[0001] In einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Werkzeugsystem zur Herstellung
eines Presslings bei einem Pressvorgang einer Pressmaschine umfassend einen Oberstempel
und einen Unterstempel. Der Oberstempel umfasst ein Oberstempelformelement und der
Unterstempel ein Unterstempelformelement, die in ihrer Zusammenwirkung eine geometrische
Form des Presslings gestalten. Zudem weist der Oberstempel ein Oberstempelrandelement
auf, wodurch der Oberstempel einen größeren Durchmesser im Vergleich zu den Durchmessern
des Oberstempelformelements und des Unterstempelformelements aufweist, sodass der
Oberstempel auf einer Matrizenscheibe oder einer Matrize während des Verpressens des
Pressmaterials aufsetzbar ist.
[0002] In einem weiteren Aspekt behandelt die Erfindung eine Pressmaschine umfassend das
erfindungsgemäße Werkzeugsystem.
[0003] Zusätzlich betrifft die Erfindung ein Pressverfahren zur Herstellung eines Presslings
bei einem Pressvorgang mithilfe des erfindungsgemäßen Werkzeugsystems.
Hintergrund und Stand der Technik
[0004] Das Komprimieren von Material zur Herstellung von Presslingen ist eine typische Verfahrenstechnik,
die im Stand der Technik eingesetzt wird und seit langem bekannt ist. Presslinge umfassen
verpresstes Material, wobei das Material häufig in Form von Pulver oder Granulat vorliegt
und der Pressling durch mechanischen Druck bereitgestellt wird.
[0005] Insbesondere kann ein Pressling eine Tablette sein, die typischerweise mithilfe von
Tablettenpressen hergestellt wird. Hierbei werden im Wesentlichen zwei Arten von Tablettenpressen
unterschieden, nämlich die Exzenterpresse und die Rundläufertablettenpresse (auch
als Rundlaufpresse bezeichnet). Für großindustrielle Anwendungen werden oftmals Rundlaufpressen
eingesetzt.
[0006] Es ist bekannt, dass Rundlaufpressen einen Rotor aufweisen, der eine Vielzahl von
Stempelpaaren trägt, wobei jedes Stempelpaar von einem Oberstempel und einem Unterstempel
gebildet wird, die relativ zueinander verstellbar sind. Der Rotor umfasst eine Matrizenscheibe,
in der mindestens entlang eines Teilkreises in regelmäßigen Abständen Matrizenöffnungen
vorgesehen sind, in denen die Ober- und Unterstempel entweder unmittelbar zusammenwirken
oder die Einsatzstücke aufweisen, die als Matrizen bezeichnet werden. In diesen Matrizen
oder Matrizenöffnungen wird das zu verpressende Material mittels einer Füllvorrichtung
eingefüllt.
[0007] Wenn ein Stempelpaar durch die Drehung des Rotors in den Bereich der so gefüllten
Matrize oder Matrizenöffnung gelangt, werden die beiden Stempel durch Steuerkurven
aufeinander zubewegt und gelangen in den Bereich einer Druckrollenstation. In der
Druckrollenstation werden die Stempel gegeneinander gepresst, sodass das Material
in der Matrizenöffnung oder der Matrize zu einem Pressling verdichtet wird. Nach Abschluss
des Pressvorgangs werden beide Pressstempel nach oben bzw. unten bewegt und die Tablette
aus der Matrizenöffnung oder der Matrize ausgeworfen.
[0008] Im Stand der Technik ist das Phänomen zu beobachten, dass nach einem Pressvorgang
von kugelförmigen oder ähnlichen Presslingen, diese einen Steg aufweisen. Ein Steg
bezeichnet eine Mantelfläche des Presslings und entsteht häufig durch den Kontakt
des zu verpressenden Materials mit einer Wand der Matrizenscheibe innerhalb der Matrizenöffnung
oder der Matrize innerhalb einer Matrizenbohrung. Ein Steg wird oftmals durch die
Steghöhe beschrieben. Bei biplanen Presslingen ist die Steghöhe gleichzeitig die Gesamthöhe.
Bei bikonvexen Tabletten, deren Form durch einen Zylinder mit zwei Kugelkalotten beschrieben
werden kann, ist die Steghöhe die Höhe des Zylinders und die Gesamthöhe die Summe
der Höhe des Zylinders (Steges) mit den Höhen der beiden Kugelkalotten. Der Steg einer
Tablette oder eines Presslings wird im Stand der Technik auch als "Rand" bezeichnet.
Daher können im Verlauf dieser Schrift die Begriffe "Rand" und "Steg" synonym verwendet
werden.
[0009] Der Steg eines Presslings geht mit einigen Nachteilen einher, die nicht vernachlässigbar
sind. Beispielsweise wirkt sich der Steg nachteilig auf die Stabilität des Presslings
aus, da an einer Kante des Steges bzw. an einem Übergangsbereich zwischen dem Steg
und beispielsweise einer Kugelkalotte eine geringe Bruchfestigkeit vorliegt. Somit
kann der Pressling bei einem gewissen Druck einfach durchbrochen werden.
[0010] Der Steg eines Presslings wirkt sich auch nachteilig beim Konsum aus, beispielsweise
im Rahmen einer Medikamenteneinnahme. Von Konsumenten wird der Steg oftmals als unangenehm
während Schluckens empfunden, da der Steg Abschnitte der Mundhöhle großflächig berühren
kann.
[0011] Ebenfalls kann der Steg einen optischen Eindruck verminderter Qualität erwecken,
da der Steg sich leicht und/oder schnell verfärben kann. Dadurch kann der Steg eine
andere Farbe als die tatsächliche Farbe des Presslings aufweisen.
[0012] Im Stand der Technik liegen Ansätze vor, um eine möglichst stetige Form für den Pressling
ermöglichen zu können. Beispielsweise wird in der
JP 2012148321 A eine Tablettenpresse zur Herstellung von Tabletten offenbart, durch die ein angenehmeres
Schlucken ermöglicht werden soll. Mit der darin offenbarten Tablettenpresse sind insbesondere
sphärische oder ellipsoide Tabletten herstellbar. Dazu führen ein Oberstempel und
ein Unterstempel eine vertikal aufeinander gerichtete Bewegung zu, um ein zu verpressendes
Material zur Bereitstellung einer Tablette zu komprimieren. Der Oberstempel und der
Unterstempel weisen Pressflächen auf, die in ihrer Zusammenwirkung der Formgebung
der Tablette dienen. Die formgebenden Abschnitte des Ober- und Unterstempels sind
Teilbereiche einer Mittelstange. Ferner wird offenbart, dass der Ober- und/oder Unterstempel
eine Spitze haben kann, die die Pressfläche umgibt und an einer Kante der Matrize
geführt wird, um die Verpressung und Formgebung der Tablette vorzunehmen.
[0013] Presswerkzeuge, die der Bereitstellung einer möglichst stetigen Form dienen, sind
auch in anderen technologischen Gebieten bekannt, welche nicht zwangsläufig auf die
Herstellung von Tabletten gerichtet sind. So wird in der
WO 9500043 eine Vorrichtung zur Ausführung eines Verfahrens, welches der Herstellung vorgefertigter
Steinobstfrüchte dient, beschrieben. Dazu wird eine Steinobsthälfte auf eine Formausnehmung
platziert und eine Füllung in die Steinobsthälfte eingeführt. Daraufhin wird eine
entkernte und gefrostete Steinobsthälfte auf die Steinobsthälfte aufgelegt, welche
in der Formausnehmung positioniert ist. Anschließend erfolgt ein Zusammenpressen von
zwei Hohlformhälften, um die beiden Steinobsthälften und die darin enthaltene Füllung
miteinander zu verpressen.
[0014] Die im Stand der Technik bekannten Ansätze, die Formgebung von Presslingen zu bestimmen,
weisen jedoch Einschränkungen bzgl. der Ausgestaltung des Presslings auf. Insbesondere
bleibt bei der Nutzung der bekannten Möglichkeiten dennoch ein Steg mit gewissen Ausmaßen
übrig, der die damit einhergehenden Nachteile aufweist. Mithin liegt im Stand der
Technik der Bedarf vor, ein Werkzeugsystem bereitzustellen, mit dem Presslinge hergestellt
werden können, die keinen oder einen verringerten Steg aufweisen.
