gesteuerten
Roboter 10 der an seiner ersten Fläche 32 mittels des ersten Greifwerkzeugs 30 gegriffene
freie Endabschnitt 26 an das zweite Greifwerkzeug 40 herangeführt. Hierbei ist das
erste Greifwerkzeug 30 in einer ersten relativen Position in Bezug auf den freien
Endabschnitt 26 angeordnet. Am Ende des oder nach dem Heranführen erfolgt ein Ausrichten
des freien Endabschnitts 26 an dem zweiten Greifwerkzeug 40. Daraufhin greift das
zweite Greifwerkzeug 40 den freien Endabschnitt 26 durch Anlegen eines Unterdrucks
an dem Vakuumbalken 40. Das zweite Greifwerkzeug 40 greift im vorliegenden Ausführungsbeispiel
gemäß der Darstellung in den Figuren 4 und 5 den freien Endabschnitt 26 an dessen
erster Fläche 32. Alternativ ist möglich, dass das zweite Greifwerkzeug 40 den freien
Endabschnitt 26 an dessen zweiter Fläche 34 greift. Hierauf beendet die Steuereinheit
12 das Greifen durch das erste Greifwerkzeug 30, indem sie den Unterdruck an dem ersten
Greifwerkzeug 30 abschaltet. Die hierdurch geschaffene Situation entspricht der Darstellung
in Figur 4.während der freie Endabschnitt 26 weiterhin von dem zweiten Greifwerkzeug
40 gehalten wird, positioniert der Roboter 10 das erste Greifwerkzeug 30 dahingehend
um, dass das erste Greifwerkzeug 30 auf die zweite Fläche 34 des freien Endabschnitts
26 verfahren wird. Daraufhin befindet sich das erste Greifwerkzeug 30 in einer zweiten
relativen Position in Bezug auf den freien Endabschnitt 26 was in Figur 5 dargestellt
ist. Daraufhin greift das erste Greifwerkzeug 30 den freien Endabschnitt 26 erneut,
diesmal in seiner zweiten relativen Position in Bezug auf den freien Endabschnitt
26. Daraufhin beendet das zweite Greifwerkzeug 40 sein bis dahin weitergeführtes Greifen
des freien Endabschnitts 26, sodass das erste Greifwerkzeug 40 den freien Endabschnitt
26 von der Umgreifeinrichtung abheben kann.
[0075] Als Ergebnis des Umgreifschritts bei der Materialbeladung greift nunmehr das erste
Greifwerkzeug 30 den freien Endabschnitt an dessen zweiter Fläche 34. Im Anschluss
unterscheidet sich die weitere Durchführung des Materialpositionierschritts nicht
mehr davon, als wenn der Materialantransportschritt und der Materialaufnahmeschritt
mit dem ersten Ablöseszenario stattgefunden hätten. Somit wird mittels des Umgreifschritts
in der vorgenannten Art dem zweiten Ablöseszenario begegnet.
[0076] Um die Verkettung des Materialantransportschritts mit dem Materialaufnahmeschritt
und dem Materialpositionierschritt durchzuführen und gegebenenfalls einen Umgreifschritt
durchzuführen, führt die Steuereinheit einen logischen Fallunterscheidungsschritt
durch. Bei dem Fallunterscheidungsschritt wertet die Steuereinheit 12 eine Information
über die Position und/oder über die Ausrichtung des freien Endabschnitts 26 aus, insbesondere
bei oder nach Beendigung des Materialantransportschritts. Die Information repräsentiert
insbesondere, ob der freie Endabschnitt 26 sich am Ende des Materialantransportschritts
mit dem ersten Ablöseszenario von dem Wickel 6 abgelöst hat oder mit dem zweiten Ablöseszenario
tangential dem Wickel 6 gefolgt ist und die Situation gemäß Figur 3 eingetreten ist.
Die Information über die Position kann beispielsweise mittels Verarbeitens eines ersten
Positions-Werts und/oder eines ersten Ausrichtungs-Werts mittels elektronischer Datenverarbeitung
logisch ausgewertet werden. Anschließend verwendet die Steuereinheit das Ergebnis
der Auswertung als Kriterium für die Auswahl aus wenigstens zwei Alternativen zur
Fortführung des Verfahrens. Insbesondere entscheidet die Steuereinheit 12 im Falle
des ersten Ablöseszenarios selbstständig, dass das Verfahren ohne den vorgenannten
Umgreifschritt fortgeführt wird und setzt dies um. Alternativ entscheidet die Steuereinheit
12 im Falle des zweiten Ablöseszenarios selbstständig, dass das Verfahren mit dem
vorgenannten Umgreifschritt zwischen dem Materialaufnahmeschritt und dem Materialpositionierschritt
durchgeführt wird und setzt dies um.
