[0001] Die Erfindung betrifft ein Zahnputznavigationssystem, aufweisend eine Zahnbürste,
eine von der Zahnbürste separate optische Sensoreinrichtung und eine von der Zahnbürste
separate und mit der optischen Sensoreinrichtung kommunikationsverbundene Wiedergabeeinrichtung,
um Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen zum Zähneputzen wiederzugeben,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Zahnputznavigation und ein Computerprogramm,
insbesondere eine Anwendungssoftware für ein mobiles Endgerät.
[0003] Trotz vielfältiger Maßnahmen zur Verbesserung des allgemeinen Zahnputzverhaltens,
wie zum Beispiel die Anfärbung von Zahnbelägen, ausführliche Instruktionen und Übungen
in Ausbildungseinrichtungen sowie technischen Verbesserungen der Mundhygienehilfsmittel,
insbesondere elektrischer Zahnbürsten, ist es bisher nicht gelungen, die durchschnittliche
Zahnputzfähigkeit in der Bevölkerung entscheidend zu verbessern. Während bei Kindern
und älteren Menschen häufig Mängel in den manuellen Fähigkeiten vorliegen, liegt ein
ungenügendes Mundhygieneergebnis häufig auch an der schwierigen und mangelhaften Kontrollmöglichkeit
des Putzergebnisses. Daher werden in Zahnarztpraxen regelmäßige professionelle Zahnreinigungen
angeboten und durchgeführt, die jedoch im Allgemeinen nicht täglich erfolgen können
und zudem kostspielig sind.
[0004] Zur Kontrolle des Zahnputzverhaltens sind bereits seit einigen Jahren verschiedene
Verfahren und Vorrichtungen bekannt, die dem Benutzer der Zahnbürste Informationen
zum aktuellen Bürstenandruck vermitteln und insbesondere vor einem zu hohen oder zu
niedrigen Bürstenandruck warnen. Eine solche Warnung kann beispielsweise durch das
Aufleuchten oder Verändern der Farbe einer Leuchtdiode am Bürstenhals der Zahnbürste
erfolgen.
[0005] Die für eine Bürstendruckanzeige erforderliche Elektronik in der Zahnbürste führt
allerdings in der Regel zu einem unhandlichen, überdimensionierten Bürstengriff, der
die rein manuelle Betätigung der Zahnbürste beeinträchtigt. Weiterhin ist nachteilhaft,
dass die vorgenannten elektrischen und elektronischen Komponenten zu einem im Vergleich
zu einer reinen Handzahnbürste höherpreisigen Produkt führen. Außerdem ist das regelmäßige
Aufladen oder Austauschen eines elektrischen Energiespeichers der Zahnbürste für den
Benutzer mitunter unkomfortabel.
[0006] Die
US 6,389,636 B1 beschreibt eine Zahnbürste ohne Energieversorgung (also insbesondere ohne integrierte
Batterie oder Netzanschluss), bei der das Ausmaß des Bürstenandrucks mittels eines
optischen Signals angezeigt wird. Hierbei wird das optische Signal über ein piezochromes
Material bewirkt, das im Bereich der Zahnbürste angebracht ist und in Abhängigkeit
vom Ausmaß der Druckkraft eine bestimmte oder gegebenenfalls wechselnde Farbe anzeigt.
Hierdurch kann der Benutzer zum Beispiel über das optische Signal, bei dem die Farbe
des piezochromen Materials verschwindet, erkennen, dass er die Bürste zu stark andrückt
und hierdurch das Zahnfleisch verletzen und die Zähne abradieren kann.
[0007] Neben der Bereitstellung einer Information zum aktuellen Bürstenandruck ist es insbesondere
auch vorteilhaft, dem Benutzer der Zahnbürste eine lageorientierende Hilfestellung
zu geben, so dass der Benutzer das Ergebnis des Zähneputzens verlässlich einschätzen
und verbessern kann.
[0008] Im Stand der Technik sind diesbezüglich mittlerweile vereinzelt Zahnputznavigationssysteme
bekannt, bei denen wahlweise die Zahnbürste ihre räumliche Lage bezogen auf das Gebiss
des Benutzers mittels verschiedener Sensoren erfasst oder bei denen die räumliche
Lage der Zahnbürste von einer separaten optischen Sensoreinrichtung erfasst wird (beispielsweise
von einem an einem Spiegel montierten Smartphone), jeweils mit dem Ziel, dem Benutzer
Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen zum Zähneputzen bereitzustellen.
[0009] Die Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste selbst erfordert wiederum entsprechend
aufwändige Elektronik in der Zahnbürste, mit den zuvor genannten Nachteilen.
[0010] Die Erfassung der Bürstenposition über eine externe Sensoreinrichtung wird beispielsweise
in der
DE 10 2011 103 301 B4 vorgeschlagen. Dabei kann eine dentale Putzvorrichtung vorgesehen sein, bei der mittels
einer TOF-Kamera das Gesicht des Benutzers mit der in den Mund geführten Zahnbürste
aufgenommen wird. Hierbei wird die Position der Zahnbürste aus den über die Kamera
ermittelten Distanzen von Objektpunkten der Zahnbürste errechnet.
[0011] Nachteilhaft bei diesem System ist allerdings, dass die Zahnbürste nach wie vor eigene
Drucksensoren und daher nach wie vor einige Elektronikkomponenten und einen Energiespeicher
zur Erfassung des Bürstenandrucks enthalten muss. Außerdem hat sich gezeigt, dass
die Erfassung der Zahnbürste im Zusammenhang mit einer internen Sensoreinrichtung
in der Praxis häufig noch nicht zu einer ausreichend genauen Erfassung der Bürstenposition
führt.
[0012] In Anbetracht des bekannten Stands der Technik besteht die Aufgabe der vorliegenden
Erfindung darin, ein Zahnputznavigationssystem bereitzustellen, durch das dem Benutzer
das aktuelle Putzergebnis umfassend und mit hoher Genauigkeit zur Verfügung gestellt
werden kann, bei vorzugsweise einfachem, kostengünstigem Aufbau der Zahnbürste.
[0013] Der vorliegenden Erfindung liegt auch die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Zahnputznavigation
und ein Computerprogramm bereitzustellen, durch das dem Benutzer das aktuelle Putzergebnis
umfassend und mit hoher Genauigkeit zur Verfügung gestellt werden kann, bei vorzugsweise
einfachem, kostengünstigem Aufbau der Zahnbürste.
[0014] Die Aufgabe wird für das Zahnputznavigationssystem mit den in Anspruch 1 aufgeführten
Merkmalen gelöst. Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe durch die Merkmale
des Anspruchs 14 und bezüglich des Computerprogramms durch die Merkmale des Anspruchs
15 gelöst.
[0015] Die abhängigen Ansprüche und die nachfolgend beschriebenen Merkmale betreffen vorteilhafte
Ausführungsformen und Varianten der Erfindung.
[0016] Es ist ein Zahnputznavigationssystem vorgesehen, aufweisend eine Zahnbürste, eine
von der Zahnbürste separate optische Sensoreinrichtung zur Erfassung der räumlichen
Lage der Zahnbürste, und eine von der Zahnbürste separate und mit der optischen Sensoreinrichtung
kommunikationsverbundene Wiedergabeeinrichtung, um Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen
zum Zähneputzen auf Grundlage der von der optischen Sensoreinrichtung erfassten räumlichen
Lage der Zahnbürste für einen Benutzer der Zahnbürste erkennbar wiederzugeben.
[0017] Unter einer räumlichen Lage (auch als "Pose" bekannt) ist im Rahmen der vorliegenden
Erfindung eine Position und/oder Orientierung zu verstehen. Es kann daher vorgesehen
sein, mittels der optischen Sensoreinrichtung die Position und/oder Orientierung der
Zahnbürste zu erfassen.
[0018] Die Erfassung der räumlichen Lage ist vorzugsweise in Relation zu dem Gesicht eines
Benutzers der Zahnbürste zu verstehen, insbesondere in Relation zu dem Gebiss des
Benutzers der Zahnbürste, auch wenn dies nachfolgend nicht explizit erwähnt wird.
