[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes. Außerdem betrifft
die Erfindung ein Hörgerät.
[0002] Als Hörgeräte bezeichnet man typischerweise klassische Hörhilfen, die zur Versorgung
von Schwerhörenden dienen. Im weiteren Sinne bezeichnet dieser Begriff jedoch auch
Geräte, die zur Unterstützung von normal hörenden Menschen ausgebildet sind. Hörgeräte
zur Unterstützung von normal hörenden Menschen werden auch als "Personal Sound Amplification
Products" oder "Personal Sound Amplification Devices" (kurz: "PSAD") bezeichnet. Derartige
Hörgeräte sind im Gegensatz zu klassischen Hörhilfen nicht zur Kompensation von Hörverlusten
vorgesehen, sondern werden gezielt zur Unterstützung und Verbesserung des normalen
menschlichen Hörvermögens in spezifischen Hörsituationen eingesetzt.
[0003] Unabhängig vom vorgesehenen Einsatzzweck weisen Hörgeräte üblicherweise zumindest
einen Eingangswandler, eine Signalverarbeitungseinrichtung und einen Ausgangswandler
als wesentliche Komponenten auf. Der zumindest eine Eingangswandler ist dabei in der
Regel durch einen akusto-elektrischen Wandler ausgebildet, also beispielsweise durch
ein Mikrofon, oder durch einen elektromagnetischen Empfänger, beispielsweise eine
Induktionsspule. In vielen Fällen sind weiterhin mehrere Eingangswandler verbaut,
also zum Beispiel ein oder mehrere akusto-elektrische Wandler und ein elektromagnetischer
Empfänger. Als Ausgangswandler wird meist ein elektro-akustischer Wandler eingesetzt,
beispielsweise ein Miniaturlautsprecher (der auch als "Hörer" bezeichnet wird), oder
ein elektromechanischer Wandler, zum Beispiel ein Knochenleitungshörer. Die Signalverarbeitungseinrichtung
ist in der Regel durch eine auf einer Leiterplatine realisierte elektronische Schaltung
ausgebildet und weist unabhängig davon üblicherweise einen Verstärker auf.
[0004] Weiter wird bei Hörgeräten typischerweise zwischen zwei Grundtypen von Bauarten oder
Bauformen unterschieden. Hörgeräte des einen Grundtyps werden als Hinter-dem Ohr-Hörgeräte,
kurz HdO-Hörgeräte (engl. BTE), bezeichnet und Hörgeräte des anderen Grundtyps als
In-dem Ohr-Hörgeräte, kurz IdO-Hörgeräte (ITE). HdO-Hörgeräte weisen hierbei neben
einem Hauptmodul, welches hinter dem Ohr getragen wird, ein mit dem Hauptmodul verbundenes
Ohrstück auf, welches für eine Platzierung in einem äußeren Gehörgang vorgesehen ist.
Bei IdO-Hörgeräten wird dagegen das Hörgerät als Ganzes für eine Nutzung in einen
äu-ßeren Gehörgang eingesetzt.
[0005] Damit auch bei eingesetztem Ohrstück bzw. Hörgerät noch ein Luftaustausch zwischen
dem Gehörgang und der Umgebung erfolgen kann, weisen entsprechende Ohrstücke bzw.
Hörgeräte in einigen Fällen ein sogenanntes Vent auf. Dabei handelt es sich um eine
Bohrung oder einen Kanal, die bzw. der das Ohrstück oder das IdO-Hörgerät durchsetzt
und durch die bzw. durch den ein Luftaustausch und somit insbesondere auch ein Druckausgleich
erfolgen kann.
[0006] Ein entsprechendes Vent bringt dabei sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich.
So lässt sich auf der einen Seite durch ein entsprechendes Vent zum Beispiel das Risiko
von Entzündungen im Gehörgang reduzieren. Außerdem lassen sich sogenannte Okklusionseffekte
reduzieren oder vermeiden, die typischerweise als unangenehm empfunden werden. Auf
der anderen Seite können durch ein entsprechendes Vent auch Schallwellen, die vom
Hörgerät erzeugt und in den Gehörgang abgegebenen werden, entweichen. Daher müssen
üblicherweise insbesondere tiefere Frequenzen zusätzlich verstärkt in den Gehörgang
abzugeben werden. Zudem werden durch ein entsprechendes Vent unerwünschte Rückkopplungen
ermöglicht oder verstärkt.
[0007] Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein vorteilhaftes Verfahren
zum Betrieb eines Hörgerätes anzugeben sowie ein vorteilhaft ausgebildetes Hörgerät.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 sowie durch ein Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 12. Bevorzugte
Weiterbildungen sind in den rückbezogenen Ansprüchen enthalten. Die im Hinblick auf
das Verfahren angeführten Vorteile und bevorzugten Ausgestaltungen sind sinngemäß
auch auf das Hörgerät übertragbar und umgekehrt.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren dient dabei zum Betrieb eines Hörgerätes, insbesondere
einer klassischen Hörhilfe, und ist dementsprechend hierfür ausgelegt. Umgekehrt ist
ein erfindungsgemäßes Hörgerät bevorzugt als klassische Hörhilfe ausgebildet und derart
eingerichtet, dass damit das erfindungsgemäße Verfahren ausführbar ist und in zumindest
einem Betriebsmodus auch ausgeführt wird.
[0010] Hierbei weist das Hörgerät ein Gehäuse auf, welches für ein Einsetzen in einen äußeren
Gehörgang eines Nutzers ausgebildet ist und welches eine proximale Seite sowie eine
der proximalen Seite gegenüberliegende distale Seite aufweist. Dabei ist dann die
proximale Seite ausgebildet ist zur Ausrichtung hin zu einem Trommelfell und dementsprechend
ist dann das Gehäuse nach einem Einsetzen in einen äußeren Gehörgang typischerweise
auch derart angeordnet, dass die proximale Seite einem Trommelfell zugewandt ist und
die distale Seite nach Au-ßen zeigt, also aus dem äußeren Gehörgang heraus.
[0011] Je nach Anwendungsfall ist das Hörgerät weiter als ein Hinter-dem Ohr-Hörgerät, kurz
HdO-Hörgerät (engl. BTE), ausgebildet oder als ein In-dem Ohr-Hörgerät, kurz IdO-Hörgerät
(ITE). Ist das Hörgerät als HdO-Hörgerät ausgebildet, so ist das zuvor genannte Gehäuse
dann Teil eines Ohrstücks, welches mit einem Hauptmodul verbunden ist. Jenes Hauptmodul
weist dabei zweckdienlicherweise ebenfalls ein Gehäuse auf. Ist das Hörgerät dagegen
als IdO-Hörgerät ausgebildet, so ist das zuvor genannte Gehäuse ein Gehäuse, welches
das gesamte Hörgerät nach Außen abschließt.
[0012] Davon unabhängig weist das Hörgerät auf der proximalen Seite des Gehäuses einen proximalen
Eingangswandler und auf der distalen Seite des Gehäuses einen distalen Eingangswandler
auf. Jeder dieser Eingangswandler dient dabei zur Generierung elektrischer Eingangssignale
basierend auf akustischen Eingangssignalen, die auf das Hörgerät auftreffen. Hierzu
weist jeder Eingangswandler zweckdienlicherweise einen akusto-elektrischen Wandler
auf, also insbesondere zumindest ein Mikrofon. Die mittels des proximalen Eingangswandlers
generierten elektrischen Eingangssignale werden nachfolgend als proximale Eingangssignale
bezeichnet und die mittels des distalen Eingangswandlers generierten elektrischen
Eingangssignale werden nachfolgend als distale Eingangssignale bezeichnet.
[0013] Weiter weist das Hörgerät auf der proximalen Seite des Gehäuses einen Ausgangswandler
auf. Dieser dient zur Generierung von akustischen Ausgangssignalen basierend auf elektrischen
Ausgangssignalen und weist zweckdienlicherweise einen elektro-akustischen-Wandler
auf, also beispielsweise einen Lautsprecher. Die elektrischen Ausgangssignale werden
nachfolgend kurz Ausgangssignale genannt.
[0014] Ergänzt werden die Eingangswandler und der Ausgangswandler durch eine Signalverarbeitungseinrichtung,
welche dazu ausgebildet und eingerichtet ist, basierend auf elektrischen Eingangssignalen
elektrische Ausgangssignale zu generieren. Im Betrieb des Hörgerätes werden dann typischerweise
die mittels des distalen Eingangswandlers generierten distalen Eingangssignale in
der Signalverarbeitungseinrichtung verarbeitet, wobei basierend auf den distalen Eingangssignalen
Ausgangssignale generiert werden. Durch den Ausgangswandler werden schließlich basierend
auf diesen (elektrischen) Ausgangssignalen akustische Ausgangssignale generiert und
ausgangsseitig vom Hörgerät abgegeben und zwar insbesondere in einen äußeren Gehörgang
eines Hörgeräteträgers oder Nutzers. Auf diese Weise wird dann typischerweise eine
Verstärkung nach an sich bekanntem Prinzip realisiert.
[0015] Des Weiteren weist das Hörgerät ein eingangs beschriebenes Vent auf, welches das
zuvor genannte Gehäuse durchsetzt. Das Vent ist hierbei als ein einstellbares Vent
ausgebildet, also als ein Vent mit veränderbaren oder einstellbaren geometrischen
Parametern. Veränderbar ist dabei insbesondere ein Öffnungsquerschitt des Vents. Ein
solches einstellbares Vent wird zuweilen auch als steuerbares, als aktives oder als
adaptives Vent bezeichnet.
[0016] Erfindungsgemäß weist das Hörgerät außerdem eine Steuer- und Auswerteeinheit auf
und ist eingerichtet, in zumindest einem Betriebsmodus einen Einstellprozess zur Einstellung
des Vents durchzuführen. Dabei wird im Zuge des Einstellungsprozesses mittels der
Steuer- und Auswerteeinheit ein Satz Übertragungsfunktionen ermittelt, der zumindest
zwei Übertragungsfunktionen aufweist, nämlich eine distale Übertragungsfunktion, die
einen Signalpfad vom Ausgangswandler zum distalen Eingangswandler abbildet, und eine
proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler zum proximalen
Eingangswandler abbildet.
[0017] Der ermittelte Satz Übertragungsfunktionen wird dann typischerweise in der Steuer-
und Auswerteeinheit weiter ausgewertet und basierend auf dieser Auswertung wird dann
bevorzugt eine geeignete Einstellung für das Vent ermittelt, wobei die Einstellung
des Vents angepasst wird, wenn die ermittelte geeignete Einstellung nicht der aktuellen
Einstellung entspricht. D. h., dass dann zumindest ein geometrischer Parameter des
Vents verändert wird.
[0018] Zur Ermittlung einer jeden Übertragungsfunktion werden vorzugsweise zwei Signale
einander gegenübergestellt. Dabei werden zweckdienlicherweise im Falle der distalen
Übertragungsfunktion das aktuelle distale Eingangssignal und das aktuelle Ausgangssignal
einander gegenübergestellt und im Falle der proximalen Übertragungsfunktion werden
das aktuelle proximale Eingangssignal und das aktuelle Ausgangssignal einander gegenübergestellt.
Weiter bevorzugt handelt es sich bei jeder Übertragungsfunktion um eine Abbildungsfunktion.
In diesem Fall bildet dann zweckdienlicherweise die distale Übertragungsfunktion das
aktuelle Ausgangssignal auf das aktuelle distale Eingangssignal ab und die proximale
Übertragungsfunktion bildet das aktuelle Ausgangssignal auf das aktuelle proximale
Eingangssignal ab.
[0019] Von Vorteil ist weiter eine Ausführung, bei der der Satz Übertragungsfunktionen eine
erste distale Übertragungsfunktion aufweist, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler
zum distalen Eingangswandler bei vollständig geöffnetem Vent abbildet, sowie eine
zweite distale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler zum
distalen Eingangswandler bei vollständig geschlossenen Vent abbildet.
[0020] Die beiden distalen Übertragungsfunktionen werden hierbei zweckdienlicherweise nacheinander
ermittelt, wobei zwischen der Ermittlung der ersten distalen Übertragungsfunktion
und der Ermittlung der zweiten distalen Übertragungsfunktion die Einstellung des Vents
verändert wird. Somit ist dann das Vent einmal vollständig geöffnet, nämlich während
der Ermittlung der ersten distalen Übertragungsfunktion, und einmal vollständig geschlossen,
nämlich während der Ermittlung der zweiten distalen Übertragungsfunktion, die vor
oder nach der Ermittlung der ersten distalen Übertragungsfunktion erfolgt.
[0021] Unabhängig davon stehen die beiden Einstellungen vollständig geöffnet und vollständig
geschlossen für zwei Extrema im Hinblick auf die geometrischen Parameter des Vents
und zwar insbesondere für zwei Extrema im Hinblick auf den Öffnungsquerschnitt des
Vents.
[0022] Alternativ oder zusätzlich wird für den Satz Übertragungsfunktionen zumindest eine
distale Übertragungsfunktion ermittelt, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler zum
distalen Eingangswandler abbildet bei einem teilweise geöffneten Vent, also bei einer
Einstellung zwischen den zwei Extrema.
[0023] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführung weist der Satz Übertragungsfunktionen
eine erste proximale Übertragungsfunktion auf, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler
zum proximalen Eingangswandler bei vollständig geöffnetem Vent abbildet, sowie eine
zweite proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler zum
proximalen Eingangswandler bei vollständig geschlossenen Vent abbildet.
[0024] Die beiden proximalen Übertragungsfunktionen werden hierbei zweckdienlicherweise
nacheinander ermittelt, wobei zwischen der Ermittlung der ersten proximalen Übertragungsfunktion
und der Ermittlung der zweiten proximalen Übertragungsfunktion die Einstellung des
Vents verändert wird. Somit ist dann das Vent einmal vollständig geöffnet, nämlich
während der Ermittlung der ersten proximalen Übertragungsfunktion, und einmal vollständig
geschlossen, nämlich während der Ermittlung der zweiten proximalen Übertragungsfunktion,
die vor oder nach der Ermittlung der ersten proximalen Übertragungsfunktion erfolgt.
[0025] Alternativ oder zusätzlich wird für den Satz Übertragungsfunktionen zumindest eine
proximale Übertragungsfunktion ermittelt, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler
zum proximalen Eingangswandler abbildet bei einem teilweise geöffneten Vent, also
bei einer Einstellung zwischen den zwei Extrema.
[0026] Von Vorteil ist außerdem eine Ausführung, bei der der Satz Übertragungsfunktionen
eine distal-proximale Übertragungsfunktion aufweist, die einen Signalpfad vom distalen
Eingangswandler zum proximalen Eingangswandler abbildet. Zu Ermittlung dieser distal-proximalen
Übertragungsfunktion werden dabei typischerweise das aktuelle distale Eingangssignal
und das aktuelle proximale Eingangssignal einander gegenübergestellt und bevorzugt
bildet die distal-proximale Übertragungsfunktion das aktuelle distale Eingangssignal
auf das aktuelle proximale Eingangssignal ab.
[0027] In vorteilhafter Weiterbildung weist der Satz Übertragungsfunktionen eine erste distal-proximale
Übertragungsfunktion auf, die einen Signalpfad vom distalen Eingangswandler zum proximalen
Eingangswandler bei vollständig geöffnetem Vent abbildet, sowie eine zweite distal-proximale
Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom distalen Eingangswandler zum proximalen
Eingangswandler bei vollständig geschlossenen Vent abbildet.
[0028] Die beiden distal-proximalen Übertragungsfunktionen werden hierbei zweckdienlicherweise
nacheinander ermittelt, wobei zwischen der Ermittlung der ersten distal-proximalen
Übertragungsfunktion und der Ermittlung der zweiten distal-proximalen Übertragungsfunktion
die Einstellung des Vents verändert wird. Somit ist dann das Vent einmal vollständig
geöffnet, nämlich während der Ermittlung der ersten distal-proximalen Übertragungsfunktion,
und einmal vollständig geschlossen, nämlich während der Ermittlung der zweiten distal-proximalen
Übertragungsfunktion, die vor oder nach der Ermittlung der ersten distal-proximalen
Übertragungsfunktion erfolgt.
[0029] Alternativ oder zusätzlich wird für den Satz Übertragungsfunktionen zumindest eine
distal-proximale Übertragungsfunktion ermittelt, die einen Signalpfad vom distalen
Eingangswandler zum proximalen Eingangswandler abbildet bei einem teilweise geöffneten
Vent, also bei einer Einstellung zwischen den zwei Extrema.
[0030] Wie bereits zuvor angedeutet, wird zweckdienlicherweise im Zuge des Einstellungsprozesses
mittels der Steuer- und Auswerteeinheit basierend auf dem Satz Übertragungsfunktionen
ein Steuersignal generiert. D. h., dass typischerweise die Übertragungsfunktionen
des Satzes Übertragungsfunktionen ausgewertet werden und dass basierend auf dieser
Auswertung ein Steuersignal generiert wird. Das Hörgerät ist dann weiter bevorzugt
derart eingerichtet, dass durch dieses Steuersignal eine Einstell-Einrichtung des
Vents angesteuert wird, sodass durch die Einstell-Einrichtung automatisch zumindest
ein geometrischer Parameter des Vents eingestellt wird.
[0031] Durch ein solches Steuersignal wird der zumindest eine geometrische Parameter dann
zweckdienlicherweise entweder verändert oder aber er wird unverändert belassen. Entspricht
das Steuersignal also zum Beispiel einer Spannung, so sind beispielsweise Spannungswerte
möglich von ungleich null und null, wobei der zumindest eine geometrische Parameter
dann bei einer Spannung ungleich null verändert wird und bei einer Spannung gleich
null unverändert bleibt. Einer Alternative entsprechend ist das Steuersignal durch
eine Spannung gegeben, wobei der zumindest eine geometrische Parameter im Falle einer
Änderung der Spannung verändert wird, und bei konstanter Spannung unverändert bleibt.
[0032] Für die Einstell-Einrichtung des Vents sind weiter je nach Anwendungsfall unterschiedliche
Ausführungen vorgesehen. Dabei sind prinzipiell alle Ausführungen zweckdienlich, die
sich über ein Steuersignal, insbesondere ein zuvor beschriebenes elektrisches Signal,
ansteuern lassen, bei denen sich also mittels eines Steuersignals zumindest ein geometrischer
Parameter eines Vents verändern lässt. Beispiele für solche Ausführungen finden sich
hierbei im Stand der Technik.
[0033] Zweckdienlich sind zum Beispiel auch Ausführungen, bei denen die Einstell-Einrichtung
eine Piezo-Kristall-Einheit aufweist, deren Ausdehnung durch eine angelegte Spannung
variierbar ist. Jene Piezo-Kristall-Einheit dient dann beispielsweise zur Verschiebung
eines Verschlusselements, also zum Beispiel eines Verschlusselements mit kegelförmiger
Grundgeometrie. Alternativ dient die Piezo-Kristall-Einheit selbst als Verschlusselement
und ragt hierzu je nach Zustand zumindest teilweise in das Vent hinein und verschließt
somit das Vent zumindest teilweise. In beiden Fällen lässt sich dann durch ein Variieren
der Spannung der effektive Öffnungsquerschnitt des Vents variabel einstellen.
[0034] Gemäß einer darüber hinaus bevorzugten Ausführung sind mit der Einstell-Einrichtung
des Vents zumindest drei Einstellung vorgebbar, nämlich eine Einstellung, bei der
das Vent vollständig geöffnet ist, eine Einstellung, bei der das Vent vollständig
geschlossen ist, und zumindest eine Einstellung, bei der das Vent teilweise geöffnet
ist. Weiter bevorzugt sind zumindest drei und insbesondere zumindest fünf unterscheidbare
Einstellungen vorgebbar, bei denen das Vent jeweils teilweise geöffnet ist, bei denen
jedoch insbesondere unterschiedliche Öffnungsquerschnitte realisiert sind.
[0035] Zweckdienlich ist es weiter, wenn für jede Übertragungsfunktion im Satz Übertragungsfunktionen
eine Referenzfunktion vorgegeben ist. In diesem Fall wird dann bevorzugt im Zuge des
Einstellungsprozesses mittels der Steuer- und Auswerteeinheit ein Steuersignal derart
generiert, dass sich die Übertragungsfunktionen, also die aktuellen Übertragungsfunktionen,
ihren Referenzfunktionen zumindest annähern.
[0036] Gemäß zumindest einer Ausführung ist der Einstellungsprozess zudem als ein Regelprozess
ausgestaltet. Dies ist insbesondere von Vorteil, wenn, wie zuvor ausgeführt, eine
Annäherung der Übertragungsfunktionen an Referenzfunktionen vorgesehen ist. In diesem
Fall wird dann bevorzugt mittels des Regelprozesses eine stufenweise oder kontinuierliche
Annäherung der Übertragungsfunktionen des Satzes Übertragungsfunktionen an ihre Referenzfunktionen
realisiert. Ein entsprechender Regelprozess läuft hierbei je nach Anwendungsfall beispielsweise
permanent im Hintergrund. Alternativ ist dafür gesorgt, dass der Regelprozess gemäß
einer Vorgabe endet, also beispielsweise nach einer vorgegebenen Anzahl Regelschleifen
oder Regelzyklen oder beispielsweise nach einer vorgegebenen Zeitdauer.
[0037] Insbesondere, wenn der zuvor beschriebene Einstellungsprozess kein permanent im Hintergrund
laufender Regelprozess ist, ist es außerdem von Vorteil, wenn automatisch mehrere
Einstellungsprozesse durchgeführt werden. Dabei sind die Einstellungsprozesse zweckdienlicherweise
zeitlich beanstandet. Hierbei gilt es zu bedenken, dass sich beim Tragen des Hörgerätes
der Sitz des Hörgerätes im Laufe der Zeit mitunter verändert, sodass der Sitz mal
mehr und mal weniger gut ist. Da der Sitz die Übertragungsfunktionen beeinflusst,
ist es dann zweckdienlich, den Einstellungsprozess in gewissen zeitlichen Abständen
zu wiederholen, sofern dieser nicht als Regelprozess permanent ausgeführt wird.
[0038] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung werden dabei die zeitlichen Abstände zwischen
den Einstellungsprozessen automatisch angepasst, also beispielsweise an eine Energieverbrauchssteuerung.
Sind also beispielsweise mehrere Betriebsmodi für das Hörgerät vorgesehen, bei denen
unterschiedliche Vorgaben im Hinblick auf den maximal zulässigen Verbrauch an elektrischer
Energie vorliegen, so wird die Häufigkeit der Einstellungsprozesse in Abhängigkeit
dieser Betriebsmodi vorgegeben.
[0039] Einer weiteren Ausführungsvariante entsprechend wird der Einstellungsprozess automatisch
einmalig durchgeführt nach jedem Einschalten des Hörgerätes.
[0040] Alternativ oder zusätzlich ist das Hörgerät für einen manuellen Start des Einstellungsprozesses
eingerichtet. D. h., dass der Einstellungsprozess beispielsweise über einen Taster
und/oder mittels einer Fernbedienung startbar ist und bei entsprechender Betätigung
auch gestartet wird.
[0041] Davon unabhängig dient der zuvor beschriebene Einstellungsprozess weiter bevorzugt
zur Realisierung einer Voreinstellung des Vents für andere Prozesse oder Algorithmen,
insbesondere für Prozesse oder Algorithmen, die im Betrieb des Hörgerätes oder zumindest
in einem Betriebsmodus des Hörgerätes permanent im Hintergrund laufen oder permanent
ausgeführt werden.
[0042] Ein Beispiel für einen solchen anderen, weiteren oder zusätzlichen Algorithmus ist
ein sogenannter Feedback-Canceller. Ein solcher Feedback-Canceller dient dazu, unerwünschte
Rückkopplungen, auch Feedback genannt, zu unterdrücken. Akustische Rückkopplungen
treten häufig bei Hörgeräten auf, insbesondere wenn es sich um Geräte mit hoher Verstärkung
handelt. Diese Rückkopplungen äußern sich üblicherweise in starken Oszillationen einer
bestimmten Frequenz und werden typischerweise als ein Pfeifen wahrgenommen. Dieses
Pfeifen ist in der Regel sowohl für den Hörgeräteträger selbst als auch für Personen
in seiner näheren Umgebung sehr unangenehm. Feedback kann insbesondere dann auftreten,
wenn Schall, der über ein Mikrofon des Hörgerätes aufgenommen, durch einen Signalverstärker
verstärkt und über einen Lautsprecher, auch Hörer genannt, ausgegeben wird, wieder
zum Mikrofon gelangt und erneut verstärkt wird.
[0043] Zur dynamischen Reduktion von Feedback sind bereits eine Reihe von adaptiven Algorithmen,
nämlich sogenannte Feedback-Canceller, entwickelt worden, die sich vorzugsweise automatisch
auf die jeweilige Feedbacksituation einstellen und entsprechende Maßnahmen bewirken.
Einige dieser Algorithmen ermöglichen das Detektieren von Feedback, also insbesondere
des Rückkopplungs-Pfeifens, wobei hierfür typischerweise zumindest ein Eingangssignal
eines Mikrofons kontinuierlich auf Feedback und insbesondere Feedback-Oszillationen
hin überwacht wird. Werden Feedback und insbesondere Feedback-typische Oszillationen
detektiert, so wird zum Beispiel die Hörgeräteverstärkung an der entsprechenden Stelle
so weit reduziert, dass die Schleifenverstärkung unter eine kritische Grenze sinkt.
Diese Verstärkungsreduktion kann beispielsweise durch Absenkung eines Frequenzkanals
oder durch Aktivierung eines geeigneten schmalbandigen Sperrfilters (Notchfilter)
erfolgen. Bei den hierbetrachteten Feedback-Cancellern erfolgt nun zusätzlich oder
anstelle der Reduzierung Hörgeräteverstärkung eine Verstellung des einstellbaren Vents,
wenn Feedback detektiert wird. Der zuvor beschriebene erfindungsgemäße Einstellungsprozess
dient dann zur Realisierung einer Voreinstellung des Vents, von der aus dann die Einstellung
durch den Feedback-Canceller erfolgt, also die Verstellung in Abhängigkeit der Feedback-Detektion.
[0044] Die Voreinstellung erfolgt dabei typischerweise derart, dass das Vent, also insbesondere
der effektive Öffnungsquerschnitt des Vents, im Zuge des Einstellungsprozesses auf
eine aktuelle, also vom zuvor beschriebenen Einstellungsprozess abhängige, Basiseinstellung
oder Mittelposition eingestellt wird, von der aus dann eine weitere Einstellung, insbesondere
eine Feinjustierung, in Abhängigkeit zumindest eines weiteren Algorithmus erfolgt,
also zum Beispiel in Abhängigkeit eines zuvor genannten Feedback-Cancellers.
[0045] Kurzgefasst und vereinfacht dargelegt dient also der hier beschriebene erfindungsgemäße
Einstellungsprozess zur Einstellung eines einstellbaren Vents eines Hörgerätes. Dabei
wird im Zuge des Einstellungsprozesses zweckdienlicherweise eine Signalanalyse durchgeführt,
bei der zumindest die Eingangssignale zweier Mikrofone des Hörgerätes ausgewertet
werden, die sich auf gegenüberliegenden Seiten eines in einen Gehörgang einsetzbaren
Gehäuses befinden, also eines inneren oder proximalen Mikrofons und eines äußeren
oder distalen Mikrofons.
[0046] Die durchgeführte Signalanalyse umfasst dabei je nach Ausführungsvariante typischerweise
zwei oder mehr der folgenden Teilanalysen oder Analysebereiche:
- Analyse des (Signal-)Pfades bzw. der Übertragungsfunktion vom äußeren zum inneren
Mikrofon
- Analyse des (Signal-)Pfades bzw. der Übertragungsfunktion vom inneren zum äußeren
Mikrofon
- Analyse des (Signal-)Pfades vom Lautsprecher oder Receiver zum inneren Mikrofon
- Analyse des (Signal-)Pfades vom Lautsprecher oder Receiver zum äußeren Mikrofon
- Analyse zumindest eines Signals zumindest eines weiteren Sensors zur Prädiktion von
Änderungen, also z.B. eines Bewegungssensors oder Beschleunigungssensors, eines Gyroskops
und/oder eines Kompasses etc.
[0047] Ein im Zuge einer solche Analyse ermittelter und/oder ausgewerteter Parameter ist
dabei zum Beispiel die Differenz eines Schalldruckpegels im Moment der Messung mit
proximalem und distalem Mikrofon in einem vorgegebenen Frequenzband.
[0048] Basierend auf der durchgeführten Signalanalyse wird dann zweckdienlicherweise ein
Steuersignal generiert, mit dem das Vent angesteuert und hierdurch eingestellt wird.
Diese Einstellung dient dabei bevorzugt als Voreinstellung des Vents für andere Prozesse
oder Algorithmen.
[0049] Zugrunde liegt dabei insbesondere folgender Gedanke. Unter Beachtung eines Audiogramms
eines Hörgeräteträgers oder Patienten wird proximal und distal der Schalldruckpegel
verglichen. Dies geschieht bevorzugt mit dem Ziel, dass proximal, zumindest abzüglich
der Verstärkung durch das Hörgerät, und distal der gleiche Schalldruckpegel gegeben
sein soll. Denn es soll ein möglichst offenes Hörerlebnis erreicht werden, aber gleichzeitig
soll auch ausrechend Verstärkung erzielt werden.
[0050] Bevorzugt wird dann ein Schwellwert bzw. Threshold errechnet. Dieser Schwellwert
geht zum Beispiel als ein "Großsignal" bzw. Offset in die Steuerung des Vents ein
und dient somit zur Voreinstellung. Um den Offset herum erfolgt dann weiter bevorzugt
die restliche Signalverarbeitung/Steuerung. Das heißt, dass bevorzugt durch einen
Vergleich der Schalldruckpegel proximal und distal quasi ein Basiswert gefunden wird
für eine "Mittelposition" für den Vent und dass alle weiteren Adaptionen auf Basis
der oben genannten Pfadmessungen weiterlaufen.
[0051] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand einer schematischen
Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- FIG 1
- in einer Seitenansicht ein Hörgerät mit einem Hauptmodul und einem Ohrstück sowie
- FIG 2
- in einer teilweisen Schnittdarstellung das Ohrstück.
[0052] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren jeweils mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0053] Ein nachfolgend exemplarisch beschriebenes und in Fig. 1 skizziertes Hörgerät 2 ist
als ein Hinter-dem Ohr-Hörgerät, kurz HdO-Hörgerät (engl. BTE), ausgestaltet. Es weist
ein Hauptmodul 4 auf, welches für ein Tragen hinter einem Ohr ausgebildet ist, sowie
ein mit dem Hauptmodul 4 über ein Kabel 6 verbundenes Ohrstück 8.
[0054] Jenes Ohrstück 8 ist in Fig. 2 in einer teilweisen Schnittdarstellung schematisch
wiedergegeben und weist ein Gehäuse 10 auf, welches das Ohrstück 8 nach au-ßen abschließt
und welches für ein Einsetzen in einen äußeren Gehörgang ausgebildet ist. Das Gehäuse
10 weist weiter eine proximale Seite 12 sowie eine der proximalen Seite 12 gegenüberliegende
distale Seite 14 auf. Dabei ist dann die proximale Seite ausgebildet ist zur Ausrichtung
hin zu einem Trommelfell und dementsprechend ist dann das Gehäuse 10 nach einem Einsetzen
in einen äußeren Gehörgang typischerweise auch derart angeordnet, dass die proximale
Seite 12 einem Trommelfell zugewandt ist und die distale Seite nach Außen zeigt, also
aus dem äußeren Gehörgang heraus.
[0055] Weiter weist das Hörgerät 2 auf der proximalen Seite 12 des Gehäuses 10 einen proximalen
Eingangswandler 16 und auf der distalen Seite 14 des Gehäuses10 einen distalen Eingangswandler
18 auf. Jeder dieser Eingangswandler dient dabei zur Generierung elektrischer Eingangssignale
basierend auf akustischen Eingangssignalen, die auf das Hörgerät 2 auftreffen. Im
Ausführungsbeispiel weist jeder dieser Eingangswandler zumindest ein Mikrofon auf.
Die mittels des proximalen Eingangswandlers 16 generierten elektrischen Eingangssignale
werden nachfolgend als proximale Eingangssignale bezeichnet und die mittels des distalen
Eingangswandlers 18 generierten elektrischen Eingangssignale werden nachfolgend als
distale Eingangssignale bezeichnet.
[0056] Zudem weist das Hörgerät 2 auf der proximalen Seite 12 des Gehäuses 10 einen Ausgangswandler
20 auf. Dieser dient zur Generierung von akustischen Ausgangssignalen basierend auf
elektrischen Ausgangssignalen und wird im Ausführungsbeispiel durch einen Lautsprecher
ausgebildet. Die elektrischen Ausgangssignale werden nachfolgend kurz Ausgangssignale
genannt.
[0057] Im Ausführungsbeispiel sind zudem im Hauptmodul 4 ein nicht dargestellter weiterer
Eingangswandler mit zumindest einem Mikrofon sowie eine nicht explizit gezeigte Signalverarbeitungseinrichtung
angeordnet. Mittels des weiteren Eingangswandlers sowie der Signalverarbeitungseinrichtung
werden im Betrieb des Hörgerätes 2 die mittels des weiteren Eingangswandlers generierten
Eingangssignale in der Signalverarbeitungseinrichtung verarbeitet, wobei basierend
auf diesen Eingangssignalen Ausgangssignale generiert werden. Durch den Ausgangswandler
20 werden schließlich basierend auf diesen (elektrischen) Ausgangssignalen akustische
Ausgangssignale generiert und ausgangsseitig vom Ohrstück 8 abgegeben und zwar insbesondere
in einen äußeren Gehörgang eines Hörgeräteträgers. Auf diese Weise wird dann typischerweise
eine Verstärkung nach an sich bekanntem Prinzip realisiert.
[0058] Des Weiteren weist das Hörgerät 2 ein Vent 22 auf, welches das zuvor genannte Gehäuse
10 des Ohrstücks 8 durchsetzt. Das Vent 22 ist hierbei als ein aktives oder einstellbares
Vent 22 ausgebildet, also als ein Vent 22 mit veränderbaren oder einstellbaren geometrischen
Parametern. Veränderbar ist dabei Ausführungsbeispiel der Öffnungsquerschitt des Vents
22.
[0059] Außerdem weist das Hörgerät 2 eine Steuer- und Auswerteeinheit 24 auf, welche im
Ohrstück 8 angeordnet ist. Diese ist eingerichtet, in zumindest einem Betriebsmodus
einen Einstellprozess zur Einstellung des Vents 22 durchzuführen, und ist hierzu signaltechnisch
sowohl mit dem proximalen Eingangswandler 16 als auch mit dem distalen Eingangswandler
18 verbunden.
[0060] Dabei wird im Zuge des Einstellungsprozesses mittels der Steuer- und Auswerteeinheit
24 ein Satz Übertragungsfunktionen ermittelt, der eine distale Übertragungsfunktion
umfasst, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler 20 zum distalen Eingangswandler
18 abbildet, und eine proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler
20 zum proximalen Eingangswandler 16 abbildet.
[0061] Der ermittelte Satz Übertragungsfunktionen wird dann in der Steuer- und Auswerteeinheit
24 weiter ausgewertet und basierend auf dieser Auswertung wird eine geeignete Einstellung
für das Vent 22 ermittelt. In Abhängigkeit der ermittelten geeigneten Einstellung
für das Vent 22 wird durch die Steuer- und Auswerteeinheit 24 ein Steuersignal generiert,
mit dem eine Einstell-Einrichtung des Vents 22 angesteuert wird.
[0062] Diese Einstell-Einrichtung weist im Ausführungsbespiel eine Piezo-Kristall-Einheit
26 auf, deren Ausdehnung durch eine angelegte Spannung, also durch das Steuersignal
der Steuer- und Auswerteeinheit 24, variierbar ist. Die Piezo-Kristall-Einheit 26
ragt hierbei je nach Zustand zumindest teilweise in das Vent 22 hinein und verschließt
somit das Vent 22 zumindest teilweise. Infolgedessen lässt sich durch ein Variieren
der Spannung der Öffnungsquerschnitt des Vents 22 variabel einstellen. Die beiden
Extrema für die Einstellung des Öffnungsquerschnitts sind in Fig. 2 angedeutet. Der
gestrichelte Rahmen deutet dabei eine Einstellung an, bei der das Vent 22 vollständig
geschlossen ist, und der Rahmen mit durchgezogener Linie deutet eine Einstellung an,
bei der das Vent 22 vollständig geöffnet ist. Im Ausführungsbeispiel sind zudem mehrere
weitere Einstellungen vorgebbar, bei denen das Vent 22 teilweise geöffnet ist
[0063] Der zuvor beschriebene Einstellungsprozess wird bevorzugt automatisch einmalig durchgeführt
nach jedem Einschalten des Hörgerätes 2. Alternativ oder zusätzlich ist das Hörgerät
2 für einen manuellen Start des Einstellungsprozesses eingerichtet. D. h., dass der
Einstellungsprozess beispielsweise über einen nicht gezeigten Taster und/oder mittels
einer nicht dargestellten Fernbedienung startbar ist und bei entsprechender Betätigung
auch gestartet wird.
Bezugszeichenliste
[0064]
- 2
- Hörgerät
- 4
- Hauptmodul
- 6
- Kabel
- 8
- Ohrstück
- 10
- Gehäuse
- 12
- proximale Seite
- 14
- distale Seite
- 16
- proximaler Eingangswandler
- 18
- distaler Eingangswandler
- 20
- Ausgangswandler
- 22
- Vent
- 24
- Steuer- und Auswerteeinheit
- 26
- Piezo-Kristall-Einheit
1. Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes (2), welches
- ein Gehäuse (10) aufweist, das für ein Einsetzen in einen äußeren Gehörgang ausgebildet
ist und dass eine proximale Seite (12) sowie eine der proximalen Seite (12) gegenüberliegende
distale Seite (14) aufweist, wobei die proximale Seite (12) ausgebildet ist zur Ausrichtung
hin zu einem Trommelfell,
- auf der proximalen Seite (12) des Gehäuses (10) einen proximalen Eingangswandler
(16) und auf der distalen Seite (14) des Gehäuses (10) einen distalen Eingangswandler
(18) aufweist,
- auf der proximalen Seite (12) des Gehäuses einen Ausgangswandler (20) aufweist,
- ein einstellbares Vent (22) aufweist, dass das Gehäuse (10) durchsetzt, und
- eine Steuer- und Auswerteeinheit (24) aufweist,
wobei ein Einstellprozess zur Einstellung des Vents (22) durchgeführt wird und wobei
im Zuge des Einstellungsprozesses mittels der Steuer- und Auswerteeinheit (24) ein
Satz Übertragungsfunktionen ermittelt wird, der zumindest zwei Übertragungsfunktionen
aufweist, nämlich
- eine distale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler (20)
zum distalen Eingangswandler (18) abbildet, und
- eine proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler (20)
zum proximalen Eingangswandler (16) abbildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei der Satz Übertragungsfunktionen eine erste distale Übertragungsfunktion aufweist,
die einen Signalpfad vom Ausgangswandler (20) zum distalen Eingangswandler (18) bei
vollständig geöffnetem Vent (22) abbildet, und eine zweite distale Übertragungsfunktion,
die einen Signalpfad vom Ausgangswandler (20) zum distalen Eingangswandler (18) bei
vollständig geschlossenem Vent (22) abbildet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei der Satz Übertragungsfunktionen eine erste proximale Übertragungsfunktion aufweist,
die einen Signalpfad vom Ausgangswandler (20) zum proximalen Eingangswandler (16)
bei vollständig geöffnetem Vent (22) abbildet, und
eine zweite proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom Ausgangswandler
(20) zum proximalen Eingangswandler (16) bei vollständig geschlossenem Vent (22) abbildet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei der Satz Übertragungsfunktionen eine distal-proximale Übertragungsfunktion aufweist,
die einen Signalpfad vom distalen Eingangswandler (18) zum proximalen Eingangswandler
(16) abbildet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei der Satz Übertragungsfunktionen eine erste distal-proximale Übertragungsfunktion
aufweist, die einen Signalpfad vom distalen Eingangswandler (18) zum proximalen Eingangswandler
(16) bei vollständig geöffnetem Vent (22) abbildet, und
eine zweite distal-proximale Übertragungsfunktion, die einen Signalpfad vom distalen
Eingangswandler (18) zum proximalen Eingangswandler (16) bei vollständig geschlossenem
Vent (22) abbildet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei im Zuge des Einstellungsprozesses mittels der Steuer- und Auswerteeinheit (24)
basierend auf dem Satz Übertragungsfunktionen ein Steuersignal generiert wird und
wobei durch dieses Steuersignal eine Einstell-Einrichtung (26) des Vents (22) angesteuert
wird, so dass durch die Einstell-Einrichtung (26) automatisch zumindest ein geometrischer
Parameter des Vents (22) eingestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
wobei mit der Einstell-Einrichtung (26) des Vents (22) zumindest drei Einstellungen
vorgebbar sind, nämlich eine Einstellung, bei der das Vent (22) vollständig geöffnet
ist, eine Einstellung, bei der das Vent (22) vollständig geschlossen ist, und zumindest
eine Einstellung, bei der das Vent (22) teilweise geöffnet ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 7,
wobei für jede Übertragungsfunktion im Satz Übertragungsfunktionen eine Referenzfunktion
vorgegeben ist und wobei im Zuge des Einstellungsprozesses mittels der Steuer- und
Auswerteeinheit (24) ein Steuersignal derart generiert wird, dass sich die Übertragungsfunktionen
ihren Referenzfunktionen annähern.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
wobei der Einstellungsprozess als ein Regelprozess ausgestaltet ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei automatisch mehrere Einstellungsprozesse durchgeführt werden und wobei die zeitlichen
Abstände zwischen den Einstellungsprozessen automatisch angepasst werden an eine Energieverbrauchssteuerung.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei der Einstellungsprozess manuell gestartet wird.
12. Hörgerät (2) ausgebildet und eingerichtet zur Ausführung eines Verfahrens nach einem
der vorherigen Ansprüche in zumindest einem Betriebsmodus.