[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterdrückung eines akustischen Nachhalls
in einem Audiosignal, wobei eine erste Pegelmessung des Audiosignals durchgeführt
wird, wobei während der ersten Pegelmessung eine zweite Pegelmessung des Audiosignals
durchgeführt wird, wobei die erste Pegelmessung eine erste Einregelzeit und eine erste
Abklingzeit aufweist, wobei die zweite Pegelmessung eine zur ersten Einregelzeit identische
zweite Einregelzeit und eine zweite Abklingzeit, welche größer als die erste Abklingzeit
ist, aufweist, und wobei eine Differenz aus der ersten Pegelmessung und der zweiten
Pegelmessung gebildet wird,
[0002] Ein akustischer Nachhall entsteht meist in geschlossenen oder wenigstens teilweise
geschlossenen Räumen infolge von vielfachen Reflexionen eines erzeugenden Schallereignisses
an den Wänden eines Raumes sowie an anderen Objekten, welche im Raum vorhanden sind.
Je nach Geometrie des Raumes und dessen Wände sowie je nach Art, Anzahl und Geometrie
der im Raum vorhandenen Objekte variiert dabei die Abklingzeit des Nachhalls, welche
zusätzlich noch von der Beschaffenheit der im Raum vorhandenen Oberflächen beeinflusst
wird. Der Nachhall bildet hierbei im Gegensatz zum Echo, welches isoliert als eine
Art "Wiederholung" des erzeugenden Schallereignisses wahrnehmbar ist, ein im Wesentlichen
kontinuierliches "Nachklingen" des Schallereignisses.
[0003] Während für ein angenehmes Klangempfinden insbesondere von Musik ein Mindestmaß an
Nachhall sogar erwünscht ist, um einem zu "trockenen", stakkato-artigen Klang entgegenzuwirken,
so ist der akustische Nachhall für eine Verständlichkeit von Sprachbeiträgen oftmals
nachteilig, da die charakteristischen Schallereignisse zur Unterscheidung insbesondere
der einzelnen Konsonanten nur von sehr kurzer Dauer sind, und eine entsprechende Überlagerung
mit dem Nachhall die spektrale Information dabei teils erheblich verfälschen kann.
Je nach Abklingzeit kann dies sogar für eine Unterscheidung der Formanten zur Erkennung
von Vokalen zu einem Problem werden.
[0004] In Hörinstrumenten, in welchen Audiosignale für einen Träger wiedergegeben werden,
ist eine für den Träger möglichst gut verständliche Wiedergabe von Sprachbeiträgen
durch Gesprächspartner des Trägers von besonders hoher Bedeutung, da ein fehlendes
akustisches Verständnis eines Sprachbeitrages und der damit einhergehenden für den
Träger erkennbare Informationsverlust als besonders deutlich und somit besonders unangenehm
empfunden werden kann. Dies gilt insbesondere für Hörgeräte "im engeren Sinne", welche
oftmals zum Ausgleich eines Hörverlustes des betreffenden Trägers eingesetzt werden.
Daher werden in Hörinstrumenten, v.a. in den genannten Hörgeräten, oftmals Techniken
zur Verbesserung der Verständlichkeit von Sprachbeiträgen eingesetzt.
[0005] Gerade bei der oft erfolgenden Verwendung Dynamik-Kompression kann nun jedoch ein
akustischer Nachhall die so wichtige Sprachverständlichkeit in besonderem Maße beeinträchtigen:
Die Dynamik-Kompression soll insbesondere dazu beitragen, leise Schallereignisse,
welche vom Träger kaum oder nicht mehr wahrgenommen werden (sei es infolge eines Hörverlustes
des Trägers, oder infolge des grundsätzlich geringen Schallpegels des Schallereignisses),
bis zu einer ausreichenden Wahrnehmbarkeit hin zu verstärken, ohne dass hierbei dieselbe
Verstärkung auch auf hinreichend laute Schallereignisse angewandt wird, welche vom
Träger ohne größere Probleme wahrgenommen werden können, und somit eine weitere Verstärkung
zu einer unangenehmen Lautstärke führen könnte.
[0006] Diese Dynamik-Kompression "komprimiert" jedoch auch den akustischen Nachhall, sodass
dieser eine entsprechend höhere Verstärkung erfährt als das ihn erzeugende Schallereignis.
Dadurch wird einerseits die Abklingzeit in der vorliegenden Umgebung durch den Träger
als länger empfunden, und andererseits werden infolge der oben beschriebenen Zusammenhänge
Sprachbeiträge in ihrer Verständlichkeit beeinträchtigt.
[0007] In der
DE 10 2018 210 143 A1 wird offenbart, einen Nachhall in einem Audiosignal zu unterdrücken, indem zwei Pegelmessungen
des Nachhalls mit unterschiedlichen Zeitkonstanten durchgeführt werden, und eine Abschwächung
des Audiosignals anhand der Differenz der Pegelmessungen durchgeführt wird.
[0008] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das vorbeschriebene Verfahren zur
Unterdrückung eines Nachhalls in einem Audiosignal zu verbessern.
[0009] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Unterdrückung
eines akustischen Nachhalls in einem Audiosignal, wobei ein Audiosignal bereitgestellt
wird, wobei eine erste Pegelmessung des Audiosignals durchgeführt wird, wobei während
der ersten Pegelmessung eine zweite Pegelmessung des Audiosignals durchgeführt wird,
wobei die erste Pegelmessung mittels eines ersten Einregel-Parameters und eines ersten
Abkling-Parameters derart durchgeführt wird, dass die erste Pegelmessung eine erste
Einregelzeit und eine erste Abklingzeit aufweist, wobei die zweite Pegelmessung mittels
eines zweiten Einregel-Parameters und eines zweiten Abkling-Parameters derart durchgeführt
wird, dass die zweite Pegelmessung eine zur ersten Einregelzeit identische zweite
Einregelzeit und eine zweite Abklingzeit, welche größer als die erste Abklingzeit
ist, aufweist, und wobei eine Differenz aus der ersten Pegelmessung und der zweiten
Pegelmessung gebildet wird.
[0010] Hierbei ist vorgesehen, dass anhand der Differenz und anhand der zweiten Pegelmessung
ein Nachhall-Störpegel geschätzt wird, und anhand der ersten Pegelmessung und anhand
des Nachhall-Störpegels ein Verstärkungsparameter für das Audiosignal ermittelt wird.