Auf diese Weise kann die räumliche Lage der Zahnbürste bezogen auf die Zähne oder
Zahnflächen des Benutzers erfasst werden.
[0019] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Zahnbürste wenigstens einen Druckindikator
zur optischen Bürstendruckanzeige aufweist, wobei die optische Sensoreinrichtung eingerichtet
ist, die Bürstendruckanzeige des Druckindikators als optischen Marker bei der Erfassung
der räumlichen Lage der Zahnbürste zu verwenden.
[0020] Der Vorteil des vorgenannten Zahnputznavigationssystems besteht darin, dass der Bürstenstiel
der Zahnbürste ergonomischer gestaltet werden kann, da auf die Sensorik zur Erfassung
der Bürstenposition innerhalb der Zahnbürste verzichtet werden kann. Vorzugsweise
kann der Bürstenstiel dadurch wie bei einer konventionellen Handzahnbürste gestaltet
werden.
[0021] Weiterhin können die Kosten für ein entsprechendes Produkt dadurch reduziert werden,
dass auf aufwendige elektrische und elektronische Komponenten in der Zahnbürste verzichtet
werden kann.
[0022] Dadurch, dass die externe bzw. von der Zahnbürste separate Sensoreinrichtung die
Bürstendruckanzeige des Druckindikators der Zahnbürste als optischen Marker verwendet,
kann die Genauigkeit der Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste deutlich verbessert
werden. Der Druckindikator kann daher einerseits den Benutzer bei der Handhabung der
Zahnbürste unterstützen und andererseits die Lageerkennung der Zahnbürste für die
Zahnputznavigation verbessern.
[0023] Bei der Zahnbürste kann es sich im Rahmen der Erfindung grundsätzlich um eine beliebige
Zahnbürste handeln, also beispielsweise auch um eine Elektrozahnbürste (z. B. Rotationszahnbürste,
Schallzahnbürste, Ultraschallzahnbürste).
[0024] In einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann allerdings vorgesehen
sein, dass die Zahnbürste eine Handzahnbürste ist.
[0025] Unter einer Handzahnbürste wird im Rahmen der Erfindung insbesondere eine rein manuell
betätigbare Zahnbürste verstanden. Die Borsten bzw. der Borstenaufsatz der Handzahnbürste
ist daher vorzugsweise nicht angetrieben (weder rotierend, vibrierend oder auf sonstige
Weise).
[0026] Unter den Begriff "Handzahnbürste" können insbesondere Zahnbürsten fallen, die keinerlei
elektronische Bauteile, wie beispielsweise LEDs, elektronische Sensoren, elektrische
Antriebe oder elektrochemische Energiespeicher, aufweist.
[0027] Die Verwendung einer Handzahnbürste kann die erfindungsgemäßen Vorteile kumulativ
weiter verbessern, da die Elektronik bzw. die Anforderungen an die Elektronik in der
Zahnbürste weiter reduziert sein können. Vorzugsweise kann daher auf elektrische bzw.
elektronische Komponenten in der Zahnbürste vollständig verzichtet werden.
[0028] Nicht zuletzt legen Umfragen (z.B. forsa-Umfrage im Jahr 2013 mit 60% Nutzern von
Handzahnbürsten in der deutschen Bevölkerung) nahe, dass ein großer Anteil der Verbraucher
trotz nachgewiesener Vorteile elektrischer Zahnbürsten bezüglich der Effektivität
der Zahnreinigung aus unterschiedlichen Gründen bei der grundsätzlichen Verwendung
der Handzahnbürste bleibt. Neuesten Studien zufolge hat sich außerdem überraschend
gezeigt, dass die Effektivität der Plaqueentfernung beim Zähneputzen durch eine Schallaktivierung
einer Schallzahnbürste nicht verbessert wird (vgl.
Zahnärztliche Mitteilungen (zm), Ausgabe 5 vom 01.03.2022, Seiten 18/19).
[0029] Insbesondere eine Navigationsunterstützung für eine Handzahnbürste kann daher vorteilhaft
sein und ist im Stand der Technik bislang noch unbekannt.
[0030] Bei dem Druckindikator kann es sich grundsätzlich um einen Druckindikator beliebiger
Bauweise handeln. Beispielsweise kann der Druckindikator einen elektronischen Drucksensor
und eine elektronische Anzeigeeinrichtung aufweisen (z. B. eine ein- oder mehrfarbige
LED oder einen entsprechenden LED-Ring).
[0031] Vorzugsweise ist der Druckindikator allerdings als passiver Druckindikator ausgebildet,
insbesondere um den Bürstenandruck auf rein chemische und/oder mechanische Weise optisch
anzuzeigen. In diesem Fall kann in der Zahnbürste vorzugsweise auf jegliche Elektronik
verzichtet werden. Insbesondere auch ein elektrischer Energiespeicher (z. B. Batterie
oder Akkupack) zur elektrischen Versorgung des Druckindikators kann entfallen.
[0032] Vorzugsweise ist ein Druckindikator vorgesehen, der eine Änderung des Bürstenandrucks
reversibel und ohne Verwendung elektrischer oder elektronischer Komponenten anzuzeigen
vermag.
[0033] Vorzugsweise ist der Druckindikator ausgebildet, die Indikation bzw. Anzeige des
Bürstenandrucks unmittelbar mit der sensorischen Erfassung des Bürstenandrucks zu
kombinieren. Der Druckindikator vereint daher vorzugsweise die Bürstendruckanzeige
unmittelbar mit der Drucksensorik. Es kann insbesondere vorgesehen sein, dass der
Druckindikator einen signalabgebenden Abschnitt und einen druckaufnehmenden Abschnitt
aufweist, die vorzugsweise identisch sind, sich räumlich überlappen oder zumindest
unmittelbar aneinander angrenzen.
[0034] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann insbesondere vorgesehen sein, dass der
Druckindikator wenigstens ein piezochromes Bauteil aus einem piezochromen Material
aufweist.
[0035] Es kann somit vorzugsweise vorgesehen sein, dass die durch den Bürstenandruck bewirkte
Druckkraft mindestens eine bestimmte Farbe des vorgenannten piezochromen Bauteils
und/oder Materials für die Bürstendruckanzeige bewirkt. Der Bürstenandruck kann daher
für den Benutzer der Zahnbürste und ggf. die optische Sensoreinrichtung besonders
einfach ablesbar sein.
[0036] Die optische Sensoreinrichtung kann eingerichtet sein, eine Farbe des Druckindikators
als optischen Marker zu erfassen, insbesondere die Farbe des vorgenannten piezochromen
Bauteils bzw. Materials.
[0037] Zur Anzeige von Putzandruckkräften kann daher in der vorliegenden Erfindung vorzugsweise
ein Material dienen, das physikalische Merkmale der Piezochromie aufweist. Die Piezochromie
ist die Eigenschaft von Festkörpern, bei Einwirkung von Druck die Farbe zu ändern.
Diese Farbänderung ist in der Regel reversibel.
[0038] Als piezochromes Material kann zum Beispiel Flüssigkristall von Cholesteryl-Estern
zur Anwendung kommen. Weitere mögliche piezochrome Materialien, die im Rahmen der
Erfindung eingesetzt werden können, werden in der
DE 10 2009 035 363 A1 beschrieben und erläutert, deren diesbezüglicher Offenbarungsgehalt durch Bezugnahme
in die vorliegende Beschreibung integriert sei. Grundsätzlich kann insbesondere jedes
piezochrome Material mit Farbänderungen unter der Einwirkung von üblichen Putzandruckkräften
und mit Schaltgeschwindigkeiten bezüglich des Farbwechsels im Sekundenbereich nach
dem Stand der Technik für die Erfindung verwendbar sein.
[0039] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Druckindikator
auf einer Oberfläche der Zahnbürste, insbesondere auf der Oberfläche eines Bürstenstiels
der Zahnbürste, aufgebracht und/oder enthalten ist.
[0040] Der Druckindikator kann grundsätzlich an einer beliebigen Stelle der Zahnbürste angeordnet
sein, die sich für eine Erkennung durch die Sensoreinrichtung eignen kann (z. B. am
Bürstenhals) - gegebenenfalls sogar am Bürstenkopf (z. B. auf der von den Borsten
abgewandten Seite des Bürstenkopfes).