Aufgabe der Erfindung
[0015] Aufgabe der Erfindung war es, ein Werkzeugsystem bereitzustellen, das die Nachteile
des Standes der Technik beseitigt. Insbesondere sollte das Werkzeugsystem in der Lage
sein, den Steg eines Presslings zu verkleinern oder Presslinge ohne Steg herstellen
zu können. Weiterhin sollte das Werkzeugsystem besonders einfach in Pressmaschinen
des Standes der Technik implementierbar sein, sodass eine Integration in bekannten
Anlagen sowie eine effiziente Massenproduktion von Presslingen mit geeigneterem Steg
möglich ist.
Zusammenfassung der Erfindung
[0016] Die Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0017] In einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Werkzeugsystem zur Herstellung
eines Presslings bei einem Pressvorgang einer Pressmaschine umfassend einen Oberstempel
und einen Unterstempel dadurch gekennzeichnet, dass der Oberstempel ein Oberstempelformelement
und der Unterstempel ein Unterstempelformelement umfasst, die in ihrer Zusammenwirkung
eine geometrische Form des Presslings gestalten und der Oberstempel ein Oberstempelrandelement
umfasst und der Oberstempel einen größeren Durchmesser im Vergleich zu den Durchmessern
des Oberstempelformelements und des Unterstempelformelements aufweist.
[0018] Das bevorzugte Werkzeugsystem hat sich in vielerlei Hinsicht als vorteilhaft erwiesen.
[0019] Insbesondere erlaubt das erfindungsgemäße Werkzeugsystem eine Herstellung von Presslingen,
die keinen oder einen verringerten Steg aufweisen. Vorteilhafterweise wird es ermöglicht,
mithilfe des bevorzugten Werkzeugsystems die Steghöhe eines Presslings auf niedriger
als ca. 3 mm, bevorzugt auf niedriger als ca. 2 mm, besonders bevorzugt auf niedriger
als ca. 1 mm zu reduzieren. Weiterhin kann mithilfe des bevorzugten Werkzeugsystems
die Steghöhe vorteilhafterweise auf niedriger als ca. 0,3 mm, bevorzugt auf niedriger
als ca. 0,2 mm, besonders bevorzugt auf niedriger als ca. 0,1 mm, ganz besonders bevorzugt
auf ca. 0 mm reduziert werden.
[0020] Begriffe wie im Wesentlichen, ca. etc. beschreiben bevorzugt einen Toleranzbereich
von weniger als ± 40 %, bevorzugt weniger als ± 20 %, besonders bevorzugt weniger
als ± 10 %, noch stärker bevorzugt weniger als ± 5 % und insbesondere weniger als
± 1 % und umfassen insbesondere den exakten Wert. Teilweise beschreibt bevorzugt zu
mindestens 5 %, besonders bevorzugt zu mindestens 10 %, und insbesondere zu mindestens
20 %, in einigen Fällen zu mindestens 40 %.
[0021] Da, wie eingangs bereits beschrieben wurde, der Steg auch mit dem Begriff "Rand"
beschrieben werden kann, können mithilfe des bevorzugten Werkzeugsystems vorteilhaft
im Wesentlichen randlose Presslinge bereitgestellt werden, was sich als besonders
nützliche Eigenschaft von Presslingen erwiesen hat.
[0022] Durch den Effekt des bevorzugten Werkzeugsystems, im Wesentlichen randlose Presslinge
bereitstellen zu können, wird eine gleichmäßige Ausgestaltung der Oberfläche des Presslings
erlangt. Besonders vorteilhaft ist hierbei, dass durch einen nicht vorhandenen Steg
entsprechend auch kein Übergangsbereich vorliegt, sodass beispielsweise ein von außen
aufgebrachter Druck durch die gleichmäßige Form des Presslings auch gleichmäßig entlang
seiner Oberfläche verteilt wird. Folglich weist der mittels des bevorzugten Werkzeugsystem
herstellbare Pressling eine höhere Bruchfestigkeit auf und ist damit stabiler gegenüber
einer mechanischen Außenwirkung.
[0023] Gleichzeitig weist der Pressling vorteilhaft durch die Verringerung oder das Nicht-Vorhandensein
des Steges verringerte oder keine Kanten auf, die bevorzugt einen Übergangsbereich
zwischen dem Steg und einem Ober- und/oder Unterbereich des Presslings bilden. Vorteilhafterweise
sind die Presslinge damit angenehmer zu konsumieren. Dadurch wird eine erhebliche
Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik erzielt, in dem insbesondere Kanten als
unangenehm beim Schlucken des Presslings beschrieben und empfunden wurden. Das unangenehme
Empfinden ist insbesondere dadurch bedingt, dass die Kanten der Presslinge des Standes
der Technik innere Bereiche der Mundhöhle, Rachen und Speiseröhre berühren können.
Mittels des bevorzugten Werkzeugsystem wird dies vorteilhaft umgangen, da der Rand
verringert oder der Pressling randlos ausgestaltet werden kann.
[0024] Darüber hinaus wird mittels des bevorzugten Werkzeugsystems vorteilhafterweise ein
besonders ästhetisches Erscheinungsbild des Presslings geschaffen. Ein im Wesentlichen
randloser Pressling zeichnet sich vorteilhaft durch einen im Wesentlichen glatten
Verlauf der Oberfläche des Presslings aus, sodass eine besonders gleichmäßige geometrische
Form geschaffen werden kann.
[0025] Das bevorzugte Werkzeugsystem ist vorteilhafterweise in der Lage, im Wesentlichen
randlose Presslinge reproduzierbar herzustellen. Durch die Reproduzierbarkeit der
Randlosigkeit können somit massenhaft Presslinge erzeugt werden, die sich hinsichtlich
ihrer geometrischen Ausgestaltung, insbesondere in Bezug auf die Verringerung oder
Beseitigung des Steges, akkurat ähneln.
[0026] Ebenfalls ist es von Vorteil, dass unerwünschte Verfärbungen am Steg durch eine Verringerung
seiner Ausmaße oder durch seine Beseitigung in hohem Maße reduziert werden. Folglich
weist der Pressling eine langanhaltende einheitliche Farbe auf. Vorteilhafterweise
erhöht sich auch die Qualität des Presslings, da unerwünschte Verfärbungen aufgrund
der geometrischen Ausgestaltung über einen langen Zeitraum vermieden werden können.
[0027] Weiterhin ist es vorteilhaft, dass das bevorzugte Werkzeugsystem besonders einfach
bereitgestellt und ebenfalls einfach in bekannten Pressmaschinen implementiert werden
kann. Damit eignet sich das bevorzugte Werkzeugsystem vorteilhaft ebenso im Rahmen
einer Massenproduktion von Presslingen. Insbesondere kann vorteilhaft eine besonders
hohe Menge an im Wesentlichen randlosen Presslingen im Rahmen eines Pressvorgangs
prozesseffizient hergestellt werden.
[0028] Die Verringerung der Ausmaße oder ein Fernbleiben des Steges wird bevorzugt durch
das bevorzugte Werkzeugsystem, insbesondere durch die Kombination der Merkmale bzw.
Komponenten des bevorzugten Werkzeugsystems, ermöglicht.
[0029] Insbesondere erreicht das bevorzugte Werkzeugsystem durch die Zusammenwirkung des
Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes im Wesentlichen randlose
Presslinge. Hierbei meint die Formulierung "Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes
und des Unterstempelformelementes" bevorzugt, dass die geometrische Form des Presslings
im Wesentlichen durch das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement gestaltbar
ist bzw. durch diese vorgegeben wird. Dazu kann es bevorzugt sein, dass durch die
Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes eine
Form des zu verpressenden Materials gebildet wird, die vorzugsweise auch die Form
des Presslings bestimmt. Dabei wirken das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement
bevorzugt dergestalt zusammen, dass diese gemeinsam einen geometrischen Körper in
Form eines Hohlraums bilden. Für die vorzugsweise Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes
und des Unterstempelformelementes ist es bevorzugt, dass das Oberstempelrandelement
das Oberstempelformelement umfasst. Beispielsweise kann dann das Oberstempelformelement
als Einkerbung des Oberstempelrandelementes vorliegen.
[0030] Im Stand der Technik war es üblich, dass der Pressling seine Form beim Verpressen
des Pressmaterials in der Matrizenöffnung der Matrizenscheibe oder in der Matrizenbohrung
der Matrize erhält, was jedoch nachteilig zum beschriebenen Steg des Presslings führt.
