[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells. Bei dem Verfahren werden Bilddaten von einem Umgebungsbereich
eines Schienenfahrzeugs durch eine an dem Schienenfahrzeug angeordnete Bildaufnahmeeinheit
aufgenommen. Der Umgebungsbereich umfasst einen Schienenstrang. Weiterhin betrifft
die Erfindung eine Justage-Einrichtung. Die Justage-Einrichtung umfasst eine Eingangsschnittstelle
zum Empfangen von Bilddaten von einem Umgebungsbereich eines Schienenfahrzeugs, welcher
einen Schienenstrang umfasst, von einer an dem Schienenfahrzeug angeordneten Bildaufnahmeeinheit.
Überdies betrifft die Erfindung ein Schienenfahrzeug.
[0002] Automatisierte und fahrerlose Zugsysteme werden benötigt, um Objekte entlang einer
Schienenstrecke zu erkennen und zu unterscheiden, ob es sich bei diesen Objekten um
unbedeutende Infrastrukturanlagen neben dem Gleis oder um gefährliche Hindernisse
innerhalb des Lichtraumprofils handelt. Darüber hinaus können lokalisierte Anlagen
neben dem Gleis in einen kontinuierlichen Kartierungsansatz integriert werden, um
aktualisierte Karten der Eisenbahninfrastruktur abzurufen. Der Einsatz von Kameras
für solche Objekterfassungs- und -erkennungsaufgaben ist weit verbreitet. In letzter
Zeit haben verschiedene auf maschinellem Lernen basierende Anwendungen mit ihrer überzeugenden
Leistung an Popularität gewonnen.
[0003] Grundsätzlich gibt es drei unterschiedliche Möglichkeiten, einen Schienenstrang zu
erkennen. Eine erste Möglichkeit besteht darin, den Schienenstrang in dem zur Objekterkennung
verwendeten Bildsensor zu erkennen. Somit wird das System unabhängig von einer Kalibrierung
(in Bezug auf einen Hilfssensor) gehalten und es wird vermieden, dass zusätzliche
systembedingte Fehler auftreten. Bei bildbasierten Ansätzen wird ein Schienenverlauf
durch eine Vielzahl von Kantenfiltermethoden oder Methoden des maschinellen Lernens
(z. B. panoptische Segmentierung mit KI-basierten Methoden) erkannt. Postprocessing-Ansätze
werden angewendet, um die Darstellung und Lokalisierung des Gleisverlaufs zu verbessern
oder sogar den Abstand von Objekten auf dem Gleis in Bezug auf die Kamera zu ermitteln.
Es gibt Methoden mit Fluchtpunkten oder Hough-Transformation, die auf gerade Schienenverläufe
beschränkt sind. Bei anderen Methoden werden nichtlineare Funktionen verwendet, um
gekrümmte Schienenformen anzunähern. Die bekannte Spurweite wird verwendet, um auf
die Entfernung eines Objekts innerhalb des Lichtraumprofils zu schließen, falls die
Gleiserkennung unterbrochen ist. Im Allgemeinen werden bei den zuvor beschriebenen
Verfahren weder die Lage der Gleise noch die genauen Abmessungen der Gleise ermittelt.
Es wird davon ausgegangen, dass linienartige Merkmale die Gleise darstellen, und die
Ergebnisse werden nicht mit einem generativen Gleismodell auf Plausibilität überprüft.
[0004] Eine zweite Möglichkeit betrifft das Hinzufügen einer Hilfskamera oder eines Entfernungssensors
(Lidar), um die Gleise zu extrahieren. Lidar-basierte Methoden filtern die Grundebene
und die verbleibenden Lidar-Punkte werden verwendet, um Schienenmodelle anzupassen.
Zum Beispiel passen sogenannte Markov-Ketten-Monte-Carlo-Methoden (abgekürzt mit dem
Akronym MCMC) ein Schienenprofilmodell in die durch das Lidar erzeugte Punktwolke
ein und die aufeinanderfolgenden Übereinstimmungen werden verwendet, um den gekrümmten
Verlauf des Gleises mit einer Interpolation dritter Ordnung zu erhalten.
[0005] Eine dritte Möglichkeit könnte die Erweiterung mit einem Trägheitsnavigationssystem,
auch als INS bezeichnet (INS ist ein Akronym für "inertial navigation system"), sein.
Das INS liefert die Pose eines Sensorsystems innerhalb einer genauen Karte. Somit
kann direkt auf den Gleisverlauf vor dem Zug geschlossen werden. Die Verwendung zusätzlicher
Sensoren ist allerdings fehleranfälliger und erfordert eine anspruchsvolle a-priori-Kalibrierung
des Sensorsystems. Eine genaue Karte ist eine entscheidende Voraussetzung für INS-basierte
Verfahren. Die Kartenerstellung ist teuer und mühsam und die Karte kann schnell veraltet
sein.
[0006] Es besteht also die Aufgabe, eine zuverlässige Detektion eines Schienenverlaufs mit
möglichst geringem Aufwand, was die Anordnung zur Erfassung der Umgebung als auch
den Rechenaufwand betrifft, anzugeben.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells gemäß Patentanspruch 1, eine Justage-Einrichtung gemäß Patentanspruch
12 und ein Schienenfahrzeug gemäß Patentanspruch 13 gelöst.
[0008] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells wird auf Basis der eingangs erwähnten, von einer Bildaufnahmeeinheit
eines Schienenfahrzeugs von einem Schienenstrang in der Umgebung des Schienenfahrzeugs
erfassten Bilddaten eine Aktivierungskarte erfasst. Als Bilddaten sollen in diesem
Zusammenhang zweidimensionale Bilddaten von der Umgebung des Schienenfahrzeugs verstanden
werden, die die dreidimensionale Umgebung abbilden.
[0009] Unter einem parametrisierten 3D-Schienenmodell ist ein Schienenmodell zu verstehen,
welches die Pose eines oder mehrerer Schienenstränge relativ zur Bildaufnahmeeinheit
des Schienenfahrzeugs angibt. Als Pose ist die Orientierung sowie die Relativposition
des Schienenstrangs und insbesondere eines Abschnitts eines solchen Schienenstrangs
relativ zur Bildaufnahmeeinheit des Schienenfahrzeugs zu verstehen. Das parametrisierte
3D-Schienenmodell umfasst einen Parametersatz, welcher eine Anpassung einer Grundform
eines 3D-Schienenmodells an einen realen Verlauf eines Schienenstrangs ermöglicht.
[0010] Die Umgebung des Schienenfahrzeugs umfasst insbesondere die Bereiche, welche in Fahrtrichtung
im Lichtraumprofil des Schienenfahrzeugs und darum herum liegen und daher für die
Fahrt des Schienenfahrzeugs von besonderem Interesse sind.
[0011] Eine Aktivierungskarte umfasst eine Merkmalskarte, bei der Merkmale, welche aus Bilddaten
extrahiert werden, dargestellt werden. Tatsächlich kommt der Begriff Aktivierungskarte
aus der KI (KI ist ein Akronym für künstliche Intelligenz). Dort wird die Ausgabe
eines Netzwerks oft in Anlehnung an die Neuronen, die bestimmte Ausgänge aktivieren,
als Aktivierung bezeichnet. Daher kann man die Ausgabe eines Netzwerks als Aktvierungskarte
bezeichnen.
[0012] Im Zusammenhang mit der Erfindung umfassen die oben genannten Merkmale vorzugsweise
Kantendaten oder Umrissdaten von in den Bilddaten vorhandenen Objekten. Zur Generierung
der Aktivierungskarte können auch KI-basierte Segmentierungsverfahren, auch als panoptische
Segmentierungsverfahren bezeichnet, eingesetzt werden. Dabei kodiert vorzugsweise
ein Pixel mit einer vorbestimmten scheinbaren Helligkeit, auch Intensität bezeichnet,
eine Wahrscheinlichkeit, dass an dieser Stelle ein Schienenstrang verläuft. Ein solcher
Pixel wird im Folgenden auch als Aktivierungspunkt bezeichnet.