[0041] In einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Druckindikator
zumindest abschnittsweise von einer transparenten Schicht abgedeckt und/oder umhüllt
ist.
[0042] Auf diese Weise kann der Druckindikator vor mechanischen und/oder chemischen Beschädigungen
geschützt und für den Benutzer und/oder die Sensoreinrichtung dennoch gut erkennbar
sein.
[0043] Es kann vorgesehen sein, dass der Druckindikator bzw. die Bürstendruckanzeige zumindest
abschnittsweise um die Zahnbürste umlaufend angeordnet ist, insbesondere teilringförmig
oder vollständig ringförmig um die Zahnbürste umlaufend angeordnet ist. Somit kann
eine besonders gute Erkennbarkeit unabhängig von der Orientierung der Zahnbürste ermöglicht
werden.
[0044] In einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Zahnbürste wenigstens
eine Referenzmarkierung aufweist, insbesondere eine statische Referenzmarkierung,
die von der Sensoreinrichtung zusätzlich zu der Bürstendruckanzeige bei der Erfassung
der räumlichen Lage der Zahnbürste verwendbar ist.
[0045] Vorzugsweise weist die die Referenzmarkierung wenigstens zwei unterschiedliche Farbwerte
und/oder wenigstens zwei unterschiedliche graphische Darstellungen auf, die entlang
des Umfangs der Zahnbürste verteilt sind. Auf diese Weise kann eine Orientierung bzw.
Ausrichtung der Zahnbürste einfacher für die Sensoreinrichtung erkennbar sein.
[0046] Die Referenzmarkierung kann für eine besonders gute Erkennbarkeit für die Sensoreinrichtung
zumindest abschnittsweise um die Zahnbürste umlaufend angeordnet sein, insbesondere
teilringförmig oder vollständig ringförmig um die Zahnbürste umlaufend angeordnet
sein.
[0047] Die optische Sensoreinrichtung kann für die Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste
wenigstens einen optischen Sensor in grundsätzlich beliebiger Bauweise aufweisen.
[0048] Die optische Sensoreinrichtung kann beispielsweise eine digitale Kamera aufweisen,
bzw. der wenigstens eine optische Sensor kann als elektronischer Bildwandler einer
Digitalkamera ausgebildet sein.
[0049] Die optische Sensoreinrichtung kann in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
Bestandteil eines mobilen Endgeräts sein, beispielsweise eines Mobiltelefons bzw.
Smartphones.
[0050] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann insbesondere vorgesehen sein,
dass die optische Sensoreinrichtung für die Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste
ein 3D-Kamerasystem aufweist.
[0051] Bei dem 3D-Kamerasystem kann es sich grundsätzlich um ein beliebiges Kamerasystem
handeln (z. B. ein Stereokamerasystem). Vorzugsweise ist ein TOF-Kamerasystem vorgesehen.
[0052] In einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die optische Sensoreinrichtung
eingerichtet ist, zusätzlich zu der räumlichen Lage der Zahnbürste den von dem Druckindikator
angezeigten Bürstenandruck zu erfassen.
[0053] Die optische Sensoreinrichtung kann daher beispielsweise aus der Farbe des Druckindikators
bzw. der Bürstendruckanzeige (z. B. aus der Farbe des vorgenannten piezochromen Bauteils
bzw. Materials) auf den aktuellen Bürstenandruck schließen.
[0054] Der von der optischen Sensoreinrichtung erfasste Bürstenandruck kann anschließend
beispielsweise der Wiedergabeeinrichtung bereitgestellt werden, um dem Benutzer den
Bürstenandruck zusätzlich zu der Bürstendruckanzeige über die Wiedergabeeinrichtung
zu präsentieren und/oder um den Bürstenandruck mit den erfassten Lageinformationen
der Zahnbürste zu kombinieren, um dem Benutzer noch bessere Handlungsanweisungen und
Zustandsinformationen zum Putzfortschritt zu präsentieren.
[0055] Bei der Wiedergabeeinrichtung kann es sich grundsätzlich um eine beliebige Wiedergabeeinrichtung
handeln, beispielsweise auch um eine akustische Wiedergabeeinrichtung zur Wiedergabe
von akustischen, beispielsweise maschinell gesprochenen Anweisungen und Informationen.
Vorzugsweise ist allerdings eine optische Wiedergabeeinrichtung vorgesehen (optional
ergänzt durch eine akustische Informationsübermittlung), beispielsweise ein optisches
Display, vorzugsweise ein optisches Display eines mobilen Endgeräts.
[0056] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die
Wiedergabeeinrichtung eingerichtet ist, Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen optisch
darzustellen, um die Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen anhand einzelner
Zähne oder Zahnflächen besonders anschaulich darstellen zu können.
[0057] Vorzugsweise werden alle vier Kiefersegmente dargestellt, besonders bevorzugt werden
alle Zähne des Kiefers dargestellt, ganz besonders bevorzugt werden alle Zahnflächen
der Zähne des Kiefers dargestellt. Die Darstellung der Kiefersegmente, Zähne oder
Zahnflächen kann auch abstrahiert sein (beispielsweise durch Kreise oder Symbole).
[0058] Insbesondere können von der Wiedergabeeinrichtung buccale und/oder orale und/oder
okklusale und/oder inzisale Zahnflächen und/oder Interdentalräume optisch dargestellt
werden.
[0059] Die Informationen können von der Wiedergabeeinrichtung bevorzugterweise spiegelbildlich
dargestellt werden. Hieraus resultiert der Vorteil, dass dem Benutzer aufgrund des
gewohnheitsmäßigen Anblicks eines Spiegelbildes die räumliche Orientierung in Bezug
auf die verwendete Zahnbürste erleichtert wird.
[0060] Die Darstellung der Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen kann individualisierbar
sein. Beispielsweise können über eine Eingabevorrichtung Lücken, Zahnersatz etc. eingegeben
und anschließend von der Wiedergabeeinrichtung angezeigt werden. Beispielsweise kann
die Wiedergabeeinrichtung hierfür als Touchscreen ausgebildet sein.
[0061] Die aktuelle räumliche Lage der Zahnbürste gemäß Erfassung durch die Sensoreinrichtung
kann von der Wiedergabeeinrichtung durch ein grafisches Symbol (z. B. eine stilisierte
Zahnbürste) neben oder auf den Kiefersegmenten, Zähnen oder Zahnflächen angezeigt
werden. Alternativ oder zusätzlich können die aktuell bearbeiteten Bereiche hervorgehoben
werden (z. B. durch Darstellung in einer anderen Farbe).
[0062] In einer Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Wiedergabeeinrichtung
eingerichtet ist, die Darstellung der Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen in Abhängigkeit
der aktuellen und/oder früheren von der optischen Sensoreinrichtung erfassten räumlichen
Lage der Zahnbürste und/oder in Abhängigkeit des Bürstenandrucks zu verändern. Die
Lokalisation der dargestellten Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen, auf denen die
vorgenannten Änderungen vorgenommen werden, hängt vorzugsweise von der erfassten Lage
der Zahnbürste ab.
[0063] Insbesondere können Helligkeit und/oder Sättigung und/oder Farbton mindestens einer
Farbe und/oder Dichte von grafischen Zeichen bzw. Mustern in Abhängigkeit der aktuellen
und/oder früheren von der optischen Sensoreinrichtung erfassten räumlichen Lage der
Zahnbürste und/oder in Abhängigkeit des Bürstenandrucks verändert werden. Die Änderungen
können insbesondere als Maß für das Putzergebnis und/oder als Bürstenandruckkontrolle
dienen.
[0064] Auf diese Weise kann eine Verbesserung der mittels Zahnbürste durchgeführten Mundhygiene
dadurch erreicht werden, dass dem Benutzer das aktuelle Putzergebnis während des Zähneputzens
in anschaulicher Weise und bezogen auf die einzelnen Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen
angezeigt wird.
[0065] Es kann beispielsweise vorgesehen sein, dass entweder die vorgenannten Änderungen
(z. B. Farb- bzw. Dichtewerte) je Kiefersegment, Zahn oder Zahnfläche einheitlich
oder bei entsprechender Genauigkeit der Sensoreinrichtung innerhalb eines Kiefersegments,
Zahns oder einer Zahnfläche mehr oder weniger ausgedehnt heterogen verändert werden.