Vorteilhafte und teils für sich gesehen erfinderische Ausgestaltungen sind Gegenstand
der Unteransprüche und der nachfolgenden Beschreibung.
[0011] Unter einer Unterdrückung eines akustischen Nachhalls in einem Audiosignal ist hierbei
insbesondere eine Unterdrückung derjenigen Signalbeiträge im Audiosignal umfasst,
welche in der durch das Audiosignal abgebildeten realen akustischen Situation durch
einen akustischen Nachhall entstehen. Das Audiosignal wird hierbei insbesondere mittels
eines oder mehrerer elektroakustischer Wandler bereitgestellt, welche die besagte
reale akustische Situation in ein oder mehrere insbesondere elektrische Signale umsetzen.
Hierbei kann für das Bereitstellen des Audiosignals anhand des oder der so erzeugten,
insbesondere elektrischen Signale noch eine Vorverarbeitung erfolgen, welche beispielsweise
eine Digitalisierung, eine Verstärkung, eine Dynamik-Kompression oder auch eine Rauschunterdrückung
umfassen kann. Unter einem akustischen Nachhall sind hierbei insbesondere Reflexionen
von Schall eines erzeugenden Schallereignisses an Wänden und/oder Objekten, z.B. eines
wenigstens teilweise geschlossenen Raumes, umfasst, wobei durch mehrfache Reflexionen
des propagierenden Schalls, welcher vom Schallereignis erzeugt wurde, an einem festen
Ort ein kontinuierliches oder ein nahezu kontinuierliches Abklingen des Schallereignisses
entsteht.
[0012] Unter einer Pegelmessung ist vorliegend insbesondere umfasst, dass durch die Pegelmessung
eine mathematische Funktion gebildet wird, bzw. dass die Pegelmessung als eine solche
Funktion darstellbar ist, durch welche eine Amplitude des Audiosignals und/oder eine
Einhüllende der Amplitude und/oder ein Betragsquadrat der Amplitude in bevorzugt streng
monotoner Weise, und besonders bevorzugt wendepunktfrei auf einen entsprechenden Pegelwert
abgebildet wird. Hierbei ist insbesondere auch auf solche Funktionen abzustellen,
bei welchen der Zusammenhang zwischen ihrer Eingangsgröße und dem abgebildeten Pegelwert
nicht nur logarithmischer Art ist, sondern vielmehr soll hier der Begriff einer Pegelmessung
auch allgemeinere Funktionen mit einem geeigneten Monotonieverhalten umfassen.
[0013] Unter einer Abklingzeit einer Pegelmessung ist hierbei insbesondere diejenige Zeit
zu verstehen, welche nach einem Signalbeitrag im Audiosignal und einem entsprechenden
Pegel-Ausschlag der Pegelmessung vergeht, bis die Pegelmessung bei Abwesenheit von
weiteren Signalbeiträgen im Audiosignal auf null oder auf einen vorgegebenen Bruchteil
des Pegel-Ausschlag abgesunken istB. Unter einer Einregelzeit einer Pegelmessung ist
insbesondere diejenige Zeit zu verstehen, welche nach einem spontan einsetzenden,
stationären Signalbeitrag im Audiosignal vergeht, bis die Pegelmessung eine vorgegebenen
Anteil des asymptotischen Grenzwertes für den Signalpegel, welcher dem stationären
Signalbeitrag entspricht, erreicht hat. Hierbei bedeutet eine kürzere Einregelzeit
insbesondere eine schnellere Reaktion der Pegelmessung auf einen spontan einsetzenden
Signalbeitrag im Audiosignal.
[0014] Die Einregelzeit und die Abklingzeit werden dabei für jede der beiden Pegelmessungen
mittels des jeweiligen Einregel- bzw. Abkling-Parameters eingestellt. Sind z.B. die
Pegelmessungen jeweils durch eine asymmetrische, glättende Funktion der Amplitude
(etwa eine rekursive Mittelwertfunktion o.ä.) implementiert, so kann der Einregel-Parameter
gegeben sein durch den Gewichtungsfaktor des jeweils nächsten Amplitudenbeitrags für
die steigende Flanke, und der Abkling-Parameter kann entsprechend gegeben sein durch
den Gewichtungsfaktor des jeweils nächsten Amplitudenbeitrags für die fallende Flanke.
[0015] Unter einem Schallereignis ist insbesondere jedwedes schallerzeugende Ereignis in
der realen akustischen Situation umfasst, welche durch das Audiosignal abgebildet
wird und/oder zur Bereitstellung des Audiosignals mittels entsprechender Wandler umgesetzt
wird, wobei dem schallerzeugenden Ereignis zeitlich ein klares Ende zugeordnet werden
kann. Die Unterdrückung des akustischen Nachhalls des Schallereignisses im Audiosignal
bedeutet in diesem Sinne insbesondere eine Unterdrückung derjenigen Signalbeiträge,
welche in der realen akustischen Situation dem akustischen Nachhall des Schallereignisses
entsprechen.
[0016] Das Abklingverhalten der beiden Pegelmessungen, charakterisiert anhand der jeweiligen
Abklingzeit, hängt dabei ab vom konkreten Verhalten eines Raumes, in welchem das bereitgestellte
Audiosignal aufgezeichnet wird. Unmittelbar nach dem Schallereignis geht zunächst
die erste Wellenfront direkt und ohne weitere Reflektion ins Audiosignal ein, gefolgt
von ersten Reflektionen an verschiedenen Begrenzungen und/oder Objekten im Raum, deren
Verzögerungen der Laufzeit insbesondere abhängig von der Größe des Raumes sind. Diese
ersten Reflektionen, welche noch eine Art abgeschwächte und verzögerte Version des
ursprünglichen Schallereignisses darstellen, gehen nun einerseits ins Audiosignal
ein, erzeugen aber andererseits weitere, kaskadenhafte Reflektionen. Mit zunehmender
Ordnung der Reflektion und Überlagerung der einzelnen Wellenfronten geht dabei die
Unterscheidbarkeit einzelner Reflektionen verloren; es bildet sich dann nach den meist
noch isolierbaren, frühen Reflektionen eine (nahezu) kontinuierliche, diffuse Nachhallfahne
aus, welche exponentiell abfällt.
