(19)
(11) EP 4 245 904 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.09.2023  Patentblatt  2023/38

(21) Anmeldenummer: 23158262.8

(22) Anmeldetag:  23.02.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D03D 15/233(2021.01)
D03D 15/47(2021.01)
D03D 15/56(2021.01)
D04B 1/12(2006.01)
D03D 15/283(2021.01)
D03D 15/513(2021.01)
D03D 15/58(2021.01)
D02G 3/40(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
D03D 15/233; D03D 15/283; D03D 15/47; D03D 15/513; D03D 15/56; D03D 15/58; D10B 2211/02; D10B 2331/02; D10B 2403/0243; D04B 1/123; D02G 3/404
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 24.02.2022 DE 102022104401

(71) Anmelder: Gebauer Verwaltungs-GmbH
95152 Selbitz (DE)

(72) Erfinder:
  • Gebauer, Uwe
    95152 Selbitz (DE)

(74) Vertreter: Demski, Siegfried 
Demski & Nobbe Patentanwälte Mülheimer Strasse 210
47057 Duisburg
47057 Duisburg (DE)

   


(54) VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG EINES GEWEBES ODER GESTRICKS FÜR EINEN BEKLEIDUNGSARTIKEL


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gewebes für ein Bekleidungsartikel, umfassend eine Vielzahl von Kettfäden und eine Vielzahl von Schussfäden, wobei zumindest teilweise ein elastisches oder unelastisches Garn verwendet wird und wenigstens ein erster Kett- und/oder Schussfaden aus einem ausgewählten Garn besteht, welches einer zusätzlichen Behandlung unterzogen wurde. Zur Beeinflussung des Gewebes auf der Außenseite ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass zumindest ein Schussfaden aufgrund der Webstruktur teilweise zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet ist, wobei dieser Schussfaden einer speziellen Behandlung unterzogen wurde, um eine spezifische Funktion zu erreichen.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gewebes für ein Bekleidungsartikel, umfassend eine Vielzahl von Kettfäden und eine Vielzahl von Schussfäden, wobei zumindest teilweise ein elastisches oder unelastisches Garn verwendet wird und wenigstens ein erster Kett- und/oder Schussfaden aus einem ausgewählten Garn besteht, welches einer zusätzlichen Behandlung unterzogen wurde.

[0002] Webverfahren werden beispielsweise zur Herstellung von Textilien eingesetzt, um eine gute Stabilität des Gewebes, eine hohe Atmungsaktivität und/oder ein gutes Verhältnis von Gewebestärke zu Gewicht und Abriebfestigkeit zu erreichen. Hierbei gibt es zwei spezielle Webarten. Einerseits das Flachweben, bei dem die Schuss- und die Kettrichtung im Wesentlichen in einer Ebene ausgerichtet sind und das Rundweben oder das Rundstricken, bei dem die Schussrichtung kreisförmig verläuft und die Schuss- und Kettfäden eine im wesentlichen zylindrische Oberfläche bilden.

[0003] Beim Weben werden mehrere Kettfäden im Allgemeinen unter einer gleichmäßigen Spannung gehalten, sodass die Kettfäden angehoben und teilweise abgesenkt werden können, während ein Schussfaden in eine Richtung im Wesentlichen senkrecht zu den Kettfäden verläuft. Schussfäden deshalb, weil dieser zwischen dem angehobenen und abgesenkten Kettfäden hindurchgeführt wird.

[0004] Rundweben ermöglicht prinzipiell eine höhere Produktionsgeschwindigkeit als Flachweben, kann aber nur für bestimmte Anwendungen, wie beispielswiese Beinbekleidungen, Hemden oder Ärmel verwendet werden. Ein Flachgewebe hingegen bietet die Möglichkeit weitere Verarbeitungsschritte durchzuführen, und zwar ein Zuschneiden von ausgewählten Formen und anschließendes Vernähen der Zuschnitte, um die gewünschten Bekleidungsartikel herzustellen.

[0005] Ähnlich verhält es sich beim Stricken, wobei aber im Gegensatz zum Weben keine Kreuzungspunkte vorliegen, sondern durch Schlaufenbildung die Kett- und Schussfäden miteinander verbunden werden.