[0066] Die vorgenannten Änderungen können außerdem entweder in kontinuierlicher oder in
diskreter Weise erfolgen. Insbesondere ist auch eine zweistufige bzw. "binäre" Anzeige
möglich, um Bereiche wahlweise als geputzt oder ungeputzt darzustellen oder um in
einem Bereich einen zu hohen Bürstenandruck zu signalisieren.
[0067] Die Wiedergabeeinrichtung kann eingerichtet sein, die vorgenannten Änderungen in
dem Bereich vorzunehmen, der gemäß Erfassung der Sensoreinrichtung dem tatsächlich
mit der Zahnbürste bearbeiteten Bereich entspricht. Hierbei können die Kiefersegmente,
Zähne oder Zahnflächen beispielsweise zunächst in einer beliebigen Farbe, zum Beispiel
Rot, angezeigt werden, wobei die Farbe Rot dabei die auf den Zahnflächen haftenden
Zahnbeläge symbolisiert. Beim Fortschreiten des Zähneputzens kann diese ursprüngliche
Farbe bei Erreichen definierter Werte der Sensordaten beispielsweise zunächst rosa
(was dem Benutzer eine Abnahme des Zahnbelags signalisiert) und schließlich weiß (was
dem Benutzer Belagsfreiheit und somit ein sehr gutes Putzergebnis anzeigt) dargestellt
werden. Auf ähnliche Weise können auch Änderungen von grafischen Zeichen, wie zum
Beispiel die Abschwächung der Dichte einer Schraffur oder eines Karomusters, zur Anzeige
des Putzergebnisses dienen.
[0068] Die vorgenannten Änderungen können von der mittels der Sensoreinrichtung erfassten
Bewegungstechnik der Bürste abhängen. Zum Beispiel kann eine erfasste richtige Bürsttechnik
(also mit kreisenden Bewegungen) eine stärkere Zunahme der Farbhelligkeit bewirken
als eine falsche Bürsttechnik (also mit geraden, schrubbenden Bewegungen).
[0069] Es kann vorgesehen sein, dass mittels einer Zeitmessvorrichtung des Zahnputznavigationssystems
(z. B. einer Zeitmessvorrichtung der Sensoreinrichtung, der Wiedergabeeinrichtung
und/oder der nachfolgend noch genannten Steuereinrichtung) die Dauer eines von der
Sensoreinrichtung erfassten Bürstenandrucks ermittelt wird. Vorzugsweise kann dann
das Ausmaß für die vorgenannten Änderungen der Kiefersegmente, Zähne oder Zahnflächen
in Abhängigkeit von der Stärke des Bürstenandrucks und/oder von der Zeitdauer des
Bürstenandrucks von der Wiedergabeeinrichtung bestimmt werden.
[0070] Es hat sich gezeigt, dass der Bürstenandruck wesentlich zum Putzergebnis beiträgt.
Neben der Navigationsfähigkeit im Mundraum gilt es daher, dem Benutzer auch zu vermitteln,
stets den korrekten Bürstenandruck zu verwenden. So können beispielsweise Kiefersegmente,
Zähne oder Zahnflächen bei Verwendung des optimalen Bürstenandrucks schneller als
vollständig gereinigt angezeigt werden als bei Verwendung eines zu geringen oder zu
starken Bürstenandrucks.
[0071] Es kann beispielsweise vorgesehen sein, dass die von der Sensoreinrichtung erfassten
Daten der Stärke des Bürstenandrucks und die Zeitdauer des Bürstenandrucks im umgekehrten
Verhältnis zueinander ausgewertet werden. Hierbei wird die Zeitmessung sinnvollerweise
zum Beispiel dann gestartet, wenn ein erfassbarer Bürstenandruck vorliegt, und dann
beendet, sobald kein Bürstenandruck mehr erfasst wird. Das bedeutet, dass je höher
der eine Wert ist, desto kleiner der andere Wert sein muss, um das gleiche Putzergebnis
zu erreichen. Zum Beispiel: je höher der Bürstenandruck ist, desto kürzer muss gebürstet
werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
[0072] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Zahnputznavigationssystem
außerdem eine von der Zahnbürste separate Steuereinrichtung aufweist, die mit der
optischen Sensoreinrichtung und der Wiedergabeeinrichtung kommunikationsverbunden
und eingerichtet ist, die von der optischen Sensoreinrichtung erfassten Informationen
zu verarbeiten und der Wiedergabeeinrichtung verfügbar zu machen.
[0073] Die Steuereinrichtung kann als Mikroprozessor ausgebildet sein. Anstelle eines Mikroprozessors
kann aber auch eine beliebige weitere Einrichtung zur Implementierung der Steuereinrichtung
vorgesehen sein, beispielsweise eine oder mehrere Anordnungen diskreter elektrischer
Bauteile auf einer Leiterplatte, eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung
(ASIC) oder eine sonstige programmierbare Schaltung, beispielsweise auch ein Field
Programmable Gate Array (FPGA) und/oder ein handelsüblicher Computer.
[0074] Die Steuereinrichtung kann vorzugsweise alle Aufgaben zur Informationsverarbeitung
und Informationsspeicherung, insbesondere alle Rechenaufgaben, innerhalb des Zahnputznavigationssystems
erfüllen. Die Steuereinrichtung kann allerdings auch nur einen Teil dieser Aufgaben
erfüllen. Die Informationsverarbeitung und Informationsspeicherung können innerhalb
des Zahnputznavigationssystems auch dezentral verteilt sein, beispielsweise auf die
Sensoreinrichtung und die Wiedergabeeinrichtung, die jeweilige Steuereinheiten aufweisen.
Grundsätzlich kann auch die Steuereinrichtung dezentral innerhalb des Zahnputznavigationssystems
verteilt sein.
[0075] Vorzugsweise handelt es sich bei der Steuereinrichtung um einen Mikroprozessor eines
mobilen Endgeräts, beispielsweise eines Mobiltelefons.
[0076] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die
Steuereinrichtung eingerichtet ist, frontale und/oder in-Aufsicht und/oder seitliche
digitale Bildaufnahmen der Zähne des Benutzers für die Erfassung der räumlichen Lage
der Zahnbürste und zur Lokalisation der von der Wiedergabeeinrichtung dargestellten
Zahnflächen, auf denen optische Veränderungen vorgenommen werden, zu verarbeiten.
[0077] Die Steuereinrichtung kann insbesondere eingerichtet sein, die erfassten Lageinformationen
der Sensoreinrichtung betreffend die Zahnbürste mit der räumlichen Lage des Benutzers
(insbesondere seines Kopfes bzw. Gebisses) zu verknüpfen und daher die relative Lage
der Zahnbürste zu Gebisssegmenten, Zähnen oder Zahnflächen des Benutzers zu bestimmen.
[0078] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die
optische Sensoreinrichtung, die Wiedergabeeinrichtung und/oder die Steuereinrichtung
in einer gemeinsamen elektronischen Einrichtung enthalten sind.
[0079] Vorzugsweise handelt es sich bei der gemeinsamen elektronischen Einrichtung um ein
mobiles Endgerät, insbesondere ein Mobiltelefon oder einen Tabletcomputer.
[0080] In einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Zahnputznavigationssystem
eine Haltevorrichtung zur Befestigung oder zumindest zur Aufstellung der optischen
Sensoreinrichtung und/oder der Wiedergabeeinrichtung an oder auf einer umgebenden
Struktur aufweist. Insbesondere kann die Haltevorrichtung ausgebildet sein, die gemeinsame
elektronische Einrichtung aufzunehmen (beispielsweise das vorstehend erwähnte mobile
Endgerät).
[0081] Die Haltevorrichtung kann vorzugsweise wenigstens einen Saugnapf aufweisen, um die
optische Sensoreinrichtung und/oder die Wiedergabeeinrichtung, insbesondere die gemeinsame
elektronische Einrichtung, an einer glatten Oberfläche, wie beispielsweise einem (Badezimmer)spiegel,
zu befestigen.
[0082] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Zahnputznavigation, aufweisend zumindest
die folgenden Verfahrensschritte:
- Erfassen der räumlichen Lage einer Zahnbürste mittels einer von der Zahnbürste separaten
optischen Sensoreinrichtung unter Verwendung einer optischen Bürstendruckanzeige eines
an der Zahnbürste angeordneten Druckindikators als optischer Marker; und
- Wiedergeben von Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen zum Zähneputzen
auf Grundlage der erfassten räumlichen Lage der Zahnbürste für einen Benutzer der
Zahnbürste mittels einer von der Zahnbürste separaten und mit der optischen Sensoreinrichtung
kommunikationsverbundenen Wiedergabeeinrichtung.
[0083] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass ein Benutzer zum Zeitpunkt der Zahnpflege
mittels Zahnbürste ein deutliches und anschauliches Bild über sein aktuelles Putzergebnis
erhält und bei nicht ausreichendem Putzergebnis sofort zur Erzielung einer guten Mundhygiene
dagegensteuern kann.
[0084] Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Verfahren in Zahnarztpraxen bzw. Zahnprophylaxezentren
als Trainingshilfsmittel für Kinder und Jugendliche zur Verbesserung der Mundhygiene
eingesetzt werden kann, wobei ein Benutzer durch die anschauliche und einheitliche
bildliche Darstellung intuitiv geführt wird, was die Motivation verstärkt.
[0085] Die Erfindung betrifft auch ein Computerprogramm, umfassend Steuerbefehle, die bei
der Ausführung des Programms durch eine Steuereinrichtung (z. B. die vorstehend erwähnte
Steuereinrichtung) diese veranlassen, das Verfahren gemäß den vorstehenden und nachfolgenden
Darlegungen auszuführen.
[0086] Bei dem Computerprogramm handelt es sich vorzugsweise um eine Anwendungssoftware
für ein mobiles Endgerät (insbesondere unter der Bezeichnung "App" bekannt).
[0087] Mittels des Computerprogramms und/oder der Steuereinrichtung können die optische
Sensoreinrichtung und/oder die Wiedergabeeinrichtung aktiviert werden. Fernen können
über das vorgenannte Computerprogramm und/oder die Steuereinrichtung Lage und/oder
Bewegung und/oder Bürstenandruck des Bürstenkopfes der Zahnbürste, und insbesondere
des Borstenfeldes, errechnet und optisch dargestellt werden.
[0088] Merkmale, die im Zusammenhang mit einem der Gegenstände der Erfindung, namentlich
gegeben durch das erfindungsgemäße Zahnputznavigationssystem, das Verfahren zur Zahnputznavigation
und das Computerprogramm beschrieben wurden, sind auch für die anderen Gegenstände
der Erfindung vorteilhaft umsetzbar. Ebenso können Vorteile, die im Zusammenhang mit
einem der Gegenstände der Erfindung genannt wurden, auch auf die anderen Gegenstände
der Erfindung bezogen verstanden werden.
[0089] Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass Begriffe wie "umfassend", "aufweisend" oder
"mit" keine anderen Merkmale oder Schritte ausschließen. Ferner schließen Begriffe
wie "ein" oder "das", die auf eine Einzahl von Schritten oder Merkmalen hinweisen,
keine Mehrzahl von Merkmalen oder Schritten aus - und umgekehrt.
[0090] In einer puristischen Ausführungsform der Erfindung kann allerdings auch vorgesehen
sein, dass die in der Erfindung mit den Begriffen "umfassend", "aufweisend" oder "mit"
eingeführten Merkmale abschließend aufgezählt sind. Dementsprechend kann eine oder
können mehrere Aufzählungen von Merkmalen im Rahmen der Erfindung als abgeschlossen
betrachtet werden, beispielsweise jeweils für jeden Anspruch betrachtet. Die Erfindung
kann beispielsweise ausschließlich aus den in Anspruch 1 genannten Merkmalen bestehen.
[0091] Es sei erwähnt, dass Bezeichnungen wie "erstes" oder "zweites" etc. vornehmlich aus
Gründen der Unterscheidbarkeit von jeweiligen Vorrichtungs- oder Verfahrensmerkmalen
verwendet werden und nicht unbedingt andeuten sollen, dass sich Merkmale gegenseitig
bedingen oder miteinander in Beziehung stehen.
[0092] Ferner sei betont, dass die vorliegend beschriebenen Werte und Parameter Abweichungen
oder Schwankungen von ±10% oder weniger, vorzugsweise ±5% oder weniger, weiter bevorzugt
±1 % oder weniger, und ganz besonders bevorzugt ±0, 1 % oder weniger des jeweils benannten
Wertes bzw. Parameters mit einschließen, sofern diese Abweichungen bei der Umsetzung
der Erfindung in der Praxis nicht ausgeschlossen sind. Die Angabe von Bereichen durch
Anfangs- und Endwerte umfasst auch all diejenigen Werte und Bruchteile, die von dem
jeweils benannten Bereich eingeschlossen sind, insbesondere die Anfangs- und Endwerte
und einen jeweiligen Mittelwert.
[0093] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen näher
beschrieben.
[0094] Die Figuren zeigen jeweils bevorzugte Ausführungsbeispiele, in denen einzelne Merkmale
der vorliegenden Erfindung in Kombination miteinander dargestellt sind. Merkmale eines
Ausführungsbeispiels sind auch losgelöst von den anderen Merkmalen des gleichen Ausführungsbeispiels
umsetzbar und können dementsprechend von einem Fachmann ohne Weiteres zu weiteren
sinnvollen Kombinationen und Unterkombinationen mit Merkmalen anderer Ausführungsbeispiele
verbunden werden.
[0095] In den Figuren sind funktionsgleiche Elemente mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0096] Es zeigen schematisch:
- Figur 1
- ein Zahnputznavigationssystem mit einer Zahnbürste, einer Sensoreinrichtung und einer
Wiedergabeeinrichtung, wobei die Sensoreinrichtung und die Wiedergabeeinrichtung Komponenten
einer gemeinsamen elektrischen Einrichtung sind, gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
- Figur 2
- ein Zahnputznavigationssystem gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
wobei die Sensoreinrichtung und die Wiedergabeeinrichtung als separate Komponenten
ausgebildet sind;
- Figur 3
- eine Zahnbürste eines Zahnputznavigationssystems gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
- Figur 4
- eine Zahnbürste eines Zahnputznavigationssystems gemäß einem vierten Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
- Figur 5
- eine Zahnbürste eines Zahnputznavigationssystems gemäß einem fünften Ausführungsbeispiel
der Erfindung; und
- Figur 6
- eine Zahnbürste eines Zahnputznavigationssystems gemäß einem sechsten Ausführungsbeispiel
der Erfindung.
[0097] Figur 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Zahnputznavigationssystems
1.
[0098] Das in den Ausführungsbeispielen gezeigte Zahnputznavigationssystem 1 weist eine
Zahnbürste 2 auf, bei der es sich beispielhaft um eine reine Handzahnbürste zur manuellen
Betätigung handelt. Die Zahnbürste 2 umfasst einen Bürstenkopf 3 mit einem Borstenfeld
4, der an einem Bürstenstiel 5 befestigt ist. Optional kann der Bürstenkopf 3 oder
zumindest das Borstenfeld 4 auswechselbar sein. Der Bürstenstiel 5 ist unterteilt
in einen dem Bürstenkopf 3 zugewandten Bürstenhals 6 und einen Bürstengriff 7.
[0099] Im Bereich des Bürstenhalses 6 ist ein Druckindikator 8 zur optischen Bürstendruckanzeige
angeordnet. Zur einfacheren Erkennbarkeit ist der Bürstenkopf 3 in Figur 1 geschnitten
dargestellt. Der Druckindikator 8 weist in den Ausführungsbeispielen ein piezochromes
Bauteil 9 aus einem piezochromen Material auf. Das piezochrome Bauteil 9 umfasst einen
signalabgebenden Abschnitt 10, der erkennbar am Bürstenhals 6 angeordnet ist, und
einen druckaufnehmenden Abschnitt 11, der im Bürstenkopf 3 aufgenommen ist. Der signalabgebende
Abschnitt 10 ist vorzugsweise ringförmig um die Zahnbürste 2 umlaufend angeordnet,
so dass die Bürstenandruckanzeige bzw. der Druckindikator 8 von allen Seiten gut erkennbar
ist.
[0100] Außerdem weist die Zahnbürste 2 eine statische Referenzmarkierung 12 im Bereich des
Bürstenhalses 6 auf, die vorzugsweise ebenfalls ringförmig um die Zahnbürste 2 umläuft.
Die statische Referenzmarkierung 12 ist vorzugsweise in mehrere Segmente 13 unterteilt
(beispielsweise in vier Segmente) mit jeweils unterschiedlicher Farbe oder unterschiedlichem
graphischem Muster.
[0101] Führt der Benutzer die Zahnbürste 2 mit dem Bürstenkopf 3 in den Mund, verbleibt
aufgrund der entsprechenden Dimensionierung der Zahnbürste 2 die Referenzmarkierung
12 und zumindest der signalabgebende Abschnitt 10 des piezochromen Bauteils 9 vorzugsweise
auch beim Putzen der hintersten Molaren außerhalb des Mundes.
[0102] Das Zahnputznavigationssystem 1 weist außerdem eine von der Zahnbürste 2 separate
optische Sensoreinrichtung 14 zur Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste 2 auf,
sowie eine von der Zahnbürste 2 ebenfalls separate und mit der optischen Sensoreinrichtung
14 kommunikationsverbundene Wiedergabeeinrichtung 15, um Handlungsanweisungen und/oder
Zustandsinformationen zum Zähneputzen auf Grundlage der von der optischen Sensoreinrichtung
14 erfassten räumlichen Lage der Zahnbürste 2 für einen Benutzer der Zahnbürste 2
erkennbar wiederzugeben.
[0103] Die optische Sensoreinrichtung 14 und die Wiedergabeeinrichtung 15 sind in dem in
Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel in einer gemeinsamen elektronischen Einrichtung
16 enthalten, die beispielhaft als Mobiltelefon bzw. Smartphone dargestellt ist.
[0104] Alternativ können die Sensoreinrichtung 14 und die Wiedergabeeinrichtung 15 auch
separat ausgebildet sein, wie dies im Ausführungsbeispiel der Figur 2 angedeutet ist.
Zur Kommunikationsverbindung kann bei einer verteilten Ausgestaltung ein jeweiliges
Funkmodul 17 in der Sensoreinrichtung 14 und in der Wiedergabeeinrichtung 15 vorgesehen
sein, um eine drahtlose Kommunikationsverbindung (z. B. Bluetooth oder WLAN) zwischen
der Sensoreinrichtung 14 und der Wiedergabeeinrichtung 15 zu etablieren. Auch eine
kabelgebundene Datenverbindung ist aber selbstverständlich möglich.
[0105] Die optische Sensoreinrichtung 14 ist eingerichtet, die Bürstendruckanzeige des Druckindikators
8 als optischen Marker bei der Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste 2 zu verwenden.
Ergänzend kann die statische Referenzmarkierung 12 verwendet werden. Auf vorteilhafte
Weise kann dadurch mittels der Sensoreinrichtung 14 außerdem auch der von dem Druckindikator
8 angezeigte Bürstenandruck erfasst werden.
[0106] Bei der optischen Sensoreinrichtung 14 kann es sich beispielsweise um die Frontkamera
eines Mobiltelefons 16 handeln, wie im Ausführungsbeispiel der Figur 1 dargestellt.
Bei dem optischen Sensor 18 der Sensoreinrichtung kann es sich daher um den elektronischen
Bildwandler der Frontkamera des Mobiltelefons 16 handeln.
[0107] Es kann ein 3D-Kamerasystem zur Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste 2 vorteilhaft
sein, vorzugsweise ein TOF-Kamerasystem, beispielsweise wenn die Sensoreinrichtung
14 und die Wiedergabeeinrichtung 15 separat ausgeführt sind, wie in Figur 2 dargestellt.
Im Falle einer TOF-Kamera kann als optischer Sensor 18 somit beispielsweise ein Photomischdetektor
(PMD-Sensor) vorgesehen sein. Optional kann die Sensoreinrichtung 14, insbesondere
wenn die Sensoreinrichtung 14 ein TOF-Kamerasystem aufweist, eine Lichtquelle 19 aufweisen
(vgl. Figur 2), um die Szene auszuleuchten bzw. um Lichtpulse für das TOF-Kamerasystem
bereitzustellen. Vorzugsweise ist eine Infrarotlichtquelle vorgesehen.
[0108] Das Zahnputznavigationssystem 1 umfasst vorzugsweise außerdem eine von der Zahnbürste
2 separate Steuereinrichtung 20, die mit der optischen Sensoreinrichtung 14 und der
Wiedergabeeinrichtung 15 kommunikationsverbunden und eingerichtet ist, die von der
optischen Sensoreinrichtung 14 erfassten Informationen zu verarbeiten und der Wiedergabeeinrichtung
15 verfügbar zu machen. Bei der Steuereinrichtung 20 handelt es sich vorzugsweise
um eine Steuereinrichtung 20 der gemeinsamen elektronischen Einrichtung 16, also beispielsweise
um einen Mikroprozessor des Mobiltelefons 16 in Figur 1. Es kann aber auch vorgesehen
sein, dass die Steuereinrichtung 20 Teil der optischen Sensoreinrichtung 14 und/oder
der Wiedergabeeinrichtung 15 ist bzw. dass eine dieser Einrichtungen 14, 15 die Steuerung
maßgeblich oder vollständig übernimmt (z. B. bei einer verteilten Anordnung gemäß
Figur 2). So sind in Figur 2 beispielhaft zwei Steuereinrichtungen 20 gezeigt - eine
erste Steuereinrichtung 20 in der Sensoreinrichtung 14 und eine zweite Steuereinrichtung
20 in der Wiedergabeeinrichtung. Beide Steuereinrichtungen 20 können mit dem jeweiligen
Funkmodul 17 verbunden und dadurch eingerichtet sein, miteinander zu kommunizieren
bzw. Informationen und/oder Steuerbefehle auszutauschen.
[0109] Es kann vorzugsweise ein Computerprogramm vorgesehen sein, insbesondere eine Anwendungssoftware
(eine so genannte "App") für ein mobiles Endgerät, umfassend Steuerbefehle, die bei
der Ausführung des Programms durch eine Steuereinrichtung 20 diese veranlassen, ein
geeignetes Verfahren zur Zahnputznavigation auszuführen.
[0110] Nach dem Starten des Computerprogramms bzw. der Anwendungssoftware über die Steuereinrichtung
20 kann die optische Sensoreinrichtung 14, also die digitale Kamera des Mobiltelefons
16 (oder ein sonstiger optischer Sensor 18 einer separaten digitalen Kamera) aktiviert
werden.
[0111] Zur Erfassung aller relevanten optischen Signale (Referenzmarkierung 12, Bürstendruckanzeige
des piezochromen Bauteils 9 und ggf. Gesicht bzw. Gebiss des Benutzers) mittels der
optischen Sensoreinrichtung 14 kann das Mobiltelefon 16 oder die separate Sensoreinrichtung
14 vorzugsweise etwas oberhalb des Kopfes frontal vor dem Benutzer positioniert sein.
[0112] Putzt nun zum Beispiel der Benutzer mit der Zahnbürste 2 die Außenfläche (buccal)
des rechten, oberen, hintersten Molaren (hinterster Zahn), so kann die Position des
Bürstenkopfes 3 folgendermaßen ermittelt werden. Zunächst bestimmt die Steuereinrichtung
20 mittels des Computerprogramms aus den mittels der optischen Sensoreinrichtung 14
erfassten optischen Daten von den der Sensoreinrichtung 14 zugewandten Segmenten 13
und der Distanz der Referenzmarkierung 12 zur Mundpartie den Bereich, z. B. die hintersten
beiden Zähne im Mund, an dem sich der Bürstenkopf 3 befindet. Hierbei dienen außerdem
die im Computerprogramm abgespeicherten Werte für die Dimensionen der Zahnbürste 2,
deren Komponenten und der Referenzmarkierung 12, beispielsweise unter Anwendung photogrammetrischer
Hilfsmittel und Markierungen, als Bezugsgrößen zur möglichst genauen Bestimmung des
Positionsbereichs bezüglich des geputzten Zahnes oder der Zahngruppe und der jeweiligen
Flächenlage. Bezüglich der Zahnflächenlage kann zwischen außen (buccal, labial), innen
(lingual, palatinal) und Kau- oder Schneidefläche (okklusal, inzisal) unterschieden
werden. Des Weiteren werden beispielsweise digitale Aufnahmen der Zähne des Benutzers
von der Seite, von vorne und in Aufsicht erstellt und in der Steuereinrichtung 20
abgespeichert. Mittels des Computerprogramms kann dann der Abgleich der zunächst bestimmten
Positionswerte für den Bürstenkopf 3 mit den individuellen abgespeicherten Bildern
des Gebisses zu einer noch genaueren Positionsbestimmung führen, so dass das Computerprogramm
im Beispiel den letzten oberen rechten Molar als geputzten Zahn und hierbei die Außenfläche
(buccal) als geputzte Zahnfläche festlegt.
[0113] Weiterhin übt der Benutzer im Beispiel mit seiner Hand über den Bürstengriff 7 und
den Bürstenkopf 3 beim Putzen einen Druck auf die äußere Zahnfläche des Zahnes aus.
Hierbei wird durch das Andrücken der Zahnbürste 2 mit dem Borstenfeld 4 gegen den
Zahn über den druckaufnehmenden Abschnitt 11 des piezochromen Bauteils 9 eine Druckkraft
auf das piezochrome Material ausgeübt. In diesem Beispiel weist das piezochrome Bauteil
9 vorzugsweise einen Hohlkörper auf, in dessen Hohlraum sich das piezochrome Material
befindet. Das piezochrome Material ist so ausgewählt, dass es bei bestimmten ausgeübten
Druckkräften in reproduzierbarer Weise eine bestimmte Farbe annimmt, bei einer Farbwechselmöglichkeit
im Sekundenbereich.
[0114] Aufgrund einer vorzugsweise transparenten Begrenzung des Hohlkörpers des piezochromen
Bauteils 9 und des Zahnbürstenmaterials gibt das piezochrome Material seine aktuelle
Farbe als optisches Signal nach außen ab, wobei die dadurch erzeugte Bürstendruckanzeige
über die optische Sensoreinrichtung 14 erfasst und an die Steuereinrichtung 20 übertragen
wird. Aus der im Computerprogramm festgelegten Zuordnung von Werten für die Bürstendruckkraft
zu den entsprechenden Farben des piezochromen Materials wird hierbei durch das Computerprogramm
ein Wert für die Andruckkraft des Borstenfeldes 4 ermittelt.
[0115] Über die optische Wiedergabeeinrichtung 15, bei der es sich im Ausführungsbeispiel
der Figur 1 um das optische Display des Mobiltelefons 16 und im Ausführungsbeispiel
der Figur 2 um ein separates Display handelt, kann ein Zahnschema 21 aus einzelnen
Zähnen 22 oder Zahnflächen dargestellt werden. Aufgrund des Computerprogramms, das
die erfassten Werte für die räumliche Lage des Bürstenkopfes 3 und den Bürstenandruck
verarbeitet und entsprechende Daten zur Steuerung der optischen Wiedergabeeinrichtung
15 an die Steuereinrichtung 20 überträgt, kann dem Benutzer schließlich eine Zahnputznavigation
zur Verfügung gestellt werden; und zwar dadurch, dass durch optische Veränderungen
auf der Zahnfläche 22 im Zahnschema 21, die der tatsächlich im Mund geputzten Zahnfläche
entspricht, dem Benutzer ein aktuelles Putzergebnis angezeigt wird.
[0116] Die optische Veränderung auf der im Zahnschema 21 dargestellten Zahnfläche 22 kann
zum Beispiel in der Weise erfolgen, dass sich die Farbe der dargestellten Zahnfläche
22 mit Fortschreiten der mittels einer Zeitmessvorrichtung erfassten Putzdauer und/oder
mit der Erhöhung der Bürstenandruckkraft von dunkel nach hell verändert. Darüber hinaus
können zusätzlich die Bewegungen der Referenzmarkierung 12 beim Zähneputzen in der
Weise mittels der optischen Sensoreinrichtung 14 erfasst und über die Steuereinrichtung
20 verarbeitet werden, dass das Ausmaß der Effektivität des Zähneputzens mittels der
optischen Wiedergabeeinrichtung 15 angezeigt wird.
[0117] Sowohl das Mobiltelefon 16 gemäß Figur 1 als auch die Sensoreinrichtung 14 und Wiedergabeeinrichtung
15 gemäß Figur 2 können über eine jeweilige Haltevorrichtung 23 mit einem oder mehreren
Saugnäpfen 24 an einer glatten Oberfläche (z. B. einem Spiegel, einer Fliese etc.)
befestigt werden.
[0118] In den Figuren 3 bis 6 werden - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - weitere Ausführungsbeispiele
des Zahnputznavigationssystems 1 dargestellt. Insbesondere sollen verschiedene Möglichkeiten
zur Druckapplikation auf das piezochrome Material vorgeschlagen werden. Daher ist
zur Vereinfachung lediglich der vordere Abschnitt der Zahnbürste 2 in einer seitlichen
Schnittdarstellung im Längsschnitt gezeigt. Die dargestellten Varianten sind nur exemplarisch
zu verstehen, wobei zahllose weitere erfindungsgemäße Varianten der Druckapplikation
auf das piezochrome Material von der Erfindung umfasst sind, die für das grundsätzliche
Verständnis der Druckapplikation jedoch nicht alle dargestellt werden müssen.
[0119] In dem Ausführungsbeispiel der Figur 3 befindet sich der druckaufnehmende Abschnitt
11 des piezochromen Bauteils 9 zwischen einer borstentragenden Lamelle 25 und einer
starr mit dem Bürstenhals 6 verbundenen Rückenlamelle 26 des Bürstenkopfes 3. Hierbei
sind die borstentragende Lamelle 25 und die Rückenlamelle 26 über wenigstens ein Bandelement
27 in der Weise verbunden, dass die ausgeübte Bürstenandruckkraft unmittelbar auf
den druckaufnehmenden Abschnitt 11 des piezochromen Bauteils 9 und hierdurch auf das
darin enthaltene piezochrome Material übertragen wird. Infolgedessen ändert sich in
gleicher Weise die Farbe des piezochromen Materials im signalabgebenden Abschnitt
10 des piezochromen Bauteils 9 im Bürstenhals 6.
[0120] Im Bereich des signalabgebenden Abschnitts 10 ist die Zahnbürste 2 um das piezochrome
Bauteil 9 herum mit einer transparenten Schicht 28 versehen, so dass das piezochrome
Bauteil 9 einerseits geschützt ist, die Farbe des piezochromen Materials aber dennoch
als optisches Signal nach außen dringt.
[0121] In Figur 4 ist der druckaufnehmende Abschnitt 11 des piezochromen Bauteils 9 vorzugsweise
in dem dem Bürstenhals 6 zugewandten, vorderen Abschnitt des Bürstengriffs 7 angeordnet,
und zwar vorzugsweise auf der Rückenseite 29 des Bürstengriffs 7, an der beim normalen
Gebrauch der Zahnbürste 2 im Allgemeinen die daumenoppositären Finger oder der Daumen
und/oder ein Teil der Handfläche des Benutzers anliegen. Beim Andrücken der Zahnbürste
2 gegen die Zahnflächen entsteht dadurch eine resultierende Druckkraftkomponente über
mindestens einen anliegenden Finger und/oder die Handfläche gegen den druckaufnehmenden
Abschnitt 11 des piezochromen Bauteils 9. Diese Druckkraft überträgt sich in der Folge
auf das piezochrome Material, das hierdurch seine Farbe wechselt. Der Farbwechsel
wird dann über den signalabgebenden Abschnitt 10 im Bürstenhals 6 durch die transparente
Schicht 28 hindurch als optisches Signal abgegeben.
[0122] Figur 5 zeigt eine Variante der Druckanwendung auf das piezochrome Material mit einer
räumlichen Aussparung 30, die im Beispiel vorzugsweise keilförmig ausgebildet und
in Figur 5 übertrieben dargestellt ist.
[0123] Die räumliche Aussparung 30 ist im rückseitigen Bereich des Bürstenhalses 6 angeordnet.
In der räumlichen Aussparung 30 ist der druckaufnehmende Abschnitt 11 des piezochromen
Bauteils 9 gelagert. Durch die Aussparung 30 wird der Bürstenhals 6 mechanisch in
einen bürstenkopfnahen Abschnitt 31 und einen bürstenkopffernen Abschnitt 32 unterteilt.
[0124] Kommt es zur Anwendung von Druckkraft beim Zahnputzvorgang, verkleinert sich mechanisch
bedingt der Winkel zwischen dem bürstenkopfnahen Abschnitt 31 und dem bürstenkopffernen
Abschnitt 32 des Bürstenhalses 6. Hierdurch verengt sich die Aussparung 30, was einen
entsprechenden Druck auf den druckaufnehmenden Abschnitt 11 des piezochromen Bauteils
9 ausübt. Das piezochrome Material verändert hierauf seine Farbe, die über den direkt
neben dem druckaufnehmenden Abschnitt 11 angeordneten signalabgebenden Abschnitt 10
als optisches Signal nach außen gesendet wird.
[0125] Figur 6 entspricht dem Ausführungsbeispiel der Figur 5, mit dem Unterschied, dass
sich neben der Aussparung 30 ein Gelenk 33 befindet, vorzugsweise ein Scharnier (beispielsweise
ein so genanntes Filmscharnier), das bei Anwendung von Druckkraft beim Zähneputzen
die Drehung des bürstenkopfnahen Abschnitts 31 und des bürstenkopffernen Abschnitts
32 gegeneinander erleichtert und stützt bzw. führt. Hierdurch lässt sich die auf das
piezochrome Material ausgeübte Druckkraft kontrollierter variieren bzw. steigern.
1. Zahnputznavigationssystem (1), aufweisend
- eine Zahnbürste (2);
- eine von der Zahnbürste (2) separate optische Sensoreinrichtung (14) zur Erfassung
der räumlichen Lage der Zahnbürste (2); und
- eine von der Zahnbürste (2) separate und mit der optischen Sensoreinrichtung (14)
kommunikationsverbundene Wiedergabeeinrichtung (15), um Handlungsanweisungen und/oder
Zustandsinformationen zum Zähneputzen auf Grundlage der von der optischen Sensoreinrichtung
(14) erfassten räumlichen Lage der Zahnbürste (2) für einen Benutzer der Zahnbürste
(2) erkennbar wiederzugeben,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zahnbürste (2) wenigstens einen Druckindikator (8) zur optischen Bürstendruckanzeige
aufweist, wobei die optische Sensoreinrichtung (14) eingerichtet ist, die Bürstendruckanzeige
des Druckindikators (8) als optischen Marker bei der Erfassung der räumlichen Lage
der Zahnbürste (2) zu verwenden, und wobei der Druckindikator (8) ein passiver Druckindikator
(8) ist, um den Bürstenandruck auf rein chemische und/oder mechanische Weise optisch
anzuzeigen.
2. Zahnputznavigationssystem (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zahnbürste (2) eine Handzahnbürste ist.
3. Zahnputznavigationssystem (1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Druckindikator (8) wenigstens ein piezochromes Bauteil (9) aus einem piezochromen
Material aufweist.
4. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Druckindikator (8) auf einer Oberfläche eines Bürstenstiels (5) der Zahnbürste
(2) aufgebracht und/oder in dem Bürstenstiel (5) enthalten ist.
5. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Druckindikator (8) zumindest abschnittsweise von einer transparenten Schicht (28)
umhüllt ist.
6. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zahnbürste (2) wenigstens eine statische Referenzmarkierung (12) aufweist, die
von der Sensoreinrichtung (14) zusätzlich zu der Bürstendruckanzeige bei der Erfassung
der räumlichen Lage der Zahnbürste (2) verwendbar ist, wobei die Referenzmarkierung
(12) wenigstens zwei unterschiedliche Farbwerte und/oder wenigstens zwei unterschiedliche
graphische Darstellungen aufweist.
7. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die optische Sensoreinrichtung (14) für die Erfassung der räumlichen Lage der Zahnbürste
ein 3D-Kamerasystem aufweist, vorzugsweise ein TOF-Kamerasystem.
8. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die optische Sensoreinrichtung (14) eingerichtet ist, zusätzlich zu der räumlichen
Lage der Zahnbürste (2) den von dem Druckindikator (8) angezeigten Bürstenandruck
zu erfassen.
9. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wiedergabeeinrichtung (15) eingerichtet ist, Zahnflächen (22) optisch darzustellen
und die Darstellung der Zahnflächen (22), insbesondere Helligkeit und/oder Sättigung
und/oder Farbton mindestens einer Farbe und/oder Dichte von grafischen Zeichen bzw.
Mustern, in Abhängigkeit der aktuellen und/oder früheren von der optischen Sensoreinrichtung
(14) erfassten räumlichen Lage der Zahnbürste (2) und/oder in Abhängigkeit des Bürstenandrucks
zu verändern.
10. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
gekennzeichnet durch
eine von der Zahnbürste (2) separate Steuereinrichtung (20), die mit der optischen
Sensoreinrichtung (14) und der Wiedergabeeinrichtung (15) kommunikationsverbunden
und eingerichtet ist, die von der optischen Sensoreinrichtung (14) erfassten Informationen
zu verarbeiten und der Wiedergabeeinrichtung (15) verfügbar zu machen.
11. Zahnputznavigationssystem (1) nach Anspruch 9 und 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuereinrichtung (20) eingerichtet ist, frontale und/oder in-Aufsicht und/oder
seitliche digitale Bildaufnahmen der Zähne des Benutzers für die Erfassung der räumlichen
Lage der Zahnbürste (2) und zur Lokalisation der von der Wiedergabeeinrichtung (15)
dargestellten Zahnflächen (22), auf denen optische Veränderungen vorgenommen werden,
zu verarbeiten.
12. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die optische Sensoreinrichtung (14), die Wiedergabeeinrichtung (15) und/oder die Steuereinrichtung
(20) in einer gemeinsamen elektronischen Einrichtung (16) enthalten sind, vorzugsweise
in einem mobilen Endgerät, insbesondere in einem Mobiltelefon.
13. Zahnputznavigationssystem (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
gekennzeichnet durch
eine Haltevorrichtung (23) mit einem Saugnapf (24), zur Befestigung der optischen
Sensoreinrichtung (14) und/oder der Wiedergabeeinrichtung (15) an einer glatten Oberfläche.
14. Verfahren zur Zahnputznavigation, aufweisend zumindest die folgenden Verfahrensschritte:
- Erfassen der räumlichen Lage einer Zahnbürste (2) mittels einer von der Zahnbürste
(2) separaten optischen Sensoreinrichtung (14) unter Verwendung einer optischen Bürstendruckanzeige
eines an der Zahnbürste (2) angeordneten Druckindikators (8) als optischer Marker,
wobei als Druckindikator (8) ein passiver Druckindikator (8) verwendet wird, um den
Bürstenandruck auf rein chemische und/oder mechanische Weise optisch anzuzeigen; und
- Wiedergeben von Handlungsanweisungen und/oder Zustandsinformationen zum Zähneputzen
auf Grundlage der erfassten räumlichen Lage der Zahnbürste (2) für einen Benutzer
der Zahnbürste (2) mittels einer von der Zahnbürste (2) separaten und mit der optischen
Sensoreinrichtung (14) kommunikationsverbundenen Wiedergabeeinrichtung (15).
15. Computerprogramm, insbesondere Anwendungssoftware für ein mobiles Endgerät (16), umfassend
Steuerbefehle, die bei der Ausführung des Programms durch eine Steuereinrichtung (20)
diese veranlassen, das Verfahren gemäß Anspruch 14 auszuführen.