[0017] Anhand der Differenz der beiden Pegelmessungen lässt sich, insbesondere bei geeigneter
Wahl der beiden Abklingzeiten, der Beitrag des diffusen Nachhalls im Audiosignal wenigstens
näherungsweise und implizit ermitteln. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass die
zweite Abklingzeit mittels des zweiten Abkling-Parameters (welcher bevorzugt für die
vorliegende Umgebung bzw. den vorliegenden Raum geschätzt wird) vorzugsweise derart
eingestellt wird, dass das Abklingverhalten der zweiten Pegelmessung im Wesentlichen
durch die Beiträge des ursprünglichen Schallereignisses bestimmt wird, welche nach
und nach immer weniger in die zweite Pegelmessung eingehen. Die erste Abklingzeit
wird mittels des ersten Abkling-Parameters bevorzugt derart eingestellt, dass das
Abklingverhalten der ersten Pegelmessung zumindest nach einer kurzen Zeit der frühen
Reflektionen im Wesentlichen durch die Beiträge des diffusen Nachhalls bestimmt wird,
welche die abklingende erste Pegelmessung weiter "speisen". Insbesondere kann die
kurze Zeit der frühen Reflektionen dabei anhand der Differenz der beiden Pegelmessungen
ebenso erkannt werden, wie der danach anschließende bzw. hieraus übergehende diffuse
Nachhall.
[0018] Ist nun der Beitrag des diffusen Nachhalls bzw. der abklingende Beitrag des Schallereignisses
in der zweiten Pegelmessung bekannt, indem bspw. auf die Differenz der zweiten zur
ersten Pegelmessung (diese Differenz ist i. Allg. negativ) ein sog. Minimum-Tracker
angewandt wird, und zusätzlich ermittelt wird, wann das erreichte Minimum wieder verlassen
wird (bzw. um einen vorgegebenen Mindestwert überschritten wird), kann aus dieser
Kenntnis anhand der zweiten Pegelmessung der Nachhall-Störpegel geschätzt werden,
welcher insbesondere den Anteil in der zweiten Pegelmessung repräsentieren kann, der
(im Wesentlich) auf den Beiträgen des diffusen Nachhalls (anstatt des eigentlichen,
abklingenden Schallereignisses) beruht bzw. diesen entspricht.
[0019] Der Nachhall-Störpegel kann dann dazu verwendet werden, einen Verstärkungsparameter
zu ermitteln, sodass insbesondere auf einen Beitrag des Schallereignisses im Audiosignal
hin ein akustischer und insbesondere diffuser Nachhall des Schallereignisses im Audiosignal
durch ein Abschwächen des Audiosignals in Abhängigkeit des Verstärkungsparameters
unterdrückt wird. Der Verstärkungsparameter kann als ein Verstärkungsfaktor ermittelt
werden, z.B. abhängig vom Nachall-Störpegel als Störsignal und der ersten Pegelmessung
als Nutzsignal, welcher auf das Audiosignal angewandt wird.
[0020] Zweckmäßigerweise wird dabei die erste Pegelmessung und/oder die zweite Pegelmessung
durch eine gewichtete Mittelwertfunktion implementiert. Hierdurch lassen sich die
unterschiedlichen Abklingverhalten der Pegelmessungen bei identischem Einregelverhalten
besonders einfach umsetzen, indem jeweils für die fallende Flanke unterschiedliche
Gewichtungsfaktoren der Rekursion auf neu zur ersten bzw. zweiten Pegelmessung hinzukommende
Beiträge des Audiosignals angewandt werden. Bevorzugt wird dabei ein Gewichtungsfaktor
für einen folgenden Wert der gewichteten Mittelwertfunktion "asymmetrisch" in Abhängigkeit
eines steigenden bzw. fallenden Pegels gewählt, d.h., es wird bspw. ein Wert des Audiosignals
zu einem Zeitpunkt mit dem zu diesem Zeitpunkt gemäß der gewichteten Mittelwertfunktion
vorliegenden Pegelwert verglichen, und ein Gewichtungsfaktor für den Eingang des neuen
Wertes des Audiosignals in die Pegelmessung abhängig davon gewählt, ob der Wert des
Audiosignals größer ist oder kleiner als der aktuelle Wert der Pegelmessung.
[0021] Vorteilhafterweise wird die erste Pegelmessung bzw. die zweite Pegelmessung durch
ein asymmetrisches rekursives Tiefpass-Filter von bevorzugt erster Ordnung implementiert
wird. Für ein Audiosignal a (n) im diskreten Zeitbereich kann dann die jeweilige Pegelmessung
pj (j= p1, p2) dargestellt werden als
- (i)

mit
c (n) = csteig für a2 (n) > pj2 (n-1), cfall sonst,
wobei pj
2 (n) den Pegelwert der Pegelmessung pj zum diskreten Zeitindex n bezeichnet, und c
(n) einen Steilheitsparameter, welcher in Abhängigkeit der o.g. Bedingung für a
2 (n) auf eine der beiden Konstanten c
steig, c
fall gesetzt wird.
[0022] Zweckmäßigerweise wird eine physikalische Abkling-Zeitkonstante einer vorliegenden
Umgebung ermittelt, in welcher ein Schallpegel eines Schallsignals, welches dem Audiosignal
zugrunde liegt (d.h. insbesondere ein Schallsignal, aus welchem das Audiosignal erzeugt
wird), auf einen vorgegebenen Anteil eines Ausgangswertes abgesunken ist, wobei der
zweite Abkling-Parameter derart gewählt wird, dass die zweite Abklingzeit der zweiten
Pegelmessung durch besagte physikalische Abkling-Zeitkonstante für die vorliegende
Umgebung gegeben ist. Bevorzugt wird hierbei als das Absinken auf den vorgegebenen
Anteil eines Ausgangswertes ein Absinken um 60 dB verwendet, was der Zeitkonstante
T60 entspricht. Ein Absinken um 60 dB entspricht dabei allgemein einem vollständigen
Abklingen bis hin zum Rauschuntergrund.