[0077] Die automatische Erhebung der Information darüber, ob während oder nach dem Materialantransportschritt
und vor dem Materialaufnahmeschritt das erste Ablöseszenario oder das zweite Ablöseszenario
verwirklicht ist, wird mittels eines ersten Sensiermittels 42 der Verarbeitungsmaschine
2 durchgeführt. Das erste Sensiermittel 42 kann beispielsweise einen oder mehrere
Sensoren 42 aufweisen, die derartige Informationen während oder nach dem Materialantransportschritt
erheben, die zur Unterscheidung zwischen der Verwirklichung des ersten Ablöseszenarios
und des zweiten Ablöseszenarios geeignet sind.
[0078] Als das oder die ersten Sensiermittel können beispielsweise eine oder mehrere Lichtschranken,
insbesondere energetische Lichtschranken, ein oder mehrere Laser, insbesondere eine
oder mehrere Triangulations-Lasereinrichtungen, ein oder mehrere Ultraschallsensoren,
ein oder mehrere Radarsensoren und/oder eine oder mehrere Kameras eingesetzt sein.
[0079] Soweit dieses Sensiermittel 42 oder eine Kombination aus diesen Sensiermitteln 42
zur Unterscheidung zwischen der Verwirklichung des ersten Ablöseszenarios und des
zweiten Ablöseszenarios geeignet sind, ist hierdurch der erste Positions-Wert und/oder
der erste Ausrichtungs-Wert bestimmbar, welcher bei dem Fallunterscheidungsschritt
durch logische Auswertung mittels der Steuereinheit als Kriterium für die Durchführung
oder für das Überspringen des Umgreifschritts nach dem Materialaufnahmeschritt und
vor dem Materialpositionierschritt dient.
[0080] Für das Steuern des Roboters 10 mit dem ersten Greifwerkzeug 30 kann die Steuereinheit
12 diesen Positions-Wert und/oder den Ausrichtungs-Wert weiterhin für ein besonders
effektives Heranführen des ersten Greifwerkzeugs 30 an den freien Endabschnitt 26
auswerten, beispielsweise in einem oder mehreren Regelkreisen.
[0081] Weiterhin ist in einer Ausgestaltung möglich, dass die Umgreifeinrichtung 38 wenigstens
ein zweites Sensiermittel aufweist. Mittels des zweiten Sensiermittels ist durch die
Steuereinheit die Position und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts 26 während
zumindest eines Teils des Umgreifschritts auswertbar. Durch das Auswerten ist ein
zweiter Positions-Wert und/oder wenigstens ein zweiter Ausrichtungs-Wert bestimmbar.
Dieser kann wiederum bzw. diese werden in einem Regelkreis mit einem oder mehreren
Sollwerten abgeglichen und hieraus ein oder mehrere Regelabweichungs-Werte bestimmt.
Nach deren Maßgabe steuert die Steuereinheit mittels Steuerns des Roboters 10 die
Bewegungen des Roboters 10 während des Umgreifschritts.
[0082] Das vorgenannte Verfahren ist zudem auch geeignet, eine Materialentladung der Verarbeitungsmaschine
2 automatisiert mittels des Roboters 10 durchzuführen. Gegenüber den vorgenannten
Varianten zur maschinellen Materialbeladung unterscheidet sich die Variante zur Materialentladung
dadurch, dass bei dem Materialantransportschritt das Heranführen des freien Endabschnitts
26 nicht an der Materialkassette 8 bzw. an dem Wickel 6 erfolgt, sondern stattdessen
an dem Förderwerk 16. Hierbei erfolgt das Heranführen des freien Endabschnitts 26
entgegen der Förderrichtungen 22, 24 aus der Verarbeitungsmaschine 2 heraus und zurück
zu deren Materialzubringstation 14 hin. Hieraufhin erfolgt der Materialaufnahmeschritt
mit dem Greifen des freien Endabschnitts 26 an dem Förderwerk 16. Bei dem Materialaufnahmeschritt
entspricht die Position und Ausrichtung der Materialbahn 4 und des freien Endabschnitts
26 sowie des Roboters 10 mitsamt dem ersten Greifwerkzeug 30 der Darstellung gemäß
Figur 2. Dies ist insofern- bezogen auf die reine Anordnung der Komponenten - die
Situation, die als Ergebnis des Verfahrens zur Materialbeladung vorliegt, bevor der
freie Endabschnitt 26 zur weiteren Verarbeitung mittels des Förderwerks 16 entlang
der Förderrichtung 22, 24 in die Verarbeitungsmaschine 2 eingezogen wird.