[0006] Unabhängig davon, welches Webverfahren angewendet wird, bestehen an die Textilien je nach Verwendungszweck besondere Anforderungen, beispielsweise spezifische Funktionen, wie eine Rutschfestigkeit, Wärmebeständigkeit, Wärmeisolierung, Schallisolierung und eine Stoßdämpfung sowie ein gutes Brandverhalten. Um diese Funktion zu erreichen werden teilweise unterschiedliche Materialien eingesetzt, um zumindest teilweise die spezifischen Funktionen zu erfüllen.

[0007] Aus der DE 35 19 905 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Gewebes für einen Bekleidungsartikel mit einer Imprägnierung bekannt. Hierbei erfolgt eine Imprägnierung einzelner Fäden, die anschließend mit einer außenliegenden Schutzschicht aus Polymer versehen wird.

[0008] Aus der DE 39 25 893 A1 ist eine vollsynthetische heißsiegelfähige Hemdeinlage bekannt, um das fertige Gewebe flammfest auszurüsten. Aus der DE 20 2020 101 273 U1 und DE 20 2017 100 965 U1 ist eine modulare Schutzbekleidung bekannt, welche den Aufbau eines Gewebes mit Kett- oder Schussfäden ohne eine besondere Beschichtung offenbart.

[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabenstellung zugrunde, ein neues Gewebe oder Gestricke aufzuzeigen, welches sich dadurch auszeichnet, dass ein hoher Tragekomfort vorliegt und die gewünschten spezifischen Funktionen individuell einstellbar sind.

[0010] Erfindungsgemäß ist zur Lösung der Aufgabenstellung für ein Gewebe vorgesehen, dass der zumindest eine Kett- und/oder Schussfaden in einem Silikonpolymer eingebettet ist und aufgrund der Webstruktur zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet ist.

[0011] Erfindungsgemäß ist zur Lösung der Aufgabenstellung für Gestricke vorgesehen, dass der zumindest eine Wollfaden in einem Silikonpolymer eingebettet ist und als Kett- oder Schussfaden verwendet wird und zumindest teilweise eine Flottung (Flottierung) über mindestens zwei Maschenstäbchen aufweist, sodass der Kett- oder Schussfaden zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet ist. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0012] Durch die teilweise Anordnung der Schussfäden aufgrund der gewählten Webstruktur zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsstückes besteht die Möglichkeit die spezifischen Funktionen auf der Außenseite der Bekleidungsstücke einzustellen, ohne den Tragekomfort des Gewebes auf der Haut negativ zu beeinflussen. Soweit
spezielle Garne zu diesem Zweck in elastischer oder unelastischer Form verwendet werden, kann durch die teilweise Anordnung der Schussfäden überwiegend auf der Außenseite des Textils ein guter Tragekomfort erzielt werden und gleichzeitig auf der Außenseite beispielsweise eine hohe Rutschfestigkeit erreicht werden, die je nach Verwendungszweck auf der Innenseite des Gewebes nicht erwünscht ist. Eine hohe Rutschfestigkeit wird beispielsweise bei Sportbekleidung gewünscht. Der große Vorteil besteht darin, dass je nach verwendetem Garn für die Schussfäden die spezifischen Funktionen beeinflusst werden können, ohne dass der Tragekomfort hierunter leidet.

[0013] Durch die teilweise Flottierung über mehr als zwei Maschenstäbchen bei einem Gestricke, wird ebenfalls erreicht, dass die vorbehandelten Wollfäden zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet sind. Die hierbei erzielbaren Vorteile entsprechend denen eines Gewebes soweit ein elastischer oder unelastischer Wollfaden einer zusätzlichen Behandlung unterzogen wurde.

[0014] Zur Herstellung des Garns oder des Wollfadens bestehen zwei verschiedene Möglichkeiten. Es kann ein elastisches oder unelastisches Garn oder der Wollfaden mit einem Polymer, insbesondere Silikonpolymer umhüllt sein, sodass das Garn beziehungsweise der Wollfaden eingebettet ist oder ein elastisches Garn beziehungsweise der Wollfaden enthält zwischen 15 und 85 Gew.-% vernetztes Silikonpolymer, bezogen auf das Gesamtgewicht des Garns beziehungsweise Wollfadens.