[0023] Günstigerweise wird die Differenz aus der ersten Pegelmessung und der zweiten Pegelmessung
mit einem festgelegten ersten Grenzwert verglichen, wobei im Fall, dass der Betrag
der Differenz aus den beiden Pegelmessungen den Betrag des ersten Grenzwertes überschreitet,
ein Vorliegen eines Beitrags des diffusen Nachhalls und/oder eines abklingenden Beitrags
des Schallereignisses in der zweiten Pegelmessung festgestellt wird. Dies umfasst
insbesondere, dass die Differenz gebildet wird, und im Fall, dass diese negativ ist,
das Vorliegen eines diffusen Nachhalls dann festgestellt wird, wenn diese Differenz
unterhalb des nun ebenfalls negativen ersten Grenzwertes liegt. Sobald die Differenz
den ersten Grenzwert wieder überschreitet (bzw. der Betrag der Differenz den Betrag
des ersten Grenzwertes unterschreitet), liegt in dieser Implementierung kein diffuser
Nachhall mehr vor, sodass bevorzugt auch kein Abschwächung mehr erfolgt. Die Abschwächung
des Audiosignals wird dabei bevorzugt in Abhängigkeit eines Vergleichs der besagten
Differenz mit dem ersten Grenzwert gesteuert.
[0024] Bevorzugt wird dabei im Fall, dass der Betrag der Differenz aus den beiden Pegelmessungen
den Betrag des ersten Grenzwertes überschreitet, der Unterschied zwischen dem Betrag
der Differenz und dem Betrag des Grenzwertes als abklingenden Beitrags des Schallereignisses
in der zweiten Pegelmessung ermittelt. Dies umfasst insbesondere, dass bei einer negativen
Differenz der Pegelmessungen der Wert, um welchen die Differenz den ersten Grenzwert
unterschreitet, als der Beitrag des diffusen Nachhalls ermittelt, welcher insbesondere
quantitativ in den Nachhall-Störpegel eingeht. Mit anderen Worten liefert der erste
Grenzwert dabei einerseits ein binäres Kriterium dafür, ob überhaupt ein diffuser
Nachhall bzw. ein abklingenden Beitrag des Schallereignisses vorliegt, und andererseits
ein quantitatives Maß für besagten abklingenden Beitrag im Fall eines Vorliegens.
Insbesondere kann dabei ein Minimum-Tracker für die besagte Differenz verwendet werden,
und das ermittelte Minimum z.B. mit dem ersten Grenzwert verglichen werden. Der abklingende
Beitrag des Schallereignisses umfasst hierbei insbesondere diejenigen Anteile in der
zweiten Pegelmessung, welche im Wesentlichen oder lediglich auf dem eigentlichen Schallereignis
beruhen, und durch die Zeitverzögerung infolge der Glättung erst nach und nach abnehmen
bzw. verschwinden. Hierbei ist es insbesondere vorteilhaft, wenn die zweite Abklingzeit
der zweiten Pegelmessung als die Abkling-Zeitkonstante T60 gewählt wird; während einer
Phase des späten, insbesondere diffusen Nachhalls klingt somit auch die erste Pegelmessung,
welche zunächst für frühe Reflexionen eine schnellere erste Abklingzeit (und damit
ein schnelleres Abklingverhalten) aufweist, infolge der Schallleistung des diffusen
Nachhalls mit dieser Abklingrate im Raum ab.
[0025] Bevorzugt wird dabei anhand des abklingenden Beitrags des Schallereignisses, und
insbesondere auch anhand des Betrags des ersten Grenzwertes, eine zeitabhängige Korrekturfunktion
erzeugt wird, wobei der Nachhall-Störpegel erzeugt wird anhand einer Subtraktion der
Korrekturfunktion von der zweiten Pegelmessung. Die zeitabhängige Korrekturfunktion
kann dabei insbesondere gegeben sein von einem Basiswert, welcher abhängig ist vom
ersten Grenzwert, sowie von den wie oben beschrieben ermittelte Beiträgen des abklingenden
Schallereignisses.
[0026] Günstigerweise wird der Verstärkungsparameter anhand einer spektralen Subtraktion
ermittelt wird, für welche insbesondere ein Quotient des Nachhall-Störpegels und der
ersten Pegelmessung verwendet. Der Verstärkungsparameter kann dann z.B. gegeben sein
als
(ii)

mit prn (n) = p2 (n) - d (n) als dem Nachhall-Störpegel, p1 und p2 als der ersten
und der zweiten Pegelmessung, sowie d (n) als der Korrekturfunktion gemäß
(iii)

mit dem (negativen) ersten Grenzwert th1.
[0027] In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird Audiosignal in eine Mehrzahl an Frequenzbändern
zerlegt, wobei die erste Pegelmessung und die zweite Pegelmessung jeweils frequenzbandweise
durchgeführt werden, wobei für eine Mehrzahl an Frequenzbändern der jeweilige Verstärkungsparameter
ermittelt wird, insbesondere indem frequenzbandweise die Differenz der beiden Pegelmessungen
gebildet wird, anhand derer der jeweilige abklingende Beitrag des Schallereignisses
im Frequenzband und aus diesem der jeweilige Nachhall-Störpegel ermittelt wird, und
wobei zur Unterdrückung des akustischen Nachhalls auf den Signalanteil des Audiosignals
der jeweilige Verstärkungsparameter im Frequenzband angewandt wird. Der Verstärkungsparameter
G (n) in Gleichung (ii) ist in diesem Fall zu ersetzen durch eine entsprechende Mehrzahl
an Verstärkungsparametern G (n, k) in der Zeit-Frequenz-Domäne, wobei k der Bandindex
ist.
[0028] Die Erfindung nennt weiter ein Verfahren zur Unterdrückung eines akustischen Nachhalls
in einem Audiosignal eines Hörinstrumentes, insbesondere eines Hörgerätes, wobei anhand
eines Eingangswandlers des Hörinstrumentes aus einem Schallsignal der Umgebung das
Audiosignal bereitgestellt wird, und wobei im Audiosignal ein akustischer Nachhall
durch das vorbeschriebene Verfahren unterdrückt wird, sowie ein Hörinstrument, welches
insbesondere als ein Hörgerät gegeben sein kann, mit einem Eingangswandler zur Erzeugung
eines Audiosignals und einer Signalverarbeitungseinheit, welche zur Durchführung des
vorbeschriebenen Verfahrens eingerichtet ist.