[0013] Weiterhin wird das adjustierte parametrisierte 3D-Schienenmodell, dass die Pose des
Schienenstrangs relativ zur Bildaufnahmeeinheit wiedergibt, durch einen Vergleich
eines parametrisierten 3D-Schienenmodells mit der ermittelten Aktivierungskarte ermittelt.
Das parametrisierte 3D-Schienenmodell wird auf Basis des Vergleichs bildlich gesprochen
an die Aktivierungskarte angepasst. Hierzu erfolgt zunächst eine Fusion des parametrisierten
3D-Schienenmodells einer zweidimensionalen Repräsentation des parametrisierten 3D-Schienenmodell
mit der Aktivierungskarte. Bei der Anpassung werden sowohl ein Modell für das Abbildungsverhalten
der Bildaufnahmeeinheit und deren Pose relativ zum Bildbereich als auch das parametrisierte
3D-Schienenmodell so angepasst, dass sie in Einklang mit der Aktivierungskarte zu
bringen sind. D.h., die in der Aktivierungskarte dargestellten Strukturen bilden eine
Art Vorgabe, an die die zweidimensionale Repräsentation des parametrisierten 3D-Schienenmodells
angepasst wird.
[0014] Vorteilhaft wird nur eine einzige Bildaufnahmeeinheit benötigt, um die Pose eines
Schienenstrangs zu ermitteln. Durch die Nutzung eines generalisierten 3D-Schienengeometriemodells
als parametrisiertes 3D-Schienenmodell kann der erfindungsgemäße Ansatz so verallgemeinert
werden, dass auch Übergangskurven, wie zum Beispiel Klothoiden, und auch Weichen oder
mehrere parallele Schienenstränge detektiert bzw. einbezogen werden können.
[0015] Die Ermittlung der adjustierten Parameter des Schienenmodells und der Schienenpose
ermöglichen es, das Detektionsergebnis des Schienenstrangs semantisch zu prüfen. Weichen
die Parameter oder die Schienenpose deutlich von erwarteten Ergebnissen ab, so handelt
es sich wahrscheinlich nicht um Schienen.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren bewältigt auch spärliche Segmentierungsergebnisse
oder eine nicht eindeutige Kantendetektion. Es ist robust gegen fehlende Kantenmerkmale
und verrauschte Aktivierungskarten.
[0017] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein Schienenmodell adjustiert, mit dem die
Pose eines Schienenstrangs relativ zu einer Kamera exakt ermittelt werden kann. Da
eine Kamera meist an einem Wagenkasten eines Schienenfahrzeugs montiert ist und das
Drehgestell des Schienenfahrzeugs und sein Wagenkasten nicht fest miteinander verbunden
sind, gibt es keine konstante extrinsische Kalibration der Kamera mit den Schienen.
Daher muss die extrinsische Kameraorientierung bezüglich der Schienen aktualisiert
werden. Mithin kann das Ergebnis der erfindungsgemäßen Justierung zusätzlich für andere
Anwendungen genutzt werden.
[0018] Solche Anwendungen betreffen die Ermittlung der Orientierung des Wagenkastens zum
Gleiskörper mittels hochgenauer Karte und GNSS (ein Akronym für global navigation
satellite system = globales Satellitennavigationssystem) und INS (INS steht für "inertial
navigation system"). Eine Zusatzinformation anhand der Kamera könnte hier hilfreich
sein.
[0019] Die erfindungsgemäße Justage-Einrichtung weist neben der eingangs erwähnten Eingangsschnittstelle
zum Empfangen von Bilddaten von einem Umgebungsbereich eines Schienenfahrzeugs auch
eine Ermittlungseinheit zum Ermitteln einer Aktivierungskarte auf Basis der erfassten
Bilddaten auf.
[0020] Weiterhin umfasst die erfindungsgemäße Justage-Einrichtung eine Justage-Einheit zum
Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells, welches die Pose
des Schienenstrangs relativ zur Bildaufnahmeeinheit wiedergibt, durch einen Vergleich
des parametrisierten 3D-Schienenmodells mit der ermittelten Aktivierungskarte.
[0021] Die erfindungsgemäße Justage-Einrichtung teilt die Vorteile des erfindungsgemäßen
Verfahrens zum Ermitteln eines adjustierten 3D-Schienenmodells.
[0022] Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug, weist eine Bildaufnahmeeinheit zum Akquirieren
von Bilddaten von einem Umgebungsbereich des Schienenfahrzeugs, welcher einen Schienenstrang
umfasst, auf.
[0023] Teil des erfindungsgemäßen Schienenfahrzeugs ist auch eine erfindungsgemäße Justage-Einrichtung
zur Ermittlung eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells.
[0024] Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug weist auch eine Steuereinheit zur Steuerung
einer Fahrt des Schienenfahrzeugs auf Basis des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells
auf. Die Steuereinheit umfasst bevorzugt die erfindungsgemäße Justage-Einrichtung.
Die Justage-Einrichtung kann aber auch separat zu der Steuereinheit ausgebildet sein
und mit dieser zusammenwirken. Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug teil die Vorteile
der erfindungsgemäßen Justage-Einrichtung.
[0025] Ein Großteil der zuvor genannten Komponenten der Justage-Einrichtung können ganz
oder teilweise in Form von Softwaremodulen in einem Prozessor eines entsprechenden
Rechensystems realisiert werden, z.B. von einer Steuereinheit eines Schienenfahrzeugs.
Eine weitgehend softwaremäßige Realisierung hat den Vorteil, dass auch schon bisher
verwendete Rechensysteme auf einfache Weise durch ein Software-Update nachgerüstet
werden können, um auf die erfindungsgemäße Weise zu arbeiten. Insofern wird die Aufgabe
auch durch ein entsprechendes Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm gelöst,
welches direkt in ein Rechensystem ladbar ist, mit Programmabschnitten, um die Schritte
des erfindungsgemäßen Verfahrens, zumindest die durch einen Computer ausführbaren
Schritte, insbesondere die Schritte zum Ermitteln einer Aktivierungskarte auf Basis
der erfassten Bilddaten und zum Ermitteln des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells,
auszuführen, wenn das Programm in dem Rechensystem ausgeführt wird. Ein solches Computerprogrammprodukt
kann neben dem Computerprogramm gegebenenfalls zusätzliche Bestandteile, wie z. B.
eine Dokumentation, und/oder zusätzliche Komponenten, auch Hardware-Komponenten, wie
z.B. Hardware-Schlüssel (Dongles etc.) zur Nutzung der Software, umfassen.
[0026] Zum Transport zum Rechensystem bzw. zur Steuereinheit und/oder zur Speicherung an
oder in dem Rechensystem bzw. der Steuereinheit kann ein computerlesbares Medium,
z.B. ein Memorystick, eine Festplatte oder ein sonstiger transportabler oder fest
eingebauter Datenträger dienen, auf welchem die von einem Rechensystem einlesbaren
und ausführbaren Programmabschnitte des Computerprogramms gespeichert sind. Das Rechensystem
kann z.B. hierzu einen oder mehrere zusammenarbeitende Mikroprozessoren oder dergleichen
aufweisen.
[0027] Die abhängigen Ansprüche sowie die nachfolgende Beschreibung enthalten jeweils besonders
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung. Dabei können insbesondere
die Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den abhängigen Ansprüchen einer
anderen Anspruchskategorie und deren Beschreibungsteilen weitergebildet sein. Zudem
können im Rahmen der Erfindung die verschiedenen Merkmale unterschiedlicher Ausführungsbeispiele
und Ansprüche auch zu neuen Ausführungsbeispielen kombiniert werden.