[0015] Die einer speziellen Behandlung unterzogenen Garne, welche vorzugsweise für die Schussfäden verwendet werden, bestimmen hierbei die spezifischen Funktionen, welche nachhaltig durch die Zusammensetzung des Silikonpolymers bestimmt werden. Die auf diese Weise behandelten Garne für die Schussfäden werden beim Weben nur vereinzelt eingesetzt, um einerseits den Zusammenhalt des Gewebes oder Gestrickes zu gewährleisten und andererseits reicht es aus, wenn nur einzelne Schussfäden vorbehandelt wurden, um die spezifische Funktion zu erzielen.

[0016] Um die gewünschten Funktionen zu erreichen, kann ein Silikonpolymer mit einer spezifischen Zusammensetzung verwendet und mit diesem Silikonpolymer das Garn oder der Wollfaden beschichtet werden. Dadurch, dass die mit einem Silikonpolymer beschichteten Garne beziehungsweise Wollfäden vorzugsweise auf der Außenseite des Gewebes beziehungsweise Gestrickes, von dem Träger ausgehend, angeordnet sind, kann beispielsweise die Elastizität oder Rutschfestigkeit des textilen Gewebes verändert werden, ohne dass Nachteile beim Tragekomfort entstehen. Silikonpolymere weisen normalerweise die unangenehme Eigenschaft auf, dass sie nicht mehr atmungsaktiv sind, wodurch das Schwitzen des menschlichen Körpers verstärkt wird. Soweit aber die mit Silikonpolymer beschichteten Garne oder Wollfäden nur teilweise verwendet werden und überwiegend auf der Außenseite des textilen Gewebes oder Gestrickes angeordnet sind, bestehen diese Nachteile nur in äußerst eingeschränkter Form. Selbst ein Rutschphänomen aufgrund der Wasserretention kann hierdurch vermieden werden.

[0017] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das beschichtete Garn minimal zu 30 %, vorzugsweise mehr als 50 %, besonders bevorzugt mehr als 70 % oder mehr als 80 % auf der Außenseite des Gewebes angeordnet ist.

[0018] In Abhängigkeit der Anzahl der mit einem Silikonpolymer beschichteten Garne können diese minimal zu 30 % auf der Außenseite des Gewebes angeordnet sein, aber in Einzelfällen kann das Silikonpolymer soweit besondere Eigenschaften vorliegen, vorzugsweise auch mehr als 50 %, besonders bevorzugt mehr als 70 % oder mehr als 80 % auf der Außenseite des Gewebes angeordnet sein. Die prozentuale Anordnung des in einem Silikonpolymer eingebetteten Garnes hängt von den Eigenschaften des Silikonpolymers ab. Ein wichtiger Grundgedanke hierbei besteht darin, dass das beschichtete Garn als Schussfäden, beispielsweise eine Antirutschfunktion erfüllen, mit dem Ziel, dass dieses Garn beispielswese gewebt werden kann ohne dass Probleme mit den Webmaschinen während des Webprozesses auftreten können. Diese Eigenschaft des Garns ist aber unabhängig von der Anordnung der Schussfäden auf der Innen- oder Außenseite. Soweit die spezifischen Eigenschaften des Gewebes auf der Außenseite zum Tragen kommen sollen, wird die vorgenannte Webtechnik mit Anordnung der speziellen Schussfäden zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels verwendet. Hierbei kann beispielsweise eine Rutschfestigkeit eingestellt werden, wenn dies bei Sportbekleidung gewünscht wird. Es besteht aber ebenso die Möglichkeit eine erhöhte Gleitfähigkeit vorzusehen soweit dies alternativ bei Sportbekleidung erforderlich ist.

[0019] In weiterer besonderer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Gewebebindung vorliegt, die eine Bindung der Schussfäden mit den Kettfäden in der Weise vorsieht, dass mehrere nebeneinanderliegende Kettfäden gegenüber einem einzelnen Schussfaden auf der Innenseite angeordnet sind.