[0029] Das Verfahren im Hörinstrument und das Hörinstrument selbst teilen die Vorzüge des
oben beschriebenen Verfahren zur Unterdrückung des Nachhalls. Die für das Verfahren
zur Unterdrückung eines akustischen Nachhalls in einem Audiosignal und für seine Weiterbildungen
angegebenen Vorteile können dabei sinngemäß auf das Verfahren im Hörinstrument und
auf das Hörinstrument selbst übertragen werden.
[0030] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von Zeichnungen näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- in einem Zeitdiagramm eine erste Pegelmessung und eine zweite Pegelmessung desselben
Audiosignals mit identischen Einregelzeiten und jeweils unterschiedlichen Abklingzeiten,
- Fig. 2
- in einem Zeitdiagramm eine Differenz der Pegelmessungen nach Fig. 1, und eine hieraus
ermittelte Korrekturfunktion,
- Fig. 3
- in einem Zeitdiagramm die zweite Pegelmessung und ein anhand der Korrekturfunktion
nach Fig. 2 ermittelter Nachhall-Störpegel,
- Fig. 4
- in einem Zeitdiagramm der Nachhall-Störpegel nach Fig. 3 und die erste Pegelmessung,
und
- Fig. 5
- in einem Blockdiagramm ein Hörinstrument.
[0031] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0032] In Figur 1 sind schematisch in einem Zeitdiagramm gegen eine Zeit t die Pegelwerte
P einer ersten Pegelmessung p1 (durchgezogene Linie) und einer zweiten Pegelmessung
p2 (gestrichelte Linie) dargestellt, die jeweils an einem nicht näher gezeigten Audiosignal
durchgeführt werden. Zur einem Zeitpunkt T0 liegt im Audiosignal ein isoliertes Schallereignis
4 (gepunktete Linie) vor, welches einerseits ein klar definiertes Ende aufweist, und
andererseits aufgrund der physikalischen Umgebung, in welcher das Audiosignal zur
Erzeugung aufgezeichnet wurde, Beiträge von akustischem Nachhall im Audiosignal hervorruft
(nicht eingezeichnet). Das Schallereignis 4 soll hierbei nur eine sehr kurze Zeitdauer
z aufweisen. In dieser Zeitdauer z ist somit die gesamte Schallenergie des Schallereignisses
4 konzentriert. Dies kann beispielsweise bei einem Knall, einem Schlag, einem Klatschen,
aber auch bei Konsonanten von Sprache, insbesondere bei Plosiven, sowie bei ähnlichen
Geräuschen von sehr kurzer Dauer der Fall sein.
[0033] Die erste Pegelmessung p1 weist eine erste Einregelzeit 6 auf, welche nach dem Zeitpunkt
T0, zu welchen das Schallereignis 4 einsetzt, verstreicht, bis die erste Pegelmessung
einen vorgegebenen Anteil 8 des asymptotischen Pegels 10 eingenommen hat, wobei der
asymptotische Pegel 10 demjenigen Pegel entspricht, welchen die erste Pegelmessung
für ein stationäres, kontinuierliches Schallereignis mit einem zum Schallereignis
4 identischen Signalpegel einnehmen würde. Die zweite Einregelzeit 12 der zweiten
Pegelmessung p2 ist vorliegend identisch zur ersten Einregelzeit 6 der ersten Pegelmessung.
[0034] Aus diesem Grund weisen die erste Pegelmessung p1 und die zweite Pegelmessung p2
dasselbe Einregelverhalten auf, und nehmen somit zum Zeitpunkt T1, welcher das Ende
der Zeitdauer z und somit das Ende des Schallereignisses 4 markiert, denselben Maximalwert
14 für den Pegel ein, welcher knapp unter dem asymptotischen Pegel 10 liegt.
[0035] Zum Zeitpunkt T1 setzt nun in der realen akustischen Situation, welche durch das
Audiosignal abgebildet wird, das vom Nachhall geprägte Abklingverhalten ein, sodass
auch die erste Pegelmessung p1, und die zweite Pegelmessung p2 nun gemäß der jeweiligen
Abklingzeit in ihr Abklingverhalten übergehen.
[0036] Das Einregelverhalten und das Abklingverhalten der ersten und der zweiten Pegelmessung
p1, p2 sind hierbei schematisch linear dargestellt, wodurch sich dieser Darstellung
beim Übergang vom Einregelverhalten zum Abklingverhalten auch eine Spitze ergibt.
Das Einregelverhalten kann jedoch vor besagtem Übergang bereits langsamer ansteigen,
und der Übergang kann insbesondere auch geglättet erfolgen.
[0037] Die erste Pegelmessung p1 und die zweite Pegelmessung p2 weisen hierbei eine erste
Abklingzeit 16 bzw. eine zweite Abklingzeit 18 auf, wobei die zweite Abklingzeit 18
größer ist als die erste Abklingzeit 16. Die zweite Abklingzeit lässt sich folgendermaßen
in Verhältnis setzen zur Abkling-Zeitkonstante T60, nach welcher ein Schallpegel ausgehend
von einem Maximalwert um 60 dB abgenommen hat, und oft als ein Maß für ein Abklingen
in einem Raum verwendet wird: Die "Abklingrate" der zweiten Pegelmessung ist gegeben
durch die Differenz aus dem Maximalwert 14 und dem Ausgangswert 24, dividiert durch
die zweite Abklingzeit 18; diese Abklingrate entspricht im vorliegenden Fall einer
Rate von 60 dB/T60. Die erste Abklingzeit 16 kann hierbei bspw. gegeben sein durch
die Hälfte der zweiten Abklingzeit 18 (oder einen ähnlichen Wert), und bestimmt dabei
insbesondere den Beginn des Abklingverhaltens 15 der ersten Pegelmessung p1 (siehe
gepunktete Linie zur Extrapolation der ersten Abklingzeit 16).
[0038] Die erste und die zweite Pegelmessung p1, p2 sind dabei jeweils als ein asymmetrisches
rekursives Tiefpass-Filter erster Ordnung implementiert, sodass über einen entsprechenden
Abkling-Parameter des Filters, welcher das Verbleiben bestehender Pegelwerte für den
jeweils nächsten Zeitpunkt in der Pegelmessung p1, p2 steuert (vgl. Gleichung (i),
s.o.), die jeweilige Abklingzeit 16, 18 eingestellt werden kann. Für die zweite Pegelmessung
p2 ist dabei die so eingestellte zweite Abklingzeit 18 langsam genug, dass das Abklingverhalten
durch den linearen Rückgang des Filters gegeben ist. Die akustischen Beiträge des
diffusen Nachhalls der Nachhallfahne mögen dabei zwar Beiträge zum Wert der zweiten
Pegelmessung p2 liefern, bestimmen jedoch nicht dessen Abklingverhalten.