[0083] Bei der Materialentladung folgt der Materialpositionierschritt automatisiert mittels
des Roboters 10, wobei dieser den gegriffenen freien Endabschnitt 26 nicht wie bei
der Materialbeladung an das Förderwerk 16 der Materialzubringstation 14, sondern stattdessen
an die Materialkassette 8, insbesondere an den Wickel 6 heranführt und ausrichtet.
Hierbei wird in einer Variante ein Umgreifschritt zwischen dem Materialaufnahmeschritt
und den Materialpositionierschritt mittels des Roboters 10 und des zweiten Greifwerkzeugs
40 durchgeführt. Hierdurch kann bei dem Materialaufnahmeschritt für die Materialentladung
der freie Endabschnitt 26 an dessen zweiter Fläche 34 mittels des ersten Greifwerkzeugs
30 gegriffen werden und nach dem Umgreifschritt der freie Endabschnitt 26 mit eben
dieser zweiten Fläche 34 an den Wickel 6, insbesondere an die Materialkassette 8,
angesetzt werden, indem der Roboter 10 mit dem ersten Greifwerkzeug 30 in einer Position
gemäß der Darstellung aus Figur 3 den freien Endabschnitt 26 an dessen erster Fläche
32 hält und an der Materialkassette 8 bzw. den Wickel 6 ausrichtet.
[0084] Figur 6 zeigt eine detailreichere perspektivische Linienzeichnung eines Teils der
Verarbeitungsmaschine 2 als mögliche Ausgestaltung.
[0085] In einer vorteilhaften Ausgestaltung findet zunächst das Verfahren zur maschinellen
Materialbeladung statt, bei welchem der Verarbeitungsmaschine 2 die vorher antransportierte
Materialbahn 4 an der Materialzubringstation 14 mittels des Roboters 10 zugeführt
wird. Nach Hineinfördern der Materialbahn 4 in die Verarbeitungsmaschine 2 entlang
der Förderrichtung 22, 24 und Durchführen des (nicht dargestellten) nachgeschalteten
Verarbeitungsprozesses unter Verbrauchen eines Teils der Materialbahn 4 ist häufig
der Wickel 6 nur teilweise abgewickelt und ein erheblicher Teil der Materialbahn 4
unverarbeitet geblieben. Dieser Teil der Materialbahn 4 wird bei dem Materialentnahmeschritt
aus der Verarbeitungsmaschine 2 entgegen der Förderrichtung 22, 24 zunächst zurück
zu dem Förderwerk 16 geführt und anschließend mittels des Roboters 10, gegebenenfalls
unter Zuhilfenahme von zusätzlichem Umgreifen in dem Umgreifschritt, zurück an die
Materialkassette 8 bzw. den Wickel 6 geführt und daran ausgerichtet. Anschließend
kann die nur noch mit dem Teil der Materialbahn 4 bewickelte Materialkassette 8 von
der Verarbeitungsmaschine 2 wieder weg transportiert werden. Anschließend ist eine
weitere Materialkassette an die Verarbeitungsmaschine 2 heran transportierbar und
die vorgenannte Verfahrensführung durchführbar.
[0086] Das automatisierte Verfahren zur maschinellen Materialbeladung und/oder Materialentladung
der Verarbeitungsmaschine 2 erlaubt somit, der Verarbeitungsmaschine 2 eine Materialbahn
4 zuzuführen, ohne dass hierzu händische Schritte des Einfädelns des freien Endes
26 an der Materialzubringstation 14 nötig sind. Hierdurch ist die gesamte Verkettung
der Abläufe vom Antransport einer Materialbahn 4 in einer Materialkassette 8 bis zu
deren Verarbeitung und ggf. wieder teilweisen Entnahme aus der Verarbeitungsmaschine
2 besonders gut planbar, synchronisierbar und maschinell sicher und kostengünstig
umsetzbar.
Bezugszeichenliste
[0087]
- 2
- Verarbeitungsmaschine
- 4
- Materialbahn
- 6
- Wickel
- 8
- Materialkassette
- 10
- Roboter
- 12
- Steuereinheit
- 14
- Materialzubringstation
- 16
- Förderwerk
- 18
- erstes Fließband
- 20
- zweites Fließband
- 22
- erste Förderrichtung
- 24
- zweite Förderrichtung
- 26
- freier Endabschnitt
- 28
- Trennbahn
- 30
- erstes Greifwerkzeug
- 32
- erste Fläche
- 34
- zweite Fläche
- 36
- Niederhalterollen
- 38
- Umgreifeinrichtung
- 40
- zweites Greifwerkzeug
- 42
- erstes Sensiermittel
1. Verfahren zur maschinellen Materialbeladung oder Materialentladung einer Verarbeitungsmaschine
für Bahnenware, die eine Materialzubringstation (14) zum Fördern einer Materialbahn
(4) aufweist, umfassend die folgenden Schritte:
- einen Materialantransportschritt, umfassend ein Heranführen eines freien Endabschnitts
(26) einer Materialbahn (4) an eine Materialzubringstation (14) heran,
- einen nach dem Materialantransportschritt durchgeführten Materialaufnahmeschritt,
umfassend ein Greifen des freien Endabschnitts (26),
- einen nach dem Materialaufnahmeschritt durchgeführten Materialpositionierschritt,
umfassend ein Heranführen des gegriffenen freien Endabschnitts (26) an ein Förderwerk
(16) der Materialzubringstation (14) oder an eine Materialkassette (8), und weiterhin
umfassend ein Ausrichten des gegriffenen freien Endabschnitts (26) an dem Förderwerk
(16) oder an der Materialkassette (8),
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verarbeitungsmaschine (2) einen von einer Steuereinheit (12) gesteuerten Roboter
(10) mit wenigstens einem ersten Greifwerkzeug (30) aufweist, mittels welchem der
Roboter (10) den Materialaufnahmeschritt und/oder den Materialpositionierschritt automatisiert
durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren auf den Materialpositionierschritt folgend
- einen Materialförderschritt mit einem Fördern der Materialbahn (4) mittels des Förderwerks
(16) entlang einer Förderrichtung (22, 24) der Verarbeitungsmaschine (2) für eine
weitere Verarbeitung der Materialbahn (4) umfasst oder
- einen Entnahmeschritt mit einem Entnehmen der Materialkassette (8) aus der Verarbeitungsmaschine
umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Greifwerkzeug (30) einen ersten Vakuumgreifer (30) aufweist, insbesondere
einen ersten Vakuumbalken (30) mit wenigstens einer ersten Saugglocke, und dass das
Greifen ein Anlegen eines Unterdrucks an dem ersten Vakuumgreifer (30), insbesondere
an der wenigstens einen ersten Sauglocke, umfasst.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verarbeitungsmaschine (10), insbesondere die Materialzubringstation (14), wenigstens
ein erstes Sensiermittel (42) aufweist, mittels welchem die Steuereinheit (12) die
Position und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts (26) während und/oder nach
dem Materialantransportschritt auswertet und hieraus wenigstens einen ersten Positions-Wert
und/oder wenigstens einen ersten Ausrichtungs-Wert bestimmt, insbesondere vor und/oder
während des Greifens bei dem Materialaufnahmeschritt, vor und/oder während des Heranführens
an das Förderwerk (14) oder an die Materialkassette (8) und/oder vor und/oder während
des Ausrichtens an dem Förderwerk (14) oder an der Materialkassette (8).
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (12) den wenigstens einen Positions-Wert und/oder den wenigstens
einen Ausrichtungs-Wert in einem Regelkreis mit einem oder mehreren Sollwerten abgleicht
und hieraus eine oder mehrere Regelabweichungs-Werte bestimmt, nach deren Maßgabe
die Steuereinheit (12) mittels Steuerns des Roboters (10) die Position und/oder die
Ausrichtung des freien Endabschnitts (26) verändert, insbesondere die eine oder mehreren
Regelabweichungen verringert.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialzubringstation (14) eine Umgreifeinrichtung (38) aufweist, welche wenigstens
ein von der Steuereinheit gesteuertes zweites Greifwerkzeug (40) aufweist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren einen nach dem Materialaufnahmeschritt und vor dem Materialpositionierschritt
mittels des Roboters (10) durchgeführten Umgreifschritt beinhaltet, umfassend ein
Ändern der relativen Position des ersten Greifwerkzeugs (30) in Bezug auf den freien
Endabschnitt (26) der Materialbahn (4).
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren einen vor dem Materialpositionierschritt mittels der Steuereinheit
(12) durchgeführten logischen Fallunterscheidungsschritt umfasst, bei welchem die
Steuereinheit (12) eine Information über die Position und/oder die Ausrichtung des
freien Endabschnitts (26), insbesondere den wenigstens einen ersten Positions-Wert
und/oder den wenigstens einen ersten Ausrichtungs-Wert, logisch auswertet und das
Ergebnis der Auswertung als Kriterium für die Auswahl aus wenigstens zwei Varianten
der Fortführung des Verfahrens verwendet, wobei
- in einer ersten dieser Varianten das Verfahren einen oder den nach dem Materialaufnahmeschritt
und vor dem Materialpositionierschritt mittels des Roboters (10) durchgeführten Umgreifschritt
beinhaltet, umfassend ein Ändern der relativen Position des ersten Greifwerkzeugs
(30) in Bezug auf den freien Endabschnitt (26) der Materialbahn (4), und
- in einer zweiten dieser Varianten das Verfahren ohne diesen Umgreifschritt fortgeführt
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass der Umgreifschritt die folgenden von der Steuereinheit (12) gesteuerten Teilschritte
umfasst:
a) Heranführen des von dem ersten Greifwerkzeug (39) gegriffenen freien Endabschnitts
(26) an das zweite Greifwerkzeug (40), wobei das erste Greifwerkzeug (30) in einer
ersten relativen Position in Bezug auf den freien Endabschnitt (26) angeordnet ist,
b) Ausrichten des von dem ersten Greifwerkzeug (30) gegriffenen freien Endabschnitts
(26) an dem zweiten Greifwerkzeug (40),
c) Greifen des von dem ersten Greifwerkzeug (30) gegriffenen freien Endabschnitts
(26) mittels des zweiten Greifwerkzeugs (40),
d) Beenden des Greifens durch das erste Greifwerkzeug (30),
e) Umpositionieren des ersten Greifwerkzeugs (30) an dem freien Endabschnitt (26)
hin zu einer zweiten relativen Position des ersten Greifwerkzeugs (30) in Bezug auf
den freien Endabschnitt (26),
f) Greifen des von dem zweiten Greifwerkzeug (40) gehaltenen freien Endabschnitts
(26) mittels des ersten Greifwerkzeugs (30),
g) Beenden des Greifens durch das zweite Greifwerkzeug (40),
h) Abheben des von dem ersten Greifwerkzeug (30) gegriffenen freien Endabschnitts
(26) von der Umgreifeinrichtung (38).
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialzubringstation (14), insbesondere die Umgreifeinrichtung (38), wenigstens
ein zweites Sensiermittel aufweist, mittels welchem die Steuereinheit (12) die Position
und/oder die Ausrichtung des freien Endabschnitts (26) während zumindest eines Teils
des Umgreifschritts auswertet und hieraus wenigstens einen zweiten Positions-Wert
und/oder oder wenigstens einen zweiten Ausrichtungs-Wert bestimmt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (26) bei dem Umgreifschritt den wenigstens einen zweiten Positions-Wert
und/oder den wenigstens einen zweiten Ausrichtungs-Wert in einem Regelkreis mit einem
oder mehreren Sollwerten abgleicht und hieraus eine oder mehrere Regelabweichungs-Werte
bestimmt, nach deren Maßgabe die Steuereinheit (12) mittels Steuerns des Roboters
(10) die Position und/oder die Ausrichtung des ersten Greifwerkzeugs (30) in Bezug
auf den freien Endabschnitt (26) verändert, insbesondere derart, dass der oder die
Regelabweichungs-Werte verringert werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das wenigstens eine zweite Greifwerkzeug (40) einen zweiten Vakuumgreifer (40) aufweist,
insbesondere einen zweiten Vakuumbalken (40) mit wenigstens einer zweiten Saugglocke,
und dass das Ändern der relativen Position des ersten Greifwerkzeugs (30) in Bezug
auf den freien Endabschnitt (26) ein oder das Greifen des freien Endabschnitts (26)
mittels Anlegen eines Unterdrucks an dem zweiten Vakuumgreifer (40) , insbesondere
an der wenigstens einen zweiten Sauglocke, umfasst.
13. Verarbeitungsmaschine für Bahnenware, eingerichtet zur Durchführung des Verfahrens
für die maschinelle Materialbeladung der Verarbeitungsmaschine (2) nach einem der
vorhergehenden Ansprüche.