[0020] Hierbei kann die Anzahl der auf der Innenseite angeordneten Kettfäden von Schussfaden zu Schussfaden eines beschichteten Garns variieren. Das durch das Verfahren hergestellte Gewebe besteht aus Kettfäden, welche in der Regel keine Silikonummantelung aufweisen, während die Schussfäden nur teilweise mit einem Silikonpolymer beschichtet sind. Mithilfe der Kettfäden und Schussfäden wird eine hohe Bindungskraft des Gewebes erzielt und die spezifischen Funktionen durch Verwendung einzelner beschichteter Schussfäden erreicht, die nach dem Verfahren zum überwiegenden Teil auf der Außenseite angeordnet sind. Dies wird dadurch erreicht, dass mehrere nebeneinander liegende Kettfäden gegenüber einem einzelnen Schussfaden speziell den Schussfäden, welche eine Silikonbeschichtung aufweisen, auf der Innenseite angeordnet sind. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass die Anzahl, der auf der Innenseite angeordneten Kettfäden von Schussfaden zu Schussfaden variiert, und zwar einerseits zwischen den beschichteten und unbeschichteten Garn und andererseits bei den Schussfäden mit einer Silikonpolymerbeschichtung. Zur Erzielung der spezifischen Funktion kann vorgesehen sein, dass zumindest jeder zweite Schussfaden eines beschichteten Garns zu mehr als 30 % auf der Außenseite angeordnet ist. Demgegenüber können die Schussfäden, welche aus nicht beschichteten Garnen bestehen und sich zwischen den beschichteten Garnen befinden nur zu 15 % bis 30 % auf der Außenseite angeordnet sein. Ferner besteht ohne weiteres die Möglichkeit, dass beispielsweise abwechselnd beschichtete Garne oder Polyamidfaden verwendet werden oder die Schussfolge aus einem beschichteten Garn und mehreren Poly-amidfäden besteht. Die Verteilung der beschichteten Schussfäden kann somit beliebig variiert werden und indirekt Einfluss auf die spezifische Funktion genommen werden.

[0021] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Gewebe sowohl in Richtung der Kettfäden als auch in Richtung der Schussfäden elastisch oder unelastisch ausgebildet ist, wobei die Kettfäden zumindest teilweise aus einem Polyamidfaden bestehen können, welche anteilig Elastan enthalten. Hierbei können die Kettfäden aus Einzelfäden oder das Garn aus einem Einzelfaden oder einzelnen Filamenten bestehen.

[0022] Die Kettfäden können zumindest teilweise aus einem Polyamidfaden bestehen, welcher anteilig Elastan enthält, um eine gewisse Elastizität zu erzielen. Sowohl für die Kettfäden als auch als auch für die Schussfäden können elastische oder unelastische Garne verwendet werden, sodass eine einstellbare Elastizität in Längs- und Querrichtung des hergestellten Gewebes möglich ist.

[0023] Sowohl bei der Auswahl der Kettfäden als auch bei den weiteren verwendeten Garnen besteht die Möglichkeit Einzelfäden, aber ebenso ein Filament einzusetzen, wodurch die Festigkeitseigenschaften des Gewebes beeinflussbar sind.

[0024] Die gleichen Vorteile werden mit einem maschinellen Gestricke erzielt, welches eine Bindung der Kett- oder Schussfäden in der Weise vorsieht, dass mehrere nebeneinanderliegende Schussfäden gegenüber einem einzelnen Kettfaden auf der Außenseite angeordnet sind. Hierbei kann die Anzahl der auf der Innenseite angeordneten Schussfäden von Schussfaden zu Schussfaden variieren.

[0025] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Schussfolge des Gestrickes aus einem beschichteten Wollfaden und einem unbeschichteten Wollfaden besteht, oder dass die Schussfolge aus einem beschichteten Wollfaden und zumindest zwei Wollfäden besteht, und/oder dass die zwischen den beschichteten Wollfäden liegenden Schussfäden zu 15 bis 30 % auf der Außenseite angeordnet sind.

[0026] In besonderer Ausgestaltung ist vorgesehen, dass das Gewebe oder Gestricke je nach Auswahl des Silikonpolymers rutschfest, wärmebeständig, wärmedämmend, schalldämmend, stoßdämpfend ist oder ein verbessertes Brandverhalten aufweist. Alternativ kann durch die Auswahl des Silikonpolymers das Garn geschmeidig oder gleitend ausgebildet sein. Ferner kann das Gewebe zumindest nur teilweise aus einem rutschfesten Bereich bestehen, der durch die beschichteten Garne festgelegt wird. Rutschfeste Bereiche sind beispielsweise bei Sportbekleidung erwünscht, um die Verletzungsgefahr zu verringern.