[0039] Für die erste Pegelmessung p1 ist hingegen die erste Abklingzeit 16 derart, dass
nach einem ersten Peak 15, welcher dem Maximalwert 14 entspricht und durch das Schallereignis
4 gegeben ist, und nach einem entsprechend der ersten Abklingzeit 16 schnellen Abfallen
17 (bei welchem ggf. noch die ersten und frühen Reflektionen im Audiosignal Beiträge
liefern), bei einem Zeitpunkt T2 ein Übergang in eine flachere Flanke 19 erfolgt.
In dieser "speisen" tatsächlich die nach und nach abnehmenden Beiträge des diffusen
Nachhalls die erste Pegelmessung p1, und bestimmen somit ihr Abklingverhalten in diesem
Bereich.
[0040] Dadurch, dass in der flacheren Flanke 19 der ersten Pegelmessung p1 das Abklingverhalten
also tatsächlich vom diffusen Nachhall bestimmt wird, welcher im Raum mit der Abklingzeit
T60 abklingt, ist dieses exponentielle Abklingverhalten ab dem Zeitpunkt T2 in der
logarithmischen Darstellung der ersten Pegelmessung p1 parallel zum Abklingverhalten
der zweiten Pegelmessung p2, bis die erste Pegelmessung zu einem Zeitpunkt T3 auf
den Ausgangswert 24 vor dem Schallereignis 4 abgesunken ist, der diffuse Nachhall
im Raum, in welchem das Audiosignal erzeugt wurde, somit verklungen ist. Infolge der
längeren zweiten Abklingzeit 18 sinkt die zweite Pegelmessung p2 hingegen erst zu
einem späteren Zeitpunkt T4 auf den Ausgangswert 24 ab. Der Ausgangswert 24 kann dabei
z.B. durch einen Rauschhintergrund des Audiosignals gegeben sein.
[0041] In Figur 2 ist schematisch in einem Zeitdiagramm eine Differenz Δ aus der ersten
Pegelmessung p1 und der zweiten Pegelmessung p2 nach Figur 1 dargestellt (gestrichelte
Linie). Infolge der Tatsache, dass p1 und p2 bis zum Zeitpunkt T0 beide gleich dem
Ausgangswert 24 sind, und infolge der identischen ersten und zweiten Einregelzeit
6, 12 bis zum Zeitpunkt T1 dasselbe Einregelverhalten aufweisen, ist die Differenz
Δ = p1 - p2 bis zum Zeitpunkt T1 genau gleich 0. Infolge der unterschiedlichen ersten
und zweiten Abklingzeit 16, 18 (siehe Fig. 1) sinkt die Differenz Δ bis zum Zeitpunkt
T2 auf einen minimalen Wert min < 0 ab, und verbleibt infolge des identischen Abklingverhaltens
der beiden Pegelmessungen p1, p2 zwischen den Zeitpunkten T2 und T3 (siehe Fig. 1,
paralleler Verlauf) bei besagtem Minimalen Wert min. Erst nach dem Zeitpunkt T3, ab
welchem die erste Pegelmessung p1 bereits den Ausgangswert 24 eingenommen hat, auf
welchen die zweite Pegelmessung p2 bis zum Zeitpunkt T4 noch abfällt (siehe Fig. 1),
verringert sich der Betrag der Differenz Δ wieder, d.h., die Differenz Δ steigt bis
zum Zeitpunkt T4 wieder bis zum Wert Null an.
[0042] Die Differenz Δ wird nun mit einem ersten Grenzwert th1 verglichen, wobei anhand
des Vergleiches in noch zu beschreibender Weise ein Beitrag eines diffusen Nachhalls
in der zweiten Pegelmessungen p2 ermittelt werden soll. Der erste Grenzwert ist dabei
dem Betrag nach geringer als der Betrag des minimalen Wertes min, also | th1 | < |
min |, bzw. 0 > th1 > min.
[0043] Der erste Grenzwert th1 ist dabei bevorzugt so zu wählen, dass der minimale Wert
min der Differenz Δ sicher durch einen entsprechenden Vergleich identifiziert werden
kann. Somit wird davon ausgegangen, dass für den Fall Δ < th1 (also wenn die Differenz
Δ unterhalb des ersten Grenzwertes th1 liegt), ein Beitrag 30 eines diffusen Nachhalls
im Audiosignal vorliegt, da zum einen für den Zeitraum zwischen den betreffenden Zeitpunkten
T2 und T3 das Abklingverhalten der ersten Pegelmessung p1 direkt durch besagten diffusen
Nachhall gegeben ist, während das Abklingverhalten der zweiten Pegelmessung p2 infolge
der langsamen zweiten Abklingzeit 18 noch weitgehend durch das ursprüngliche Schallereignis
4 gegeben ist, wobei der Beitrag 30 des diffusen Nachhalls jedoch auch in die zweite
Pegelmessung p2 Eingang findet.
[0044] Anhand der Differenz Δ = p1 -p2 und des ersten Grenzwertes wird nun eine Korrekturfunktion
d gebildet (durchgezogene Linie) gemäß Gleichung (iii). Diese Korrekturfunktion d
wird bis zu eine Zeitpunkt T1' > T1 (mit T1' < T2) gebildet durch den ersten Grenzwert
th1, und geht für t > T1' in die Differenz Δ über. Zu einem Zeitpunkt T3` > T3 (mit
T3' < T4) ist die Korrekturfunktion d wieder gegeben durch den ersten Grenzwert th1.