[0031] Hingegen wird durch das bevorzugte Werkzeugsystem die Form des Presslings durch die
Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes erlangt.
Als eine wesentliche Abkehr des Standes der Technik ist der größere Durchmesser des
Oberstempels im Vergleich zu den Durchmessern des Oberstempelformelementes und des
Unterstempelformelementes anzusehen. Durch den vergrößerten Durchmesser ist der Oberstempel
bevorzugt auf einer Kante der Matrizenscheibe aufsetzbar. Somit wird im Gegensatz
zum Stand der Technik die Formgebung des Presslings nicht oder nicht ausschließlich
in der Matrizenöffnung der Matrizenscheibe oder in der Matrizenbohrung der Matrize
bestimmt. Stattdessen wird bevorzugt die geometrische Form des Presslings durch die
Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes bestimmt.
In bevorzugten Ausführungsformen kann die Matrizenöffnung teilweise an der Formgebung
des Presslings beteiligt sein.
[0032] Vorzugsweise ist das Oberstempelrandelement auf der Matrizenscheibe an der Kante
der Matrizenöffnung aufsetzbar, was durch den größeren Durchmesser des Oberstempels
ermöglicht wird. Somit liegt beim Verpressen des Pressmaterials bevorzugt das Oberstempelformelement
oberhalb der Matrizenöffnung. Durch den Unterstempel ist eine axial gerichtete Bewegung
in Richtung der Matrizenöffnung ausführbar, sodass sich das Unterstempelformelement
beim Verpressen von Pressmaterial und der Formgebung des Presslings zumindest teilweise
innerhalb der Matrizenöffnung befindet.
[0033] In weiteren bevorzugten Ausführungsformen ist das Oberstempelrandelement an der Kante
der Matrizenbohrung einer Matrize aufsetzbar, sodass sich das Oberstempelformelement
oberhalb der Matrizenbohrung befindet. Die bevorzugte Aufsetzbarkeit des Oberstempels
auf einer Matrize wird vorzugsweise durch das Oberstempelrandelement und den vergrößerten
Durchmesser des Oberstempels ermöglicht. Zum Herstellen des Presslings ist durch den
Unterstempel eine axial gerichtete Bewegung in Richtung der Matrizenbohrung ausführbar,
wobei die Formbildung des Presslings durch die Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes
und des Unterstempelformelementes resultiert. In bevorzugten Ausführungsformen kann
die Matrizenbohrung der Matrize teilweise an der Formgebung des Presslings beteiligt
sein.
[0034] Für eine Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes
kann es bevorzugt sein, dass sich die Konturen der Formelemente berühren. Ebenfalls
kann es bevorzugt sein, dass die Matrizenöffnung der Matrizenscheibe oder Matrizenbohrung
der Matrize bei der Formgebung des Presslings teilweise beteiligt ist, wobei die wesentliche
Formgebung vorzugsweise durch das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement
erlangt wird.
[0035] Im Sinne der Erfindung bezeichnet ein Werkzeugsystem bevorzugt ein System umfassend
mehrere Werkzeuge, wobei bevorzugt die Werkzeuge bereitgestellt werden durch den Oberstempel
und den Unterstempel, insbesondere durch das Oberstempelformelement, das Unterstempelformelement
und das Oberstempelrandelement. Vorzugsweise dient das erfindungsgemäße Werkzeugsystem
der Herstellung von Presslingen und/oder kann in Pressmaschinen dazu eingebaut werden.
[0036] Ein Pressling bezeichnet bevorzugt ein gepresstes und geformtes Stück des Pressmaterials.
Der Pressling ist vorzugsweise herstellbar durch den Druck, den der Oberstempel und/oder
der Unterstempel auf das Pressmaterial ausüben. Zum Erhalt der Festigkeit des Presslings
können Van-der-Waals-Kräfte wirken, plastisches Verformen von Pulverpartikel und/oder
Bindemitteln eingesetzt werden. Vorzugsweise erhält der Pressling seine geometrische
Form durch die Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und der Unterstempelformelementes.
Ein Pressling kann insbesondere eine Tablette sein.
[0037] Das Oberstempelformelement bezeichnet bevorzugt eine Einkerbung, die einen Teil des
Oberstempels bildet. Das Oberstempelformelement ist bevorzugt eine Einkerbung innerhalb
des Oberstempelrandelements. Bevorzugt umfasst der Oberstempel das Oberstempelrandelement
und das Oberstempelformelement. Das Oberstempelrandelement bildet bevorzugt einen
Bereich oder eine Komponente des Oberstempels, der/die an die Matrizenscheibe oder
Matrize führbar ist. Dabei wird bevorzugt das Oberstempelrandelement im Rahmen eines
Pressvorgangs derart an die Matrizenscheibe oder Matrize geführt, dass das Oberstempelformelement
über der Matrizenöffnung oder Matrizenbohrung liegt. Dies wird im erfindungsgemäßen
Kontext durch die Formulierung "der Oberstempel einen größeren Durchmesser im Vergleich
zu den Durchmessern des Oberstempelformelements und des Unterstempelformelements"
zum Ausdruck gebracht. Bevorzugt weist das Oberstempelrandelement derartige Ausmaße
auf, dass der größere Durchmesser des Oberstempels gegenüber den Durchmessern des
Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes erlangt wird. Durch einen
größeren Durchmesser des Oberstempels als den des Oberstempelformelements und des
Unterstempelformelements kann der Oberstempel, insbesondere das Oberstempelrandelement,
planar an einer Kante der Matrizenöffnung einer Matrizenscheibe oder einer Matrizenbohrung
einer Matrize gebracht werden. Durch das Oberstempelformelement wird bevorzugt ein
oberer Bereich des Presslings abgeschlossen, insbesondere für die Formbildung des
Presslings. Die geometrische Form des Presslings wird bevorzugt durch die Zusammenwirkung
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes erlangt.
[0038] Bevorzugt weist das Oberstempelrandelement einen größeren Durchmesser als Durchmesser
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes auf. Insbesondere weist
dadurch, dass das Oberstempelrandelement einen größeren Durchmesser als Durchmesser
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes aufweist, auch der
Oberstempel (als solcher) einen größeren Durchmesser als das Oberstempelformelement
und das Unterstempelformelement auf. Mit anderen Worten ausgedrückt, ist es im erfindungsgemäßen
Kontext bevorzugt, dass das Oberstempelrandelement und das Oberstempelformelement
als strukturelle Abschnitte des Oberstempels aufzufassen sind. Vorzugsweise liegt
das Oberstempelformelement als eine Einkerbung in dem Oberstempelrandelement vor.
Analog ist das Unterstempelformelement als struktureller Abschnitt des Unterstempels
anzusehen, der vorzugsweise als Einkerbung am Unterstempel vorliegt. Durch die Zusammenwirkung
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes wird eine stetige Form
für den Pressling ermöglicht, welche vorteilhaft keinen oder nur einen besonders verringerten
Steg aufweist. Durch den größeren Durchmesser des Oberstempelrandelementes als Durchmesser
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes kann vorteilhafterweise
eine kompakte Ausgestaltung des Oberstempels erlangt werden. Insbesondere weist der
Stempelschaft des Oberstempels verringerte Ausmaße auf. Ferner geht die Ausgestaltung
des Werkzeugsystems mit dem vergrößerten Durchmesser des Oberstempelrandelementes
vorteilhafterweise mit einer effizienteren Verteilung der Presskraft einher, um die
Form des Presslings durch das zu verpressende Material zu bestimmen, welches sich
innerhalb des Unterstempelformelementes befindet.
[0039] Das Unterstempelformelement bezeichnet bevorzugt eine Einkerbung, die einen Teil
des Unterstempels bildet. Durch das Unterstempelformelement wird bevorzugt ein unterer
Bereich des Pressmaterials zur Bildung des Presslings abgeschlossen. Vorzugsweise
wird durch den Unterstempel, insbesondere das Unterstempelformelement, ein Boden des
Pressmaterials gebildet. In bevorzugten Ausführungsformen wird durch eine Fülleinrichtung
das Pressmaterial in das Unterstempelformelement befüllt, dosiert und/oder vorverdichtet.
Vorzugsweise weisen das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement einen
zueinander kongruenten Querschnitt auf, sodass ein gleichmäßiger Verlauf der Oberfläche
des Presslings nach einem Pressvorgang erhalten wird.