[0027] Zum Beeinflussung des Brandverhaltens kann beispielsweise vorgesehen sein, dass die Silikonbeschichtung Stoffe in Form von organischen Salzen oder metallorganischen Verbindungen enthält, beispielsweise aus der Gruppe Kalziumcarbonat, Aluminiumnitrat, Magnesiumhydroxid, Natriumhydroxid und/oder Kaliumhydroxid. Weitere Entflammungsverzögerer können durch die Auswahl einer Kunststoffkomponente aus einem Phosphorsäure-System verwendet werden. Zur Veränderung des Gleitverhaltens bestehen demgegenüber die Möglichkeit dem Silikonpolymer Stoffe aus einem Paraffinwachs-System beizufügen.

[0028] Alternativ zu einem Gewebe besteht die Möglichkeit ein maschinelles Gestricke zu verwenden, welches eine Bindung der Kett- oder Schussfäden in der Weise aufweist, dass mehrere nebeneinander liegenden Schussfäden gegenüber einem einzelnen Kettfaden auf der Innenseite angeordnet sind. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass die Anzahl der auf der Innenseite angeordneten Schussfäden von Schussfaden zu Schussfaden variiert wird, um die gleichen Vorteile zu bewirken, wie sie zu den Geweben genannt sind.

[0029] Ähnlich wie bei einem Gewebe besteht auch hier die Möglichkeit, dass die Schussfolge des Gestrickes aus einem beschichteten Wollfaden und einem unbeschichteten Wollfaden besteht oder alternativ dass die Schussfolge aus einem beschichteten Wollfaden zumindest zwei unbeschichteten Wollfäden besteht. Hierbei sollen die zwischen den beschichteten Wollfäden liegenden Schussfäden zu 15 bis 30 % auf der Außenseite angeordnet sein.

[0030] Um die spezifischen Funktionen des Gewebes oder Gestrickes zu erreichen ist im weiteren vorgesehen, dass das Silikonpolymer mindestens ein Polyorganosiloxan, bevorzugt aus einer Mischung von zwei Polyorganosiloxan besteht, noch bevorzugter wenn das Silikonpolymer aus einer Mischung aus zwei Polyorganosiloxan besteht, wobei eine der Komponenten ein Katalysator für die Polymerisationsrelaktion ist. Vorzugsweise kann das Silikonpolymer bei Raumtemperatur flüssig sein und es wird eine zwei Komponentenmischung aus Polyorganosiloxan verwendet, die vor der Polymeration in Form eines Elastomers im flüssigen Zustand aufgetragen wird.

[0031] In vorteilhafter Weise kann das Silikonpolymer aus einem Zweikomponentengemisch aus Polyorganosiloxan bestehen, welche durch eine Polyadditionsreduktion bei einer Temperatur zwischen 150 Grad und 350 Grad Celsius für drei bis 10 Sekunden vernetzt werden. Hierbei wird bevorzugt das Aufbringen des Polymers auf das Grundgarn dadurch erleichtert, dass ein Silikonpolymer mit niedriger Viskosität, vorzugsweise kleiner oder gleich 20.000 mPa.s bei 23 Grad und Umgebungsdruck hergestellt wird. Soweit das Silikonpolymer aus einer Zweikomponentenmischung von Polyorganosiloxan besteht kann eine Viskosität von 2500 mPa.s erzielt werden.

[0032] Ein besonderes Merkmal des beschichteten Garnes besteht darin, dass die vernetzte Silikonpolymerschicht keine Luftblasen aufweist oder weniger als eine Luftblase pro linearen Zentimeter des beschichteten Garnes aufweist. Soweit diese Werte überschritten werden, besteht ansonsten die Gefahr, dass die Silikonpolymerschicht herausgerissen wird, wodurch das Weben erschwert oder sogar problematisch werden kann. Zur Herstellung der beschichteten Garne ist vorgesehen, dass ein Basisgarn einer Beschichtungsstation für ein Silikonpolymer zunächst zugeführt wird, um anschließend eine Vernetzung vorzunehmen, in dem die Garne einem Ofen zugeführt werden. Die Vernetzung erfolgt bei einer Temperatur zwischen 150 Grad und 350 Grad für drei bis 10 Sekunden.

[0033] Für das Garn selbst ist vorgesehen, dass das Garn aus einem Grundfaden aus der Gruppe der Polyamidgarne, Polyestergarne oder Glasgarne ausgewählt ist oder dass das Garn aus der Gruppe der synthetischen Garne, Garne mineralischen Ursprungs, natürliche Garne oder Hybridgarne oder daraus abgeleitete Garnen ausgewählt ist. Prinzipiell besteht die Möglichkeit eine Vielzahl von Garnen zu verwenden und für den speziellen Fall eine Beschichtung vorzusehen, sodass eine breite Auswahl der spezifischen Funktionen möglich ist.