[0045] Der Nutzen dieser Korrekturfunktion d wird anhand von Figur 3 deutlich: In Figur
3 ist schematisch in einem Zeitdiagramm die zweite Pegelmessung p2 (durchgezogene
Linie) wie in Figur 1 eingetragen. Des Weiteren ist ein Nachhall-Störpegel prn (gestrichelte
Linie) eingetragen, welcher durch die zweite Pegelmessung p2, von welcher das Korrektursignal
d nach Figur 2 subtrahiert wurde, gegeben ist. Da für den Zeitraum zwischen den Zeitpunkten
T2 und T3 die erste Pegelmessung p1 durch die Beiträge des diffusen Nachhalls bestimmt
wird, und in diesem Zeitraum besagte Beiträge zwar ebenfalls in die zweite Pegelmessung
p2 eingehen, diese jedoch vorrangig durch den gemäß der zweiten Abklingzeit 18 abklingenden
Beitrag des Schallereignisses 4 (also der "isolierte" abklingende Beitrag, ohne neu
hinzukommende Schallbeiträge) bestimmt wird, ist die Korrekturfunktion d zwischen
den Zeitpunkten T2 und T3 (bzw. übergangsweise bereits zwischen T1' und T3`) im Wesentlichen
durch den abklingenden Beitrag des Schallereignisses 4 in der zweiten Pegelmessung
p2 gegeben. Mit anderen Worten ist zwischen den Zeitpunkten T2 und T3 die tatsächliche
Schallleistung im Wesentlichen gleich der ersten Pegelmessung p1, sodass die (negative)
Korrekturfunktion d zur zweiten Pegelmessung p2 hinzuaddiert wird, um im Nachhall-Störpegel
prn in diesem Intervall ebenfalls zur tatsächlichen Schallleistung zu gelangen. Die
zweite Pegelmessung p2 liegt dabei stets über der tatsächlichen Schalleistung und
somit auch über der Leistung des diffusen Nachhalls.
[0046] Der Nachhall-Störpegel prn = p2 + d ist somit im besagten Zeitraum Wesentlichen gegeben
durch den diffusen Nachhall. Vor dem Zeitpunkt T1' und nach dem Zeitpunkt T3` ist
der Nachhall-Störpegel prn gegeben durch den konstanten Offset infolge des ersten
Grenzwertes th1 in der Korrekturfunktion d.
[0047] In Figur 4 ist schematisch in einem Zeitdiagramm der Nachhall-Störpegel prn (gestrichelte
Linie) und die erste Pegelmessung p1 (durchgezogene Linie) dargestellt. Im Zeitraum
zwischen den Zeitpunkten T2 und T3, in welchem die erste Pegelmessung p1 vom diffusen
Nachhall bestimmt wird, liegen beide genannten Linien im Wesentlichen aufeinander.
Auch wenn vorliegend eine schematische, idealisierte Darstellung gezeigt ist, wird
der reale Fall ähnlich liegen, dass nämlich beide Linien im Bereich des diffusen Nachhalls
jeweils nahezu gleiche Werte liefern.
[0048] Wird nun in einem Frequenzband ein Verstärkungsfaktor gemäß Gleichung (ii) bestimmt,
und auf den Signalanteil des Audiosignals 50 im Frequenzband angewandt, so kann der
diffuse Nachhall (zwischen den Zeitpunkten T2 und T3) unterdrückt werden, während
die anderen Beiträge des Audiosignals 50 im Frequenzband erhalten bleiben, da dort
dann p1 > prn gilt.
[0049] Das anhand von Figur 1 dargestellte Verfahren zur Unterdrückung des akustischen Nachhalls
im Audiosignal kann hierbei insbesondere frequenzbandweise durchgeführt werden. Dazu
wird das Audiosignal jeweils in einzelne Frequenzbänder aufgeteilt, in welchen jeweils
die erste und die zweite Pegelmessung p1, p2 wie dargestellt durchgeführt werden.
Die Abschwächung des Audiosignals kann dann für jedes Frequenzband einzeln anhand
des in diesem Frequenzband in Abhängigkeit des Einregelverhaltens und des Abklingverhaltens
jeweiligen ermittelten Verstärkungsparameters G gesteuert werden.
[0050] In Figur 5 ist schematisch in einem Blockdiagramm ein Hörinstrument 40 dargestellt,
welches einen Eingangswandler 42, eine Signalverarbeitungseinheit 44, und eine Ausgangswandler
46 aufweist. Der Eingangswandler 42, welcher vorliegend durch ein Mikrofon gegeben
ist, erzeugt aus einem Schallsignal 48 der Umgebung, in welches auch ein konkretes
Schallereignis 4 eingeht, dass Audiosignal 50. Ein akustischer Nachhall des Schallsignals
4 im Audiosignal 50 kann nun in der anhand von Figur 1 oder der anhand von Figur 2
beschriebenen Weise in der Signalverarbeitungseinheit 44 unterdrückt werden. Das hieraus
resultierende Signal wird weiterverarbeitet, insbesondere einer Dynamik-Kompression
sowie einer frequenzbandabhängigen Verstärkung unterworfen, und hieraus ein Ausgangssignal
52 erzeugt, welches durch den Ausgangswandler 46 in ein Ausgangsschallsignal 54 umgewandelt
wird.