[0028] In einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Ermitteln eines adjustierten
parametrisierten 3D-Schienenmodells umfasst das Ermitteln des adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells:
- i) das Projizieren eines durch Kandidaten-Parameterwerte parametrisierten 3D-Schienenmodells
auf die Aktivierungskarte auf Basis einer Kandidaten-Projektionsvorschrift, und
- ii) das Ermitteln von angepassten Parameterwerten des parametrisierten 3D-Schienenmodells
und/oder einer angepassten Projektionsvorschrift auf Basis des Vergleichs des projizierten
parametrisierten Schienenmodells mit der Aktivierungskarte.
[0029] Durch die Projektion wird die Fusion der zweidimensionalen Repräsentation des mit
Kandidaten-Parameterwerten parametrisierten 3D-Schienenmodells mit der Aktivierungskarte
erzielt. Die Kandidaten-Parameterwerte stellen vorbestimmte initiale Parameterwerte
dar, mit denen das 3D-Schienenmodell parametrisiert wird. Vorzugsweise umfassen die
Kandidaten-Parameterwerte die aktuellen Parameterwerte des 3D-Schienenmodells bzw.
die Parameterwerte des 3D-Schienenmodells, die bei der letzten Justage ermittelt wurden
und seitdem für die Detektion der Pose eines detektierten Schienenstrangs verwendet
werden. Die angepassten Parameterwerte und die angepasste Projektionsvorschrift können
als adjustierte Parameterwerte und als adjustierte Projektionsvorschrift verwendet
werden.
[0030] Bevorzugt umfasst das Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells
das Durchführen eines iterativen Näherungsverfahrens, wobei die Schritte i) und ii)
wiederholt werden und bei einer Wiederholung die bei Schritt ii) ermittelten angepassten
Parameterwerte bei Schritt i) als Kandidaten-Parameterwerte verwendet werden und/oder
die bei dem Schritt ii) ermittelte angepasste Projektionsvorschrift bei Schritt i)
als Kandidaten-Projektionsvorschrift verwendet wird. Vorteilhaft kann eine schrittweise
Anpassung des parametrisierten 3D-Schienenmodells und seiner Projektion auf die Bilddaten
erfolgen, wobei die Präzision der angepassten Parameterwerte und der angepassten Projektionsvorschrift
bei jedem Iterationsdurchgang erhöht wird.
[0031] Bevorzugt umfasst der Vergleich das Ermitteln mindestens einer der folgenden Größen:
- eine Abweichung des projizierten Schienenmodells von der Aktivierungskarte,
- eine Korrelation zwischen dem projizierten parametrisierten Schienenmodell mit der
Aktivierungskarte.
[0032] Als Abweichung des projizierten parametrisierten Schienenmodells von der Aktivierungskarte
soll eine Differenz zwischen Aktivierungswerten von Aktivierungspunkten des auf die
Aktivierungskarte projizierten parametrisierten Schienenmodells und Aktivierungswerten
von Aktivierungspunkten der Aktivierungskarte, welche bildbasiert, d.h. auf Basis
der erfassten Bilddaten erzeugt wurden, verstanden werden. Als Differenz zwischen
den einzelnen Aktivierungspunkten soll insbesondere eine Differenz zwischen den Aktivierungswerten,
vorzugsweise den Intensitätswerten, d.h. der scheinbaren Helligkeit, der einzelnen
Punkten des projizierten parametrisierten Schienenmodells und der jeweils an derselben
Position vorhandenen Punkte bzw. Aktivierungspunkte, der bildbasiert erzeugten Aktivierungskarte
verstanden werden. Anschaulich gesprochen wird also ermittelt, ob das Schienenmodell
zu den bildbasiert als Schienen identifizierten Strukturen passt bzw. diese auf der
Aktivierungskarte überdeckt.
[0033] Die Aktivierungswerte der einzelnen Punkte des Schienenmodells werden vorzugsweise
so festgelegt, dass sie immer 100 % (oder 1) betragen, während die Aktivierungswerte
der bildbasiert ermittelten Aktivierungspunkte der Aktivierungskarte, also der durch
Segmentierung oder einen Kantenfilter ermittelten Aktivierungspunkte weniger als der
Wert 1 bzw. maximal den Wert 1 betragen. Die einzelnen Punkte des Schienenmodells
können als eindeutig angesehen werden und daher mit dem Wert 1 belegt werden, während
für die bildbasiert, beispielsweise durch ein KI-basiertes Segmentierungsmodell ermittelten
"Schienenpunkte" der Aktivierungskarte nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit <= 1 besteht,
dass sie auch Teil der Schienen sind. Die Differenz wird minimiert über die Anpassung
der Schienenparameter. D.h. es wird ein Parametersatz für das 3D-Schienenmodell gesucht,
bei dem die Summe der Differenzen zwischen den Aktivierungswerten der bildbasiert
erzeugten Aktivierungspunkte und den Aktivierungswerten, der jeweils an derselben
Position vorhandenen modellbasiert erzeugten Aktivierungspunkte minimal ist. Vorteilhaft
kann die ermittelte Abweichung dazu genutzt werden, das 3D-Schienenmodell an den tatsächlichen
Verlauf der Schienen anzupassen. Die dabei schrittweise angepassten Parameter bzw.
Modellparameter können in den nächsten Iterationsschritt des Justage-Verfahrens eingehen,
um die Abweichung zu reduzieren und damit das Ergebnis der Justage schrittweise zu
verbessern.
[0034] Alternativ kann anstatt der oben beschriebenen Minimierung der Differenz zwischen
den bildbasiert erzeugten Aktivierungspunkten und den modellbasiert erzeugten Aktivierungspunkten
auch eine Maximierung der Summe der Aktivierungswerte der bildbasiert erzeugten Aktivierungspunkte
und der Aktivierungswerte der modellbasiert erzeugten Aktivierungspunkte erfolgen.
[0035] Insbesondere soll eine solche Abweichung einen sogenannten "matching loss" umfassen.
Eine Verlustfunktion (im Englischen "loss function") ist eine spezielle Funktion in
der mathematischen Statistik und Teil eines statistischen Entscheidungsproblems. Sie
ordnet jeder Entscheidung in Form einer Punktschätzung, einer Bereichsschätzung oder
eines Tests den Schaden zu, der durch eine vom wahren Parameter abweichende Entscheidung
entsteht.
[0036] Die Korrelation repräsentiert einen Zusammenhang zwischen dem Verlauf des projizierten
parametrisierten Schienenmodells und Strukturen in der Aktivierungskarte.
[0037] Bevorzugt weist der Vergleich eine Ermittlung eines Minimums der Abweichung zwischen
dem projizierten parametrisierten Schienenmodell und der Aktivierungskarte auf, wenn
sie bildlich gesprochen übereinandergelegt werden. D.h., die Parameterwerte des parametrisierten
Schienenmodells und/oder der Projektionsvorschrift werden derart ermittelt, dass bei
deren Anwendung die Abweichung des parametrisierten Schienenmodells von Strukturen
der bildbasiert erzeugten Aktivierungskarte minimal ist. Vorteilhaft wird ein optimales
Justage-Ergebnis durch die Ermittlung des Minimums erreicht.
[0038] Bevorzugt umfasst die ermittelte Abweichung eine Abweichung zwischen scheinbaren
Helligkeitswerten des projizierten parametrisierten Schienenmodells und der bildbasiert
erzeugten Aktivierungspunkte der Aktivierungskarte an jeweils derselben Position in
der Aktivierungskarte. Die scheinbaren Helligkeitswerte geben eine Wahrscheinlichkeit
dafür an, dass an einer Position in der Aktivierungskarte ein Schienenstrang verläuft.