[0040] Vorzugsweise sind durch den Oberstempel und den Unterstempel eine zueinander axial
gerichtete Bewegung ausübbar, die bevorzugt durch Druckrollen ermöglicht wird, um
das Pressmaterial zu komprimieren und damit den Pressling herzustellen.
[0041] Der Oberstempel und der Unterstempel bezeichnen im Sinne der Erfindung bevorzugt
Werkzeuge, welche während eines Rundlaufes der Matrizenscheibe gemeinsam geführt werden
und zum Verpressen des Pressmaterials eine zueinander gerichtete vertikale Bewegung
ausführen. Der Oberstempel und der Unterstempel werden durch eine oder mehrere Komponenten,
wie beispielsweise Druckrollen, aufeinander zu bewegt, um somit das Pressmaterial
zum Pressling zu verdichten. Der Oberstempel wirkt von oben und der Unterstempel von
unten, um bevorzugt gleichmäßig von der Ober- und Unterseite einen Druck auf das Pressmaterial
auszuüben.
[0042] Das bevorzugte Werkzeugsystem ist vorzugsweise in Pressmaschinen anzubringen, um
Presslinge im Rahmen eines Pressvorgangs herzustellen. Eine Pressmaschine bezeichnet
bevorzugt eine Maschine oder eine Anlage, um mithilfe einer Relativbewegung des Oberstempels
und des Unterstempels das Pressmaterial für die Herstellung des Presslings zu verpressen.
Die Pressmaschine kann beispielsweise eine Tablettenpresse sein, insbesondere eine
Rundlaufpresse. Ein Pressvorgang bezeichnet bevorzugt alle durchführbaren Schritte
von Komponenten der Pressmaschine, um das Pressmaterial für die Herstellung des Presslings
zu komprimieren.
[0043] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass für die Gestaltung der geometrischen Form des Presslings das Oberstempelrandelement
an eine Kante einer Matrizenscheibe aufsetzbar ist, wobei ein Pressmaterial sich innerhalb
des Unterstempelformelements und in einer Matrize befindet und für den Pressvorgang
der Unterstempel zum Oberstempel axial gerichtet bewegbar ist.
[0044] Vorzugsweise wird durch den Druck des Unterstempels das Pressmaterial zum Pressling
gestempelt. Dabei ist es bevorzugt, dass das Pressmaterial in das Unterstempelformelement
gebracht wird (beispielsweise durch eine Fülleinrichtung) und der Unterstempel in
Richtung der Matrizenbohrung axial bewegbar ist. Ebenfalls ist es bevorzugt, das Pressmaterial
in die Matrizenbohrung der Matrize zu befüllen, wobei vorzugsweise das Unterstempelformelement
einen Boden für das Pressmaterial bildet, wobei bevorzugt die Matrize in die Matrizenöffnung
der Matrizenscheibe eingebracht ist.
[0045] Vorzugsweise ist der Unterstempel zum Verpressen des Pressmaterials in die Matrizenbohrung
der Matrize einführbar, wobei der Oberstempel umfassend das Oberstempelrandelement
oberhalb der Matrizenbohrung auf der Matrizenscheibe, vorzugsweise auf der Matrize,
aufsetzbar ist. Dabei ist es bevorzugt, dass das Pressmaterial derart eingefüllt wird,
dass es sich innerhalb der Matrize bzw. der Matrizenbohrung befindet und des Unterstempelformelementes
befindet. Für die Herstellung des Presslings ist bevorzugt durch den Unterstempel
ein Druck ausübbar, um das Pressmaterial zum Pressling zu verpressen.
[0046] Die Ausgestaltung der Form des Presslings wird bevorzugt durch die Zusammenwirkung
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes erlangt. Dies ist im
erfindungsgemäßen Kontext als wesentliche Abkehr vom Stand der Technik anzusehen,
in dem es oftmals üblich war, dass im Wesentlichen die Matrize für die Formgebung
des Presslings, insbesondere für die Kontur, verantwortlich ist. Wie weiter oben bereits
beschrieben wurde, ergibt sich jedoch ein Rand am Pressling, wenn die Matrize als
solche für die Formgebung eingesetzt wird. Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass dieser
Nachteil beseitigt werden kann, indem die Gestaltung der geometrischen Form des Presslings
bevorzugt durch eine Aufsetzbarkeit des Oberstempels an einer Kante der Matrizenscheibe
über der Matrizenöffnung oder der Matrizenbohrung der Matrize. Vorzugsweise kann das
Oberstempelrandelement über der Kante der Matrizenbohrung der Matrize und dementsprechend
auf der Matrize beim Verpressen aufgebracht sein. Durch die Aufsetzbarkeit des Oberstempelrandelements
an der Matrizenscheibe wird es vorteilhaft ermöglicht, dass das Oberstempelformelement
und das Unterstempelformelement im Wesentlichen passgenau die gewünschte Form des
Presslings bilden, sodass vorteilhaft Presslinge mit keinem oder nur einem geringen
Steg hergestellt werden können.
[0047] Da bevorzugt durch die Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes
die äußere Ausgestaltung des Presslings vorgenommen wird, kann in gewisser Weise,
insbesondere im Lichte des Standes der Technik, der Oberstempel als Teil der Matrize
aufgefasst werden, denn die Formgebung wurde im Stand der Technik im Wesentlichen
durch die Matrize bestimmt. Der Oberstempel übernimmt somit in der vorliegenden Erfindung
bevorzugt eine Teilfunktion der Matrizen aus dem Stand der Technik.
[0048] Im Sinne der Erfindung bezeichnet die Matrize vorzugsweise ein Einsatzstück, welches
in die Matrizenöffnung einbringbar ist. Vorzugsweise ist die Matrize hülsenförmig
ausgebildet und passt passgenau in die Matrizenöffnung hinein. Die Matrizenbohrung
bezeichnet eine Öffnung, die in der Matrize selbst eingebracht ist. Die bevorzugten
Matrizen erlauben eine besonders präzise Anpassung der Matrizenöffnungen an die Ober-
und Unterstempel (hierbei insbesondere an den Unterstempel), wobei vorzugsweise die
Anpassung durch die Matrizenbohrung der Matrize erfolgt.
[0049] Matrizenöffnungen bezeichnen bevorzugt Ausnehmungen der Matrizenscheibe, in denen
jeweils eine Matrize eingebracht werden kann. Die Matrizenscheibe ist bevorzugt eine
Platte und bildet einen Teil des Rotors, die mindestens entlang eines Teilkreises
Matrizenöffnungen aufweist. Vorzugsweise ist jeweils jeder Matrizenöffnung ein Stempelpaar
umfassend Oberstempel und Unterstempel zugeordnet. Während des Pressvorgangs führt
die Matrizenscheibe vorzugsweise eine Rotation durch und der Oberstempel und der Unterstempel
führen jeweils eine Abwärts- und Aufwärtsbewegung aus, um das Pressmaterial zum Pressling
zu verdichten.
[0050] In bevorzugten Ausführungsformen liegt die Matrizenscheibe als Ganzes als Teil des
Rotors vor. In weiteren bevorzugten Ausführungsformen ist die Matrizenscheibe segmentiert,
wobei sich in jedem Segment der Matrizenscheibe bevorzugt mehrere Matrizenöffnungen
befinden.
[0051] In bevorzugten Ausführungsformen ist das Pressmaterial ein pulverförmiges oder granulares
Material, wie beispielsweise Kaffeepulver oder Blumenkübel-Granulat.
[0052] In besonders bevorzugten Ausführungsformen ist das Pressmaterial Kaffeepulver. Durch
den Einsatz von Kaffeepulver als bevorzugtes Pressmaterial können vorteilhafterweise
Kaffeepresslinge ohne oder mit einem verringerten Steg durch ein bevorzugtes Werkzeugsystem
bereitgestellt werden. Im Stand der Technik hingegen war das Verpressen von Kaffeepulver
zum Erhalt eines Kaffeepresslings nicht oder nur nachteilig möglich. So konnte mit
bekannten Werkzeugsystemen des Standes der Technik kein stabiler und optisch ansprechender
Kaffeepressling bereitgestellt werden, der beispielsweise in der Lage war, in Kaffeemaschinen
weiter genutzt und/oder verarbeitet zu werden. Durch das erfindungsgemäße Werkzeugsystem
kann vorteilhaft Kaffeepulver als Pressmaterial eingesetzt werden und ein Kaffeepressling
mit gewünschter Form hergestellt werden.
[0053] Insbesondere kann vorteilhaft durch die Zusammenwirkung des Oberstempelformelementes
und des Unterstempelformelementes eine Kugelform bereitgestellt werden, wobei innerhalb
einer Hohlform der Kugelform der Kaffeepulver als bevorzugtes Pressmaterial verpresst
wird. Damit können vorteilhafterweise Kaffeepresslinge durch ein bevorzugtes Werkzeugsystem
hergestellt werden, die eine besonders glatte Oberfläche aufweisen, d. h. insbesondere
ohne einen Steg und/oder Kanten ausgebildet sind. Folglich ist in bevorzugten Ausführungsform
der Pressling ein Kaffeepressling (d. h. ein Pressling umfassend Kaffeepulver), der
in Form von einer Kugel ausgestaltet ist. Vorteilhafterweise kann ein nutzbarer Kaffeepressling
bereitgestellt werden, der durch den nicht vorhandenen oder verringerten Steg und
damit der im Wesentlichen glatten Oberfläche in Kaffeemaschinen eingebracht werden
kann. Die im Wesentlichen glatte Oberfläche des herstellbaren Kaffeepresslings zeichnet
sich insbesondere durch einen gleichförmigen Verlauf aus, wodurch die für eine Nutzung
hinreichende Stabilität erlangt wird. Weiterhin ist es bevorzugt, dass die glatte
Oberfläche des herstellbaren Kaffeepresslings durch eine deutliche Verringerung der
Körnigkeit charakterisierbar ist. Insbesondere liegen keine unregelmäßigen Beabstandungen
der Partikel des herstellbaren Kaffeepresslings vor, die sich nachteilig auf die Form,
Farbverlauf und/oder die Stabilität des Kaffeepresslings auswirken könnten. Vorteilhaft
kann auch ein besonders ästhetisches Erscheinungsbild des Kaffeepresslings erlangt
werden, indem zusätzlich auch Verfärbungen vorteilhaft vermieden oder verringert wurden.
Mithin konnte durch ein bevorzugtes Werkzeugsystem ein Kaffeepressling mit im Wesentlichen
glatter Oberfläche, insbesondere auch mit einer kugelförmigen Ausgestaltung, hergestellt
werden.
[0054] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass der Oberstempel einen Oberstempeleinsatz aufweist, wobei der Oberstempeleinsatz
das Oberstempelformelement und das Oberstempelrandelement umfasst.
[0055] Vorteilhafterweise kann durch einen Austausch des Oberstempeleinsatzes die Größe
und/oder die Form des Presslings variiert, insbesondere optimiert werden. Durch die
Verwendung eines Oberstempeleinsatzes kann die Größe und/oder Form des Oberstempelformelementes
angepasst werden, sodass sich hierzu vielseitige Ausgestaltungsmöglichkeiten ergeben.
Beispielsweise kann der Durchmesser, die Höhe und/oder die Form des Presslings optimiert
werden durch eine entsprechende Auswahl des Oberstempelformelementes über einen dazugehörige
Oberstempeleinsatz.
[0056] Ebenfalls ist die Verwendung eines Oberstempeleinsatzes dahingehend von Vorteil,
dass der Oberstempel mehrkomponentig aufgebaut vorliegt. Die Mehrzahl von Komponenten
des Oberstempels kann beispielsweise bereitgestellt werden durch einen Stempelschaft
und den Oberstempeleinsatz umfassend das Oberstempelrandelement und das Oberstempelformelement.
Der Oberstempeleinsatz kann beispielsweise durch eine lösbare Verbindung mit dem Oberstempelschafft
verbunden werden. Ein mehrkomponentiger Einsatz ist dahingehend von Vorteil, um einen
Austausch von Baukomponenten für eine Instandhaltung, Reinigung und/oder Prozessoptimierung
einfach und schnell vornehmen zu können. Folglich resultiert durch den Einbau eines
Oberstempeleinsatzes eine erhöhte Prozesseffizienz.
[0057] Im Sinne der Erfindung bezeichnet bevorzugt ein Oberstempeleinsatz eine Komponente,
die einen Teil des Oberstempels bildet und das Oberstempelrandelement und das Oberstempelformelement
aufweist. Vorzugsweise kann der Oberstempeleinsatz durch eine lösbare Verbindung,
wie z. B. eine Schrauben- oder Bolzenverbindung, angebracht werden.
[0058] Im Gegensatz zur
JP 2012148321 A liegt vorzugsweise das Oberstempelformelement als eine Einkerbung innerhalb des Oberstempelrandelementes
vor.
JP 2012148321 A lehrt hingegen, die für die Formgebung zu verpressende Oberfläche des Oberstempels
an einer inneren Komponente des Oberstempels anzubringen. Dies unterscheidet sich
deutlich von der bevorzugten Ausführungsform, insbesondere bei der Verwendung eines
Oberstempeleinsatzes das Oberstempelformelement als Einkerbung in dem Oberstempelrandelement
anzubringen.
[0059] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass eine zusätzliche Presskraft auf das Pressmaterial durch den Oberstempel ausübbar
ist, bevorzugt nach der Zusammenwirkung des Oberstempelformelements und des Unterstempelformelements.
[0060] Vorteilhafterweise ergibt sich durch die zusätzliche Presskraft eine höhere Druckausübung
auf das Pressmaterial. Somit muss nicht ausschließlich der Druck für das Verpressen
des Pressmaterials von dem Unterstempel erfolgen, sondern kann auch bevorzugt in Kombination
mit der zusätzlichen Presskraft ausgehend vom Oberstempel einhergehen. Damit kann
auch der Oberstempel bei der Ausübung einer Presskraft zum Verpressen des Pressmaterials
beteiligt sein. Vorteilhaft kann hierdurch eine besonders hohe Presskraft erreicht
werden und der Pressling besonders schnell und mit hoher Zuverlässigkeit bereitgestellt
werden.
[0061] Die zusätzliche Presskraft des Oberstempels meint bevorzugt die Ausübung eines Druckes
auf das Pressmaterial. Dies kann beispielsweise durch eine Einrichtung der Rollenführung
des Oberstempels ermöglich werden. Ebenfalls kann es bevorzugt sein, durch den Oberstempeleinsatz
einen zusätzlichen Druck auf das Pressmaterial auszuüben.
[0062] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass das Oberstempelrandelement eine Pufferschicht umfasst, sodass der Pressvorgang
an der Matrizenscheibe abgefedert wird.
[0063] Vorteilhafterweise wird durch die Pufferschicht die Matrizenscheibe und/oder der
Oberstempel infolge der Abfederung während des Pressvorgangs nicht beschädigt. Vorteilhaft
ergibt sich hierdurch auch eine langanhaltende Funktionstauglichkeit des erfindungsgemäßen
Werkzeugsystems, da Effekte wie Verschleiß (Abnutzung) durch die Druckausübung während
des Pressvorgangs vermieden werden. Somit wird vorteilhaft ein Materialverlust der
Matrizenscheibe und/oder des Oberstempels verringert, da die Oberfläche mithilfe der
Pufferschicht durch die aufschlagende Wirkung des Oberstempels nicht beansprucht wird.
[0064] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform befindet sich eine Pufferschicht auf
der Matrize. Analog bewirkt das Vorliegen der Pufferschicht auf der Matrize eine Abfederung
des Oberstempels beim Verpressen des Pressmaterials und kann vorteilhaft die Matrize
und/oder den Oberstempel vor Verschleiß schützen.
[0065] Im Sinne der Erfindung bezeichnet eine Pufferschicht eine Schicht, die an dem Oberstempelrandelement
und/oder an der Matrize angebracht ist sowie der Abfederung des Oberstempels dient.
Vorzugsweise wird die Pufferschicht durch ein Elastomer bereitgestellt, das eine hinreichende
Abfederung des Oberstempels ermöglicht.
[0066] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass die Pufferschicht ausgewählt ist aus einer Gruppe umfassend Vulkollan und/oder
Elastollan.
[0067] Die vorstehend genannten Materialien sind vorteilhafterweise besonders einfach und
kostengünstig zu bearbeiten und eignen sich ebenfalls gut für eine massenweise Anbringung
an dem Oberstempelrandelement und/oder an der Matrize. Ebenso sind diese Materialien
für ein Auftragen und/oder Beschichten an das Oberstempelrandelement und/oder an der
Matrize besonders gut geeignet, um eine gewünschte Schutzwirkung der Oberstempelrandelementes,
der Matrizenscheibe und/oder der Matrize zu erhalten.
[0068] Der Fachmann weiß, dass mit dem Ausdruck Vulkollan ein Polyester-Urethan-Kautschuk
(technische Kurzbezeichnung nach ISO 1629 AU) gemeint ist. Insbesondere kann somit
die Pufferschicht ein Poly-Urethan-Kunststoff umfassen. Vorzugsweise umfasst der Polyester-Urethan-Kautschuk
Polyesterpolyolen, Naphthylen-1,5-Diisocyanat und/oder Glycolen. Polyester-Urethan-Kautschuk
weist eine Elastizität auf, die vergleichbar mit der von Naturgummi ist und zudem
eine geeignete chemische und mechanische Beständigkeit besitzt. Dies ist im erfindungsgemäßen
Kontext für die Abfederung des Oberstempels auf der Matrizenscheibe besonders vorteilhaft.
[0069] Ferner ist dem Fachmann bekannt, dass mit Elastollan ein thermoplastisches Polyurethan
gemeint ist. Insbesondere kann somit die Pufferschicht ein thermoplastisches Polyurethan
umfassen. Es ist im Stand der Technik bekannt, dass Polyurethane Kunststoffe sind,
die aus einer Polyadditionsreaktion von Diolen (Dialkoholen) bzw. Polyolen mit Polyisocyanaten
resultieren. Der Vernetzungsgrad, die eingesetzte Isocyanatkomponente und/oder OH-Gruppe
bestimmt, dass das Polyurethan ein Thermoplast ist, d. h. ein thermoplastischer Polyurethan,
sodass auch dieser Ausdruck dem Durchschnittsfachmann geläufig ist.
[0070] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement in ihrer Zusammenwirkung
ein Ellipsoid, eine Kugel, ein Oblong, ein Kegel und/oder eine Pyramide bilden.
[0071] Vorteilhaft können somit eine Vielzahl von geometrischen Ausgestaltungen des Presslings
ermöglicht werden, die vorteilhafterweise keinen oder nur einen geringen Steg aufweisen
und somit eine im Wesentlichen glatte Oberfläche bilden.
[0072] Beispielsweise bezeichnet ein Ellipsoid bevorzugt die dreidimensionale Entsprechung
einer Ellipse und kann vorteilhaft im Wesentlichen randlos mittels des bevorzugten
Werkzeugsystems bereitgestellt werden. Hierfür kann es bevorzugt sein, dass das Oberstempelformelement
und das Unterstempelformelement im Wesentlichen zwei Hälften des Ellipsoids bilden,
um diesen geometrischen Körper zu erhalten. In der Zusammenwirkung des Oberstempelformelements
und des Unterstempelformelements würden diese das Ellipsoid bilden.
[0073] Vorzugsweise kann auch eine Kugel als geometrischer Körper für den Pressling bereitgestellt
werden, wobei es hierbei bevorzugt ist, dass das Oberstempelformelement und das Unterstempelformelement
im Wesentlichen zwei Kugelhälften bilden.
[0074] Auf analoge Weise können auch ein Oblong, ein Kegel und/oder eine Pyramide als geometrische
Ausgestaltung des Presslings mittels des bevorzugten Werkzeugsystems bereitgestellt
werden, wobei es bevorzugt ist, dass auch bei diesen Formen das Oberstempelformelement
und das Unterstempelformelement im Wesentlichen zwei Hälften des geometrischen Körpers
bilden.
[0075] Ebenfalls kann es bevorzugt sein, dass die Matrizenbohrung beim Einsatz einer Matrize
oder eine Matrizenöffnung an der Formgebung des Presslings mit beteiligt ist.
[0076] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass durch ein Werkzeugsystem zwei oder mehr Presslinge zeitgleich verpressbar sind.
[0077] Das zeitgleiche Verpressen mehrerer Presslinge kann bevorzugt dergestalt ermöglicht
werden, indem beispielsweise im Rahmen einer Komprimierung des Pressmaterials mehrere
Oberstempel- und Unterstempelformelemente in einem Stempel vorliegen. So kann es bevorzugt
sein, dass der Oberstempel zwei oder mehr Oberstempelrandelemente mit entsprechenden
Oberstempelformelementen umfasst sowie der Unterstempel eine entsprechende Anzahl
an Unterstempelformelementen. Dabei ist es bevorzugt, dass eine Matrize in der Matrizenöffnung
eine entsprechende Anzahl an Matrizenöffnungen aufweist. Sollen beispielsweise zwei
Presslinge während einer Zusammenwirkung des Oberstempels und des Unterstempels herstellbar
sein, so ist es bevorzugt, dass der Oberstempel zwei Oberstempelrandelemente mit jeweils
einem Oberstempelformelement aufweist, der Unterstempel zwei Unterstempelformelemente
und die Matrize zwei Matrizenbohrungen. Bei einer höheren Anzahl an Presslingen, die
hergestellt werden sollen, ist es bevorzugt, dass die Anzahl der beschriebenen Komponenten
auf analoge Weise erhöht wird. Dabei ist es bevorzugt, dass ein Oberstempel zwei oder
mehr Oberstempelformelemente und der Unterstempel die gleiche Anzahl an Unterstempelformelemente
aufweist, sodass in ihrer Zusammenwirkung die zwei oder mehr Presslinge hergestellt
werden können. Weiterhin ist es bevorzugt, dass die zwei oder mehr Oberstempelform-
und Unterstempelformelemente an jeweils einem Stempelschaft des Oberstempels und des
Unterstempels angeordnet sind.
[0078] Die bevorzugte Möglichkeit, mehrere Presslinge zeitgleich zu verpressen, hat wesentliche
Vorteile im Rahmen eines Pressvorgangs. So kann beispielsweise während eines Rundlaufes
der Matrizenscheibe die doppelte Menge an Presslingen bei jeweils zwei Formelementen
eines Stempels, die dreifache Menge an Presslingen bei jeweils drei Formelementen,
die vierfache Menge an Presslingen bei jeweils vier Formelementen usw. hergestellt
werden. Hierdurch wird vorteilhaft eine deutliche Verbesserung der Ausbeute an herstellbaren
Presslingen erreicht.
[0079] Ebenfalls ist es von Vorteil, dass bei einem Einsatz mehrerer Formelemente jeweils
eines Stempels auch mehrere Presslinge unterschiedlicher Formen zeitgleich hergestellt
werden können, sodass vorteilhafterweise zusätzlich zu der Erhöhung der Ausbeute auch
eine Mehrzahl der geometrischen Formen von Presslingen während eines Pressvorgangs
resultieren kann.
[0080] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass der Oberstempel und/oder der Unterstempel für eine axial gerichtete Bewegung
für den Pressvorgang rollengeführt sind.
[0081] Eine Rollenführung eines Stempelpaares umfassend Oberstempel und Unterstempel meint
bevorzugt, dass während des Verpressens des Pressmaterials die Presskraft auf die
Stempel durch Druckrollen übertragen wird. Eine Druckrolle bezeichnet bevorzugt ein
Rad, das auf einer Achse gelagert ist und dafür sorgt, dass ein Stempel eine axial
gerichtete Bewegung in Richtung der Matrizenöffnung ausführt. Dazu führt bevorzugt
die Druckrolle eine Rollbewegung während eines Umlaufes der Matrizenscheibe aus. Vorzugsweise
werden mehrere Druckrollen eingesetzt, wobei es ebenfalls bevorzugt ist, dass die
Druckrollen Teil einer Druckrollenstation sind. Durch die Druckrollen werden vorzugsweise
der Oberstempel und der Unterstempel aneinander geführt, sodass es zu einer Zusammenwirkung
des Oberstempelformelementes und des Unterstempelformelementes kommt, wodurch wiederrum
die Form des Presslings ausgestaltet wird.
[0082] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Werkzeugsystem dadurch gekennzeichnet,
dass der Pressling nach dem Pressvorgang eine glatte Oberfläche aufweist, bevorzugt
im Wesentlichen ohne Kanten und/oder Ränder.
[0083] Vorteilhafterweise weist der Pressling keinen oder nur einen verringerten Steg auf,
sodass eine besonders homogene Ausgestaltung der Oberfläche des Presslings ermöglicht
wird. Insbesondere wird vorteilhaft erreicht, dass Übergangsbereiche, insbesondere
in Form von Kanten, vermieden werden, sodass nachteilige Effekte wie eine Instabilität
an diesen Bereichen und/oder ein unangenehmes Gefühl während des Schluckens des Presslings
vermieden werden. Ebenso resultiert daraus vorteilhaft ein besonders ästhetisches
Erscheinungsbild des Presslings, da die geometrische Form im Wesentlichen übergangsfrei
ausgestaltet wird.
[0084] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung eine Pressmaschine umfassend ein
bevorzugtes Werkzeugsystem.
[0085] Durch die Integration des bevorzugten Werkzeugsystem innerhalb einer Pressmaschine
kann vorteilhaft eine erhebliche Verbesserung in Bezug auf die Herstellung des Presslings
erreicht werden, insbesondere hinsichtlich der geometrischen Ausgestaltung des Presslings.
[0086] Im Sinne der Erfindung bezeichnet eine Pressmaschine jegliche Maschine, die dazu
eingerichtet ist, Pressmaterial für die Herstellung von Presslingen zu verdichten.
Das Verdichten des Pressmaterials erfolgt vorzugsweise durch das bevorzugte Werkzeugsystem
als Teil der Pressmaschine. In bevorzugten Ausführungsformen ist die Pressmaschine
eine Tablettenpresse, beispielsweise eine Rundlaufpresse.
[0087] Bevorzugt weist die Pressmaschine einen Rotor auf, der eine entscheidende Komponente
der Pressmaschine bildet. Der Rotor enthält vorzugsweise eine Oberstempelaufnahme,
eine Unterstempelaufnahme sowie eine Matrizenscheibe. Die Unterstempelaufnahme nimmt
bevorzugt in achsparallelen Bohrungen einzelne Unterstempel auf, die zu Matrizenbohrungen
der Matrize oder Matrizenöffnungen der Matrizenscheibe ausgerichtet sind. Die Oberstempelaufnahme
nimmt in achsparallelen Bohrungen Oberstempel auf, die zu den Matrizenbohrungen oder
Matrizenöffnungen gleichfalls ausgerichtet sind. Bei dem Umlauf des Rotors wirken
Ober- und Unterstempel bevorzugt mit Druckrollen zusammen, damit ein Pressling hergestellt
wird.
[0088] Neben der Matrizenscheibe, in deren Matrizenöffnungen bevorzugt Matrizen vorliegen
und das Pressmaterial in die Matrizenbohrung oder in die Matrizenöffnungen gefüllt
wird, kann der Rotor vorzugsweise Füllkurven aufweisen. Die Füllkurven steuern mechanisch
die Bewegung der Stempel und sorgen mit dafür, dass der Pressling präzise verpresst
werden kann.
[0089] Ebenfalls ist es bevorzugt, dass die Pressmaschine eine Fülleinheit aufweist. Die
Fülleinheit umfasst einen Füllstutzen, in dem das Pressmaterial eingefüllt wird, und
einen Füllschuh, über den das Pressmaterial in die Matrizenöffnung oder Matrizenbohrung
zugeführt wird.
[0090] Weiterhin ist es bevorzugt, dass die Pressmaschine mindestens eine Druckstation aufweist.
Eine Druckstation umfasst eine oder mehrere Druckrollen, die bevorzugt auf die Ober-
und Unterstempel wirken, um das in Matrizenbohrungen oder Matrizenöffnungen eingefüllte
Pressmaterial zu einem festen Komprimat zu verpressen.
[0091] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Pressverfahren zur Herstellung
eines Presslings bei einem Pressvorgang dadurch gekennzeichnet, dass
- a) ein bevorzugtes Werkzeugsystem bereitgestellt wird, wobei der Unterstempel in eine
Matrizenöffnung einer Matrizenscheibe einer Pressmaschine geführt wird,
- b) ein Pressmaterial in die Matrizenöffnung gefüllt wird, wobei das Unterstempelformelement
einen Boden der Matrizenöffnung bildet,
- c) das Oberstempelformelement des Oberstempels planar an eine Kante der Matrizenscheibe
geführt wird,
- d) der Unterstempel nach oben geführt wird und so einen Teil des Pressmaterials in
das Oberstempelformelement des Oberstempels drückt, sodass sich der Pressling bildet,
- e) der Oberstempel nach einer Bildung des Presslings axial gerichtet nach oben geführt
wird.
[0092] Mithilfe des bevorzugten Pressverfahrens wird es vorteilhafterweise ermöglicht, Presslinge
herzustellen, die im Wesentlichen ohne Steg ausgebildet werden oder den Steg eines
Presslings gegenüber dem Stand der Technik erheblich zu verringern.
[0093] Durch ein Fernbleiben oder ein Verringern des Steges wird vorteilhaft eine gleichmäßige
Festigkeit erlangt. Durch die Randlosigkeit des Presslings werden die Übergangsbereiche
zwischen Steg und Ober- und/oder Unterbereich eines Presslings erheblich verringert.
Besonders vorteilhaft ist hierbei, dass durch einen nicht vorhandenen Steg entsprechend
auch kein Übergangsbereich vorliegt, sodass ein von außen aufgebrachter Druck durch
die gleichmäßigere Form auch gleichmäßiger verteilt wird. Folglich ergibt sich eine
höhere Bruchfestigkeit des Presslings, welcher damit mechanisch stabiler gegenüber
Druck von außen ist.
[0094] Gleichzeitig weist der Pressling vorteilhaft durch die Verringerung oder das Nicht-Vorhandensein
des Steges verringerte oder keine Kanten aus, die bevorzugt einen Übergangsbereich
zwischen dem Steg und einem Ober- und/oder Unterbereich des Presslings bilden. Vorteilhafterweise
sind die Presslinge damit angenehmer zu schlucken.
[0095] Durch das bevorzugte Pressverfahren wird eine besonders ästhetische Ausgestaltung
der Oberfläche des Presslings ermöglicht, da Unregelmäßigkeiten der Kontur des Presslings
im Wesentlichen verhindert werden.
[0096] Vorzugsweise setzt das Oberstempelrandelement durch seinen vergrößerten Durchmesser
an einer Kante der Matrizenscheibe über der Matrizenöffnung auf. Das Oberstempelformelement
bildet bevorzugt einen oberen Abschluss des Pressmaterials, um die Formausgestaltung
des Presslings vorzunehmen. Der Unterstempel umfassend den Unterstempelformelement
führt vorzugsweise eine axial gerichtete Bewegung in Richtung der Matrizenöffnung
aus, sodass das Unterstempelformelement und das Oberstempelformelement kongruent zusammenwirken
und eine im Wesentlichen glatte Oberfläche des Presslings ohne Abweichungen des Verlaufes
resultiert.
[0097] Das bevorzugte Pressverfahren kann ebenfalls ausgeführt werden, wenn eine Matrize
in der Matrizenöffnung einer Matrizenscheibe eingebracht ist. Dazu ist es bevorzugt,
dass der Oberstempel und der Unterstempel eine axial gerichtete Bewegung in Richtung
der Matrizenbohrung einer Matrize ausführen.
[0098] Daher ist in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform das Pressverfahren zur Herstellung
eines Presslings bei einem Pressvorgang dadurch gekennzeichnet, dass
- a) ein bevorzugtes Werkzeugsystem bereitgestellt wird, wobei der Unterstempel in eine
Matrizenbohrung einer Matrize geführt wird,
- b) ein Pressmaterial in die Matrizenbohrung gefüllt wird, wobei das Unterstempelformelement
einen Boden bildet,
- c) das Oberstempelformelement des Oberstempels planar an eine Kante der Matrize geführt
wird,
- d) der Unterstempel nach oben geführt wird und so einen Teil des Pressmaterials in
das Oberstempelformelement des Oberstempels drückt, sodass sich der Pressling bildet,
- e) der Oberstempel nach einer Bildung des Presslings axial gerichtet nach oben geführt
wird.
[0099] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Pressverfahren dadurch gekennzeichnet,
dass eine zusätzliche Presskraft auf das Pressmaterial durch den Oberstempel ausgeübt
wird, bevorzugt nach der Zusammenwirkung des Oberstempelformelements und des Unterstempelformelements.