[0051] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 4
- Schallereignis
- 6
- erste Einregelzeit
- 8
- vorgegebener Anteil
- 10
- asymptotischer Pegel
- 12
- zweite Einregelzeit
- 14
- Maximalwert
- 15
- Peak
- 16
- erste Abklingzeit
- 17
- Abfallen
- 18
- zweite Abklingzeit
- 19
- flachere Flanke
- 24
- Rauschhintergrund
- 40
- Hörgerät
- 42
- Eingangswandler
- 44
- Signalverarbeitungseinheit
- 46
- Ausgangswandler
- 48
- Schallsignal
- 50
- Audiosignal
- 52
- Ausgangssignal
- 54
- Ausgangsschallsignal
- d
- Korrekturfunktion
- min
- minimaler Wert
- P
- Pegelwerte
- p1
- erste Pegelmessung
- p2
- zweite Pegelmessung
- prn
- Nachhall-Störpegel
- t
- Zeit
- th1
- erster Grenzwert
- T0 - T4
- Zeitpunkt
- T1', T3`
- Zeitpunkt
- z
- Zeitdauer
- Δ
- Differenz
1. Verfahren zur Unterdrückung eines akustischen Nachhalls in einem Audiosignal (50),
- wobei ein Audiosignal (50) bereitgestellt wird,
- wobei eine erste Pegelmessung (p1) des Audiosignals (50) durchgeführt wird,
- wobei während der ersten Pegelmessung (p1) eine zweite Pegelmessung (p2) des Audiosignals
(50) durchgeführt wird,
- wobei die erste Pegelmessung (p1) mittels eines ersten Einregel-Parameters und eines
ersten Abkling-Parameters derart durchgeführt wird, dass die erste Pegelmessung (p1)
eine erste Einregelzeit (6) und eine erste Abklingzeit (16) aufweist,
- wobei die zweite Pegelmessung (p1) mittels eines zweiten Einregel-Parameters und
eines zweiten Abkling-Parameters derart durchgeführt wird, dass die zweite Pegelmessung
(p2) eine zur ersten Einregelzeit (6) identische zweite Einregelzeit (12) und eine
zweite Abklingzeit (18), welche größer als die erste Abklingzeit (6) ist, aufweist,
und
- wobei eine Differenz (Δ) aus der ersten Pegelmessung (p1) und der zweiten Pegelmessung
(p2) gebildet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- anhand der Differenz (Δ) und anhand der zweiten Pegelmessung (p2) ein Nachhall-Störpegel
geschätzt wird, und
- anhand der ersten Pegelmessung (p1) und anhand des Nachhall-Störpegels (prn) ein
Verstärkungsparameter für das Audiosignal (50) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei auf einen Beitrag des Schallereignisses (4) im Audiosignal (50) hin ein akustischer
Nachhall des Schallereignisses (4) im Audiosignal (50) durch ein Abschwächen des Audiosignals
(50) in Abhängigkeit des Verstärkungsparameters unterdrückt wird, insbesondere mittels
Anwendung des Verstärkungsparameters auf das Audiosignal (50).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
wobei die erste Pegelmessung (p1) und/oder die zweite Pegelmessung (p2) durch eine
gewichtete Mittelwertfunktion implementiert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
wobei ein Gewichtungsfaktor für einen folgenden Wert der gewichteten Mittelwertfunktion
in Abhängigkeit eines steigenden bzw. fallenden Pegels gewählt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die erste Pegelmessung (p1) bzw. die zweite Pegelmessung (p2) durch ein asymmetrisches
rekursives Tiefpass-Filter von bevorzugt erster Ordnung implementiert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei eine physikalische Abkling-Zeitkonstante einer vorliegenden Umgebung ermittelt
wird, in welcher ein Schallpegel eines Schallsignals (48), welches dem Audiosignal
(50) zugrunde liegt, auf einen vorgegebenen Anteil eines Ausgangswertes abgesunken
ist,
wobei der zweite Abkling-Parameter derart gewählt wird, dass die zweite Abklingzeit
(18) der zweiten Pegelmessung (p1) durch besagte physikalische Abkling-Zeitkonstante
für die vorliegende Umgebung gegeben ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei anhand der Differenz aus der ersten Pegelmessung (p1) und der zweiten Pegelmessung
(p2) ein Vorliegen eines Beitrags (30) eines diffusen Nachhalls im Audiosignal (50)
und/oder eines abklingenden Beitrags des Schallereignisses (4) in der zweiten Pegelmessung
(p2) festgestellt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
wobei die Differenz aus der ersten Pegelmessung (p1) und der zweiten Pegelmessung
(p2) mit einem festgelegten ersten Grenzwert (th1) verglichen wird, und
im Fall, dass der Betrag der Differenz (Δ) aus den beiden Pegelmessungen (p1, p2)
den Betrag des ersten Grenzwertes (th1) überschreitet,
das Vorliegen des Beitrags (30) eines diffusen Nachhalls im Audiosignal (50) bzw.
des abklingenden Beitrags des Schallereignisses (4) in der zweiten Pegelmessung (p2)
festgestellt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder Anspruch 8,
wobei im Fall, dass der Betrag der Differenz (Δ) aus den beiden Pegelmessungen (p1,
p2) den Betrag des ersten Grenzwertes (th1) überschreitet, der Unterschied zwischen
dem Betrag der Differenz (Δ) und dem Betrag des Grenzwertes (th1) als den abklingenden
Beitrag des Schallereignisses (4) in der zweiten Pegelmessung (p2) ermittelt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
wobei auf die Differenz aus der ersten Pegelmessung (p1) und der zweiten Pegelmessung
(p2) ein Minimum Tracker angewandt wird, und hieraus das Vorliegen des Beitrags (30)
und/oder der Beitrag (30) eines diffusen Nachhalls im Audiosignal (50) bzw. das Vorliegen
des abklingenden Beitrags un/oder der abklingende Beitrag des Schallereignisses (4)
in der zweiten Pegelmessung (p2) festgestellt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder Anspruch 10,
wobei anhand des abklingenden Beitrags des Schallereignisses (4) eine zeitabhängige
Korrekturfunktion (d) erzeugt wird, und
wobei der Nachhall-Störpegel (prn) erzeugt wird anhand einer Addition der Korrekturfunktion
(d) von der zweiten Pegelmessung (p2).
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Verstärkungsparameter anhand einer spektralen Subtraktion ermittelt wird,
für welche insbesondere ein Quotient des Nachhall-Störpegels (prn) und der ersten
Pegelmessung (p1) verwendet wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Audiosignal (50) in eine Mehrzahl an Frequenzbändern zerlegt wird, wobei
die erste Pegelmessung (p1) und die zweite Pegelmessung (p2) jeweils frequenzbandweise
durchgeführt werden,
wobei für eine Mehrzahl an Frequenzbändern der jeweilige Verstärkungsparameter ermittelt
wird, und zur Unterdrückung des akustischen Nachhalls auf den Signalanteil des Audiosignals
(50) im jeweiligen Frequenzband angewandt wird.
14. Verfahren zur Unterdrückung eines akustischen Nachhalls in einem Audiosignal (50)
eines Hörinstrumentes (40),
wobei anhand eines Eingangswandlers (42) des Hörinstrumentes (40) aus einem Schallsignal
(48) der Umgebung das Audiosignal (50) bereitgestellt wird, und wobei im Audiosignal
(50) ein akustischer Nachhall durch ein Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche
unterdrückt wird.
15. Hörinstrument (40) mit einem Eingangswandler (42) zur Erzeugung eines Audiosignals
(50) und einer Signalverarbeitungseinheit (44), welche zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der vorhergehenden Ansprüche eingerichtet ist.