Vorteilhaft erfolgt die Adaption des projizierten parametrisierten Schienenmodells
derart, dass es dort in der Aktivierungskarte positioniert wird, wo die Wahrscheinlichkeit
einer Lokalisation eines Schienenstrangs am höchsten ist.
[0039] Bevorzugt weist die Abweichung die Summe der Quadrate der Differenzen zwischen Aktivierungswerten
von Aktivierungspunkten des projizierten parametrisierten Schienenmodells und Werten
von Aktivierungspunkten der Aktivierungskarte an jeweils derselben Stelle auf. Die
Intensitätswerte des projizierten Schienenmodells beziehen sich auf Intensitätswerte
von Abtastpunkten bei einer "virtuellen" Abtastung der Umgebung eines Schienenfahrzeugs
durch einen abtastenden Sensor, wie zum Beispiel ein Lidarsystem. Die Werte der Aktivierungspunkte
beziehen sich vorzugsweise ebenfalls auf Intensitätswerte oder Dichtewerte der bildbasierten
Aktivierungspunkte. Die Intensitätswerte oder Dichtewerte geben eine aus der Objektdetektion
abgeleitete Wahrscheinlichkeit dafür an, dass an einer Position ein vordefiniertes
Objekt, in diesem Fall ein Schienenstrang verläuft. Vorteilhaft erfolgt bei der Ermittlung
der Abweichung das Aufaddieren der Fehler bzw. Abweichungen zwischen dem projizierten
parametrisierten Schienenmodell und Aktivierungen der Aktivierungskarte, so dass die
Abweichung den gesamten Verlauf des Schienenmodells in der Aktivierungskarte berücksichtigt.
[0040] Besonders bevorzugt wird auf Basis des projizierten parametrisierten Schienenmodells
und der bildbasiert erzeugten Aktivierungskarte durch Projektion des Schienenmodells
auf die bildbasiert erzeugte Aktivierungskarte eine kombinierte Aktivierungskarte
erzeugt. Dann erfolgt der Vergleich zwischen Aktivierungswerten von modellbasiert
erzeugten Aktivierungspunkten und von Aktivierungswerten von jeweils an derselben
Stelle bildbasiert erzeugten Aktivierungspunkten auf der kombinierten Aktivierungskarte.
[0041] Bevorzugt erfolgt das Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells
mit einer Methode der lokalen nichtlinearen Optimierung zur Berechnung der Parameter
des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells und der Parameter einer exakten
Projektion des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells auf die erfassten
Bilddaten. Mit Hilfe solcher in der Regel iterativer Näherungsverfahren wird in jedem
Schritt ein exakteres parametrisiertes 3D-Schienenmodell und eine exaktere Projektion
ermittelt, welche dann eine Basis für das parametrisierte 3D-Schienenmodell und die
Projektion im nächsten Schritt bildet. Beispiele für Optimierungsverfahren dieser
Kategorie sind der Downhill-Simplex-Algorithmus, das Gauss-Newton-Verfahren oder der
Levenberg-Marquardt-Algorithmus.
[0042] Die Projektionsparameter umfassen als Parameter unter anderem die Rotation, die Translation
oder die Brennweite und das optische Zentrum, und weisen daher eine unterschiedliche
Skalierung auf. Für eine effiziente und robuste Optimierung ist es notwendig, die
Größenordnungen dieser Parameter anzugleichen.
[0043] Bevorzugt weist das parametrisierte 3D-Schienenmodell mindestens eines der folgenden
Merkmale auf:
- 3D-Punkte, welche entlang eines Schienenkopfes des Schienenstrangs mit einer vorbestimmten
Abtastdichte angeordnet sind,
- eine vorbestimmte parametrisierbare Grundform.
[0044] Anders ausgedrückt, werden durch das parametrisierte 3D-Schienenmodell 3D-Punkte
entlang des Schienenkopfes generiert. Diese 3D-Punkte können dann für eine Justage
auf die Aktivierungskarte projiziert werden und nach der Projektion auf die Aktivierungskarte
den darin angeordneten Aktivierungspunkten abgeglichen werden.
[0045] Umfasst das 3D-Schienenmodell eine vorbestimmte parametrisierbare Grundform, so wird
die Anpassung des 3D-Schienenmodells an einen realen Schienenverlauf durch eine geeignete
Wahl der Parameterwerte ermöglicht.
[0046] Bevorzugt umfasst die Grundform die Form einer der folgenden Objekte:
- eine Klothoide,
- eine Verzweigung,
- parallele Geraden.
[0047] Eine Klothoide, auch als Euler-Spirale bezeichnet, kann eine Schienenübergangskurve
modellieren. Eine Abtastdichte ist zum Beispiel von der Entfernung und der Pose eines
Schienenstrangs relativ zur Bildaufnahmeeinheit abhängig. Prinzipiell kann man die
Abtastdichte so wählen, dass diese mit dem Abstand größer wird, so dass der perspektivischen
Abbildung Rechnung getragen wird.
[0048] Eine Grundform einer Verzweigung kann für die Modellierung unterschiedlicher Arten
der Abzweigung, wie zum Beispiel eine Kreuzung oder eine Weiche genutzt werden.
[0049] Parallele Geraden können für die Modellierung gerade verlaufender Schienen genutzt
werden.
[0050] Bevorzugt wird die Aktivierungskarte durch eine Segmentierung der Bilddaten ermittelt.
Anders ausgedrückt werden auf Basis der erfassten Bilddaten segmentierte Bilddaten
ermittelt und die Aktivierungskarte wird auf Basis der segmentierten Bilddaten ermittelt.
Eine Segmentierung umfasst eine Einteilung der Bilddaten in Teilbereiche, welche einer
Klassifizierung zugeordnet sind. Eine Segmentierung kann eine panoptische Segmentierung
umfassen. Eine Klassifizierung einer panoptischen Segmentierung kann zum Beispiel
Pixel der Bilddaten, welche zu Personen oder Objekten im Vordergrund der Umgebung
eines Fahrzeugs gehören, von Pixeln, die den Hintergrund markieren, unterscheiden.
Segmentierung erfolgt vorzugsweise durch ein KI-basiertes Segmentierungsverfahren,
wobei jedem Punkt der Bilddaten ein Wahrscheinlichkeitswert zugeordnet wird, dass
dieser Punkt Teil eines Schienenstrangs ist. Dieser Wahrscheinlichkeitswert kann bei
dem oben genannten Vergleich als Aktivierungswert genutzt werden.
[0051] Die Segmentierung weist vorzugsweise eine Kantendetektion in den Bilddaten auf. Eine
Kantendetektion kann zum Beispiel durch ein Sobelfilter realisiert werden.
[0052] Die Aktivierungskarte wird bevorzugt durch eine Glättung der segmentierten Bilddaten
ermittelt. Unter einer Glättung, auch als Verwischen oder unscharf machen, im Englischen
"blurring", bezeichnet, ist eine, vorzugsweise auf einer Anwendung einer statistischen
Funktion basierende Verbreiterung der Verteilung der Aktivierungspunkte über die Aktivierungskarte
zu verstehen. Die Glättung erfolgt vorzugsweise durch Anwendung eines Gauss-Kernels
auf die segmentierten Bilddaten. Vorteilhaft kann eine solche mehr stetige Verteilung
der Aktivierungspunkte effektiver für ein Näherungsverfahren genutzt werden, da die
Näherung schrittweise von der Peripherie einer solchen Verteilung zum Zentrum hin
erfolgen kann. Anders ausgedrückt gibt die stetige Verteilung dem Näherungsverfahren
eine Orientierung, in welche Richtung das Schienenmodell an die bildbasierten Aktivierungspunkte
angepasst werden kann. Bei einer nur diskreten bzw. linienartigen, auf einen Bruchteil
des Gesamtgebiets beschränkten Verteilung der bildbasierten Aktivierungspunkte kann
es zu Problemen bei der Berechnung von Näherungswerten kommen.
[0053] Bevorzugt umfasst die Bildaufnahmeeinheit eine der folgenden Sensorarten:
- eine Bildkamera,
- eine optische Bildkamera,
- eine Infrarotkamera.
[0054] Bevorzugt umfasst die Bildaufnahmeeinheit eine durch Intertialsensoren stabilisierte
Bildaufnahmeeinheit, vorzugsweise eine MEMS-basierte Bildaufnahmeeinheit. MEMS-basierte
Bildaufnahmeeinheiten umfassen Inertialsensoren, d.h. Beschleunigungs- und Drehsensoren
sowie mikromechanische Systeme bzw. Bauelemente zur Stabilisierung einer Bildaufnahmeeinheit.
Sie werden zur Lageerkennung eingesetzt. Werden für die Steuerung der Pose der Bildaufnahmeeinheit
mikroelektronische Bauelemente eingesetzt, so ergibt sich aufgrund einer ständigen
Ausgleichsbewegung der Stabilisatoren eine ständige Veränderung der Pose der Bildaufnahmeeinheit
zum Schienenfahrzeug und auch zum Schienenstrang. Vorteilhaft kann die erfindungsgemäße
Justage die dynamischen Veränderungen der Pose der Bildaufnahmeeinheit ausgleichen.
[0055] Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Figuren anhand
von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 ein Flussdiagramm, welches ein Verfahren zum Ermitteln eines adjustierten 3D-Schienenmodells
gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht,
FIG 2 ein Flussdiagramm, welches den in FIG 1 veranschaulichten Schritt 1.II zum Ermitteln
einer Aktivierungskarte im Detail veranschaulicht,
FIG 3 ein Flussdiagramm, welches den in FIG 1 gezeigten Schritt 1.IV zum Ermitteln
eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells im Detail veranschaulicht,
FIG 4 eine schematische Darstellung einer Justage-Einrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
FIG 5 eine schematische Darstellung der Justage-Einheit der in FIG 4 veranschaulichten
Justage-Einrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
FIG 6 eine symbolhafte Darstellung des in FIG 1 bis FIG 3 veranschaulichten Verfahrens,
FIG 7 eine schematische Darstellung eines Schienenfahrzeugs gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
FIG 8 eine schematische Darstellung einer durch Glättung erzeugten bildbasierten Aktivierungskarte.
[0056] In FIG 1 ist ein Flussdiagramm 100 gezeigt, welches ein Verfahren zum Ermitteln eines
adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M' gemäß einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung veranschaulicht.
[0057] Bei dem Schritt 1.I werden mit einer Bildaufnahmeeinheit BA Bilddaten BD von einem
Umgebungsbereich UB eines Schienenfahrzeugs 1 (siehe FIG 7) erfasst. Die Bilddaten
BD umfassen einen Schienenstrang ST oder auch mehrere Schienenstränge ST (siehe FIG
6), der bzw. die sich im Sichtbereich einer Bildaufnahmeeinheit BA des Schienenfahrzeugs
1 befindet bzw. befinden.
[0058] Bei dem Schritt 1.II wird eine Aktivierungskarte AK auf Basis der erfassten Bilddaten
BD ermittelt. Details zur Ermittlung der Aktivierungskarte werden in FIG 2 veranschaulicht.
[0059] Bei dem Schritt 1.III wird ein parametrisiertes 3D-Schienenmodell M mit einem zu
adjustierenden Parametersatz C
0 und einer zu adjustierenden Projektionsvorschrift T
cr0 ermittelt. Die genannten zu adjustierenden Daten können zum Beispiel von einer Steuereinheit
3 des Schienenfahrzeugs 1 (siehe FIG 7) stammen, die mit diesen Daten die Bilddaten
BD von der Bildaufnahmeeinheit BA verarbeitet, um eine Pose P der vor dem Schienenfahrzeug
1 liegenden Schienen zu ermitteln.
[0060] Bei dem Schritt 1.IV erfolgt ein Optimierungsschritt, bei dem eine Abweichung L des
auf Basis der Projektionsvorschrift T
cr0 in die Aktivierungskarte AK projizierten, parametrisierten Schienenmodells M2D von
der Aktivierungskarte AK ermittelt wird und mit Hilfe eines Iterationsverfahrens minimiert
wird. Als Ergebnis werden ein adjustierter Parametersatz C und eine adjustierte Projektionsvorschrift
T
cr ermittelt.
[0061] Bei dem Schritt 1.V werden der adjustierte Parametersatz C für ein adjustiertes parametrisiertes
3D-Schienenmodell M' und die adjustierte Projektionsvorschrift T
cr für die anschließende Ermittlung der Pose P des vor dem Schienenfahrzeug 1 verlaufenden
Schienenstrangs ST eingesetzt.
[0062] In FIG 2 ist ein Flussdiagramm, welches den in FIG 1 veranschaulichten Schritt 1.II
zum Ermitteln einer Aktivierungskarte AK im Detail veranschaulicht.
[0063] Bei dem Schritt 1.IIa werden die erfassten Bilddaten BD dazu genutzt, segmentierte
Bilddaten SBD zu erzeugen. Die segmentierten Bilddaten SBD werden mit einem Kantenfilter
erzeugt, der auf Basis von Unterschieden der Helligkeit Kanten erkennt und damit Objektumrisse
sichtbar macht. Weiterhin kann die Segmentierung auf Basis eines KI-basierten Klassifikationsmodells
erfolgen.
[0064] Bei dem Schritt 1.IIb wird eine Aktivierungskarte AK erzeugt, wobei die segmentierten
Bilddaten SBD durch Anwendung eines Gauss-Kernels GK gewissermaßen geglättet bzw.
unscharf gemacht, so dass sie eine gewisse Stetigkeit mit kontinuierlichen Übergängen
der Helligkeit aufweisen und so besser für eine Anwendung eines Optimierungsverfahrens
geeignet sind.
[0065] In FIG 3 ist ein Flussdiagramm gezeigt, welches den in FIG 1 gezeigten Schritt 1.IV
zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M' im Detail
veranschaulicht. Hierzu wird zur Optimierung ein iteratives Näherungsverfahren angewandt.
Eine Variante zur Ermittlung der oben genannten Abweichung L, und damit einer Fehlerfunktion,
umfasst die Methode der Ermittlung der kleinsten Quadrate.
[0066] Allgemein gesprochen, ist der Schritt des Ermittelns eines adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells M' mit einer Methode der lokalen nichtlinearen Optimierung zur
Berechnung der Parameter C des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M'
und der Parameter einer exakten Projektion T
CR des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M' auf die erfassten Bilddaten
BD verbunden. Mit Hilfe solcher in der Regel iterativer Näherungsverfahren wird in
jedem Schritt ein exakteres parametrisiertes 3D-Schienenmodell und eine exaktere Projektion
ermittelt, welche dann eine Basis für das parametrisierte 3D-Schienenmodell und die
Projektion im nächsten Schritt bilden. Beispiele für Optimierungsverfahren dieser
Kategorie sind der Downhill-Simplex-Algorithmus, das Gauss-Newton-Verfahren oder der
Levenberg-Marquardt-Algorithmus.
[0067] Einige dieser Verfahren verlangen nach der 1. oder auch 2. Ableitung der Loss-Funktion
hinsichtlich der gesuchten Parameter. In diesem Fall kann die ermittelte Jakobi-Matrix
als Qualitätskriterium für die ermittelten Parameter genutzt werden. Die Projektionsparameter
umfassen als Parameter unter anderem die Rotation, die Translation oder die Brennweite
und das optische Zentrum, und weisen daher eine unterschiedliche Skalierung auf. Für
eine effiziente und robuste Optimierung ist es notwendig, die Größenordnungen dieser
Parameter anzugleichen.
[0068] Bei dem Schritt 1.IVa erfolgt ein Projizieren des bei dem Schritt 1.III ermittelten
parametrisierten 3D-Schienenstrangmodells M mit dem zu adjustierenden Parametersatz
C
0 und der zu adjustierenden Projektionsvorschrift T
cr0 auf die erfassten Bilddaten BD. Dabei wird eine auch als projiziertes parametrisiertes
Schienenmodell bezeichnete zweidimensionale Repräsentation M2D des parametrisierten
3D-Schienenmodells M, die in die erfassten zweidimensionalen Bilddaten BD eingefügt
wird, erzeugt.
[0069] Bei dem Schritt 1.IVb wird eine Abweichung L zwischen scheinbaren Helligkeitswerten
des projizierten parametrisierten Schienenmodells M2D und Aktivierungspunkten der
Aktivierungskarte AK ermittelt. Diese Abweichung wird auf Basis der Summe der Quadrate
der Differenzen zwischen Intensitätswerten des projizierten parametrisierten Schienenmodells
M2D und Aktivierungspunkten der Aktivierungskarte AK ermittelt.
[0070] Bei dem Schritt 1.IVc werden auf Basis der ermittelten Abweichung mit den im Zusammenhang
mit Schritt 1.IV genannten Näherungsverfahren angepasste Parameterwerte C
k des parametrisierten Schienenmodells M und eine angepasste Projektionsmatrix T
crk ermittelt. Beispielsweise kann im Rahmen des Gauss-Newton-Verfahrens eine Jakobi-Matrix
J auf Basis der ermittelten Abweichung L ermittelt werden. Auf Basis der Jakobi-Matrix
J können dann angepasste Parameterwerte C
k und eine angepasste Projektionsmatrix T
crk ermittelt werden. Alternativ können auch direkt Ableitungen der Abweichung L hinsichtlich
der genannten Parameter C
k des parametrisierten Schienenmodells und der die Projektion charakterisierenden Parameter,
insbesondere Parameter der Projektionsmatrix T
crk, gebildet werden und diese Werte zur Ermittlung von angenäherten Parameterwerten
des parametrisierten 3D-Schienenmodells M und der angepassten Projektion genutzt werden.
[0071] Bei dem Schritt 1.IVd wird geprüft, ob die Qualität Q der ermittelten Größen C
k, T
crk ein Qualitätskriterium erreicht. Das Qualitätskriterium kann zum Beispiel einen vorbestimmten
Schwellwert für die ermittelte Abweichung L umfassen. Wird der Schwellwert unterschritten,
so wird das Qualitätskriterium Q erreicht. Außerdem kann die Jakobi-Matrix J bzw.
deren Einträge für eine Qualitätsbeurteilung genutzt werden.
[0072] Wird das Qualitätskriterium Q erreicht, was in FIG 3 mit "y" symbolisiert ist, so
wird zu dem Schritt 1.IVe übergegangen, und der ermittelte angepasste Parametersatz
C
k und die ermittelte angepasste Projektionsmatrix T
crk werden als adjustierter Parametersatz C für ein adjustiertes parametrisiertes 3D-Schienenmodell
M' und als adjustierte Projektionsmatrix T
cr ausgegeben.
[0073] Wird das Qualitätskriterium Q noch nicht erreicht, was in FIG 3 mit "n" gekennzeichnet
ist, so wird zu dem Schritt 1.IVa zurückgekehrt und der angepasste Parametersatz C
k und die ermittelte angepasste Projektionsmatrix T
crk werden zur Projektion des Schienenmodells M auf die Aktivierungskarte AK verwendet
und die Iteration wird weiterverfolgt, bis das Qualitätskriterium Q bei Schritt 1.IVd
erfüllt ist.
[0074] In FIG 4 ist eine Justage-Einrichtung 40 gezeigt, welche eine Eingangsschnittstelle
41 zum Empfangen von Bilddaten BD von einem Umgebungsbereich UB eines Schienenfahrzeugs
1 (siehe FIG 7) umfasst. Die Bilddaten BD umfassen einen oder mehrere Schienenstränge
ST (siehe FIG 6), die von einer an dem Schienenfahrzeug 1 angeordneten Bildaufnahmeeinheit
BA (in FIG 4 nicht gezeigt) aufgenommen werden.
[0075] Die Justage-Einrichtung 40 umfasst auch eine Ermittlungseinheit 42 zum Ermitteln
einer Aktivierungskarte AK auf Basis der erfassten Bilddaten BD.
[0076] Teil der Justage-Einrichtung 40 ist auch eine Justage-Einheit 43 zum Ermitteln eines
adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M'. Das adjustierte parametrisierte
3D-Schienenmodell M' gibt die Pose P des Schienenstrangs ST relativ zur Bildaufnahmeeinheit
BA wieder. Dem adjustierte parametrisierte 3D-Schienenmodell M' sind adjustierte Parameterwerte
C zugeordnet. Das Ermitteln des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M'
erfolgt durch einen iterativen Prozess, der auch als "matching" bezeichnet wird, wobei
ein Vergleich eines parametrisierten 3D-Schienenmodells M mit der ermittelten Aktivierungskarte
AK erfolgt. Für diesen Vergleich wird eine in diesem Prozess ebenfalls automatisch
mitadjustierte Projektionsvorschrift T
cr benötigt, um das zu vergleichen Schienenmodell M auf die Aktivierungskarte AK zu
projizieren.
[0077] In FIG 5 ist eine schematische Darstellung der in FIG 4 veranschaulichten Justage-Einheit
43 der Justage-Einrichtung 40 gezeigt. Die Justage-Einheit 43 umfasst eine Modellermittlungseinheit
43a zum Empfangen von initialen Parameterwerten als Kandidaten-Parameterwerte C
0 und einer initialen Kandidaten-Projektionsmatrix T
cr0, die zum Beispiel von einer Steuereinheit 3 des Schienenfahrzeugs 1 (siehe FIG 7)
zur Ermittlung einer Pose P eines Schienenstrangs ST (siehe FIG 6) genutzt werden.
[0078] Das so spezifizierte parametrisierte 3D-Schienenmodell M und die Aktivierungskarte
AK werden an eine Fusionseinheit 43b übermittelt, die das spezifizierte parametrisierte
3D-Schienenstrangmodell M und die Aktivierungskarte AK durch Projektion des spezifizierten
parametrisierten 3D-Schienenstrangmodells M auf die Aktivierungskarte AK zu einer
kombinierten Aktivierungskarte KAK zusammenführt.
[0079] Die kombinierte Aktivierungskarte KAK wird an eine Abweichungsermittlungseinheit
43c übermittelt, die auf Basis der kombinierten Aktivierungskarte KAK eine Abweichung
L zwischen scheinbaren Helligkeitswerten des projizierten parametrisierten Schienenmodells
M2D und der Aktivierungskarte AK ermittelt.
[0080] Auf Basis der ermittelten Abweichung L ermittelt eine Adaptionseinheit 43d angepasste
Parameter C
k und eine angepasste Projektionsmatrix T
crk.
[0081] Eine Qualitätseinheit 43e ermittelt, ob die von der Adaptionseinheit 43d ermittelten
Größen C
k, T
crk ein Qualitätskriterium Q erreichen.
[0082] Wird das Qualitätskriterium Q erreicht, so werden der ermittelte angepasste Parametersatz
C
k und die ermittelte angepasste Projektionsmatrix T
crk als adjustierte Parameter C für ein adjustiertes parametrisiertes 3D-Schienenmodell
M' und als adjustierte Projektionsmatrix T
cr ausgegeben.
[0083] Wird das Qualitätskriterium Q noch nicht erreicht, so werden der angepasste Parametersatz
C
k und die ermittelte angepasste Projektionsmatrix T
crk an die Fusionseinheit 43b übermittelt und dort zur Projektion des mit dem angepassten
Parametersatz C
k parametrisierten 3D-Schienenmodells M auf die Aktivierungskarte AK verwendet.
[0084] In FIG 6 ist eine symbolisierende Darstellung des in FIG 1 bis FIG 3 bereits veranschaulichten
Verfahrens gezeigt. Dabei sind einzelne Schritte in einer Abfolge von symbolhaften
Bilddarstellungen gezeigt, wobei die Abfolge eine Kette bildet, die von oben links
im Bild nach rechts verläuft und dann unten links im Bild weitergeführt wird und in
der unteren Reihe ebenfalls von links nach rechts verläuft.
[0085] Links oben wird eine dem Schritt 1.I (siehe FIG 1) entsprechende Erfassung von Bilddaten
BD von einem vor einem Schienenfahrzeug 1 in Fahrtrichtung liegenden Sichtbereich
mit Schienensträngen ST dargestellt. Als nächster Schritt wird eine dem Schritt 1.IIa
(siehe FIG 2) entsprechende Ermittlung von segmentierten Bilddaten SBD auf Basis einer
Kantendetektion in den erfassten Bilddaten BD veranschaulicht. Weiterhin erfolgt ein
"Verwischen" der segmentierten Bilddaten SBD, was dem Schritt 1.IIb (siehe FIG 2)
entspricht und die oben rechts dargestellte Aktivierungskarte AK ergibt.
[0086] Unten links ist ein Schritt einer Generierung eines parametrisierten Schienenmodells
M auf Basis von Kandidaten-Parametern C
k symbolisiert. Dieses Vorgehen entspricht dem Schritt 1.III (siehe FIG 1).
[0087] Rechts daneben folgend wird eine Bildprojektion auf Basis einer Kandidaten-Projektionsmatrix
T
rck symbolisiert. Dieser Schritt entspricht dem Schritt 1.IVa (siehe FIG 3).
[0088] In der unteren Reihe folgend ist eine kombinierte Aktivierungskarte KAK gezeigt,
in der sowohl die auf den erfassten Bilddaten BD basierende Aktivierungskarte AK als
auch das auf die Aktivierungskarte AK projizierte hell dargestellte und mit einem
Schienenstrang ST kreuzende parametrisierte Schienenmodell M2D gezeigt ist.
[0089] Schließlich ist als letzte symbolische Darstellung der Schritt der Minimierung einer
Abweichung L des projizierten parametrisierten Schienenmodells M2D von der Aktivierungskarte
AK gezeigt. Dieser Schritt entspricht dem Schritt 1.IV (siehe FIG 1). Dabei werden
auf Basis der ermittelten Abweichung L angepasste Parameter C
k, die dann wieder zur Ermittlung eines angepassten parametrisierten 3D-Schienenmodells
M genutzt werden, und eine angepasste Projektionsmatrix T
crk, die zur erneuten Projektion des durch die angepassten Parameter C
k angepassten parametrisierten 3D-Schienenmodells M auf die Aktivierungskarte AK genutzt
wird, was durch entsprechende sich zurückbeziehende Pfeile symbolisiert ist, ermittelt.
[0090] In FIG 7 ist eine schematische Darstellung eines Schienenfahrzeugs 1 gemäß einem
Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht. Das Schienenfahrzeug 1 bewegt sich
in Pfeilrichtung über einen Schienenstrang ST.
[0091] Das Schienenfahrzeug 1 umfasst eine Bildaufnahmeeinheit BA zum Akquirieren von Bilddaten
BD von einem Umgebungsbereich UB des Schienenfahrzeugs 1. Der Umgebungsbereich UB
umfasst einen vor dem Schienenfahrzeug 1 liegenden Schienenstrang ST. Teil des Schienenfahrzeugs
1 ist auch eine Justage-Einrichtung 40, wie sie in FIG 4 und FIG 5 im Detail veranschaulicht
ist, zur Ermittlung eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M'. Die
Justage-Einrichtung 40 übermittelt das adjustierte parametrisierte 3D-Schienenmodell
M' mit dem adjustierten Parametersatz C und der adjustierten Projektionsmatrix T
cr an eine Steuereinheit 3, welche zur Steuerung einer Fahrt des Schienenfahrzeugs 1
eine Pose des vor dem Schienenfahrzeugs 1 liegenden Schienenstrangs ST auf Basis des
adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells M' ermittelt. Ebenfalls können Parameterwerte
C
0, T
cr0 eines zu adjustierenden 3D-Schienenmodells M, welches gerade von der Steuereinheit
3 genutzt wird, an die Justage-Einrichtung 40 übermittelt werden, um eine Justage
dieser Parameterwerte C
0, T
cr0 vorzunehmen.
[0092] In FIG 8 ist eine schematische Darstellung einer durch Glättung erzeugten bildbasierten
Aktivierungskarte AK dargestellt. Der Einfachheit ist die Aktivierungskarte AK nur
als Projektion auf die x-Achse dargestellt. Selbstverständlich ist eine Aktivierungskarte
AK üblicherweise zweidimensional, d.h. sie weist für die einzelnen Aktivierungspunkte
x-y-Koordinaten auf. In der Aktivierungskarte AK sind diskrete Aktivierungswerte AW
an den Positionen, an denen Schienenstränge ST vorhanden sind, durch rechteckige Balken
dargestellt. Außerdem ist ein auf die Aktivierungskarte AK projiziertes parametrisiertes
Schienenmodell M2D an den Positionen x
0 und x
0' mit durch gestrichelt gezeichnete rechteckige Balken symbolisierten Aktivierungswerten
AW' dargestellt (AW =1, AW' = 1). Beginnt eine iterative Ermittlung geeigneter Modellparameter
nun beispielsweise mit dem projizierten parametrisierten Schienenmodell M2D an den
Positionen x
0 und x
0' zwischen den Schienensträngen ST, so ergibt sich für die Ableitung der Summe der
Quadrate der Differenzen zwischen den Aktivierungswerten AW der Schienenstränge ST
und den Aktivierungswerten AW' des projizierten parametrisierten Schienenmodells M2D
der Wert 0.
[0093] D.h., wird das projizierte parametrisierte Schienenmodell M2D ein wenig in x-Richtung
verschoben, so ändern sich die Quadrate der Differenzen zwischen den Aktivierungswerten
AW der Schienenstränge ST und den Aktivierungswerten AW' des projizierten parametrisierten
Modells M2D nicht. Beispielsweise bleibt der Wert der Summe der Quadrate der Differenzen
zwischen den Aktivierungswerten AW der Schienenstränge ST und den Aktivierungswerten
AW' des projizierten parametrisierten Modells M2D bei dem Wert 4.
[0094] Damit wäre aber eine ableitungsbasierte Näherung, beispielsweise ein Newtonverfahren
mit der Rechenvorschrift x
n+1 = x
n - f(x
n)/f'(x
n) (Beispielsweise n = 0, 1, 2, ..., f(x) gleich die Summe der Quadrate der Differenzen
zwischen den Aktivierungswerten AW der Schienenstränge ST und den Aktivierungswerten
AW des projizierten parametrisierten Modells M2D) nicht anwendbar, denn x
1 hätte dann einen negativen unendlichen Wert. Das Newton-Verfahren soll hier nur der
einfachen Veranschaulichung halber, beispielsweise stellvertretend für Näherungsverfahren
für Funktionen mit mehrdimensionalen Argumenten oder mehrdimensionalen Funktionen,
wie zum Beispiel das Gauss-Newton-Verfahren oder andere vorstehend im Text genannten
Näherungsverfahren, gewählt werden.
[0095] Wird nun die diskrete Verteilung der Aktivierungswerte AW des Schienenstrangs ST
in eine stetige Verteilung ST', welche in FIG 8 durch geschwungene durchgezogene Linien
dargestellt ist, transformiert, so ergibt sich für die Ableitung der Quadrate der
Differenzen zwischen den Aktivierungswerten AW der Schienenstränge ST und den Aktivierungswerten
AW' des projizierten parametrisierten Schienenmodells M2D ein von dem Wert 0 unterschiedlicher
Wert, so dass die Iteration fortgesetzt werden kann, da X
1 einen endlichen Wert annimmt.
[0096] Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei den vorbeschriebenen
Verfahren und Vorrichtungen lediglich um bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung
handelt und dass die Erfindung vom Fachmann variiert werden kann, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen, soweit er durch die Ansprüche vorgegeben ist. Es wird
der Vollständigkeit halber auch darauf hingewiesen, dass die Verwendung der unbestimmten
Artikel "ein" bzw. "eine" nicht ausschließt, dass die betreffenden Merkmale auch mehrfach
vorhanden sein können. Ebenso schließt der Begriff "Einheit" nicht aus, dass diese
aus mehreren Komponenten besteht, die gegebenenfalls auch räumlich verteilt sein können.
1. Verfahren zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells (M'),
aufweisend die Schritte:
- Erfassen von Bilddaten (BD) von einem Umgebungsbereich (UB) eines Schienenfahrzeugs
(1), welcher einen Schienenstrang (ST) umfasst, durch eine an dem Schienenfahrzeug
(1) angeordnete Bildaufnahmeeinheit (BA),
- Ermitteln einer Aktivierungskarte (AK) auf Basis der erfassten Bilddaten (BD),
- Ermitteln des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells (M'), welches die
Pose (P) des Schienenstrangs (ST) relativ zur Bildaufnahmeeinheit (BA) wiedergibt,
auf Basis eines Vergleichs eines parametrisierten 3D-Schienenmodells (M) mit der ermittelten
Aktivierungskarte (AK).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Ermitteln des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells
(M') die folgenden Schritte umfasst:
i) Projizieren des durch Kandidaten-Parameter (C0) parametrisierten 3D-Schienenmodells (M) auf die Aktivierungskarte (AK) auf Basis
einer Kandidaten-Projektionsvorschrift (Tcr0),
ii) Ermitteln von angepassten Parameterwerten (Ck) des parametrisierten 3D-Schienenmodells (M) und/oder einer angepassten Projektionsvorschrift
(Tcrk) auf Basis des Vergleichs des projizierten parametrisierten Schienenmodells (M2D)
mit der Aktivierungskarte (AK).
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei das Ermitteln eines adjustierten parametrisierten
3D-Schienenmodells (M') das Durchführen eines iterativen Näherungsverfahrens umfasst,
wobei die Schritte i) und ii) wiederholt werden und bei einer Wiederholung die bei
Schritt ii) ermittelten angepassten Parameterwerte (Ck) bei Schritt i) als Kandidaten-Parameterwerte (C0) verwendet werden und/oder die bei Schritt ii) ermittelte angepasste Projektionsvorschrift
(Tcrk) bei Schritt i) als Kandidaten-Projektionsvorschrift (Tcr0) verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei der Vergleich das Ermitteln mindestens einer
der folgenden Größen umfasst:
- eine Abweichung (L) des projizierten parametrisierten Schienenmodells (M2D) von
der Aktivierungskarte (AK),
- eine Korrelation (K) zwischen dem projizierten parametrisierten Schienenmodell (M2D)
mit der Aktivierungskarte (AK) .
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei der Vergleich eine Ermittlung einer Abweichung (L)
aufweist und der Vergleich eine Ermittlung eines Minimums der Abweichung (L) zwischen
dem projizierten parametrisierten Schienenmodell (M2D) und der Aktivierungskarte (AK)
aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, wobei der Vergleich eine Ermittlung einer
Abweichung (L) aufweist und die ermittelte Abweichung (L) eine Abweichung zwischen
Aktivierungswerten (AW') des projizierten parametrisierten Schienenmodells (M2D) und
Aktivierungswerten (AW) der Aktivierungskarte (AK) umfasst.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, wobei der Vergleich eine Ermittlung einer
Abweichung (L) aufweist und die Abweichung (L) die Summe der Quadrate der Differenzen
zwischen Aktivierungswerten (AW') von Aktivierungspunkten des projizierten parametrisierten
Schienenmodells (M2D) und Aktivierungswerten (AW) von Aktivierungspunkten der Aktivierungskarte
(AK) aufweist.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das parametrisierte 3D-Schienenmodell
(M) mindestens eines der folgenden Merkmale aufweist:
- 3D-Punkte, welche entlang eines Schienenkopfes des Schienenstrangs (ST) mit einer
vorbestimmten Abtastdichte angeordnet sind,
- eine vorbestimmte parametrisierbare Grundform, welche vorzugsweise die Form eines
der folgenden Objekte umfasst:
- eine Klothoide,
- eine Verzweigung,
- parallele Geraden.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei auf Basis der Bilddaten (BD)
segmentierte Bilddaten (SBD) ermittelt werden und die Aktivierungskarte (AK) auf Basis
der segmentierten Bilddaten (SBD) ermittelt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die Aktivierungskarte (AK) durch eine Glättung der
segmentierten Bilddaten (SBD) ermittelt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Glättung durch Anwendung eines Gauss-Kernels
(GK) auf die segmentierten Bilddaten (SBD) erfolgt.
12. Justage-Einrichtung (40), aufweisend:
- eine Eingangsschnittstelle (41) zum
- Empfangen von Bilddaten (BD) von einem Umgebungsbereich (UB) eines Schienenfahrzeugs
(1), welcher einen Schienenstrang (ST) umfasst, von einer an dem Schienenfahrzeug
(1) angeordneten Bildaufnahmeeinheit (BA),
- eine Ermittlungseinheit (42) zum Ermitteln einer Aktivierungskarte (AK) auf Basis
der erfassten Bilddaten (BD),
- eine Justage-Einheit (43) zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells
(M'), welches die Pose (P) des Schienenstrangs (ST) relativ zur Bildaufnahmeeinheit
(BA) wiedergibt, durch einen Vergleich eines parametrisierten 3D-Schienenmodells (M)
mit der ermittelten Aktivierungskarte (AK).
13. Schienenfahrzeug (1), aufweisend
- eine Bildaufnahmeeinheit (BA) zum Akquirieren von Bilddaten (BD) von einem Umgebungsbereich
(UB) des Schienenfahrzeugs (1), welcher einen Schienenstrang (ST) umfasst,
- eine Justage-Einrichtung (40) nach Anspruch 12 zur Ermittlung eines adjustierten
parametrisierten 3D-Schienenmodells (M'),
- eine Steuereinheit (3) zur Steuerung einer Fahrt des Schienenfahrzeugs (2) auf Basis
des adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells (M').
14. Computerprogrammprodukt, umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch
einen Computer diesen veranlassen, die Schritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 11 zum Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells (M')
auszuführen.
15. Computerlesbares Speichermedium, umfassend Befehle, die bei der Ausführung durch einen
Computer diesen veranlassen, die Schritte des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 11 zum
Ermitteln eines adjustierten parametrisierten 3D-Schienenmodells (M') auszuführen.