[0034] Hierbei besteht der besondere Vorteil des mit Silikonpolymer beschichteten Garnes darin, dass dieses mit jeder Art von weiteren Garnen verwebbar.

[0035] Gleiches gilt selbstverständlich für die Wollfäden eines Gestrickes.

[0036] Die erfindungsgemäß hergestellten Gewebe beziehungsweises Gestricke können im Weiteren zur Verwendung für Sportbekleidung, insbesondere Reiterhosen eingesetzt werden. Ferner können die Gewebe zur Herstellung von Arbeitskleidung, insbesondere medizinischer Arbeitskleidung verwendet werden. Eine weitere Anwendung besteht darin, dass die Gewebe für Handschuhe oder Fußbekleidung, insbesondere Schuhe verwendet werden oder bei Heimtextilien, technischen Geweben oder Polsterbezügen zum Einsatz kommen.

[0037] Die vorliegende Erfindung zeichnet sich dadurch aus, spezifische Eigenschaften beziehungsweise Funktionen eines Gewebes oder Gestrickes durch die Verwendung eines mit Silikonpolymer beschichteten Garnes oder Wollfadens zu erreichen, wobei das beschichtete Garn oder der Wollfaden als Schussfaden Verwendung findet und zur Erzielung eines angenehmen Tragekomforts bei hoher Funktionalität die betreffenden Schussfaden zum überwiegenden Teil auf der Außenseite eines mit dem Gewebe beziehungsweise Gestrickes hergestellten Textil angeordnet sind, sodass die Wirkung besonders nach außen hervortritt. Je nach Auswahl des Silikonpolymers kann beispielsweise eine hohe Rutschfestigkeit, aber ebenso eine Gleitfähigkeit erzielt werden, die je nach Anwendungsfall gewünscht wird. Soweit die mit dem Gewebe oder Gestricke hergestellten Textilien einer hohen Beanspruchung auf der Außenseite unterliegen, kann durch gezielte Beeinflussung einerseits des Silikonpolymers und andererseits durch die Anzahl der auf der Außenseite beschichteten Garne nachhaltig beeinflusst werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.


Ansprüche

1. Verfahren zur Herstellung eines Gewebes für ein Bekleidungsartikel, umfassend eine Vielzahl von Kettfäden und eine Vielzahl von Schussfäden, wobei zumindest teilweise ein elastisches oder unelastisches Garn verwendet wird und wenigstens ein erster Kett- und/oder Schussfaden aus einem ausgewählten Garn besteht, welches einer zusätzlichen Behandlung unterzogen wurde,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zumindest eine Kett- und/oder Schussfaden in einem Silikonpolymer eingebettet ist und aufgrund der Webstruktur zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet ist.
 
2. Verfahren zur maschinellen Herstellung eines Gestrickes für ein Bekleidungsartikel, umfassend eine Anzahl von Wollfäden, wobei zumindest teilweise ein elastischer oder unelastischer Wollfaden verwendet wird und wenigstens ein erster Wollfaden einer zusätzliche Behandlung unterzogen wurde,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zumindest eine Wollfaden in einem Silikonpolymer eingebettet ist und als Kett- oder Schussfaden verwendet wird und zumindest teilweise eine Flottung (Flottierung) über mindestens zwei Maschenstäbchen aufweist, sodass der Kett- oder Schussfaden zu mehr als 30 % auf der Außenseite des Bekleidungsartikels angeordnet ist.
 