[0100] Vorteilhafterweise ergibt sich durch die zusätzliche Presskraft ein höherer Druck
auf das Pressmaterial. Somit kann der Druck bevorzugt auch durch eine Kombination
von Oberstempel und Unterstempel erfolgen. Der Oberstempel kann bei der Ausübung einer
Presskraft zum Verpressen des Pressmaterials bevorzugt beteiligt sein. Vorteilhaft
kann hierdurch eine besonders hohe Presskraft erreicht werden und der Pressling besonders
schnell und mit hoher Zuverlässigkeit bereitgestellt werden. Ebenfalls kann es bevorzugt
sein, durch einen bevorzugten Oberstempeleinsatz den zusätzlichen Druck auf das Pressmaterial
auszuüben.
[0101] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das Pressverfahren dadurch gekennzeichnet,
dass der Unterstempel nach dem Pressvorgang aus der Matrizenöffnung der Matrizenscheibe
nach der Herstellung des Presslings axial gerichtet nach oben geführt wird und der
Pressling über eine Auswurfstation ausgeworfen wird.
[0102] Die axial gerichtete nach oben geführte Bewegung führt den Pressling aus der Matrizenöffnungen
heraus. Nach der bevorzugten Herausführung kann der Pressling vorzugsweise über die
Auswurfstation ausgeworfen werden.
[0103] Die Auswurfstation bezeichnet eine Station einer Pressmaschine, die bevorzugt nach
der Zusammenwirkung von Oberstempel und Unterstempel hergestellte Presslinge abführt.
Dazu ist es bevorzugt, dass die Auswurfstation eine Auswerfschiene aufweist, die einen
Transportweg des hergestellten Presslings darstellt, um weitere Schritte für die Produktion
und/oder Logistik des Presslings vorzunehmen. So kann es bevorzugt sein, die Presslinge
in einen oder mehrere Behälter zu füllen oder weitere Kontrollmaßnahmen der hergestellten
Presslinge, beispielsweise hinsichtlich der Materialzusammensetzung, vorzunehmen.
[0104] Analog kann die Auswurfstation einen Pressling auswerfen, wenn die Matrizenscheibe
in ihren Matrizenöffnungen eine Matrize aufweist. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist das Pressverfahren dadurch gekennzeichnet, dass der Unterstempel nach dem Pressvorgang
aus der Matrizenbohrung der Matrize nach der Herstellung des Presslings axial gerichtet
nach oben geführt wird und der Pressling über eine Auswurfstation ausgeworfen wird.
[0105] Der durchschnittliche Fachmann erkennt, dass technische Merkmale, Definitionen und
Vorteile bevorzugter Ausführungsformen, welche für das erfindungsgemäße Werkzeugsystem
gelten, gleichermaßen für die bevorzugte Pressmaschine umfassend ein bevorzugtes Werkzeugsystem
sowie für das bevorzugte Pressverfahren zur Herstellung eines Presslings bei einem
Pressvorgang gelten, und umgekehrt.
[0106] Die erfindungsgemäßen Aspekte sollen im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert
werden, ohne auf diese Beispiele beschränkt zu sein.
FIGUREN
Kurzbeschreibung der Figuren
[0107]
- Fig. 1
- Darstellung eines bevorzugten Werkzeugsystem
- Fig. 2
- Weitere Darstellung eines bevorzugten Werkzeugsystems
Detaillierte Beschreibung der Figuren
[0108] Fig. 1 zeigt eine Ausführungsform eines bevorzugten Werkzeugsystems
1 zum Einsatz in Pressmaschinen im Rahmen von Pressvorgängen zur Herstellung von Presslingen.
[0109] Das Werkzeugsystem
1 umfasst einen Oberstempel
3 und einen Unterstempel
5, die ein Stempelpaar bilden, um das Pressmaterial zu komprimieren. Weiterhin umfasst
der Oberstempel
3 ein Oberstempelrandelement
11, wobei der Oberstempel
3 ebenfalls ein Oberstempelformelement
7 und der Unterstempel
5 ein Unterstempelformelement 9 aufweist. Durch das Oberstempelrandelement
11 weist der Oberstempel
3 einen größeren Durchmesser auf im Vergleich zu den Durchmessern des Oberstempelformelementes
7 und des Unterstempelformelementes
9. Das Oberstempelformelement
7 liegt hierbei als Einkerbung des Oberstempelrandelementes
11 vor und bildet einen oberen Abschluss für das Pressmaterial zur Ausgestaltung der
geometrischen Form des Presslings.
[0110] Das Oberstempelrandelement
11 ist für eine Komprimierung des Pressmaterials auf einer Matrize
13 aufsetzbar. Für eine Gestaltung der geometrischen Form des Presslings wirken das
Oberstempelformelement
7 und das Unterstempelformelement
9 zusammen, wobei hierbei auch ein Abschnitt der Matrize
5 bei Formgebung des Presslings beteiligt ist.
[0111] Für eine bessere Verdeutlichung des Unterstempelformelementes
9 befindet sich rechts neben dem bevorzugten Werkzeugsystem 1 ein Ausschnitt, der den
Unterstempel
5 umfassend das Unterstempelformelement
9 abbildet. Der Unterstempel
5 ist in die Matrizenbohrung der Matrize
13 axial gerichtet hineinfahrbar, sodass das Unterstempelformelement
9 mit dem Oberstempelformelement
7 die Form des Presslings ausgestalten. Bei der Formbildung des Presslings ist hierbei
ein Teil der Matrize
13 beteiligt.
[0112] Vorteilhafterweise resultiert durch den Einsatz des bevorzugten Werkzeugsystems
1 ein im Wesentlichen randloser Pressling, d. h. ein Pressling ohne oder mit einem
verringerten Steg, was mit zahlreichen Vorteilen einhergeht und eine deutliche Verbesserung
gegenüber dem Stand der Technik darstellt.
[0113] Vorteilhaft ist hierbei, dass eine im Wesentlichen glatte Oberfläche des Presslings
erzeugt wird, welche keine Unregelmäßigkeiten aufweist und insbesondere auch kantenlos
ausgestaltet wird, sodass der Pressling eine besonders hohe Symmetrie aufweist. Durch
die besonders gleichförmige Ausgestaltung weist der damit herstellbare Pressling eine
verbesserte Stabilität und Bruchsicherheit auf.
[0114] Ebenfalls weist der Pressling vorteilhaft durch die Verringerung oder das Nicht-Vorhandensein
des Steges verringerte oder keine Kanten auf, die bevorzugt einen Übergangsbereich
zwischen dem Steg und einem Ober- und/oder Unterbereich des Presslings bilden. Vorteilhafterweise
sind die Presslinge damit angenehmer zu konsumieren und stören nicht beim Schlucken
des Presslings, beispielsweise im Rahmen einer Medikamenteneinnahme.
[0115] Weiterhin ist es von Vorteil, dass durch den glatten Verlauf der Oberfläche des Presslings
ein besonders ästhetisches Erscheinungsbild geschaffen wird, da sich keine Unregelmäßigkeiten
der Kontur ergeben.
[0116] Das Oberstempelrandelement
11 und das Oberstempelformelement
7 bilden hierbei Abschnitte eines Oberstempeleinsatzes
15, sodass der Oberstempel
3 mehrkomponentig aufgebaut ist. Durch einen mehrkomponentigen Aufbau des Oberstempels
3 ist vorteilhafterweise eine Instandhaltung sowie Reinigung von bspw. dem Oberstempelformelement
7 und Oberstempelrandelement
11 deutlich einfacher durchzuführen.
[0117] Fig. 2 zeigt ebenfalls eine Ausführungsform des bevorzugten Werkzeugsystems
1. Das Werkzeugsystem
1 umfasst den Oberstempel
3 und den Unterstempel
5, durch die im Rahmen eines Pressvorgangs das Oberstempelformelement
7 und das Unterstempelformelement
9 zusammenwirken, wodurch ein im Wesentlichen randloser Pressling herstellbar ist.
Hierbei ist auch für die Formgebung des Presslings die Matrize
13 beteiligt.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0118]
- 1
- Werkzeugsystem
- 3
- Oberstempel
- 5
- Unterstempel
- 7
- Oberstempelformelement
- 9
- Unterstempelformelement
- 11
- Oberstempelrandelement
- 13
- Matrize
- 15
- Oberstempeleinsatz