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das elastische oder unelastische Garn oder der Wollfaden zwischen 15 und 85 Gew.-% vernetztes Silikonpolymer, bezogen auf das Gesamtgewicht des Garns oder des Wollfadens enthält, und/oder dass das Garn minimal zu 30%, vorzugsweise mehr als 50%, besonders bevorzugt mehr als 70 % oder mehr als 80 % auf der Außenseite des Gewebes angeordnet ist, oder dass der Wollfaden eine Flottung über mindestens 3, 4, 5 oder 6 Maschenstäbchen aufweist.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Gewebebindung vorliegt, welche eine Bindung der Schussfäden mit den Kettfäden in der Weise vorsieht, dass mehrere nebeneinanderliegende Kett-fäden gegenüber einem einzelnen Schussfaden auf der Innenseite angeordnet sind, und/oder dass die Anzahl der auf der Innenseite angeordneten Kettfäden von Schussfaden zu Schussfaden eines beschichteten Garns variiert.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schussfolge aus einem beschichteten Garn und einem Polyamidfaden besteht oder dass die Schussfolge aus einem beschichteten Garn und zumindest zwei Polyamidfäden besteht, und/oder dass die zwischen den beschichteten Garnen liegenden Schussfäden zu 15 bis 30 % auf der Außenseite angeordnet sind.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gewebe sowohl in Richtung der Kettfäden als auch in Richtung der Schussfäden elastisch oder unelastisch ausgebildet ist, und/oder dass die Kettfäden zumindest teilweise aus einem Polyamidfaden bestehen, welche anteilig Elastan enthalten, und/oder dass die Kettfäden aus Einzelfäden bestehen, und/oder dass das Garn aus einem Einzelfaden oder einzelnen Filamenten besteht.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein maschinelles Gestricke vorliegt, welches eine Bindung der Kett- oder Schussfäden in der Weise vorsieht, dass mehrere nebeneinanderliegende Schussfäden gegenüber einem einzelnen Kettfaden auf der Innenseite angeordnet sind, und/oder dass die Anzahl, der auf der Innenseite angeordneten Schussfäden von Schussfaden zu Schussfaden variiert.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schussfolge des Gestrickes aus einem beschichteten Wollfaden und einem unbeschichteten Wollfaden besteht, oder dass die Schussfolge aus einem beschichteten Wollfaden und zumindest zwei Wollfäden besteht, und/oder dass die zwischen den beschichteten Wollfäden liegenden Schussfäden zu 15 bis 30 % auf der Außenseite angeordnet sind.
 
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gewebe oder Gestricke je nach Auswahl des Silikonpolymers rutschfest, wärmebeständig, wärmedämmend, schalldämmend, stoßdämpfend ist oder ein verbessertes Brandverhalten aufweist, oder dass das Gewebe oder Gestricke je nach Auswahl des Silikonpolymers geschmeidig und gleitend ausgebildet ist.
 
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Gewebe oder Gestricke zumindest einen rutschfesten Bereich aufweist, der aus beschichteten Garnen beziehungsweise Wollfäden besteht.
 
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Silikonpolymer mindestens ein Polyorganosiloxan, bevorzugt aus einer Mischung von zwei Polyorganosiloxan besteht, noch bevorzugter wenn das Silikonpolymer aus einer Mischung aus zwei Polyorganosiloxan besteht, wobei eine der Komponenten einen Katalysator für die Polymerisationsrelaktion ist, und/oder dass das Silikonpolymer bei Raumtemperatur flüssig ist und eine zwei Komponentenmischung aus Polyorganosiloxan gewählt wird, die vor der Polymeration in Form eines Elastomers im flüssigen Zustand aufgetragen wird.
 
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Silikonpolymerschicht vernetzt ist und keine Luftblasen aufweist, vorzugsweise weniger als eine Luftblase pro linearen Zentimeter des beschichteten Garns aufweist.
 
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mit Silikonpolymer beschichteten Garne oder Wollfäden vernetzt werden, in dem sie in einen Ofen geführt werden oder einem Schlichtvorgang unterzogen werden, wobei die Vernetzung bei einer Temperatur zwischen 150 Grad und 350 Grad in 3 bis 10 Sekunden erfolgt.
 
14. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Garn aus einem Grundfaden aus der Gruppe ausgewählt ist, der aus Polyamidgarnen, Polyestergarnen oder Glasgarnen besteht, und/oder dass das Garn aus der Gruppe, synthetische Garnen, Garne mineralischen Ursprungs, natürlicher Garnen oder Hybridgarnen oder daraus abgeleitete Garnen ausgewählt ist, und/oder dass das mit einem Silikonpolymer beschichtete Garn oder der Wollfaden mit jeder anderen Art von Garnen verwebbar ist.
 
15. Verwendung des Gewebes oder Gestrickes nach einem der Ansprüche 1 bis 14 für Sportbekleidung, insbesondere Reiterhosen, Arbeitskleidung, medizinischer Arbeitskleidung, Handschuhe oder Fußbekleidung, insbesondere Schuhe, Heimtextilien, technische Gewebe oder Polsterbezüge.
 






Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente